„Fish and Chips“ – Versionsunterschied
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[[Bild:Fishandchips.jpg|right|thumb|Fish'n'Chips auf Packpapier]] |
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[[Datei:Fish and chips blackpool.jpg|mini|hochkant=1.3|Fish ’n’ Chips]] |
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'''Fish and Chips''' (kurz ''Fish ’n’ Chips'') sind ein Gericht aus frischem, in [[Bierteig]] frittiertem [[Speisefisch|Fischfilet]] und dicken frittierten Kartoffelstäbchen, den ''chips''. Sie gelten als inoffizielles [[Nationalgericht]] [[England]]s und sind bis heute ein fester Bestandteil [[Englische Küche|englischer Küche]] und [[Esskultur]], auch wenn sie in den letzten Jahren im Vergleich zu anderen Gerichten an Popularität verloren haben. Die ''chips'' sind nicht mit den deutschen [[Kartoffelchips]] zu verwechseln, sondern ähneln den belgischen [[Pommes frites]]. |
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'''Fish and Chips''' (kurz ''Fish ’n’ Chips'') ist ein [[Gericht (Speise)|Gericht]] aus in [[Backteig]] [[Frittieren|frittiertem]] [[Filet (Fisch)|Fischfilet]] (''Fish'') und dicken frittierten Kartoffelstäbchen (''Chips''). Sie gelten als „inoffizielles [[Nationalgericht]]“ des [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreiches]] und sind bis heute ein fester Bestandteil der [[Englische Küche|englischen]], [[Schottische Küche|schottischen]] und [[Irische Küche|irischen Küche]] und [[Esskultur]]. Obgleich es in den letzten Jahren etwas an Popularität gegenüber internationalem [[Street Food]] verloren hat, konnte das Gericht seine Vorrangstellung behaupten.<ref>[[dpa]]: ''[https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.heiss-und-fettig-150-jahre-fish-and-chips.b2bb98e5-5693-4f75-864e-578e11e8b119.html Heiß und fettig. 150 Jahre Fish and Chips.]'' In: ''[[Stuttgarter Nachrichten]]'', 11. März 2010: „Und trotz der Konkurrenz durch Döner Kebab, Burger, Pizza und indischem Curry: Der Backfisch und die Fritten sind auf der Insel nach wie vor die Nummer eins des Fast Foods. 300 Millionen verkaufte Portionen im vergangenen Jahr sprechen für sich.“</ref> |
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== Fisch == |
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Auf der Liste der zur Zubereitung von Fish ’n’ Chips verwendeten Speisefische nimmt traditionell der [[Kabeljau]] (''cod'') den ersten Platz ein, diese Kombination findet man dann auf der Speisekarte oft als Cod ’n’ Chips wieder. Geeignet sind viele Fische mit weißem Fleisch, so zum Beispiel [[Schellfisch]] (''haddock''), [[Seelachs]] (''pollock''), [[Merlan]] (''whiting'') oder [[Scholle (Fisch)|Scholle]] (''plaice''). In vielen Fish-’n’-Chips-Läden kann der Kunde aus mehreren Sorten auswählen. |
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Abgefallene Teigstückchen, die im Frittieröl schwimmen, werden manchmal und hauptsächlich gegen Ende des Tages in Fish-’n’-Chips-Läden als Beilage gereicht. In leichter Abwandlung des Originalnamens heißt die Mahlzeit dann ''Scraps ’n’ Chips'', hat allerdings einen „eher zweifelhaften Ruf“. In Irland ist eine Variante mit geräuchertem Kabeljau bekannt und gilt als lokale Spezialität. |
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Auf der Liste der zur Zubereitung von Fish ’n’ Chips verwendeten Speisefische nimmt traditionell der [[Kabeljau]] (''cod'') den ersten Platz ein, geeignet sind aber auch andere Fische mit weißem Muskelfleisch, wie zum Beispiel [[Schellfisch]] (''haddock''), [[Seelachs]] (''pollock''), [[Merlan]] (''whiting'') oder [[Scholle (Fisch)|Scholle]] (''plaice''). Ein guter Fish ’n’ Chips-Laden wird immer eine Auswahl von Fischsorten vorrätig halten und dem Kunden die Wahl überlassen. Wichtig ist auf jeden Fall, dass der Fisch frisch eingekauft wurde; am besten wird er am Tag der Zubereitung frühmorgens auf dem Fischmarkt erworben. |
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Der Fisch und die Chips werden 4 bis 5 Minuten lang in Frittieröl gebacken, das je nach Öl auf 185 °C<ref>Video: ''[https://www.youtube.com/watch?v=2Enwn9isbkQ Fish 'n' Chips: das britische Nationalgericht feiert Geburtstag.]'' In: ''[[Deutsche Welle]]'' / ''[[euromaxx]]'', 31. Oktober 2010, ab 1:22 Min.</ref> bis 190 °C<ref>[[dpa]]: ''[https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.heiss-und-fettig-150-jahre-fish-and-chips.b2bb98e5-5693-4f75-864e-578e11e8b119.html Heiß und fettig. 150 Jahre Fish and Chips.]'' In: ''[[Stuttgarter Nachrichten]]'', 11. März 2010.</ref> erhitzt wird. |
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Zur Herstellung des Bierteigs werden [[Mehl]] und ein wenig [[Backpulver]] unter Zugabe dunkelbraunen englischen [[Ale (Bier)|Ales]] vermischt, bis der entstehende Teig eine etwas dickere Konsistenz als [[Pfannkuchen]]teig aufweist. Der ausgenommene und von [[Gräte]]n befreite Fisch wird sodann in zwei bis drei Zentimeter dicke Streifen geschnitten, die mit etwas Maisstärke bestäubt und anschließend in den vorbereiteten Bierteig getunkt werden. Bei 190 Grad Celsius wird der solcherart präparierte Fisch dann für etwa zwei Minuten in pflanzlichem Öl frittiert, bis er eine tief goldbraune Farbe angenommen hat, innen jedoch noch saftig ist. In einem professionellen Fish ’n’ Chips-Laden gilt es als ein Zeichen von Qualität, dass nie mehr als vier bis fünf Fischfilets gleichzeitig zubereitet werden, damit jeder Kunde sein Gericht frisch frittiert in Empfang nehmen kann. Es sollte also nach der Zubereitung sofort heiß gegessen werden. |
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[[Datei:Chipsqw.JPG|mini|Chips]] |
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Abgefallene Teigstückchen, die im Frittieröl schwimmen, werden manchmal und hauptsächlich gegen Ende des Tages als Beilage gereicht; in leichter Abwandlung des Originalnamens heißt die Mahlzeit dann ''Scraps ’n’ Chips'', ist allerdings von eher zweifelhaftem Ruf. |
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== Chips == |
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Ausgangspunkt der Zubereitung original britischer Chips (Kurzform für ''chipped potato'') sind Speise[[kartoffel]]n. Verzehrt werden echte Chips in Süd- und Mittelengland und Westschottland vorwiegend mit [[Speisesalz|Salz]] und [[Malzessig]] (''salt ’n’ vinegar''), in Nordengland und Ostschottland auch mit Salz und [[HP Sauce|Brown sauce]] (''salt ’n’ sauce''). In Mittelengland frittiert man die Chips vorzugsweise mit [[Rindernierenfett]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.arte.tv/de/1--Folge--Fish---Chips--what-else/6604272,CmC=6601844.html |text=''Fish & Chips, what else?'' |wayback=20120803013907}}. Koch-Doku mit [[Sarah Wiener]], 11. Juni 2012.</ref> Chips sind die britische Variante der [[Pommes frites]], sind aber meist dicker als die in Deutschland üblichen Pommes frites. Zudem sind Chips eher weich statt knusprig, doch dafür weniger fetthaltig.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.sugarvine.com/devonandcornwall/feature_stories/feature_stories.asp?story=274 |text=''Fish & Chips – The Nation’s Favourite.'' |wayback=20151017152209}} In: ''sugarvine.com'', März 2004: ''And eating thick-cut chips is healthier than thin-cut fries because they soak up less fat.'' (= „Und der Verzehr dick geschnittener Pommes frites ist gesünder als dünn geschnittene Pommes frites, weil sie weniger Fett aufsaugen.“)</ref> |
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[[Bild:Fried Fish and French Fries.jpg|thumb|Fish'n'Chips aus San Diego]] |
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Ausgangspunkt der Zubereitung original englischer Chips (Kurzform für ''chipped potato'') sind [[Kartoffel|Speisekartoffeln]]. Nach dem Schälen werden diese in etwa einen bis eineinhalb Zentimeter breite und acht Zentimeter lange Streifen geschnitten, die für kurze Zeit in kaltes Wasser gelegt werden, um überschüssige Kartoffelstärke zu entfernen. Nach dem Trocknen wird dann Öl oder [[Frittieren|Fett]] in einer tiefen Pfanne erhitzt, die Kartoffelstäbchen in einer Schicht auf dem Boden eines Gittersiebs angeordnet und sodann in das heiße Fett getaucht. Die Idealtemperatur beim Frittieren liegt bei ca. 185 Grad Celsius. Fertig sind die Chips nach vier bis sechs Minuten, wenn sie eine tief goldgelbe Farbe angenommen haben und sich eine leicht krosse, aber auf Druck noch gut nachgebende Außenkruste gebildet hat – auf keinen Fall dürfen die Chips zu dunkel oder gar hart werden. Bei der (unüblichen) häuslichen Zubereitung lässt man sie anschließend auf Küchenpapier abtropfen, um so den Fettgehalt zu verringern und frittiert sie anschließend noch einmal für zwei bis drei Minuten nach. Verzehrt werden echte englische Chips in Süd- und Mittelengland vorzugsweise mit [[Kochsalz|Salz]] und [[:en:vinegar|Malzessig]] (''salt ’n’ vinegar''), in Nordengland und Schottland auch mit [[Kochsalz|Salz]] und [[:en:HP Sauce|Brown sauce]] (''salt ’n’ sauce'') . |
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== Beilagen == |
== Beilagen == |
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Gelegentliche Beilagen zu Fish ’n’ Chips sind ein Brei aus zerstampften [[Erbse]]n / [[Erbspüree]] (''mushy peas''), eingelegte [[Zwiebel]]n, [[Essiggurke]]n (''gherkins'') oder in [[Tomatensoße]] eingekochte Bohnen (''[[Baked Beans|baked beans]]''). Typisch in Nordengland ist außerdem die Variante ''chips and gravy'' (Chips mit Bratensoße), die aber im Süden und in Schottland selten anzutreffen ist. Häufig wird dazu [[Tee]] getrunken, da Fish-’n’-Chips-Geschäfte in Großbritannien üblicherweise keine Lizenz zum Ausschank alkoholischer Getränke besitzen. |
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Gelegentliche Beilagen zu Fish and Chips sind ein Brei aus zerstampften [[Erbse]]n (''mushy peas''), eingelegte [[Zwiebel (Pflanze)|Zwiebeln]], [[Essiggurke]]n (''gherkins'') oder in [[Tomatensoße]] eingekochte Bohnen (''[[Baked Beans|baked beans]]''). Typisch in Nordengland ist außerdem die Variante ''chips and gravy'' (Chips mit Bratensoße), die aber im Süden und in Schottland selten anzutreffen ist. Ein passendes Getränk dazu wäre eine gute Tasse [[Tee]] - denn Fish-and-Chips-Shops in England haben üblicherweise keine Lizenz, alkoholische Getränke auszuschenken. |
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Fishandchipsbude.jpg|Fish, chips, [[Sauce tartare|tartare sauce]] und ''mushy peas'' (= Erbsenpüree) |
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Fish and chips with peas.jpg|Fish ’n’ Chips in einem Londoner [[Pub]], Variante mit [[Erbse]]n |
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Fish and chips with mushy peas.jpg|Fish, chips, ''mushy peas'', tartare sauce und [[Tee]] in einem Pub in [[Bournemouth]] |
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== Kultur == |
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Fish ’n’ Chips werden nur selten zu Hause zubereitet. Dies liegt daran, dass Fish ’n’ Chips als ''[[Street Food]]'' gelten. Sie werden oft als ''Take-away'' verkauft, also zur Mitnahme für den Verzehr unterwegs oder zu Hause. Im Zuge der kulturellen Aufwertung des Gerichts führen mittlerweile auch gehobene [[Restaurant]]s das Gericht auf ihren [[Speisekarte]]n. Ebenso ist es in vielen [[Pub]]s Bestandteil des am besten mit dem englischen Begriff ''Pubfood'' umschriebenen kulinarischen Angebots. Mit ''[[Harry Ramsden’s]]'' existiert seit 1928<ref>''[https://www.famemagazine.co.uk/harry-ramsdens-boss-goes-undercover/ Harry Ramsden’s Boss Undercover.]'' In: ''Fame Magazine'', 28. Juli 2010.</ref> eine auf Fish ’n’ Chips spezialisierte Restaurant-Kette.<ref>Don Mosey & Harry Ramsden, Jr.: ''Harry Ramsden: The Uncrowned King of Fish and Chips.'' Dalesman, Clapham 1994, ISBN 978-1-85568-088-3.</ref> Dennoch ist der traditionsgemäße Verzehr von Fish ’n’ Chips immer noch mit den in fast allen britischen Städten vorhandenen, spezialisierten und in der Regel in Familienbesitz befindlichen Fish-’n’-Chips-Läden verbunden. In diesen wird der „morgens frisch auf dem Markt eingekaufte Fisch“ in unbedrucktem Papier serviert. |
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Traditionell werden Fish ’n’ Chips mit den Fingern gegessen. Allerdings haben auch hier moderne Sitten häufig die Tradition verdrängt, sodass heute fast immer kleine Holz- oder Plastikgabeln ausgehändigt werden.<ref name="Main-Echo">Josef Pömmerl: {{Webarchiv |url=http://www.main-netz.de/nachrichten/politik/subdir/berichte01/art20501,1054444 |text=''So britisch wie Tee und die Queen.'' |wayback=20150118234918}}. In: ''[[Main-Echo]]'', 13. Januar 2010.</ref> Besonders beliebt sind Fish ’n’ Chips am Freitag und am Samstagabend – ursprünglich mag dies eine religiöse Bedeutung gehabt haben; heute steht der Verzehr vor allem mit der Kultur des [[Nachtclub|Night-Clubbing]] im Zusammenhang. Fish ’n’ Chips dienen dann als stärkende Mahlzeit vor dem eigentlichen Beginn des Abends. |
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Obwohl Fish and Chips natürlich zu Hause zubereitet werden können, findet man sie selbst in traditionell englischen Haushalten selten. Dies liegt daran, dass Fish ’n’ Chips als „Streetfood“ gelten, also oft auf dem Nachhauseweg, beim Einkaufen, Bummeln oder unterwegs als schnelle Mahlzeit zwischendurch, eben auf der Straße, eingenommen werden. Daneben werden Fish 'n' Chips oft als ''Take-away'' verkauft, also zur Mitnahme für den Verzehr zu Hause. Zwar führen im Zuge der ''gentrification'', also der kulturellen ''Veredelung'' der Spezialität, mittlerweile auch Restaurants der gehobeneren Klasse das Gericht auf ihren Speisekarten, und in vielen [[Pub]]s ist es Bestandteil des am besten mit dem englischen Begriff ''Pubfood'' umschriebenen kulinarischen Angebots. Mit ''Harry Ramsden’s'' existiert sogar eine auf Fish and Chips spezialisierte Restaurant-Kette. Dennoch ist der traditionsgemäße und nach Kennermeinung schmackhafteste Verzehr von Fish ’n’ Chips immer noch mit den in fast allen englischen Städten zu findenden, spezialisierten, und in der Regel in Familienbesitz befindlichen Fish ’n’ Chips-Läden verbunden, wo der morgens frisch auf dem Tagesmarkt eingekaufte Fisch in (heute unbedrucktem) Papier serviert wird. Letzteres war nicht immer so: Traditionell wurden Fish ’n’ Chips in der Boulevardzeitung des Vortags gereicht – seit dem Einzug moderner Hygienevorschriften gehört dieser Brauch allerdings der Vergangenheit an. |
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Gegessen wird traditionell mit den Fingern, allerdings haben auch hier moderne Sitten häufig die Tradition verdrängt, sodass heute fast immer kleine Holz- oder Plastikgabeln ausgehändigt werden. Besonders gut schmecken Fish ’n’ Chips wegen der Frische des Fischs naturgemäß in englischen Küstenorten; durch die privilegierte Stellung Londons im britischen Verkehrsnetz gelten allerdings auch die dortigen Fish ’n’ Chips-Läden als herausragend. Obwohl Fish and Chips zu jeder Tageszeit und an jedem Wochentag eingenommen werden können, sind sie besonders Freitag und Samstag abends beliebt – ursprünglich mag dies eine religiöse Bedeutung gehabt haben; heute steht der Verzehr vor allem mit der Kultur des [[Nachtclub|Night-Clubbing]] im Zusammenhang: Fish ’n’ Chips dienen dann als stärkende Mahlzeit vor dem eigentlichen Beginn des Abends (respektive der Nacht). |
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Fish and chips.jpg|Fish ’n’ Chips in [[Styropor]]­schachtel |
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BCLM fish+chips.jpg|Fish ’n’ Chips in Papiertüte |
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Fish n chips.jpg|Fish ’n’ Chips mit Papierschutz vor der Druckerschwärze der Zeitung und Soßenbeutel |
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== Geschichte == |
== Geschichte == |
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Der Ursprung von Fish ’n’ Chips liegt bis heute im Dunklen. Wahrscheinlich kam das Gericht aber auf getrennten Wegen ins Land: die Chips aus [[Frankreich]] und die Zubereitungsart des Fischs mit [[Juden|jüdischen]] Einwanderern.<ref name="Walton, 24">John K. Walton: ''Fish & Chips and the British Working Class.'' 1992, S. 24, {{Google Buch | BuchID=fF-vAwAAQBAJ | Seite=PA24}}, (englisch).</ref> Bekannt ist auf jeden Fall, dass Fish ’n’ Chips erst im 19. Jahrhundert zum Nationalgericht aufstieg. Grundlage des Erfolgs waren kleine Familienbetriebe, die traditionell und oft unter lautstarkem Werben die verschiedensten Esswaren auf den Straßen Londons und der großen Industriestädte Nordenglands feilboten. Seit den ersten Anfängen seiner Besiedlung war London ein Zentrum des Fischhandels, im Norden war dagegen die Kartoffel als Grundnahrungsmittel weit verbreitet. Die ersten Chips waren jedoch keinesfalls wie heute Kartoffelstäbchen, sondern frittierte Brotstücke (''fried bread'').<ref>{{Webarchiv |url=http://englisch-blog.de/englische-esskultur/73 |text=''Exkurs in die englische Esskultur.'' |wayback=20100326143914}}, 2010.</ref> Mit der Verknappung des [[Weizen]]s trat aber schon bald die [[Kartoffel]] als Ersatz in Erscheinung. |
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Offiziell gilt der jüdische Immigrant Joseph Malin<ref>Jay Rayner: ''[https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2003/jan/19/foodanddrink.restaurants Enduring love.]'' In: ''[[The Observer]]'', 19. Januar 2003, (englisch), aufgerufen am 20. März 2024.</ref> als Gründer des ersten Ladens für Fish ’n’ Chips im Londoner [[East End]] im Jahre 1860.<ref name="Main-Echo" /> Doch die ersten Fish-’n’-Chips-Geschäfte öffneten schon in den 1850er- und 1860er-Jahren in verschiedenen Londoner Stadtteilen<ref name="Walton, 24" /> und 1863 in [[Oldham]], [[Lancashire]].<ref>John K. Walton: ''Fish & Chips and the British Working Class.'' 1992, S. 25, (englisch), {{Google Buch | BuchID=fF-vAwAAQBAJ | Seite=PA25}}.</ref> Sie wurden möglich durch die Expansion des Fischfangs weit in den [[Atlantik]] hinein und durch die [[Eisenbahn]], die erstmals über Nacht frischen Fisch von den Küsten in die Hauptstadt brachte, und fügten sich dort nahtlos in die bestehende Kultur der Straßenstände und ''pastry shops'' ein. Nach amtlichen Schätzungen gab es 1910 bereits etwa 25.000 Läden im ganzen Königreich,<ref>John K. Walton: ''Fish & Chips and the British Working Class.'' 1992, S. 15, (englisch), {{Google Buch | BuchID=fF-vAwAAQBAJ | Seite=PA15}}.</ref> die sich ab dem Jahre 1913 in der ''National Federation of Fish Friers'' organisierten. In und nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] trugen Fish ’n’ Chips wesentlich zur politischen und sozialen Stabilität Großbritanniens bei. Die britische [[Arbeiterklasse]] konnte sich das preisgünstige und nahrhafte Gericht leisten und damit im 20. Jahrhundert den schlimmsten Hunger stillen. Die Fischfrittierervereinigung ''Northern Counties Federation of Fish Friers'' schrieb in der Nachkriegszeit nach Walton mit Recht: |
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[[Bild:Fish and chips with peas.jpg|thumb|Fish and Chips in einem Pub in London]] |
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{{Zitat |
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|Text=We stood between the Government and grave discontent […] and, more than any other trade in the country, between the very poorest of our population and famine and revolt. |
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|Sprache=en |
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|Übersetzung=Wir standen zwischen der Regierung und schwerster Unzufriedenheit […] und mehr als jedes andere Gewerbe in diesem Land zwischen den Ärmsten der Armen und Hungersnot und Revolte. |
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|ref=<ref>Zitat der ''Northern Counties Federation of Fish Friers''. In: John K. Walton: ''Fish & Chips and the British Working Class.'' 1992, S. 17, Fn., (englisch), {{Google Buch | BuchID=fF-vAwAAQBAJ | Seite=17 |Hervorhebung=Government grave discontent}}.</ref>}} |
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Doch nicht nur sozialer Rückhalt, sondern auch Unternehmergeist zeigte sich im Zusammenhang mit Fish ’n’ Chips: 1936 kam ein Anbieter in [[Keighley]] erstmals auf die Idee, das Gericht vom Beiwagen seines Motorrades aus in die zu dieser Zeit neu entstehenden Arbeitersiedlungen zu liefern – der erste Fast-Food-Lieferservice war geboren.<ref>Walton, ''Fish and Chips and the British Working Class'', 1992, S. 148, {{Google Buch | BuchID=fF-vAwAAQBAJ | Seite=PA148}}.</ref> Trotz aller durch den Krieg notwendigen Einschränkungen wurden selbst im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] Fish ’n’ Chips als gehaltvolle und billige Mahlzeit nicht durch das britische Ernährungsministerium rationiert<ref>Walton, ''Fish and Chips and the British Working Class'', 1992, S. 19f., {{Google Buch | BuchID=fF-vAwAAQBAJ | Seite=PA19}}.</ref> und dienten auch zur Versorgung der kämpfenden Truppe. Kriegsbedingt aus den Städten aufs Land evakuierte Bürger wurden durch spezielle Fish-’n’-Chips-Wagen versorgt. |
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Der Ursprung von Fish ’n’ Chips liegt im Dunklen. Wahrscheinlich kam das Gericht aber auf getrennten Wegen ins Land: Die Chips aus [[Frankreich]] und die Zubereitungsart des Fischs mit [[Juden|jüdischen]] Einwanderern. Bekannt ist auf jeden Fall, dass Fish ’n’ Chips erst im [[19. Jahrhundert]] zum Nationalgericht aufstiegen; Grundlage des Erfolgs waren kleine Familienbetriebe, welche traditionell und oft unter lautstarkem Werben die verschiedensten Esswaren auf den Straßen Londons und der großen Industriestädte Nordenglands feilboten. Seit den ersten Anfängen seiner Besiedlung war London ein Zentrum des Fischhandels, im Norden war dagegen die Kartoffel als Grundnahrungsmittel weit verbreitet. Die ersten Chips waren allerdings keinesfalls wie heute Kartoffelstäbchen, sondern frittierte Brotstücke. Mit der Verknappung des [[Weizen|Brotweizen]]s trat aber schon bald die [[Kartoffel]] als Ersatz in Erscheinung. Es war dann die passende Kombination der beiden Bestandteile, die den kometenhaften Aufstieg des Gerichts zum Grundnahrungsmittel Nummer eins und zur landesweit beliebten kulinarischen Spezialität ermöglichte. |
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Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts kam es in Großbritannien zu einem starken Popularitätsrückgang dieser traditionellen Spezialität: [[Döner Kebab|Kebab]]-Stände und Curryhäuser nahmen besonders in den Innenstädten mehr und mehr die Rolle der traditionellen Fish-’n’-Chips-Verkäufer ein.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.businessesforsale.com/uk/buying-a-fish-and-chip-shop.aspx |text=''Buying a Fish and Chip Shop.'' |wayback=20070610020435}}. In: ''businessesforsale.com'', 14. Juli 2006.</ref> Trotzdem wurden in Großbritannien zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch jährlich 60.000 Tonnen Fisch und 500.000 Tonnen Kartoffeln zu Fish ’n’ Chips verarbeitet.<ref name="sugarvine.com_2004">{{Webarchiv |url=http://www.sugarvine.com/devonandcornwall/feature_stories/feature_stories.asp?story=274 |text=''Fish & Chips – The Nation’s Favourite.'' |wayback=20151017152209}} In: ''sugarvine.com'', März 2004, letzter Absatz.</ref> Nach einer Angabe aus dem Jahr 2010 wurden zu dieser Zeit auf den britischen Inseln zwischen 250 und 350 Millionen Portionen des Gerichtes verkauft.<ref name="A._Ritchie_7.4.2010">Alice Ritchie: ''[https://www.welt.de/lifestyle/article7082258/Fish-and-Chips-ein-fettiges-Leibgericht-wird-150.html Britische Nationalspeise. Fish and Chips – ein fettiges Leibgericht wird 150.]'' In: ''[[Die Welt]]'', 7. April 2010.</ref> Mittlerweile entstehen zunehmend Varianten von Fish ’n’ Chips, die von der traditionellen Zubereitung mehr oder weniger abweichen, so etwa dünne ''[[Pommes frites]]'' mit ganzen Erbsen. Einige britische Nobelrestaurants bieten Fish ’n’ Chips in verfeinerten Versionen an,<ref name="A._Ritchie_7.4.2010" /> ebenso prämierte Fish-’n’-Chips-Läden.<ref>Felicity Cloake: ''[https://www.theguardian.com/lifeandstyle/wordofmouth/2011/sep/29/how-cook-perfect-battered-fish How to cook perfect battered fish.]'' In: ''[[The Guardian]]'', 29. September 2011, aufgerufen am 20. März 2024.</ref> [[Heston Blumenthal]] demonstrierte 2006 im [[BBC]]-Fernsehen,<ref>Jeremy Repanich: ''[https://robbreport.com/food-drink/dining/heston-blumenthal-michelin-fish-chips-eg18-2802068/ Watch a 3-Michelin Star English Chef Try to Perfect Fish and Chips. Heston Blumenthal of the Fat Duck uses modern techniques to perfect an enduring classic.]'' In: ''Robb Report'', 23. Juni 2018, mit Video, 7:42 Min.</ref> wie er Fish ’n’ Chips in seinem Restaurant [[The Fat Duck]] zubereitet.<ref>''[https://www.thefooddictator.com/heston-blumenthals-beer-vodka-battered-fish-chips/ Heston Blumenthal’s Beer & Vodka Battered Fish & Chips.]'' In: ''thefooddictator.com'', 15. November 2017, mit Rezept, aufgerufen am 20. März 2024.</ref> |
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Die ersten Fish ’n’ Chips-Shops öffneten im Jahre [[1863]] in [[Oldham]], [[Lancashire]] und [[1860]] im [[London]]er [[Eastend|East End]]. Sie wurden möglich durch die Expansion des Fischfangs weit in den Atlantik hinaus und durch die [[Eisenbahn]], die erstmals über Nacht frischen Fisch von den Küsten in die Hauptstadt brachte, und fügten sich dort nahtlos in die bestehende Kultur der Straßenstände und ''pastry shops'' ein. Um das Jahr [[1900]] herum gab es bereits mehr als 30.000 Läden in ganz Britannien, die sich ab dem Jahre 1913 in der ''National Federation of Fish Friers'' organisierten. In und nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] trugen Fish ’n’ Chips wesentlich zur politischen und sozialen Stabilität Englands bei, da sich auch die Mitglieder der britischen ''working class'' (Arbeiterklasse) das preisgünstige und nahrhafte Gericht leisten konnten und damit der schlimmste Hunger des vorigen Jahrhunderts besiegt war. So konnte die Fischfrittierervereinigung ''Northern Counties Federation of Fish Friers'' in der Nachkriegszeit mit Recht schreiben: |
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:''We stood between the Government and grave discontent ... and, more than any other trade in the country, between the very poorest of our population and famine and revolt.'' |
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Das britische Nationalgericht findet heute als „Vorzeigeprodukt britischer Küche“ weltweit neue Anhänger. So existieren Fish-’n’-Chip-Geschäfte nicht nur in [[Republik Irland|Irland]], [[Kanada]], [[Australien]], [[Neuseeland]], [[Südafrika]] und den [[Vereinigte Staaten|USA]], sondern auch in der [[Volksrepublik China]] und in [[Oman]]. Eine besondere kulturelle Verbindung gibt es nach Italien: Das [[Toskana|toskanische]] Städtchen [[Barga (Toskana)|Barga]] feiert seine Verbundenheit mit Großbritannien jeden August mit dem Fest ''La Sagra Del Pesce e Patate'' – das Festival der Fish ’n’ Chips.<ref>Glenys Casci: {{Webarchiv |url=http://www.scotsitalian.com/la_sagra_del_pesce_e_patate.htm |text=''La Sagra Del Pesce e Patate.'' |wayback=20150118235247}}. In: ''scotsitalian.com'', 2008, (englisch).</ref> |
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:''Wir standen zwischen der Regierung und schwerster Unzufriedenheit ... und mehr als jedes andere Gewerbe in diesem Land zwischen den Ärmsten der Armen und Hungersnot und Revolte.'' |
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Doch nicht nur sozialer Rückhalt, sondern auch Unternehmergeist zeigte sich im Zusammenhang mit Fish ’n’ Chips: [[1935]] kam ein Anbieter in [[Keighley]] erstmalig auf die Idee, das Gericht vom Beiwagen seines Motorrades aus in die zu dieser Zeit neu entstehenden Arbeitersiedlungen zu liefern – der erste Fast-Food-Lieferservice war geboren. |
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Fishnchips.jpg|Fish-’n’-Chips-Imbiss in [[Broadstairs]], Kent (2008) |
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Fish and Chip Shop, Claremont Street, Shrewsbury - geograph.org.uk - 119057.jpg|Fish-’n’-Chips-Laden in [[Shrewsbury]] (2001) |
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Fried Fish and French Fries.jpg|Fish ’n’ Chips in [[San Diego]], USA (2004) |
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== Verwandte Gerichte == |
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Trotz aller durch den Krieg notwendigen Einschränkungen wurden selbst im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] Fish and Chips als gehaltvolle und billige Mahlzeit nicht durch das britische Ernährungsministerium rationiert und dienten auch zur Versorgung der kämpfenden Truppen. Kriegsbedingt aus den Städten aufs Land evakuierte Bürger wurden durch spezielle Fish 'n' Chips-Wagen versorgt. |
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Ebenfalls aus Fisch im Backteig bestehende Gerichte sind etwa der deutsche [[Backfisch (Gericht)|Backfisch]] oder der niederländische [[Kibbeling]]. Da auch diese manchmal mit [[Pommes frites]] verzehrt werden, können sie als internationale Verwandte der Fish ’n’ Chips angesehen werden. |
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Der panierte [[Weihnachtskarpfen]] ist eine Spezialität, die in Mitteleuropa (Franken, Sachsen, Tschechien, Österreich, Polen, Ungarn) zu Weihnachten gereicht wird. Die frühere [[Fastenspeise]] wird meist in [[Bierteig]] paniert, gebraten und zu gekochten Kartoffeln oder Kartoffelsalat serviert. Der Silvesterkarpfen dagegen bleibt als [[Blaukochen|Karpfen blau]] unpaniert.<ref>Ursula Brekle: ''[https://www.sachsen-lese.de/index.php?article_id=518 Silvesterkarpfen.]'' In: ''sachsen-lese.de'', aufgerufen am 20. März 2024.</ref> |
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Erst gegen Ende des [[20. Jahrhundert]]s kam es in England zu einem starken Popularitätsrückgang dieser traditionellen Spezialität: So nahmen Kebab-Stuben und Curryhäuser besonders in den Innenstädten mehr und mehr die Rolle der traditionellen Fish ’n’ Chips-Stände ein. Trotzdem werden in Großbritannien zu Beginn des [[21. Jahrhundert]]s noch jährlich 60.000 Tonnen Fisch und 500.000 Tonnen Kartoffeln zu Fish 'n' Chips verarbeitet. |
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Stattdessen findet das Gericht heute als Vorzeigeprodukt englischer Küche weltweit neue Anhänger. So existieren Fish 'n' Chip-Shops nicht nur in [[Republik Irland|Irland]], [[Kanada]], [[Australien]], [[Neuseeland]], [[Südafrika]] und natürlich den [[USA]], sondern auch in der [[Volksrepublik China]] und sogar in [[Oman]]. Eine besondere kulturelle Verbindung gibt es nach [[Italien]]: Das [[Toskana|toskanische]] Städtchen [[Barga]] feiert seine Verbundenheit mit Großbritannien jeden August mit dem Fest ''La Sagra Del Pesce e Patate'' – das Festival der Fish ’n’ Chips. |
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Backfisch Roter Hof Flensburg.JPG|[[Backfisch (Gericht)|Backfisch]] mit Kartoffelsalat und [[Remoulade]] |
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Kibbeling Pommes Remoulade Salat.JPG|[[Kibbeling]] (Mitte, oben) mit Pommes frites, Remoulade, buntem Salat |
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== Sonstiges == |
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* Die Verwendung von alten Zeitungen als Einwickelpapier diente vor allem der Warmhaltung und dem Aufsaugen des Fettes. In den 1980er Jahren verboten neue [[Hygienevorschrift]]en das Einpacken der Fish ’n’ Chips in Zeitungspapier.<ref>[[dpa]]: ''[https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.heiss-und-fettig-150-jahre-fish-and-chips.b2bb98e5-5693-4f75-864e-578e11e8b119.html Heiß und fettig. 150 Jahre Fish and Chips.]'' In: ''[[Stuttgarter Nachrichten]]'', 11. März 2010: „Um die Preise möglichst niedrig zu halten, wurden Fish and Chips ursprünglich in der Boulevardzeitung des Vortags gereicht. Seit den 80er Jahren und dem Einzug moderner Hygienevorschriften ist dieser Brauch aber Bratenfett von gestern.“</ref> Der Abrieb der Druckerschwärze war damals noch höher als mit den heute üblichen [[UV-härtende Druckfarbe|UV-härtenden Druckfarben]].<ref>Veronika Schmidt: ''[https://www.diepresse.com/591105/kann-man-druckerschwarze-essen Kann man Druckerschwärze essen?]'' In: ''[[Die Presse]]'', 30. August 2010.</ref> Heute haben aus nostalgischen Gründen wieder viele Fish-’n’-Chips-Läden Einwickelpapier aus [[Butterbrotpapier]] im Stil der alten Londoner Zeitungen.<ref>''[https://www.speisekarte.de/blog/2010/03/17/was-ist-eigentlich-fish-chips/ Fish & Chips – die Delikatesse Großbritanniens.]'' In: ''speisekarte.de'', 17. März 2010, aufgerufen am 20. März 2024.</ref> |
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* Während der Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] am [[D-Day]] identifizierten sich britische Soldaten mit der Frage ''fish?'' und der Antwort ''chips!''<ref>''[https://www.nfff.co.uk/pages/fish-and-chips As British as Fish and Chips. #Feeding the nation.]'' In: ''National Federation of Fish Friers'', 2019, aufgerufen am 20. März 2024.</ref> |
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* Die [[British Army]] benutzt heute (2009) als inoffizielle, einprägsame Merkhilfe das [[Akronym]] von „Fish and Chips“ für den [[Häuserkampf (Militär)|Orts- und Häuserkampf]]. ''Fish'' bedeutet hier ''fighting in someone’s house'' (= „in jemandes Haus kämpfen“) und ''Chips'' bedeutet ''causing havoc in people’s streets'' (= „für Verwüstung auf öffentlichen Straßen sorgen“).<ref>{{Literatur |Autor=Chris Hunter |Titel=Eight Lives Down: The Most Dangerous Job in the World in the Most Dangerous Place in the World |Verlag=Random House |Ort= |Datum=2009 |ISBN=978-0-553-38528-1 |Seiten=204}}</ref> |
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* Die [[Sea Fish Industry Authority]] führte 1988<ref>National Fish & Chip Awards • Frequently asked questions (FAQ): {{Webarchiv|url=https://www.seafish.org/article/national-fish-and-chip-awards-faqs |wayback=20191223180421 |text=''History.''}} In: ''seafish.org'', 2019.</ref> den ''National Fish and Chip Award'' für die jeweils besten Fish-’n’-Chips-Läden ein, um für das Lebensmittel zu werben und den Qualitätsstandard anzuheben.<ref>{{Webarchiv|url=https://www.seafish.org/article/national-fish-and-chip-awards-faqs |wayback=20191223180421 |text=''National Fish & Chip Awards FAQs.''}} In: ''seafish.org''.</ref> |
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== Literatur == |
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'''Sachbücher''' |
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* John K. Walton: ''Fish & Chips and the British Working Class. 1870–1940''. Leicester University Press, London u. a. 2000, ISBN 0-7185-2120-X, (englisch), {{Google Buch | BuchID=fF-vAwAAQBAJ}}. |
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* Mark Petrou: ''Fish and chips. A national treasure. Celebrating 150 years of Britain's favourite dish.'' Gardners Books, 2010, ISBN 978-0-9566095-0-2, Besprechung: <ref>{{Webarchiv|url=https://www.elystandard.co.uk/news/businessman-publishes-fish-and-chip-guide-to-britain-s-favourite-take-away-1-655287 |wayback=20191223180422 |text=''Businessman publishes fish and chip guide to Britain’s favourite take-away.''}} In: ''Ely Standard'', 23. September 2010; Petrou im [https://www.youtube.com/watch?v=2Enwn9isbkQ Online-Video] der [[Deutsche Welle|Deutschen Welle]], 31. Oktober 2010.</ref>. |
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* Panikos Panayi: ''Fish and Chips: A History.'' Reaktion Books, London 2014, ISBN 978-1-78023-393-2, {{Google Buch | BuchID=6asBBQAAQBAJ}}. |
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'''Belletristik''' |
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*John K. Walton: ''Fish and Chips and the British Working Class''. Leicester University Press, 1992. ISBN 0-7185-1327-4 |
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*[[Roddy Doyle]]: ''Fish & Chips'' |
* [[Roddy Doyle]]: ''Fish & Chips. Roman.'' Übersetzt von [[Renate Orth-Guttmann]]. Krüger, Frankfurt 2001; Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 978-3-596-15302-2, (Englische Originalausgabe: ''The Van'' (1991), erschienen in der ''The Barrytown Trilogy'' (1992): ''The Commitments'' / ''The Snapper'' / ''The Van''). |
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== Filme == |
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* ''[[Fisch & Chips]].'' (OT: ''The Van.'') Spielfilm, Irland, 1996, 96 Min., Regie: [[Stephen Frears]], Sozialsatire. |
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* ''150 Jahre Fish 'n' Chips.'' [[Videoblog]], Deutschland, 2010, 6:01 Min., Regie: [[Annette Dittert]], Produktion: [[Tagesschau.de]], Reihe: ''London calling'', Erstsendung: 12. Juni 2010, {{Webarchiv |url=http://www.tagesschau.de/ausland/londoncalling/londoncalling216.html |text=Inhaltsangabe, |wayback=20100615172522}}. |
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* ''[[Heston Blumenthal]]: Auf der Suche nach dem perfekten Genuss. Fish & Chips.'' (OT: ''In Search Of Perfection. Fish & Chips.'') [[Kochsendung]], Großbritannien, 2006, 28:10 Min., Produktion: [[BBC]], Reihe: ''In Search Of Perfection'', deutsche Erstausstrahlung: 8. Januar 2009 bei [[RTL Living]], [http://www.fernsehserien.de/auf-der-suche-nach-dem-perfekten-genuss/episodenguide/staffel-1/12468#episode-187725 Inhaltsangabe] von [[fernsehserien.de]]. |
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* ''Fish 'n' Chips: das britische Nationalgericht feiert Geburtstag.'' Fernseh-Reportage, Deutschland, 2010, 5:00 Min., Regie: Sarah Judith Hofmann, Produktion: [[Deutsche Welle]], Reihe: ''[[euromaxx]] highlights'', Erstsendung: 31. Oktober 2010, [https://www.youtube.com/watch?v=2Enwn9isbkQ Online-Video]. |
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* ''Fish & Chips, what else?'' Reisereportage und [[Kochsendung]], Deutschland, Frankreich, Österreich, 2012, 43 Min., Regie: Florian Schewe, Produktion: [[arte]], zero one film, [[ORF]], Reihe: ''Die kulinarischen Abenteuer der [[Sarah Wiener]] in Großbritannien.'' (Folge 1 von 10), Erstausstrahlung: 11. Juni 2012, {{Webarchiv |url=http://www.arte.tv/de/1--Folge--Fish---Chips--what-else/6604272,CmC=6601844.html |text=Filminformationen von arte, |wayback=20150923174118}}, mit [https://web.archive.org/web/20150918151239/http://www.arte.tv/de/fish-n-chips-mit-sauce-tartare/6602086.html Rezept]. |
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* [https://www.nfff.co.uk/pages/fish-and-chips As British as Fish and Chips.] In: ''National Federation of Fish Friers'' (Geschichte und Daten des Nationalgerichts) |
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* [https://thefishandchipawards.com/ The National Fish and Chip Awards.] In: ''National Federation of Fish Friers'' (NFFF) |
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* Video: ''[https://www.youtube.com/watch?v=2Enwn9isbkQ Fish 'n' Chips: das britische Nationalgericht feiert Geburtstag.]'' In: ''[[Deutsche Welle]]'' / ''[[euromaxx]]'', 31. Oktober 2010, 4:56 Min. |
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== Einzelnachweise == |
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*[http://www.federationoffishfriers.co.uk/ National Federation of Fish Friers] (auf Englisch) |
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*[http://www.imdb.com/title/tt0118064/ Verfilmung von ''Fish & Chips'', IMDB-Eintrag] |
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Aktuelle Version vom 1. März 2025, 08:24 Uhr

Fish and Chips (kurz Fish ’n’ Chips) ist ein Gericht aus in Backteig frittiertem Fischfilet (Fish) und dicken frittierten Kartoffelstäbchen (Chips). Sie gelten als „inoffizielles Nationalgericht“ des Vereinigten Königreiches und sind bis heute ein fester Bestandteil der englischen, schottischen und irischen Küche und Esskultur. Obgleich es in den letzten Jahren etwas an Popularität gegenüber internationalem Street Food verloren hat, konnte das Gericht seine Vorrangstellung behaupten.[1]
Fisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der Liste der zur Zubereitung von Fish ’n’ Chips verwendeten Speisefische nimmt traditionell der Kabeljau (cod) den ersten Platz ein, diese Kombination findet man dann auf der Speisekarte oft als Cod ’n’ Chips wieder. Geeignet sind viele Fische mit weißem Fleisch, so zum Beispiel Schellfisch (haddock), Seelachs (pollock), Merlan (whiting) oder Scholle (plaice). In vielen Fish-’n’-Chips-Läden kann der Kunde aus mehreren Sorten auswählen.
Abgefallene Teigstückchen, die im Frittieröl schwimmen, werden manchmal und hauptsächlich gegen Ende des Tages in Fish-’n’-Chips-Läden als Beilage gereicht. In leichter Abwandlung des Originalnamens heißt die Mahlzeit dann Scraps ’n’ Chips, hat allerdings einen „eher zweifelhaften Ruf“. In Irland ist eine Variante mit geräuchertem Kabeljau bekannt und gilt als lokale Spezialität.
Der Fisch und die Chips werden 4 bis 5 Minuten lang in Frittieröl gebacken, das je nach Öl auf 185 °C[2] bis 190 °C[3] erhitzt wird.
Chips
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausgangspunkt der Zubereitung original britischer Chips (Kurzform für chipped potato) sind Speisekartoffeln. Verzehrt werden echte Chips in Süd- und Mittelengland und Westschottland vorwiegend mit Salz und Malzessig (salt ’n’ vinegar), in Nordengland und Ostschottland auch mit Salz und Brown sauce (salt ’n’ sauce). In Mittelengland frittiert man die Chips vorzugsweise mit Rindernierenfett.[4] Chips sind die britische Variante der Pommes frites, sind aber meist dicker als die in Deutschland üblichen Pommes frites. Zudem sind Chips eher weich statt knusprig, doch dafür weniger fetthaltig.[5]
Beilagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gelegentliche Beilagen zu Fish ’n’ Chips sind ein Brei aus zerstampften Erbsen / Erbspüree (mushy peas), eingelegte Zwiebeln, Essiggurken (gherkins) oder in Tomatensoße eingekochte Bohnen (baked beans). Typisch in Nordengland ist außerdem die Variante chips and gravy (Chips mit Bratensoße), die aber im Süden und in Schottland selten anzutreffen ist. Häufig wird dazu Tee getrunken, da Fish-’n’-Chips-Geschäfte in Großbritannien üblicherweise keine Lizenz zum Ausschank alkoholischer Getränke besitzen.
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Fish, chips, tartare sauce und mushy peas (= Erbsenpüree)
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Fish, chips, mushy peas, tartare sauce und Tee in einem Pub in Bournemouth
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fish ’n’ Chips werden nur selten zu Hause zubereitet. Dies liegt daran, dass Fish ’n’ Chips als Street Food gelten. Sie werden oft als Take-away verkauft, also zur Mitnahme für den Verzehr unterwegs oder zu Hause. Im Zuge der kulturellen Aufwertung des Gerichts führen mittlerweile auch gehobene Restaurants das Gericht auf ihren Speisekarten. Ebenso ist es in vielen Pubs Bestandteil des am besten mit dem englischen Begriff Pubfood umschriebenen kulinarischen Angebots. Mit Harry Ramsden’s existiert seit 1928[6] eine auf Fish ’n’ Chips spezialisierte Restaurant-Kette.[7] Dennoch ist der traditionsgemäße Verzehr von Fish ’n’ Chips immer noch mit den in fast allen britischen Städten vorhandenen, spezialisierten und in der Regel in Familienbesitz befindlichen Fish-’n’-Chips-Läden verbunden. In diesen wird der „morgens frisch auf dem Markt eingekaufte Fisch“ in unbedrucktem Papier serviert.
Traditionell werden Fish ’n’ Chips mit den Fingern gegessen. Allerdings haben auch hier moderne Sitten häufig die Tradition verdrängt, sodass heute fast immer kleine Holz- oder Plastikgabeln ausgehändigt werden.[8] Besonders beliebt sind Fish ’n’ Chips am Freitag und am Samstagabend – ursprünglich mag dies eine religiöse Bedeutung gehabt haben; heute steht der Verzehr vor allem mit der Kultur des Night-Clubbing im Zusammenhang. Fish ’n’ Chips dienen dann als stärkende Mahlzeit vor dem eigentlichen Beginn des Abends.
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Fish ’n’ Chips in Styroporschachtel
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Fish ’n’ Chips in Papiertüte
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Fish ’n’ Chips mit Papierschutz vor der Druckerschwärze der Zeitung und Soßenbeutel
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ursprung von Fish ’n’ Chips liegt bis heute im Dunklen. Wahrscheinlich kam das Gericht aber auf getrennten Wegen ins Land: die Chips aus Frankreich und die Zubereitungsart des Fischs mit jüdischen Einwanderern.[9] Bekannt ist auf jeden Fall, dass Fish ’n’ Chips erst im 19. Jahrhundert zum Nationalgericht aufstieg. Grundlage des Erfolgs waren kleine Familienbetriebe, die traditionell und oft unter lautstarkem Werben die verschiedensten Esswaren auf den Straßen Londons und der großen Industriestädte Nordenglands feilboten. Seit den ersten Anfängen seiner Besiedlung war London ein Zentrum des Fischhandels, im Norden war dagegen die Kartoffel als Grundnahrungsmittel weit verbreitet. Die ersten Chips waren jedoch keinesfalls wie heute Kartoffelstäbchen, sondern frittierte Brotstücke (fried bread).[10] Mit der Verknappung des Weizens trat aber schon bald die Kartoffel als Ersatz in Erscheinung.
Offiziell gilt der jüdische Immigrant Joseph Malin[11] als Gründer des ersten Ladens für Fish ’n’ Chips im Londoner East End im Jahre 1860.[8] Doch die ersten Fish-’n’-Chips-Geschäfte öffneten schon in den 1850er- und 1860er-Jahren in verschiedenen Londoner Stadtteilen[9] und 1863 in Oldham, Lancashire.[12] Sie wurden möglich durch die Expansion des Fischfangs weit in den Atlantik hinein und durch die Eisenbahn, die erstmals über Nacht frischen Fisch von den Küsten in die Hauptstadt brachte, und fügten sich dort nahtlos in die bestehende Kultur der Straßenstände und pastry shops ein. Nach amtlichen Schätzungen gab es 1910 bereits etwa 25.000 Läden im ganzen Königreich,[13] die sich ab dem Jahre 1913 in der National Federation of Fish Friers organisierten. In und nach dem Ersten Weltkrieg trugen Fish ’n’ Chips wesentlich zur politischen und sozialen Stabilität Großbritanniens bei. Die britische Arbeiterklasse konnte sich das preisgünstige und nahrhafte Gericht leisten und damit im 20. Jahrhundert den schlimmsten Hunger stillen. Die Fischfrittierervereinigung Northern Counties Federation of Fish Friers schrieb in der Nachkriegszeit nach Walton mit Recht:
“We stood between the Government and grave discontent […] and, more than any other trade in the country, between the very poorest of our population and famine and revolt.”
„Wir standen zwischen der Regierung und schwerster Unzufriedenheit […] und mehr als jedes andere Gewerbe in diesem Land zwischen den Ärmsten der Armen und Hungersnot und Revolte.“[14]
Doch nicht nur sozialer Rückhalt, sondern auch Unternehmergeist zeigte sich im Zusammenhang mit Fish ’n’ Chips: 1936 kam ein Anbieter in Keighley erstmals auf die Idee, das Gericht vom Beiwagen seines Motorrades aus in die zu dieser Zeit neu entstehenden Arbeitersiedlungen zu liefern – der erste Fast-Food-Lieferservice war geboren.[15] Trotz aller durch den Krieg notwendigen Einschränkungen wurden selbst im Zweiten Weltkrieg Fish ’n’ Chips als gehaltvolle und billige Mahlzeit nicht durch das britische Ernährungsministerium rationiert[16] und dienten auch zur Versorgung der kämpfenden Truppe. Kriegsbedingt aus den Städten aufs Land evakuierte Bürger wurden durch spezielle Fish-’n’-Chips-Wagen versorgt.
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts kam es in Großbritannien zu einem starken Popularitätsrückgang dieser traditionellen Spezialität: Kebab-Stände und Curryhäuser nahmen besonders in den Innenstädten mehr und mehr die Rolle der traditionellen Fish-’n’-Chips-Verkäufer ein.[17] Trotzdem wurden in Großbritannien zu Beginn des 21. Jahrhunderts noch jährlich 60.000 Tonnen Fisch und 500.000 Tonnen Kartoffeln zu Fish ’n’ Chips verarbeitet.[18] Nach einer Angabe aus dem Jahr 2010 wurden zu dieser Zeit auf den britischen Inseln zwischen 250 und 350 Millionen Portionen des Gerichtes verkauft.[19] Mittlerweile entstehen zunehmend Varianten von Fish ’n’ Chips, die von der traditionellen Zubereitung mehr oder weniger abweichen, so etwa dünne Pommes frites mit ganzen Erbsen. Einige britische Nobelrestaurants bieten Fish ’n’ Chips in verfeinerten Versionen an,[19] ebenso prämierte Fish-’n’-Chips-Läden.[20] Heston Blumenthal demonstrierte 2006 im BBC-Fernsehen,[21] wie er Fish ’n’ Chips in seinem Restaurant The Fat Duck zubereitet.[22]
Das britische Nationalgericht findet heute als „Vorzeigeprodukt britischer Küche“ weltweit neue Anhänger. So existieren Fish-’n’-Chip-Geschäfte nicht nur in Irland, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika und den USA, sondern auch in der Volksrepublik China und in Oman. Eine besondere kulturelle Verbindung gibt es nach Italien: Das toskanische Städtchen Barga feiert seine Verbundenheit mit Großbritannien jeden August mit dem Fest La Sagra Del Pesce e Patate – das Festival der Fish ’n’ Chips.[23]
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Fish-’n’-Chips-Imbiss in Broadstairs, Kent (2008)
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Fish-’n’-Chips-Laden in Shrewsbury (2001)
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Fish ’n’ Chips in San Diego, USA (2004)
Verwandte Gerichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebenfalls aus Fisch im Backteig bestehende Gerichte sind etwa der deutsche Backfisch oder der niederländische Kibbeling. Da auch diese manchmal mit Pommes frites verzehrt werden, können sie als internationale Verwandte der Fish ’n’ Chips angesehen werden.
Der panierte Weihnachtskarpfen ist eine Spezialität, die in Mitteleuropa (Franken, Sachsen, Tschechien, Österreich, Polen, Ungarn) zu Weihnachten gereicht wird. Die frühere Fastenspeise wird meist in Bierteig paniert, gebraten und zu gekochten Kartoffeln oder Kartoffelsalat serviert. Der Silvesterkarpfen dagegen bleibt als Karpfen blau unpaniert.[24]
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Kibbeling (Mitte, oben) mit Pommes frites, Remoulade, buntem Salat
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Panierter Weihnachtskarpfen mit Kartoffelsalat
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Verwendung von alten Zeitungen als Einwickelpapier diente vor allem der Warmhaltung und dem Aufsaugen des Fettes. In den 1980er Jahren verboten neue Hygienevorschriften das Einpacken der Fish ’n’ Chips in Zeitungspapier.[25] Der Abrieb der Druckerschwärze war damals noch höher als mit den heute üblichen UV-härtenden Druckfarben.[26] Heute haben aus nostalgischen Gründen wieder viele Fish-’n’-Chips-Läden Einwickelpapier aus Butterbrotpapier im Stil der alten Londoner Zeitungen.[27]
- Während der Landung der alliierten Streitkräfte in der Normandie im Zweiten Weltkrieg am D-Day identifizierten sich britische Soldaten mit der Frage fish? und der Antwort chips![28]
- Die British Army benutzt heute (2009) als inoffizielle, einprägsame Merkhilfe das Akronym von „Fish and Chips“ für den Orts- und Häuserkampf. Fish bedeutet hier fighting in someone’s house (= „in jemandes Haus kämpfen“) und Chips bedeutet causing havoc in people’s streets (= „für Verwüstung auf öffentlichen Straßen sorgen“).[29]
- Die Sea Fish Industry Authority führte 1988[30] den National Fish and Chip Award für die jeweils besten Fish-’n’-Chips-Läden ein, um für das Lebensmittel zu werben und den Qualitätsstandard anzuheben.[31]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sachbücher
- John K. Walton: Fish & Chips and the British Working Class. 1870–1940. Leicester University Press, London u. a. 2000, ISBN 0-7185-2120-X, (englisch), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- Mark Petrou: Fish and chips. A national treasure. Celebrating 150 years of Britain's favourite dish. Gardners Books, 2010, ISBN 978-0-9566095-0-2, Besprechung: [32].
- Panikos Panayi: Fish and Chips: A History. Reaktion Books, London 2014, ISBN 978-1-78023-393-2, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
Belletristik
- Roddy Doyle: Fish & Chips. Roman. Übersetzt von Renate Orth-Guttmann. Krüger, Frankfurt 2001; Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 978-3-596-15302-2, (Englische Originalausgabe: The Van (1991), erschienen in der The Barrytown Trilogy (1992): The Commitments / The Snapper / The Van).
Filme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fisch & Chips. (OT: The Van.) Spielfilm, Irland, 1996, 96 Min., Regie: Stephen Frears, Sozialsatire.
- 150 Jahre Fish 'n' Chips. Videoblog, Deutschland, 2010, 6:01 Min., Regie: Annette Dittert, Produktion: Tagesschau.de, Reihe: London calling, Erstsendung: 12. Juni 2010, Inhaltsangabe, ( vom 15. Juni 2010 im Internet Archive).
- Heston Blumenthal: Auf der Suche nach dem perfekten Genuss. Fish & Chips. (OT: In Search Of Perfection. Fish & Chips.) Kochsendung, Großbritannien, 2006, 28:10 Min., Produktion: BBC, Reihe: In Search Of Perfection, deutsche Erstausstrahlung: 8. Januar 2009 bei RTL Living, Inhaltsangabe von fernsehserien.de.
- Fish 'n' Chips: das britische Nationalgericht feiert Geburtstag. Fernseh-Reportage, Deutschland, 2010, 5:00 Min., Regie: Sarah Judith Hofmann, Produktion: Deutsche Welle, Reihe: euromaxx highlights, Erstsendung: 31. Oktober 2010, Online-Video.
- Fish & Chips, what else? Reisereportage und Kochsendung, Deutschland, Frankreich, Österreich, 2012, 43 Min., Regie: Florian Schewe, Produktion: arte, zero one film, ORF, Reihe: Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener in Großbritannien. (Folge 1 von 10), Erstausstrahlung: 11. Juni 2012, Filminformationen von arte, ( vom 23. September 2015 im Internet Archive), mit Rezept.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- As British as Fish and Chips. In: National Federation of Fish Friers (Geschichte und Daten des Nationalgerichts)
- The National Fish and Chip Awards. In: National Federation of Fish Friers (NFFF)
- Video: Fish 'n' Chips: das britische Nationalgericht feiert Geburtstag. In: Deutsche Welle / euromaxx, 31. Oktober 2010, 4:56 Min.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ dpa: Heiß und fettig. 150 Jahre Fish and Chips. In: Stuttgarter Nachrichten, 11. März 2010: „Und trotz der Konkurrenz durch Döner Kebab, Burger, Pizza und indischem Curry: Der Backfisch und die Fritten sind auf der Insel nach wie vor die Nummer eins des Fast Foods. 300 Millionen verkaufte Portionen im vergangenen Jahr sprechen für sich.“
- ↑ Video: Fish 'n' Chips: das britische Nationalgericht feiert Geburtstag. In: Deutsche Welle / euromaxx, 31. Oktober 2010, ab 1:22 Min.
- ↑ dpa: Heiß und fettig. 150 Jahre Fish and Chips. In: Stuttgarter Nachrichten, 11. März 2010.
- ↑ Fish & Chips, what else? ( vom 3. August 2012 im Internet Archive). Koch-Doku mit Sarah Wiener, 11. Juni 2012.
- ↑ Fish & Chips – The Nation’s Favourite. ( vom 17. Oktober 2015 im Internet Archive) In: sugarvine.com, März 2004: And eating thick-cut chips is healthier than thin-cut fries because they soak up less fat. (= „Und der Verzehr dick geschnittener Pommes frites ist gesünder als dünn geschnittene Pommes frites, weil sie weniger Fett aufsaugen.“)
- ↑ Harry Ramsden’s Boss Undercover. In: Fame Magazine, 28. Juli 2010.
- ↑ Don Mosey & Harry Ramsden, Jr.: Harry Ramsden: The Uncrowned King of Fish and Chips. Dalesman, Clapham 1994, ISBN 978-1-85568-088-3.
- ↑ a b Josef Pömmerl: So britisch wie Tee und die Queen. ( vom 18. Januar 2015 im Internet Archive). In: Main-Echo, 13. Januar 2010.
- ↑ a b John K. Walton: Fish & Chips and the British Working Class. 1992, S. 24, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, (englisch).
- ↑ Exkurs in die englische Esskultur. ( vom 26. März 2010 im Internet Archive), 2010.
- ↑ Jay Rayner: Enduring love. In: The Observer, 19. Januar 2003, (englisch), aufgerufen am 20. März 2024.
- ↑ John K. Walton: Fish & Chips and the British Working Class. 1992, S. 25, (englisch), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ John K. Walton: Fish & Chips and the British Working Class. 1992, S. 15, (englisch), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ Zitat der Northern Counties Federation of Fish Friers. In: John K. Walton: Fish & Chips and the British Working Class. 1992, S. 17, Fn., (englisch), eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ Walton, Fish and Chips and the British Working Class, 1992, S. 148, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ Walton, Fish and Chips and the British Working Class, 1992, S. 19f., eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
- ↑ Buying a Fish and Chip Shop. ( vom 10. Juni 2007 im Internet Archive). In: businessesforsale.com, 14. Juli 2006.
- ↑ Fish & Chips – The Nation’s Favourite. ( vom 17. Oktober 2015 im Internet Archive) In: sugarvine.com, März 2004, letzter Absatz.
- ↑ a b Alice Ritchie: Britische Nationalspeise. Fish and Chips – ein fettiges Leibgericht wird 150. In: Die Welt, 7. April 2010.
- ↑ Felicity Cloake: How to cook perfect battered fish. In: The Guardian, 29. September 2011, aufgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Jeremy Repanich: Watch a 3-Michelin Star English Chef Try to Perfect Fish and Chips. Heston Blumenthal of the Fat Duck uses modern techniques to perfect an enduring classic. In: Robb Report, 23. Juni 2018, mit Video, 7:42 Min.
- ↑ Heston Blumenthal’s Beer & Vodka Battered Fish & Chips. In: thefooddictator.com, 15. November 2017, mit Rezept, aufgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Glenys Casci: La Sagra Del Pesce e Patate. ( vom 18. Januar 2015 im Internet Archive). In: scotsitalian.com, 2008, (englisch).
- ↑ Ursula Brekle: Silvesterkarpfen. In: sachsen-lese.de, aufgerufen am 20. März 2024.
- ↑ dpa: Heiß und fettig. 150 Jahre Fish and Chips. In: Stuttgarter Nachrichten, 11. März 2010: „Um die Preise möglichst niedrig zu halten, wurden Fish and Chips ursprünglich in der Boulevardzeitung des Vortags gereicht. Seit den 80er Jahren und dem Einzug moderner Hygienevorschriften ist dieser Brauch aber Bratenfett von gestern.“
- ↑ Veronika Schmidt: Kann man Druckerschwärze essen? In: Die Presse, 30. August 2010.
- ↑ Fish & Chips – die Delikatesse Großbritanniens. In: speisekarte.de, 17. März 2010, aufgerufen am 20. März 2024.
- ↑ As British as Fish and Chips. #Feeding the nation. In: National Federation of Fish Friers, 2019, aufgerufen am 20. März 2024.
- ↑ Chris Hunter: Eight Lives Down: The Most Dangerous Job in the World in the Most Dangerous Place in the World. Random House, 2009, ISBN 978-0-553-38528-1, S. 204.
- ↑ National Fish & Chip Awards • Frequently asked questions (FAQ): History. ( vom 23. Dezember 2019 im Internet Archive) In: seafish.org, 2019.
- ↑ National Fish & Chip Awards FAQs. ( vom 23. Dezember 2019 im Internet Archive) In: seafish.org.
- ↑ Businessman publishes fish and chip guide to Britain’s favourite take-away. ( vom 23. Dezember 2019 im Internet Archive) In: Ely Standard, 23. September 2010; Petrou im Online-Video der Deutschen Welle, 31. Oktober 2010.