„STS-121“ – Versionsunterschied
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| emblem = STS-121 patch.svg |
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| emblem_beschreibung = Missionsemblem STS-121 |
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! colspan="2" align="center" | [[Space Shuttle]] |
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| name = STS-121 |
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| nssdc_id = 2006-028A |
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! colspan="2" align="center" bgcolor="#FFDEAD" | Missionsemblem |
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| shuttle = Discovery |
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| shuttle_nr = OV-103 |
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| colspan="2" align="center" | [[Image:Sts121_crewpatch.jpg|200px]] |
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| startplatz = [[Kennedy Space Center]], LC-39B |
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| start = 4. Juli 2006, 18:37:55 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] |
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! colspan="2" align="center" bgcolor="#FFDEAD" | Missionsdaten |
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| station = ISS |
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| station_ankopplung = 6. Juli 2006, 14:52 UTC |
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| Mission: || STS-121 |
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| station_abkopplung = 15. Juli 2006, 10:08 UTC |
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| station_dauer = 8d 19h 16min |
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| Shuttle-Name: || [[Discovery (Raumfähre)|Discovery]] (OV-103) |
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| landung = 17. Juli 2006, 13:15:49 UTC |
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| landeplatz = Kennedy Space Center, Bahn 15 |
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| dauer = 12d 18h 37min 54s <small>(bis zum Stillstand)</small> |
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| crew_anzahl = 7 |
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| Start am: || 4. Juli 2006 <br/> 18:37:55 UTC |
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| eva_anzahl = 3 |
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| bahn_höhe = 340 km |
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| Landung am: || 17. Juli 2006 <br/> 13:14:43 UTC |
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| bahn_neigung = 51,6° |
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| orbits = 202 |
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| Landeplatz: || Kennedy Space Center, Bahn 15 |
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| strecke = 8,5 Mio. km |
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| nutzlast = [[Multi-Purpose Logistics Module|MPLM]] Leonardo |
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| Dauer: || 12d 18h 36m 48s |
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| foto_mannschaft = STS_121_Crew_Portrait.jpg |
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| foto_beschreibung = <small> v. l. n. r. Stephanie Wilson, Michael Fossum, Steven Lindsey, Piers Sellers, Mark Kelly, Thomas Reiter, Lisa Nowak </small> |
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| Bahnhöhe: || 340 km |
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| vorher = [[STS-114]] |
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| nachher = [[STS-115]] |
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| Bahnneigung: || 51,6 Grad |
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'''STS-121''' ([[Englische Sprache|englisch]] '''''S'''pace '''T'''ransportation '''S'''ystem'') ist die Missionsbezeichnung für den am 4. Juli 2006 gestarteten Flug des US-amerikanischen [[Space Shuttle]]s [[Discovery (Raumfähre)|Discovery]] (OV-103). Es war die 115. Space-Shuttle-Mission, der 32. Flug der [[Raumfähre]] Discovery und der 18. Flug eines Shuttles zur [[Internationale Raumstation|Internationalen Raumstation]] (ISS). |
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| Erdumkreisungen: || 202 |
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== Mannschaft == |
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| zurückgelegte Strecke: || 8,5 Mio. km |
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=== Shuttle-Besatzung === |
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* [[Steven Lindsey]] (4. Raumflug), Kommandant |
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! colspan="2" bgcolor="#FFDEAD" | Mannschaftsfoto |
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* [[Mark Edward Kelly|Mark Kelly]] (2. Raumflug), Pilot |
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* [[Michael E. Fossum|Michael Fossum]] (1. Raumflug), [[Missionsspezialist]] |
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| colspan="2" align="center" |[[Image:STS_121_Crew_Portrait.jpg|300px]] |
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* [[Piers Sellers]] (2. Raumflug), Missionsspezialist |
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<small> v.l.n.r. Stephanie D. Wilson, Michael E. Fossum, Steven W. Lindsey, Piers J. Sellers, Mark E. Kelly, Thomas Reiter, Lisa M. Nowak </small> |
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* [[Lisa Nowak]] (1. Raumflug), Missionsspezialistin |
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* [[Stephanie Wilson]] (1. Raumflug), Missionsspezialistin |
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| width="50%" align="center" | '''vorherige Mission''':<br /> |
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[[STS-114]] |
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| width="50%" align="center" | '''folgende Mission''':<br /> |
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[[STS-115]] |
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'''STS-121''' ([[englische Sprache|englisch]] '''S'''pace '''T'''ransportation '''S'''ystem) ist die Missionsbezeichnung für einen Flug des US-amerikanischen [[Space Shuttle|Space Shuttles]] [[Discovery (Raumfähre)|Discovery]]. Der Start erfolgte am 4. Juli 2006. Es war die 115. Space-Shuttle-Mission, der 32. Flug der [[Raumfähre]] Discovery und der 18. Flug eines Shuttles zur [[Internationale Raumstation|Internationalen Raumstation]] (ISS). |
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=== ISS-Crew Hinflug === |
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==Mannschaft== |
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[[ISS-Expedition 13]]/[[ISS-Expedition 14]] |
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* [[Steven Lindsey|Steven W. Lindsey]] (4. Flug), Kommandant |
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* [[Thomas Reiter]] (2. Raumflug), Bordingenieur {{Esa}}/{{GER}} |
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* [[Mark Edward Kelly|Mark E. Kelly]] (2. Flug), Pilot |
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* [[Michael Edward Fossum|Michael E. Fossum]] (1. Flug), Missionsspezialist |
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* [[Piers John Sellers|Piers J. Sellers]] (2. Flug), Missionsspezialist |
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* [[Lisa Nowak|Lisa M. Nowak]] (1. Flug), Missionsspezialistin |
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* [[Stephanie Wilson|Stephanie D. Wilson]] (1. Flug), Missionsspezialistin |
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=== Ersatz === |
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* [[Léopold Eyharts]] (2. Raumflug), Bordingenieur {{Esa}}/{{Frankreich}} für Thomas Reiter |
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[[ISS-Expedition 13]] |
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* [[Thomas Reiter]] (2. Flug), Bordingenieur ([[European Space Agency|ESA]]/[[Deutschland]]) |
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== Bodenpersonal == |
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===Ersatzmannschaft=== |
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* Flugleiter: Steve Stich während Start und Landung; Tony Ceccacci, Paul Dye und Norm Knight während der Zeit im Orbit; ([[Internationale Raumstation|ISS]]-Flugleiter: Rick LaBrode, Annette Hasbrook und Matt Abbott) |
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[[ISS-Expedition 13]] |
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* Startleiter: Michael D. Leinbach |
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* [[Léopold Eyharts]] (2. Flug), Bordingenieur (ESA/[[Frankreich]]) für Thomas Reiter |
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* Verbindungssprecher ([[Capsule Communicator|CapComs]]): Steve Frick während Start und Landung; Rick Mastracchio, Lee Archambault und Steve Swanson während der Zeit im Orbit; (ISS-CapComs: [[Julie Payette]], [[Katherine Megan McArthur|Megan McArthur]] und Thadd Bowers) |
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== Missionsüberblick == |
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==Bodenpersonal== |
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Nach dem [[Columbia (Raumfähre)|Columbia]]-Unglück im Februar 2003 war dies nach [[STS-114]] der zweite Testflug zur Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge, die die NASA unter das Motto „Return to Flight“ gestellt hatte. Zunächst sollte bewiesen werden, dass die Verbesserungen funktionieren, die nach [[STS-107]] und STS-114 durchgeführt wurden. Deshalb wurde besonders darauf geachtet, dass keine Stücke der Schaumstoffisolierung des [[Space Shuttle External Tank|Außentanks]] abplatzten. Während des Starts lösten sich tatsächlich nur wenige Teile, die keine Gefahr darstellten. |
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* Flugdirektor: Steve Stich während Start und Landung, Tony Ceccacci und Norm Knight während der Zeit im Orbit |
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* Startdirektor: Michael D. Leinbach |
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* Verbindungssprecher ([[Capsule Communicator|CapCom]]): Steve Frick und [[Frederick Wilford Sturckow|Rick Sturckow]] während Start und Landung, Rick Mastracchio und Lee Archambault während der Zeit im Orbit, [[Julie Payette]] für [[Internationale Raumstation|ISS]]-Tätigkeiten |
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Wie beim letzten Shuttle-Flug, der ein Jahr früher stattfand, wurde in der Umlaufbahn viel Zeit darauf verwendet, den Hitzeschild der Raumfähre auf Beschädigungen zu untersuchen. Diese Inspektionen wurden mit dem 15 Meter langen [[Orbital Boom Sensor System|Abtastarm (OBSS)]] vorgenommen. Verbunden mit dem [[Remote Manipulator System|Roboterarm (RMS)]] des Orbiters, kann so die Oberfläche – insbesondere die Unterseite der Fähre – genau untersucht werden. Daneben wurde getestet, wie belastbar die mechanischen Arme sind, wenn man sie miteinander verbunden hat. Dazu wurde während eines [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsatzes (EVA)]] am Ende des OBSS eine Plattform montiert, die zwei Astronauten trug. Wenn das System aus RMS und OBSS stabil genug sein sollte, würde es künftig möglich sein, einen Astronauten damit in die Nähe von beschädigten Kacheln zu bringen, um sie reparieren zu können. Die Reparatur der empfindlichen Hitzeschutzfliesen war auch Ziel einer weiteren EVA, bei der eine neuentwickelte Spachtelmasse unter Weltraumbedingungen getestet wurde. |
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==Missionshöhepunkte== |
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Nach dem [[Columbia (Raumfähre)|Columbia]]-Unglück im Februar 2003 war dies nach [[STS-114]] der zweite Testflug zur Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge, die die NASA unter das Motto „Return to Flight“ gestellt hatte. Zunächst sollte bewiesen werden, dass die Verbesserungen funktionieren, die nach [[STS-107]] und [[STS-114]] angegangen wurden. Deshalb wurde besonders darauf geachtet, dass keine Stücke der Schaumstoffisolierung des [[Space Shuttle External Tank|Außentanks]] abplatzen. Während des Starts schienen sich tatsächlich nur wenige Teile gelöst zu haben, die keine Gefahr darstellten. |
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Mit dem Flug wurde die Besatzung der [[Internationale Raumstation|ISS]] um ein Besatzungsmitglied aufgestockt. Damit arbeiteten erstmals seit der [[ISS-Expedition 6|Expedition 6]] wieder drei Raumfahrer auf der Station. Der deutsche Astronaut [[Thomas Reiter]] verblieb noch das kommende halbe Jahr nach der Mission auf der ISS. Daneben gehörte der Transport von Gütern zu den Aufgaben von STS-121. Ein Großteil der über 4 Tonnen Fracht wurden mit dem [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul Leonardo]] (2,4 Tonnen) zur Station gebracht. |
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Wie beim letzten Shuttle-Flug, der ein Jahr zurücklag, wurde in der Umlaufbahn viel Zeit darauf verwendet, den Hitzeschild der Raumfähre auf Beschädigungen zu untersuchen. Diese Inspektionen wurden mit dem 15 Meter langen [[Orbital Boom Sensor System|Abtastsarm (OBSS)]] vorgenommen. Verbunden mit dem [[Remote Manipulator System|Roboterarm (RMS)]] des Orbiters, kann so auch die Oberfläche, insbesondere die Unterseite, der Fähre genau untersucht werden. Daneben wurde getestet, wie belastbar beide miteinander verbundenen Arme sind. Dazu wurde während eines [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsatzes (EVA)]] am Ende des OBSS eine Plattform montiert, die zwei Astronauten trug. Ist das RMS/OBSS-System stabil genug, dann wird es künftig möglich sein, einen Astronauten damit in die Nähe von beschädigten Kacheln zu bringen, um sie reparieren zu können. Die Reparatur der empfindlichen Hitzeschutzfliesen war auch Ziel einer weiteren EVA, bei der eine neuentwickelte Spachtelmasse unter Weltraumbedingungen getestet wurde. |
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Die NASA bezeichnete den Flug als vollen Erfolg, weil alle Aufgaben erfüllt wurden. |
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Mit dem Flug wurde die Besatzung der [[Internationale Raumstation|ISS]] um ein Besatzungsmitglied aufgestockt. Damit arbeiten seit der [[ISS-Expedition 6|Expedition 6]] wieder drei Raumfahrer auf der Station. [[Thomas Reiter]] wird voraussichtlich ein halbes Jahr auf der ISS bleiben. Daneben gehörte der Transport von Gütern zu den Aufgaben von STS-121. Ein Großteil der über 4 Tonnen Fracht wurden mit dem [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul Leonardo]] (2,4 Tonnen) zur Station gebracht. |
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==Vorbereitungen== |
== Vorbereitungen == |
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===Ursprüngliche Planungen=== |
=== Ursprüngliche Planungen === |
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Bei STS-121 handelt es sich um einen eingeschobenen Flug, der von der NASA im Jahr 2003 ins Programm genommen wurde |
Bei STS-121 handelt es sich um einen eingeschobenen Flug, der von der NASA im Jahr 2003 ins Programm genommen wurde. Es hatte sich herausgestellt, dass die von [[STS-114]] nach der durch den [[STS-107|Columbia-Absturz]] verursachten Zwangspause zu bewältigenden Aufgaben zu umfangreich für eine Mission sein würden. Für die NASA sind deshalb STS-114 und STS-121 miteinander verbunden. Sie sieht beide Missionen als Testflüge an, die die Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge unter der Bezeichnung „Return to Flight“ dokumentieren. |
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Die ersten Planungen sahen einen Start im November 2004 vor, als die NASA-Leitung im Herbst 2003 davon ausging, STS-114 im September 2004 durchführen zu können. Mit der Verschiebung von STS-114 sollte sich auch der Beginn von STS-121 verzögern. Als die Discovery schließlich Ende Juli 2005 zur ISS aufbrach, sollte die Raumfähre [[Atlantis (Raumfähre)|Atlantis]] zwei Monate später folgen. Während des Starts von STS-114 lösten sich jedoch wieder Teile der Schaumstoffisolierung des [[Space Shuttle External Tank|Außentanks]] |
Die ersten Planungen sahen einen Start im November 2004 vor, als die NASA-Leitung im Herbst 2003 davon ausging, STS-114 im September 2004 durchführen zu können. Mit der Verschiebung von STS-114 sollte sich auch der Beginn von STS-121 verzögern. Als die Discovery schließlich Ende Juli 2005 zur ISS aufbrach, sollte die Raumfähre [[Atlantis (Raumfähre)|Atlantis]] zwei Monate später folgen. Während des Starts von STS-114 lösten sich jedoch wieder Teile der Schaumstoffisolierung des [[Space Shuttle External Tank|Außentanks]]. Deshalb setzte die US-Raumfahrtbehörde, noch bevor die Discovery zur Erde zurückgekehrt war, alle weiteren Flüge aus. Zunächst sollte endlich geklärt werden, warum immer wieder Teile der Isolierung abplatzten, und dafür eine Lösung gefunden werden. |
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[[Bild:Pegasus barge being moved by Freedom Star and towboat American 1.jpg|mini|links|Der Außentank wird nach Cape Canaveral transportiert]] |
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Mit einem Start sei frühestens im November 2005 zu rechnen, erklärte William Gerstenmaier, der Leiter des ISS-Programms und mit der Untersuchung der sich lösenden Isolierung Beauftragte, kurz nach der Landung von STS-114. Nur eine Woche darauf musste Gerstenmaier einräumen, dass man viel mehr Zeit benötige – mindestens ein halbes Jahr. Alle drei bereits ausgelieferten Außentanks würden zur Überarbeitung an den Hersteller, die Michoud Assembly Facility (MAF) in [[Louisiana]], zurückgeschickt werden, erklärte er. Außerdem hätte man sich für einen Tausch des Orbiters entschieden. Wie bei STS-114 werde die Discovery mit der Durchführung von STS-121 beauftragt, um die Atlantis für die Mission [[STS-115]] verwenden zu können |
Mit einem Start sei frühestens im November 2005 zu rechnen, erklärte William Gerstenmaier, der damalige Leiter des ISS-Programms und mit der Untersuchung der sich lösenden Isolierung Beauftragte, kurz nach der Landung von STS-114. Nur eine Woche darauf musste Gerstenmaier einräumen, dass man viel mehr Zeit benötige – mindestens ein halbes Jahr. Alle drei bereits ausgelieferten Außentanks würden zur Überarbeitung an den Hersteller, die [[Michoud Assembly Facility]] (MAF) in [[Louisiana]], zurückgeschickt werden, erklärte er. Außerdem hätte man sich für einen Tausch des Orbiters entschieden. Wie bei STS-114 werde die Discovery mit der Durchführung von STS-121 beauftragt, um die Atlantis für die Mission [[STS-115]] verwenden zu können. Bei dieser Mission sollen schwere Komponenten zur ISS geflogen werden. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil die Atlantis etwas leichter ist als die Discovery und deshalb mehr Nutzlast tragen kann. |
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In der Folge gab es eine ganze Reihe von Zwischenfällen und weiteren Problemen, sowohl am Orbiter als auch am Außentank, die das Programm weiter verzögerten. |
In der Folge gab es eine ganze Reihe von Zwischenfällen und weiteren Problemen, sowohl am Orbiter als auch am Außentank, die das Programm weiter verzögerten. |
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===Probleme am Außentank=== |
=== Probleme am Außentank === |
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Da der [[Hurrikan Katrina]] Ende August 2005 die MAF, die sich östlich von [[New Orleans]] befindet, schwer beschädigt hatte, sah sich die NASA gezwungen, den Start auf Mai 2006 zu verschieben. Die MAF-Anlage stand unter Wasser, es gab keinen Strom und zeitweise wurde sie vom US-Militär als Basis für Hilfsaktionen genutzt. Außerdem hatten die Arbeiter genug eigene Probleme, denn mehr als die Hälfte war obdachlos geworden. Erst Anfang November nahm die MAF die Arbeit wieder auf. |
Da der [[Hurrikan Katrina]] Ende August 2005 die MAF, die sich östlich von [[New Orleans]] befindet, schwer beschädigt hatte, sah sich die NASA gezwungen, den Start auf Mai 2006 zu verschieben. Die MAF-Anlage stand unter Wasser, es gab keinen Strom und zeitweise wurde sie vom US-Militär als Basis für Hilfsaktionen genutzt. Außerdem hatten die Arbeiter genug eigene Probleme, denn mehr als die Hälfte war obdachlos geworden. Erst Anfang November nahm die MAF die Arbeit wieder auf. |
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Als mögliche Ursache für die Probleme mit der Schaumstoffisolierung wurden die |
Als mögliche Ursache für die Probleme mit der Schaumstoffisolierung wurden die so genannten PAL-Schwellen (Protuberance Air Load) erkannt. Diese Schwellen decken die außen am Tank verlaufenden Treibstoffleitungen zum Orbiter mit Schaum ab, um sie gegen Luftverwirbelungen zu schützen. Diese Isolierung ist jedoch sehr exponiert und platzt leicht ab. Im Dezember 2005 entschloss sich die NASA deshalb, zumindest bei diesem Flug auf die PAL-Schwellen zu verzichten. Ein entsprechend umgebautes Modell traf Anfang März 2006 im [[Kennedy Space Center]] (KSC) ein. |
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[[Bild:Sts- |
[[Bild:Sts-121 sset prepare.jpg|links|mini|Der Außentank wird an die Feststoffraketen montiert]] |
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Ein weiteres Problem waren die Treibstoffsensoren im Außentank, die bereits Startverzögerungen von STS-114 verursacht hatten. Die |
Ein weiteres Problem waren die Treibstoffsensoren im Außentank, die bereits Startverzögerungen von STS-114 verursacht hatten. Die so genannten Engine-Cutoff-Sensoren (ECOs), die die Füllstände messen, hatten bei Tests Unregelmäßigkeiten gezeigt. Sie sollen die [[Space Shuttle Main Engine|Haupttriebwerke]] rechtzeitig abschalten, wenn der Tank vorzeitig einen zu niedrigen Füllstand aufweist. So wird verhindert, dass die [[Turbopumpe (Raketentechnik)|Turbopumpen]] leerlaufen, durchdrehen und explodieren, was den Orbiter schwer beschädigen würde. Mitte März kündigte [[Wayne Hale]], der Manager des NASA-Shuttle-Programms an, dass die Sensoren vorsorglich ausgetauscht würden. Ein Starttermin im Mai sei deshalb nicht zu halten. |
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Anfang April zeigten sich neue Probleme mit dem Außentank. Bei Windkanaltests mit einem originalgetreuen Modell des Tanks, die die NASA von der [[United States Air Force|US-Luftwaffe]] in deren riesiger Anlage in der Nähe von Tullahoma ([[Tennessee]]) durchführen ließ, waren erneut Teile der Isolierung abgeplatzt. Diesmal im Bereich der so genannten Frostschwellen (sieben dieser „Ice/Frost-Ramps“, von denen jede etwa 30 Zentimeter lang ist, befinden sich am Wasserstoff- und zwei am Sauerstoffbereich). Sie sorgen dafür, dass sich beim Einfüllen des eiskalten Treibstoffes kein Eis an den Leitungen außen am Tank bildet. Die Schwellen waren neu konzipiert worden, um die Menge des aufgetragenen Isoliermaterials zu verringern. |
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Gleichzeitig mit dem Auswechseln der ECO-Sensoren wurde an der Spitze des Außentanks das Überdruckventil ausgewechselt, das den Druck in den beiden Treibstoffbehältern reguliert. Beim Umstellen einer Halogenlampe, die den Bereich des Ventils ausleuchtete, fiel diese gegen die Wand des Tanks. Dabei wurden einige Schrammen in den rostbraunen Isolierschaum geschlagen, von denen die größte 18 Zentimeter lang war. Das abgeplatzte Material wurde in der ersten Aprilwoche wieder aufgetragen. |
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Der Tank wurde Mitte April im [[Vehicle Assembly Building|VAB]] auf der Startplattform mit den beiden bereits fertig aufgebauten Feststoffraketen verbunden. Zuvor hatte die NASA entschieden, diese Mission nach den missglückten Windkanaltests nun doch mit den alten Frostschwellen zu fliegen. Einige der NASA- und Lockheed-Martin-Ingenieure waren jedoch dafür, mit dem Start so lange zu warten, bis man eine sicherere Konfiguration gefunden hätte. Andere, unter ihnen auch Shuttle-Manager Wayne Hale, waren jedoch dagegen, weil sie neben dem Entfernen der PAL-Schwellen keine zweite schwergewichtige Änderung machen wollten. |
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Anfang April zeigten sich neue Probleme mit dem Außentank. Bei Windkanaltests mit einem originalgetreuen Modell des Tanks, die die NASA von der [[United States Air Force|US-Luftwaffe]] in deren riesiger Anlage in der Nähe von Tullahoma ([[Tennessee]]) durchführen ließ, waren erneut Teile der Isolierung abgeplatzt. Diesmal im Bereich der sogenannten Vereisungsschwellen (sieben dieser „Ice/Frost-Ramps“, von denen jede etwa 30 Zentimeter lang ist, befinden sich am Wasserstoff- und zwei am Sauerstoffbereich). Sie sorgen dafür, dass sich beim Einfüllen des eiskalten Treibstoffes kein Eis an den Leitungen außen am Tank bildet. Die Schwellen waren neu konzipiert worden, um die Menge des aufgetragenen Isoliermaterials zu verringern. |
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Der Tank wurde Mitte April im [[Vehicle Assembly Building|VAB]] auf der Startplattform mit den beiden bereits fertig aufgebauten Feststoffraketen verbunden. Zuvor hatte die NASA entschieden, diese Mission nach den missglückten Windkanaltests nun doch mit den alten Frost-Schwellen zu fliegen. Diese Entscheidung sorgte innerhalb der NASA und vor allem zwischen den NASA-Managern und Lockheed-Martin, dem Hersteller des Außentanks, für große Differenzen. Einige Ingenieure waren dafür, mit dem Start so lange zu warten, bis man eine sicherere Konfiguration gefunden hätte. Andere, unter ihnen auch Shuttle-Manager Wayne Hale, waren jedoch dagegen, weil sie neben dem Entfernen der PAL-Schwellen keine zweite schwergewichtige Änderung machen wollten. |
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Am 4. Mai hatten die Verantwortlichen entschieden, keinen Betankungstest durchzuführen. Es hatte Überlegungen gegeben, wegen der Problematik mit den ECO-Sensoren, eventuell Anfang Juni den Außentank zu befüllen, um das Verhalten der Sensoren unter realen Bedingungen zu testen. Man befürchtete jedoch, dass ein mehrmaliges Befüllen zu Rissen im Isolationsmaterial führen könnte. Diese würden die Gefahr abplatzender Teile vergrößern, weil sich so Luftturbulenzen bilden könnten. |
Am 4. Mai hatten die Verantwortlichen entschieden, keinen Betankungstest durchzuführen. Es hatte Überlegungen gegeben, wegen der Problematik mit den ECO-Sensoren, eventuell Anfang Juni den Außentank zu befüllen, um das Verhalten der Sensoren unter realen Bedingungen zu testen. Man befürchtete jedoch, dass ein mehrmaliges Befüllen zu Rissen im Isolationsmaterial führen könnte. Diese würden die Gefahr abplatzender Teile vergrößern, weil sich so Luftturbulenzen bilden könnten. |
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Im Juni wurde der Tank endgültig für flugtauglich erklärt. |
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===Probleme am Orbiter=== |
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[[Bild:Sts-121_leonardo_prepare.jpg|thumb|right|Das Leonardo-Modul wird für den Start vorbereitet]] |
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Während der Startvorbereitungen kam es Anfang März in der Wartungshalle (Orbiter Processing Facility) des Orbiters am KSC zu einem Unfall. Eine Lampe zerbrach und Glasscherben fielen in die geöffnete Nutzlastbucht. Techniker entfernten die Scherben mit teleskopartigen Hebebühnen. Dabei wurde die Isolierung des [[Remote Manipulator System|Robotarms (RMS)]] durch einen drei Zentimeter langen, nicht sichtbaren Riss beschädigt. Zwecks Ausbesserung und weiterer Inspektion wurde der beschädigte Teil des RMS zum Hersteller nach Kanada geschickt. Ende März traf das reparierte Stück wieder am KSC ein. Nachdem der Arm wieder zusammengesetzt und seine Funktionsfähigkeit überprüft worden war, wurde er kurz vor Ostern in den Orbiter eingebaut. |
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=== Probleme am Orbiter === |
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[[Bild:STS-121_at_the_pad.jpg|thumb|150px|left|Discovery auf der Startrampe]] |
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[[Bild:Sts-121 leonardo prepare.jpg|mini|Das Leonardo-Modul wird für den Start vorbereitet]] |
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Der RMS wurde speziell für diesen Flug präpariert. Während des Fluges sollten der RMS- und der [[Orbital Boom Sensor System|OBSS-Arm]] miteinander verbunden und zwei Astronauten sich erstmals am Ende des OBSS als „Ballast“ befinden. Die Belastungen, die dabei auf das RMS/OBSS-System wirken, sollten mit besonderen Sensoren ermittelt werden. |
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Während der Startvorbereitungen kam es Anfang März in der Wartungshalle ([[Orbiter Processing Facility]]) des Orbiters am KSC zu einem Unfall. Eine Lampe zerbrach und Glasscherben fielen in die geöffnete Nutzlastbucht. Techniker entfernten die Scherben mit teleskopartigen Hebebühnen. Dabei wurde die Isolierung des [[Remote Manipulator System|Robotarms (RMS)]] leicht beschädigt, an der ein drei Zentimeter langer, nicht sichtbarer Riss entstand. Zwecks Ausbesserung und weiterer Inspektion wurde der beschädigte Teil des RMS zum Hersteller nach Kanada geschickt. Ende März traf das reparierte Stück wieder am KSC ein. Nachdem der Arm wieder zusammengesetzt und seine Funktionsfähigkeit überprüft worden war, wurde er kurz vor Ostern in den Orbiter eingebaut. |
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[[Bild:STS-121 at the pad.jpg|mini|links|Discovery auf der Startrampe]] |
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Ende April wurde eines der drei Haupttriebwerke ausgetauscht, weil die Treibstoffleitungen bei Dichtigkeitstests kleine Lecks gezeigt hatten. Damit waren die Arbeiten am Orbiter abgeschlossen und er wurde am 12. Mai in das VAB überführt. Dort wurde die Discovery mit dem Außentank sowie den beiden [[Feststoffrakete]]n verbunden und auf eine Startplattform gesetzt. Genau eine Woche später rollte die Fähre dann zur Startrampe. |
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Damit waren die Arbeiten am Orbiter abgeschlossen und er wurde am 12. Mai in das VAB überführt. Dort wurde die Discovery mit dem Außentank sowie den beiden [[Feststoffrakete]]n verbunden und auf die Startplattform gesetzt. Genau eine Woche später wurde die Fähre zur Startrampe gerollt. |
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Am 17. Juni wurden während der traditionellen Flugbereitschaftsabnahme, dem so genannten Flight Readiness Review, sämtliche Systeme der Discovery |
Am 17. Juni wurden während der traditionellen Flugbereitschaftsabnahme, dem so genannten Flight Readiness Review, sämtliche Systeme der Discovery für startbereit erklärt und das vorläufige Startdatum (1. Juli) bestätigt. |
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===Ersatzorbiter=== |
=== Ersatzorbiter === |
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Wie beim letzten Flug (STS-114) hielt die NASA einen zweiten Orbiter für den Fall bereit, dass die Discovery während des Starts beschädigt worden wäre. Die [[Atlantis (Raumfähre)|Atlantis]] hätte die Rettungsmission frühestens Ende August unter der Bezeichnung [[STS-300]] durchgeführt und die STS-121-Besatzung sicher zur Erde gebracht. Bis dahin hätten die Astronauten auf der ISS ausharren müssen. Die Ressourcen der Raumstation würden für neun Personen – sechs Shuttle- und drei ISS-Raumfahrer – nach Angaben der NASA zwölf Wochen ausreichen. |
Wie beim letzten Flug (STS-114) hielt die NASA einen zweiten Orbiter für den Fall bereit, dass die Discovery während des Starts beschädigt worden wäre. Die [[Atlantis (Raumfähre)|Atlantis]] hätte die Rettungsmission frühestens Ende August unter der Bezeichnung [[STS-300]] durchgeführt und die STS-121-Besatzung sicher zur Erde gebracht. Bis dahin hätten die Astronauten auf der ISS ausharren müssen. Die Ressourcen der Raumstation würden für neun Personen – sechs Shuttle- und drei ISS-Raumfahrer – nach Angaben der NASA zwölf Wochen ausreichen. |
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Dies ist die erste Mission, bei der es möglich ist, die Raumfähre ferngesteuert landen zu lassen. Dazu hat die Discovery ein 8,5 Meter langes Kabel an Bord, das die Kontrollen des Flugdecks mit einer Steuerungsbox im Mitteldeck verbindet und der Bodenkontrolle erlaubt, das Shuttle unbemannt zu landen. Dadurch kann das Kontrollzentrum in Houston |
Dies ist die erste Mission, bei der es möglich ist, die Raumfähre ferngesteuert landen zu lassen. Dazu hat die Discovery ein 8,5 Meter langes Kabel an Bord, das die Kontrollen des Flugdecks mit einer Steuerungsbox im Mitteldeck verbindet und der Bodenkontrolle erlaubt, das Shuttle unbemannt zu landen. Dadurch kann das Kontrollzentrum in Houston Aktionen ausführen, die sonst die Piloten durchführen – beispielsweise das Fahrwerk ausfahren oder den [[Bremsschirm]] aktivieren.<ref>[http://www.space.com/missionlaunches/060629_newtools.html SPACE.com: New Tools on STS-121] (englisch)</ref> |
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==Missionsverlauf== |
== Missionsverlauf == |
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Die 115. Space-Shuttle-Mission (die 90. seit der [[STS-51-L|Challenger-Katastrophe]]) begann am 4. Juli um 18:38 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]], nachdem die ersten beiden Startversuche wegen ungünstiger Wetterverhältnisse abgebrochen werden mussten. |
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=== Start === |
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<small>''(Alle Uhrzeiten in [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] = [[Sommerzeit#Mitteleuropäische Sommerzeit|MESZ]] − 2 Stunden)''</small> |
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=== 1. Startversuch, 1. Juli 2006 === |
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Die 115. Space-Shuttle-Mission (die 90. seit der [[STS-51-L|Challenger-Katastrophe]]) begann am 4. Juli um 18:38 UTC, nachdem die ersten beiden Startversuche – 1. Juli (19:49 UTC) und 2. Juli (19:26 UTC) – wegen ungünstiger Wetterverhältnisse abgebrochen werden mussten. |
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Der [[Countdown]] begann am 28. Juni 2006 um 21:00 UTC bei der T-43-Stunden-Marke. Einen Tag vorher traf die Besatzung, die bisher im [[Lyndon B. Johnson Space Center|Johnson Space Center]] in [[Houston]] trainiert hatte, im [[Kennedy Space Center|KSC]] ein. Die Meteorologen der NASA gingen zu Beginn des Countdowns von einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent aus, dass der Start wie vorgesehen stattfinden könne. Es wurde befürchtet, dass Sommergewitter auftreten könnten. Diese Angst war berechtigt, denn schon am 27. Juni hatte ein Blitz in eine Verteileranlage nahe der Startrampe eingeschlagen. |
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Die Besatzung wurde kurz nach 9:00 UTC geweckt, frühstückte und legte ihre orangefarbenen ACES-Start- und Landeanzüge ([[Advanced Crew Escape Suit]]s) an. Gegen 16:00 UTC verließen alle Astronauten das Mannschaftsquartier, fuhren zur Startrampe und stiegen in die Raumfähre ein. |
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==== 1. Startversuch, 1. Juli 2006 ==== |
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Der [[Countdown]] begann am 28. Juni 2006 um 21:00 UTC bei der T-43-Stunden-Marke. Einen Tag vorher kam die Besatzung, die bisher in [[Houston]] ([[Texas]]) trainiert hatte, im KSC an. Die Meteorologen der NASA gingen zu Beginn des Countdowns von einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent aus, dass der Start wie vorgesehen stattfinden könne. Es wurde befürchtet, dass Sommergewitter auftreten können. Diese Angst war nicht unbegründet, denn schon am 27. Juni hatte ein Blitz in eine Verteileranlage nahe der Startrampe eingeschlagen. |
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Am 1. Juli gegen 13:00 UTC war die dreistündige Befüllung des Außentanks mit Flüssigsauerstoff und -wasserstoff abgeschlossen. Auch ein Funktionstest der ausgetauschten ECO-Sensoren, die beim letzten Flug Probleme gezeigt hatten, verlief einwandfrei. Inzwischen hatte sich auch die Wettervorhersage gebessert und die US-Raumfahrtbehörde rechnete mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent, dass der Start doch stattfinden könne. Während der Betankung trat ein technisches Problem auf, das daraufhin von den Verantwortlichen diskutiert wurde: Ein Heizelement für eine Steuerungsdüse am Orbiter arbeitete nicht. Es wurde beraten, ob man mit der defekten Düse starten oder sie austauschen solle. Eine Stunde vor dem geplanten Start entschied die NASA, keine Reparatur anzuordnen (würde 12 Tage dauern) und nicht abzubrechen. |
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Die Besatzung wurde kurz nach 9:00 UTC geweckt, frühstückte und legte ihre orangefarbenen ACES-Start- und Landeanzüge (Advanced Crew Escape Suit) an. Gegen 16:00 UTC verließen alle Astronauten das Crewquartier, fuhren in Richtung Startrampe und stiegen dann in die Raumfähre ein. |
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Trotz Schauern am Nachmittag wurde der Countdown nicht abgebrochen. Erst um 19:41 UTC, also acht Minuten vor dem geplanten Abheben, wurde die Countdown-Uhr angehalten und der Start um 24 Stunden verschoben. Gewitterwolken hatten sich bis auf 35 Kilometer dem KSC genähert, die Sicherheitsvorschriften verlangen aber eine Mindestentfernung von 55 Kilometern. Mögliche Blitzschläge hätten so eine eventuelle Notlandung des Orbiters am Startplatz verhindert. |
Trotz Schauern am Nachmittag wurde der Countdown nicht abgebrochen. Erst um 19:41 UTC, also acht Minuten vor dem geplanten Abheben, wurde die Countdown-Uhr angehalten und der Start um 24 Stunden verschoben. Gewitterwolken hatten sich bis auf 35 Kilometer dem KSC genähert, die Sicherheitsvorschriften verlangen aber eine Mindestentfernung von 55 Kilometern. Mögliche Blitzschläge hätten so eine eventuelle Notlandung des Orbiters am Startplatz verhindert. |
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=== 2. Startversuch, 2. Juli 2006 === |
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Der zweite Startversuch war für |
Der zweite Startversuch war für den 2. Juli um 19:26 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] geplant. Bezüglich der Wetterlage sah es für den zweiten Startversuch sogar noch schlechter aus als einen Tag zuvor: Die Wahrscheinlichkeit, den Start wegen schlechten Wetters erneut verschieben zu müssen, wurde von der NASA mit 70 Prozent angegeben. Am Nachmittag zog auch tatsächlich ein Gewitter über das Startgelände. |
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Um 17:14 UTC, als die Mannschaft bereits eingestiegen und angeschnallt war, brach die NASA den Start erneut wegen der unsicheren Wetterlage ab. Er wurde um zwei Tage auf den 4. Juli verschoben. Die 48-stündige Verschiebung war nötig, um die Tanks für flüssigen Sauerstoff und flüssigen Wasserstoff in der Nutzlastbucht des Shuttles wieder aufzufüllen. Damit werden die [[Brennstoffzelle]]n betrieben, die die Bordelektrik versorgen. Sie hatten seit dem 1. Juli um 4:00 UTC ununterbrochen gearbeitet. |
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Ausschlaggebend für den Start ist nicht nur das Wetter in Florida. Gleichzeitig müssen auch auf den [[Space_Shuttle#Liste_der_offiziellen_Landeflugh.C3.A4fen|Notlandeplätzen]] gute Witterungsverhältnisse gegeben sein. Für diesen Flug standen zwei Plätze in Spanien ([[Saragossa]] und Moron) sowie [[Istres]] in [[Südfrankreich]] als Ausweichflugplätze zur Verfügung. Für den zweiten Startversuch war nur das Wetter in Moron annehmbar. Auf den beiden anderen Plätzen war das Wetter ähnlich dem am KSC. |
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=== 3. Startversuch und Start, 4. Juli 2006 === |
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Um 17:14 UTC, als die Mannschaft bereits eingestiegen und angeschnallt war, brach die NASA den Start erneut wegen der unsicheren Wetterlage ab. Er wurde auf den 4. Juli (Dienstag) verschoben. Die 48-stündige Verschiebung wurde benötigt, um die Tanks für flüssigen Sauerstoff und flüssigen Wasserstoff in der Nutzlastbucht des Shuttles wieder aufzufüllen. Damit werden die [[Brennstoffzelle]]n betrieben, die die Bordelektrik versorgen. Sie wurden am 1. Juli um 4:00 UTC gestartet und sollten erst nach erfolgter Landung abgeschaltet werden. Würden die Tanks nicht aufgefüllt, müsste die Discovery eine verkürzte Mission fliegen, weil nicht genügend Energie vorhanden wäre. Hierbei ging es um den 13. (optionalen) Missionstag. Um den zusätzlichen Flugtag nutzen zu können, wäre ein Auffüllen auch bei einem Start am 3. Juli erforderlich; dieses hätte aber unter Zeitdruck erfolgen müssen. |
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[[Bild:STS-121 Launch4.jpg|right|mini|Start der Mission STS-121]] |
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Beim dritten Versuch am 4. Juli gelang der Start. Pünktlich zum festgesetzten Zeitpunkt um 18:37:55 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] hob die Discovery von der Startrampe ab. Diesmal gab es auch von Seiten der Meteorologen keine Einwände: Es war ein sonniger Tag mit 30 [[Grad Celsius]] Lufttemperatur und leichter Bewölkung. |
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Bereits am 1. Juli wurde seitens der NASA ins Gespräch gebracht, bei einem weiteren Abbruch gleich auf den 4. Juli zu verschieben. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die zusätzliche Belastung der Techniker und der Astronauten angesprochen. |
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Zwei Experimente, darunter ein mikrobiologisches, wurden bis zum dritten Startversuch ebenfalls ausgebaut und neu aufbereitet. |
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==== 3. Startversuch und Start, 4. Juli 2006 ==== |
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[[Bild:STS-121 Launch4.jpg|right|170px|thumb|Start der Mission STS-121]] |
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Beim dritten Versuch am 4. Juli gelang der Start. Pünktlich zum festgesetzten Zeitpunkt um 18:37:55 UTC hob die Discovery von der Startrampe ab. Diesmal gab es auch von Seiten der Meteorologen keine Einwände: Es war ein sonniger Tag mit 30 Grad Celsius Lufttemperatur und leichter Bewölkung. |
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Am Vortag war ein 13 Zentimeter langer Riss in der Schaumstoffisolierung an einer Strebe der Sauerstoffzuleitung vom [[Space Shuttle External Tank|Außentank]] entdeckt worden. Außerdem fand man auf der Startplattform ein 8 Zentimeter großes und einen halben Zentimeter dickes Schaumstoffstück, das sich von dieser Stelle gelöst hatte. Durch sein Gewicht von 2,5 Gramm hätte dieses Stück Schaum allerdings keine Gefahr für den Orbiter dargestellt, wenn es während des Starts vom Tank abgefallen wäre und den Orbiter getroffen hätte. |
Am Vortag war ein 13 Zentimeter langer Riss in der Schaumstoffisolierung an einer Strebe der Sauerstoffzuleitung vom [[Space Shuttle External Tank|Außentank]] entdeckt worden. Außerdem fand man auf der Startplattform ein 8 Zentimeter großes und einen halben Zentimeter dickes Schaumstoffstück, das sich von dieser Stelle gelöst hatte. Durch sein Gewicht von 2,5 Gramm hätte dieses Stück Schaum allerdings keine Gefahr für den Orbiter dargestellt, wenn es während des Starts vom Tank abgefallen wäre und den Orbiter getroffen hätte. |
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[[Bild:STS-121-foam.jpg|mini|links|Position und Nahaufnahme des gelösten Isolationsstückes]] |
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Es kamen jedoch Bedenken auf, ob noch eine ausreichende thermische Isolation sichergestellt sei und ob sich durch das Einfüllen von [[Wasserstoff|flüssigem Wasserstoff]] und [[Sauerstoff|flüssigem Sauerstoff]] nicht zu viel [[Eis]] bilden würde. Die Verantwortlichen entschieden jedoch noch am Montag, dass beides keinerlei Sicherheitsrisiko darstelle. Als wahrscheinlichste Ursache für das Abplatzen wurde die Bildung von Eis in einer Ritze genannt, welche sich aufgrund der Entleerung und der folgenden Erwärmung und Ausdehnung des Tanks gebildet haben soll. <ref name="nasa-foam">NASA: ''http://www.nasa.gov/mission_pages/shuttle/multimedia/foam_gallery.html''. 4. Juli 2006</ref> |
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Während des Starts fielen erneut einige kleine Teile vom Außentank ab. Nach Angaben der NASA lösten sich drei oder vier Stücke knapp drei Minuten nach dem Verlassen der Rampe sowie ein weiteres Stück zwei Minuten später. Ob es sich dabei um Eis oder Teile der Isolation gehandelt habe, könne man nicht sagen. Die Astronauten Fossum und Wilson hatten die Aufgabe, die Trennung des Tanks zu filmen. Fossum meldete, er könne etwas erkennen, das wie ein Stück Stoff aussehe und zwischen Orbiter und Tank schwebe. Es sei etwa anderthalb bis vielleicht zweieinhalb Meter groß. Er vermutete, dass es sich dabei um ein Stück des Hitzeschildes handelte. Bildauswertungen ergaben jedoch, dass es eine große Eisplatte war. |
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[[Bild:STS-121-foam.jpg|thumb|left|Position und Nahaufnahme des gelösten Isolationsstückes]] |
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Während des Starts fielen erneut einige kleine Teile vom Außentank ab. Nach Angaben der NASA lösten sich drei oder vier Stücke knapp drei Minuten nach dem Verlassen der Rampe, ein weiteres Stück zwei Minuten später. Ob es sich dabei um Eis oder Teile der Isolation gehandelt habe, könne man nicht sagen. Die Astronauten Fossum und Wilson hatten die Aufgabe, die Trennung des Tanks zu filmen. Fossum meldete, er könne etwas erkennen, das wie ein Stück Stoff aussehe und zwischen Orbiter und Tank schwebe. Es sei etwa anderthalb bis vielleicht zweieinhalb Meter groß. Er vermutete, dass es sich dabei um ein Stück des Hitzschildes handelte. Bildauswertungen ergaben, dass es eine große Eisplatte war. |
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Shuttle-Programmmanager Wayne Hale erklärte auf einer ersten Pressekonferenz, dass der Tank „sehr, sehr gut“ gearbeitet habe. Man habe nichts entdeckt, was zu Besorgnis Anlass gebe. |
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Shuttle-Programmmanager Wayne Hale erklärte auf einer ersten Pressekonferenz, dass der Tank „sehr, sehr gut“ gearbeitet hätte. Man habe nichts entdeckt, was zu Besorgnis Anlass gebe. |
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=== Im Orbit === |
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==== 1. Missionstag, 4. Juli 2006 ==== |
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=== 1. Missionstag, 4. Juli 2006 === |
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Eineinhalb Stunden nach dem Start der Raumfähre wurden die Ladebuchttore geöffnet und die Kommunikations- und Bordsysteme überprüft. |
Eineinhalb Stunden nach dem Start der Raumfähre wurden die Ladebuchttore geöffnet und die Kommunikations- und Bordsysteme überprüft. |
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=== 2. Missionstag, 5. Juli 2006 === |
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Ziel des ersten ganzen Tages im Orbit war das Überprüfen des Hitzeschildes der Raumfähre auf eventuelle Beschädigungen. Dabei wurden über den Tag verteilt – insgesamt sechseinhalb Stunden lang – die [[Hitzeschutzkachel]]n mit dem neuen OBSS-Inspektionsarm ([[Orbital Boom Sensor System]]) untersucht, der erstmals vor einem Jahr auf [[STS-114]] zum Einsatz kam. |
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Zentimeterweise wurden mit hoch auflösenden Kameras und Laser-Sensoren die |
Zentimeterweise wurden mit hoch auflösenden Kameras und Laser-Sensoren die Nase des Orbiters sowie die rechte Tragfläche inspiziert, weil diese Bereiche nach dem Andocken an die Station nicht mehr mit dem Roboterarm zugänglich sind. Die Astronauten Wilson, Nowak und Fossum wechselten sich dabei immer wieder ab, da es sehr ermüdend ist, lange Zeit die gefilmten Gebiete auf dem Monitor konzentriert zu beobachten. |
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Eine erste Auswertung der |
Eine erste Auswertung der Überprüfung des Hitzeschildes ergab, dass er beim Start lediglich kleine Schäden davontrug. Flugdirektor Tony Ceccacci erklärte, dass es noch zu früh sei, um das endgültig sagen zu können. Die abschließende Analyse würde erst in etwa zwei Tagen vorliegen. Lediglich am rechten Flügel wurde ein Füllstreifen entdeckt, der zwischen zwei Hitzeschutzkacheln hervorstand. Dieser befand sich jedoch nicht an einer kritischen Stelle und musste nicht unbedingt entfernt werden. Zudem wurden ebenfalls an der rechten Tragfläche drei weiße Flecken gefunden, bei denen es sich laut Ceccacci mit größter Wahrscheinlichkeit um Vogelkot handelte. Die Ingenieure würden die Bilder aber noch weiter untersuchen, um sicher zu sein. |
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Während die Missionsspezialisten sich bei der aufwändigen Inspektion am Roboterarm ablösten, brachten Kommandant Lindsey und Pilot Kelly die Raumfähre durch mehrmaliges Einschalten der Manövriertriebwerke immer näher an die ISS. Außerdem überprüfte man die Raumanzüge auf ihre Funktionstüchtigkeit. |
Während die Missionsspezialisten sich bei der aufwändigen Inspektion am Roboterarm ablösten, brachten Kommandant Lindsey und Pilot Kelly die Raumfähre durch mehrmaliges Einschalten der Manövriertriebwerke immer näher an die ISS. Außerdem überprüfte man die Raumanzüge auf ihre Funktionstüchtigkeit. |
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=== 3. Missionstag, 6. Juli 2006 === |
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[[Bild:STS-121 Discovery approaching ISS.jpg|mini|Discovery nähert sich der ISS]] |
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Der dritte Flugtag stand ganz im Zeichen der [[Internationale Raumstation|Internationalen Raumstation]] (ISS): Als der Orbiter die Station erreicht hatte, stoppte er in 180 Meter Entfernung. Wie bereits bei STS-114 wurde die Discovery von Kommandant [[Steven Lindsey]] genau eine Stunde vor der Kopplung langsam um 360° über die Querachse gedreht, damit die [[ISS-Expedition 13|ISS-Crew]] hochauflösende Fotos von der Unterseite der Fähre anfertigen konnte. 350 Aufnahmen wurden innerhalb von neun Minuten gemacht und umgehend zum Kontrollzentrum nach [[Lyndon B. Johnson Space Center|Houston]] gesendet. Die Auswertung ergab, dass der Hitzeschild völlig intakt war. |
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Genau nach Zeitplan dockte die Discovery um 14:52 UTC an die ISS an. Nach den notwendigen Dichtigkeitstests wurden die Luken geöffnet. Die Erlaubnis dazu kam 20 Minuten früher als vorgesehen um 16:30 UTC. Die siebenköpfige Mannschaft der Discovery wurde herzlich von den beiden ISS-Hausherren begrüßt. Für [[Pawel Wladimirowitsch Winogradow|Winogradow]] und [[Jeffrey Nels Williams|Williams]] war es der erste Besuch seit sie die Station Anfang April übernahmen. |
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[[Bild:STS-121 Discovery approaching ISS.jpg|thumb|Discovery nähert sich der ISS]] |
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Der dritte Flugtag stand ganz im Zeichen der Internationalen Raumstation. Nachdem die Besatzung um 7:38 UTC mit dem Song „Daniel“ von [[Elton John]] für [[Thomas Reiter]] geweckt worden war (Reiter hat einen Sohn mit diesem Namen), bereitete man sich auf die Kopplung vor. Als der Orbiter die Station erreicht hatte, stoppte er in 180 Meter Entfernung. Wie bereits bei STS-114 wurde die Discovery von Kommandant [[Steven Lindsey|Lindsey]] genau eine Stunde vor der Kopplung langsam um 360° über die Nickachse gedreht, damit die [[ISS-Expedition 13|ISS-Crew]] hochauflösende Fotos von der Unterseite der Fähre anfertigen konnte. 350 Aufnahmen wurden innerhalb von neun Minuten gemacht und umgehend zum Kontrollzentrum gesendet. Die Auswertung ergab, dass der Hitzeschild völlig intakt ist. Es wurden nur zwei Füllstreifen entdeckt, die etwa einen Zentimeter hervorstehen, aber keine Gefahr darstellen sollen. |
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Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung wurde der vom Shuttle mitgebrachte Schalensitz von [[Thomas Reiter|Reiter]] in dem russischen [[Sojus (Raumschiff)|Sojus-Raumschiff]] installiert. Damit gehörte er offiziell zur Besatzung der Raumstation. |
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Genau nach Zeitplan dockte die Discovery um 14:52 UTC an die Raumstation an. Nach den notwendigen Dichtigkeitstests wurden die Luken geöffnet. Die Erlaubnis dazu kam 20 Minuten früher als vorgesehen um 16:30 UTC. Die siebenköpfige Mannschaft der Discovery wurde herzlich von den beiden ISS-Hausherren begrüßt. Für [[Pawel Wladimirowitsch Winogradow|Winogradow]] und [[Jeffrey Nels Williams|Williams]] war es der erste Besuch seit sie die Station Anfang April übernahmen. |
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=== 4. Missionstag, 7. Juli 2006 === |
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Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung wurde der vom Shuttle mitgebrachte Schalensitz von Reiter in der russischen Sojus-Kapsel installiert. Damit gehört er offiziell zur Besatzung der Raumstation. |
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Mit dem [[Canadarm2|Roboterarm]] der Raumstation wurde am vierten Flugtag das in Italien gefertigte [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul]] Leonardo aus dem Frachtraum der Discovery gehievt und mit der ISS verbunden. Eineinhalb Stunden später als im Flugplan vorgesehen wurde Leonardo um 12:15 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] am Modul [[Unity (ISS)|Unity]] angekoppelt. Es beinhaltete über drei Tonnen Güter, Ausrüstungsteile und Experimente, die von der [[ISS-Expedition 13|13. Stammbesatzung]] der ISS dringend gebraucht wurden. Später begannen die Astronauten mit dem Entladen des Containers, das mehrere Tage dauerte. |
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Im weiteren Verlauf des Tages widmeten sich die Missionsspezialistinnen [[Lisa Nowak|Nowak]] und [[Stephanie Wilson|Wilson]] zusammen mit Pilot [[Mark Edward Kelly|Kelly]] einer weiteren vierstündigen Überprüfung der Hitzeschutzkacheln des Orbiters. Auf dem Programm standen ausgewählte Gebiete, die beim ersten Scan aufgefallen waren. Darunter die Flügelvorderkanten und die hervorstehenden Füllstreifen. Beim [[STS-114|letzten Flug]] ein Jahr zuvor hatte sich die NASA entschieden, einen [[Extra-vehicular Activity|Ausstieg]] (EVA) anzuordnen, um die Kunststoffstreifen zu entfernen, die sich gelöst hatten. |
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In Vorbereitung auf die [[Extra-vehicular Activity|Weltraumausstiege]] der nächsten Tage wurden die Raumanzüge der Missionsspezialisten [[Michael Edward Fossum|Fossum]] und [[Piers John Sellers|Sellers]] an Bord der ISS gebracht. |
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Flugdirektor Tony Ceccacci gab bekannt, dass die Missionsleitung einen zusätzlichen Flugtag genehmigt habe. Dies bedeute, dass eine dritte EVA der beiden Astronauten [[Michael E. Fossum|Fossum]] und [[Piers Sellers|Sellers]] durchgeführt werde. Falls erforderlich, würden dabei die beiden Füllstreifen entfernt. Eine dritte EVA war ursprünglich geplant, wurde jedoch lange vor dem Start wieder gestrichen, weil das Arbeitspensum für die Mannschaft zu umfangreich sei. |
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==== 4. Missionstag, 7. Juli 2006 ==== |
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Mit dem [[Canadarm2|Roboterarm]] der Raumstation wurde am vierten Flugtag das in Italien gefertigte [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul]] Leonardo aus dem Frachtraum der Discovery gehievt und mit der ISS verbunden. Eineinhalb Stunden später als im Flugplan vorgesehen wurde Leonardo um 12:15 UTC am Modul [[Unity (ISS)|Unity]] angekoppelt. Es beinhaltete über drei Tonnen Güter, Ausrüstungsteile und Experimente, die von der [[ISS-Expedition 13|13. Stammbesatzung]] der ISS dringend gebraucht wurden. Dazu gehörte die erste der drei von der [[ESA]] entwickelten Gefriereinrichtungen MELFI (Minus Eighty degree Laboratory Freezer for the International Space Station), die für die Langzeitlagerung von biologischen Proben und Forschungsergebnissen bei minus 80 Grad Celsius konzipiert wurde. Weiter zählten der Pflanzenzuchtinkubator EMCS (European Modular Cultivation System) dazu und der [[Perkutane Aufnahme|perkutane]] Muskelstimulator PEMS (Percutaneous Electrical Muscle Stimulator) für humanphysiologische Experimente. |
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=== 5. Missionstag, 8. Juli 2006 === |
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Später begannen die Astronauten mit dem Entladen des Containers. [[Thomas Reiter]] kam dabei eine besondere Verantwortung zu, denn er leitete als „Lademeister“ das Umpacken. Dieser Frachttransfer dauerte mehrere Tage. |
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Für den 8. Juli stand der erste von insgesamt drei [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsätzen (EVAs)]] auf dem Programm. EVA-1 begann um 13:17 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]], als der ausstiegserprobte Missionsspezialist [[Piers Sellers]] und der Neuling [[Michael E. Fossum|Mike Fossum]] ihre Raumanzüge auf interne Stromversorgung umschalteten. Kurz darauf verließen sie die Raumstation durch die [[Quest (ISS)|Luftschleuse Quest]]. |
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[[Bild:STS-121 Sellers Fossum RMS-OBSS.jpg|mini|Fossum und Sellers auf dem RMS/OBSS-System während der EVA]] |
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Im weiteren Verlauf des Tages widmeten sich die Missionsspezialistinnen [[Lisa Nowak|Nowak]] und [[Stephanie Wilson|Wilson]] zusammen mit Pilot [[Mark Edward Kelly|Kelly]] einer weiteren vierstündigen Überprüfung der Hitzeschutzkacheln. Auf dem Programm standen ausgewählte Gebiete, die beim ersten Scan aufgefallen waren – darunter die Flügelvorderkanten und die hervorstehenden Füllstreifen. Beim [[STS-114|letzten Flug]] ein Jahr zuvor hatte sich die NASA entschieden, einen [[Extra-vehicular Activity|Ausstieg]] (EVA) anzuordnen, um die Kunststoffstreifen zu entfernen, die sich gelöst hatten. |
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Ein Ziel der EVA war, ein beschädigtes Kabel des Mobilen Transporters zu ersetzen. Außerdem wurde der [[Remote Manipulator System|Robotarm (RMS)]] des Orbiters mit dem [[Orbital Boom Sensor System|Inspektionsarm (OBSS)]] verbunden – wie bereits zur Überprüfung des Kachelzustands geschehen. Die NASA wollte so erfahren, ob das 30 Meter lange RMS/OBSS-System stabil genug ist, um Astronauten tragen zu können und im Fall einer Kachelreparatur als Arbeitsplattform zu dienen. Gesteuert von [[Lisa Nowak]] und [[Stephanie Wilson]] aus dem Shuttle-Cockpit, stieg erst Sellers auf die Plattform am Ende des OBSS. Später kam Fossum dazu, der zunächst alles aus der Nutzlastbucht beobachtet hatte. Entgegen den Erwartungen der Ingenieure wurden auftretende Schwingungen sehr schnell gedämpft. Die Verbindung von RMS und OBSS schien also stabil genug für Arbeiten zu sein, was allerdings durch Analyse der gesammelten Informationen noch verifiziert werden musste. Nach 7 Stunden und 31 Minuten endete der erste Außeneinsatz um 20:48 UTC. |
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Flugdirektor Tony Ceccacci gab bekannt, dass die Missionsleitung einen zusätzlichen Flugtag genehmigt habe. Dies bedeute, dass eine dritte EVA der beiden Astronauten [[Michael Edward Fossum|Fossum]] und [[Piers John Sellers|Sellers]] durchgeführt werde. Falls erforderlich, würden dabei die beiden Füllstreifen entfernt. Eine dritte EVA war ursprünglich geplant, wurde jedoch lange vor dem Start wieder gestrichen, weil das Arbeitspensum für die Mannschaft zu umfangreich sei. |
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John Shannon, Vorsitzender der Flugleitung, gab bekannt, dass die Auswertung der Daten über den Zustand der Hitzeschutzkacheln abgeschlossen sei. Bis auf eine Stelle befände sich der Hitzeschild in bestem Zustand. Die Techniker müssten nur noch die Aufzeichnungen über einen der hervorstehenden Füllstreifen an der Unterseite der Discovery analysieren. |
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==== 5. Missionstag, 8. Juli 2006 ==== |
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Für den 8. Juli stand der erste von insgesamt drei [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsätzen (EVAs)]] auf dem Programm. EVA-1 begann um 13:17 UTC, als der ausstiegserprobte Missionsspezialist [[Piers John Sellers|Piers Sellers]] und der Neuling [[Michael Edward Fossum|Mike Fossum]] ihre Raumanzüge auf interne Stromversorgung umschalteten. Kurz darauf verließen sie die Raumstation durch die [[Quest (ISS)|Luftschleuse Quest]]. |
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=== 6. Missionstag, 9. Juli 2006 === |
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[[Bild:STS-121 Sellers Fossum RMS-OBSS.jpg|thumb|Fossum und Sellers auf dem RMS/OBSS-System während der EVA]] |
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Hauptpunkt der Aktivitäten des sechsten Flugtages war das weitere Entladen von [[Multi-Purpose Logistics Module|Leonardo]]. Nach Angaben der NASA waren zu Beginn dieses Arbeitstages erst 20 Prozent aller Güter aus Discovery und Leonardo in die [[Internationale Raumstation|ISS]] gebracht worden. |
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Gegen 16:00 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] gaben alle neun Raumfahrer im Modul [[Destiny (ISS)|Destiny]] eine ausführliche Pressekonferenz. Angesprochen auf seinen ein Jahrzehnt zurückliegenden Flug zur [[Mir (Raumstation)|Raumstation Mir]] und einen Vergleich zur jetzigen Mission, erwiderte [[Thomas Reiter|Reiter]], dass die ISS bereits im Augenblick mehr Platz biete, als die voll ausgebaute russische Station. Es sei alles viel großzügiger dimensioniert. Zur Zeit sei ein volles Pensum zu absolvieren, so dass wenig Zeit für Anderes bleibe. Wenn die Raumfähre abgedockt habe, würde er sofort mit seinem Fitnessprogramm beginnen, um die körperlichen Strapazen des bevorstehenden [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsatzes]] Anfang August problemlos meistern zu können. Auf den Ausstieg mit seinem US-Kollegen freue er sich. |
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Ein Ziel der EVA war, ein beschädigtes Kabel des Mobilen Transporters zu ersetzen. Außerdem wurde der [[Remote Manipulator System|Robotarm (RMS)]] des Orbiters mit dem [[Orbital Boom Sensor System|Inspektionsarm (OBSS)]] verbunden – wie bereits zur Überprüfung des Kachelzustands geschehen. Die NASA wollte so erfahren, ob das 30 Meter lange RMS/OBSS-System stabil genug ist, um Astronauten tragen zu können und im Fall einer Kachelreparatur als Arbeitsplattform zu dienen. Gesteuert von [[Lisa Nowak]] und [[Stephanie Wilson]] aus dem Shuttle-Cockpit, stieg erst Sellers auf die Plattform am Ende des OBSS. Später kam Fossum dazu, der zunächst alles aus der Nutzlastbucht beobachtet hatte. Entgegen den Erwartungen der Ingenieure, wurden Schwingungen sehr schnell gedämpft. Die Plattform scheint also stabil genug für Arbeiten zu sein. Nach 7 Stunden und 31 Minuten endete der erste Außeneinsatz um 20:48 UTC. |
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Unmittelbar bevor für die Raumfahrer der Tag zu Ende ging, wurden sie von der Bodenkontrolle mit guten Nachrichten versorgt: die NASA-Ingenieure hätten alle Daten und Aufnahmen des Hitzeschildes sorgfältig geprüft und er sei „hundertprozentig klar zum Wiedereintritt“. Die Discovery-Crew nahm die Meldung mit Erleichterung auf. |
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Im Innern der Station waren die übrigen Astronauten mit dem Entladen des [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmoduls Leonardo]] beschäftigt. |
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=== 7. Missionstag, 10. Juli 2006 === |
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John Shannon, Vorsitzender der Flugleitung, gab bekannt, dass die Auswertung der Daten über den Zustand der Hitzeschutzkacheln abgeschlossen sei. Bis auf eine Stelle befände sich der Hitzeschild in bestem Zustand. Die Techniker müssten noch die Aufzeichnungen über einen der hervorstehenden Füllstreifen an der Unterseite der Discovery analysieren. |
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Die Besatzung der Discovery wurde um 6:08 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] mit dem Lied ''Clocks'' der Gruppe [[Coldplay]] geweckt. Seine Familie hatte es für [[Piers Sellers]] ausgesucht, der im weiteren Verlauf des Tages seinen insgesamt fünften [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsatz (EVA)]] durchführte. Die Mannschaft der Raumstation wurde eine halbe Stunde später mit dem Standardton geweckt. |
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==== 6. Missionstag, 9. Juli 2006 ==== |
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Hauptpunkt der Aktivitäten vom 9. Juli waren das weitere Entladen von [[Multi-Purpose Logistics Module|Leonardo]]. Nach Angaben der NASA waren zu Beginn dieses Arbeitstages erst 20 Prozent aller Güter aus Discovery und Leonardo in die Raumstation gebracht worden. |
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Gegen 16:00 UTC gaben alle neun Raumfahrer im Modul [[Destiny (ISS)|Destiny]] eine ausführliche Pressekonferenz. Angesprochen auf seinen ein Jahrzehnt zurückliegenden Flug zur [[Mir (Raumstation)|Raumstation Mir]] und einen Vergleich zur jetzigen Mission, erwiderte Reiter, dass die ISS bereits im Augenblick mehr Platz biete, als die voll ausgebaute russische Station. Es sei alles viel großzügiger dimensioniert. Zur Zeit sei ein volles Pensum zu absolvieren, so dass wenig Zeit für Anderes bleibe. Wenn die Raumfähre abgedockt habe, würde er sofort mit seinem Fitnessprogramm beginnen, um die körperlichen Strapazen des bevorstehenden [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsatzes]] Anfang August problemlos meistern zu können. Auf die EVA mit seinem US-Kollegen freue er sich. |
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Unmittelbar bevor für die Raumfahrer der Tag zu Ende ging, wurden sie von der Bodenkontrolle mit guten Nachrichten versorgt: die NASA-Ingenieure hätten alle Daten und Aufnahmen des Hitzeschildes sorgfältig geprüft und er sei „hundertprozentig klar zum Wiedereintritt“. Die Discovery-Crew nahm die Meldung mit Erleichterung auf. |
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[[Bild:STS-121 Michael Fossum working on Mobile Transporter.jpg|mini|Mike Fossum am Mobile Transporter]] |
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==== 7. Missionstag, 10. Juli 2006 ==== |
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Sellers und [[Michael Edward Fossum|Mike Fossum]] verließen wie vorgesehen um 12:14 UTC die [[Quest (ISS)|Quest-Schleuse]] und begannen die zweite EVA dieser Mission. Zunächst hoben die beiden eine Ammoniakpumpe (sie wird für das Kühlsystem der Raumstation benötigt) aus dem Frachtraum der Raumfähre und verstauten sie im „Ersatzteillager“ der ISS. Es handelt sich um ein Reservegerät, das erst gebraucht wird, wenn die ISS weiter ausgebaut ist. Diese Pumpe wurde am 16. August 2010 von [[Tracy Ellen Caldwell-Dyson|Tracy Caldwell-Dyson]] und [[Douglas Harry Wheelock|Douglas Wheelock]] genutzt, um bei einer EVA die kaputt gegangene Originalpumpe in der [[Integrated Truss Structure S1#Integrated Truss Structure P1 und S1|S1-Trägerstruktur]] auszutauschen.<ref>{{internetquelle |url=http://www.nasa.gov/mission_pages/station/expeditions/expedition24/081610_spacewalk.html |titel=Spacewalkers Install Spare Ammonia Pump |hrsg=NASA |datum=2010-08-16 |zugriff=2010-08-17 |sprache=englisch |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170522092812/https://www.nasa.gov/mission_pages/station/expeditions/expedition24/081610_spacewalk.html |archiv-datum=2017-05-22 |offline=ja |archiv-bot=2024-05-01 20:49:34 InternetArchiveBot }}</ref> |
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Die Besatzung der Discovery wurde um 6:08 UTC mit dem Lied „Clocks“ der Gruppe [[Coldplay]] geweckt. Seine Familie hatte es für [[Piers John Sellers|Piers Sellers]] ausgesucht, der im weiteren Verlauf des Tages seinen insgesamt fünften [[Extra-vehicular Activity|Außenbordeinsatz |
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(EVA)]] durchführte. Die Mannschaft der Raumstation wurde eine halbe Stunde später mit dem Standardton geweckt. |
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Hauptaufgabe des Ausstiegs war jedoch das Auswechseln eines Fernseh- und Datenkabels, das für die Funktion des ISS-Transportwagens – offiziell als [[Mobile Servicing System|Mobile Transporter]] (MT) bezeichnet – wichtig ist. Er wird verwendet, um den Robotarm der Station an seine Einsatzorte zu bringen. Der Wagen war vor genau sieben Monaten ausgefallen, als eine Trennvorrichtung im MT eines der beiden Datenkabel durchschnitt. Fossum und Sellers konnten alle gestellten Aufgaben der EVA erfüllen, die nach 6 Stunden und 47 Minuten endete. |
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[[Bild:STS-121 Michael Fossum working on Mobile Transporter.jpg|thumb|Mike Fossum am Mobile Transporter]] |
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Sellers und [[Michael Edward Fossum|Mike Fossum]] verließen wie vorgesehen um 12:14 UTC die [[Quest (ISS)|Quest-Schleuse]] und begannen die zweite EVA dieser Mission. Zunächst hoben die beiden eine Ammoniakpumpe (sie wird für das Kühlsystem der Raumstation benötigt) aus dem Frachtraum der Raumfähre und verstauten sie im „Ersatzteillager“ der ISS. Es handelt sich um ein Reservegerät, das erst gebraucht wird, wenn die ISS weiter ausgebaut ist. Hauptaufgabe war jedoch das Auswechseln eines Fernseh- und Datenkabels, das für die Funktion des ISS-Transportwagens – kurz MT genannt für Mobile Transporter – wichtig ist. Er wird verwendet, um den Robotarm der Station an seine Einsatzorte zu bringen. Der Wagen war vor genau sieben Monaten ausgefallen, als eine Trennvorrichtung im MT eines der beiden Datenkabel durchschnitt. Fossum und Sellers konnten alle gestellten Aufgaben der EVA erfüllen, die nach 6 Stunden und 47 Minuten endete. |
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Während |
Während der Außenarbeiten gab es etwas Aufregung, als sich das kleine Rettungsgerät ([[Simplified Aid for EVA Rescue|SAFER]]) von Sellers’ Raumanzug löste. Er war zwar nicht in Gefahr, weil er durch eine Sicherungsleine immer noch mit dem „Raketenrucksack“ verbunden war, trotzdem kam ihm Fossum zu Hilfe, um SAFER wieder zu befestigen. |
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An den EVA-Aktivitäten waren alle Shuttle-Astronauten beteiligt, während die drei ISS-Männer weiterhin mit dem Ausladen des [[Multi-Purpose Logistics Module|Leonardo-Moduls]] beschäftigt waren. |
An den EVA-Aktivitäten waren alle Shuttle-Astronauten beteiligt, während die drei ISS-Männer weiterhin mit dem Ausladen des [[Multi-Purpose Logistics Module|Leonardo-Moduls]] beschäftigt waren. |
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=== 8. Missionstag, 11. Juli 2006 === |
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Die Flugleitung war hocherfreut über den Ausgang der zweiten [[Extra-vehicular Activity| |
Die Flugleitung war hocherfreut über den Ausgang der zweiten [[Extra-vehicular Activity|Außenbordaktivität]]. Erste Daten zeigten, dass der tags zuvor reparierte ISS-Transportwagen (MT) wieder voll funktionstüchtig ist. Er ist unverzichtbar für den weiteren Ausbau der Raumstation. In der morgendlichen E-Mail dankte das Kontrollzentrum den „All-Arbeitern“ für ihre geleistete Arbeit. |
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Phil Engelauf, der oberste Flugdirektor, erklärte, dass der bisherige Flugverlauf der [[Discovery (Raumfähre)|Discovery]] optimistisch stimme, die [[Atlantis (Raumfähre)|Atlantis]] wie geplant Ende August starten zu können. |
Phil Engelauf, der oberste Flugdirektor, erklärte, dass der bisherige Flugverlauf der [[Discovery (Raumfähre)|Discovery]] optimistisch stimme, die [[Atlantis (Raumfähre)|Atlantis]] wie geplant Ende August starten zu können. |
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Hauptaufgabe des achten Flugtages war das weitere Entladen des [[Multi-Purpose Logistics Module|Leonardo-Moduls]]. Am Ende hatten die Astronauten rund 90 Prozent aller Güter umgeladen. Daneben warteten [[ |
Hauptaufgabe des achten Flugtages war das weitere Entladen des [[Multi-Purpose Logistics Module|Leonardo-Moduls]]. Am Ende hatten die Astronauten rund 90 Prozent aller Güter umgeladen. Daneben warteten [[Piers Sellers]] und [[Michael E. Fossum|Mike Fossum]] ihre Raumanzüge für ihren dritten Ausstieg. |
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Nach dem Mittagessen erhielten die Astronauten einen „wichtigen“ Anruf aus dem Oval Office des Weißen Hauses: US-Präsident [[George W. Bush|George Bush]] beglückwünschte gegen 14:30 UTC die ISS-Bewohner zu ihrer guten Arbeit. |
Nach dem Mittagessen erhielten die Astronauten einen „wichtigen“ Anruf aus dem Oval Office des Weißen Hauses: US-Präsident [[George W. Bush|George Bush]] beglückwünschte gegen 14:30 UTC die ISS-Bewohner zu ihrer guten Arbeit. |
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=== 9. Missionstag, 12. Juli 2006 === |
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Für den neunten Tag stand der dritte [[Extra-vehicular Activity|Ausstieg]] (EVA) im Mittelpunkt der Aktivitäten. Um 11:20 UTC stiegen [[ |
Für den neunten Tag stand der dritte [[Extra-vehicular Activity|Ausstieg]] (EVA) im Mittelpunkt der Aktivitäten. Um 11:20 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] stiegen [[Piers Sellers]] und [[Michael E. Fossum|Mike Fossum]] über die [[Quest (ISS)|Luftschleuse Quest]] der Raumstation aus. Nachdem sie eine Fußhalterung am [[Canadarm2|ISS-Roboterarm]] montiert hatten, machte sich Sellers daran fest und ließ sich über die Nutzlastbucht der Raumfähre hieven. Mit einer [[Infrarotstrahlung|Infrarotkamera]] fertigte er Einzelbilder sowie einen 20-Sekunden-Film der Flügelvorderkanten an. Mit Hilfe dieser Aufnahmen wollen die NASA-Ingenieure Beschädigungen aufspüren, die oberflächlich nicht zu entdecken sind. |
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[[Bild:Fossum EVA-3 STS-121-E-06679.jpg| |
[[Bild:Fossum EVA-3 STS-121-E-06679.jpg|links|mini|Mike Fossum in der Nutzlastbucht]] |
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Danach erprobten die beiden Astronauten Reparaturmethoden an [[Hitzeschutzkachel]]n. Dazu befand sich in der Nutzlastbucht eine Palette mit einem Dutzend präparierter Kacheln. Nach dem Absturz der [[Columbia (Raumfähre)|Columbia]] im Februar 2003 tüftelte die NASA an Instandsetzungstechniken für den Hitzeschild. Noch im Entwicklungsstadium ist eine Spezialspachtelmasse, die kleine Risse und Fugen abdichten soll. Fossum und Sellers experimentierten mit dem Kleber, um festzustellen, wie gut sich dieser unter Weltraumbedingungen auftragen und verteilen lässt. Danach wurden auch von den Testkacheln Infrarotaufnahmen gemacht. Zum Vergleich fertigte man sowohl von den behandelten als auch von den unbehandelten Fliesen Fotos und einen einminütigen Film an. Die dritte und letzte EVA dieser Mission ging nach 7 Stunden und 11 Minuten zu Ende. |
Danach erprobten die beiden Astronauten Reparaturmethoden an [[Hitzeschutzkachel]]n. Dazu befand sich in der Nutzlastbucht eine Palette mit einem Dutzend präparierter Kacheln. Nach dem Absturz der [[Columbia (Raumfähre)|Columbia]] im Februar 2003 tüftelte die NASA an Instandsetzungstechniken für den Hitzeschild. Noch im Entwicklungsstadium ist eine Spezialspachtelmasse, die kleine Risse und Fugen abdichten soll. Fossum und Sellers experimentierten mit dem Kleber, um festzustellen, wie gut sich dieser unter Weltraumbedingungen auftragen und verteilen lässt. Danach wurden auch von den Testkacheln Infrarotaufnahmen gemacht. Zum Vergleich fertigte man sowohl von den behandelten als auch von den unbehandelten Fliesen Fotos und einen einminütigen Film an. Die dritte und letzte EVA dieser Mission ging nach 7 Stunden und 11 Minuten zu Ende. |
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Während der EVA verlor Piers Sellers einen [[Spachtel (Werkzeug)|Spachtel]], den er für |
Während der EVA verlor Piers Sellers einen [[Spachtel (Werkzeug)|Spachtel]], den er für das Auftragen des Klebers verwendet hatte. Die Bodenkontrolle konnte das wegschwebende Werkzeug mit der Kamera beobachten und kam zum Schluss, dass seine Flugbahn keine Gefahr für den Orbiter oder die Station darstelle. Es kommt nur sehr selten vor, dass während eines Außenbordeinsatzes Werkzeug verloren geht. |
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Die dreiköpfige Mannschaft der Raumstation belud während der EVA das [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul Leonardo]]. Insgesamt |
Die dreiköpfige Mannschaft der Raumstation belud während der EVA das [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul Leonardo]]. Insgesamt mussten knapp zwei Tonnen nicht benötigter Geräte, zur Auswertung bereiter Proben und Abfall zurück zur Erde gebracht werden. |
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=== 10. Missionstag, 13. Juli 2006 === |
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Nach den sehr arbeitsreichen Tagen genehmigte die Flugleitung den Astronauten einige Stunden Freizeit, allerdings immer wieder |
Nach den sehr arbeitsreichen Tagen genehmigte die Flugleitung den Astronauten einige Stunden Freizeit, die allerdings immer wieder von offiziellen Interviews und Fernsehübertragungen unterbrochen wurde. |
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Den ersten dieser offiziellen Programmpunkte hatte [[Thomas Reiter]] gegen 8:15 UTC zu absolvieren. Eine |
Den ersten dieser offiziellen Programmpunkte hatte [[Thomas Reiter]] gegen 8:15 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] zu absolvieren. Eine Viertelstunde hatten bayerische Schüler Gelegenheit, den Deutschen zu seinen ersten Eindrücken auf der Raumstation zu befragen. Es waren Gymnasiasten einer 7. Klasse, die auf Einladung ins [[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt|DLR]]-Kontrollzentrum nach [[Oberpfaffenhofen]] gekommen waren. Reiter erklärte, dass seine Arbeit „hoch interessant“ sei, wenn man auch zunächst noch damit beschäftigt sei, die Bordsysteme zu warten, bevor die Experimente gestartet würden. Die [[Schwerelosigkeit]] demonstrierte Reiter, indem er ein Handbuch vor der Kamera schweben ließ und einen Kopfstand vollführte. |
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Zwischenzeitlich |
Zwischenzeitlich hatte sich ein Problem an einem System der Raumfähre eingestellt: Zwei der drei [[Auxiliary power unit|Hilfskraftanlagen]] (APUs), die die [[Hydraulik]] betreiben, zeigten kleine Abweichungen. Ein Gerät wies einen geringen Druckabfall auf und die andere APU hatte einen Defekt in der Wärmeregulierung. Die Ingenieure des Kontrollzentrums machten sich auf die Suche nach der Ursache, um die Fehler beseitigen zu können. |
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=== 11. Missionstag, 14. Juli 2006 === |
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Nachdem die letzten noch verbliebenen Frachten im [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul Leonardo]] verstaut wurden, verschlossen die Raumfahrer den Container. Um 13:32 UTC koppelten die Missionsspezialistinnen [[Stephanie Wilson]] und [[Lisa Nowak]] Leonardo vom ISS-Modul [[Unity (ISS)|Unity]] ab und verankerten |
Nachdem die letzten noch verbliebenen Frachten im [[Multi-Purpose Logistics Module|Logistikmodul Leonardo]] verstaut wurden, verschlossen die Raumfahrer den Container. Um 13:32 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] koppelten die Missionsspezialistinnen [[Stephanie Wilson]] und [[Lisa Nowak]] Leonardo vom ISS-Modul [[Unity (ISS)|Unity]] ab und verankerten den Frachtbehälter um 15:00 UTC im Frachtraum des Orbiters. |
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Im weiteren Verlauf des Tages untersuchten die Astronauten Teile der Raumfähre auf [[Mikrometeorit]]eneinschläge. Dazu wurde – wie zu Beginn der Mission geschehen – der [[Remote Manipulator System|Robotarm]] des Shuttles mit dem [[Orbital Boom Sensor System|Inspektionsarm (OBSS)]] verbunden. Die Systeme des OBSS inspizierten dann die linke Tragfläche. |
Im weiteren Verlauf des Tages untersuchten die Astronauten Teile der Raumfähre auf [[Mikrometeorit]]eneinschläge. Dazu wurde – wie zu Beginn der Mission geschehen – der [[Remote Manipulator System|Robotarm]] des Shuttles mit dem [[Orbital Boom Sensor System|Inspektionsarm (OBSS)]] verbunden. Die Systeme des OBSS inspizierten dann die linke Tragfläche. |
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Die Ingenieure |
Die NASA-Ingenieure suchten noch immer nach dem Grund der Probleme mit den [[Auxiliary power unit|Hydraulikaggregaten]] (APUs), die am Vortag aufgetreten waren. [[Wayne Hale]], der Leiter des [[Space Shuttle|Space-Shuttle]]-Programms, erklärte, dass er davon ausgehe, dass dieser Defekt die bevorstehende Landung nicht beeinträchtige. Der Druckverlust bei einer der drei mit [[Hydrazin]] betriebenen APUs sei so gering, dass auch die Gefahr eines Brandes unwahrscheinlich sei. Man untersuche noch immer, ob überhaupt Hydrazin austritt, oder Stickstoff, der den Tank unter Druck hält. (Der Shuttle ist in der Lage, mit nur einer APU zu landen.) |
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=== 12. Missionstag, 15. Juli 2006 === |
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[[Bild:ISS STS121 Departure.jpg|mini|ISS nach dem Ablegen der Discovery]] |
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Nach 8 Tagen, 19 Stunden und 16 Minuten dockte die Discovery pünktlich um 10:08 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] von der Raumstation ab und ließ den Deutschen [[Thomas Reiter]] zurück. Damit arbeitet an Bord der ISS erstmals seit genau drei Jahren wieder eine dreiköpfige Stammbesatzung. Zwei Stunden zuvor hatten sich die Besatzungen verabschiedet und die Luken geschlossen. |
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Nach der Trennung überprüfte die Mannschaft ein letztes Mal die Raumfähre auf Spuren von [[Mikrometeorit]]eneinschlägen. Zunächst wurde mit dem [[Orbital Boom Sensor System|Inspektionsarm]] der rechte Flügel des Orbiters abgetastet und anschließend die [[Hitzeschutzkachel]]n an der Nase. Bis die Discovery den Rückflug antrat, hielt sie sich in rund 75 Kilometern Entfernung zur Raumstation auf. Dadurch bestand jederzeit die Möglichkeit, bei Problemen zur ISS zurückkehren zu können. |
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[[Bild:ISS STS121 Departure.jpg|thumb|ISS nach dem Ablegen der Discovery]] |
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Nach 8 Tagen, 19 Stunden und 16 Minuten dockte die Discovery pünktlich um 10:08 UTC von der Raumstation ab und ließ den Deutschen [[Thomas Reiter]] zurück. Damit arbeitet an Bord der ISS erstmals seit genau drei Jahren wieder eine dreiköpfige Stammbesatzung. Zwei Stunden zuvor hatten sich die Besatzungen verabschiedet und die Luken geschlossen. |
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Bezüglich des kleinen Lecks an einer der [[Auxiliary power unit|Turbinen]] (APUs) für den Betrieb der Hydraulikaggregate entschied sich die NASA, die für den nächsten Tag anstehende Überprüfung des Flugkontrollsystems abzuwarten. Hätte sich dabei die Leckrate vergrößert, wäre ein Leerlaufen der defekten APU in Erwägung gezogen worden. |
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Nach der Trennung überprüfte die Mannschaft ein letztes Mal die Raumfähre auf Spuren von [[Mikrometeorit]]eneinschlägen. Zunächst wurde mit dem [[Orbital Boom Sensor System|Inspektionsarm]] der rechte Flügel des Orbiters abgetastet und anschließend die [[Hitzeschutzkachel]]n an der Nase. Bis die Discovery den Rückflug antrat, hielt sie sich in rund 75 Kilometern Entfernung zur Raumstation auf. Dadurch bestand jederzeit die Möglichkeit, bei Problemen zur ISS zurückzukehren. |
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=== 13. Missionstag, 16. Juli 2006 === |
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Bezüglich des kleinen Lecks an einem der [[Auxiliary power unit|Hydraulikaggregate]] (APUs) entschied sich die NASA, die für den nächsten Tag anstehende Überprüfung des Flugkontrollsystems abzuwarten. Hätte sich dabei die Menge der austretenden Substanz vergrößert, wäre ein Leerlaufen der defekten APU in Erwägung gezogen worden. |
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Die sechsköpfige Crew des Orbiters traf an Bord die letzten Vorbereitungen für die Heimkehr. Gegen 8:00 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] begannen die Piloten mit der Überprüfung des Flugkontrollsystems. Während der einstündigen Prozedur wurde auch die [[Hydraulik]] getestet, die durch die [[Auxiliary power unit|Hilfskraftanlagen]] (APUs) gespeist wird. Am Ende konnten die Piloten melden, dass es keine Probleme mit den Aggregaten gibt. Alle drei APUs zeigten normale Werte. |
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==== 13. Missionstag, 16. Juli 2006 ==== |
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Die sechsköpfige Crew des Orbiters traf an Bord die letzten Vorbereitungen für die Heimkehr. Gegen 8:00 UTC begannen die Piloten das Flugkontrollsystem zu überprüfen. Während der einstündigen Prozedur wurde auch die [[Hydraulik]] getestet, die durch die [[Auxiliary power unit|Hilfskraftanlagen]] (APUs) gespeist wird. Am Ende konnten die Piloten melden, dass es keine Probleme mit den Aggregaten gibt. Alle drei APUs zeigten normale Werte. |
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Die NASA-Ingenieure schlossen im Laufe des Tages die Überprüfung der letzten [[Orbital Boom Sensor System|OBSS-Inspektion]] ab. Die Suche nach mikroskopisch kleinen Einschlägen verlief negativ. Gegen 14:00 UTC funkte das Kontrollzentrum zur Discovery, dass keine Schäden am Hitzeschild gefunden worden seien und die für den nächsten Tag geplante Landung durchgeführt werden könne. |
Die NASA-Ingenieure schlossen im Laufe des Tages die Überprüfung der letzten [[Orbital Boom Sensor System|OBSS-Inspektion]] ab. Die Suche nach mikroskopisch kleinen Einschlägen verlief negativ. Gegen 14:00 UTC funkte das Kontrollzentrum zur Discovery, dass keine Schäden am Hitzeschild gefunden worden seien und die für den nächsten Tag geplante Landung durchgeführt werden könne. |
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=== 14. Missionstag und Landung, 17. Juli 2006 === |
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Für eine Landung am 14. Missionstag bestanden am [[John F. Kennedy Space Center|KSC]] zwei Landemöglichkeiten: 13:14 [[Koordinierte Weltzeit|UTC]] und um 14:50 UTC. |
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Für eine Landung am 14. Missionstag ([[17. Juli]]) bestanden am [[John F. Kennedy Space Center|KSC]] zwei Landemöglichkeiten. Cape Canaveral wurde bevorzugt, weil die Kosten für einen Rücktransport von Kalifornien bzw. New Mexico mehrere Millionen US-Dollar betragen hätten. Außerdem hätte dieser Rückflug Huckepack auf einer [[Boeing 747#Shuttle_Carrier_Aircraft|Boeing 747-SCA]] viel Zeit (mindestens sechs Tage bis zum Abflug) in Anspruch genommen. Zudem wollte die NASA eine Landung der Discovery außerhalb von Cape Canaveral möglichst vermeiden, da dadurch der Starttermin der nächsten geplanten Mission, die mit der Atlantis durchgeführt wird, beeinflusst worden wäre. |
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Es gab zunächst Überlegungen, die Ausweichlandeplätze [[Edwards Air Force Base]] in [[Kalifornien]] und [[White Sands Missile Range]] in [[New Mexico]] miteinzubeziehen, da es hätte sein können, dass nur zwei [[Auxiliary power unit|APUs]] funktionieren. Eine Landung mit nur zwei APUs wäre unter strengeren Wettervorschriften erfolgt. Aber der zuständige Flugdirektor Steve Stich gab am Vortag nach der Überprüfung der defekten APU bekannt, dass nur das KSC in Florida für die Landung am 17. Juli genutzt werde. Wäre die Landung auf den nächsten oder übernächsten Tag verschoben worden, hätten Edwards und White Sands als weitere Landeplätze aktiviert werden können. |
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=== Landung === |
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[[Bild:152415main Landing-lg.jpg|thumb|Landung der Discovery am KSC]] |
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Für eine Landung am 17. Juli 2006 standen sechs Zeitfenster zur Verfügung: |
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Der einzige Unsicherheitsfaktor war das Wetter: Von Norden näherte sich ein Regengebiet. Die Richtlinien der NASA sehen vor, dass die Landung abgesagt werden muss, wenn innerhalb von 55 Kilometern um das KSC herum eine Regen- oder Gewitterfront aufgezogen ist. |
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# Möglichkeit: 13:14 Uhr [[UTC]] <br /> – [[John F. Kennedy Space Center]], Cape Canaveral, östlich von Orlando, Florida |
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# Möglichkeit: 14:46 Uhr UTC <br /> – [[White Sands Missile Range]], White Sands, westlich von Alamogordo, New Mexico |
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# Möglichkeit: 14:50 Uhr UTC <br /> – John F. Kennedy Space Center |
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# Möglichkeit: 16:20 Uhr UTC <br /> – [[Edwards Air Force Base]], Antelope Valley, nordöstlich von Lancaster, Kalifornien |
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# Möglichkeit: 16:21 Uhr UTC <br /> – White Sands Missile Range |
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# Möglichkeit: 17:54 Uhr UTC <br /> – Edwards Air Force Base |
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[[Bild:STS-121 landing.jpg|links|mini|Landung der Discovery am KSC]] |
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Für eine eventuelle Landung am 18. Juli 2006 standen sieben Zeitfenster zur Verfügung: |
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Um 9:35 UTC wurden die Frachtraumtore geschlossen. Bis zur letzten Möglichkeit hatte die Flugleitung mit ihrer Entscheidung gewartet, den Wiedereintritt zu genehmigen. Schließlich wurde die erste Landemöglichkeit (13:14 UTC) genutzt. Um 11:56 UTC gab [[Lyndon B. Johnson Space Center|Houston]] grünes Licht für die dreiminütige Zündung der Bremstriebwerke, die um 12:07 UTC begann. |
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Die Landung erfolgte pünktlich um 13:14:43 UTC bei bewölktem Himmel auf der Landebahn 15 des KSC. Eine knappe Minute später kam die Raumfähre um 13:15:49 UTC zum Stehen. |
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# Möglichkeit: 13:21 Uhr [[UTC]] <br /> – [[John F. Kennedy Space Center]], Cape Canaveral, östlich von Orlando, Florida |
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# Möglichkeit: 14:50 Uhr UTC <br /> – [[Edwards Air Force Base]], Antelope Valley, nordöstlich von Lancaster, Kalifornien |
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# Möglichkeit: 14:52 Uhr UTC <br /> – [[White Sands Missile Range]], White Sands, westlich von Alamogordo, New Mexico |
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# Möglichkeit: 14:56 Uhr UTC <br /> – John F. Kennedy Space Center |
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# Möglichkeit: 16:24 Uhr UTC <br /> – Edwards Air Force Base |
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# Möglichkeit: 16:26 Uhr UTC <br /> – White Sands Missile Range |
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# Möglichkeit: 17:58 Uhr UTC <br /> – Edwards Air Force Base |
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Zunächst sollte Kommandant [[Steven Lindsey]] die Discovery auf Bahn 33 landen. Südlich des KSC hatte sich jedoch zehn Minuten nach Beginn des Wiedereintritts ein Regengebiet formiert. Daher ordnete das Kontrollzentrum während des Landeanflugs den Wechsel auf die einige Dutzend Kilometer nördlichere Route an. Die Discovery flog das KSC von Südwesten an. Zur Vernichtung der [[Kinematik|kinetischen]] Energie beschrieb sie etwa fünf Minuten vor dem Aufsetzen eine langgezogene Linkskurve. Dort, wo die Fähre ursprünglich diese Kurve hätte fliegen sollen, regnete es. Deshalb entschied die NASA, die Landebahn von Norden anfliegen zu lassen. Das KSC verfügt nur über eine Landebahn. Wird die Piste aus südlicher Richtung angeflogen (330°) ist es die Bahn 33, schwebt der Shuttle von Norden ein (150°) nennt man sie Bahn 15. |
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Für eine eventuelle Landung am 19. Juli 2006 standen wieder sechs Zeitfenster zur Verfügung: |
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Etwa anderthalb Stunden nachdem die Raumfähre gelandet war, machte die Besatzung ihren obligatorischen Rundgang um den Orbiter, nachdem sie medizinisch untersucht und für gesund befunden wurde. Mit dabei waren auch NASA-Direktor [[Michael Griffin (Physiker)|Mike Griffin]] und Bill Gerstenmaier, der Verantwortliche für den Raumfahrtbetrieb. Kommandant Lindsey betonte vor der Presse, dass dies sein vierter Flug war und er anschließend immer um die Fähre herumgegangen sei, aber noch nie habe er ein Fahrzeug gesehen, das so sauber ausgesehen hätte. Damit spielte er auf die Beschädigungen der Hitzeschutzkacheln der Raumfähre an. Nach der Landung wurden 96 kleine Schäden (ein Dutzend davon waren größer als 2,5 Zentimeter) gefunden. Das waren laut NASA weniger Funde als bisher, so ergab die Inspektion nach dem [[STS-114|letzten Flug]] über 150 defekte Kacheln. |
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# Möglichkeit: 11:51 Uhr [[UTC]] <br /> – [[John F. Kennedy Space Center]], Cape Canaveral, östlich von Orlando, Florida |
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# Möglichkeit: 13:25 Uhr UTC <br /> – John F. Kennedy Space Center |
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# Möglichkeit: 14:54 Uhr UTC <br /> – [[Edwards Air Force Base]], Antelope Valley, nordöstlich von Lancaster, Kalifornien |
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# Möglichkeit: 14:56 Uhr UTC <br /> – [[White Sands Missile Range]], White Sands, westlich von Alamogordo, New Mexico |
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# Möglichkeit: 16:28 Uhr UTC <br /> – Edwards Air Force Base |
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# Möglichkeit: 16:30 Uhr UTC <br /> – White Sands Missile Range |
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Die Landemöglichkeiten (Kalifornien, New Mexico) wurden für den 14. Missionstag miteinbezogen, da es hätte sein können, das nur zwei APUs funktionieren. Das Problem dann wäre gewesen, das eine Landung mit nur zwei APUs strengere Wettervorschriften beinhaltet hätte. Aber der für den Wiedereintritt zuständige Flugdirektor Steve Stich gab am 16. Juli nach der Überprüfung von APU Nummer 1 bekannt, dass nur der Landeplatz am John F. Kennedy Space Center für die Landung am 17. Juli genutzt werde. Wenn es aber am 14. Missionstag keine Landung gegeben hätte, wären die Edwards Air Force Base und die White Sands Missile Range für die anderen Landemöglichkeiten aktiviert worden. |
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Der einzige Unsicherheitsfaktor war das Wetter: Von Norden näherte sich ein Regengebiet. Die Richtlinien der NASA sehen vor, dass die Landung abgesagt werden muss, wenn innerhalb von 55 Kilometern um das KSC herum eine Regen- oder Gewitterfront aufgezogen ist. |
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Um 9:35 UTC wurden die Frachtraumtore geschlossen. Bis zur letzten Möglichkeit hatte die Flugleitung mit ihrer Entscheidung gewartet, den Wiedereintritt zu genehmigen. Aber dann wurde die erste Möglichkeit genutzt. |
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Um 11:56 UTC gab Houston grünes Licht für die dreiminütige Zündung der Bremstriebwerke, die um 12:07 UTC begann. |
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Die Landung erfolgte pünktlich um 13:14:43 UTC bei bewölktem Himmel auf der Landebahn 15 des KSC. Zunächst sollte Kommandant [[Steven Lindsey]] die Discovery auf Bahn 33 landen. Südlich des KSC hatte sich jedoch ein Regengebiet formiert, daher ordnete das Kontrollzentrum während des Landeanflugs den Wechsel auf die einige Dutzend Kilometer nördlichere Route an. |
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Etwa anderthalb Stunden, nachdem die Raumfähre gelandet war, machte die Besatzung ihren obligatorischen Rundgang um den Orbiter. Mit dabei war auch NASA-Direktor [[Michael Griffin|Mike Griffin]]. |
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== Wake-Up-Calls == |
== Wake-Up-Calls == |
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Die Crew von STS-121 wurde von der Bodenkontrolle mit folgenden [[Wake-Up-Call (NASA)|Weckrufen]] auf den neuen Arbeitstag eingestimmt: |
Die Crew von STS-121 wurde von der Bodenkontrolle mit folgenden [[Wake-Up-Call (NASA)|Weckrufen]] auf den neuen Arbeitstag eingestimmt: |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd02.mp3 2. Flugtag] (MP3; 1,6 MB): „Lift Every Voice and Sing“ von New Galveston Choral für Stephanie Wilson |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd03.mp3 3. Flugtag] (MP3; 2,1 MB): „Daniel“ von [[Elton John]] für Thomas Reiter |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd04.mp3 4. Flugtag] (MP3; 2,1 MB): „Good Day Sunshine“ von den [[Beatles]] für Lisa Nowak |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd05.mp3 5. Flugtag] (MP3; 1,3 MB): „God of Wonders“ von dem Duo Marc Byrd und Steve Hindalong für Mike Fossum |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd06.mp3 6. Flugtag] (MP3; 245 kB): „I Have a Dream“ von [[Abba]] für Mark Kelly |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd07.mp3 7. Flugtag] (MP3; 1,3 MB): „Clocks“ von [[Coldplay]] für Piers Sellers |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd08.mp3 8. Flugtag] (MP3; 914 kB): „All Star“ von [[Smash Mouth]] für Lisa Nowak |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd09.mp3 9. Flugtag] (MP3; 1,5 MB): „I Believe I Can Fly“ von [[R. Kelly]] für Stephanie Wilson |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd10.mp3 10. Flugtag] (MP3; 1,2 MB): Titelsong aus der Serie „[[Drei Engel für Charlie (Fernsehserie, 1976)|3 Engel für Charlie]]“ für die gesamte Crew |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd11.mp3 11. Flugtag] (MP3; 3,1 MB): „Aggie Kriegs Hymne“ von der Fighting Aggie Texas Band für Mike Fossum |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd12.mp3 12. Flugtag] (MP3; 1,3 MB): „Beautiful Day“ von [[U2 (Band)|U2]] für Mark Kelly |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd13.mp3 13. Flugtag] (MP3; 1,5 MB): „Just Like Heaven“ von [[The Cure]] für Piers Sellers |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd14.mp3 14. Flugtag] (MP3; 1,6 MB): „The Astronaut“ von [[Something Corporate]] für Steven W. Lindsey |
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== Siehe auch == |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd02.mp3 2. Flugtag]: „Lift Every Voice and Sing“ von New Galveston Choral für Stephanie Wilson |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd03.mp3 3. Flugtag]: „Daniel“ von [[Elton John]] für Thomas Reiter |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd04.mp3 4. Flugtag]: „Good Day Sunshine“ von den [[Beatles]] für Lisa Nowak |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd05.mp3 5. Flugtag]: „God of Wonders“ von dem Duo Marc Byrd und Steve Hindalong für Mike Fossum |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd06.mp3 6. Flugtag]: „I Have a Dream“ von [[Abba]] für Mark Kelly |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd07.mp3 7. Flugtag]: „Clocks“ von [[Coldplay]] für Piers Sellers |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd08.mp3 8. Flugtag]: „All Star“ von [[Smash Mouth]] für Lisa Nowak |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd09.mp3 9. Flugtag]: „I Believe I Can Fly“ von [[R. Kelly]] für Stephanie Wilson |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd10.mp3 10. Flugtag]: Titelsong aus der Serie „[[3 Engel für Charlie]]“ für die gesamte Crew |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd11.mp3 11. Flugtag]: „Aggie Kriegs Hymne“ von der Fighting Aggie Texas Band für Mike Fossum |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd12.mp3 12. Flugtag]: „Beautiful Day“ von [[U2]] für Mark Kelly |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd13.mp3 13. Flugtag]: „Just Like Heaven“ von [[The Cure]] für Piers Sellers |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/audio/shuttle/sts-121/mp3/fd14.mp3 14. Flugtag]: „The Astronaut“ von [[Something Corporate]] für Steven W. Lindsey |
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==Siehe auch== |
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* [[Liste der Space-Shuttle-Missionen]] |
* [[Liste der Space-Shuttle-Missionen]] |
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* NASA: [http://www.nasa.gov/mission_pages/shuttle/shuttlemissions/sts121/index.html Offizielle Missionsseite] (englisch) |
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* NASA: [https://www.nasa.gov/mission/sts-121/ Missionsübersicht] (englisch) |
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* [http://www.nasa.gov/mission_pages/shuttle/news/121_status_search_agent_archive_1.html Statusberichte des Kontrollzentrums] (englisch) |
* NASA: [http://www.nasa.gov/mission_pages/shuttle/news/121_status_search_agent_archive_1.html Statusberichte des Kontrollzentrums] (englisch) |
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* [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/images/shuttle/sts-121/ndxpage1.html |
* NASA: [http://spaceflight.nasa.gov/gallery/images/shuttle/sts-121/ndxpage1.html Fotogalerie der Mission] (englisch) |
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* [http://www.nss.org/resources/library/shuttlevideos/shuttle115.htm Videozusammenfassung mit Kommentaren der Besatzung] (englisch) |
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* [http://www.space-science-journal.de/Shuttle/STS-121.html Statusberichte des Space Science Journal] |
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* [http://www.nasa.gov/55644main_NASATV_Windows.asx NASA: Livestream vom Start der Raumfähre] |
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*[http://esa.heavens-above.com/esa/iss_step1.asp?nored=1 Heavens-Above] - Übersicht über die Beobachtungsmöglichkeiten der Raumfähre und der ISS (englisch) |
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Aktuelle Version vom 5. Juni 2025, 21:55 Uhr
Missionsemblem | |||
---|---|---|---|
![]() | |||
Missionsdaten | |||
Mission | STS-121 | ||
NSSDCA ID | 2006-028A | ||
Besatzung | 7 | ||
Start | 4. Juli 2006, 18:37:55 UTC | ||
Startplatz | Kennedy Space Center, LC-39B | ||
Raumstation | ISS | ||
Ankopplung | 6. Juli 2006, 14:52 UTC | ||
Abkopplung | 15. Juli 2006, 10:08 UTC | ||
Dauer auf ISS | 8d 19h 16min | ||
Anzahl EVA | 3 | ||
Landung | 17. Juli 2006, 13:15:49 UTC | ||
Landeplatz | Kennedy Space Center, Bahn 15 | ||
Flugdauer | 12d 18h 37min 54s (bis zum Stillstand) | ||
Erdumkreisungen | 202 | ||
Bahnhöhe | 340 km | ||
Zurückgelegte Strecke | 8,5 Mio. km | ||
Nutzlast | MPLM Leonardo | ||
Mannschaftsfoto | |||
![]() v. l. n. r. Stephanie Wilson, Michael Fossum, Steven Lindsey, Piers Sellers, Mark Kelly, Thomas Reiter, Lisa Nowak | |||
◄ Vorher / nachher ► | |||
|
STS-121 (englisch Space Transportation System) ist die Missionsbezeichnung für den am 4. Juli 2006 gestarteten Flug des US-amerikanischen Space Shuttles Discovery (OV-103). Es war die 115. Space-Shuttle-Mission, der 32. Flug der Raumfähre Discovery und der 18. Flug eines Shuttles zur Internationalen Raumstation (ISS).
Mannschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Shuttle-Besatzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Steven Lindsey (4. Raumflug), Kommandant
- Mark Kelly (2. Raumflug), Pilot
- Michael Fossum (1. Raumflug), Missionsspezialist
- Piers Sellers (2. Raumflug), Missionsspezialist
- Lisa Nowak (1. Raumflug), Missionsspezialistin
- Stephanie Wilson (1. Raumflug), Missionsspezialistin
ISS-Crew Hinflug
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]ISS-Expedition 13/ISS-Expedition 14
- Thomas Reiter (2. Raumflug), Bordingenieur
ESA/
Deutschland
Ersatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Léopold Eyharts (2. Raumflug), Bordingenieur
ESA/
Frankreich für Thomas Reiter
Bodenpersonal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Flugleiter: Steve Stich während Start und Landung; Tony Ceccacci, Paul Dye und Norm Knight während der Zeit im Orbit; (ISS-Flugleiter: Rick LaBrode, Annette Hasbrook und Matt Abbott)
- Startleiter: Michael D. Leinbach
- Verbindungssprecher (CapComs): Steve Frick während Start und Landung; Rick Mastracchio, Lee Archambault und Steve Swanson während der Zeit im Orbit; (ISS-CapComs: Julie Payette, Megan McArthur und Thadd Bowers)
Missionsüberblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Columbia-Unglück im Februar 2003 war dies nach STS-114 der zweite Testflug zur Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge, die die NASA unter das Motto „Return to Flight“ gestellt hatte. Zunächst sollte bewiesen werden, dass die Verbesserungen funktionieren, die nach STS-107 und STS-114 durchgeführt wurden. Deshalb wurde besonders darauf geachtet, dass keine Stücke der Schaumstoffisolierung des Außentanks abplatzten. Während des Starts lösten sich tatsächlich nur wenige Teile, die keine Gefahr darstellten.
Wie beim letzten Shuttle-Flug, der ein Jahr früher stattfand, wurde in der Umlaufbahn viel Zeit darauf verwendet, den Hitzeschild der Raumfähre auf Beschädigungen zu untersuchen. Diese Inspektionen wurden mit dem 15 Meter langen Abtastarm (OBSS) vorgenommen. Verbunden mit dem Roboterarm (RMS) des Orbiters, kann so die Oberfläche – insbesondere die Unterseite der Fähre – genau untersucht werden. Daneben wurde getestet, wie belastbar die mechanischen Arme sind, wenn man sie miteinander verbunden hat. Dazu wurde während eines Außenbordeinsatzes (EVA) am Ende des OBSS eine Plattform montiert, die zwei Astronauten trug. Wenn das System aus RMS und OBSS stabil genug sein sollte, würde es künftig möglich sein, einen Astronauten damit in die Nähe von beschädigten Kacheln zu bringen, um sie reparieren zu können. Die Reparatur der empfindlichen Hitzeschutzfliesen war auch Ziel einer weiteren EVA, bei der eine neuentwickelte Spachtelmasse unter Weltraumbedingungen getestet wurde.
Mit dem Flug wurde die Besatzung der ISS um ein Besatzungsmitglied aufgestockt. Damit arbeiteten erstmals seit der Expedition 6 wieder drei Raumfahrer auf der Station. Der deutsche Astronaut Thomas Reiter verblieb noch das kommende halbe Jahr nach der Mission auf der ISS. Daneben gehörte der Transport von Gütern zu den Aufgaben von STS-121. Ein Großteil der über 4 Tonnen Fracht wurden mit dem Logistikmodul Leonardo (2,4 Tonnen) zur Station gebracht.
Die NASA bezeichnete den Flug als vollen Erfolg, weil alle Aufgaben erfüllt wurden.
Vorbereitungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprüngliche Planungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei STS-121 handelt es sich um einen eingeschobenen Flug, der von der NASA im Jahr 2003 ins Programm genommen wurde. Es hatte sich herausgestellt, dass die von STS-114 nach der durch den Columbia-Absturz verursachten Zwangspause zu bewältigenden Aufgaben zu umfangreich für eine Mission sein würden. Für die NASA sind deshalb STS-114 und STS-121 miteinander verbunden. Sie sieht beide Missionen als Testflüge an, die die Wiederaufnahme der Shuttle-Flüge unter der Bezeichnung „Return to Flight“ dokumentieren.
Die ersten Planungen sahen einen Start im November 2004 vor, als die NASA-Leitung im Herbst 2003 davon ausging, STS-114 im September 2004 durchführen zu können. Mit der Verschiebung von STS-114 sollte sich auch der Beginn von STS-121 verzögern. Als die Discovery schließlich Ende Juli 2005 zur ISS aufbrach, sollte die Raumfähre Atlantis zwei Monate später folgen. Während des Starts von STS-114 lösten sich jedoch wieder Teile der Schaumstoffisolierung des Außentanks. Deshalb setzte die US-Raumfahrtbehörde, noch bevor die Discovery zur Erde zurückgekehrt war, alle weiteren Flüge aus. Zunächst sollte endlich geklärt werden, warum immer wieder Teile der Isolierung abplatzten, und dafür eine Lösung gefunden werden.

Mit einem Start sei frühestens im November 2005 zu rechnen, erklärte William Gerstenmaier, der damalige Leiter des ISS-Programms und mit der Untersuchung der sich lösenden Isolierung Beauftragte, kurz nach der Landung von STS-114. Nur eine Woche darauf musste Gerstenmaier einräumen, dass man viel mehr Zeit benötige – mindestens ein halbes Jahr. Alle drei bereits ausgelieferten Außentanks würden zur Überarbeitung an den Hersteller, die Michoud Assembly Facility (MAF) in Louisiana, zurückgeschickt werden, erklärte er. Außerdem hätte man sich für einen Tausch des Orbiters entschieden. Wie bei STS-114 werde die Discovery mit der Durchführung von STS-121 beauftragt, um die Atlantis für die Mission STS-115 verwenden zu können. Bei dieser Mission sollen schwere Komponenten zur ISS geflogen werden. Diese Entscheidung wurde getroffen, weil die Atlantis etwas leichter ist als die Discovery und deshalb mehr Nutzlast tragen kann.
In der Folge gab es eine ganze Reihe von Zwischenfällen und weiteren Problemen, sowohl am Orbiter als auch am Außentank, die das Programm weiter verzögerten.
Probleme am Außentank
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da der Hurrikan Katrina Ende August 2005 die MAF, die sich östlich von New Orleans befindet, schwer beschädigt hatte, sah sich die NASA gezwungen, den Start auf Mai 2006 zu verschieben. Die MAF-Anlage stand unter Wasser, es gab keinen Strom und zeitweise wurde sie vom US-Militär als Basis für Hilfsaktionen genutzt. Außerdem hatten die Arbeiter genug eigene Probleme, denn mehr als die Hälfte war obdachlos geworden. Erst Anfang November nahm die MAF die Arbeit wieder auf.
Als mögliche Ursache für die Probleme mit der Schaumstoffisolierung wurden die so genannten PAL-Schwellen (Protuberance Air Load) erkannt. Diese Schwellen decken die außen am Tank verlaufenden Treibstoffleitungen zum Orbiter mit Schaum ab, um sie gegen Luftverwirbelungen zu schützen. Diese Isolierung ist jedoch sehr exponiert und platzt leicht ab. Im Dezember 2005 entschloss sich die NASA deshalb, zumindest bei diesem Flug auf die PAL-Schwellen zu verzichten. Ein entsprechend umgebautes Modell traf Anfang März 2006 im Kennedy Space Center (KSC) ein.

Ein weiteres Problem waren die Treibstoffsensoren im Außentank, die bereits Startverzögerungen von STS-114 verursacht hatten. Die so genannten Engine-Cutoff-Sensoren (ECOs), die die Füllstände messen, hatten bei Tests Unregelmäßigkeiten gezeigt. Sie sollen die Haupttriebwerke rechtzeitig abschalten, wenn der Tank vorzeitig einen zu niedrigen Füllstand aufweist. So wird verhindert, dass die Turbopumpen leerlaufen, durchdrehen und explodieren, was den Orbiter schwer beschädigen würde. Mitte März kündigte Wayne Hale, der Manager des NASA-Shuttle-Programms an, dass die Sensoren vorsorglich ausgetauscht würden. Ein Starttermin im Mai sei deshalb nicht zu halten.
Anfang April zeigten sich neue Probleme mit dem Außentank. Bei Windkanaltests mit einem originalgetreuen Modell des Tanks, die die NASA von der US-Luftwaffe in deren riesiger Anlage in der Nähe von Tullahoma (Tennessee) durchführen ließ, waren erneut Teile der Isolierung abgeplatzt. Diesmal im Bereich der so genannten Frostschwellen (sieben dieser „Ice/Frost-Ramps“, von denen jede etwa 30 Zentimeter lang ist, befinden sich am Wasserstoff- und zwei am Sauerstoffbereich). Sie sorgen dafür, dass sich beim Einfüllen des eiskalten Treibstoffes kein Eis an den Leitungen außen am Tank bildet. Die Schwellen waren neu konzipiert worden, um die Menge des aufgetragenen Isoliermaterials zu verringern.
Der Tank wurde Mitte April im VAB auf der Startplattform mit den beiden bereits fertig aufgebauten Feststoffraketen verbunden. Zuvor hatte die NASA entschieden, diese Mission nach den missglückten Windkanaltests nun doch mit den alten Frostschwellen zu fliegen. Einige der NASA- und Lockheed-Martin-Ingenieure waren jedoch dafür, mit dem Start so lange zu warten, bis man eine sicherere Konfiguration gefunden hätte. Andere, unter ihnen auch Shuttle-Manager Wayne Hale, waren jedoch dagegen, weil sie neben dem Entfernen der PAL-Schwellen keine zweite schwergewichtige Änderung machen wollten.
Am 4. Mai hatten die Verantwortlichen entschieden, keinen Betankungstest durchzuführen. Es hatte Überlegungen gegeben, wegen der Problematik mit den ECO-Sensoren, eventuell Anfang Juni den Außentank zu befüllen, um das Verhalten der Sensoren unter realen Bedingungen zu testen. Man befürchtete jedoch, dass ein mehrmaliges Befüllen zu Rissen im Isolationsmaterial führen könnte. Diese würden die Gefahr abplatzender Teile vergrößern, weil sich so Luftturbulenzen bilden könnten.
Im Juni wurde der Tank endgültig für flugtauglich erklärt.
Probleme am Orbiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Während der Startvorbereitungen kam es Anfang März in der Wartungshalle (Orbiter Processing Facility) des Orbiters am KSC zu einem Unfall. Eine Lampe zerbrach und Glasscherben fielen in die geöffnete Nutzlastbucht. Techniker entfernten die Scherben mit teleskopartigen Hebebühnen. Dabei wurde die Isolierung des Robotarms (RMS) leicht beschädigt, an der ein drei Zentimeter langer, nicht sichtbarer Riss entstand. Zwecks Ausbesserung und weiterer Inspektion wurde der beschädigte Teil des RMS zum Hersteller nach Kanada geschickt. Ende März traf das reparierte Stück wieder am KSC ein. Nachdem der Arm wieder zusammengesetzt und seine Funktionsfähigkeit überprüft worden war, wurde er kurz vor Ostern in den Orbiter eingebaut.

Damit waren die Arbeiten am Orbiter abgeschlossen und er wurde am 12. Mai in das VAB überführt. Dort wurde die Discovery mit dem Außentank sowie den beiden Feststoffraketen verbunden und auf die Startplattform gesetzt. Genau eine Woche später wurde die Fähre zur Startrampe gerollt.
Am 17. Juni wurden während der traditionellen Flugbereitschaftsabnahme, dem so genannten Flight Readiness Review, sämtliche Systeme der Discovery für startbereit erklärt und das vorläufige Startdatum (1. Juli) bestätigt.
Ersatzorbiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie beim letzten Flug (STS-114) hielt die NASA einen zweiten Orbiter für den Fall bereit, dass die Discovery während des Starts beschädigt worden wäre. Die Atlantis hätte die Rettungsmission frühestens Ende August unter der Bezeichnung STS-300 durchgeführt und die STS-121-Besatzung sicher zur Erde gebracht. Bis dahin hätten die Astronauten auf der ISS ausharren müssen. Die Ressourcen der Raumstation würden für neun Personen – sechs Shuttle- und drei ISS-Raumfahrer – nach Angaben der NASA zwölf Wochen ausreichen.
Dies ist die erste Mission, bei der es möglich ist, die Raumfähre ferngesteuert landen zu lassen. Dazu hat die Discovery ein 8,5 Meter langes Kabel an Bord, das die Kontrollen des Flugdecks mit einer Steuerungsbox im Mitteldeck verbindet und der Bodenkontrolle erlaubt, das Shuttle unbemannt zu landen. Dadurch kann das Kontrollzentrum in Houston Aktionen ausführen, die sonst die Piloten durchführen – beispielsweise das Fahrwerk ausfahren oder den Bremsschirm aktivieren.[1]
Missionsverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die 115. Space-Shuttle-Mission (die 90. seit der Challenger-Katastrophe) begann am 4. Juli um 18:38 UTC, nachdem die ersten beiden Startversuche wegen ungünstiger Wetterverhältnisse abgebrochen werden mussten.
1. Startversuch, 1. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Countdown begann am 28. Juni 2006 um 21:00 UTC bei der T-43-Stunden-Marke. Einen Tag vorher traf die Besatzung, die bisher im Johnson Space Center in Houston trainiert hatte, im KSC ein. Die Meteorologen der NASA gingen zu Beginn des Countdowns von einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent aus, dass der Start wie vorgesehen stattfinden könne. Es wurde befürchtet, dass Sommergewitter auftreten könnten. Diese Angst war berechtigt, denn schon am 27. Juni hatte ein Blitz in eine Verteileranlage nahe der Startrampe eingeschlagen.
Die Besatzung wurde kurz nach 9:00 UTC geweckt, frühstückte und legte ihre orangefarbenen ACES-Start- und Landeanzüge (Advanced Crew Escape Suits) an. Gegen 16:00 UTC verließen alle Astronauten das Mannschaftsquartier, fuhren zur Startrampe und stiegen in die Raumfähre ein.
Trotz Schauern am Nachmittag wurde der Countdown nicht abgebrochen. Erst um 19:41 UTC, also acht Minuten vor dem geplanten Abheben, wurde die Countdown-Uhr angehalten und der Start um 24 Stunden verschoben. Gewitterwolken hatten sich bis auf 35 Kilometer dem KSC genähert, die Sicherheitsvorschriften verlangen aber eine Mindestentfernung von 55 Kilometern. Mögliche Blitzschläge hätten so eine eventuelle Notlandung des Orbiters am Startplatz verhindert.
2. Startversuch, 2. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der zweite Startversuch war für den 2. Juli um 19:26 UTC geplant. Bezüglich der Wetterlage sah es für den zweiten Startversuch sogar noch schlechter aus als einen Tag zuvor: Die Wahrscheinlichkeit, den Start wegen schlechten Wetters erneut verschieben zu müssen, wurde von der NASA mit 70 Prozent angegeben. Am Nachmittag zog auch tatsächlich ein Gewitter über das Startgelände.
Um 17:14 UTC, als die Mannschaft bereits eingestiegen und angeschnallt war, brach die NASA den Start erneut wegen der unsicheren Wetterlage ab. Er wurde um zwei Tage auf den 4. Juli verschoben. Die 48-stündige Verschiebung war nötig, um die Tanks für flüssigen Sauerstoff und flüssigen Wasserstoff in der Nutzlastbucht des Shuttles wieder aufzufüllen. Damit werden die Brennstoffzellen betrieben, die die Bordelektrik versorgen. Sie hatten seit dem 1. Juli um 4:00 UTC ununterbrochen gearbeitet.
3. Startversuch und Start, 4. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Beim dritten Versuch am 4. Juli gelang der Start. Pünktlich zum festgesetzten Zeitpunkt um 18:37:55 UTC hob die Discovery von der Startrampe ab. Diesmal gab es auch von Seiten der Meteorologen keine Einwände: Es war ein sonniger Tag mit 30 Grad Celsius Lufttemperatur und leichter Bewölkung.
Am Vortag war ein 13 Zentimeter langer Riss in der Schaumstoffisolierung an einer Strebe der Sauerstoffzuleitung vom Außentank entdeckt worden. Außerdem fand man auf der Startplattform ein 8 Zentimeter großes und einen halben Zentimeter dickes Schaumstoffstück, das sich von dieser Stelle gelöst hatte. Durch sein Gewicht von 2,5 Gramm hätte dieses Stück Schaum allerdings keine Gefahr für den Orbiter dargestellt, wenn es während des Starts vom Tank abgefallen wäre und den Orbiter getroffen hätte.

Während des Starts fielen erneut einige kleine Teile vom Außentank ab. Nach Angaben der NASA lösten sich drei oder vier Stücke knapp drei Minuten nach dem Verlassen der Rampe sowie ein weiteres Stück zwei Minuten später. Ob es sich dabei um Eis oder Teile der Isolation gehandelt habe, könne man nicht sagen. Die Astronauten Fossum und Wilson hatten die Aufgabe, die Trennung des Tanks zu filmen. Fossum meldete, er könne etwas erkennen, das wie ein Stück Stoff aussehe und zwischen Orbiter und Tank schwebe. Es sei etwa anderthalb bis vielleicht zweieinhalb Meter groß. Er vermutete, dass es sich dabei um ein Stück des Hitzeschildes handelte. Bildauswertungen ergaben jedoch, dass es eine große Eisplatte war.
Shuttle-Programmmanager Wayne Hale erklärte auf einer ersten Pressekonferenz, dass der Tank „sehr, sehr gut“ gearbeitet hätte. Man habe nichts entdeckt, was zu Besorgnis Anlass gebe.
1. Missionstag, 4. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eineinhalb Stunden nach dem Start der Raumfähre wurden die Ladebuchttore geöffnet und die Kommunikations- und Bordsysteme überprüft.
2. Missionstag, 5. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ziel des ersten ganzen Tages im Orbit war das Überprüfen des Hitzeschildes der Raumfähre auf eventuelle Beschädigungen. Dabei wurden über den Tag verteilt – insgesamt sechseinhalb Stunden lang – die Hitzeschutzkacheln mit dem neuen OBSS-Inspektionsarm (Orbital Boom Sensor System) untersucht, der erstmals vor einem Jahr auf STS-114 zum Einsatz kam.
Zentimeterweise wurden mit hoch auflösenden Kameras und Laser-Sensoren die Nase des Orbiters sowie die rechte Tragfläche inspiziert, weil diese Bereiche nach dem Andocken an die Station nicht mehr mit dem Roboterarm zugänglich sind. Die Astronauten Wilson, Nowak und Fossum wechselten sich dabei immer wieder ab, da es sehr ermüdend ist, lange Zeit die gefilmten Gebiete auf dem Monitor konzentriert zu beobachten.
Eine erste Auswertung der Überprüfung des Hitzeschildes ergab, dass er beim Start lediglich kleine Schäden davontrug. Flugdirektor Tony Ceccacci erklärte, dass es noch zu früh sei, um das endgültig sagen zu können. Die abschließende Analyse würde erst in etwa zwei Tagen vorliegen. Lediglich am rechten Flügel wurde ein Füllstreifen entdeckt, der zwischen zwei Hitzeschutzkacheln hervorstand. Dieser befand sich jedoch nicht an einer kritischen Stelle und musste nicht unbedingt entfernt werden. Zudem wurden ebenfalls an der rechten Tragfläche drei weiße Flecken gefunden, bei denen es sich laut Ceccacci mit größter Wahrscheinlichkeit um Vogelkot handelte. Die Ingenieure würden die Bilder aber noch weiter untersuchen, um sicher zu sein.
Während die Missionsspezialisten sich bei der aufwändigen Inspektion am Roboterarm ablösten, brachten Kommandant Lindsey und Pilot Kelly die Raumfähre durch mehrmaliges Einschalten der Manövriertriebwerke immer näher an die ISS. Außerdem überprüfte man die Raumanzüge auf ihre Funktionstüchtigkeit.
3. Missionstag, 6. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der dritte Flugtag stand ganz im Zeichen der Internationalen Raumstation (ISS): Als der Orbiter die Station erreicht hatte, stoppte er in 180 Meter Entfernung. Wie bereits bei STS-114 wurde die Discovery von Kommandant Steven Lindsey genau eine Stunde vor der Kopplung langsam um 360° über die Querachse gedreht, damit die ISS-Crew hochauflösende Fotos von der Unterseite der Fähre anfertigen konnte. 350 Aufnahmen wurden innerhalb von neun Minuten gemacht und umgehend zum Kontrollzentrum nach Houston gesendet. Die Auswertung ergab, dass der Hitzeschild völlig intakt war.
Genau nach Zeitplan dockte die Discovery um 14:52 UTC an die ISS an. Nach den notwendigen Dichtigkeitstests wurden die Luken geöffnet. Die Erlaubnis dazu kam 20 Minuten früher als vorgesehen um 16:30 UTC. Die siebenköpfige Mannschaft der Discovery wurde herzlich von den beiden ISS-Hausherren begrüßt. Für Winogradow und Williams war es der erste Besuch seit sie die Station Anfang April übernahmen.
Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung wurde der vom Shuttle mitgebrachte Schalensitz von Reiter in dem russischen Sojus-Raumschiff installiert. Damit gehörte er offiziell zur Besatzung der Raumstation.
4. Missionstag, 7. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Roboterarm der Raumstation wurde am vierten Flugtag das in Italien gefertigte Logistikmodul Leonardo aus dem Frachtraum der Discovery gehievt und mit der ISS verbunden. Eineinhalb Stunden später als im Flugplan vorgesehen wurde Leonardo um 12:15 UTC am Modul Unity angekoppelt. Es beinhaltete über drei Tonnen Güter, Ausrüstungsteile und Experimente, die von der 13. Stammbesatzung der ISS dringend gebraucht wurden. Später begannen die Astronauten mit dem Entladen des Containers, das mehrere Tage dauerte.
Im weiteren Verlauf des Tages widmeten sich die Missionsspezialistinnen Nowak und Wilson zusammen mit Pilot Kelly einer weiteren vierstündigen Überprüfung der Hitzeschutzkacheln des Orbiters. Auf dem Programm standen ausgewählte Gebiete, die beim ersten Scan aufgefallen waren. Darunter die Flügelvorderkanten und die hervorstehenden Füllstreifen. Beim letzten Flug ein Jahr zuvor hatte sich die NASA entschieden, einen Ausstieg (EVA) anzuordnen, um die Kunststoffstreifen zu entfernen, die sich gelöst hatten.
Flugdirektor Tony Ceccacci gab bekannt, dass die Missionsleitung einen zusätzlichen Flugtag genehmigt habe. Dies bedeute, dass eine dritte EVA der beiden Astronauten Fossum und Sellers durchgeführt werde. Falls erforderlich, würden dabei die beiden Füllstreifen entfernt. Eine dritte EVA war ursprünglich geplant, wurde jedoch lange vor dem Start wieder gestrichen, weil das Arbeitspensum für die Mannschaft zu umfangreich sei.
5. Missionstag, 8. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den 8. Juli stand der erste von insgesamt drei Außenbordeinsätzen (EVAs) auf dem Programm. EVA-1 begann um 13:17 UTC, als der ausstiegserprobte Missionsspezialist Piers Sellers und der Neuling Mike Fossum ihre Raumanzüge auf interne Stromversorgung umschalteten. Kurz darauf verließen sie die Raumstation durch die Luftschleuse Quest.

Ein Ziel der EVA war, ein beschädigtes Kabel des Mobilen Transporters zu ersetzen. Außerdem wurde der Robotarm (RMS) des Orbiters mit dem Inspektionsarm (OBSS) verbunden – wie bereits zur Überprüfung des Kachelzustands geschehen. Die NASA wollte so erfahren, ob das 30 Meter lange RMS/OBSS-System stabil genug ist, um Astronauten tragen zu können und im Fall einer Kachelreparatur als Arbeitsplattform zu dienen. Gesteuert von Lisa Nowak und Stephanie Wilson aus dem Shuttle-Cockpit, stieg erst Sellers auf die Plattform am Ende des OBSS. Später kam Fossum dazu, der zunächst alles aus der Nutzlastbucht beobachtet hatte. Entgegen den Erwartungen der Ingenieure wurden auftretende Schwingungen sehr schnell gedämpft. Die Verbindung von RMS und OBSS schien also stabil genug für Arbeiten zu sein, was allerdings durch Analyse der gesammelten Informationen noch verifiziert werden musste. Nach 7 Stunden und 31 Minuten endete der erste Außeneinsatz um 20:48 UTC.
John Shannon, Vorsitzender der Flugleitung, gab bekannt, dass die Auswertung der Daten über den Zustand der Hitzeschutzkacheln abgeschlossen sei. Bis auf eine Stelle befände sich der Hitzeschild in bestem Zustand. Die Techniker müssten nur noch die Aufzeichnungen über einen der hervorstehenden Füllstreifen an der Unterseite der Discovery analysieren.
6. Missionstag, 9. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hauptpunkt der Aktivitäten des sechsten Flugtages war das weitere Entladen von Leonardo. Nach Angaben der NASA waren zu Beginn dieses Arbeitstages erst 20 Prozent aller Güter aus Discovery und Leonardo in die ISS gebracht worden.
Gegen 16:00 UTC gaben alle neun Raumfahrer im Modul Destiny eine ausführliche Pressekonferenz. Angesprochen auf seinen ein Jahrzehnt zurückliegenden Flug zur Raumstation Mir und einen Vergleich zur jetzigen Mission, erwiderte Reiter, dass die ISS bereits im Augenblick mehr Platz biete, als die voll ausgebaute russische Station. Es sei alles viel großzügiger dimensioniert. Zur Zeit sei ein volles Pensum zu absolvieren, so dass wenig Zeit für Anderes bleibe. Wenn die Raumfähre abgedockt habe, würde er sofort mit seinem Fitnessprogramm beginnen, um die körperlichen Strapazen des bevorstehenden Außenbordeinsatzes Anfang August problemlos meistern zu können. Auf den Ausstieg mit seinem US-Kollegen freue er sich.
Unmittelbar bevor für die Raumfahrer der Tag zu Ende ging, wurden sie von der Bodenkontrolle mit guten Nachrichten versorgt: die NASA-Ingenieure hätten alle Daten und Aufnahmen des Hitzeschildes sorgfältig geprüft und er sei „hundertprozentig klar zum Wiedereintritt“. Die Discovery-Crew nahm die Meldung mit Erleichterung auf.
7. Missionstag, 10. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Besatzung der Discovery wurde um 6:08 UTC mit dem Lied Clocks der Gruppe Coldplay geweckt. Seine Familie hatte es für Piers Sellers ausgesucht, der im weiteren Verlauf des Tages seinen insgesamt fünften Außenbordeinsatz (EVA) durchführte. Die Mannschaft der Raumstation wurde eine halbe Stunde später mit dem Standardton geweckt.

Sellers und Mike Fossum verließen wie vorgesehen um 12:14 UTC die Quest-Schleuse und begannen die zweite EVA dieser Mission. Zunächst hoben die beiden eine Ammoniakpumpe (sie wird für das Kühlsystem der Raumstation benötigt) aus dem Frachtraum der Raumfähre und verstauten sie im „Ersatzteillager“ der ISS. Es handelt sich um ein Reservegerät, das erst gebraucht wird, wenn die ISS weiter ausgebaut ist. Diese Pumpe wurde am 16. August 2010 von Tracy Caldwell-Dyson und Douglas Wheelock genutzt, um bei einer EVA die kaputt gegangene Originalpumpe in der S1-Trägerstruktur auszutauschen.[2]
Hauptaufgabe des Ausstiegs war jedoch das Auswechseln eines Fernseh- und Datenkabels, das für die Funktion des ISS-Transportwagens – offiziell als Mobile Transporter (MT) bezeichnet – wichtig ist. Er wird verwendet, um den Robotarm der Station an seine Einsatzorte zu bringen. Der Wagen war vor genau sieben Monaten ausgefallen, als eine Trennvorrichtung im MT eines der beiden Datenkabel durchschnitt. Fossum und Sellers konnten alle gestellten Aufgaben der EVA erfüllen, die nach 6 Stunden und 47 Minuten endete.
Während der Außenarbeiten gab es etwas Aufregung, als sich das kleine Rettungsgerät (SAFER) von Sellers’ Raumanzug löste. Er war zwar nicht in Gefahr, weil er durch eine Sicherungsleine immer noch mit dem „Raketenrucksack“ verbunden war, trotzdem kam ihm Fossum zu Hilfe, um SAFER wieder zu befestigen.
An den EVA-Aktivitäten waren alle Shuttle-Astronauten beteiligt, während die drei ISS-Männer weiterhin mit dem Ausladen des Leonardo-Moduls beschäftigt waren.
8. Missionstag, 11. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Flugleitung war hocherfreut über den Ausgang der zweiten Außenbordaktivität. Erste Daten zeigten, dass der tags zuvor reparierte ISS-Transportwagen (MT) wieder voll funktionstüchtig ist. Er ist unverzichtbar für den weiteren Ausbau der Raumstation. In der morgendlichen E-Mail dankte das Kontrollzentrum den „All-Arbeitern“ für ihre geleistete Arbeit.
Phil Engelauf, der oberste Flugdirektor, erklärte, dass der bisherige Flugverlauf der Discovery optimistisch stimme, die Atlantis wie geplant Ende August starten zu können.
Hauptaufgabe des achten Flugtages war das weitere Entladen des Leonardo-Moduls. Am Ende hatten die Astronauten rund 90 Prozent aller Güter umgeladen. Daneben warteten Piers Sellers und Mike Fossum ihre Raumanzüge für ihren dritten Ausstieg.
Nach dem Mittagessen erhielten die Astronauten einen „wichtigen“ Anruf aus dem Oval Office des Weißen Hauses: US-Präsident George Bush beglückwünschte gegen 14:30 UTC die ISS-Bewohner zu ihrer guten Arbeit.
9. Missionstag, 12. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den neunten Tag stand der dritte Ausstieg (EVA) im Mittelpunkt der Aktivitäten. Um 11:20 UTC stiegen Piers Sellers und Mike Fossum über die Luftschleuse Quest der Raumstation aus. Nachdem sie eine Fußhalterung am ISS-Roboterarm montiert hatten, machte sich Sellers daran fest und ließ sich über die Nutzlastbucht der Raumfähre hieven. Mit einer Infrarotkamera fertigte er Einzelbilder sowie einen 20-Sekunden-Film der Flügelvorderkanten an. Mit Hilfe dieser Aufnahmen wollen die NASA-Ingenieure Beschädigungen aufspüren, die oberflächlich nicht zu entdecken sind.

Danach erprobten die beiden Astronauten Reparaturmethoden an Hitzeschutzkacheln. Dazu befand sich in der Nutzlastbucht eine Palette mit einem Dutzend präparierter Kacheln. Nach dem Absturz der Columbia im Februar 2003 tüftelte die NASA an Instandsetzungstechniken für den Hitzeschild. Noch im Entwicklungsstadium ist eine Spezialspachtelmasse, die kleine Risse und Fugen abdichten soll. Fossum und Sellers experimentierten mit dem Kleber, um festzustellen, wie gut sich dieser unter Weltraumbedingungen auftragen und verteilen lässt. Danach wurden auch von den Testkacheln Infrarotaufnahmen gemacht. Zum Vergleich fertigte man sowohl von den behandelten als auch von den unbehandelten Fliesen Fotos und einen einminütigen Film an. Die dritte und letzte EVA dieser Mission ging nach 7 Stunden und 11 Minuten zu Ende.
Während der EVA verlor Piers Sellers einen Spachtel, den er für das Auftragen des Klebers verwendet hatte. Die Bodenkontrolle konnte das wegschwebende Werkzeug mit der Kamera beobachten und kam zum Schluss, dass seine Flugbahn keine Gefahr für den Orbiter oder die Station darstelle. Es kommt nur sehr selten vor, dass während eines Außenbordeinsatzes Werkzeug verloren geht.
Die dreiköpfige Mannschaft der Raumstation belud während der EVA das Logistikmodul Leonardo. Insgesamt mussten knapp zwei Tonnen nicht benötigter Geräte, zur Auswertung bereiter Proben und Abfall zurück zur Erde gebracht werden.
10. Missionstag, 13. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den sehr arbeitsreichen Tagen genehmigte die Flugleitung den Astronauten einige Stunden Freizeit, die allerdings immer wieder von offiziellen Interviews und Fernsehübertragungen unterbrochen wurde.
Den ersten dieser offiziellen Programmpunkte hatte Thomas Reiter gegen 8:15 UTC zu absolvieren. Eine Viertelstunde hatten bayerische Schüler Gelegenheit, den Deutschen zu seinen ersten Eindrücken auf der Raumstation zu befragen. Es waren Gymnasiasten einer 7. Klasse, die auf Einladung ins DLR-Kontrollzentrum nach Oberpfaffenhofen gekommen waren. Reiter erklärte, dass seine Arbeit „hoch interessant“ sei, wenn man auch zunächst noch damit beschäftigt sei, die Bordsysteme zu warten, bevor die Experimente gestartet würden. Die Schwerelosigkeit demonstrierte Reiter, indem er ein Handbuch vor der Kamera schweben ließ und einen Kopfstand vollführte.
Zwischenzeitlich hatte sich ein Problem an einem System der Raumfähre eingestellt: Zwei der drei Hilfskraftanlagen (APUs), die die Hydraulik betreiben, zeigten kleine Abweichungen. Ein Gerät wies einen geringen Druckabfall auf und die andere APU hatte einen Defekt in der Wärmeregulierung. Die Ingenieure des Kontrollzentrums machten sich auf die Suche nach der Ursache, um die Fehler beseitigen zu können.
11. Missionstag, 14. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem die letzten noch verbliebenen Frachten im Logistikmodul Leonardo verstaut wurden, verschlossen die Raumfahrer den Container. Um 13:32 UTC koppelten die Missionsspezialistinnen Stephanie Wilson und Lisa Nowak Leonardo vom ISS-Modul Unity ab und verankerten den Frachtbehälter um 15:00 UTC im Frachtraum des Orbiters.
Im weiteren Verlauf des Tages untersuchten die Astronauten Teile der Raumfähre auf Mikrometeoriteneinschläge. Dazu wurde – wie zu Beginn der Mission geschehen – der Robotarm des Shuttles mit dem Inspektionsarm (OBSS) verbunden. Die Systeme des OBSS inspizierten dann die linke Tragfläche.
Die NASA-Ingenieure suchten noch immer nach dem Grund der Probleme mit den Hydraulikaggregaten (APUs), die am Vortag aufgetreten waren. Wayne Hale, der Leiter des Space-Shuttle-Programms, erklärte, dass er davon ausgehe, dass dieser Defekt die bevorstehende Landung nicht beeinträchtige. Der Druckverlust bei einer der drei mit Hydrazin betriebenen APUs sei so gering, dass auch die Gefahr eines Brandes unwahrscheinlich sei. Man untersuche noch immer, ob überhaupt Hydrazin austritt, oder Stickstoff, der den Tank unter Druck hält. (Der Shuttle ist in der Lage, mit nur einer APU zu landen.)
12. Missionstag, 15. Juli 2006
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Nach 8 Tagen, 19 Stunden und 16 Minuten dockte die Discovery pünktlich um 10:08 UTC von der Raumstation ab und ließ den Deutschen Thomas Reiter zurück. Damit arbeitet an Bord der ISS erstmals seit genau drei Jahren wieder eine dreiköpfige Stammbesatzung. Zwei Stunden zuvor hatten sich die Besatzungen verabschiedet und die Luken geschlossen.
Nach der Trennung überprüfte die Mannschaft ein letztes Mal die Raumfähre auf Spuren von Mikrometeoriteneinschlägen. Zunächst wurde mit dem Inspektionsarm der rechte Flügel des Orbiters abgetastet und anschließend die Hitzeschutzkacheln an der Nase. Bis die Discovery den Rückflug antrat, hielt sie sich in rund 75 Kilometern Entfernung zur Raumstation auf. Dadurch bestand jederzeit die Möglichkeit, bei Problemen zur ISS zurückkehren zu können.
Bezüglich des kleinen Lecks an einer der Turbinen (APUs) für den Betrieb der Hydraulikaggregate entschied sich die NASA, die für den nächsten Tag anstehende Überprüfung des Flugkontrollsystems abzuwarten. Hätte sich dabei die Leckrate vergrößert, wäre ein Leerlaufen der defekten APU in Erwägung gezogen worden.
13. Missionstag, 16. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die sechsköpfige Crew des Orbiters traf an Bord die letzten Vorbereitungen für die Heimkehr. Gegen 8:00 UTC begannen die Piloten mit der Überprüfung des Flugkontrollsystems. Während der einstündigen Prozedur wurde auch die Hydraulik getestet, die durch die Hilfskraftanlagen (APUs) gespeist wird. Am Ende konnten die Piloten melden, dass es keine Probleme mit den Aggregaten gibt. Alle drei APUs zeigten normale Werte.
Die NASA-Ingenieure schlossen im Laufe des Tages die Überprüfung der letzten OBSS-Inspektion ab. Die Suche nach mikroskopisch kleinen Einschlägen verlief negativ. Gegen 14:00 UTC funkte das Kontrollzentrum zur Discovery, dass keine Schäden am Hitzeschild gefunden worden seien und die für den nächsten Tag geplante Landung durchgeführt werden könne.
14. Missionstag und Landung, 17. Juli 2006
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für eine Landung am 14. Missionstag bestanden am KSC zwei Landemöglichkeiten: 13:14 UTC und um 14:50 UTC.
Es gab zunächst Überlegungen, die Ausweichlandeplätze Edwards Air Force Base in Kalifornien und White Sands Missile Range in New Mexico miteinzubeziehen, da es hätte sein können, dass nur zwei APUs funktionieren. Eine Landung mit nur zwei APUs wäre unter strengeren Wettervorschriften erfolgt. Aber der zuständige Flugdirektor Steve Stich gab am Vortag nach der Überprüfung der defekten APU bekannt, dass nur das KSC in Florida für die Landung am 17. Juli genutzt werde. Wäre die Landung auf den nächsten oder übernächsten Tag verschoben worden, hätten Edwards und White Sands als weitere Landeplätze aktiviert werden können.
Der einzige Unsicherheitsfaktor war das Wetter: Von Norden näherte sich ein Regengebiet. Die Richtlinien der NASA sehen vor, dass die Landung abgesagt werden muss, wenn innerhalb von 55 Kilometern um das KSC herum eine Regen- oder Gewitterfront aufgezogen ist.

Um 9:35 UTC wurden die Frachtraumtore geschlossen. Bis zur letzten Möglichkeit hatte die Flugleitung mit ihrer Entscheidung gewartet, den Wiedereintritt zu genehmigen. Schließlich wurde die erste Landemöglichkeit (13:14 UTC) genutzt. Um 11:56 UTC gab Houston grünes Licht für die dreiminütige Zündung der Bremstriebwerke, die um 12:07 UTC begann.
Die Landung erfolgte pünktlich um 13:14:43 UTC bei bewölktem Himmel auf der Landebahn 15 des KSC. Eine knappe Minute später kam die Raumfähre um 13:15:49 UTC zum Stehen.
Zunächst sollte Kommandant Steven Lindsey die Discovery auf Bahn 33 landen. Südlich des KSC hatte sich jedoch zehn Minuten nach Beginn des Wiedereintritts ein Regengebiet formiert. Daher ordnete das Kontrollzentrum während des Landeanflugs den Wechsel auf die einige Dutzend Kilometer nördlichere Route an. Die Discovery flog das KSC von Südwesten an. Zur Vernichtung der kinetischen Energie beschrieb sie etwa fünf Minuten vor dem Aufsetzen eine langgezogene Linkskurve. Dort, wo die Fähre ursprünglich diese Kurve hätte fliegen sollen, regnete es. Deshalb entschied die NASA, die Landebahn von Norden anfliegen zu lassen. Das KSC verfügt nur über eine Landebahn. Wird die Piste aus südlicher Richtung angeflogen (330°) ist es die Bahn 33, schwebt der Shuttle von Norden ein (150°) nennt man sie Bahn 15.
Etwa anderthalb Stunden nachdem die Raumfähre gelandet war, machte die Besatzung ihren obligatorischen Rundgang um den Orbiter, nachdem sie medizinisch untersucht und für gesund befunden wurde. Mit dabei waren auch NASA-Direktor Mike Griffin und Bill Gerstenmaier, der Verantwortliche für den Raumfahrtbetrieb. Kommandant Lindsey betonte vor der Presse, dass dies sein vierter Flug war und er anschließend immer um die Fähre herumgegangen sei, aber noch nie habe er ein Fahrzeug gesehen, das so sauber ausgesehen hätte. Damit spielte er auf die Beschädigungen der Hitzeschutzkacheln der Raumfähre an. Nach der Landung wurden 96 kleine Schäden (ein Dutzend davon waren größer als 2,5 Zentimeter) gefunden. Das waren laut NASA weniger Funde als bisher, so ergab die Inspektion nach dem letzten Flug über 150 defekte Kacheln.
Wake-Up-Calls
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Crew von STS-121 wurde von der Bodenkontrolle mit folgenden Weckrufen auf den neuen Arbeitstag eingestimmt:
- 2. Flugtag (MP3; 1,6 MB): „Lift Every Voice and Sing“ von New Galveston Choral für Stephanie Wilson
- 3. Flugtag (MP3; 2,1 MB): „Daniel“ von Elton John für Thomas Reiter
- 4. Flugtag (MP3; 2,1 MB): „Good Day Sunshine“ von den Beatles für Lisa Nowak
- 5. Flugtag (MP3; 1,3 MB): „God of Wonders“ von dem Duo Marc Byrd und Steve Hindalong für Mike Fossum
- 6. Flugtag (MP3; 245 kB): „I Have a Dream“ von Abba für Mark Kelly
- 7. Flugtag (MP3; 1,3 MB): „Clocks“ von Coldplay für Piers Sellers
- 8. Flugtag (MP3; 914 kB): „All Star“ von Smash Mouth für Lisa Nowak
- 9. Flugtag (MP3; 1,5 MB): „I Believe I Can Fly“ von R. Kelly für Stephanie Wilson
- 10. Flugtag (MP3; 1,2 MB): Titelsong aus der Serie „3 Engel für Charlie“ für die gesamte Crew
- 11. Flugtag (MP3; 3,1 MB): „Aggie Kriegs Hymne“ von der Fighting Aggie Texas Band für Mike Fossum
- 12. Flugtag (MP3; 1,3 MB): „Beautiful Day“ von U2 für Mark Kelly
- 13. Flugtag (MP3; 1,5 MB): „Just Like Heaven“ von The Cure für Piers Sellers
- 14. Flugtag (MP3; 1,6 MB): „The Astronaut“ von Something Corporate für Steven W. Lindsey
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der Space-Shuttle-Missionen
- Liste der bemannten Raumflüge
- Liste der Raumfahrer
- Bemannte Raumfahrt
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- NASA: Offizielle Missionsseite (englisch)
- NASA: Missionsübersicht (englisch)
- NASA: Statusberichte des Kontrollzentrums (englisch)
- NASA: Fotogalerie der Mission (englisch)
- Videozusammenfassung mit Kommentaren der Besatzung (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ SPACE.com: New Tools on STS-121 (englisch)
- ↑ Spacewalkers Install Spare Ammonia Pump. NASA, 16. August 2010, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 22. Mai 2017; abgerufen am 17. August 2010 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.