„Alluvialboden“ – Versionsunterschied
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'''Alluvialböden''' oder '''Alluvionen''' ({{laS|alluvio}} ‚[[Anschwemmung]]‘) sind junge Schwemmböden an [[Meeresküste]]n, [[Flussufer]]n und [[See]]n. Auch [[Gletscher]] können Alluvialböden ablagern. |
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Durch die Strömung des Wassers erfolgen entlang eines Flusslaufes [[Erosion (Geologie)|Abtragung]], Transport und [[Sedimentation|Ablagerung]] von zerkleinerten, überwiegend [[mineral]]ischen [[Feststoff]]en in Form von [[Geröll]] ([[Kies]], [[Schotter]]), [[Sand]] und [[Schlamm]].<ref name="SchüDu" /> An schnell fließenden Stellen des Flusses wird dabei mehr Material mitgerissen (erodiert) als abgelagert. Erst an strömungsärmeren Stellen wird mehr abgelagert als erodiert. An besonders träge fließenden Flussabschnitten wird nurmehr Sand und Schlamm abgelagert, woraus sich die Alluvialböden bilden. Dies erfolgt insbesondere in [[Flussdelta|Mündungsdeltas]] und in den sogenannten [[Schwemmebene]]n abseits von Küsten und Seen. |
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⚫ | Die Menge an Feststoffen, die von großen Flüssen transportiert und abgelagert wird, ist enorm. Die Namen vieler Flüsse beziehen sich z. B. auf die Farbe des feinkörnigeren Materials, welches vom Fluss [[Suspension (Geologie)|in Schwebe]] transportiert wird und ihm seine Farbe gibt. So bedeutet der Name des [[Volksrepublik China|chinesischen]] Flusses [[Huang He]] übersetzt „Gelber Fluss“ und der [[Missouri River]] in den [[USA]] hat den Beinamen Big Muddy (wörtlich: großer Schlammiger). Es wird geschätzt, dass der [[Mississippi River]] in den USA jährlich 406 Millionen Tonnen [[Lockersediment]] befördert, der Huang He sogar ca. 796 Millionen Tonnen und der [[italien]]ische [[Po (Fluss)|Po]]<ref name="SchüDu" /> immerhin noch etwa 67 Millionen Tonnen. |
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Durch die [[Strömung]] eines Gewässers kommt es im Verlauf eines Flusses zu einem kontinuierlichen Vorgang aus [[Transport]] und [[Sedimentation|Ablagerung]] von [[Partikel]]n aus [[Gestein]] und [[Schlamm]]. An schnell fließenden Stellen des Flusses werden dabei mehr Partikel mitgerissen als dort wieder abgelagert werden. Erst an strömungsärmeren Stellen wie z. B. den [[Flussdelta|Mündungsdeltas]] werden diese dann wieder abgelagert und bilden die Alluvialböden. |
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Obwohl auch kleinere Flüsse solche Ablagerungen hervorrufen können, sind es die Alluvialböden in großen Flussdeltas, die eine gewisse geologische Bedeutung haben. Diese Böden bestehen typischerweise aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien. Die Feinbestandteile, auch [[Schlick]] genannt, bestehen hauptsächlich aus [[Sand]] und [[Tonmineral|Ton]]. Aber auch größere Partikel wie z. B. [[Kies]] und [[Geröll]] sind oftmals in einem weiten Korngrößenbereich vorhanden. Außerdem können diese Schwemmböden größere Mengen an [[Erz]]en, [[Edelmetall]]en wie [[Gold]] und [[Platin]] sowie [[Schmuckstein|Edelsteine]] enthalten. Solche sogenannten [[Seifenlagerstätte]]n können sehr ergiebig sein. Durch einen ebenfalls meist hohen Anteil an organischen Verbindungen sind Alluvialböden in der Regel sehr [[Nährstoff (Pflanze)|nährstoffreich]]. So führt beispielsweise die jährliche Ablagerung von Sedimenten an den Ufern des [[Nil]]s dazu, dass in [[Ägypten]] schon seit dem 4. Jahrtausend vor Christus [[Getreide]] ohne künstliche [[Düngung]] angebaut wird. Im Laufe der Zeit wurden viele flache Seen mit Alluvionen zugeschwemmt, wodurch sehr fruchtbare Flächen entstanden sind.<ref name="SchüDu">{{Literatur |Hrsg=Schüler Duden |Titel=Die Geographie |Verlag=Dudenverlag |Ort=Mannheim |Datum=1991 |ISBN=3-411-04222-2 |Seiten=16}}</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Schwemmkegel]] |
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== Literatur == |
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Obwohl auch kleinere Flüsse solche Ablagerungen hervorrufen können, sind es die Alluvialböden in großen Flussdeltas, die eine gewisse geologische Bedeutung haben. Diese Böden bestehen typischerweise aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien. Die Feinbestandteile, auch [[Schlick]] genannt, bestehen hauptsächlich aus [[Sand]] und [[Tonmineral|Ton]]. Aber auch größere Partikel wie z. B. [[Kies]] und [[Geröll]], sind oftmals in einem weiten Korngrößenbereich vorhanden. |
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* P. Vageler: ''Die Mkattaebene. Beiträge zur Kenntnis der ostafrikanischen Alluvialböden und ihrer Vegetation.'' Berlin 1910. |
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* ''Die Erde.'' Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 1963. |
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* Edwin Blank (Hrsg.): ''Handbuch der Bodenlehre.'' J. Springer, 1929. |
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* Soil Research: ''Bodenkundliche Forschungen (Recherches sur Le Sol).'' International Society of Soil Science, 1928. |
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* William A. Dill: ''Inland fisheries of Europe.'' UN Food and Agriculture Organization, Rome, Italy 1990, ISBN 92-5-102999-7. |
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== Weblinks == |
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Außerdem können diese Schwemmböden größere Mengen an [[Erz]]en, [[Edelmetall]]en wie [[Gold]] und [[Platin]], sowie [[Edelstein]]e enthalten. Solche sogenannten [[Seifen (Mineralogie)|Seifenlagerstätten]] können sehr ergiebig sein. |
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== Einzelnachweise == |
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Durch einen ebenfalls meist hohen Anteil an organischen Verbindungen sind Alluvialböden in der Regel sehr [[Nährstoff (Pflanze)|nährstoffreich]]. So führt beispielsweise die jährliche Ablagerung von Sedimenten an den Ufern des [[Nil]]s dazu, dass in [[Ägypten]] schon seit dem 4. Jahrtausend vor Christus [[Getreide]] ohne künstliche [[Düngung]] angebaut wird. |
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Im Laufe der Zeit wurden viele flache Seen mit Alluvionen zugeschwemmt, wodurch sehr fruchtbare Flächen entstanden sind. |
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[[vi:Đất phù sa]] |
Aktuelle Version vom 12. März 2020, 23:57 Uhr

Alluvialböden oder Alluvionen (lateinisch alluvio ‚Anschwemmung‘) sind junge Schwemmböden an Meeresküsten, Flussufern und Seen. Auch Gletscher können Alluvialböden ablagern.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die Strömung des Wassers erfolgen entlang eines Flusslaufes Abtragung, Transport und Ablagerung von zerkleinerten, überwiegend mineralischen Feststoffen in Form von Geröll (Kies, Schotter), Sand und Schlamm.[1] An schnell fließenden Stellen des Flusses wird dabei mehr Material mitgerissen (erodiert) als abgelagert. Erst an strömungsärmeren Stellen wird mehr abgelagert als erodiert. An besonders träge fließenden Flussabschnitten wird nurmehr Sand und Schlamm abgelagert, woraus sich die Alluvialböden bilden. Dies erfolgt insbesondere in Mündungsdeltas und in den sogenannten Schwemmebenen abseits von Küsten und Seen.
Die Menge an Feststoffen, die von großen Flüssen transportiert und abgelagert wird, ist enorm. Die Namen vieler Flüsse beziehen sich z. B. auf die Farbe des feinkörnigeren Materials, welches vom Fluss in Schwebe transportiert wird und ihm seine Farbe gibt. So bedeutet der Name des chinesischen Flusses Huang He übersetzt „Gelber Fluss“ und der Missouri River in den USA hat den Beinamen Big Muddy (wörtlich: großer Schlammiger). Es wird geschätzt, dass der Mississippi River in den USA jährlich 406 Millionen Tonnen Lockersediment befördert, der Huang He sogar ca. 796 Millionen Tonnen und der italienische Po[1] immerhin noch etwa 67 Millionen Tonnen.
Zusammensetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl auch kleinere Flüsse solche Ablagerungen hervorrufen können, sind es die Alluvialböden in großen Flussdeltas, die eine gewisse geologische Bedeutung haben. Diese Böden bestehen typischerweise aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien. Die Feinbestandteile, auch Schlick genannt, bestehen hauptsächlich aus Sand und Ton. Aber auch größere Partikel wie z. B. Kies und Geröll sind oftmals in einem weiten Korngrößenbereich vorhanden. Außerdem können diese Schwemmböden größere Mengen an Erzen, Edelmetallen wie Gold und Platin sowie Edelsteine enthalten. Solche sogenannten Seifenlagerstätten können sehr ergiebig sein. Durch einen ebenfalls meist hohen Anteil an organischen Verbindungen sind Alluvialböden in der Regel sehr nährstoffreich. So führt beispielsweise die jährliche Ablagerung von Sedimenten an den Ufern des Nils dazu, dass in Ägypten schon seit dem 4. Jahrtausend vor Christus Getreide ohne künstliche Düngung angebaut wird. Im Laufe der Zeit wurden viele flache Seen mit Alluvionen zugeschwemmt, wodurch sehr fruchtbare Flächen entstanden sind.[1]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- P. Vageler: Die Mkattaebene. Beiträge zur Kenntnis der ostafrikanischen Alluvialböden und ihrer Vegetation. Berlin 1910.
- Die Erde. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 1963.
- Edwin Blank (Hrsg.): Handbuch der Bodenlehre. J. Springer, 1929.
- Soil Research: Bodenkundliche Forschungen (Recherches sur Le Sol). International Society of Soil Science, 1928.
- William A. Dill: Inland fisheries of Europe. UN Food and Agriculture Organization, Rome, Italy 1990, ISBN 92-5-102999-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Schüler Duden (Hrsg.): Die Geographie. Dudenverlag, Mannheim 1991, ISBN 3-411-04222-2, S. 16.