Zum Inhalt springen

„Scheiden-Wollgras“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Revert Vandalismus
K Abschnittslink korr.
 
(235 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
{| class="taxobox"
{{Taxobox
! Scheiden Wollgras
| Taxon_Name = Scheiden-Wollgras
|-
| Taxon_WissName = Eriophorum vaginatum
| class="taxo-bild" | [[Bild:Eriophorum_vaginatum_Blüte1.jpg|thumb|280px|<small>Horst des Scheiden-Wollgrases (''Eriophorum vaginatum'') zur Blütezeit</small>]]
| Taxon_Rang = Art
|-
| Taxon_Autor = [[Carl von Linné|L.]]
! {{Taxonomy}}
| Taxon2_Name = Wollgräser
|-
| Taxon2_WissName = Eriophorum
|
| Taxon2_Rang = Gattung
{|
| Taxon3_Name = Sauergrasgewächse
|-
| Taxon3_WissName = Cyperaceae
| ''{{Divisio}}:'' || [[Bedecktsamer]] (Magnoliophyta)
| Taxon3_Rang = Familie
|-
| Taxon4_Name = Süßgrasartige
| ''{{Classis}}:'' || [[Einkeimblättrige]] (Liliopsida)
| Taxon4_WissName = Poales
|-
| Taxon4_Rang = Ordnung
| ''{{Subclassis}}:'' || [[Commelinaähnliche]] (Commelinidae)
| Taxon5_Name = Commeliniden
|-
| Taxon5_Rang = ohne
| ''{{Ordo}}:'' || [[Süßgrasartige]] (Poales)
| Taxon6_Name = Monokotyledonen
|-
| Taxon6_Rang = ohne
| ''{{Familia}}:'' || [[Sauergräser]] (Cyperaceae)
| Bild = Eriophorum vaginatum LC0042.jpg
|-
| ''{{Genus}}:'' || [[Wollgräser]] (Eriophorum)
| Bildbeschreibung = Scheiden-Wollgras (''Eriophorum vaginatum'').
}}
|-
| ''{{species}}:'' || Scheiden-Wollgras
|-
|}
|-
! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]]
|-
| class="taxo-name" | ''Eriophorum vaginatum''
|-
| class="Person" | [[Linné|L.]]
|-
|}


Das '''Scheiden-Wollgras''' (''Eriophorum vaginatum'') gehört zur Familie der [[Sauergräser]] (Cyperaceae). Weitere gebräuchliche Namen sind '''Moor-Wollgras''', '''Scheidiges Wollgras''' oder '''Schneiden-Wollgras'''. Das Scheiden-Wollgras ist eine Charakterpflanze der [[Hochmoor]]e. Mit seinen faserig zerfallenden [[Blattscheide]]n trägt das Wollgras wesentlich zur [[Torf#Entstehung|Torfbildung]] bei. Die langen Blütenhüllfäden der Früchte bilden den charakteristischen weißen Wollschopf der [[Wollgräser]].
Das '''Scheiden-Wollgras''' (''Eriophorum vaginatum'') gehört zur Familie der [[Sauergrasgewächse]] (Cyperaceae). Weitere gebräuchliche Namen sind '''Moor-Wollgras''', '''Scheidiges Wollgras''' oder '''Schneiden-Wollgras'''. Diese Pflanzenart ist eine Charakterpflanze der [[Hochmoor]]e. Mit seinen faserig zerfallenden Blättern trägt das Wollgras wesentlich zur [[Torf#Entstehung|Torfbildung]] bei. In Hochmoor-Renaturierungen nach industriellem Torfabbau übernimmt es eine wichtige Funktion als Erstbesiedler der vegetationslosen Torfflächen. Die langen Blütenhüllfäden der Früchte bilden den bezeichnenden weißen Wollschopf der [[Wollgräser]] (''Eriophorum'').


==Merkmale==
== Beschreibung ==
[[Bild:Eriophorum_vaginatum_Blattscheiden1.jpg|thumb|left|120px|<small>Aufgeblasene Blattscheiden des Scheiden-Wollgrases</small>]]
[[Datei:Eriophorum vaginatum Blattscheiden2.jpg|mini|links|hochkant=0.6|Aufgeblasene Blattscheide des Scheiden-Wollgrases als namengebendes Merkmal]]
[[Bild:Eriophorum_vaginatum_Blüte2.jpg|thumb|right|120px|<small>Blüten des Scheiden-Wollgrases (''Eriophorum vaginatum'')</small>]]
[[Datei:Eriophorum vaginatum inflorescence kz.jpg|mini|links|hochkant=0.6|Blütenstand des Scheiden-Wollgrases]]
[[Datei:Eriophorum vaginatum, Japan.JPG|mini|Blütenstände mit den leicht aufgeblasenen Blattscheiden]]
Die [[mehrjährig]]en, [[Hemikryptophyt|hemikryptophytischen]] Pflanzen entwickeln – anders als beispielsweise das [[Scheuchzers Wollgras]] (''Eriophorum scheuchzeri'') – keine [[Ausläufer]], sondern wachsen in lockeren bis dichten, triebreichen [[Wuchsformen von Gräsern|Horsten]], die ihrerseits dichte Rasen bilden können. Sie werden bis zu 60 Zentimeter hoch. Die Stängel sind aufrecht, im Querschnitt rund und beblättert, oben glatt, graugrün und stumpf dreikantig. Der Triebgrund ist mit langen, rosabräunlichen Niederblättern umgeben, die sich faserig auflösen. Die Blattscheiden der Stängelblätter sind aufgeblasen; daher rührt auch der Name. Die [[Blatt (Pflanze)#Blattspreite, „Blattnervatur“|Blattspreite]]n sind borstenförmig, etwa einen Millimeter breit und im Querschnitt rinnig-dreikantig. Sie sind ebenfalls graugrün, an den Rändern rau. Sie können bis zu einem Meter lang werden und hängen dann bogig über.
[[Datei:Wollgras Dosenmoor cropped.jpg|mini|links|hochkant=0.6|Fruchtstand des Scheiden-Wollgrases]]
Die [[Hüllblatt|Hüllblätter]] des [[Blütenstand]]es sind spelzenähnlich, aber größer. Der Blütenstand besteht aus einem einzigen, endständigen, aufrechten [[Ährchen]]. Die Ährchen sind verkehrt eiförmig oder länglich, zur Blütezeit erreichen sie etwa drei Zentimeter Länge. Sie sind bis zu hundertblütig. Jede zwittrige Blüte verfügt über je drei [[Antheren|Staubfäden]] und [[Narbe (Botanik)|Narben]]. Ihre silbergrauen [[Spelzen]] sind lanzettlich, lang zugespitzt, einnervig, etwa zehn Millimeter lang und haben einen Hautrand.
Die Hüllfäden der Blütenhülle ([[Perianth]]) sind zahlreich. Sie verlängern sich nach der Blüte und erreichen bis zu zweieinhalb Zentimeter. Sie fallen später mit den Früchten ab. Sie bilden den für Wollgräser kennzeichnenden weißen Wollschopf. Ihre langen Blütenhüllfäden verbleiben nach der Reife an der Basis der [[Karyopse|Nussfrucht]] und bilden einen Flug- und Schwimmapparat zur besseren Verbreitung der Samen in der Luft und im Wasser. Die Frucht ist scharf dreikantig, mit kurzer Spitze, zwei bis drei Millimeter lang und dunkel rotbraun bis fast schwarz. Das Scheiden-Wollgras blüht von März bis Mai. Selten gibt es eine zweite Blüte in den Monaten Juli bis September.


=== Vegetative Merkmale ===
==Standort und Verbreitung==
Die [[Ausdauernde Pflanze|ausdauernde]] [[krautige Pflanze]] erreicht Wuchshöhen von 10 bis zu 60 Zentimetern.<ref name="FNA" /> Dieser [[Hemikryptophyt]] bildet keine [[Stolonen|Ausläufer]] – anders als beispielsweise [[Scheuchzers Wollgras]] (''Eriophorum scheuchzeri'') –, sondern wächst in lockeren bis dichten [[Horst (Botanik)|Horsten]], die ihrerseits dichte Rasen bilden können. Die aufrechten [[Stängel]] sind bis 1,5 Millimeter dick, haben einen runden Querschnitt und sind beblättert; oben sind sie glatt, graugrün und stumpf dreikantig.<ref name="Schultze-Motel1980" /> Der Stängelgrund ist mit langen, rosabräunlichen [[Niederblatt|Niederblättern]] umgeben, die sich faserig auflösen. Die [[Blattscheide]]n der Stängelblätter sind aufgeblasen; daher rührt auch der Name. Die [[Blatt (Pflanze)#Blattspreite|Blattspreiten]] sind borstenförmig, bis 1 Millimeter breit<ref name="FNA" /> und im Querschnitt rinnig-dreikantig. Sie sind ebenfalls graugrün und an den Rändern rau. Sie können bis zu 1 Meter lang werden. Sie hängen dann bogig über.
[[Bild:Eriophorum vaginatum Fruchtstand.jpg|thumb|220px|<small>Fruchtstand („Wollschopf“) des Scheiden-Wollgrases</small>]]
Das Scheiden-Wollgras wächst auf nährstoffarmen ([[Trophie#Trophie (Ökologie)|oligo- bis mesotrophen]]), [[Base (Chemie)|basenarmen]], sauren [[Moorboden|Moorböden]] überwiegend in Hoch- und stellenweise auch in Sauer-[[Zwischenmoor]]en sowie in Kiefern- und Birkenmoorwäldern (oft entwässerter Standorte).


=== Generative Merkmale ===
Das Scheiden-Wollgras ist in fast ganz [[Europa]], [[Asien]] und [[Nordamerika]] in warmgemäßigten bis arktischen Klimazonen vom Tiefland bis in Höhenlagen bis etwa 1980 Metern beheimatet ([[Höhenstufen (Ökologie)|planar-collin bis subalpin]]). Sein Areal deckt sich weitgehend mit der Verbreitung der torfmoosreichen [[Regenmoor#Regenmoorformen und Verbreitung|Regenmoorgebiete]] der [[Nordhalbkugel]]. Im Hauptverbreitungsgebiet der Hochmoore in Deutschland ([[Nordwestdeutschland]] und [[Alpenvorland]]) ist das Scheiden-Wollgras weit verbreitet und ist insbesondere in Renaturierungsgebieten - neben dem [[Schmalblättriges Wollgras|Schmalblättrigen Wollgras]] - eine oft bestandsbildende Art.
Die [[Hüllblatt|Hüllblätter]] des [[Blütenstand]]es sind spelzenähnlich, aber größer. Der Blütenstand besteht aus einem einzigen, endständigen, aufrechten [[Ährchen]]. Die verkehrt-eiförmigen oder länglichen Ährchen erreichen zur Blütezeit 1 bis 2 Zentimeter, zur Fruchtzeit bis zu 5 Zentimeter Länge<ref name="FNA" /> und enthalten bis zu 100 Blüten. Jede zwittrige [[Blüte]] verfügt über je drei Staubfäden ([[Antheren]]) und 3 [[Narbe (Botanik)|Narben]]. Ihre silbergrauen [[Spelzen]] sind lanzettlich, lang zugespitzt, einnervig, 5 bis 10 Millimeter lang<ref name="FNA" /> und haben einen Hautrand.


[[Datei:FruchtEvag.jpg|mini|Frucht mit Blütenhüllfäden, rechts unten Karyopse, rechts oben Spelze]]
==Vergesellschaftung==
Die Hüllfäden der Blütenhülle ([[Perianth]]) sind zahlreich. Sie verlängern sich nach der Blütezeit bis zu 2,5 Zentimeter.<ref name="Schultze-Motel1980" /> Sie fallen später mit den Früchten ab. Sie bilden den für Wollgräser kennzeichnenden weißen Wollschopf. Ihre langen Blütenhüllfäden verbleiben nach der Reife an der Basis der [[Karyopse]] (eine Sonderform der Nussfrucht) und bilden einen Flug- und Schwimmapparat zur besseren Verbreitung der Samen in der Luft und im Wasser. Die Antheren sind 2,5 bis 3 Millimeter lang.<ref name="Schultze-Motel1980" /> Die Karyopse ist scharf dreikantig, mit kurzer Spitze, 1,9 bis 3,5 Millimeter lang und dunkel rotbraun bis fast schwarz. Das Scheiden-Wollgras blüht von März bis Mai. Selten gibt es eine zweite Blütezeit in den Monaten Juli bis September.<ref name="Steinbach" />
[[Bild:Moorbirkenwald Emsland.jpg|220px|thumb|<small>Moorbirkenwald auf entwässertem Hochmoor. In der [[Stratifikation (Ökologie)|Krautschicht]] mit Scheiden-Wollgras, Torfmoosen und [[Blaues Pfeifengras|Pfeifengras]] (''Molinia cearulea'').</small>]]
Das Scheiden-Wollgras ist die [[Charakterart|Kennart]] der [[Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer|Klasse]] der Hochmoorbulten-Gesellschaften (Oxycocco-Sphagnetea). Dort wächst es gemeinsam mit der [[Gewöhnliche Moosbeere|Gewöhnlichen Moosbeere]] (''Vaccinium oxycoccos''), [[Rosmarinheide]] (''Andromeda polifolia'') und [[Torfmoos]]en wie ''Sphagnum magellanicum'', ''Sphagnum fuscum'' und ''Sphagnum rubellum'' meist auf den erhöhten Bulten der zentralen Hochmoorflächen. Es bildet außerdem besonders in Regenerationstadien von Hochmooren oder in wiedervernässten Hochmoor-[[Renaturierung]]en artenarme ''Eriophorum vaginatum''-Dominanzgesellschaften.


Die [[Chromosom]]enzahl beträgt 2n = 58 oder 60.<ref name="FNA" />
==Ökologie==
Das Scheiden-Wollgras ist windblütig ([[Anemophilie]]). Die Verfrachtung der Samen erfolgt durch Wasser und Wind ([[Anemohydrochorie]]). Es ist eine Halblichtpflanze, das heißt, es wächst bei voller Besonnung, erträgt aber auch in Grenzen eine Beschattung. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf durchnässten, luftarmen, sauren bis sehr sauren Böden. Es überwintert mit grünen Blättern, welche aber im Frühjahr erneuert werden. Charakteristisch für das Scheiden-Wollgras – und auch vielen anderen Hochmoorpflanzen – ist ein effektiver interner [[Nährstoffkreislauf]]. Dabei werden die für den Aufbau der oberirdischen Pflanzenteile benötigten Nährstoffe schon während der Samenbildung in die Sprossbasis zurückverlagert. In der folgenden [[Vegetationsperiode]] kann dieser Vorrat ohne Verluste mobilisiert werden. Ferner verhindert eine intensive Durchwurzelung der oberen Bodenschichten sowie die sehr eng stehenden Triebe eine Ausschwemmung der aus abgestorbenen Pflanzenteilen stammenden Nährstoffe.
[[Bild:Horst von Scheiden-Wollgras.png|thumb|220px|<small>Aufbau eines Scheiden-Wollgras-Horstes.</small>]]
Bei guter Wasserversorgung des Standortes wird das Scheiden-Wollgras von den dann üppig wachsenden Torfmoosen oder bei steigendem Wasserspiegel (meist in Renaturierungen) gezwungen, immer weiter nach oben zu wachsen, da es sonst überwuchert oder überschwemmt werden würde. Seine Grundachse verlängert sich dann ausläuferartig aufwärts. Es bildet sich so zusammen mit den bogig überhängenden Blattspreiten ein charakteristischer „mützenförmiger“ [[Habitus (Biologie)|Habitus]].


== Verbreitung und Standort ==
Die Pflanze ist ein starker Torfbildner, denn die dicken Blattscheiden zerfallen nach dem Absterben in viele Faserbüschel. Diese werden bei der in Hochmooren gehemmten Zersetzung der organischen Substanzen nicht abgebaut und bleiben als sichbare Reste erhalten. Sie ist damit maßgeblich am Aufbau von Hochmooren und an der Bildung des sogenannten [[Torf#Torfarten|Fasertorf]]es beteiligt. In jüngerem Torf macht der Anteil an ''Eriophorum vaginatum'' etwa fünf Prozent aus, in älteren Torfen deutlich mehr<ref>A. Petersen: ''Die Sauergräser.'' Akademie-Verlag, Berlin 1989. ISBN 3055002571</ref>.
[[Datei:Eriophorum vaginatum Blüte1.jpg|mini|Horst des Scheiden-Wollgrases (''Eriophorum vaginatum'') zur Blütezeit]]
[[Datei:Eriophorum vaginatum Kiritappu wetland01.jpg|mini|Bestand des Scheiden-Wollgrases in Japan]]
Es ist in fast ganz [[Europa]], [[Asien]] und [[Nordamerika]] in warmgemäßigten bis arktischen [[Klimazone]]n vom Tiefland bis in Höhenlagen bis etwa 2000 Metern Meereshöhe beheimatet ([[Höhenstufe (Ökologie)|planar-kollin bis subalpin]]). In den Allgäuer Alpen steigt es am Koblat am [[Nebelhorn]] bis zu 2010 Metern Meereshöhe auf.<ref name="Dörr und Lippert" /> Am Cancianopass im [[Puschlav]] erreicht es 2510 Meter, in Tirol und im [[Kanton Wallis]] 2700 Meter.<ref name="Schultze-Motel1980" />


Sein [[Verbreitungsgebiet|Areal]] deckt sich weitgehend mit der Verbreitung der torfmoosreichen [[Hochmoor#Verbreitung|Regenmoorgebiete]] der [[Nordhalbkugel]]. In Europa kommt es in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Portugal, Island, Belarus, Moldau, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien und im europäischen Teil der Türkei.<ref name="Euro+Med" />
Das Scheiden-Wollgras spielt in in arktischen [[Tundra|Tundrengebieten]] besonders in [[Alaska]] aufgrund seines frühen Austriebes sowie seiner hohen Regenerationsfähigkeit eine entscheidende Rolle als Futter für [[Megaherbivoren|Großherbivoren]] wie das [[Karibou]], sowie für [[Lemming]]e, [[Ziesel]] und [[Gänse]].<ref>S. Archer, L.L. Tieszen: ''Effects of simulated grazing on foliage and root production and biomass allocation in arctic tundra sedge (Eriophorum vaginatum).'' Oecologia 58: 92-102, Berlin, 1983.</ref>


Im Hauptverbreitungsgebiet der „klassischen“ aufgewölbten Hochmoore in Deutschland, in [[Nordwestdeutschland]], in [[Mittelgebirge|Mittelgebirgslagen]] und im [[Alpenvorland]], ist das Scheiden-Wollgras weit verbreitet und ist insbesondere in Renaturierungsgebieten – neben dem [[Schmalblättriges Wollgras|Schmalblättrigen Wollgras]] (''Eriophorum angustifolium'') – eine oft bestandsbildende Art. Es ist in der gesamten [[Schweiz]] verbreitet, in [[Österreich]] kommt es dagegen zerstreut bis selten vor.
Für eine Reihe von [[Tagfalter]]arten wie beispielsweise das [[Moor-Wiesenvögelchen]] (''Coenonympha tullia'') scheint eine
starke Bindung an Vorkommen von Wollgrasarten, vor allem an Scheiden-Wollgras, zu bestehen. Viele Autoren vor allem in der älteren Literatur geben das Wollgras auch als Raupen-Nahrungspflanze an.<ref>[http://scholar.google.at/scholar?hl=de&lr=lang_de&q=cache:SADN1a85cfIJ:www.pronatura.ch/content/presse/DE/Fachtagung_Schmetterlinge/dusej_d.pdf+eriophorum Bedrohte Arten der Feuchtgebiete und ihre Ansprüche (aufgerufen am 16.07.06)]</ref> Es ist außerdem eine wichtige Nahrungspflanze für das europaweit am stärksten gefährdete [[Verschollenes Wiesenvögelchen|Verschollene Wiesenvögelchen]] (''Coenonympha oedippus'')<ref>H. J. Weidemann: ''Tagfalter - beobachten, bestimmen''. Naturbuch-Verlag, Augsburg 1995. ISBN 3-89440-115-X</ref>.


Das Scheiden-Wollgras wächst auf nährstoffarmen ([[Trophie#Trophie (Ökologie 1): Trophiestufen|oligo- bis mesotrophen]]), [[Basensättigung|basen-]] und kalkarmen, sauren [[Moorboden|Moorböden]] überwiegend in Regen- und stellenweise auch in Sauer-[[Zwischenmoor]]en, in Kiefern- und [[Bruchwälder|Birkenbruchwäldern]] sowie in sekundären birkenreichen „Moorwäldern“ entwässerter Standorte.
Für etliche weitere [[phytophag]]e Insekten spielt das Scheiden-Wollgras eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel saugen einige [[Zikaden]]arten ausschließlich ([[monophag]]) an ''Eriophorum vaginatum''. Dies sind beispielsweise die in Deutschland gefährdete und ausschließlich in Hochmooren beheimatete (tyrphobionte) [[Moorkäferzikade]] (''Ommatidiotus dissimilis''), die [[Hochmoorzirpe]] (''Sorhoanus xanthoneurus'') sowie die [[Hochmoor-Spornzikade]] (''Nothodelphax distinctus'') <ref>E. Freese, R. Biedermann: ''[http://www.zikaplan.de/bz8_freese_biedermann.pdf Typhobionte und tyrphophile Zikaden (Hemiptera, Auchenorrhyncha) in den Hochmoor-Resten der Weser-Ems-Region (Deutschland, Niedersachsen).]'' in: ''Beiträge zur Zikadenkunde.'' Halle 8.2005, 5-28. {{ISSN|1434-2065}}</ref>.


Die ökologischen [[Zeigerwerte]] nach [[Elias Landolt (Botaniker)|Landolt]] [[et al.]] 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).<ref name="InfoFlora" />
==Gefährdung und Schutz==
Das Scheiden-Wollgras ist gesetzlich nicht gesondert geschützt. Es gilt innerhalb Deutschlands aber in elf Bundesländern aufgrund des Rückganges und Beeinträchtigung ihrer Lebensräume als gefährdete Art.<ref>[http://www.floraweb.de/datenservice/datenservice.html?datenservice/datenservicetext.html Flora Web (aufgerufen am 15.07.06)]</ref> In Österreich gilt das Scheiden-Wollgras bundesweit als nicht gefährdet. In der Böhmischen Masse, im nördlichen und im südöstlichen Alpenvorland ist es regional gefährdet, im Burgenland sogar ausgestorben. Daher steht es in einigen Bundesländern unter teilweisem Naturschutz.<ref>Manfred A. Fischer (Red.): ''Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol''. Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5; und Harald Niklfeld: ''Rote Liste gefährdeter Pflanzen Österreichs''. 2. Auflage, Grüne Reihe des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie 1999, ISBN 3-85333-028-2</ref> In der Schweiz gilt es ebenfalls als bundesweit nicht gefährdet (''Least Concerned''). Verschiedene Gefährdungsstufen werden jedoch für das Mittelland (''Vulnerable''), die Westalpen, Bergell und Puschlav in den Südalpen (''Near Threatened'') angegeben.<ref>nach [http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_pflanzentiere/rl/rote_liste_pflanzen/index.html Bundesamt für Umwelt], Rote Liste download von [http://www.crsf.ch/deu/download/download.htm]: RL_20021008_compact.xls, abgerufen am 17. Juli 2006.</ref>


=== Vergesellschaftung ===
Durch die [[Kultivierung]] der Moore, [[Torf]]abbau sowie durch [[Eutrophierung]] der Standorte ist die Art stark zurückgegangen und ihr potenzielles Verbreitungsgebiet stark eingeschränkt worden. Sie hält sich aber in birkenreichen Degradationsstadien von Hochmooren und gilt in [[Wiedervernässung|wiedervernässten]] und geschützten Hochmoorresten und -renaturierungen als langfristig gesichert.<ref>K. Kaplan: ''Farn- und Blütenpflanzen nährstoffarmer Feuchtbiotope.'' Metelner Schriftenreihe für Naturschutz. H. 3. Metelen 1992. {{ISSN|0936-7357}}.</ref>
Das Scheiden-Wollgras ist die [[Charakterart|Kennart]] der [[Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer|Klasse]] der Hochmoorbulten-Gesellschaften (Oxycocco-Sphagnetea). Dort wächst es gemeinsam mit der [[Gewöhnliche Moosbeere|Gewöhnlichen Moosbeere]] (''Vaccinium oxycoccos''), [[Rosmarinheide]] (''Andromeda polifolia'') und [[Torfmoos]]en wie dem [[Magellans Torfmoos]] (''Sphagnum magellanicum''), dem [[Braunes Torfmoos|Braunen Torfmoos]] (''Sphagnum fuscum'') und dem [[Rötliches Torfmoos|Rötlichen Torfmoos]] (''Sphagnum rubellum'') meist auf den erhöhten Torfmooskuppen (Bulte) innerhalb der [[Bult-Schlenken-Komplex]]e der zentralen Hochmoorflächen.<ref name="Oberdorfer 1998" /> Es bildet außerdem besonders in Regenerationsstadien von Hochmooren ([[Hochmoor#(Echte) Hochmoore|Plateauregenmoore]]) oder in wiedervernässten Hochmoor-[[Renaturierung]]en artenarme ''Eriophorum-vaginatum''-Dominanzgesellschaften (siehe unten).


== Ökologie ==
===Bedeutung bei Hochmoor-Renaturierungen===
[[Datei:Moorbirkenwald Emsland.jpg|mini|Moorbirkenwald auf entwässertem Hochmoor; in der [[Stratifikation (Ökologie)|Krautschicht]] mit Scheiden-Wollgras, Torfmoosen und [[Blaues Pfeifengras|Pfeifengras]] (''Molinia cearulea'')]]
[[Bild:Eriophorum_vaginatum_Standort.jpg|thumb|220px|<small>Scheiden-Wollgras-Bestand in einem Hochmoor-Renaturierungsgebiet</small>]]
[[Datei:OmmadissW.jpg|mini|hochkant=0.6|links|Die [[Moorkäferzikade]] ernährt sich vom Scheiden-Wollgras.]]
Die nackten Torfflächen nach industriellem Abbau des Hochmoortorfes würden sich ohne Steuerung der Vegetationsentwicklung in kurzer Zeit zu nahezu geschlossenen [[Blaues Pfeifengras|Pfeifengras]]-Hochgrasbeständen entwickeln. Dieses Gras ist besonders wuchs- und konkurrenzkräftig und gilt als eines der größten Probleme bei Hochmoor-Renaturierungen. In natürlichen, wachsenden Hochmooren fehlt diese Art weitgehend. Sie wächst allenfalls an nährstoffreicheren Standorten an [[Moorauge|Kolk]]rändern und im [[Regenmoor#Plateauregenmoore|Randgehänge]]. Ihre Ausbreitung würde eine Entwicklung im Sinne einer naturnahen Hochmoorvegetation langfristig verhindern. Um einer Massenausbreitung des Pfeifengrases entgegenzusteuern, wurden auf Regenerationsflächen im [[Naturschutzgebiet]] „[[Leegmoor]]“ ([[Emsland]]) in den Jahren 1983 bis 1984 im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsprojektes (E+E-Vorhaben) Aussaat- und Bepflanzungsversuche konkurrierender hochmoortypischer Pflanzenarten unter anderem von ''Eriophorum vaginatum'' als „echte“ Hochmoorart durchgeführt. Im Leegmoor lagen sehr ungünstige Ausgangsbedingungen für eine Renaturierung vor (Schwarztorfabbau z.&nbsp;T. bis auf den mineralischen Untergrund). Die Experimente zeigten, dass das Scheiden-Wollgras besonders in der Anfangsphase der Renaturierung von Schwarztorfabbauflächen eine wichtige Pflanze zur ersten Begrünung von industriell abgebauten Hochmooren darstellt. Einerseits stellt das Scheiden-Wollgras offenbar einen durchsetzungsfähigen Konkurrenten zum Pfeifengras mit hoher Ausbreitungsfähigkeit dar, andererseits spielt es für die erneute Ansiedlung von Torfmoosen in den völlig ausgeräumten Arealen eine entscheidende Rolle, denn diese können sich nur in geschützten vegetationsreichen Bereichen in den Lücken zwischen den Pflanzen ansiedeln.<ref>K. J. Nick, J. Blankenburg, R. Eggelsmann, H. E. Weber, D. Mossakowski, R. Beinhauer, J. Lienemann: ''Beiträge zur Wiedervernässung abgebauter Schwarztorfflächen.'' Naturschutz und Landschaftspfege Niedersachsen. Bd 29. Hannover 1993, 1-127. ISBN 3-922321-66-6</ref>
[[Datei:Horst von Scheiden-Wollgras.png|mini|Aufbau eines Scheiden-Wollgras-Horstes]]
[[Bild:Wollgras_mit_Torfmoos.jpg|thumb|220px|<small>Scheiden-Wollgras im [[Leegmoor]] mit zwischen den Grasbulten wachsenden Torfmoosen</small>]]
[[Datei:JungerWollgrasHorst.jpg|mini|Scheiden-Wollgras in einer Torfmoosdecke. Die Torfmoose wachsen bereits in den Horst hinein.]]
Inzwischen hat sich das Scheiden-Wollgras trotz ungünstiger Renaturierungsbedingungen auf fast der gesamten Fläche etabliert und sogar auf einem erheblichen Teil der Fläche die Ansiedlung von Pfeifengras verhindert. Das Wollgras setzt sich zunehmend durch und bildet eine Ersatzgesellschaft, die eine ähnlich hohe Intoleranz gegenüber anderen Pflanzenarten aufweist wie das Pfeifengras. In vielen Renaturierungsflächen Nordwestdeutschlands mit meist besseren Ausgangsbedingungen (Weißtorfabbau, mindestens 50 Zentimeter Resttorfauflage, Lagerung der [[Bunkerde]] etc.) als im Leegmoor, haben sich unterdessen ebenfalls vielfach aspektbestimmende Bestände des Scheiden-Wollgrases entwickelt. Möglicherweise ist dieses darauf zurückzuführen, dass das Scheiden-Wollgras ähnlich wie das Blaue Pfeifengras schwankende Wasserstände vorzieht. In wiedervernässten Torfabbauflächen ist dies immer der Fall, solange noch kein funktionsfähiger Torfbildungshorizont ([[Regenmoor#Entstehung und Aufbau|Akrotelm]]) vorliegt. Außerdem verbessert der hohe Zersetzungsgrad der Resttorfe die Wuchsbedingungen. Die Pflanzen stehen zum Teil so dicht, dass kaum andere Pflanzen, vor allem Torfmoose, Fuß fassen können. Beobachtungen zeigen aber, dass sich Torfmoose, hier ''Sphagnum cuspidatum'', bei ansteigendem Moorwasserspiegel ausgehend von Lücken zwischen den Wollgrasbulten sogar die Köpfe der Grasbulte besiedelt. Bei Pfeifengras scheint dieses nicht zu gelingen, da diese möglicherweise zu hoch sind. Carparie (1972) konnte zudem zeigen, dass bei steigendem Moorwasserspiegel das Torfmoos sogar in der Lage ist, das Scheiden-Wollgras zu verdrängen.<ref>K. J. Nick, F.-J. Löpmeier, H. Schiff, J. Blankenburg, H. Gebhardt, C. Knapke, H. E. Weber, H. Främbs, D. Mossakowski: ''Moorregeneration im Leegmoor/Emsland nach Schwarztorfabbau und Wiedervernässung.'' Angewandte Landschaftsökologie. Bd 38. Bonn-Bad Godesberg 2001,1-204. ISBN 3-7843-3713-9</ref>
Das Scheiden-Wollgras ist windblütig ([[Anemophilie]]). Die Verfrachtung der Samen erfolgt durch Wasser und Wind ([[Anemohydrochorie]]). Es ist eine Halblichtpflanze, das heißt, es wächst bei voller Besonnung, erträgt aber auch in Grenzen eine Beschattung. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf durchnässten, luftarmen, sauren bis sehr sauren Böden. Es überwintert mit grünen Blättern, die aber im Frühjahr erneuert werden.<ref name="Zeigerwerte" />


Charakteristisch für das Scheiden-Wollgras – und auch vielen anderen [[Hochmoorpflanzen]] – ist ein effektiver interner [[Nährstoffkreislauf]]. Dabei werden die für den Aufbau der oberirdischen Pflanzenteile benötigten Nährstoffe schon während der Samenbildung in die Sprossbasis zurückverlagert. In der folgenden [[Vegetationsperiode]] kann dieser Vorrat ohne Verluste mobilisiert werden. Ferner verhindert eine intensive Durchwurzelung der oberen Bodenschichten sowie die sehr eng stehenden Triebe eine Ausschwemmung der aus abgestorbenen Pflanzenteilen stammenden Nährstoffe.<ref name="Hutter et al 1997" />
Weitere Beobachtungen zur [[Sukzession]] der Scheiden-Wollgras-Bestände in Hochmoor-Renaturierungen gibt es nicht. Dieses liegt darin begründet, dass solche Renaturierungen maximal ein Alter bis zu etwa 25 Jahren aufweisen, denn erst seit etwa Anfang der 1980er Jahre fand der Hochmoorschutz in Verbindung mit der Verpflichtung zur Regeneration von industriell abgetorften Flächen eine Grundlage in den verschiedenen Naturschutzgesetzen und -programmen (z.&nbsp;B. [[Niedersächsisches Moorschutzprogramm]]).
Das Leegmoor gehört zu den ältesten wissenschaftlich begleiteten Hochmoor-Renaturierungen in Europa.


Bei guter Wasserversorgung des Standortes werden die [[Grasbulte]] von den dann üppig wachsenden Torfmoosen oder bei steigendem Wasserspiegel (meist in Renaturierungen) gezwungen, immer weiter nach oben zu wachsen, da es sonst überwuchert oder überschwemmt werden würde. Die Grundachsen der Triebe verlängern sich dann ausläuferartig aufwärts. Es bildet sich so zusammen mit den bogig überhängenden Blattspreiten ein charakteristischer „mützenförmiger“ [[Habitus (Biologie)|Habitus]].<ref name="Joosten-Succow" />
==Nutzung==
In der Volksmedizin wurde die „Wolle“ der Fruchthaare früher als Wundwatte verwendet. Ferner dienten die Wollschöpfe zum Füllen von Kissen. Sie wurden außerdem zu Lampendochten gedreht.<ref>[http://www.grundschule-friedrichsfehn.de/start/moorlehrpfad/pflanzen/scheidiges_wollgras.html Virtueller Moorlehrpfad der Grundschule Friedrichsfehn, (abgerufen am 16.07.06)]</ref>


Die Pflanze ist ein starker Torfbildner, denn die dicken Blattspreiten zerfallen nach dem Absterben in viele Faserbüschel ([[Verholzung]] durch [[Lignin]]-Einlagerungen). Diese werden bei der in Hochmooren gehemmten Zersetzung der organischen Substanzen nicht abgebaut und bleiben als sichtbare Reste erhalten. Sie ist damit maßgeblich am Aufbau von Hochmooren und an der Bildung des sogenannten [[Torf#Torfarten|Fasertorfes]] beteiligt. In jüngerem Torf macht der Anteil an ''Eriophorum vaginatum'' etwa fünf Prozent aus, in älteren Torfen deutlich mehr.<ref name="Petersen 1989" />
Im Gartenbau wird neben anderen Wollgrasarten das Scheiden-Wollgras in sogenannten Moorbeeten eingesetzt.


Das Scheiden-Wollgras spielt in arktischen [[Tundra|Tundrengebieten]] besonders in [[Alaska]] aufgrund seines frühen Austriebes sowie seiner hohen Regenerationsfähigkeit eine entscheidende Rolle als Futter für [[Megaherbivoren|Großherbivoren]] wie das [[Ren]] sowie für [[Lemmini|Lemminge]], [[Ziesel]] und [[Gänse]].<ref name="Archer-Tieszen 1983" />
==Referenzen==


Für eine Reihe von [[Tagfalter]]arten wie beispielsweise das [[Großes Wiesenvögelchen|Große Wiesenvögelchen]] (''Coenonympha tullia'') scheint eine starke Bindung an Vorkommen von Wollgrasarten, vor allem an Scheiden-Wollgras, zu bestehen. Viele Autoren besonders in der älteren Literatur geben es auch als Raupen-Nahrungspflanze an.<ref name="Pronatura" />
===Literatur===
Es ist außerdem eine wichtige Nahrungspflanze für den europaweit am stärksten gefährdeten Tagfalter, das [[Stromtal-Wiesenvögelchen]] (''Coenonympha oedippus'').<ref name="Weidemann 1995" />
* W. A. Casparie'': Bog development in southeastern Drenthe (The Netherlands).'' in: ''Vegetatio.'' Kluwer Acad. Publ., Den Haag 25.1972, 1-272.
* J. Grau, B. P. Kremer, B. M. Möseler, G. Rambold, D. Triebel: ''Gräser.'' Mosaik-Verlag, München 1996. ISBN 3-576-10702-9
* H. Joosten, M. Succow: ''Landschaftsökologische Moorkunde.'' E. Schweizerbart´sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2001. ISBN 3-510-65198-7
* E. Oberdorfer: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora.'' Ulmer, Stuttgart 1994. ISBN 3-8252-1828-7


Für etliche weitere [[phytophag]]e Insekten spielt das Scheiden-Wollgras eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel saugen einige [[Zikaden]]arten ausschließlich ([[monophag]]) an ''Eriophorum vaginatum''. Dies sind beispielsweise die in Deutschland gefährdete und ausschließlich in Hochmooren beheimatete (tyrphobionte) [[Moorkäferzikade]] (''Ommatidiotus dissimilis''), die [[Hochmoorzirpe]] (''Sorhoanus xanthoneurus'') sowie die [[Hochmoor-Spornzikade]] (''Nothodelphax distinctus'').<ref name="Freese-Biedermann 2005" />
===Quellen===
<references/>


== Gefährdung und Schutz ==
==Weiterführende Literatur==
[[Datei:Becklg Moor Staugraben Scheidenwollgras.JPG|mini|Gestauter Moorgraben mit Scheiden-Wollgras]]
* Claus-Peter Hutter (Hrsg.), Alois Kapfer, Peter Poschlod: ''Sümpfe und Moore - Biotope erkennen, bestimmen, schützen.'' Weitbrecht Verlag, Stuttgart, Wien, Bern, 1997, ISBN 3-522-72060-1
Das Scheiden-Wollgras ist gesetzlich nicht gesondert geschützt. Es gilt innerhalb Deutschlands aber in elf Bundesländern aufgrund des Rückganges und Beeinträchtigung seiner Lebensräume als gefährdete Art.<ref name="FloraWeb" /> In Österreich wird das Scheiden-Wollgras bundesweit als nicht gefährdet eingestuft. In der [[Böhmische Masse|Böhmischen Masse]], im nördlichen und im südöstlichen Alpenvorland ist es regional gefährdet, im [[Burgenland]] sogar ausgestorben. Daher steht es in einigen Bundesländern unter teilweisem Naturschutz.<ref name="EFÖLS" /><ref name="RL-AT" /> In der Schweiz gilt es ebenfalls als bundesweit nicht gefährdet (''Least Concern''). Verschiedene Gefährdungsstufen werden jedoch für das Mittelland (''Vulnerable''), die Westalpen sowie für das [[Bergell]] und das [[Puschlav]] in den Südalpen (''Near Threatened'') angegeben.<ref name="RL-CH" />


Durch die [[Moorkultivierung|Kultivierung der Moore]], [[Torf]]abbau sowie durch [[Eutrophierung]] der Standorte ist die Art stark zurückgegangen und ihr potenzielles Verbreitungsgebiet stark eingeschränkt worden. Sie hält sich aber in birkenreichen Degradationsstadien von Hochmooren und gilt in [[Wiedervernässung|wiedervernässten]] und geschützten Hochmoorresten und -renaturierungen als langfristig gesichert.<ref name="Kaplan 1992" />
==Weblinks==

== Systematik ==
Der wissenschaftliche Name ''Eriophorum vaginatum'' wurde 1753 von [[Carl von Linné]] in ''[[Species Plantarum]]'' [[Erstbeschreibung|erstveröffentlicht]].<ref name="SpPl" />

Es wurden innerhalb der Art zwei Varietäten unterschieden:'' Eriophorum vaginatum var. spissum'' ([[Merritt Lyndon Fernald|Fern.]]) [[Louis Hyacinthe Boivin|Boivin]] und ''Eriophorum vaginatum var. vaginatum'' [[Carl von Linné|L.]] Sie unterscheiden sich in der Form der Ährchen, Spelzenfarbe und Größe der Staubbeutel mit jedoch sehr variablen Übergängen und Zwischenformen, so dass die vielfach vorgenommene Abspaltung zweier Unterarten nicht anerkannt ist.<ref name="FNA" /><ref name="IOPI" /> Nach der ''World Checklist of Selected Plant Families'' sind auch die Varietäten nicht anerkannt.<ref name="WCSP" />

== Bedeutung bei Hochmoor-Renaturierungen ==
[[Datei:FaserbueschelimTorf.jpg|mini|Fasergewebe im Torf.]]
Erst seit etwa Anfang der 1980er Jahre fand der Schutz naturnaher Regenmoorreste in Verbindung mit der Verpflichtung zur [[Renaturierung]] von industriell abgetorften Flächen eine Grundlage in verschiedenen Naturschutzgesetzen und -programmen (z.&nbsp;B. das Niedersächsische Moorschutzprogramm Teil I 1981, die [[Rothenthurm-Initiative]] Schweiz 1987, das Moorentwicklungskonzept Bayern 2003). [[Hochmoor-Renaturierung]]en weisen demnach ein Alter bis zu 25 Jahren auf.

Regenmoorstandorte nach industriellem Torfabbau oder Regenmoorreste ohne Abtorfung, aber vorangegangener intensiver Entwässerung verfügen nicht mehr über ein funktionsfähiges [[Hochmoor#Entstehung und Aufbau|Akrotelm]] (Torfbildungshorizont), das maßgeblich für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt sorgt. Ferner setzt durch die Belüftung der oberflächennahen Bodenschichten eine [[Mineralisation]] des Torfes ein, was zu einer höheren Nährstoffversorgung der Moorböden führt. Die Folge ist, dass sich vermehrt konkurrenzkräftige Pflanzen durchsetzen können. Unerwünschte Pflanzen sind in diesem Zusammenhang das [[Blaues Pfeifengras|Blaue Pfeifengras]] (''Molinia caerulea'') sowie die [[Moor-Birke]] (''Betula pubescens''). Deren Ausbreitung würde die Entwicklung einer naturnahen, hochmoortypischen Vegetation langfristig verhindern.
Hinsichtlich der [[Sukzession (Biologie)|Sukzession]] degradierter Regenmoore wurden und werden besonders im Hauptverbreitungsgebiet der klassischen aufgewölbten Plateauregenmoore (Hochmoore) verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, wie beispielsweise im [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebiet]] „[[Leegmoor]]“ und in der [[Diepholzer Moorniederung]] ([[Niedersachsen]]). Die genannten Naturschutzgebiete gehören zu den ältesten wissenschaftlich begleiteten Hochmoor-Renaturierungen in Europa.

=== Das Scheiden-Wollgras als Pionierpflanze ===
[[Datei:Wollgras mit Torfmoos.jpg|mini|Scheiden-Wollgras im „Leegmoor“ mit zwischen den [[Grasbulte|Wollgrasbulten]] wachsenden Torfmoosen.]]
Um einer Massenausbreitung des Pfeifengrases und damit der Entwicklung von nahezu geschlossenen Pfeifengras-Hochgrasbeständen entgegenzusteuern, wurden auf Regenerationsflächen im Naturschutzgebiet „Leegmoor“ im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsprojektes (E+E-Vorhaben) in den Jahren 1983 bis 1984 Aussaat- und Bepflanzungsversuche konkurrierender hochmoortypischer Pflanzenarten, unter anderem auch von Scheiden-Wollgras als „echter“ Hochmoorart, durchgeführt. Die Experimente zeigten, dass es besonders in der Anfangsphase der Renaturierung von Schwarztorfabbauflächen eine wichtige Pflanze zur Pionierbesiedlung von industriell abgebauten Hochmooren darstellt. Einerseits ist Scheiden-Wollgras offenbar ein durchsetzungsfähiger Konkurrent des Pfeifengrases, andererseits spielt es für die Wiederbesiedlung von Torfmoosen in den ausgeräumten Arealen eine entscheidende Rolle, denn diese können sich nur an geschützten, bereits von Pflanzen bewachsenen Stellen ansiedeln.<ref name="Nick et al 1993" />

Inzwischen hat sich das Scheiden-Wollgras trotz ungünstiger Renaturierungsbedingungen auf fast der gesamten Fläche etabliert und gleichzeitig auf einem erheblichen Teil der Fläche die Ansiedlung von Pfeifengras verhindert. Das Wollgras setzt sich zunehmend durch und bildet eine Ersatzgesellschaft, die eine ähnlich hohe Dominanz gegenüber anderen Pflanzenarten aufweist wie das Pfeifengras. In vielen Renaturierungsflächen Nordwestdeutschlands mit meist besseren Ausgangsbedingungen als im Leegmoor haben sich unterdessen ebenfalls vielfach aspektbestimmende Bestände dieses Grases entwickelt. Die Pflanzen stehen zum Teil so dicht, dass kaum andere Arten, vor allem Torfmoose, Fuß fassen können. Beobachtungen zeigen aber, dass Torfmoose, hier das [[Spieß-Torfmoos]] (''Sphagnum cuspidatum''), bei ansteigendem Moorwasserspiegel ausgehend von Lücken zwischen den [[Grasbulte|Wollgrasbulten]] sogar die Köpfe der Grasbulten besiedeln. Bei Pfeifengras scheint dieses nicht zu gelingen, da deren Bulte möglicherweise zu hoch sind. Casparie (1972) konnte zudem zeigen, dass bei steigendem Moorwasserspiegel das Torfmoos sogar in der Lage ist, das Scheiden-Wollgras zu verdrängen.<ref name="Nick et al 2001" />

=== Das Scheiden-Wollgras als Diasporenfänger und „Ammenpflanze“ für die Moor-Birke ===
[[Datei:VerbuschungmitMoorbirke.jpg|mini|Dominanzgesellschaft des Scheiden-Wollgrases mit beginnender Verbuschung der Fläche mit Moor-Birken]]
In der Diepholzer Moorniederung wurden im Jahr 1999 umfangreiche Untersuchungen zur Ausbreitung der Moor-Birke (''Betula pubescens'') in Abtorfungsflächen, wiedervernässten Arealen und naturnahen Hochmoorrestflächen durchgeführt. Der hohe Wasserbedarf dieses Baumes im Zusammenhang mit einer hohen Verdunstung führt zu einem unerwünschten Wasserverlust. Die Experimente zeigten, dass das Scheiden-Wollgras eine entscheidende Funktion als sogenannte „Ammenpflanze“ und [[Diasporen]]fänger für die Moor-Birke ausübt. So wurden unter Grasbulten ab etwa 40 Zentimetern Durchmesser mit überhängenden Blättern über 500 Keimlinge und Jungpflanzen der Moor-Birke gefunden. Durch den Wind, in Abhängigkeit von der Hauptwindrichtung, sowie über das Wasser durch Überstau werden die Samen der Birken herangetragen. Diese verfangen sich in den Blättern und bleiben unter den Horsten liegen. Sie keimen im nächsten Frühjahr. Als Ammenpflanzen bieten die Grasbulte beispielsweise einen Schutz vor Austrocknung und vor mechanischen Wirkungen (Tritt, Wind- und Hagelschlag), so dass die Samen keimen und sich ungestört entwickeln können. Um der ungewünschten Sukzession zu Moorbirkengebüschen und -wäldern entgegenzuwirken, werden auf nicht optimal wiedervernässten Flächen mechanische Beseitigungen des Gehölzaufwuchses vorgenommen ([[Entkusselung]]en). Bei konstant nahe der Bodenoberfläche liegenden Wasserständen in [[Wiedervernässung]]en, die aber oftmals nur schwer herzustellen sind, sterben die Moor-Birken in der Regel ab.<ref name="Daniels 2001" />

== Nutzung ==
[[Datei:Wollgrasaspekt.jpg|mini|Fruchtendes Scheiden-Wollgras (''Eriophorum vaginatum'') in einer Hochmoor-Renaturierung]]
In der Volksmedizin wurde die „Wolle“ der Fruchthaare früher als Wundwatte verwendet. Ferner dienten die Wollschöpfe zum Füllen von Kissen. Sie wurden außerdem zu Lampendochten gedreht.<ref name="Grundschule" />

Im Gartenbau wird neben anderen Wollgrasarten das Scheiden-Wollgras in sogenannten Moorbeeten eingesetzt.

== Quellen ==
=== Literatur ===
* W. A. Casparie'': Bog development in southeastern Drenthe (The Netherlands).'' In: ''Vegetatio.'' Band 24, Nr. 4–6, 1972, S. 1–272, [[DOI:10.1007/BF02675415]].
* Klaus Dierssen, Barbara Dierssen: ''Moore.'' Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3245-1.
* {{BibISBN|3825218287}}

=== Einzelnachweise ===
<references>
<ref name="Steinbach">{{BibISBN|3576107029}}</ref>
<ref name="Oberdorfer 1998">[[Erich Oberdorfer]]: ''Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften.'' 4. Auflage. Gustav Fischer, Jena/Stuttgart 1998, ISBN 3-437-35280-6.</ref>
<ref name="Zeigerwerte">[[Heinz Ellenberg]], H.&nbsp;E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: ''Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa'' (= ''Scripta Geobotanica.'' Band 18). 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Erich Goltze, Göttingen 1992, ISBN 3-88452-518-2.</ref>
<ref name="Hutter et al 1997">Claus-Peter Hutter (Hrsg.), Alois Kapfer, Peter Poschlod: ''Sümpfe und Moore – Biotope erkennen, bestimmen, schützen'' (= ''Weitbrecht-Biotop-Bestimmungs-Bücher''). Weitbrecht, Stuttgart/Wien/Bern 1997, ISBN 3-522-72060-1.</ref>
<ref name="Joosten-Succow">H. Joosten, [[Michael Succow]]: ''Landschaftsökologische Moorkunde.'' E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65198-7.</ref>
<ref name="Petersen 1989">A. Petersen: ''Die Sauergräser.'' Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-500257-1.</ref>
<ref name="Archer-Tieszen 1983">S. Archer, L.&nbsp;L. Tieszen: ''Effects of simulated grazing on foliage and root production and biomass allocation in arctic tundra sedge (Eriophorum vaginatum).'' In: ''Oecologia.'' Band 58, Nr. 1, 1983, S. 92–102, [[DOI:10.1007/BF00384547]].</ref>
<ref name="Pronatura">{{Internetquelle |url=http://www.pronatura.ch/content/presse/DE/Fachtagung_Schmetterlinge/dusej_d.pdf |autor=Goran Dusej |titel=Bedrohte Arten der Feuchtgebiete und ihre Ansprüche | hrsg=[[Pro Natura]] |datum=2003-11-13 |format=PDF; 295 kB |abruf=2003-11-24 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20031124221603/http://www.pronatura.ch/content/presse/DE/Fachtagung_Schmetterlinge/dusej_d.pdf |archiv-datum=2003-11-24}}</ref>
<ref name="Weidemann 1995">H. J. Weidemann: ''Tagfalter – beobachten, bestimmen.'' Naturbuch, Augsburg 1995, ISBN 3-89440-115-X.</ref>
<ref name="Freese-Biedermann 2005">Elke Freese, Robert Biedermann: ''Typhobionte und tyrphophile Zikaden (Hemiptera, Auchenorrhyncha) in den Hochmoor-Resten der Weser-Ems-Region (Deutschland, Niedersachsen).'' In: ''Beiträge zur Zikadenkunde.'' Band 8, 2005, {{ISSN|1434-2065}}, S. 5–28 [http://www.uni-oldenburg.de/moorzikaden/bz8_freese_biedermann.pdf (PDF-Datei; 295&nbsp;kB)].</ref>
<ref name="FloraWeb">{{FloraWeb|2194}}(aufgerufen am 15. Juli 2006).</ref>
<ref name="EFÖLS">{{BibISBN|3854741405}}</ref>
<ref name="RL-AT">Harald Niklfeld: ''Rote Liste gefährdeter Pflanzen Österreichs.'' 2. Auflage. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, Wien 1999, ISBN 3-85333-028-2.</ref>
<ref name="RL-CH">{{Literatur |Online= |Autor= D. Moser, A. Gygax, B. Bäumler, N. Wyler, R. Palese |Titel= Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Farn- und Blütenpflanzen |Jahr=2002|Verlag= Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern; Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora, Chambésy; Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève, Chambésy| Seiten=62}} {{Webarchiv|text=Archivlink|url=http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/00911/index.html?lang=de&download=NHzLpZig7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCGdoF3hGym162dpYbUzd,Gpd6emK2Oz9aGodetmqaN19XI2IdvoaCVZ,s-.pdf |wayback=20111021213237}} (PDF-Datei; 1194 kB)</ref>
<ref name="Kaplan 1992">Klaus Kaplan: ''Farn- und Blütenpflanzen nährstoffarmer Feuchtbiotope. Aktuelle Verbreitung und Situation im nordwestlichen Westfalen.'' In: ''Metelner Schriftenreihe für Naturschutz.'' Band 3, 1992, {{ISSN|0936-7357}}, S. 1–118.</ref>
<ref name="IOPI">[http://bgbm3.bgbm.fu-berlin.de/iopi/gpc/PTaxonDetail.asp?NameCache=Eriophorum%20vaginatum&PTRefFk=#5 ''Eriophorum vaginatum.''] In: ''International Organization for Plant Information Provisional Global Plant Checklist IOPI'', abgerufen am 4. August 2006</ref>
<ref name="WCSP">{{WCSP|Eriophorum vaginatum|Zugriff=2015-05-31}}</ref>
<ref name="Nick et al 1993">K. J. Nick, J. Blankenburg, R. Eggelsmann, H. E. Weber, D. Mossakowski, R. Beinhauer, J. Lienemann: ''Beiträge zur Wiedervernässung abgebauter Schwarztorfflächen.'' In: (= ''Naturschutz und Landschaftspflege Niedersachsen.'' Band 29). Hannover 1993, ISBN 3-922321-66-6, S. 1–127.</ref>
<ref name="Nick et al 2001">K. J. Nick, F.-J. Löpmeier, H. Schiff, J. Blankenburg, H. Gebhardt, C. Knapke, H. E. Weber, H. Främbs, D. Mossakowski: ''Moorregeneration im Leegmoor/Emsland nach Schwarztorfabbau und Wiedervernässung'' (= ''Angewandte Landschaftsökologie.'' Band 38). Bad Godesberg 2001, ISBN 3-7843-3713-9, S. 1–204.</ref>
<ref name="Daniels 2001">J. Daniels: ''Ausbreitung der Moorbirke (Betula pubescens Ehrh. agg.) in gestörten Hochmooren der Diepholzer Moorniederung.'' In: ''Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen.'' Band 27, 2001, S. 39–49 [http://www.naturwissenschaftlicher-verein-os.de/onm/onm27/daniels.pdf (PDF-Datei)].</ref>
<ref name="Grundschule">{{Webarchiv|text=Virtueller Moorlehrpfad der Grundschule Friedrichsfehn |url=http://www.grundschule-friedrichsfehn.de/start/moorlehrpfad/pflanzen/scheidiges_wollgras.html |wayback=20071023073141 }}, (abgerufen am 16. Juli 2006)</ref>
<ref name="SpPl">Carl von Linné: ''Species Plantarum.'' Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 52 ({{Digitalisat|1=http://www.biodiversitylibrary.org/openurl?pid=title:669&volume=1&issue=&spage=52&date=1753}}).</ref>
<ref name="FNA">Peter W. Ball, Daniel E. Wujek: ''Eriophorum.'' In: {{BibISBN|0195152077|Seite=26|URL=http://www.efloras.org/florataxon.aspx?flora_id=1&taxon_id=200026766|Linktext=online|Kapitel=''Eriophorum vaginatum''}}</ref>
<ref name="Dörr und Lippert">Erhard Dörr, [[Wolfgang Lippert (Botaniker)|Wolfgang Lippert]]: ''Flora des Allgäus und seiner Umgebung.'' Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 218.</ref>
<ref name=" Schultze-Motel1980">[[Wolfram Schultze-Motel]]: ''Familie Cyperaceae.'' In [[Gustav Hegi]]: ''Illustrierte Flora von Mitteleuropa.'' 3. Auflage, Band II, Teil 1, S. 45. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4.</ref>
<ref name="InfoFlora">
{{InfoFlora|ID=1017680|WissName=Eriophorum vaginatum L.|Abruf=2023-09-09}}</ref>
<ref name="Euro+Med">
P.Jiménez-Mejías, M.Luceño (2011+): ''Cyperaceae.'' [https://www.europlusmed.org/cdm_dataportal/taxon/774d9bed-e88b-4ed8-8745-4e259b59b53a Datenblatt ''Eriophorum vaginatum'' In: ''Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity''.] </ref>
</references>

=== Weblinks ===
{{Commons|Eriophorum vaginatum|Scheiden-Wollgras}}
{{Commons|Eriophorum vaginatum|Scheiden-Wollgras}}
* {{FloraWeb|2194}}
*[http://www.uni-oldenburg.de/moorzikaden/ommatidiotus_dissimilis.html Bilder der Moorkäferzikade]
* {{BiolFlor|1155}}
*[http://www.leps.it/indexjs.htm?SpeciesPages/CoenoOedip.htm Bilder von ''Coenonympha oedippus'']
* {{BIB|2194}}
*[http://www.gdfb.de/boden/downloads/geofakten_14.pdf Praktische Hinweise zur optimalen Wiedervernässung von Torfabbauflächen] (PDF)
* {{InfoFlora|ID=2697|WissName=Eriophorum vaginatum L.}}
*[http://www.umwelt-schweiz.ch/fokus/2002_07/moor.htm 15 Jahre Moorschutz in der Schweiz]
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Einkeimblaettrige/Sauergraeser/wollgras.htm#Wollgras%20Scheidiges Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')]
*[http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C22708655_L20.pdf 25 Jahre Niedersächsisches Moorschutzprogramm] (PDF)


'''Verbreitungskarten'''
* [http://www.efloras.org/object_page.aspx?object_id=9062&flora_id=1 Verbreitungskarte Nordamerika]
* [http://linnaeus.nrm.se/flora/mono/cypera/eriop/eriovagv.jpg Verbreitung auf der Nordhalbkugel] aus: Eric Hultén, Magnus Fries: ''Atlas of North European vascular plants.'' 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei [http://linnaeus.nrm.se/flora/mono/cypera/eriop/eriovag.html ''Den virtuella floran.''] (schwedisch)


'''Moorschutz'''
{{Review|N}}
* [http://www.gdfb.de/boden/downloads/geofakten_14.pdf Praktische Hinweise zur optimalen Wiedervernässung von Torfabbauflächen] (PDF-Datei)
* [http://www.bayern.de/lfu/natur/landschaftsoekologie/moorentwicklungskonzept/start.htm Moorentwicklungskonzept Bayern 2003]
* [http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C22708655_L20.pdf 25 Jahre Niedersächsisches Moorschutzprogramm] (PDF-Datei; 66&nbsp;kB)


{{Exzellent|22. August 2006|20497251}}
[[Kategorie:Moor]]
[[Kategorie:Sauergräser]]


[[Kategorie:Sauergräser]]
[[dk:Tue-Kæruld]]
[[nl:Eenarig wollegras]]

Aktuelle Version vom 29. April 2025, 07:05 Uhr

Scheiden-Wollgras

Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum).

Systematik
Monokotyledonen
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Sauergrasgewächse (Cyperaceae)
Gattung: Wollgräser (Eriophorum)
Art: Scheiden-Wollgras
Wissenschaftlicher Name
Eriophorum vaginatum
L.

Das Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum) gehört zur Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Weitere gebräuchliche Namen sind Moor-Wollgras, Scheidiges Wollgras oder Schneiden-Wollgras. Diese Pflanzenart ist eine Charakterpflanze der Hochmoore. Mit seinen faserig zerfallenden Blättern trägt das Wollgras wesentlich zur Torfbildung bei. In Hochmoor-Renaturierungen nach industriellem Torfabbau übernimmt es eine wichtige Funktion als Erstbesiedler der vegetationslosen Torfflächen. Die langen Blütenhüllfäden der Früchte bilden den bezeichnenden weißen Wollschopf der Wollgräser (Eriophorum).

Aufgeblasene Blattscheide des Scheiden-Wollgrases als namengebendes Merkmal
Blütenstand des Scheiden-Wollgrases
Blütenstände mit den leicht aufgeblasenen Blattscheiden
Fruchtstand des Scheiden-Wollgrases

Vegetative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 10 bis zu 60 Zentimetern.[1] Dieser Hemikryptophyt bildet keine Ausläufer – anders als beispielsweise Scheuchzers Wollgras (Eriophorum scheuchzeri) –, sondern wächst in lockeren bis dichten Horsten, die ihrerseits dichte Rasen bilden können. Die aufrechten Stängel sind bis 1,5 Millimeter dick, haben einen runden Querschnitt und sind beblättert; oben sind sie glatt, graugrün und stumpf dreikantig.[2] Der Stängelgrund ist mit langen, rosabräunlichen Niederblättern umgeben, die sich faserig auflösen. Die Blattscheiden der Stängelblätter sind aufgeblasen; daher rührt auch der Name. Die Blattspreiten sind borstenförmig, bis 1 Millimeter breit[1] und im Querschnitt rinnig-dreikantig. Sie sind ebenfalls graugrün und an den Rändern rau. Sie können bis zu 1 Meter lang werden. Sie hängen dann bogig über.

Generative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hüllblätter des Blütenstandes sind spelzenähnlich, aber größer. Der Blütenstand besteht aus einem einzigen, endständigen, aufrechten Ährchen. Die verkehrt-eiförmigen oder länglichen Ährchen erreichen zur Blütezeit 1 bis 2 Zentimeter, zur Fruchtzeit bis zu 5 Zentimeter Länge[1] und enthalten bis zu 100 Blüten. Jede zwittrige Blüte verfügt über je drei Staubfäden (Antheren) und 3 Narben. Ihre silbergrauen Spelzen sind lanzettlich, lang zugespitzt, einnervig, 5 bis 10 Millimeter lang[1] und haben einen Hautrand.

Frucht mit Blütenhüllfäden, rechts unten Karyopse, rechts oben Spelze

Die Hüllfäden der Blütenhülle (Perianth) sind zahlreich. Sie verlängern sich nach der Blütezeit bis zu 2,5 Zentimeter.[2] Sie fallen später mit den Früchten ab. Sie bilden den für Wollgräser kennzeichnenden weißen Wollschopf. Ihre langen Blütenhüllfäden verbleiben nach der Reife an der Basis der Karyopse (eine Sonderform der Nussfrucht) und bilden einen Flug- und Schwimmapparat zur besseren Verbreitung der Samen in der Luft und im Wasser. Die Antheren sind 2,5 bis 3 Millimeter lang.[2] Die Karyopse ist scharf dreikantig, mit kurzer Spitze, 1,9 bis 3,5 Millimeter lang und dunkel rotbraun bis fast schwarz. Das Scheiden-Wollgras blüht von März bis Mai. Selten gibt es eine zweite Blütezeit in den Monaten Juli bis September.[3]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 58 oder 60.[1]

Verbreitung und Standort

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Horst des Scheiden-Wollgrases (Eriophorum vaginatum) zur Blütezeit
Bestand des Scheiden-Wollgrases in Japan

Es ist in fast ganz Europa, Asien und Nordamerika in warmgemäßigten bis arktischen Klimazonen vom Tiefland bis in Höhenlagen bis etwa 2000 Metern Meereshöhe beheimatet (planar-kollin bis subalpin). In den Allgäuer Alpen steigt es am Koblat am Nebelhorn bis zu 2010 Metern Meereshöhe auf.[4] Am Cancianopass im Puschlav erreicht es 2510 Meter, in Tirol und im Kanton Wallis 2700 Meter.[2]

Sein Areal deckt sich weitgehend mit der Verbreitung der torfmoosreichen Regenmoorgebiete der Nordhalbkugel. In Europa kommt es in fast allen Ländern vor und fehlt nur in Portugal, Island, Belarus, Moldau, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien und im europäischen Teil der Türkei.[5]

Im Hauptverbreitungsgebiet der „klassischen“ aufgewölbten Hochmoore in Deutschland, in Nordwestdeutschland, in Mittelgebirgslagen und im Alpenvorland, ist das Scheiden-Wollgras weit verbreitet und ist insbesondere in Renaturierungsgebieten – neben dem Schmalblättrigen Wollgras (Eriophorum angustifolium) – eine oft bestandsbildende Art. Es ist in der gesamten Schweiz verbreitet, in Österreich kommt es dagegen zerstreut bis selten vor.

Das Scheiden-Wollgras wächst auf nährstoffarmen (oligo- bis mesotrophen), basen- und kalkarmen, sauren Moorböden überwiegend in Regen- und stellenweise auch in Sauer-Zwischenmooren, in Kiefern- und Birkenbruchwäldern sowie in sekundären birkenreichen „Moorwäldern“ entwässerter Standorte.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4+w+ (nass aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[6]

Vergesellschaftung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Scheiden-Wollgras ist die Kennart der Klasse der Hochmoorbulten-Gesellschaften (Oxycocco-Sphagnetea). Dort wächst es gemeinsam mit der Gewöhnlichen Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), Rosmarinheide (Andromeda polifolia) und Torfmoosen wie dem Magellans Torfmoos (Sphagnum magellanicum), dem Braunen Torfmoos (Sphagnum fuscum) und dem Rötlichen Torfmoos (Sphagnum rubellum) meist auf den erhöhten Torfmooskuppen (Bulte) innerhalb der Bult-Schlenken-Komplexe der zentralen Hochmoorflächen.[7] Es bildet außerdem besonders in Regenerationsstadien von Hochmooren (Plateauregenmoore) oder in wiedervernässten Hochmoor-Renaturierungen artenarme Eriophorum-vaginatum-Dominanzgesellschaften (siehe unten).

Moorbirkenwald auf entwässertem Hochmoor; in der Krautschicht mit Scheiden-Wollgras, Torfmoosen und Pfeifengras (Molinia cearulea)
Die Moorkäferzikade ernährt sich vom Scheiden-Wollgras.
Aufbau eines Scheiden-Wollgras-Horstes
Scheiden-Wollgras in einer Torfmoosdecke. Die Torfmoose wachsen bereits in den Horst hinein.

Das Scheiden-Wollgras ist windblütig (Anemophilie). Die Verfrachtung der Samen erfolgt durch Wasser und Wind (Anemohydrochorie). Es ist eine Halblichtpflanze, das heißt, es wächst bei voller Besonnung, erträgt aber auch in Grenzen eine Beschattung. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf durchnässten, luftarmen, sauren bis sehr sauren Böden. Es überwintert mit grünen Blättern, die aber im Frühjahr erneuert werden.[8]

Charakteristisch für das Scheiden-Wollgras – und auch vielen anderen Hochmoorpflanzen – ist ein effektiver interner Nährstoffkreislauf. Dabei werden die für den Aufbau der oberirdischen Pflanzenteile benötigten Nährstoffe schon während der Samenbildung in die Sprossbasis zurückverlagert. In der folgenden Vegetationsperiode kann dieser Vorrat ohne Verluste mobilisiert werden. Ferner verhindert eine intensive Durchwurzelung der oberen Bodenschichten sowie die sehr eng stehenden Triebe eine Ausschwemmung der aus abgestorbenen Pflanzenteilen stammenden Nährstoffe.[9]

Bei guter Wasserversorgung des Standortes werden die Grasbulte von den dann üppig wachsenden Torfmoosen oder bei steigendem Wasserspiegel (meist in Renaturierungen) gezwungen, immer weiter nach oben zu wachsen, da es sonst überwuchert oder überschwemmt werden würde. Die Grundachsen der Triebe verlängern sich dann ausläuferartig aufwärts. Es bildet sich so zusammen mit den bogig überhängenden Blattspreiten ein charakteristischer „mützenförmiger“ Habitus.[10]

Die Pflanze ist ein starker Torfbildner, denn die dicken Blattspreiten zerfallen nach dem Absterben in viele Faserbüschel (Verholzung durch Lignin-Einlagerungen). Diese werden bei der in Hochmooren gehemmten Zersetzung der organischen Substanzen nicht abgebaut und bleiben als sichtbare Reste erhalten. Sie ist damit maßgeblich am Aufbau von Hochmooren und an der Bildung des sogenannten Fasertorfes beteiligt. In jüngerem Torf macht der Anteil an Eriophorum vaginatum etwa fünf Prozent aus, in älteren Torfen deutlich mehr.[11]

Das Scheiden-Wollgras spielt in arktischen Tundrengebieten besonders in Alaska aufgrund seines frühen Austriebes sowie seiner hohen Regenerationsfähigkeit eine entscheidende Rolle als Futter für Großherbivoren wie das Ren sowie für Lemminge, Ziesel und Gänse.[12]

Für eine Reihe von Tagfalterarten wie beispielsweise das Große Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia) scheint eine starke Bindung an Vorkommen von Wollgrasarten, vor allem an Scheiden-Wollgras, zu bestehen. Viele Autoren besonders in der älteren Literatur geben es auch als Raupen-Nahrungspflanze an.[13] Es ist außerdem eine wichtige Nahrungspflanze für den europaweit am stärksten gefährdeten Tagfalter, das Stromtal-Wiesenvögelchen (Coenonympha oedippus).[14]

Für etliche weitere phytophage Insekten spielt das Scheiden-Wollgras eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel saugen einige Zikadenarten ausschließlich (monophag) an Eriophorum vaginatum. Dies sind beispielsweise die in Deutschland gefährdete und ausschließlich in Hochmooren beheimatete (tyrphobionte) Moorkäferzikade (Ommatidiotus dissimilis), die Hochmoorzirpe (Sorhoanus xanthoneurus) sowie die Hochmoor-Spornzikade (Nothodelphax distinctus).[15]

Gefährdung und Schutz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Gestauter Moorgraben mit Scheiden-Wollgras

Das Scheiden-Wollgras ist gesetzlich nicht gesondert geschützt. Es gilt innerhalb Deutschlands aber in elf Bundesländern aufgrund des Rückganges und Beeinträchtigung seiner Lebensräume als gefährdete Art.[16] In Österreich wird das Scheiden-Wollgras bundesweit als nicht gefährdet eingestuft. In der Böhmischen Masse, im nördlichen und im südöstlichen Alpenvorland ist es regional gefährdet, im Burgenland sogar ausgestorben. Daher steht es in einigen Bundesländern unter teilweisem Naturschutz.[17][18] In der Schweiz gilt es ebenfalls als bundesweit nicht gefährdet (Least Concern). Verschiedene Gefährdungsstufen werden jedoch für das Mittelland (Vulnerable), die Westalpen sowie für das Bergell und das Puschlav in den Südalpen (Near Threatened) angegeben.[19]

Durch die Kultivierung der Moore, Torfabbau sowie durch Eutrophierung der Standorte ist die Art stark zurückgegangen und ihr potenzielles Verbreitungsgebiet stark eingeschränkt worden. Sie hält sich aber in birkenreichen Degradationsstadien von Hochmooren und gilt in wiedervernässten und geschützten Hochmoorresten und -renaturierungen als langfristig gesichert.[20]

Der wissenschaftliche Name Eriophorum vaginatum wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[21]

Es wurden innerhalb der Art zwei Varietäten unterschieden: Eriophorum vaginatum var. spissum (Fern.) Boivin und Eriophorum vaginatum var. vaginatum L. Sie unterscheiden sich in der Form der Ährchen, Spelzenfarbe und Größe der Staubbeutel mit jedoch sehr variablen Übergängen und Zwischenformen, so dass die vielfach vorgenommene Abspaltung zweier Unterarten nicht anerkannt ist.[1][22] Nach der World Checklist of Selected Plant Families sind auch die Varietäten nicht anerkannt.[23]

Bedeutung bei Hochmoor-Renaturierungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fasergewebe im Torf.

Erst seit etwa Anfang der 1980er Jahre fand der Schutz naturnaher Regenmoorreste in Verbindung mit der Verpflichtung zur Renaturierung von industriell abgetorften Flächen eine Grundlage in verschiedenen Naturschutzgesetzen und -programmen (z. B. das Niedersächsische Moorschutzprogramm Teil I 1981, die Rothenthurm-Initiative Schweiz 1987, das Moorentwicklungskonzept Bayern 2003). Hochmoor-Renaturierungen weisen demnach ein Alter bis zu 25 Jahren auf.

Regenmoorstandorte nach industriellem Torfabbau oder Regenmoorreste ohne Abtorfung, aber vorangegangener intensiver Entwässerung verfügen nicht mehr über ein funktionsfähiges Akrotelm (Torfbildungshorizont), das maßgeblich für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt sorgt. Ferner setzt durch die Belüftung der oberflächennahen Bodenschichten eine Mineralisation des Torfes ein, was zu einer höheren Nährstoffversorgung der Moorböden führt. Die Folge ist, dass sich vermehrt konkurrenzkräftige Pflanzen durchsetzen können. Unerwünschte Pflanzen sind in diesem Zusammenhang das Blaue Pfeifengras (Molinia caerulea) sowie die Moor-Birke (Betula pubescens). Deren Ausbreitung würde die Entwicklung einer naturnahen, hochmoortypischen Vegetation langfristig verhindern. Hinsichtlich der Sukzession degradierter Regenmoore wurden und werden besonders im Hauptverbreitungsgebiet der klassischen aufgewölbten Plateauregenmoore (Hochmoore) verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, wie beispielsweise im NaturschutzgebietLeegmoor“ und in der Diepholzer Moorniederung (Niedersachsen). Die genannten Naturschutzgebiete gehören zu den ältesten wissenschaftlich begleiteten Hochmoor-Renaturierungen in Europa.

Das Scheiden-Wollgras als Pionierpflanze

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Scheiden-Wollgras im „Leegmoor“ mit zwischen den Wollgrasbulten wachsenden Torfmoosen.

Um einer Massenausbreitung des Pfeifengrases und damit der Entwicklung von nahezu geschlossenen Pfeifengras-Hochgrasbeständen entgegenzusteuern, wurden auf Regenerationsflächen im Naturschutzgebiet „Leegmoor“ im Rahmen eines Erprobungs- und Entwicklungsprojektes (E+E-Vorhaben) in den Jahren 1983 bis 1984 Aussaat- und Bepflanzungsversuche konkurrierender hochmoortypischer Pflanzenarten, unter anderem auch von Scheiden-Wollgras als „echter“ Hochmoorart, durchgeführt. Die Experimente zeigten, dass es besonders in der Anfangsphase der Renaturierung von Schwarztorfabbauflächen eine wichtige Pflanze zur Pionierbesiedlung von industriell abgebauten Hochmooren darstellt. Einerseits ist Scheiden-Wollgras offenbar ein durchsetzungsfähiger Konkurrent des Pfeifengrases, andererseits spielt es für die Wiederbesiedlung von Torfmoosen in den ausgeräumten Arealen eine entscheidende Rolle, denn diese können sich nur an geschützten, bereits von Pflanzen bewachsenen Stellen ansiedeln.[24]

Inzwischen hat sich das Scheiden-Wollgras trotz ungünstiger Renaturierungsbedingungen auf fast der gesamten Fläche etabliert und gleichzeitig auf einem erheblichen Teil der Fläche die Ansiedlung von Pfeifengras verhindert. Das Wollgras setzt sich zunehmend durch und bildet eine Ersatzgesellschaft, die eine ähnlich hohe Dominanz gegenüber anderen Pflanzenarten aufweist wie das Pfeifengras. In vielen Renaturierungsflächen Nordwestdeutschlands mit meist besseren Ausgangsbedingungen als im Leegmoor haben sich unterdessen ebenfalls vielfach aspektbestimmende Bestände dieses Grases entwickelt. Die Pflanzen stehen zum Teil so dicht, dass kaum andere Arten, vor allem Torfmoose, Fuß fassen können. Beobachtungen zeigen aber, dass Torfmoose, hier das Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum), bei ansteigendem Moorwasserspiegel ausgehend von Lücken zwischen den Wollgrasbulten sogar die Köpfe der Grasbulten besiedeln. Bei Pfeifengras scheint dieses nicht zu gelingen, da deren Bulte möglicherweise zu hoch sind. Casparie (1972) konnte zudem zeigen, dass bei steigendem Moorwasserspiegel das Torfmoos sogar in der Lage ist, das Scheiden-Wollgras zu verdrängen.[25]

Das Scheiden-Wollgras als Diasporenfänger und „Ammenpflanze“ für die Moor-Birke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dominanzgesellschaft des Scheiden-Wollgrases mit beginnender Verbuschung der Fläche mit Moor-Birken

In der Diepholzer Moorniederung wurden im Jahr 1999 umfangreiche Untersuchungen zur Ausbreitung der Moor-Birke (Betula pubescens) in Abtorfungsflächen, wiedervernässten Arealen und naturnahen Hochmoorrestflächen durchgeführt. Der hohe Wasserbedarf dieses Baumes im Zusammenhang mit einer hohen Verdunstung führt zu einem unerwünschten Wasserverlust. Die Experimente zeigten, dass das Scheiden-Wollgras eine entscheidende Funktion als sogenannte „Ammenpflanze“ und Diasporenfänger für die Moor-Birke ausübt. So wurden unter Grasbulten ab etwa 40 Zentimetern Durchmesser mit überhängenden Blättern über 500 Keimlinge und Jungpflanzen der Moor-Birke gefunden. Durch den Wind, in Abhängigkeit von der Hauptwindrichtung, sowie über das Wasser durch Überstau werden die Samen der Birken herangetragen. Diese verfangen sich in den Blättern und bleiben unter den Horsten liegen. Sie keimen im nächsten Frühjahr. Als Ammenpflanzen bieten die Grasbulte beispielsweise einen Schutz vor Austrocknung und vor mechanischen Wirkungen (Tritt, Wind- und Hagelschlag), so dass die Samen keimen und sich ungestört entwickeln können. Um der ungewünschten Sukzession zu Moorbirkengebüschen und -wäldern entgegenzuwirken, werden auf nicht optimal wiedervernässten Flächen mechanische Beseitigungen des Gehölzaufwuchses vorgenommen (Entkusselungen). Bei konstant nahe der Bodenoberfläche liegenden Wasserständen in Wiedervernässungen, die aber oftmals nur schwer herzustellen sind, sterben die Moor-Birken in der Regel ab.[26]

Fruchtendes Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum) in einer Hochmoor-Renaturierung

In der Volksmedizin wurde die „Wolle“ der Fruchthaare früher als Wundwatte verwendet. Ferner dienten die Wollschöpfe zum Füllen von Kissen. Sie wurden außerdem zu Lampendochten gedreht.[27]

Im Gartenbau wird neben anderen Wollgrasarten das Scheiden-Wollgras in sogenannten Moorbeeten eingesetzt.

  • W. A. Casparie: Bog development in southeastern Drenthe (The Netherlands). In: Vegetatio. Band 24, Nr. 4–6, 1972, S. 1–272, DOI:10.1007/BF02675415.
  • Klaus Dierssen, Barbara Dierssen: Moore. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3245-1.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f Peter W. Ball, Daniel E. Wujek: Eriophorum. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 23: Magnoliophyta: Commelinidae (in part): Cyperaceae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-515207-7, Eriophorum vaginatum, S. 26 (englisch, online).
  2. a b c d Wolfram Schultze-Motel: Familie Cyperaceae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band II, Teil 1, S. 45. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4.
  3. Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 218.
  5. P.Jiménez-Mejías, M.Luceño (2011+): Cyperaceae. Datenblatt Eriophorum vaginatum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Eriophorum vaginatum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 9. September 2023.
  7. Erich Oberdorfer: Süddeutsche Pflanzengesellschaften. Teil I: Fels- und Mauergesellschaften, alpine Fluren, Wasser-, Verlandungs- und Moorgesellschaften. 4. Auflage. Gustav Fischer, Jena/Stuttgart 1998, ISBN 3-437-35280-6.
  8. Heinz Ellenberg, H. E. Weber, R. Düll, V. Wirth, W. Werner, D. Paulißen: Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa (= Scripta Geobotanica. Band 18). 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Erich Goltze, Göttingen 1992, ISBN 3-88452-518-2.
  9. Claus-Peter Hutter (Hrsg.), Alois Kapfer, Peter Poschlod: Sümpfe und Moore – Biotope erkennen, bestimmen, schützen (= Weitbrecht-Biotop-Bestimmungs-Bücher). Weitbrecht, Stuttgart/Wien/Bern 1997, ISBN 3-522-72060-1.
  10. H. Joosten, Michael Succow: Landschaftsökologische Moorkunde. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65198-7.
  11. A. Petersen: Die Sauergräser. Akademie-Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-05-500257-1.
  12. S. Archer, L. L. Tieszen: Effects of simulated grazing on foliage and root production and biomass allocation in arctic tundra sedge (Eriophorum vaginatum). In: Oecologia. Band 58, Nr. 1, 1983, S. 92–102, DOI:10.1007/BF00384547.
  13. Goran Dusej: Bedrohte Arten der Feuchtgebiete und ihre Ansprüche. (PDF; 295 kB) Pro Natura, 13. November 2003, archiviert vom Original am 24. November 2003; abgerufen am 24. November 2003.
  14. H. J. Weidemann: Tagfalter – beobachten, bestimmen. Naturbuch, Augsburg 1995, ISBN 3-89440-115-X.
  15. Elke Freese, Robert Biedermann: Typhobionte und tyrphophile Zikaden (Hemiptera, Auchenorrhyncha) in den Hochmoor-Resten der Weser-Ems-Region (Deutschland, Niedersachsen). In: Beiträge zur Zikadenkunde. Band 8, 2005, ISSN 1434-2065, S. 5–28 (PDF-Datei; 295 kB).
  16. Scheiden-Wollgras. auf FloraWeb.de(aufgerufen am 15. Juli 2006).
  17. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  18. Harald Niklfeld: Rote Liste gefährdeter Pflanzen Österreichs. 2. Auflage. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Umwelt, Jugend und Familie, Wien 1999, ISBN 3-85333-028-2.
  19. D. Moser, A. Gygax, B. Bäumler, N. Wyler, R. Palese: Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Farn- und Blütenpflanzen. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern; Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora, Chambésy; Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève, Chambésy, 2002, S. 62. Archivlink (Memento vom 21. Oktober 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 1194 kB)
  20. Klaus Kaplan: Farn- und Blütenpflanzen nährstoffarmer Feuchtbiotope. Aktuelle Verbreitung und Situation im nordwestlichen Westfalen. In: Metelner Schriftenreihe für Naturschutz. Band 3, 1992, ISSN 0936-7357, S. 1–118.
  21. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 52 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D52%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  22. Eriophorum vaginatum. In: International Organization for Plant Information Provisional Global Plant Checklist IOPI, abgerufen am 4. August 2006
  23. Eriophorum vaginatum. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 31. Mai 2015.
  24. K. J. Nick, J. Blankenburg, R. Eggelsmann, H. E. Weber, D. Mossakowski, R. Beinhauer, J. Lienemann: Beiträge zur Wiedervernässung abgebauter Schwarztorfflächen. In: (= Naturschutz und Landschaftspflege Niedersachsen. Band 29). Hannover 1993, ISBN 3-922321-66-6, S. 1–127.
  25. K. J. Nick, F.-J. Löpmeier, H. Schiff, J. Blankenburg, H. Gebhardt, C. Knapke, H. E. Weber, H. Främbs, D. Mossakowski: Moorregeneration im Leegmoor/Emsland nach Schwarztorfabbau und Wiedervernässung (= Angewandte Landschaftsökologie. Band 38). Bad Godesberg 2001, ISBN 3-7843-3713-9, S. 1–204.
  26. J. Daniels: Ausbreitung der Moorbirke (Betula pubescens Ehrh. agg.) in gestörten Hochmooren der Diepholzer Moorniederung. In: Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen. Band 27, 2001, S. 39–49 (PDF-Datei).
  27. Virtueller Moorlehrpfad der Grundschule Friedrichsfehn (Memento vom 23. Oktober 2007 im Internet Archive), (abgerufen am 16. Juli 2006)
Commons: Scheiden-Wollgras – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Verbreitungskarten

Moorschutz