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„Enzyklika“ – Versionsunterschied

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Als '''Enzyklika''' (Plural: ''Enzykliken''; veraltet auch '''Encyclica''', [[Latein|lat.]] ''epistula encyclica'', von ''encyclicus'' „einen Kreis bildend“ und ''epistula'' „Brief“, dieses von [[Altgriechische Sprache|altgriechisch]] {{lang|grc|ἐγκύκλιος}} ''enkýklios'' „was im Kreis herumgeht“ und {{lang|grc|ἐπιστολή}} ''epistolḗ'' „Brief“) bezeichnet man ein belehrendes, ermutigendes oder ermahnendes [[Rundschreiben]] der [[Römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaiser]] oder der [[Papst|Päpste]] an ihre Untertanen und Getreuen. Kaiserliche Enzykliken waren in der Regel [[Krönung]]sberichte. Päpstliche Enzykliken sind bis heute eine wichtige Verlautbarungsform des [[Kirchliches Lehramt|kirchlichen Lehramtes]] der [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholischen Kirche]]. Sie werden gewöhnlich nach den ersten Worten des lateinischen Textes benannt.
Eine '''Enzyklika''' ist ein vom [[römisch-deutscher Kaiser|römisch-deutschen Kaiser]] oder dem römischen [[Papst]] (meist) in [[Latein|lateinischer]] Sprache verfasstes Rundschreiben. Gebräuchlich sind sie seit Papst [[Benedikt XIV. (Papst)|Benedikt XIV.]] Im Falle des Papstes wendet es sich an die ganze Kirche. Enzykliken können grundsätzlichen Themen der Glaubensverkündigung gewidmet sein oder auch besondere pastorale Akzente aufweisen. Sie sind dann typischerweise nur als disziplinäre, nicht als unfehlbare Lehrautorität zu verstehen. Daraus ergibt sich, dass sie dem Wandel der Dinge folgen, dieses zeigt sich deutlich an den Sozialenzykliken der Päpste. Die kaiserlichen Enzykliken sind meistens Krönungsberichte gewesen.


== Päpstliche Enzykliken seit 1800 ==
== Päpstliche Enzykliken ==
Die päpstliche Enzyklika ist als [[Rundschreiben]] an die Bischöfe des [[Urbi et orbi|Erdkreises]] charakterisiert und wendet sich an die ganze Kirche. Manche Enzykliken, beginnend mit der Friedensenzyklika Papst [[Johannes XXIII.]] von 1963 ''[[Pacem in terris (Enzyklika)|Pacem in terris]]'', sind nicht nur an die Gläubigen, sondern „an alle Menschen, die guten Willens sind“, gerichtet.


Gebräuchlich sind Enzykliken in der [[Lateinische Kirche|Lateinischen Kirche]] seit Papst [[Benedikt XIV. (Papst)|Benedikt XIV.]], der die moderne Form dieser [[Gattung (Literatur)|Briefgattung]] als [[Lehrschreiben]] 1740 mit der Enzyklika ''[[Ubi primum (Benedikt XIV.)|Ubi primum]]'' etabliert hat. Bekannt ist auch seine Enzyklika ''[[Vix pervenit]]'' (1745), in der er massiv gegen [[Zins]] und [[Wucher]] Stellung bezieht. Papst [[Leo XII.]] verurteilte 1824 in seiner ebenfalls mit ''[[Ubi primum (Leo XII.)|Ubi primum]]'' beginnenden Enzyklika den religiösen [[Indifferentismus]]; [[Pius VIII.]] wehrte sich in seinem kurzen Pontifikat mit ''[[Traditi humilitati nostrae]]'' gegen angebliche Geheimgesellschaften, insbesondere die [[Freimaurerei|Freimaurer]], die er als Gefahr für den Kirchenstaat ansah. Die intransigente Richtung setzte [[Gregor XVI.]] fort, der mit ''[[Mirari vos]]'' 1832 den Indifferentismus und [[Rationalismus]] verurteilte und 1834 den [[Liberalismus]] verwarf (gegen [[Félicité de Lamennais|Lamennais]]). Wenn auch zunächst in defensiver Haltung, so beginnt unter Gregor XVI. doch das Ringen der katholischen Kirche um die angemessene Distanz von der Staatspolitik, zunächst noch restaurativ als Abwehr gegen jedweden politischen [[Naturalismus (Philosophie)|Naturalismus]] formuliert.
'''Enzyklika''', aus dem griechischen "enkyklios" kommend, bedeutet wörtlich "im Umkreis" oder "im Kreis laufend". Sie ist somit auch als ''Rundschreiben'' an die Bischöfe des Erdkreises zu verstehen. Manche Enzykliken, beginnend mit der Friedensenzyklika Papst Johannes XXIII. von 1963 "Pacem in terris", sind nicht nur an die Gläubigen, sondern auch "an alle die guten Willens sind" gerichtet. <br>


Seit Gregor XVI. (1831–1846) haben die Päpste regelmäßig Enzykliken herausgegeben. Ihren bis heute anhaltenden Aufschwung nahm die päpstliche Lehrtätigkeit mit [[Pius IX.]] seit dem [[Erstes Vatikanisches Konzil|I. Vatikanum]] von 1870. [[Leo XIII.]] (1878–1903) verfasste insgesamt fast 90, [[Pius XI.]] genau 30, [[Pius XII.]] 41 Enzykliken.
Die Enzykliken werden mit den ersten zwei oder drei Anfangsworten des ersten Satzes zitiert (so gen. "''Incipit",'' seltener auch nur das erste Wort, z.B. bei der Enzyklika "Libertas" Leo XIII. von 1888, oder mit mehr Worten wie "Graves de communi re" Leo XIII. von 1901).


Seit [[Paul VI.]] werden päpstliche Lehrschreiben häufiger als zuvor auch in weniger feierlicher Form abgefasst. Die [[Exhortatio|Exhortatio apostolica]] etwa ist formal kein Rundschreiben, sondern ein [[offener Brief]] des Papstes an alle oder eine bestimmte Gruppe von Gläubigen. Ein solches Mahnschreiben kann zum Beispiel im Anschluss an eine [[Bischofssynode]] in Form eines nachsynodalen [[Apostolisches Schreiben|Apostolischen Schreibens]] verfasst werden. Die noch kürzere Form des päpstlichen Briefes, das [[Breve (Schriftstück)|Breve]], ist für Lehraussagen allerdings ungebräuchlich.
Hier sei beispielsweise die (im Original auf Deutsch verfasste) Enzyklika "[[Mit brennender Sorge]]" (lat.: Ardenti cura) genannt, die Papst [[Pius XI.]] angesichts der Situation im [[Deutsches Reich|deutschen Reich]] am [[14. März]] [[1937]] herausgab und die sich gegen die [[Nationalsozialismus|nationalsozialistische]] [[Ideologie (Ideenlehre)|Ideologie]] richtete. Im übrigen erschien am 19. März desselben Jahres eine Enzyklika, die den Kommunismus verurteilte und wenig später eine Enzyklika zur Lage in Mexiko ("Nos es muy conocida"). Drei Enzykliken innerhalb zweier Wochen publiziert zu haben, das blieb Rekord in der gesamten Papstgeschichte.
Ihre Veröffentlichung erfolgt im [[Acta Apostolicae Sedis|Amtsblatt des Hl. Stuhles]], öfters ist auch zugleich eine amtliche Übersetzung in anderer Sprache beigegeben.


Enzykliken können grundsätzlichen Themen der [[Verkündigung|Glaubensverkündigung]] gewidmet sein oder auch spezielle [[pastoral]]e Fragen aufgreifen. Ihnen kommt typischerweise eine disziplinäre Lehrautorität zu, ohne dass sie die päpstliche [[Unfehlbarkeit]] in Anspruch nehmen. Daraus ergibt sich, dass sie Lehrmeinungen der Päpste wiedergeben, die im geschichtlichen Kontext der jeweiligen religiösen und gesellschaftlichen Situation zu verstehen sind.
Seit [[Gregor XVI.]] (1831-1846) haben die Päpste regelmäßig Enzykliken herausgegeben, Leo XIII. (1878-1903) insgesamt etwa 80, Pius XI. etwa 30. Seit Paul VI. werden auch päpstliche Lehrschreiben häufiger als zuvor in weniger feierlicher Form abgefasst, etwa das jeweilige [[Apostolische Schreiben]] (Exhortatio apostolica) im Anschluss an eine [[Bischofssynode]]. Die noch kürzere Form der Breven ist heute für Lehraussagen ungebräuchlich.


Päpstliche Enzykliken werden mit dem sogenannten [[Incipit]] zitiert, den ersten zwei oder drei Anfangsworten des ersten Satzes (seltener auch nur das erste Wort, z.&nbsp;B. bei der Enzyklika ''[[Libertas praestantissimum donum|Libertas]]'' Papst Leos XIII. von 1888, oder mit mehr als drei Worten wie ''[[Graves de communi re]]'' Leos XIII. von 1901).
Papst [[Leo XII.]] verurteilte bereits 1824 in der Enzyklika ''Ubi primum'' den religiösen [[Indifferentismus]]; [[Pius VIII.]] wehrte sich in seinem kurzen Pontifikat mit ''Traditi humilitate nostrae'' gegen angebliche Geheimgesellschaften, insbesondere die [[Freimaurerei|Freimaurer]], die er als Gefahr für den Kirchenstaat ansah. Die intransigente Richtung setzte Gregor XVI. fort, der mit ''Mirari vos'' 1832 den Indifferentismus und Rationalismus verurteilte und 1834 den Liberalismus verwarf (gegen [[Lamennais]]). Wenn auch zunächst in defensiver Haltung, so beginnt unter Gregor XVI. doch das Ringen der kath. Kirche um die angemessene Distanz von der Staatspolitik, zunächst noch restaurativ als Abwehr gegen jedweden politischen [[Naturalismus]] formuliert. Die große, einheitliche Linie über Leo XIII. und Pius XI. bis Johannes Paul II. überrascht: Wenn man die kontextbedingte Ausdrucksweise relativierend würdigt, so bleibt der Gesamteindruck, dass der Anspruch der Päpste sich mehr und mehr konzentriert auf den geistlichen Anspruch des Christentums, um so der Zukunft einer Zivilisation im Umbruch zu nützen.


Beispielhaft sei die (im Original auf Deutsch veröffentlichte) Enzyklika ''[[Mit brennender Sorge]]'' (lat.: ''Ardenti cura'') genannt, die Papst Pius XI. angesichts der Situation im [[Deutsches Reich 1933 bis 1945|Deutschen Reich]] am 14. März 1937 herausgab und die sich gegen die [[Nationalsozialismus|nationalsozialistische]] Ideologie richtete. Am 19. März desselben Jahres erschien auch eine Enzyklika, die den Kommunismus verurteilte (''[[Divini redemptoris]]''), und wenig später eine Enzyklika zur Lage in Mexiko (''[[Nos es muy conocida]]''). Drei Enzykliken innerhalb zweier Wochen blieb der Rekord in der gesamten Geschichte des Papsttums.
== Enzykliken Papst [[Leo XIII.|Leos XIII.]] (Auswahl) ==


Die Veröffentlichung der Enzykliken erfolgt normalerweise auf [[Latein]] im [[Acta Apostolicae Sedis|Amtsblatt des Heiligen Stuhls]]. Häufig ist zugleich eine amtliche Übersetzung in anderer Sprache beigegeben. Die beiden Enzykliken Pius’ XI. ''Mit brennender Sorge'' und ''Nos es muy conocida'' wurden ausnahmsweise unmittelbar in der Zielsprache Deutsch bzw. [[Spanische Sprache|Spanisch]] veröffentlicht und werden auch so zitiert.
# [[Quod apostolici muneris]] (28. Dez. 1878, über die Rechte der Menschen in der Gesellschaft)
# [[Aeterni Patris]] (4. Aug. [[1879]], über die Philosophie und die Autorität des Hl. Thomas v. Aquin)
# [[Humanum genus]] (20. Apr. 1884, gegen die Geheimgesellschaften und Freimaurerei)
# [[Immortale Dei]] (1. Nov. 1885, über die christliche Staatsverfassung)
# [[Libertas praestantissimum donum]] (20. Juni 1888, Religionsfreiheit und Menschenwürde)
# [[Quamquam pluries]] (15. Aug. 1889, über den Hl. Josef)
# [[Rerum Novarum]] (21. Mai [[1891]], zur Arbeiterfrage)
# [[Providentissimus Deus]] (18. Nov. 1893, über die Hl. Schrift)
# [[Apostolicae Curae]] (13. Sep. 1896, Verwerfung anglikanischer Weihen)
# [[Annum Sacrum]] (25. Mai 1899, Christkönigs- u. Herz-Jesu-Verehrung anlässlich des Hl. Jahres 1900)
# [[Graves de communi re]] (18. Jan. 1901, über die Christliche Demokratie im Sinne sozialer Wohlfahrtstätigkeit)
# ''Annum ingressi sumus'' ([[Apostolisches Schreiben]] vom 19. März 1902, anlässlich des 25. Pontifikatsjahrs)
# [[Mirae caritatis]] (28. Mai 1902, zur [[Eucharistie]])


{{Siehe auch|Liste der päpstlichen Enzykliken}}
Weitere Nachweise bei [[Leo XIII.]]


== Enzykliken Papst [[Pius X.]] (Auswahl) ==
== Besondere Enzykliken ==


=== Antrittsenzyklika ===
# [[Ad diem illud]] (2. Februar 1904, zur [[Marienverehrung]])
Mit der ersten Enzyklika des [[Seligsprechung|seligen]] Papstes Pius IX. (''[[Qui pluribus]]'' von 1846), die ähnlich wie eine [[Thronrede]] oder [[Regierungserklärung]] programmatische Aussagen über die Ziele und Vorhaben des beginnenden Pontifikats enthielt, wurde ein neuer Typ Enzyklika begründet. Seitdem nennt man die erste Enzyklika eines Papstes nach seinem Amtsantritt ''Antrittsenzyklika''. So veröffentlichte Papst [[Johannes Paul II.]] zum Beginn seines päpstlichen Amtes 1979 die Enzyklika ''[[Redemptor Hominis]]'' („Erlöser des Menschen“), in der er sein theologisches Programm der Rückbesinnung auf Christus als Zentrum des Glaubens darlegte, und Papst [[Benedikt XVI.]] überschrieb seine im Januar 2006 veröffentlichte Antrittsenzyklika ''[[Deus caritas est]]'' („Gott ist Liebe“).
# [[Vehementer nos]] (11. Februar 1906, gegen die laicité in Frankreich)
# [[Pascendi]] dominici gregis (8. September 1907)
# [[Singulari quadam]] (24.September 1912, an die dt. Bischöfe im Gewerkschaftsstreit)


Einen ungewöhnlichen Sonderfall stellt die erste Enzyklika von [[Papst Franziskus]] dar, die unter dem Titel ''[[Lumen fidei]]'' („Licht des Glaubens“) am 29. Juni 2013 veröffentlicht wurde. Sie basierte auf einem Entwurf seines Vorgängers Papst Benedikt XVI. Franziskus bezeichnete sie deshalb als „Lehrschreiben der vier Hände“.<ref>{{Internetquelle|url=http://www.katholisch.de/de/katholisch/themen/kirche_2/130705_franziskus_benedikt_enzyklika.php | titel=„Lehrschreiben der vier Hände“ |autor=KNA |datum=2013-07-05 |zugriff=2014-03-18 |werk=katholisch.de}}</ref>
==Enzykliken Papst [[Benedikt XV.]] (Auswahl) ==


=== Marianische Enzyklika ===
# [[Ad beatissimi Apostolorum principis]] vom 1. Nov. 1914 (gegen den Weltkrieg und für die Einheit der Kirche, [[Antrittsenzyklika]] )
Als ''Marianische Enzyklika'' werden Enzykliken bezeichnet, die schwerpunktmäßig der [[Marienverehrung]] gewidmet sind. Die Erneuerung der Marienverehrung wurde besonders durch Papst Pius IX. angestoßen, der am 8. Dezember 1854 mit der [[Päpstliche Bulle|päpstlichen Bulle]] ''[[Ineffabilis Deus]]'' das [[Dogma]] über die [[Unbefleckte Empfängnis]] verkündete. Auf den Höhepunkt gelangte die Marienverehrung mit dem am 1. November 1950 durch Papst Pius XII. verkündeten [[Leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel|Dogma über die Aufnahme Mariens in den Himmel]]. Von den Päpsten des 20. Jahrhunderts, die sich als eifrige Marienverehrer erwiesen, stammen eine Reihe von Enzykliken zu marianischen Themen, zuletzt ''[[Redemptoris mater (Enzyklika)|Redemptoris Mater]]'' (1987) von Johannes Paul II.
# [[Humani generis redemptionem]] vom 15. Juni 1917 (über die Predigt des Wortes Gottes)
# [[In hac tanta]] vom 4. Mai 1919 (an die deutschen Bischöfe, zur 1200-Jahrfeier der Evangelisierung Germaniens)
# [[Pacem Dei munus pulcherrimum]] vom 23. Mai 1920 (über den Frieden und das Völkerrecht)
# [[Spiritus Paraclitus]] vom 15. Sept. 1920 (über die Heilige Schrift)
# [[In praeclara summorum]] vom 30. Apr. 1921 (über Dante)
# [[Fausto appetente die]] vom 29. Juni 1921 (über den Hl. Dominikus)


=== Missionsenzyklika ===
Der berühmteste Text dieses Papstes war das Apostolische Schreiben an die Häupter der kriegführenden Staaten [[Dès le début]] vom 1. August 1917, die mutigste Friedensinitiative des Papstes.
Im kirchlichen Sprachgebrauch umfasst der Begriff [[Mission (Christentum)|Mission]] nicht allein die „Weltmission“ im Sinne der Missionierung Nichtgläubiger in fernen Ländern (Erstevangelisierung), sondern die [[Evangelisierung]] (Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums) als Ganzes, was auch die etwa in Form der [[Volksmission]] betriebene Verkündigungs- und Evangelisierungsarbeit unter getauften Christen einschließt ([[Neuevangelisierung]]). Beginnend mit der ersten bekannten Missionsenzyklika ''[[Sancta Dei civitas]]'' (1880) von Papst Leo XIII. haben die Päpste im vergangenen Jahrhundert diverse Lehrschreiben zum Thema Mission und Evangelisierung veröffentlicht; sie alle befassen sich mit dem Missionsauftrag der Kirche und dem christlichen Verständnis der Missionsarbeit. Mit dem Konzildekret ''[[Ad gentes]]'' (1965) hat auch das [[Zweites Vatikanisches Konzil|2. Vatikanische Konzil]] eine eigene Verordnung über die Missionstätigkeit der Kirche verabschiedet. Das Apostolische Schreiben ''[[Evangelii nuntiandi]]'' (1974) von Papst Paul VI. gilt als ''Magna Charta'' der missionarischen Tätigkeit der Kirche und wird deshalb oft mit unter den Begriff ''Missionsenzykliken'' gerechnet.


=== Rosenkranzenzyklika ===
==Enzykliken Papst [[Pius XI.|Pius’ XI.]] (Auswahl) ==
Die Praxis, im Monat Oktober den [[Rosenkranz]] zu beten, entwickelte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der für seine Marienfrömmigkeit bekannte Papst Leo XIII. förderte die Verehrung der [[Gottesmutter]], indem er die Gläubigen zum ständigen Gebrauch des Rosenkranzes anregte und alleine sieben Enzykliken zum Thema des Rosenkranzgebetes verfasste, darunter ''[[Supremi apostolatus officio]]'' (1883), ''[[Superiore anno]]'' (1884), ''[[Magnae Dei matris]]'' (1892), ''[[Laetitiae sanctae]]'' (1893) und ''[[Iucunda semper expectatione]]'' (1894). Diese von Leo XIII. und seinen Nachfolgern veröffentlichten Lehrschreiben, darunter in neuerer Zeit ''[[Ingravescentibus malis]]'' (1937) von Papst Pius XI., ''[[Il religioso convegno|Marialis rosarii]]'' (1961) von Papst Johannes XXIII. und ''[[Christi matri rosarii]]'' (1966) von Papst Paul VI., werden oft unter dem Begriff „Rosenkranz-Enzykliken“ zusammengefasst. Zuletzt erschien 2002 das Apostolische Schreiben ''[[Rosarium Virginis Mariae]]'' von Papst Johannes Paul II.


=== Sozialenzyklika ===
# [[Ubi arcano Dei consilio]] vom 23. Dezember 1922 (über den Frieden Christi im Reiche Christi, Antrittsenzyklika)
Die gesellschaftlichen Umbrüche der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Anlass für die [[römisch-katholische Kirche]] und ihre Päpste, zu den drängenden [[Soziale Frage|sozialen Problemen ihrer Zeit]] Stellung zu nehmen. Dabei ging es ihnen besonders darum, das christliche [[Menschenbild]] und die soziale Verantwortung des Einzelnen im Kontext der durch die [[Industrialisierung]] bedingten sozialen Veränderungen zu unterstreichen. Die Lehrschriften der Päpste zu diesen Themen (''Sozialenzykliken'') spielten eine gewichtige Rolle für die Entwicklung der katholischen [[Christliche Soziallehre|Soziallehre]]. Zu nennen sind hier insbesondere die Enzyklika ''[[Rerum Novarum]]'' (1891) von Papst Leo XIII. und deren zu runden Jahrestagen herausgegebenen Folgeenzykliken ''[[Quadragesimo anno]]'' (1931) von Papst Pius XI., ''[[Mater et magistra]]'' (1961) von Papst Johannes XXIII. und ''[[Laborem exercens]]'' (1981) sowie ''[[Centesimus annus]]'' (1991) von Papst Johannes Paul II. Darüber hinaus werden zu den Sozialenzykliken auch ''Pacem in terris'' (1963), die die Bedeutung der [[Menschenrechte]] unterstreicht, sowie ''[[Populorum progressio]]'' (1967), ''[[Sollicitudo rei socialis]]'' (1987), ''[[Caritas in veritate|Caritas in Veritate]]'' (2009) und ''[[Fratelli tutti]]'' (2020) gezählt. Papst Franziskus bezeichnete auch seine Enzyklika ''[[Laudato si’]]'' (2015) nicht nur als Umweltenzyklika, sondern darüber hinaus auch als Sozialenzyklika, mit der er für eine „ganzheitliche Ökologie“ aus Sicht der Ärmsten werbe.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.domradio.de/themen/papst-franziskus/2021-08-24/die-gesamte-tragweite-erkennen-papst-franziskus-sieht-laudato-si-auch-als-sozialenzyklika?_gb_c=2D7968F29CCD4CAB82F4E7978BF34EB3&gb_clk=9-20210824185408-18410012-0-61833 |titel=Die gesamte Tragweite erkennen. Papst Franziskus sieht "Laudato si" auch als Sozialenzyklika |werk=[[domradio.de]] |hrsg= |datum=2021-08-24 |abruf=2021-08-24}}</ref>
# [[Quas primas]] vom 11. Dezember 1925 (über das Christkönigsfest)
# [[Rerum Ecclesiae]] vom 28. Februar 1926 (über die Missionen)
# [[Rite expiatis]] vom 30. April 1926 (über den Hl. Franz von Assisi)
# [[Mortalium animos]] vom 6. Januar 1928 (über die christliche Einheit)
# [[Divini illius magistri]] vom 31. Dezember 1929 (über die christliche Erziehung)
# [[Casti connubii]] vom 31. Dezember 1930 (über die christliche Ehe)
# [[Nova impendet]] vom 2. Oktober 1931 (gegen die Weltwirtschaftskrise)
# [[Quadragesimo anno]] (1931) Sozialenzyklika
# [[Non abbiamo bisogno]](1931) gegen den ital. Faschismus
# [[Vigilanti cura]] vom 29. Juni 1936 (über das Kino)
# [[Mit brennender Sorge]] (14. März 1937) (gegen den Nationalsozialismus)
# [[Divini redemptoris]] (19. März 1937) (gegen den atheistischen Kommunismus)


Nicht alle diese Enzykliken hatten einen ausgesprochenen sozialpolitischen Charakter, weshalb sich eine Einteilung in „große“ und „kleine“ Sozialenzykliken etabliert hat. Darüber hinaus gibt es auch wichtige Apostolische Schreiben, die inhaltlich und wirkungsgeschichtlich eine den Sozialenzykliken vergleichbare Bedeutung besitzen (etwa ''[[Octogesima adveniens]]'' (1971) von Papst Paul VI.) und die deshalb zumeist mit unter diesen Begriff gerechnet werden.
==Enzykliken Papst [[Pius XII.|Pius’ XII.]] (Auswahl) ==


=== Erziehungs-Enzyklika ===
Unter dem Pontifikat von Papst [[Pius XII.]] erschienen insgesamt 41 Enzykliken, unter anderen:
Papst [[Pius XI.]] stellte in ''[[Divini illius magistri]]'' (1929) wichtige Voraussetzungen und Forderungen für die christliche [[Erziehung]] der Jugend dar. Dabei forderte er unter anderem, der Staat müsse das Recht der Familien auf christliche Erziehung schützen und notfalls das Recht der Kinder auf angemessene Erziehung sicherstellen, wenn die Eltern moralisch oder physisch versagen sollten. Gegen den Willen der Eltern dürfe jedoch die [[Schulpflicht]] nicht durchgesetzt werden. Die [[Sexualerziehung]] und die [[Koedukation]] bezeichnete er als gefährlich und forderte katholischen Religionsunterricht sowie [[Katholische Schule]]n.<ref>{{Internetquelle |autor=Pius XI. |url=https://www.vatican.va/content/pius-xi/en/encyclicals/documents/hf_p-xi_enc_31121929_divini-illius-magistri.html |titel=Divini Illius Magistri |datum=1929-12-31 |sprache=en |abruf=2025-05-16}}</ref>


=== Umweltenzyklika ===
# [[Summi pontificatus]] ([[1939]]) (Antrittsenzyklika, gegen den Krieg)
Mit ''[[Laudato si’|Laudato si]]'' („Gelobt seist du“) vom 24. Mai 2015 veröffentlichte Papst [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] am 18. Juni 2015 eine Enzyklika, welche gänzlich unter seiner Feder erarbeitet wurde. Erstmals ist hier das Thema Umwelt in einer Enzyklika zentral. Franziskus entwickelt in dem in der kirchlichen und säkularen Öffentlichkeit als „Umweltenzyklika“<ref>So [https://www.misereor.de/mitmachen/gemeinden-und-gruppen/umweltenzyklika/ Misereor], [https://www.kath.ch/umweltenzyklika-laudato-si/ kath.ch], [http://www.cicero.de/salon/umweltenzyklika-von-papst-franziskus-umweltenzyklia-von-papst-franziskus/59420 Cicero-Magazin], {{Webarchiv |url=https://www.herder.de/religion-theologie-shop/laudato-si-gebundene-ausgabe/c-25/p-4085/ |text=Herder-Verlag |wayback=20161012215244 |archiv-bot=2023-12-18 15:17:48 InternetArchiveBot}} u.&nbsp;v.&nbsp;a.; alle Links abgerufen am 11. Oktober 2016.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.katholisch.de/artikel/5464-die-sorge-fuer-das-gemeinsame-haus |titel=Die Sorge für das gemeinsame Haus |sprache=de |abruf=2025-05-16}}</ref> oder auch „Ökologieenzyklika“<ref>{{Internetquelle |url=https://web.archive.org/web/20161012215248/http://www.emk-bildung.de/studientag-laudato-si.html |titel=Studientag »Laudato Si« |datum=2016-10-12 |abruf=2025-05-16}}</ref> bezeichneten Schreiben einen ganzheitlichen Ansatz der [[Ökologie]]. Diesem Rundschreiben wird das Potenzial eines enormen Impulses für die ökologische Bewegung in der Kirche zugeschrieben.<ref>[[Radio Vatikan]]: {{Webarchiv|text=''Österreich: Kardinal Schönborn würdigt Laudato Si’ ''|url=http://de.radiovaticana.va/news/2015/06/18/%C3%B6sterreich_kardinal_sch%C3%B6nborn_w%C3%BCrdigt_laudato_si%E2%80%99_/1152424 |wayback=20150618205936 }}</ref>
# [[Mystici corporis]] ([[1943]]) (über die Kirche)
# [[Divino afflante Spiritu]] (1943) (über die Heilige Schrift)
# [[Mediator Dei]] ([[1947]]) (über die Liturgie)
# [[Humani Generis]] (1950) (über neuere theologische Tendenzen)
# [[Haurietis aquas]] (1956) (über die Herz Jesu-Verehrung)
# [[Miranda prorsus]] ([[1957]]) (über Film, Funk und Fernsehen)


== Siehe auch ==
== Alle Enzykliken Papst [[Johannes XXIII.|Johannes’ XXIII.]] ==
* [[Liste der päpstlichen Enzykliken]]


== Literatur ==
# [[Ad Petri Cathedram]] (29. Juni [[1959]], [[Antrittsenzyklika]], über das bevorstehende Konzil)
* Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden: ''Kompendium der Soziallehre der Kirche ''. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 2006. ISBN 3-451-29078-2.
# [[Sacerdotii Nostri Primordia]] (1. August 1959, über den Hl. Pfarrer von Ars)
# [[Grata Recordatio]] (26. September 1959, über den Rosenkranz)
# [[Princeps pastorum]] (28. November 1959, über die Missionen, einheimischen Klerus und Laienbeteiligung)
# [[Mater et Magistra]] (15. Mai [[1961]], Sozialenzyklika)
# [[Aeterna Dei Sapientia]] (11. November 1961, über die 1500-Jahr-Feier des Papstes Leo I. und Petrus als Zentrum christlicher Einheit)
# [[Poenitentiam Agere]] (1. Juli [[1962]], über das Erfordernis innerer und äußerer Buße)
# [[Pacem in terris]] (11. April [[1963]], Friedensenzyklika)

== Alle Enzykliken Papst [[Paul VI.|Pauls VI.]] ==

# [[Ecclesiam Suam]] ([[6. August]] [[1964]]) Antrittsenzyklika über die Wege der Kirche, ihre Identität und den Dialog
# [[Mense Maio]] (29. April [[1965]]) Kurzer Rundbrief über die Marienverehrung im Monat Mai
# [[Mysterium Fidei]] (3. September 1965) Enzyklika über die Eucharistie
# [[Christi Matri]] (15. September [[1966]]) Kurzer Rundbrief über das marianische Friedensgebet im Oktober
# [[Populorum Progressio]] (26. März [[1967]]) Enzyklika über den Fortschritt der Völker
# [[Sacerdotalis Caelibatus]] (24. Juni 1967) Enzyklika über die ehelose Lebensform der Priester in der Nachfolge Jesu Christi
# [[Humanae Vitae]] (25. Juli [[1968]]) Enzyklika über die Weitergabe des Lebens der Menschheit (die sog. "[[Pille]]nenzyklika")

Die fünf größeren Enzykliken stehen allesamt thematisch im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Enzykliken zum Zölibat und zur Geburtenregelung ergingen zu Themen, die der Papst dem Konzil entzogen hatte. Unter den zehn größeren Apostolischen Schreiben (neben zwanzig weiteren) Paul VI. sind insb. zu nennen:
:* [[Octogesima Adveniens]] (1971, zur Soziallehre)
:* [[Marialis Cultus]] (1974, das dritte und ausführlichste Schreiben zur Marienverehrung)
:* [[Gaudete in Domino]] (1975, über die christliche Freude)
:* [[Evangelii Nuntiandi]] (1975, nachsynodal: vgl. [[Bischofssynode]])

== Alle Enzykliken Papst [[Johannes Paul II.|Johannes Pauls II.]] ==

# [[Redemptor Hominis]] (4. März [[1979]]) über die Erlösung des Menschen
# [[Dives in Misericordia]] (30. November [[1980]]) über das Erbarmen Gottes
# [[Laborem Exercens]] (14. September [[1981]]) über die Arbeit (1. Sozialenzyklika)
# [[Slavorum Apostoli]] (2. Juni [[1985]]) über die Hll. Kyrill und Method
# [[Dominum et Vivificantem]] (18. Mai [[1986]]) über den Heiligen Geist
# [[Redemptoris Mater]] (25. März [[1987]]) über die Marienverehrung
# [[Sollicitudo Rei Socialis]] (30. Dezember [[1987]]) (2. Sozialenzyklika)
# [[Redemptoris Missio]] (7. Dezember [[1990]]) über den Missionsauftrag
# [[Centesimus Annus]] (1. Mai [[1991]]) (3. Sozialenzyklika)
# [[Veritatis Splendor]] (6. August [[1993]]) über die Wahrheit als Fundament der sittlichen Ordnung
# [[Evangelium Vitae]] (25. März [[1995]]) über die Würde des menschlichen Lebens
# [[Ut Unum Sint]] (25. Mai 1995) über den Ökumenismus
# [[Fides et Ratio]] (14. September [[1998]]) über Glaube und Vernunft
# [[Ecclesia de Eucharistia]] (17. April [[2003]]) über die Eucharistie

==Enzykliken Papst [[Benedikt XVI.|Benedikts XVI.]]==

# [[Deus Caritas est]] (25. Dezember [[2005]]) über die christliche Liebe


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/encyclicals/index_ge.htm Enzykliken Papst Johannes Pauls II.]
* [http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/encyclicals/index_ge.htm Enzykliken Papst Johannes Pauls II.]
* [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/encyclicals/index_ge.htm Enzykliken Papst Benedikt XVI.]
* [http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/encyclicals/index_ge.htm Enzykliken Papst Benedikt XVI.]
* [http://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals.html Enzykliken Papst Franziskus]
* [http://www.vatican.va/holy_father/index_ge.htm weitere Enzykliken und Päpstliche Schreiben]

== Einzelnachweise ==
<references />


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Aktuelle Version vom 16. Mai 2025, 13:54 Uhr

Als Enzyklika (Plural: Enzykliken; veraltet auch Encyclica, lat. epistula encyclica, von encyclicus „einen Kreis bildend“ und epistula „Brief“, dieses von altgriechisch ἐγκύκλιος enkýklios „was im Kreis herumgeht“ und ἐπιστολή epistolḗ „Brief“) bezeichnet man ein belehrendes, ermutigendes oder ermahnendes Rundschreiben der römisch-deutschen Kaiser oder der Päpste an ihre Untertanen und Getreuen. Kaiserliche Enzykliken waren in der Regel Krönungsberichte. Päpstliche Enzykliken sind bis heute eine wichtige Verlautbarungsform des kirchlichen Lehramtes der römisch-katholischen Kirche. Sie werden gewöhnlich nach den ersten Worten des lateinischen Textes benannt.

Päpstliche Enzykliken

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Die päpstliche Enzyklika ist als Rundschreiben an die Bischöfe des Erdkreises charakterisiert und wendet sich an die ganze Kirche. Manche Enzykliken, beginnend mit der Friedensenzyklika Papst Johannes XXIII. von 1963 Pacem in terris, sind nicht nur an die Gläubigen, sondern „an alle Menschen, die guten Willens sind“, gerichtet.

Gebräuchlich sind Enzykliken in der Lateinischen Kirche seit Papst Benedikt XIV., der die moderne Form dieser Briefgattung als Lehrschreiben 1740 mit der Enzyklika Ubi primum etabliert hat. Bekannt ist auch seine Enzyklika Vix pervenit (1745), in der er massiv gegen Zins und Wucher Stellung bezieht. Papst Leo XII. verurteilte 1824 in seiner ebenfalls mit Ubi primum beginnenden Enzyklika den religiösen Indifferentismus; Pius VIII. wehrte sich in seinem kurzen Pontifikat mit Traditi humilitati nostrae gegen angebliche Geheimgesellschaften, insbesondere die Freimaurer, die er als Gefahr für den Kirchenstaat ansah. Die intransigente Richtung setzte Gregor XVI. fort, der mit Mirari vos 1832 den Indifferentismus und Rationalismus verurteilte und 1834 den Liberalismus verwarf (gegen Lamennais). Wenn auch zunächst in defensiver Haltung, so beginnt unter Gregor XVI. doch das Ringen der katholischen Kirche um die angemessene Distanz von der Staatspolitik, zunächst noch restaurativ als Abwehr gegen jedweden politischen Naturalismus formuliert.

Seit Gregor XVI. (1831–1846) haben die Päpste regelmäßig Enzykliken herausgegeben. Ihren bis heute anhaltenden Aufschwung nahm die päpstliche Lehrtätigkeit mit Pius IX. seit dem I. Vatikanum von 1870. Leo XIII. (1878–1903) verfasste insgesamt fast 90, Pius XI. genau 30, Pius XII. 41 Enzykliken.

Seit Paul VI. werden päpstliche Lehrschreiben häufiger als zuvor auch in weniger feierlicher Form abgefasst. Die Exhortatio apostolica etwa ist formal kein Rundschreiben, sondern ein offener Brief des Papstes an alle oder eine bestimmte Gruppe von Gläubigen. Ein solches Mahnschreiben kann zum Beispiel im Anschluss an eine Bischofssynode in Form eines nachsynodalen Apostolischen Schreibens verfasst werden. Die noch kürzere Form des päpstlichen Briefes, das Breve, ist für Lehraussagen allerdings ungebräuchlich.

Enzykliken können grundsätzlichen Themen der Glaubensverkündigung gewidmet sein oder auch spezielle pastorale Fragen aufgreifen. Ihnen kommt typischerweise eine disziplinäre Lehrautorität zu, ohne dass sie die päpstliche Unfehlbarkeit in Anspruch nehmen. Daraus ergibt sich, dass sie Lehrmeinungen der Päpste wiedergeben, die im geschichtlichen Kontext der jeweiligen religiösen und gesellschaftlichen Situation zu verstehen sind.

Päpstliche Enzykliken werden mit dem sogenannten Incipit zitiert, den ersten zwei oder drei Anfangsworten des ersten Satzes (seltener auch nur das erste Wort, z. B. bei der Enzyklika Libertas Papst Leos XIII. von 1888, oder mit mehr als drei Worten wie Graves de communi re Leos XIII. von 1901).

Beispielhaft sei die (im Original auf Deutsch veröffentlichte) Enzyklika Mit brennender Sorge (lat.: Ardenti cura) genannt, die Papst Pius XI. angesichts der Situation im Deutschen Reich am 14. März 1937 herausgab und die sich gegen die nationalsozialistische Ideologie richtete. Am 19. März desselben Jahres erschien auch eine Enzyklika, die den Kommunismus verurteilte (Divini redemptoris), und wenig später eine Enzyklika zur Lage in Mexiko (Nos es muy conocida). Drei Enzykliken innerhalb zweier Wochen blieb der Rekord in der gesamten Geschichte des Papsttums.

Die Veröffentlichung der Enzykliken erfolgt normalerweise auf Latein im Amtsblatt des Heiligen Stuhls. Häufig ist zugleich eine amtliche Übersetzung in anderer Sprache beigegeben. Die beiden Enzykliken Pius’ XI. Mit brennender Sorge und Nos es muy conocida wurden ausnahmsweise unmittelbar in der Zielsprache Deutsch bzw. Spanisch veröffentlicht und werden auch so zitiert.

Besondere Enzykliken

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Antrittsenzyklika

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Mit der ersten Enzyklika des seligen Papstes Pius IX. (Qui pluribus von 1846), die ähnlich wie eine Thronrede oder Regierungserklärung programmatische Aussagen über die Ziele und Vorhaben des beginnenden Pontifikats enthielt, wurde ein neuer Typ Enzyklika begründet. Seitdem nennt man die erste Enzyklika eines Papstes nach seinem Amtsantritt Antrittsenzyklika. So veröffentlichte Papst Johannes Paul II. zum Beginn seines päpstlichen Amtes 1979 die Enzyklika Redemptor Hominis („Erlöser des Menschen“), in der er sein theologisches Programm der Rückbesinnung auf Christus als Zentrum des Glaubens darlegte, und Papst Benedikt XVI. überschrieb seine im Januar 2006 veröffentlichte Antrittsenzyklika Deus caritas est („Gott ist Liebe“).

Einen ungewöhnlichen Sonderfall stellt die erste Enzyklika von Papst Franziskus dar, die unter dem Titel Lumen fidei („Licht des Glaubens“) am 29. Juni 2013 veröffentlicht wurde. Sie basierte auf einem Entwurf seines Vorgängers Papst Benedikt XVI. Franziskus bezeichnete sie deshalb als „Lehrschreiben der vier Hände“.[1]

Marianische Enzyklika

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Als Marianische Enzyklika werden Enzykliken bezeichnet, die schwerpunktmäßig der Marienverehrung gewidmet sind. Die Erneuerung der Marienverehrung wurde besonders durch Papst Pius IX. angestoßen, der am 8. Dezember 1854 mit der päpstlichen Bulle Ineffabilis Deus das Dogma über die Unbefleckte Empfängnis verkündete. Auf den Höhepunkt gelangte die Marienverehrung mit dem am 1. November 1950 durch Papst Pius XII. verkündeten Dogma über die Aufnahme Mariens in den Himmel. Von den Päpsten des 20. Jahrhunderts, die sich als eifrige Marienverehrer erwiesen, stammen eine Reihe von Enzykliken zu marianischen Themen, zuletzt Redemptoris Mater (1987) von Johannes Paul II.

Missionsenzyklika

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Im kirchlichen Sprachgebrauch umfasst der Begriff Mission nicht allein die „Weltmission“ im Sinne der Missionierung Nichtgläubiger in fernen Ländern (Erstevangelisierung), sondern die Evangelisierung (Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums) als Ganzes, was auch die etwa in Form der Volksmission betriebene Verkündigungs- und Evangelisierungsarbeit unter getauften Christen einschließt (Neuevangelisierung). Beginnend mit der ersten bekannten Missionsenzyklika Sancta Dei civitas (1880) von Papst Leo XIII. haben die Päpste im vergangenen Jahrhundert diverse Lehrschreiben zum Thema Mission und Evangelisierung veröffentlicht; sie alle befassen sich mit dem Missionsauftrag der Kirche und dem christlichen Verständnis der Missionsarbeit. Mit dem Konzildekret Ad gentes (1965) hat auch das 2. Vatikanische Konzil eine eigene Verordnung über die Missionstätigkeit der Kirche verabschiedet. Das Apostolische Schreiben Evangelii nuntiandi (1974) von Papst Paul VI. gilt als Magna Charta der missionarischen Tätigkeit der Kirche und wird deshalb oft mit unter den Begriff Missionsenzykliken gerechnet.

Rosenkranzenzyklika

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Die Praxis, im Monat Oktober den Rosenkranz zu beten, entwickelte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der für seine Marienfrömmigkeit bekannte Papst Leo XIII. förderte die Verehrung der Gottesmutter, indem er die Gläubigen zum ständigen Gebrauch des Rosenkranzes anregte und alleine sieben Enzykliken zum Thema des Rosenkranzgebetes verfasste, darunter Supremi apostolatus officio (1883), Superiore anno (1884), Magnae Dei matris (1892), Laetitiae sanctae (1893) und Iucunda semper expectatione (1894). Diese von Leo XIII. und seinen Nachfolgern veröffentlichten Lehrschreiben, darunter in neuerer Zeit Ingravescentibus malis (1937) von Papst Pius XI., Marialis rosarii (1961) von Papst Johannes XXIII. und Christi matri rosarii (1966) von Papst Paul VI., werden oft unter dem Begriff „Rosenkranz-Enzykliken“ zusammengefasst. Zuletzt erschien 2002 das Apostolische Schreiben Rosarium Virginis Mariae von Papst Johannes Paul II.

Sozialenzyklika

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Die gesellschaftlichen Umbrüche der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Anlass für die römisch-katholische Kirche und ihre Päpste, zu den drängenden sozialen Problemen ihrer Zeit Stellung zu nehmen. Dabei ging es ihnen besonders darum, das christliche Menschenbild und die soziale Verantwortung des Einzelnen im Kontext der durch die Industrialisierung bedingten sozialen Veränderungen zu unterstreichen. Die Lehrschriften der Päpste zu diesen Themen (Sozialenzykliken) spielten eine gewichtige Rolle für die Entwicklung der katholischen Soziallehre. Zu nennen sind hier insbesondere die Enzyklika Rerum Novarum (1891) von Papst Leo XIII. und deren zu runden Jahrestagen herausgegebenen Folgeenzykliken Quadragesimo anno (1931) von Papst Pius XI., Mater et magistra (1961) von Papst Johannes XXIII. und Laborem exercens (1981) sowie Centesimus annus (1991) von Papst Johannes Paul II. Darüber hinaus werden zu den Sozialenzykliken auch Pacem in terris (1963), die die Bedeutung der Menschenrechte unterstreicht, sowie Populorum progressio (1967), Sollicitudo rei socialis (1987), Caritas in Veritate (2009) und Fratelli tutti (2020) gezählt. Papst Franziskus bezeichnete auch seine Enzyklika Laudato si’ (2015) nicht nur als Umweltenzyklika, sondern darüber hinaus auch als Sozialenzyklika, mit der er für eine „ganzheitliche Ökologie“ aus Sicht der Ärmsten werbe.[2]

Nicht alle diese Enzykliken hatten einen ausgesprochenen sozialpolitischen Charakter, weshalb sich eine Einteilung in „große“ und „kleine“ Sozialenzykliken etabliert hat. Darüber hinaus gibt es auch wichtige Apostolische Schreiben, die inhaltlich und wirkungsgeschichtlich eine den Sozialenzykliken vergleichbare Bedeutung besitzen (etwa Octogesima adveniens (1971) von Papst Paul VI.) und die deshalb zumeist mit unter diesen Begriff gerechnet werden.

Erziehungs-Enzyklika

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Papst Pius XI. stellte in Divini illius magistri (1929) wichtige Voraussetzungen und Forderungen für die christliche Erziehung der Jugend dar. Dabei forderte er unter anderem, der Staat müsse das Recht der Familien auf christliche Erziehung schützen und notfalls das Recht der Kinder auf angemessene Erziehung sicherstellen, wenn die Eltern moralisch oder physisch versagen sollten. Gegen den Willen der Eltern dürfe jedoch die Schulpflicht nicht durchgesetzt werden. Die Sexualerziehung und die Koedukation bezeichnete er als gefährlich und forderte katholischen Religionsunterricht sowie Katholische Schulen.[3]

Umweltenzyklika

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Mit Laudato si („Gelobt seist du“) vom 24. Mai 2015 veröffentlichte Papst Franziskus am 18. Juni 2015 eine Enzyklika, welche gänzlich unter seiner Feder erarbeitet wurde. Erstmals ist hier das Thema Umwelt in einer Enzyklika zentral. Franziskus entwickelt in dem in der kirchlichen und säkularen Öffentlichkeit als „Umweltenzyklika“[4][5] oder auch „Ökologieenzyklika“[6] bezeichneten Schreiben einen ganzheitlichen Ansatz der Ökologie. Diesem Rundschreiben wird das Potenzial eines enormen Impulses für die ökologische Bewegung in der Kirche zugeschrieben.[7]

  • Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden: Kompendium der Soziallehre der Kirche . Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, 2006. ISBN 3-451-29078-2.
Wiktionary: Enzyklika – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. KNA: „Lehrschreiben der vier Hände“. In: katholisch.de. 5. Juli 2013, abgerufen am 18. März 2014.
  2. Die gesamte Tragweite erkennen. Papst Franziskus sieht "Laudato si" auch als Sozialenzyklika. In: domradio.de. 24. August 2021, abgerufen am 24. August 2021.
  3. Pius XI.: Divini Illius Magistri. 31. Dezember 1929, abgerufen am 16. Mai 2025 (englisch).
  4. So Misereor, kath.ch, Cicero-Magazin, Herder-Verlag (Memento des Originals vom 12. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herder.de u. v. a.; alle Links abgerufen am 11. Oktober 2016.
  5. Die Sorge für das gemeinsame Haus. Abgerufen am 16. Mai 2025.
  6. Studientag »Laudato Si«. 12. Oktober 2016, abgerufen am 16. Mai 2025.
  7. Radio Vatikan: Österreich: Kardinal Schönborn würdigt Laudato Si’ (Memento vom 18. Juni 2015 im Internet Archive)