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„Petroleum“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Brennstoff
'''Petroleum''' (griech.: '''petra''' für Fels, Stein und '''oleum''' für Öl) ist eine als Kraftstoff, Brennstoff, als Leuchtöl und als Entfettungs- und Reinigungsmittel benutzte [[Fraktionierte Destillation|Fraktion]] der Rohöldestillation im Siedebereich zwischen [[Benzin]] und [[Dieselkraftstoff]] von etwa 160°C bis 260°C.
| Bild = [[Datei:Siedekurven white.svg|rahmenlos|zentriert]]
| Bildhinweis = Siedeverläufe von [[Erdöl]] qualitativ
| Andere Namen = * [[Leuchtöl]]<ref name="GESTIS">{{GESTIS|ZVG=531419|Name=Petroleum|Abruf=2020-04-10}}</ref>
* [[Mitteldestillat]]
| Handelsnamen =
| Beschreibung = Brennstoff, Reinigungsmittel, Kraftstoff für Modellflugzeug-Selbstzündermotoren
| Herkunft =
| Bestandteile =
| CAS =
| Aggregat = flüssig
| Viskosität = 2&nbsp;mm²/s (20 °C)<ref name="vps_buch">{{Internetquelle |url=https://www.vpsserver2.de/vpsweb/vps_buch/vps_bekaempfungshandbuch_web/index.html#!word_dokumente/512viskosittviscosity.htm |titel=Vorsorgeplan Schadstoffunfallbekämpfung |titelerg=Eigenschaften von Öl und deren Auswirkungen nach einem Ölunfall / 5.1 Physikalische Eigenschaften |datum=2019-07 |abruf=2020-02-24}}</ref>
| Dichte = etwa 0,8&nbsp;g/cm³<ref name="GESTIS" />
| Heizwert =
| Brennwert =
| Wobbe-Index =
| Oktanzahl =
| Cetanzahl =
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| Schmelzbereich = −48 bis −26 °C<ref name="GESTIS" />
| Siedebereich = etwa 175–325 °C<ref name="GESTIS" />
| Flammpunkt = 55 bis ca. 74 °C<ref name="GESTIS" />
| Zündtemperatur = 210 °C<ref name="GESTIS" />
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| Gefahrnummer = 30
}}


'''Petroleum''' (von [[mittellatein]]isch {{lang|la|''petroleum''|de=Steinöl, [[Erdöl]]}},<ref>Vgl. {{Internetquelle |url=https://www.dwds.de/wb/Petroleum |titel=DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache |abruf=2025-05-05}}</ref> von {{laS|petra|de=Fels}} bzw. ‚(großer) Stein‘ und {{laS|oleum|de=Öl}}) ist ein flüssiges Stoffgemisch von [[Kohlenwasserstoffe]]n, das durch [[fraktionierte Destillation]] von Erdöl gewonnen wird. Die Eigenschaften des Stoffgemisches sind von der jeweiligen chemischen Zusammensetzung abhängig. Die Anzahl Kohlenstoffatome pro Molekül liegen im Bereich C10-C16. Petroleum ist wenig flüchtig und schwer entzündlich mit einem [[Flammpunkt]] zwischen 55 und 74&nbsp;°C. Petroleumdämpfe sind wesentlich schwerer als Luft und können mit dieser explosionsfähige Gemische bilden.
Die korrekte Bezeichnung für Petroleum im Englischen (amerik.) ist Kerosene[[http://en.wikipedia.org/wiki/Kerosene]] und wird oft irrtümlich ins Deutsche mit [[Kerosin]] übersetzt. Das britische Wort für Petroleum ist dagegen "Paraffine Oil".
Die Petroleumfraktion bei der Erdöldestillation liegt im Siedebereich zwischen [[Motorenbenzin|Benzin]] und [[Dieselkraftstoff]] von etwa 175&nbsp;°C bis 325&nbsp;°C.
Petroleum war der historische Ausdruck für [[Erdöl]], Petrol(eum) bedeutet in englischsprachigen Texten [[Mineralöl]].


== Missverständliche Benennung im englischen Sprachraum ==
==Daten==
[[UN-Nummer]] 1223


Im [[Britisches Englisch|britischen Englisch]] wird Petroleum {{lang|en-UK|''paraffin''}} genannt.<ref>{{Internetquelle |url=https://dictionary.cambridge.org/dictionary/english/paraffin |titel=PARAFFIN {{!}} meaning in the Cambridge English Dictionary |abruf=2020-03-07 |sprache=en}}</ref> Zur Abgrenzung von Paraffinwachs nennt man das bei [[Normalbedingung]]en flüssige Petroleum auch {{lang|en-UK|''paraffin oil''}}.
[[Siedetemperatur]] 160°..260° C (175°..288°C)
Die korrekte Bezeichnung für Petroleum im [[Amerikanisches Englisch|amerikanischen Englisch]] ist dagegen {{lang|en-US|''kerosene''}}. ''Kerosene'' mit dem deutschen ''[[Kerosin]]'' gleichzusetzen, ist nicht korrekt, da die deutsche Bezeichnung Kerosin sich auf leichtes Petroleum bezieht.


Petroleum (lateinisch auch ''Oleum petrae''<ref>Otto Zekert (Hrsg.): ''Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570.'' Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 150.</ref>) war der historische Ausdruck für [[Erdöl]], und das englische Wort {{lang|en|''petroleum''}} bedeutet weiterhin Erdöl oder Rohöl. Im Britischen Englisch ist {{lang|en-UK|''petrol''}} der Name für Benzin. Die Bezeichnung nach dem [[Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße|Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße]] (ADR) lautet „KEROSIN“.
[[Flammpunkt]] 38° C
<!--== Geschichte ==
-->
<!--== Vorkommen ==
-->
<!--== Gewinnung und Darstellung ==
-->
<!--== Eigenschaften ==
=== Physikalische Eigenschaften ===


=== Chemische Eigenschaften ===
[[Dichte]] = 0,747 .. 0,84 g/cm3 C10H22 .. C16H34
unter anderem Reaktionen, …
-->


== Verwendung ==
[[Energiedichte]]/Masse : 11,9 kWh/kg


Im Handel werden für unterschiedlichste Anwendungsfälle Reinigungs- und Lösungsmittel mit sehr engen Siedebereichen angeboten und als ''Petroleum'' oder ''[[Kriechöl]]'' verkauft. Diese Stoffe sind sehr rein (z.&nbsp;B. [[Hydrodesulfurierung|hydriert]], [[Aromaten|entaromatisiert]]) und haben keine schweren Anteile, welche Rückstände hinterlassen würden.
[[Energiedichte]]/Volumen : 9,5 kWh/l


Petroleum wird als Schmiermittel für präzise gleitgelagerte Spindeln eingesetzt, z.&nbsp;B. an Flachschleifmaschinen.
==Verwendung==
Petroleum wird als Brennstoff für [[Petroleumlampe]]n sowie als Reinigungsmittel verwendet. Es brennt gleichmäßig unter stark öliger und verzoteter Rußentwicklung ab und eignet sich als Reinigungsmittel, um damit stark haftende Fett- und Schmutzrückstände von Metalloberflächen zu entfernen.


{{Quelle|Lt. Sicherheitsdatenblatt von WD-40 besteht es zu 60 - 80 % aus C9 bis C11 Alkanen, "überwiegend" Petroleum kann daher nicht stimmen https://sichdatonline.chemical-check.de/Dokumente/3275/EUF-0002_0011_09-02-2023_DE.pdf}}
Petroleum wurde in den 1970er Jahren noch einigen Treibstoffen für Modellflugzeug-Dieselmotoren beigesetzt (37 % Petroleum, 36 % Diethylether, 25 % Rizinusöl, 2 % Isopropylnitrit). Derlei Motoren sind inzwischen nur noch selten am Markt zu finden, werden jedoch weiterhin hergestellt (Indien, Großbritannien, Tschechien und ehemals UDSSR, vornehmlich für Fessel- oder Fuchsjagdmodelle). Petroleum wird heute u.a. in [[Strahltriebwerk]]en für [[Flugmodell]]e eingesetzt
Auch dünnflüssige Universal-Öle mit kriechenden Eigenschaften wie ''[[Caramba Chemie|Caramba]]'' und ''[[WD-40]]'' enthalten überwiegend Petroleum.


Petroleum wird zur Lagerung reaktiver Metalle (beispielsweise reines [[Kalium]]) verwendet. Dabei zeigt sich aber eine stärkere Krustenbildung als bei der Aufbewahrung der [[Alkalimetalle]] unter reinem [[Paraffin]]öl.
Petroleum eignet sich in Form einer bis zu 25%igen Beimischung zur Verbesserung der Fließeigenschaften von [[Dieselkraftstoff]] bei kalten Temperaturen. Diese Methode ist inzwischen durch eine Bereitstellung von Winterdiesel frühzeitig vor der kalten Jahreszeit überholt und sollte bei modernen Dieselmotoren nicht mehr angewendet werden.


'''Petroleum als Brenn-, Kraft- und Treibstoff:'''
Im Handel werden für unterschiedlichste Anwendungsfälle Reinings- und Lösungsmittel mit sehr engen Siedebereichen angeboten und als ''Petroleum'' verkauft. Diese Stoffe sind sehr rein und haben keine schweren Anteile welche Rückstände hinterlassen würden.
Mit einem [[Flammpunkt]] von (>) 55&nbsp;°C ist Petroleum deutlich ungefährlicher als Flug- oder Autobenzin.

Mit einem Flammpunkt von 38°C ist Petroleum deutlich ungefährlicher als Flug- oder Autobenzin. [[JET-A1]] ist der europäische Handelsname von Kraftstoff für turbinengetriebene Luftfahrzeuge, umgangssprachlich auch als [[Kerosin]] bezeichnet. Chemisch handelt es sich hierbei um gewöhnliches Petroleum mit Additiven. Hauptverwendungszweck von [[Kerosin]] ist der Einsatz als Flugturbinenkraftstoff, wie er in der Luftfahrt verwendet wird. [[Kerosin]] ist nicht identisch mit [[Flugbenzin]] für Kolbenmotoren, als Flugbenzin kommt Benzin mit 100 [[Oktanzahl|Oktan]] ([[AvGas]]) zum Einsatz.
Wie die [[Siedeanalyse|Siedeverlaufskurve]] (im Bild) zeigt, ist Petroleum dem Turbinenkraftstoff ([[Kerosin]]) zwar ähnlich, die deutlich erkennbaren schwerer siedenden Anteile würden jedoch zu einem erhöhten, nicht spezifikationsgerechten [[Freezing Point]] führen. Kerosin als Petroleum mit Additiven zu bezeichnen, ist somit falsch.

Petroleum wird als Brennstoff ([[Heizwert]]: Energie/Masse 11,9&nbsp;kWh/kg entsprechend 43,1&nbsp;MJ/kg, Energie/Volumen 9,5&nbsp;kWh/l entsprechend 34,2&nbsp;MJ/l) für [[Petroleumlampe]]n sowie als Reinigungsmittel verwendet. Es brennt gleichmäßig unter stark öliger und [[Versottung|versottender]] Rußentwicklung ab und eignet sich als Reinigungsmittel, um damit stark haftende Fett- und Schmutzrückstände von Metalloberflächen zu entfernen.

Petroleum wird als Treibstoff für Modellflugzeug-Selbstzündermotoren (auch Dieselmotoren genannt) verwendet (42 % Petroleum, 36 % Diethylether, 20 % Rizinusöl, 2 % [[Amylnitrat]]). Dieser Motorentyp wird nur noch selten verwendet. Petroleum wird auch in [[Strahltriebwerk]]en für [[Flugmodell]]e eingesetzt.

Petroleum wurde auch als Ersatzkraftstoff für [[Ottomotor|fremdgezündete]] Motoren genutzt, ist dort aber nicht sehr effizient. Beispiele dafür sind die ''Petro''-Modelle von [[Saab]]-[[Valmet]] für den finnischen Markt.<ref>{{Internetquelle |autor=Tommi Järvinen |url=http://saabisti.fi/saab-99-petro/ |titel=Saab 99 Petro – dual fuel system |werk=Tommi's Saab Site |datum=2013-03-26 |abruf=2020-03-07 |sprache=en-GB}}</ref>

Petroleum wurde ebenfalls als Kraftstoff für [[Dieselmotoren für U-Boote der Kaiserlichen Marine#Petroleummotoren|Petroleummotoren]] der ersten U-Boote der [[Kaiserliche Marine|Kaiserlichen Deutschen Marine]] eingesetzt bis effizientere Dieselmotoren diese ersetzten.

Zur Verbesserung der Kälteeigenschaften (siehe [[Cloud Point]], [[Cold Filter Plugging Point]]) von [[Dieselkraftstoff]] bei niedrigen Temperaturen kann Petroleum zugemischt werden.<ref>[http://www.deutz-traktoren.de/tipps_und_tricks/kraftstoffe.pdf Deutz AG Technisches Rundschreiben] (PDF-Datei; 118&nbsp;kB) vom 27. März 1998.</ref> Diese Methode ist durch die Bereitstellung von [[Winterdiesel]] (frühzeitig vor der kalten Jahreszeit) meist nicht mehr erforderlich.<!--== Biologische Bedeutung ==
beim Menschen, bei Pflanzen und Tieren
--><!--== Sicherheitshinweise ==
Toxikologie, Handhabung, Grenzwerte
--><!--== Nachweis ==
Analysemethoden
--><!--== Literatur ==
-->

== Geschichte ==
[[Datei:FranzoesischePetroleumlampe.jpg|mini|links|100px|Petroleumleuchte im 19. Jahrhundert]]
{{Hauptartikel|Erdöl#Geschichte|titel1=„Geschichte“ im Artikel Erdöl}}

Petroleum, das „Steinöl“ (von lateinisch ''oleum petrae''), von dem man annahm, dass es aus den Felsen kommt,<ref>Vgl. etwa [[Otto Beßler]]: ''Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart.'' Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 31 und 116 („… das kumpt usser [aus] den felschen [Felsen] … switzet durch die steyn …“) sowie 213 (''Petroleum – eyn ole […] – stein oley'' = Erdöl, Steinöl).</ref> war ursprünglich eine Bezeichnung für Erdöl. Es wurde seit der Antike als Brennmaterial und Arzneimittelzutat verwendet.<ref>[[Robert J. Forbes]]: ''Studies in ancient technology.'' 9 Bände. Leiden 1955–1964, hier: Band 1, S. 1–120.</ref> Seit dem 19. Jahrhundert wird mit Petroleum das aus Erdöl gewonnene Destillationsprodukt bezeichnet. Ab ca. 1865 bis ins 20. Jahrhundert wurde es vor allem als Brennstoff für [[Petroleumlampe]]n verwendet, bevor es als Leuchtmittel durch elektrischen Strom abgelöst wurde.<ref>[[Friedrich Klemm]]: ''Geschichte der Technik.'' 4. Auflage, Teubner, Stuttgart/Leipzig 1999, ISBN 3-519-00282-5.</ref><ref>[[Friedlieb Ferdinand Runge]]: ''[https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10687618?page=88,89 Feuer! Feuer! Feuer!]'' In: ''Königlich-preußisches Central-Polizei-Blatt.'' 47. Jg., Nr. 4757 (11. März 1865), S. 84 (Warnung vor Brandgefahren infolge der ''Gefährlichkeit des neuen Leucht-Materials „Petroleum“'').</ref>


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Paraffin]]
* [[Heizöl]] EL
* [[Tiroler Steinöl]]

== Weblinks ==
{{Commonscat|Kerosene|Petroleum}}
{{Wiktionary|Petroleum}}
{{Wiktionary|Petroleum}}
{{Wikisource|Verordnung über das gewerbsmäßige Verkaufen und Feilhalten von Petroleum|Verordnung über das gewerbsmäßige Verkaufen und Feilhalten von Petroleum (Deutschland, 1882)}}


== Quellen ==
* [[Paraffin]]
<references />
* [[Dieselkraftstoff|Diesel]]
* [[Heizöl]]


[[Kategorie:Kraftstoff]]
[[Kategorie:Kraftstoff]]
[[Kategorie:Erdölprodukt]]
[[Kategorie:Stoffgemisch]]
[[Kategorie:Stoffgemisch]]
[[Kategorie:Mineralöl]]
[[Kategorie:Flüssigbrennstoff]]

[[ca:Querosè]]
[[da:Petroleum]]
[[en:Kerosene]]
[[eo:Keroseno]]
[[es:Queroseno]]
[[fi:Petroli]]
[[fr:Kérosène]]
[[he:קרוסין]]
[[id:Minyak tanah]]
[[it:Cherosene]]
[[ja:ケロシン]]
[[la:Petroleum]]
[[nl:Kerosine]]
[[nn:Parafin]]
[[no:Parafin]]
[[pl:Nafta]]
[[pt:Querosene]]
[[ru:Керосин]]
[[sv:Fotogen]]
[[vi:Dầu hỏa]]

Aktuelle Version vom 5. Mai 2025, 07:06 Uhr

Petroleum
Siedeverläufe von Erdöl qualitativ
Andere Namen
Kurzbeschreibung Brennstoff, Reinigungsmittel, Kraftstoff für Modellflugzeug-Selbstzündermotoren
Eigenschaften
Aggregatzustand flüssig
Viskosität

2 mm²/s (20 °C)[2]

Dichte

etwa 0,8 g/cm³[1]

Schmelzbereich −48 bis −26 °C[1]
Siedebereich

etwa 175–325 °C[1]

Flammpunkt

55 bis ca. 74 °C[1]

Zündtemperatur 210 °C[1]
Explosionsgrenze 0,7–5,0 %vol[1]
Temperaturklasse T3[1]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 304​‐​315​‐​336​‐​411
P: 102​‐​273​‐​280​‐​301+310​‐​331[1]
UN-Nummer

1223

Gefahrnummer

30

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Petroleum (von mittellateinisch petroleum ‚Steinöl, Erdöl,[3] von lateinisch petra ‚Fels‘ bzw. ‚(großer) Stein‘ und lateinisch oleum ‚Öl‘) ist ein flüssiges Stoffgemisch von Kohlenwasserstoffen, das durch fraktionierte Destillation von Erdöl gewonnen wird. Die Eigenschaften des Stoffgemisches sind von der jeweiligen chemischen Zusammensetzung abhängig. Die Anzahl Kohlenstoffatome pro Molekül liegen im Bereich C10-C16. Petroleum ist wenig flüchtig und schwer entzündlich mit einem Flammpunkt zwischen 55 und 74 °C. Petroleumdämpfe sind wesentlich schwerer als Luft und können mit dieser explosionsfähige Gemische bilden. Die Petroleumfraktion bei der Erdöldestillation liegt im Siedebereich zwischen Benzin und Dieselkraftstoff von etwa 175 °C bis 325 °C.

Missverständliche Benennung im englischen Sprachraum

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Im britischen Englisch wird Petroleum paraffin genannt.[4] Zur Abgrenzung von Paraffinwachs nennt man das bei Normalbedingungen flüssige Petroleum auch paraffin oil. Die korrekte Bezeichnung für Petroleum im amerikanischen Englisch ist dagegen kerosene. Kerosene mit dem deutschen Kerosin gleichzusetzen, ist nicht korrekt, da die deutsche Bezeichnung Kerosin sich auf leichtes Petroleum bezieht.

Petroleum (lateinisch auch Oleum petrae[5]) war der historische Ausdruck für Erdöl, und das englische Wort petroleum bedeutet weiterhin Erdöl oder Rohöl. Im Britischen Englisch ist petrol der Name für Benzin. Die Bezeichnung nach dem Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR) lautet „KEROSIN“.

Im Handel werden für unterschiedlichste Anwendungsfälle Reinigungs- und Lösungsmittel mit sehr engen Siedebereichen angeboten und als Petroleum oder Kriechöl verkauft. Diese Stoffe sind sehr rein (z. B. hydriert, entaromatisiert) und haben keine schweren Anteile, welche Rückstände hinterlassen würden.

Petroleum wird als Schmiermittel für präzise gleitgelagerte Spindeln eingesetzt, z. B. an Flachschleifmaschinen.

Auch dünnflüssige Universal-Öle mit kriechenden Eigenschaften wie Caramba und WD-40 enthalten überwiegend Petroleum.

Petroleum wird zur Lagerung reaktiver Metalle (beispielsweise reines Kalium) verwendet. Dabei zeigt sich aber eine stärkere Krustenbildung als bei der Aufbewahrung der Alkalimetalle unter reinem Paraffinöl.

Petroleum als Brenn-, Kraft- und Treibstoff: Mit einem Flammpunkt von (>) 55 °C ist Petroleum deutlich ungefährlicher als Flug- oder Autobenzin.

Wie die Siedeverlaufskurve (im Bild) zeigt, ist Petroleum dem Turbinenkraftstoff (Kerosin) zwar ähnlich, die deutlich erkennbaren schwerer siedenden Anteile würden jedoch zu einem erhöhten, nicht spezifikationsgerechten Freezing Point führen. Kerosin als Petroleum mit Additiven zu bezeichnen, ist somit falsch.

Petroleum wird als Brennstoff (Heizwert: Energie/Masse 11,9 kWh/kg entsprechend 43,1 MJ/kg, Energie/Volumen 9,5 kWh/l entsprechend 34,2 MJ/l) für Petroleumlampen sowie als Reinigungsmittel verwendet. Es brennt gleichmäßig unter stark öliger und versottender Rußentwicklung ab und eignet sich als Reinigungsmittel, um damit stark haftende Fett- und Schmutzrückstände von Metalloberflächen zu entfernen.

Petroleum wird als Treibstoff für Modellflugzeug-Selbstzündermotoren (auch Dieselmotoren genannt) verwendet (42 % Petroleum, 36 % Diethylether, 20 % Rizinusöl, 2 % Amylnitrat). Dieser Motorentyp wird nur noch selten verwendet. Petroleum wird auch in Strahltriebwerken für Flugmodelle eingesetzt.

Petroleum wurde auch als Ersatzkraftstoff für fremdgezündete Motoren genutzt, ist dort aber nicht sehr effizient. Beispiele dafür sind die Petro-Modelle von Saab-Valmet für den finnischen Markt.[6]

Petroleum wurde ebenfalls als Kraftstoff für Petroleummotoren der ersten U-Boote der Kaiserlichen Deutschen Marine eingesetzt bis effizientere Dieselmotoren diese ersetzten.

Zur Verbesserung der Kälteeigenschaften (siehe Cloud Point, Cold Filter Plugging Point) von Dieselkraftstoff bei niedrigen Temperaturen kann Petroleum zugemischt werden.[7] Diese Methode ist durch die Bereitstellung von Winterdiesel (frühzeitig vor der kalten Jahreszeit) meist nicht mehr erforderlich.

Petroleumleuchte im 19. Jahrhundert

Petroleum, das „Steinöl“ (von lateinisch oleum petrae), von dem man annahm, dass es aus den Felsen kommt,[8] war ursprünglich eine Bezeichnung für Erdöl. Es wurde seit der Antike als Brennmaterial und Arzneimittelzutat verwendet.[9] Seit dem 19. Jahrhundert wird mit Petroleum das aus Erdöl gewonnene Destillationsprodukt bezeichnet. Ab ca. 1865 bis ins 20. Jahrhundert wurde es vor allem als Brennstoff für Petroleumlampen verwendet, bevor es als Leuchtmittel durch elektrischen Strom abgelöst wurde.[10][11]

Commons: Petroleum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Petroleum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. a b c d e f g h i j Eintrag zu Petroleum in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10. April 2020. (JavaScript erforderlich)
  2. Vorsorgeplan Schadstoffunfallbekämpfung. Eigenschaften von Öl und deren Auswirkungen nach einem Ölunfall / 5.1 Physikalische Eigenschaften. Juli 2019, abgerufen am 24. Februar 2020.
  3. Vgl. DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 5. Mai 2025.
  4. PARAFFIN | meaning in the Cambridge English Dictionary. Abgerufen am 7. März 2020 (englisch).
  5. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 150.
  6. Tommi Järvinen: Saab 99 Petro – dual fuel system. In: Tommi's Saab Site. 26. März 2013, abgerufen am 7. März 2020 (britisches Englisch).
  7. Deutz AG Technisches Rundschreiben (PDF-Datei; 118 kB) vom 27. März 1998.
  8. Vgl. etwa Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 31 und 116 („… das kumpt usser [aus] den felschen [Felsen] … switzet durch die steyn …“) sowie 213 (Petroleum – eyn ole […] – stein oley = Erdöl, Steinöl).
  9. Robert J. Forbes: Studies in ancient technology. 9 Bände. Leiden 1955–1964, hier: Band 1, S. 1–120.
  10. Friedrich Klemm: Geschichte der Technik. 4. Auflage, Teubner, Stuttgart/Leipzig 1999, ISBN 3-519-00282-5.
  11. Friedlieb Ferdinand Runge: Feuer! Feuer! Feuer! In: Königlich-preußisches Central-Polizei-Blatt. 47. Jg., Nr. 4757 (11. März 1865), S. 84 (Warnung vor Brandgefahren infolge der Gefährlichkeit des neuen Leucht-Materials „Petroleum“).