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„Schwarzwälder Kirschtorte“ – Versionsunterschied

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Eine '''Schwarzwälder Kirschtorte''' ist eine Sahnetorte, die sich seit den [[1930er]] vor allem in [[Deutschland]] verbreitet hat und im Laufe der Zeit zu der beliebtesten Torte wurde. Heute gilt sie als die klassische deutsche Torte schlechthin und ist auf der ganzen Welt bekannt. Die wesentlichen Komponenten sind Mandel[[biskuit]], mit [[Kirschwasser]] aromatisierte [[Sahne]] oder [[Buttercreme]], [[Kirsche]]n sowie Schokoladenraspeln als Verzierung. Die genauen Ursprünge sind unklar, sie sind jedoch nicht zwangsläufig im [[Schwarzwald]] zu suchen.


Eine '''Schwarzwälder Kirschtorte''' (in der [[Schweiz]] '''Schwarzwäldertorte''') ist eine [[Torte#Sahnetorten und Sahnecremetorten|Sahnetorte]], die sich seit den 1930er Jahren vor allem in [[Deutschland]] verbreitet hat und im Laufe der Zeit zu der beliebtesten deutschen Torte wurde. Heute gilt sie als die klassische deutsche Torte und ist auf der ganzen Welt bekannt. Die wesentlichen Komponenten sind mit [[Kirschwasser]] aromatisierte Schokoladen[[biskuit]]böden, eine aromatisierte Kirschfüllung, [[Schlagsahne|Sahne]], [[Vogel-Kirsche|Kirschen]] sowie Schokoladenraspeln als Verzierung.
== Name ==


== Name ==
Drei Theorien zur Herkunft des Namen existieren: erstens könnte der schwarze Schokoladenraspelnbelag zu dem Namen geführt haben, da dieser an einen Schwarzen Wald erinnert. Zweitens könnte die Zutat Kirschwasser zum Namen geführt haben, da dieses vor allem im Schwarzwald hergestellt wird. Drittens gibt es einen möglichen Vorgänger namens "Schwarzwaldtorte", der jedoch vermutlich nicht aus dem Schwarzwald stammt. Es scheint jedoch sicher, dass die heute übliche Form der Torte so nicht im Schwarzwald entwickelt wurde.
[[Datei:Bollenhut-Gutach.jpg|mini|Schwarzwälder Frauentracht mit [[Bollenhut]]]]
[[Datei:Schwarzwaelderkirsch anschnitt.jpg|mini|Ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte]]
Für die Herkunft existieren verschiedene Theorien.
* Der schwarze Schokoladenraspelbelag könnte zu dem Namen geführt haben, da dieser an einen dunklen Wald wie den Schwarzwald erinnert.
* Die Zutat Kirschwasser könnte zum Namen geführt haben, da dieses vor allem im Schwarzwald hergestellt wird.
* Daneben gibt es einen möglichen Vorgänger namens „Schwarzwaldtorte“, der jedoch vermutlich nicht aus dem Schwarzwald, sondern aus der Schweiz stammt.
* Möglich ist auch, dass sich der Name der Torte an die Farben der Frauentracht mit [[Bollenhut]] aus dem Schwarzwald anlehnt.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Kombination Kirschen, [[Schlagsahne]] und Kirschwasser war möglicherweise schon im 19. Jahrhundert im Südschwarzwald bekannt, jedoch nicht in Form einer Torte, sondern als [[Dessert]]: Eingekochte Kirschen wurden mit Rahm serviert, gelegentlich unter Zugabe von Kirschwasser. Die Schwarzwaldtorte könnte ein Vorläufer gewesen sein: Sie wurde mit [[Biskuit]], Kirschen und Nüssen hergestellt, oft auch in Kombination mit Rahm, jedoch ohne Kirschwasser.


Soweit bekannt wurde die Schwarzwälder Kirschtorte erstmals in einer am 17. Februar 1915 von der Stadt [[Brandenburg an der Havel]] erlassenen Verordnung schriftlich genannt. Durch die noch im gleichen Monat erfolgte Veröffentlichung dieser Regelung in der [[Brandenburger Zeitung]] und im [[Preußisches Verwaltungsblatt|Preußischen Verwaltungs-Blatt]] war die Bezeichnung ''Schwarzwälder Kirschtorte'' bereits Ende Februar 1915 reichsweit öffentlich bekannt.
Die Kombination Kirsch, [[Rahm]] und Kirschwasser war möglicherweise tatsächlich schon früh im Südschwarzwald bekannt, jedoch nicht in Form einer Torte sondern als Dessert: Eingekochte Kirschen wurden mit Rahm serviert, gelegentlich unter Zugabe von Kirschwasser. Die Schwarzwaldtorte könnte ein Vorläufer gewesen sein: sie wurde mit Biskuit, Kirschen und Nüssen hergestellt, oft auch in Kombination mit Rahm, jedoch ohne Kirschwasser. Sie stammt aber vermutlich aus der [[Schweiz]].


Der Konditor [[Josef Keller]] behauptet, die Torte [[1915]] im damaligen Prominentencafé Agner in [[Bad Godesberg]] (heute: [[Bonn]]-Bad Godesberg) erfunden zu haben. Dies lässt sich jedoch nicht zweifelsfrei nachweisen. Auch scheint auch dies eher ein Vorläufer gewesen zu sein, da seine Torte nur eine Lage und einen [[Mürbeteig]] besaß; Keller besteht aber darauf, dass er die Kombination Kirsch-Sahne-Schokolade, sowie das Aromatisieren der Sahne mit Kirschwasser erfunden habe.
Im Jahr 1975 reklamierte der im schwäbischen [[Riedlingen]] geborene Konditor [[Josef Keller (Konditor)|Josef Keller]] (1887–1981) die Herstellung der Schwarzwälder Kirschtorte für das nicht mehr bestehende Café Agner in der ehemaligen Stadt [[Bad Godesberg]], heute ein Stadtteil von Bonn. Sein Sohn behauptete um 1982 sogar, Keller habe die Torte 1915 in Bad Godesberg erfunden. Doch konnte Keller erst nach April 1915 nach Bad Godesberg gekommen sein; zu diesem Zeitpunkt gab es die Torte schon in Brandenburg. Ein von Keller 1927 geschriebenes Rezept, ausgestellt im [[Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof]], zeigt im Gegensatz zur gängigen Version nur eine Lage und einen [[Mürbeteig]]. Gemeinsam ist die Kombination Kirsch-Sahne-Schokolade sowie das Aromatisieren der Sahne mit Kirschwasser.<ref>Staatsanzeiger, 8. August 2008, S. 28</ref>


Der Tübinger Stadtarchivar [[Udo Rauch]] benannte den [[Tübingen|Tübinger]] Konditormeister Erwin Hildenbrand des Café Walz in [[Tübingen]] als „Erfinder“, datiert auf das Frühjahr 1930.<ref>Pressemitteilung der Stadt Tübingen vom 22. Januar 2007</ref> Tübingen, das für gewöhnlich nicht mehr mit dem Schwarzwald in Verbindung gebracht wird, gehörte von 1818 bis 1924 zum [[Schwarzwaldkreis]].
[[1934]] wurde die Schwarzwälder Kirschtorte erstmals schriftlich erwähnt ("250 Konditorei - Spezialitäten und wie sie entstehen" von J.M. Erich Weber, Dresden 1934). Zu dieser Zeit wurde sie vor allem in [[Berlin]], sowie in den guten [[Konditorei]]en deutscher, österreichischer und schweizer Großstädten bekannt. [[1949]] war sie gerade mal auf Platz 13 der bekanntesten Torten in Deutschland.


1934 wurde ein Rezept der Schwarzwälder Kirschtorte erstmals veröffentlicht.<ref>Johannes Martin Erich Weber: ''250 Konditorei-Spezialitäten und wie sie entstehen. Der praktische Unterricht in 580 Bildern von Werdegängen aus 24 Fachabteilungen bei kleinster Massenberechnung.'' Weber, Radebeul-Dresden 1934, 368 S.</ref> Das Rezept sah keinen Schokoladenboden, sondern einen Haselnussmürbeteigboden vor, auf den Kirschkonfitüre gestrichen wurde, bevor ein mit Kirschwasser und Zucker beträufelter Boden aus Walnussmasse folgte. Darauf verteilte man zwei Ringe Buttercreme und einen Berg Kirschcremesahne (Eier, Zucker, Milch, [[Gelatine]], Sahne, Mandeln, geschmorte Sauerkirschen). Bedeckt wurde alles schließlich mit einer weiteren Schicht Walnussmasse-Boden. Die gewölbte Oberfläche bestand, wie heute auch, aus Sahne mit Schokoladenspänen, bestäubt mit Puderzucker.
Danach entwickelte sich jedoch ihr Bekanntheitsgrad rasant. Sie ist heute die bekannteste und beliebteste Torte Deutschlands und praktisch überall auf der Welt bekannt. Jedoch werden in vielen Ländern zumindest einzelne Komponenten durch ortsüblichere ersetzt, oder der Alkohol wird weggelassen.


In den 1930er Jahren wurde die Torte vor allem in [[Berlin]] sowie in [[Konditorei]]en deutscher, österreichischer und Schweizer Großstädte bekannt. Von September 1915 bis in den 1920er Jahren hinein und erneut während des Zweiten Weltkriegs war aber der Vertrieb von echten Sahnetorten in Deutschland illegal, da die gewerbliche Verwendung von Sahne – außer zur Butter- oder Käseherstellung – gesetzlich verboten war. Ein 1940 veröffentlichtes Rezept für Schwarzwälder Kirschtorte musste ohne Kakao, Schokolade, Sahne, und Kirschwasser auskommen. Erst nach 1945 erlebte die Torte eine langsame Renaissance, zunächst in den USA. 1949 stand die Schwarzwälder Kirschtorte nur auf Platz 13 der bekanntesten Torten in Deutschland.
== Verkehrsauffassung ==


Danach entwickelte sich jedoch ihr Bekanntheitsgrad rasant. Sie ist die bekannteste und beliebteste Torte Deutschlands und nahezu weltweit bekannt. Jedoch werden in vielen Ländern zumindest einzelne Komponenten durch ortsüblichere Zutaten ersetzt oder der Alkohol wird weggelassen.
Die in [[Deutschland]] übliche [[Verkehrsauffassung]] zur Schwarzwälder Kirschtorte ist in den ''Leitsätzen für feine Backwaren'' staatlich geregelt. In der Fassung vom 7. März 2003 wird die Torte folgendermaßen beschrieben:

: ''20. Schwarzwälder Kirschtorte''
Seit 2006 findet in [[Todtnauberg]], einem Ortsteil von [[Todtnau]] im Schwarzwald, alle zwei Jahre das Schwarzwälder Kirschtortenfestival statt, bei dem in zwei Wettkampfklassen Amateure und Profis mit ihren selbstgemachten Schwarzwälder Kirschtorten gegeneinander antreten.<ref>http://www.hochschwarzwald.de: ''[https://www.hochschwarzwald.de/Essen-Trinken/Schwarzwaelder-Spezialitaeten/Schwarzwaelder-Kirschtorte Kirschtortenfestival]''. Abgerufen am 6. Juli 2012</ref> Nachdem das Festival 2020 und 2022 vor Ort aufgrund der [[COVID-19-Pandemie]] ausfiel (2021 gab es eine Online-Veranstaltung),<ref>{{Internetquelle |url=https://deutsche-delikatessen.de/events/schwarzwaelder-kirschtorten-festival/ |titel=Schwarzwälder Kirschtorten Festival |werk=deutsche-delikatessen.de |hrsg=RegioDeli GmbH, Zossen |abruf=2023-05-03}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.hochschwarzwald.de/service/presse/mitbacken-erwuenscht-schwarzwaelder-kirschtortenfestival-erstmals-online |titel=Mitbacken erwünscht: Schwarzwälder Kirschtortenfestival erstmals online |werk=Hochschwarzwald.de |hrsg=Hochschwarzwald Tourismus GmbH, Hinterzarten |datum=2021-04-07 |abruf=2023-05-03}}</ref> wurde die neunte Ausgabe am 16.&nbsp;April 2023 wieder traditionell in Todtnauberg ausgerichtet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.hochschwarzwald.de/event/9.-schwarzwaelder-kirschtortenfestival-9c89a04bcd |titel=9. Schwarzwälder Kirschtortenfestival |werk=hochschwarzwald.de |abruf=2022-07-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Jessica Hans, Paula Zeiler |url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/schwarzwaelder-kirschtortenfestival-100.html |titel=Ausgezeichnet: Die schönsten und leckersten Schwarzwälder Kirschtorten |werk=SWR Aktuell |hrsg=Südwestrundfunk, Stuttgart |datum=2023-04-16 |abruf=2023-05-03}}</ref> Am 4.&nbsp;Mai 2025 fand das zehnte Festival statt.<ref>{{Internetquelle |autor=Josef Brutscher |url=https://www.all-in.de/baden-wuerttemberg/schwarzwaelder-kirschtorte-festival-in-todtnauberg-in-baden-wuerttemberg-2025-aktuell-siegerin-sonntag-4-05-2025-108991539 |titel=Das ungewöhnlichste Festival in Baden-Württemberg! Das ist die Siegerin |werk=all-in.de |hrsg=Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten |datum=2025-05-05 |abruf=2025-05-05}}</ref>
: ''Schwarzwälder Kirschtorten sind Kirschwasser-Sahnetorten oder Kirschwasser-Butterkremtorten, auch deren Kombination. Als Füllung dienen Butterkrem und/oder Sahne, teilweise [[Canache]] sowie Kirschen, auch als Stücke in gebundener Zubereitung. Der zugesetzte Anteil an Kirschwasser ist geschmacklich deutlich wahrnehmbar.''

: ''Für die Krume werden dunkle und/oder helle Wiener- oder Biskuitböden verwendet. Die Masse für die dunklen Böden enthält mindestens 3 Prozent Kakaopulver oder stark entölten Kakao. Für den Unterboden wird auch Mürbeteig verwendet.''
Außerhalb Deutschlands erfreut sich die Torte in [[Chile]] besonders großer Beliebtheit auch wenn dort der deutsche Ursprung meist nicht bekannt ist.<ref>{{Internetquelle |autor=S. W. R. Aktuell |url=https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/schwarzwaelder-kirschtorte-in-chile-100.html |titel=Export-Schlager Schwarzwälder Kirschtorte: Warum die Menschen in Chile die Torte feiern |datum=2025-04-23 |sprache=de |abruf=2025-05-23}}</ref>{{Zukunft|2027|5}}
: ''Die Torte wird mit Butterkrem oder Sahne eingestrichen, mit Schokoladenspänen garniert.''

== Varianten ==
Der Begriff „Schwarzwälder Kirsch“ wird von zahlreichen Nährmittelproduzenten für die unterschiedlichsten Produkte verwendet, z.&nbsp;B. Sahnerollen, Joghurt oder Eiscreme. Gemeint ist dann jeweils die Kombination von Kirschen und Schokolade in unterschiedlicher Form, wobei auf die restlichen Bestandteile der Torte (Biskuit, Sahne, Kirschwasser) oft ganz oder teilweise verzichtet wird.

== Verkehrsauffassung ==
[[Datei:Vogtsbauernhof Kirschtorte.jpg|alternativtext=Schwarzwälder Kirschtorte im Vogtsbauernhof|mini|Schwarzwälder Kirschtorte im Vogtsbauernhof]]
Die in [[Deutschland]] übliche [[Verkehrssitte|Verkehrsauffassung]] zur Schwarzwälder Kirschtorte ist in den ''Leitsätzen für feine Backwaren'' staatlich geregelt. Hier wird die Torte folgendermaßen beschrieben:
: „20. Schwarzwälder Kirschtorte<ref>{{Webarchiv|url=http://www.bmelv.de/cae/servlet/contentblob/379758/publicationFile/22120/LeitsaetzeFeineBackwaren.pdf |wayback=20120407093906 |text=Leitsätze für Feine Backwaren }} (PDF; 77&nbsp;kB) zuletzt geändert am 8. Januar 2010</ref>
: Schwarzwälder Kirschtorten sind Kirschwasser-Sahnetorten oder Kirschwasser-Butterkremtorten, auch deren Kombination. Als Füllung dienen Buttercreme und/oder Sahne, teilweise [[Ganache]] sowie Kirschen, auch als Stücke in gebundener Zubereitung. Der zugesetzte Anteil an Kirschwasser ist geschmacklich deutlich wahrnehmbar.
: Für die Krume werden dunkle und/oder helle Wiener- oder Biskuitböden verwendet. Die Masse für die dunklen Böden enthält mindestens 3 Prozent Kakaopulver oder stark entölten Kakao. Für den Unterboden wird auch Mürbeteig verwendet.
: Die Torte wird mit Butterkrem oder Sahne eingestrichen, mit Schokoladenspänen garniert.
Nur Torten, die diese Kriterien erfüllen, dürfen in Deutschland unter der Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte verkauft werden.
Nur Torten, die diese Kriterien erfüllen, dürfen in Deutschland unter der Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte verkauft werden.


2014 stellte die [[Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung]] den Antrag, die „Schwarzwälder Kirschtorte“ als [[garantiert traditionelle Spezialität]] durch die [[Europäische Union]] zu schützen. Dabei werden weitere Mindestanforderungen genannt: So muss die Torte einen Durchmesser von wenigstens 17&nbsp;cm haben, die Sahne mindestens 30 % Fett enthalten, die Krume aus mindestens zwei Bisquitböden bestehen, die Frucht aus ganzen oder stückigen Sauerkirschen (ohne weitere Aromen) und die Randgarnierung aus Schokolade oder Schokoladenkuvertüre bestehen.<ref name="banz">Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: Bekanntmachung Nr. 06/14/51 über den Antrag auf Eintragung einer garantiert traditionellen Spezialität „Schwarzwälder Kirschtorte“ vom 25. Februar 2014 (Bundesanzeiger vom 5. März 2014), siehe [https://www.bundesanzeiger.de/ www.bundesanzeiger.de] Suche: Schwarzwälder Kirschtorte</ref>
== Siehe auch ==


== Literatur ==
* [[Badische Küche]]
* ''journal culinaire.'' Band 8, Edition Wurzer & [[Thomas A. Vilgis|Vilgis]], Münster 2009, ISBN 978-3-941121-08-9, mit Schwerpunkt Schwarzwälder Kirschtorte, [http://www.journal-culinaire.de/ausgaben/jc08_inhalt.pdf Inhalt] (PDF; 61&nbsp;kB)
* Achim Fenner: ''Der »süße Josef« — Konditor Josef Keller und die Schwarzwälder Kirschtorte'' In: hegau: Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee, Jahrbuch 63/2006, 113–120
* Hörfunksendung in der ''Lokalzeit Bonn'' des WDR am 12. Oktober 2011, 19.30 Uhr (fünfminütiger Beitrag zur Bad Godesberger Vorgeschichte)
* Priya Krishna: [https://www.nytimes.com/2024/04/29/dining/black-forest-cake.html ''How Did Black Forest Cake Become the World’s Favorite Dessert?''] In: [[The New York Times]], 29. April 2024
* James R. Eggert: ''Woher kam die Schwarzwälder Kirschtorte?'' In: Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Band 125, Heft 2/2024, 96–100


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Black Forest cake|Schwarzwälder Kirschtorte}}
* [https://www.hochschwarzwald.de/Essen-Trinken/Schwarzwaelder-Spezialitaeten/Schwarzwaelder-Kirschtorte/Die-Geschichte-der-Schwarzwaelder-Kirschtorte ''Die Geschichte der Schwarzwälder Kirschtorte.''] hochschwarzwald.de
* [http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/schwarzwaelder-kirschtorte-die-rheinische-tortenlegende-zerkruemelt-1410923.html ''Schwarzwälder Kirschtorte: Die rheinische Tortenlegende zerkrümelt.''] [[Frankfurter Allgemeine Zeitung]], 3. Februar 2007, Interview mit dem Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch.
* [http://www.focus.de/panorama/welt/essen-trinken-jubilarin-mit-schuss-100-jahre-schwarzwaelder-kirschtorte_id_5006992.html ''Jubilarin mit Schuss: 100 Jahre Schwarzwälder Kirschtorte.''] [[Focus]], 12. Oktober 2015.


== Quellen ==
* [http://www.conditorei-museum.de/hp/pages/texte9.htm Historische Quellen des Conditorei Museums]
<references />
* [http://www.bagkf.de/down/leitfein.pdf Leitsätze für feine Backwaren] (pdf)
* [http://www.cafe-schaefer-triberg.de/ Das Café Schäfer in Triberg ist im Besitz des Original-Rezeptes von Josef Keller]


{{SORTIERUNG:Schwarzwalder Kirschtorte}}
[[Kategorie:Kuchen]]
[[Kategorie:Torte]]
[[Kategorie:Badische Küche]]
[[Kategorie:Badische Küche]]
[[Kategorie:Namibische Küche]]
[[Kategorie:Backware mit Obst]]
[[Kategorie:Alkoholhaltige Backware]]

[[Kategorie:Feine Backware (Biskuit)]]
[[en:Black Forest gateau]]
[[Kategorie:Schwarzwald]]
[[es:Schwarzwälder Kirschtorte]]
[[fa:کیک جنگل سیاه]]
[[fr:Forêt noire (gâteau)]]
[[nl:Schwarzwalder kersentaart]]

Aktuelle Version vom 23. Mai 2025, 07:45 Uhr

Schwarzwälder Kirschtorte

Eine Schwarzwälder Kirschtorte (in der Schweiz Schwarzwäldertorte) ist eine Sahnetorte, die sich seit den 1930er Jahren vor allem in Deutschland verbreitet hat und im Laufe der Zeit zu der beliebtesten deutschen Torte wurde. Heute gilt sie als die klassische deutsche Torte und ist auf der ganzen Welt bekannt. Die wesentlichen Komponenten sind mit Kirschwasser aromatisierte Schokoladenbiskuitböden, eine aromatisierte Kirschfüllung, Sahne, Kirschen sowie Schokoladenraspeln als Verzierung.

Schwarzwälder Frauentracht mit Bollenhut
Ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte

Für die Herkunft existieren verschiedene Theorien.

  • Der schwarze Schokoladenraspelbelag könnte zu dem Namen geführt haben, da dieser an einen dunklen Wald wie den Schwarzwald erinnert.
  • Die Zutat Kirschwasser könnte zum Namen geführt haben, da dieses vor allem im Schwarzwald hergestellt wird.
  • Daneben gibt es einen möglichen Vorgänger namens „Schwarzwaldtorte“, der jedoch vermutlich nicht aus dem Schwarzwald, sondern aus der Schweiz stammt.
  • Möglich ist auch, dass sich der Name der Torte an die Farben der Frauentracht mit Bollenhut aus dem Schwarzwald anlehnt.

Die Kombination Kirschen, Schlagsahne und Kirschwasser war möglicherweise schon im 19. Jahrhundert im Südschwarzwald bekannt, jedoch nicht in Form einer Torte, sondern als Dessert: Eingekochte Kirschen wurden mit Rahm serviert, gelegentlich unter Zugabe von Kirschwasser. Die Schwarzwaldtorte könnte ein Vorläufer gewesen sein: Sie wurde mit Biskuit, Kirschen und Nüssen hergestellt, oft auch in Kombination mit Rahm, jedoch ohne Kirschwasser.

Soweit bekannt wurde die Schwarzwälder Kirschtorte erstmals in einer am 17. Februar 1915 von der Stadt Brandenburg an der Havel erlassenen Verordnung schriftlich genannt. Durch die noch im gleichen Monat erfolgte Veröffentlichung dieser Regelung in der Brandenburger Zeitung und im Preußischen Verwaltungs-Blatt war die Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte bereits Ende Februar 1915 reichsweit öffentlich bekannt.

Im Jahr 1975 reklamierte der im schwäbischen Riedlingen geborene Konditor Josef Keller (1887–1981) die Herstellung der Schwarzwälder Kirschtorte für das nicht mehr bestehende Café Agner in der ehemaligen Stadt Bad Godesberg, heute ein Stadtteil von Bonn. Sein Sohn behauptete um 1982 sogar, Keller habe die Torte 1915 in Bad Godesberg erfunden. Doch konnte Keller erst nach April 1915 nach Bad Godesberg gekommen sein; zu diesem Zeitpunkt gab es die Torte schon in Brandenburg. Ein von Keller 1927 geschriebenes Rezept, ausgestellt im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, zeigt im Gegensatz zur gängigen Version nur eine Lage und einen Mürbeteig. Gemeinsam ist die Kombination Kirsch-Sahne-Schokolade sowie das Aromatisieren der Sahne mit Kirschwasser.[1]

Der Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch benannte den Tübinger Konditormeister Erwin Hildenbrand des Café Walz in Tübingen als „Erfinder“, datiert auf das Frühjahr 1930.[2] Tübingen, das für gewöhnlich nicht mehr mit dem Schwarzwald in Verbindung gebracht wird, gehörte von 1818 bis 1924 zum Schwarzwaldkreis.

1934 wurde ein Rezept der Schwarzwälder Kirschtorte erstmals veröffentlicht.[3] Das Rezept sah keinen Schokoladenboden, sondern einen Haselnussmürbeteigboden vor, auf den Kirschkonfitüre gestrichen wurde, bevor ein mit Kirschwasser und Zucker beträufelter Boden aus Walnussmasse folgte. Darauf verteilte man zwei Ringe Buttercreme und einen Berg Kirschcremesahne (Eier, Zucker, Milch, Gelatine, Sahne, Mandeln, geschmorte Sauerkirschen). Bedeckt wurde alles schließlich mit einer weiteren Schicht Walnussmasse-Boden. Die gewölbte Oberfläche bestand, wie heute auch, aus Sahne mit Schokoladenspänen, bestäubt mit Puderzucker.

In den 1930er Jahren wurde die Torte vor allem in Berlin sowie in Konditoreien deutscher, österreichischer und Schweizer Großstädte bekannt. Von September 1915 bis in den 1920er Jahren hinein und erneut während des Zweiten Weltkriegs war aber der Vertrieb von echten Sahnetorten in Deutschland illegal, da die gewerbliche Verwendung von Sahne – außer zur Butter- oder Käseherstellung – gesetzlich verboten war. Ein 1940 veröffentlichtes Rezept für Schwarzwälder Kirschtorte musste ohne Kakao, Schokolade, Sahne, und Kirschwasser auskommen. Erst nach 1945 erlebte die Torte eine langsame Renaissance, zunächst in den USA. 1949 stand die Schwarzwälder Kirschtorte nur auf Platz 13 der bekanntesten Torten in Deutschland.

Danach entwickelte sich jedoch ihr Bekanntheitsgrad rasant. Sie ist die bekannteste und beliebteste Torte Deutschlands und nahezu weltweit bekannt. Jedoch werden in vielen Ländern zumindest einzelne Komponenten durch ortsüblichere Zutaten ersetzt oder der Alkohol wird weggelassen.

Seit 2006 findet in Todtnauberg, einem Ortsteil von Todtnau im Schwarzwald, alle zwei Jahre das Schwarzwälder Kirschtortenfestival statt, bei dem in zwei Wettkampfklassen Amateure und Profis mit ihren selbstgemachten Schwarzwälder Kirschtorten gegeneinander antreten.[4] Nachdem das Festival 2020 und 2022 vor Ort aufgrund der COVID-19-Pandemie ausfiel (2021 gab es eine Online-Veranstaltung),[5][6] wurde die neunte Ausgabe am 16. April 2023 wieder traditionell in Todtnauberg ausgerichtet.[7][8] Am 4. Mai 2025 fand das zehnte Festival statt.[9]

Außerhalb Deutschlands erfreut sich die Torte in Chile besonders großer Beliebtheit auch wenn dort der deutsche Ursprung meist nicht bekannt ist.[10]

Der Begriff „Schwarzwälder Kirsch“ wird von zahlreichen Nährmittelproduzenten für die unterschiedlichsten Produkte verwendet, z. B. Sahnerollen, Joghurt oder Eiscreme. Gemeint ist dann jeweils die Kombination von Kirschen und Schokolade in unterschiedlicher Form, wobei auf die restlichen Bestandteile der Torte (Biskuit, Sahne, Kirschwasser) oft ganz oder teilweise verzichtet wird.

Verkehrsauffassung

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Schwarzwälder Kirschtorte im Vogtsbauernhof
Schwarzwälder Kirschtorte im Vogtsbauernhof

Die in Deutschland übliche Verkehrsauffassung zur Schwarzwälder Kirschtorte ist in den Leitsätzen für feine Backwaren staatlich geregelt. Hier wird die Torte folgendermaßen beschrieben:

„20. Schwarzwälder Kirschtorte[11]
Schwarzwälder Kirschtorten sind Kirschwasser-Sahnetorten oder Kirschwasser-Butterkremtorten, auch deren Kombination. Als Füllung dienen Buttercreme und/oder Sahne, teilweise Ganache sowie Kirschen, auch als Stücke in gebundener Zubereitung. Der zugesetzte Anteil an Kirschwasser ist geschmacklich deutlich wahrnehmbar.
Für die Krume werden dunkle und/oder helle Wiener- oder Biskuitböden verwendet. Die Masse für die dunklen Böden enthält mindestens 3 Prozent Kakaopulver oder stark entölten Kakao. Für den Unterboden wird auch Mürbeteig verwendet.
Die Torte wird mit Butterkrem oder Sahne eingestrichen, mit Schokoladenspänen garniert.“

Nur Torten, die diese Kriterien erfüllen, dürfen in Deutschland unter der Bezeichnung Schwarzwälder Kirschtorte verkauft werden.

2014 stellte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung den Antrag, die „Schwarzwälder Kirschtorte“ als garantiert traditionelle Spezialität durch die Europäische Union zu schützen. Dabei werden weitere Mindestanforderungen genannt: So muss die Torte einen Durchmesser von wenigstens 17 cm haben, die Sahne mindestens 30 % Fett enthalten, die Krume aus mindestens zwei Bisquitböden bestehen, die Frucht aus ganzen oder stückigen Sauerkirschen (ohne weitere Aromen) und die Randgarnierung aus Schokolade oder Schokoladenkuvertüre bestehen.[12]

  • journal culinaire. Band 8, Edition Wurzer & Vilgis, Münster 2009, ISBN 978-3-941121-08-9, mit Schwerpunkt Schwarzwälder Kirschtorte, Inhalt (PDF; 61 kB)
  • Achim Fenner: Der »süße Josef« — Konditor Josef Keller und die Schwarzwälder Kirschtorte In: hegau: Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee, Jahrbuch 63/2006, 113–120
  • Hörfunksendung in der Lokalzeit Bonn des WDR am 12. Oktober 2011, 19.30 Uhr (fünfminütiger Beitrag zur Bad Godesberger Vorgeschichte)
  • Priya Krishna: How Did Black Forest Cake Become the World’s Favorite Dessert? In: The New York Times, 29. April 2024
  • James R. Eggert: Woher kam die Schwarzwälder Kirschtorte? In: Mitteilungsblatt der Landesgeschichtlichen Vereinigung für die Mark Brandenburg e.V., Band 125, Heft 2/2024, 96–100
Commons: Schwarzwälder Kirschtorte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Staatsanzeiger, 8. August 2008, S. 28
  2. Pressemitteilung der Stadt Tübingen vom 22. Januar 2007
  3. Johannes Martin Erich Weber: 250 Konditorei-Spezialitäten und wie sie entstehen. Der praktische Unterricht in 580 Bildern von Werdegängen aus 24 Fachabteilungen bei kleinster Massenberechnung. Weber, Radebeul-Dresden 1934, 368 S.
  4. http://www.hochschwarzwald.de: Kirschtortenfestival. Abgerufen am 6. Juli 2012
  5. Schwarzwälder Kirschtorten Festival. In: deutsche-delikatessen.de. RegioDeli GmbH, Zossen, abgerufen am 3. Mai 2023.
  6. Mitbacken erwünscht: Schwarzwälder Kirschtortenfestival erstmals online. In: Hochschwarzwald.de. Hochschwarzwald Tourismus GmbH, Hinterzarten, 7. April 2021, abgerufen am 3. Mai 2023.
  7. 9. Schwarzwälder Kirschtortenfestival. In: hochschwarzwald.de. Abgerufen am 24. Juli 2022.
  8. Jessica Hans, Paula Zeiler: Ausgezeichnet: Die schönsten und leckersten Schwarzwälder Kirschtorten. In: SWR Aktuell. Südwestrundfunk, Stuttgart, 16. April 2023, abgerufen am 3. Mai 2023.
  9. Josef Brutscher: Das ungewöhnlichste Festival in Baden-Württemberg! Das ist die Siegerin. In: all-in.de. Allgäuer Zeitungsverlag GmbH, Kempten, 5. Mai 2025, abgerufen am 5. Mai 2025.
  10. S. W. R. Aktuell: Export-Schlager Schwarzwälder Kirschtorte: Warum die Menschen in Chile die Torte feiern. 23. April 2025, abgerufen am 23. Mai 2025.
  11. Leitsätze für Feine Backwaren (Memento vom 7. April 2012 im Internet Archive) (PDF; 77 kB) zuletzt geändert am 8. Januar 2010
  12. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung: Bekanntmachung Nr. 06/14/51 über den Antrag auf Eintragung einer garantiert traditionellen Spezialität „Schwarzwälder Kirschtorte“ vom 25. Februar 2014 (Bundesanzeiger vom 5. März 2014), siehe www.bundesanzeiger.de Suche: Schwarzwälder Kirschtorte