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„Mobbing in der Schule“ – Versionsunterschied

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Unter '''Mobbing in der Schule''' versteht man ein gegen [[Schüler]] gerichtetes [[Mobbing]] durch Mitschüler:<ref>{{Literatur |Autor=Dan Olweus |Titel=Mobbing in Schulen: Fakten und Intervention |Hrsg=Angelika Henschel, Rolf Krüger, Christof Schmitt, Waldemar Stange |Sammelwerk=Jugendhilfe und Schule |Verlag=VS Verlag für Sozialwissenschaften |Ort=Wiesbaden |Datum=2008 |Seiten=247–266 |DOI=10.1007/978-3-531-90820-5_16}}</ref> Drangsalieren, Gemeinsein, Ärgern, Angreifen und Schikanieren ([[Englische Sprache|englisch]] "''to mob''" für "anpöbeln, angreifen"). Sind Lehrer Ziel solcher Angriffe, spricht man üblicherweise von Mobbing am Arbeitsplatz. Gehen dagegen die Angriffe von einem Lehrer aus, so macht sich dieser (bei [[Minderjährigkeit|Minderjährigen]]) der [[Misshandlung von Schutzbefohlenen]] schuldig.
Unter '''[[Mobbing]] in der [[Schule]]''' versteht man herabsetzende und ausgrenzende Handlungen, die systematische und dauerhaft gegen einzelne Schüler im Klassenverband gerichtet sind.


Es lassen sich vier Erscheinungsformen unterscheiden:<ref>{{Internetquelle |autor=Rosie Green, Aleks Collingwood, Andy Ross |url=https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/182409/DFE-RR001.pdf |titel=Characteristics of bullying victims in schools |hrsg= National Centre for Social Research |datum=July 2010 |sprache=en |abruf=2025-02-23}}</ref>
Typisch ist das Drangsalieren, Beschimpfen oder Isolieren Einzelner. Die [[Opfer]], die sich unter starken [[psychisch]]en Druck (''siehe auch: ''[[Stress]]) gesetzt fühlen, können dauerhafte seelische (und manchmal körperliche) Schäden davontragen. Mobbing in der Schule ist verwandt mit anderen Arten des [[Mobbing]]s. An deutschen [[Schule]]n wird mindestens eines von zehn Kindern ernsthaft schikaniert, und mehr als eines von zehn Kindern schikaniert andere. Von Mobbing spricht man nicht, wenn es sich um gelegentliche, gewöhnliche und bald wieder vergessene Stichelei oder Rauferei handelt, sondern bei andauernden und anscheinend systematischen Aktionen gegen Einzelne. Bei den gemobbten Kindern wird durch die Erfahrung der Unterlegenheit und Hilflosigkeit möglicherweise eine Spirale des wiederholten Opferseins in Gang gesetzt oder verstärkt.
* soziale Schädigung (relationales Mobbing: z.&nbsp;B. bewusstes Ignorieren, Hinausekeln oder Ausschließen aus sozialen Gruppen, Verleumden);
* mündliche oder schriftliche Schmähung (verbales Mobbing: z.&nbsp;B. verletzende Spitznamen, Beschimpfungen, Beleidigungen, [[Bodyshaming]]);
* körperliche Gewalt und körperliche Bedrohungen (physisches Mobbing: z.&nbsp;B. Schlagen, Treten, An-den-Haaren-Ziehen, sexuelle Übergriffe);
* Angriffe auf das Eigentum (z.&nbsp;B. Bestehlen, Beschädigen).


== Schüler, die mobben ==
== Definition ==
Laut [[Dan Olweus]] bedeutet Mobbing, dass ''„ein oder mehrere Individuen, wiederholte Male und über einen längeren Zeitraum negativen Handlungen von einem oder mehreren Individuen ausgesetzt sind“''<!-- S. 8 --><ref>{{Literatur |Titel=Aggression in the schools: Bullies and whipping BOYS, D. Olweus. Washington, Hemisphere Publ. Corp., 1978. No. of pages: xiii 4 + 218 |Sammelwerk=European Journal of Social Psychology |Band=10 |Nummer=1 |Datum=1980-01 |Seiten=101–101 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ejsp.2420100124 |Abruf=2022-07-15 |DOI=10.1002/ejsp.2420100124}}</ref>. Aus dieser Definition lassen sich drei zentrale Charakteristiken von Mobbing<ref name=":5" /> folgern:


* ''Wiederholungsaspekt'': Mobbing bezieht sich auf ein [[Verhaltensmuster]] bei Tätern und Opfer und nicht auf eine einzelne Handlung. Dieses Verhaltensmuster tritt bei Mobbing wiederholt und über einen längeren Zeitraum auf (Wochen, Monate oder sogar Jahre).<ref name=":5" />
Wissenschaftliche Studien haben erwiesen, dass es [[Schüler]]n, die mobben und andere Schüler hänseln, für gewöhnlich nicht an Anerkennung fehlt. Oft sind diese Schüler besonders beliebt und werden ihrer Stärke wegen geachtet und respektiert. Dies macht es besonders schwierig Mobbing zu verhindern, und häufig ist erst dann eine Verhaltensänderung möglich, wenn das Umfeld dem Mobbenden keine Prestigegewinne mehr verspricht.
* ''Verletzungsabsicht (negative Handlung)'': Mobbing-Täter führen wiederholt verletzende Handlungen gegen ihre Opfer aus mit der klaren Absicht, ihrem Opfer Schaden zuzufügen.<ref name=":5">{{Literatur |Autor=Sebastian Wachs, Markus Hess, Herbert Scheithauer, Wilfried Schubarth |Titel=Mobbing an Schulen: Erkennen - Handeln - Vorbeugen |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-17-023071-2 |Seiten=217 |Online=https://www.kohlhammer.de/wms/instances/KOB/appDE/Paedagogik/Schulpaedagogik-Didaktik/Mobbing-an-Schulen-978-3-17-023071-2/}}</ref> Es handelt sich um negative Handlungen, wenn ein Individuum einem anderen Schaden beziehungsweise Unannehmlichkeiten zufügt oder zuzufügen versucht. Solche Handlungen können verbal (drohen, verspotten, beschimpfen, …), physisch (schlagen, schubsen, treten, kneifen, festhalten, …) oder non-verbal (Grimassen schneiden, böse Gesten, Rücken zuwenden, …) vonstattengehen. Olweus betrachtet auch einzelne schikanöse Vorfälle als Mobbing, wenn diese sehr schwerwiegend sind.<ref name="Olweus 1986">Dan Olweus: ''Mobbning – Vad vi vet och vad vi kan göra.'' Liber, Stockholm 1986, ISBN 91-40-71638-4.</ref><!-- S. 8–9 -->
* ''Machtungleichgewicht'': Mobbing erfordert, dass zwischen dem Opfer und dem Täter (oder der Gruppe von Tätern) ein Ungleichgewicht von Kräften herrscht, das sich z.&nbsp;B. auf körperliche oder psychische Stärke beziehen kann. Es handelt sich Olweus zufolge nicht um Mobbing, wenn zwei gleich starke Schüler miteinander streiten.<ref>Britta Bannenberg, Dieter Rössner: ''Erfolgreich gegen Gewalt in Kindergärten und Schulen. Ein Ratgeber.'' Beck, München 2006, ISBN 3-406-54140-2.</ref><!-- S. 23–24 -->


Besonders im englischen Sprachraum wird für Mobbing unter Schülern oft allgemein der Begriff „Bullying“ benutzt, ohne zwischen Einzelpersonen ({{enS|Bully}} für „Tyrann“) oder Gruppen ({{enS|Mob}} für „Pöbel“) als Aggressoren zu differenzieren.<ref name="Smith">Peter K. Smith, Helen Cowie, Ragnar F. Olafsson, Andy P.&nbsp;D. Liefooghe: ''Definitions of Bullying – A Comparison of Terms Used, and Age and Gender Differences, in a Fourteen-Country International Comparison.'' In: ''Child Development.'' 73, Nr.&nbsp;4, 2002, {{ISSN|0009-3920}}, S.&nbsp;1119–1133.</ref><!-- S. 1128 --> Die meisten wissenschaftlichen Publikationen unterscheiden deshalb zwischen Bullying als Angriff in der Schule und Mobbing als Angriff am Arbeitsplatz, obwohl in beiden Kontexten weit reichende Parallelen feststellbar sind.<ref name="Scheithauer">{{Literatur |Autor=H.&nbsp;Scheithauer, T.&nbsp;Hayer, F.&nbsp;Peterman |Titel=Bullying unter Schülern. Erscheinungsformen, Risikobedingungen und Interventionskonzepte |Verlag=Hogrefe |Ort=Göttingen |Datum=2003}}</ref>
Häufig ist auch das Ausgrenzen einzelner SchülerInnen durch Gruppen, die sich im Klassenverband bilden. In der späteren Kindheit und im [[Jugend]]alter schließen sich Jungen wie Mädchen typischerweise in [[Clique]]n zusammen (''siehe auch:'' [[Peer Group]]s), die in der Zusammensetzung häufig wechseln. Einzelne Schüler geraten hierbei immer wieder in eine Außenseiterposition, es gelingt ihnen nicht, Anschluss an die sozialen [[Kommunikation]]s- und Verhaltensformen der Gleichaltrigen zu finden. Gerade diese Schüler werden häufig zum Ziel von verbalen (und manchmal auch körperlichen) Attacken und unterliegen symbolischen, verdeckten oder offenen Ausgrenzungsstrategien der "Integrierten".


== Verbreitung ==
Mobbingstrategien sind geschlechtspezifisch unterschiedlich: während bei [[Mädchen]] mehr verbale Attacken, Hänseln wegen körperlicher Merkmale, Aussehen und Kleidung und Ausschluss von Kommunikation und Nähe ("mit der rede ich nicht mehr...") beobachtet werden können, sind jungentypische Verhaltensformen eher körperlicher Natur und äußern sich in Sachbeschädigung, Erpressung und Bedrohung durch Androhen oder Anwenden von körperlicher [[Gewalt]].
In einer 2007 vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung der [[Universität Koblenz-Landau]] durchgeführten Online-Befragung, an der 1997 Schüler aller Klassenstufen teilnahmen, äußerten 54,3 Prozent, dass sie von direktem Mobbing betroffen seien. 19,9 Prozent fühlten sich von [[Cyber-Mobbing]] betroffen. Direktes Mobbing kommt häufiger in den unteren Klassenstufen vor, während in den höheren Klassenstufen der Anteil des Cyber-Mobbing ansteigt. Nach dieser Studie sind sowohl bei direktem Mobbing als auch bei Cyber-Mobbing männliche Schüler häufiger Opfer als weibliche.<ref>{{Internetquelle |autor=Reinhold Jäger, Uwe Fischer, Julia Riebel |url=https://iamnotscared.pixel-online.org/data/database/publications/838_Mobbing_Schueler&#91;1&#93;.pdf |titel=Mobbing bei Schülerinnen und Schülern der Bundesrepublik Deutschland. Eine empirische Untersuchung auf der Grundlage einer online-Befragung |format=PDF |abruf=2019-08-14}}</ref> Dagegen ergab eine britische Regierungsstudie im Jahr 2008, dass Jungen und Mädchen gleich oft Opfer waren. 70 bis 81 Prozent aller behinderten Kinder (gegenüber 65 Prozent der nichtbehinderten Kinder) gaben hier an, in den letzten drei Jahren Opfer von Mobbing gewesen zu sein.<ref>[https://webarchive.nationalarchives.gov.uk/ukgwa/20130321145538/https://media.education.gov.uk/assets/files/pdf/b/b01-2008v2.pdf Youth Cohort Study & Longitudinal Study of Young People in England: The Activities and Experiences of 16 year olds: England 2007] (PDF)</ref>


Der ''„Bullying- und [[Viktimisierung]]sfragebogen“ (BVF)'' (von Nandoli von Marées und [[Franz Petermann]]) gilt als ein Instrument, mit dem man das Ausmaß mutmaßlichen Mobbings an einer Schule messen kann. Von Marées veröffentlichte 2008 ihre Dissertation ''Konstruktion und Analyse von Instrumenten zur Erfassung vom Bullying im Vor- und Grundschulalter.''<ref>[http://d-nb.info/993711227/34 Volltext der Dissertation] (PDF; 291 Seiten)</ref> Die Schüler- und auch die Lehrerversion des BFV bestehen aus einer Täter- und einer Opferskala.<ref>N. von Marées, F. Petermann: ''Bullying- und Viktimisierungsfragebogen''. Testzentrale. Hogrefe-Verlag, Göttingen 2010.</ref>
== Schüler, die gemobbt werden ==


== Täter ==
Typische Mobbing-Opfer sind, wie schon dargestellt häufig Schüler, die sich in einer Außenseiterposition befinden. Die Gründe dafür können vielfältig sein: es kommen äußerliche Merkmale in Frage wie Sprachstörungen, besondere und auffallende Körpermerkmale, häufig bei Jugendlichen auffallender Körpergeruch, aber auch nicht einheimische Herkunft (dazu können im ländlichen Raum auch Zugezogene deutscher Abstammung zählen), besonders schlechte oder auch besonders gute Leistungen, in irgendeiner Weise abweichende Verhaltensweisen oder Gewohnheiten. In vielen Fällen lassen sich die Merkmale des "Andersseins" die die Einzelnen als "Opfer" geeignet erscheinen lassen, durch Außenstehende nur schwer erkennen und sind auch gerade den Opfern vielfach nicht einsichtig. Dennoch gibt es in den Klassenverbänden bei genauer Betrachtung meistens einen ungeschriebenen, oft streng verborgen gehaltenen, oft aber sogar rituell ausgestalteten und sehr wirksamen [[Kodex]] des Dazugehörens, der die Identifikation eines Einzelnen als Zielscheibe für Mobbing leitet und für "Insider" offensichtlich ist.
=== Einzeltäter ===
Ein sogenannter Schulhofbully, also ein einzelner Raufbold der sich an einem schwächeren Mitschüler vergreift, zeichnet sich oft durch [[Impulsivität]] und ein stark ausgeprägtes Bedürfnis aus, andere zu dominieren. Typisch ist eine positivere Einstellung gegenüber physischer [[Gewalt]] als bei Durchschnittsschülern. Sein Gewaltpotenzial richtet sich oft nicht nur gegen Schüler, sondern auch gegen Lehrer und Eltern.
Die geistige Verfassung eines Schulhofbullys lässt sich beschreiben durch Vorstellungen wie z.&nbsp;B. ''„es ist okay, jemanden zu schlagen, wenn du vor Wut ausflippst“'', ''„wenn du vor einem Kampf zurückschreckst, denken alle, du bist feige“'' oder ''„jemand, der zusammengeschlagen wird, leidet nicht wirklich so sehr“''.<ref>Ronald Slaby, Nancy Guerra: ''Cognitive Mediators of Aggression in Adolescent Offenders.'' Developmental Psychology, Band 24, 1988.</ref> Wie die US-amerikanischen Psychologen John D. Coie und Janis B. Coopersmidt beschrieben haben, werden die meisten Schulhofbullys von ihren Altersgenossen schon zwei bis drei Stunden nach dem ersten Kontakt als unsympathisch beurteilt.<ref>John D. Coie, Janis B. Coopersmidt: ''A Behavioral Analysis of Emerging Social Status in Boys’ Groups.'' Child Development, Band 54, 1983.</ref> Don Offort hat in einer Langzeitstudie beobachtet, dass bis zu 50 % der Kinder, die als Sechsjährige Unruhestifter waren, mit anderen Kindern nicht zurechtkamen und Eltern und Lehrern ständigen Widerstand entgegengesetzt haben, als Teenager straffällig wurden.<ref>Dan Offort u. a.: ''Outcome, Prognosis, and Risk in a Longitudinal Follow-up Study.'' Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, Band 31, 1992; zu ähnlichen Befunden kommt Richard Tremblay u. a.: ''Predicting Early Onset of Male Antisocial Behavior from Preschool Behavior'', ''[[Archives of General Psychiatry]]'', September 1994; Gerald R. Patterson: ''Orderly Change in a Stable World: The Antisocial Trait as Chimera'', Journal of Clinical and Consulting Psychology, Band 62, 1993.</ref> Weil sie sich in das soziale System des Klassenzimmers nicht einfügen und von Lehrern schnell als lernunwillig abgeschrieben werden, versagen Schulhofbullys spätestens von der dritten Klassenstufe an meist auch akademisch.<ref>Jack Block: ''On the Relation Between IQ, Impulsivity, and Delinquency.'' Journal of Abnormal Psychology, Band 104, 1995.</ref>


=== Gruppentäter ===
Das typische Mobbing-Opfer frisst seine [[Angst|Ängste]] in sich hinein, äußert sich nicht über den [[Frust]] und erlebte Hilflosigkeit, versucht verschiedenen Gegen- und Vermeidungsstrategien bevor es die Rolle schließlich akzeptiert und die negative Definition in sein [[Selbstbild]] aufnimmt. Häufig geschieht dies auf der Grundlage schon früh einsetzender negativer Erfahrungen auch im vorschulischen Bereich, die aber noch nicht den Grad an Systematik und Grausamkeit erreicht haben, dass sie als Mobbing identifiziert werden. Gerade aber in diesen Fällen fügt eine andauernde schulische Mobbingsituation, dem ohnehin schon beschädigten Selbstbild einen weiteren großen Schaden zu. Es entsteht eine Spirale aus Ablehnung, Angst und Gewalt. Häufig setzt sich diese Erfahrung fort bis ins Erwachsenenalter. Mangelndes Selbstwertgefühl erschwert die Aufnahme von Beziehungen im Berufs- und Privatleben, und selbst wenn sich die "Mobbingkarriere" hier nicht fortsetzt, kann die jahrelange Erfahrung von Ausweglosigkeit in der Schule bleibende Beeinträchtigungen hinterlassen, die häufig nur durch [[Therapie|therapeutische]] Interventionen aufgearbeitet werden können.
Karl Gebauer sieht eine tiefer liegende [[Bindungstheorie|Bindungsproblematik]] als Auslöser und in den [[Demütigung]]en und der Gewaltanwendung die Anzeichen einer ''emotionalen'' Unsicherheit.<ref>Karl Gebauer: [https://books.google.de/books?id=zoG2RxadiHQC&pg=PA122&lpg=PA122&dq=Mobbing+Dem%C3%BCtigung&source=bl&ots=zX46hdvgnS&sig=8-ObjWBZuB0fLL_QOeHA4efSSXs&hl=de&ei=TX-7ScrdKtqMsAaC58XoDg&sa=X&oi=book_result&resnum=7&ct=result#PPA122,M1 ''Mobbing in der Schule''.] Beltz, Weinheim 2007, ISBN 978-3-407-22902-1, S. 122.</ref> Mehrere Analysen mit unterschiedlichen Methoden (unter anderem Untersuchung von Stresshormonen und projektive Tests) haben jedoch widerlegt, dass es sich bei den Aggressionen und dem brutalen Verhalten um ein Zeichen der Angst und des mangelnden Vertrauens („harte Schale – weicher Kern“) handeln könnte. Die empirischen Ergebnisse von Olweus weisen eher auf das Gegenteil hin: Mobber sind demnach weniger furchtsam und unsicher. Sie haben ein durchschnittliches oder verhältnismäßig starkes [[Selbstwert|Selbstvertrauen]]. Unsicherere und ängstlichere Individuen ergreifen üblicherweise nicht die Initiative. Sie tendieren dazu, [[Mitläufer]] oder Zuschauer zu sein.<ref name="Olweus 1986" /><!-- S. 33–34 --> Mobber weisen zudem eine niedrigere [[Empathie]] auf, insbesondere die emotionale Empathie – das Empfinden der Emotionen anderer – scheint bei ihnen nur gering ausgeprägt zu sein. Besonders Mädchen mit geringer Empathie treten häufig als Täter auf.<ref>{{Internetquelle |autor=Anna Beckers |url=https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/43760/pdf/Band_23_Beckers_komplett.pdf |titel=Bullying aus Täter-, Opfer und Zuschauerperspektive |hrsg=Institut für Kriminologie der Universität Tübingen |datum=2011 |seiten=15f. |abruf=2025-03-03}}</ref> Laut einer Studie der Psychologen Gianluca Gini und Tiziana Pozzoli besteht sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen ein starker Zusammenhang zwischen als [[Maskulinität|maskulin]] geltenden Charakterzügen (wie dem Zeigen von sozialer Dominanz und Aggressivität) und dem Praktizieren von Mobbing.<ref name="gini-pozzoli">Gianluca Gini, Tiziana Pozzoli: ''The Role of Masculinity in Children’s Bullying'', in: Sex Roles. A Journal of Research 54 (2006), S. 585–588.</ref> Bei Mädchen sei diese Verbindung zwar schwächer, aber dennoch signifikant.<ref name="gini-pozzoli"></ref> Schäfer und Korn charakterisieren schikanierende Schüler als in gewissem Rahmen [[Sozialkompetenz|sozial kompetent]]. Sie üben großen Einfluss aus, sind aber unbeliebt und benutzen ihre sozialen Fähigkeiten zum Schaden ihrer Opfer.<ref>Elke Wild, Manfred Hofer, Reinhard Pekrun: ''Psychologie des Lerners.'' In: Andreas Krapp, [[Bernd Weidenmann]] (Hrsg.): ''Pädagogische Psychologie.'' Beltz, Weinheim 2006, ISBN 3-621-27564-9, S.&nbsp;203–268.</ref><!-- S. 262 -->


Lehrpersonen reagieren gemäß einer Studie auf Mobbingfälle häufig primär durch autoritäre Interventionen (z.&nbsp;B. verbale Zurechtweisungen, Bestrafungen) gegen die Täter. Die zweithäufigste Intervention ist nicht-strafendes Arbeiten mit den Tätern (z.&nbsp;B. alternative Handlungsweisen aufzeigen, Ursachen besprechen). Zusätzlich werden Mobbingtäter oft an andere erwachsene Personen weiterverwiesen (z.&nbsp;B. Schulleitung) oder andere Personen aus dem Umfeld der Täter miteinbezogen (z.&nbsp;B. Eltern).<ref name="Teachers" />
Häufig betroffen sind männliche Schüler zwischen 13 und 15 Jahren, aber auch Mädchen in diesem Alter. Es wird vermutet, dass Mädchen aufgrund ihrer besser ausgebildeten verbalen Kompetenzen und Fähigkeiten über Gefühle zu sprechen, eher als Jungen in der Lage sind, Kompensationsstrategien außerhalb der Schule zu entwickeln.


== Opfer ==
Dass große Schulen, große Klassen mit einem hohen Anteil an Ausländerkindern sowie Großstädte überhaupt Horte des Mobbings seien, ist laut einschlägiger Studien nicht erwiesen. Ob ländliche oder städtische Grundschule, Gesamtschule oder Gymnasium, das Schikanieren geht an allen Schularten um. Am schwersten zu erfassen, weil die Formen subtiler werden, ist das Mobbing an den höheren Klassen mancher Gymnasien.
Der Psychologe und Mobbingforscher Olweus unterscheidet zwischen zwei Idealtypen von Mobbingopfern an Schulen:
* passives Opfer
* provozierendes Opfer


Die ''passiven Opfer'' sind im Allgemeinen ängstlicher und unsicherer. Sie sind empfindlich, vorsichtig und schweigsam, und lehnen sehr oft Gewalttätigkeit ab. Nach Olweus signalisiert das Verhalten der Opfer ihrer Umgebung, dass sie [[Angst]] haben und es nicht wagen, sich gegen den Störenfried zu wehren, wenn sie angegriffen werden. Gespräche mit den Eltern von drangsalierten Kindern weisen darauf hin, dass diese bereits im früheren Alter vorsichtig und feinfühlig waren.<ref name="Olweus 1986" /><!-- S. 31–32 -->
== Mobbing Intervention ==


Seltener ist das ''provozierende Mobbingopfer'', das im Allgemeinen unkonzentriert und nervös ist. Sein Verhalten schafft Ärger und ein gespanntes Verhältnis. Dies kann in seinem Umfeld negative Reaktionen auslösen.<ref name="Olweus 1986" /><!-- S. 33 --> Bei diesen Personen können auch Probleme der Emotionsregulation (z.&nbsp;B. Regulation von Wut und Rache) eine Rolle spielen.<ref>{{Literatur |Autor=Runions, K. C., Salmivalli, C., Shaw, T., Burns, S., Cross, D. |Titel=Beyond the reactive-proactive dichotomy: Rage, revenge, reward, and recreational aggression predict early high school bully and bully/victim status |Sammelwerk=Aggressive behavior |Band=44 |Nummer=5 |Datum=2018 |ISSN=0096-140X |Seiten=501–511 |DOI=10.1002/ab.21770}}</ref>


Gefährdet sind vor allem Kinder,
=== Schüler gegen Schüler ===
* die kleiner oder schwächer sind als der Durchschnitt.
* die [[übergewicht]]ig sind.
* die [[rothaarig]] sind.<ref>[https://www.bbc.com/news/uk-northern-ireland-28872927 bbc.com]</ref>
* die ängstlich oder schüchtern sind.
* die sozial nicht akzeptierte Merkmale haben (keine Markenkleidung, ärmliches Aussehen etc.)
* die sich selbst aggressiv verhalten.<ref name="Kühne 2007" /><!-- S. 45 -->
* die einem Elternhaus mit überbehütendem Erziehungsstil entstammen.<ref name="Gross 2012">Hans Jürgen Groß: ''Bullying (Gewalt in der Schule) Begriff, Ausmass, Folgen: unter besonderer Berücksichtigung des Opfermerkmals "überbehütetes Kind" ''Saarbrücken: Trainerverlag. 2012, ISBN 978-3-8417-5044-0.</ref>
* die [[Autismus|autistisch]] sind.<ref name="association">{{Literatur |Autor=Benjamin Zablotsky, Catherine P. Bradshaw, Connie Anderson, Paul A. Law |Titel=The Association Between Bullying and the Psychological Functioning of Children with Autism Spectrum Disorders |Sammelwerk=Journal of Developmental & Behavioral Pediatrics |Band=34 |Nummer=1 |Datum=2013 |DOI=10.1097/DBP.0b013e31827a7c3a |PMID=23275052 |Seiten=1–8}}</ref>


Die Situation für das Opfer stellt sich in der Regel wie folgt dar:
* Das Ansehen des Opfers wird gezielt beschädigt.
* Die Kommunikation mit den anderen Kindern/Schülern wird be- und verhindert.
* Die sozialen Beziehungen des Opfers werden zum Ziel des Angriffs.
* Körperliche Übergriffe auf das Opfer.<ref name="Kühne 2007">Norbert Kühne: ''Pöbeln, demütigen und schikanieren – Mobbing im Kindergarten.'' In: ''klein&groß – Zeitschrift für Frühpädagogik.'' 2007, Nr. 12, 2007, S.&nbsp;45–46.</ref>


Lehrpersonen tendieren laut einer Studie häufig dazu, ihre Aufmerksamkeit auf die Täter zu richten (z.&nbsp;B. autoritäre Interventionen), dabei übersehen sie oft die Bedürfnisse der Opfer. Es ist daher wichtig, dass Lehrpersonen vermehrt mit Opfern arbeiten und diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.<ref name="Teachers">Christoph Burger, Dagmar Strohmeier, Nina Spröber, Sheri Bauman, Ken Rigby: [http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0742051X15001122 ''How teachers respond to school bullying: An examination of self-reported intervention strategy use, moderator effects, and concurrent use of multiple strategies''], in: Teaching and Teacher Education Volume 51, October 2015, S. 191–202.</ref>
Orientiert wird sich hier an Horst Kasper (S. 24)


== Ursachen ==
*Alle Lehrer in der Klasse müssen unterrichtet werden. Alle können am Problem arbeiten.
Der US-amerikanische Psychologe [[Kenneth A. Dodge]] beschreibt Schulhofbullys als [[Emotionale Intelligenz|emotional ungebildete]] Kinder, die eine Tendenz haben, das Verhalten anderer Menschen als aggressiv und feindselig zu deuten. Sie nehmen andere spontan als Widersacher wahr und springen ohne Realitätsprüfung zu Schlussfolgerungen, dass der andere einem übel wolle. Infolgedessen schlagen sie beim geringsten Reiz „zurück“, ohne weitere Informationen einzuholen und ohne zu überlegen, wie der Konflikt friedlich beigelegt werden könnte. Während die meisten aggressiven Jungen bis zum Ende des zweiten Schuljahres gelernt haben, ihre Rauflust zu bändigen und Interessenkonflikte durch Verhandeln und Kompromisse beizulegen, sind Bullys im Gegenteil immer mehr auf Zwang und Einschüchterung angewiesen.<ref>Kenneth A. Dodge: ''Emotion and Social Information Processing.'' In: J. Garber, K. Dodge: ''The Development of Emotion Regulation and Dysregulation''. Cambridge University Press, New York 1991. {{Literatur |Autor=[[Daniel Goleman]] |Titel=Emotional Intelligence. Why It Can Matter More Than IQ |Auflage=1. |Verlag=Bantam |Ort=New York |Datum=1995 |ISBN=0-553-09503-X |Seiten=236–239}}</ref>


Dagegen führt der Sozialpsychologe [[Elliot Aronson]] Mobbing unter den Schülern auf ihren Konkurrenzkampf zurück, so wie er von fast allen Unterrichtsformen gefördert wird.<ref>Elliot Aronson: ''Nobody Left to Hate.'' Freeman, New York 2000, ISBN 0-8050-7099-0.</ref>
*Die Lehrer müssen sich auf eine Grundlinie einige. Zum Beispiel: Da geschieht Mobbing. Das dulden wir nicht.
Auch nach dem Schulforscher [[Wolfgang Melzer]] kann man Mobbing nicht auf bestimmte Täter- und Opferpersönlichkeiten zurückführen, sondern auf das Schulklima.<ref>Ulrich Winterfeld: ''Gewalt in der Gesellschaft – ein Thema für Psychologen.'' In: ''report psychologie.'' 32, Nr.&nbsp;11–12, 2007, S.&nbsp;481.</ref>


Die Psychologen Andrew V. Dane, Zopito Marini, Anthony Volk und Tracy Vaillancourt veröffentlichten 2015 eine Untersuchung, deren Ergebnisse für die Annahme sprechen, dass das am häufigsten während der [[Adoleszenz]] auftretende Mobbing ein (bewusst oder unbewusst) aus [[Evolutionäre Psychologie|evolutionspsychologischen]] Motiven betriebenes Verhalten sei, da das Schädigen Unterlegener den persönlichen [[Sozialer Status|Status]] erhöhe.<ref name="adolescent">Andrew V. Dane, Zopito A. Marini, Tracy Vaillancourt, Anthony Volk: Adolescent Bullying, Dating, and Mating: Testing an Evolutionary Hypothesis, in: Evolutionary Psychology (12. November 2015), S. 8–9.</ref> Mobber hätten daher auch einen größeren Zugang zu Sexualpartnern.<ref name="adolescent-2">Dane, Marini, Vaillancourt, Volk: Adolescent Bullying, Dating, and Mating, S. 7.</ref> Dane, Marini und Volk bekräftigten dies, zusammen mit den Psychologen Ann H. Farrell und Daniel A. Provenzano, in einer weiteren Untersuchung aus dem Jahr 2017. Dieser zufolge bestehe bei Menschen mit gering ausgeprägtem [[Gewissen]]<ref name="sex">Andrew V. Dane, Ann H. Farrell, Zopito A. Marini, Daniel A. Provenzano, Anthony Volk: Do Bullies Have More Sex? The Role of Personality, in: Evolutionary Psychological Science 4 (2018), S. 229–230.</ref> sowie wenig [[Ehrlichkeit]], [[Demut]] und [[Verträglichkeit (Psychologie)|Verträglichkeit]] die Neigung, [[Aggression|aggressive]] Verhaltensweisen, wie Mobbing, zur Demonstration von Stärke und [[Dominanz (Psychologie)|Dominanz]] zu zeigen, um so die eigene [[Sexappeal|sexuelle Anziehungskraft]] zu erhöhen und jene anderer herabzusetzen.<ref name="sex-2">Dane, Farrell, Marini, Provenzano, Volk: Do Bullies Have More Sex?, S. 228.</ref> Laut der Untersuchung stimme dieser Umstand auch mit dem Konzept der [[Dunkle Triade|Dunklen Triade]] überein.<ref name="sex" /> Mit Gewissen verbundene Hemmungen gegenüber Mobbing stiegen jedoch mit zunehmendem Alter an.<ref name="sex" /> Beide Untersuchungen kritisieren, dass die Berücksichtigung der sexuellen Gründe von Mobbing bei dessen Bekämpfung zu gering sei, was Unwirksamkeit zur Folge habe und plädieren daher dafür, prosoziale Wege zur Erreichung sexueller Ziele zu analysieren und diese Heranwachsenden zu vermitteln, damit sie von Antisozialen, wie Mobbing, ablassen.<ref name="adolescent" /><ref name="sex-3">Dane, Farrell, Marini, Provenzano, Volk: Do Bullies Have More Sex?, S. 231.</ref>
*Die Lehrer zeigen der Klasse, dass sie das Opfer achten. Das Opfer wird nie kritisiert. Mit dem Opfer muss ein [[Aktives Zuhören|Gespräch]] unter vier Augen geführt werden.


== Folgen ==
*Aufbau einer Unterstützungsstruktur für den Täter (T-Freund) und Opfer (O-Freund), welche beiden freundlich gesonnen sind.
=== Gesundheitliche und soziale Auswirkungen ===
Kinder und Jugendliche verbringen in der Schule viel Zeit mit Gleichaltrigen und streben nach Anerkennung. Leiden sie unter Mobbing und somit unter Ausgrenzung und Ablehnung, leiden sie auch häufig unter negativen Gefühlen, die zu Depressionen, Angstzuständen, Emotionalität und sozialem Rückzug führen können.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=Carrie L. Masten; Naomi I. Eisenberger |Hrsg=Monica J. Harris |Titel=Exploring the Experience of Social Rejection in Adults and Adolescents: A Social Cognitive Neuroscience Perspective |Sammelwerk=Bullying, Rejection, and Peer Victimization. A Social Cognitive Neuroscience Perspective |Ort=New York |Datum=2009 |Seiten=53-78}}</ref> In den USA wird sogar davon ausgegangen, dass man durch Mobbing-Prävention in den Schulen rund 1,4 Millionen Dollar per Individuum im Gesundheitssystem einsparen könnte.<ref>{{PMC|4552909}}</ref>


Emotionen sind auf neuronaler Ebene entscheidend am Lernen beteiligt. Es besteht eine bidirektionale Abhängigkeit: Aspekte der Emotion sind auf die Kognition angewiesen, und Aspekte der Kognition sind auf die Emotion angewiesen.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=John G. Geake |Titel=The Brain at School Educational neuroscience in the classroom |Ort=New York |Datum=2009}}</ref> Mobbing hat einen starken Einfluss auf die Emotionen von Schülerinnen und Schülern und somit auch auf das Lernverhalten und den Lernerfolg.
*Die Lehrer müssen beide Unterstützen, damit sie aus dem Teufelskreis herauskommen.


Kinder, die sich in einer Mobbingsituation befinden, sind dem ständigen Gefühl von Angst ausgesetzt.<ref name=":0" /> Da Mobbing oft in Verbindung mit Furcht-Emotionen im schulischen Umfeld steht, sind schädliche Auswirkungen auf das schulische Lernen eine häufige Folge. Das mentale Durchspielen potenzieller Bedrohungen beansprucht das Arbeitsgedächtnis, wenn es sich eigentlich mit dem Unterrichtsinhalt und den Lernerfahrungen befassen sollte.<ref name=":2" /> Auch der durch Mobbing ausgelöste negative Stress führt zu Konzentrationsschwierigkeiten und verringert die Problemlösefähigkeit.<ref name=":0" /> Die mit Mobbing häufig einhergehende Ausgrenzung verringert darüber hinaus die Bereitschaft, intellektuell anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen und die Fähigkeit zum logischen Denken. Auch neigen ausgegrenzte Menschen eher zum [[Prokrastination|Prokrastinieren]].<ref name=":1" />
*Es muss ein [[Täter-Opfer-Ausgleich]] stattfinden.


Außerdem findet Lernen bei Heranwachsenden in sozialen Kontexten statt. Durch Mobbing kommt es häufig zu einer schweren psychosozialen Belastung, die sich zusätzlich negativ auf Schulleistungen auswirken kann. Darüber hinaus erhöht sich durch Mobbing das Stresspotenzial für alle Beteiligten, auch für diejenigen, die nicht direkt in das Geschehen involviert sind, was sich negativ auf das Lernklima auswirkt.<ref name=":0" />
*[[Streitschlichter]] sind mit einzubeziehen.


Die schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen werden durch Mobbing verringert, Schulabschlüsse fallen schlechter aus und so der Zugang zu höherer Bildung erschwert.<ref>{{Literatur |Autor=D. Schwartz, A. H. Gorman, J. Nakamoto, R. L. Toblin |Titel=Victimization in the Peer Group and Children's Academic Functioning |Sammelwerk=Journal of Educational Psychology |Band=97 |Nummer=3 |Datum=2005 |Seiten=425–435 |DOI=10.1037/0022-0663.97.3.425}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://unesdoc.unesco.org/ark:/48223/pf0000246970 |titel=School Violence and Bullying |titelerg=Global Status Report |hrsg=United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization |datum=2017 |seiten=27 |abruf=2025-02-23}}</ref> Zudem besteht die Problematik des Opfers sehr häufig darin, dass es, um dem Mobbing zu entgehen, zum [[Schulverweigerung|Schulverweigerer]] wird oder die Schule verlässt bzw. wechselt. Faktisch wird damit das Opfer negativ sanktioniert, während der oder die Mobber indirekt belohnt werden. Die Solidarität der Lehrer mit dem Opfer ist nach bisherigen Erfahrungen wenig ausgeprägt.<ref>{{Literatur |Autor=Wachs, Sebastian. |Titel=Mobbing an Schulen: Erkennen - Handeln - Vorbeugen |Verlag=Kohlhammer |Ort=Stuttgart |Datum=2016 |ISBN=978-3-17-023071-2}}</ref>
*Getrennte Gespräche des Klassenlehrers mit den Eltern.


Wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte auch ein Zusammenhang von Mobbing in der Schule und [[Rauschtrinken]]. Schüler, die verbale Aggressionen von ihren Lehrern erlebt hatten, waren zu einem höheren Prozentsatz mit Rauschtrinken involviert als Schüler, die keine Aggressivität von Lehrern ihnen gegenüber wahrgenommen hatten.<ref name="donath2012">C. Donath, E. Gräßel, D. Baier, C. Pfeiffer, S. Bleich, T. Hillemacher: [http://www.biomedcentral.com/1471-2458/12/263 ''Predictors of binge drinking in adolescents: ultimate and distal factors – a representative study''.] In: ''BMC Public Health.'' Band 12, 2012, S. 263.</ref>
*Bildung einer Unterstützungsgruppe nach dem Konzept des ?[[No Blame Approach]]?.


Die Viktimisierung von Mobbing in der Kindheit ist mit einem Mangel an sozialen Beziehungen, wirtschaftlicher Not und einer als schlecht empfundenen Lebensqualität im Alter von 50 Jahren verbunden.<ref>{{PMC|7957129}} #R33</ref> Auch soll Mobbing für rund 29 % der Depressionen im Erwachsenenalter verantwortlich sein.<ref>{{PMC|7957129}} #R33</ref> Starke psychosoziale Belastungen wie Mobbing können sowohl Ängste hervorrufen als auch bereits bestehende Ängste bis hin zur Entwicklung einer Angststörung verschlimmern.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Sonja Mehl |Hrsg=Matthias Böhmer; Georges Steffgen |Titel=Was sind die Folgen von Mobbing? |Sammelwerk=Mobbing an Schulen. Maßnahmen zur Prävention, Intervention und Nachsorge |Ort=Wiesbaden |Datum=2020 |Seiten=113-130}}</ref> Opfer von Mobbing können eine [[Trauma (Psychologie)|psychische Traumatisierung]] erleiden, [[selbstverletzendes Verhalten]] zeigen und auch gewalttätig reagieren, unter Umständen erst Jahre später. In schwereren Fällen kann es auch zu einer [[Komplexe posttraumatische Belastungsstörung|komplexen posttraumatischen Belastungsstörung]] kommen.<ref>{{PMC|6522970}}</ref><ref>[https://mural.maynoothuniversity.ie/11571/1/Hyland_Variation_2017.pdf mural.maynoothuniversity.ie] (PDF; 687&nbsp;kB)</ref> Die schwerste Folge von Mobbing ist der [[Suizid]]; selbst noch Jahrzehnte nach der eigentlichen Tat.<ref>PMID 20921863</ref><ref>[https://www.aerzteblatt.de/archiv/80252/Mobbing-erhoeht-Suizidrisiko-Langzeitwirkungen-von-Mobbing aerzteblatt.de]</ref>


Die Ausgrenzung von einer Gruppe ist eine so grundlegende und schwerwiegende Bedrohung des Wohlbefindens, dass der Körper ähnlich wie auf körperlichen Schmerz reagiert. Fühlt sich jemand chronisch ausgegrenzt, wird die Person nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf körperlicher Ebene unempfindlicher. Ausgrenzung kann auf körperlicher Ebene auch zu einer schlechteren Schlafqualität und einer schlechteren Funktion des Immunsystems führen.<ref name=":1" />


Ausgrenzung beeinträchtigt die Fähigkeit, auf die eigenen Emotionen reagieren zu können und zudem emotional auf andere zu reagieren. Ausgegrenzte Menschen neigen eher zu erhöhten Aggressionen und es verringert sich die Bereitschaft zur Selbstkontrolle und Hilfsbereitschaft. Der Grund besteht darin, dass Mobbing emotionalen Stress verursacht, der zu irrationalem und sogar antisozialem Verhalten führen kann. Ferner kann Mobbing emotionale Gefühllosigkeit auslösen, was auf den defensiven Zustand zurückzuführen ist, der als Reaktion auf die Ausgrenzung erzeugt wird. Diese Reaktion kann auch eine veränderte Zeitwahrnehmung, die Vermeidung von selbstbezogener Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung von Bedeutungslosigkeit hervorrufen. Die eingeschränkte emotionale Kapazität ist auch mit einer geringeren Fähigkeit verbunden, empathische Anteilnahme gegenüber anderen, die leiden, zum Ausdruck zu bringen.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=C. Nathan Dewall |Hrsg=Monica J. Harris |Titel=The Pain of Exclusion: Using insights from Neuroscience to understand emotional and behavioral responses to social exclusion |Sammelwerk=Bullying, Rejection, and Peer Victimization. A Social Cognitive Neuroscience Perspective |Ort=New York |Datum=2009 |Seiten=201-224}}</ref>
== Mobbing und Klassenklima ==


Nach sexueller Nötigung und Mobbing in ihrer Klasse hatte sich eine [[Suizidfall Ania in Danzig|vierzehnjährige Schülerin in Danzig das Leben genommen]]. In einer Studie aller US-amerikanischen [[Amoklauf an einer Schule|School Shootings]] von Dezember 1974 bis Mai 2000 konnte bei über 70 % der Täter festgestellt werden, dass diese zuvor unter massivem Mobbing in der Schule gelitten hatten.<ref>Bryan Vossekuil et al.: [https://www.secretservice.gov/sites/default/files/2020-04/ssi_final_report.pdf ''The Final Report and Findings of the Safe School Initiative: Implications for the Prevention of School Attacks in the United States.''] (PDF, 556&nbsp;kB) U.&nbsp;S. Department of Education, Office of Elementary and Secondary Education, Safe and Drug-Free Schools Program and U.&nbsp;S. Secret Service, National Threat Assessment Center, Washington, D.C., 2002.</ref>
Mobbing kann in jeder Klasse auftreten, wobei die Häufigkeit des Auftretens abhängig ist von dem Phänomen der sozialen Gewalt und dem Sozial-Klima in der Klasse. Stimmt das Sozial-Klima in der Klasse und in der Schule, gibt es nur in seltenen Einzelfällen Mobbing, d. h.: je offener eine [[Klasse]], [[Lehrer]] sowie [[Schüler]] mit dem Thema umgehen, desto geringer ist das Klima für Mobbing. Da das Mobbing häufig aus zwischenmenschlichen Problemen resultiert, Mobbing deren Konsequenz ist, bildet Mobbing oft den Ausgangspunkt für eine kriminelle Karriere. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die zwischenmenschlichen Probleme nicht thematisiert und anders gelöst werden können.


=== Neurowissenschaftliche Perspektive ===
== Mobbing-Prävention ==
Die soziale Neurowissenschaft untersucht die neuronalen, hormonellen und immunologischen Prozesse, die aus psychologischen Reizen, Prozessen und Verhaltensweisen resultieren.<ref name=":4">{{Literatur |Autor=Monica J. Harris |Hrsg=Monica J. Harris |Titel=Taking Bullying and Rejection (Inter)Personally: Benefits of a Social Psychological Approach to Peer Victimization |Sammelwerk=Bullying, Rejection, and Peer Victimization. A Social Cognitive Neuroscience Perspective |Ort=New York |Datum=2009 |Seiten=3-24}}</ref> Die funktionelle Magnetresonanztomographie ermöglicht es den Forschern, die neuronalen Mechanismen zu sehen, die mit Stress und seiner Regulierung zusammenhängen und kann Erklärungen für die Folgen von Mobbing bieten.<ref name=":3" />


Zwei Hauptgehirnregionen sind an der Verarbeitung von Leid im Zusammenhang mit sozialer Ausgrenzung beteiligt, der dorsale [[Gyrus cinguli|anterior Gyrus Cinguli]] (dACC), der mit belastenden Faktoren von körperlichem [[Schmerz]] assoziiert ist, und der rechte ventrale [[Präfrontaler Cortex|präfrontale Kortex]] (RVPFC), der Leid im Zusammenhang mit Schmerz und negativen Emotionen reguliert. Die [[Inselrinde|Insula]] ist ebenfalls beteiligt und wird mit [[Eingeweide|viszeralen]] Assoziationen wie auch viszeralem Schmerz in Verbindung gebracht. Sie ist bei negativen Erfahrungen wie das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, aktiv und reagiert auf angst- oder bedrohungsbezogene Reize.<ref name=":3" />
Psychologen entwickeln im Eiltempo Programme, um Mobbing im Klassenzimmer und auf dem Schulhof abzubauen. Um [[Prävention]] leisten zu können, erkunden Wissenschaftler das Vorkommen und die Erscheinungsformen von Schulmobbing. Dazu erforschen sie Muster und Zusammenhänge, das typische Verhalten von Opfern und Tätern, die Reaktionen von Lehrern und [[Eltern]]. Anlass für die Studien ist nicht eine Zunahme des Phänomens im Zuge generell vermehrter Gewalt, sondern eine gesteigerte Sensibilität für das erhebliche Leiden durch Schulmobbing.


Je stärker Kinder und Jugendliche unter der Ausgrenzung und Ablehnung beim Mobbing leiden, desto größer ist die daCC-Aktivität. Die Aktivität in der daCC-Hirnregion zeigt somit den durch Ausgrenzung verursachten Stress an. Je weniger die Heranwachsenden unter der Ausgrenzung beim Mobbing leiden, desto höher ist ihre RVPFC-Aktivität, was zeigt, dass diese Hirnregion dabei hilft, die negativen Erfahrungen zu regulieren. Ist die RVPFC-Aktivität höher, so ist die daCC-Aktivität niedriger.<ref name=":3" />
Die allgemein zunehmende Aufmerksamkeit, auch von Seiten der Eltern, zeigt dass es genauer Methoden bedarf, um Mobbingvorwürfe zu überprüfen. Es ist sehr schwer, normale [[Macht]]- und Statuskämpfe von systematischer Drangsalierung einzelner Schüler zu unterscheiden, vor allem da dauerhaftes Herabwerten einzelner Schüler oft im Verborgenen passiert.


Das ventrale [[Striatum]] und besonders der [[Nucleus accumbens]] (NAC) sind am [[Verstärkung (Psychologie)|Belohnungslernen]] und an der Annäherungsmotivation sowie der erfolgreichen Regulation von Emotionen beteiligt. Junge Heranwachsende erleben Ausgrenzung oft als größere Belastung als erwachsene Menschen. Die Ursache hierfür liegt wahrscheinlich in der Hirnreifung, vor allem im Bereich der Frontallappen. Unterschiede in der präfrontalen Funktion in Bezug auf die Fähigkeit zur Emotionsregulation deuten darauf hin, dass Kinder und Jugendliche möglicherweise noch nicht vollständig in der Lage sind, Reaktionen auf negative Erfahrungen zu regulieren, weshalb sie diese als belastender erleben können als Erwachsene.<ref name=":3" />
Sind Mobbing-Probleme erkannt, hilft es wenig, Täter zu ermahnen oder Opfer gar aus der Schule zu nehmen. Mobbing muss Thema der Klasse und der Schule werden. Der Konflikt muss ausgetragen werden. Nur mit vereinten Kräften von Lehrern, Schülern und Eltern ist es möglich, Dauer[[aggression]]en abzubauen und die Atmosphäre an der Schule zu verbessern.


Auch Hormone interagieren mit Stress. Eine große Bedeutung hat dabei das Stresshormon [[Cortisol]], da es die Kampf-oder-Flucht-Reaktion reguliert und an der Aktivität des Immunsystems beteiligt ist. Es hat sich gezeigt, dass ein höherer Cortisolspiegel im Zusammenhang mit Mobbing-Erfahrung steht, da dieser die Funktion hat, Stresssituationen zu bewältigen.<ref name=":4" /> Auch eine höhere dACC-Aktivität ist mit einer höheren Ausschüttung von Cortisol verbunden.<ref name=":3" />
Es gibt konkrete Versuche, gegen Mobbing an Schulen anzugehen: Lehrer, Schüler und Eltern versuchen dabei gemeinsam, dem Problem entgegenzuwirken. Mit den Schülern wurden feste Regeln zum Gewaltverzicht, einschließlich (nichtkörperlicher) Strafen, vereinbart. Ob sich die Regeln bewährt hatten, wurde wiederum in regelmäßigen Gesprächen überprüft. Nicht nur theoretisch, auch in [[Rollenspiel]]en verarbeiteten die Kinder typische [[Konflikt]]situationen. Das Schlimmste, so stellte sich heraus, war für hartnäckige Mobber, in andere Klassen geschickt oder von schönen Aktivitäten ausgeschlossen zu werden.


Diejenigen, die dazu neigen, sich in ihren Interaktionen abgelehnt zu fühlen, zeigen auch eine größere [[Amygdala]]-Aktivität.<ref name=":3" /> Die Amygdala spielt eine große Rolle bei der Steuerung des Verhaltens als Reaktion auf potenzielle reale oder eingebildete Bedrohungen. Die Amygdala ist darauf programmiert, als Reaktion auf jede wahrgenommene Bedrohung sofort eine Furcht-Emotion zu erzeugen und diese Reaktion an den Kortex zu übermitteln.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthew Hudson, Kerrtu Seppälä, Vesa Putkinen, Lihua Sun, Enrico Glerean, Tomi Karjalainen, Henry K. Karlsson, Jussi Hirvonen, Lauri Nummenmaa |url=https://reader.elsevier.com/reader/sd/pii/S1053811920300094?token=6A0E0BA80997D925581E81BFE5D9FD6CA96B41655463F43AC913732C4247AE93D9C11E5543AD5589AF1183CF7784513D&originRegion=eu-west-1&originCreation=20210425144817 |titel=Dissociable neural systems for unconditioned acute and sustained fear |datum=2020 |abruf=2021-04-20}}</ref><ref name=":2" /> So kann eine unbewusste Angstreaktion die Kontrolle über den Kortex erlangen und unser Bewusstsein besetzen und unser bewusstes Denken beeinflussen.<ref name=":2" />
== Widerstände in den Schulen ==


Nicht nur direkt von Mobbing betroffen zu sein, sondern auch das Beobachten von Mobbing führt zu Stresssituationen. Denn das [[Empathie]]vermögen hat einen großen Einfluss auf das Stresserleben bei Ausgrenzung und Ablehnung durch Gleichaltrige. Wenn Menschen jemanden in einer stressigen Situation beobachten, werden sie auch selbst Stress erleben, sowohl emotional als auch körperlich. Von Gleichaltrigen abgelehnt zu werden und zu beobachten, wie jemand anderes von Gleichaltrigen abgelehnt wird, führt zu den gleichen hohen Angstwerten. Die Forschung zeigt, dass empathischer Stress direkt mit der Fähigkeit zur Emotionsregulierung zusammenhängt. Mehr empathischer Stress führt zu einer reduzierten Fähigkeit zur Emotionsregulierung.<ref name=":1" />
Die [[Kommunikation]] zwischen den attackierten Kindern und den Lehrern funktioniert meistens nicht: Nur jeder Dritte unter den Opfern teilt seinen Kummer den Lehrern mit, und nur jeder vierte Lehrer spricht ein Opfer von sich aus an. Diese Bilanz ist erklärbar einerseits durch die Hilflosigkeit der Betroffenen und auch der Lehrer angesichts der Vorgänge, andererseits aber auch durch die spezifische "Lernkultur" an Schulen, in denen Gefühle nicht zum Thema gemacht werden und [[soziales Lernen]] nicht auf dem Programm steht. Schule ist nach den offiziellen Definitionen nicht zuständig für diese Bereiche, sondern einzig für den zu vermittelnden Stoff und die Lernförderung der Schüler.


== Interventionen, Prävention und Hilfe ==
Angesichts der Mobbingproblematik und allgemein der zunehmenden Gewaltproblematik in Schulen ist die Frage zu stellen, ob diese Begrenzung auf reine Wissensvermittlung noch aufrechterhalten werden kann.
Bei den Maßnahmen gegen Mobbing ist zwischen unmittelbaren Interventionen und längerfristigen systemischen Präventionsprogrammen zu unterscheiden. Bei ersteren spielen neben den Mitschülern besonders die in der Schule anwesenden Lehrpersonen eine große Rolle.<ref name="Teachers" /> Lehrerpersonen haben mehrere Möglichkeiten, auf den Mobbingvorfall zu reagieren. Eine 2015 veröffentlichte Forschungsstudie zeigte, dass die befragten Lehrer mit bestimmten Verhaltensweisen auf einen ''hypothetischen'' Mobbingfall reagieren würden:
# autoritäts-basierte Interventionen (z.&nbsp;B. mit bestimmtem Auftreten Grenzen setzen, Bestrafungen), gefolgt von
# nicht-bestrafendem Arbeiten mit den Tätern. Die weiteren drei Verhaltensweisen wurden nur selten genannt:
# Unterstützung der Opfer,
# Miteinbeziehung anderer Personen (z.&nbsp;B. Eltern, andere Lehrkräfte, Direktoren) und
# Ignorieren des Vorfalles (Verletzung der [[Fürsorgepflicht]]).<ref name="Teachers" />


Deutschsprachige Lehrer bevorzugten bisher autoritäre Maßnahmen und konzentrierten sich hauptsächlich auf die Täter. Auf die Unterstützung der Opfer legten sie weniger Wert.<ref name="Teachers" /> Neben den an der Schule tätigen Lehrpersonen können bei akuten Mobbing-Vorfällen auch die [[Schulpsychologie|schulpsychologischen]] Beratungsstellen kontaktiert werden – sowohl von den Lehrpersonen als auch den Opfern des Mobbings.
Häufig gibt es in der Schule auch erhebliche Widerstände die Ernsthaftigkeit des Mobbingproblem zu akzeptieren. Typische Abwehrreaktionen sind:


Die Forschung zeigt, dass mit einzelnen Maßnahmen dem verbreiteten und teilweise sehr schwerwiegenden Problem nicht genügend begegnet werden kann. Deshalb wurden umfangreiche Präventionsprogramme entwickelt. Seit 2015 wird in Baden-Württemberg das internationale [[Dan Olweus#Gewaltpräventionsprogramm nach Olweus|Olweus Mobbing-Präventionsprogramm]] eingeführt, koordiniert vom Universitätsklinikum Heidelberg.<ref>{{Internetquelle |autor=Michael Kaess |url=https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-psychosoziale-medizin-zpm/klinik-fuer-kinder-und-jugendpsychiatrie/forschung/laufende-forschungsprojekte/olweus |titel=Olweus Mobbing-Präventionsprogramm |sprache=de |abruf=2019-12-29}}</ref> Das Programm beschränkt sich nicht auf einzelne Interventionen, sondern zielt darauf ab, auf vielen Ebenen langfristig die Beziehungen und Kommunikationsformen in der Schule weiterzuentwickeln und das Schulklima zu verbessern. Es basiert auf vier Regeln: Erwachsene (Lehrkräfte und Eltern) fungieren als Vorbilder und greifen ein, wenn sie sehen, dass etwas nicht stimmt. Zweitens: es gibt klare Ansagen, welches Verhalten an der Schule nicht akzeptiert wird. Drittens: Wer sich nicht daran hält, muss mit Konsequenzen rechnen. Viertens: Anteilnahme: Die Schüler erhalten von Lehrpersonen und Mitschülern eine wohlwollende Aufmerksamkeit. Ein grundlegender Unterschied zwischen dem Olweus-Programm und anderen Präventionsprogrammen gegen Mobbing ist, dass die Auseinandersetzung mit den sozialen Themen in der Schule durchgängig während des gesamten Schuljahres und mit allen stattfindet, also mit Lehrkräften, den Kindern und allen anderen am Schulleben Beteiligten.<ref>{{Internetquelle |autor=Franziska Hochwald |url=https://www.swr.de/swr2/wissen/Paedagogik-Olweus-Programm-gegen-Mobbing-an-Schulen,swr2-wissen-2019-12-14-100.html |titel=Gegen Mobbing an Schulen – Das Olweus-Programm |werk=SWR2-Wissen – Radiosendung |hrsg=[[SWR]] |datum=2019-12-14 |sprache=de |abruf=2019-12-29}}</ref>
1. Bei uns gibt es kein Mobbing!


In andern Bundesländern wurde damit begonnen, durch präventive Demokratieerziehung Mobbing den Nährboden zu entziehen. Beispielhaft steht hier das rheinland-pfälzische Netzwerk von sogenannten [[Modellschule]]n für Partizipation und Demokratie, in dem gemeinsame Strategien gegen Mobbing und Ausgrenzung entwickelt werden. In diesem Zusammenhang ist als eine wichtige Grundlage das von Wolfgang Wildfeuer entwickelte Trainingsprogramm zu nennen, das Lernenden gewaltfreies Konfliktlösen vermittelt und das u.&nbsp;a. im Rahmen des „Neuwieder Moderatorenmodells“ verbreitet wird.<ref>Wolfgang Wildfeuer: ''Kommunikation – Moderation – Mediation. Ein Trainingsprogramm für Schüler und Lehrer. Manual mit Kopiervorlagen'' Juventa Verlag, Weinheim und München 2006, ISBN 3-7799-2131-6.</ref>
:Wenn Mobbingfälle erst bekannt werden, handelt es sich oft nicht um Einzelfälle. Die oft erklärte Behauptung, dass Mobbing unter Schülern dieser Schule nicht vorkommt, ist häufig falsch. Untersuchungen in verschiedenen Ländern zeigen, dass ein beträchtlicher Anteil der Schüler Mobbing direkt erlebt oder Mobbing-Vorfälle zumindest beobachtet haben.


Wissenschaftler der [[Duke University]] in [[North Carolina]], darunter der Psychologe [[John Lochman]], haben in den 1980er Jahren Versuchsprogramme durchgeführt, in denen sie aggressive Kinder darin trainiert haben, ihre eigenen Gefühle und die Gefühle und Absichten anderer Kinder aufmerksamer wahrzunehmen. Die teilnehmenden Kinder hatten drei Jahre später weniger Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl, in der Schule oder mit Alkohol oder anderen [[Droge]]n als die Kinder der Vergleichsgruppe, die keine solche Förderung erhalten hatten.<ref>Daniel Goleman: [http://www.nytimes.com/1987/04/07/science/the-bully-new-research-depicts-a-paranoid-lifelong-loser.html?pagewanted=all&src=pm ''The Bully: New Research Depicts a Paranoid, Lifelong Loser''] New York Times, 7. April 1987; {{Literatur |Autor=Daniel Goleman |Titel=Emotional Intelligence |TitelErg=Why It Can Matter More Than IQ |Auflage=1. |Verlag=Bantam |Ort=New York |Datum=1995 |ISBN=0-553-09503-X |Seiten=238f.}}</ref>
2. Falls doch Mobbing vorkommt, ist es eine harmlose Form!


Als typische Reaktionen auf das Mobbing gelten der ängstliche Rückzug oder der Versuch, dem mobbenden Schüler zu gefallen. Dieses Verhalten aber stabilisiert die Gewalt-Dynamik zwischen Opfer und Täter. Dagegen setzt ein „''energisches Auftreten gegenüber den Mobbern (…) der Gewalt viel eher ein Ende als ängstliches Zurückziehen.''“<ref>Jo-Jacqueline Eckardt: ''Mobbing bei Kindern. Erkennen, helfen, vorbeugen.'' Urania, Stuttgart 2006, ISBN 3-332-01787-X, S.&nbsp;35.</ref> Wird ein Schüler gemobbt, sollte der Fall so schnell wie möglich offengelegt und das Gespräch mit Lehrern, Eltern, der Elternvertretung, der Schulleitung und letztendlich mit den mobbenden Schülern selbst gesucht werden. Die so genannte „[[Farsta-Methode]]“ und das „[[No Blame Approach]]“ sind erprobte Strategien, dem Problem zu begegnen.<ref>Walter Taglieber: ''Berliner Anti-Mobbing-Fibel. Was tun wenn. Eine Handreichung für eilige Lehrkräfte.'' Berliner Landesinstitut für Schule und Medien, Berlin 2005.</ref> Der [[No Blame Approach|No-Blame-Approach]] gilt als besonders für die Grundschule geeignet. Außer Fallschilderungen liegen zur Wirksamkeit des Ansatzes bisher kaum Ergebnisse vor und die Nachhaltigkeit ist ungeklärt. Weitere Schwächen bzw. Probleme sind: Der Erfolg hängt von der Arbeit der Unterstützergruppe (die zu 50 % aus Tätern und ihren Assistenten besteht) und der Lehrkraft ab. Das Opfer könnte sich bloßgestellt fühlen.<ref>Schubarth 2013 <!-- Seite?! --></ref>
:Die Behauptung, dass Schüler Mobbing-Situationen selbst lösen können, ist häufig nicht richtig. Mobbing ist nicht harmlos. Es werden Schulutensilien zerstört, persönliche Gegenstände weggenommen und versteckt und Bedrohungen ausgesprochen. Mobbing-Opfer erleben körperliche und/oder seelische Verletzungen und soziale Isolation.


Greifen alle pädagogischen Maßnahmen nicht oder hat das Mobben bereits kriminelle Ausmaße angenommen, sollten sich die Betroffenen „auf keinen Fall scheuen, auch rechtliche Schritte einzuleiten“.<ref>Jo-Jacqueline Eckardt: Mobbing bei Kindern. Erkennen, helfen, vorbeugen. Stuttgart 2006, S.&nbsp;121.</ref> Zwar gelten Jugendliche in Deutschland bis zum 14. Lebensjahr als [[Schuldunfähigkeit|schuldunfähig]], so dass gegen diese [[Erziehungsmaßregel]]n und [[Jugendarrest]] nach dem [[Jugendgerichtsgesetz (Deutschland)|JGG]] nicht verhängt werden können, bei schuldunfähigen Mobbern erfolgen dennoch Maßnahmen der [[Kinder- und Jugendhilfe]].
3. Wir können als Lehrer doch nichts dagegen tun!


Mehrere Metaanalysen zeigen, dass Programme zur Prävention des Mobbings in Schulen meist keine bedeutende Auswirkung auf Mobbing haben. Vor allem werden das Wissen über Mobbing, die Einstellungen und die Wahrnehmung des Themas verbessert, der Einfluss auf die Häufigkeit der Mobbinghandlungen war dagegen gering<ref>{{Literatur |Autor=Kenneth W. Merrell, Barbara A. Gueldner, Scott W. Ross, Duane M. Isava |Titel=How effective are school bullying intervention programs? A meta-analysis of intervention research |Sammelwerk=School Psychology Quarterly |Band=23 |Nummer=1 |Datum=2008 |Seiten=26-42 |DOI=10.1037/1045-3830.23.1.26}}</ref>. Eine gegen Mobbing gerichtete injunktive Klassenorm (was die anderen Schüler in der Klasse für gut und richtig halten) und einige Reaktionen des Lehrers (arbeiten mit den Tätern und dem Opfer, disziplinarische Methoden) zeigten sich – unabhängig voneinander – als effektivste Maßnahmen zur Verringerung von Mobbing.<ref>{{Literatur |Autor=Devleeschouwer, Charlie & Tolmatcheff, Chloé & Galand, Benoit |Titel=Classmates and Teachers Matter: Effects of Class Norms and Teachers’ Responses on Bullying Behaviors |Sammelwerk=International Journal of Bullying Prevention |Datum=2025 |Seiten=1-13 |DOI=10.1007/s42380-025-00288-3}}</ref>
:Die Lösung heißt: Hinschauen und Handeln. Schulen brauchen Anti-Mobbing-Strategien und echte Lösungen im Umgang mit Mobbing-Vorfällen. Das gemeinsame Handeln in der ganzen Schule ist von größerer Wirkung als die Einzelaktion in den verschiedenen Klassen. Hauptanliegen sollte nicht nur sein zu reagieren, sondern auch wirksam Gewalt in jeder Form vorzubeugen.


== Recht ==
Zum Abbau von systematischer Rempelei und Rüpeltum kann auch die Umgestaltung der Pausen und des Schulhofs beitragen: Möglichkeiten für Spiele und Bewegung, aber auch Ruhezonen, sollten geschaffen werden. Weil Mobbing überwiegend in den Pausenzeiten stattfindet, sollten mehr Lehrer Aufsicht führen. [[Schulgewalt]] lässt sich mit solchen Anti-Mobbing-Programmen sicherlich nicht gänzlich beseitigen. Sie lassen sich aber gut mit Programmen der [[Schulmediation]] und mit Konfliktlötsenmodellen kombinieren und haben so einen Anteil daran, ein positiveres und menschenfreundlicheres Klima an den Schulen zu schaffen.
Zu den möglichen Straftatbeständen von Mobbing zählen, wenn man das deutsche Recht betrachtet, unter anderem Gewaltdarstellung ({{§|131|stgb|juris}}), Beleidigung ({{§|185|stgb|juris}}), üble Nachrede ({{§|186|stgb|juris}}), Verleumdung ({{§|187|stgb|juris}}), Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes ({{§|201|stgb|juris}}), Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen ({{§|201a|stgb|juris}}), Körperverletzung ({{§|223|stgb|juris}}), Nachstellung ({{§|238|stgb|juris}}), Nötigung ({{§|240|stgb|juris}}), Bedrohung ({{§|241|stgb|juris}}), Diebstahl ({{§|242|stgb|juris}}), Raub ({{§|249|stgb|juris}}), Erpressung ({{§|253|stgb|juris}}), räuberische Erpressung ({{§|255|stgb|juris}}), sexueller Missbrauch von Kindern ({{§|176|stgb|juris}}), sexueller Übergriff; sexuelle Nötigung; Vergewaltigung ({{§|177|stgb|juris}}) und Verletzung des Rechts am eigenen Bild ({{§|22|kunsturhg|juris}}, {{§|33|kunsturhg|juris}}).<ref>{{Internetquelle |url=http://www.isb.bayern.de/grundsatzabteilung/paedagogische-grundsatzfragen-blkm/praevention/handreichung_mobbing/ |titel=Mit Mut gegen Mobbing – Ein Leitfaden für die Schulgemeinschaft |hrsg=Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus |abruf=2022-02-13}}</ref>


== Siehe auch ==
* [[Gewalt an Schulen]]
* [[Liste von Projekten und Programmen Gewaltprävention/Soziales Lernen]]
* [[Als wir Tyrannen waren]]


== Literatur ==
''Siehe auch:'' [[Win-Win]], [[Konflikteskalation|9-Stufen eines Konflikts]], [[Dramadreieck]], [[ Mediation]]
* Françoise D. Alsaker: ''Mutig gegen Mobbing in Kindergarten und Schule.'' 1. Auflage. Verlag Hans Huber, Bern 2012, ISBN 978-3-456-84913-3.
* Axel Bödefeld: ''„… und du bist weg!“ Bullying in Schulklassen als Sündenbock-Mechanismus.'' Lit, Wien 2006, ISBN 3-7000-0526-1.
* R. Büchner: ''Gewaltprävention und soziale Kompetenzen in der Schule''. (R. Büchner, [[Heinz Cornel|H. Cornel]], St. Fischer). Kohlhammer, Stuttgart 2018.
* Christoph Burger, Dagmar Strohmeier, Nina Spröber, Sheri Bauman, Ken Rigby: [https://www.researchgate.net/publication/282641314_How_teachers_respond_to_school_bullying_An_examination_of_self-reported_intervention_strategy_use_moderator_effects_and_concurrent_use_of_multiple_strategies ''How teachers respond to school bullying: An examination of self-reported intervention strategy use, moderator effects, and concurrent use of multiple strategies.''] (PDF) Teaching and Teacher Education, 51, 191–202.
* Karl E. Dambach: ''Wenn Schüler im Internet mobben: Präventions- und Interventionsstrategien gegen Cyber-Bullying.'' 2. Auflage. Reinhardt-Verlag, 2012, ISBN 978-3-497-02314-1.
* Jo-Jacqueline Eckardt: ''Mobbing bei Kindern. Erkennen, helfen, vorbeugen.'' Urania, Stuttgart 2006, ISBN 3-332-01787-X.
* [[Manfred Günther (Psychologe)|Manfred Günther]] (2021) ''Gewalt an Schulen – Prävention. Erprobte Programme, Positionen und Praxis-Projekte.'' Springer, Heidelberg, ISBN 978-3-658-32578-7.
* Mustafa Jannan: ''Das Anti-Mobbing-Buch: Gewalt an der Schule – vorbeugen, erkennen, handeln, [mit Elternheft und Online-Materialien].'' 4., vollst. überarb. Aufl., Beltz Verl., Weinheim 2015, ISBN 978-3-407-62946-3.
* A. Lüter (2018) Gewaltprävention an Schulen: Konzepte, Befunde, Handlungsansätze. Berlin: Landeskommission Berlin gegen Gewalt
* [[Dan Olweus]]: ''Gewalt in der Schule. Was Lehrer und Eltern wissen sollten – und tun können.'' 4. Auflage. Huber, Bern 2006, ISBN 3-456-84390-9.
* [[Peter Struck (Erziehungswissenschaftler)|Peter Struck]]: ''Wie schütze ich mein Kind vor Gewalt in der Schule?'' Eichborn, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-8218-1648-1.
* Walter Taglieber: ''Berliner Anti-Mobbing-Fibel. Was tun wenn. Eine Handreichung für eilige Lehrkräfte.'' Berliner Landesinstitut für Schule und Medien, Berlin 2008, ISBN 978-3-9810733-8-6. [https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/gewaltpraevention/Broschueren/BB-BE_Anti-Mobbing-Fibel.pdf bildungsserver.berlin-brandenburg.de] (PDF)
* Mechthild Schäfer, Gabriela Herpell: ''Du Opfer! Wenn Kinder Kinder fertigmachen. Der Mobbing-Report.'' 1. Auflage. Rowohlt Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-498-03006-3.
* Wilfried Schubarth: ''Gewalt und Mobbing an Schulen. Möglichkeiten der Prävention und Intervention.'' 3. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-17-022976-1:
* [[Peter Teuschel]], Klaus Werner Heuschen: ''Bullying – Mobbing bei Kindern und Jugendlichen.'' F. K. Schattauer, München 2012, ISBN 978-3-7945-2843-1.
<!-- Bitte vom Feinsten! Literaturhinweise sollen keine beliebige Auflistung von Büchern sein, höchstens 12 Jahre alt und sich hier auf die deutschen, in Ausnahmefällen auch angloamerikanischen ZENTRALEN, IN DER FACHWELT MASSGEBLICHEN und RICHTUNGSWEISENDEN Werke beschränken. -->


== Weblinks ==
<!-- Bitte sparsam und vom Feinsten. Nimm nicht irgendwelche Links zum Thema, sondern wähle das Beste und Sachbezogenste aus, was im Netz zu finden ist. -->
* [https://www.zepf.eu/gewalt-der-schule/ ''Gewalt in der Schule.''] Seite des Zentrums für empirische pädagogische Forschung an der [[Universität Koblenz-Landau]]
* [http://www.biomedcentral.com/1471-2458/12/263 Wissenschaftlicher Artikel zum Zusammenhang von Mobbing und Binge Drinking (Rauschtrinken)] (Donath et al. 2012)
* [http://www.schueler-gegen-mobbing.de/ Schüler gegen Mobbing]


== Einzelnachweise ==
'''Literatur:'''
<references responsive />


[[Kategorie:Pädagogische Psychologie]]
Horst Kasper: Schülermobbing - tun wir was dagegen! Der Smob-Fragebogen mit Anleitung und Auswertungshilfe und mit Materialien für die Schulentwicklung
[[Kategorie:Gewalt an Schulen]]
A4-Arbeitsvorlagen, 36 Seiten. ISBN 3-89111-713-2, 12,90 Euro / 22,60 Sfr
[[Kategorie:Gewalt gegen Kinder und Jugendliche]]


== Weblink ==

*http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/MobbingSchule.shtml

[[Kategorie:Pädagogik]]

Aktuelle Version vom 1. Juni 2025, 21:53 Uhr

Unter Mobbing in der Schule versteht man ein gegen Schüler gerichtetes Mobbing durch Mitschüler:[1] Drangsalieren, Gemeinsein, Ärgern, Angreifen und Schikanieren (englisch "to mob" für "anpöbeln, angreifen"). Sind Lehrer Ziel solcher Angriffe, spricht man üblicherweise von Mobbing am Arbeitsplatz. Gehen dagegen die Angriffe von einem Lehrer aus, so macht sich dieser (bei Minderjährigen) der Misshandlung von Schutzbefohlenen schuldig.

Es lassen sich vier Erscheinungsformen unterscheiden:[2]

  • soziale Schädigung (relationales Mobbing: z. B. bewusstes Ignorieren, Hinausekeln oder Ausschließen aus sozialen Gruppen, Verleumden);
  • mündliche oder schriftliche Schmähung (verbales Mobbing: z. B. verletzende Spitznamen, Beschimpfungen, Beleidigungen, Bodyshaming);
  • körperliche Gewalt und körperliche Bedrohungen (physisches Mobbing: z. B. Schlagen, Treten, An-den-Haaren-Ziehen, sexuelle Übergriffe);
  • Angriffe auf das Eigentum (z. B. Bestehlen, Beschädigen).

Laut Dan Olweus bedeutet Mobbing, dass „ein oder mehrere Individuen, wiederholte Male und über einen längeren Zeitraum negativen Handlungen von einem oder mehreren Individuen ausgesetzt sind“[3]. Aus dieser Definition lassen sich drei zentrale Charakteristiken von Mobbing[4] folgern:

  • Wiederholungsaspekt: Mobbing bezieht sich auf ein Verhaltensmuster bei Tätern und Opfer und nicht auf eine einzelne Handlung. Dieses Verhaltensmuster tritt bei Mobbing wiederholt und über einen längeren Zeitraum auf (Wochen, Monate oder sogar Jahre).[4]
  • Verletzungsabsicht (negative Handlung): Mobbing-Täter führen wiederholt verletzende Handlungen gegen ihre Opfer aus mit der klaren Absicht, ihrem Opfer Schaden zuzufügen.[4] Es handelt sich um negative Handlungen, wenn ein Individuum einem anderen Schaden beziehungsweise Unannehmlichkeiten zufügt oder zuzufügen versucht. Solche Handlungen können verbal (drohen, verspotten, beschimpfen, …), physisch (schlagen, schubsen, treten, kneifen, festhalten, …) oder non-verbal (Grimassen schneiden, böse Gesten, Rücken zuwenden, …) vonstattengehen. Olweus betrachtet auch einzelne schikanöse Vorfälle als Mobbing, wenn diese sehr schwerwiegend sind.[5]
  • Machtungleichgewicht: Mobbing erfordert, dass zwischen dem Opfer und dem Täter (oder der Gruppe von Tätern) ein Ungleichgewicht von Kräften herrscht, das sich z. B. auf körperliche oder psychische Stärke beziehen kann. Es handelt sich Olweus zufolge nicht um Mobbing, wenn zwei gleich starke Schüler miteinander streiten.[6]

Besonders im englischen Sprachraum wird für Mobbing unter Schülern oft allgemein der Begriff „Bullying“ benutzt, ohne zwischen Einzelpersonen (englisch Bully für „Tyrann“) oder Gruppen (englisch Mob für „Pöbel“) als Aggressoren zu differenzieren.[7] Die meisten wissenschaftlichen Publikationen unterscheiden deshalb zwischen Bullying als Angriff in der Schule und Mobbing als Angriff am Arbeitsplatz, obwohl in beiden Kontexten weit reichende Parallelen feststellbar sind.[8]

In einer 2007 vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung der Universität Koblenz-Landau durchgeführten Online-Befragung, an der 1997 Schüler aller Klassenstufen teilnahmen, äußerten 54,3 Prozent, dass sie von direktem Mobbing betroffen seien. 19,9 Prozent fühlten sich von Cyber-Mobbing betroffen. Direktes Mobbing kommt häufiger in den unteren Klassenstufen vor, während in den höheren Klassenstufen der Anteil des Cyber-Mobbing ansteigt. Nach dieser Studie sind sowohl bei direktem Mobbing als auch bei Cyber-Mobbing männliche Schüler häufiger Opfer als weibliche.[9] Dagegen ergab eine britische Regierungsstudie im Jahr 2008, dass Jungen und Mädchen gleich oft Opfer waren. 70 bis 81 Prozent aller behinderten Kinder (gegenüber 65 Prozent der nichtbehinderten Kinder) gaben hier an, in den letzten drei Jahren Opfer von Mobbing gewesen zu sein.[10]

Der „Bullying- und Viktimisierungsfragebogen“ (BVF) (von Nandoli von Marées und Franz Petermann) gilt als ein Instrument, mit dem man das Ausmaß mutmaßlichen Mobbings an einer Schule messen kann. Von Marées veröffentlichte 2008 ihre Dissertation Konstruktion und Analyse von Instrumenten zur Erfassung vom Bullying im Vor- und Grundschulalter.[11] Die Schüler- und auch die Lehrerversion des BFV bestehen aus einer Täter- und einer Opferskala.[12]

Ein sogenannter Schulhofbully, also ein einzelner Raufbold der sich an einem schwächeren Mitschüler vergreift, zeichnet sich oft durch Impulsivität und ein stark ausgeprägtes Bedürfnis aus, andere zu dominieren. Typisch ist eine positivere Einstellung gegenüber physischer Gewalt als bei Durchschnittsschülern. Sein Gewaltpotenzial richtet sich oft nicht nur gegen Schüler, sondern auch gegen Lehrer und Eltern. Die geistige Verfassung eines Schulhofbullys lässt sich beschreiben durch Vorstellungen wie z. B. „es ist okay, jemanden zu schlagen, wenn du vor Wut ausflippst“, „wenn du vor einem Kampf zurückschreckst, denken alle, du bist feige“ oder „jemand, der zusammengeschlagen wird, leidet nicht wirklich so sehr“.[13] Wie die US-amerikanischen Psychologen John D. Coie und Janis B. Coopersmidt beschrieben haben, werden die meisten Schulhofbullys von ihren Altersgenossen schon zwei bis drei Stunden nach dem ersten Kontakt als unsympathisch beurteilt.[14] Don Offort hat in einer Langzeitstudie beobachtet, dass bis zu 50 % der Kinder, die als Sechsjährige Unruhestifter waren, mit anderen Kindern nicht zurechtkamen und Eltern und Lehrern ständigen Widerstand entgegengesetzt haben, als Teenager straffällig wurden.[15] Weil sie sich in das soziale System des Klassenzimmers nicht einfügen und von Lehrern schnell als lernunwillig abgeschrieben werden, versagen Schulhofbullys spätestens von der dritten Klassenstufe an meist auch akademisch.[16]

Karl Gebauer sieht eine tiefer liegende Bindungsproblematik als Auslöser und in den Demütigungen und der Gewaltanwendung die Anzeichen einer emotionalen Unsicherheit.[17] Mehrere Analysen mit unterschiedlichen Methoden (unter anderem Untersuchung von Stresshormonen und projektive Tests) haben jedoch widerlegt, dass es sich bei den Aggressionen und dem brutalen Verhalten um ein Zeichen der Angst und des mangelnden Vertrauens („harte Schale – weicher Kern“) handeln könnte. Die empirischen Ergebnisse von Olweus weisen eher auf das Gegenteil hin: Mobber sind demnach weniger furchtsam und unsicher. Sie haben ein durchschnittliches oder verhältnismäßig starkes Selbstvertrauen. Unsicherere und ängstlichere Individuen ergreifen üblicherweise nicht die Initiative. Sie tendieren dazu, Mitläufer oder Zuschauer zu sein.[5] Mobber weisen zudem eine niedrigere Empathie auf, insbesondere die emotionale Empathie – das Empfinden der Emotionen anderer – scheint bei ihnen nur gering ausgeprägt zu sein. Besonders Mädchen mit geringer Empathie treten häufig als Täter auf.[18] Laut einer Studie der Psychologen Gianluca Gini und Tiziana Pozzoli besteht sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen ein starker Zusammenhang zwischen als maskulin geltenden Charakterzügen (wie dem Zeigen von sozialer Dominanz und Aggressivität) und dem Praktizieren von Mobbing.[19] Bei Mädchen sei diese Verbindung zwar schwächer, aber dennoch signifikant.[19] Schäfer und Korn charakterisieren schikanierende Schüler als in gewissem Rahmen sozial kompetent. Sie üben großen Einfluss aus, sind aber unbeliebt und benutzen ihre sozialen Fähigkeiten zum Schaden ihrer Opfer.[20]

Lehrpersonen reagieren gemäß einer Studie auf Mobbingfälle häufig primär durch autoritäre Interventionen (z. B. verbale Zurechtweisungen, Bestrafungen) gegen die Täter. Die zweithäufigste Intervention ist nicht-strafendes Arbeiten mit den Tätern (z. B. alternative Handlungsweisen aufzeigen, Ursachen besprechen). Zusätzlich werden Mobbingtäter oft an andere erwachsene Personen weiterverwiesen (z. B. Schulleitung) oder andere Personen aus dem Umfeld der Täter miteinbezogen (z. B. Eltern).[21]

Der Psychologe und Mobbingforscher Olweus unterscheidet zwischen zwei Idealtypen von Mobbingopfern an Schulen:

  • passives Opfer
  • provozierendes Opfer

Die passiven Opfer sind im Allgemeinen ängstlicher und unsicherer. Sie sind empfindlich, vorsichtig und schweigsam, und lehnen sehr oft Gewalttätigkeit ab. Nach Olweus signalisiert das Verhalten der Opfer ihrer Umgebung, dass sie Angst haben und es nicht wagen, sich gegen den Störenfried zu wehren, wenn sie angegriffen werden. Gespräche mit den Eltern von drangsalierten Kindern weisen darauf hin, dass diese bereits im früheren Alter vorsichtig und feinfühlig waren.[5]

Seltener ist das provozierende Mobbingopfer, das im Allgemeinen unkonzentriert und nervös ist. Sein Verhalten schafft Ärger und ein gespanntes Verhältnis. Dies kann in seinem Umfeld negative Reaktionen auslösen.[5] Bei diesen Personen können auch Probleme der Emotionsregulation (z. B. Regulation von Wut und Rache) eine Rolle spielen.[22]

Gefährdet sind vor allem Kinder,

  • die kleiner oder schwächer sind als der Durchschnitt.
  • die übergewichtig sind.
  • die rothaarig sind.[23]
  • die ängstlich oder schüchtern sind.
  • die sozial nicht akzeptierte Merkmale haben (keine Markenkleidung, ärmliches Aussehen etc.)
  • die sich selbst aggressiv verhalten.[24]
  • die einem Elternhaus mit überbehütendem Erziehungsstil entstammen.[25]
  • die autistisch sind.[26]

Die Situation für das Opfer stellt sich in der Regel wie folgt dar:

  • Das Ansehen des Opfers wird gezielt beschädigt.
  • Die Kommunikation mit den anderen Kindern/Schülern wird be- und verhindert.
  • Die sozialen Beziehungen des Opfers werden zum Ziel des Angriffs.
  • Körperliche Übergriffe auf das Opfer.[24]

Lehrpersonen tendieren laut einer Studie häufig dazu, ihre Aufmerksamkeit auf die Täter zu richten (z. B. autoritäre Interventionen), dabei übersehen sie oft die Bedürfnisse der Opfer. Es ist daher wichtig, dass Lehrpersonen vermehrt mit Opfern arbeiten und diese im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.[21]

Der US-amerikanische Psychologe Kenneth A. Dodge beschreibt Schulhofbullys als emotional ungebildete Kinder, die eine Tendenz haben, das Verhalten anderer Menschen als aggressiv und feindselig zu deuten. Sie nehmen andere spontan als Widersacher wahr und springen ohne Realitätsprüfung zu Schlussfolgerungen, dass der andere einem übel wolle. Infolgedessen schlagen sie beim geringsten Reiz „zurück“, ohne weitere Informationen einzuholen und ohne zu überlegen, wie der Konflikt friedlich beigelegt werden könnte. Während die meisten aggressiven Jungen bis zum Ende des zweiten Schuljahres gelernt haben, ihre Rauflust zu bändigen und Interessenkonflikte durch Verhandeln und Kompromisse beizulegen, sind Bullys im Gegenteil immer mehr auf Zwang und Einschüchterung angewiesen.[27]

Dagegen führt der Sozialpsychologe Elliot Aronson Mobbing unter den Schülern auf ihren Konkurrenzkampf zurück, so wie er von fast allen Unterrichtsformen gefördert wird.[28] Auch nach dem Schulforscher Wolfgang Melzer kann man Mobbing nicht auf bestimmte Täter- und Opferpersönlichkeiten zurückführen, sondern auf das Schulklima.[29]

Die Psychologen Andrew V. Dane, Zopito Marini, Anthony Volk und Tracy Vaillancourt veröffentlichten 2015 eine Untersuchung, deren Ergebnisse für die Annahme sprechen, dass das am häufigsten während der Adoleszenz auftretende Mobbing ein (bewusst oder unbewusst) aus evolutionspsychologischen Motiven betriebenes Verhalten sei, da das Schädigen Unterlegener den persönlichen Status erhöhe.[30] Mobber hätten daher auch einen größeren Zugang zu Sexualpartnern.[31] Dane, Marini und Volk bekräftigten dies, zusammen mit den Psychologen Ann H. Farrell und Daniel A. Provenzano, in einer weiteren Untersuchung aus dem Jahr 2017. Dieser zufolge bestehe bei Menschen mit gering ausgeprägtem Gewissen[32] sowie wenig Ehrlichkeit, Demut und Verträglichkeit die Neigung, aggressive Verhaltensweisen, wie Mobbing, zur Demonstration von Stärke und Dominanz zu zeigen, um so die eigene sexuelle Anziehungskraft zu erhöhen und jene anderer herabzusetzen.[33] Laut der Untersuchung stimme dieser Umstand auch mit dem Konzept der Dunklen Triade überein.[32] Mit Gewissen verbundene Hemmungen gegenüber Mobbing stiegen jedoch mit zunehmendem Alter an.[32] Beide Untersuchungen kritisieren, dass die Berücksichtigung der sexuellen Gründe von Mobbing bei dessen Bekämpfung zu gering sei, was Unwirksamkeit zur Folge habe und plädieren daher dafür, prosoziale Wege zur Erreichung sexueller Ziele zu analysieren und diese Heranwachsenden zu vermitteln, damit sie von Antisozialen, wie Mobbing, ablassen.[30][34]

Gesundheitliche und soziale Auswirkungen

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Kinder und Jugendliche verbringen in der Schule viel Zeit mit Gleichaltrigen und streben nach Anerkennung. Leiden sie unter Mobbing und somit unter Ausgrenzung und Ablehnung, leiden sie auch häufig unter negativen Gefühlen, die zu Depressionen, Angstzuständen, Emotionalität und sozialem Rückzug führen können.[35] In den USA wird sogar davon ausgegangen, dass man durch Mobbing-Prävention in den Schulen rund 1,4 Millionen Dollar per Individuum im Gesundheitssystem einsparen könnte.[36]

Emotionen sind auf neuronaler Ebene entscheidend am Lernen beteiligt. Es besteht eine bidirektionale Abhängigkeit: Aspekte der Emotion sind auf die Kognition angewiesen, und Aspekte der Kognition sind auf die Emotion angewiesen.[37] Mobbing hat einen starken Einfluss auf die Emotionen von Schülerinnen und Schülern und somit auch auf das Lernverhalten und den Lernerfolg.

Kinder, die sich in einer Mobbingsituation befinden, sind dem ständigen Gefühl von Angst ausgesetzt.[38] Da Mobbing oft in Verbindung mit Furcht-Emotionen im schulischen Umfeld steht, sind schädliche Auswirkungen auf das schulische Lernen eine häufige Folge. Das mentale Durchspielen potenzieller Bedrohungen beansprucht das Arbeitsgedächtnis, wenn es sich eigentlich mit dem Unterrichtsinhalt und den Lernerfahrungen befassen sollte.[37] Auch der durch Mobbing ausgelöste negative Stress führt zu Konzentrationsschwierigkeiten und verringert die Problemlösefähigkeit.[38] Die mit Mobbing häufig einhergehende Ausgrenzung verringert darüber hinaus die Bereitschaft, intellektuell anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen und die Fähigkeit zum logischen Denken. Auch neigen ausgegrenzte Menschen eher zum Prokrastinieren.[39]

Außerdem findet Lernen bei Heranwachsenden in sozialen Kontexten statt. Durch Mobbing kommt es häufig zu einer schweren psychosozialen Belastung, die sich zusätzlich negativ auf Schulleistungen auswirken kann. Darüber hinaus erhöht sich durch Mobbing das Stresspotenzial für alle Beteiligten, auch für diejenigen, die nicht direkt in das Geschehen involviert sind, was sich negativ auf das Lernklima auswirkt.[38]

Die schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen werden durch Mobbing verringert, Schulabschlüsse fallen schlechter aus und so der Zugang zu höherer Bildung erschwert.[40][41] Zudem besteht die Problematik des Opfers sehr häufig darin, dass es, um dem Mobbing zu entgehen, zum Schulverweigerer wird oder die Schule verlässt bzw. wechselt. Faktisch wird damit das Opfer negativ sanktioniert, während der oder die Mobber indirekt belohnt werden. Die Solidarität der Lehrer mit dem Opfer ist nach bisherigen Erfahrungen wenig ausgeprägt.[42]

Wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte auch ein Zusammenhang von Mobbing in der Schule und Rauschtrinken. Schüler, die verbale Aggressionen von ihren Lehrern erlebt hatten, waren zu einem höheren Prozentsatz mit Rauschtrinken involviert als Schüler, die keine Aggressivität von Lehrern ihnen gegenüber wahrgenommen hatten.[43]

Die Viktimisierung von Mobbing in der Kindheit ist mit einem Mangel an sozialen Beziehungen, wirtschaftlicher Not und einer als schlecht empfundenen Lebensqualität im Alter von 50 Jahren verbunden.[44] Auch soll Mobbing für rund 29 % der Depressionen im Erwachsenenalter verantwortlich sein.[45] Starke psychosoziale Belastungen wie Mobbing können sowohl Ängste hervorrufen als auch bereits bestehende Ängste bis hin zur Entwicklung einer Angststörung verschlimmern.[38] Opfer von Mobbing können eine psychische Traumatisierung erleiden, selbstverletzendes Verhalten zeigen und auch gewalttätig reagieren, unter Umständen erst Jahre später. In schwereren Fällen kann es auch zu einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung kommen.[46][47] Die schwerste Folge von Mobbing ist der Suizid; selbst noch Jahrzehnte nach der eigentlichen Tat.[48][49]

Die Ausgrenzung von einer Gruppe ist eine so grundlegende und schwerwiegende Bedrohung des Wohlbefindens, dass der Körper ähnlich wie auf körperlichen Schmerz reagiert. Fühlt sich jemand chronisch ausgegrenzt, wird die Person nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf körperlicher Ebene unempfindlicher. Ausgrenzung kann auf körperlicher Ebene auch zu einer schlechteren Schlafqualität und einer schlechteren Funktion des Immunsystems führen.[39]

Ausgrenzung beeinträchtigt die Fähigkeit, auf die eigenen Emotionen reagieren zu können und zudem emotional auf andere zu reagieren. Ausgegrenzte Menschen neigen eher zu erhöhten Aggressionen und es verringert sich die Bereitschaft zur Selbstkontrolle und Hilfsbereitschaft. Der Grund besteht darin, dass Mobbing emotionalen Stress verursacht, der zu irrationalem und sogar antisozialem Verhalten führen kann. Ferner kann Mobbing emotionale Gefühllosigkeit auslösen, was auf den defensiven Zustand zurückzuführen ist, der als Reaktion auf die Ausgrenzung erzeugt wird. Diese Reaktion kann auch eine veränderte Zeitwahrnehmung, die Vermeidung von selbstbezogener Aufmerksamkeit und die Wahrnehmung von Bedeutungslosigkeit hervorrufen. Die eingeschränkte emotionale Kapazität ist auch mit einer geringeren Fähigkeit verbunden, empathische Anteilnahme gegenüber anderen, die leiden, zum Ausdruck zu bringen.[39]

Nach sexueller Nötigung und Mobbing in ihrer Klasse hatte sich eine vierzehnjährige Schülerin in Danzig das Leben genommen. In einer Studie aller US-amerikanischen School Shootings von Dezember 1974 bis Mai 2000 konnte bei über 70 % der Täter festgestellt werden, dass diese zuvor unter massivem Mobbing in der Schule gelitten hatten.[50]

Neurowissenschaftliche Perspektive

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Die soziale Neurowissenschaft untersucht die neuronalen, hormonellen und immunologischen Prozesse, die aus psychologischen Reizen, Prozessen und Verhaltensweisen resultieren.[51] Die funktionelle Magnetresonanztomographie ermöglicht es den Forschern, die neuronalen Mechanismen zu sehen, die mit Stress und seiner Regulierung zusammenhängen und kann Erklärungen für die Folgen von Mobbing bieten.[35]

Zwei Hauptgehirnregionen sind an der Verarbeitung von Leid im Zusammenhang mit sozialer Ausgrenzung beteiligt, der dorsale anterior Gyrus Cinguli (dACC), der mit belastenden Faktoren von körperlichem Schmerz assoziiert ist, und der rechte ventrale präfrontale Kortex (RVPFC), der Leid im Zusammenhang mit Schmerz und negativen Emotionen reguliert. Die Insula ist ebenfalls beteiligt und wird mit viszeralen Assoziationen wie auch viszeralem Schmerz in Verbindung gebracht. Sie ist bei negativen Erfahrungen wie das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, aktiv und reagiert auf angst- oder bedrohungsbezogene Reize.[35]

Je stärker Kinder und Jugendliche unter der Ausgrenzung und Ablehnung beim Mobbing leiden, desto größer ist die daCC-Aktivität. Die Aktivität in der daCC-Hirnregion zeigt somit den durch Ausgrenzung verursachten Stress an. Je weniger die Heranwachsenden unter der Ausgrenzung beim Mobbing leiden, desto höher ist ihre RVPFC-Aktivität, was zeigt, dass diese Hirnregion dabei hilft, die negativen Erfahrungen zu regulieren. Ist die RVPFC-Aktivität höher, so ist die daCC-Aktivität niedriger.[35]

Das ventrale Striatum und besonders der Nucleus accumbens (NAC) sind am Belohnungslernen und an der Annäherungsmotivation sowie der erfolgreichen Regulation von Emotionen beteiligt. Junge Heranwachsende erleben Ausgrenzung oft als größere Belastung als erwachsene Menschen. Die Ursache hierfür liegt wahrscheinlich in der Hirnreifung, vor allem im Bereich der Frontallappen. Unterschiede in der präfrontalen Funktion in Bezug auf die Fähigkeit zur Emotionsregulation deuten darauf hin, dass Kinder und Jugendliche möglicherweise noch nicht vollständig in der Lage sind, Reaktionen auf negative Erfahrungen zu regulieren, weshalb sie diese als belastender erleben können als Erwachsene.[35]

Auch Hormone interagieren mit Stress. Eine große Bedeutung hat dabei das Stresshormon Cortisol, da es die Kampf-oder-Flucht-Reaktion reguliert und an der Aktivität des Immunsystems beteiligt ist. Es hat sich gezeigt, dass ein höherer Cortisolspiegel im Zusammenhang mit Mobbing-Erfahrung steht, da dieser die Funktion hat, Stresssituationen zu bewältigen.[51] Auch eine höhere dACC-Aktivität ist mit einer höheren Ausschüttung von Cortisol verbunden.[35]

Diejenigen, die dazu neigen, sich in ihren Interaktionen abgelehnt zu fühlen, zeigen auch eine größere Amygdala-Aktivität.[35] Die Amygdala spielt eine große Rolle bei der Steuerung des Verhaltens als Reaktion auf potenzielle reale oder eingebildete Bedrohungen. Die Amygdala ist darauf programmiert, als Reaktion auf jede wahrgenommene Bedrohung sofort eine Furcht-Emotion zu erzeugen und diese Reaktion an den Kortex zu übermitteln.[52][37] So kann eine unbewusste Angstreaktion die Kontrolle über den Kortex erlangen und unser Bewusstsein besetzen und unser bewusstes Denken beeinflussen.[37]

Nicht nur direkt von Mobbing betroffen zu sein, sondern auch das Beobachten von Mobbing führt zu Stresssituationen. Denn das Empathievermögen hat einen großen Einfluss auf das Stresserleben bei Ausgrenzung und Ablehnung durch Gleichaltrige. Wenn Menschen jemanden in einer stressigen Situation beobachten, werden sie auch selbst Stress erleben, sowohl emotional als auch körperlich. Von Gleichaltrigen abgelehnt zu werden und zu beobachten, wie jemand anderes von Gleichaltrigen abgelehnt wird, führt zu den gleichen hohen Angstwerten. Die Forschung zeigt, dass empathischer Stress direkt mit der Fähigkeit zur Emotionsregulierung zusammenhängt. Mehr empathischer Stress führt zu einer reduzierten Fähigkeit zur Emotionsregulierung.[39]

Interventionen, Prävention und Hilfe

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Bei den Maßnahmen gegen Mobbing ist zwischen unmittelbaren Interventionen und längerfristigen systemischen Präventionsprogrammen zu unterscheiden. Bei ersteren spielen neben den Mitschülern besonders die in der Schule anwesenden Lehrpersonen eine große Rolle.[21] Lehrerpersonen haben mehrere Möglichkeiten, auf den Mobbingvorfall zu reagieren. Eine 2015 veröffentlichte Forschungsstudie zeigte, dass die befragten Lehrer mit bestimmten Verhaltensweisen auf einen hypothetischen Mobbingfall reagieren würden:

  1. autoritäts-basierte Interventionen (z. B. mit bestimmtem Auftreten Grenzen setzen, Bestrafungen), gefolgt von
  2. nicht-bestrafendem Arbeiten mit den Tätern. Die weiteren drei Verhaltensweisen wurden nur selten genannt:
  3. Unterstützung der Opfer,
  4. Miteinbeziehung anderer Personen (z. B. Eltern, andere Lehrkräfte, Direktoren) und
  5. Ignorieren des Vorfalles (Verletzung der Fürsorgepflicht).[21]

Deutschsprachige Lehrer bevorzugten bisher autoritäre Maßnahmen und konzentrierten sich hauptsächlich auf die Täter. Auf die Unterstützung der Opfer legten sie weniger Wert.[21] Neben den an der Schule tätigen Lehrpersonen können bei akuten Mobbing-Vorfällen auch die schulpsychologischen Beratungsstellen kontaktiert werden – sowohl von den Lehrpersonen als auch den Opfern des Mobbings.

Die Forschung zeigt, dass mit einzelnen Maßnahmen dem verbreiteten und teilweise sehr schwerwiegenden Problem nicht genügend begegnet werden kann. Deshalb wurden umfangreiche Präventionsprogramme entwickelt. Seit 2015 wird in Baden-Württemberg das internationale Olweus Mobbing-Präventionsprogramm eingeführt, koordiniert vom Universitätsklinikum Heidelberg.[53] Das Programm beschränkt sich nicht auf einzelne Interventionen, sondern zielt darauf ab, auf vielen Ebenen langfristig die Beziehungen und Kommunikationsformen in der Schule weiterzuentwickeln und das Schulklima zu verbessern. Es basiert auf vier Regeln: Erwachsene (Lehrkräfte und Eltern) fungieren als Vorbilder und greifen ein, wenn sie sehen, dass etwas nicht stimmt. Zweitens: es gibt klare Ansagen, welches Verhalten an der Schule nicht akzeptiert wird. Drittens: Wer sich nicht daran hält, muss mit Konsequenzen rechnen. Viertens: Anteilnahme: Die Schüler erhalten von Lehrpersonen und Mitschülern eine wohlwollende Aufmerksamkeit. Ein grundlegender Unterschied zwischen dem Olweus-Programm und anderen Präventionsprogrammen gegen Mobbing ist, dass die Auseinandersetzung mit den sozialen Themen in der Schule durchgängig während des gesamten Schuljahres und mit allen stattfindet, also mit Lehrkräften, den Kindern und allen anderen am Schulleben Beteiligten.[54]

In andern Bundesländern wurde damit begonnen, durch präventive Demokratieerziehung Mobbing den Nährboden zu entziehen. Beispielhaft steht hier das rheinland-pfälzische Netzwerk von sogenannten Modellschulen für Partizipation und Demokratie, in dem gemeinsame Strategien gegen Mobbing und Ausgrenzung entwickelt werden. In diesem Zusammenhang ist als eine wichtige Grundlage das von Wolfgang Wildfeuer entwickelte Trainingsprogramm zu nennen, das Lernenden gewaltfreies Konfliktlösen vermittelt und das u. a. im Rahmen des „Neuwieder Moderatorenmodells“ verbreitet wird.[55]

Wissenschaftler der Duke University in North Carolina, darunter der Psychologe John Lochman, haben in den 1980er Jahren Versuchsprogramme durchgeführt, in denen sie aggressive Kinder darin trainiert haben, ihre eigenen Gefühle und die Gefühle und Absichten anderer Kinder aufmerksamer wahrzunehmen. Die teilnehmenden Kinder hatten drei Jahre später weniger Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl, in der Schule oder mit Alkohol oder anderen Drogen als die Kinder der Vergleichsgruppe, die keine solche Förderung erhalten hatten.[56]

Als typische Reaktionen auf das Mobbing gelten der ängstliche Rückzug oder der Versuch, dem mobbenden Schüler zu gefallen. Dieses Verhalten aber stabilisiert die Gewalt-Dynamik zwischen Opfer und Täter. Dagegen setzt ein „energisches Auftreten gegenüber den Mobbern (…) der Gewalt viel eher ein Ende als ängstliches Zurückziehen.[57] Wird ein Schüler gemobbt, sollte der Fall so schnell wie möglich offengelegt und das Gespräch mit Lehrern, Eltern, der Elternvertretung, der Schulleitung und letztendlich mit den mobbenden Schülern selbst gesucht werden. Die so genannte „Farsta-Methode“ und das „No Blame Approach“ sind erprobte Strategien, dem Problem zu begegnen.[58] Der No-Blame-Approach gilt als besonders für die Grundschule geeignet. Außer Fallschilderungen liegen zur Wirksamkeit des Ansatzes bisher kaum Ergebnisse vor und die Nachhaltigkeit ist ungeklärt. Weitere Schwächen bzw. Probleme sind: Der Erfolg hängt von der Arbeit der Unterstützergruppe (die zu 50 % aus Tätern und ihren Assistenten besteht) und der Lehrkraft ab. Das Opfer könnte sich bloßgestellt fühlen.[59]

Greifen alle pädagogischen Maßnahmen nicht oder hat das Mobben bereits kriminelle Ausmaße angenommen, sollten sich die Betroffenen „auf keinen Fall scheuen, auch rechtliche Schritte einzuleiten“.[60] Zwar gelten Jugendliche in Deutschland bis zum 14. Lebensjahr als schuldunfähig, so dass gegen diese Erziehungsmaßregeln und Jugendarrest nach dem JGG nicht verhängt werden können, bei schuldunfähigen Mobbern erfolgen dennoch Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe.

Mehrere Metaanalysen zeigen, dass Programme zur Prävention des Mobbings in Schulen meist keine bedeutende Auswirkung auf Mobbing haben. Vor allem werden das Wissen über Mobbing, die Einstellungen und die Wahrnehmung des Themas verbessert, der Einfluss auf die Häufigkeit der Mobbinghandlungen war dagegen gering[61]. Eine gegen Mobbing gerichtete injunktive Klassenorm (was die anderen Schüler in der Klasse für gut und richtig halten) und einige Reaktionen des Lehrers (arbeiten mit den Tätern und dem Opfer, disziplinarische Methoden) zeigten sich – unabhängig voneinander – als effektivste Maßnahmen zur Verringerung von Mobbing.[62]

Zu den möglichen Straftatbeständen von Mobbing zählen, wenn man das deutsche Recht betrachtet, unter anderem Gewaltdarstellung (§ 131), Beleidigung (§ 185), üble Nachrede (§ 186), Verleumdung (§ 187), Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes (§ 201), Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen (§ 201a), Körperverletzung (§ 223), Nachstellung (§ 238), Nötigung (§ 240), Bedrohung (§ 241), Diebstahl (§ 242), Raub (§ 249), Erpressung (§ 253), räuberische Erpressung (§ 255), sexueller Missbrauch von Kindern (§ 176), sexueller Übergriff; sexuelle Nötigung; Vergewaltigung (§ 177) und Verletzung des Rechts am eigenen Bild (§ 22, § 33).[63]

Einzelnachweise

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  1. Dan Olweus: Mobbing in Schulen: Fakten und Intervention. In: Angelika Henschel, Rolf Krüger, Christof Schmitt, Waldemar Stange (Hrsg.): Jugendhilfe und Schule. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2008, S. 247–266, doi:10.1007/978-3-531-90820-5_16.
  2. Rosie Green, Aleks Collingwood, Andy Ross: Characteristics of bullying victims in schools. National Centre for Social Research, Juli 2010, abgerufen am 23. Februar 2025 (englisch).
  3. Aggression in the schools: Bullies and whipping BOYS, D. Olweus. Washington, Hemisphere Publ. Corp., 1978. No. of pages: xiii 4 + 218. In: European Journal of Social Psychology. Band 10, Nr. 1, Januar 1980, S. 101–101, doi:10.1002/ejsp.2420100124 (wiley.com [abgerufen am 15. Juli 2022]).
  4. a b c Sebastian Wachs, Markus Hess, Herbert Scheithauer, Wilfried Schubarth: Mobbing an Schulen: Erkennen - Handeln - Vorbeugen. Kohlhammer, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-17-023071-2, S. 217 (kohlhammer.de).
  5. a b c d Dan Olweus: Mobbning – Vad vi vet och vad vi kan göra. Liber, Stockholm 1986, ISBN 91-40-71638-4.
  6. Britta Bannenberg, Dieter Rössner: Erfolgreich gegen Gewalt in Kindergärten und Schulen. Ein Ratgeber. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54140-2.
  7. Peter K. Smith, Helen Cowie, Ragnar F. Olafsson, Andy P. D. Liefooghe: Definitions of Bullying – A Comparison of Terms Used, and Age and Gender Differences, in a Fourteen-Country International Comparison. In: Child Development. 73, Nr. 4, 2002, ISSN 0009-3920, S. 1119–1133.
  8. H. Scheithauer, T. Hayer, F. Peterman: Bullying unter Schülern. Erscheinungsformen, Risikobedingungen und Interventionskonzepte. Hogrefe, Göttingen 2003.
  9. Reinhold Jäger, Uwe Fischer, Julia Riebel: Mobbing bei Schülerinnen und Schülern der Bundesrepublik Deutschland. Eine empirische Untersuchung auf der Grundlage einer online-Befragung. (PDF) Abgerufen am 14. August 2019.
  10. Youth Cohort Study & Longitudinal Study of Young People in England: The Activities and Experiences of 16 year olds: England 2007 (PDF)
  11. Volltext der Dissertation (PDF; 291 Seiten)
  12. N. von Marées, F. Petermann: Bullying- und Viktimisierungsfragebogen. Testzentrale. Hogrefe-Verlag, Göttingen 2010.
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