Zum Inhalt springen

„Jigal Amir“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
External Links: in Weblinks geändert
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung
 
(188 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Yigal Amir Amir, November 1995 (FL45917256).jpg|mini|Jigal Amir (1995)]]
'''Jigal Amir''' (* [[1970]] in [[Hertzlija]]; [[Ivrith|hebräisch]] ''יגאל עמיר'') war ein jüdisch-fundamentalistischer Student der Bar-Ilan-Universität und ist der Mörder des [[Israel| israelischen]] Premierministers [[Jitzhak Rabin]].
'''Jigal Amir''' (* [[23. Mai]] [[1970]] in [[Herzlia]], [[Israel]]; [[Ivrith|hebräisch]] יגאל עמיר) ist ein israelischer, [[Rechtsextremismus|rechtsextremistischer]] [[Attentat|Attentäter]], der am 4. November 1995 in [[Tel Aviv]] den israelischen Premierminister [[Jitzchak Rabin]] wegen dessen [[Oslo-Friedensprozess|Friedenspolitik gegenüber den Palästinensern]] ermordete. Das nationalreligiöse Mitglied der [[Israelische Siedlung|israelischen Siedlerbewegung]], damals Student der religiösen [[Bar-Ilan-Universität]], verbüßt seither eine [[lebenslange Freiheitsstrafe]].
== Biographie ==
Amir wurde als Sohn einer [[Jemen|Jemenitischen]] religiösen jüdischen Familie in [[Hertzlija]] geboren. Er besuchte eine [[Ultraorthodoxes_Judentum|ultra-orthodoxe]] Schule und die [[Jeschiwa]] in seiner Ausbildung, und diente bei den Golani-Brigaden während seines Dienstes bei den [[Zahal|israelischen Streitkräften]]. Als Jura-Student an der Bar-Ilan-Universität war er an der Organisation von Demonstrationen gegen das [[Oslo-Abkommen]] beteiligt.


== Leben ==
Für ihn war das Oslo-Abkommen ein nationaler Verrat und eine Bedrohung für die Existenz des Staates [[Israel]], was zu seiner Entscheidung führte, Rabin zu ermorden. Sein Bruder Hagai und sein Freund Dror Adani waren Komplizen bei diesem Vorhaben. Amir hatte 1995 zweimal versucht, Rabin zu ermorden, aber diese Versuche kurz vor ihrer Durchführung abgebrochen.
Amir wurde als Sohn einer [[Geschichte des Judentums im Jemen|jemenitischen]] [[Orthodoxes Judentum|orthodoxen jüdischen]] Familie in Herzlia geboren. Er besuchte eine [[Ultraorthodoxes Judentum|ultra-orthodoxe]] Schule und [[Jeschiwa]] und diente bei der [[Golani-Brigade]] während seines Dienstes bei den [[Israelische Streitkräfte|israelischen Streitkräften]]. Als Jura- und Informatikstudent an der Bar-Ilan-Universität war er an der Organisation von Demonstrationen gegen das Oslo-Abkommen beteiligt.


Er betrachtete das Abkommen als Verrat am jüdischen Volk und eine Bedrohung für die Existenz des Staates Israel. Daher entschied er sich, Rabin zu ermorden. Sein Bruder Hagai und sein Freund Dror Adani waren Komplizen bei diesem Vorhaben. Amir hatte 1995 zwei Mal geplant, Rabin zu ermorden, aber die Versuche kurz vor ihrer Durchführung abgebrochen.
== Der Anschlag und die Folgen ==


Jigal Amir soll in seiner Einstellung zu Premierminister Rabin u. a. durch die Beratung mit Rabbi [[Schlomo Aviner]], seinem letzten rabbinischen Gesprächspartner, beeinflusst worden sein.
Am [[4. November]], [[1995]], nach einer Demonstration zur Unterstützung des Friedensprozesses auf dem "Platz der Könige von Israel" (''Kikar Malchei Jisra'el'' כיכר מלכי ישראל, heute ''Kikar Rabin'' כיכר רבין), wartete Amir auf Rabin auf einem Parkplatz neben dem Platz, wo er ihn mit zwei Schüssen aus seiner Pistole ermordete und mit einem weiteren Schuss einen Wachmann verletzte.
{{Zitat|Aviner hatte ihm die Frage, ob auf Rabin das Todesurteil des Verräters (Din Rodef u-Moser) anzuwenden sei, klipp und klar mit ‚Ja!‘ beantwortet. Aviners einzige Einschränkung, unter Berücksichtigung seiner ‚bedeutenden Position als geistiger Vordenker der national-religiösen Erweckung‘, als Oberrabbiner von Beth-El und Leiter der Jeschiwah zur Atheret Kohanim, war: ‚…&nbsp;aber ich kann dieses Urteil nicht vollstrecken‘.|dg / haGalil onLine 31-10-2001<ref>dg: [http://www.nahost-politik.de/friedensbewegung/rabin.htm ''Weder vergessen – noch vergeben: Rabíns Vermächtnis.''] [[haGalil]] onLine, 31. Oktober 2001.</ref>}}


=== Der Anschlag und die Folgen ===
Für den Anschlag benutzte er eine [[Beretta]] 84F halb-automatische Pistole, Kaliber .380 ACP mit der Seriennummer D98231Y.
Am 4. November 1995, nach einer Demonstration zur Unterstützung des Friedensprozesses auf dem „Platz der Könige Israels“ (''Kikar Malchei Jisra’el'' כיכר מלכי ישראל, heute ''Kikar Rabin'' כיכר רבין, „Rabin-Platz“), wartete Amir auf Rabin auf einem angrenzenden Parkplatz, wo er ihn mit zwei Schüssen aus seiner Pistole ermordete. Mit einem weiteren Schuss verletzte Amir einen Leibwächter Rabins.<ref>[http://www.haaretz.com/print-edition/features/this-week-in-haaretz-1996-rabin-s-assassin-gets-life-in-prison-1.353211 ''This week in Haaretz 1996: Rabin's assassin gets life in prison''], Haaretz, 31. März 2011, abgerufen am 22. Dezember 2013.</ref> Für den Anschlag benutzte er eine halbautomatische Pistole, Typ [[Beretta]] 84F, Kaliber .380 ACP. Die drei abgefeuerten Kugeln waren von Jigals Bruder mit einer Stahlummantelung versehen worden, um möglichst großen Schaden anzurichten. Amir wurde noch am Schauplatz des Verbrechens verhaftet. Am 27. März 1996 verurteilte ihn das Bezirksgericht Tel Aviv-Jaffa zu einer [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslangen Freiheitsstrafe]] wegen des [[Mord]]es sowie zu sechs weiteren Jahren Haft wegen des Schusses auf den Wachmann. In einem späteren Verfahren wurde er zudem wegen Bildung einer Verschwörung zur Ausführung des Mordes mit seinem Bruder und Adani zunächst zu fünf Jahren Haft verurteilt, und nach einer staatlichen Berufung zu acht Jahren. Alle Strafen wurden zusammengezählt.


24 Stunden nach dem ersten Gerichtsurteil veröffentlichte die [[Schamgar-Kommission]], benannt nach ihrem Leiter [[Meir Schamgar]], dem früheren Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, ihren 250-seitigen Untersuchungsbericht über den Mord an Rabin. Davon durften 117 Seiten nicht veröffentlicht werden.
Amir wurde noch am Schauplatz des Verbrechens verhaftet. Am [[27. März]] [[1996]] verurteilte ihn das Bezirksgericht Tel Aviv-Jaffa zu einer [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslangen Freiheitsstrafe]] wegen des Mordes sowie zu 6 weiteren Jahren Haft wegen des Schusses auf den Wachmann. In einem späteren Verfahren wurde er zu 5 Jahren verurteilt (und nach einer staatlichen Berufung zu 8 Jahren) wegen Bildung einer Verschwörung zur Ausführung des Mordes mit seinem Bruder und Adani. Alle Strafen wurden zusammengezählt.


Im November 1997 veröffentlichte die israelische Regierung in einem sechsseitigen Papier ergänzende Informationen aus dem geheimen Teil des Berichtes der Untersuchungskommission.<ref name="taz.1997-11-14">[https://taz.de/Archiv-Suche/!3204658 ''Mordplan war vorab bekannt.''] In: ''[[Die Tageszeitung|taz]],'' 14. November 1997.</ref> Der vollständige Text des Berichts wurde bis dato nicht publiziert, obwohl Meir Shamgar selbst bereits zwei Jahre nach dem Mord an Premierminister Rabin gesagt hatte, dass es der Regierung jetzt erlaubt sei, die vertraulichen Teile des Berichts seiner Kommission zu veröffentlichen.
Amir war in Isolationshaft im [[Beerscheba]]-Gefängnis, und wurde 2003 in das [[Ajalon]]-Gefängnis verlegt. Seine Berufungen gegen beide Strafen wurden abgelehnt.


Amir war in [[Isolationshaft]] im [[Be’er-Scheva-Gefängnis]] und wurde 2003 in das [[Ajalon-Gefängnis]] verlegt – ebenfalls in Isolationshaft.<ref>[http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/138781#.To2ouHIw-So israelnationalnews.com]</ref> Seine Berufungen gegen beide Strafen wurden abgelehnt. Amir hat niemals Bedauern für seine Tat geäußert.<ref>[http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/14885/edition_id/289/format/html/displaystory.html jewishsf.com]</ref>
Amir hat niemals Bedauern für seine Tat geäußert.


Die meisten Anhänger des rechten Flügels verurteilten das [[Attentat]] trotz der erheblichen Unterschiede in den politischen Ansichten und dem verbreiteten Widerwillen gegen Rabins Politik, die nach Ansicht der Rechten die Terroristen ermutigte und ihnen eine territoriale Festung in Israel gab.
Die meisten Anhänger des rechten Flügels verurteilten das [[Attentat]] trotz der erheblichen Unterschiede in den politischen Ansichten und dem verbreiteten Widerwillen gegen Rabins Politik, die nach Ansicht der Rechten dem anti-israelischen Terror Vorschub leistete. Eine 2006 veröffentlichte Umfrage hatte zum Ergebnis, dass rund 30 Prozent der Israelis eine Begnadigung Amirs befürworten würden.<ref>[http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3320266,00.html ynetnews.com]</ref>


== Verlobung und Heirat in Haft ==
=== Verlobung und Heirat in Haft ===
2004 wurde im Bezirksgericht Tel Aviv die Entscheidung über eine Anfrage von Jigal Amir beraten, im Gefängnis zu heiraten. Er hatte sich mit Larissa Trembowler verlobt. Er hatte die Einwanderin, Doktorin der Philosophie und geschiedene Mutter von vier Kindern vermutlich bei einer früheren Reise nach Russland kennengelernt. Im Januar 2004 kündigte die Leitung der israelischen Gefängnisse an, dass Amir trotz eines Gesetzes, das allen Gefängnisinsassen erlaubt zu heiraten und Kinder zu zeugen, keine Erlaubnis zur Heirat erhalten werde.


Im Februar 2006 erkannte die israelische Generalstaatsanwaltschaft jedoch die am Telefon geschlossene Ehe der beiden an. Im März 2006 billigten Gefängnisbehörde und Staatsanwaltschaft einen Antrag des Ehepaars eine [[künstliche Befruchtung]] mit Amirs Samen außerhalb der Haftanstalt, verwehrten beiden aber weiter Geschlechtsverkehr. Die [[Brit Mila|Beschneidung]] des gemeinsamen Sohnes fand am 4. November 2007 statt, dem Jahrestag des Attentates.
[[2004]] wurde im Bezirksgericht [[Tel Aviv]] die Entscheidung über eine Anfrage von Jigal Amir, im Gefängnis zu heiraten, beraten. Er hatte sich mit [[Larisa Trimbobler|Larisa Trembowler]] verlobt, einer [[Ultraorthodoxes_Judentum|ultra-orthodoxen]] Einwanderin aus der ehemaligen [[Sowjetunion]], [[Doktor|Doktorin]] der [[Philosophie]] und geschiedene Mutter von vier Kindern. Er hatte sie vermutlich bei einer früheren Reise nach Russland kennengelernt. Im Januar [[2004]] kündigte die Leitung der Israelischen Gefängnisse an, dass Amir keine Erlaubnis zur Heirat erhalten werde, trotz eines Gesetzes, das allen Gefängnisinsassen erlaubt zu heiraten und Kinder zu zeugen. Im Februar [[2006]] erkannte die israelische Generalstaatsanwaltschaft jedoch die am Telefon geschlossene Ehe der beiden an.


=== Telefoninterviews im Gefängnis ===
Im März 2006 wurde bekannt, dass Gefängnisbehörde und Staatsanwaltschaft einen Antrag des Ehepaars gebilligt haben, wonach sich Amirs Frau außerhalb der Haftanstalt mit Amirs Samen künstlich befruchten lässt. Geschlechtsverkehr wurde den beiden aber weiter verwehrt.
Nachrichtenagenturmeldungen zufolge haben geheime Telefoninterviews mit dem inhaftierten Mörder von Jizchak Rabin Vertreter des gesamten politischen Spektrums in Israel am 31. Oktober 2008 zu Kritik veranlasst. Zwei private Fernsehsender hatten, ohne zuvor das Gefängnis zu informieren, mit dem Mörder telefoniert. Verteidigungsminister [[Ehud Barak]] kommentierte dies mit den Worten: „Amir solle ‚unter keinen Umständen‘ an der öffentlichen Diskussion teilnehmen, sondern für den Rest seines Lebens im Gefängnis versauern.“ Der Chef der [[Nationalreligiöse Partei|Nationalreligiösen Partei]], Sevulun Orlev, warf den Sendern vor, die Ächtung Amirs dem „[[Goldenes Kalb|goldenen Kalb]] der Einschaltquoten“ zu opfern. Das vollständige Interview wurde von einem der Sender zu Sabbatbeginn am Freitagabend ausgestrahlt.


== Verschwörungstheorien ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Michael Karpin, Ina Friedman |Titel=Der Tod des Jitzhak Rabin. Anatomie einer Verschwörung |Verlag=Rowohlt |Ort=Reinbek bei Hamburg |Datum=1998 |ISBN=3-498-03496-0}}


== Dokumentarfilm ==
Mit der Ermordung von Rabin beschäftigten sich viele Verschwörungstheorien, sie wurden jedoch durch den Schamgar-Untersuchungsausschuss, der den Mordanschlag untersuchte, widerlegt. Trotzdem bleibt viel Ungewissheit über die Rolle von [[Awischai Rawiw]], der beschuldigt wird, als ''[[agent provocateur]]'' für den [[Schin Bet|Schin-Bet]]-Sicherheitsdienst gehandelt zu haben.
* [[Maria Krawtschenko]], [[Herz Frank]]: ''Beyond the Fear.'' Lettland, Russland 2014<ref>{{Internetquelle |autor=National Film Centre of Latvia |url=http://nkc.gov.lv/en/get-to-know-a-film/new-films/documentaries/edge-fear/ |sprache=en |titel=Beyond the Fear |abruf=2015-07-14}}</ref><ref>Hans-Christian Rössler: ''Schimon Peres sagt: Abscheulich!'': In: [[Frankfurter Allgemeine Zeitung|FAZ]] vom 11. Juli 2015, S. 12.</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Yigal Amir|Jigal Amir|audio=0|video=0}}
* Christoph Gunkel: [http://www.spiegel.de/einestages/jizchak-rabin-moerder-jigal-amir-schuesse-gegen-den-frieden-a-1060942.html ''Jizchak-Rabin-Mörder Jigal Amir – Schüsse gegen den Frieden'']. In: [[Spiegel Online]], 4. November 2015
* {{YouTube | id=C-pWbdTWTas | title=Video von Yitzhak Rabins Ermordung}} (ab 1:39 Min.) (Video ist gesperrt)


== Einzelnachweise ==
* [http://yigalamir.com/kempler_video.htm Kempler video of Yitzhak Rabin murder]
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=1088807550|LCCN=n96071058|NDL=|VIAF=5903158070724708780004}}
[[Kategorie:Mann|Amir, Jigal]]
[[Kategorie:Attentäter|Amir, Jigal]]
[[Kategorie:Israeli|Amir, Jigal]]
[[Kategorie:Geboren 1970|Amir, Jigal]]


{{SORTIERUNG:Amir, Jigal}}
{{Personendaten|
[[Kategorie:Attentäter]]
NAME=Amir, Jigal
[[Kategorie:Verurteilte Person]]
[[Kategorie:Person (Mordfall)]]
[[Kategorie:Person im Nahostkonflikt]]
[[Kategorie:Person (Zionismus)]]
[[Kategorie:Jüdischer Terrorismus]]
[[Kategorie:Kahanist]]
[[Kategorie:Kriminalfall in Israel]]
[[Kategorie:Kriminalfall 1995]]
[[Kategorie:Israeli]]
[[Kategorie:Geboren 1970]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Amir, Jigal
|ALTERNATIVNAMEN=
|ALTERNATIVNAMEN=
|KURZBESCHREIBUNG=jüdisch-fundamentalistischer Student und Attentäter auf [[Jitzhak Rabin]]
|KURZBESCHREIBUNG=jüdisch-fundamentalistischer Student und Attentäter auf Jitzhak Rabin
|GEBURTSDATUM=[[1970]]
|GEBURTSDATUM=23. Mai 1970
|GEBURTSORT=[[Hertzlija]]
|GEBURTSORT=[[Herzlia]], [[Israel]]
|STERBEDATUM=
|STERBEDATUM=
|STERBEORT=
|STERBEORT=
}}
}}

[[en:Yigal Amir]]
[[fr:Ygal Amir]]
[[he:יגאל עמיר]]
[[ja:イガール・アミル]]
[[nl:Yigal Amir]]
[[pl:Jigal Amir]]
[[ru:Амир, Игаль]]
[[sv:Yigal Amir]]

Aktuelle Version vom 18. Mai 2025, 12:56 Uhr

Jigal Amir (1995)

Jigal Amir (* 23. Mai 1970 in Herzlia, Israel; hebräisch יגאל עמיר) ist ein israelischer, rechtsextremistischer Attentäter, der am 4. November 1995 in Tel Aviv den israelischen Premierminister Jitzchak Rabin wegen dessen Friedenspolitik gegenüber den Palästinensern ermordete. Das nationalreligiöse Mitglied der israelischen Siedlerbewegung, damals Student der religiösen Bar-Ilan-Universität, verbüßt seither eine lebenslange Freiheitsstrafe.

Amir wurde als Sohn einer jemenitischen orthodoxen jüdischen Familie in Herzlia geboren. Er besuchte eine ultra-orthodoxe Schule und Jeschiwa und diente bei der Golani-Brigade während seines Dienstes bei den israelischen Streitkräften. Als Jura- und Informatikstudent an der Bar-Ilan-Universität war er an der Organisation von Demonstrationen gegen das Oslo-Abkommen beteiligt.

Er betrachtete das Abkommen als Verrat am jüdischen Volk und eine Bedrohung für die Existenz des Staates Israel. Daher entschied er sich, Rabin zu ermorden. Sein Bruder Hagai und sein Freund Dror Adani waren Komplizen bei diesem Vorhaben. Amir hatte 1995 zwei Mal geplant, Rabin zu ermorden, aber die Versuche kurz vor ihrer Durchführung abgebrochen.

Jigal Amir soll in seiner Einstellung zu Premierminister Rabin u. a. durch die Beratung mit Rabbi Schlomo Aviner, seinem letzten rabbinischen Gesprächspartner, beeinflusst worden sein.

„Aviner hatte ihm die Frage, ob auf Rabin das Todesurteil des Verräters (Din Rodef u-Moser) anzuwenden sei, klipp und klar mit ‚Ja!‘ beantwortet. Aviners einzige Einschränkung, unter Berücksichtigung seiner ‚bedeutenden Position als geistiger Vordenker der national-religiösen Erweckung‘, als Oberrabbiner von Beth-El und Leiter der Jeschiwah zur Atheret Kohanim, war: ‚… aber ich kann dieses Urteil nicht vollstrecken‘.“

dg / haGalil onLine 31-10-2001[1]

Der Anschlag und die Folgen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 4. November 1995, nach einer Demonstration zur Unterstützung des Friedensprozesses auf dem „Platz der Könige Israels“ (Kikar Malchei Jisra’el כיכר מלכי ישראל, heute Kikar Rabin כיכר רבין, „Rabin-Platz“), wartete Amir auf Rabin auf einem angrenzenden Parkplatz, wo er ihn mit zwei Schüssen aus seiner Pistole ermordete. Mit einem weiteren Schuss verletzte Amir einen Leibwächter Rabins.[2] Für den Anschlag benutzte er eine halbautomatische Pistole, Typ Beretta 84F, Kaliber .380 ACP. Die drei abgefeuerten Kugeln waren von Jigals Bruder mit einer Stahlummantelung versehen worden, um möglichst großen Schaden anzurichten. Amir wurde noch am Schauplatz des Verbrechens verhaftet. Am 27. März 1996 verurteilte ihn das Bezirksgericht Tel Aviv-Jaffa zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen des Mordes sowie zu sechs weiteren Jahren Haft wegen des Schusses auf den Wachmann. In einem späteren Verfahren wurde er zudem wegen Bildung einer Verschwörung zur Ausführung des Mordes mit seinem Bruder und Adani zunächst zu fünf Jahren Haft verurteilt, und nach einer staatlichen Berufung zu acht Jahren. Alle Strafen wurden zusammengezählt.

24 Stunden nach dem ersten Gerichtsurteil veröffentlichte die Schamgar-Kommission, benannt nach ihrem Leiter Meir Schamgar, dem früheren Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, ihren 250-seitigen Untersuchungsbericht über den Mord an Rabin. Davon durften 117 Seiten nicht veröffentlicht werden.

Im November 1997 veröffentlichte die israelische Regierung in einem sechsseitigen Papier ergänzende Informationen aus dem geheimen Teil des Berichtes der Untersuchungskommission.[3] Der vollständige Text des Berichts wurde bis dato nicht publiziert, obwohl Meir Shamgar selbst bereits zwei Jahre nach dem Mord an Premierminister Rabin gesagt hatte, dass es der Regierung jetzt erlaubt sei, die vertraulichen Teile des Berichts seiner Kommission zu veröffentlichen.

Amir war in Isolationshaft im Be’er-Scheva-Gefängnis und wurde 2003 in das Ajalon-Gefängnis verlegt – ebenfalls in Isolationshaft.[4] Seine Berufungen gegen beide Strafen wurden abgelehnt. Amir hat niemals Bedauern für seine Tat geäußert.[5]

Die meisten Anhänger des rechten Flügels verurteilten das Attentat trotz der erheblichen Unterschiede in den politischen Ansichten und dem verbreiteten Widerwillen gegen Rabins Politik, die nach Ansicht der Rechten dem anti-israelischen Terror Vorschub leistete. Eine 2006 veröffentlichte Umfrage hatte zum Ergebnis, dass rund 30 Prozent der Israelis eine Begnadigung Amirs befürworten würden.[6]

Verlobung und Heirat in Haft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2004 wurde im Bezirksgericht Tel Aviv die Entscheidung über eine Anfrage von Jigal Amir beraten, im Gefängnis zu heiraten. Er hatte sich mit Larissa Trembowler verlobt. Er hatte die Einwanderin, Doktorin der Philosophie und geschiedene Mutter von vier Kindern vermutlich bei einer früheren Reise nach Russland kennengelernt. Im Januar 2004 kündigte die Leitung der israelischen Gefängnisse an, dass Amir trotz eines Gesetzes, das allen Gefängnisinsassen erlaubt zu heiraten und Kinder zu zeugen, keine Erlaubnis zur Heirat erhalten werde.

Im Februar 2006 erkannte die israelische Generalstaatsanwaltschaft jedoch die am Telefon geschlossene Ehe der beiden an. Im März 2006 billigten Gefängnisbehörde und Staatsanwaltschaft einen Antrag des Ehepaars eine künstliche Befruchtung mit Amirs Samen außerhalb der Haftanstalt, verwehrten beiden aber weiter Geschlechtsverkehr. Die Beschneidung des gemeinsamen Sohnes fand am 4. November 2007 statt, dem Jahrestag des Attentates.

Telefoninterviews im Gefängnis

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachrichtenagenturmeldungen zufolge haben geheime Telefoninterviews mit dem inhaftierten Mörder von Jizchak Rabin Vertreter des gesamten politischen Spektrums in Israel am 31. Oktober 2008 zu Kritik veranlasst. Zwei private Fernsehsender hatten, ohne zuvor das Gefängnis zu informieren, mit dem Mörder telefoniert. Verteidigungsminister Ehud Barak kommentierte dies mit den Worten: „Amir solle ‚unter keinen Umständen‘ an der öffentlichen Diskussion teilnehmen, sondern für den Rest seines Lebens im Gefängnis versauern.“ Der Chef der Nationalreligiösen Partei, Sevulun Orlev, warf den Sendern vor, die Ächtung Amirs dem „goldenen Kalb der Einschaltquoten“ zu opfern. Das vollständige Interview wurde von einem der Sender zu Sabbatbeginn am Freitagabend ausgestrahlt.

  • Michael Karpin, Ina Friedman: Der Tod des Jitzhak Rabin. Anatomie einer Verschwörung. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-498-03496-0.
Commons: Jigal Amir – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. dg: Weder vergessen – noch vergeben: Rabíns Vermächtnis. haGalil onLine, 31. Oktober 2001.
  2. This week in Haaretz 1996: Rabin's assassin gets life in prison, Haaretz, 31. März 2011, abgerufen am 22. Dezember 2013.
  3. Mordplan war vorab bekannt. In: taz, 14. November 1997.
  4. israelnationalnews.com
  5. jewishsf.com
  6. ynetnews.com
  7. National Film Centre of Latvia: Beyond the Fear. Abgerufen am 14. Juli 2015 (englisch).
  8. Hans-Christian Rössler: Schimon Peres sagt: Abscheulich!: In: FAZ vom 11. Juli 2015, S. 12.