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„Carl Engler“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Carl Oswald Viktor Engler.jpg|mini|Carl Engler, um 1890]]
'''Carl Oswald Viktor Engler''' (* [[5. Januar]] [[1842]] in [[Weisweil]], † [[7. Februar]] 1925 in [[Karlsruhe]]) war ein deutscher Chemiker und Universitätsprofessor.
[[Datei:Viscosimetro di Engler.jpg|mini|Engler-Viskosimeter]]
'''Carl Oswald Viktor Engler''' (* [[5. Januar]] [[1842]] in [[Weisweil]]; [[7. Februar]] [[1925]] in [[Karlsruhe]]) war ein deutscher Chemiker, Universitätsprofessor und Politiker und gilt weltweit als einer der Begründer und wichtigsten Förderer der Erdölwissenschaft und -technik.


==Leben und Werk==
== Leben und Werk ==
Der Sohn eines Pfarrers studierte nach seinem Schulbesuch in [[Emmendingen]] und [[Freiburg im Breisgau]] ab 1859 [[Chemie]] am [[Universität Karlsruhe|Polytechnikum Karlsruhe]], wo er bereits 1863 eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent bekam. 1864 wurde Engler bei [[Karl Weltzien]] an der [[Albert-Ludwigs-Universität|Universität Freiburg]] zum Dr. phil [[Promotion (Doktor)|promoviert]]<ref>{{Academictree |chemistry |66923|Name=Carl Oswald Viktor Engler |Datum=4. Februar 2018}}</ref> und lehrte dort nach seiner [[Habilitation]] an der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Universität Halle]] von 1867 bis 1872 als Privatdozent. 1872 wurde Engler außerordentlicher Professor für Chemie an der [[Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg|Universität Halle]] (Saale), wo er 1872 und 1874 sein zweibändiges „Handbuch der technischen Chemie“ veröffentlichte.


1876 wurde er als Nachfolger von [[Lothar Meyer]] ordentlicher Professor für chemische Technologie und Direktor des chemisch-technischen Laboratoriums der Polytechnischen Schule Karlsruhe. 1880 gründete er dort die chemisch-technische Versuchs- und Prüfanstalt, die er bis 1887 leitet. 1883/84 war er [[Liste der Direktoren, Rektoren und Präsidenten des Karlsruher Instituts für Technologie|Direktor des Polytechnikums]] und 1884 wandte er sich der Erdölchemie zu.
Der Sohn eines Pfarrers studierte ab [[1859]] [[Chemie]] am [[Universität Karlsruhe|Polytechnikum Karlsruhe]], wo er bereits [[1863]] eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent bekam. [[1864]] wurde Engler an der [[Albert-Ludwigs-Universität|Universität Freiburg]] zum Dr. phil promoviert und lehrte dort nach seiner Habilitation von [[1867]] bis [[1872]] als Privatdozent. [[1872]] wurde Engler außerordentlicher Professor für Chemie an der [[Universität Halle]] (Saale), wo er [[1872]] bzw. [[1874]] sein zweibändiges "Handbuch der technischen Chemie" veröffentlichte.
Im Jahre 1887 wurde Engler ordentlicher Professor der reinen Chemie an der Technischen Hochschule Karlsruhe und hatte 1898 und 1899 das Amt des Rektors inne.<ref>[[Herbert Lepper]]: ''Die Einheit der Wissenschaften: der gescheiterte Versuch der Gründung einer "Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften" in den Jahren 1907–1910'', Opladen: Westdeutscher Verlag 1987, ISBN 978-3-531-05089-8, Reihe: Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften; Bd. 75. S. 18.</ref>


1870 veröffentlichte er zusammen mit [[Adolph Emmerling]], einem Schüler von [[Adolf von Baeyer]] eine Arbeit, in der die beiden erstmals über die Bildung von Spuren des [[Indigo]] aus einem Material berichteten, das nicht aus Indigo abgeleitet ist. Die ''Indigo-Synthese'' haben sie damit nicht gefunden, wie vielfach berichtet wird. Diese gelang Adolf von Baeyer 1878, der 1883 auch die richtige Strukturformel beschrieb.
[[Bild:Carl Oswald Viktor Engler.jpg|thumb|Carl Oswald Viktor Engler]]


Engler begründete 1880 die Chemisch-Technische Prüfungs- und Versuchsanstalt, deren Leitung er 1887 niederlegte, als ihm die Direktion des Chemischen Instituts übertragen wurde.
[[1876]] wurde er ordentlicher Professor für chemische Technologie und Direktor des chemisch-technischen Laboratoriums der Polytechnischen Schule Karlsruhe, ab [[1885]] Technische Hochschule Karlsruhe.
[[1887]] wurde er dort Professor für Chemie sowie Direktor der TH Karlsruhe.


Er unternahm 1885 eine Studienreise in das Erdöl-Fördergebiet im [[Kaukasus]], nach [[Galizien]], später in den Nahen Osten ([[Ägypten]]) sowie nach [[Nordamerika]]. Engler vertrat die Auffassung, dass Erdöl letztlich in der Vorzeit aus Tierfett entstanden sei, was lange eine der verbreitetsten Thesen über Erdölentstehung war und von Engler durch Experimente untermauert wurde, in denen er Fischtran und andere tierische Fette hohem Druck aussetzte, was Öl-ähnliche Substanzen ergab. Er wies [[Cholesterol]]e im Erdöl nach und optisch aktive Substanzen, womit ihm der Nachweis organischen Ursprungs des Erdöls gelang. Damals gab es noch konkurrierende Theorien anorganischen Ursprungs ([[Dmitri Iwanowitsch Mendelejew]], [[Alexander von Humboldt]], [[Marcellin Berthelot]]).
[[1870]] veröffentlichte er zusammen mit [[Adolph Emmerling]], einem Schüler von [[Adolf von Baeyer]] eine Arbeit, in der die beiden erstmals über die Bildung von Spuren des [[Indigo]] aus einem Material berichteten, das nicht aus Indigo abgeleitet ist. Die "''Indigo-Synthese''" haben sie damit nicht gefunden, wie vielfach berichtet wird. Diese gelang Adolph von Baeyer [[1878]], der [[1883]] auch die richtige Strukturformel beschrieb.


Seine späteren Forschungen konzentrierten sich auf das [[Erdöl]]. Um es anhand seiner [[Zähflüssigkeit|Viskosität]] zu charakterisieren, entwickelte er um 1890 das [[Viskosimeter|Engler-Viskosimeter]].<ref>C. Engler: ''Normen für das Viscosimeter.'' In: ''Zeitschrift für Angewandte Chemie.'' 5, 1892, S.&nbsp;725, [[doi:10.1002/ange.18920052402]].</ref>
Ab [[1884]] wandte er sich der Erdölchemie zu. Er unternahm [[1885]] eine Studienreise in das Erdöl-Fördergebiet im [[Kaukasus]], später auch in den Nahen Osten ([[Ägypten]]) sowie nach [[Nordamerika]]. Engler vertrat die Auffassung, dass Erdöl letztlich in der Vorzeit aus Tierfett entstanden sei.
Ebenfalls nach ihm benannt ist die Engler-Normaldestillation zur Analyse von Erdöl mit zugehörigem ''Engler-Apparat'' aus ''Engler-Kolben'' mit [[Liebig-Kühler]]. Zahlreiche Reisen führten ihn in Erdölfördergebiete in vielen Teilen der Welt. Zusammen mit [[Hans Höfer von Heimhalt|Hans Höfer]] gab er 1913 das zunächst fünfbändige Werk „Das Erdöl – Seine Physik, Chemie, Geologie, Technologie und sein Wirtschaftsbetrieb“ heraus, in 2. Auflage ab 1927. Er vertrat mehrfach Deutschland auf internationalen Erdölkonferenzen.

Seine späteren Forschungen konzentrierten sich auf das [[Erdöl]]. Um dessen [[Viskosität]] zu bestimmen, entwickelte er das [[Engler-Viskosimeter]]. Zahlreiche Reisen führten ihn in Erdölfördergebiete in vielen Teilen der Welt. Zusammen mit H. von Hofer gab er [[1919]] das sechsbändiges Werk "Das Erdöl – Seine Physik, Chemie, Geologie, Technologie und sein Wirtschaftsbetrieb" heraus.


Daneben erforschte er unter anderem die Eigenschaften des [[Ozon]]s.
Daneben erforschte er unter anderem die Eigenschaften des [[Ozon]]s.


Politisch engagierte Engler sich bei der [[Nationalliberale Partei|Nationalliberalen Partei]] und saß als deren Vertreter von [[1887]] bis [[1890]] im [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]], von [[1890]] bis [[1904]] in der Ersten Kammer der badischen Landstände.
Politisch engagierte Engler sich bei der [[Nationalliberale Partei|Nationalliberalen Partei]] und saß als deren Vertreter von 1887 bis 1890 im [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]],<ref>Fritz Specht, Paul Schwabe: ''Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten.'' 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 253.</ref> von 1890 bis 1904 in der Ersten Kammer der [[Badische Ständeversammlung|badischen Landstände]]. Er war wesentlich an der Durchsetzung des Promotionsrechts für Technische Universitäten in Deutschland beteiligt.
Von 1903 bis 1925 war Engler Mitglied im Aufsichtsrat der [[BASF]]. Er gehörte auch dem [[Verein Deutscher Ingenieure]] (VDI) und dem Karlsruher Bezirksverein des VDI an.<ref>{{Literatur |Titel=Mitgliederverzeichnis 1882 |Hrsg=Verein Deutscher Ingenieure |Ort=Berlin |Datum=1882 |Seiten=34}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Mitgliederverzeichnis 1914 |Hrsg=Verein Deutscher Ingenieure |Ort=Berlin |Datum=1914 |Seiten=218}}</ref>


1919 wurde er emeritiert. Sein Nachfolger als Chemieprofessor in Karlsruhe war ab 1919 [[Paul Pfeiffer (Chemiker)|Paul Pfeiffer]].
Ab [[1903]] war Engler Mitglied im Aufsichtsrat der [[BASF]], wo er unter anderem Einfluss nahm auf die Entwicklung der [[Ammoniak]]synthese nach [[Haber-Bosch-Verfahren|Haber-Bosch]].


==Ehrungen==
== Ehrungen ==
* 1885 Ernennung zum Hofrat
* Ehrendoktor der [[Universität Berlin]] und [[Universität Darmstadt]] (1911)
* 1889 Ernennung zum Geheimen Hofrat
* 1896 Ernennung zum Geheimen Rat 2. Klasse
* Ehrendoktor der [[Humboldt-Universität zu Berlin]] und [[Universität Darmstadt|Technischen Hochschule Darmstadt]] (1911)
* 1912 zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“
* Ehrendoktor der Universität München (1918)
* Ehrendoktor der Universität München (1918)
* Mitglied der Akademien in Berlin, Bukarest, Petersburg, Turin und anderer.
* Akademie-Mitglied in Berlin, Heidelberg, Bukarest, [[Russische Akademie der Wissenschaften|Sankt Petersburg]], Turin und andernorts.
* seit 1879 Mitglied der [[Leopoldina]]
* Ehrenmitglied der ''[[Karlsruher Burschenschaft Ghibellinia]]''<ref>Georg Schwartzer (Hrsg.): ''Adreßbuch des [[Allgemeiner Deutscher Burschenbund|Allgemeinen Deutschen Burschenbundes]]''. ''Stand vom 1. August 1919'', Max Schlutius, Magdeburg 1919, S. 40</ref>

Nach Engler benannt ist die ''[[Carl-Engler-Medaille]]'', die die [[DGMK Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle|Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle]] (DGMK) verleiht. Die berufliche Schule für Chemieberufe in Karlsruhe trägt ebenfalls seinen Namen.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ces.karlsruhe.de/ |wayback=20140118102353 |text=Homepage der Carl Engler-Schule Karlsruhe }}.</ref> Nach Engler und [[Hans Bunte]] ist außerdem das bis heute existierende „[[Engler-Bunte-Institut]]“ am Karlsruher Institut für Technologie benannt.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.ebi.kit.edu/index.pl/Haupt_Menu_Overview_M05/html/history.htm |wayback=20130411035420 |text=Geschichte des Engler-Bunte-Instituts }}.</ref>

Er wurde auch fünfmal für den [[Chemie-Nobelpreis]] vorgeschlagen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.nobelprize.org/nomination/archive/show_people.php?id=2799 |titel=Nomination archive: Carl Engler |werk=nobelprize.org |sprache=en |datum=2020-04-01 |abruf=2024-02-11}}</ref>

== Schriften (Auswahl) ==
* ''Historisch-kritische Studien über das Ozon''. Halle 1879.
* ''Handbuch der chemischen Technologie'' (Herausgeberschaft in Nachfolge von P. A. Bolley bzw. K. Birnbaum). Acht Bände, Braunschweig 1887 ff.
* ''Vier Jahrzehnte chemischer Forschung unter besonderer Rücksicht auf Baden als Heimstätte der Chemie.'' Karlsruhe 1892.
* ''Das Erdöl, seine Physik, Chemie, Geologie, Technologie und sein Wirtschaftsbetrieb''. Sechs Bände, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1907–1925 (herausgegeben zusammen mit H. v. Höfer).

== Literatur ==
* Tausz, Jenö Eugen: ''Exz. Prof. Dr. Carl Engler +''. In: ''Petroleum'', 21. Bd., Nr. 9 v. 20.03.1925, S. 602–604.
* ''Carl Engler +''. In: ''Akademische Mitteilungen. Organ für die gesamten Interessen der Studentenschaft an der Technischen Hochschule Fridericiana in Karlsruhe i. B.'' Sommersemester 25, Nr. 1 v. 20.06.1925, S. 2.
* {{NDB|4|533|533|Engler, Carl Oswald Viktor|Berthold Peter Anft|116504412}}
* Winfried Pötsch u.&nbsp;a. [[Lexikon bedeutender Chemiker]], Harri Deutsch 1989.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* http://www.catalogus-professorum-halensis.de/englercarl.html
* {{DNB-Portal|116504412}}
* http://www.ces.ka.bw.schule.de/zentral/ces_indigo.html
* {{CPH}}
* http://www.carl-engler-realschule.de/c_engler.htm
* CES Homepage: [http://www.ces.ka.bw.schule.de/zentral/ces_indigo.html Carl Engler und das Indigo]
* [http://www.ebig.uni-karlsruhe.de/ Engler-Bunte-Institut]
* {{ReichstagDB|116504412|Engler, Karl Oswald Viktor}}
* {{Biorabk|Karl Engler|571}}
* [https://digital.blb-karlsruhe.de/Landtagsprotokolle/topic/view/792873?q=456 Redebeiträge] von Karl Engler im Badischen Landtag in den Digitalen Sammlungen der [[Badische Landesbibliothek|Badischen Landesbibliothek]]
* [https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0111 Eintrag im Stadtlexikon Karlsruhe]


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Mann|Engler, Carl Oswald Viktor]]
<references />
[[Kategorie:Deutscher|Engler, Carl Oswald Viktor]]
[[Kategorie:Chemiker (19. Jh.)|Engler, Carl Oswald Viktor]]
[[Kategorie:Chemiker (20. Jh.)|Engler, Carl Oswald Viktor]]
[[Kategorie:Reichstagsabgeordneter|Engler, Carl Oswald Viktor]]
[[Kategorie:NLP-Mitglied|Engler, Carl Oswald Viktor]]
[[Kategorie:Geboren 1842|Engler, Carl Oswald Viktor]]
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[[Kategorie:Universität Karlsruhe (TH)]]


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[[Kategorie:Hochschullehrer (Karlsruher Institut für Technologie)]]
[[Kategorie:Leiter des Karlsruher Instituts für Technologie]]
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[[Kategorie:Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften]]
[[Kategorie:Ehrensenator des Karlsruher Instituts für Technologie]]
[[Kategorie:Ehrenmitglied des Physikalischen Vereins]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Humboldt-Universität zu Berlin]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Technischen Universität Darmstadt]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Ludwig-Maximilians-Universität München]]
[[Kategorie:Reichstagsabgeordneter (Deutsches Kaiserreich)]]
[[Kategorie:Mitglied der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung]]
[[Kategorie:NLP-Mitglied]]
[[Kategorie:Person (Erdölwirtschaft)]]
[[Kategorie:Badener]]
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Aktuelle Version vom 17. Februar 2025, 19:23 Uhr

Carl Engler, um 1890
Engler-Viskosimeter

Carl Oswald Viktor Engler (* 5. Januar 1842 in Weisweil; † 7. Februar 1925 in Karlsruhe) war ein deutscher Chemiker, Universitätsprofessor und Politiker und gilt weltweit als einer der Begründer und wichtigsten Förderer der Erdölwissenschaft und -technik.

Der Sohn eines Pfarrers studierte nach seinem Schulbesuch in Emmendingen und Freiburg im Breisgau ab 1859 Chemie am Polytechnikum Karlsruhe, wo er bereits 1863 eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent bekam. 1864 wurde Engler bei Karl Weltzien an der Universität Freiburg zum Dr. phil promoviert[1] und lehrte dort nach seiner Habilitation an der Universität Halle von 1867 bis 1872 als Privatdozent. 1872 wurde Engler außerordentlicher Professor für Chemie an der Universität Halle (Saale), wo er 1872 und 1874 sein zweibändiges „Handbuch der technischen Chemie“ veröffentlichte.

1876 wurde er als Nachfolger von Lothar Meyer ordentlicher Professor für chemische Technologie und Direktor des chemisch-technischen Laboratoriums der Polytechnischen Schule Karlsruhe. 1880 gründete er dort die chemisch-technische Versuchs- und Prüfanstalt, die er bis 1887 leitet. 1883/84 war er Direktor des Polytechnikums und 1884 wandte er sich der Erdölchemie zu. Im Jahre 1887 wurde Engler ordentlicher Professor der reinen Chemie an der Technischen Hochschule Karlsruhe und hatte 1898 und 1899 das Amt des Rektors inne.[2]

1870 veröffentlichte er zusammen mit Adolph Emmerling, einem Schüler von Adolf von Baeyer eine Arbeit, in der die beiden erstmals über die Bildung von Spuren des Indigo aus einem Material berichteten, das nicht aus Indigo abgeleitet ist. Die Indigo-Synthese haben sie damit nicht gefunden, wie vielfach berichtet wird. Diese gelang Adolf von Baeyer 1878, der 1883 auch die richtige Strukturformel beschrieb.

Engler begründete 1880 die Chemisch-Technische Prüfungs- und Versuchsanstalt, deren Leitung er 1887 niederlegte, als ihm die Direktion des Chemischen Instituts übertragen wurde.

Er unternahm 1885 eine Studienreise in das Erdöl-Fördergebiet im Kaukasus, nach Galizien, später in den Nahen Osten (Ägypten) sowie nach Nordamerika. Engler vertrat die Auffassung, dass Erdöl letztlich in der Vorzeit aus Tierfett entstanden sei, was lange eine der verbreitetsten Thesen über Erdölentstehung war und von Engler durch Experimente untermauert wurde, in denen er Fischtran und andere tierische Fette hohem Druck aussetzte, was Öl-ähnliche Substanzen ergab. Er wies Cholesterole im Erdöl nach und optisch aktive Substanzen, womit ihm der Nachweis organischen Ursprungs des Erdöls gelang. Damals gab es noch konkurrierende Theorien anorganischen Ursprungs (Dmitri Iwanowitsch Mendelejew, Alexander von Humboldt, Marcellin Berthelot).

Seine späteren Forschungen konzentrierten sich auf das Erdöl. Um es anhand seiner Viskosität zu charakterisieren, entwickelte er um 1890 das Engler-Viskosimeter.[3] Ebenfalls nach ihm benannt ist die Engler-Normaldestillation zur Analyse von Erdöl mit zugehörigem Engler-Apparat aus Engler-Kolben mit Liebig-Kühler. Zahlreiche Reisen führten ihn in Erdölfördergebiete in vielen Teilen der Welt. Zusammen mit Hans Höfer gab er 1913 das zunächst fünfbändige Werk „Das Erdöl – Seine Physik, Chemie, Geologie, Technologie und sein Wirtschaftsbetrieb“ heraus, in 2. Auflage ab 1927. Er vertrat mehrfach Deutschland auf internationalen Erdölkonferenzen.

Daneben erforschte er unter anderem die Eigenschaften des Ozons.

Politisch engagierte Engler sich bei der Nationalliberalen Partei und saß als deren Vertreter von 1887 bis 1890 im Reichstag,[4] von 1890 bis 1904 in der Ersten Kammer der badischen Landstände. Er war wesentlich an der Durchsetzung des Promotionsrechts für Technische Universitäten in Deutschland beteiligt. Von 1903 bis 1925 war Engler Mitglied im Aufsichtsrat der BASF. Er gehörte auch dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und dem Karlsruher Bezirksverein des VDI an.[5][6]

1919 wurde er emeritiert. Sein Nachfolger als Chemieprofessor in Karlsruhe war ab 1919 Paul Pfeiffer.

Nach Engler benannt ist die Carl-Engler-Medaille, die die Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle (DGMK) verleiht. Die berufliche Schule für Chemieberufe in Karlsruhe trägt ebenfalls seinen Namen.[8] Nach Engler und Hans Bunte ist außerdem das bis heute existierende „Engler-Bunte-Institut“ am Karlsruher Institut für Technologie benannt.[9]

Er wurde auch fünfmal für den Chemie-Nobelpreis vorgeschlagen.[10]

Schriften (Auswahl)

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  • Historisch-kritische Studien über das Ozon. Halle 1879.
  • Handbuch der chemischen Technologie (Herausgeberschaft in Nachfolge von P. A. Bolley bzw. K. Birnbaum). Acht Bände, Braunschweig 1887 ff.
  • Vier Jahrzehnte chemischer Forschung unter besonderer Rücksicht auf Baden als Heimstätte der Chemie. Karlsruhe 1892.
  • Das Erdöl, seine Physik, Chemie, Geologie, Technologie und sein Wirtschaftsbetrieb. Sechs Bände, Verlag von S. Hirzel, Leipzig 1907–1925 (herausgegeben zusammen mit H. v. Höfer).
  • Tausz, Jenö Eugen: Exz. Prof. Dr. Carl Engler +. In: Petroleum, 21. Bd., Nr. 9 v. 20.03.1925, S. 602–604.
  • Carl Engler +. In: Akademische Mitteilungen. Organ für die gesamten Interessen der Studentenschaft an der Technischen Hochschule Fridericiana in Karlsruhe i. B. Sommersemester 25, Nr. 1 v. 20.06.1925, S. 2.
  • Berthold Peter Anft: Engler, Carl Oswald Viktor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 533 (Digitalisat).
  • Winfried Pötsch u. a. Lexikon bedeutender Chemiker, Harri Deutsch 1989.
Commons: Carl Engler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Informationen zu und akademischer Stammbaum von Carl Oswald Viktor Engler bei academictree.org, abgerufen am 4. Februar 2018.
  2. Herbert Lepper: Die Einheit der Wissenschaften: der gescheiterte Versuch der Gründung einer "Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften" in den Jahren 1907–1910, Opladen: Westdeutscher Verlag 1987, ISBN 978-3-531-05089-8, Reihe: Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften; Bd. 75. S. 18.
  3. C. Engler: Normen für das Viscosimeter. In: Zeitschrift für Angewandte Chemie. 5, 1892, S. 725, doi:10.1002/ange.18920052402.
  4. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 253.
  5. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis 1882. Berlin 1882, S. 34.
  6. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis 1914. Berlin 1914, S. 218.
  7. Georg Schwartzer (Hrsg.): Adreßbuch des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes. Stand vom 1. August 1919, Max Schlutius, Magdeburg 1919, S. 40
  8. Homepage der Carl Engler-Schule Karlsruhe (Memento vom 18. Januar 2014 im Internet Archive).
  9. Geschichte des Engler-Bunte-Instituts (Memento vom 11. April 2013 im Internet Archive).
  10. Nomination archive: Carl Engler. In: nobelprize.org. 1. April 2020, abgerufen am 11. Februar 2024 (englisch).