„Walter Maria Förderer“ – Versionsunterschied
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'''Walter Maria Förderer''' (* [[21. März]] [[1928]] in [[Nohl]], [[Schweiz]]; † [[29. Juni]] [[2006]]) war ein [[Schweiz]]er [[Bildhauer]], [[Architekt]], [[Hochschullehrer]] sowie [[Politiker]]. |
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[[Datei:Walter Maria Förderer_erklärend mit Pfeife_HSGH 022-000483-03.png|mini|Walter Maria Förderer (1985)]][[Datei:Aussenaufnahme HSG, Blick vom unteren Parkplatz Richtung Aula und Hauptgebäude HSGH 022-001769-11.tif|mini|Campus der Hochschule St. Gallen nach der Fertigstellung 1963]][[Datei:Friedenskirche_Baumberg_-_Winter.jpg|mini|Ev. Friedenskirche Monheim-Baumberg (1966–1971)|alternativtext=]] |
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[[Datei:Toggenburg Lichtensteig Katholische Kirche StGallus tower view from the south.jpg|mini|Katholische Kirche St. Gallus in Lichtensteig (1968–1970)]] |
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[[Datei:KKH Chur-2.JPG|mini|Katholisches Kirchenzentrum Heiligkreuz in Chur (1966–1969)]] |
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[[Datei:St-Johannes Luzern aussen.jpg|mini|Katholische Kirche St. Johannes in Luzern (1967–1970)]] |
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[[Datei:Franziskus Kempraten Ost.jpg|mini|Katholische Kirche St. Franziskus in Rapperswil-Kempraten (1978–1979)]] |
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'''Walter Maria Förderer''' (* [[21. März]] [[1928]] in [[Laufen-Uhwiesen|Nohl]]; † [[29. Juni]] [[2006]] in [[Thayngen]]) war ein [[Schweiz]]er [[Architekt]] sowie [[Bildhauer]], [[Hochschullehrer]] und [[Politiker]]. Zu seinen Bauten gehören unter anderem der Campus Rosenberg der [[Universität St. Gallen]] und die Kirche [[St. Nicolas (Hérémence)]] im Wallis. |
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== Leben == |
== Leben == |
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Walter Maria Förderer verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in [[Schaffhausen]] und [[Basel]]. Nach dem Besuch des Realgymnasiums und der Kunstgewerbeschule im Fach Bildhauerei in Basel arbeitete er als Hilfszeichner im Büro vom Architekten Willi Gossweiler. Anschliessend machte er ein Volontariat beim Architekten [[Hermann Baur]]. |
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Nach dem Besuch des Realgymnasium und der Kunstgewerbeschule im Fach Bildhauerei in [[Basel]] machte er zunächst ein Volontariat beim Architekten Hermann Baur. 1956 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro mit Rolf Otto, das von 1958 bis 1964 als Bürogemeinschaft mit Rolf Otto und Hans Zwimpfer besteht. 1965 erhält er einen [[Berufung (Amt)|Ruf]] als Professor für kooperatives Gestalten an die [[Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe|Akademie der bildenden Künste Karlsruhe]], ab 1986 als Honorarprofessor für Entwurf an der [[Universität Stuttgart]]. 1993 wir er emeritiert. |
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1956 eröffnete er in Basel sein eigenes Architekturbüro mit [[Rolf Georg Otto]] (1958 bis 1964 als Bürogemeinschaft mit Rolf Otto und [[Hans Zwimpfer]]). |
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Seit 1979 arbeitete Förderer als Bildhauer an Raumbild-Kästen. Auch die Architektur von Förderer ist geprägt vom Material [[Sichtbeton]] und dessen plastischer Durchdringung. |
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Sie bearbeiteten insbesondere Wettbewerbsaufgaben und nach frühen Schulbauten gelang der Bürogemeinschaft 1963 mit dem Bau der [[Universität St. Gallen|Hochschule St. Gallen]] ein internationaler Erfolg. |
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Nach der Auflösung des Architekturbüros baute Förderer, 1951 zum [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen]] Glauben konvertiert, in erster Linie katholische Kirchen und einzelne evangelische Gemeindezentren. |
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1970 gründete er in Schaffhausen mit den langjährigen Mitarbeitern Rudolf Lüscher und Jost Meier erneut eine Bürogemeinschaft, die bis 1978 bestand. |
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Von 1973 bis 1980 war er [[Schaffhausen|Schaffhauser]] [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|SP]]-Kantonsrat. |
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Danach gab er die Architektur völlig auf und widmete sich wieder der Bildhauerei. Es entstanden seine sogenannten ''Raumbild-Kästen''. Zudem entwarf er erste [[bühnenbild]]nerische Arbeiten. |
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1984 wurde Förderer den [[Kunstverein Konstanz|Konstanzer Kunstpreis]] verliehen. |
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1965 erhielt Förderer einen [[Berufung (Amt)|Ruf]] als Professor für kooperatives Gestalten an die [[Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe|Akademie der bildenden Künste Karlsruhe]] |
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== Werke == |
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Ab 1986 als Honorarprofessor für Entwurf an der [[Universität Stuttgart]]. |
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* Hochschule St. Gallen (1959-63), mit R.Otto und H.Zwimpfer |
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1993 wurde er emeritiert. |
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* Realschule im Basler. Aesch (1959-62), mit R.Otto und H.Zwimpfer |
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Neben seiner lehrenden Tätigkeit blieb die publizistische weiterhin wichtig. |
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* Realschule Brunnmatt in Basel (1960-64), mit R.Otto und H.Zwimpfer |
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* Kantonsschule Schaffhausen (1962-66), mit H.Zwimpfer |
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Von 1973 bis 1980 war er ausserdem [[Schaffhausen|Schaffhauser]] [[Sozialdemokratische Partei der Schweiz|SP]]-[[Kantonsrat (Schaffhausen)|Kantonsrat]]. |
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* Kantonalbank in Schaffhausen (1962-66), mit H.Zwimpfer |
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* Kath. Kirchenzentrum Heiligkreuz in Chur (1966-69) |
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Walter M. Förderer starb nach langjähriger schwerer Krankheit am 29. Juni 2006 im Alter von 78 Jahren in Thayngen. |
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* Katholische Kirche St. Klemens in Bettlach (Kt. Solothurn) (1966-69) |
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* Evangelisches Zentrum in Monheim-Baumberg (1966-67)(1970-71) |
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== Werk == |
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* Katholische Kirche Heilig-Kreuz in Bern Tiefenau (1967-69) |
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Walter M. Förderer war ein Hauptvertreter des neo-expressionistischen Kirchenbaus der 1960er Jahre. Seine in [[Sichtbeton]] gestalteten Kirchenbauten zeichnen sich durch [[polygon]]ale Grundrisse, die Kombination mit einem Pfarrzentrum, komplizierte und verschachtelte Volumen sowie eine indirekte Lichtführung aus. Förderers architektonisches Schaffen ist auf knapp 20 Jahre beschränkt, was die künstlerische Geschlossenheit seines Werkes erklärt. Davor und danach entstanden bildhauerische Arbeiten. Die Architektur Förderers wird dem [[Brutalismus]] zugerechnet – eine Anfang der 1950er Jahre aufkommende Architekturrichtung, die den Beton in seiner Ursprünglichkeit und Rohheit betont, eine hohe Plastizität der Gebäudeformen wie der Baudetails anstrebt und Installationen gerne sichtbar lässt. |
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* Katholische Kirche St. Johannes in Luzern Würzenbach (1967-70) |
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* Katholische Kirche St. Gallus in Lichtensteig (Kt. St. Gallen) (1968-70) |
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Ob als Dozent in Karlsruhe und Stuttgart, ob als Vortragsreisender und Publizist – Förderer engagierte sich auch theoretisch im Schul- und Kirchbauwesen. Mit offenen Räumen wollte er zur lebendigen Begegnung und Auseinandersetzung einladen. Zukunftsweisend plädierte er dafür, dass die christlichen Konfessionen sich in Stadt- und Einkaufszentren, Schulen und Bahnhöfen einmieten. Nachdem Förderer für seine kunstvollen Sakralbauten bekannt geworden war, für die er bis heute geschätzt wird, veröffentlichte er Ende der 1960er Jahre seinen neuen Ansatz: eine «Kirche ohne Schwelle», in der nicht nur Gottesdienst gefeiert wird. Als die Fachwelt über Kirchenbau in «nachsakraler» Zeit diskutierte, träumte Förderer von einem Saal, der über den Gottesdienst und konfessionelle Grenzen hinaus auch für ganz weltliche Veranstaltungen nutzbar wäre – eine Vision, die kaum zur Umsetzung kam.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.strasse-der-moderne.de/portfolio/monheim-friedenskirche/ |titel=Monheim {{!}} Friedenskirche |abruf=2019-10-02 |sprache=de-DE |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210603143302/http://www.strasse-der-moderne.de/portfolio/monheim-friedenskirche/ |archiv-datum=2021-06-03 |offline=ja |archiv-bot=2023-02-09 05:20:12 InternetArchiveBot }}</ref> |
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* Evangelisches Zentrum in Moers-Hochstrass (1969-70) |
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* Saint-Nicolas in Hérémence (1967-71) |
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== Bauten == |
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* St. Konrad in Schaffhausen (1969-71) |
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* 1959–1963: [[Hochschule St. Gallen]] (mit R. Otto und H. Zwimpfer) |
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* Real- und Oberschule "Im Gräfler" in Schaffhausen (1971-74) |
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* 1959–1962: Realschule Neumatt in [[Aesch BL]] (mit R. Otto und H. Zwimpfer) |
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* 1960–1964: Realschule Brunnmatt in [[Basel]] (mit R. Otto und H. Zwimpfer) |
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* 1961–1963: Parkrestaurant am Rheinfall in [[Neuhausen am Rheinfall|Neuhausen]] (mit H. Zwimpfer)<ref>http://www.heimatschutz.ch/SH-Neuhausen-Parkrestaurant-am-Rheinfall.346.0.html</ref> |
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* 1962–1966: [[Kantonsschule Schaffhausen]], neuer Trakt (mit H. Zwimpfer) |
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* 1962–1966: [[Kantonalbank]] in Schaffhausen (mit H. Zwimpfer) |
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* 1966–1969: [[Heiligkreuzkirche (Chur)|Katholisches Kirchenzentrum Heiligkreuz]] in [[Chur]] |
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* 1966–1969: Katholische Kirche St. Klemens in [[Bettlach SO|Bettlach]] (Kt. Solothurn) |
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* 1966–1971: Evangelisches Zentrum [[Friedenskirche (Monheim-Baumberg)|Friedenskirche]] in [[Baumberg (Monheim am Rhein)|Baumberg]] ([[Monheim am Rhein]]) |
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* 1967–1969: Katholische [[Heiligkreuz (Bern)|Kirche Heiligkreuz]] in [[Bern]] Tiefenau |
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* 1967–1970: Katholische Kirche [[St. Johannes (Luzern)|St. Johannes]] in [[Luzern]] Würzenbach |
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* 1968–1970: Katholische [[St. Gallus (Lichtensteig)|Kirche St. Gallus]] in [[Lichtensteig]] (Kt. St. Gallen) |
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* 1969–1970: Evangelisches Zentrum in [[Moers]]-Hochstrass |
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* 1967–1971: Katholische Kirche [[St. Nicolas (Hérémence)|Saint-Nicolas]] in [[Hérémence]] |
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* 1969–1971: Katholische Kirche St. Konrad in [[Schaffhausen]] |
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* 1971–1974: Real- und Oberschule «Im Gräfler» in Schaffhausen |
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* 1978–1979: Katholische Kirche [[St. Franziskus (Rapperswil-Kempraten)|St. Franziskus Rapperswil-Kempraten]] |
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== Schriften (Auswahl) == |
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* mit Lucius Burckhardt: ''Bauen ein Prozess.'' Teufen 1968. |
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* ''Kirchenbau von heute für morgen? Fragen heutiger Architektur und Kunst.'' Zürich/Würzburg 1964 |
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* ''Schöpferischsein.'' St. Gallen 1985. |
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* mit Alois Riklin: ''Kunst und Politik.'' St. Gallen 1994. |
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== Literatur (Auswahl) == |
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* Max Bächer: ''Walter M. Förderer 1928–2006.'' In: ''Kunst und Kirche,'' 2, 2007, S. 49–51. |
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* Fabrizio Brentini: ''Bauen für die Kirche.'' Luzern 1994. |
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* {{HLS|27335|Walter Maria Förderer|Autor=Leza Dosch}} |
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* Michael Hanak, Eva Nägeli: ''Die Bauten von Walter Maria Förderer im Kanton Schaffhausen'', Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK [2019] (Schweizerische Kunstführer; 1049 = Serie 105), ISBN 978-3-03797-624-1. |
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* Zara Reckermann: ''Gebilde von hoher Zwecklosigkeit. Walter Maria Förderers Gratwanderung zwischen Architektur und Skulptur am Beispiel von St-Nicolas in Hérémence.'' VDG, Weimar 2009, ISBN 978-3-89739-635-7. |
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== Weblinks == |
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* [http://wmfoerderer.ch/ Website über Walter M. Förderer] |
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* [http://www.trichter.de/trichter/texte/vortraege/normalContent/013/document/Moment-Monument-Grischun_VI_Heiligkreuz-Kirche_Bern.pdf Tilo Richter, Vortrag zur Heilig-Kreuz-Kirche Bern, 2011] |
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* [https://strasse-der-moderne.de/kirchen/monheim-am-rhein-friedenskirche/ Online-Porträt und Bildergalerie zur Friedenskirche in Monheim-Baumberg] in: ''Straße der Moderne'' |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Bildhauer (Schweiz)]] |
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[[Kategorie:Architekt (Schweiz)]] |
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[[Kategorie:Architekt des Brutalismus]] |
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Kunstakademie Karlsruhe)]] |
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[[Kategorie:SP-Mitglied (Schweiz)]] |
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[[Kategorie:Kantonsrat (Schaffhausen, Person)]] |
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[[Kategorie:Schweizer]] |
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{{Personendaten |
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[[Kategorie:Bildhauer|Forderer, Walter]] |
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|NAME=Förderer, Walter Maria |
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[[Kategorie:Architekt|Forderer, Walter]] |
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|ALTERNATIVNAMEN=Förderer, Walter M.; Förderer, Walter |
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[[Kategorie:Hochschullehrer|Forderer, Walter]] |
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|KURZBESCHREIBUNG=Schweizer Bildhauer, Architekt, Hochschullehrer und Politiker |
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[[Kategorie:Schweizer|Forderer, Walter]] |
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|GEBURTSDATUM=21. März 1928 |
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[[Kategorie:Geboren 1928|Foerderer, Walter]] |
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|GEBURTSORT=[[Laufen-Uhwiesen|Nohl]], [[Kanton Zürich]], [[Schweiz]] |
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[[Kategorie:Gestorben 2006|Foerderer, Walter]] |
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|STERBEDATUM=29. Juni 2006 |
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[[Kategorie:Mann|Forderer, Walter]] |
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|STERBEORT=[[Thayngen]], [[Kanton Schaffhausen]], [[Schweiz]] |
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Aktuelle Version vom 14. Dezember 2024, 15:05 Uhr






Walter Maria Förderer (* 21. März 1928 in Nohl; † 29. Juni 2006 in Thayngen) war ein Schweizer Architekt sowie Bildhauer, Hochschullehrer und Politiker. Zu seinen Bauten gehören unter anderem der Campus Rosenberg der Universität St. Gallen und die Kirche St. Nicolas (Hérémence) im Wallis.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Walter Maria Förderer verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in Schaffhausen und Basel. Nach dem Besuch des Realgymnasiums und der Kunstgewerbeschule im Fach Bildhauerei in Basel arbeitete er als Hilfszeichner im Büro vom Architekten Willi Gossweiler. Anschliessend machte er ein Volontariat beim Architekten Hermann Baur.
1956 eröffnete er in Basel sein eigenes Architekturbüro mit Rolf Georg Otto (1958 bis 1964 als Bürogemeinschaft mit Rolf Otto und Hans Zwimpfer). Sie bearbeiteten insbesondere Wettbewerbsaufgaben und nach frühen Schulbauten gelang der Bürogemeinschaft 1963 mit dem Bau der Hochschule St. Gallen ein internationaler Erfolg. Nach der Auflösung des Architekturbüros baute Förderer, 1951 zum römisch-katholischen Glauben konvertiert, in erster Linie katholische Kirchen und einzelne evangelische Gemeindezentren.
1970 gründete er in Schaffhausen mit den langjährigen Mitarbeitern Rudolf Lüscher und Jost Meier erneut eine Bürogemeinschaft, die bis 1978 bestand. Danach gab er die Architektur völlig auf und widmete sich wieder der Bildhauerei. Es entstanden seine sogenannten Raumbild-Kästen. Zudem entwarf er erste bühnenbildnerische Arbeiten. 1984 wurde Förderer den Konstanzer Kunstpreis verliehen.
1965 erhielt Förderer einen Ruf als Professor für kooperatives Gestalten an die Akademie der bildenden Künste Karlsruhe Ab 1986 als Honorarprofessor für Entwurf an der Universität Stuttgart. 1993 wurde er emeritiert. Neben seiner lehrenden Tätigkeit blieb die publizistische weiterhin wichtig.
Von 1973 bis 1980 war er ausserdem Schaffhauser SP-Kantonsrat.
Walter M. Förderer starb nach langjähriger schwerer Krankheit am 29. Juni 2006 im Alter von 78 Jahren in Thayngen.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Walter M. Förderer war ein Hauptvertreter des neo-expressionistischen Kirchenbaus der 1960er Jahre. Seine in Sichtbeton gestalteten Kirchenbauten zeichnen sich durch polygonale Grundrisse, die Kombination mit einem Pfarrzentrum, komplizierte und verschachtelte Volumen sowie eine indirekte Lichtführung aus. Förderers architektonisches Schaffen ist auf knapp 20 Jahre beschränkt, was die künstlerische Geschlossenheit seines Werkes erklärt. Davor und danach entstanden bildhauerische Arbeiten. Die Architektur Förderers wird dem Brutalismus zugerechnet – eine Anfang der 1950er Jahre aufkommende Architekturrichtung, die den Beton in seiner Ursprünglichkeit und Rohheit betont, eine hohe Plastizität der Gebäudeformen wie der Baudetails anstrebt und Installationen gerne sichtbar lässt.
Ob als Dozent in Karlsruhe und Stuttgart, ob als Vortragsreisender und Publizist – Förderer engagierte sich auch theoretisch im Schul- und Kirchbauwesen. Mit offenen Räumen wollte er zur lebendigen Begegnung und Auseinandersetzung einladen. Zukunftsweisend plädierte er dafür, dass die christlichen Konfessionen sich in Stadt- und Einkaufszentren, Schulen und Bahnhöfen einmieten. Nachdem Förderer für seine kunstvollen Sakralbauten bekannt geworden war, für die er bis heute geschätzt wird, veröffentlichte er Ende der 1960er Jahre seinen neuen Ansatz: eine «Kirche ohne Schwelle», in der nicht nur Gottesdienst gefeiert wird. Als die Fachwelt über Kirchenbau in «nachsakraler» Zeit diskutierte, träumte Förderer von einem Saal, der über den Gottesdienst und konfessionelle Grenzen hinaus auch für ganz weltliche Veranstaltungen nutzbar wäre – eine Vision, die kaum zur Umsetzung kam.[1]
Bauten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1959–1963: Hochschule St. Gallen (mit R. Otto und H. Zwimpfer)
- 1959–1962: Realschule Neumatt in Aesch BL (mit R. Otto und H. Zwimpfer)
- 1960–1964: Realschule Brunnmatt in Basel (mit R. Otto und H. Zwimpfer)
- 1961–1963: Parkrestaurant am Rheinfall in Neuhausen (mit H. Zwimpfer)[2]
- 1962–1966: Kantonsschule Schaffhausen, neuer Trakt (mit H. Zwimpfer)
- 1962–1966: Kantonalbank in Schaffhausen (mit H. Zwimpfer)
- 1966–1969: Katholisches Kirchenzentrum Heiligkreuz in Chur
- 1966–1969: Katholische Kirche St. Klemens in Bettlach (Kt. Solothurn)
- 1966–1971: Evangelisches Zentrum Friedenskirche in Baumberg (Monheim am Rhein)
- 1967–1969: Katholische Kirche Heiligkreuz in Bern Tiefenau
- 1967–1970: Katholische Kirche St. Johannes in Luzern Würzenbach
- 1968–1970: Katholische Kirche St. Gallus in Lichtensteig (Kt. St. Gallen)
- 1969–1970: Evangelisches Zentrum in Moers-Hochstrass
- 1967–1971: Katholische Kirche Saint-Nicolas in Hérémence
- 1969–1971: Katholische Kirche St. Konrad in Schaffhausen
- 1971–1974: Real- und Oberschule «Im Gräfler» in Schaffhausen
- 1978–1979: Katholische Kirche St. Franziskus Rapperswil-Kempraten
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Lucius Burckhardt: Bauen ein Prozess. Teufen 1968.
- Kirchenbau von heute für morgen? Fragen heutiger Architektur und Kunst. Zürich/Würzburg 1964
- Schöpferischsein. St. Gallen 1985.
- mit Alois Riklin: Kunst und Politik. St. Gallen 1994.
Literatur (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max Bächer: Walter M. Förderer 1928–2006. In: Kunst und Kirche, 2, 2007, S. 49–51.
- Fabrizio Brentini: Bauen für die Kirche. Luzern 1994.
- Leza Dosch: Walter Maria Förderer. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Michael Hanak, Eva Nägeli: Die Bauten von Walter Maria Förderer im Kanton Schaffhausen, Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK [2019] (Schweizerische Kunstführer; 1049 = Serie 105), ISBN 978-3-03797-624-1.
- Zara Reckermann: Gebilde von hoher Zwecklosigkeit. Walter Maria Förderers Gratwanderung zwischen Architektur und Skulptur am Beispiel von St-Nicolas in Hérémence. VDG, Weimar 2009, ISBN 978-3-89739-635-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Publikationen von und über Walter Maria Förderer im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Walter Maria Förderer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Walter Maria Förderer. In: archINFORM.
- Website über Walter M. Förderer
- Tilo Richter, Vortrag zur Heilig-Kreuz-Kirche Bern, 2011
- Online-Porträt und Bildergalerie zur Friedenskirche in Monheim-Baumberg in: Straße der Moderne
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Monheim | Friedenskirche. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Juni 2021; abgerufen am 2. Oktober 2019 (deutsch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ http://www.heimatschutz.ch/SH-Neuhausen-Parkrestaurant-am-Rheinfall.346.0.html
Personendaten | |
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NAME | Förderer, Walter Maria |
ALTERNATIVNAMEN | Förderer, Walter M.; Förderer, Walter |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Bildhauer, Architekt, Hochschullehrer und Politiker |
GEBURTSDATUM | 21. März 1928 |
GEBURTSORT | Nohl, Kanton Zürich, Schweiz |
STERBEDATUM | 29. Juni 2006 |
STERBEORT | Thayngen, Kanton Schaffhausen, Schweiz |