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„Weißes Rauschen“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
{{dieser Artikel|beschäftigt sich mit der '''technischen Definition''' des '''weißen Rauschens'''. Für den gleichnamigen '''Film''' siehe [[Das weisse Rauschen]]}}
[[Datei:White-noise-trace.svg|mini|Zeitliche Darstellung eines beispielhaften diskreten weißen Rauschsignals]]
'''Weißes Rauschen''' ist in den Ingenieur- und Naturwissenschaften ein physikalisches [[Rauschen (Physik)|Rauschen]] mit konstanter Amplitude im [[Spektrum]] (genauer: im [[Leistungsdichtespektrum]] S(w) = H.) Die Leistung eines stochastischen Signals erhält man, wenn man sein Leistungsdichtespektrum über ganz R integriert ("von minus unendlich bis plus unendlich"). Das weiße Rauschen im theoretischen Sinne hat somit eine unendliche Signalenergie. Hier sieht man, dass das weiße Rauschen nur ein theoretisches Modell ist (Im praktischen Fall fällt beim weißen Rauschen die Leistungsdichte für sehr große Frequenzen ab).
'''Weißes Rauschen''' ist ein [[Rauschen (Physik)|Rauschen]] mit einem konstanten [[Leistungsdichtespektrum]] in einem bestimmten Frequenzbereich. Weißes Rauschen wird als ein stark höhenbetontes Geräusch empfunden (vgl. [[Psychoakustik]]). Weißes, in der [[Bandbreite]] beschränktes Rauschen wird in den Ingenieur- und Naturwissenschaften häufig verwendet, um Störungen in einem sonst idealen Modell abzubilden, z. B. zufällige Störungen in einem [[Übertragungskanal]] zu beschreiben.


[[Datei:White.Noise.ogg|mini|Hörbeispiel von weißem gaußschen Rauschen]]
Die Autokorrelationsfunktion eines weißen Rauschens ist nach dem Wiener-Khinchine-Theorem ein DIRAC-Impuls bei Null mit dem Faktor H. Das heißt für beliebig kleine t'>0 gilt: Was zum Zeitpunkt t+t' geschieht, ist absolut unabhängig davon, was zum Zeitpunkt t geschehen ist. Auch hier sieht man, dass das weiße Rauschen so in seiner Absolutheit in der Realität nicht existieren kann.


== Beschreibung ==
*[[Akustik]]: ein subjektiv wahrgenommenes Signal, als ob die Amplitude mit der Frequenz anstiege, da im menschlichen Gehör die Empfindlichkeit bis in die Nähe einer von der jeweiligen Person abhängigen [[Grenzfrequenz]] mit zunehmender Frequenz [[Logarithmus|logarithmisch]] ansteigt, obwohl beim weißen Rauschen die Amplitude der Frequenzen idealerweise konstant ist. Das weiße Rauschen ist ein Grenzfall des farbigen Rauschens, bei dem der wahrgenommene Frequenzbereich den gesamten Hörbereich umfasst. Der Höreindruck gleicht dem eines stimmlosen 'sch'. Subjektiv hat weißes Rauschen auf das Gehör eine leicht betäubende Wirkung, so dass es sich als Methode zur Lärmbekämpfung etabliert hat – Lärm wird als weniger laut und störend empfunden, wenn man ihm weißes Rauschen überlagert. Eine ''empfundene'' Gleichverteilung der Frequenzen wird demgegenüber mit dem [[Rosa Rauschen]] erreicht, das physikalische gesehen abnehmende Amplituden mit steigender Frequenz erzeugt.
[[Datei:White noise spectrum.svg|mini|Beispielhaftes Spektrum des weißen Rauschens]]
*[[Stochastik]]: in der Stochastik bezeichnet der Name ''weißes Rauschen'' einen [[Stochastischer Prozess|diskreten stochastischen Prozess]] von [[Korrelation|unkorrelierten]] [[Zufallsvariable|Zufallsvariablen]] mit [[Erwartungswert]] Null und konstanter [[Varianz]] und ist somit [[Stationarität|stationär]]. Das weiße Rauschen stellt somit den einfachsten stochastischen Prozess dar, jedoch werden viele komplexere Prozesse und [[Zeitreihenanalyse|Zeitreihen]] aus solchen konstruiert, etwa der [[Random Walk]] oder [[ARMA]]-Prozesse. Ein Spezialfall ist hierbei das gaußsche weiße Rauschen, hier sind die Zufallsvariablen [[Normalverteilung|normalverteilt]].
Charakteristisch für weißes Rauschen ist ein konstantes [[Leistungsdichtespektrum]]:
*[[Wahrscheinlichkeitstheorie]]: in der Wahrscheinlichkeitstheorie versteht man unter ''weißem Rauschen'' einen verallgemeinerten stochastischen Prozess, welcher als [[Distribution (Mathematik)|distributionelle]] Ableitung einer reellen [[Brownsche Molekularbewegung|Brown'schen Bewegung]] definiert werden kann.


:<math>S(f) = \text{const.}</math>
== Elektroakustik und physiologische Wirkung ==


Nach dem [[Wiener-Chintschin-Theorem]] ist die Autokorrelationsfunktion des weißen Rauschens <math>\eta(t)</math> daher die [[Delta-Distribution]]:
'''Weißes Rauschen''' hat eine Spektralverteilung mit konstanter Leistung pro Bandbreiteneinheit, angegeben in Hz. Der 20-Hz-Bereich zwischen 20 und 40 Hz enthält die gleiche Rauschleistung wie der 20-Hz-Bereich zwischen 10.000 Hz und 10.020 Hz. Der theoretische Frequenzbereich von weißem Rauschen geht quasi vom Grenzwert 0 Hz (Gleichspannung) bis zu unendlich hohen Frequenzen. In der Praxis wird bandbegrenztes weißes Rauschen benutzt. Wir empfinden weißes Rauschen so, als ob die hohen Frequenzen größere Energie hätten. Der Klang ist hell und tiefe Frequenzen scheinen zu fehlen. Weißes Rauschen ist dem Klang von herkömmlicher Musik sehr unähnlich.


:<math>r_{\eta \eta}(\tau) := \operatorname{E}[\eta(t)\eta(t-\tau)] =\int_{-\infty}^\infty S(f) e^{\mathrm{j}2\pi f\tau} d f = \text{const} \cdot \delta(\tau).</math>
== Etymologie: Farbanalogie==
Zur Farbanalogie: Beim Weißen Rauschen ist der Spektralverlauf konstanter Amplitude analog dem weißen Licht (alle Spektren/Frequenzen sind vorhanden und gleich hell), beim Rosa Rauschen haben die niedrigen Frequenzen (tiefe Töne) eine höhere Amplitude als höhere Frequenzen (hohe Töne), die Amplitude nimmt mit steigenden Frequenzen umgekehrt proportional ab, linear oder logarithmisch, es sind aber alle Frequenzen vertreten (analog zum Licht ergibt sich eine Mischung aus weißem und rotem Licht, eine Überbetonung des roten Spektrums gegen das weiße – ergo: Rosa). Ein Rotes Rauschen wäre eigentlich kein Rauschen, da dort nur die rote Frequenz, ein vergleichsweise schmales Frequenzband vertreten wäre, also in der Akustik nur tiefe Töne. Allerdings bezeichnet man mit Rotem Rauschen in der Praxis synonym das Braune Rauschen. Hier nehmen die Amplituden mit steigenden Frequenzen bedeutend schneller ab als beim Rosa Rauschen, nämlich 1/f<sup>2</sup> (also umgekehrt proportional zum Quadrat der Frequenz), was einen braunen Farbeindruck beim Licht ergeben würde.


Die [[Autokorrelation]]sfunktion von weißem Rauschen ist ein [[Dirac-Impuls]] <math>\delta(\tau)\overset{t':=t-\tau}{=}\delta(t-t')</math>. Das heißt, das Rauschen zu einem bestimmten Zeitpunkt <math>t</math> ist [[unkorreliert]] zu allen anderen Zeitpunkten <math>t'\neq t</math>, da für diese Zeitpunkte die Autokorrelation Null ist.
==Siehe auch==
[[Rosa Rauschen]] | [[Braunes Rauschen]] | [[Thermisches Rauschen]] | [[Johnson-Rauschen]] | [[Signal-Rausch-Verhältnis]] | [[Akustik]] | [[Statistik]] | [[Ökonometrie]] |


Weißes Rauschen werden auch [[Zeitdiskretes Signal|zeitdiskrete Signale]] genannt, deren einzelne Abtastwerte unkorreliert sind.
==Weblinks==
*[http://www.sengpielaudio.com/Rechner-rauschen.htm Weißes Rauschen - Rechner in Volt und dB]


In der [[Bandbreite]] unlimitiertes weißes Rauschen ist ein modellhafter Grenzfall mit unendlich hoher Leistung und tritt daher in der Praxis nicht auf. In realen Systemen tritt weißes Rauschen immer nur in einem Frequenzbereich mit in diesem Bereich konstantem Leistungsdichtespektrum auf. Das Leistungsdichtespektrum außerhalb dieser Bandbreite fällt nach oben hin, bei nur hinreichend hohen Frequenzen, immer gegen 0 ab.
[[Kategorie:Elektroakustik]]

[[Kategorie:Kommunikationstechnik]]
Weißes Rauschen kann mit unterschiedlichen [[Wahrscheinlichkeitsverteilung]]en der [[Amplitude|Signalamplitude]] auftreten. Eine übliche Verteilung ist die [[Normalverteilung]] oder auch Gauß-Verteilung, welche im Rahmen der [[Signalverarbeitung]] zur Beschreibung der Störungen von Übertragungskanälen dient. Bei diesen Kanälen wird das Rauschen als additive Störgröße mit eingebracht und dann als [[additives weißes gaußsches Rauschen]] bezeichnet. Auch [[thermisches Rauschen]] an [[Widerstand (Bauelement)|elektrischen Widerständen]] lässt sich primär durch weißes gaußsches Rauschen beschreiben. Weißes Rauschen kann grundsätzlich aber auch in anderen Verteilungen auftreten, beispielsweise in [[Cauchy-Verteilung|Cauchy-]] oder [[Poisson-Verteilung]].

== Mathematische Beschreibung ==

=== Weißes Rauschen in diskreter Zeit ===

Ein diskreter [[stochastischer Prozess]] <math>(X_t)</math> auf einem Wahrscheinlichkeitsraum <math>(\Omega,\mathcal{A},\mathbb{P})</math> heißt diskretes weißes Rauschen falls für alle <math>t</math>
:<math>\mathbb{E}[X_t]=0,\quad \mathbb{E}[X_t^2]=\sigma^2<\infty,\quad \operatorname{Cov}(X_t,X_s)=0\quad s\neq t</math>

=== Weißes Rauschen in stetiger Zeit ===

Weißes Rauschen ist eine stochastische [[Distribution (Mathematik)|Distribution]].

==== Gaußsches weißes Rauschen als Zufallsmengenfunktion ====

Sei <math>(S,\mathcal{S},\nu)</math> ein [[σ-Endlichkeit|σ-endlicher]] Maßraum. Dann nennt man eine Zufallsmengenfunktion <math>W</math> auf den Mengen <math>\{A:A\in \mathcal{S}, \nu(A)<\infty\}</math> ''weißes Rauschen basierend auf <math>\nu</math>'' wenn folgendes gilt<ref name="Walsh">{{Literatur |Autor=Walsh, John B. |Hrsg=Springer Berlin Heidelberg |Titel=An introduction to stochastic partial differential equations |Datum=1986 |ISBN=3-540-39781-7}}</ref>
# <math>W(A)\sim \mathcal{N}(0,\nu(A))</math>, d. h. <math>W(A)</math> ist eine zentrierte Gaußsche Zufallsvariable mit Varianz <math>\nu(A)</math>.
# Falls <math>A\cap B=\emptyset</math>, dann sind <math>W(A)</math> und <math>W(B)</math> unabhängig und <math>W(A\cup B)=W(A)+W(B).</math> <!-- Beachte: Die Referenz von Walsh <ref name="Walsh"/> enthält einen Fehler in der ersten Definition, der hier korrigiert wurde... -->
<math>(W(A))_{A\in \mathcal{S}}</math> ist ein Prozess. Aus der Definition folgt sofort, dass die [[Kovarianzfunktion]] durch
:<math>C(A,B)=\mathbb{E}[W(A)W(B)]=\nu(A\cap B)</math>
gegeben ist. Üblicherweise wählt man für <math>\nu</math> das [[Lebesgue-Maß]] und <math>S=\mathbb{R}^d</math> und die [[Borelsche σ-Algebra]] für <math>\mathcal{S}</math>.

Für jedes <math>W</math> gibt es ein korrespondierendes [[brownsches Blatt]] <math>(B_t, t\in \mathbb{R}^{d+1}_+)</math> mit <math>(0,t]=(0,t_1]\times \cdots \times (0,t_{d+1}]</math> und
:<math>B_t=W\left((0,t]\right).</math>

==== Raumzeitliches gaußsches weißes Rauschen ====

Sei <math>S\subset \mathbb{R}^d</math> und <math>D:=\mathbb{R}_+\times S</math> und <math>(B_{t,x}, (t,x)\in D)</math> ein brownsches Blatt. Dann ist das ''raumzeitliche (gaußsche) weiße Rauschen'' ({{enS|space-time white noise}}) <math>\dot W</math> die [[Distribution (Mathematik)|Distributionalableitung]] von <math>B_{t,x}</math> definiert für eine [[Testfunktion]] <math>\phi\in C_c^{\infty}(D)</math> durch<ref>{{Literatur |Autor=Gopinath Kallianpur und Jie Xiong |Titel=Stochastic Differential Equations in Infinite Dimensional Spaces |Sammelwerk=Lecture Notes-Monograph Series |Band=26 |Datum=1995 |Seiten=98 |JSTOR=4355854}}</ref>
:<math>\dot W[\phi]=\int \int_D \phi(t,x)\frac{\partial^2 B(t,x)}{\partial t \partial x}\mathrm{d}t\mathrm{d}x=
\int \int_S B(t,x)\frac{\partial^2 \phi(t,x)}{\partial t \partial x}\mathrm{d}t\mathrm{d}x.</math>

Da sich jedes <math>B_{t,x}</math> durch ein <math>W_{t,x}:=W((0,t]\times (0,x])</math> ersetzen lässt, erklärt sich die Notation. Aus der Definition folgt, dass <math>\mathbb{E}[\dot W[\phi]]=0</math> und <math>\operatorname{Cov}[\dot W(t,x),\dot W(s,y)]=\delta(t-s)\prod\limits_{i=1}^n\delta(x_i-y_i)</math>.

=== White-Noise-Analysis ===
Die [[White-Noise-Analysis]], auch Hida-Kalkül (nach [[Hida Takeyuki]]) genannt, beschäftigt sich mit der Analysis in [[Funktionalanalysis|unendlicher Dimension]] basierend auf weißem Rauschen. Ein wichtiger Begriff ist der des ''White-Noise-Wahrscheinlichkeitsraumes''
<math>(\mathcal{S}'(\mathbb{R}),\mathcal{B},\mu)</math>, welcher manchmal kurz auch als ''weißes Rauschen'' bezeichnet wird. <math>\mathcal{B}</math> bezeichnet dabei die Familie der [[Borel-Menge]]n des Raumes der [[Temperierte Distribution|tempertierten Distributionen]] <math>\mathcal{S}'(\mathbb{R})</math> ausgestattet mit der [[Schwach-*-Topologie]] und <math>\mu</math> ist ein, nach dem [[Satz von Bochner-Minlos]] eindeutiges, [[gaußsches Maß]].

== Anwendungsbereiche ==
In der [[Psychoakustik]] wird weißes Rauschen zur Lärmbekämpfung und im Bereich der [[Tinnitus-Retraining-Therapie]] als Masker eingesetzt; Lärm und andere Störgeräusche werden subjektiv als weniger laut und störend empfunden, wenn man sie mit weißem Rauschen überlagert. Rauschen, in dem sich alle Frequenzanteile in etwa gleich laut anhören, wird als [[1/f-Rauschen]] bezeichnet. Es hat ein mit der Frequenz abnehmendes Leistungsdichtespektrum.

In der [[Stochastik]] bezeichnet ''weißes Rauschen in diskreter Zeit'' einen [[Stochastischer Prozess|diskreten stochastischen Prozess]] von [[Korrelation|unkorrelierten]] [[Zufallsvariable]]n mit [[Erwartungswert]] 0 und konstanter [[Varianz (Stochastik)|Varianz]]. Es ist schwach [[Stationärer stochastischer Prozess|stationär]] und hat eine konstante [[Spektraldarstellung stationärer stochastischer Prozesse#Spektraldichte|Spektraldichte]]. Das weiße Rauschen stellt den einfachsten stochastischen Prozess dar, jedoch werden viele komplexere Prozesse und [[Zeitreihenanalyse|Zeitreihen]] aus solchen konstruiert, etwa der [[Random Walk]] oder [[ARMA-Modell|ARMA-Prozesse]].

Neuerdings kommt insbesondere im Logistikbereich das Weiße Rauschen anstelle des klassischen Pieptons in Rückfahrwarnsystemen zum Einsatz. Als Grund wird etwa genannt: „Weißes Rauschen ist nur in der Risikozone zu hören und ermöglicht gleichzeitig eine präzisere Lokalisation der Richtung eines zurückfahrenden Fahrzeugs.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.internationales-verkehrswesen.de/hafen-amsterdam-mit-neuen-warngeraeten/ |titel=Hafen Amsterdam: Fahrzeuge warnen mit weißem Rauschen statt lästigem Piepen |werk=Internationales Verkehrswesen |datum=2018-08-03 |zugriff=2024-10-17}}</ref>

== Farbanalogie des Namens ==
Der Begriff '''Weißes Rauschen''' ist in Analogie zu [[Weiß#Weißes Licht|weißem Licht]] zu verstehen, in welchem verschiedene optische Frequenzanteile sich zu einem weißen Farbeindruck überlagern. Allerdings weist vom Menschen subjektiv als weiß empfundenes Licht kein konstantes Leistungsdichtespektrum auf.

Mit einer vergleichbaren Farbanalogie wurden die Begriffe [[Rotes Rauschen]] und [[Rosa Rauschen]] gebildet.

== Literatur ==
* {{Literatur
|Autor=Rudolf Müller
|Titel=Rauschen
|Auflage=2.
|Verlag=Springer
|Datum=2013
|ISBN=978-3-540-51145-8}}
* {{Literatur
|Hrsg=[[Horst Stöcker]]
|Titel=Taschenbuch der Physik. Formeln, Tabellen, Übersichten.
|Auflage=4.
|Verlag=Harry Deutsch
|Datum=2000
|ISBN=3-8171-1628-4}}
* {{Literatur
|Autor=Gopinath Kallianpur
|Titel=White Noise Theory of Prediction, Filtering and Smoothing
|Verlag=CRC Press Inc.
|Datum=1988
|ISBN=2-88124-685-0}}

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
{{Commonscat|White noise}}

* [http://www.sengpielaudio.com/Rechner-rauschen.htm Weißes Rauschen – Rauschspannung in Volt und dB]

{{SORTIERUNG:Weisses Rauschen}}
[[Kategorie:Elektrische Messtechnik]]
[[Kategorie:Elektrische Messtechnik]]
[[Kategorie:Nachrichtentechnik]]
[[Kategorie:Rauschen]]
[[Kategorie:Theoretische Elektrotechnik]]
[[Kategorie:Stochastik]]
[[Kategorie:Statistische Physik]]
[[Kategorie:Statistische Physik]]
[[Kategorie:Physik]]
[[Kategorie:Wellenlehre]]

[[da:Hvid støj]]
[[en:White noise]]
[[eo:Vikipedio:Projekto matematiko/Blanka bruo]]
[[es:Ruido blanco]]
[[fi:Valkoinen kohina]]
[[fr:Bruit blanc]]
[[he:רעש לבן]]
[[it:Rumore bianco]]
[[ja:ホワイトノイズ]]
[[pl:Szum biały]]
[[ru:Белый шум]]
[[sv:Vitt brus]]
[[zh:白雜訊]]

Aktuelle Version vom 24. November 2024, 01:29 Uhr

Zeitliche Darstellung eines beispielhaften diskreten weißen Rauschsignals

Weißes Rauschen ist ein Rauschen mit einem konstanten Leistungsdichtespektrum in einem bestimmten Frequenzbereich. Weißes Rauschen wird als ein stark höhenbetontes Geräusch empfunden (vgl. Psychoakustik). Weißes, in der Bandbreite beschränktes Rauschen wird in den Ingenieur- und Naturwissenschaften häufig verwendet, um Störungen in einem sonst idealen Modell abzubilden, z. B. zufällige Störungen in einem Übertragungskanal zu beschreiben.

Hörbeispiel von weißem gaußschen Rauschen
Beispielhaftes Spektrum des weißen Rauschens

Charakteristisch für weißes Rauschen ist ein konstantes Leistungsdichtespektrum:

Nach dem Wiener-Chintschin-Theorem ist die Autokorrelationsfunktion des weißen Rauschens daher die Delta-Distribution:

Die Autokorrelationsfunktion von weißem Rauschen ist ein Dirac-Impuls . Das heißt, das Rauschen zu einem bestimmten Zeitpunkt ist unkorreliert zu allen anderen Zeitpunkten , da für diese Zeitpunkte die Autokorrelation Null ist.

Weißes Rauschen werden auch zeitdiskrete Signale genannt, deren einzelne Abtastwerte unkorreliert sind.

In der Bandbreite unlimitiertes weißes Rauschen ist ein modellhafter Grenzfall mit unendlich hoher Leistung und tritt daher in der Praxis nicht auf. In realen Systemen tritt weißes Rauschen immer nur in einem Frequenzbereich mit in diesem Bereich konstantem Leistungsdichtespektrum auf. Das Leistungsdichtespektrum außerhalb dieser Bandbreite fällt nach oben hin, bei nur hinreichend hohen Frequenzen, immer gegen 0 ab.

Weißes Rauschen kann mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Signalamplitude auftreten. Eine übliche Verteilung ist die Normalverteilung oder auch Gauß-Verteilung, welche im Rahmen der Signalverarbeitung zur Beschreibung der Störungen von Übertragungskanälen dient. Bei diesen Kanälen wird das Rauschen als additive Störgröße mit eingebracht und dann als additives weißes gaußsches Rauschen bezeichnet. Auch thermisches Rauschen an elektrischen Widerständen lässt sich primär durch weißes gaußsches Rauschen beschreiben. Weißes Rauschen kann grundsätzlich aber auch in anderen Verteilungen auftreten, beispielsweise in Cauchy- oder Poisson-Verteilung.

Mathematische Beschreibung

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Weißes Rauschen in diskreter Zeit

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Ein diskreter stochastischer Prozess auf einem Wahrscheinlichkeitsraum heißt diskretes weißes Rauschen falls für alle

Weißes Rauschen in stetiger Zeit

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Weißes Rauschen ist eine stochastische Distribution.

Gaußsches weißes Rauschen als Zufallsmengenfunktion

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Sei ein σ-endlicher Maßraum. Dann nennt man eine Zufallsmengenfunktion auf den Mengen weißes Rauschen basierend auf wenn folgendes gilt[1]

  1. , d. h. ist eine zentrierte Gaußsche Zufallsvariable mit Varianz .
  2. Falls , dann sind und unabhängig und

ist ein Prozess. Aus der Definition folgt sofort, dass die Kovarianzfunktion durch

gegeben ist. Üblicherweise wählt man für das Lebesgue-Maß und und die Borelsche σ-Algebra für .

Für jedes gibt es ein korrespondierendes brownsches Blatt mit und

Raumzeitliches gaußsches weißes Rauschen

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Sei und und ein brownsches Blatt. Dann ist das raumzeitliche (gaußsche) weiße Rauschen (englisch space-time white noise) die Distributionalableitung von definiert für eine Testfunktion durch[2]

Da sich jedes durch ein ersetzen lässt, erklärt sich die Notation. Aus der Definition folgt, dass und .

White-Noise-Analysis

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Die White-Noise-Analysis, auch Hida-Kalkül (nach Hida Takeyuki) genannt, beschäftigt sich mit der Analysis in unendlicher Dimension basierend auf weißem Rauschen. Ein wichtiger Begriff ist der des White-Noise-Wahrscheinlichkeitsraumes , welcher manchmal kurz auch als weißes Rauschen bezeichnet wird. bezeichnet dabei die Familie der Borel-Mengen des Raumes der tempertierten Distributionen ausgestattet mit der Schwach-*-Topologie und ist ein, nach dem Satz von Bochner-Minlos eindeutiges, gaußsches Maß.

Anwendungsbereiche

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In der Psychoakustik wird weißes Rauschen zur Lärmbekämpfung und im Bereich der Tinnitus-Retraining-Therapie als Masker eingesetzt; Lärm und andere Störgeräusche werden subjektiv als weniger laut und störend empfunden, wenn man sie mit weißem Rauschen überlagert. Rauschen, in dem sich alle Frequenzanteile in etwa gleich laut anhören, wird als 1/f-Rauschen bezeichnet. Es hat ein mit der Frequenz abnehmendes Leistungsdichtespektrum.

In der Stochastik bezeichnet weißes Rauschen in diskreter Zeit einen diskreten stochastischen Prozess von unkorrelierten Zufallsvariablen mit Erwartungswert 0 und konstanter Varianz. Es ist schwach stationär und hat eine konstante Spektraldichte. Das weiße Rauschen stellt den einfachsten stochastischen Prozess dar, jedoch werden viele komplexere Prozesse und Zeitreihen aus solchen konstruiert, etwa der Random Walk oder ARMA-Prozesse.

Neuerdings kommt insbesondere im Logistikbereich das Weiße Rauschen anstelle des klassischen Pieptons in Rückfahrwarnsystemen zum Einsatz. Als Grund wird etwa genannt: „Weißes Rauschen ist nur in der Risikozone zu hören und ermöglicht gleichzeitig eine präzisere Lokalisation der Richtung eines zurückfahrenden Fahrzeugs.“[3]

Farbanalogie des Namens

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Der Begriff Weißes Rauschen ist in Analogie zu weißem Licht zu verstehen, in welchem verschiedene optische Frequenzanteile sich zu einem weißen Farbeindruck überlagern. Allerdings weist vom Menschen subjektiv als weiß empfundenes Licht kein konstantes Leistungsdichtespektrum auf.

Mit einer vergleichbaren Farbanalogie wurden die Begriffe Rotes Rauschen und Rosa Rauschen gebildet.

Einzelnachweise

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  1. Walsh, John B.: An introduction to stochastic partial differential equations. Hrsg.: Springer Berlin Heidelberg. 1986, ISBN 3-540-39781-7.
  2. Gopinath Kallianpur und Jie Xiong: Stochastic Differential Equations in Infinite Dimensional Spaces. In: Lecture Notes-Monograph Series. Band 26, 1995, S. 98, JSTOR:4355854.
  3. Hafen Amsterdam: Fahrzeuge warnen mit weißem Rauschen statt lästigem Piepen. In: Internationales Verkehrswesen. 3. August 2018, abgerufen am 17. Oktober 2024.
Commons: White noise – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien