„Berg-Sandglöckchen“ – Versionsunterschied
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! Berg-Sandglöckchen |
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| Taxon_Name = Berg-Sandglöckchen |
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| Taxon_WissName = Jasione montana |
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| class="taxo-bild" | [[Bild:Berg-Sandglöckchen_Jasione_montana.jpg|thumb|300px|Berg-Sandglöckchen (''Jasione montana'')]] |
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! {{Taxonomy}} |
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| Taxon2_Name = Sandrapunzeln |
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| ''{{Familia}}:'' || [[Glockenblumengewächse]] <br />(Campanulaceae) |
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| Taxon6_Name = Euasteriden II |
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| Taxon6_Rang = ohne |
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| ''{{Genus}}:'' || [[Sandrapunzel]] (''Jasione'') |
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| Bild = JasioneMontana.jpg |
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| Bildbeschreibung = Berg-Sandglöckchen (''Jasione montana''), Blütenstand mit Blüten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien |
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| ''{{Species}}:'' || Berg-Sandglöckchen |
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! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]] |
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| class="taxo-name" | ''Jasione montana'' |
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| class="Person" | [[Carl von Linné|L.]] |
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[[Bild:Illustration_Jasione_montana0.jpg|thumb|280px|Illustration aus der "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz" von 1885.]] |
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Das '''Berg-Sandglöckchen''' (''Jasione montana'') ist ein [[Glockenblumengewächse|Glockenblumengewächs]] aus der Gattung der [[Sandrapunzel]]n und wird auch '''Sandknöpfchen''', '''Bergnelke''' oder '''Schaf-Skabiose''' genannt. |
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Das '''Berg-Sandglöckchen''' (''Jasione montana''), auch '''Berg-Sandrapunzel''', '''Sandknöpfchen''', '''Bergnelke''' oder '''Schaf-Skabiose''' genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der [[Sandrapunzeln]] (''Jasione'') in der Familie der [[Glockenblumengewächse]] (Campanulaceae). |
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Um auf diese seltene Art und ihren gefährdeten Lebensraum aufmerksam zu machen, wurde das Berg-Sandglöckchen 1990 zur [[Blume des Jahres]] auserkoren. Die Art ist wegen starken Nährstoffeintrags in magere Saumbiotope, die selbst rückläufig sind, gefährdet. |
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Um auf diese seltene Art und ihren gefährdeten Lebensraum aufmerksam zu machen, wurde das Berg-Sandglöckchen [[1990]] zur [[Blume des Jahres]] auserkoren. Diese Art ist wegen starken Nährstoffeintrags in magere Saumbiotope, die selbst rückläufig sind, gefährdet. |
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== Merkmale == |
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== Beschreibung == |
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Die einjährig-überwinternde oder zweijährige Pflanze wird bis zu 50 cm hoch. Die Blütenköpfchen werden etwa zwei Zentimeter im Durchmesser. Die Hüllblätter sind eiförmig und meist kürzer als die Blüte. Die Krone ist hellblau, selten weiß. Blütezeit ist von Juni bis August. |
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[[Datei:Illustration_Jasione_montana0.jpg|miniatur|links|Illustration aus der ''Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz'' von 1885]] |
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[[Datei:Jasione montana sl13.jpg|mini|Die sitzenden Stängelblätter sind meist länglich bis linealisch und am Rand mehr oder weniger wellig-kraus.]] |
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[[Datei:Jasione montana sl17.jpg|mini|Blüte]] |
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[[Datei:Jasione montana sl19.jpg|mini|Querschnitt durch einen Fruchtknoten, rechts die Staubfäden mit verwachsenen Antheren.]] |
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[[Datei:Bombus soroeensis - Jasione montana - Tallinn.jpg|miniatur|Bestäubung]] |
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=== Vegetative Merkmale === |
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Das Berg-Sandglöckchen wächst als einjährig-überwinternde oder zweijährige [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von 20 bis 60, selten bis 80 cm erreicht. Das Wurzelsystem reicht bis zu 1 Meter tief. Es werden keine Ausläufer gebildet. Der reichverzweigte [[Stängel]] kann niederliegend oder aufrecht sein. Die sich nur im unteren Stängelteil befindenden [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind länglich bis lanzettlich und besitzen einen wellig-krausen Rand. |
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=== Generative Merkmale === |
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Der an einem langen Blütenstandsschaft stehende körbchenförmige [[Blütenstand]] erreicht einen Durchmesser von 1,5 bis 2,5 Zentimetern. Die zwölf oder mehr dachziegelartig angeordneten [[Hüllblatt|Hüllblätter]] sind länglich bis eiförmig, spitz auslaufend und meist kürzer als die Blüte. Die zwittrigen [[Blüte]]n sind fünfzählig mit doppelter [[Blütenhülle]]. Die fünf [[Kelchblätter]] sind kürzer als die Kronblätter und haltbar. Die fünf hellblauen, selten weißen [[Kronblätter]] sind am Grund röhrig verwachsen mit fünf linealen Kronzipfeln, die vor dem Aufblühen gerade sind. Es sind fünf [[Staubblätter]] mit blauen, pfriemförmigen Staubfäden vorhanden, die die Krone nicht überragen. Der Griffel ragt aus der Krone heraus und endet in einer zweilappigen Narbe. Die Blütezeit reicht von Juni bis August. |
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Es werden kleine, abstehende, an der Spitze mit zwei Poren aufspringende, rundliche und fünfkantige [[Kapselfrucht|Kapselfrüchte]] gebildet, die krallig von den haltbaren Kelchblätter gekrönt sind. Die fast eiförmigen Samen sind klein. |
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Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 12 für die Unterart subsp. ''montana'' und 2n = 14 für die Unterart subsp. ''litoralis''.<ref name="Oberdorfer2001" /> |
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== Ökologie == |
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Das Berg-Sandglöckchen ist eine bis 1 Meter tief wurzelnde Halbrosettenpflanze ([[Sandpflanze]]). Die Blüten sind vormännliche Körbchenblumen, sehr ähnlich denen der Korbblütler. Die Einzelblüten sind bis zum Grunde gespalten. Sie öffnen sich von unten nach oben. Die Staubbeutel sind an der Basis verwachsen. Sie versperren dadurch den Weg zum Nektar und dienen so als Saftdecke. Der Pollen wird schon in der Blütenknospe auf die Griffelbürste entleert. Später breiten sich die Staubbeutel aus, der Griffel verlängert sich stark, und die zweilappige Narbe entfaltet sich. [[Bestäuber]] sind viele [[Zweiflügler]], [[Bienen]] (bis 100 Arten), [[Schmetterlinge|Falter]] und [[Käfer]]; Selbstbestäubung kommt nicht vor. |
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Die Kleinheit der Blätter und ihre raue Behaarung sind Anpassungen an zeitweilige Trockenheit. Die Samen werden durch Tiere und den Wind verstreut. Heranreifende Samen sind zum Studium der Embryonalentwicklung geeignet. |
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== Vorkommen == |
== Vorkommen == |
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Das Sandglöckchen kommt sowohl in gebirgigen Lagen als auch in den [[Graudüne]]n der Nord- und Ostseeküste vor. Sie wächst bevorzugt auf trockenen Sand-[[Magerrasen]] oder an kalkarmen felsigen Stellen, aber auch als tiefwurzelnde [[Pionierpflanze]] auf [[Brache|Brachflächen]]. |
Das Sandglöckchen kommt sowohl in gebirgigen Lagen als auch in den [[Graudüne]]n der Nord- und Ostseeküste vor. Sie wächst bevorzugt auf trockenen Sand-[[Magerrasen]] oder an kalkarmen felsigen Stellen, aber auch als tiefwurzelnde [[Pionierpflanze]] auf [[Brache|Brachflächen]]. Man findet sie auf kargen und kalkfreien Sandböden, auf Trockenrasen, Dünen und Felsköpfen. Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa und das nordwestliche Afrika. |
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In [[Österreich]] ist die Art in [[Wien]] ausgestorben, sonst zerstreut bis selten in allen Bundesländern. |
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In [[Österreich]] ist diese Art in [[Wien]] ausgestorben, sonst zerstreut bis selten in allen Bundesländern. |
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Nach [[Heinz Ellenberg|ELLENBERG]] ist das Berg- Sandglöckchen eine Halblichtpflanze, ein Trockniszeiger, ein Säurezeiger, und eine Ordnungscharakterart der Felsgrus- und Felsbandgesellschaften |
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(Sedo-Scleranthetalia). |
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Nach [[Zeigerwerte nach Ellenberg|Ellenberg]] ist das Berg-Sandglöckchen eine Halblichtpflanze, ein Trockniszeiger, ein Säurezeiger und eine Ordnungscharakterart der Felsgrus- und Felsbandgesellschaften (Sedo-Scleranthetalia). |
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== Systematik == |
== Systematik == |
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''Jasione montana'' wurde 1753 durch Carl von Linné in ''Species Plantarum''<ref>Carl von Linné: [http://www.biodiversitylibrary.org/page/358949#page/370/mode/1up ''Species Plantarum.'' Bd. 2, S. 928–929.]</ref> [[Erstbeschreibung|erstveröffentlicht]]. Es ist die [[Typus (Nomenklatur)|Typusart]] der Gattung ''[[Jasione]]''. |
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Die Art ist recht formenreich; sie wird unterteilt in zwei Unterarten, die verbreitete Sippe ''J. montana'' ssp. ''montana'' mit durchschnittlich höherem und aufsteigendem Wuchs und die seltener vorkommende, meeresnahe Form ''J. montana'' ssp. ''litoralis'', die kleiner und eher niederliegend wächst. |
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''Jasione montana'' ist recht formenreich; sie wird unterteilt in die folgenden Unterarten: |
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== Biologie == |
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* ''Jasione montana'' {{Person|L.}} subsp. ''montana'': Dies ist die verbreitete Sippe mit durchschnittlich höherem und aufsteigendem Wuchs. Sie kommt in Europa und im nordwestlichen Afrika vor.<ref name="WCSP" /> |
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Das Berg-Sandglöckchen ist eine 10-45cm hohe, zweijährige oder einjährig überwinternde, bis 1m tief wurzelnde Halbrosettenpflanze (Sandpflanze). Die Blüten sind vormännliche Körbchenblumen, sehr ähnlich denen der Korbblütler. Die Einzelblüten des Blütenkörbchens sind bis zum Grunde gespalten. Sie öffnen sich von unten nach oben. Die Staubbeutel sind an der Basis verwachsen. Sie versperren dadurch den Weg zum Nektar und dienen so als Saftdecke. Der Pollen wird schon in der Blütenknospe auf die Griffelbürste entleert. Später breiten sich die Staubbeutel aus, der Griffel verlängert sich stark, und die zweilappige Narbe entfaltet sich. Bestäuber sind viele Zweiflügler, Bienen (bis 100Arten), Falter und Käfer. Keine Selbstbestäubung. Die Kleinheit der Blätter und ihre raue Behaarung sind Anpassungen an zeitweilige Trockenheit. Die Früchte sind kleine, abstehende, an der Spitze mit 2 Poren aufspringende Kapselfrüchte. Die Kelchblätter sind krallig, die Samen klein. Sie werden durch Tiere und den Wind verstreut. Heranreifende Samen sind zum Studium der Embryonalentwicklung geeignet. |
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* ''Jasione montana'' subsp. ''litoralis'' {{Person|Fr.}}: Diese Sippe ist seltener. Sie ist kleiner, wächst eher niederliegend und kommt in den Graudünen der Nord- und Ostseeküste vor.<ref name="Oberdorfer2001" /> Manche Autoren halten diese für keine eigenständige Unterart und sehen sie als ein Synonym für ''Jasione montana'' subsp. ''montana'' an.<ref name="WCSP" /> |
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* ''Jasione montana'' subsp. ''cornuta'' {{Person|(Ball) Greuter & Burdet}}: Sie kommt in Marokko vor.<ref name="WCSP" /> |
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* ''Jasione montana'' subsp. ''paivae'' {{Person|Horjales & Rubido}}: Diese Unterart wurde 2011 erstbeschrieben und kommt in Spanien vor.<ref name="WCSP" /> |
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== Quellen == |
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* Albert Dietrich, Friedrich Klotzsch: ''Flora regni Borussici: Flora des Königreichs Preussen oder Abbildung und Beschreibung der in Preussen wildwachsenden Pflanzen.'' Band 3. Verlag von Ludwig Ochmigke, 1835, Nr. 211: ''Jasione montana'' ([https://books.google.de/books?id=QcEUAAAAYAAJ&hl=de&pg=PT14 online verfügbar]). |
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* [https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/berg-sandrapunzel ''Die Berg-Sandrapunzel (Jasione montana) - an karge Böden angepasst.''] Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg |
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* {{FloraWeb|3118}} |
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=== Einzelnachweise === |
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<ref name="Oberdorfer2001"> {{BibISBN|3800131315|Seite=898}} </ref> |
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<ref name="WCSP"> Rafaël Govaerts (Hrsg.): [https://wcsp.science.kew.org/qsearch.do?page=quickSearch&plantName=Jasione%20montana ''Jasione montana''] - Einträge in der ''World Checklist of Selected Plant Families'' des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, zuletzt eingesehen am 8. April 2016.</ref> |
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</references> |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commons|Jasione montana| |
{{Commons|Jasione montana|Berg-Sandglöckchen (''Jasione montana'')}} |
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* {{FloraWeb|3118|Jasione montana L., Berg-Jasione}} |
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* {{BiolFlor|1694}} |
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* {{BIB|3118}} |
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* {{InfoFlora|ID=2075|WissName=Jasione montana L.|Abruf=2016-04-08}} |
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* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Glockenblumen/sandknoepfchen.htm#Berg- Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland.''] |
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{{Navigationsleiste Blume des Jahres in Deutschland}} |
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Bilder: |
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[http://www.biopix.dk/Species.asp?Language=de&Searchtext=Jasione%20montana&Category=Planter] |
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{{SORTIERUNG:BergSandglockchen}} |
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[[Kategorie:Glockenblumengewächse]] |
[[Kategorie:Glockenblumengewächse]] |
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[[fr:Jasione des montagnes]] |
Aktuelle Version vom 20. August 2022, 16:05 Uhr
Berg-Sandglöckchen | ||||||||||||
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![]() Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), Blütenstand mit Blüten in unterschiedlichen Entwicklungsstadien | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Jasione montana | ||||||||||||
L. |
Das Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), auch Berg-Sandrapunzel, Sandknöpfchen, Bergnelke oder Schaf-Skabiose genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sandrapunzeln (Jasione) in der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae).
Um auf diese seltene Art und ihren gefährdeten Lebensraum aufmerksam zu machen, wurde das Berg-Sandglöckchen 1990 zur Blume des Jahres auserkoren. Diese Art ist wegen starken Nährstoffeintrags in magere Saumbiotope, die selbst rückläufig sind, gefährdet.
Beschreibung
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Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Berg-Sandglöckchen wächst als einjährig-überwinternde oder zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 60, selten bis 80 cm erreicht. Das Wurzelsystem reicht bis zu 1 Meter tief. Es werden keine Ausläufer gebildet. Der reichverzweigte Stängel kann niederliegend oder aufrecht sein. Die sich nur im unteren Stängelteil befindenden Laubblätter sind länglich bis lanzettlich und besitzen einen wellig-krausen Rand.
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der an einem langen Blütenstandsschaft stehende körbchenförmige Blütenstand erreicht einen Durchmesser von 1,5 bis 2,5 Zentimetern. Die zwölf oder mehr dachziegelartig angeordneten Hüllblätter sind länglich bis eiförmig, spitz auslaufend und meist kürzer als die Blüte. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind kürzer als die Kronblätter und haltbar. Die fünf hellblauen, selten weißen Kronblätter sind am Grund röhrig verwachsen mit fünf linealen Kronzipfeln, die vor dem Aufblühen gerade sind. Es sind fünf Staubblätter mit blauen, pfriemförmigen Staubfäden vorhanden, die die Krone nicht überragen. Der Griffel ragt aus der Krone heraus und endet in einer zweilappigen Narbe. Die Blütezeit reicht von Juni bis August.
Es werden kleine, abstehende, an der Spitze mit zwei Poren aufspringende, rundliche und fünfkantige Kapselfrüchte gebildet, die krallig von den haltbaren Kelchblätter gekrönt sind. Die fast eiförmigen Samen sind klein.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 12 für die Unterart subsp. montana und 2n = 14 für die Unterart subsp. litoralis.[1]
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Berg-Sandglöckchen ist eine bis 1 Meter tief wurzelnde Halbrosettenpflanze (Sandpflanze). Die Blüten sind vormännliche Körbchenblumen, sehr ähnlich denen der Korbblütler. Die Einzelblüten sind bis zum Grunde gespalten. Sie öffnen sich von unten nach oben. Die Staubbeutel sind an der Basis verwachsen. Sie versperren dadurch den Weg zum Nektar und dienen so als Saftdecke. Der Pollen wird schon in der Blütenknospe auf die Griffelbürste entleert. Später breiten sich die Staubbeutel aus, der Griffel verlängert sich stark, und die zweilappige Narbe entfaltet sich. Bestäuber sind viele Zweiflügler, Bienen (bis 100 Arten), Falter und Käfer; Selbstbestäubung kommt nicht vor.
Die Kleinheit der Blätter und ihre raue Behaarung sind Anpassungen an zeitweilige Trockenheit. Die Samen werden durch Tiere und den Wind verstreut. Heranreifende Samen sind zum Studium der Embryonalentwicklung geeignet.
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Sandglöckchen kommt sowohl in gebirgigen Lagen als auch in den Graudünen der Nord- und Ostseeküste vor. Sie wächst bevorzugt auf trockenen Sand-Magerrasen oder an kalkarmen felsigen Stellen, aber auch als tiefwurzelnde Pionierpflanze auf Brachflächen. Man findet sie auf kargen und kalkfreien Sandböden, auf Trockenrasen, Dünen und Felsköpfen. Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa und das nordwestliche Afrika.
In Österreich ist diese Art in Wien ausgestorben, sonst zerstreut bis selten in allen Bundesländern.
Nach Ellenberg ist das Berg-Sandglöckchen eine Halblichtpflanze, ein Trockniszeiger, ein Säurezeiger und eine Ordnungscharakterart der Felsgrus- und Felsbandgesellschaften (Sedo-Scleranthetalia).
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jasione montana wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum[2] erstveröffentlicht. Es ist die Typusart der Gattung Jasione.
Jasione montana ist recht formenreich; sie wird unterteilt in die folgenden Unterarten:
- Jasione montana L. subsp. montana: Dies ist die verbreitete Sippe mit durchschnittlich höherem und aufsteigendem Wuchs. Sie kommt in Europa und im nordwestlichen Afrika vor.[3]
- Jasione montana subsp. litoralis Fr.: Diese Sippe ist seltener. Sie ist kleiner, wächst eher niederliegend und kommt in den Graudünen der Nord- und Ostseeküste vor.[1] Manche Autoren halten diese für keine eigenständige Unterart und sehen sie als ein Synonym für Jasione montana subsp. montana an.[3]
- Jasione montana subsp. cornuta (Ball) Greuter & Burdet: Sie kommt in Marokko vor.[3]
- Jasione montana subsp. paivae Horjales & Rubido: Diese Unterart wurde 2011 erstbeschrieben und kommt in Spanien vor.[3]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albert Dietrich, Friedrich Klotzsch: Flora regni Borussici: Flora des Königreichs Preussen oder Abbildung und Beschreibung der in Preussen wildwachsenden Pflanzen. Band 3. Verlag von Ludwig Ochmigke, 1835, Nr. 211: Jasione montana (online verfügbar).
- Die Berg-Sandrapunzel (Jasione montana) - an karge Böden angepasst. Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg
- Berg-Sandglöckchen. auf FloraWeb.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 898.
- ↑ Carl von Linné: Species Plantarum. Bd. 2, S. 928–929.
- ↑ a b c d Rafaël Govaerts (Hrsg.): Jasione montana - Einträge in der World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, zuletzt eingesehen am 8. April 2016.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jasione montana L., Berg-Jasione. auf FloraWeb.de
- Berg-Sandglöckchen. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Jasione montana L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 8. April 2016.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland.