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„Bolivarische Zirkel“ – Versionsunterschied

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Die '''Bolivarischen Zirkel''' bilden eine politische und soziale Organisation in [[Venezuela]], die durch den Präsidenten [[Hugo Chávez]] initiiert wurde und etwa 2.3 Millionen Mitglieder zählt. Sie sind nach [[Simón Bolivar]] benannt, dem Unabhängigkeitskämpfer, auf den die Transformation des Großteils der [[Spanien|spanischen]] [[Kolonie]]n zu unabhängigen Staaten zurückgeht.
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Die '''Bolivarischen Zirkel''' (span. ''Círculos bolivarianos'') bildeten eine politische und soziale Organisation in [[Venezuela]], die im Jahre 2001 durch den Präsidenten [[Hugo Chávez]] initiiert wurden und etwa 2,3 Millionen Mitglieder zählten. Sie sind nach [[Simón Bolívar]] benannt, dem Unabhängigkeitskämpfer, auf den die Transformation des Großteils der [[Spanien|spanischen]] [[Kolonie]]n zu unabhängigen Staaten zurückgeht.
Die Zirkel sind Nachbarschaftsräte, welche die venezolanische Gesellschaft basisdemokratisch neuorganisieren und die [[Bolivarische Revolution]] vorantreiben sollen. Diese Räte waren ursprünglich stark von der Regierung Chávez' und deren Bürokratie abhängig, die anfangs KandidatInnen für die Räte bestimmten, unter denen man wählen konnte. Spontane, herausfordernde Akte, so wie das Verlassen der Räte, um eigene KandidatInnen zu wählen, haben ihnen Unabhängigkeit gegeben, und sie zu einer starken gesellschaftlichen Kraft gemacht, die mit jener der [[Sowjet]]s (russisch: Сове́т = Rat) im Vorrevolutionären Russland vergleichbar ist. Sie werden oft als revolutionärster Flügel der venezolanischen Gesellschaft betrachtet. Sie besetzen Fabriken und große Besitzungen und kämpfen gegen Bürokraten, die zum reformistischen Flügel gehören. Vielleicht in Anspielung auf diese Rolle, lautet einer ihrer Slogans "Revolution, mit oder ohne Chávez". Damit deuten sie auch an, dass ihr Bestreben, eine nach [[Sozialismus|sozialistische]], oder sogar [[Kommunismus|kommunistische]] Gesellschaft aufzubauen, nicht an irgendwelche charismatische Politiker gebunden sind.


Die Zirkel waren Nachbarschaftsräte, welche die venezolanische Gesellschaft basisdemokratisch neu organisieren und die [[Bolivarische Revolution]] vorantreiben sollten. Diese Räte waren anfangs stark von der Regierung Chávez’ und deren Bürokratie abhängig, welche Kandidaten für die Räte bestimmten, unter denen man wählen konnte. Spontane, herausfordernde Akte, so wie das Verlassen der Räte, um eigene Kandidaten zu wählen, hatten ihnen Unabhängigkeit gegeben, und sie zu einer starken gesellschaftlichen Kraft gemacht, die mit jener der [[Sowjet]]s (russisch: Сове́т = Rat) im vorrevolutionären Russland vergleichbar waren. Sie wurden oft als revolutionärster Flügel der venezolanischen Gesellschaft betrachtet. Sie besetzten Fabriken und große Besitzungen und kämpften gegen Bürokraten, die zum reformistischen Flügel gehörten. Vielleicht in Anspielung auf diese Rolle lautete einer ihrer Slogans: „Revolution, mit oder ohne Chávez“. Damit deuteten sie auch an, dass ihr Bestreben, eine [[Sozialismus|sozialistische]] oder sogar [[Kommunismus|kommunistische]] Gesellschaft aufzubauen, nicht an irgendwelche charismatische Politiker gebunden war.
In letzter Zeit hat Chávez diese Positionen, welche ursprünglich linker waren als seine eigenen, nicht mehr angegriffen und sogar einige Ideen, die aus den Zirkeln stammten, übernommen. So verstaatlichte er z.B. [[Venepal]], und äußerte, dass der [[Sozialismus]] der einzige Weg voran sei.


Chávez selber hatte diese Positionen, welche ursprünglich linker waren als seine eigenen, immer weniger angegriffen und sogar einige Ideen, die aus den Zirkeln stammten, übernommen. So verstaatlichte er z. B. die Papierfabrik [[Venepal]] ''(siehe Artikel [[Hugo Chávez]])'', und äußerte, dass der [[Sozialismus]] der einzige Weg voran sei.
Venezolaner, die sich gegen Chávez stellen, halten diese Zirkel für gefährliche Organisationen, die möglicherweise Terrorakte verüben könnten.

Venezolaner, die sich gegen Chávez stellten, sowie Analytiker hielten diese Zirkel für extreme und gefährliche Organisationen, die möglicherweise Terrorakte verüben könnten und machten sie für die wachsende politische Gewalt im Land verantwortlich.<ref>[http://news.bbc.co.uk/hi/spanish/latin_america/newsid_1938000/1938021.stm ¿Qué son los círculos bolivarianos?], BBC, 19. April 2002</ref> Auch Lina Ron, Gründerin der Chávez unterstützenden [[Unidad Popular Venezolana]] und selber Vorsteherin eines Zirkels sagte, die Zirkel seien bis auf die Zähne bewaffnet. Dagegen bestritt Chávez die Bewaffnung.<ref>[https://worldview.stratfor.com/situation-report/venezuela-armed-bolivarian-circles Venezuela: Armed Bolivarian Circles], stratfor, 29. April 2004</ref>

Ab Mai 2002 wurden die 80.000 Zirkel binnen Monaten zu 130.000, was allgemein als Bluff oder als Vorbereitung auf einen befürchteten weiteren Staatsstreich nach dem Putsch vom 11. April gesehen wurde.<ref>[http://www.analitica.com/opinion/opinion-nacional/venezuela-segundo-golpe-en-camino/ ''Venezuela: Segundo Golpe en camino?''], 17. Mai 2002, abgerufen am 21. September 2022.</ref>

Durch die Schaffung der [[Bolivarianische Missionen|Missiones]] und anderer Räte wurden die Zirkel weniger bedeutend. Im Mai 2017 verglich die venezolanische staatliche Nachrichtenagentur die Vorwürfe gegen die ''Colectivos'' im 2017 mit den damaligen Vorwürfen gegen die Zirkel.<ref>[http://www.avn.info.ve/contenido/c%C3%ADrculos-bolivarianos-colectivos De Círculos Bolivarianos a Colectivos], avn.info.ve, 1. Mai 2017 (spanisch)</ref>


''Siehe auch:'' [[Bolivarianische Revolution]]
''Siehe auch:'' [[Bolivarianische Revolution]]


==Weblinks==
== Weblinks ==
* [http://www.unhcr.org/refworld/country,,USCIS,,VEN,4562d94e2,3dec9b4b4,0.html Infos zur Gruppe] bei der [[UNHCR]]
*[http://www.zmag.de/artikel.php?id=762 Die Bolivarischen Zirkel] - von Tom Burke und Rodrigo Chavez (ZNET Deutschland)
* [http://circulosbolivarianossocialistas.bligoo.es/ Online-Publikation der Circulos bolivarianos]
* Kirk A. Hawkins und David R. Hansen, [http://www.yorku.ca/sbohn/pols4555/Notes/2010/Week%2013_Hawkins%20and%20Hansen.pdf Dependent civil society. The Círculos Bolivarianos in Venezuela]. In: ''Latin American Research Review'' 41/1, 2006, S. 102–132 (PDF; 504&nbsp;kB)


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie: Politik (Venezuela)]]
<references/>


[[Kategorie:Politik (Venezuela)]]
[[en:Bolivarian Circles]]
[[Kategorie:Simón Bolívar als Namensgeber]]
[[es:Círculos Bolivarianos]]

Aktuelle Version vom 20. September 2024, 16:51 Uhr

Die Bolivarischen Zirkel (span. Círculos bolivarianos) bildeten eine politische und soziale Organisation in Venezuela, die im Jahre 2001 durch den Präsidenten Hugo Chávez initiiert wurden und etwa 2,3 Millionen Mitglieder zählten. Sie sind nach Simón Bolívar benannt, dem Unabhängigkeitskämpfer, auf den die Transformation des Großteils der spanischen Kolonien zu unabhängigen Staaten zurückgeht.

Die Zirkel waren Nachbarschaftsräte, welche die venezolanische Gesellschaft basisdemokratisch neu organisieren und die Bolivarische Revolution vorantreiben sollten. Diese Räte waren anfangs stark von der Regierung Chávez’ und deren Bürokratie abhängig, welche Kandidaten für die Räte bestimmten, unter denen man wählen konnte. Spontane, herausfordernde Akte, so wie das Verlassen der Räte, um eigene Kandidaten zu wählen, hatten ihnen Unabhängigkeit gegeben, und sie zu einer starken gesellschaftlichen Kraft gemacht, die mit jener der Sowjets (russisch: Сове́т = Rat) im vorrevolutionären Russland vergleichbar waren. Sie wurden oft als revolutionärster Flügel der venezolanischen Gesellschaft betrachtet. Sie besetzten Fabriken und große Besitzungen und kämpften gegen Bürokraten, die zum reformistischen Flügel gehörten. Vielleicht in Anspielung auf diese Rolle lautete einer ihrer Slogans: „Revolution, mit oder ohne Chávez“. Damit deuteten sie auch an, dass ihr Bestreben, eine sozialistische oder sogar kommunistische Gesellschaft aufzubauen, nicht an irgendwelche charismatische Politiker gebunden war.

Chávez selber hatte diese Positionen, welche ursprünglich linker waren als seine eigenen, immer weniger angegriffen und sogar einige Ideen, die aus den Zirkeln stammten, übernommen. So verstaatlichte er z. B. die Papierfabrik Venepal (siehe Artikel Hugo Chávez), und äußerte, dass der Sozialismus der einzige Weg voran sei.

Venezolaner, die sich gegen Chávez stellten, sowie Analytiker hielten diese Zirkel für extreme und gefährliche Organisationen, die möglicherweise Terrorakte verüben könnten und machten sie für die wachsende politische Gewalt im Land verantwortlich.[1] Auch Lina Ron, Gründerin der Chávez unterstützenden Unidad Popular Venezolana und selber Vorsteherin eines Zirkels sagte, die Zirkel seien bis auf die Zähne bewaffnet. Dagegen bestritt Chávez die Bewaffnung.[2]

Ab Mai 2002 wurden die 80.000 Zirkel binnen Monaten zu 130.000, was allgemein als Bluff oder als Vorbereitung auf einen befürchteten weiteren Staatsstreich nach dem Putsch vom 11. April gesehen wurde.[3]

Durch die Schaffung der Missiones und anderer Räte wurden die Zirkel weniger bedeutend. Im Mai 2017 verglich die venezolanische staatliche Nachrichtenagentur die Vorwürfe gegen die Colectivos im 2017 mit den damaligen Vorwürfen gegen die Zirkel.[4]

Siehe auch: Bolivarianische Revolution

Einzelnachweise

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  1. ¿Qué son los círculos bolivarianos?, BBC, 19. April 2002
  2. Venezuela: Armed Bolivarian Circles, stratfor, 29. April 2004
  3. Venezuela: Segundo Golpe en camino?, 17. Mai 2002, abgerufen am 21. September 2022.
  4. De Círculos Bolivarianos a Colectivos, avn.info.ve, 1. Mai 2017 (spanisch)