„Lernen durch Lehren“ – Versionsunterschied
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'''Lernen durch Lehren''' (LdL) (lat.: ''docendo discere'') ist eine [[Liste der Unterrichtsmethoden|Unterrichtsmethode]], im Rahmen derer Schüler oder Studierende den Unterricht selbst - mit Hilfe des Lehrers - vorbereiten und durchführen. Die Methode ist eine Alternative zum klassischen [[Frontalunterricht|Klassenunterricht]]. Die alternative Unterrichtsform kann einzelne Unterrichtssequenzen betreffen oder auch längere Einheiten. Bei einigen Lehrern übernehmen die Lernenden sogar den gesamten Unterricht von der ersten Stunde bis zum Ende des Schuljahres. Seit dem Einzug der sog. ''Lerner''orientierung in die Schulrealität ist die Anzahl der Menschen und Institutionen, die sich mit LdL befassen, stark gewachsen. Im Zuge dieser Popularisierung wurde der Begriff "Lernen durch Lehren" teilweise auf alle Verfahren ausgedehnt, die Unterweisung von Laien durch Laien vorsehen. Von den Initiatoren (insbesondere [[Jean-Pol Martin]]) wird LdL dagegen ausschließlich als unterrichtsgestaltende Methode innerhalb eines Klassenverbandes angewandt. |
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'''Lernen durch Lehren''' (abgekürzt '''LdL''') ist eine [[Handlungsorientierter Unterricht|handlungsorientierte, konstruktivistische Unterrichtsmethode]], bei der Schüler oder Studierende [[lernen]], indem sie sich den Stoff gegenseitig [[Wissensvermittlung|vermitteln]]. Es kann in allen Fächern, Schultypen und Altersstufen eingesetzt werden. Begründer des Konzeptes Lernen durch Lehren ist [[Jean-Pol Martin]], der von 1981 bis 2018 das Verfahren zu einem pädagogischen Gesamtkonzept entwickelte und mit Hilfe eines Kontaktnetzes verbreitete<ref>Simon Kolbe (2021): ''Learning by Teaching - a Resource Orientated Approach Towards Mordern Inclusive Education.'' In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021. Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, 234-255</ref>. Martin hat von Anfang an die Methode auf [[Neurowissenschaften|neurowissenschaftliche]] Basis gestellt<ref>Jean-Pol Martin: Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler. Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes. Dissertation. Gunter Narr: Tübingen 1985. S. 56–58. Mit starkem Bezug auf: Gerhard Portele ''Lernen und Motivation - Ansätze zu einer Theorie intrinsisch motivierten Lernens''. Beltz Verlag: Weinheim und Basel.1975. Jean-Pol Martin: ''Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle.'' In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): ''Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule.'' Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0.</ref>. |
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[[Bild:ldl-wortschatz-2.jpg|thumb|400px|right|Schülerin im LdL-Unterricht: Wortschatz-Präsentation]] |
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== Definition und Abgrenzung == |
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== Geschichte == |
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„''Wenn Schüler einen Lernstoffabschnitt selbständig erschließen und ihren Mitschülern vorstellen, wenn sie ferner prüfen, ob die Informationen wirklich angekommen sind und wenn sie schließlich durch geeignete Übungen dafür sorgen, dass der Stoff verinnerlicht wird, dann entspricht dies idealtypisch der Methode Lernen durch Lehren (LdL).''“<ref>Jean-Pol Martin: ''Weltverbesserungskompetenz als Lernziel?'' In: ''Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog.'' 6. Jahrgang, 2002, Heft 1, S. 71–76</ref>. |
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LdL bezieht sich grundsätzlich auf Verfahren, bei denen Schüler ihre Mitschüler arbeitsteilig im Klassenverband unterrichten. Infolge der Verbreitung der Methode wurde der Terminus „Lernen durch Lehren“ auf andere Unterrichtssettings ausgedehnt, beispielsweise auf Techniken, bei denen ältere Schüler oder Studenten jüngere unterrichten ([[Tutor]]ensystem).<ref>Die Lerneffekte, die durch die Einführung eines neuen Stoffes durch Mitschüler aus dem eigenen Klassenverband erzielt werden, haben eine andere Qualität als wenn ältere Schüler als Tutoren agieren. Im letzteren Fall unterscheidet sich der Unterricht kaum von dem normalen Lehrerunterricht.</ref> Da für solche Verfahren andere theoretische Begründungen gelten als für LdL, werden sie im folgenden Artikel nicht behandelt. |
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Das Grundprinzip des Lernens durch Lehren ist nicht neu. Schon im Altertum sind entsprechende Ansätze überliefert. [[Seneca]] etwa schrieb in seinen Briefen an Lucilius (epistulae morales I, 7, 8): ''docendo discimus'' (lat.: "durch Lehren lernen wir"). Im 19. Jahrhundert war ein ähnliches methodisches Prinzip Teil des Konzepts der [[Lancasterschule]]n. Die erste Monographie zu diesem Thema stammt in den USA von Gartner, 1971<ref>Alan Gartner et al.: Children teach children. Learning by teaching. Harper & Row, New York 1971</ref>, und in Deutschland von Krüger, 1975<ref>Rudolf Krüger: ''Projekt „Lernen durch Lehren“''. Schüler als Tutoren von Mitschülern'.' Klinkhardt, Bad Heilbronn 1975</ref>. Zu einer breiten Fundierung der Methode kam es erst Anfang der 1980er Jahre, als Jean-Pol Martin das Konzept für den [[Französischunterricht]] systematisch entwickelte und in zahlreichen Publikationen wissenschaftlich untermauerte (vgl. Jean-Pol Martin, 1985, 1986, 1994, 1996, 2002a, 2002b <ref>Jean-Pol Martin:''Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler. Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes''. Dissertation. Tübingen: Narr. 1985 |
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Jean-Pol Martin: ''Für eine Übernahme von Lehrfunktionen durch Schüler.'' In: ''Praxis des neusprachlichen Unterrichts.'' 4/1986. S. 395-403 ([http://www.ldl.de/material/aufsatz/lehrfunk.pdf PDF]), Jean-Pol Martin: '' Das Projekt „Lernen durch Lehren“ - eine vorläufige Bilanz''. In: Henrici/Zöfgen (Hrsg.): ''Fremdsprachen Lehren und Lernen (FLuL). Themenschwerpunkt: Innovativ-alternative Methoden.'' 25. Jahrgang (1996). Tübingen: Narr, S. 70-86 ([http://www.ldl.de/material/aufsatz/flul.pdf PDF; 0,2 MB]), Jean-Pol Martin (2002a): ''Weltverbesserungskompetenz als Lernziel?'' In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog, 6. Jahrgang, 2002, Heft 1, S. 71-76 ([http://www.ldl.de/material/aufsatz/aufsatz2002-2.pdf PDF]), Jean-Pol Martin (2002b): ''Lernen durch Lehren (LdL).'' In: Die Schulleitung - Zeitschrift für pädagogische Führung und Fortbildung in Bayern, 4/2002, S. 3-9 ([http://www.ldl.de/material/aufsatz/warum-ldl.pdf PDF; 70 KB])</ref>). Parallel dazu wurde die Idee von anderen Wissenschaftlern punktuell aufgegriffen und untersucht (u.a. A. Renkel, 1997<ref>Renkl, Alexander: ''Lernen durch Lehren. Zentrale Wirkmechanismen beim kooperativen Lernen.'' Deutscher Universitätsverlag: Wiesbaden, 1997.</ref>, und U. Drews, 1997<ref>Ursula Drews (Hrsg.): ''Themenheft: Schüler als Lehrende.'' ''PÄDAGOGIK.'' 11/49/1997. Beltz-Verlag, Weinheim</ref>). Verbreitet wurde die Methode jedoch vor allem in der Praxis dank eines 1987 von Martin gegründeten Kontaktnetzes, das einige tausend Lehrer umfasst <ref> Jean-Pol Martin (1989): ''Kontaktnetz: ein Fortbildungskonzept'', in: Eberhard Kleinschmidt,E.(Hrsg.), ''Fremdsprachenunterricht zwischen Fremdsprachenpolitik und Praxis: Festschrift für Herbert Christ zum 60. Geburtstag'', Tübingen. 389-400, [http://www.ldl.de/material/aufsatz/konnetz.pdf (PDF 62 KB)]</ref>. Diese Pädagogen wenden LdL in allen Fächern an (vgl. [[Selbstgesteuertes Lernen]]), dokumentieren ihren Unterricht und stellen die Methode in Lehrerfortbildungen vor. Seit 2001 erlebt LdL einen Aufschwung im Zusammenhang mit den in allen Bundesländern eingeleiteten Schulreformen (vgl.insbesondere den Bayerischen Modellversuch Modus 21) . |
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== Geschichte von Lernen durch Lehren == |
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== Die Methode seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts == |
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Die Erfahrung, dass durch das Lehren Lernprozesse in Gang gesetzt werden, ist schon seit der [[Antike]] bekannt. Der römische Philosoph [[Seneca]] schreibt in seinen [[Epistulae morales]] an Lucilius: ''Homines dum docent discunt'' („Die Menschen lernen, indem sie lehren“).<ref>Seneca: ''Epistulae morales ad Lucilium''. Buch I, Brief 7, Abschnitt 8.</ref> Hierauf beruht das lateinische Sprichwort ''Docendo discimus'' („Durch Lehren lernen wir“), das weltweit zahlreichen Bildungsinstitutionen als [[Slogan|Motto]] dient. |
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! style="background-color:#EEDFCC;" | Die Klasse als neuronales Netz |
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| style="background-color:#FFEFDB; " | Orientiert man sich an neuronalen Netzen, um die Struktur der Kommunikation im Unterricht zu gestalten, stellt sich die Frage ihrer Funktionsweise. |
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*''Wie lernen neuronale Netze?'' |
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Lernen erfolgt im Gehirn, indem Neurone stabile, langfristige Verbindungen eingehen. So wird beispielsweise das Wort "Mama" im Gehirn durch eine Neuronenkonstellation repräsentiert. Je öfter das Wort "Mama" im Gehirn aktiviert wird, desto öfter feuern die entsprechenden Neurone und stabilisieren somit ihre Verbindungen. |
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*''Wie produzieren neuronale Netze Wissen?'' |
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Neuronale Netze produzieren Wissen, indem sie interagieren und im Rahmen dieser Interaktionen neue, effektivere Verbindungen hervorbringen (Emergenzen). |
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*''Wie lässt sich das Modell auf das Unterrichtsarrangement übertragen?'' |
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Der Lehrer muss dafür sorgen, dass die Lerner intensiv kommunizieren und stoffbezogen langfristige Verbindungen eingehen. Er muss dafür sorgen, dass die Lerner Wissen kollektiv produzieren. Dies erfolgt am besten im Rahmen von kleinen Forschungsprojekten. |
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*''Welche Bedingungen müssen erfüllt werden, damit ein aus Menschen bestehendes neuronales Netz funktioniert?'' |
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Die Beteiligten Menschen sollen Freude an ihrer Aufgabe empfinden und spüren, dass diese kollektive Arbeit im Sinne einer "Verbesserung der Welt" geschieht (ethische Motivation). |
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Die Kommunikation muss flüssig sein: das bedeutet, dass Kommunikationshürden abgebaut werden müssen. Je einfacher und schneller die Kommunikation, desto besser. |
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Der Gehirnkonstrukteur (Lehrer) muss die einzelnen Neurone gut kennen, damit er diese aktiv aufeinander beziehen :und produktiv interagieren lassen kann ([[Ressourcenorientierung]]). |
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Je kompetenter die einzelnen Neurone, je kompetenter der Konstrukteur, desto besser funktioniert das "Gehirn". Deshalb ist es wichtig, dass die Lerner so schnell wie möglich über entsprechende Verhaltensgrundlagen verfügen (freundlich, zuverlässig, schnell, usw.). |
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Eine genauere Beschäftigung mit Lernen durch Lehren als didaktisches Konzept erfolgte im englischen Sprachraum ab den 1970er Jahren, wie beispielsweise in dem 1971 erschienenen Buch von Alan Gartner.<ref>Alan Gartner u. a.: ''Children teach children. Learning by teaching.'' Harper & Row, New York 1971.</ref> Besonders förderlich für diese Entwicklung war, dass die Dominanz des [[Behaviorismus]] in der Pädagogik durch die [[Kognitivismus|kognitivistische]] Wende verdrängt und der Lernende stärker als Subjekt des Lernprozesses betrachtet wurde. |
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=== Theoretische Hintergründe === |
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Das Konzept "Lernen durch Lehren" beruht im Wesentlichen auf drei Komponenten, der pädagogisch-anthropologischen, der lerntheoretisch-systemischen und der fachspezifisch-inhaltlichen: |
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Die erste Monographie in Deutschland zum Thema Lernen durch Lehren wurde von Rudolf Krüger 1975<ref>Rudolf Krüger: ''Projekt „Lernen durch Lehren“. Schüler als Tutoren von Mitschülern.'' Klinkhardt, Bad Heilbronn 1975.</ref> veröffentlicht. 1985 veröffentlichte Wolfgang Steinig eine Studie über einen sechswöchigen Unterrichtsversuch in Deutsch als Fremdsprache mit niederländischen Schülerinnen und Schülern. In altersheterogenen Lerndyaden („Zweierschaften“) mit Lernenden des ersten und dritten Deutschlernjahres wurden kreative Lernaufgaben ohne Anwesenheit einer Lehrkraft in der Fremdsprache bearbeitet.<ref>Wolfgang Steinig: ''Schüler machen Fremdsprachenunterricht.'' Narr, Tübingen 1985.</ref> Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Dissertation von [[Jean-Pol Martin]] zu Lernen durch Lehren im Französischunterricht veröffentlicht.<ref>Jean-Pol Martin: ''Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler. Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes.'' Dissertation. Narr, Tübingen 1985.</ref> Hier lag der Schwerpunkt auf der Interaktion im Klassenverband. Zum ersten Mal wurde versucht, das Verfahren theoretisch – [[Lernpsychologie|lernpsychologisch]] und [[Neurophysiologie|neurophysiologisch]] sowie [[Diskursanalyse|diskursanalytisch]] – zu begründen. |
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* '''Pädagogisch-anthropologisch''' bezieht sich LdL im wesentlichen auf die [[Maslowsche Bedürfnispyramide|Bedürfnispyramide von Maslow]]. Die Aufgabe, anderen einen Wissensstoff zu vermitteln, soll die Bedürfnisse nach Sicherheit (Aufbau des Selbstbewusstseins), nach sozialem Anschluss und sozialer Anerkennung sowie nach Selbstverwirklichung und Sinn ([[Transzendenz]]) befriedigen. |
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Chronologisch betrachtet, wurden in der Folge die Aufsätze von Udo Kettwig 1986,<ref>Udo Kettwig: ''Lernen durch Lehren, ein Plädoyer für lehrendes Lernen.'' In: ''Die deutsche Schule.'' Nr. 4, 1986, S. 474–485.</ref> Theodor F. Klassen 1988,<ref>Theodor F. Klassen: ''Lernen durch Lehren, das Beispiel der Jenaplanschule Ulmbach.'' In: ''Zeitschrift Pädagogik.'' Nr. 11, 1988, S. 26–29.</ref> und das von Ursula Drews 1997 herausgegebene Themenheft: ''Schüler als Lehrende''<ref>Ursula Drews (Hrsg.): ''Themenheft: Schüler als Lehrende.'' In: ''Pädagogik.'' 11/49 Beltz-Verlag, Weinheim 1997. Im Einzelnen: Johannes Bastian: ''Schülerinnen und Schüler als Lehrende – oder Lernen durch Lehren.'' S. 6–10; Meinert A. Meyer: ''Schülermitbeteiligung und didaktische Kompetenz.'' S. 11–14; Lutz Lehmann: ''„und morgen leiten wir …“ Schritte zur Übernahme von Leitungsaufgaben durch Schüler.'' S. 16–18; Elke Andresen: ''Lernen durch Lehren – Schüler(innen) helfen Schüler(innen).'' S. 20–22; Team der Jenaplanschule in Jena: ''An unserer Schule lernt und lehrt jeder.'' S. 23–25; Hans Oswald: ''Was lernen Kinder von Kindern? Beispiele aus verschiedenen Interaktionsbereichen.'' S. 27–29.</ref> publiziert. In diesen Schriften, auch im 1997 erschienenen Themenheft, wurden die zwölf Jahre vorher veröffentlichten Arbeiten von Steinig und Martin sowie die zwischen 1983 und 1997 zahlreich im Umfeld von Martin erschienenen Publikationen nicht einbezogen. Dies zeigt, dass verschiedene Gruppen unabhängig voneinander an dem Thema Lernen durch Lehren arbeiteten und sich nur mangelhaft gegenseitig rezipierten. Nach 1997 wurde weiterhin über Lernen durch Lehren intensiv geforscht und wissenschaftlich publiziert. Der jüngste Artikel in einer breit zugänglichen Fachzeitschrift erschien 2015, verfasst von Laura Cau, einer ehemaligen Schülerin und Studentin von Jean-Pol Martin.<ref>Laura Cau: ''Lernen durch Lehren – ganz konkret.'' In: ''Pädagogik.'' Heft 2, Beltz, Weinheim 2015, S. 20–23.</ref> 2018 veröffentlichte Martin einen seine Theorie zusammenfassenden Aufsatz in ''Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule'' (Carl Link Verlag)<ref>''Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle.'' In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): ''Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule.'' Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0.</ref>. Gegenwärtig erfährt Lernen durch Lehren eine breite Präsenz im Schulbereich dank der umfangreichen Aktivitäten von Isabelle Schuhlade Le Bourhis<ref>Isabelle Schuhladen Le Bourhis: ''Lernen durch Lehren: Eine Methode für das 21. Jahrhundert''. In: Simon W. Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): ''Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes''. Gabriele Schäfer Verlag. Herne. 2020. S. 190–215 </ref>. |
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* '''Lerntheoretisch-systemisch''' wird LdL der tradierten Stoffvermittlungsform gegenübergestellt. Während im lehrerzentrierten Unterricht in der Regel eine rezeptive Aufnahme von bereits linear geordneten Lerninhalten stattfindet (Linearität a priori), wird bei LdL die Konstruktion von Wissen durch die Lerner angestrebt. Ausgehend von im Unterricht bereitgestellten, aber noch nicht geordneten Informationen, stehen die Lerner bei LdL vor der Aufgabe, diese Informationen durch Bewerten, Gewichten und Hierarchisieren zu Wissen umzuformen (Linearität a posteriori). Dieser Prozess kann nur auf der Grundlage intensiver Kommunikation erfolgen. |
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== Lernen durch Lehren (LdL) == |
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* '''Fachspezifisch-inhaltlich''' legt LdL den Schwerpunkt auf aktive Denkprozesse und versucht unterschiedliche Lernansätze miteinander zu verbinden. ''Inhaltlich'' verlangt der Einsatz von LdL, dass der Stoff Anlass zur Reflexion liefert. In der Lehrbuchphase werden die Inhalte des Lehrwerkes von den Lernern präsentiert. Wenn die Lehrbuchphase abgeschlossen ist, liegt es in der Logik des Ansatzes, dass die Schüler selbst im Rahmen von Projekten neues Wissen erarbeiten und im Klassenverband weitergeben. In dieser Phase (11.Klasse bis Abitur) hängt die Motivation der Schüler stark von der Qualität der Inhalte ab. Die Schüler sollen spüren, dass sie bei deren Behandlung auf die Zukunft vorbereitet werden (transzendentaler Bezug: Bedürfnis nach Sinn). ''Fachspezifisch'' soll LdL den seit jeher bestehenden (Schein-)Widerspruch zwischen den drei klassischen Lern-Paradigmen Habitualisierung ([[Behaviorismus|behavioristische]] Komponente), Stoffbezogenheit (kognitivistische Komponente) und authentischer Interaktion (kommunikative Komponente) aufheben. Weil die unterschiedlichen Ansätze sich in ihrer sequentiellen Struktur widersprechen, erscheinen sie vielen als prinzipiell unvereinbar. LdL möchte die Sequentialität dagegen aufbrechen und die drei Ansätze parallelisieren: Die Schüler müssen a) die Inhalte kognitiv durchdringen, b) miteinander intensiv sprechen, um den anderen den Stoff zu vermitteln und c) dadurch bestimmte Sprachstrukturen immer wieder anwenden. Diese drei Schritte müssen im Rahmen der Lernmethode [[Iteration|iterativ]] und über [[Feedback|Rückkopplungen]] gesteuert immer wieder von neuem vorgenommen werden und greifen dabei ineinander. |
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'''Zentrale Konzepte''': für die gesamte Theorie von Martin, sowohl für LdL als auch für die Neuen Menschenrechte sind folgende zusammenwirkende Begriffe maßgeblich<ref>Alle Begriffe sind zu finden in: ''Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle.'' In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): ''Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule.'' Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0.</ref>: Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung) – Kontrolle – [[Antinomie]]n – [[Dialektik|Dialektisches Denken]] – [[Exploratives Verhalten]] – [[Kognitive Karte|Kognitive Landkarte]] – [[Flow|Flow-Effekt]] – [[Top-down und Bottom-up]] – [[Zentripetalkraft]] und [[Zentrifugalkraft]] – Neuronenverhalten – Linearität/Nichtlinearität – [[Homöostase]] – Integration/Differenzierung – Zentralisierung/Dezentralisierung – [[Selbstreferenzialität]] – [[Kohärenz (Psychologie)|Kohärenz]] - [[Bedürfnis]] - [[Glück]][[Datei:Jpm kasan 2006-4.jpg|mini|Jean-Pol Martin, 2005]] |
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[[Jean-Pol Martin]] kam 1980 durch die Lektüre von Ludger Schifflers Buch ''Interaktiver Fremdsprachenunterricht''<ref>Ludger Schiffler: ''Interaktiver Fremdsprachenunterricht.'' Klett, Stuttgart 1980.</ref> auf die Idee, seine Schüler sich im Französischunterricht gegenseitig unterrichten zu lassen. Die erzielten Erfolge bewogen ihn, die entsprechende Technik in Fortbildungsveranstaltungen vorzustellen. Da er auf Widerstand stieß,<ref>Damals herrschte in der [[Didaktik]] der [[Instruktionismus]], bei dem Lehrer ihre Schüler frontal unterweisen, und in der Fremdsprachendidaktik dominierte der [[Behaviorismus]], der Lernprozesse über Imitation und Repetition der vom Lehrer angebotenen Muster einleiten will.</ref> begann er dieses von ihm zunächst als schlichte Unterrichtstechnik betrachtete Verfahren wissenschaftlich zu untermauern (Dissertation 1985<ref>Jean-Pol Martin: ''Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler – Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes.'' Dissertation Universität Gießen 1985. Narr Verlag, Tübingen 1985, ISBN 3-87808-435-8.</ref>) und mithilfe des FWU ([[Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht]]) systematisch und als Langzeitstudie zu dokumentieren.<ref>Jean-Pol Martin: ''Aktive Schüler Lernen besser – Neue Wege im Französischunterricht''. FWU, München-Grünwald 1983; Jean-Pol Martin: ''Schüler organisieren ihren Unterricht selbst. Neue Wege im Französischunterricht''. FWU, München-Grünwald 1984; Jean-Pol Martin: ''Schüler zwischen formaler Sprache und freiem Ausdruck – Neue Wege im Französischunterricht''. FWU, München-Grünwald 1987; Jean-Pol Martin: ''Paris-Torcy. Schüler erkunden die Villes Nouvelles''. FWU, München-Grünwald 1987; Jean-Pol Martin: ''Zum Aufbau von Basiswissen in der 11. Klasse – Neue Wege im Französischunterricht''. FWU, München-Grünwald 1987.</ref> Gleichzeitig war Martin bemüht, das Curriculum, das den Französischunterricht vom ersten Lernjahr bis zum Abitur umfasste, theoretisch zu fundieren, und legte mit seiner Habilitation die entsprechende Schrift vor.<ref>Jean-Pol Martin: ''Vorschlag eines anthropologisch begründeten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht.'' Habilitation. Narr, Tübingen 1994.</ref> |
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Die Basis lieferten Elemente aus der [[Humanistische Psychologie|humanistischen Psychologie]], der [[Kognition]]spsychologie und der [[Neurowissenschaft]]en. Parallel dazu veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze zu diesem Thema.<ref>Jean-Pol Martin: ''Für eine Übernahme von Lehrfunktionen durch Schüler.'' In: ''Praxis des neusprachlichen Unterrichts.'' 4/1986, S. 395–403; Jean-Pol Martin: ''Schüler in komplexen Lernumwelten. Vorschlag eines kognitionspsychologisch fundierten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht.'' In: ''Praxis des neusprachlichen Unterrichts.'' 3/88, S. 294–302; Jean-Pol Martin: ''Das Projekt „Lernen durch Lehren“ – eine vorläufige Bilanz.'' In: G. Henrici, E. Zöfgen (Hrsg.): ''Fremdsprachen Lehren und Lernen (FLuL). Themenschwerpunkt: Innovativ-alternative Methoden.'' 25. Jahrgang, Narr, Tübingen 1966, S. 70–86; Jean-Pol Martin: ''Weltverbesserungskompetenz als Lernziel?'' In: ''Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog.'' 6. Jahrgang, Heft 1, 2002, S. 71–76: Jean-Pol Martin: ''Lernen durch Lehren (LdL).'' In: ''Die Schulleitung – Zeitschrift für pädagogische Führung und Fortbildung in Bayern.'' 4/2002, S. 3–9.</ref> Früh in diesem Prozess, da Martins Ansatz nur sehr zögerlich vom Bildungssystem aufgenommen wurde, rief er 1987 das LdL-Kontaktnetz ins Leben, das zu Beginn zwölf Lehrer umfasste und bis 1995 zu fünfhundert anwuchs.<ref>Jean-Pol Martin: ''Kontaktnetz: ein Fortbildungskonzept.'' In: Eberhard Kleinschmidt (Hrsg.): ''Fremdsprachenunterricht zwischen Sprachenpolitik und Praxis: Festschrift für Herbert Christ zum 60. Geburtstag.'' Tübingen 1989, ISBN 3-8233-4191-X, S. 389–400; Roland Graef, Rolf-Dieter Preller (Hrsg.): ''Lernen durch Lehren.'' Verlag im Wald, Rimbach 1994, ISBN 3-929208-10-5.</ref> Die beteiligten Pädagogen erprobten die Methode in allen Fächern, dokumentierten ihren Unterricht und stellten LdL in Lehrerfortbildungen vor. |
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:1). Der ''kognitive Ansatz'' geht davon aus, dass man sich intensiv mit den Strukturen z.B. einer Sprache (Grammatik, Wortschatz) befassen muss, um sie zu lernen. Dann bliebe allerdings keine Zeit mehr, um zu sprechen und authentisch zu kommunizieren; |
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Ab 2001 erlebte LdL einen Aufschwung im Zusammenhang mit den in allen Bundesländern eingeleiteten Schulreformen (vgl. insbesondere den Bayerischen Modellversuch [[MODUS21]]). Im Anschluss fand „Lernen durch Lehren“ Einzug in die Erwachsenenbildung und die Hochschullehre (siehe unter anderem [[Joachim Grzega]] in Deutschland und Guido Öbel in Japan). |
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Das Konzept LdL enthält eine [[Pädagogik|pädagogisch]]-[[Anthropologie|anthropologische]] sowie eine [[Didaktik|fremdsprachendidaktische]] Komponente.<ref>Forschungsmethodologisch lässt sich Martins Zugang in die [[Aktionsforschung]] einordnen (vgl.: Jean-Pol Martin: ''Das Projekt 'Lernen durch Lehren' – fachdidaktische Forschung im Spannungsfeld von Theorie und selbsterlebter Praxis.'' In: M. Liedtke (Hrsg.): ''Gymnasium: neue Formen des Unterrichts und der Erziehung.'' Klinkhardt, Bad Heilbrunn/Obb. 1998, S. 151–166.)</ref> |
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=== Die pädagogisch-anthropologische Komponente === |
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:2). Der ''habitualisierende Ansatz'' (Bildung von Reflexen) geht davon aus, dass man nur dann z.B. eine Sprache erlernt, wenn man ständig nachahmt und wiederholt (man glaubt, dass nur so Reflexbildung entsteht). Zur Grammatik und zur echten Kommunikation bliebe dann keine Zeit mehr; |
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LdL ist zum einen der humanistischen Psychologie, zum anderen der Forschung über Systemdenken von [[Dietrich Dörner]] verpflichtet.<ref>Zentral für Martins Theorie und Praxis war Dörners Untersuchung: Dietrich Dörner u. a. (Hrsg.): ''Lohhausen. Vom Umgang mit Unbestimmtheit und Komplexität.'' Huber, Bern / Stuttgart / Wien 1983.</ref> Die pädagogisch-anthropologische Komponente bezieht sich auf die [[Maslowsche Bedürfnispyramide|Bedürfnispyramide von Maslow]]. Die Aufgabe, anderen einen Wissensstoff zu vermitteln, soll die Bedürfnisse nach Sicherheit (Aufbau des Selbstbewusstseins), nach sozialem Anschluss und sozialer Anerkennung sowie nach Selbstverwirklichung und Sinnfindung befriedigen. Dabei erweisen sich [[exploratives Verhalten]] und Netzsensibilität als entscheidend beim Einleiten einer zur Bedürfnisbefriedigung führenden Handlungskette.<ref>Jean-Pol Martin: ''„Weltverbesserungskompetenz“ als Lernziel?'' In: ''Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog.'' 6. Jahrgang, 2002, Heft 1, S. 71–76.</ref> |
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Ausgehend von im Unterricht bereitgestellten, aber noch nicht geordneten Informationen stehen die Lerner bei LdL vor der Aufgabe, diese Informationen durch Bewerten, Gewichten und Hierarchisieren zu Wissen umzuformen (Linearität [[a posteriori]]). Dieser Prozess kann nur auf der Grundlage intensiver Kommunikation erfolgen. Hierzu wird auf die Struktur von [[Neuronales Netz|neuronalen Netzen]] verwiesen, in der durch intensive [[Interaktion]]en Problemlösungen entstehen. So betrachtet soll die Gruppe als Ganzes lernen, indem stabile Interaktionsstrukturen zwischen den Schülern entstehen, wie dies beim Lernen im Gehirn erfolgt, wenn durch anhaltende Zufuhr von Impulsen dauerhafte [[Synapse|synaptische Verbindungen]] zwischen den [[Neuron]]en aufgebaut werden. Bei Ausbleiben dieser Impulse und Interaktionen zerfallen diese Neuronenverbindungen wieder (vergessen).<ref>Niels Birbaumer, Robert F. Schmidt: ''Biologische Psychologie.'' 2. Auflage. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1991, S. 540ff.</ref> |
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:3. Der ''kommunikative Ansatz'' geht davon aus, dass man vorwiegend durch die Mitteilung echter Botschaften lernt. Formale Strukturen (etwa Grammatik, Syntax) sind hier zweitrangig und daher wird zu ihrer Erlernung im Unterricht weniger Zeit aufgewendet (hohe Fehlertoleranz). |
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=== Die fremdsprachendidaktische Komponente === |
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=== Praktische Anwendung === |
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[[Datei:LdL.svg|mini|260px|Schematische Darstellung des Interaktionsprozesses bei der LdL-Sprachdidaktik]] Sprachdidaktischer Aspekt: Die traditionelle Didaktik sieht einen unaufhebbaren Widerspruch zwischen den drei klassischen Lern-Paradigmen [[Habitualisierung]] ([[Behaviorismus|behavioristische]] Komponente), Stoffbezogenheit ([[Kognition|kognitivistische]] Komponente) und [[Authentizität|authentischer]] Interaktion, einer Kommunikation, in der die Schüler nicht vom Lehrer vorgelegte Sätze wiederholen, sondern echte Anliegen versprachlichen ([[Kommunikation|kommunikative]] Komponente): |
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# Der ''kognitive Ansatz'' geht davon aus, dass der Schüler sich intensiv mit den Strukturen einer Sprache (Grammatik, Wortschatz) befassen muss, um sie zu lernen. Dann bliebe keine Zeit mehr, um zu sprechen und authentisch zu kommunizieren. |
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# Der ''habitualisierende Ansatz'' (Bildung von Reflexen) geht davon aus, dass der Schüler nur dann eine Sprache erlernt, wenn er ständig nachahmt und wiederholt (es wird davon ausgegangen, dass nur so Reflexbildung entsteht). Zur Grammatik und zur echten Kommunikation bliebe keine Zeit mehr. |
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# Der ''kommunikative Ansatz'' geht davon aus, dass vorwiegend durch die Mitteilung echter Botschaften gelernt wird. Die Vermittlung formaler Strukturen, wie etwa Grammatik und Syntax, ist hier zweitrangig, und daher wird zu ihrer Erlernung im Unterricht weniger Zeit aufgewendet und eine hohe Toleranz gegenüber Fehlern geübt. |
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LdL möchte die drei Komponenten vereinen: Die Schüler müssen a) die Inhalte kognitiv durchdringen, b) intensiv miteinander sprechen, um den anderen den Stoff zu vermitteln, und c) dadurch bestimmte Sprachstrukturen immer wieder anwenden. Diese drei Schritte greifen dabei ineinander, da sie im Rahmen der Lernmethode [[Iteration|iterativ]] und über [[Rückkopplung]]en gesteuert immer wieder von neuem vorgenommen werden müssen. |
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Vor jeder Lektion teilt der Lehrer den Stoff in bearbeitbare Teilabschnitte ein. Es werden Schülergruppen (maximal drei Schüler) gebildet und jede Gruppe bekommt einen abgegrenzten Stoffabschnitt sowie die Aufgabe, diese Inhalte der Gesamtklasse zu vermitteln. Die Schüler bereiten den Stoff didaktisch auf (spannende Impulse, Abwechslung in den Sozialformen usw.). Bei dieser Vorbereitung, die im Unterricht stattfindet, steht der Lehrer den einzelnen Schülergruppen zur Seite und gibt Impulse und Ratschläge. Hier zeigt sich, dass Schüler - und zwar durchgängig von der Grundschule bis zur Oberstufe - diese Aufgabe in der Regel problemlos meistern, da sie im Laufe der Schuljahre beobachten konnten, welche Techniken die Lehrer anwenden. Grundsätzlich neigen Erwachsene und Lehrer dazu, die didaktischen Fähigkeiten von Schülern stark zu unterschätzen. Nach einer Eingewöhnungsphase zeigen Schüler meist ein beachtliches pädagogisches Potenzial. Im Sinne optimaler Didaktik verlangt LdL, dass die selbstgestalteten Lehreinheiten nicht als ein durch Schüler gehaltener Frontalunterricht oder ein Unterricht durch Vortrag von Referaten missverstanden werden. Die unterrichtenden Schüler sollen sich ständig mit geeigneten Mitteln versichern, dass jede Information von den Adressaten verstanden wird (kurz nachfragen, zusammenfassen lassen, kurze Partnerarbeit einflechten). Hier muss der Lehrer intervenieren, wenn er feststellt, dass die Kommunikation nicht gelingt oder dass die von den Schülern eingesetzten Motivationstechniken nicht greifen. |
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Inhaltlicher Aspekt: In der Lehrbuchphase stellen die Schüler die Inhalte des Lehrwerkes vor. Wenn die Lehrbuchphase abgeschlossen ist, liegt es in der Logik des Ansatzes, dass die Schüler selbst im Rahmen von Projekten neues Wissen erarbeiten und im Klassenverband weitergeben. In dieser Phase (11. Klasse bis Abitur) hängt die Motivation der Schüler stark von der Qualität der Inhalte ab. Die Schüler sollen spüren, dass sie bei deren Behandlung auf die Zukunft vorbereitet werden (Bedürfnis nach Sinn). |
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Die Anwendungsbereiche der LdL-Methode umfassen alle Felder des Ausbildungssystems, von der Grundschule bis zum Bundesgrenzschutz (vgl. ausführliche Darstellung in [[Selbstgesteuertes Lernen]]). Die meisten Lehrer verwenden die Methode nicht flächendeckend, sondern phasenweise und/oder nur in einigen, besonders geeigneten Klassen und berichten über folgende Vor- bzw. Nachteile: |
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=== Praktische Anwendungen === |
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'''Die Vorteile''': |
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Von Beginn an war Martin bemüht, interessierten Lehrern konkrete praktische Handlungsanweisungen zu liefern (siehe didaktische Briefe 1985–1988<ref>[http://www.ldl.de/LDL_ALT/material/aufsatz/didakt0.htm Didaktische Briefe I bis III], abgedruckt in: Roland Graef, Rolf-Dieter Preller (Hrsg.): ''Lernen durch Lehren''. Verlag im Wald, Rimbach 1994, S. 29–48.</ref>).<br />'''Zum Verfahren''': Vor jeder Lektion teilt der Lehrer den Stoff in zu bearbeitende Teilabschnitte ein. Es werden Lernergruppen aus maximal drei Schülern gebildet, und jede Gruppe bekommt einen abgegrenzten Stoffabschnitt sowie die Aufgabe, diese Inhalte der Gesamtgruppe zu vermitteln. Die Schüler bereiten den Stoff didaktisch auf (spannende Impulse, Abwechslung in den Sozialformen usw.). Bei dieser Vorbereitung, die im Unterricht stattfindet, steht der Lehrer den einzelnen Lernergruppen zur Seite und gibt Impulse und Ratschläge. Falls der Unterricht in geeigneten Räumen stattfindet, sollten Zusatzinformationen aus dem Internet geholt werden und die Vorbereitungen in Schülerwikiseiten hochgeladen werden. Bei den LdL-Sequenzen werden die Wikiseiten per Beamer auf die Leinwand projiziert. Grundsätzlich neigen Lehrer dazu, die didaktischen Fähigkeiten von Lernern stark zu unterschätzen. Nach einer Eingewöhnungsphase zeigen Schüler meist ein beachtliches pädagogisches Potenzial. Im Sinne optimierter Didaktik verlangt LdL, dass die selbstgestalteten Lehreinheiten nicht als ein durch Lerner gehaltener Frontalunterricht oder ein Unterricht durch Vortrag von Referaten missverstanden werden. Die unterrichtenden Schüler sollen sich ständig mit geeigneten Mitteln versichern, dass jede Information von den Adressaten verstanden wird (kurz nachfragen, zusammenfassen lassen, kurze Partnerarbeit einflechten). Hier muss der Lehrer intervenieren, wenn er feststellt, dass die Kommunikation nicht gelingt oder dass die von den Lernern eingesetzten Motivationstechniken nicht greifen. |
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* Der Stoff wird intensiver erarbeitet und die Schüler sind wesentlich aktiver |
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* Die Schüler erwerben zusätzlich zum Fachwissen weitere [[Schlüsselqualifikation]]en: |
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** Teamfähigkeit |
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** Planungsfähigkeit |
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** Zuverlässigkeit |
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** Präsentation und Moderation |
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** Selbstbewusstsein |
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=== Die Klasse als neuronales Netz === |
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'''Die Nachteile''' |
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Martin hat sich bemüht, die Funktionsweise von neuronalen Netzen in schematisierter Form zur Beschreibung des LdL-Unterrichts heranzuziehen.<ref>Jean-Pol Martin in: Reinhard Kahl: ''[[Treibhäuser der Zukunft]] – Wie in Deutschland Schulen gelingen. Eine Dokumentation von Reinhard Kahl und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.'' 1. Auflage. Beltz, Weinheim 2004, ISBN 3-407-85830-2. (3 DVD-Videos)</ref> Der Ablauf der Unterrichtsphasen sowie die Unterschiede, die LdL von anderen Methoden abgrenzen, werden in dieser Übersicht zusammengefasst:<ref>Eine reduzierte Form der folgenden Übersicht ist zu finden in: Jean-Pol Martin, Guido Oebel: ''Lernen durch Lehren: Paradigmenwechsel in der Didaktik?'' In: ''Deutschunterricht in Japan.'' (= ''Zeitschrift des Japanischen Lehrerverbandes''). Heft 12 / Herbst 2007, {{ISSN|1342-6575}}, S. 4–21. Siehe auch: Jean-Pol Martin: ''Lange Inkubation, plötzliche Emergenz'' In: Lutz Berger et al.: ''Lernen durch Lehren im Fokus - Berichte von LdL-Einsteigern und LdL-Experten.'' Epubli. Berlin. 2011. S. 21–25</ref> |
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* Höherer Zeitaufwand bei der Einführung der Methode |
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* Höherer Arbeitsaufwand bei Schülern und Lehrern |
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|'''Unterrichtsphase''' || '''Erwartetes Schülerverhalten'''|| '''Lehrerverhalten'''|| '''Unterschied zu anderen Methoden''' |
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* Gefahr der Eintönigkeit, wenn der Lehrer keine didaktischen Impulse liefert |
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| '''Vorbereitung und Nachbereitung zu Hause'''|| Alle Schüler arbeiten konsequent zu Hause, denn die Qualität des Unterrichtsdiskurses ([[Kollektive Intelligenz|kollektives Denken]], [[Emergenz]]) hängt von der Vorbereitung der Schüler („Neurone“) ab. Wer nicht vorbereitet ist oder häufig fehlt, kann im Unterricht auf keine Impulse reagieren und selbst keine Impulse „abfeuern“. || Der Lehrer („[[Frontallappen]]“) muss den Stoff sehr gut beherrschen, damit er jederzeit ergänzend und impulsgebend intervenieren kann, um die Qualität des Diskurses zu erhöhen. || Bei LdL wird die Unterrichtszeit nicht in erster Linie für die Vermittlung von Stoff genutzt, sondern für die Interaktionen in Partnerarbeit und im [[Plenum]] (kollektive Reflexion). Der Schwerpunkt im Unterricht liegt auf dem Mündlichen. Die häusliche Arbeit dient der Vorbereitung auf diese Interaktionen. |
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|'''Gesamter Unterrichtsdiskurs'''|| Die Schüler sitzen im Kreis. Jeder Schüler hört konzentriert seinen Mitschülern zu und stellt Fragen, wenn etwas in der Darstellung nicht klar ist. || Der Lehrer sorgt für absolute Ruhe und Konzentration auf die Schüleräußerungen, sorgt dafür, dass jeder Schüler ungestört seine Gedanken zu Ende aussprechen kann und die Klasse auf seine Beiträge eingeht. Der Lehrer muss sich stets bewusst sein, dass, bevor wertvolle Gedankengänge in der Gruppe „emergieren“, eine ganze Reihe von Interaktionen zwischen den Schülern im Vorfeld notwendig ist (Inkubation), die der Lehrer nicht beschleunigen oder unterbrechen soll. || Bei LdL muss absolute Ruhe herrschen, damit die Schüleräußerungen von allen verfolgt werden. Während die Schüler interagieren, hält sich der Lehrer stark zurück. |
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|'''Einstieg''': Stoffsammlung in Partnerarbeit: Beispiel „''Don Juan'' von [[Molière]]“ || [[Ressourcenorientierung]]: die Schüler, die den Unterricht leiten, stellen kurz das neue Thema vor und lassen die Mitschüler in '''Partnerarbeit''' sammeln, was sie bereits zu diesem Thema wissen (z. B. Kenntnisse über ''[[Don Giovanni]]'' von [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]]). || Der Lehrer sorgt dafür, dass die Partner ihre Gedanken austauschen. || Bei LdL wird vor Einführung des neuen Stoffes der Wissensstand der einzelnen Schüler in Kleingruppen zur Kenntnis genommen. |
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|'''Erste Vertiefung''': Stoffsammlung im Plenum || Unter Moderation der leitenden Schüler wird in der Klasse solange interagiert, bis alle themenbezogenen Fragen gestellt und geklärt wurden (die Schüler interagieren wie '''Neurone''' in neuronalen Netzen und es „'''emergieren'''“ Gedanken und Problemlösungen). || Der Lehrer sorgt dafür, dass jeder Schüler intervenieren kann, fragt nach, wenn etwas noch nicht klar ist und von der Klasse durch Interaktionen geklärt werden soll, bis die „'''Emergenz'''“ eine entsprechende Qualität erreicht hat (vgl. [[Kollektive Intelligenz]]). || Das Vorwissen der Einzelnen wird im Plenum ausgetauscht und angeglichen, bevor der neue Stoff eingespeist wird. |
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|Einführung des '''neuen Stoffes''' im Plenum („Molières Komik am Beispiel von ''Don Juan''“) || Die leitenden Schüler führen neues Wissen im Plenum ein, in kleine Portionen aufgeteilt (z. B. entsprechende Szene aus ''Don Juan'') und mit ständiger Rückfrage, damit sicher ist, dass alles verstanden wird. || Der Lehrer beobachtet die Kommunikation und interveniert, wenn Unklarheiten auftreten. Er fordert immer wieder zur Klärung undeutlicher Inhalte oder Gedanken auf. || Bei LdL erfolgt das Einspeisen des neuen Stoffes in kleinen Portionen, die Schritt für Schritt verarbeitet werden. |
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|'''Zweite Vertiefung''': Spielen von Einzelszenen || Unter Anleitung der verantwortlichen Schüler werden in Partnerarbeit relevante Passagen gespielt und eingeübt (z. B. wie Don Juan Bauernmädchen verführt). || Der Lehrer bringt neue Ideen ein, sorgt dafür, dass die schauspielerischen Darstellungen ansprechend gestaltet und von allen anderen konzentriert verfolgt werden. || Bei LdL versteht sich der Lehrer als [[Regisseur]], und er scheut sich nicht, zu unterbrechen, wenn Darbietungen vor der Klasse nicht ansprechend/deutlich genug sind (Werkstattatmosphäre). |
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|'''Dritte Vertiefung''': schriftlicher Hausaufsatz (Textaufgabe, Interpretation einer Stelle, beispielsweise Don Juans Auseinandersetzung mit seinem Vater) || Alle Schüler arbeiten konsequent zu Hause. || Der Lehrer sammelt alle Hausaufgaben ein und korrigiert sie sehr genau. || In jüngeren Jahrgangsstufen wird der LdL-Unterricht während der Stunden selbst vorbereitet. Mit zunehmendem Niveau (Oberstufe) verlagert sich die Vorbereitung immer stärker auf die häusliche Arbeit, damit ein noch größerer Anteil der Unterrichtszeit für Interaktionen (kollektive Reflexion) zur Verfügung steht. |
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== Die LdL-Rezeption == |
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=== Die Rezeption in der Praxis === |
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[[Datei:LdL-Klasse4-Mathe.jpg|mini|Grundschüler bringen einander das schriftliche Dividieren bei.]] |
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Nach Teuchert-Noodt <ref>Gertraud Teuchert-Noodt (Regie); F. Bagorda (Grafik/Trick); J. Schroeder (Grafik/Trick); Dierk Polascheck (Kamera, Schnitt); T. Grund (Schnitt): ''Lernen durch Lehren - Physiologische Grundlage des Lernens'', Universität Bielefeld, Audiovisuelles Zentrum (Bielefeld), IWF (Göttingen), 2003[http://mkat.iwf.de/default.aspx?GUID=544D412D0000000000000000000000002CF44C86B427C90CFC000000769397B1]</ref>ist Lernen für die Gehirnforschung eine organische Leistung des [[Gehirn]]s. Sie beruht auf dem koordinierten Zusammenspiel von biochemischen und systemischen Prozessen in kooperierenden Subsystemen von [[Motorik]], [[Sensorik]] und [[Assoziation (Psychologie)|Assoziation]]. Es entstehen zeitlich befristete Prozesse, die individuelle Dispositionen für selektive Fähigkeiten, relevantes Denken in Raum- und Zeitkategorien sowie limbisch induziertes motivations- und emotionsbedingtes Verhalten ganzheitlich miteinander verbinden. Lernen findet also in kleinen und großen [[Regelkreis]]en statt, die sich selektiv durch Struktur-Funktionskopplung stabilisieren. Das Lernen folgt dabei den Regeln von aktivitätsbedingter Reorganisation und ist immer aus individueller motivationaler und emotionaler Dynamik getragen. Intelligenz und Emotion sind dabei in ihrer Verbindung Voraussetzung für einen Lernerfolg. Vom Individuum werden daher sensomotorische und assoziative Regelkreise ganzheitlich und selbstverstärkend in den Lernprozess einbezogen. |
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* LdL wurde zunächst in der Lehrerausbildung und in Lehrerseminaren rezipiert: ab 1985 wurden Referendararbeiten in allen Fächern über LdL verfasst.<ref>Die erste Arbeit wurde im Fach Französisch in Kiel angefertigt: Katharina Appel: ''Versuche zur Aktivierung von Schülern im Anfangsunterricht Französisch (Obertertia F3)''. Schriftliche Hausarbeit der pädagogischen Prüfung für das Lehramt an Gymnasien im Fach Französisch, Seminar Kiel für Gymnasien, September 1985 {{Webarchiv | url=http://www.ldl.de/material/arbeiten/appel.pdf | wayback=20110823042505 | text=(PDF, 143 kB, über archive.org)}}; schrittweise wurden bis 2007 etwa 120 weitere Arbeiten in allen Fächern erstellt, beispielsweise in Sport im Jahre 1992 von Ute Luzay in Erlangen: ''Lernen durch Lehren im Sportunterricht. Ein Unterrichtsprojekt mit Schülerinnen der 10. Klasse''; in Mathematik im Jahre 1997 von Claus Hilgers: ''Erprobung der Methode „Lernen durch Lehren“ am Beispiel der Kreismessung im Mathematikunterricht der 10. Jahrgangsstufe'' und im Englischunterricht der Hauptschule im Jahre 2006: Claudia Müller, Regensburg: ''Lernen durch Lehren oder Wie das eigenverantwortliche und selbstständige Lernen im Englischunterricht der Hauptschule verwirklicht werden kann – aufgezeigt am Beispiel zweier Sequenzen in meiner 5. Klasse''. Seit 2007 sind weitere Arbeiten entstanden. Aktuelle Zahlen liegen nicht vor.</ref> Auch die Schulbehörden nahmen LdL auf und befassten sich sowohl mit der Praxis als auch mit der Theorie (vgl. [[Margret Ruep]] 1999<ref>Margret Ruep: ''Schule als Lernende Organisation – ein lebendiger Organismus.'' In: Margret Ruep (Hrsg.): ''Innere Schulentwicklung. Theoretische Grundlagen und praktische Beispiele.'' 1. Auflage. Auer Verlag, Donauwörth 1999, ISBN 3-403-03224-8, S. 17–81, insbesondere S. 32ff.</ref>). In zahlreichen Lehrplänen, insbesondere in Bayern wird LdL zusammen mit anderen Methoden als Standardtechnik empfohlen.<ref>siehe u. a. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hrsg.): ''Lehrplan für die Sechsstufige Realschule''. 2001, S. 228.</ref> Ebenfalls in Bayern wurde 2005/2006 die Methode LdL im Rahmen des Modellversuchs MODUS 21 vom Kulturministerium als Fortbildung für alle beteiligten Schulen angeboten. Die meisten Lehrer verwenden die Methode nicht generell, sondern phasenweise und/oder nur in einigen, besonders geeigneten Gruppen. |
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* Im Rahmen einer von Martin durchgeführten Befragung von 480 Lehrern im Jahr 1993 wurden folgende Vor- und Nachteile der Methode angegeben:<ref>siehe: Martin 1994, S. 209–213.</ref> Aus der Sicht der befragten Lehrer wird der Stoff intensiver erarbeitet, und die Schüler sind wesentlich aktiver. Ferner sind die Informanten der Meinung, dass die Schüler zusätzlich zum Fachwissen weitere [[Schlüsselqualifikation]]en erwerben: die Teamfähigkeit, die Planungsfähigkeit, die Zuverlässigkeit, die Fähigkeit zu präsentieren und zu moderieren sowie mehr Selbstbewusstsein. Als Nachteile wird der höhere Zeitaufwand bei der Einführung der Methode erwähnt sowie die Gefahr der Eintönigkeit, wenn der Lehrer keine didaktischen Impulse liefert. Diese Untersuchung wurde am Ende des 20. Jahrhunderts durchgeführt und wurde nicht wiederholt. |
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=== Lehrer als Konstrukteure neuronaler Netze === |
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Jean-Pol Martin orientiert sich bei der Strukturierung der Lernergruppe an neuronalen Netzen, wobei die einzelnen Lerner metaphorisch als Neurone betrachtet werden. Bei neuronalen Verbindungen spricht man dann von Lernprozess, wenn sich stabile Neuronenkonstellationen ergeben. Dies wiederum setzt voraus, dass die einzelnen Neurone intensiv und langfristig interagieren. Daher legt LdL in der Weiterentwicklung von Martin den Akzent besonders auf den Aufbau kommunikativer Fähigkeiten beim Lerner und verlangt vom ihm Offenheit, Freundlichkeit, Konzentration. Als Leitgedanke des Prozesses gilt: Geschwindigkeit und Vernetzung. Nebenbei wird demokratisches Verhalten gefördert (siehe [[Lernen durch Sprechen]] und [[Kooperatives Lernen]]). Ein fruchtbarer Einsatz der Methode Lernen durch Lehren verlangt von den Lehrern Kompetenzen, die in den Hochschulen vermittelt werden müssen. Da die Klasse als [[neuronales Netz]] strukturiert wird (das Sitzen im Hufeisen oder im Kreis ist Voraussetzung) und die Kommunikation zwischen den Schülern immer intensiver wird, muss der Lehrer laut Martin daran gewöhnt sein, in jedem Beitrag sofort die Kernaussage zu erkennen und sie in Beziehung zu den anderen Beiträgen zu setzen. Er wird zum Organisator von kollektiver Reflexion und muss die Gedankenflüsse behutsam auf das Ziel hin steuern, ohne zu oft zu intervenieren. Insofern muss er zwar die Inhalte im Auge behalten, intervenieren muss er aber vor allem auf der Prozessebene, damit die Kommunikation zwischen den Schülern (metaphorisch: Neuronen) zügig und zielgerichtet funktioniert. Darüber hinaus wird die Kommunikationsfähigkeit zur Haupteigenschaft erfolgreicher Problemlöser - viele Forscher sehen darin die Voraussetzung zu einem [[Kondratjew-Zyklus|6. Kondratjew]].<br> |
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'''Analogie zur Tätigkeit als Moderator von Internetforen'''<br> |
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Als Organisator der kollektiven Reflexion muss der Lehrer dafür sorgen, dass diese zu einem Ziel führt, nämlich zur Aufnahme des neuen Stoffes durch die ganze Klasse. Zu Beginn der Unterrichtsstunde herrscht also noch inhaltliche Unbestimmtheit (keine Linearität) und im Klassenraum soll schrittweise durch die gemeinsame Arbeit Klarheit (Linearität a posteriori) entstehen. Eine gute Vorbereitung auf den Lehrerberuf wäre in diesem Sinne die Tätigkeit als Moderator von [[Webforum|Web-Foren]], bei denen es darum geht, aus chaotisch einströmenden Informationen schrittweise [[Kollektive Wissenskonstruktion|Wissen zu konstruieren]]. Auffällig ist nämlich die Parallele zwischen dem Vorgang der [[Kollektive Wissenskonstruktion|Wissenskonstruktion]] im LdL-Unterricht und der Funktionsweise einer kollaborativen Internet-Plattform. Die Tatsache, dass das Wissen im LdL-Unterricht von Schülern präsentiert wird, denen kein Expertenstatus zugeschrieben wird, regt die prüfende Aufmerksamkeit der Mitschüler an. Auf diese Weise werden alle Teilnehmer im Klassenzimmer aufgefordert, an der Verbesserung des zunächst unfertigen Wissens zu arbeiten. Ähnlich verhält es sich etwa mit den neuen sozialen Komponenten des Internets ("[[Web 2.0]]"), also etwa [[Weblog]]s, [[Webforum|Experten-Foren]] oder [[Online-Lexikon|Online-Enzyklopädien]]. Die Benutzer von [[Wiki|Wiki-Technologien]] sind etwa nur deshalb bereit, an den rezipierten Texten auch ihrerseits kritisch mitzuarbeiten, weil sie den Autoren nicht von Anfang an einen Wissensvorsprung zubilligen. Erst durch die wissenschaftliche Gleichstellung aller Benutzer wird ermöglicht, dass vorhandenes Wissen - auch Laienwissen - in die Plattformen eingebracht wird. Einzelne Forscher sind der Auffassung, dass diese neue Form der Wissenskonstruktion den Übergang von einer Wissenschaft von Experten, die ihr schriftlich fixiertes Wissen horten und an ausgewählte Abhängige vermitteln, zu einer [[Wissensgesellschaft]] einleitet, in der alle an einer kollektiven Wissenskonstruktion aktiv und - soweit möglich - gleichberechtigt beteiligt seien. |
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=== Die LdL-Rezeption in der Wissenschaft === |
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== Weiterführendes == |
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* In der Fachdidaktik als Wissenschaft wurde LdL, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, ebenfalls aufgenommen. So begründet Eynar Leupold in seinem 2002 erschienenen Standardwerk zur Französischdidaktik den Erfolg des LdL-Konzeptes folgendermaßen: „(…) ''die Lehrerinnen und Lehrer merken, dass ihre traditionelle Weise des Unterrichtens zu Monotonie, Unruhe und nicht immer befriedigendem Lernerfolg führt. Bei der Suche nach einem alternativen schlüssigen Methodenkonzept sind sie auf Martin gestoßen, dessen Konzept den Vorteil hat, nicht zu ‚alternativ‘ zu sein und ohne besondere Ausbildung umzusetzen ist''“.<ref>Eynar Leupold: ''Französisch Unterrichten. Grundlagen. Methoden. Anregungen.'' Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung, Seelze-Velber 2002, S. 139.</ref> Für Nieweler, den Herausgeber des anderen gegenwärtig maßgeblichen Handbuchs zur Französischdidaktik (2006), ist LdL „''eine radikale Form der Schüler- und Handlungsorientierung''“.<ref>Andreas Nieweler (Hrsg.): ''Fachdidaktik Französisch – Tradition|Innovation|Praxis.'' Klett, Stuttgart 2006, S. 318.</ref> |
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=== Quellen === |
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<references /> |
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An der Universität wurde LdL zunächst vereinzelt von Universitätsdozenten, meist sprachpraktischer Kurse, aufgegriffen.<ref>Anne Rusam, Joachim Pfeiffer: ''Der Student als Dozent: Die Methode „Lernen durch Lehren“ an der Universität.'' In: Udo O. Jung (Hrsg.); Heidrun Jung (Mitarb.): ''Praktische Handreichung für Fremdsprachenlehrer.'' (= ''Bayreuther Beitraege zur Glottodidaktik.'' 2). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1992, S. 425–433; Jody Skinner: ''Learning by Teaching.'' In: ''Zielsprache Englisch.'' 2/1994, S. 38–39.</ref> Ab 2008 hat LdL vor dem Hintergrund der [[Bachelor]]isierung aller Studiengänge im Rahmen des [[Bologna-Prozess]]es stärker Eingang in die Hochschule gefunden. |
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=== Weblinks === |
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[[Datei:JoachimGrzega-2-2.jpg|mini|Joachim Grzega]] |
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*[http://www.archiv-der-zukunft.de/filme/treibhaeuser-der-zukunft.php ''Treibhäuser der Zukunft (2004)''] Umfangreiche Film-Dokumentation von [[Reinhard Kahl]] zu neuen Pädagogischen Ansätzen, darunter auch "Lernen durch Lehren". Interview mit Jean-Pol Martin: [http://www.archiv-der-zukunft.de/downloads/materialien/th/martin_dvd.pdf PDF] |
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Ein Hauptakteur für die Weiterentwicklung und Verbreitung der LdL-Methode in Deutschland ist [[Joachim Grzega]], der sich mit eigener Akzentsetzung sowohl im Schul- als auch im Hochschulbereich einsetzt. Nach Grzega soll Unterricht aus drei Säulen bestehen: |
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# Vermittlung von Kernwissen |
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# Plattform für spezifische Projekte (individuell oder im Team bearbeitbar) |
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# Einüben von Schlüsselkompetenzen (Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen)<ref>Joachim Grzega, Marion Schöner: ''The didactic model LdL (Lernen durch Lehren) as a way of preparing students for communication in a knowledge society.'' In: ''Journal of Education for Teaching: International research and pedagogy.'' 34(3), 2008, S. 167–175. [[doi:10.1080/02607470802212157]]</ref><ref>Sascha Stollhans: ''Learning by teaching: developing transferable skills.'' In: Erika Corradini, Kate Borthwick, Angela Gallagher-Brett (Hrsg.): ''Employability for languages: a handbook.'' Dublin, Ireland 2016, S. 161–164. [[doi:10.14705/rpnet.2016.cbg2016.478]].</ref> |
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Als Sprachwissenschaftler geht es Grzega dabei vor allem um die Rolle von Sprache und Kommunikation im [[Wissenstransfer]]. Einerseits sei Sprache Informationsträger (hier hebt er insbesondere die Fähigkeit zur [[Experten-Laien-Kommunikation]] als wichtige Kompetenz, die es an Universitäten und Fachhochschulen zu vermitteln gelte, hervor), andererseits sei Sprache Mittel zur Schaffung von sozialen Bindungen, so dass die Art des Umgangs der einzelnen Beteiligten am Lernprozess zu thematisieren sei. |
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Über Joachim Grzega und Bea Klüsener<ref>Joachim Grzega, Bea Klüsener: ''Learning by Teaching through Polylogues: Training Communication as an Expert in Information and Knowledge Societies with LdL (Lernen durch Lehren).'' In: ''International Journal of Specialized Communication.'' 33, 2011, S. 17–35.</ref> hinaus sorgten auch [[Christian Spannagel]] und Oliver Tacke für die Verbreitung von „Lernen durch Lehren“.<ref>Lutz Berger, Joachim Grzega, Christian Spannagel (Hrsg.): ''Lernen durch Lehren im Fokus – Berichte von LdL-Einsteigern und LdL-Experten''. Epubli, 2011.</ref> Bei ihren Aktivitäten konnten sie falsche Vorstellungen über die LdL-Praxis, die in der Fachöffentlichkeit im Laufe der Jahre entstanden sind, identifizieren und korrigieren: beispielsweise die Tatsache, dass der Lehrer nicht passiv im Hintergrund bleibt, sondern sehr aktiv und kontinuierlich in den Prozess eingreift, dass eine Stunde nicht als durchgängige Präsentation von zwei Schülern, sondern von Anfang an diskursiv verläuft und schließlich, dass nicht [[Laissez-faire]] die Stimmung prägt, sondern hohe Konzentration und Disziplin.<ref>[http://cspannagel.wordpress.com/2009/01/18/ldl-mein-eindruck-von-eichstatt Blogeintrag: ''Mein Eindruck von Eichstätt'']</ref> |
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* LdL als konstruktivistische, konnektivistische Methode |
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* [http://www.ldl.de Hauptportal LdL] |
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Im Zuge der Digitalisierung rücken [[Konstruktivistische Didaktik|konstruktivistische]] und [[Konnektivismus|konnektivistische]] Begründungsmodelle für Lernarrangements in den Vordergrund. Dass LdL konstruktivistische Wünsche erfüllt, zeigt die Untersuchung von Marc Steen.<ref>Marc Steen: ''Erfolgreich Lernen in heterogenen Klassen – Warum konstruktivistische Didaktik Schule machen sollte.'' (= ''Studien zur Pluralität in Bildung und Erziehung.'' Band 7). Der andere Verlag, 2012.</ref> |
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* [http://www.zum.de/wiki/index.php/Lehren_durch_Lernen/Fortbildungen/Materialien LdL-Theorie nach Martin (Anthropologische Basics)] |
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* Seit 2015 erfolgt im Zuge des Wechsels der Perspektive von der Instruktion zur Konstruktion beim Lernprozess eine verstärkte Rezeption der LdL-Methode und deren Theorie. So Weng/Pfeiffer (2016): „''Martin (…) kann damit heute als ein Vorläufer für den vielzitierten 'shift from teaching to learning' gesehen werden.''“<ref>Annegret Weng, Anke Pfeiffer: [https://www.pedocs.de/frontdoor.php?source_opus=12264 ''„Lernen durch Lehren“ in der Mathematik – Videotutorials und Apps im Praxistest.''] 2016, S. 2. URN: um:nbn:de:0111-pedocs-122641</ref> |
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* [http://www.ldl.de/material/bericht.htm Materialien für verschiedene Unterrichtsfächer auf LdL.de] |
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=== In Frankreich === |
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Jean-Pierre Decroix, Forscher an der Universität Lille und verantwortlich für die "école de la deuxième chance", hat die Arbeit von Martin 2015 entdeckt und seine Masterarbeit darüber verfasst<ref>Jean-Pierre Decroix: "En quoi le dispositif 'LdL: enseigner pour apprendre' expérimenté à l'école de la deuxième chance, modifie-t-il le rôle du formateur?", Lille, 2017; "Enseigner pour apprendre. Une expérimentation pédagogique à L'E2C.", Nantes 2018.</ref>. Auf der Grundlage seiner weiteren Veröffentlichungen<ref> Jean-Pierre Decroix, Lucie Petit: "Enseigner pour apprendre. Une expérimentation pédagogique à l'E2C". Territoires et décrochages scolaires. Nantes: 30 mai-1er juin 2018.</ref> erfährt die Arbeit von Jean-Pierre Decroix eine breite Aufnahme in Frankreich und LdL wird aufgegriffen im gesamten französischen Raum in den "écoles de la deuxième chance" unter dem Namen "EP3A". Diese Methode enthält drei Stufen und erlaubt den Teilnehmern, einen Lerninhalt aufzuarbeiten mit dem Ziel, ihn anderen Teilnehmern zu vermitteln und über die Fähigkeiten nachzudenken, die im Rahmen dieses Lernprozesses mobilisiert wurden."<ref> Explorer la compétence apprendre à apprendre.Le dispositif EP3A.Université de Lille. [https://ep3a.weebly.com/].</ref> |
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=== LdL als demokratieförderliches Konzept === |
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*[[ZUM:Kritik_an_LdL|Kritik an Lernen durch Lehren (LdL)]] |
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Die Wissenschaftlerin und Bildungspolitikerin [[Margret Ruep]] stellt fest: „Ein besonderer Wert des Konzepts liegt auch in seinen zutiefst demokratischen Prinzipien und Handlungsmustern, was für die globalisierte Welt mit ihren Unsicherheiten und Unwägbarkeiten von herausragender Bedeutung ist. Insoweit trägt der Ansatz von LdL seinerseits zu einer Weltverbesserung bei.“<ref>Margret Ruep: ''Lernen durch Lehren – ein handlungsorientiertes und auf Demokratie ausgerichtetes Bildungskonzept.'' In: Regier S., Regier K., Zellner M. (eds) Förderung der Sprachkompetenz in der Hochschullehre. 2020. Springer VS, Wiesbaden, S. 71</ref> |
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*[[ZUM:Kategorie:Lernen_durch_Lehren|Kategorie:Lernen durch Lehren (LdL-Einzelbereiche) im ZUM-Wiki]] |
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=== LdL mit Robotern === |
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„Starting in the eighties, Martin, professor in languages didactics, used the approach of „Lernen durch Lehren“ to develop the teaching of the French language to German students. This educational method will then widely spread in France then, during recent years, in educational robotics.“<ref>Frank Jamet, Olivier Masson, Baptiste Jacquet, Jean-Louis Stilgenbauer, Jean Baratgin: ''Learning by Teaching with Humanoid Robot: A New Powerful Experimental Tool to Improve Children’s Learning Ability.'' In: ''Journal of Robotics.'' 2018, 2018, S. 1, {{DOI|10.1155/2018/4578762}}.</ref> |
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== LdL-Theorie als Basis für "Neue Menschenrechte" (NMR) == |
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Seit 2016 ist Martin bestrebt, die Menschenrechte ohne metaphysischen Bezug zu begründen und an den Bedürfnissen zu orientieren. Dabei stützt er sich ganz auf die LdL-Theorie:<ref>''Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle.'' In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): ''Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule.'' Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0; ''Neubegründung und Reformulierung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte?'' In: Simon W.Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): ''Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes.'' Gabriele Schäfer Verlag, 2020. S. 109–147, ISBN 978-3-944487-77-9.</ref> Die „Neuen Menschenrechte“ enthalten einen anthropologischen, einen ethischen und einen politischen Teil, auf folgende Bedürfnisse aufbauend: 1. Denken, 2. Gesundheit, 3. Sicherheit, 4. soziale Einbindung, 5. Selbstverwirklichung und Partizipation, 6. Sinn. Damit wird eine größere Operationalisierbarkeit erreicht. Eine empirische Basis wird von Nicole Kern<ref> Nicole Kern: ''"Was bedeuten die "Neuen Menschenrechte" für jugendliche "Systemsprenger"?"'' In: Simon W.Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): ''Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes.'' Gabriele Schäfer Verlag, 2020. S. 149–171, ISBN 978-3-944487-77-9. </ref> und Jens Eichert, beide Begründer der NMR-Agentur, erarbeitet<ref>Simon Kolbe, Nicole Kern, Jens Eichert: ''Von der Theorie in die Praxis: Die Entwicklung einer bedürfnisorientierten Angebotsstruktur im Bereich der Sozialpädagogik - Ein Praxisbericht'', in: Simon Kolbe und Jean-Pol Martin (Hrsg.): Mit (neuen) Menschenrechten Politik gestalten: Für eine Gesellschaft der positiven Veränderung. Band 4 der Reihe Neue Menschenrechte. Gabriele Schäfer Verlag: Herne. 2025. S. 217–228</ref>. Ferner ist Martin bestrebt, die Wirksamkeit der NMR im Rahmen der Kommunalpolitik empirisch zu prüfen<ref>[https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/der-didaktikprofessor-jean-pol-martin-feiert-seinen-80-geburtstag-10905584 Jean-Pol Martin feiert seinen 80. Geburtstag - Donaukurier 8/9/10. April 2023]</ref>. |
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== Entwicklung ab 2021 == |
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=== Agilität und Digitalisierung: Isabelle Schuhladen === |
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*[[Selbstgesteuertes Lernen]] |
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Seit 2021 liegt im Schulbereich das Lernen durch Lehren Projekt in den Händen von Isabelle Schuhladen Le Bourhis. Sie war Studentin von Jean-Pol Martin an der Universität Eichstätt zwischen 1999 und 2004 und arbeitete in der Folge eng mit ihm zusammen<ref> Isabelle Schuhladen Le Bourhis: ''Lernen durch Lehren: Eine Methode für das 21. Jahrhundert''. In: Simon W. Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): ''Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes''. Gabriele Schäfer Verlag. Herne. 2020. S. 190–215 </ref>. Auf dem Hintergrund der Corona-Krise hat sie zusammen mit Schülern und Schüler-Eltern interessante Modelle für den Einsatz von LdL im Distanz-Unterricht entwickelt.<ref>Isabelle Schuhladen: ''Lernen durch Lehren, ein agiles Konzept in der Praxis''. In: Tim Kantereit, Christof Arn, Heinz Bayer, Veronika Lévesque, Douglas MacKevett (Hrsg.): ''Agilität und Bildung''. Visual Ink Publishing. 2021. (140-147) </ref> Ein entscheidendes Element für Isabelle Schuhladens Erfolg ist, dass sie als erstes den Schülern in allen Klassenstufen die komplexe Theorie der LdL-Methode vorstellt und verinnerlichen lässt. Die Schüler erleben auf diese Weise den konkreten Unterricht als Umsetzung der Theorie und erkennen jede Maßnahme als theoretisch begründet, was ihre Motivation sichert. Dadurch vollzieht sie den Paradigmenwechsel von Top-down zu Bottom-up und zur Herausbildung der Eigenschaften, die durch [[VUCA]] verlangt werden und „[[Agilität (Management)|Agilität]]“ ausmachen. Insbesondere fordert Schuhladen durch die hohe Komplexität der von ihr angebotenen Inhalte intensives Denken, also Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung. |
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*[[Selbst organisiertes Lernen]] |
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=== Wissenschaftliche Verantwortung: Simon Kolbe === |
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Seit 2021 ist Simon Kolbe bestrebt, Lernen durch Lehren noch stärker international zu verankern<ref>Simon Kolbe (2021): ''Learning by Teaching – a Resource Orientated Approach Towards Mordern Inclusive Education.'' In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): ''New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021.'' Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, S. 234–255; Simon W, Kolbe (2025): Learning by Teaching: A Pathway to Educational Justice. In: International Journal of Teaching and Learning Sciences; 2025 (2). [[DOI:10.71010/IJTLS.2025-e116]].</ref>. Ferner legt er den Schwerpunkt auf die Sicherung einer größeren LdL-Präsenz im wissenschaftlichen Diskurs. Ein Schritt in diese Richtung ist das mit Jean-Pol Martin im Beltz-Juventa-Verlag herausgegebene Praxishandbuch Lernen durch Lehren<ref>Simon Kolbe, Jean-Pol Martin (Hrsg.): ''Praxishandbuch Lernen durch Lehren: Kompendium eines didaktischen Prinzips.'' Beltz-Juventa: Weinheim, 2024, ISBN 978-3-7799-7596-0.</ref>. |
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== LdL weltweit etabliert == |
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Aktuell zeigen Überblicksartikel und wissenschaftliche internationale Untersuchungen, dass LdL sich in Schulen und Hochschulen weltweit etabliert hat<ref>Simon Kolbe (2021): Learning by Teaching - a Resource Orientated Approach Towards Modern Inclusive Education. In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021. Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, 234-255; [https://scholar.google.de/citations?user=JcsupSQAAAAJ&hl=de google-scholar] </ref>. Ferner wird ein aktuelles Interview von Jean-Pol Martin durch Simon Kolbe international (Jesuit Worldwide Education) verbreitet<ref> Martin, J. P. & Kolbe, S. (2023, May 21). Learning by Teaching [Interview]. Seitwerk. https://www.youtube.com/playlist?list=PL4hofRriFR15Xa0fr4VFvhj-_bMExnnbm </ref>. Alle Publikationen, die sich auf LdL beziehen, nennen [[Jean-Pol Martin]] als Urheber<ref>Simon Kolbe (2021): Learning by Teaching - a Resource Orientated Approach Towards Modern Inclusive Education. In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021. Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, 234-255.</ref>. |
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== Siehe auch == |
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* [[Handlungsorientierter Unterricht]] |
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* [[Konstruktivistische Didaktik]] |
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* [[Lernorientierung (Fremdsprachenunterricht)]] |
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== Literatur == |
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* Lutz Berger, Joachim Grzega, Christian Spannagel (Hrsg.): ''Lernen durch Lehren im Fokus – Berichte von LdL-Einsteigern und LdL-Experten.'' Epubli, Berlin 2015, ISBN 978-3-7375-7860-8. |
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* Roland Graef, Rolf-Dieter Preller (Hrsg.): ''Lernen durch Lehren.'' Verlag im Wald, Rimbach 1994, ISBN 3-929208-10-5. |
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* Joachim Grzega, Franz Waldherr: ''Lernen durch Lehren (LdL) in technischen und anderen Fächern an Fachhochschulen.'' In: Zentrum für Hochschuldidaktik der bayerischen Fachhochschulen (DiZ) (Hrsg.): ''Projektseminare für Lehrende in technischen Fächern.'' (= ''Schriftreihe DiNa.'' 11/2007). {{ISSN|1612-4537}}, S. 1–17. |
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* Joachim Grzega, Bea Klüsener: ''LdL für Pepe, Pfeiffer und die Pauker – Unterrichtstipps nach 30 Jahren bewährtem, verlässlichem, kreativem und effektivem Lernen durch Lehren.'' Epubli, 2012, ISBN 978-3-8442-3783-2. |
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* Simon Kolbe (2021): ''Learning by Teaching – a Resource Orientated Approach Towards Mordern Inclusive Education.'' In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): ''New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021.'' Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, S. 234–255. |
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* Simon W, Kolbe (2025): Learning by Teaching: A Pathway to Educational Justice. In: International Journal of Teaching and Learning Sciences; 2025 (2). [[DOI:10.71010/IJTLS.2025-e116]]. |
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* Simon Kolbe, Jean-Pol Martin (Hrsg.): ''Praxishandbuch Lernen durch Lehren: Kompendium eines didaktischen Prinzips.'' Beltz-Juventa: Weinheim, 2024, ISBN 978-3-7799-7596-0 |
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* Jean-Pol Martin: ''Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler – Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes.'' Dissertation Universität Gießen 1985. Narr Verlag, Tübingen 1985, ISBN 3-87808-435-8. |
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* Jean-Pol Martin: ''Schüler in komplexen Lernumwelten. Vorschlag eines kognitionspsychologisch fundierten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht.'' In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts. 3/88, S. 294–302 |
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* Jean-Pol Martin: ''Vorschlag eines anthropologisch begründeten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht.'' Habilitationsschrift Universität Eichstätt 1992. Narr Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3-8233-4373-4. |
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* Jean-Pol Martin: ''„Weltverbesserungskompetenz“ als Lernziel?'' In: ''Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog.'' 6. Jahrgang, 2002, Heft 1, S. 71–76. |
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* Jean Pol Martin: ''Das Projekt "Lernen durch Lehren" – fachdidaktische Forschung im Spannungsfeld von Theorie und selbsterlebter Praxis.'' In: Max Liedtke (Hrsg.): ''Gymnasium: neue Formen des Unterrichts und der Erziehung.'' (= Schriftenreihe zum Bayerischen Schulmuseum Ichenhausen ...; Bd. 18) [Tagung Ichenhausen 1997] J. Klinkhardt Verl., Bad Heilbrunn 1998, ISBN 3-7815-0954-0, S. 151–166. |
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* Jean-Pol Martin: ''Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle.'' In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): ''Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule.'' Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0. |
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* Jean-Pol Martin, Guido Oebel: ''Lernen durch Lehren – Paradigmenwechsel in der Didaktik?'' In: ''Deutschunterricht in Japan.'' (= ''Zeitschrift des Japanischen Lehrerverbandes.'' Heft 12). Herbst 2007, {{ISSN|1342-6575}}, S. 4–21. |
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* Jean-Pol Martin & Simon W. Kolbe: ''Learning by Teaching'' [Interview]. Seitwerk; Jean-Pol Martin's playlists. (2023, May 21). https://www.youtube.com/@jeanpolmartin/playlists |
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* Guido Oebel (Hrsg.): ''LdL – Lernen durch Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen.'' Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-4096-5. |
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* Guido Oebel: ''LdL-Bibliographie.'' In: Guido Oebel (Hrsg.) unter Mitarbeit von Shinji Aiura: ''LdL (Lernen durch Lehren) goes global! Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik unter Berücksichtigung kulturspezifischer Lerntraditionen.'' Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2006, ISBN 3-8300-4096-2, S. 507–530. |
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* Alexander Renkl: ''Lernen durch Lehren. Zentrale Wirkmechanismen beim kooperativen Lernen''. DUV, Wiesbaden 1997, ISBN 978-3-8244-4228-7. |
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* Margret Ruep: ''Lernen durch Lehren – ein handlungsorientiertes und auf Demokratie ausgerichtetes Bildungskonzept''. In: Regier S., Regier K., Zellner M. (eds) Förderung der Sprachkompetenz in der Hochschullehre. 2020. Springer VS, Wiesbaden, 53–74 |
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* Christine Schelhaas: ''„Lernen durch Lehren“ für einen produktions- und handlungsorientierten Fremdsprachenunterricht – Ein praktischer Leitfaden mit zahlreichen kreativen Unterrichtsideen und reichhaltiger Materialauswahl.'' 2., verb. Auflage. Tectum-Verlag, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8548-9. |
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* Isabelle Schuhladen Le Bourhis: ''Lernen durch Lehren: Eine Methode für das 21. Jahrhundert''. In: Simon W. Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): ''Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes''. Gabriele Schäfer Verlag. Herne. 2020. S. 190–215 |
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* Isabelle Schuhladen Le Bourhis: ''Lernen durch Lehren, ein agiles Konzept in der Praxis''. In: Tim Kantereit, Christof Arn, Heinz Bayer, Veronika Lévesque, Douglas MacKevett (Hrsg.): ''Agilität und Bildung''. Visual Ink Publishing. 2021. S. 140–147 |
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* Isabelle Schuhladen Le Bourhis: ''Lernen durch Lehren.'' In: Pädagogik, Lernstrategien 1/2025. 2025. S. 27–30 |
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== Weblinks == |
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=== Videos/Filme === |
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'''Langzeitdokumentation FWU''' |
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* [https://jeanpol.wordpress.com/2016/02/08/wolf-theuring-ldl-filme-1983-1987/ 5 Filme von Wolf Theuring 1983–1987] |
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'''Ab 2000''' |
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* [http://de.youtube.com/watch?v=SunpdbwV3HA Interview mit Jean-Pol Martin zu LdL und kooperativem Lernen anlässlich des ersten Educamps in Deutschland, Ilmenau 2008] |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=WeB8-27FYZA „Das Glücksmodell“: anthropologische Fundierung das Konzeptes LdL, Video 40 Minuten, Educamp Frankfurt 2014] |
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* [https://jeanpol.wordpress.com/2023/05/31/jean-pol-martin-interviewt-durch-simon-kolbe/ Lernen durch Lehren: Jean-Pol Martin wird durch Simon W. Kolbe interviewt - 2023] |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=7FbpLJQhLOk Jean-Pol Martin und Simon W. Kolbe werden von Lutz Becker und Gunnar Sohn interviewt - 2023] |
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* [https://www.youtube.com/watch?v=77gw6cYM4D0&t=3s Simon W.Kolbe, Lutz Becker und Gunnar Sohn beschreiben Jean-Pol Martin und die Neuen Menschenrechte - 2024] |
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=== Padlets und Podcasts === |
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* [https://padlet.com/isapad/ovb161jv4ri28d7r Padlet von Isabelle Schuhladen] |
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* [https://prakpaed.podigee.io/154-prakpaed120 Podcast-Interview von Isabelle Schuhladen 1] |
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* [https://prakpaed.podigee.io/155-prakpaed121 Podcast-Interview von Isabelle Schuhladen 2] |
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=== Portale === |
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* [http://www.ldl.de ldl - Lernen durch Lehren] |
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* [http://www.zum.de/Foren/ldl/archiv/archiv.html ZUM-Foren zu LdL 2000–2010] |
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* [http://www1.ku-eichstaett.de/SLF/EngluVglSW/schule.htm Sprachwissenschaft für die Öffentlichkeit] – Webseite mit Beispielen studentischer Projekte, die in universitären Linguistik-Seminaren nach LdL entstanden sind |
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== Einzelnachweise == |
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<references responsive /> |
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[[Kategorie:Pädagogische Methode/Lehre]] |
[[Kategorie:Pädagogische Methode/Lehre]] |
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[[Kategorie:Didaktik]] |
[[Kategorie:Didaktik]] |
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[[Kategorie:Unterricht]] |
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[[Kategorie:Fremdsprachenunterricht]] |
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[[Kategorie:Lernpsychologie]] |
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[[Kategorie:Reformpädagogik]] |
[[Kategorie:Reformpädagogik]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Hochschuldidaktik]] |
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[[Kategorie:Hochschullehre]] |
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[[ar:تعلم من خلال التعليم]] |
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[[en:Learning by teaching]] |
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[[fr:Lernen durch Lehren]] |
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[[ro:Lernen durch lehren]] |
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[[ru:Учение через обучение]] |
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[[zh:藉由教而學]] |
Aktuelle Version vom 13. Juni 2025, 08:17 Uhr

Lernen durch Lehren (abgekürzt LdL) ist eine handlungsorientierte, konstruktivistische Unterrichtsmethode, bei der Schüler oder Studierende lernen, indem sie sich den Stoff gegenseitig vermitteln. Es kann in allen Fächern, Schultypen und Altersstufen eingesetzt werden. Begründer des Konzeptes Lernen durch Lehren ist Jean-Pol Martin, der von 1981 bis 2018 das Verfahren zu einem pädagogischen Gesamtkonzept entwickelte und mit Hilfe eines Kontaktnetzes verbreitete[1]. Martin hat von Anfang an die Methode auf neurowissenschaftliche Basis gestellt[2].
Definition und Abgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Wenn Schüler einen Lernstoffabschnitt selbständig erschließen und ihren Mitschülern vorstellen, wenn sie ferner prüfen, ob die Informationen wirklich angekommen sind und wenn sie schließlich durch geeignete Übungen dafür sorgen, dass der Stoff verinnerlicht wird, dann entspricht dies idealtypisch der Methode Lernen durch Lehren (LdL).“[3].
LdL bezieht sich grundsätzlich auf Verfahren, bei denen Schüler ihre Mitschüler arbeitsteilig im Klassenverband unterrichten. Infolge der Verbreitung der Methode wurde der Terminus „Lernen durch Lehren“ auf andere Unterrichtssettings ausgedehnt, beispielsweise auf Techniken, bei denen ältere Schüler oder Studenten jüngere unterrichten (Tutorensystem).[4] Da für solche Verfahren andere theoretische Begründungen gelten als für LdL, werden sie im folgenden Artikel nicht behandelt.
Geschichte von Lernen durch Lehren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erfahrung, dass durch das Lehren Lernprozesse in Gang gesetzt werden, ist schon seit der Antike bekannt. Der römische Philosoph Seneca schreibt in seinen Epistulae morales an Lucilius: Homines dum docent discunt („Die Menschen lernen, indem sie lehren“).[5] Hierauf beruht das lateinische Sprichwort Docendo discimus („Durch Lehren lernen wir“), das weltweit zahlreichen Bildungsinstitutionen als Motto dient.
Eine genauere Beschäftigung mit Lernen durch Lehren als didaktisches Konzept erfolgte im englischen Sprachraum ab den 1970er Jahren, wie beispielsweise in dem 1971 erschienenen Buch von Alan Gartner.[6] Besonders förderlich für diese Entwicklung war, dass die Dominanz des Behaviorismus in der Pädagogik durch die kognitivistische Wende verdrängt und der Lernende stärker als Subjekt des Lernprozesses betrachtet wurde.
Die erste Monographie in Deutschland zum Thema Lernen durch Lehren wurde von Rudolf Krüger 1975[7] veröffentlicht. 1985 veröffentlichte Wolfgang Steinig eine Studie über einen sechswöchigen Unterrichtsversuch in Deutsch als Fremdsprache mit niederländischen Schülerinnen und Schülern. In altersheterogenen Lerndyaden („Zweierschaften“) mit Lernenden des ersten und dritten Deutschlernjahres wurden kreative Lernaufgaben ohne Anwesenheit einer Lehrkraft in der Fremdsprache bearbeitet.[8] Zum gleichen Zeitpunkt wurde die Dissertation von Jean-Pol Martin zu Lernen durch Lehren im Französischunterricht veröffentlicht.[9] Hier lag der Schwerpunkt auf der Interaktion im Klassenverband. Zum ersten Mal wurde versucht, das Verfahren theoretisch – lernpsychologisch und neurophysiologisch sowie diskursanalytisch – zu begründen.
Chronologisch betrachtet, wurden in der Folge die Aufsätze von Udo Kettwig 1986,[10] Theodor F. Klassen 1988,[11] und das von Ursula Drews 1997 herausgegebene Themenheft: Schüler als Lehrende[12] publiziert. In diesen Schriften, auch im 1997 erschienenen Themenheft, wurden die zwölf Jahre vorher veröffentlichten Arbeiten von Steinig und Martin sowie die zwischen 1983 und 1997 zahlreich im Umfeld von Martin erschienenen Publikationen nicht einbezogen. Dies zeigt, dass verschiedene Gruppen unabhängig voneinander an dem Thema Lernen durch Lehren arbeiteten und sich nur mangelhaft gegenseitig rezipierten. Nach 1997 wurde weiterhin über Lernen durch Lehren intensiv geforscht und wissenschaftlich publiziert. Der jüngste Artikel in einer breit zugänglichen Fachzeitschrift erschien 2015, verfasst von Laura Cau, einer ehemaligen Schülerin und Studentin von Jean-Pol Martin.[13] 2018 veröffentlichte Martin einen seine Theorie zusammenfassenden Aufsatz in Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule (Carl Link Verlag)[14]. Gegenwärtig erfährt Lernen durch Lehren eine breite Präsenz im Schulbereich dank der umfangreichen Aktivitäten von Isabelle Schuhlade Le Bourhis[15].
Lernen durch Lehren (LdL)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zentrale Konzepte: für die gesamte Theorie von Martin, sowohl für LdL als auch für die Neuen Menschenrechte sind folgende zusammenwirkende Begriffe maßgeblich[16]: Denken (Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung) – Kontrolle – Antinomien – Dialektisches Denken – Exploratives Verhalten – Kognitive Landkarte – Flow-Effekt – Top-down und Bottom-up – Zentripetalkraft und Zentrifugalkraft – Neuronenverhalten – Linearität/Nichtlinearität – Homöostase – Integration/Differenzierung – Zentralisierung/Dezentralisierung – Selbstreferenzialität – Kohärenz - Bedürfnis - Glück

Jean-Pol Martin kam 1980 durch die Lektüre von Ludger Schifflers Buch Interaktiver Fremdsprachenunterricht[17] auf die Idee, seine Schüler sich im Französischunterricht gegenseitig unterrichten zu lassen. Die erzielten Erfolge bewogen ihn, die entsprechende Technik in Fortbildungsveranstaltungen vorzustellen. Da er auf Widerstand stieß,[18] begann er dieses von ihm zunächst als schlichte Unterrichtstechnik betrachtete Verfahren wissenschaftlich zu untermauern (Dissertation 1985[19]) und mithilfe des FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) systematisch und als Langzeitstudie zu dokumentieren.[20] Gleichzeitig war Martin bemüht, das Curriculum, das den Französischunterricht vom ersten Lernjahr bis zum Abitur umfasste, theoretisch zu fundieren, und legte mit seiner Habilitation die entsprechende Schrift vor.[21]
Die Basis lieferten Elemente aus der humanistischen Psychologie, der Kognitionspsychologie und der Neurowissenschaften. Parallel dazu veröffentlichte er zahlreiche Aufsätze zu diesem Thema.[22] Früh in diesem Prozess, da Martins Ansatz nur sehr zögerlich vom Bildungssystem aufgenommen wurde, rief er 1987 das LdL-Kontaktnetz ins Leben, das zu Beginn zwölf Lehrer umfasste und bis 1995 zu fünfhundert anwuchs.[23] Die beteiligten Pädagogen erprobten die Methode in allen Fächern, dokumentierten ihren Unterricht und stellten LdL in Lehrerfortbildungen vor. Ab 2001 erlebte LdL einen Aufschwung im Zusammenhang mit den in allen Bundesländern eingeleiteten Schulreformen (vgl. insbesondere den Bayerischen Modellversuch MODUS21). Im Anschluss fand „Lernen durch Lehren“ Einzug in die Erwachsenenbildung und die Hochschullehre (siehe unter anderem Joachim Grzega in Deutschland und Guido Öbel in Japan). Das Konzept LdL enthält eine pädagogisch-anthropologische sowie eine fremdsprachendidaktische Komponente.[24]
Die pädagogisch-anthropologische Komponente
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]LdL ist zum einen der humanistischen Psychologie, zum anderen der Forschung über Systemdenken von Dietrich Dörner verpflichtet.[25] Die pädagogisch-anthropologische Komponente bezieht sich auf die Bedürfnispyramide von Maslow. Die Aufgabe, anderen einen Wissensstoff zu vermitteln, soll die Bedürfnisse nach Sicherheit (Aufbau des Selbstbewusstseins), nach sozialem Anschluss und sozialer Anerkennung sowie nach Selbstverwirklichung und Sinnfindung befriedigen. Dabei erweisen sich exploratives Verhalten und Netzsensibilität als entscheidend beim Einleiten einer zur Bedürfnisbefriedigung führenden Handlungskette.[26]
Ausgehend von im Unterricht bereitgestellten, aber noch nicht geordneten Informationen stehen die Lerner bei LdL vor der Aufgabe, diese Informationen durch Bewerten, Gewichten und Hierarchisieren zu Wissen umzuformen (Linearität a posteriori). Dieser Prozess kann nur auf der Grundlage intensiver Kommunikation erfolgen. Hierzu wird auf die Struktur von neuronalen Netzen verwiesen, in der durch intensive Interaktionen Problemlösungen entstehen. So betrachtet soll die Gruppe als Ganzes lernen, indem stabile Interaktionsstrukturen zwischen den Schülern entstehen, wie dies beim Lernen im Gehirn erfolgt, wenn durch anhaltende Zufuhr von Impulsen dauerhafte synaptische Verbindungen zwischen den Neuronen aufgebaut werden. Bei Ausbleiben dieser Impulse und Interaktionen zerfallen diese Neuronenverbindungen wieder (vergessen).[27]
Die fremdsprachendidaktische Komponente
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Sprachdidaktischer Aspekt: Die traditionelle Didaktik sieht einen unaufhebbaren Widerspruch zwischen den drei klassischen Lern-Paradigmen Habitualisierung (behavioristische Komponente), Stoffbezogenheit (kognitivistische Komponente) und authentischer Interaktion, einer Kommunikation, in der die Schüler nicht vom Lehrer vorgelegte Sätze wiederholen, sondern echte Anliegen versprachlichen (kommunikative Komponente):
- Der kognitive Ansatz geht davon aus, dass der Schüler sich intensiv mit den Strukturen einer Sprache (Grammatik, Wortschatz) befassen muss, um sie zu lernen. Dann bliebe keine Zeit mehr, um zu sprechen und authentisch zu kommunizieren.
- Der habitualisierende Ansatz (Bildung von Reflexen) geht davon aus, dass der Schüler nur dann eine Sprache erlernt, wenn er ständig nachahmt und wiederholt (es wird davon ausgegangen, dass nur so Reflexbildung entsteht). Zur Grammatik und zur echten Kommunikation bliebe keine Zeit mehr.
- Der kommunikative Ansatz geht davon aus, dass vorwiegend durch die Mitteilung echter Botschaften gelernt wird. Die Vermittlung formaler Strukturen, wie etwa Grammatik und Syntax, ist hier zweitrangig, und daher wird zu ihrer Erlernung im Unterricht weniger Zeit aufgewendet und eine hohe Toleranz gegenüber Fehlern geübt.
LdL möchte die drei Komponenten vereinen: Die Schüler müssen a) die Inhalte kognitiv durchdringen, b) intensiv miteinander sprechen, um den anderen den Stoff zu vermitteln, und c) dadurch bestimmte Sprachstrukturen immer wieder anwenden. Diese drei Schritte greifen dabei ineinander, da sie im Rahmen der Lernmethode iterativ und über Rückkopplungen gesteuert immer wieder von neuem vorgenommen werden müssen.
Inhaltlicher Aspekt: In der Lehrbuchphase stellen die Schüler die Inhalte des Lehrwerkes vor. Wenn die Lehrbuchphase abgeschlossen ist, liegt es in der Logik des Ansatzes, dass die Schüler selbst im Rahmen von Projekten neues Wissen erarbeiten und im Klassenverband weitergeben. In dieser Phase (11. Klasse bis Abitur) hängt die Motivation der Schüler stark von der Qualität der Inhalte ab. Die Schüler sollen spüren, dass sie bei deren Behandlung auf die Zukunft vorbereitet werden (Bedürfnis nach Sinn).
Praktische Anwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Beginn an war Martin bemüht, interessierten Lehrern konkrete praktische Handlungsanweisungen zu liefern (siehe didaktische Briefe 1985–1988[28]).
Zum Verfahren: Vor jeder Lektion teilt der Lehrer den Stoff in zu bearbeitende Teilabschnitte ein. Es werden Lernergruppen aus maximal drei Schülern gebildet, und jede Gruppe bekommt einen abgegrenzten Stoffabschnitt sowie die Aufgabe, diese Inhalte der Gesamtgruppe zu vermitteln. Die Schüler bereiten den Stoff didaktisch auf (spannende Impulse, Abwechslung in den Sozialformen usw.). Bei dieser Vorbereitung, die im Unterricht stattfindet, steht der Lehrer den einzelnen Lernergruppen zur Seite und gibt Impulse und Ratschläge. Falls der Unterricht in geeigneten Räumen stattfindet, sollten Zusatzinformationen aus dem Internet geholt werden und die Vorbereitungen in Schülerwikiseiten hochgeladen werden. Bei den LdL-Sequenzen werden die Wikiseiten per Beamer auf die Leinwand projiziert. Grundsätzlich neigen Lehrer dazu, die didaktischen Fähigkeiten von Lernern stark zu unterschätzen. Nach einer Eingewöhnungsphase zeigen Schüler meist ein beachtliches pädagogisches Potenzial. Im Sinne optimierter Didaktik verlangt LdL, dass die selbstgestalteten Lehreinheiten nicht als ein durch Lerner gehaltener Frontalunterricht oder ein Unterricht durch Vortrag von Referaten missverstanden werden. Die unterrichtenden Schüler sollen sich ständig mit geeigneten Mitteln versichern, dass jede Information von den Adressaten verstanden wird (kurz nachfragen, zusammenfassen lassen, kurze Partnerarbeit einflechten). Hier muss der Lehrer intervenieren, wenn er feststellt, dass die Kommunikation nicht gelingt oder dass die von den Lernern eingesetzten Motivationstechniken nicht greifen.
Die Klasse als neuronales Netz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Martin hat sich bemüht, die Funktionsweise von neuronalen Netzen in schematisierter Form zur Beschreibung des LdL-Unterrichts heranzuziehen.[29] Der Ablauf der Unterrichtsphasen sowie die Unterschiede, die LdL von anderen Methoden abgrenzen, werden in dieser Übersicht zusammengefasst:[30]
Unterrichtsphase | Erwartetes Schülerverhalten | Lehrerverhalten | Unterschied zu anderen Methoden |
Vorbereitung und Nachbereitung zu Hause | Alle Schüler arbeiten konsequent zu Hause, denn die Qualität des Unterrichtsdiskurses (kollektives Denken, Emergenz) hängt von der Vorbereitung der Schüler („Neurone“) ab. Wer nicht vorbereitet ist oder häufig fehlt, kann im Unterricht auf keine Impulse reagieren und selbst keine Impulse „abfeuern“. | Der Lehrer („Frontallappen“) muss den Stoff sehr gut beherrschen, damit er jederzeit ergänzend und impulsgebend intervenieren kann, um die Qualität des Diskurses zu erhöhen. | Bei LdL wird die Unterrichtszeit nicht in erster Linie für die Vermittlung von Stoff genutzt, sondern für die Interaktionen in Partnerarbeit und im Plenum (kollektive Reflexion). Der Schwerpunkt im Unterricht liegt auf dem Mündlichen. Die häusliche Arbeit dient der Vorbereitung auf diese Interaktionen. |
Gesamter Unterrichtsdiskurs | Die Schüler sitzen im Kreis. Jeder Schüler hört konzentriert seinen Mitschülern zu und stellt Fragen, wenn etwas in der Darstellung nicht klar ist. | Der Lehrer sorgt für absolute Ruhe und Konzentration auf die Schüleräußerungen, sorgt dafür, dass jeder Schüler ungestört seine Gedanken zu Ende aussprechen kann und die Klasse auf seine Beiträge eingeht. Der Lehrer muss sich stets bewusst sein, dass, bevor wertvolle Gedankengänge in der Gruppe „emergieren“, eine ganze Reihe von Interaktionen zwischen den Schülern im Vorfeld notwendig ist (Inkubation), die der Lehrer nicht beschleunigen oder unterbrechen soll. | Bei LdL muss absolute Ruhe herrschen, damit die Schüleräußerungen von allen verfolgt werden. Während die Schüler interagieren, hält sich der Lehrer stark zurück. |
Einstieg: Stoffsammlung in Partnerarbeit: Beispiel „Don Juan von Molière“ | Ressourcenorientierung: die Schüler, die den Unterricht leiten, stellen kurz das neue Thema vor und lassen die Mitschüler in Partnerarbeit sammeln, was sie bereits zu diesem Thema wissen (z. B. Kenntnisse über Don Giovanni von Mozart). | Der Lehrer sorgt dafür, dass die Partner ihre Gedanken austauschen. | Bei LdL wird vor Einführung des neuen Stoffes der Wissensstand der einzelnen Schüler in Kleingruppen zur Kenntnis genommen. |
Erste Vertiefung: Stoffsammlung im Plenum | Unter Moderation der leitenden Schüler wird in der Klasse solange interagiert, bis alle themenbezogenen Fragen gestellt und geklärt wurden (die Schüler interagieren wie Neurone in neuronalen Netzen und es „emergieren“ Gedanken und Problemlösungen). | Der Lehrer sorgt dafür, dass jeder Schüler intervenieren kann, fragt nach, wenn etwas noch nicht klar ist und von der Klasse durch Interaktionen geklärt werden soll, bis die „Emergenz“ eine entsprechende Qualität erreicht hat (vgl. Kollektive Intelligenz). | Das Vorwissen der Einzelnen wird im Plenum ausgetauscht und angeglichen, bevor der neue Stoff eingespeist wird. |
Einführung des neuen Stoffes im Plenum („Molières Komik am Beispiel von Don Juan“) | Die leitenden Schüler führen neues Wissen im Plenum ein, in kleine Portionen aufgeteilt (z. B. entsprechende Szene aus Don Juan) und mit ständiger Rückfrage, damit sicher ist, dass alles verstanden wird. | Der Lehrer beobachtet die Kommunikation und interveniert, wenn Unklarheiten auftreten. Er fordert immer wieder zur Klärung undeutlicher Inhalte oder Gedanken auf. | Bei LdL erfolgt das Einspeisen des neuen Stoffes in kleinen Portionen, die Schritt für Schritt verarbeitet werden. |
Zweite Vertiefung: Spielen von Einzelszenen | Unter Anleitung der verantwortlichen Schüler werden in Partnerarbeit relevante Passagen gespielt und eingeübt (z. B. wie Don Juan Bauernmädchen verführt). | Der Lehrer bringt neue Ideen ein, sorgt dafür, dass die schauspielerischen Darstellungen ansprechend gestaltet und von allen anderen konzentriert verfolgt werden. | Bei LdL versteht sich der Lehrer als Regisseur, und er scheut sich nicht, zu unterbrechen, wenn Darbietungen vor der Klasse nicht ansprechend/deutlich genug sind (Werkstattatmosphäre). |
Dritte Vertiefung: schriftlicher Hausaufsatz (Textaufgabe, Interpretation einer Stelle, beispielsweise Don Juans Auseinandersetzung mit seinem Vater) | Alle Schüler arbeiten konsequent zu Hause. | Der Lehrer sammelt alle Hausaufgaben ein und korrigiert sie sehr genau. | In jüngeren Jahrgangsstufen wird der LdL-Unterricht während der Stunden selbst vorbereitet. Mit zunehmendem Niveau (Oberstufe) verlagert sich die Vorbereitung immer stärker auf die häusliche Arbeit, damit ein noch größerer Anteil der Unterrichtszeit für Interaktionen (kollektive Reflexion) zur Verfügung steht. |
Die LdL-Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rezeption in der Praxis
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- LdL wurde zunächst in der Lehrerausbildung und in Lehrerseminaren rezipiert: ab 1985 wurden Referendararbeiten in allen Fächern über LdL verfasst.[31] Auch die Schulbehörden nahmen LdL auf und befassten sich sowohl mit der Praxis als auch mit der Theorie (vgl. Margret Ruep 1999[32]). In zahlreichen Lehrplänen, insbesondere in Bayern wird LdL zusammen mit anderen Methoden als Standardtechnik empfohlen.[33] Ebenfalls in Bayern wurde 2005/2006 die Methode LdL im Rahmen des Modellversuchs MODUS 21 vom Kulturministerium als Fortbildung für alle beteiligten Schulen angeboten. Die meisten Lehrer verwenden die Methode nicht generell, sondern phasenweise und/oder nur in einigen, besonders geeigneten Gruppen.
- Im Rahmen einer von Martin durchgeführten Befragung von 480 Lehrern im Jahr 1993 wurden folgende Vor- und Nachteile der Methode angegeben:[34] Aus der Sicht der befragten Lehrer wird der Stoff intensiver erarbeitet, und die Schüler sind wesentlich aktiver. Ferner sind die Informanten der Meinung, dass die Schüler zusätzlich zum Fachwissen weitere Schlüsselqualifikationen erwerben: die Teamfähigkeit, die Planungsfähigkeit, die Zuverlässigkeit, die Fähigkeit zu präsentieren und zu moderieren sowie mehr Selbstbewusstsein. Als Nachteile wird der höhere Zeitaufwand bei der Einführung der Methode erwähnt sowie die Gefahr der Eintönigkeit, wenn der Lehrer keine didaktischen Impulse liefert. Diese Untersuchung wurde am Ende des 20. Jahrhunderts durchgeführt und wurde nicht wiederholt.
Die LdL-Rezeption in der Wissenschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In der Fachdidaktik als Wissenschaft wurde LdL, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, ebenfalls aufgenommen. So begründet Eynar Leupold in seinem 2002 erschienenen Standardwerk zur Französischdidaktik den Erfolg des LdL-Konzeptes folgendermaßen: „(…) die Lehrerinnen und Lehrer merken, dass ihre traditionelle Weise des Unterrichtens zu Monotonie, Unruhe und nicht immer befriedigendem Lernerfolg führt. Bei der Suche nach einem alternativen schlüssigen Methodenkonzept sind sie auf Martin gestoßen, dessen Konzept den Vorteil hat, nicht zu ‚alternativ‘ zu sein und ohne besondere Ausbildung umzusetzen ist“.[35] Für Nieweler, den Herausgeber des anderen gegenwärtig maßgeblichen Handbuchs zur Französischdidaktik (2006), ist LdL „eine radikale Form der Schüler- und Handlungsorientierung“.[36]
An der Universität wurde LdL zunächst vereinzelt von Universitätsdozenten, meist sprachpraktischer Kurse, aufgegriffen.[37] Ab 2008 hat LdL vor dem Hintergrund der Bachelorisierung aller Studiengänge im Rahmen des Bologna-Prozesses stärker Eingang in die Hochschule gefunden.

Ein Hauptakteur für die Weiterentwicklung und Verbreitung der LdL-Methode in Deutschland ist Joachim Grzega, der sich mit eigener Akzentsetzung sowohl im Schul- als auch im Hochschulbereich einsetzt. Nach Grzega soll Unterricht aus drei Säulen bestehen:
- Vermittlung von Kernwissen
- Plattform für spezifische Projekte (individuell oder im Team bearbeitbar)
- Einüben von Schlüsselkompetenzen (Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen)[38][39]
Als Sprachwissenschaftler geht es Grzega dabei vor allem um die Rolle von Sprache und Kommunikation im Wissenstransfer. Einerseits sei Sprache Informationsträger (hier hebt er insbesondere die Fähigkeit zur Experten-Laien-Kommunikation als wichtige Kompetenz, die es an Universitäten und Fachhochschulen zu vermitteln gelte, hervor), andererseits sei Sprache Mittel zur Schaffung von sozialen Bindungen, so dass die Art des Umgangs der einzelnen Beteiligten am Lernprozess zu thematisieren sei. Über Joachim Grzega und Bea Klüsener[40] hinaus sorgten auch Christian Spannagel und Oliver Tacke für die Verbreitung von „Lernen durch Lehren“.[41] Bei ihren Aktivitäten konnten sie falsche Vorstellungen über die LdL-Praxis, die in der Fachöffentlichkeit im Laufe der Jahre entstanden sind, identifizieren und korrigieren: beispielsweise die Tatsache, dass der Lehrer nicht passiv im Hintergrund bleibt, sondern sehr aktiv und kontinuierlich in den Prozess eingreift, dass eine Stunde nicht als durchgängige Präsentation von zwei Schülern, sondern von Anfang an diskursiv verläuft und schließlich, dass nicht Laissez-faire die Stimmung prägt, sondern hohe Konzentration und Disziplin.[42]
- LdL als konstruktivistische, konnektivistische Methode
Im Zuge der Digitalisierung rücken konstruktivistische und konnektivistische Begründungsmodelle für Lernarrangements in den Vordergrund. Dass LdL konstruktivistische Wünsche erfüllt, zeigt die Untersuchung von Marc Steen.[43]
- Seit 2015 erfolgt im Zuge des Wechsels der Perspektive von der Instruktion zur Konstruktion beim Lernprozess eine verstärkte Rezeption der LdL-Methode und deren Theorie. So Weng/Pfeiffer (2016): „Martin (…) kann damit heute als ein Vorläufer für den vielzitierten 'shift from teaching to learning' gesehen werden.“[44]
In Frankreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jean-Pierre Decroix, Forscher an der Universität Lille und verantwortlich für die "école de la deuxième chance", hat die Arbeit von Martin 2015 entdeckt und seine Masterarbeit darüber verfasst[45]. Auf der Grundlage seiner weiteren Veröffentlichungen[46] erfährt die Arbeit von Jean-Pierre Decroix eine breite Aufnahme in Frankreich und LdL wird aufgegriffen im gesamten französischen Raum in den "écoles de la deuxième chance" unter dem Namen "EP3A". Diese Methode enthält drei Stufen und erlaubt den Teilnehmern, einen Lerninhalt aufzuarbeiten mit dem Ziel, ihn anderen Teilnehmern zu vermitteln und über die Fähigkeiten nachzudenken, die im Rahmen dieses Lernprozesses mobilisiert wurden."[47]
LdL als demokratieförderliches Konzept
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Wissenschaftlerin und Bildungspolitikerin Margret Ruep stellt fest: „Ein besonderer Wert des Konzepts liegt auch in seinen zutiefst demokratischen Prinzipien und Handlungsmustern, was für die globalisierte Welt mit ihren Unsicherheiten und Unwägbarkeiten von herausragender Bedeutung ist. Insoweit trägt der Ansatz von LdL seinerseits zu einer Weltverbesserung bei.“[48]
LdL mit Robotern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Starting in the eighties, Martin, professor in languages didactics, used the approach of „Lernen durch Lehren“ to develop the teaching of the French language to German students. This educational method will then widely spread in France then, during recent years, in educational robotics.“[49]
LdL-Theorie als Basis für "Neue Menschenrechte" (NMR)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2016 ist Martin bestrebt, die Menschenrechte ohne metaphysischen Bezug zu begründen und an den Bedürfnissen zu orientieren. Dabei stützt er sich ganz auf die LdL-Theorie:[50] Die „Neuen Menschenrechte“ enthalten einen anthropologischen, einen ethischen und einen politischen Teil, auf folgende Bedürfnisse aufbauend: 1. Denken, 2. Gesundheit, 3. Sicherheit, 4. soziale Einbindung, 5. Selbstverwirklichung und Partizipation, 6. Sinn. Damit wird eine größere Operationalisierbarkeit erreicht. Eine empirische Basis wird von Nicole Kern[51] und Jens Eichert, beide Begründer der NMR-Agentur, erarbeitet[52]. Ferner ist Martin bestrebt, die Wirksamkeit der NMR im Rahmen der Kommunalpolitik empirisch zu prüfen[53].
Entwicklung ab 2021
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Agilität und Digitalisierung: Isabelle Schuhladen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2021 liegt im Schulbereich das Lernen durch Lehren Projekt in den Händen von Isabelle Schuhladen Le Bourhis. Sie war Studentin von Jean-Pol Martin an der Universität Eichstätt zwischen 1999 und 2004 und arbeitete in der Folge eng mit ihm zusammen[54]. Auf dem Hintergrund der Corona-Krise hat sie zusammen mit Schülern und Schüler-Eltern interessante Modelle für den Einsatz von LdL im Distanz-Unterricht entwickelt.[55] Ein entscheidendes Element für Isabelle Schuhladens Erfolg ist, dass sie als erstes den Schülern in allen Klassenstufen die komplexe Theorie der LdL-Methode vorstellt und verinnerlichen lässt. Die Schüler erleben auf diese Weise den konkreten Unterricht als Umsetzung der Theorie und erkennen jede Maßnahme als theoretisch begründet, was ihre Motivation sichert. Dadurch vollzieht sie den Paradigmenwechsel von Top-down zu Bottom-up und zur Herausbildung der Eigenschaften, die durch VUCA verlangt werden und „Agilität“ ausmachen. Insbesondere fordert Schuhladen durch die hohe Komplexität der von ihr angebotenen Inhalte intensives Denken, also Informationsverarbeitung und Konzeptualisierung.
Wissenschaftliche Verantwortung: Simon Kolbe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2021 ist Simon Kolbe bestrebt, Lernen durch Lehren noch stärker international zu verankern[56]. Ferner legt er den Schwerpunkt auf die Sicherung einer größeren LdL-Präsenz im wissenschaftlichen Diskurs. Ein Schritt in diese Richtung ist das mit Jean-Pol Martin im Beltz-Juventa-Verlag herausgegebene Praxishandbuch Lernen durch Lehren[57].
LdL weltweit etabliert
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aktuell zeigen Überblicksartikel und wissenschaftliche internationale Untersuchungen, dass LdL sich in Schulen und Hochschulen weltweit etabliert hat[58]. Ferner wird ein aktuelles Interview von Jean-Pol Martin durch Simon Kolbe international (Jesuit Worldwide Education) verbreitet[59]. Alle Publikationen, die sich auf LdL beziehen, nennen Jean-Pol Martin als Urheber[60].
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Handlungsorientierter Unterricht
- Konstruktivistische Didaktik
- Lernorientierung (Fremdsprachenunterricht)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lutz Berger, Joachim Grzega, Christian Spannagel (Hrsg.): Lernen durch Lehren im Fokus – Berichte von LdL-Einsteigern und LdL-Experten. Epubli, Berlin 2015, ISBN 978-3-7375-7860-8.
- Roland Graef, Rolf-Dieter Preller (Hrsg.): Lernen durch Lehren. Verlag im Wald, Rimbach 1994, ISBN 3-929208-10-5.
- Joachim Grzega, Franz Waldherr: Lernen durch Lehren (LdL) in technischen und anderen Fächern an Fachhochschulen. In: Zentrum für Hochschuldidaktik der bayerischen Fachhochschulen (DiZ) (Hrsg.): Projektseminare für Lehrende in technischen Fächern. (= Schriftreihe DiNa. 11/2007). ISSN 1612-4537, S. 1–17.
- Joachim Grzega, Bea Klüsener: LdL für Pepe, Pfeiffer und die Pauker – Unterrichtstipps nach 30 Jahren bewährtem, verlässlichem, kreativem und effektivem Lernen durch Lehren. Epubli, 2012, ISBN 978-3-8442-3783-2.
- Simon Kolbe (2021): Learning by Teaching – a Resource Orientated Approach Towards Mordern Inclusive Education. In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021. Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, S. 234–255.
- Simon W, Kolbe (2025): Learning by Teaching: A Pathway to Educational Justice. In: International Journal of Teaching and Learning Sciences; 2025 (2). DOI:10.71010/IJTLS.2025-e116.
- Simon Kolbe, Jean-Pol Martin (Hrsg.): Praxishandbuch Lernen durch Lehren: Kompendium eines didaktischen Prinzips. Beltz-Juventa: Weinheim, 2024, ISBN 978-3-7799-7596-0
- Jean-Pol Martin: Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler – Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes. Dissertation Universität Gießen 1985. Narr Verlag, Tübingen 1985, ISBN 3-87808-435-8.
- Jean-Pol Martin: Schüler in komplexen Lernumwelten. Vorschlag eines kognitionspsychologisch fundierten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht. In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts. 3/88, S. 294–302
- Jean-Pol Martin: Vorschlag eines anthropologisch begründeten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht. Habilitationsschrift Universität Eichstätt 1992. Narr Verlag, Tübingen 1994, ISBN 3-8233-4373-4.
- Jean-Pol Martin: „Weltverbesserungskompetenz“ als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, 2002, Heft 1, S. 71–76.
- Jean Pol Martin: Das Projekt "Lernen durch Lehren" – fachdidaktische Forschung im Spannungsfeld von Theorie und selbsterlebter Praxis. In: Max Liedtke (Hrsg.): Gymnasium: neue Formen des Unterrichts und der Erziehung. (= Schriftenreihe zum Bayerischen Schulmuseum Ichenhausen ...; Bd. 18) [Tagung Ichenhausen 1997] J. Klinkhardt Verl., Bad Heilbrunn 1998, ISBN 3-7815-0954-0, S. 151–166.
- Jean-Pol Martin: Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0.
- Jean-Pol Martin, Guido Oebel: Lernen durch Lehren – Paradigmenwechsel in der Didaktik? In: Deutschunterricht in Japan. (= Zeitschrift des Japanischen Lehrerverbandes. Heft 12). Herbst 2007, ISSN 1342-6575, S. 4–21.
- Jean-Pol Martin & Simon W. Kolbe: Learning by Teaching [Interview]. Seitwerk; Jean-Pol Martin's playlists. (2023, May 21). https://www.youtube.com/@jeanpolmartin/playlists
- Guido Oebel (Hrsg.): LdL – Lernen durch Lehren goes global: Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik und kulturspezifische Lerntraditionen. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-4096-5.
- Guido Oebel: LdL-Bibliographie. In: Guido Oebel (Hrsg.) unter Mitarbeit von Shinji Aiura: LdL (Lernen durch Lehren) goes global! Paradigmenwechsel in der Fremdsprachendidaktik unter Berücksichtigung kulturspezifischer Lerntraditionen. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2006, ISBN 3-8300-4096-2, S. 507–530.
- Alexander Renkl: Lernen durch Lehren. Zentrale Wirkmechanismen beim kooperativen Lernen. DUV, Wiesbaden 1997, ISBN 978-3-8244-4228-7.
- Margret Ruep: Lernen durch Lehren – ein handlungsorientiertes und auf Demokratie ausgerichtetes Bildungskonzept. In: Regier S., Regier K., Zellner M. (eds) Förderung der Sprachkompetenz in der Hochschullehre. 2020. Springer VS, Wiesbaden, 53–74
- Christine Schelhaas: „Lernen durch Lehren“ für einen produktions- und handlungsorientierten Fremdsprachenunterricht – Ein praktischer Leitfaden mit zahlreichen kreativen Unterrichtsideen und reichhaltiger Materialauswahl. 2., verb. Auflage. Tectum-Verlag, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8548-9.
- Isabelle Schuhladen Le Bourhis: Lernen durch Lehren: Eine Methode für das 21. Jahrhundert. In: Simon W. Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes. Gabriele Schäfer Verlag. Herne. 2020. S. 190–215
- Isabelle Schuhladen Le Bourhis: Lernen durch Lehren, ein agiles Konzept in der Praxis. In: Tim Kantereit, Christof Arn, Heinz Bayer, Veronika Lévesque, Douglas MacKevett (Hrsg.): Agilität und Bildung. Visual Ink Publishing. 2021. S. 140–147
- Isabelle Schuhladen Le Bourhis: Lernen durch Lehren. In: Pädagogik, Lernstrategien 1/2025. 2025. S. 27–30
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Videos/Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Langzeitdokumentation FWU
Ab 2000
- Interview mit Jean-Pol Martin zu LdL und kooperativem Lernen anlässlich des ersten Educamps in Deutschland, Ilmenau 2008
- „Das Glücksmodell“: anthropologische Fundierung das Konzeptes LdL, Video 40 Minuten, Educamp Frankfurt 2014
- Lernen durch Lehren: Jean-Pol Martin wird durch Simon W. Kolbe interviewt - 2023
- Jean-Pol Martin und Simon W. Kolbe werden von Lutz Becker und Gunnar Sohn interviewt - 2023
- Simon W.Kolbe, Lutz Becker und Gunnar Sohn beschreiben Jean-Pol Martin und die Neuen Menschenrechte - 2024
Padlets und Podcasts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Padlet von Isabelle Schuhladen
- Podcast-Interview von Isabelle Schuhladen 1
- Podcast-Interview von Isabelle Schuhladen 2
Portale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ldl - Lernen durch Lehren
- ZUM-Foren zu LdL 2000–2010
- Sprachwissenschaft für die Öffentlichkeit – Webseite mit Beispielen studentischer Projekte, die in universitären Linguistik-Seminaren nach LdL entstanden sind
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Simon Kolbe (2021): Learning by Teaching - a Resource Orientated Approach Towards Mordern Inclusive Education. In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021. Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, 234-255
- ↑ Jean-Pol Martin: Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler. Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes. Dissertation. Gunter Narr: Tübingen 1985. S. 56–58. Mit starkem Bezug auf: Gerhard Portele Lernen und Motivation - Ansätze zu einer Theorie intrinsisch motivierten Lernens. Beltz Verlag: Weinheim und Basel.1975. Jean-Pol Martin: Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0.
- ↑ Jean-Pol Martin: Weltverbesserungskompetenz als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, 2002, Heft 1, S. 71–76
- ↑ Die Lerneffekte, die durch die Einführung eines neuen Stoffes durch Mitschüler aus dem eigenen Klassenverband erzielt werden, haben eine andere Qualität als wenn ältere Schüler als Tutoren agieren. Im letzteren Fall unterscheidet sich der Unterricht kaum von dem normalen Lehrerunterricht.
- ↑ Seneca: Epistulae morales ad Lucilium. Buch I, Brief 7, Abschnitt 8.
- ↑ Alan Gartner u. a.: Children teach children. Learning by teaching. Harper & Row, New York 1971.
- ↑ Rudolf Krüger: Projekt „Lernen durch Lehren“. Schüler als Tutoren von Mitschülern. Klinkhardt, Bad Heilbronn 1975.
- ↑ Wolfgang Steinig: Schüler machen Fremdsprachenunterricht. Narr, Tübingen 1985.
- ↑ Jean-Pol Martin: Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler. Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes. Dissertation. Narr, Tübingen 1985.
- ↑ Udo Kettwig: Lernen durch Lehren, ein Plädoyer für lehrendes Lernen. In: Die deutsche Schule. Nr. 4, 1986, S. 474–485.
- ↑ Theodor F. Klassen: Lernen durch Lehren, das Beispiel der Jenaplanschule Ulmbach. In: Zeitschrift Pädagogik. Nr. 11, 1988, S. 26–29.
- ↑ Ursula Drews (Hrsg.): Themenheft: Schüler als Lehrende. In: Pädagogik. 11/49 Beltz-Verlag, Weinheim 1997. Im Einzelnen: Johannes Bastian: Schülerinnen und Schüler als Lehrende – oder Lernen durch Lehren. S. 6–10; Meinert A. Meyer: Schülermitbeteiligung und didaktische Kompetenz. S. 11–14; Lutz Lehmann: „und morgen leiten wir …“ Schritte zur Übernahme von Leitungsaufgaben durch Schüler. S. 16–18; Elke Andresen: Lernen durch Lehren – Schüler(innen) helfen Schüler(innen). S. 20–22; Team der Jenaplanschule in Jena: An unserer Schule lernt und lehrt jeder. S. 23–25; Hans Oswald: Was lernen Kinder von Kindern? Beispiele aus verschiedenen Interaktionsbereichen. S. 27–29.
- ↑ Laura Cau: Lernen durch Lehren – ganz konkret. In: Pädagogik. Heft 2, Beltz, Weinheim 2015, S. 20–23.
- ↑ Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0.
- ↑ Isabelle Schuhladen Le Bourhis: Lernen durch Lehren: Eine Methode für das 21. Jahrhundert. In: Simon W. Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes. Gabriele Schäfer Verlag. Herne. 2020. S. 190–215
- ↑ Alle Begriffe sind zu finden in: Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0.
- ↑ Ludger Schiffler: Interaktiver Fremdsprachenunterricht. Klett, Stuttgart 1980.
- ↑ Damals herrschte in der Didaktik der Instruktionismus, bei dem Lehrer ihre Schüler frontal unterweisen, und in der Fremdsprachendidaktik dominierte der Behaviorismus, der Lernprozesse über Imitation und Repetition der vom Lehrer angebotenen Muster einleiten will.
- ↑ Jean-Pol Martin: Zum Aufbau didaktischer Teilkompetenzen beim Schüler – Fremdsprachenunterricht auf der lerntheoretischen Basis des Informationsverarbeitungsansatzes. Dissertation Universität Gießen 1985. Narr Verlag, Tübingen 1985, ISBN 3-87808-435-8.
- ↑ Jean-Pol Martin: Aktive Schüler Lernen besser – Neue Wege im Französischunterricht. FWU, München-Grünwald 1983; Jean-Pol Martin: Schüler organisieren ihren Unterricht selbst. Neue Wege im Französischunterricht. FWU, München-Grünwald 1984; Jean-Pol Martin: Schüler zwischen formaler Sprache und freiem Ausdruck – Neue Wege im Französischunterricht. FWU, München-Grünwald 1987; Jean-Pol Martin: Paris-Torcy. Schüler erkunden die Villes Nouvelles. FWU, München-Grünwald 1987; Jean-Pol Martin: Zum Aufbau von Basiswissen in der 11. Klasse – Neue Wege im Französischunterricht. FWU, München-Grünwald 1987.
- ↑ Jean-Pol Martin: Vorschlag eines anthropologisch begründeten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht. Habilitation. Narr, Tübingen 1994.
- ↑ Jean-Pol Martin: Für eine Übernahme von Lehrfunktionen durch Schüler. In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts. 4/1986, S. 395–403; Jean-Pol Martin: Schüler in komplexen Lernumwelten. Vorschlag eines kognitionspsychologisch fundierten Curriculums für den Fremdsprachenunterricht. In: Praxis des neusprachlichen Unterrichts. 3/88, S. 294–302; Jean-Pol Martin: Das Projekt „Lernen durch Lehren“ – eine vorläufige Bilanz. In: G. Henrici, E. Zöfgen (Hrsg.): Fremdsprachen Lehren und Lernen (FLuL). Themenschwerpunkt: Innovativ-alternative Methoden. 25. Jahrgang, Narr, Tübingen 1966, S. 70–86; Jean-Pol Martin: Weltverbesserungskompetenz als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, Heft 1, 2002, S. 71–76: Jean-Pol Martin: Lernen durch Lehren (LdL). In: Die Schulleitung – Zeitschrift für pädagogische Führung und Fortbildung in Bayern. 4/2002, S. 3–9.
- ↑ Jean-Pol Martin: Kontaktnetz: ein Fortbildungskonzept. In: Eberhard Kleinschmidt (Hrsg.): Fremdsprachenunterricht zwischen Sprachenpolitik und Praxis: Festschrift für Herbert Christ zum 60. Geburtstag. Tübingen 1989, ISBN 3-8233-4191-X, S. 389–400; Roland Graef, Rolf-Dieter Preller (Hrsg.): Lernen durch Lehren. Verlag im Wald, Rimbach 1994, ISBN 3-929208-10-5.
- ↑ Forschungsmethodologisch lässt sich Martins Zugang in die Aktionsforschung einordnen (vgl.: Jean-Pol Martin: Das Projekt 'Lernen durch Lehren' – fachdidaktische Forschung im Spannungsfeld von Theorie und selbsterlebter Praxis. In: M. Liedtke (Hrsg.): Gymnasium: neue Formen des Unterrichts und der Erziehung. Klinkhardt, Bad Heilbrunn/Obb. 1998, S. 151–166.)
- ↑ Zentral für Martins Theorie und Praxis war Dörners Untersuchung: Dietrich Dörner u. a. (Hrsg.): Lohhausen. Vom Umgang mit Unbestimmtheit und Komplexität. Huber, Bern / Stuttgart / Wien 1983.
- ↑ Jean-Pol Martin: „Weltverbesserungskompetenz“ als Lernziel? In: Pädagogisches Handeln – Wissenschaft und Praxis im Dialog. 6. Jahrgang, 2002, Heft 1, S. 71–76.
- ↑ Niels Birbaumer, Robert F. Schmidt: Biologische Psychologie. 2. Auflage. Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1991, S. 540ff.
- ↑ Didaktische Briefe I bis III, abgedruckt in: Roland Graef, Rolf-Dieter Preller (Hrsg.): Lernen durch Lehren. Verlag im Wald, Rimbach 1994, S. 29–48.
- ↑ Jean-Pol Martin in: Reinhard Kahl: Treibhäuser der Zukunft – Wie in Deutschland Schulen gelingen. Eine Dokumentation von Reinhard Kahl und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. 1. Auflage. Beltz, Weinheim 2004, ISBN 3-407-85830-2. (3 DVD-Videos)
- ↑ Eine reduzierte Form der folgenden Übersicht ist zu finden in: Jean-Pol Martin, Guido Oebel: Lernen durch Lehren: Paradigmenwechsel in der Didaktik? In: Deutschunterricht in Japan. (= Zeitschrift des Japanischen Lehrerverbandes). Heft 12 / Herbst 2007, ISSN 1342-6575, S. 4–21. Siehe auch: Jean-Pol Martin: Lange Inkubation, plötzliche Emergenz In: Lutz Berger et al.: Lernen durch Lehren im Fokus - Berichte von LdL-Einsteigern und LdL-Experten. Epubli. Berlin. 2011. S. 21–25
- ↑ Die erste Arbeit wurde im Fach Französisch in Kiel angefertigt: Katharina Appel: Versuche zur Aktivierung von Schülern im Anfangsunterricht Französisch (Obertertia F3). Schriftliche Hausarbeit der pädagogischen Prüfung für das Lehramt an Gymnasien im Fach Französisch, Seminar Kiel für Gymnasien, September 1985 (PDF, 143 kB, über archive.org) ( vom 23. August 2011 im Internet Archive); schrittweise wurden bis 2007 etwa 120 weitere Arbeiten in allen Fächern erstellt, beispielsweise in Sport im Jahre 1992 von Ute Luzay in Erlangen: Lernen durch Lehren im Sportunterricht. Ein Unterrichtsprojekt mit Schülerinnen der 10. Klasse; in Mathematik im Jahre 1997 von Claus Hilgers: Erprobung der Methode „Lernen durch Lehren“ am Beispiel der Kreismessung im Mathematikunterricht der 10. Jahrgangsstufe und im Englischunterricht der Hauptschule im Jahre 2006: Claudia Müller, Regensburg: Lernen durch Lehren oder Wie das eigenverantwortliche und selbstständige Lernen im Englischunterricht der Hauptschule verwirklicht werden kann – aufgezeigt am Beispiel zweier Sequenzen in meiner 5. Klasse. Seit 2007 sind weitere Arbeiten entstanden. Aktuelle Zahlen liegen nicht vor.
- ↑ Margret Ruep: Schule als Lernende Organisation – ein lebendiger Organismus. In: Margret Ruep (Hrsg.): Innere Schulentwicklung. Theoretische Grundlagen und praktische Beispiele. 1. Auflage. Auer Verlag, Donauwörth 1999, ISBN 3-403-03224-8, S. 17–81, insbesondere S. 32ff.
- ↑ siehe u. a. Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (Hrsg.): Lehrplan für die Sechsstufige Realschule. 2001, S. 228.
- ↑ siehe: Martin 1994, S. 209–213.
- ↑ Eynar Leupold: Französisch Unterrichten. Grundlagen. Methoden. Anregungen. Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung, Seelze-Velber 2002, S. 139.
- ↑ Andreas Nieweler (Hrsg.): Fachdidaktik Französisch – Tradition|Innovation|Praxis. Klett, Stuttgart 2006, S. 318.
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- ↑ Blogeintrag: Mein Eindruck von Eichstätt
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- ↑ Jean-Pierre Decroix, Lucie Petit: "Enseigner pour apprendre. Une expérimentation pédagogique à l'E2C". Territoires et décrochages scolaires. Nantes: 30 mai-1er juin 2018.
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- ↑ Lernen durch Lehren: Konzeptualisierung als Glücksquelle. In: Olaf-Axel Burow, Stefan Bornemann (Hrsg.): Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule. Carl Link Verlag, 2018. S. 345–360, ISBN 978-3-556-07336-0; Neubegründung und Reformulierung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte? In: Simon W.Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes. Gabriele Schäfer Verlag, 2020. S. 109–147, ISBN 978-3-944487-77-9.
- ↑ Nicole Kern: "Was bedeuten die "Neuen Menschenrechte" für jugendliche "Systemsprenger"?" In: Simon W.Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes. Gabriele Schäfer Verlag, 2020. S. 149–171, ISBN 978-3-944487-77-9.
- ↑ Simon Kolbe, Nicole Kern, Jens Eichert: Von der Theorie in die Praxis: Die Entwicklung einer bedürfnisorientierten Angebotsstruktur im Bereich der Sozialpädagogik - Ein Praxisbericht, in: Simon Kolbe und Jean-Pol Martin (Hrsg.): Mit (neuen) Menschenrechten Politik gestalten: Für eine Gesellschaft der positiven Veränderung. Band 4 der Reihe Neue Menschenrechte. Gabriele Schäfer Verlag: Herne. 2025. S. 217–228
- ↑ Jean-Pol Martin feiert seinen 80. Geburtstag - Donaukurier 8/9/10. April 2023
- ↑ Isabelle Schuhladen Le Bourhis: Lernen durch Lehren: Eine Methode für das 21. Jahrhundert. In: Simon W. Kolbe, Jean-Pol Martin, Margret Ruep (Hrsg.): Neue Menschenrechte? Bestandsaufnahme eines bedürfnisorientierten Handlungsansatzes. Gabriele Schäfer Verlag. Herne. 2020. S. 190–215
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- ↑ Simon Kolbe (2021): Learning by Teaching - a Resource Orientated Approach Towards Modern Inclusive Education. In: Mevlüt Aydogmus (Hg.): New Trends and Promising Directions in Modern Education. New Perspectives 2021. Meram/Konya: Palet Yayinlari Verlag, 234-255.