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„Enterprise-Content-Management“ – Versionsunterschied

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'''Enterprise Content Management''' ('''ECM''') umfasst die Technologien zur Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Content und Dokumenten zur Unterstützung von organisatorischen Prozessen.
'''Enterprise-Content-Management''' ('''ECM''') umfasst die Strategien, Methoden und Werkzeuge zur Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Inhalten („Content“) und Dokumenten zur Unterstützung organisatorischer [[Unternehmensprozess|Prozesse]] im Unternehmen.<ref>AIIM international, erste Definition 2001, aktuell Version von 2008.</ref> ECM führt strukturierte, schwach strukturierte und unstrukturierte Informationen zusammen.


Die Bezeichnung Enterprise Content Management, ECM, ist ein modernes Kunstwort, das Produkte, Lösungen, einen Markt und eine Branche beschreiben soll. Sie setzt sich aus drei Einzelbegriffen zusammen, die in dieser Kombination eine spezielle Bedeutung haben. Enterprise steht für unternehmensweit im Sinne einer einheitlichen, von allen Beteiligten im Unternehmen nutzbaren Lösung. Content steht für beliebige Inhalte in elektronischen Systemen. Management wird im Sinne eines Softwaresystems benutzt und steht für die Verwaltung, Verarbeitung und Kontrolle von Systemen. Es wurden mehrere Versuche unternommen, den Begriff Enterprise Content Management in die deutsche Sprache zu übertragen, z. B. "Unternehmenscontentverwaltung" oder "Unternehmensinhaltemanagement". Alle Versuche leiden darunter, dass sie den Kern des Konzeptes von ECM nicht treffen und außerdem selbst nicht abgegrenzte [[Anglizismus|Anglizismen]] als Wortbestandteil beinhalten. Eine Übertragung ist außerdem nicht notwendig, da sich der Begriff Enterprise Content Management und das zugehörige [[Akronym]] ECM im deutschen Sprachraum etabliert hat.
Die Bezeichnung ''Enterprise-Content-Management'' ist ein modernes [[Kunstwort]], das Produkte, Lösungen, einen Markt und eine Branche beschreiben soll. Sie setzt sich aus drei Einzelbegriffen zusammen, die in dieser Kombination eine spezielle Bedeutung haben:


* ''Enterprise'' steht für eine von allen Zugriffsberechtigten einer [[Organisation]] nutzbare Lösung. Die Zugriffsberechtigung kann in Lese- und Bearbeitungsprivilegien differenziert werden.
==Definition==
* ''Content'' steht für beliebige Inhalte in elektronischen Systemen.
* ''Management'' steht für die Verwaltung, Verarbeitung und Kontrolle von Systemen.


Es wurden mehrere Versuche unternommen, den Begriff ''Enterprise-Content-Management'' in die deutsche Sprache zu übertragen, z.&nbsp;B. ''Unternehmenscontentverwaltung'' oder ''Unternehmensinhaltemanagement''. Diese Versuche leiden darunter, dass sie selbst ungewohnte Begriffsbildungen und nicht abgegrenzte [[Anglizismus|Anglizismen]] als Wortbestandteil beinhalten. Inzwischen hat sich der Begriff ''Enterprise-Content-Management'' und das zugehörige [[Akronym]] ''ECM'' im deutschen Sprachraum etabliert.
Die anerkannte [[Diskussion:ECM-Definition|ECM-Definition]] stammt vom Branchenverband AIIM International: Enterprise Content Management umfasst die Technologien zur Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Content und Dokumenten zur Unterstützung von organisatorischen Prozessen. ECM schließt dabei herkömmliche Technologien wie [[ECM-Komponenten#Capture (Erfassung)|Input-Management]], [[Dokumentenmanagement]], [[Collaboration_Software|Collaboration]], [[WCMS|Web-Content-Management]], [[Workflow]], [[Business Process Management]], [[ECM-Komponenten#Deliver (Liefern, Bereitstellen, Ausgeben)|Output-Management]], [[ECM-Komponenten#Store (Speichern)|Storage]] und [[elektronische Archivierung]] ein. ECM ist ein Teilgebiet des [[Informationsmanagement]]s und beschäftigt sich vorrangig mit schwachstrukturierten oder unstrukturierten [[Information]]en, die auch als [[Dokument]]e oder [[Inhalt|Content]] bezeichnet werden.


== Definition ==
Besonders das [[Internet]] veränderte den bisherigen Dokument-Begriff und die damit verbundenen Lösungsangebote. Man spricht modern von [[Content]] und den dazugehörigen Systemen wie [[Content Management]], Web Content Management oder Enterprise Content Management. [[Dokument]] und [[Content]] haben eine unterschiedliche Qualität, man kann die Begriffe nicht synonym verwenden. Bei Content wird der geschlossene Charakter des elektronischen Dokumentes aufgelöst. Strukturinformationen, beschreibende [[Metadaten]], [[Layout]]s werden getrennt vom eigentlichen [[Inhalt]] verwaltet, damit der Inhalt in unterschiedlichsten Formen, für unterschiedlichste Zwecke benutzt werden kann. Enterprise Content Management selbst ist nur einer der vielfältigen Begriffe im Umfeld des Content Managements. Enterprise Content Management hat den Anspruch, auch Web Content Management mit einzuschließen (siehe die [[ECM-Komponenten]]). Jedoch muss man auch angesichts des allumfassenden Anspruchs und der zahllosen Komponenten von Enterprise Content Management konstatieren, dass ECM allenfalls als [[Vision]], [[Strategie]] oder Bezeichnung einer [[Branche]] dienen kann – eine geschlossene Systemlösung oder ein einzelnes Produkt ist ECM nicht. Man kann daher ECM gleichbedeutend mit [[Dokumenten-Technologien|DRT Document Related Technologies]] oder DLM [[Dokumentlebenszyklusmanagement]] (Document Lifecycle Management) nur als eine mögliche zusammenfassende Gruppenbezeichnung für die verschiedenen Technologien, Produktansätze und Unternehmen positionieren.
Die anerkannte Definition des Akronyms ''ECM'' und des Begriffes ''Enterprise-Content-Management'' stammt vom Branchenverband AIIM International: {{"|Enterprise-Content-Management umfasst die Strategien, Methoden und Werkzeuge zur Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Content und Dokumenten zur Unterstützung organisatorischer Prozesse.|Autor=AIIM international 2008|Quelle=}}<ref>AIIM Association for Information and Image Management international, 2005, [http://www.aiim.org/what-is-ecm-enterprise-content-management AIIM Webseite]. Zur Entwicklung der Definition siehe auch deren [[Diskussion:Enterprise-Content-Management|Geschichte]] auf der Diskussionsseite.</ref> ECM schließt dabei herkömmliche Techniken wie [[Enterprise-Content-Management-System#Capture (Erfassung)|Input-Management]], [[Dokumentenmanagement]], [[Collaboration Software|Collaboration]], [[WCMS|Web-Content-Management]], [[Workflow]], [[Business Process Management]], [[Enterprise-Content-Management-System#Deliver (Liefern, Bereitstellen, Ausgeben)|Output-Management]], [[Enterprise-Content-Management-System#Store (Speichern)|Storage]] und [[elektronische Archivierung]] ein.<ref>Siehe hierzu auch die einzelnen [[Enterprise-Content-Management-System|ECM-Komponenten]] im Detail.</ref> ECM ist ein Teilgebiet des [[Informationsmanagement]]s und beschäftigt sich vorrangig mit schwachstrukturierten oder unstrukturierten [[Information]]en, die auch als [[Elektronisches Dokument|Dokumente]] oder [[Inhalt|Content]] bezeichnet werden.<ref>Ulrich Kampffmeyer: ''Dokumenten-Technologien&nbsp;– Wohin geht die Reise?''. Hamburg, 2003a.</ref>


Besonders das [[Internet]] veränderte den bisherigen Dokument-Begriff und die damit verbundenen Lösungsangebote. Man spricht modern von [[Webinhalt|Content]] und den dazugehörigen Systemen wie [[Content-Management]], Web-Content-Management oder Enterprise-Content-Management. Dokument und Content haben eine unterschiedliche Qualität, man kann die Begriffe nicht synonym verwenden. Bei Content wird der geschlossene Charakter des elektronischen Dokumentes aufgelöst. Strukturinformationen, beschreibende [[Metadaten]], [[Layout]]s werden getrennt vom eigentlichen [[Inhalt]] verwaltet, damit der Inhalt in unterschiedlichsten Formen, für unterschiedlichste Zwecke benutzt werden kann. Enterprise-Content-Management selbst ist nur einer der vielfältigen Begriffe im Umfeld des Content-Managements. Enterprise-Content-Management hat den Anspruch, auch Web-Content-Management mit einzuschließen (siehe die einzelnen [[Enterprise-Content-Management-System|ECM-Komponenten]]). Jedoch muss man auch angesichts des allumfassenden Anspruchs und der zahllosen Komponenten von Enterprise-Content-Management konstatieren, dass ECM allenfalls als Vision, [[Strategie (Wirtschaft)|Strategie]] oder Bezeichnung einer [[Wirtschaftszweig|Branche]] dienen kann – eine geschlossene Systemlösung oder ein einzelnes Produkt ist ECM nicht. Man kann daher ECM gleichbedeutend mit [[Dokumenten-Technologien|DRT Document Related Technologies]] oder DLM [[Dokumentlebenszyklusmanagement]] (Document Lifecycle Management) nur als eine mögliche zusammenfassende Gruppenbezeichnung für die verschiedenen Techniken, Produktansätze und Unternehmen positionieren.<ref>Ulrich Kampffmeyer: ''Enterprise-Content-Management – Zwischen Vision und Realität''. Hamburg 2003b. "Enterprise Content Management - die unternehmensweite Informationsplattform der Zukunft"; [https://www.project-consult.com/Files/ECM_Whitepaper_20031027.pdf freier Download PDF (588 KB)]</ref>
Der Begriff ECM Enterprise Content Management beinhaltet die Wortkombination Content Management und überschneidet sich so zugleich mit dem Anspruch von Content Management. Bevor man sich einer Definition von ECM zuwenden kann, muss daher zunächst der Begriff [[Content-Management-System|Content Management]] (CM) und die Abgrenzung zum [[WCMS|Web Content Management]] (WCM) betrachtet werden.


Der Begriff Enterprise-Content-Management beinhaltet die Wortkombination Content-Management und überschneidet sich so zugleich mit dem Anspruch von Content-Management. Bevor man sich einer Definition von ECM zuwenden kann, muss daher zunächst der Begriff [[Content-Management-System|Content-Management]] (CM) und die Abgrenzung zum [[WCMS|Web-Content-Management]] (WCM) betrachtet werden.<ref>Folgender Abschnitt nach Kampffmeyer, 2003a</ref>
=== Content Management (CM)===


== Anspruch ==
Geht man an die Wurzeln des Begriffes Content Management, so muss man feststellen, dass bereits der Begriff im Angloamerikanischen ([[:en:Content]]) nicht eindeutig fassbar ist (ein grundlegendes Problem ist hier die Abgrenzung der Termini [[Daten]], [[Information]], [[Inhalt|Content]], [[Dokument]] und [[Wissen]] sowohl innerhalb einer Sprache als auch zwischen Sprachen wie z.B. Deutsch und Englisch). Content ist nicht einfach eine Neudefinition des herkömmlichen [[Dokument]]enbegriffs. Content ist im Prinzip alles was an inhaltlicher [[Information]] in Systemen vorgehalten wird. Selbst die herkömmliche Abgrenzung zwischen un- oder schwachstrukturierten [[Daten]] greift beim Begriff Content nicht mehr.
[[Datei:ECM Architektur.jpg|mini|Enterprise-Content-Management: ECM Architektur. Quelle: AIIM / PROJECT CONSULT 2003]]
Enterprise-Content-Management geht von dem Ansatz aus, alle [[Information]]en eines Unternehmens auf einer einheitlichen Plattform zur Nutzung intern, im Partnerverbund und extern bereitzustellen („Unified-Federated-Repository“, Data-/ Document-/ Content-Warehouse).
ECM umfasst herkömmliche Informationstechniken wie [[Dokumentenmanagement]], Knowledge Management ([[Wissensmanagement]]), [[Workflow-Management]], [[Elektronische Archivierung|Archivierung]] etc. und integriert die [[Hostrechner|Host]]- und [[Client]]/[[Server]]-Welt mit Portal- und anderen Internet-Techniken.
Ziel von ECM ist, Daten- und Dokumenten[[Redundanz (Informationstheorie)|redundanz]] zu vermeiden (jede [[Information]] existiert nur einmal), den Zugriff einheitlich zu regeln, unabhängig von Quelle und Nutzung beliebige Informationen bereitzustellen und als [[Server|Dienst]] allen [[Anwendungsprogramm|Anwendungen]] gleichförmig zur Verfügung zu stellen.


ECM ist eine [[Basistechnologie]] von [[E-Business]] zur Bereitstellung der erforderlichen Informationen und Steuerung der Prozesse.
Content wird heute mit [[Datenbank]]en verwaltet und die Grenze zwischen strukturierten Datensätzen und unstrukturiertem Content ist längst verwischt. Es gibt jedoch Merkmale für elektronischen Content, die diesen von anderen Formen von Inhalten in elektronischen Systemen unterscheiden.


Mit dem Begriff Enterprise-Content-Management werden daher Lösungen zusammengefasst, die zwar auch [[Internet]]-Techniken benutzen, aber schwerpunktmäßig auf die Inhouse-Informationsbereitstellung zielen. Lösungsspektrum sind hier vorrangig Enterprise-[[Portal (Informatik)|Portale]] für [[B2B]] als [[Extranet]] und [[B2E]] als [[Intranet]]. Die Mehrzahl der bisherigen [[Dokumentenmanagement]]-, [[Groupware]]- und [[Workflow]]-Anbieter, die ihre Architekturen noch nicht vollständig umgestellt haben und lediglich einen Web-[[Server]] vor ihre Anwendungen stellen, finden sich auch in dieser Kategorie wieder.
'''Definition „Content“''' im Rahmen des Enterprise Content Management Konzeptes


Enterprise-Content-Management verfolgt dabei einen [[Enterprise-Content-Management-System|Komponentenansatz]], der in mehreren [[7-Schichten-Modell|Schichten]] die notwendige Infrastruktur für beliebige Anwendungen bereitstellt. Es positioniert sich als [[Middleware]], deren [[Server|Dienste]] allen [[Anwendungsprogramm|Anwendungen]] zur Verfügung stehen. Wichtige Anwendungsschwerpunkte, die auf [[Enterprise-Content-Management-System|Infrastrukturkomponenten]] von Enterprise-Content-Management basieren, sind z.&nbsp;B.:<ref>Kampffmeyer, 2003a.</ref>
[[Content]] (engl. für [[Inhalt]]) ist [[Information]] in strukturierter, schwach strukturierter und in unstrukturierter Form, die in elektronischen Systemen zur Nutzung bereitgestellt wird.
:* Strukturierter Content sind Daten, die in einem standardisierten Layout aus datenbankgestützten Systemen bereitgestellt werden (z.B. formatierte Datensätze aus einer Datenbank).
:* Schwach strukturierter Content sind Informationen und Dokumente, die zum Teil Layout und Meta-Daten mit sich tragen, jedoch nicht standardisiert sind (z.B. Textverarbeitungsdateien).
:* Unstrukturierter Content besteht aus beliebigen Informationsobjekten, deren Inhalt nicht direkt erschlossen werden kann und die nicht eine Trennung von Inhalt, Layout und Metadaten besitzen (Bilder, [[GIF]]s, [[Digital Video|Video]], Sprache, [[Faksimile]]s etc.)
Content setzt sich immer aus dem [[Inhalt]] und zugehörigen [[Metadaten|Meta-Informationen]] zusammen. Diese Meta-Informationen müssen für den Nutzer nicht unbedingt sichtbar sein. Sie dienen vorrangig der Verwaltung und Kontrolle des eigentlichen Inhalts. Wichtige Komponente von CMS Content-Management-Systemen ist daher die Trennung von [[Layout]]- und Strukturinformationen vom eigentlichen [[Inhalt]].


; ECM-[[Portal (Informatik)|Portal]]
Für diese Aufgabe gewinnt [[XML]], eXtensible Markup Language, als universelle Beschreibungssprache immer mehr Bedeutung, ohne dass die Nutzung von [[XML]] für [[Schnittstelle]]n und [[Dokumentenformat|Dokumentformaten]] heute bereits als grundlegende Eigenschaft zu werten ist.
: [[Webbrowser|Browser]]-basierte, personalisierte Oberfläche zum Zugriff auf Informationen aus unterschiedlichen internen und externen Quellen sowie zur Ablösung bisheriger [[Großrechner|Host]]- und/oder [[Client]]-Benutzeroberflächen.
; ECM-Data/Document-Warehouse
: [[Software-Agent|Agenten]], [[Middleware]] und Meta-Datenbanken zur Zusammenführung und Verdichtung von unstrukturierten Informationen aus verschiedenen Quellen im Unternehmen.
; ECM-[[Workflow]]
: Prozessgesteuerte Zusammenführung und Nutzung von Informationen.
; ECM-[[Knowledge Management System|Knowledge-Management]]
: Aufbereitung von strukturierten und unstrukturierten Informationen, [[automatische Klassifikation]] sowie [[E-Learning|Computer Based Training]] (CBT).


== Merkmale ==
'''Definition „Content Management System (CMS)“'''
Betrachtet man die Definitionen der unterschiedlichen Anwendungsbereiche von ECM und [[Content-Management-System#Begriff|WCM]], wird deutlich, dass die heute noch vorhandenen Unterschiede in den Systemkategorien nicht mehr lange aufrechterhalten werden können. Dies gilt für die Produkte und die technischen Plattformen ebenso wie für die Nutzungsmodelle. Was heute noch als reine Inhouse-Lösung genutzt wird, soll morgen bereits dem Partner oder Kunden zugänglich gemacht werden. Die Inhalte und Strukturen eines heutigen, auf Außenwirkung ausgerichteten Web-[[Webportal|Portals]] soll morgen bereits die Plattform für die interne Informationsbereitstellung sein.


ECM soll die Restriktionen bisheriger vertikaler Anwendungen und „Insel“-[[Architektur (Informatik)|Architekturen]] überwinden. Der Anwender sieht im Prinzip nicht, dass er mit einer ECM-Lösung arbeitet. Für die neue Welt „web-basierter [[Informationstechnik|IT]]“, die sich quasi als dritte Plattform neben herkömmlichen [[Hostrechner|Host-]] und [[Client]]-/[[Server]]-Systemen etabliert, bietet ECM die notwendige Infrastruktur. Für die Einführung und Nutzung von ECM spielt daher [[Enterprise Application Integration]] (EAI) eine besondere Rolle.
''[[Content_Management_System|Content Management Systeme]]'' ''([[CMS]]) im übergreifenden Sinn unterstützen:
:* die Erstellung von Content (direkt oder durch Anbindung weiterer Programme),
:* die Verwaltung von Content (Content Management im engeren Sinn),
:* die Bereitstellung von Content (Präsentation, Distribution),
:* die Kontrolle von Content (Rechte, Versionierung) und
:* die Individualisierung von Content (Personalisierung, Sichten).
Content Management im engeren Sinn bezeichnet lediglich die programmgestützte Verwaltung von Inhalten ([[Datenbank]]en, Archive etc.).


Der Anspruch eines Enterprise-Content-Management-Systems im Unterschied zu reinem Web-Content-Management manifestiert sich nach [[Ulrich Kampffmeyer]], 2001, in drei wesentlichen Konzepten:<ref>Ulrich Kampffmeyer, "Enterprise Content Management – Herrscher über Informationen". Computerwoche, CW-exktraKT, München, 24. September 2001</ref>
Die Begriffe Content Management, [[Content-Management-System]] und [[CMS]] werden von Anbietern und Anwendern häufig undifferenziert benutzt. Bei der Betrachtung des Themas Content Management muss daher zwischen der generellen Kategorie CMS Content Management Systeme sowie zwei speziellen Ausprägungen, den [[WCMS]] Web Content Management Systemen und ECMS Enterprise Content Management Systemen unterschieden werden. Sie haben verschiedene Ursprünge, differente Funktionen und einen sehr unterschiedlichen Anspruch.
* Enterprise Content Management [[Enterprise-Content-Management-System|Komponenten]] als unabhängige [[Server|Dienste]]: ECM soll [[Information]]en unabhängig von der Quelle und unabhängig von der benötigten Nutzung verwalten. Die Funktion wird hier als Dienst bereitgestellt, der von den verschiedensten Anwendungen im Rahmen einer [[Serviceorientierte Architektur|Serviceorientierten Architektur]] (SOA)<ref>Als der Begriff ECM Middleware geprägt wurde, gab es den Begriff SOA Service orientierte Architektur noch nicht. Diese Ableitung wurde später dem originalen Zitat hinzugefügt.</ref> genutzt werden kann. Der Vorteil eines Dienstekonzeptes ist, dass für jede Funktion jeweils nur ein allgemeiner [[Server|Dienst]] zur Verfügung steht und redundante, aufwendig zu pflegende und teure Parallelität gleicher Funktion vermieden wird.
* Enterprise Content Management als einheitliches [[Repository]] für alle Typen von Informationen: ECM soll als ContentWarehouse (übergreifend für DataWarehouse und DocumentWarehouse) Informationen des Unternehmens in einem einheitlich strukturierten Repository zusammenführen. Aufwendige Redundanz und damit verbundene Probleme der [[Konsistenz (Datenspeicherung)|Konsistenz]] von Informationen werden überwunden. Alle Anwendungen liefern ihren Content in einem einheitlichen Repository ab, das wiederum allen Anwendungen die benötigten Informationen bereitstellt.
* EAI [[Enterprise Application Integration]] verbindet alle Komponenten: ECM ordnet sich so als eine Sammlung von Infrastrukturkomponenten in ein Mehr[[schichtenmodell]] ein und umfasst alle [[Dokumenten-Technologien|DRT]] Document Related Technologies zur Handhabung, Erschließung und Verwaltung schwach strukturierter Daten. ECM Enterprise-Content-Management stellt damit eine der notwendigen Basiskomponenten des übergreifenden Anwendungsfeldes [[E-Business]] dar.


Enterprise-Content-Management funktioniert dann richtig, wenn der Anwender praktisch nichts davon merkt. [[Enterprise-Content-Management-System|ECM-Techniken]] sind Infrastruktur, die als [[Service Oriented Architecture|nachgeordnete Dienste]] Fachanwendungen unterstützen.
Es sind somit drei Hauptströmungen der „[[Begriffsbesetzung]]“ Content Management festzustellen. Rechnet man DAM [[Digital Asset Management]] bzw. auch MAM Media Asset Management oder RMM Rich Media Management genannt, hinzu, sind es sogar vier Ansätze.
ECM erhebt auch den Anspruch, alle Informationen eines WCM mit zu verwalten und als universelles Repository die Anforderungen der Archivierung mit abzudecken.<ref>Kampffmeyer, 2001.</ref>


== Komponenten ==
===Content Management und Content Syndication===
{{Hauptartikel|Enterprise-Content-Management-System}}


[[Datei:ECM Komponenten.jpg|mini|Enterprise Content Management: ECM-Komponenten. Quelle: AIIM / PROJECT CONSULT 2003]]
Die erste Strömung kann man als Content Management im engeren Sinn betrachten.
Für ECM-Lösungen werden die unterschiedlichsten Techniken und Komponenten kombiniert, die zum Teil auch als eigenständige Lösungen sinnvoll ohne den Anspruch an ein unternehmensweites System nutzbar sind.<ref>Kampffmeyer, 2003b.</ref>


Diese ECM-Komponenten und -Techniken lassen sich in fünf Hauptkategorien einordnen:
Hier geht es wirklich um den Inhalt, den Content. Eine Ausprägung ist die Bereitstellung von Content für Vermarktungs- und Verteilungszwecke. Man spricht in diesem Zusammenhang von [[Content-Syndication]], wenn Inhalte übergreifend für verschiedene Verwendungszwecke und Verwendungsformen bereitgestellt werden. Der [[Content]] sind hier z. B. digitale Bücher, [[Digital Video|digitale Videos]], [[MP3|digitale Musik]], die verwaltet, abgerechnet, geschützt und verteilt werden sollen. Ziel der Verleger und anderer Content-Anbieter ist die gesicherte und auf die Anforderungen der jeweiligen Zielgruppe gerichtete Vermarktung des Content. Hier spielen deshalb Komponenten wie DRM [[Digital Rights Management]] oder MMCRS MultiMedia Clearing Rights Systems zur autorenrechtlich einwandfreien Nutzung, [[Content-Syndication]] zur Zusammenführung von Inhalten, die Abrechnung der Nutzung, Telecommunication Integration für [[Wireless_Application_Protocol|WAP]] und den Internet-Fernseher zu Hause, E-Books, digitale [[Wasserzeichen]] und [[Kopierschutz]]mechanismen, schnelle komprimierte Bereitstellung über unterschiedlichste [[Netzwerk|Netze]] etc. eine besondere Rolle. Die technische Lösung ist hierbei von nachgeordneter Bedeutung, der Schwerpunkt liegt auf der kommerziellen Ausnutzung des Content selbst. Content Management mündet hier zunehmend in [[Asset Management System|Media Asset Management]].


* Erfassung ([[Enterprise-Content-Management-System#Capture (Erfassung)|Capture]]),
===Web Content Management (WCM)===
* Verwaltung ([[Enterprise-Content-Management-System#Manage (Verwaltung, Bearbeitung, Nutzung)|Manage]]),
* Speicherung ([[Enterprise-Content-Management-System#Store (Speichern)|Store]]),
* Ausgabe ([[Enterprise-Content-Management-System#Deliver (Liefern, Bereitstellen, Ausgeben)|Deliver]]) und
* Bewahrung ([[Enterprise-Content-Management-System#Preserve (Erhalten, Bewahren, Archivieren)|Preserve]])


Dieses Modell orientiert sich an den fünf Leitbegriffen der Definition der AIIM International. Die bisherigen klassischen Anwendungsfelder
Die zweite Strömung ist Content Management im Sinne von Web-Content-Management (WCM).


* Document Management (DM, DMS, [[Dokumentenmanagement]]),
Hier ging es zunächst nur darum, die unzulänglichen Möglichkeiten von [[Hypertext_Markup_Language|HTML]] zur Gestaltung einer Website mit professionellen Tools zu überwinden. Versionierung von Websites, Integration von geschützten [[Intranet]]-Bereichen, [[E-Commerce]] mit Bezahlfunktionalität, dynamisches Füllen von Seiten aus [[Datenbank]]en und effiziente Pflegetools, die den editorischen Prozess der Inhaltserstellung und Publikation unterstützen, bilden den Schwerpunkt dieser Produktkategorie. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Dokumenten-Management-Produkten durch die fokussierte Ausrichtung auf Internet-Formate wie [[HTML]], [[XML]], [[GIF]] und andere.
* [[Groupware|Collaboration]] (die Zusammenarbeit unterstützende Systeme, [[Groupware]]),
Inzwischen sind die Grenzen zwischen Website-Gestaltung, Website-Inhaltsverwaltung, datenbankgestützte Informationsbereitstellung, Personalisierung und automatisierte Inhaltspublikation weitgehend verwischt.
* [[Content-Management|Web-Content-Management]] (WCM, CMS, einschließlich [[Portal (Informatik)|Portale]]),
* [[Schriftgutverwaltung|Records Management]] (RM, [[Elektronische Archivierung|Archiv]]- und Ablageverwaltungssysteme mit Nutzung von [[Langzeitarchivierung|Langzeitspeichermedien]]) und
* [[Arbeitsablauf|Workflow]] / [[Prozessmanagement|Business Process Management]] (BPM, [[Vorgangsbearbeitung]])


bilden die eigentlichen Manage-Komponenten (Verwaltungs- und Verarbeitungskomponenten), die Capture, [[Storage Management System|Store]], Deliver und [[Langzeitarchivierung|Preserve]] verbinden und kombiniert oder alternativ eingesetzt werden können.
'''Definition „Web Content Management System“'''


Während [[Dokumentenmanagement|Document Management]], Web-Content-Management, Collaboration, Workflow und [[Geschäftsprozess|Business Process Management]] eher für den dynamischen Teil des [[Informationslebenszyklusmanagement|Lebenszyklus]] von [[Information]] zuständig sind, ist die Aufgabe des Records Management die Verwaltung nicht mehr zu verändernder Information. Über allem schwebt die Nutzung der Information, sei es durch eigenständige [[Client]]en der ECM-System-Komponenten oder sei es in Gestalt eines "Enabling" vorhandener Anwendungen (Funktion wird in eine vorhandene [[Anwendungssoftware|Anwendung]] so integriert, so dass keine eigene Client-Oberfläche notwendig ist), die auf die Funktionen der ECM-Dienste und die gespeicherten Informationen zugreifen. Besonders durch die Integration bestehender Techniken wird deutlich, dass ECM nicht als eine neue Produktkategorie auftritt, sondern sich als integrierende Kraft positioniert.<ref>Ulrich Kampffmeyer: ''ECM Enterprise Content-Management''. Hamburg 2006; [http://www.project-consult.de/Files/ECM_White%20Paper_kff_2006.pdf freier Download PDF]</ref>
Web-Content-Management umfasst die [[Web Content Lifecycle|Verwaltung]] von Content auf [[internet]]-basierten [[Website|Web-Sites]] und [[Webportal|Portalen]].


== Literatur ==
''Web-Content-Management-Systeme'' ([[WCMS]], WebCMS) lassen sich funktional wie folgt gruppieren:
* Ulrich Kampffmeyer: ''Dokumenten-Technologien: Wohin geht die Reise?''. Hamburg, 2003 (a), ISBN 3-9806756-4-5.
* Hans-Peter Fröschle, Siegfried Reich (Hrsg.): ''Enterprise Content Management'', dpunkt.verlag 2007, ISBN 978-3-89864-456-3
* Martin Böhn, Michael Schiklang: ''Enterprise Content Management'', Oxygon Verlag 2008, ISBN 978-3-937818-35-1
* Stefan Otto Sorg: ''Wegweiser für Manager: Das papierarme Büro.'' ISBN 978-3-00-026672-0
* Wolfgang Riggert: ''ECM Enterprise Content Management – Konzepte und Techniken rund um Dokumente'', Vieweg+Teubner 2009, ISBN 978-3-8348-0841-7


== Weblinks ==
:* WCM [[Design]]
;Verbände
::Web Design-Werkzeuge für Entwurf, Graphikdesign und Aufbau der Funktionalität einer Website. Diese Lösungen dienen hauptsächlich zur Gestaltung der Website.
* [http://www.AIIM.org/ AIIM] Seite des internationalen Dachverbandes für ECM Enterprise Content Management (englisch), Herkunft der Definition von ECM
:* WCM Authoring
* [http://www.bitkom.de/ecm BITKOM] Seite des Kompetenzbereich ECM im Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.&nbsp;V., Sprachrohr der ECM-Branche
::[[Redaktionssystem]]e zur Erstellung, Verwaltung und Beschickung von Web-Sites (Web-Editoren, Web-Authoring, Web-eProcess u. a.). Diese Lösungen dienen hauptsächlich zur Unterstützung des Editionsprozesses mit Workflowfunktionalität.
* [http://www.voi.de VOI] [[Verband Organisations- und Informationssysteme]] e.&nbsp;V., deutscher Fachverband zu ECM
:* WCM Repository
* [https://www.contentmanager.de/cms/enterprise-content-management-systeme-im-vergleich/ 17 Enterprise Content Management Systeme mit Kriterienkatalog im Vergleich] auf contentmanager.de
::Web-Site-Operating-Systeme, die den Content zur [[Laufzeit]] bereitstellen. Hier geht es um das interne Management der bereitgestellten [[Information]]en und die Bereitstellung als Laufzeitumgebung. Als besondere Eigenschaft kommt die Zusammenführung von Inhalten aus verschiedenen Quellsystemen hinzu. Diese Systeme sind zunehmend [[Datenbank]]-basiert (Ablösung von HTML-hierarchischen Verzeichnissen)
:* WCM Publication
::Web Publishing-Lösungen mit aktiver Informationsverteilung. Diese Lösungen bieten neben der reinen "Pull"-Bereitstellung von Informationen auch das "Push"-Prinzip mit der gezielten Distribution von Informationen.
:* WCM eBusiness
::Bei diesen integrierten Systemen geht es über die reine Aufbereitung, Verwaltung und Verteilung des Content hinaus. Weitere Funktionen erlauben auch die direkte Interaktion und individualisierte Nutzung. Basis für diese Lösungen sind in der Regel aufwendige [[Webportal|Portal]]-Systeme.


;Anbieter
[[WCMS]] konzentrieren sich auf die Bereitstellung von Content für offene Benutzergemeinschaften im Internet.
* {{dmoz|World/Deutsch/Computer/Software/Dokumentenmanagement/Produkte_und_Dienstleistungen|Dokumentenmanagement}}


== Einzelnachweise ==
Das Web-Content-Management entwickelt sich zur Basistechnologie von [[Webportal|Portalen]]. Benötigte Dokumenten-orientierte Komponenten wurden dabei nicht den herkömmlichen [[Dokumentenmanagement|DMS]]-Produkten entlehnt sondern häufig neu erfunden.
<references />


[[Kategorie:Wirtschaftsinformatik]]
===Enterprise Content Management (ECM)===

Die dritte Strömung, ECM Enterprise Content Management, ist auf den ersten Blick nur eine [[Transformation]] bestehender Technologien oder gar nur von [[Marketing]]aussagen - frei nach der Devise ,,aus dem Archiv-Server wird ein Document-Server wird ein Content-Server wird ein Portal-Server wird ein „xyz“-Server wird ein ...".

Die [[Studie]] der AIIM International zum ECM-Markt, die von der [[Gartner Group]] im Jahr 2001 erstellt wurde, tut sich daher auch sehr schwer mit der Abgrenzung. Der weltweite Dachverband der Anbieter und Anwender von [[Dokumenten-Technologien]], [http://www.AIIM.org AIIM] Association for Information and Image Management International, Silver Springs, USA, gilt als Wegbereiter von ECM Enterprise Content Management und hat in mehreren Anläufen versucht ECM zu definieren (siehe [[Diskussion:ECM-Definition|Entstehung und Entwicklung des Akronyms ECM]]).

Das Akronym ECM wurde seit der ersten Definition im Jahr 2001 mehrfach neu interpretiert und mit anderen Inhalten versehen. Seit August 2005 wird ECM von der AIIM wie folgt interpretiert:

'''Definition „Enterprise Content Management (ECM)“ der AIIM International'''

: ''Enterprise Content Management is the [[ECM-Komponenten|technologies]] used to Capture, Manage, Store, Preserve, and Deliver content and documents related to organizational processes.''

Aus dem Umfeld von [[Dokumenten-Technologien|Document Related Technologies]] werden die Funktionalität traditioneller Archiv-, Dokumenten-Management- und Workflow-Lösungen auf die Anforderungen des Content Management umgebaut oder neue Produktsuiten generiert, die Web-basierte Komponenten mit den herkömmlichen Produkten verbinden (zu den einzelnen Begriffen und Komponenten siehe [[ECM-Komponenten]]). Aus Content Management wird in diesem Zusammenhang dann meistens ECM Enterprise Content Management. Damit soll deutlich gemacht werden, dass es nicht nur um die weborientierte Außenwirkung, sondern um die Erschließung aller strukturierten und unstrukturierten Informationen im Unternehmen geht. Der Fokus der meisten Lösungen ist daher häufig noch auf [[Intranet]]s oder anders abgekürzt, auf [[B2E]], „business to employee“, ausgerichtet. Aber auch aus diesem Ansatz kommen neue Komponenten, die das Content Management sinnvoll erweitern - [[automatische Klassifikation]], Profiling, Web-Transaktions-Archivierung und andere.

==Anspruch von Enterprise Content Management (ECM)==

[[Bild:ECM_Architektur.jpg|thumb|Enterprise Content Management: ECM Architektur. Quelle: AIIM / PROJECT CONSULT 2003]]

ECM Enterprise Content Management geht vom Ansatz aus, alle [[Information]]en eines Unternehmens auf einer einheitlichen Plattform zur Nutzung intern, im Partnerverbund und extern bereitzustellen („Unified-Federated-Repository“, Data-/ Document-/ Content-Warehouse).
ECM umfasst herkömmliche Informationstechnologien wie [[Dokumentenmanagement]], Knowledge Management ([[Wissensmanagement]]), [[Workflow-Management]], [[Elektronische Archivierung|Archivierung]], etc. und integriert die [[Host]]- und [[Client]]/[[Server]]-Welt mit Portal- und anderen Internet-Technologien.
Ziel von ECM ist, Daten- und Dokumenten[[Redundanz (Information)|redundanz]] zu vermeiden (jede [[Information]] existiert nur einmal), den Zugriff einheitlich zu regeln, unabhängig von Quelle und Nutzung beliebige Informationen bereitzustellen und als [[Server|Dienst]] allen [[Anwendungsprogramm|Anwendungen]] gleichförmig zur Verfügung zu stellen.

ECM ist eine Basistechnologie von [[E-Business]] zur Bereitstellung der erforderlichen Informationen und Steuerung der Prozesse.

Mit dem Begriff Enterprise Content Management werden daher Lösungen zusammengefasst, die zwar auch [[Internet]]-Technologien benutzen, aber schwerpunktmäßig auf die Inhouse-Informationsbereitstellung zielen. Lösungsspektrum sind hier vorrangig Enterprise [[Portal (Informatik)|Portale]] für [[B2B]] als [[Extranet]] und [[B2E]] als [[Intranet]]. Die Mehrzahl der bisherigen [[Dokumentenmanagement|Dokumenten-Management]]-, [[Groupware]]- und [[Workflow]]-Anbieter, die ihre Architekturen noch nicht vollständig umgestellt haben und lediglich einen Web-[[Server]] vor ihre Anwendungen stellen, finden sich auch in dieser Kategorie wieder.

Enterprise Content Management verfolgt dabei einen [[ECM-Komponenten|Komponentenansatz]], der in mehreren [[7-Schichten-Modell|Schichten]] die notwendige Infrastruktur für beliebige Anwendungen bereitstellt. Es positioniert sich als [[Middleware]], deren [[Server|Dienste]] allen [[Anwendungsprogramm|Anwendungen]] zur Verfügung stehen. Wichtige Anwendungsschwerpunkte, die auf [[ECM-Komponenten|Infrastrukturkomponenten]] von ECM Enterprise Content Management basieren, sind z.B.:

:* ECM [[Portal (Informatik)|Portal]]
::[[Webbrowser|Browser]]-basierte, personalisierte Oberfläche zum Zugriff auf Informationen aus unterschiedlichen internen und externen Quellen sowie zur Ablösung bisheriger [[Host]]- und/oder [[Client]]-Benutzeroberflächen.
:* ECM Data/Document-Warehouse
::[[Software-Agent|Agenten]], [[Middleware]] und Meta-Datenbanken zur Zusammenführung und Verdichtung von unstrukturierten Informationen aus verschiedenen Quellen im Unternehmen.
:* ECM [[Workflow]]
::Prozessgesteuerte Zusammenführung und Nutzung von Informationen.
:* ECM [[Knowledge Management System|Knowledge Management]]
::Aufbereitung von strukturierten und unstrukturierten Informationen, [[automatische Klassifikation]] sowie [[E-Learning|CBT Computer Based Training]].

==Merkmale des Enterprise Content Management==

Betrachtet man die Definitionen der unterschiedlichen Anwendungsbereiche von ECM und WCM wird deutlich, dass die heute noch vorhandenen Unterschiede in den Systemkategorien nicht mehr lange aufrechterhalten werden können. Dies gilt für die Produkte und die technischen Plattformen ebenso wie für die Nutzungsmodelle. Was heute noch als reine Inhouse-Lösung genutzt wird, soll morgen bereits dem Partner oder Kunden zugänglich gemacht werden. Die Inhalte und Strukturen eines heutigen, auf Außenwirkung ausgerichteten Web-[[Webportal|Portals]] soll morgen bereits die Plattform für die interne Informationsbereitstellung sein.

ECM soll die Restriktionen bisheriger vertikaler Anwendungen und „Insel“-[[Der_Architekturbegriff_in_der_Informatik|Architekturen]] überwinden. Der Anwender sieht im Prinzip nicht, dass er mit einer ECM-Lösung arbeitet. Für die neue Welt „web-basierter [[Informationstechnik|IT]]“, die sich quasi als dritte Plattform neben herkömmlichen [[Host]]- und [[Client]]-/[[Server]]-Systemen etabliert, bietet ECM die notwendige Infrastruktur. Für die Einführung und Nutzung von ECM spielt daher [[Enterprise Application Integration|EAI]] Enterprise Application Integration eine besondere Rolle.

Der Anspruch eines Enterprise Content Management Systems im Unterschied zu reinem Web Content Management manifestiert sich nach Ulrich Kampffmeyer, 2001, in drei wesentlichen Konzepten:

:* Enterprise Content Management [[ECM-Komponenten|Komponenten]] als unabhängige [[Server|Dienste]].
::ECM soll [[Information]]en unabhängig von der Quelle und unabhängig von der benötigten Nutzung verwalten. Die Funktionalität wird hier als Dienst bereitgestellt, der von den verschiedensten Anwendungen im Rahmen einer [[Serviceorientierte Architektur|Serviceorientierten Architektur]] (SOA) genutzt werden kann. Der Vorteil eines Dienstekonzeptes ist, dass für jede Funktionalität jeweils nur ein allgemeiner [[Server|Dienst]] zur Verfügung steht und redundante, aufwendig zu pflegende und teuere Parallelität gleicher Funktionalität vermieden wird.
:* Enterprise Content Management als einheitliches Repository für alle Typen von Informationen.
::ECM soll als ContentWarehouse (übergreifend für DataWarehouse und DocumentWarehouse) Informationen des Unternehmens in einem einheitlich strukturierten Repository zusammenführen. Aufwendige Redundanz und damit verbundene Probleme der [[Konsistenz]] von Informationen werden überwunden. Alle Anwendungen liefern ihren Content in einem einheitlichen Repository ab, das wiederum allen Anwendungen die benötigten Informationen bereitstellt.
:* [[EAI]] Enterprise Application [[Integration]] verbindet alle Komponenten.
::ECM ordnet sich so als eine Sammlung von Infrastrukturkomponenten in ein Mehr[[schichtenmodell]] ein und umfasst alle [[Dokumenten-Technologien|DRT]] Document Related Technologies zur Handhabung, Erschließung und Verwaltung schwach strukturierter Daten. ECM Enterprise Content Management stellt damit eine der notwendigen Basiskomponenten des übergreifenden Anwendungsfeldes [[E-Business]] dar.

Enterprise Content Management funktioniert dann richtig, wenn der Anwender praktisch davon nichts merkt. [[ECM-Komponenten|ECM-Technologien]] sind Infrastruktur, die als [[Service Oriented Architecture|nachgeordnete Dienste]] Fachanwendungen unterstützen.
ECM erhebt auch den Anspruch, alle Informationen eines WCM mit zu verwalten und als universelles Repository die Anforderungen der Archivierung mit abzudecken.

==Komponenten von ECM Enterprise Content Management==

Für ECM Enterprise Content Management Lösungen werden die unterschiedlichsten Technologien und Komponenten kombiniert, die zum Teil auch als eigenständige Lösungen sinnvoll ohne den Anspruch an ein unternehmensweites System nutzbar sind.

[[Bild:ECM_Komponenten.jpg|thumb|Enterprise Content Management: ECM-Komponenten. Quelle: AIIM / PROJECT CONSULT 2003]]

Diese [[ECM-Komponenten]] und -Technologien lassen sich in fünf Hauptkategorien einordnen:

:* Erfassung ([[ECM-Komponenten#Capture (Erfassung)|Capture)]],
:* Verwaltung ([[ECM-Komponenten#Manage (Verwaltung, Bearbeitung, Nutzung)|Manage)]],
:* Speicherung ([[ECM-Komponenten#Store (Speichern)|Store)]],
:* Ausgabe ([[ECM-Komponenten#Deliver (Liefern, Bereitstellen, Ausgeben)|Deliver]]) und
:* Bewahrung ([[ECM-Komponenten#Preserve (Erhalten, Bewahren, Archivieren)|Preserve)]]

Dieses Modell orientiert sich an den fünf Leitbegriffen der Definition der AIIM International. Die bisherigen klassischen Anwendungsfelder

:* Document Management (DM, DMS, [[Dokumentenmanagement]]),
:* [[Collaboration_Software|Collaboration]] (die Zusammenarbeit unterstützende Systeme, [[Groupware]]),
:* Web Content Management (WCM, [[WCMS]], einschließlich [[Webportal|Portale]]),
:* Records Management (RM, [[Elektronische Archivierung|Archiv]]- und Ablageverwaltungssysteme mit Nutzung von [[Langzeitarchivierung|Langzeitspeichermedien]]) und
:* [[Workflow]] / [[Business Process Management]] (BPM, Vorgangsbearbeitung)

bilden die eigentlichen Manage-Komponenten (Verwaltungs- und Verarbeitungskomponenten), die Capture, [[Storage_Management_System|Store]], Deliver und [[Langzeitarchivierung|Preserve]] verbinden und kombiniert oder alternativ eingesetzt werden können.

Während [[Dokumentenmanagement|Document Management]], [[WCMS|Web Content Management]], [[Collaboration Software|Collaboration]], [[Workflow]] und [[Geschäftsprozess|Business Process Management]] eher für den dynamischen Teil des [[Information Lifecycle Management|Lebenszyklus]] von [[Information]] zuständig sind, ist die Aufgabe des Records Management die Verwaltung nicht mehr zu verändernder Information. Über allem schwebt die Nutzung der Information, sei es durch eigenständige [[Client]]en der ECM-System-Komponenten oder sei es in Gestalt eines "Enabling" vorhandener Anwendungen (Funktionalität wird in eine vorhandene [[Anwendungsprogramm|Anwendung]] so integriert, so dass keine eigene Client-Oberfläche notwendig ist), die auf die Funktionalität der ECM-Dienste und die gespeicherten Informationen zugreifen. Besonders durch die Integration bestehender Technologien wird deutlich, dass ECM nicht als eine neue Produktkategorie auftritt, sondern sich als integrierende Kraft positioniert.

Siehe hierzu auch die einzelnen [[ECM-Komponenten]] im Detail.

==Siehe auch==
'''Detailseite zu den Komponenten von Enterprise Content Management Systemen'''
* [[ECM-Komponenten|Enterprise Content Management Systeme und Komponenten]]

'''Andere thematisch zugehörige Seiten auf Wikipedia'''
* [[Business Process Management]]
* [[CompTIA CDIA Plus|CompTIA CDIA+]] Zertifizierung
* [[Collaboration Software]]
* [[Content Management]]
* [[Content-Management-System]] (CMS)
* [[Compliant Transaction Recording]] (CTR)
* [[Web Content Management|Web-Content-Management-System]] (WCMS)
* [[Digitalisierung]]
* [[Dokumentenmanagement]] (DM Document Management oder EDM Electronic Document Management)
* [[Dokumenten-Technologien]]
* [[Dokumentlebenszyklusmanagement]] (DLM Document Lifecycle Management)
* [[Elektronische Archivierung]] (Digital Preservation)
* [[Groupware]]
* [[Informationslebenszyklusmanagement]] (ILM Information Lifecycle Management)
* [[Informationslogistik]]
* [[Informationsmanagement]]
* [[Langzeitarchivierung]] (Preservation)
* [[Output Management]]
* [[Wissensmanagement]] (KM Knowledge Management)
* [[WCMS|Web Content Management]]
* [[Workflow-Management]]

==Literatur==
* ''Herrscher über Informationen''. [http://www.computerwoche.de/index.cfm?pageid=254&artid=24624&category=8&faction=register ComputerWoche Extra], 24. September 2001.
* ''Enterprise-Content-Management - unternehmensweite Informationsplattform der Zukunft''. IT-Research Strategic Bulletin, Sauerlach, 2003, ISBN 3-936052-24-7.
* Tom Jenkins: ''Enterprise Content Management: Turning Content into Competitive Advantage''. Open Text, 2004. In englischer Sprache, nicht über Buchhandel beziehbar sondern nur über die Fa. Open Text.
* Ulrich Kampffmeyer: ''Enterprise Content Management - Zwischen Vision und Realität''. Hamburg 2003. (Quelle des Artikels)
* Ulrich Kampffmeyer: ''Dokumenten-Technologien: Wohin geht die Reise?''. Hamburg 2003, 411 Seiten, ISBN 3-9806756-4-5.
* Renate Karl: ''dsk Studie: ECM/BPM Edition''. Teil 1+2, dsk Beratungs-GmbH, Pfaffenhofen, 2006.
* Markus Nix: ''Web Content Management. CMS verstehen und auswählen''. S&S Pockets, 2005, ISBN 3-935042-64-7.
* Nicole Scheidegger, Pascal Sieber, Heiner Grüter, Simon Scheurer, Roger Gomol, Thomas Frey: ''Enterprise Content Management: Von der Vision zur Realität''. Dr. Pascal Sieber & Partners AG, 2004.

==Weblinks==
'''Informationen zum Thema'''
* [http://www.competence-site.de/enterprise-content-management Competence Center ECM] Artikel, Studien, Interviews etc. zu ECM; dort auch die [http://www.competence-site.de/__C1256ECA002FFE12.nsf/0/D228D31B76B66087C1256EEE00387627?Open Quelle] dieses Wikipedia-Beitrags
* [http://www.contentmanager.de ContentManager.de] mit zahlreichen Artikeln und Diskussionsforen zum Thema ECM
* [http://www.ecm-uebersicht.de ECM-Übersicht] Weblog zu eCMS
* [http://www.ecmguide.de ecmguide.de] Online-Publikation zu ECM

'''Verbände'''
* [http://www.AIIM.org/ AIIM] Seite des internationalen Dachverbandes für ECM Enterprise Content Management (Englisch), Herkunft der Definition von ECM
* [http://www.voi.de VOI] [[Verband Organisations- und Informationssysteme]] e.V., deutscher Fachverband zu ECM
* [http://www.xplor.de Deutsche Xplor] Verband für Entwickler und Anwender von Dokumentenmanagement-Systemen e.V., deutsche Sektion des internationalen Fachverbands für [[Dokumenten-Technologien]]

'''Anbieter'''
* [http://www.dmoz.org/World/Deutsch/Computer/Software/Enterprise_Content_Management/ Open Directory] Verzeichnis Enterprise Content Management (''bitte auf Wikipedia keine Anbieterlinks sondern auf ODP anmelden'')
* [http://www.benchpark.de/showBenchparkPortal.do?reset&m=start&a=ecm Benchpark ECM] Produktübersicht und Zufriedenheitsbewertungen von ECM-Lösungen durch Anwender
* [http://www.project-consult.net/Files/Marktuebersicht_neu.pdf ECM Marktübersicht] mit Klassifizierung der Produktangebote nach den [[ECM-Komponenten|hier]] aufgeführten ECM-Komponenten


[[Kategorie:Wirtschaftsinformatik]]
[[Kategorie:Dokumentation]]
[[Kategorie:Dokumentation]]
[[Kategorie:Content-Management-System]]
[[Kategorie:Kollaborationssoftware]]
[[Kategorie:Kollaborationssoftware]]
[[Kategorie:Informationssystem]]

[[en:Enterprise content management]]
[[fr:Enterprise Content Management]]
[[nl:Enterprise Content Management System]]
[[sv:ECM]]

Aktuelle Version vom 23. April 2025, 19:34 Uhr

Enterprise-Content-Management (ECM) umfasst die Strategien, Methoden und Werkzeuge zur Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Inhalten („Content“) und Dokumenten zur Unterstützung organisatorischer Prozesse im Unternehmen.[1] ECM führt strukturierte, schwach strukturierte und unstrukturierte Informationen zusammen.

Die Bezeichnung Enterprise-Content-Management ist ein modernes Kunstwort, das Produkte, Lösungen, einen Markt und eine Branche beschreiben soll. Sie setzt sich aus drei Einzelbegriffen zusammen, die in dieser Kombination eine spezielle Bedeutung haben:

  • Enterprise steht für eine von allen Zugriffsberechtigten einer Organisation nutzbare Lösung. Die Zugriffsberechtigung kann in Lese- und Bearbeitungsprivilegien differenziert werden.
  • Content steht für beliebige Inhalte in elektronischen Systemen.
  • Management steht für die Verwaltung, Verarbeitung und Kontrolle von Systemen.

Es wurden mehrere Versuche unternommen, den Begriff Enterprise-Content-Management in die deutsche Sprache zu übertragen, z. B. Unternehmenscontentverwaltung oder Unternehmensinhaltemanagement. Diese Versuche leiden darunter, dass sie selbst ungewohnte Begriffsbildungen und nicht abgegrenzte Anglizismen als Wortbestandteil beinhalten. Inzwischen hat sich der Begriff Enterprise-Content-Management und das zugehörige Akronym ECM im deutschen Sprachraum etabliert.

Die anerkannte Definition des Akronyms ECM und des Begriffes Enterprise-Content-Management stammt vom Branchenverband AIIM International: „Enterprise-Content-Management umfasst die Strategien, Methoden und Werkzeuge zur Erfassung, Verwaltung, Speicherung, Bewahrung und Bereitstellung von Content und Dokumenten zur Unterstützung organisatorischer Prozesse.“ (AIIM international 2008)[2] ECM schließt dabei herkömmliche Techniken wie Input-Management, Dokumentenmanagement, Collaboration, Web-Content-Management, Workflow, Business Process Management, Output-Management, Storage und elektronische Archivierung ein.[3] ECM ist ein Teilgebiet des Informationsmanagements und beschäftigt sich vorrangig mit schwachstrukturierten oder unstrukturierten Informationen, die auch als Dokumente oder Content bezeichnet werden.[4]

Besonders das Internet veränderte den bisherigen Dokument-Begriff und die damit verbundenen Lösungsangebote. Man spricht modern von Content und den dazugehörigen Systemen wie Content-Management, Web-Content-Management oder Enterprise-Content-Management. Dokument und Content haben eine unterschiedliche Qualität, man kann die Begriffe nicht synonym verwenden. Bei Content wird der geschlossene Charakter des elektronischen Dokumentes aufgelöst. Strukturinformationen, beschreibende Metadaten, Layouts werden getrennt vom eigentlichen Inhalt verwaltet, damit der Inhalt in unterschiedlichsten Formen, für unterschiedlichste Zwecke benutzt werden kann. Enterprise-Content-Management selbst ist nur einer der vielfältigen Begriffe im Umfeld des Content-Managements. Enterprise-Content-Management hat den Anspruch, auch Web-Content-Management mit einzuschließen (siehe die einzelnen ECM-Komponenten). Jedoch muss man auch angesichts des allumfassenden Anspruchs und der zahllosen Komponenten von Enterprise-Content-Management konstatieren, dass ECM allenfalls als Vision, Strategie oder Bezeichnung einer Branche dienen kann – eine geschlossene Systemlösung oder ein einzelnes Produkt ist ECM nicht. Man kann daher ECM gleichbedeutend mit DRT Document Related Technologies oder DLM Dokumentlebenszyklusmanagement (Document Lifecycle Management) nur als eine mögliche zusammenfassende Gruppenbezeichnung für die verschiedenen Techniken, Produktansätze und Unternehmen positionieren.[5]

Der Begriff Enterprise-Content-Management beinhaltet die Wortkombination Content-Management und überschneidet sich so zugleich mit dem Anspruch von Content-Management. Bevor man sich einer Definition von ECM zuwenden kann, muss daher zunächst der Begriff Content-Management (CM) und die Abgrenzung zum Web-Content-Management (WCM) betrachtet werden.[6]

Enterprise-Content-Management: ECM Architektur. Quelle: AIIM / PROJECT CONSULT 2003

Enterprise-Content-Management geht von dem Ansatz aus, alle Informationen eines Unternehmens auf einer einheitlichen Plattform zur Nutzung intern, im Partnerverbund und extern bereitzustellen („Unified-Federated-Repository“, Data-/ Document-/ Content-Warehouse). ECM umfasst herkömmliche Informationstechniken wie Dokumentenmanagement, Knowledge Management (Wissensmanagement), Workflow-Management, Archivierung etc. und integriert die Host- und Client/Server-Welt mit Portal- und anderen Internet-Techniken. Ziel von ECM ist, Daten- und Dokumentenredundanz zu vermeiden (jede Information existiert nur einmal), den Zugriff einheitlich zu regeln, unabhängig von Quelle und Nutzung beliebige Informationen bereitzustellen und als Dienst allen Anwendungen gleichförmig zur Verfügung zu stellen.

ECM ist eine Basistechnologie von E-Business zur Bereitstellung der erforderlichen Informationen und Steuerung der Prozesse.

Mit dem Begriff Enterprise-Content-Management werden daher Lösungen zusammengefasst, die zwar auch Internet-Techniken benutzen, aber schwerpunktmäßig auf die Inhouse-Informationsbereitstellung zielen. Lösungsspektrum sind hier vorrangig Enterprise-Portale für B2B als Extranet und B2E als Intranet. Die Mehrzahl der bisherigen Dokumentenmanagement-, Groupware- und Workflow-Anbieter, die ihre Architekturen noch nicht vollständig umgestellt haben und lediglich einen Web-Server vor ihre Anwendungen stellen, finden sich auch in dieser Kategorie wieder.

Enterprise-Content-Management verfolgt dabei einen Komponentenansatz, der in mehreren Schichten die notwendige Infrastruktur für beliebige Anwendungen bereitstellt. Es positioniert sich als Middleware, deren Dienste allen Anwendungen zur Verfügung stehen. Wichtige Anwendungsschwerpunkte, die auf Infrastrukturkomponenten von Enterprise-Content-Management basieren, sind z. B.:[7]

ECM-Portal
Browser-basierte, personalisierte Oberfläche zum Zugriff auf Informationen aus unterschiedlichen internen und externen Quellen sowie zur Ablösung bisheriger Host- und/oder Client-Benutzeroberflächen.
ECM-Data/Document-Warehouse
Agenten, Middleware und Meta-Datenbanken zur Zusammenführung und Verdichtung von unstrukturierten Informationen aus verschiedenen Quellen im Unternehmen.
ECM-Workflow
Prozessgesteuerte Zusammenführung und Nutzung von Informationen.
ECM-Knowledge-Management
Aufbereitung von strukturierten und unstrukturierten Informationen, automatische Klassifikation sowie Computer Based Training (CBT).

Betrachtet man die Definitionen der unterschiedlichen Anwendungsbereiche von ECM und WCM, wird deutlich, dass die heute noch vorhandenen Unterschiede in den Systemkategorien nicht mehr lange aufrechterhalten werden können. Dies gilt für die Produkte und die technischen Plattformen ebenso wie für die Nutzungsmodelle. Was heute noch als reine Inhouse-Lösung genutzt wird, soll morgen bereits dem Partner oder Kunden zugänglich gemacht werden. Die Inhalte und Strukturen eines heutigen, auf Außenwirkung ausgerichteten Web-Portals soll morgen bereits die Plattform für die interne Informationsbereitstellung sein.

ECM soll die Restriktionen bisheriger vertikaler Anwendungen und „Insel“-Architekturen überwinden. Der Anwender sieht im Prinzip nicht, dass er mit einer ECM-Lösung arbeitet. Für die neue Welt „web-basierter IT“, die sich quasi als dritte Plattform neben herkömmlichen Host- und Client-/Server-Systemen etabliert, bietet ECM die notwendige Infrastruktur. Für die Einführung und Nutzung von ECM spielt daher Enterprise Application Integration (EAI) eine besondere Rolle.

Der Anspruch eines Enterprise-Content-Management-Systems im Unterschied zu reinem Web-Content-Management manifestiert sich nach Ulrich Kampffmeyer, 2001, in drei wesentlichen Konzepten:[8]

  • Enterprise Content Management Komponenten als unabhängige Dienste: ECM soll Informationen unabhängig von der Quelle und unabhängig von der benötigten Nutzung verwalten. Die Funktion wird hier als Dienst bereitgestellt, der von den verschiedensten Anwendungen im Rahmen einer Serviceorientierten Architektur (SOA)[9] genutzt werden kann. Der Vorteil eines Dienstekonzeptes ist, dass für jede Funktion jeweils nur ein allgemeiner Dienst zur Verfügung steht und redundante, aufwendig zu pflegende und teure Parallelität gleicher Funktion vermieden wird.
  • Enterprise Content Management als einheitliches Repository für alle Typen von Informationen: ECM soll als ContentWarehouse (übergreifend für DataWarehouse und DocumentWarehouse) Informationen des Unternehmens in einem einheitlich strukturierten Repository zusammenführen. Aufwendige Redundanz und damit verbundene Probleme der Konsistenz von Informationen werden überwunden. Alle Anwendungen liefern ihren Content in einem einheitlichen Repository ab, das wiederum allen Anwendungen die benötigten Informationen bereitstellt.
  • EAI Enterprise Application Integration verbindet alle Komponenten: ECM ordnet sich so als eine Sammlung von Infrastrukturkomponenten in ein Mehrschichtenmodell ein und umfasst alle DRT Document Related Technologies zur Handhabung, Erschließung und Verwaltung schwach strukturierter Daten. ECM Enterprise-Content-Management stellt damit eine der notwendigen Basiskomponenten des übergreifenden Anwendungsfeldes E-Business dar.

Enterprise-Content-Management funktioniert dann richtig, wenn der Anwender praktisch nichts davon merkt. ECM-Techniken sind Infrastruktur, die als nachgeordnete Dienste Fachanwendungen unterstützen. ECM erhebt auch den Anspruch, alle Informationen eines WCM mit zu verwalten und als universelles Repository die Anforderungen der Archivierung mit abzudecken.[10]

Enterprise Content Management: ECM-Komponenten. Quelle: AIIM / PROJECT CONSULT 2003

Für ECM-Lösungen werden die unterschiedlichsten Techniken und Komponenten kombiniert, die zum Teil auch als eigenständige Lösungen sinnvoll ohne den Anspruch an ein unternehmensweites System nutzbar sind.[11]

Diese ECM-Komponenten und -Techniken lassen sich in fünf Hauptkategorien einordnen:

Dieses Modell orientiert sich an den fünf Leitbegriffen der Definition der AIIM International. Die bisherigen klassischen Anwendungsfelder

bilden die eigentlichen Manage-Komponenten (Verwaltungs- und Verarbeitungskomponenten), die Capture, Store, Deliver und Preserve verbinden und kombiniert oder alternativ eingesetzt werden können.

Während Document Management, Web-Content-Management, Collaboration, Workflow und Business Process Management eher für den dynamischen Teil des Lebenszyklus von Information zuständig sind, ist die Aufgabe des Records Management die Verwaltung nicht mehr zu verändernder Information. Über allem schwebt die Nutzung der Information, sei es durch eigenständige Clienten der ECM-System-Komponenten oder sei es in Gestalt eines "Enabling" vorhandener Anwendungen (Funktion wird in eine vorhandene Anwendung so integriert, so dass keine eigene Client-Oberfläche notwendig ist), die auf die Funktionen der ECM-Dienste und die gespeicherten Informationen zugreifen. Besonders durch die Integration bestehender Techniken wird deutlich, dass ECM nicht als eine neue Produktkategorie auftritt, sondern sich als integrierende Kraft positioniert.[12]

  • Ulrich Kampffmeyer: Dokumenten-Technologien: Wohin geht die Reise?. Hamburg, 2003 (a), ISBN 3-9806756-4-5.
  • Hans-Peter Fröschle, Siegfried Reich (Hrsg.): Enterprise Content Management, dpunkt.verlag 2007, ISBN 978-3-89864-456-3
  • Martin Böhn, Michael Schiklang: Enterprise Content Management, Oxygon Verlag 2008, ISBN 978-3-937818-35-1
  • Stefan Otto Sorg: Wegweiser für Manager: Das papierarme Büro. ISBN 978-3-00-026672-0
  • Wolfgang Riggert: ECM Enterprise Content Management – Konzepte und Techniken rund um Dokumente, Vieweg+Teubner 2009, ISBN 978-3-8348-0841-7
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Einzelnachweise

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  1. AIIM international, erste Definition 2001, aktuell Version von 2008.
  2. AIIM Association for Information and Image Management international, 2005, AIIM Webseite. Zur Entwicklung der Definition siehe auch deren Geschichte auf der Diskussionsseite.
  3. Siehe hierzu auch die einzelnen ECM-Komponenten im Detail.
  4. Ulrich Kampffmeyer: Dokumenten-Technologien – Wohin geht die Reise?. Hamburg, 2003a.
  5. Ulrich Kampffmeyer: Enterprise-Content-Management – Zwischen Vision und Realität. Hamburg 2003b. "Enterprise Content Management - die unternehmensweite Informationsplattform der Zukunft"; freier Download PDF (588 KB)
  6. Folgender Abschnitt nach Kampffmeyer, 2003a
  7. Kampffmeyer, 2003a.
  8. Ulrich Kampffmeyer, "Enterprise Content Management – Herrscher über Informationen". Computerwoche, CW-exktraKT, München, 24. September 2001
  9. Als der Begriff ECM Middleware geprägt wurde, gab es den Begriff SOA Service orientierte Architektur noch nicht. Diese Ableitung wurde später dem originalen Zitat hinzugefügt.
  10. Kampffmeyer, 2001.
  11. Kampffmeyer, 2003b.
  12. Ulrich Kampffmeyer: ECM Enterprise Content-Management. Hamburg 2006; freier Download PDF