„Wattwanderung“ – Versionsunterschied
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Unter '''Wattwandern''' versteht man eine [[Wanderung]] im [[Wattenmeer]]. Diese wird üblicherweise im Rahmen einer organisierten Führung unter Leitung eines kundigen Wattführers durchgeführt. |
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Unter '''Wattwandern''' versteht man eine [[Wanderung]] im [[Watt (Küste)|Watt]] an den Küsten der [[Deutsche Bucht|Deutschen Bucht]] und europäischen Randmeeren des [[Atlantischer Ozean|Atlantischen Ozeans]]. Diese ist nur möglich bei zurückgehender [[Tide]] und niedrigen Wasserständen ([[Ebbe]]). Das [[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer]] bildete sich in der [[Nacheiszeit]] als 10–20 m mächtiger [[Sedimente und Sedimentgesteine|Sedimentkörper]] aus [[Sand]] und [[Schlick]] in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen. Dieser umgibt die Inseln der Nordsee zum Teil. Hier gibt es [[Wattweg|Wattwanderwege]], die meist nur ortskundigen Wattführern bekannt sind und deren Verläufe sich durch Einwirkungen des Gezeitenstroms ändern können. Sie sind nur ausnahmsweise mit [[Pricke|Buschpricken]] markiert und weisen ortsabhängig auch [[Rettungsbake]]n auf, die Schutz für Wanderer in Notlagen bieten können. |
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2020/21 nahmen 30 % der Gäste an der deutschen Nordseeküste während ihres Aufenthaltes an einer organisierten Wattwanderung oder naturkundlichen Führung teil.<ref>{{Literatur |Autor=Henrike Beer, Astrid Koch, Bente Grimm, Nadine Yarar |Titel=Gästebefragung in der gesamten Wattenmeerregion 2020/2021: |
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Teilgebiet Deutschland (Schleswig-Holstein und Niedersachsen) |Hrsg=LKN.SH |Ort=Kiel/Tönning |Datum=2022}}</ref> |
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== Besonderheiten des Wattwanderns == |
== Besonderheiten des Wattwanderns == |
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⚫ | Das [[Watt (Küste)|Watt]] – der [[Meeresboden]], der nur bei [[Niedrigwasser]] freiliegt – besteht aus [[Sand]] und [[Schlick]]. Dies ist eine sandig-tonig-kalkige Anschwemmung des Meeres mit organischen Beimischungen. Man unterscheidet zwischen Sandwatt, Mischwatt und Schlickwatt. Der für eine Wanderung am besten geeignete Boden sind das Sandwatt und das Mischwatt. Hier sinkt man nicht zu tief ein. Das Gehen fällt daher leichter. Sandwatt kann sehr hart sein, Schlickwatt ist hingegen [[schlamm]]ig. Man kann bis zu den Knien einsinken, in seltenen Fällen aber auch bis zur Hüfte. |
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Abhängig von der Art des Watts geht man gewöhnlich im Sand- und Schlickwatt [[Barfußlaufen|barfuß]] oder wegen scharfkantiger Muscheln mit geschlossenen Schuhen. Im Sandwatt gilt das Laufen ohne Schuhe als angenehmer; die Füße erhalten eine natürliche [[Massage]], zumal die fußtiefen Wasserpassagen im Sommer angenehm temperiert sind. Körperliche Bewegung in heilklimatisch wirksamem [[Reizklima]] ist bedingt durch die salzhaltige Luft gesundheitsfördernd. |
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⚫ | Das [[Watt (Küste)|Watt]] |
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Eine Wattwanderung fernab der Küste sollte von unkundigen Personen nur in Begleitung eines Wattführers durchgeführt werden, da bei [[Gezeiten|Flut]] zuerst die [[Priel]]e geflutet werden und der Rückweg dadurch abgeschnitten werden könnte. Wattführer sind über die täglich wechselnden [[Gezeiten]] und den veränderlichen Verlauf der Priele informiert und planen entsprechend die Wanderung. Eine weitere Gefahr bildet [[Seenebel]], der plötzlich auftreten kann und die Orientierung erschwert oder auch unmöglich macht. Im Watt ist auf Grund der Reflexion des Sonnenlichtes vom nassen Boden die Sonnenstrahlung sehr intensiv, was zu [[Sonnenbrand]] und milden [[Schneeblindheit|Verbrennungen der Hornhaut]] führen kann. Muscheln können zu Verletzungen der Füße führen, Kälte und Wasser im Watt zu [[Hypothermie|Unterkühlung]]. |
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Abhängig von der Art des Watts geht man entweder [[Barfußlaufen|barfuß]] (Sandwatt) oder mit hohen, geschlossenen Schuhen (Schlickwatt). Im Sandwatt ist das Laufen ohne Schuhe angenehmer und so erhalten die [[Fuß|Füße]] eine natürliche [[Massage]]. Im Schlickwatt sind Schuhe notwendig, damit die im Watt befindlichen Muscheln nicht die Füße und Beine verletzen. Das Wandern in dieser weiten [[Landschaft]] und der sauberen Luft ist sehr erholsam und fördert den [[Stress]]abbau. Nicht zu vernachlässigen ist auch der [[Spaß]]effekt, den das Wandern im Watt bereitet. Hier sind die Empfindungen sehr unterschiedlich - die einen genießen es bis zu den Knien im Schlick umherzuwaten, für andere ist der Schlick einfach widerlich. |
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Im Rahmen einer organisierten Wattführung |
Im Rahmen einer organisierten Wattführung kann man Informationen über den Naturraum Wattenmeer, die Lebewesen im Wattboden und die Wirkung der Gezeiten auf das Wattenmeer erhalten. Geführte Wattwanderungen werden von den meisten [[Fremdenverkehrsamt|Fremdenverkehrsämtern]] und Naturschutzvereinen wie der [[Schutzstation Wattenmeer]] angeboten. |
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Das Wattenmeer ist [[Weltnaturerbe]]. Hier gelten Bestimmungen, die Nutzung und Zugänglichkeit verschiedener Bereiche gezielt reglementieren. Zwischen [[Den Helder]] in Holland und [[Skallingen]] in Dänemark existiert eine zusammenhängende Kette von [[Nationalpark]]s, in denen strengste Schutzbestimmungen im [[Naturschutz]] definiert sind, was in weiten Teilen ein generelles Betretungsverbot auslöst oder nur sehr wenige Begehungsmöglichkeiten für zulässig erklärt (Schutzzone 1). Die meisten Wattwanderrouten liegen in der weniger streng geschützten Zone 2 (Zwischenzone). |
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Das Wattenmeer steht unter [[Naturschutz]]. Folgende Regeln sollen bei einer Wanderung daher beachtet werden. |
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* Ausgeschilderte und abgezäunte Brut- und Rastgebiete der Wasservögel, sowie einige Schutzzonen des [[Nationalpark]]s dürfen nicht betreten werden. |
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* Von Vogelansammlungen sollte man einen Abstand von mindestens 300 Metern halten. |
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* Hunde sollten möglichst nicht mit ins Watt geführt werden. Zumindest sollten sie an kurzer Leine geführt werden. Meist ist für Hunde das Gehen in 10 cm tiefem Schlick schon eine Qual. |
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== Sicherheitshinweise für eine Wanderung im Watt == |
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Auf einer Wattwanderung sollte man einige Sicherheitshinweise beachten - insbesondere wenn man alleine im Watt unterwegs ist. |
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* Das Watt sollte nur während der Ebbe betreten werden. Die Flut nähert sich mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 [[Seemeile]]n (=5 km) pro Stunde und [[Priel]]e können den Rückweg zum Ufer erschweren. Ohne Uhr und Kenntnis des nächsten [[Niedrigwasser]]s sollte man nicht ins Watt gehen. |
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* Im Watt ist auf Grund der [[Reflexion (Physik)|Reflexion]] des Sonnenlichtes auf dem nassen Boden die [[Sonnenstrahlung]] sehr intensiv. Daher sollte man vorher reichlich [[Sonnencreme]] auf die Haut auftragen. |
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* [[Nebel|Seenebel]] kann sehr plötzlich auftreten. Um die Orientierung nicht zu verlieren, sollte eine Wattwanderung nur mit [[Kompass]] stattfinden. |
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* Zivilisationsmüll ist auch im Watt zu finden. Scherben - aber auch kleine Muschelstücke - können die Füße verletzen. Es empfiehlt sich, vorsichtshalber [[Wundschnellverband]] mitzunehmen. |
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* Bei Gewitter sollte das Watt nie betreten werden. In der weiten, flachen und feuchten Landschaft ist die Gefahr eines Blitzeinschlages sehr groß. |
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hendik derksen aus der r7a ist ein behindertes kind aus wittmund |
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== Bekannte Wattwanderwege == |
== Bekannte Wattwanderwege == |
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[[Datei:Leuchtturm Arngast.jpg|mini|hochkant=0.6|[[Leuchtturm Arngast]] bei Niedrigwasser]] |
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* Zwischen den [[Nordfriesische Inseln|Nordfriesischen Inseln]] [[Amrum]] und [[Föhr]] besteht ein acht Kilometer langer Wattenweg. Im Rahmen einer geführten Wanderung gelangt man bei [[Gezeiten|Niedrigwasser]] nach Durchqueren von zwei etwa knie- bis hüfttiefen Prielen des [[Amrumtief]]s kurz vor Amrum zu Fuß von einer zur anderen Insel. Eine geführte, etwa zehn Kilometer lange, durch schlickreiches Watt über die Föhrer Schulter verlaufende, von der Nordküste der Insel Föhr ausgehende Exkursion bis zum Festland wird derzeit nicht mehr angeboten; das Ziel war die Wattübergangstelle von [[Horsbüll]]/[[Emmelsbüll]] auf dem Festland. Diese Führung wurde auch in umgekehrter Richtung durchgeführt. |
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* Zu einigen [[Hallig]]en im nordfriesischen Wattenmeer werden regelmäßig geführte Wanderungen angeboten, wie zwischen [[Dagebüll]] auf dem [[Kontinent|Festland]] und der Hallig [[Oland]] (Entfernung sechs Kilometer) und der Hallig [[Langeneß]] (Entfernung zehn Kilometer), sowie zwischen [[Schlüttsiel]] und der Hallig [[Gröde]] (Entfernung acht Kilometer) und von Lüttmoorsiel nach [[Nordstrandischmoor]] (Entfernung 4,5 Kilometer). Je nach Tide ist dann bei Flut eine anschließende Schiffstour möglich. Von Hallig [[Hooge]] aus finden regelmäßig Wattwandertouren zum [[Japsand]] statt; von Hooge zur (lediglich saisonal durch einen Vogelwart bewohnten) Hallig [[Norderoog]] hingegen nur in begrenztem Maße im Spätsommer, um das dortige Brutvögel-Biotop nicht zu stören. Von [[Pellworm]] aus werden geführte Touren zur Hallig [[Süderoog]] angeboten; sechs km sind dabei innerhalb einer Tide hin und zurück zu bewältigen. Zu Fuß durch das Watt ist von Pellworm aus auch Hooge unter naturkundiger Begleitung erreichbar; diese anspruchsvolle Tour dauert vier bis fünf Stunden und führt durch mehrere tiefe Priele.<ref>{{Internetquelle |autor=Sven-Michael Veit |url=https://taz.de/Wo-Meeresgrund-auf-Horizont-trifft/!5497797/ |titel=Nordtouren: Wo Meeresgrund auf Horizont trifft |werk=TAZ - Die Tageszeitung |sprache=de |abruf=2023-08-31}}</ref> Auch zur Hallig [[Südfall]] werden Wanderungen von [[Nordstrand]] aus durchgeführt; hier muss innerhalb einer Tide hin und zurück gelaufen werden; jedoch besteht auch das Angebot einer Kutschfahrt. Unzugänglich sind [[Hallig Habel]] und die Vogelinsel [[Trischen]]. |
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* Von den [[Cuxhaven]]er Ortsteilen [[Duhnen]] und [[Cuxhaven-Sahlenburg|Sahlenburg]] bestehen zwei [[Wattweg]]e, die sich unterwegs vereinen, zur Insel [[Neuwerk]]. Fußläufig kann in einer Tide nur jeweils ein Weg zurückgelegt werden. Von Sahlenburg und Duhnen werden auch [[Wattwagen|Pferdewagen]] für die etwa acht bzw. zwölf Kilometer lange Tour eingesetzt. Von Neuwerk aus kann man bei Flut per Schiff nach Cuxhaven zurückkehren. |
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* Von Neuwerk führt ein Wattwanderweg an [[Nigehörn]] vorbei nach [[Scharhörn]], der bei Niedrigwasser hin und wieder zurückgegangen werden muss. Die Insel Scharhörn darf außer bei offiziellen Führungen oder nach telefonischer Voranmeldung beim zuständigen Vogelwart nicht betreten werden. |
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* Der [[Leuchtturm Arngast|Arngaster Leuchtturm]] im [[Jadebusen]]-Watt ist bei Niedrigwasser zu Fuß erreichbar. |
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⚫ | * Zu den [[Ostfriesische Inseln|Ostfriesischen Inseln]] [[Norderney]], [[Baltrum]], [[Spiekeroog]] und [[Minsener Oog]] werden regelmäßig Wanderungen durch das Watt angeboten. Wattwanderungen zur Insel [[Langeoog]] finden wegen erhöhter Erschwernis nur noch sehr selten statt. Zur westlichsten Insel [[Borkum]] besteht keine Wattwanderverbindung. Wanderungen zu den Inseln [[Wangerooge]] und [[Juist]] sind nicht erlaubt. |
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* In den [[Niederlande]]n kann man die [[Westfriesische Inseln|Westfriesischen Inseln]] [[Terschelling]], [[Ameland]], [[Engelsmanplaat]], [[Schiermonnikoog]], [[Simonszand]] und [[Rottumeroog]] zu Fuß erreichen. |
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== Literatur == |
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Nachfolgend sind einige Beispiele bekannter Wattwanderrouten aufgeführt. Unter Beachtung der Schutzzonen und der Sicherheitsmaßnahmen kann man auch an jeder anderen Stelle das Watt betreten. Insbesondere sind schon kleine Wanderungen im ufernahen Watt an der gesamten Küste ein Erlebnis und für Familien mit Kindern besonders gut geeignet. |
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* Jürgen Pachtenfels: Durch Watt und Priel. Ein Rundgang durch die nordfriesische Hallig- und Inselwelt. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum, 2001, ISBN 3-88042-985-5 |
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* Roland Hanewald: Wandern im Watt, Reise Know-How-Verlag Peter Rump, Bielefeld, 1. Auflage 2003, ISBN 3-8317-1159-3 |
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* Zwischen den [[Nordfriesische Inseln|Nordfriesischen Inseln]] [[Amrum]] und [[Föhr]] besteht ein 8 km langer Wattenweg. Im Rahmen einer geführten Wanderung gelangt man bei Ebbe zu Fuß von einer zur anderen Insel. |
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* Zu einigen [[Hallig]]en im nordfriesischen Wattenmeer werden regelmäßig geführte Wanderungen angeboten, wie zum Beispiel zwischen [[Dagebüll]] auf dem [[Festland]] und der [[Hallig Oland]]. Die Strecke beträgt 2×6 km. Die Wanderung beginnt etwa 1,5 Stunden vor Niedrigwasser, nach kurzem Aufenthalt mit Einkehr in der Gaststube Oland erfolgt der Weg zurück nach Dagebüll. |
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* Von den [[Cuxhaven]]er Ortsteilen Duhnen und Sahlenburg führt ein [[Wattweg]] zur [[Neuwerk (Insel)|Insel Neuwerk]], der auch mit einem Pferdewagen befahren wird. |
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* Von Pieterburen (Gemeinde [[De Marne]], in den [[Niederlande]]n) zur [[Westfriesische Inseln|Westfriesischen Insel]] [[Schiermonnikoog]]. Nur unter Führung gestattet! |
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⚫ | * Von [[Genêts]] in der [[Normandie]] vorbei an der unbewohnten Felseninsel Tombelaine zum [[Mont-Saint-Michel]] ( |
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== Siehe auch == |
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* [[Wattenmeer (Nordsee)]] |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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{{Commonscat|Mudflat hiking|Wattwanderung|audio=0|video=0}} |
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<!-- bitte nicht zu jedem Wanderweg, Insel, Veranstalter Werbelinks einstellen (vgl. [[Wikipedia:Weblinks]])! --> |
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* [http://www. |
* [http://www.wattenloepers.de/ Fachverband der Wattführer an der Küste Schleswig-Holstein] |
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* [http://www.wattenloepers.de Fachverband der Wattführer an der Küste Schleswig-Holstein] |
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* [http://www.bsh.de/de/Meeresdaten/Vorhersagen/Gezeiten/index.jsp Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie - Gezeitenkalender] |
* [http://www.bsh.de/de/Meeresdaten/Vorhersagen/Gezeiten/index.jsp Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie - Gezeitenkalender] |
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* [http://www.dlrg.de/informieren/regeln/verhalten-im-watt.html Tipps zum Verhalten im Watt von der DLRG] |
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* [http://www.nordwestreisemagazin.de/wattwanderung.htm Wattbeschaffenheit zwischen der ostfriesischen Küste und den ostfriesischen Inseln] |
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* {{Webarchiv |url=http://www.dlrg.de/informieren/regeln/verhalten-im-watt.html |wayback=20190504004512 |text=DLRG: Verhalten im Watt}} |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Wandern]] |
[[Kategorie:Wandern]] |
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[[Kategorie:Wattenmeer]] |
[[Kategorie:Wattenmeer]] |
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[[Kategorie:Friesische Inseln]] |
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[[nl:Wadlopen]] |
Aktuelle Version vom 6. Dezember 2024, 15:44 Uhr

Unter Wattwandern versteht man eine Wanderung im Watt an den Küsten der Deutschen Bucht und europäischen Randmeeren des Atlantischen Ozeans. Diese ist nur möglich bei zurückgehender Tide und niedrigen Wasserständen (Ebbe). Das Wattenmeer bildete sich in der Nacheiszeit als 10–20 m mächtiger Sedimentkörper aus Sand und Schlick in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen. Dieser umgibt die Inseln der Nordsee zum Teil. Hier gibt es Wattwanderwege, die meist nur ortskundigen Wattführern bekannt sind und deren Verläufe sich durch Einwirkungen des Gezeitenstroms ändern können. Sie sind nur ausnahmsweise mit Buschpricken markiert und weisen ortsabhängig auch Rettungsbaken auf, die Schutz für Wanderer in Notlagen bieten können.
2020/21 nahmen 30 % der Gäste an der deutschen Nordseeküste während ihres Aufenthaltes an einer organisierten Wattwanderung oder naturkundlichen Führung teil.[1]
Besonderheiten des Wattwanderns
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Watt – der Meeresboden, der nur bei Niedrigwasser freiliegt – besteht aus Sand und Schlick. Dies ist eine sandig-tonig-kalkige Anschwemmung des Meeres mit organischen Beimischungen. Man unterscheidet zwischen Sandwatt, Mischwatt und Schlickwatt. Der für eine Wanderung am besten geeignete Boden sind das Sandwatt und das Mischwatt. Hier sinkt man nicht zu tief ein. Das Gehen fällt daher leichter. Sandwatt kann sehr hart sein, Schlickwatt ist hingegen schlammig. Man kann bis zu den Knien einsinken, in seltenen Fällen aber auch bis zur Hüfte.
Abhängig von der Art des Watts geht man gewöhnlich im Sand- und Schlickwatt barfuß oder wegen scharfkantiger Muscheln mit geschlossenen Schuhen. Im Sandwatt gilt das Laufen ohne Schuhe als angenehmer; die Füße erhalten eine natürliche Massage, zumal die fußtiefen Wasserpassagen im Sommer angenehm temperiert sind. Körperliche Bewegung in heilklimatisch wirksamem Reizklima ist bedingt durch die salzhaltige Luft gesundheitsfördernd.
Eine Wattwanderung fernab der Küste sollte von unkundigen Personen nur in Begleitung eines Wattführers durchgeführt werden, da bei Flut zuerst die Priele geflutet werden und der Rückweg dadurch abgeschnitten werden könnte. Wattführer sind über die täglich wechselnden Gezeiten und den veränderlichen Verlauf der Priele informiert und planen entsprechend die Wanderung. Eine weitere Gefahr bildet Seenebel, der plötzlich auftreten kann und die Orientierung erschwert oder auch unmöglich macht. Im Watt ist auf Grund der Reflexion des Sonnenlichtes vom nassen Boden die Sonnenstrahlung sehr intensiv, was zu Sonnenbrand und milden Verbrennungen der Hornhaut führen kann. Muscheln können zu Verletzungen der Füße führen, Kälte und Wasser im Watt zu Unterkühlung.
Im Rahmen einer organisierten Wattführung kann man Informationen über den Naturraum Wattenmeer, die Lebewesen im Wattboden und die Wirkung der Gezeiten auf das Wattenmeer erhalten. Geführte Wattwanderungen werden von den meisten Fremdenverkehrsämtern und Naturschutzvereinen wie der Schutzstation Wattenmeer angeboten.
Das Wattenmeer ist Weltnaturerbe. Hier gelten Bestimmungen, die Nutzung und Zugänglichkeit verschiedener Bereiche gezielt reglementieren. Zwischen Den Helder in Holland und Skallingen in Dänemark existiert eine zusammenhängende Kette von Nationalparks, in denen strengste Schutzbestimmungen im Naturschutz definiert sind, was in weiten Teilen ein generelles Betretungsverbot auslöst oder nur sehr wenige Begehungsmöglichkeiten für zulässig erklärt (Schutzzone 1). Die meisten Wattwanderrouten liegen in der weniger streng geschützten Zone 2 (Zwischenzone).
Bekannte Wattwanderwege
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- Zwischen den Nordfriesischen Inseln Amrum und Föhr besteht ein acht Kilometer langer Wattenweg. Im Rahmen einer geführten Wanderung gelangt man bei Niedrigwasser nach Durchqueren von zwei etwa knie- bis hüfttiefen Prielen des Amrumtiefs kurz vor Amrum zu Fuß von einer zur anderen Insel. Eine geführte, etwa zehn Kilometer lange, durch schlickreiches Watt über die Föhrer Schulter verlaufende, von der Nordküste der Insel Föhr ausgehende Exkursion bis zum Festland wird derzeit nicht mehr angeboten; das Ziel war die Wattübergangstelle von Horsbüll/Emmelsbüll auf dem Festland. Diese Führung wurde auch in umgekehrter Richtung durchgeführt.
- Zu einigen Halligen im nordfriesischen Wattenmeer werden regelmäßig geführte Wanderungen angeboten, wie zwischen Dagebüll auf dem Festland und der Hallig Oland (Entfernung sechs Kilometer) und der Hallig Langeneß (Entfernung zehn Kilometer), sowie zwischen Schlüttsiel und der Hallig Gröde (Entfernung acht Kilometer) und von Lüttmoorsiel nach Nordstrandischmoor (Entfernung 4,5 Kilometer). Je nach Tide ist dann bei Flut eine anschließende Schiffstour möglich. Von Hallig Hooge aus finden regelmäßig Wattwandertouren zum Japsand statt; von Hooge zur (lediglich saisonal durch einen Vogelwart bewohnten) Hallig Norderoog hingegen nur in begrenztem Maße im Spätsommer, um das dortige Brutvögel-Biotop nicht zu stören. Von Pellworm aus werden geführte Touren zur Hallig Süderoog angeboten; sechs km sind dabei innerhalb einer Tide hin und zurück zu bewältigen. Zu Fuß durch das Watt ist von Pellworm aus auch Hooge unter naturkundiger Begleitung erreichbar; diese anspruchsvolle Tour dauert vier bis fünf Stunden und führt durch mehrere tiefe Priele.[2] Auch zur Hallig Südfall werden Wanderungen von Nordstrand aus durchgeführt; hier muss innerhalb einer Tide hin und zurück gelaufen werden; jedoch besteht auch das Angebot einer Kutschfahrt. Unzugänglich sind Hallig Habel und die Vogelinsel Trischen.
- Von den Cuxhavener Ortsteilen Duhnen und Sahlenburg bestehen zwei Wattwege, die sich unterwegs vereinen, zur Insel Neuwerk. Fußläufig kann in einer Tide nur jeweils ein Weg zurückgelegt werden. Von Sahlenburg und Duhnen werden auch Pferdewagen für die etwa acht bzw. zwölf Kilometer lange Tour eingesetzt. Von Neuwerk aus kann man bei Flut per Schiff nach Cuxhaven zurückkehren.
- Von Neuwerk führt ein Wattwanderweg an Nigehörn vorbei nach Scharhörn, der bei Niedrigwasser hin und wieder zurückgegangen werden muss. Die Insel Scharhörn darf außer bei offiziellen Führungen oder nach telefonischer Voranmeldung beim zuständigen Vogelwart nicht betreten werden.
- Der Arngaster Leuchtturm im Jadebusen-Watt ist bei Niedrigwasser zu Fuß erreichbar.
- Zu den Ostfriesischen Inseln Norderney, Baltrum, Spiekeroog und Minsener Oog werden regelmäßig Wanderungen durch das Watt angeboten. Wattwanderungen zur Insel Langeoog finden wegen erhöhter Erschwernis nur noch sehr selten statt. Zur westlichsten Insel Borkum besteht keine Wattwanderverbindung. Wanderungen zu den Inseln Wangerooge und Juist sind nicht erlaubt.
- In den Niederlanden kann man die Westfriesischen Inseln Terschelling, Ameland, Engelsmanplaat, Schiermonnikoog, Simonszand und Rottumeroog zu Fuß erreichen.
- Von Genêts in der Normandie vorbei an der unbewohnten Felseninsel Tombelaine zum Mont-Saint-Michel (sieben Kilometer) werden geführte Wanderungen angeboten. Sie finden von Ende April bis Oktober statt. In diesem Gebiet gibt es Treibsand.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Pachtenfels: Durch Watt und Priel. Ein Rundgang durch die nordfriesische Hallig- und Inselwelt. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum, 2001, ISBN 3-88042-985-5
- Roland Hanewald: Wandern im Watt, Reise Know-How-Verlag Peter Rump, Bielefeld, 1. Auflage 2003, ISBN 3-8317-1159-3
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fachverband der Wattführer an der Küste Schleswig-Holstein
- Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie - Gezeitenkalender
- Tipps zum Verhalten im Watt von der DLRG
- DLRG: Verhalten im Watt ( vom 4. Mai 2019 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Henrike Beer, Astrid Koch, Bente Grimm, Nadine Yarar: Gästebefragung in der gesamten Wattenmeerregion 2020/2021: Teilgebiet Deutschland (Schleswig-Holstein und Niedersachsen). Hrsg.: LKN.SH. Kiel/Tönning 2022.
- ↑ Sven-Michael Veit: Nordtouren: Wo Meeresgrund auf Horizont trifft. In: TAZ - Die Tageszeitung. Abgerufen am 31. August 2023.