„Dalmatien“ – Versionsunterschied
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[[Bild:Dalmacija - coat.png|thumb|right|Das historische Wappen Dalmatiens ist auch Bestandteil der [[Wappen Kroatiens|Flagge Kroatiens]]]] |
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{{Infobox Geografische Region |
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[[Bild:Croatia-Dalmatia.png|thumb|Dalmatien in der Neuzeit]] |
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|NAME = Dalmatien |
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'''Dalmatien''' ([[Kroatische Sprache|kroatisch]] ''Dalmacija'', lat. ''Dalmatia'', serb. ''Далмација'') ist eine historische Region an der Ostküste der [[Adriatisches Meer|Adria]] im Süden [[Kroatien]]s. Es erstreckt sich vom Gebiet um [[Zadar]] im Norden bis zur Bucht von [[Kotor]] im Süden und bis zur Grenze zu [[Bosnien und Herzegowina]] im Osten. Die wichtigsten Städte sind [[Zadar]] (das zu [[Republik Venedig|venezianischer]] und [[Österreich-Ungarn|österreichischer]] Zeit Hauptstadt war), [[Split]] (heute die größte Stadt und das wirtschaftliche Zentrum) und [[Dubrovnik]]. |
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|NAME2 = Dalmacija |
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|BILD-LAGE = Dalmatia.svg |
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|BILD-LAGE-BESCHREIBUNG = Dalmatien (dunkelblau) innerhalb Kroatiens |
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|WAPPEN = HRV Dalmatia COA.svg |
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|FLAGGE = Flag of Dalmatia.svg |
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|HYMNE-D = |
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|STAAT = [[Kroatien]] <small>(historisch auch ein kleiner Teil [[Montenegro]]s)</small> |
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|REGION = |
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|BIP = |
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|BIP-WÄHRUNG = |
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|BIP-STAND = |
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|BIP-KOPF = |
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|BIP-WACHSTUM= |
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|ANMERKUNGEN = |
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|BILD1 = Makarska from port.jpg |
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|BILD1-BESCHREIBUNG = [[Makarska]] |
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|BILD2 = Große Piazza in Hvar.jpg |
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|BILD2-BESCHREIBUNG = Stadtzentrum von [[Hvar (Stadt)|Hvar]] |
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|FARBE = |
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'''Dalmatien''' ({{hrS|Dalmacija}}, {{srS|Далмација}}, {{itS|Dalmazia}}) ist eine geographische und historische Region an der Ostküste der [[Adriatisches Meer|Adria]], im Süden und Südosten [[Kroatien]]s und im südwestlichsten [[Montenegro]]. Die historische Region hat seit Anfang des 20. Jahrhunderts keinen offiziellen Status mehr. Sie erstreckt sich von der Insel [[Pag]] im Norden bis über die [[Bucht von Kotor]] im Süden. Das südliche Dalmatien grenzt im Nordosten großteils an [[Bosnien und Herzegowina]]. Die wichtigsten Städte sind [[Split]], [[Zadar]], [[Šibenik]] und [[Dubrovnik]]. |
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Die Bezeichnung ''Dalmatien'' besteht seit dem 1. |
Die Bezeichnung ''Dalmatien'' besteht seit dem 1. Jahrhundert und geht auf den Namen der ''Delmaten (Dalmaten)'', eines Stammes der [[Illyrer]], zurück. Die räumliche Ausdehnung Dalmatiens hat sich im Lauf der Zeit wesentlich verändert: Die historische Region [[Dalmatia]] erstreckte sich zeitweilig auch auf Teile der heutigen Staaten Bosnien und Herzegowina, Montenegro, [[Albanien]], [[Serbien]] und [[Kosovo]]. Die Bezeichnung Dalmatien hielt sich bis heute nur in Kroatien und einem kleinen Teil Montenegros. |
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== Relief und Klima == |
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Dieser Artikel beschränkt sich auf die heutige kroatische historische Region Dalmatien. Das Gebiet des [[Antike]]n oder [[Spätantike]]n Dalmatien war flächenmäßig um ein vielfaches größer und weicht wesentlich vom Dalmatien der Neuzeit ab. |
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Die dalmatinische Landschaft ist eine zerklüftete und verkarstete Küstenlandschaft. |
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Wichtigstes Merkmal der Region sind die etwa 942 [[Insel]]n, [[Holm (Insel)|Holmen]], [[Klippe]]n und [[Fels]]en. 78 % aller kroatischen Inseln liegen in dieser Region. Die Gesamtfläche der Inseln beträgt 2070 km², was etwa 4 % der Fläche [[Kroatien]]s entspricht. Der Ursprung der Inseln liegt im [[Dinarisches Gebirge|dinarischen Festland]], die Inseln sind die über den [[Meeresspiegel]] herausragenden Teile dieser bergigen Landschaft. Die Inseln im Norden des Landes sind zahlreicher, aber auch kleiner. Ihre Form ist länglich und verläuft parallel zur Küste. Dazu gehören [[Pag]], [[Ugljan]], [[Pašman]], [[Dugi otok]], [[Kornati]] und [[Žirje]]. |
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Die offene Küste auf Höhe des [[Kap Planka (Rt Ploča)]] ist die unsichtbare Grenze zwischen Nord- und Mitteldalmatien. Die mitteldalmatinischen Inseln [[Hvar]], [[Brač]], [[Šolta]], [[Korčula]], [[Vis]], [[Lastovo]] und [[Čiovo]] sind größer und haben eine östlich-westliche Ausrichtung im Gegensatz zu den Inseln im Norden, die nordwestlich-südöstlich ausgerichtet sind. Nordwestlich von Vis befinden sich [[Jabuka (Adria)|Jabuka]] und [[Brusnik (Insel)|Brusnik]] – diese Inseln sind [[Vulkaninsel|vulkanischen Ursprungs]].<ref>L. Rutten: ''Geologische Untersuchungen in Mitteldalmatien und Herzegowina.''</ref> |
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== Geographie == |
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Die südlichsten Inseln Dalmatiens sind [[Mljet]] und [[Elafitische Inseln]] sowie auch die Halbinsel [[Pelješac]]. |
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Die meisten Inseln (vor allem die Erhebungen) bestehen aus [[Kreide (Gestein)|Kreidegestein]], während die Täler und Einsenkungen aus weniger durchlässigem [[Dolomit (Gestein)|Dolomitstein]] bestehen. Es gibt auf manchen Inseln in den Niederungen [[Moor]]e. Durch die [[Korrasion]] entstanden an den Rändern der Niederungen die Kiesstrände. |
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Die Küste ist etwa 1200 km lang. Der südliche Teil der [[Velebit]]-Küste ist sehr steil und unzugänglich, die Verbindung zum Hinterland nur spärlich ausgebaut. Die Küstenregion um [[Zadar]], [[Biograd]] und [[Trogir]] ist sehr fruchtbar. Die letztere liegt am [[Neretva]]-Delta, eine aus [[Flysch]] bestehende Landschaft. |
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Südlich von [[Dubrovnik]] ist die Küste offen und somit am meisten von der Korrasion betroffen. |
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Das [[Mittelmeerklima]] zeichnet sich durch milde, feuchte [[Winter]] und sonnige, trockene [[Sommer]] aus. Der Niederschlag ist an der Küste Dalmatiens mit etwa 3000 mm im Süden und 1800 mm im Norden wesentlich höher als im Landesinneren. Die Durchschnittstemperaturen betragen im Juli 24,8 °C und im Januar 5,1 °C. Für die Region ist der [[Scirocco]] typisch, ein heißer [[Wind]] aus südlicher bis südöstlicher Richtung. Der gelegentlich auftretende kalte Fallwind [[Bora (Wind)|Bora]] kann eine Geschwindigkeit bis 250 km/h erreichen und zählt zu den stärksten Winden der Welt.<ref>Roger P. Frey: ''Donnerwetter – Flugmeteorologie von A bis Z.''</ref> |
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== Bevölkerung == |
== Bevölkerung == |
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[[ |
[[Datei:Lavsa.jpg|mini|Die Insel Lavsa im [[Nationalpark Kornaten]]]] |
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Die Bevölkerung Dalmatiens konzentriert sich entlang der Küste, wo auch fast alle größeren Städte liegen. Das Landesinnere ist hingegen nur dünn besiedelt. |
Die Bevölkerung Dalmatiens konzentriert sich entlang der Küste, wo auch fast alle größeren Städte liegen. Das Landesinnere ist hingegen nur dünn besiedelt. |
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Aufgrund seiner wirtschaftlichen Rückständigkeit war Dalmatien lange Zeit ein [[Auswanderung]]sland. Ein großer Teil der [[Kroaten|kroatischen]] [[Diaspora]] |
Aufgrund seiner wirtschaftlichen Rückständigkeit war Dalmatien lange Zeit ein [[Auswanderung]]sland. Ein großer Teil der [[Kroaten|kroatischen]] [[Diaspora]] stammt von hier. |
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Ende des |
Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts lagen die bevorzugten Ziele der Auswanderer in Übersee: [[Nordamerika]], [[Südamerika]] (vor allem [[Chile]] und [[Argentinien]]), [[Australien]] und [[Neuseeland]]. |
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In der zweiten Hälfte des |
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hingegen gingen viele Bewohner Dalmatiens als [[Gastarbeiter]] nach [[Deutschland]], [[Österreich]] und in die [[Schweiz]]. |
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=== Ethnien === |
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Die Bevölkerung Dalmatiens besteht zur großen Mehrheit aus ethnischen [[Kroaten]]. |
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Die Bevölkerung besteht zur großen Mehrheit aus [[Kroaten]]. |
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|+ Bevölkerung nach kroatischer Gespanschaft |
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|- class="hintergrundfarbe6" |
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! Gespanschaft |
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! Einwohnerzahl<br />(Volkszählung 2011) |
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! davon Kroaten |
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! sonstige Volksgruppen |
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| [[Datei:Flag of Zadar County.png|rand|23px]] [[Gespanschaft Zadar]] ''(Zadarska županija)'' |
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| 170.017<ref name="VZ2011Zadar">{{Webarchiv|url=https://www.dzs.hr/Hrv_Eng/publication/2012/SI-1469.pdf |wayback=20200214173901 |text=Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Zadar |archiv-bot=2024-11-21 18:17:50 InternetArchiveBot }} (PDF; 3,6 MB) Seiten 42 bis 43, [[Staatliches Statistikamt Kroatiens]], dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019</ref> |
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| 157.389 (92,57 %)<ref name="VZ2011Zadar" /> |
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| 12.628 (7,34 %): davon 8.184 [[Serben in Kroatien|Serben]] (4,81 %)<ref name="VZ2011Zadar" /> |
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| [[Datei:Flag of Šibenik County.svg|rand|23px]] [[Gespanschaft Šibenik-Knin]] ''(Šibensko-kninska županija)'' |
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| 109.375<ref name="VZ2011ŠibenikKnin">{{Webarchiv|url=https://www.dzs.hr/Hrv_Eng/publication/2012/SI-1469.pdf |wayback=20200214173901 |text=Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Šibenik-Knin |archiv-bot=2024-11-21 18:17:50 InternetArchiveBot }} (PDF; 3,6 MB) Seiten 46 bis 47, [[Staatliches Statistikamt Kroatiens]], dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019</ref> |
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| 95.582 (87,39 %)<ref name="VZ2011ŠibenikKnin" /> |
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| 13.793 (12,61 %): davon 11.518 Serben (10,53 %)<ref name="VZ2011ŠibenikKnin" /> |
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| [[Datei:Flag of Split-Dalmatia County.svg|rand|23px]] [[Gespanschaft Split-Dalmatien]] ''(Splitsko-dalmatinska županija)'' |
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| 454.798<ref name="VZ2011SplitDalmatien">{{Webarchiv|url=https://www.dzs.hr/Hrv_Eng/publication/2012/SI-1469.pdf |wayback=20200214173901 |text=Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Split-Dalmatien |archiv-bot=2024-11-21 18:17:50 InternetArchiveBot }} (PDF; 3,6 MB) Seiten 50 bis 51, [[Staatliches Statistikamt Kroatiens]], dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019</ref> |
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| 441.526 (97,08 %)<ref name="VZ2011SplitDalmatien" /> |
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| 13.272‬ (2,92‬%): davon 4.797 Serben (1,05 %), 1.389 [[Bosniaken]] (0,31 %) und 1.025 [[Albaner]] (0,23 %)<ref name="VZ2011SplitDalmatien" /> |
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| [[Datei:Flag of Dubrovnik-Neretva County.png|rand|23px]] [[Gespanschaft Dubrovnik-Neretva]] ''(Dubrovačko-neretvanska županija)'' |
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| 122.568<ref name="VZ2011DubrovnikNeretva">{{Webarchiv|url=https://www.dzs.hr/Hrv_Eng/publication/2012/SI-1469.pdf |wayback=20200214173901 |text=Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Dubrovnik-Neretva |archiv-bot=2024-11-21 18:17:50 InternetArchiveBot }} (PDF; 3,6 MB) Seiten 56 bis 57, [[Staatliches Statistikamt Kroatiens]], dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019</ref> |
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| 115.668 (94,37 %)<ref name="VZ2011DubrovnikNeretva" /> |
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| 6.900 (5,63 %): davon 2.095 Serben (1,71 %) und 1.978 Bosniaken (1,61 %)<ref name="VZ2011DubrovnikNeretva" /> |
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|} |
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; Historisch |
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Die zahlenmäßig größte Minderheit bilden [[Krajina-Serben]], die vor dem [[Kroatienkrieg|Krieg]] 1990–1995 in einem Teil des Hinterlandes Norddalmatiens (um die Stadt [[Knin]]) die Bevölkerungsmehrheit stellten. Auch in einigen Küstenstädten, vor allem [[Zadar]] und [[Šibenik]], lebte bis zum Krieg eine serbische Minderheit. Während der [[Operation Oluja]], mit der dieses Gebiet 1995 in den kroatischen Staat wiedereingegliedert wurde, flüchteten die meisten Serben. Im Laufe der letzten Jahre ist ein Teil von ihnen zurückgekehrt. |
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In [[Zadar]] gab es eine kleine [[Italiener|italienische]] Minderheit. Laut Volkszählung im Jahr 2011 lebten 90 [[Italiener]] in der Stadt Zadar. Dies entspricht 0,12 % der Gesamtbevölkerung.<ref name="VZ2011Zadar" /> Die Mehrzahl der ehemaligen italienischen Einwohner Dalmatiens ist jedoch teilweise schon nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten]], teilweise nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] nach [[Italien]] übersiedelt bzw. geflüchtet. Der Ort Arbanasi, ehemals ein selbstständiges Dorf, heute ein Stadtteil von Zadar, geht auf [[Albaner]] zurück, die zu venezianischer Zeit als Flüchtlinge dort angesiedelt wurden; heute sind ihre Nachkommen jedoch weitgehend assimiliert. |
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Die zahlenmäßig größte Minderheit bilden die [[Serben]], die vor dem Krieg von 1990-1995 in einem Teil des Hinterlandes Norddalmatiens (um die Stadt [[Knin]]) die Bevölkerungsmehrheit stellten. Bei der Rückeroberung dieses Gebietes durch die [[Kroatische Armee]] verließ die Mehrheit der dortigen Serben das Land; im Laufe der letzten Jahre ist nur ein Teil von ihnen zurückgekehrt. |
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Außerdem gibt es Einwohner, die in der [[Jugoslawien|jugoslawischen]] Zeit zugewandert sind: [[Bosniaken]] bzw. [[slawische Muslime]], [[Kosovo-Albaner|kosovarische Albaner]] und [[Mazedonier (slawische Ethnie)|Mazedonier]]. |
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In [[Zadar]] gibt es eine kleine [[Italiener|italienische]] Minderheit. Die Mehrzahl der ehemaligen italienischen Einwohner Dalmatiens ist jedoch teilweise schon nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten]], teilweise nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] nach [[Italien]] übergesiedelt. |
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Außerdem gibt es in [[Jugoslawien|jugoslawischer]] Zeit zugewanderte Gruppen von [[Bosniaken]], [[Albaner]]n und [[Slawische Mazedonier|Mazedonier]]n. |
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Zusammensetzung der Bevölkerung der dalmatinischen Gespanschaften nach Nationalitäten laut Volkszählung von [[2001]]: |
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*Gespanschaft Zadar: 93,30% [[Kroaten]], 3,53% [[Serben]], 0,39% [[Albaner]], 0,16% [[Slowenen]], 0,16% [[Bosniaken]] |
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*Gespanschaft Šibenik-Knin: 88,44% [[Kroaten]], 9,06% [[Serben]], 0,29% [[Albaner]], 0,13% [[Slowenen]], 0,13% [[Bosniaken]] |
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*Gespanschaft Split-Dalmatien: 96,30% [[Kroaten]], 1,19% [[Serben]], 0,19% [[Albaner]], 0,19% [[Bosniaken]], 0,16% [[Slowenen]], 0,13% [[Montenegriner]] |
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*Gespanschaft Dubrovnik-Neretva: 93,29% [[Kroaten]], 1,96% [[Serben]], 1,43% [[Bosniaken]], 0,30% [[Montenegriner]], 0,27% [[Albaner]], 0,13% [[Slowenen]] |
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=== Größte Städte === |
=== Größte Städte === |
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Die größten Städte Dalmatiens sind (Einwohnerzahlen gemäß der Volkszählung von |
Die größten Städte Dalmatiens ([[Kroatien]]) sind (Einwohnerzahlen gemäß der Volkszählung von 2001): |
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[[Datei:Old town of dubrovnik.jpg|mini|Die Altstadt von Dubrovnik]] |
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# [[Split]] 211.192<ref group="VZ">Volkszählung von 2011</ref> |
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#[[Split]] 188.694 |
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#[[Zadar]] 72.718 |
# [[Zadar]] 72.718 |
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#[[Šibenik]] 51.553 |
# [[Šibenik]] 51.553 |
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#[[Dubrovnik]] 43.770 |
# [[Dubrovnik]] 43.770 |
||
#[[Kaštela]] 34.103 |
# [[Kaštela]] 34.103 |
||
#[[Sinj]] 25.373 |
# [[Sinj]] 25.373 |
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#[[Solin]] 19.011 |
# [[Solin]] 19.011 |
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#[[Omiš]] 15.472 |
# [[Omiš]] 15.472 |
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#[[Knin]] 15.190 |
# [[Knin]] 15.190 |
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#[[Metković]] 15.384 |
# [[Metković]] 15.384 |
||
#[[Makarska]] 13.716 |
# [[Makarska]] 13.716 |
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#[[Trogir]] 12.995 |
# [[Trogir]] 12.995 |
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#[[Ploče]] 10.834 |
# [[Ploče]] 10.834 |
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#[[Trilj]] 10.799 |
# [[Trilj]] 10.799 |
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#[[Imotski]] 10.213 |
# [[Imotski]] 10.213 |
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Im heute montenegrinischen Teil des bis 1918 bestehenden [[Kaiserlich und königlich|k. u. k.]] [[Kronland Dalmatien|Kronlandes Dalmatien]] befinden sich die Städte: |
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#[[Vrgorac]] 7.513 |
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# [[Kotor]] 22.947 |
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# [[Herceg Novi]] 12.700 |
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Anmerkung: |
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<references group="VZ" /> |
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== Verwaltungsgliederung == |
== Verwaltungsgliederung == |
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Das [[Kroatien|kroatische]] Dalmatien ist heute in vier [[Politische Gliederung Kroatiens|Gespanschaften]] (kroatisch, [[plural]]: ''županije'') gegliedert. Das sind von Norden nach Süden: |
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{| class="wikitable sortable zebra" |
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Dalmatien ist heute in vier [[Kroatien|kroatische]] [[Liste der kroatischen Gespanschaften|Gespanschaften]] (kroatisch ''županije'') gegliedert. Das sind von Norden nach Süden: |
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|- class="hintergrundfarbe6" |
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!class="unsortable"| Flagge |
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{| border="1" cellspacing="0" cellpadding="2" |
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!class="unsortable"| Wappen |
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| Name |
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! Kroatische Bezeichnung<br />''({{lang|hr|Županija}})'' |
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| Fläche (km<sup>2</sup>) |
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! Deutsche Bezeichnung |
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| Einwohnerzahl (2001) |
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!class="unsortable"| Karte |
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| Verwaltungssitz |
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! Fläche (km²) |
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| geographische Lage |
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! Einwohnerzahl (Volkszählung 2011) |
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! Verwaltungssitz |
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! geographische Lage |
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|align=center | [[Datei:Flag of Zadar County.png|40px]] |
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| [[Gespanschaft Zadar]] (''Zadarska županija'') |
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|align=center | [[Datei:Zadar County.png|40px]] |
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| ''Zadarska županija'' |
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| [[Gespanschaft Zadar]] |
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| [[Datei:Zadarska županija in Croatia.svg|60px|verweis=Gespanschaft Zadar]] |
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| 3.643 |
| 3.643 |
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| 170.017<ref name="VZ2011Zadar" /> |
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| 162.045 |
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| [[Zadar]] |
| [[Zadar]] |
||
| umfasst den nördlichsten Teil Dalmatiens um die Stadt [[Zadar]], die vorgelagerten Inseln und das Hinterland von der [[Adriatisches Meer|Adria]] bis zur Grenze zu [[Bosnien und Herzegowina]] |
| umfasst den nördlichsten Teil Dalmatiens um die Stadt [[Zadar]], die vorgelagerten Inseln und das Hinterland von der [[Adriatisches Meer|Adria]] bis zur Grenze zu [[Bosnien und Herzegowina]] |
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|- |
|- |
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|align=center | [[Datei:Flag of Šibenik County.svg|40px]] |
|||
| [[Gespanschaft Šibenik-Knin]] (''Šibensko-kninska županija'') |
|||
|align=center | [[Datei:Šibenik and Knin County.png|40px]] |
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| ''Šibensko-kninska županija'' |
|||
| [[Gespanschaft Šibenik-Knin]] |
|||
| [[Datei:Šibensko-kninska županija in Croatia.svg|60px|verweis=Gespanschaft Šibenik-Knin]] |
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| 2.994 |
| 2.994 |
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| 109.375<ref name="VZ2011ŠibenikKnin" /> |
|||
| 112.891 |
|||
| [[Šibenik]] |
| [[Šibenik]] |
||
| um die Städte [[Šibenik]] und [[Knin]] von der [[Adriatisches Meer|Adria]] bis zur Grenze zu [[Bosnien und Herzegowina]] |
| um die Städte [[Šibenik]] und [[Knin]] von der [[Adriatisches Meer|Adria]] bis zur Grenze zu [[Bosnien und Herzegowina]] |
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|- |
|- |
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|align=center | [[Datei:Flag of Split-Dalmatia County.svg|40px]] |
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| [[Gespanschaft Split-Dalmatien]] (''Splitsko-dalmatinska županija'') |
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|align=center | [[Datei:Coat of arms of Split-Dalmatia County.svg|40px]] |
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| ''Splitsko-dalmatinska županija'' |
|||
| [[Gespanschaft Split-Dalmatien]] |
|||
| [[Datei:Splitsko-dalmatinska županija in Croatia.svg|60px|verweis=Gespanschaft Split-Dalmatien]] |
|||
| 4.524 |
| 4.524 |
||
| 454.798<ref name="VZ2011SplitDalmatien" /> |
|||
| 463.676 |
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| [[Split]] |
| [[Split]] |
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| in Mitteldalmatien um die Stadt [[Split]] herum, umfasst außerdem die Inseln [[Brač]], [[Hvar]] und [[Vis]] |
| in Mitteldalmatien um die Stadt [[Split]] herum, umfasst außerdem die Inseln [[Brač]], [[Hvar]] und [[Vis]] |
||
|- |
|- |
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| [[ |
|align=center | [[Datei:Flag of Dubrovnik-Neretva County.png|40px]] |
||
|align=center | [[Datei:Dubrovnik-Neretva.svg|40px]] |
|||
| ''Dubrovačko-neretvanska županija'' |
|||
| [[Gespanschaft Dubrovnik-Neretva]] |
|||
| [[Datei:Dubrovačko-neretvanska županija in Croatia.svg|60px|verweis=Gespanschaft Dubrovnik-Neretva]] |
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| 1.782 |
| 1.782 |
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| 122.568<ref name="VZ2011DubrovnikNeretva" /> |
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| 122.870 |
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| [[Dubrovnik]] |
| [[Dubrovnik]] |
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| der südlichste Teil Dalmatiens um die Stadt [[Dubrovnik]] sowie das Gebiet der [[Neretva]]mündung, die Halbinsel [[Pelješac]] und die Inseln [[Korčula]], [[Mljet]] und [[Lastovo]] |
| der südlichste Teil Dalmatiens um die Stadt [[Dubrovnik]] sowie das Gebiet der [[Neretva]]mündung, die Halbinsel [[Pelješac]] und die Inseln [[Korčula]], [[Mljet]] und [[Lastovo]] |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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{{Belege fehlen}} |
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=== Altertum === |
=== Altertum === |
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[[ |
[[Datei:REmpire-Dalmatia.png|mini|Dalmatien zur Zeit des Römischen Reiches]] |
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In der Antike war Dalmatien von illyrischen Stämmen besiedelt. Nördlich der [[Krka (Kroatien)|Krka]] lebten die [[Liburner]], weiter im Süden die Delmaten (Dalmatier), im heutigen Montenegro bis hin nach [[Lezha|Lissos]], die [[Labeaten]]. An der Küste und auf den Inseln gab es seit dem |
In der Antike war Dalmatien von illyrischen Stämmen besiedelt. Nördlich der [[Krka (Kroatien)|Krka]] lebten die [[Liburner]], weiter im Süden die Delmaten (Dalmatier), im heutigen Montenegro bis hin nach [[Lezha|Lissos]], die [[Labeaten]]. An der Küste und auf den Inseln gab es seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. griechische Kolonien. Hellenische Gründungen waren [[Cavtat|Epidauros]], [[Korčula|Melaina Korkyra]] (beide 6. Jahrhundert v. Chr.), [[Vis|Issa]], [[Hvar|Pharos]], [[Narona]] und [[Risan|Rhizon]] (alle 4. Jahrhundert v. Chr.), vielleicht auch [[Split|Aspalathos]]. |
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Die Delmaten konnten sich zwischen 175 und 170 v. |
Die Delmaten konnten sich zwischen 175 und 170 v. Chr. vom Reich des [[Illyrer|illyrischen]] Königs [[Genthios]] unabhängig machen. Die Hauptstadt ihres Gemeinwesens war ''Delminium'' (heute: [[Tomislavgrad]]). |
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Im Jahre |
Im Jahre 156 v. Chr. wurden die Delmaten zum ersten Mal von einer [[Römische Armee|römischen Armee]] angegriffen und unterworfen. Sie wurden tributpflichtig, aber erst unter [[Augustus]] (31 v. Chr. – 14 n. Chr.) wurde das Land endgültig ins Imperium eingegliedert, nachdem der illyrische Aufstand, an dem sich die Delmaten beteiligt hatten, von [[Tiberius]] im Jahre 9 nach Christus niedergeschlagen worden war. |
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Unter Kaiser Augustus wurde dann die [[Dalmatia|Provinz ''Dalmatia'']] eingerichtet. |
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[[Bild:SPLIT-Hebrard overall color restitution.jpg|thumb|left|Palast des römischen Kaisers [[Diokletian]], aus dem sich die Stadt [[Split]] entwickelte]] |
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Unter Kaiser Augustus wurde dann die Provinz ''Dalmatia'' eingerichtet. |
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Nach dem Ende des [[weströmisches Reich|weströmischen Reiches]] wurde Dalmatien 481 von [[Odoaker]] erobert und fiel nach dessen Tod 493 unter die Herrschaft des [[Ostgotenreich|ostgotischen]] Königs [[Theoderich der Große|Theoderich]]. Die Gotenherrschaft endete 535, als [[Justinian I.|Justinian I.]], der selbst aus dem ''Illyricum'' stammte, Dalmatien dem [[Ostrom|oströmischen Reich]] einverleibte. Anschließend wurde die ohnehin abgelegene und verarmte Provinz von slawischen Plünderungszügen und 569 und 595 von [[Awaren|awarischen Einfällen]] heimgesucht (siehe auch [[Balkanfeldzüge des Maurikios]]). |
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''vgl. Hauptartikel '''[[Dalmatia|Provinz Dalmatia]]''' '' |
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=== Frühmittelalter === |
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Nach dem Ende des weströmischen Reiches wurde Dalmatien [[481]] von [[Odoaker]] erobert und fiel nach dessen Tod [[493]] unter die Herrschaft des [[Goten|gotischen]] Königs [[Theoderich der Große|Theoderich]]. Die Gotenherrschaft endete [[535]], als [[Justinian I.]] Dalmatien Ostrom einverleibte. |
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Die Ansiedlung der [[Slawen]] in den römischen Provinzen [[Illyrien]] und [[Dalmatia|Dalmatien]] in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war ein Wendepunkt in der Geschichte des Landes und markiert hier das Ende der [[Spätantike]]: Während im Landesinneren die Invasoren keine Schwierigkeiten hatten, die Urbevölkerung zu vertreiben oder einzugliedern, trafen sie an der Küste auf mächtige, wehrhafte Städte. Während also die anderen Bereiche durch die Slawen besiedelt wurden, zog die römisch-lateinische Bevölkerung in die Schutz bietenden großen Städte wie ''[[Republik Ragusa|Ragusa]]'' (das heutige [[Dubrovnik]]), ''Jadera'' (heute [[Zadar]]) oder andere, wo sich auch noch lange [[Romanische Sprachen|romanische Idiome]] halten konnten, die in der modernen Romanistik als [[dalmatische Sprache]] bezeichnet werden. |
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Die Herrschaft Ostroms über das [[Thema (byzantinische Verwaltung)|Thema]] [[Dalmatien (byzantinisches Thema)|Dalmatien]] (535–1102) blieb nach der slawischen Einwanderung – abgesehen von der Oberhoheit über die Küstenstädte – bald nur noch nominell bestehen. |
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=== Mittelalter === |
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[[Datei:Dalmatian principalities, 9th century.png|mini|Ungefähre Lage der Herrschaftsgebiete in Dalmatien im 9. Jahrhundert]] |
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Im Hinterland der Küste entstanden in den folgenden Jahrhunderten mehrere slawische Staaten: in Nord- und Mitteldalmatien das [[Kroatien im Mittelalter|Kroatische Fürstentum]] und spätere Königreich, über das es ab ca. 800 gesicherte Nachrichten gibt, im Gebiet der Neretva-Mündung der Staat [[Paganien]] der [[Narentaner]] ''(Neretvani)'' und weiter südlich im Hinterland von [[Dubrovnik]] in der heutigen [[Herzegowina]] die Fürstentümer [[Zahumlje]] und [[Travunien]]. Während Kroatien schon früh christianisiert wurde, blieben die Narentaner noch längere Zeit heidnisch. Im administrativen Sinne verstand man unter ''Dalmatien'' seitdem nur noch die Küstenstädte und einen Teil der vorgelagerten Inseln, wo die politischen und gesellschaftlichen Strukturen aus römisch-byzantinischer Zeit zum Teil bestehen blieben. |
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[[Datei:Korcula City.jpg|mini|Blick auf die Stadt [[Korčula (Stadt)|Korčula]]]] |
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Die große Wanderung der [[Slawen]], genauer gesagt, der [[Kroaten]], in die römischen Provinzen [[Illyrien]] und [[Dalmatia|Dalmatien]] in der ersten Hälfte des [[7. Jahrhundert]]s war ein weiterer Wendepunkt in der Geschichte des Landes: |
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Mit der Zeit entwickelte sich der Handel zwischen der Bevölkerung in den Städten und der in Stadtnähe angesiedelten Bevölkerung. Es kam allmählich zu einer Vermischung der Bevölkerung, so dass die Slawen zunehmend in den Städten siedelten und diese dadurch zunehmend ihre romanischen Merkmale verloren. |
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während in [[Balkan]] die Invasoren keine Schwierigkeiten hatten, die Urbevölkerung zu vertreiben oder einzugliedern, trafen sie hier auf mächtige maritime Stadtstaaten. Während also die anderen Bereiche durch die [[Slawen]] besiedelt wurden, zog die lateinische Bevölkerung in die Schutz bietenden großen Städte wie ''Ragusa'' (dem heutigen [[Dubrovnik]]), ''Jadera'' (heute [[Zadar]]) oder andere, wo sich auch noch lange [[romanische Sprachen|romanische Idiome]] halten konnten, die in der modernen Romanistik als [[dalmatische Sprache]] bezeichnet werden. |
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806 dehnte das Frankenreich seinen Einfluss vorübergehend nach Dalmatien aus. 829 plünderten [[Sarazenen]] die Küste. Eine Republik slawischer Piraten entstand an der Mündung der [[Neretva]], denen es gar gelang, 887 eine Flotte [[Republik Venedig|Venedigs]] vernichtend zu schlagen und bis zu ihrer Vernichtung durch den [[Doge von Venedig|Dogen]] [[Pietro II. Orseolo|Pietro II. Orseolo]] 998 Tribut von Venedig selbst einzufordern. Mit diesem Sieg nahm der Doge den Titel Fürst von Dalmatien an. Zu einer dauerhaften venezianischen Herrschaft über größere Teile Dalmatiens kam es jedoch zunächst nicht, vielmehr wurde das kroatische Fürstentum zur wichtigsten Macht an der dalmatinischen Adriaküste. |
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Die Herrschaft Ostroms über Dalmatien ([[535]]-[[1102]]) blieb nach der slawisch-kroatischen Einwanderung - abgesehen von der Oberhoheit über die Küstenstädte - nur noch nominell bestehen. |
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Der kroatische Fürst [[Mislav (Kroatien)|Mislav]] (835–845) verlegte seine Hauptresidenz nach [[Klis]] in der Nähe von [[Split]]. Fürst [[Trpimir I.|Trpimir]] (845–864) rief den [[Benediktiner]]-Orden ins Land und bot dem in Franken verfolgten [[Gottschalk von Orbais]] Zuflucht an seinem Hof. Er gründete die [[Diözese]] von [[Nin]]. Fürst [[Domagoj]] (864–876) kämpfte so intensiv gegen Venedig, dass ihn [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] in dessen Besitz sich Venedig seinerzeit befand, versuchte durch eine Verschwörung zu beseitigen. Dem Fürsten [[Branimir]] (879–892) zahlen die romanischen Städte in Dalmatien Tribut, die bis dahin den Tribut an Byzanz zahlten. Nach der Niederlage bei [[Makarska]] im Jahr 887 (bei der der Doge [[Pietro I. Candiano]] fiel) zahlten die Venezianer Abgaben für die Passage entlang der kroatischen Küste. Fürst Branimir erhielt vom [[Papst]] [[Johannes VIII. (Papst)|Johannes VIII.]] am 7. Juni 879 die Anerkennung über die „weltliche Macht“ über Dalmatien. Unter König [[Tomislav]] (910–928) wurde Kroatien zu einem Königreich vereinigt. Unter der Regentschaft von König [[Petar Krešimir IV.]] erlebte das Königreich seine Blütezeit. |
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[[Bild:Korcula City.jpg|thumb|Blick auf die Stadt [[Korčula]] ([[Kroatien]])]] |
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Mit der Zeit entwickelte sich der Handel zwischen der Bevölkerung in den Städten und der in Stadtnähe angesiedelten Bevölkerung. Es kam allmählich zu einer Vermischung der Bevölkerung, so dass die Kroaten zunehmend in den Städten siedelten und diese dadurch zunehmend ihre romanischen Merkmale verloren. |
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Das Fürstentum Travunien dagegen fiel in den Einflussbereich der [[Gespan|Groß-Župane]] von Raszien aus der [[Monarchen des alten Serbien|Dynastie Vlastimirić]] und wurde damit Teil des mittelalterlichen serbischen Staates. |
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Im Hinterland der Küste entstanden in den folgenden Jahrhunderten mehrere slawische Staaten: In Nord- und Mitteldalmatien des [[Kroatien im Mittelalter|Kroatische Königreich]], im Gebiet der Neretva-Mündung der Staat [[Paganien]] der [[Narentaner]] (''Neretvani'') und weiter südlich im Hinterland von [[Dubrovnik]] in der heutigen [[Herzegowina]] die Fürstentümer [[Zahumlje]] und [[Travunien]]. Während Kroatien schon früh christianisiert wurde, blieben die Narentaner noch längere Zeit heidnisch. |
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Ab ca. dem Jahre 800 gibt es gesicherte Nachrichten über das [[Kroaten|kroatische]] Fürstentum im nördlichen und mittleren Dalmatien. |
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[[806]] dehnte das Frankenreich seinen Einfluss vorübergehend nach Dalmatien aus. [[829]] plünderten [[Sarazenen]] die Küste. Eine Republik kroatischer Piraten entstand an der Mündung der [[Neretva]], denen es gar gelang, [[887]] eine Flotte [[Venedig]]s vernichtend zu schlagen und bis zu ihrer Vernichtung durch den [[Doge]]n [[Pietro II. Orseolo]] [[998]] Tribut von Venedig selbst einzufordern. Mit diesem Sieg nahm der Doge den Titel Fürst von Dalmatien an. |
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Der kroatische Fürst [[Mislav]] (835-845) verlegte seine Hauptresidenz nach [[Klis]] in der Nähe von [[Split]]. Fürst [[Trpimir]] (845-864) rief den [[Benediktiner]]- Orden ins Land und bot dem in Franken verfolgten [[Gottschalk von Orbais]] Zuflucht an seinem Hof. Fürst [[Domagoj]] (876-874) kämpfte so intensiv gegen [[Venedig]], dass ihn [[Byzanz]] in dessen Besitz sich Venedig seinerzeit befand, versuchte durch eine [[Verschwörung]] zu beseitigen. Dem Fürsten [[Branimir]] (879-892) zahlen die romanischen Städte in Dalmatien Tribut, die bis dahin den Tribut an [[Byzanz]] zahlten. Nach der Niederlage bei [[Makarska]] im Jahr 887 (bei der der Doge [[Pietro Candiano]] fiel) zahlten die [[Venezianer]] Abgaben für die Passage entlang der kroatischen Küste. Fürst [[Branimir]] erhielt vom [[Papst]] [[Johannes VIII. (Papst)|Johannes VIII.]] am 7. Juni 879 die Anerkennung über die "weltliche Macht" über Dalmatien. Unter König [[Tomislav]] (910-928) wurde [[Kroatien]] zu einem Königreich. |
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Das Fürstentum [[Trawunien]] dagegen fiel in den Einflussbereich der raszianer [[Zupan|Groß-Župane]] der [[Monarchen des alten Serbien|Vlastimirić]]. |
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In Zahumlje wiederum herrschte die heimische Dynastie der Višević. |
In Zahumlje wiederum herrschte die heimische Dynastie der Višević. |
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Währenddessen erweiterten die Könige von |
Währenddessen erweiterten die [[Könige von Kroatien]] ihre Herrschaft über das nördliche und mittlere Dalmatien, forderten Tribut von den romanischen Städten wie [[Zadar]] ein und konsolidierten ihre eigene Macht in den kroatischen Städten. |
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Im Küstengebiet Norddalmatiens verbreitete sich |
Im Küstengebiet Norddalmatiens verbreitete sich – von den ehemals byzantinischen Inseln des [[Kvarner]] ausgehend – die slawische Liturgie mit [[Altkirchenslawisch|kirchenslawischer Sprache]] und [[Glagoliza|glagolitischer Schrift]], so dass sich hier einer der wenigen Fälle ergab, in denen in der römisch-katholischen Kirche nicht [[Latein]] als Liturgiesprache verwendet wurde. Dieser Zustand wurde zwar lange Zeit nicht offiziell anerkannt; die [[Synode von Split]] 1059 forderte, dass die Liturgien auf Latein oder Griechisch zu halten seien. In der Praxis bestand die slawische Liturgie jedoch fort. |
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Ein Raubzug der [[Normannen]] 1073 konnte nur mit Mühe und der Hilfe der venezianischen Flotte aufgehalten werden. |
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1100 kam Kroatien in [[Personalunion]] zur ungarischen Krone. Im Jahr 1102 krönte sich der ungarische König [[Koloman (Ungarn)|Koloman]] in [[Biograd]] zum kroatischen König. |
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=== Zwischen Ungarn-Kroatien und Venedig ab 1100 === |
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Der byzantinische Kaiser [[Manuel I. Komnenos]] erzwang noch einmal die Herrschaft über Dalmatien, doch im Jahr 1186 schlossen [[Byzanz]] und das Königreich Ungarn einen Friedensvertrag, in dem Byzanz den Verzicht auf Dalmatien und Kroatien erklärte. |
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1100 kam Kroatien in [[Personalunion]] zur ungarischen Krone. Im Jahr 1102 krönte sich der ungarische König [[Koloman (Ungarn)|Koloman]] in [[Biograd]] zum kroatischen König. Der byzantinische Kaiser [[Manuel I. Komnenos|Manuel I. Komnenos]] erzwang noch einmal die Herrschaft über Dalmatien, doch im Jahr 1186 schlossen [[Byzantinisches Reich|Byzanz]] und das [[Königreich Ungarn]] einen Friedensvertrag, in dem Byzanz den Verzicht auf Dalmatien und Kroatien erklärte. In den dalmatinischen Städten entwickelte sich im Laufe des Mittelalters eine Synthese aus romanischer und kroatischer Kultur. |
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Im 12. Jahrhundert war Dalmatien häufigen Angriffen [[Republik Venedig|Venedigs]] ausgesetzt. Besonders [[Zadar]], das neben [[Zagreb]] der Hauptsitz des kroatischen [[Ban]]s war. Im Jahr 1241 floh der ungarische König [[Béla IV. (Ungarn)|Béla]] vor den [[Mongolen]] nach Dalmatien. Auf dem Grobnik-Feld (''Grobničko polje'') nahe der Stadt [[Rijeka]] wurden die Mongolen nach kroatischer Überlieferung schließlich 1242 von kroatischen Truppen geschlagen. Die Mongolen zogen jedenfalls südwärts, plünderten Dubrovnik und fielen in Serbien und [[Bulgarien]] ein. Danach zogen sich die Reste der einstmals mächtigen Mongolen nach Russland und weiter nach Asien zurück. |
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In den dalmatinischen Städten entwickelte sich im Laufe des Mittelalters eine Synthese aus romanischer und kroatischer Kultur. |
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Unfähig dem Sturm der Zeiten alleine zu widerstehen, ohne den Schutz Ostroms und durch die internen Querelen daran gehindert, ein Verteidigungsbündnis zu errichten, baten die dalmatischen Stadtstaaten [[Republik Venedig|Venedig]] und [[Königreich Ungarn|Ungarn]] um Unterstützung. Die Venezianer waren im Gegensatz zu den Ungarn nicht an der territorialen Ausbreitung ihres Landes interessiert, sondern wollten lediglich das Aufblühen einer konkurrierenden politischen oder wirtschaftlichen Macht (d. i. Ungarn-Kroatien) an der östlichen Adriaküste verhindern, und halfen den dalmatischen Städten daher großzügig. |
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Im 12. Jahrhundert war Dalmatien häufigen Angriffen [[Republik Venedig|Venedig]]s ausgesetzt. Besonders [[Zadar]], das neben [[Zagreb]] der Hauptsitz des kroatischen [[Ban]]s war. |
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Im Jahr 1241 flieht der ungarische König [[Bela]] vor den [[Mongolen]] nach Dalmatien. Auf dem Grobnik-Feld (Grobničko polje) nahe der Stadt [[Rijeka]] wurden die Mongolen nach kroatischer Überlieferung schließlich 1242 von kroatischen Truppen geschlagen. Die Mongolen zogen jedenfalls südwärts, plünderten Dubrovnik, und fielen in Serbien und [[Bulgarien]] ein. Danach zogen sich die Reste der einstmals mächtigen Mongolen nach Russland und weiter nach Asien zurück. |
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Doch auch Ungarn hatte seine Unterstützer. Wie in fast allen Stadtstaaten entstanden auch in jenen der dalmatischen Küste zwei entgegengesetzte Parteien, die kaum zueinander fanden. Während die Bauern und Binnenhändler eher zu dem mächtigen Nachbarn Ungarn standen, warben die seefahrenden Händler um die Unterstützung durch Venedig. Viele der Städte zahlten somit faktisch Tribut an eine der beiden Mächte, doch hielten sie stets an ihren Stadtrechten fest. Selbst nachdem 1102–1105 [[Koloman (Ungarn)|Koloman]] von Ungarn König von Kroatien und Dalmatien geworden war, wurden die Rechte der Städte bestätigt: |
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Ein Raubzug der [[Normannen]] [[1073]] konnte nur mit Mühe und der Hilfe der venezianischen Flotte aufgehalten werden. |
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* sie wählten ihre eigenen Magistrat, Bischof und Richter; |
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* das römische Recht blieb in Kraft; |
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* sie durften gar weiterhin eine eigene Außenpolitik führen; |
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* kein Fremder, nicht einmal ein Ungar, durfte sich in einer Stadt niederlassen, ohne willkommen zu sein; |
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* derjenige, der die ungarische Herrschaft ablehnte, konnte jederzeit mit seinem gesamten Besitz auswandern; |
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* die Zolleinkommen wurden zwischen dem Ungarischen König, dem Magistratsherren, dem Bischof und der Bürgerschaft aufgeteilt. |
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Die Venezianer boten den Städten, die zu ihnen gehörten, prinzipiell dieselben Freiheiten und Rechte. Nicht überraschend blieben die weiterhin sehr eigenwilligen dalmatinischen Städte ihren Herren nur treu, wenn es ihnen passte, und es kam häufig zu Aufständen. Zwischen 1180 und 1345 kam es sogar in Zadar zu vier Aufständen, obwohl die Stadt durch ihre venezianischen Herren mit besonderer Obacht behandelt wurde, da diese den Besitz der Stadt als grundlegend für ihren maritimen Aufstieg betrachteten. Die Verbreitung der [[bogomilen]] Häretiker, die Konkurrenz zwischen Venedig und Ungarn und die vagen, fast in Vergessenheit geratenen Ansprüche Ostroms trugen nicht zum Frieden in der Region bei. 1202 unterstützte Dalmatien die Armee [[Republik Venedig|Venedigs]] im [[Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzug]]. 1242 brachen [[Tataren]] in das Land ein. |
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Unfähig dem Sturm der Zeiten alleine zu widerstehen, ohne den Schutz Ostroms und durch die internen Querelen daran gehindert, ein Verteidigungsbündnis zu errichten, bitten die Stadtstaaten [[Republik Venedig|Venedig]] und [[Ungarn]]-[[Kroatien]] um Unterstützung. Die Venezianer waren im Gegensatz zu den Ungarn nicht an der territorialen Ausbreitung ihres Landes interessiert, sondern wollten lediglich das Aufblühen einer konkurrierenden politischen oder wirtschaftlichen Macht an der östlichen Adriaküste verhindern, und halfen deswegen großzügig. |
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Im Süden Dalmatiens und im Hinterland Dubrovniks festigte sich unterdessen die Herrschaft serbischer Könige. Der [[Archon (Byzanz)|Archon]] von [[Geschichte Montenegros|Dioklitien]] [[Mihailo Vojisavljević]] bekam vom Papst [[Gregor VII.]] 1077 die Königsinsignalien und wurde damit der erste gekrönte König von Serbien. In sein Machtbereich fiel das südliche Dalmatien bis Makarska, ausgenommen Dubrovnik. In der Folge herrschte die Dynastie der [[Monarchen des alten Serbien|Nemanjiden]] über Raszien, Dioklitien, Zahumlje und Travunien. |
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Doch auch Ungarn hatte seine Unterstützer - was hier wirtschaftlich zu begründen ist: wie in fast allen Stadtstaaten entstanden auch hier zwei entgegengesetzte Parteien, die kaum zu einander fanden. |
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Während die Bauern und Binnenhändler eher zu dem mächtigen Nachbar Ungarn-Kroatien standen, warben die seefahrenden Händler um die Unterstützung durch Venedig. |
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Viele der Städte zahlten somit faktisch Tribut an eine der beiden Mächte, doch hielten sie stets an ihre Stadtrechte fest. Selbst nachdem [[1102]]-[[1105]] [[Koloman (Ungarn)|Koloman]] von Ungarn König von Kroatien und Dalmatien geworden war, wurden die Rechte der Städte bestätigt: |
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*sie wählten ihre eigenen Magistrat, Bischof und Richter; |
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*das römische Recht blieb in Kraft; |
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*sie durften gar weiterhin eine eigene 'Außenpolitik' führen'; |
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*kein Fremder, nicht einmal ein Ungar, durfte sich in einer Stadt niederlassen, ohne willkommen zu sein; |
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*derjenige, der die ungarische Herrschaft ablehnen, konnte jederzeit mit seinem gesamten Besitz auswandern; |
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*die Zolleinkommen wurden zwischen dem Ungarischen König, dem Magistratsherren, dem Bischof und der Bürgerschaft aufgeteilt. |
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Um 1323 machte sich in [[Zahumlje]] der lokale Adel der Branojević selbstständig, der mit Dubrovnik befehdet war. Da die Hilfsgesuche an den [[Monarchen des alten Serbien|serbischen König Stefan Dečanski]] erfolglos blieben, wandte sich der Senat von Dubrovnik an den bosnischen Ban [[Stjepan II. Kotromanić]]. Dieser begann nun einen Feldzug gegen die Branojević, schlug diese und annektierte Zahumlje 1326. Mit dieser Eroberung gewann das mittelalterliche [[Bosnien]] erstmals einen Zugang zum Meer. Der serbische Zar [[Stefan Uroš IV. Dušan|Stefan Dušan]] versuchte zwar, Zahumlje zurückzugewinnen, doch richteten sich seine Ambitionen überwiegend gegen Byzanz, weswegen er gute diplomatische Beziehungen zu Dubrovnik suchte und der Republik 1333 alle dalmatinischen Besitzungen nördlich von Dubrovnik bis zur Mündung der Neretva überließ. |
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Die Venezianer boten den Städten, die zu ihnen gehörten, prinzipiell dieselben Freiheiten und Rechte. |
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Im Norden Dalmatiens übertraf die Macht mancher kroatischer Magnaten wie beispielsweise der Grafen von [[Bribir (Skradin)|Bribir]] gar diejenige des ungarischen Königs. [[Tvrtko I.|Tvrtko I. Kotromanić]] begründete das [[Bosnien|bosnische Königreich]] und annektierte 1389 die gesamte adriatische Küste zwischen [[Kotor]] und [[Rijeka]]<!-- bis Rijeka? Nicht bis Paklenica? -->, abgesehen von dem venezianischen Zadar und seinem unabhängigen Alliierten Dubrovnik (italienisch: Ragusa). |
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Nicht überraschend blieben die weiterhin sehr eigenwilligen dalmatinischen Städte ihren Herren nur treu, wenn es ihnen passte, und es kam häufig zu Aufständen. Zwischen [[1180]] und [[1345]] kam es sogar in Zadar zu vier Aufständen, obwohl die Stadt durch ihre venezianischen Herren mit besonderer Obacht behandelt wurde, da diese den Besitz der Stadt als grundlegend für ihren maritimen Aufstieg betrachteten. Die Verbreitung der [[bogomilen]] Häretiker, die Konkurrenz zwischen Venedig und Ungarn und die vagen, fast in Vergessenheit geratenen Ansprüche Ostroms trugen nicht zum Frieden in der Region bei. |
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Im Jahre 1409 verkaufte [[Ladislaus (Neapel)|Ladislaus von Anjou-Durazzo]] Dalmatien für 100.000 Dukaten an die [[Republik Venedig]]. |
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[[1202]] unterstützte Dalmatien die Armee [[Republik Venedig|Venedigs]] im [[Vierter Kreuzzug|Vierten Kreuzzug]]. [[1242]] brachen [[Tartaren]] in das Land ein. |
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Als schließlich die Macht Bosniens und sogar Ungarns durch den Ansturm der Türken zerbrach, konnte Venedig einen leichten Sieg feiern: 1420 war abgesehen von [[Omiš]] (dieses erst 1444) und [[Dubrovnik]] (das seine Unabhängigkeit wahrte) ganz Dalmatien gefallen. Da die neue Herrschaft Frieden versprach, hießen viele Städte den Wechsel willkommen. |
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In Süden Dalmatiens und im Hinterland Dubrovniks festigte sich unterdessen die Herrschaft dokleanischer Könige. Der [[Archont]] von [[Geschichte Montenegros|Dioklitien]] [[Mihailo Vojisavljević]] bekam vom [[Papst]] [[Gregor VII. (Papst)|Gregor VII.]] 1077 die Königsinsignalien und wurde damit der erste gekrönte König von Serbien. In sein Machtbereich fiel das südliche Dalmatien bis an Makarska, ausgenommen Dubrovnik. Seine Nachfolger nannten sich Könige von Dioklitien und Dalmatien. Mit [[Stefan Nemanja]] begann 1167 die Ära der [[Monarchen des alten Serbien|Nemanjiden]], der bedeutendsten serbischen Herrscherdynastie des Mittelalters. Die Nemanjiden herrschten über Dioklitien, Zahumlje, Travunien, und den Süden Dalmatiens. |
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Kurz herrschte Frieden im Land, doch die Türken zogen weiter vorwärts. [[Konstantinopel]] fiel 1453, [[Serbien]] 1459, [[Bosnien]] 1463 und die [[Herzegowina]] 1483. Die Grenzen Venedigs und des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] trafen aufeinander und die Zeit der so genannten [[Türkenkriege]] begann. |
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Um [[1323]] machte sich in Zahumlje der lokale Adel der Branojević selbstständig, der mit Dubrovnik befehdet war. Da die Hilfsgesuche an den serbischen König [[Monarchen des alten Serbien|Stefan Dečanski]] erfolglos blieben, wandte sich der Senat von Dubrovnik an den bosnischen Ban [[Stefan II. Kotromanić]]. Dieser begann nun einen Feldzug gegen die Branojević, schlug diese und annektierte Zahumlje [[1326]]. Mit dieser Eroberung gewann das mittelalterliche [[Bosnien]] erstmals einen Zugang zum Meer. |
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Der serbische [[Zar]] [[Stefan Uroš IV. Dušan|Stefan Dušan]] versuchte zwar, Zahumlje zurück zu gewinnen, doch richteten sich seine Ambitionen überwiegend gegen Byzanz. Weswegen er gute diplomatische Beziehungen zu Dubrovnik suchte, und der Republik [[1333]] alle dalmatinischen Besitzungen nördlich von Dubrovnik bis zur Mündung der Neretva überließ. |
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Im Norden Dalmatiens übertraf die Macht kroatischer Magnaten wie beispielsweise der Grafen von [[Bribir]] - gar diejenige des ungarischen Königs. [[Tvrtko I.|Tvrtko I. Kotromanić]] begründete das [[Bosnien|bosnische Königreich]] und annektierte [[1389]] die gesamte adriatische Küste zwischen ''[[Kotor]]'' und ''[[Rijeka]]'', abgesehen von dem venezianischen Zadar und seinem unabhängigen Alliierten Dubrovnik. |
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Ladislaus von [[Anjou]] verkaufte im Jahr [[1409]] Dalmatien für 100.000 Dukaten an Venedig. |
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Als schließlich die Macht Bosniens und sogar Ungarns durch den Ansturm der Türken zerbrach, konnte Venedig einen leichten Sieg feiern: [[1420]] war abgesehen von [[Omiš]] (dieses erst [[1444]]) und [[Dubrovnik]] (das seine Unabhängigkeit wahrte) ganz Dalmatien gefallen. Da die neue Herrschaft Frieden versprach, hießen viele Städte den Wechsel willkommen. |
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Kurz herrschte Frieden im Land, doch die Türken zogen weiter vorwärts. [[Konstantinopel]] fiel [[1453]], [[Serbien]] [[1459]], [[Bosnien]] [[1463]] und die [[Herzegowina]] [[1483]]. Die Grenzen Venedigs und des [[Osmanisches Reich|Osmanischen Reiches]] trafen aufeinander und die Zeit der so genannten [[Türkenkriege]] begann. |
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=== Frühe Neuzeit === |
=== Frühe Neuzeit === |
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Die [[Republik Dubrovnik]] (Ragusa) suchte Schutz in der Freundschaft mit den Invasoren. Nachdem 1508 Venedig seine Truppen nach Hause abzog und [[Königreich Ungarn|Ungarn]] 1526 sich mit Dalmatien überwarf, eroberten die Türken mit Leichtigkeit den größten Teil Dalmatiens. |
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[[Bild:Makarska from port.jpg|thumb|[[Makarska]]]] |
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Der Friede von 1540 ließ Venedig nur wenige Küstenstädte, während der Rest zu einer osmanischen Provinz ([[Sandschak (Osmanisches Reich)|Sandschak]]) unter der Leitung eines ''Sandschakbey'' – eines Verwalters mit militärischem Oberbefehl – von der Festung [[Klis]] ''(Clissa)'' aus regiert wurde. |
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[[Dubrovnik]] (Ragusa) suchte Schutz in der Freundschaft mit den Invasoren. Nachdem [[1508]] Venedig seine Truppen nach Hause abzog und Ungarn [[1526]] sich mit Dalmatien überwarf, eroberten die Türken mit Leichtigkeit den größten Teil Dalmatiens. |
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Der Friede von [[1540]] ließ Venedig nur wenige Küstenstädte, während der Rest zu einer türkischen Provinz unter der Leitung eines ''Schanjakbegam'' - eines Verwalters mit militärischem Oberbefehl - von der Festung [[Klis]] (''Clissa'') aus regiert wurde. |
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Allein [[Dubrovnik]] (Ragusa) hat im Verlauf der Jahrhunderte dank seiner unangetasteten Autonomie, seiner Politik und Diplomatie, seinem Handel, seiner Seefahrt und seiner Kultur nichts von seinem Glanz eingebüßt. |
Allein [[Dubrovnik]] (Ragusa) hat im Verlauf der Jahrhunderte dank seiner unangetasteten Autonomie, seiner Politik und Diplomatie, seinem Handel, seiner Seefahrt und seiner Kultur nichts von seinem Glanz eingebüßt. |
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Im 16. |
Im 16. Jahrhundert war die Handelsflotte Dubrovniks die drittgrößte im Mittelmeer und bestand aus über 300 Schiffen. |
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Die Piratengemeinschaft der [[Uskoken]] bildete sich ursprünglich aus Flüchtlingen aus den osmanisch besetzten Gebieten. Die Taten der Uskoken führten zu einer Wiederauflage des Krieges zwischen Venedig und den Türken von 1571 bis 1573. |
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[[Kroaten]] aus dem umliegenden Land zogen nun in die Städte und bildeten bald schon den größten Teil ihrer Bevölkerung. |
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[[Datei:Republic of Venice 1796.png|mini|Die Besitzungen der Republik Venedig an der Adria 1796]] |
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Die Piratengemeinschaft der [[Uskoken]] bildeten sich ursprünglich aus diesen Flüchtlingen. Deren Taten führten zu einer Wiederauflage des Krieges zwischen Venedig und den Türken von [[1571]]-[[1573]]. |
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Ein Bericht eines venezianischen Agenten malt ein überraschendes Bild dieser Kämpfe: Der Krieg erinnere sehr an einen mittelalterlichen Ritterroman, voll von Einzelkämpfen, Turnieren und anderen ritterlichen Abenteuern. Sie zeigten auch deutlich, dass die dalmatinischen Söldner die italienischen in Mut und Fähigkeiten übertrafen. Viele dieser Truppen dienten außerhalb, etwa in [[Seeschlacht von Lepanto|Lepanto]] (heute [[Naupaktos]]), als 1571 eine dalmatinische Schwadron die alliierte Flotte der Spanier, Venedigs, Österreichs und des Kirchenstaates beim Sieg gegen die türkische Marine unterstützten. |
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Ein neuer Krieg brach 1645 aus und dauerte – mit Unterbrechungen – bis 1699 an, als der [[Friede von Karlowitz]] ([[Sremski Karlovci]]) ihn beendete. Der Friedensvertrag gab Dalmatien an Venedig, einschließlich der Küste der Herzegowina, aber ohne [[Dubrovnik]] und das umgebende Land, das durch das Osmanische Reich beschützt wurde. |
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Ein Bericht eines venezianischen Agenten malt ein überraschendes Bild dieser Kämpfe: der Krieg erinnert sehr an einen mittelalterlichen Ritterroman, voll von Einzelkämpfen, Turnieren und anderen ritterlichen Abenteuern. Sie zeigen auch deutlich, dass die dalmatinischen Söldner die italienischen in Mut und Fähigkeiten übertrafen. Viele dieser Truppen dienten außerhalb, etwa in [[Seeschlacht von Lepanto|Lepanto]] (heute [[Naupaktos]]), als [[1571]] eine dalmatinische Schwadron die alliierte Flotte der Spanier, Venedigs, Österreichs und des Kirchenstaates beim Sieg gegen die türkische Marine unterstützten. |
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Die Venezianer überließen den besetzten kroatischen Städten zwar eine gewisse [[Autonomie (Politikwissenschaft)|Autonomie]], jedoch mussten die Oberhäupter der Städte venezianische Adelige sein. |
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Ein neuer Krieg brach [[1645]] aus, und dauerte - mit Unterbrechungen - bis [[1699]] an, als der Frieden von Karlowitz ([[Sremski Karlovci]]) ihn beendete. Der Friedensvertrag gab Dalmatien an Venedig, einschließlich der Küste der Herzegowina aber ohne [[Dubrovnik]] und das umgebende Land, welches durch das Osmanische Reich beschützt wurde. |
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Unter venezianischer Herrschaft wurde erstmals auch eine antikroatische Politik geführt: Bürgern der Stadt [[Zadar]] (Zara) war es beispielsweise verboten, Ehen mit [[Kroaten]] einzugehen. |
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Die Venezianer überließen den besetzten kroatischen Städten zwar eine gewisse [[Autonomie]], jedoch mussten die Oberhäupter der Städte venezianische Adelige sein. |
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[[Datei:Dubrovacka republika01.png|mini|Die Republik Ragusa/Dubrovnik vor 1808]] |
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Unter venezianischer Herrschaft wurde erstmalig auch eine antikroatische Politik geführt: Bürgern der Stadt [[Zadar]] war es beispielsweise verboten, Ehen mit [[Kroaten]] einzugehen. |
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Venedig machte über seine Abgaben- und Zollpolitik und massiven [[Raubbau (Natur)|Raubbau]] an Wäldern großen Profit, ohne an einem ernsthaften Fortschritt der Region interessiert zu sein. Die Stadt Venedig steht zu einem großen Teil auf Baumstämmen aus Dalmatien, die venezianische Flotte verschlang ebenfalls große Mengen Holz. Die teilweise vegetationslosen Karstbereiche Istriens und Dalmatiens entstanden größtenteils durch die massiven Abholzungen der Venezianer. |
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Venedig machte über seine Abgaben- und Zollpolitik und massiven [[Raubbau]] an Wäldern großen Profit, ohne an einem ernsthaften Fortschritt der Region interessiert zu sein. Die Stadt Venedig steht zu einem großen Teil auf Baumstämmen aus Dalmatien, die venezianische Flotte verschlang ebenfalls Unmengen von Holz. Die teilweise vegetationslosen Karstbereiche Istriens und Dalmatiens entstanden größtenteils durch die massiven Abholzungen der Venezianer. |
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Einzig der katholische Glaube verband die Kroaten mit den Venezianern. Die oligarchische und kolonialistische Politik Venedigs führte zu Widerstand und Aufständen. Der größte Aufstand fand im Jahr 1510 unter der Führung von [[Matija Ivanić]] auf der Insel [[Hvar]] statt. Die Uskoken bekämpften die Venezianer zu Lande mit Guerilla-Taktiken, zur See mit Piraterie. |
Einzig der katholische Glaube verband die Kroaten mit den Venezianern. Die oligarchische und kolonialistische Politik Venedigs führte zu Widerstand und Aufständen. Der größte Aufstand fand im Jahr 1510 unter der Führung von [[Matija Ivanić]] auf der Insel [[Hvar]] statt. Die Uskoken bekämpften die Venezianer zu Lande mit Guerilla-Taktiken, zur See mit Piraterie. |
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Nach weiteren Kämpfen wurde der Friede |
Nach weiteren Kämpfen wurde der Friede 1718 durch den [[Vertrag von Passarowitz]] wiederhergestellt, in welchem die [[Habsburgermonarchie]] in Dalmatien auf den Plan trat. |
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Erst die Truppen [[Napoléon Bonaparte]]s beendeten während seiner kurzen Regierungszeit die Herrschaft Venedigs über den Großteil Dalmatiens. |
Erst die Truppen [[Napoléon Bonaparte]]s beendeten während seiner kurzen Regierungszeit die Herrschaft Venedigs über den Großteil Dalmatiens. |
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=== 19. Jahrhundert bis 1918 === |
=== 19. Jahrhundert bis 1918 === |
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[[Datei:Split1.jpg|mini|[[Split]]]] |
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Nach dem Untergang der [[Republik Venedig]] |
Nach dem Untergang der [[Republik Venedig]] 1797 fiel Dalmatien im [[Frieden von Campo Formio|Vertrag von Campo Formio]] an Österreich. Die Republik Dubrovnik behielt zunächst ihre Unabhängigkeit, und ihre Bedeutung wuchs durch ihre Neutralität in den Napoleonischen Kriegen. |
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Mit dem [[Friede von Pressburg|Frieden von Pressburg]] |
Mit dem [[Friede von Pressburg|Frieden von Pressburg]] 1805 kam das Land an Frankreich, das es sofort an das [[Königreich Italien (1805–1814)|Königreich Italien]] übergab. Wieder französisch, bildete es 1809 einen Teil der [[Illyrische Provinzen|Illyrischen Provinzen]]. Die Besetzung wurde durch [[Russisches Kaiserreich|Russland]] in Frage gestellt, welches die [[Bucht von Kotor]] ([[Kotor|Cattaro]]) besetzte und die Unterstützung [[Montenegro]]s gegen die Franzosen gewann. Nach dem [[Wiener Kongress]] 1814/15 fiel der gesamte Landstrich an das 1804 konstituierte [[Kaisertum Österreich]] zurück. |
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In der Folge |
In der Folge wurde die Landschaft zum [[Kronland Dalmatien]] im Kaisertum. Nach dem [[Österreichisch-Ungarischer Ausgleich|österreichisch-ungarischen Ausgleich]] von 1867 zählte das autonome [[Kroatien]]-Slawonien zu den [[Transleithanien|Ländern der ungarischen Krone]]; Dalmatien gehörte zu [[Cisleithanien|den im Wiener Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern]]. Diese fortbestehende Teilung der kroatischen Länder löste in Kroatien, Slawonien und Dalmatien heftige Proteste aus und war wesentliches Thema im [[Dalmatinischer Landtag|Dalmatinischen Landtag]]. |
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Alle Pläne, insbesondere |
Alle Pläne, insbesondere von [[Franz Ferdinand von Österreich-Este|Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand]], unter Einbeziehung von [[Bosnien und Herzegowina]] einen dritten, südslawischen Reichsteil der Habsburgermonarchie zu bilden, wurden insbesondere von der ungarischen Regierung abgelehnt und durch den [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] zunichtegemacht. Das [[Attentat in Sarajewo]] hing nicht zuletzt mit diesen Plänen zusammen, die den Traum eines vereinigten Südslawenstaates unter serbischer Führung untergraben hätten. |
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Im Jahr |
Im Jahr 1900 hatte das Kronland Dalmatien 12.835 km² und 610.000 Einwohner. Dalmatien war mit [[Triest]] und Istrien wichtiger Küstenbereich der [[Österreichische Marine|k.u.k. Kriegsmarine]], in der viele Offiziere und Matrosen aus Dalmatien stammten. |
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=== Jüngste Geschichte === |
=== Jüngste Geschichte === |
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[[Datei:Zara-Zadar 1920.jpg|mini|hochkant|Von 1919 bis 1947 gehörte die Stadt [[Zadar|Zara/Zadar]] zum Königreich Italien (Postkarte aus dem Jahr 1920)]] |
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[[Bild:Große_Piazza_in_Hvar.jpg|thumb|Piazza in [[Hvar]]]] |
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Zum Ende des Ersten Weltkriegs konnte Dalmatien im Jahre 1918/19 größtenteils dem Ende Oktober 1918 ausgerufenen ''[[Geschichte Jugoslawiens|Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen]]'' (ab 1929 ''[[Königreich Jugoslawien]]'') beitreten, die Stadt [[Zadar]] (italienisch ''Zara'') und die Insel [[Lastovo]] (italienisch ''Làgosta'') mussten jedoch (ebenso wie [[Istrien]]) dem Kriegssieger [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] überlassen werden. |
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Dalmatien bildete im [[SHS-Königreich|Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen]] zunächst eine eigene Provinz. Nach der Auflösung der historischen Provinzen durch die Verfassung von 1920 wurde es in zwei Verwaltungsbezirke ''(oblasti)'' mit Verwaltungssitzen in [[Split]] und [[Dubrovnik]] aufgeteilt. Durch die Neugliederung Jugoslawiens in neun [[Banschaft]]en ''(Banovine)'' nach dem Staatsstreich König [[Alexander I. (Jugoslawien)|Alexanders I.]] im Jahr 1929 wurde aus dem nördlichen und mittleren Dalmatien zusammen mit der westlichen [[Herzegowina]] die ''Küstenbanschaft (Primorska Banovina)'' mit Verwaltungssitz Split gebildet. Das süddalmatinische Gebiet um Dubrovnik wurde mit [[Montenegro]], der östlichen Herzegowina und einem Teil des [[Kosovo]]s in der ''Zeta-Banschaft (Zetska Banovina)'' mit Verwaltungssitz [[Cetinje]] (in Montenegro) zusammengefasst. Diese Abtrennung Dubrovniks vom übrigen Dalmatien und sein Anschluss an einen serbisch dominierten Verwaltungsbezirk führten zu Protesten der kroatischen Bevölkerung, blieben jedoch bis 1939 bestehen. Durch das Abkommen zwischen der jugoslawischen Regierung und der [[Kroatische Bauernpartei|Kroatischen Bauernpartei]] von 1939 wurde dann ganz Dalmatien (abgesehen vom italienischen Zadar und der Bucht von Kotor) Teil der neugeschaffenen autonomen ''[[Banschaft Kroatien]] (Banovina Hrvatska)''. |
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Nach Beendigung des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] kam Dalmatien im Jahre [[1918]]/[[1919]] größtenteils zum ''Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen'' (ab 1929 ''Königreich [[Jugoslawien]]''), die Stadt [[Zadar]] und die Insel [[Lastovo]] jedoch zu [[Italien]]. |
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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden 1941–1943 große Teile des Küstengebietes einschließlich der Städte Split und [[Šibenik]] und der vorgelagerten Inseln von den Truppen des [[Faschismus|faschistischen]] [[Königreich Italien (1861–1946)|Italien]] [[Mussolini]]s besetzt, während der Rest Dalmatiens zum mit den [[Achsenmächte]]n verbündeten „[[Unabhängiger Staat Kroatien|Unabhängigen Staat Kroatien]]“, ebenfalls einer Diktatur, kam. |
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Verwaltungsmäßig bildete Dalmatien innerhalb des ''Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen'' zunächst eine eigene Provinz. Nach der Auflösung der historischen Provinzen durch die Verfassung von 1920 wurde es in zwei Verwaltungsbezirke (''oblasti'') mit Verwaltungssitzen in [[Split]] und [[Dubrovnik]] aufgeteilt. Durch die Neugliederung Jugoslawiens in 9 ''Banschaften'' (''Banovine'') nach dem Staatsstreich König [[Alexander I. (Jugoslawien)|Alexanders I.]] im Jahre [[1929]] wurde aus dem nördlichen und mittleren Dalmatien zusammen mit der westlichen [[Herzegowina]] die ''Küstenbanschaft'' (''Primorska Banovina'') mit Verwaltungssitz Split. Das süddalmatinische Gebiet um Dubrovnik wurde zusammen mit [[Montenegro]], der östlichen [[Herzegowina]] und einem Teil des [[Kosovo]] in der ''Zeta-Banschaft'' (''Zetska Banovina'') mit Verwaltungssitz [[Cetinje]] (in Montenegro) zusammengefasst. Diese Abtrennung Dubrovniks vom übrigen Dalmatien und sein Anschluss an einen serbisch dominierten Verwaltungsbezirk führte zu Protesten der kroatischen Bevölkerung, blieb jedoch bis 1939 bestehen. Durch das Abkommen zwischen der jugoslawischen Regierung und der [[Kroatische Bauernpartei|Kroatischen Bauernpartei]] von [[1939]] wurde dann ganz Dalmatien (abgesehen vom italienischen Zadar und der Bucht von Kotor) Teil der neugeschaffenen autonomen ''Banschaft Kroatien'' (''Banovina Hrvatska''). |
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Unmittelbar nach der von der Idee des „[[Irredentismus]]“ und Mussolinis imperialen Ambitionen geleiteten Annexion Dalmatiens begannen die italienischen Faschisten mit antikroatischen Maßnahmen: Kroatische Beamte wurden entlassen und deren Posten mit Italienern besetzt. Die Zuwanderung von Italienern wurde gefördert. Auf den Inseln [[Rab]] und [[Molat]] wurden Gefangenenlager errichtet. Ein beträchtlicher Teil der kroatischen und serbischen Bevölkerung Dalmatiens schloss sich in der Folge der antifaschistischen Bewegung der [[Tito-Partisanen]] an. |
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Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden 1941-1943 große Teile des Küstengebietes einschließlich der Städte [[Split]] und [[Šibenik]] und der vorgelagerten Inseln von den [[Faschismus|faschistischen]] Truppen [[Mussolini]]s [[Italien|italienisch]] besetzt, während der Rest Dalmatiens zum mit den [[Achsenmächte]]n verbündeten "[[Unabhängiger Staat Kroatien|Unabhängigen Staat Kroatien]]" kam. |
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Während der letzten Kriegsjahre (1943–1945) war Zadar Ziel von heftigen alliierten Bombenangriffen, die einen Großteil der historischen Altstadt zerstörten. Mit dem Sieg der Partisanen über die Achsenmächte 1944/1945 kam ganz Dalmatien zur [[Kroatien|kroatischen]] Teilrepublik [[Jugoslawien]]s. Die Bucht von [[Kotor]] blieb jedoch auf Dauer aus Dalmatien ausgegliedert und wurde [[Montenegro]] angeschlossen. Der überwiegende Teil der italienischen Bevölkerungsgruppe verließ Dalmatien bis 1954; der Exodus betraf nicht nur Zuwanderer der Mussolinijahre, sondern auch alteingesessene Italiener, die im kommunistischen Jugoslawien für sich keine Zukunft sahen. |
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Unmittelbar nach der [[Irredentismus|Irredentistischen]] Annexion Dalmatiens begannen die italienischen Faschisten mit antikroatischen Maßnahmen: Kroatische Beamte wurden entlassen und deren Posten mit Italienern Besetzt. Die Zuwanderung von Italienern wurde gefördert. |
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Ende der 1960er Jahre begann sich in Dalmatien der [[Tourismus]] zu entwickeln. Wirtschaftlich blieb die Region weiterhin unterentwickelt. Nach der Niederschlagung des [[Kroatischer Frühling|„kroatischen Frühlings“]] 1971 wurde von der Kommunistischen Partei Jugoslawiens beschlossen, den Bau der für die [[Infrastruktur]] Dalmatiens wichtigen [[Autobahn]]verbindung von [[Zagreb]] nach Split zu stoppen. |
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Auf den Inseln [[Rab]] und in [[Molat]] wurden von den italienischen Faschisten [[Konzentrationslager]] errichtet. |
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Seit dem [[Zerfall Jugoslawiens]] 1991/1992 gehört Dalmatien zum unabhängigen Kroatien. |
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Schikanöse Anordnungen der neuen Herrscher, [[Italianisierung|Italianisierungsmaßnahmen]] und sonstiger nationalistischer Terror führten dazu, dass die dortigen Kroaten sich zunehmend der antifaschistischen Bewegung und den [[Tito-Partisanen]] anschlossen. |
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Während des [[Kroatien-Krieg]]s kam der Tourismus in den Jahren 1991 und 1992 nahezu zum Erliegen. Zahlreiche Hotels wurden zu Flüchtlingslagern für zeitweilig bis zu 460.000 von serbischen [[Freischärler]]n und der [[Jugoslawische Volksarmee|JNA]] vertriebene [[Kroaten]] und [[Bosniaken]] umfunktioniert. Andererseits flohen 1995 angesichts der [[Militäroperation Oluja]], der Rückeroberung serbisch besetzter Teile kroatischen Staatsgebiets, an die 92.000 [[Serben]] in die [[Republika Srpska]] in [[Bosnien und Herzegowina]] oder nach [[Serbien und Montenegro]]. |
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Mit dem Sieg der Partisanen über die [[Achsenmächte]] [[1944]]/[[1945]] kam ganz Dalmatien zur [[Sozialistische Republik Kroatien|Sozialistischen Teilrepublik Kroatien]] innerhalb [[Jugoslawien]]. Die Bucht von [[Kotor]] wurde jedoch von der damaligen [[Kommission]], die die Grenzen der Teilrepubliken festlegte, aus Dalmatien ausgegliedert und wurde [[Montenegro]] angeschlossen. |
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Seit der Reintegration der international nicht anerkannten „[[Republik Serbische Krajina]]“ im Jahr 1995 wurde die Verkehrsanbindung Dalmatiens kontinuierlich ausgebaut. Im Jahr 2005 wurde die [[Autocesta A1|Autobahnverbindung]] von Zagreb nach Split fertiggestellt, der weitere Ausbau bis Dubrovnik ist im Gange. Dies hat für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Gebiete enorme Bedeutung, da ein Großteil der Urlauber mit dem eigenen Fahrzeug anreist. |
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Ende der sechziger Jahre begann sich in Dalmatien der [[Tourismus]] zu entwickeln. Jedoch blieb nur ein kleiner Teil der erwirtschafteten Gewinne in Dalmatien. Wirtschaftlich blieb die Region weiterhin unterentwickelt. Nach der Niederschlagung des [[Kroatischer Frühling|kroatischen Frühlings]] 1971 wurde von der kommunistischen Partei Jugoslawiens beschlossen, den Bau der für die [[Infrastruktur]] Dalmatiens wichtige [[Autobahn]]verbindung von [[Zagreb]] (und somit Westeuropa) nach [[Split]] zu stoppen. |
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Politisch ist der Süden Kroatiens heute in vier [[Politische Gliederung Kroatiens|Gespanschaften]] gegliedert, so dass Dalmatien keine administrative Einheit mehr ist. Das Gebiet bleibt aber durch die touristische Marke Dalmatien, die historische Städte und landschaftliche Schönheit mit südlicher Leichtigkeit kombiniert, in der Wahrnehmung des Auslandes eine Einheit. |
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== Aktuelle Entwicklung == |
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Seit dem Zerfall [[Jugoslawien]]s [[1991]]/[[1992]] gehört Dalmatien zur [[souverän]]en Republik [[Kroatien]]. |
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== Sonstiges == |
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Während des [[Kroatien-Krieg]]es kam der Tourismus in den Jahren [[1991]] und [[1992]] nahezu zum Erliegen. Zahlreiche Hotels wurden zu Flüchtlingslagern für die zeitweilig bis zu 460.000 von serbischen [[Freischärler]]n und der [[Jugoslawische Volksarmee|JNA]] vertriebenen [[Kroaten]] und [[Bosniaken]] umfunktioniert. Andererseits flohen [[1995]] angesichts der [[Militäroperation Oluja]] an die 92.000 [[Serben]] in den serbisch kontrollierten Teil [[Bosnien und Herzegowina]]s oder nach [[Serbien]]. |
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* Die Hunderasse [[Dalmatiner]] ist möglicherweise nach der Region benannt. |
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Seit der Reintegration der ehemals serbisch besetzten Gebiete Kroatiens im Jahr 1995 wurde die verkehrstechnische Anbindung Dalmatiens kontinuierlich ausgebaut und die relative [[Isolation]] überwunden. Im Jahr [[2005]] wurde die [[Autobahn]]verbindung von [[Zagreb]] nach [[Split]] fertiggestellt, der weitere Ausbau bis [[Dubrovnik]] ist in Gange. Dies hat für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Gebiete eine enorme Bedeutung, da ein Großteil der Urlauber mit dem eigenen Fahrzeug anreist. |
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* Die [[Dalmatik]], das liturgische Gewand des Diakons, hat ihren Namen daher, dass sie aus Dalmatien nach Rom eingeführt wurde. |
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* Der in den 1980er Jahren gesammelte und 2023 als neue Art entdeckte [[Dalmatinischer Winterspanner|Dalmatinischen Winterspanner]] ist vermutlich nach Dalmatien benannt.<ref>[https://orf.at/einfach/stories/3339787/ Innsbrucker Forscher entdeckte neue Schmetterlingsart] orf.at, 14. November 2023, abgerufen am 15. November 2023.</ref> |
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Die heutige [[Verwaltung|administrative]] [[Staat]]sgliederung Kroatiens, unterteilt den Süden des Landes in vier Gespanschaften. Daher lässt die moderne Entwicklung die Folgerung zu, dass Dalmatien sowohl im [[Politik|politischen]] als auch im [[Ökonomie|ökonomischen]] Sinn im modernen, [[souverän]]en [[Staat]] [[Kroatien]] kein zeitgemäßer Begriff ist. Politisch und administrativ bildet Dalmatien seit etwa einem Jahrhundert keine funktionelle Einheit mehr. Lediglich die Bewohner Südkroatiens nennen sich innerhalb ihres Landes Dalmatinci, ebenso wie die regionalen Innenbezeichnungen der Kroaten aus anderen Teilen des Landes (z. B. Slavonci (aus [[Slawonien]], Licani (aus der [[Lika]]), Zagorci (aus dem [[Zagorje]]), Medjumurci (aus dem [[Medjimurje]]), Istrani (aus [[Istrien]].... ) sein können. |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Luciano Monzali: ''Italiani di Dalmazia. Dal Risorgimento alla Grande Guerra'', Le lettere, 2004. |
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*Wolfgang Libal: Dalmatien. Stadtkultur und Inselwelt an der jugoslawischen Adriaküste. München 1990. |
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* Alessio Conte: ''Ca’ Foscari e l’imperialismo adriatico: la Dalmazia nell’università veneziana tra studi e ideologia'', tesi di laurea, Venedig 2017. ([https://www.academia.edu/35099858/Ca_Foscari_e_l_imperialismo_adriatico_la_Dalmazia_nell_università_veneziana_tra_studi_e_ideologia academia.edu]) |
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*Lothar Waldmüller: Die Synoden in Dalmatien, Kroatien und Ungarn. Von der Völkerwanderung bis zum Ende der Arpaden (1311). (=Konziliengeschichte, Reihe A: Darstellungen). Paderborn u.a. 1987. ISBN 3-506-74686-3 |
|||
* Antoni Cetnarowicz: ''Die Nationalbewegung in Dalmatien im 19. Jahrhundert. Vom „Slawentum“ zur modernen kroatischen und serbischen Nationalidee.'' In: ''Menschen und Strukturen.'' Band 16 / ''Studia Polono-Helvetica.'' Band 5 (Originaltitel: ''Odrodzenie narodowe w Dalmacji''). Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York, NY / Oxford / Wien 2008, ISBN 978-3-631-57418-8. |
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*Konrad Clewing: Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung. Dalmatien in Vormärz und Revolution. (= Südosteuropäische Arbeiten. 109). München 2001. ISBN 3-486-56526-5 |
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* Konrad Clewing: ''Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung. Dalmatien in Vormärz und Revolution.'' In: ''Südosteuropäische Arbeiten''. Band 109. [[R. Oldenbourg Verlag|Oldenbourg]], München 2001, ISBN 3-486-56526-5 (zugleich [[Dissertation]] an der [[Ludwig-Maximilians-Universität München]] 1997). |
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*Aleksandar Jakir: Dalmatien zwischen den Weltkriegen. Agrarische und urbane Lebenswelt und das Scheitern der jugoslawischen Integration. (= Südosteuropäische Arbeiten. 104). München 1999. ISBN 3-486-56447-1 |
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* Johannes Kalwoda: ''Parteien, Politik und Staatsgewalt in Dalmatien (1900–1918). Zur Wechselwirkung zwischen staatlicher Verwaltung und parlamentarischer Vertretung'' (= Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Bd. 38), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2023, ISBN 978-3-7001-8594-9 ([https://www.academia.edu/112745785/Parteien_Politik_und_Staatsgewalt_in_Dalmatien_1900_1918_Zur_Wechselwirkung_zwischen_staatlicher_Verwaltung_und_parlamentarischer_Vertretung_Studien_zur_Geschichte_der_%C3%96sterreichisch_Ungarischen_Monarchie_38_Wien_Verlag_d_%C3%96sterreichischen_Akademie_der_Wissenschaften_2023_676_Seiten_]). |
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* Aleksandar Jakir: ''Dalmatien zwischen den Weltkriegen. Agrarische und urbane Lebenswelt und das Scheitern der jugoslawischen Integration.'' In: ''Südosteuropäische Arbeiten''. Band 104. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56447-1 (zugleich [[Dissertation]] an der [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]] 1997). |
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* Wolfgang Libal: ''Dalmatien. Stadtkultur und Inselwelt an der jugoslawischen Adriaküste.'' [[Prestel Verlag|Prestel]], München / London / New York, NY 1999 (Erstausgabe 1990), ISBN 3-7913-2107-2. |
|||
* Peter Stachel: ''Halb-kolonial und halb-orientalisch? Dalmatien als Reiseziel im 19. und frühen 20. Jahrhundert.'' In: Peter Stachel, Martina Thomsen (Hrsg.): ''Zwischen Exotik und Vertrautem. Zum Tourismus in der Habsburgermonarchie und ihren Nachfolgestaaten''. [[Transcript Verlag]], Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2097-9, S. 165–199. |
|||
* Michael M. Stanić: ''Dalmatien. Kleine Kunstgeschichte einer europäischen Städtelandschaft''. [[Böhlau Verlag|Böhlau]], Köln / Weimar / Wien 2008, ISBN 978-3-412-20044-2. |
|||
* [[Lothar Waldmüller]]: ''Die Synoden in Dalmatien, Kroatien und Ungarn. Von der Völkerwanderung bis zum Ende der Arpaden (1311)''. In: ''Konziliengeschichte'', Reihe A, ''Darstellungen''. Schöningh, Paderborn / München / Wien / Zürich 1987, ISBN 3-506-74686-3 (zugleich [[Habilitationsschrift]] an der [[Universität Augsburg]] 1980). |
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* Maude M. Holbach: [http://www.literature.at/viewer.alo?viewmode=overview&olfullscreen=true&objid=597&page=4 ''Dalmatien. Das Land, wo Ost und West sich begegnen''.] Wien / Leipzig 1909 |
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* {{Britannica 1911 |Lemma=Dalmatia |Band=7 |Seite=772}} |
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* [https://alex.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=lda&datum=1849 ''Landes-Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Dalmatien 1848–1918''] |
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== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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*[http://www.literature.at/webinterface/library/ALO-BOOK_V01?objid=597&page=4&zoom=3&ocr= Maude M. Holbach: Dalmatien. Das Land, wo Ost und West sich begegnen. Wien u. Leipzig 1909] |
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<references /> |
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*[http://92.1911encyclopedia.org/D/DA/DALMATIA.htm Encyclopaedia Britannica von 1911] |
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*[http://www.newadvent.org/cathen/04606b.htm Catholic Encyclopedia, eng.] |
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*[http://www.euratlas.com/big/big0400.htm Landkarte Europas im 4. Jahrhundert] |
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*[http://www.skipperguide.de/wiki/Dalmatien Revierinformationen zu dalmatischen Städten und Inseln auf SkipperGuide.de] |
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''siehe auch:'' [[Dalmatiner (Hunderasse)]] |
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Aktuelle Version vom 12. Januar 2025, 13:47 Uhr
Dalmatien Dalmacija (kroatisch) | |||
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![]() Dalmatien (dunkelblau) innerhalb Kroatiens | |||
Basisdaten | |||
Staat(en) | Kroatien (historisch auch ein kleiner Teil Montenegros) | ||
Amtssprache(n) | kroatisch | ||
![]() | |||
![]() |
Dalmatien (kroatisch Dalmacija, serbisch-kyrillisch Далмација, italienisch Dalmazia) ist eine geographische und historische Region an der Ostküste der Adria, im Süden und Südosten Kroatiens und im südwestlichsten Montenegro. Die historische Region hat seit Anfang des 20. Jahrhunderts keinen offiziellen Status mehr. Sie erstreckt sich von der Insel Pag im Norden bis über die Bucht von Kotor im Süden. Das südliche Dalmatien grenzt im Nordosten großteils an Bosnien und Herzegowina. Die wichtigsten Städte sind Split, Zadar, Šibenik und Dubrovnik.
Die Bezeichnung Dalmatien besteht seit dem 1. Jahrhundert und geht auf den Namen der Delmaten (Dalmaten), eines Stammes der Illyrer, zurück. Die räumliche Ausdehnung Dalmatiens hat sich im Lauf der Zeit wesentlich verändert: Die historische Region Dalmatia erstreckte sich zeitweilig auch auf Teile der heutigen Staaten Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Serbien und Kosovo. Die Bezeichnung Dalmatien hielt sich bis heute nur in Kroatien und einem kleinen Teil Montenegros.
Relief und Klima
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die dalmatinische Landschaft ist eine zerklüftete und verkarstete Küstenlandschaft. Wichtigstes Merkmal der Region sind die etwa 942 Inseln, Holmen, Klippen und Felsen. 78 % aller kroatischen Inseln liegen in dieser Region. Die Gesamtfläche der Inseln beträgt 2070 km², was etwa 4 % der Fläche Kroatiens entspricht. Der Ursprung der Inseln liegt im dinarischen Festland, die Inseln sind die über den Meeresspiegel herausragenden Teile dieser bergigen Landschaft. Die Inseln im Norden des Landes sind zahlreicher, aber auch kleiner. Ihre Form ist länglich und verläuft parallel zur Küste. Dazu gehören Pag, Ugljan, Pašman, Dugi otok, Kornati und Žirje.
Die offene Küste auf Höhe des Kap Planka (Rt Ploča) ist die unsichtbare Grenze zwischen Nord- und Mitteldalmatien. Die mitteldalmatinischen Inseln Hvar, Brač, Šolta, Korčula, Vis, Lastovo und Čiovo sind größer und haben eine östlich-westliche Ausrichtung im Gegensatz zu den Inseln im Norden, die nordwestlich-südöstlich ausgerichtet sind. Nordwestlich von Vis befinden sich Jabuka und Brusnik – diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs.[1] Die südlichsten Inseln Dalmatiens sind Mljet und Elafitische Inseln sowie auch die Halbinsel Pelješac. Die meisten Inseln (vor allem die Erhebungen) bestehen aus Kreidegestein, während die Täler und Einsenkungen aus weniger durchlässigem Dolomitstein bestehen. Es gibt auf manchen Inseln in den Niederungen Moore. Durch die Korrasion entstanden an den Rändern der Niederungen die Kiesstrände.
Die Küste ist etwa 1200 km lang. Der südliche Teil der Velebit-Küste ist sehr steil und unzugänglich, die Verbindung zum Hinterland nur spärlich ausgebaut. Die Küstenregion um Zadar, Biograd und Trogir ist sehr fruchtbar. Die letztere liegt am Neretva-Delta, eine aus Flysch bestehende Landschaft. Südlich von Dubrovnik ist die Küste offen und somit am meisten von der Korrasion betroffen.
Das Mittelmeerklima zeichnet sich durch milde, feuchte Winter und sonnige, trockene Sommer aus. Der Niederschlag ist an der Küste Dalmatiens mit etwa 3000 mm im Süden und 1800 mm im Norden wesentlich höher als im Landesinneren. Die Durchschnittstemperaturen betragen im Juli 24,8 °C und im Januar 5,1 °C. Für die Region ist der Scirocco typisch, ein heißer Wind aus südlicher bis südöstlicher Richtung. Der gelegentlich auftretende kalte Fallwind Bora kann eine Geschwindigkeit bis 250 km/h erreichen und zählt zu den stärksten Winden der Welt.[2]
Bevölkerung
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Die Bevölkerung Dalmatiens konzentriert sich entlang der Küste, wo auch fast alle größeren Städte liegen. Das Landesinnere ist hingegen nur dünn besiedelt.
Aufgrund seiner wirtschaftlichen Rückständigkeit war Dalmatien lange Zeit ein Auswanderungsland. Ein großer Teil der kroatischen Diaspora stammt von hier.
Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts lagen die bevorzugten Ziele der Auswanderer in Übersee: Nordamerika, Südamerika (vor allem Chile und Argentinien), Australien und Neuseeland.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hingegen gingen viele Bewohner Dalmatiens als Gastarbeiter nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz.
Ethnien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bevölkerung Dalmatiens besteht zur großen Mehrheit aus ethnischen Kroaten.
Gespanschaft | Einwohnerzahl (Volkszählung 2011) |
davon Kroaten | sonstige Volksgruppen |
---|---|---|---|
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170.017[3] | 157.389 (92,57 %)[3] | 12.628 (7,34 %): davon 8.184 Serben (4,81 %)[3] |
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109.375[4] | 95.582 (87,39 %)[4] | 13.793 (12,61 %): davon 11.518 Serben (10,53 %)[4] |
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454.798[5] | 441.526 (97,08 %)[5] | 13.272 (2,92%): davon 4.797 Serben (1,05 %), 1.389 Bosniaken (0,31 %) und 1.025 Albaner (0,23 %)[5] |
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122.568[6] | 115.668 (94,37 %)[6] | 6.900 (5,63 %): davon 2.095 Serben (1,71 %) und 1.978 Bosniaken (1,61 %)[6] |
- Historisch
Die zahlenmäßig größte Minderheit bilden Krajina-Serben, die vor dem Krieg 1990–1995 in einem Teil des Hinterlandes Norddalmatiens (um die Stadt Knin) die Bevölkerungsmehrheit stellten. Auch in einigen Küstenstädten, vor allem Zadar und Šibenik, lebte bis zum Krieg eine serbische Minderheit. Während der Operation Oluja, mit der dieses Gebiet 1995 in den kroatischen Staat wiedereingegliedert wurde, flüchteten die meisten Serben. Im Laufe der letzten Jahre ist ein Teil von ihnen zurückgekehrt.
In Zadar gab es eine kleine italienische Minderheit. Laut Volkszählung im Jahr 2011 lebten 90 Italiener in der Stadt Zadar. Dies entspricht 0,12 % der Gesamtbevölkerung.[3] Die Mehrzahl der ehemaligen italienischen Einwohner Dalmatiens ist jedoch teilweise schon nach dem Ersten, teilweise nach dem Zweiten Weltkrieg nach Italien übersiedelt bzw. geflüchtet. Der Ort Arbanasi, ehemals ein selbstständiges Dorf, heute ein Stadtteil von Zadar, geht auf Albaner zurück, die zu venezianischer Zeit als Flüchtlinge dort angesiedelt wurden; heute sind ihre Nachkommen jedoch weitgehend assimiliert.
Außerdem gibt es Einwohner, die in der jugoslawischen Zeit zugewandert sind: Bosniaken bzw. slawische Muslime, kosovarische Albaner und Mazedonier.
Größte Städte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die größten Städte Dalmatiens (Kroatien) sind (Einwohnerzahlen gemäß der Volkszählung von 2001):

- Split 211.192[VZ 1]
- Zadar 72.718
- Šibenik 51.553
- Dubrovnik 43.770
- Kaštela 34.103
- Sinj 25.373
- Solin 19.011
- Omiš 15.472
- Knin 15.190
- Metković 15.384
- Makarska 13.716
- Trogir 12.995
- Ploče 10.834
- Trilj 10.799
- Imotski 10.213
Im heute montenegrinischen Teil des bis 1918 bestehenden k. u. k. Kronlandes Dalmatien befinden sich die Städte:
- Kotor 22.947
- Herceg Novi 12.700
Anmerkung:
- ↑ Volkszählung von 2011
Verwaltungsgliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das kroatische Dalmatien ist heute in vier Gespanschaften (kroatisch, plural: županije) gegliedert. Das sind von Norden nach Süden:
Flagge | Wappen | Kroatische Bezeichnung (Županija) |
Deutsche Bezeichnung | Karte | Fläche (km²) | Einwohnerzahl (Volkszählung 2011) | Verwaltungssitz | geographische Lage |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
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Zadarska županija | Gespanschaft Zadar | ![]() |
3.643 | 170.017[3] | Zadar | umfasst den nördlichsten Teil Dalmatiens um die Stadt Zadar, die vorgelagerten Inseln und das Hinterland von der Adria bis zur Grenze zu Bosnien und Herzegowina |
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Šibensko-kninska županija | Gespanschaft Šibenik-Knin | ![]() |
2.994 | 109.375[4] | Šibenik | um die Städte Šibenik und Knin von der Adria bis zur Grenze zu Bosnien und Herzegowina |
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Splitsko-dalmatinska županija | Gespanschaft Split-Dalmatien | ![]() |
4.524 | 454.798[5] | Split | in Mitteldalmatien um die Stadt Split herum, umfasst außerdem die Inseln Brač, Hvar und Vis |
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Dubrovačko-neretvanska županija | Gespanschaft Dubrovnik-Neretva | ![]() |
1.782 | 122.568[6] | Dubrovnik | der südlichste Teil Dalmatiens um die Stadt Dubrovnik sowie das Gebiet der Neretvamündung, die Halbinsel Pelješac und die Inseln Korčula, Mljet und Lastovo |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Altertum
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In der Antike war Dalmatien von illyrischen Stämmen besiedelt. Nördlich der Krka lebten die Liburner, weiter im Süden die Delmaten (Dalmatier), im heutigen Montenegro bis hin nach Lissos, die Labeaten. An der Küste und auf den Inseln gab es seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. griechische Kolonien. Hellenische Gründungen waren Epidauros, Melaina Korkyra (beide 6. Jahrhundert v. Chr.), Issa, Pharos, Narona und Rhizon (alle 4. Jahrhundert v. Chr.), vielleicht auch Aspalathos.
Die Delmaten konnten sich zwischen 175 und 170 v. Chr. vom Reich des illyrischen Königs Genthios unabhängig machen. Die Hauptstadt ihres Gemeinwesens war Delminium (heute: Tomislavgrad).
Im Jahre 156 v. Chr. wurden die Delmaten zum ersten Mal von einer römischen Armee angegriffen und unterworfen. Sie wurden tributpflichtig, aber erst unter Augustus (31 v. Chr. – 14 n. Chr.) wurde das Land endgültig ins Imperium eingegliedert, nachdem der illyrische Aufstand, an dem sich die Delmaten beteiligt hatten, von Tiberius im Jahre 9 nach Christus niedergeschlagen worden war.
Unter Kaiser Augustus wurde dann die Provinz Dalmatia eingerichtet.
Nach dem Ende des weströmischen Reiches wurde Dalmatien 481 von Odoaker erobert und fiel nach dessen Tod 493 unter die Herrschaft des ostgotischen Königs Theoderich. Die Gotenherrschaft endete 535, als Justinian I., der selbst aus dem Illyricum stammte, Dalmatien dem oströmischen Reich einverleibte. Anschließend wurde die ohnehin abgelegene und verarmte Provinz von slawischen Plünderungszügen und 569 und 595 von awarischen Einfällen heimgesucht (siehe auch Balkanfeldzüge des Maurikios).
Frühmittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ansiedlung der Slawen in den römischen Provinzen Illyrien und Dalmatien in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts war ein Wendepunkt in der Geschichte des Landes und markiert hier das Ende der Spätantike: Während im Landesinneren die Invasoren keine Schwierigkeiten hatten, die Urbevölkerung zu vertreiben oder einzugliedern, trafen sie an der Küste auf mächtige, wehrhafte Städte. Während also die anderen Bereiche durch die Slawen besiedelt wurden, zog die römisch-lateinische Bevölkerung in die Schutz bietenden großen Städte wie Ragusa (das heutige Dubrovnik), Jadera (heute Zadar) oder andere, wo sich auch noch lange romanische Idiome halten konnten, die in der modernen Romanistik als dalmatische Sprache bezeichnet werden.
Die Herrschaft Ostroms über das Thema Dalmatien (535–1102) blieb nach der slawischen Einwanderung – abgesehen von der Oberhoheit über die Küstenstädte – bald nur noch nominell bestehen.

Im Hinterland der Küste entstanden in den folgenden Jahrhunderten mehrere slawische Staaten: in Nord- und Mitteldalmatien das Kroatische Fürstentum und spätere Königreich, über das es ab ca. 800 gesicherte Nachrichten gibt, im Gebiet der Neretva-Mündung der Staat Paganien der Narentaner (Neretvani) und weiter südlich im Hinterland von Dubrovnik in der heutigen Herzegowina die Fürstentümer Zahumlje und Travunien. Während Kroatien schon früh christianisiert wurde, blieben die Narentaner noch längere Zeit heidnisch. Im administrativen Sinne verstand man unter Dalmatien seitdem nur noch die Küstenstädte und einen Teil der vorgelagerten Inseln, wo die politischen und gesellschaftlichen Strukturen aus römisch-byzantinischer Zeit zum Teil bestehen blieben.

Mit der Zeit entwickelte sich der Handel zwischen der Bevölkerung in den Städten und der in Stadtnähe angesiedelten Bevölkerung. Es kam allmählich zu einer Vermischung der Bevölkerung, so dass die Slawen zunehmend in den Städten siedelten und diese dadurch zunehmend ihre romanischen Merkmale verloren.
806 dehnte das Frankenreich seinen Einfluss vorübergehend nach Dalmatien aus. 829 plünderten Sarazenen die Küste. Eine Republik slawischer Piraten entstand an der Mündung der Neretva, denen es gar gelang, 887 eine Flotte Venedigs vernichtend zu schlagen und bis zu ihrer Vernichtung durch den Dogen Pietro II. Orseolo 998 Tribut von Venedig selbst einzufordern. Mit diesem Sieg nahm der Doge den Titel Fürst von Dalmatien an. Zu einer dauerhaften venezianischen Herrschaft über größere Teile Dalmatiens kam es jedoch zunächst nicht, vielmehr wurde das kroatische Fürstentum zur wichtigsten Macht an der dalmatinischen Adriaküste.
Der kroatische Fürst Mislav (835–845) verlegte seine Hauptresidenz nach Klis in der Nähe von Split. Fürst Trpimir (845–864) rief den Benediktiner-Orden ins Land und bot dem in Franken verfolgten Gottschalk von Orbais Zuflucht an seinem Hof. Er gründete die Diözese von Nin. Fürst Domagoj (864–876) kämpfte so intensiv gegen Venedig, dass ihn Byzanz in dessen Besitz sich Venedig seinerzeit befand, versuchte durch eine Verschwörung zu beseitigen. Dem Fürsten Branimir (879–892) zahlen die romanischen Städte in Dalmatien Tribut, die bis dahin den Tribut an Byzanz zahlten. Nach der Niederlage bei Makarska im Jahr 887 (bei der der Doge Pietro I. Candiano fiel) zahlten die Venezianer Abgaben für die Passage entlang der kroatischen Küste. Fürst Branimir erhielt vom Papst Johannes VIII. am 7. Juni 879 die Anerkennung über die „weltliche Macht“ über Dalmatien. Unter König Tomislav (910–928) wurde Kroatien zu einem Königreich vereinigt. Unter der Regentschaft von König Petar Krešimir IV. erlebte das Königreich seine Blütezeit.
Das Fürstentum Travunien dagegen fiel in den Einflussbereich der Groß-Župane von Raszien aus der Dynastie Vlastimirić und wurde damit Teil des mittelalterlichen serbischen Staates.
In Zahumlje wiederum herrschte die heimische Dynastie der Višević.
Währenddessen erweiterten die Könige von Kroatien ihre Herrschaft über das nördliche und mittlere Dalmatien, forderten Tribut von den romanischen Städten wie Zadar ein und konsolidierten ihre eigene Macht in den kroatischen Städten.
Im Küstengebiet Norddalmatiens verbreitete sich – von den ehemals byzantinischen Inseln des Kvarner ausgehend – die slawische Liturgie mit kirchenslawischer Sprache und glagolitischer Schrift, so dass sich hier einer der wenigen Fälle ergab, in denen in der römisch-katholischen Kirche nicht Latein als Liturgiesprache verwendet wurde. Dieser Zustand wurde zwar lange Zeit nicht offiziell anerkannt; die Synode von Split 1059 forderte, dass die Liturgien auf Latein oder Griechisch zu halten seien. In der Praxis bestand die slawische Liturgie jedoch fort.
Ein Raubzug der Normannen 1073 konnte nur mit Mühe und der Hilfe der venezianischen Flotte aufgehalten werden.
Zwischen Ungarn-Kroatien und Venedig ab 1100
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1100 kam Kroatien in Personalunion zur ungarischen Krone. Im Jahr 1102 krönte sich der ungarische König Koloman in Biograd zum kroatischen König. Der byzantinische Kaiser Manuel I. Komnenos erzwang noch einmal die Herrschaft über Dalmatien, doch im Jahr 1186 schlossen Byzanz und das Königreich Ungarn einen Friedensvertrag, in dem Byzanz den Verzicht auf Dalmatien und Kroatien erklärte. In den dalmatinischen Städten entwickelte sich im Laufe des Mittelalters eine Synthese aus romanischer und kroatischer Kultur.
Im 12. Jahrhundert war Dalmatien häufigen Angriffen Venedigs ausgesetzt. Besonders Zadar, das neben Zagreb der Hauptsitz des kroatischen Bans war. Im Jahr 1241 floh der ungarische König Béla vor den Mongolen nach Dalmatien. Auf dem Grobnik-Feld (Grobničko polje) nahe der Stadt Rijeka wurden die Mongolen nach kroatischer Überlieferung schließlich 1242 von kroatischen Truppen geschlagen. Die Mongolen zogen jedenfalls südwärts, plünderten Dubrovnik und fielen in Serbien und Bulgarien ein. Danach zogen sich die Reste der einstmals mächtigen Mongolen nach Russland und weiter nach Asien zurück.
Unfähig dem Sturm der Zeiten alleine zu widerstehen, ohne den Schutz Ostroms und durch die internen Querelen daran gehindert, ein Verteidigungsbündnis zu errichten, baten die dalmatischen Stadtstaaten Venedig und Ungarn um Unterstützung. Die Venezianer waren im Gegensatz zu den Ungarn nicht an der territorialen Ausbreitung ihres Landes interessiert, sondern wollten lediglich das Aufblühen einer konkurrierenden politischen oder wirtschaftlichen Macht (d. i. Ungarn-Kroatien) an der östlichen Adriaküste verhindern, und halfen den dalmatischen Städten daher großzügig.
Doch auch Ungarn hatte seine Unterstützer. Wie in fast allen Stadtstaaten entstanden auch in jenen der dalmatischen Küste zwei entgegengesetzte Parteien, die kaum zueinander fanden. Während die Bauern und Binnenhändler eher zu dem mächtigen Nachbarn Ungarn standen, warben die seefahrenden Händler um die Unterstützung durch Venedig. Viele der Städte zahlten somit faktisch Tribut an eine der beiden Mächte, doch hielten sie stets an ihren Stadtrechten fest. Selbst nachdem 1102–1105 Koloman von Ungarn König von Kroatien und Dalmatien geworden war, wurden die Rechte der Städte bestätigt:
- sie wählten ihre eigenen Magistrat, Bischof und Richter;
- das römische Recht blieb in Kraft;
- sie durften gar weiterhin eine eigene Außenpolitik führen;
- kein Fremder, nicht einmal ein Ungar, durfte sich in einer Stadt niederlassen, ohne willkommen zu sein;
- derjenige, der die ungarische Herrschaft ablehnte, konnte jederzeit mit seinem gesamten Besitz auswandern;
- die Zolleinkommen wurden zwischen dem Ungarischen König, dem Magistratsherren, dem Bischof und der Bürgerschaft aufgeteilt.
Die Venezianer boten den Städten, die zu ihnen gehörten, prinzipiell dieselben Freiheiten und Rechte. Nicht überraschend blieben die weiterhin sehr eigenwilligen dalmatinischen Städte ihren Herren nur treu, wenn es ihnen passte, und es kam häufig zu Aufständen. Zwischen 1180 und 1345 kam es sogar in Zadar zu vier Aufständen, obwohl die Stadt durch ihre venezianischen Herren mit besonderer Obacht behandelt wurde, da diese den Besitz der Stadt als grundlegend für ihren maritimen Aufstieg betrachteten. Die Verbreitung der bogomilen Häretiker, die Konkurrenz zwischen Venedig und Ungarn und die vagen, fast in Vergessenheit geratenen Ansprüche Ostroms trugen nicht zum Frieden in der Region bei. 1202 unterstützte Dalmatien die Armee Venedigs im Vierten Kreuzzug. 1242 brachen Tataren in das Land ein.
Im Süden Dalmatiens und im Hinterland Dubrovniks festigte sich unterdessen die Herrschaft serbischer Könige. Der Archon von Dioklitien Mihailo Vojisavljević bekam vom Papst Gregor VII. 1077 die Königsinsignalien und wurde damit der erste gekrönte König von Serbien. In sein Machtbereich fiel das südliche Dalmatien bis Makarska, ausgenommen Dubrovnik. In der Folge herrschte die Dynastie der Nemanjiden über Raszien, Dioklitien, Zahumlje und Travunien.
Um 1323 machte sich in Zahumlje der lokale Adel der Branojević selbstständig, der mit Dubrovnik befehdet war. Da die Hilfsgesuche an den serbischen König Stefan Dečanski erfolglos blieben, wandte sich der Senat von Dubrovnik an den bosnischen Ban Stjepan II. Kotromanić. Dieser begann nun einen Feldzug gegen die Branojević, schlug diese und annektierte Zahumlje 1326. Mit dieser Eroberung gewann das mittelalterliche Bosnien erstmals einen Zugang zum Meer. Der serbische Zar Stefan Dušan versuchte zwar, Zahumlje zurückzugewinnen, doch richteten sich seine Ambitionen überwiegend gegen Byzanz, weswegen er gute diplomatische Beziehungen zu Dubrovnik suchte und der Republik 1333 alle dalmatinischen Besitzungen nördlich von Dubrovnik bis zur Mündung der Neretva überließ.
Im Norden Dalmatiens übertraf die Macht mancher kroatischer Magnaten wie beispielsweise der Grafen von Bribir gar diejenige des ungarischen Königs. Tvrtko I. Kotromanić begründete das bosnische Königreich und annektierte 1389 die gesamte adriatische Küste zwischen Kotor und Rijeka, abgesehen von dem venezianischen Zadar und seinem unabhängigen Alliierten Dubrovnik (italienisch: Ragusa).
Im Jahre 1409 verkaufte Ladislaus von Anjou-Durazzo Dalmatien für 100.000 Dukaten an die Republik Venedig.
Als schließlich die Macht Bosniens und sogar Ungarns durch den Ansturm der Türken zerbrach, konnte Venedig einen leichten Sieg feiern: 1420 war abgesehen von Omiš (dieses erst 1444) und Dubrovnik (das seine Unabhängigkeit wahrte) ganz Dalmatien gefallen. Da die neue Herrschaft Frieden versprach, hießen viele Städte den Wechsel willkommen.
Kurz herrschte Frieden im Land, doch die Türken zogen weiter vorwärts. Konstantinopel fiel 1453, Serbien 1459, Bosnien 1463 und die Herzegowina 1483. Die Grenzen Venedigs und des Osmanischen Reiches trafen aufeinander und die Zeit der so genannten Türkenkriege begann.
Frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Republik Dubrovnik (Ragusa) suchte Schutz in der Freundschaft mit den Invasoren. Nachdem 1508 Venedig seine Truppen nach Hause abzog und Ungarn 1526 sich mit Dalmatien überwarf, eroberten die Türken mit Leichtigkeit den größten Teil Dalmatiens. Der Friede von 1540 ließ Venedig nur wenige Küstenstädte, während der Rest zu einer osmanischen Provinz (Sandschak) unter der Leitung eines Sandschakbey – eines Verwalters mit militärischem Oberbefehl – von der Festung Klis (Clissa) aus regiert wurde.
Allein Dubrovnik (Ragusa) hat im Verlauf der Jahrhunderte dank seiner unangetasteten Autonomie, seiner Politik und Diplomatie, seinem Handel, seiner Seefahrt und seiner Kultur nichts von seinem Glanz eingebüßt.
Im 16. Jahrhundert war die Handelsflotte Dubrovniks die drittgrößte im Mittelmeer und bestand aus über 300 Schiffen.
Die Piratengemeinschaft der Uskoken bildete sich ursprünglich aus Flüchtlingen aus den osmanisch besetzten Gebieten. Die Taten der Uskoken führten zu einer Wiederauflage des Krieges zwischen Venedig und den Türken von 1571 bis 1573.

Ein Bericht eines venezianischen Agenten malt ein überraschendes Bild dieser Kämpfe: Der Krieg erinnere sehr an einen mittelalterlichen Ritterroman, voll von Einzelkämpfen, Turnieren und anderen ritterlichen Abenteuern. Sie zeigten auch deutlich, dass die dalmatinischen Söldner die italienischen in Mut und Fähigkeiten übertrafen. Viele dieser Truppen dienten außerhalb, etwa in Lepanto (heute Naupaktos), als 1571 eine dalmatinische Schwadron die alliierte Flotte der Spanier, Venedigs, Österreichs und des Kirchenstaates beim Sieg gegen die türkische Marine unterstützten.
Ein neuer Krieg brach 1645 aus und dauerte – mit Unterbrechungen – bis 1699 an, als der Friede von Karlowitz (Sremski Karlovci) ihn beendete. Der Friedensvertrag gab Dalmatien an Venedig, einschließlich der Küste der Herzegowina, aber ohne Dubrovnik und das umgebende Land, das durch das Osmanische Reich beschützt wurde.
Die Venezianer überließen den besetzten kroatischen Städten zwar eine gewisse Autonomie, jedoch mussten die Oberhäupter der Städte venezianische Adelige sein.
Unter venezianischer Herrschaft wurde erstmals auch eine antikroatische Politik geführt: Bürgern der Stadt Zadar (Zara) war es beispielsweise verboten, Ehen mit Kroaten einzugehen.

Venedig machte über seine Abgaben- und Zollpolitik und massiven Raubbau an Wäldern großen Profit, ohne an einem ernsthaften Fortschritt der Region interessiert zu sein. Die Stadt Venedig steht zu einem großen Teil auf Baumstämmen aus Dalmatien, die venezianische Flotte verschlang ebenfalls große Mengen Holz. Die teilweise vegetationslosen Karstbereiche Istriens und Dalmatiens entstanden größtenteils durch die massiven Abholzungen der Venezianer.
Einzig der katholische Glaube verband die Kroaten mit den Venezianern. Die oligarchische und kolonialistische Politik Venedigs führte zu Widerstand und Aufständen. Der größte Aufstand fand im Jahr 1510 unter der Führung von Matija Ivanić auf der Insel Hvar statt. Die Uskoken bekämpften die Venezianer zu Lande mit Guerilla-Taktiken, zur See mit Piraterie.
Nach weiteren Kämpfen wurde der Friede 1718 durch den Vertrag von Passarowitz wiederhergestellt, in welchem die Habsburgermonarchie in Dalmatien auf den Plan trat.
Erst die Truppen Napoléon Bonapartes beendeten während seiner kurzen Regierungszeit die Herrschaft Venedigs über den Großteil Dalmatiens.
19. Jahrhundert bis 1918
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Nach dem Untergang der Republik Venedig 1797 fiel Dalmatien im Vertrag von Campo Formio an Österreich. Die Republik Dubrovnik behielt zunächst ihre Unabhängigkeit, und ihre Bedeutung wuchs durch ihre Neutralität in den Napoleonischen Kriegen.
Mit dem Frieden von Pressburg 1805 kam das Land an Frankreich, das es sofort an das Königreich Italien übergab. Wieder französisch, bildete es 1809 einen Teil der Illyrischen Provinzen. Die Besetzung wurde durch Russland in Frage gestellt, welches die Bucht von Kotor (Cattaro) besetzte und die Unterstützung Montenegros gegen die Franzosen gewann. Nach dem Wiener Kongress 1814/15 fiel der gesamte Landstrich an das 1804 konstituierte Kaisertum Österreich zurück.
In der Folge wurde die Landschaft zum Kronland Dalmatien im Kaisertum. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 zählte das autonome Kroatien-Slawonien zu den Ländern der ungarischen Krone; Dalmatien gehörte zu den im Wiener Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern. Diese fortbestehende Teilung der kroatischen Länder löste in Kroatien, Slawonien und Dalmatien heftige Proteste aus und war wesentliches Thema im Dalmatinischen Landtag.
Alle Pläne, insbesondere von Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand, unter Einbeziehung von Bosnien und Herzegowina einen dritten, südslawischen Reichsteil der Habsburgermonarchie zu bilden, wurden insbesondere von der ungarischen Regierung abgelehnt und durch den Ersten Weltkrieg zunichtegemacht. Das Attentat in Sarajewo hing nicht zuletzt mit diesen Plänen zusammen, die den Traum eines vereinigten Südslawenstaates unter serbischer Führung untergraben hätten.
Im Jahr 1900 hatte das Kronland Dalmatien 12.835 km² und 610.000 Einwohner. Dalmatien war mit Triest und Istrien wichtiger Küstenbereich der k.u.k. Kriegsmarine, in der viele Offiziere und Matrosen aus Dalmatien stammten.
Jüngste Geschichte
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Zum Ende des Ersten Weltkriegs konnte Dalmatien im Jahre 1918/19 größtenteils dem Ende Oktober 1918 ausgerufenen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien) beitreten, die Stadt Zadar (italienisch Zara) und die Insel Lastovo (italienisch Làgosta) mussten jedoch (ebenso wie Istrien) dem Kriegssieger Italien überlassen werden.
Dalmatien bildete im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zunächst eine eigene Provinz. Nach der Auflösung der historischen Provinzen durch die Verfassung von 1920 wurde es in zwei Verwaltungsbezirke (oblasti) mit Verwaltungssitzen in Split und Dubrovnik aufgeteilt. Durch die Neugliederung Jugoslawiens in neun Banschaften (Banovine) nach dem Staatsstreich König Alexanders I. im Jahr 1929 wurde aus dem nördlichen und mittleren Dalmatien zusammen mit der westlichen Herzegowina die Küstenbanschaft (Primorska Banovina) mit Verwaltungssitz Split gebildet. Das süddalmatinische Gebiet um Dubrovnik wurde mit Montenegro, der östlichen Herzegowina und einem Teil des Kosovos in der Zeta-Banschaft (Zetska Banovina) mit Verwaltungssitz Cetinje (in Montenegro) zusammengefasst. Diese Abtrennung Dubrovniks vom übrigen Dalmatien und sein Anschluss an einen serbisch dominierten Verwaltungsbezirk führten zu Protesten der kroatischen Bevölkerung, blieben jedoch bis 1939 bestehen. Durch das Abkommen zwischen der jugoslawischen Regierung und der Kroatischen Bauernpartei von 1939 wurde dann ganz Dalmatien (abgesehen vom italienischen Zadar und der Bucht von Kotor) Teil der neugeschaffenen autonomen Banschaft Kroatien (Banovina Hrvatska).
Im Zweiten Weltkrieg wurden 1941–1943 große Teile des Küstengebietes einschließlich der Städte Split und Šibenik und der vorgelagerten Inseln von den Truppen des faschistischen Italien Mussolinis besetzt, während der Rest Dalmatiens zum mit den Achsenmächten verbündeten „Unabhängigen Staat Kroatien“, ebenfalls einer Diktatur, kam.
Unmittelbar nach der von der Idee des „Irredentismus“ und Mussolinis imperialen Ambitionen geleiteten Annexion Dalmatiens begannen die italienischen Faschisten mit antikroatischen Maßnahmen: Kroatische Beamte wurden entlassen und deren Posten mit Italienern besetzt. Die Zuwanderung von Italienern wurde gefördert. Auf den Inseln Rab und Molat wurden Gefangenenlager errichtet. Ein beträchtlicher Teil der kroatischen und serbischen Bevölkerung Dalmatiens schloss sich in der Folge der antifaschistischen Bewegung der Tito-Partisanen an.
Während der letzten Kriegsjahre (1943–1945) war Zadar Ziel von heftigen alliierten Bombenangriffen, die einen Großteil der historischen Altstadt zerstörten. Mit dem Sieg der Partisanen über die Achsenmächte 1944/1945 kam ganz Dalmatien zur kroatischen Teilrepublik Jugoslawiens. Die Bucht von Kotor blieb jedoch auf Dauer aus Dalmatien ausgegliedert und wurde Montenegro angeschlossen. Der überwiegende Teil der italienischen Bevölkerungsgruppe verließ Dalmatien bis 1954; der Exodus betraf nicht nur Zuwanderer der Mussolinijahre, sondern auch alteingesessene Italiener, die im kommunistischen Jugoslawien für sich keine Zukunft sahen.
Ende der 1960er Jahre begann sich in Dalmatien der Tourismus zu entwickeln. Wirtschaftlich blieb die Region weiterhin unterentwickelt. Nach der Niederschlagung des „kroatischen Frühlings“ 1971 wurde von der Kommunistischen Partei Jugoslawiens beschlossen, den Bau der für die Infrastruktur Dalmatiens wichtigen Autobahnverbindung von Zagreb nach Split zu stoppen.
Seit dem Zerfall Jugoslawiens 1991/1992 gehört Dalmatien zum unabhängigen Kroatien.
Während des Kroatien-Kriegs kam der Tourismus in den Jahren 1991 und 1992 nahezu zum Erliegen. Zahlreiche Hotels wurden zu Flüchtlingslagern für zeitweilig bis zu 460.000 von serbischen Freischärlern und der JNA vertriebene Kroaten und Bosniaken umfunktioniert. Andererseits flohen 1995 angesichts der Militäroperation Oluja, der Rückeroberung serbisch besetzter Teile kroatischen Staatsgebiets, an die 92.000 Serben in die Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina oder nach Serbien und Montenegro.
Seit der Reintegration der international nicht anerkannten „Republik Serbische Krajina“ im Jahr 1995 wurde die Verkehrsanbindung Dalmatiens kontinuierlich ausgebaut. Im Jahr 2005 wurde die Autobahnverbindung von Zagreb nach Split fertiggestellt, der weitere Ausbau bis Dubrovnik ist im Gange. Dies hat für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Gebiete enorme Bedeutung, da ein Großteil der Urlauber mit dem eigenen Fahrzeug anreist.
Politisch ist der Süden Kroatiens heute in vier Gespanschaften gegliedert, so dass Dalmatien keine administrative Einheit mehr ist. Das Gebiet bleibt aber durch die touristische Marke Dalmatien, die historische Städte und landschaftliche Schönheit mit südlicher Leichtigkeit kombiniert, in der Wahrnehmung des Auslandes eine Einheit.
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Hunderasse Dalmatiner ist möglicherweise nach der Region benannt.
- Die Dalmatik, das liturgische Gewand des Diakons, hat ihren Namen daher, dass sie aus Dalmatien nach Rom eingeführt wurde.
- Der in den 1980er Jahren gesammelte und 2023 als neue Art entdeckte Dalmatinischen Winterspanner ist vermutlich nach Dalmatien benannt.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Luciano Monzali: Italiani di Dalmazia. Dal Risorgimento alla Grande Guerra, Le lettere, 2004.
- Alessio Conte: Ca’ Foscari e l’imperialismo adriatico: la Dalmazia nell’università veneziana tra studi e ideologia, tesi di laurea, Venedig 2017. (academia.edu)
- Antoni Cetnarowicz: Die Nationalbewegung in Dalmatien im 19. Jahrhundert. Vom „Slawentum“ zur modernen kroatischen und serbischen Nationalidee. In: Menschen und Strukturen. Band 16 / Studia Polono-Helvetica. Band 5 (Originaltitel: Odrodzenie narodowe w Dalmacji). Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / Bruxelles / New York, NY / Oxford / Wien 2008, ISBN 978-3-631-57418-8.
- Konrad Clewing: Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung. Dalmatien in Vormärz und Revolution. In: Südosteuropäische Arbeiten. Band 109. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56526-5 (zugleich Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München 1997).
- Johannes Kalwoda: Parteien, Politik und Staatsgewalt in Dalmatien (1900–1918). Zur Wechselwirkung zwischen staatlicher Verwaltung und parlamentarischer Vertretung (= Studien zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Bd. 38), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2023, ISBN 978-3-7001-8594-9 ([1]).
- Aleksandar Jakir: Dalmatien zwischen den Weltkriegen. Agrarische und urbane Lebenswelt und das Scheitern der jugoslawischen Integration. In: Südosteuropäische Arbeiten. Band 104. Oldenbourg, München 1999, ISBN 3-486-56447-1 (zugleich Dissertation an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1997).
- Wolfgang Libal: Dalmatien. Stadtkultur und Inselwelt an der jugoslawischen Adriaküste. Prestel, München / London / New York, NY 1999 (Erstausgabe 1990), ISBN 3-7913-2107-2.
- Peter Stachel: Halb-kolonial und halb-orientalisch? Dalmatien als Reiseziel im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In: Peter Stachel, Martina Thomsen (Hrsg.): Zwischen Exotik und Vertrautem. Zum Tourismus in der Habsburgermonarchie und ihren Nachfolgestaaten. Transcript Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8376-2097-9, S. 165–199.
- Michael M. Stanić: Dalmatien. Kleine Kunstgeschichte einer europäischen Städtelandschaft. Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2008, ISBN 978-3-412-20044-2.
- Lothar Waldmüller: Die Synoden in Dalmatien, Kroatien und Ungarn. Von der Völkerwanderung bis zum Ende der Arpaden (1311). In: Konziliengeschichte, Reihe A, Darstellungen. Schöningh, Paderborn / München / Wien / Zürich 1987, ISBN 3-506-74686-3 (zugleich Habilitationsschrift an der Universität Augsburg 1980).
- Maude M. Holbach: Dalmatien. Das Land, wo Ost und West sich begegnen. Wien / Leipzig 1909
- Dalmatia. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 7: Constantine Pavlovich – Demidov. London 1910, S. 772 (englisch, Volltext [Wikisource]).
- Landes-Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Dalmatien 1848–1918
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ L. Rutten: Geologische Untersuchungen in Mitteldalmatien und Herzegowina.
- ↑ Roger P. Frey: Donnerwetter – Flugmeteorologie von A bis Z.
- ↑ a b c d e Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Zadar ( des vom 14. Februar 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 3,6 MB) Seiten 42 bis 43, Staatliches Statistikamt Kroatiens, dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019
- ↑ a b c d Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Šibenik-Knin ( des vom 14. Februar 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 3,6 MB) Seiten 46 bis 47, Staatliches Statistikamt Kroatiens, dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019
- ↑ a b c d Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Split-Dalmatien ( des vom 14. Februar 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 3,6 MB) Seiten 50 bis 51, Staatliches Statistikamt Kroatiens, dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019
- ↑ a b c d Volkszählung 2011 nach Staatsbürgerschaft, Ethnien und Muttersprache – Gespanschaft Dubrovnik-Neretva ( des vom 14. Februar 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 3,6 MB) Seiten 56 bis 57, Staatliches Statistikamt Kroatiens, dzs.hr, abgerufen am 27. September 2019
- ↑ Innsbrucker Forscher entdeckte neue Schmetterlingsart orf.at, 14. November 2023, abgerufen am 15. November 2023.
Koordinaten: 43° 49′ N, 16° 13′ O