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„Zarzuela“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
{{Dieser Artikel|beschreibt die spanische Musiktheatergattung. Für weitere Verwendungen des Begriffs siehe [[Zarzuela (Begriffsklärung)]].}}
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'''Zarzuela''' [{{IPA|θaɾˈθwela}}] ist die Bezeichnung für eine typisch spanische Gattung des [[Musiktheater]]s, die einige Ähnlichkeit mit der französischen [[Opéra-comique (Werkgattung)|Opéra comique]] oder der [[Operette]] hat. Wie diese ist die Zarzuela durch abwechselnd gesprochenen und gesungenen Text gekennzeichnet. Die Musik der Zarzuela besteht überwiegend aus originalen Kompositionen, ergänzt um Volkslieder oder populäre Schlager, die zur Handlung passend ausgewählt wurden.


== Geschichte ==
'''Zarzuela''' ist die Bezeichnung für eine typisch spanische [[Musik]]gattung, die einige Ähnlichkeit mit der französischen [[opéra comique]] und dem deutschen [[Singspiel]] hat. Wie diese ist die Zarzuela durch abwechselnd gesprochenen und gesungenen Text gekennzeichnet. Das Wort »zarzuela« stammt von »zarza« = Brombeergebüsch.
=== Ursprünge ===
Die Zarzuela entstand im frühen 17. Jahrhundert zunächst als höfisches Festspiel in der Art eines Singspiels und ist vor allem mit dem Namen des Dichters [[Pedro Calderón de la Barca]] verbunden. Die Versdialoge seiner Stücke wurden mit musikalischen Nummern in der Art des [[Vaudeville]] der [[Pariser Jahrmarktstheater]] angereichert.


In einer nahe bei [[Madrid]] im Norden gelegenen Waldgegend, dem sogenannten [[El Pardo (Madrid)|Pardo]], hatte sich 1634 König [[Philipp IV. (Spanien)|Philipp IV.]] inmitten dichten [[Brombeeren|Brombeergebüschs]] ein Schlösschen errichten lassen, das den Namen [[Palacio de la Zarzuela]] (von {{esS|zarza}} „Brombeergebüsch“) bekam. Der Bruder des Königs, [[Kardinal]]infant [[Ferdinand von Spanien]], späterer Statthalter der spanischen Krone in den Niederlanden, war ein großer Freund der Jagd und benutzte dieses Schlösschen oft zur Übernachtung. Wenn das Wetter keine Jagd erlaubte, ließ der König zu seiner Unterhaltung die Komödianten aus den Theatern der nahe gelegenen Hauptstadt kommen.
Die Zarzuela entstand im [[17. Jahrhundert]] zunächst als höfisches Festspiel in Art eines Singspiels. Sie wurde bald von der italienischen [[Oper]] verdrängt und erst in der 2. Hälfte des [[19. Jahrhundert]]s wiederbelebt.


Der Schöpfer der Theatergattung war der Dichter [[Pedro Calderón de la Barca]]. Die älteste, sowohl im Text wie in der Musik überlieferte spanische Oper ist ''Celos aun del aire matan'' (1662) von Calderón und [[Juan Hidalgo]] (um 1612–1685), 1631/85 Harfenist in der Kgl. Kapelle Madrid, der mehrere Werke Calderóns vertonte.
In einer nahe bei Madrid gelegenen Waldgegend, dem sogenannten [[Pardo]], hatten sich die spanischen Könige inmitten dichten Brombeergebüschs ein Schlösschen errichten lassen, das den Namen »[[Palacio de la Zarzuela|Zarzuela]]« bekam. Der [[Infant Don Fernando]], späterer Statthalter der spanischen Krone in den Niederlanden, war ein großer Freund der Jagd und benutzte dieses Schlößchen oft zur Übernachtung, wenn die Jagd am anderen Tag fortgesetzt werden sollte. Wenn nun das Wetter keine Jagd erlaubte, ließ der König zu seiner Unterhaltung die Komödianten aus den [[Theater]]n der nahegelegenen Hauptstadt kommen.


Diese Stücke kamen so gut an, dass sich daraus eine vielfältige und breitgefächerte Bühnengattung entwickelte, die tragische, komische, volkstümliche und auch heroische Sujets umfasste. Ab etwa Mitte des 18. Jahrhunderts fanden diese Stücke kein Publikum mehr und gingen unter. Damit verschwand auch die Musik, die oftmals nur aus Versatzstücken bestand und anderen Stücken entnommen wurde. Allgemein kam nunmehr auch in Spanien die italienische [[Opera buffa]] auf die Bühnen.
Die Zarzuela entstand im späten 17. Jahrhundert, ihr Schöpfer war der Dichter [[Pedro Calderón de la Barca]]. Die älteste, sowohl im Text wie in der Musik überlieferte spanische Oper ist ''Celos aun del aire matan'', von Calderón und J. Hidalgo, der mehrere Werke Calderóns vertonte.


=== Neubelebung ===
Mit der Uraufführung des dreiaktigen Werkes ''Jugar con fuego'' (Libretto von Ventura de la Vega) 1851, das ein durchschlagender Erfolg wurde, schuf Barbieri die »zarzuela grande«. Der Zarzuela wurde 1857 von einer Künstlervereinigung, deren Ziel die Pflege und Erneuerung der Zarzuela war, das [[Teatro de la Zarzuela]] in [[Madrid]] errichtet. Die damals schon recht verbreitete Zarzuela in einem Akt erlebte bald eine ungeahnte Blüte und erhielt generell die Bezeichnung »género chico«. Ende des 19. Jh. waren in Madrid nicht weniger als zehn Theater ausschließlich der Aufführung dieser Werke gewidmet.
Die Zarzuela wurde erst einhundert Jahre später wiederbelebt, nämlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als überall in Europa „Nationalkulturen“ entstanden. Dafür setzten sich Rafael Hernando (1822–1888) und [[Emilio Arrieta]] (1823–1894) ein und mit der Uraufführung des dreiaktigen Werkes ''Jugar con fuego'' (Libretto von [[Ventura de la Vega]]) 1851, das ein durchschlagender Erfolg wurde, schuf [[Francisco Asenjo Barbieri]] erstmals die „Zarzuela Grande“. Mit der „alten“ Zarzuela hatten diese und die folgenden Werke der Musikgattung nur wenig gemeinsam, abgesehen davon, dass sich Dialoge und Musikstücke abwechselten.


Die Zarzuela wurde 1857 von einer Künstlervereinigung, deren Ziel die Pflege und Erneuerung der Zarzuela war, dem [[Teatro de la Zarzuela]] in [[Madrid]], errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts waren in Madrid nicht weniger als zehn Theater ausschließlich der Aufführung dieser Werke gewidmet.
Bedeutende Komponisten waren R. Chapí, T. Bretón, F. Chueca (dem es wie keinem gelang, die Atmosphäre des volkstümlichen Madrids einzufangen), J. Giménez (der hauptsächlich die andalusische Musik pflegte), M. Nieto und Tomás López Torregrosa neben anderen bekannten Namen wie Vicente Lleó, Amadeo Vives, José Serrano und Rafael Calleja.


Die erste Krönung dieser Musikgattung erreichte Asenjo Barbieri 1874 mit seinem dreiaktigen ''[[Lamparilla|El Barberillo de Lavapies]]'', einem Werk, das auch den Weg in viele andere Länder fand und zum Vorbild für drei Generationen spanischer Bühnenkomponisten wurde. Barbieri vollendete damit den entscheidenden Schritt, spanische Sujets mit selbstständig verarbeiter Volksmusik zu verbinden.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts rückte auch die Zarzuela des »género grande« wieder in den Vordergrund, zu deren Blüte Federico Moreno Torroba, Pablo Luna, Francisco Alonso, Jacinto Guerrero, Rafael Millán, Reveriano Soutullo, Juan Vert und Pablo Sorozábal beitrugen. Auch [[Enrique Granados]] und [[Manuel de Falla]] schrieben Zarzuelas.


Bedeutende Komponisten dieser Neubelebung waren neben Asenjo Barieri und Emilio Arrieta [[Ruperto Chapí y Lorente]], [[Tomás Bretón]], [[Federico Chueca]] (dem es wie keinem gelang, die Atmosphäre des volkstümlichen Madrids einzufangen), M. Nieto und Tomás López Torregrosa neben anderen bekannten Namen wie Vicente Lleó, [[Amadeo Vives]], [[Emilio Serrano]] und Rafael Calleja.
Der spanische Bürgerkrieg (1936) und der aufkommende Film setzten der Zarzuela-Begeisterung ein vorläufiges Ende. Der Versuch des [[Franco-Regime]]s, die Zarzuela zum nationalen Symbol zu stilisieren, stieß auf Ablehnung. Erst mit den Vorbereitungen zur 500-Jahr Feier zur Entdeckung Amerikas (1992) erinnerte man sich des musikalischen Erbes, und verschiedene Stiftungen ermöglichten hochwertige CD-Neueinspielungen.


[[Gerónimo Giménez y Bellido]]<!---Definiere "andalusische Musik"!--, der hauptsächlich die andalusische Musik pflegte,--> gelang mit ''La tempranica'' (''Die Frühaufsteherin'', 1900) ein weiteres bedeutendes Werk, in dem die Musik (ähnlich wie in den [[Jacques Offenbach|Offenbachiaden]]) die Aufgabe hat, Haltungen auszudrücken, die der Sprache und den Texten verwehrt bleibt. Besonders wird auch der Unterschied zur Operette deutlich, dass sich ausgiebige Sprechszenen und dichtgedrängte Musikszenen ergeben, die ihre eigene, volkstümliche Überraschungsstrategie als Dramaturgie besitzen.
[[Kategorie:Musiktheater]]
[[Kategorie:Musik Spaniens]]


=== 20. Jahrhundert ===
[[en:Zarzuela]]
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts rückte auch die Zarzuela des mehraktigen „género grande“ wieder in den Vordergrund, zu deren Blüte [[Federico Moreno Torroba]], Pablo Luna, Francisco Alonso, Jacinto Guerrero, Rafael Millán, Reveriano Soutullo, Juan Vert und Pablo Sorozábal beitrugen. Auch [[Enrique Granados]] und [[Manuel de Falla]] schrieben Zarzuelas, ebenso zahlreiche lateinamerikanische Komponisten wie z.&nbsp;B. der Peruaner [[Daniel Alomía Robles]].<ref>Bekannt ist Daniel Alomía Robles insbesondere als Komponist der Zarzuela ''[[El Cóndor Pasa]]'' (1913) mit dem berühmten Lied gleichen Titels.</ref> Als bedeutendster Vertreter des Genres gilt José Serrano Simeón (1873–1941), dessen Werk sich durch seine besonders ausgeprägte „dramaturgische Unerbittlichkeit“ (Klotz) auszeichnet.
[[es:Zarzuela]]

[[fi:Zarzuela]]
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] zeigte sich – ähnlich wie international in der Operette – ein beginnender Verfall der Zarzuela, der sich vor allem, wie dort auch, an den Textbüchern bzw. den Libretti feststellen lässt. Die neuen Genres der [[Ópera Flamenca]] und des Musikfilms aus spanischer Produktion standen zwar durchaus noch in der Tradition der Zarzuela,<ref>Kersten Knipp: ''Flamenco.'' Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8, S. 155.</ref> beschleunigten zugleich aber auch ihren zeitweisen Niedergang. Dazu brachte der Ausbruch des [[Spanischer Bürgerkrieg|spanischen Bürgerkriegs]] im Jahre 1936 weite Bereiche der musikalischen Produktion zum Erliegen, was auch für die Zarzuela nicht folgenlos blieb. <!---Subjektive Mutmaßungen, die im Widerspruch zu völlig anders interpretierbaren rezeptionsgeschichtlichen Fakten stehen!-- Spätere Versuche des [[Franco-Regime]]s, die Zarzuela zum nationalen Symbol zu stilisieren, stießen auf Ablehnung.
[[ia:Zarzuela]]

[[id:Zarzuela]]
Erst mit den Vorbereitungen zur 500-Jahr-Feier zur Entdeckung Amerikas (1992) erinnerte man sich des musikalischen Erbes, und verschiedene Stiftungen ermöglichten hochwertige CD-Neueinspielungen.--->
[[it:Zarzuela (teatro)]]

[[ja:サルスエラ]]
== Literatur ==
* Henning Mehnert: ''Die spanische Zarzuela. Nicht nur Operette aber auch keine Oper.'' In: ''Opernwelt Jahrbuch 1990''. Orell Füssli, Zürich 1990, {{ISSN|0474-2443}}
* Volker Klotz: ''Operette – Porträt und Handbuch einer unerhörten Kunst''. Zu Zarzuela allgemein: S. 197–213. Mit insgesamt fünfzehn Werkdarstellungen u.&nbsp;a. von Barbieri, Chueca, Caballero, Giménez, Serrano. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe, Bärenreiter, Kassel 2004, ISBN 3-7618-1596-4.
* Vgl. Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters (Artikel über einzelne Zarzuela-Komponisten von Hidalgo bis Moreno Toroba).
* Pierre-René SERNA, ''Guide de la Zarzuela – La zarzuela de Z à A'', Bleu Nuit Éditeur, Paris, novembre 2012, 336 pages, 16,8 × 24&nbsp;cm, ISBN 978-2-913575-89-9 (Prix du Syndicat de la critique 2013 dans la catégorie « Meilleur Livre de Musique »)

== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* Stephanie von Schmädel, Ulrike Mühlschlegel (Hrsg.): ''Zarzuela: Spanisches Musiktheater. El mundo comedia es - Die Welt ist eine Bühne.'' Ibero-Amerikanisches Institut, Berlin 2016, ISBN 978-3-935656-67-2 (Ausstellungskatalog mit zahlreichen Abbildungen und Artikeln zur Zarzuela in Spanien und Hispanoamerika, 94 Seiten) [https://www.iai.spk-berlin.de/pt/publicacoes/catalogos-de-exposicoes/zarzuela-spanisches-musiktheater-el-mundo-comedia-es-die-welt-ist-eine-buehne.html Ibero-Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz] Link zum PDF-Download (Index und Textteil, 2 PDF-Dateien 2,9 und 16,0 MB)
<!---LINK UNBRAUCHBAR (zu viele unsortierte Ergebnisse)----* [http://stabikat.sbb.spk-berlin.de/DB=1/LNG=DU/SID=45f5b8b2-4/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=zarzuela Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin] Link zu ca. 1.400 unsortierten Einträgen zur Stichwortsuche „Zarzuela“ (Stand August 2022).-->

== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
<references />

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[[Kategorie:Musik (Spanien)]]
[[Kategorie:Gattung des Musiktheaters]]

Aktuelle Version vom 2. Dezember 2023, 22:37 Uhr

Zarzuela [θaɾˈθwela] ist die Bezeichnung für eine typisch spanische Gattung des Musiktheaters, die einige Ähnlichkeit mit der französischen Opéra comique oder der Operette hat. Wie diese ist die Zarzuela durch abwechselnd gesprochenen und gesungenen Text gekennzeichnet. Die Musik der Zarzuela besteht überwiegend aus originalen Kompositionen, ergänzt um Volkslieder oder populäre Schlager, die zur Handlung passend ausgewählt wurden.

Die Zarzuela entstand im frühen 17. Jahrhundert zunächst als höfisches Festspiel in der Art eines Singspiels und ist vor allem mit dem Namen des Dichters Pedro Calderón de la Barca verbunden. Die Versdialoge seiner Stücke wurden mit musikalischen Nummern in der Art des Vaudeville der Pariser Jahrmarktstheater angereichert.

In einer nahe bei Madrid im Norden gelegenen Waldgegend, dem sogenannten Pardo, hatte sich 1634 König Philipp IV. inmitten dichten Brombeergebüschs ein Schlösschen errichten lassen, das den Namen Palacio de la Zarzuela (von spanisch zarza „Brombeergebüsch“) bekam. Der Bruder des Königs, Kardinalinfant Ferdinand von Spanien, späterer Statthalter der spanischen Krone in den Niederlanden, war ein großer Freund der Jagd und benutzte dieses Schlösschen oft zur Übernachtung. Wenn das Wetter keine Jagd erlaubte, ließ der König zu seiner Unterhaltung die Komödianten aus den Theatern der nahe gelegenen Hauptstadt kommen.

Der Schöpfer der Theatergattung war der Dichter Pedro Calderón de la Barca. Die älteste, sowohl im Text wie in der Musik überlieferte spanische Oper ist Celos aun del aire matan (1662) von Calderón und Juan Hidalgo (um 1612–1685), 1631/85 Harfenist in der Kgl. Kapelle Madrid, der mehrere Werke Calderóns vertonte.

Diese Stücke kamen so gut an, dass sich daraus eine vielfältige und breitgefächerte Bühnengattung entwickelte, die tragische, komische, volkstümliche und auch heroische Sujets umfasste. Ab etwa Mitte des 18. Jahrhunderts fanden diese Stücke kein Publikum mehr und gingen unter. Damit verschwand auch die Musik, die oftmals nur aus Versatzstücken bestand und anderen Stücken entnommen wurde. Allgemein kam nunmehr auch in Spanien die italienische Opera buffa auf die Bühnen.

Die Zarzuela wurde erst einhundert Jahre später wiederbelebt, nämlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als überall in Europa „Nationalkulturen“ entstanden. Dafür setzten sich Rafael Hernando (1822–1888) und Emilio Arrieta (1823–1894) ein und mit der Uraufführung des dreiaktigen Werkes Jugar con fuego (Libretto von Ventura de la Vega) 1851, das ein durchschlagender Erfolg wurde, schuf Francisco Asenjo Barbieri erstmals die „Zarzuela Grande“. Mit der „alten“ Zarzuela hatten diese und die folgenden Werke der Musikgattung nur wenig gemeinsam, abgesehen davon, dass sich Dialoge und Musikstücke abwechselten.

Die Zarzuela wurde 1857 von einer Künstlervereinigung, deren Ziel die Pflege und Erneuerung der Zarzuela war, dem Teatro de la Zarzuela in Madrid, errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts waren in Madrid nicht weniger als zehn Theater ausschließlich der Aufführung dieser Werke gewidmet.

Die erste Krönung dieser Musikgattung erreichte Asenjo Barbieri 1874 mit seinem dreiaktigen El Barberillo de Lavapies, einem Werk, das auch den Weg in viele andere Länder fand und zum Vorbild für drei Generationen spanischer Bühnenkomponisten wurde. Barbieri vollendete damit den entscheidenden Schritt, spanische Sujets mit selbstständig verarbeiter Volksmusik zu verbinden.

Bedeutende Komponisten dieser Neubelebung waren neben Asenjo Barieri und Emilio Arrieta Ruperto Chapí y Lorente, Tomás Bretón, Federico Chueca (dem es wie keinem gelang, die Atmosphäre des volkstümlichen Madrids einzufangen), M. Nieto und Tomás López Torregrosa neben anderen bekannten Namen wie Vicente Lleó, Amadeo Vives, Emilio Serrano und Rafael Calleja.

Gerónimo Giménez y Bellido gelang mit La tempranica (Die Frühaufsteherin, 1900) ein weiteres bedeutendes Werk, in dem die Musik (ähnlich wie in den Offenbachiaden) die Aufgabe hat, Haltungen auszudrücken, die der Sprache und den Texten verwehrt bleibt. Besonders wird auch der Unterschied zur Operette deutlich, dass sich ausgiebige Sprechszenen und dichtgedrängte Musikszenen ergeben, die ihre eigene, volkstümliche Überraschungsstrategie als Dramaturgie besitzen.

20. Jahrhundert

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Mit Beginn des 20. Jahrhunderts rückte auch die Zarzuela des mehraktigen „género grande“ wieder in den Vordergrund, zu deren Blüte Federico Moreno Torroba, Pablo Luna, Francisco Alonso, Jacinto Guerrero, Rafael Millán, Reveriano Soutullo, Juan Vert und Pablo Sorozábal beitrugen. Auch Enrique Granados und Manuel de Falla schrieben Zarzuelas, ebenso zahlreiche lateinamerikanische Komponisten wie z. B. der Peruaner Daniel Alomía Robles.[1] Als bedeutendster Vertreter des Genres gilt José Serrano Simeón (1873–1941), dessen Werk sich durch seine besonders ausgeprägte „dramaturgische Unerbittlichkeit“ (Klotz) auszeichnet.

Nach dem Ersten Weltkrieg zeigte sich – ähnlich wie international in der Operette – ein beginnender Verfall der Zarzuela, der sich vor allem, wie dort auch, an den Textbüchern bzw. den Libretti feststellen lässt. Die neuen Genres der Ópera Flamenca und des Musikfilms aus spanischer Produktion standen zwar durchaus noch in der Tradition der Zarzuela,[2] beschleunigten zugleich aber auch ihren zeitweisen Niedergang. Dazu brachte der Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs im Jahre 1936 weite Bereiche der musikalischen Produktion zum Erliegen, was auch für die Zarzuela nicht folgenlos blieb.

  • Henning Mehnert: Die spanische Zarzuela. Nicht nur Operette aber auch keine Oper. In: Opernwelt Jahrbuch 1990. Orell Füssli, Zürich 1990, ISSN 0474-2443
  • Volker Klotz: Operette – Porträt und Handbuch einer unerhörten Kunst. Zu Zarzuela allgemein: S. 197–213. Mit insgesamt fünfzehn Werkdarstellungen u. a. von Barbieri, Chueca, Caballero, Giménez, Serrano. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe, Bärenreiter, Kassel 2004, ISBN 3-7618-1596-4.
  • Vgl. Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters (Artikel über einzelne Zarzuela-Komponisten von Hidalgo bis Moreno Toroba).
  • Pierre-René SERNA, Guide de la Zarzuela – La zarzuela de Z à A, Bleu Nuit Éditeur, Paris, novembre 2012, 336 pages, 16,8 × 24 cm, ISBN 978-2-913575-89-9 (Prix du Syndicat de la critique 2013 dans la catégorie « Meilleur Livre de Musique »)
Commons: Zarzuela – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Stephanie von Schmädel, Ulrike Mühlschlegel (Hrsg.): Zarzuela: Spanisches Musiktheater. El mundo comedia es - Die Welt ist eine Bühne. Ibero-Amerikanisches Institut, Berlin 2016, ISBN 978-3-935656-67-2 (Ausstellungskatalog mit zahlreichen Abbildungen und Artikeln zur Zarzuela in Spanien und Hispanoamerika, 94 Seiten) Ibero-Amerikanisches Institut Preußischer Kulturbesitz Link zum PDF-Download (Index und Textteil, 2 PDF-Dateien 2,9 und 16,0 MB)

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. Bekannt ist Daniel Alomía Robles insbesondere als Komponist der Zarzuela El Cóndor Pasa (1913) mit dem berühmten Lied gleichen Titels.
  2. Kersten Knipp: Flamenco. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-45824-8, S. 155.