„Karin Beier“ – Versionsunterschied
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'''Karin Beier''' (* [[1965]] in [[Köln]]) ist eine deutsche Theaterregisseurin. |
'''Karin Beier''' (* [[14. Dezember]] [[1965]] in [[Köln]]) ist eine [[deutsche]] [[Regisseur|Theaterregisseurin]], ehemalige [[Intendant]]in des [[Schauspiel Köln|Schauspiels Köln]] und seit der Spielzeit 2013/14 inszenierende Intendantin des [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhauses]] in Hamburg. |
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== Leben == |
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Karin Beier studierte an der [[Universität zu Köln]] die Fächer [[Anglistik]] sowie [[Theaterwissenschaft|Theater-]], [[Filmwissenschaft|Film-]] und Fernsehwissenschaft. Über ihr Studium kam sie zum Theater. 1986 gründete Beier zusammen mit [[Elmar Goerden]] die international zusammengesetzte Theatergruppe ''Countercheck Quarrelsome'', mit der sie insgesamt neun Stücke von [[William Shakespeare]] zumeist an theaterfremden Spielstätten (wie z. B. Fabrik- und Messehallen) in der Originalsprache inszenierte. |
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1991 ging Karin Beier als Regieassistentin an das [[Düsseldorfer Schauspielhaus]]. Hier konnte sie schon bald ihre ersten eigenverantwortlichen Inszenierungen an einem Stadttheater herausbringen. In Düsseldorf war vor allem der [[israel]]ische Regisseur [[David Mouchtar-Samorai]] prägend für ihre Entwicklung. |
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Beier studierte in ihrer Heimatstadt Köln zunächst [[Anglistik]]. Über dieses Studium kam sie zum [[Theater]]. 1986 gründete sie zusammen mit [[Elmar Goerden]] eine international zusammengesetzte Theatergruppe (Countercheck Quarrelsome), mit der sie insgesamt neun Stücke von [[William Shakespeare]] zumeist an theaterfremden Spielstätten (wie z.B. Fabrik- und Messehallen) in der Originalsprache inszenierte. |
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Ab der Spielzeit 2007/2008 leitete Beier das [[Schauspiel Köln]] als Intendantin. Ihr Vertrag wurde im Juli 2010 bis zur Spielzeit 2013/14 verlängert<ref>Saarbrücker Zeitung (Kultur) vom 28. Juli 2010, S. B5.</ref> und am 7. November 2011 zum 31. August 2013 aufgelöst,<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Palm |url=http://www.stadt-koeln.de/1/presseservice/mitteilungen/2011/06350/ |titel=Hauptausschuss fällt wichtige Personalentscheidungen |hrsg=Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit |datum=2011-11-08 |sprache=de |abruf=2011-11-08 |offline=1}}</ref> da sie zur Spielzeit 2013/14 die Leitung des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg übernahm.<ref>[https://schauspielhaus.de/ensemble/karin-beier Karin Beier] beim Deutschen Schauspielhaus Hamburg, abgerufen am 29. November 2024</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.wdr.de/themen/kultur/theater/schauspielhaus_koeln/110217.jhtml |wayback=20110301003336 |text=''Vorhang fällt für Karin Beier in Köln.''}}</ref> Beier beabsichtigte, danach am Kölner Schauspielhaus Gastinszenierungen zu übernehmen, wie es im Vorfeld mit dem dann dort amtierenden Intendanten [[Stefan Bachmann (Regisseur)|Stefan Bachmann]] verabredet worden war; dazu kam es jedoch nicht (Stand: Ende der Spielzeit 2018/19). |
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Die Begeisterung fürs Theater wuchs, und sie entschloss sich [[1991]] als Regieassistentin ans [[Düsseldorfer Schauspielhaus]] zu gehen. Hier konnte sie schon bald ihre ersten eigenverantwortlichen Inszenierungen an einem Stadttheater herausbringen. In Düsseldorf war vor allem der [[irak]]ische Regisseur [[David Mouchtar-Samorai]] prägend für ihre Entwicklung. |
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Beier ist mit dem Schauspieler [[Michael Wittenborn]] verheiratet.<ref>{{Internetquelle |autor=Gabriela Herpell |url=https://sz-magazin.sueddeutsche.de/theater/die-pause-entfaellt-79476 |titel=Theater-Regisseurin Karin Beier im Porträt |werk=sueddeutsche.de |hrsg=Süddeutsche Zeitung GmbH |datum=2013-01-23 |sprache= |abruf=2025-05-18}}</ref> Das Paar hat eine Tochter, die Schauspielerin [[Momo Beier]].<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Heine |url=https://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article106262052/Karin-Beier.html |titel=Tischgespräch: Karin Beier - WELT |werk=welt.de |hrsg=Axel Springer Deutschland GmbH |datum=2012-05-05 |sprache= |abruf=2025-05-18}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://bz-ticket.de/michael-wittenborn-ueber-arbeit-familie-und-den-film-dinky-sinky |titel=Kinointerview: Michael Wittenborn über Arbeit, Familie und den Film „Dinky Sinky“ |werk=bz-ticket.de |hrsg=Badischer Verlag GmbH & Co. KG |datum=2018-02-09 |sprache= |abruf=2025-05-18}}</ref> |
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== Schauspiel == |
== Schauspiel == |
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Bereits 1994 wurde sie mit ihrer Inszenierung von ''[[Romeo und Julia]]'' zum [[Berliner Theatertreffen]] eingeladen und von [[Theater heute]] zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt. Auch ihre Düsseldorfer multilinguale Inszenierung von Shakespeares ''Ein Sommernachtstraum'' mit 14 Schauspielern aus neun Ländern wurde zum Theatertreffen eingeladen. In den nachfolgenden Jahren inszenierte sie außerdem am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am [[Schauspielhaus Bochum]], an den [[Münchner Kammerspiele]] und am [[Wien]]er [[Burgtheater]] sowie am Schauspiel Köln. |
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In den Jahren 2004 und 2005 führte sie Regie bei den [[Nibelungenfestspiele Worms|Wormser Nibelungenfestspielen]] nach einer Fassung von [[Friedrich Hebbel]]. |
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Bereits [[1994]] wurde sie mit ihrer Inszenierung von ''[[Romeo und Julia]]'' zum [[Berliner Theatertreffen]] eingeladen und von [[Theater heute]] zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt. Auch ihre Düsseldorfer multilinguale Inszenierung von Shakespeares [[Der Kaufmann von Venedig]] mit 14 Schauspielern aus neun Ländern wurde zum Theatertreffen eingeladen. In den nachfolgenden Jahren inszenierte sie außerdem am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] in [[Hamburg]], am[[Schauspielhaus Bochum]], an den [[Münchner Kammerspiele]] und am [[Wien]]er [[Burgtheater]] sowie am [[Bühnen der Stadt Köln|Schauspiel Köln]]. |
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Für das Jahr 2010 sah der (kommissarische) Kölner Stadtkämmerer [[Norbert Walter-Borjans]] im Haushaltsentwurf eine Kürzung für die Bühnen der Stadt Köln in Höhe von 6,3 Millionen € vor (dies sind 12,5 %). Für Beier bedeutete dies, dass nun weniger gespielt werde (vielleicht nur noch samstags und sonntags) und sie schlug ferner vor, keinen Neubau für das Schauspielhaus zu errichten und vielmehr das alte Haus zu sanieren. Gespart werden könne nur an den Produktionskosten. |
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In den Jahren [[2004]] und [[2005]] führte sie Regie bei den [[Worms]]er [[Nibelungenfestspiele]]n nach einer Fassung von [[Friedrich Hebbel]]. |
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Beier wurde mit drei Inszenierungen des Kölner Schauspielhauses für das Berliner Theatertreffen der [[Berliner Festspiele]] 2010 nominiert, das die zehn besten Inszenierungen im deutschsprachigen Raum vorstellte: ''Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen'' von [[Ettore Scola]] und [[Ruggero Maccari]], Regie Karin Beier; ''Kasimir und Karoline'' von [[Ödön von Horváth]], Koproduktion NT Gent und De Veenfabriek, Regie [[Johan Simons]] und [[Paul Koek]]; ''Die Kontrakte des Kaufmanns. Eine Wirtschaftskomödie'' von [[Elfriede Jelinek]], [[Thalia Theater (Hamburg)|Thalia Theater]], Hamburg in Koproduktion mit Schauspiel Köln, Regie [[Nicolas Stemann]].<ref>[http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/03_theatertreffen/tt10_auswahl/tt10_auswahl.php berlinerfestspiele.de]</ref> Das Berliner Theatertreffen 2010 wurde mit der Produktion ''Kasimir und Karoline'' von Ödön von Horváth in der Inszenierung von Johan Simons und Paul Koek eröffnet. |
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Ab 2007 wird Karin Beier als Intendantin die Leitung des Schauspiels [[Köln]] übernehmen. |
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Am 29. Oktober 2010 wurde von Beier das Stück ''Das Werk / Im Bus / Ein Sturz.'' von [[Elfriede Jelinek]] uraufgeführt.<ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Wilink |url=https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=4832&catid=84&Itemid=60 |titel=Das Werk / Im Bus / Ein Sturz – Karin Beier inszeniert Jelineks Baukatastrophentrilogie |abruf=2019-02-11 |sprache=de-de}}</ref> ''Ein Sturz'' stellt eine bitterböse Abrechnung der Verantwortlichkeit des Einsturzes des [[Historisches Archiv der Stadt Köln|Historischen Archivs der Stadt Köln]] am 3. März 2009 dar. |
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2010 und 2011 wurde das Schauspiel Köln unter Karin Beier von der Zeitschrift ''Theater heute'' als „[[Theater des Jahres]]“ ausgezeichnet,<ref>[https://www.ksta.de/kritikerumfrage-koelner-schauspiel-theater-des-jahres-11913858 ''Kölner Schauspiel Theater des Jahres.''] In: ''[[Kölner Stadt-Anzeiger]].'' Abgerufen am 25. August 2011.{{Toter Link |url=https://www.ksta.de/kritikerumfrage-koelner-schauspiel-theater-des-jahres-11913858 |date=2024-08-23}}</ref> zum Ende der Theatersaison 2010/11 wählten Kritiker in einer Umfrage der Zeitschrift ''[[Die Deutsche Bühne]]'' das Schauspiel Köln zum besten Theater in der Kategorie „überzeugende Gesamtleistung“.<ref name="Saisonbilanz">{{Webarchiv |url=http://www.die-deutsche-buehne.de/B%C3%BChnenwelt/Leseprobe/Saisonbilanz |wayback=20160201125130 |text=Saisonbilanz}} Die deutsche Bühne, abgerufen am 1. Februar 2016.</ref> |
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Am 11. Januar 2013 verabschiedete sich Karin Beier als Intendantin mit ihrer ersten eigenen Inszenierung eines antiken Stoffes, den ''[[Troerinnen]]'' von [[Euripides]]. Zugrunde lag die Bearbeitung [[Jean-Paul Sartre]]s.<ref>[http://www.rundschau-online.de/kultur/koelner-theater-intendantin-beier-verabschiedet-sich-aus-koeln,15184894,21448174.html ''Kölner Theater: Intendantin Beier verabschiedet sich aus Köln'' (dpa).] In: ''Kölnische Rundschau.'' 13. Januar 2013, abgerufen am 13. Januar 2013.</ref> |
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Seit der Spielzeit 2013/14 ist Karin Beier Intendantin des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. In der Spielzeit 2013/14 eröffnete sie das große Haus mit dem Antiken-Marathon ''Die Rasenden''. In der Spielzeit 2014/15 inszenierte sie ''[[Onkel Wanja]]'' von [[Anton Tschechow]] sowie Alan Ayckbourns Komödie „Ab jetzt“ auf der großen Bühne und im MalerSaal ''Pfeffersäcke im Zuckerland & Strahlende Verfolger''. In der Spielzeit 2015/16 brachte sie ''Schiff der Träume'' nach [[Federico Fellini|Fellini]] auf die Bühne, das zum Berliner Theatertreffen 2016 eingeladen wurde.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.berlinerfestspiele.de/de/aktuell/festivals/theatertreffen/auswahl_tt/auswahl_tt_1.php |wayback=20160224151354 |text=Archivierte Kopie}} ''Auswahl Berliner Theatertreffen 2016''</ref> Außerdem inszenierte sie die Uraufführung von [[Michel Houellebecq]]s Roman ''[[Unterwerfung (Roman)|Unterwerfung]]'' als Monolog mit dem Schauspieler [[Edgar Selge]]. |
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Großes, einhelliges Lob der Theaterkritiker von [[FAZ]] bis [[NDR]] bekam 2021 ein Theaterstück namens ''Aus dem Leben'', das am 15. Dezember 2021 am Hamburger Deutschen Schauspielhaus Premiere feierte, an dessen Text sie selbst mitgearbeitet hatte und das sie selbst inszenierte. Es ging darin inhaltlich um den zeitgenössischen Umgang der Menschen mit dem Ableben, den Begräbniszeremonien bei uns, wieso in New Orleans ein viel lebensfroherer Umgang damit möglich und üblich ist, auch warum ein selbstbestimmt herbeigewünschter Freitod noch immer ein solches bürokratische Schikanen auslösendes Schreckgespenst darstellt. Das Stück nach einer gemeinsamen Idee mit der Kölner Journalistin Brigitte Venator entstand nach vielen Recherchegesprächen Venators mit sachkundigen Bürgern, dokumentarisch zusammengefasst von [[Julian Pörksen]] und zu einem Theaterstück verdichtet von Karin Beier. Das Bühnenbild schuf Amber Vandenhoeck, die Musik [[Jörg Gollasch]], eine Choreografie dazu Valenti Rocamora. Mit den fünf Schauspielern [[Lina Beckmann]], [[Markus John]], [[Carlo Ljubek]], [[Maximilian Scheidt]] und [[Julia Wieninger]] sowie elf Live-Musikern entstand eine pausenfreie Inszenierung in 2 Stunden 20 Minuten, die laut Nachtkritik-Rezensent ein blutvolleres, herausfordernderes Gegenstück zum zeitgleich landauf landab viel gespielten Stück ''[[Ferdinand von Schirach#„Gott“, 2020|Gott]]'' (2020) von [[Ferdinand von Schirach]] darstellt.<ref>Michael Laages: [https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=20394:aus-dem-leben-deutsches-schauspielhaus-hamburg-brigitte-venator-und-karin-beier-halten-mit-ihrem-rechercheproekt-ein-plaedoyer-fuer-selbstbestimmtes-sterben-2&catid=56:deutsches-schauspielhaus-hamburg&Itemid=40 ''Aus dem Leben'' – Deutsches Schauspielhaus Hamburg: „Es lebe der Tod!“] Rezension auf nachtkritik.de vom 16. Dezember 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021</ref> |
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Im Jahr 2021 wurde Beier mit ihrem am [[Deutsches Schauspielhaus Hamburg|Deutschen Schauspielhaus Hamburg]] aufgeführten Stück ''Reich des Todes'' zum [[Berliner Theatertreffen 2020 bis 2029|Berliner Theatertreffen]] eingeladen. Im selben Jahr sorgte sie für Empörung, als sie sich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk pressefeindlich äußerte und Theaterkritiken mit „Scheiße am Ärmel“ verglich.<ref>Susanne Burkhardt: [https://www.deutschlandfunkkultur.de/streit-ueber-die-theaterkritik-feudales-verhalten-an-den-100.html ''Aus dem Leben'' – Feudales Verhalten an den Bühnen. Interview mit Tobi Müller · 30. Oktober 2021]</ref> |
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Die Saison 2023/24 eröffnete Karin Beier mit dem ''Anthropolis''-Projekt, einer Serie von fünf Produktionen, die bekannte griechische Mythen zum Gegenstand haben. Alle Abende hatten mit der Stadt [[Theben (Böotien)|Theben]] einen topografischen Fixpunkt; erzählt wurden unter anderem die Schicksale von [[Dionysos]], [[Ödipus]] und [[Antigone]]. Den Aufführungen lagen neue Texte von [[Roland Schimmelpfennig]] zugrunde, der sich teilweise mit klassischen Tragödien von unter anderem [[Sophokles]] und [[Euripides]] auseinandersetzte, einzelne Texte aber auch komplett neu schrieb. Alle fünf Teile des Projektes wurden von Karin Beier selbst inszeniert. Die Aufführungen wurden hochgelobt. Kritiker sprachen unter anderem von einem „euphorisierenden Erlebnis“, dem „bedeutendsten Theaterereignis der Saison“<ref>[https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/spektakulaeres-antiken-projekt-am-theater-in-hamburg-19657761.html ''Das ist es, was wir sehen wollen!''], Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. April 2024.</ref> und von „Theatergeschichte“.<ref>[https://www.welt.de/kultur/theater/plus248585820/Anthropolis-Theaterprojekt-Wie-ein-antikes-Squid-Game.html ''Antikes „Squid Game“''], Die Welt, 26. November 2023.</ref> Am Ende der Saison wurde das Deutsche Schauspielhaus in der Fachzeitschrift ''[[Theater heute]]'' zum [[Theater des Jahres]] gekürt. Der zweite Teil der ''Anthropolis''-Serie, ''Laios'', erhielt die Auszeichnung als beste Inszenierung des Jahres.<ref>[https://nachtkritik.de/meldungen/jahresbestenliste-2024-von-theater-heute ''Jahresbestenliste 2024 von Theater heute''], Nachtkritik, 22. August 2024.</ref> |
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== Musiktheater == |
== Musiktheater == |
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Karin Beier ist seit 1997 (''[[Carmen]]'' in [[Theater Bremen|Bremen]]) auch als [[Musiktheater]]regisseurin tätig. Weitere Operninszenierungen waren u. a. ''[[Rigoletto]]'' an der Oper Köln, ''[[Così fan tutte]]'' und [[Georg Friedrich Händel|Händels]] [[Oratorium]] ''[[Semele (Händel)|Semele]]'' am [[Theater Basel]]. Im Mai 2006 hatte ihre Inszenierung von [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozarts]] Oper ''[[Die Entführung aus dem Serail]]'' in einer Koproduktion von [[Wiener Staatsoper]] und Burgtheater Wien am Burgtheater (dem Ort der [[Uraufführung]] des [[Singspiel]]s im Jahre 1782) Premiere. |
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== Auszeichnungen == |
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* 1993: [[Literaturförderpreis der Stadt Düsseldorf|Förderpreis für Literatur der Landeshauptstadt Düsseldorf]]<ref>[http://www.duesseldorf.de/kulturamt/auszeichnungen/literatur.shtml ''Karin Beier.''] Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf.</ref> |
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* 1994: [[Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler|Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen]] |
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* 2006: [[Nestroy-Theaterpreis]] für die Beste Regie mit der Inszenierung ''Kleinbürger'' am [[Akademietheater (Wien)]] |
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* 2009: [[Deutscher Theaterpreis Der Faust]] in der Sparte ''Beste Regie Schauspiel'' für die Inszenierung von [[Franz Grillparzer]]s ''Das Goldene Vlies''<ref>[https://www.ksta.de/theaterpreis--faust---mittel-jetzt-nicht-falsch-einsetzen--12614032 ''Theaterpreis „Faust“: Mittel jetzt nicht falsch einsetzen.''] In: ''Kölner Stadt-Anzeiger.'' 29. November 2009.</ref> |
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* 2010: Karin Beier erhielt von den Kritikern der Zeitschrift „Theater heute“ die Auszeichnung für die beste Inszenierung für ihre Gesellschaftsgroteske ''Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen'' (von [[Ettore Scola]] und [[Ruggero Maccari]]). Die Inszenierung sowie das Kölner Schauspielhaus wird von den Radio- und Zeitungs-Theaterkritikern aus Nordrhein-Westfalen (Magazin ''theater pur'') als bestes Sprechtheater im Westen sowie als beste Inszenierung des Jahres ausgezeichnet. Ferner wurde ihre Inszenierung 2010 für den [[Nestroy-Theaterpreis]] in der Kategorie ''Beste deutschsprachige Aufführung'' nominiert. |
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* 2011: [[Kölner Kulturpreis]] in der Kategorie ''Bester Kulturmanager des Jahres 2010'' |
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* 2011: Kritiker der Zeitschrift ''[[Die Deutsche Bühne]]'' wählten ihre Inszenierung von [[Elfriede Jelinek]]s Drama ''[[Das Werk / Im Bus / Ein Sturz]]'' zur besten des Jahres<ref name="Saisonbilanz" /> |
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* 2011: Orden für Zivilcourage und Charakter, verliehen von der Bürgergesellschaft [[Thielenbruch (Ortsteil)|Thielenbruch]] |
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* 2017: Aufnahme in die [[Akademie der Künste (Berlin)|Berliner Akademie der Künste]]<ref>[http://www.boersenblatt.net/artikel-akademie_der_kuenste_in_berlin.1348355.html ''Vier Autorinnen aufgenommen''], boersenblatt.net, 7. Juli 2017, abgerufen am 9. Juli 2017.</ref> |
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* 2017: [[Bundesverdienstkreuz]] 1. Klasse |
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* 2024: [[Verleihung des Nestroy-Theaterpreises 2024]]: [[Nestroy-Theaterpreis/Beste deutschsprachige Aufführung|Beste deutschsprachige Aufführung]] für ''Anthropolis I–V'' am Deutschen Schauspielhaus Hamburg<ref>{{Internetquelle |url=https://orf.at/stories/3376945/ | titel=Nestroys für Edtmeier und von Stolzmann|datum=2024-11-24|abruf=2024-11-24|autor=|werk=[[ORF.at]]}}</ref> |
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== Inszenierungen (Auswahl) == |
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* 1992 – ''Die 25. Stunde'' von [[George Tabori]] am [[Düsseldorfer Schauspielhaus]] |
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* 1993 – ''[[Romeo und Julia]]'' von [[William Shakespeare]] am Düsseldorfer Schauspielhaus |
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* 1995 – ''[[Ein Sommernachtstraum]]'' von William Shakespeare am Düsseldorfer Schauspielhaus |
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* 1996 – ''[[Was ihr wollt]]'' von William Shakespeare am Deutschen Schauspielhaus Hamburg |
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* 1997 – ''[[Der Sturm (Shakespeare)|Der Sturm]]'' von William Shakespeare am Schauspiel Köln |
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* 1998 – ''[[Der Menschenfeind]]'' von [[Molière]] am Schauspiel Köln |
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* 2001 – ''[[Richard III. (Drama)|Richard III.]]'' von William Shakespeare am Schauspielhaus Bochum |
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* 2003 – ''[[Minna von Barnhelm]]'' von [[Gotthold Ephraim Lessing]] am Schauspielhaus Bochum |
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* 2004 – ''God Save America'' von [[Biljana Srbljanović]] am [[Akademietheater (Wien)]] |
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* 2007 – ''[[Die Nibelungen (Hebbel)|Die Nibelungen]]'' von [[Friedrich Hebbel]] am [[Schauspiel Köln]] |
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* 2008 – ''[[Das goldene Vlies]]'' von [[Franz Grillparzer]] am Schauspiel Köln |
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* 2009 – ''[[Das Leben ist ein Traum|Das Leben ein Traum]]'' von [[Pedro Calderón de la Barca]] am [[Burgtheater]] Wien |
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* 2009 – ''[[König Lear]]'' von [[William Shakespeare]] am [[Schauspiel Köln]] |
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* 2010: ''[[Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen]]'' von [[Ettore Scola]] und Ruggero Maccari Halle Kalk des [[Schauspiel Köln]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.schauspielkoeln.de/stueck.php?ID=224&tID=1624 |wayback=20120417210936 |text=''Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen'' am Schauspiel Köln}}</ref> |
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* 2010: ''Das Werk'', ''Im Bus'' (Uraufführung) und ''Ein Sturz'' (Uraufführung) von [[Elfriede Jelinek]] am [[Schauspiel Köln]] |
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* 2014: ''[[Die Rasenden]]'' am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]]<ref>[http://www.schauspielhaus.de/de_DE/kalender/die_rasenden.12009444 ''Die Rasenden'']</ref> |
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* 2015: ''Pfeffersäcke im Zuckerland & Strahlende Verfolger.'' am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] |
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* 2015: ''[[Onkel Wanja]]'' am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] |
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* 2015: ''Ab jetzt'' am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] |
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* 2015: ''Schiff der Träume – Ein Europäisches Requiem'' am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] |
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* 2016: ''[[Unterwerfung (Roman)|Unterwerfung]]'' am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] |
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* 2020 Reich des Todes – am Deutschen Schauspielhaus |
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* 2021 ''Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!'' am [[Deutsches Schauspielhaus|Deutschen Schauspielhaus]] |
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* 2023 ''Anthropolis 1 Prolog / Dionysos'' am Deutschen Schauspielhaus |
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* 2023 ''Anthropolis 2 Laios'' am Deutschen Schauspielhaus |
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* 2023 ''Anthropolis 3 Ödipus Mensch'' am Deutschen Schauspielhaus |
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* 2023 ''Anthropolis 4 Jokaste'' am Deutschen Schauspielhaus |
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* 2023 ''Anthropolis 5 Antigone'' am Deutschen Schauspielhaus |
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== Werke == |
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* mit [[Wolfgang Höbel]]: ''Den Aufstand proben. Ein Theaterbuch.'' Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, ISBN 978-3-462-04469-0. |
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== Literatur == |
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* Schauspiel Köln (Hrsg.): ''Schauspiel Köln 2007–2013. Intendanz Karin Beier.'' Buchhandlung Walther König, Köln 2013, ISBN 978-3-86335-361-2. |
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* Interview mit Karin Beier in: Vivien Gröning, Kirsten Sass: ''WOMAN@WORK Wege nach dem Abi – Wie FRAU heute Karriere macht. 22 Interviews mit erfolgreichen Frauen.'' Renningen 2014, ISBN 978-3-8169-3237-6. |
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* [[C. Bernd Sucher]] (Hrsg.): ''[[Theaterlexikon]]. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker.'' Von Christine Dössel und [[Marietta Piekenbrock]] unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 53 f. |
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== Weblinks == |
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* {{IMDb}} |
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* Simone Hamm: {{Webarchiv |url=http://www.wdr3.de/buehne/karinbeier100.html |wayback=20130116093922 |text=''Karin Beier – Porträt einer Kämpferin: „Vom Theater kann man aufgefressen werden“.''}} [[WDR 3]], 11. Januar 2011 |
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* {{Webarchiv |url=http://www.wdr3.de/buehne/beier103.html |archive-is=20130429095507 |text=''Intendantin Karin Beier im Gespräch: Kölner Kulturpolitik macht ihr den Abschied leicht.''}} WDR 3 Mosaik Samstagsgespräch vom 13. April 2013 |
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== Einzelnachweise == |
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Karin Beier ist seit [[1997]] ([[Carmen]] in [[Bremer Theater|Bremen]]) auch als [[Musiktheater]]regisseurin erfolgreich (weitere Operninszenierungen: u.a. [[Rigoletto]] an der Oper Köln und [[Così fan tutte]] am [[Theater Basel]]]. Im Mai 2006 hat ihre Inszenierung von [[Mozart]]s Oper [[Die Entführung aus dem Serail]] in einer Koproduktion von [[Wiener Staatsoper]] und Burgtheater Wien am Burgtheater (dem Ort der [[Uraufführung]] des [[Singspiel]]s im Jahre [[1782]]) Premiere. |
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<references /> |
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{{Navigationsleiste Nestroypreisträger (Regie)}} |
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== Wichtige Inszenierungen == |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=136610897|LCCN=no/2013/46495|VIAF=80925550}} |
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* [[1992]] - ''Die 25. Stunde'' von [[George Tabori]] am Düsseldorfer Schauspielhaus |
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* [[1993]] - ''Romeo und Julia'' von William Shakespeare am Düsseldorfer Schauspielhaus |
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* [[1995]] - ''[[Ein Sommernachtstraum]]'' von William Shakespeare am Düsseldorfer Schauspielhaus |
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* [[1996]] - ''[[Was ihr wollt]]'' von William Shakespeare am Deutschen Schauspielhaus Hamburg |
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* [[1997]] - ''[[Der Sturm]]'' von William Shakespeare am Schauspiel Köln |
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* [[1998]] - ''[[Der Menschenfeind]]'' von [[Molière]] am Schauspiel Köln |
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* [[2001]] - ''[[Richard III.]]'' von William Shakespeare am Schauspielhaus Bochum |
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* [[2003]] - ''[[Minna von Barnhelm]]'' von [[Gotthold Ephraim Lessing]] am Schauspielhaus Bochum |
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* [[2004]] - ''God Save America'' von [[Biljana Srbljanovic]] am [[Akademietheater (Wien)]] |
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{{SORTIERUNG:Beier, Karin}} |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Theaterregisseur]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Theaterintendant]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Nestroypreisträger]] |
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[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]] |
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[[Kategorie:Darstellender Künstler (Köln)]] |
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[[Kategorie:Darstellender Künstler (Hamburg)]] |
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[[Kategorie:Deutscher]] |
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[[Kategorie:Geboren 1965]] |
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[[Kategorie:Frau]] |
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{{Personendaten |
{{Personendaten |
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|NAME=Beier, Karin |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Theaterregisseurin |
|KURZBESCHREIBUNG=deutsche Theaterregisseurin und -intendantin |
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|GEBURTSDATUM= |
|GEBURTSDATUM=14. Dezember 1965 |
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|GEBURTSORT=[[Köln]] |
|GEBURTSORT=[[Köln]] |
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|STERBEDATUM= |
|STERBEDATUM= |
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|STERBEORT= |
|STERBEORT= |
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}} |
}} |
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[[en:Karin Beier]] |
Aktuelle Version vom 7. Juli 2025, 18:13 Uhr

Karin Beier (* 14. Dezember 1965 in Köln) ist eine deutsche Theaterregisseurin, ehemalige Intendantin des Schauspiels Köln und seit der Spielzeit 2013/14 inszenierende Intendantin des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karin Beier studierte an der Universität zu Köln die Fächer Anglistik sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Über ihr Studium kam sie zum Theater. 1986 gründete Beier zusammen mit Elmar Goerden die international zusammengesetzte Theatergruppe Countercheck Quarrelsome, mit der sie insgesamt neun Stücke von William Shakespeare zumeist an theaterfremden Spielstätten (wie z. B. Fabrik- und Messehallen) in der Originalsprache inszenierte.
1991 ging Karin Beier als Regieassistentin an das Düsseldorfer Schauspielhaus. Hier konnte sie schon bald ihre ersten eigenverantwortlichen Inszenierungen an einem Stadttheater herausbringen. In Düsseldorf war vor allem der israelische Regisseur David Mouchtar-Samorai prägend für ihre Entwicklung.
Ab der Spielzeit 2007/2008 leitete Beier das Schauspiel Köln als Intendantin. Ihr Vertrag wurde im Juli 2010 bis zur Spielzeit 2013/14 verlängert[1] und am 7. November 2011 zum 31. August 2013 aufgelöst,[2] da sie zur Spielzeit 2013/14 die Leitung des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg übernahm.[3][4] Beier beabsichtigte, danach am Kölner Schauspielhaus Gastinszenierungen zu übernehmen, wie es im Vorfeld mit dem dann dort amtierenden Intendanten Stefan Bachmann verabredet worden war; dazu kam es jedoch nicht (Stand: Ende der Spielzeit 2018/19).
Beier ist mit dem Schauspieler Michael Wittenborn verheiratet.[5] Das Paar hat eine Tochter, die Schauspielerin Momo Beier.[6][7]
Schauspiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1994 wurde sie mit ihrer Inszenierung von Romeo und Julia zum Berliner Theatertreffen eingeladen und von Theater heute zur Nachwuchsregisseurin des Jahres gewählt. Auch ihre Düsseldorfer multilinguale Inszenierung von Shakespeares Ein Sommernachtstraum mit 14 Schauspielern aus neun Ländern wurde zum Theatertreffen eingeladen. In den nachfolgenden Jahren inszenierte sie außerdem am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Schauspielhaus Bochum, an den Münchner Kammerspiele und am Wiener Burgtheater sowie am Schauspiel Köln.
In den Jahren 2004 und 2005 führte sie Regie bei den Wormser Nibelungenfestspielen nach einer Fassung von Friedrich Hebbel.
Für das Jahr 2010 sah der (kommissarische) Kölner Stadtkämmerer Norbert Walter-Borjans im Haushaltsentwurf eine Kürzung für die Bühnen der Stadt Köln in Höhe von 6,3 Millionen € vor (dies sind 12,5 %). Für Beier bedeutete dies, dass nun weniger gespielt werde (vielleicht nur noch samstags und sonntags) und sie schlug ferner vor, keinen Neubau für das Schauspielhaus zu errichten und vielmehr das alte Haus zu sanieren. Gespart werden könne nur an den Produktionskosten.
Beier wurde mit drei Inszenierungen des Kölner Schauspielhauses für das Berliner Theatertreffen der Berliner Festspiele 2010 nominiert, das die zehn besten Inszenierungen im deutschsprachigen Raum vorstellte: Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen von Ettore Scola und Ruggero Maccari, Regie Karin Beier; Kasimir und Karoline von Ödön von Horváth, Koproduktion NT Gent und De Veenfabriek, Regie Johan Simons und Paul Koek; Die Kontrakte des Kaufmanns. Eine Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek, Thalia Theater, Hamburg in Koproduktion mit Schauspiel Köln, Regie Nicolas Stemann.[8] Das Berliner Theatertreffen 2010 wurde mit der Produktion Kasimir und Karoline von Ödön von Horváth in der Inszenierung von Johan Simons und Paul Koek eröffnet.
Am 29. Oktober 2010 wurde von Beier das Stück Das Werk / Im Bus / Ein Sturz. von Elfriede Jelinek uraufgeführt.[9] Ein Sturz stellt eine bitterböse Abrechnung der Verantwortlichkeit des Einsturzes des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009 dar.
2010 und 2011 wurde das Schauspiel Köln unter Karin Beier von der Zeitschrift Theater heute als „Theater des Jahres“ ausgezeichnet,[10] zum Ende der Theatersaison 2010/11 wählten Kritiker in einer Umfrage der Zeitschrift Die Deutsche Bühne das Schauspiel Köln zum besten Theater in der Kategorie „überzeugende Gesamtleistung“.[11]
Am 11. Januar 2013 verabschiedete sich Karin Beier als Intendantin mit ihrer ersten eigenen Inszenierung eines antiken Stoffes, den Troerinnen von Euripides. Zugrunde lag die Bearbeitung Jean-Paul Sartres.[12]
Seit der Spielzeit 2013/14 ist Karin Beier Intendantin des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. In der Spielzeit 2013/14 eröffnete sie das große Haus mit dem Antiken-Marathon Die Rasenden. In der Spielzeit 2014/15 inszenierte sie Onkel Wanja von Anton Tschechow sowie Alan Ayckbourns Komödie „Ab jetzt“ auf der großen Bühne und im MalerSaal Pfeffersäcke im Zuckerland & Strahlende Verfolger. In der Spielzeit 2015/16 brachte sie Schiff der Träume nach Fellini auf die Bühne, das zum Berliner Theatertreffen 2016 eingeladen wurde.[13] Außerdem inszenierte sie die Uraufführung von Michel Houellebecqs Roman Unterwerfung als Monolog mit dem Schauspieler Edgar Selge.
Großes, einhelliges Lob der Theaterkritiker von FAZ bis NDR bekam 2021 ein Theaterstück namens Aus dem Leben, das am 15. Dezember 2021 am Hamburger Deutschen Schauspielhaus Premiere feierte, an dessen Text sie selbst mitgearbeitet hatte und das sie selbst inszenierte. Es ging darin inhaltlich um den zeitgenössischen Umgang der Menschen mit dem Ableben, den Begräbniszeremonien bei uns, wieso in New Orleans ein viel lebensfroherer Umgang damit möglich und üblich ist, auch warum ein selbstbestimmt herbeigewünschter Freitod noch immer ein solches bürokratische Schikanen auslösendes Schreckgespenst darstellt. Das Stück nach einer gemeinsamen Idee mit der Kölner Journalistin Brigitte Venator entstand nach vielen Recherchegesprächen Venators mit sachkundigen Bürgern, dokumentarisch zusammengefasst von Julian Pörksen und zu einem Theaterstück verdichtet von Karin Beier. Das Bühnenbild schuf Amber Vandenhoeck, die Musik Jörg Gollasch, eine Choreografie dazu Valenti Rocamora. Mit den fünf Schauspielern Lina Beckmann, Markus John, Carlo Ljubek, Maximilian Scheidt und Julia Wieninger sowie elf Live-Musikern entstand eine pausenfreie Inszenierung in 2 Stunden 20 Minuten, die laut Nachtkritik-Rezensent ein blutvolleres, herausfordernderes Gegenstück zum zeitgleich landauf landab viel gespielten Stück Gott (2020) von Ferdinand von Schirach darstellt.[14]
Im Jahr 2021 wurde Beier mit ihrem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg aufgeführten Stück Reich des Todes zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Im selben Jahr sorgte sie für Empörung, als sie sich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk pressefeindlich äußerte und Theaterkritiken mit „Scheiße am Ärmel“ verglich.[15]
Die Saison 2023/24 eröffnete Karin Beier mit dem Anthropolis-Projekt, einer Serie von fünf Produktionen, die bekannte griechische Mythen zum Gegenstand haben. Alle Abende hatten mit der Stadt Theben einen topografischen Fixpunkt; erzählt wurden unter anderem die Schicksale von Dionysos, Ödipus und Antigone. Den Aufführungen lagen neue Texte von Roland Schimmelpfennig zugrunde, der sich teilweise mit klassischen Tragödien von unter anderem Sophokles und Euripides auseinandersetzte, einzelne Texte aber auch komplett neu schrieb. Alle fünf Teile des Projektes wurden von Karin Beier selbst inszeniert. Die Aufführungen wurden hochgelobt. Kritiker sprachen unter anderem von einem „euphorisierenden Erlebnis“, dem „bedeutendsten Theaterereignis der Saison“[16] und von „Theatergeschichte“.[17] Am Ende der Saison wurde das Deutsche Schauspielhaus in der Fachzeitschrift Theater heute zum Theater des Jahres gekürt. Der zweite Teil der Anthropolis-Serie, Laios, erhielt die Auszeichnung als beste Inszenierung des Jahres.[18]
Musiktheater
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karin Beier ist seit 1997 (Carmen in Bremen) auch als Musiktheaterregisseurin tätig. Weitere Operninszenierungen waren u. a. Rigoletto an der Oper Köln, Così fan tutte und Händels Oratorium Semele am Theater Basel. Im Mai 2006 hatte ihre Inszenierung von Mozarts Oper Die Entführung aus dem Serail in einer Koproduktion von Wiener Staatsoper und Burgtheater Wien am Burgtheater (dem Ort der Uraufführung des Singspiels im Jahre 1782) Premiere.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1993: Förderpreis für Literatur der Landeshauptstadt Düsseldorf[19]
- 1994: Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
- 2006: Nestroy-Theaterpreis für die Beste Regie mit der Inszenierung Kleinbürger am Akademietheater (Wien)
- 2009: Deutscher Theaterpreis Der Faust in der Sparte Beste Regie Schauspiel für die Inszenierung von Franz Grillparzers Das Goldene Vlies[20]
- 2010: Karin Beier erhielt von den Kritikern der Zeitschrift „Theater heute“ die Auszeichnung für die beste Inszenierung für ihre Gesellschaftsgroteske Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen (von Ettore Scola und Ruggero Maccari). Die Inszenierung sowie das Kölner Schauspielhaus wird von den Radio- und Zeitungs-Theaterkritikern aus Nordrhein-Westfalen (Magazin theater pur) als bestes Sprechtheater im Westen sowie als beste Inszenierung des Jahres ausgezeichnet. Ferner wurde ihre Inszenierung 2010 für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie Beste deutschsprachige Aufführung nominiert.
- 2011: Kölner Kulturpreis in der Kategorie Bester Kulturmanager des Jahres 2010
- 2011: Kritiker der Zeitschrift Die Deutsche Bühne wählten ihre Inszenierung von Elfriede Jelineks Drama Das Werk / Im Bus / Ein Sturz zur besten des Jahres[11]
- 2011: Orden für Zivilcourage und Charakter, verliehen von der Bürgergesellschaft Thielenbruch
- 2017: Aufnahme in die Berliner Akademie der Künste[21]
- 2017: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
- 2024: Verleihung des Nestroy-Theaterpreises 2024: Beste deutschsprachige Aufführung für Anthropolis I–V am Deutschen Schauspielhaus Hamburg[22]
Inszenierungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1992 – Die 25. Stunde von George Tabori am Düsseldorfer Schauspielhaus
- 1993 – Romeo und Julia von William Shakespeare am Düsseldorfer Schauspielhaus
- 1995 – Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare am Düsseldorfer Schauspielhaus
- 1996 – Was ihr wollt von William Shakespeare am Deutschen Schauspielhaus Hamburg
- 1997 – Der Sturm von William Shakespeare am Schauspiel Köln
- 1998 – Der Menschenfeind von Molière am Schauspiel Köln
- 2001 – Richard III. von William Shakespeare am Schauspielhaus Bochum
- 2003 – Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing am Schauspielhaus Bochum
- 2004 – God Save America von Biljana Srbljanović am Akademietheater (Wien)
- 2007 – Die Nibelungen von Friedrich Hebbel am Schauspiel Köln
- 2008 – Das goldene Vlies von Franz Grillparzer am Schauspiel Köln
- 2009 – Das Leben ein Traum von Pedro Calderón de la Barca am Burgtheater Wien
- 2009 – König Lear von William Shakespeare am Schauspiel Köln
- 2010: Die Schmutzigen, die Häßlichen und die Gemeinen von Ettore Scola und Ruggero Maccari Halle Kalk des Schauspiel Köln[23]
- 2010: Das Werk, Im Bus (Uraufführung) und Ein Sturz (Uraufführung) von Elfriede Jelinek am Schauspiel Köln
- 2014: Die Rasenden am Deutschen Schauspielhaus[24]
- 2015: Pfeffersäcke im Zuckerland & Strahlende Verfolger. am Deutschen Schauspielhaus
- 2015: Onkel Wanja am Deutschen Schauspielhaus
- 2015: Ab jetzt am Deutschen Schauspielhaus
- 2015: Schiff der Träume – Ein Europäisches Requiem am Deutschen Schauspielhaus
- 2016: Unterwerfung am Deutschen Schauspielhaus
- 2020 Reich des Todes – am Deutschen Schauspielhaus
- 2021 Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen! am Deutschen Schauspielhaus
- 2023 Anthropolis 1 Prolog / Dionysos am Deutschen Schauspielhaus
- 2023 Anthropolis 2 Laios am Deutschen Schauspielhaus
- 2023 Anthropolis 3 Ödipus Mensch am Deutschen Schauspielhaus
- 2023 Anthropolis 4 Jokaste am Deutschen Schauspielhaus
- 2023 Anthropolis 5 Antigone am Deutschen Schauspielhaus
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Wolfgang Höbel: Den Aufstand proben. Ein Theaterbuch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, ISBN 978-3-462-04469-0.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schauspiel Köln (Hrsg.): Schauspiel Köln 2007–2013. Intendanz Karin Beier. Buchhandlung Walther König, Köln 2013, ISBN 978-3-86335-361-2.
- Interview mit Karin Beier in: Vivien Gröning, Kirsten Sass: WOMAN@WORK Wege nach dem Abi – Wie FRAU heute Karriere macht. 22 Interviews mit erfolgreichen Frauen. Renningen 2014, ISBN 978-3-8169-3237-6.
- C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 53 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karin Beier bei IMDb
- Simone Hamm: Karin Beier – Porträt einer Kämpferin: „Vom Theater kann man aufgefressen werden“. ( vom 16. Januar 2013 im Internet Archive) WDR 3, 11. Januar 2011
- Intendantin Karin Beier im Gespräch: Kölner Kulturpolitik macht ihr den Abschied leicht. ( vom 29. April 2013 im Webarchiv archive.today) WDR 3 Mosaik Samstagsgespräch vom 13. April 2013
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Saarbrücker Zeitung (Kultur) vom 28. Juli 2010, S. B5.
- ↑ Stefan Palm: Hauptausschuss fällt wichtige Personalentscheidungen. Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 8. November 2011, ehemals im ; abgerufen am 8. November 2011. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Karin Beier beim Deutschen Schauspielhaus Hamburg, abgerufen am 29. November 2024
- ↑ Vorhang fällt für Karin Beier in Köln. ( vom 1. März 2011 im Internet Archive)
- ↑ Gabriela Herpell: Theater-Regisseurin Karin Beier im Porträt. In: sueddeutsche.de. Süddeutsche Zeitung GmbH, 23. Januar 2013, abgerufen am 18. Mai 2025.
- ↑ Matthias Heine: Tischgespräch: Karin Beier - WELT. In: welt.de. Axel Springer Deutschland GmbH, 5. Mai 2012, abgerufen am 18. Mai 2025.
- ↑ Kinointerview: Michael Wittenborn über Arbeit, Familie und den Film „Dinky Sinky“. In: bz-ticket.de. Badischer Verlag GmbH & Co. KG, 9. Februar 2018, abgerufen am 18. Mai 2025.
- ↑ berlinerfestspiele.de
- ↑ Andreas Wilink: Das Werk / Im Bus / Ein Sturz – Karin Beier inszeniert Jelineks Baukatastrophentrilogie. Abgerufen am 11. Februar 2019 (deutsch).
- ↑ Kölner Schauspiel Theater des Jahres. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Abgerufen am 25. August 2011. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2024. Suche in Webarchiven)
- ↑ a b Saisonbilanz ( vom 1. Februar 2016 im Internet Archive) Die deutsche Bühne, abgerufen am 1. Februar 2016.
- ↑ Kölner Theater: Intendantin Beier verabschiedet sich aus Köln (dpa). In: Kölnische Rundschau. 13. Januar 2013, abgerufen am 13. Januar 2013.
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 24. Februar 2016 im Internet Archive) Auswahl Berliner Theatertreffen 2016
- ↑ Michael Laages: Aus dem Leben – Deutsches Schauspielhaus Hamburg: „Es lebe der Tod!“ Rezension auf nachtkritik.de vom 16. Dezember 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021
- ↑ Susanne Burkhardt: Aus dem Leben – Feudales Verhalten an den Bühnen. Interview mit Tobi Müller · 30. Oktober 2021
- ↑ Das ist es, was wir sehen wollen!, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. April 2024.
- ↑ Antikes „Squid Game“, Die Welt, 26. November 2023.
- ↑ Jahresbestenliste 2024 von Theater heute, Nachtkritik, 22. August 2024.
- ↑ Karin Beier. Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf.
- ↑ Theaterpreis „Faust“: Mittel jetzt nicht falsch einsetzen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 29. November 2009.
- ↑ Vier Autorinnen aufgenommen, boersenblatt.net, 7. Juli 2017, abgerufen am 9. Juli 2017.
- ↑ Nestroys für Edtmeier und von Stolzmann. In: ORF.at. 24. November 2024, abgerufen am 24. November 2024.
- ↑ Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen am Schauspiel Köln ( vom 17. April 2012 im Internet Archive)
- ↑ Die Rasenden
Personendaten | |
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NAME | Beier, Karin |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Theaterregisseurin und -intendantin |
GEBURTSDATUM | 14. Dezember 1965 |
GEBURTSORT | Köln |