„Münchhausen-Stellvertretersyndrom“ – Versionsunterschied
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Das '''Münchhausen-Stellvertretersyndrom''' (engl. ''Münchhausen-by-proxy Syndrome'') ist eine Form der [[Kindesmisshandlung]], bei der Erwachsene bei Kindern Krankheiten vortäuschen und eine medizinische Behandlung verlangen. Es kann hierbei auch zum Tod des [[Kind]]es kommen. |
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| 01-CODE = T74.8 |
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| 01-BEZEICHNUNG = Sonstige Formen des Missbrauchs von Personen |
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| 02-CODE= Y07.- |
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| 02-BEZEICHNUNG= Sonstige Misshandlung |
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| 03-CODE= Z61.6 |
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| 03-BEZEICHNUNG= Probleme mit Bezug auf vermutete körperliche Misshandlung eines Kindes |
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{{Infobox International Classification of Diseases 11 |
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| Code-01 = 6D51 |
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| Data-01 = Artifizielle Störung, auf andere gerichtet |
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| Code-02 = 6E8Y |
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| Data-02 = Sonstige näher bezeichnete psychische Störungen, Verhaltensstörungen oder neuromentale Entwicklungsstörungen |
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| Code-03 = 6E8Z |
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| Data-03 = Psychische Störungen, Verhaltensstörungen oder neuromentale Entwicklungsstörungen, nicht näher bezeichnet |
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Das '''Münchhausen-Stellvertretersyndrom''' (englisch MSBP ''Munchausen syndrome by proxy'', ''Munchausen by proxy syndrome'' oder FDIA ''factitious disorder by proxy''<ref name="Fever">R.M. Vlad, R. Dobritoiu, A. Turenschi & D. Pacurar (2024): ''Where Reality and Fantasy Collide—Prolonged Fever to Munchausen Syndrome by Proxy.'' Children Dec2024; 11(12): 1482. [[doi:10.3390/children11121482]]</ref>), benannt nach [[Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen]] (dem sogenannten Lügenbaron), bezeichnet das Erfinden, Übersteigern oder tatsächliche Verursachen von Krankheiten oder deren Symptomen bei Dritten, mehrheitlich Kindern, meist um anschließend eine medizinische Behandlung zu verlangen. Die Tatsache, dass sich Betroffene anscheinend aufopfernd um das Opfer kümmern, erschwert es medizinischem Fachpersonal, die Störung zu erkennen.<ref name="NLM">[https://medlineplus.gov/ency/article/001555.htm ''Mediline Plus. Munchausen syndrome by proxy.''] [[United States National Library of Medicine]], abgerufen am 12. Juli 2025</ref> |
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Dieses außergewöhnliche Verhalten kommt relativ selten vor (die Literatur zählte seit der ersten Beschreibung durch [[Roy Meadow]] im Jahre [[1977]] einige hundert Fälle weltweit). Auffällig ist, dass dieses Verhalten fast ausschließlich [[Frau|Frauen]] (in der Regel [[Mutter|Mütter]]) zeigen, die zudem in ihrem sonstigen [[Erziehung]]sverhalten als fürsorgend beschrieben werden. Es ist auch wichtig anzumerken, dass hinter diesem Verhalten keineswegs ein psychiatrisches Krankheitsbild steckt (auch wenn einzelne betroffene Personen weitere Auffälligkeiten zeigen). |
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Dabei kann diese subtile Form der [[Kindesmisshandlung]] bis zum Tod des Opfers führen und mehrere Kinder betreffen, die im gleichen Haushalt aufwachsen.<ref name="Columbia">[https://journals.library.columbia.edu/index.php/gsjp/article/view/10846/5375 ''Kimberly Glazier: Effects of Munchausen Syndrome by Proxy on the Victim.'' (2009)] [[Columbia University]], abgerufen am 12. Juli 2025</ref><ref name="NIH">RJ McClure, PM Davis, SR Meadow & JR Sibert: ''Epidemiology of Munchausen syndrome by proxy, non-accidental poisoning, and non-accidental suffocation.'' Arch Dis Child. 1996 Jul;75(1):57-61. [[doi:10.1136/adc.75.1.57]]</ref><ref>Verena Mertens: ''Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom und seine zivil- und strafrechtliche Bedeutung.'' In: ''Neue Juristische Online-Zeitschrift.'' Nr. 20, 2009, S. 1665–1681, hier S. 1665.</ref> |
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Man vertritt im Allgemeinen die Ansicht, dass dieses Verhalten zur Erregung von Aufmerksamkeit im sozialen Umfeld dient. Es soll der Eindruck der aufopferungsvollen Mutter erweckt werden, die mit Hingabe gegen die Krankheiten ihres Kindes ankämpft. |
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Handelt es sich bei dem Opfer um einen Erwachsenen, so spricht man auch vom '''Münchhausen by Adult Proxy Syndrom'''. Dabei handelt es sich oft um Pflegende oder Betreuer, deren Opfer häufig pflegebedürftig, oder von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen betroffen sind. Da ein Teil der Opfer kognitiv eingeschränkt ist, ist ihre Möglichkeit selbst eine Aussage zu treffen begrenzt, was dazu führt, dass viele Fälle unerkannt bleiben.<ref name="Age">Marc Moreno-Ariño & Antony Bayer (2016): ''Munchausen syndrome by proxy—illness fabricated by another in older people Free.'' In: ''Age and Ageing.'' Vol. 46, Iss. 2, March 2017, Pages 166–167, [[doi:10.1093/ageing/afw217]].</ref><ref>H.-P. Kapfhammer: ''Artifizielle Störungen.'' Nervenarzt 5/2017, 88:549–570, [[doi:10.1007/s00115-017-0337-8]], Online publiziert: 27. April 2017.</ref><ref name="Hosp Med">M. Caroline Burton, Mark B. Warren, Maria I. Lapid, J. Michael Bostwick (2015): ''Munchausen syndrome by adult proxy: a review of the literature.'' In: ''Journal of Hospital Medicine'' 2015 Jan;10(1):32-5., [[doi:10.1002/jhm.2268]].</ref> |
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Zu den vorgetäuschten Krankheiten gehören häufig in der ärztlichen Praxis nicht beobachtbare [[Symptom|Symptome]] wie z.B. Anfälle. Es kommt aber auch vor, dass Mütter Kinder bewusst vergiften, um bestimmte Symptome hervorzurufen. Viele der Betroffenen haben ein relativ gutes medizinisches Fachwissen und können zu der erfundenen Krankheit auch auf Befragung die dazugehörigen Anzeichen nennen, so dass der Charakter der "Krankheit" nicht auffällt und nur die Häufung der Arztbesuche und die Beharrlichkeit, mit der eine Behandlung eingefordert wird, zu Misstrauen führt. |
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Beide Formen der Störung werden zu den [[Artifizielle Störung|artifiziellen Störungen]] gezählt und treten oft gemeinsam mit [[Persönlichkeitsstörung]]en auf.<ref>[https://www.pschyrembel.de/M%C3%BCnchhausen-by-proxy-Syndrom/K0Q3K ''Münchhausen-by-proxy-Syndrom.''] [[Pschyrembel (Medizinisches Wörterbuch)|Pschyrembel Online]], abgerufen am 1. Mai 2025</ref><ref name="Age" /> |
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Eine sichere [[Diagnostik]] oder klinisch erprobte Behandlung des Münchhausen-by-proxy-Syndroms gibt es angesichts der geringen Fallzahlen nicht. Bei einem entsprechenden Verdacht ist es für die behandelnde Praxis deshalb sinnvoll, in Fachkreisen oder Kinderschutzeinrichtungen Unterstützung für ein mögliches Vorgehen zu suchen. Es ist zudem zu beachten, dass auch eine Falschbeschuldigung sehr tiefgreifende Konsequenzen für die Betroffenen hat, entsprechend umsichtig sollte mit einem Verdacht umgegangen werden. |
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== Epidemiologie == |
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Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom ähnelt dem [[Münchhausen-Syndrom]], bei dem ein Mensch bei sich selbst eine Krankheit vortäuscht. |
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=== Prävalenz === |
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Das Münchhause-by-proxy-Syndrom wird mit 0,5 bis 2,8 Fällen pro 100.000 vergleichsweise selten diagnostiziert.<ref name="Thieme">K. L. Donix & M. Bauer (2021): ''Referenz Psychische Störungen. Artifizielle Störungen. Münchhausen-by-proxy-Syndrom.'' Fachbuch, Thieme. [[doi:10.1055/b-0041-181933]]</ref> Andere Quellen gehen von mindestens 2,8 Fällen pro 100.000 aus.<ref name="NIH" /> Jedoch handelt es sich bei der psychischen Störungen als solche um das „wahrscheinlich [am] häufigsten nicht erkannte psychische Leiden“.<ref name="dsm_vs_icd" /> |
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Gemäß der Kriterien des [[DSM-5]] wurden von 100.000 Kindern 2 bis 8 Fälle festgestellt, die im ersten Lebensjahr als Opfer von Fremdgefährdung, die auf die Erkrankung zurückzuführen waren. In der Altersgruppe der Kinder unter 16 sank die Quote auf 0,5 von 100.000. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die tatsächliche [[Inzidenz (Epidemiologie)|Inzidenz]] deutlich höher liegen könnte.<ref name="Thieme" /> Andere Quellen gehen von mindestens 2,8 Fällen pro 100.000 aus.<ref name="NIH" /> |
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In letzter Zeit haben Experten die Existenz des Münchhausen-by-proxy-Syndroms massiv in Zweifel gezogen. Der Entdecker Meadow muss sich gegenwärtig einer Untersuchung durch die britischen Aufsichtsbehörden stellen. |
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[Die Untersuchung steht in keinem Zusammenhang zum Münchhausen Syndrom, sondern bezieht sich auf ein Gerichtsgutachten das die Wahrscheinlichkeit von 2 SIDS Fällen in einer Familie beleuchtet] |
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Von dem Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom sind mehr Frauen als Männer betroffen.<ref name="GHP">Gregory P. Yates, Marc D. Feldman: ''Factitious disorder: a systematic review of 455 cases in the professional literature.'' In: ''General Hospital Psychiatry.'' Bd. 41, 2016, S. 20–28, [[doi:10.1016/j.genhosppsych.2016.05.002]].</ref> Zahlreiche Studien legen zudem nahe, dass es sich dabei überproportional oft um Mütter handelt, die ihre Störung an ihren Kindern ausagieren.<ref name="NLM">[https://medlineplus.gov/ency/article/001555.htm ''Mediline Plus. Munchausen syndrome by proxy.''] [[United States National Library of Medicine]], abgerufen am 12. Juli 2025</ref><ref name=":0">R. Meadow: ''Munchausen Syndrome by Proxy.'' In: R. Meadow (Hrsg.): ''ABC of Child Abuse.'' 3. Auflage. 1997, S. 47–50, hier S. 48.</ref> |
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<!--Ich war selbst "Opfer" einer "erkrankten" Mutter halte es für wichtig die Frage der Ursache die das Münchhausen-by-proxy-Syndrom auslöst näher zu beleuchten. --> |
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Eine Vielzahl der Frauen, die unter dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom leiden, sind ohne Vater aufgewachsen, oder haben ihn früh verloren. Viele der betroffenen Frauen leben in Familien, ohne Kindesvater im Haushalt, oder in denen der Kindesvater die meiste Zeit über abwesend ist. Die meisten Frauen haben oder hatten selbst ein gestörtes Verhältnis zu ihrer Mutter, die oftmals selbst unter dem Münchhausen-Syndrom oder Münchhausen-by-proxy-Syndrom leidet. |
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Seit den 1990er Jahren wurden darüber hinaus Fälle bekannt, in denen Personen, die im [[Gesundheitssystem]] arbeiten, mit dem Münchhause-by-proxy-Syndrom in Verbindung gebracht wurden, die mitunter für eine Reihe von Todesfällen verantwortlich waren (siehe hierzu: [[Beverley Allitt]]<ref name="Repper">J. Repper (1995): ''Munchausen syndrome by proxy in health care workers.'' In: ''Journal of Advanced Nursing'' 1995 Feb;21(2):299-304. PMID 7714287 [[doi:10.1111/j.1365-2648.1995.tb02526.x]]</ref><ref name="Royal">Vincent Marks & Caroline Richmond (2008): ''Beverly Allitt: the nurse who killed babies.'' In: ''Journal of the [[Royal Society of Medicine]]'' 2008 Mar 1;101(3):110–115. PMID 18344467, [[doi:10.1258/jrsm.2008.071002]]</ref>). |
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In Berichterstattungen wird oft das Beispiel eines drei jährigen Kindes benutzt, welches die Mutter mit Gift oder Medikamenten quält und dieses anschließend zum Arzt oder ins Krankenhaus bringt, um dort dann die fürsorgende Mutter zu spielen. Unbestritten sind das gute Beispiele um das Münchhausen-by-proxy-Syndrom einem Außenstehenden zu beschreiben. Jedoch gibt es auch andere Möglichkeiten die in der unübersehbaren Fülle auf das Syndrom schließen lassen. |
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=== Mortalität === |
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Folgende Krankheiten & Auffälligkeiten in Ihrer Summe meinte eine Mutter bei Ihrem Kind entdeckt zu haben (Auszugsweise): |
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Im Vergleich zu anderen, psychischen Erkrankungen, ist der Anteil der für das Opfer tödlichen oder dauerhaft einschränkenden Krankheitsverläufe vergleichsweise hoch. |
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Die [[Mortalität]]srate der Opfer variiert je nach Studie zwischen mindestens 6 Prozent<ref name="Age" /> und reicht bis 8 oder 9 Prozent.<ref name="Rosenberg">Donna Andrea Rosenberg: ''Munchausen Syndrome by Proxy: medical diagnostic criteria.'' In: ''Child Abuse & Neglect.'' Bd. 27, Nr. 4, 2003, S. 421–430, [[doi:10.1016/S0145-2134(03)00029-2]].</ref> |
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Legasthenie, Schizophrenie, Haarausfall, Bulimie, Hirntumore, bösartige Muttermale, unterschiedlich lange Beine, Sprachstörungen, "Psychische Störungen", "Pubertäre Störungen", zu kurze Bänder, Miniskusanrisse, Lernbehinderung, "Internet-Sucht", zu große Pupillen, "toter Blick". |
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== Diagnose == |
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Stimmt ein Arzt nicht mit der Diagnose überein, werden solange Ärzte und Spezialisten aufgesucht bis sich ein solcher findet der bereit ist die Diagnose der Mutter zu behandeln. Die Mutter offenbart nicht selten dem Kind Ihre Suizidgedanken und setzt das wehrlose Kind unter Druck, dass es der einzige Mensch ist der Sie davon abbringen kann. Sollte das Kind es doch irgendwann schaffen aus dem engen, schadhaften Mutter-Kind Verhältnis auszubrechen fällt die Mutter in tiefe Depression. |
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Eine Diagnose ist nur möglich, wenn bei den Opfern die entsprechenden Symptome bemerkt werden. Hierzu zählen auffällig viele Arztbesuche, bei unterschiedlichen Ärzten, sowie eine Krankenakte in der zahlreiche Untersuchungen, Operationen und sonstige Interventionen aufgeführt werden. Auch Rückstände von Chemikalen in Urin oder Stuhl, können ein Anzeichen sein.<ref name="NLM" /><ref name="Rosenberg" /> |
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Die folgend drei Aspekte sollten vor Diagnosestellung abgeklärt werden:<ref name="Weber">Petra Weber: ''Psychosomatische und psychiatrische Erkrankungen.'' In: ''Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung.'' 2013:751–760 [[doi:10.1007/978-3-642-24710-1_45]].</ref> |
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== im Film == |
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* Glaubwürdigkeit und Plausibiltät der Anamnese, sowie der beschriebenen/tatsächlichen Symptome und Zeichen glaubwürdig? |
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*Die Krankheit wurde 2003 in der Folge "Der schwarze Troll" (533) der ARD-Serie [[Tatort (Fernsehserie)|Tatort]] thematisiert. |
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* Erwartungshaltung hinsichtlich unnötiger oder potenziell gefährlicher Interventionen durch medizinisches Personal |
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* Fehlen einer ärztliche Anordnung/Überweisung |
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Der Nachweis, dass es sich tatsächlich um Münchausen by-proxy handelt, kann oft nur durch engmaschige Überwachung, mittels [[Elektroenzephalografie]] oder Vidioüberwachung erbracht werden.<ref name="BMJ">A. A. Khalil, J. Torbey, L. Akoury-Dirani & R. M. Alameddine (2022): ''Difficult diagnosis of factitious disorder.'' In: ''Child Abuse & Neglect.'' 2022 Jul 4;15(7):e244699, [[doi:10.1136/bcr-2021-244699]].</ref> |
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== Ursachen == |
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Eine allgemein anerkannte Erklärung für diese Verhaltensweise gibt es in der medizinischen Fachliteratur bisher nicht. Meadow vermutete als Motiv die durch eine herbeigeführte Erkrankung des Kindes erzielte Aufmerksamkeit für sowie Zuwendung zur Täterin seitens der Angehörigen und des medizinischen Personals<ref name=":0" /><ref name=":2" /> Oftmals übten die Täterinnen in ihrer Lebensgeschichte vorher bereits [[selbstverletzendes Verhalten]] aus.<ref name=":1">Volker Faust: ''[https://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Vorgetaeuschte_Gesundheitsstaorungen_Grossskapitel.pdf Vorgetäuschte Gesundheitsstörungen.]'' Psychiatrie heute, Kap. 1, 2017, [https://www.psychosoziale-gesundheit.net/ Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit], abgerufen am 10. Februar 2018, (PDF, 42 Seiten, 320 kB).</ref><ref>Birger Dulz, Sabine C. Herpertz, Otto F. Kernberg (Hrsg.): ''Handbuch der Borderline-Störungen.'' 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schattauer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7945-2472-3.</ref> Auf Grund dessen ist es denkbar, dass die Täterinnen dazu übergehen, Kinder zu misshandeln, um sich nicht weiterhin selbst verletzen zu müssen. Die Übergänge zwischen Münchhausen-Syndrom und Münchhausen-Stellvertretersyndrom können auch fließend sein und beide Formen nebeneinander vorliegen oder lebensgeschichtlich ineinander übergehen.<ref name=":2">Ulrich Sachsse: ''Proxy – dunkle Seite der Mütterlichkeit'', Schattauer Verlag, 1. September 2015. ISBN 3-7945-3153-1. Zur Buchvorstellung: Ulrich Sachsse: ''[https://www.ulrich-sachsse.de/monitor/Dokumente/Proxy-M%C3%BCtter+%E2%80%93+T%C3%A4terinnen+und+Retterinnen+zugleich+_U.+Sachsse_.pdf Proxy-Mütter – Täterinnen und Retterinnen zugleich.]'' Sonderdruck Psychologie Heute, auf: www.ulrich-sachsse.de/monitor/Dokumente (PDF; 2 S., 151 kB, {{Webarchiv |url=http://archive.is/30xAL/655182940adef5285698888f00112ba68524dd4a. |text=archiviert |wayback=20190322032253}}).</ref><ref name=":1" /> In manchen Fällen konnte sogar eine intergenerationelle Weitergabe des Münchhausen-by-proxy-Syndroms belegt werden.<ref name="Kindler 1">H. Kindler: ''Was ist unter dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom zu verstehen?'' In: H. Kindler, S. Lillig, H. Blüml, T. Meysen, A. Werner (Hrsg.): ''Handbuch Kindeswohlgefährdung nach §1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD).'' 2006, S. 7-1–7-5, hier S. 7-2.</ref> Charakteristisch scheint dabei eine sehr enge, „[[Symbiose|symbiotische]]“ Beziehung zu dem Kind zu sein.<ref name=":2" /><ref name=":1" /><ref>{{Webarchiv |url=http://rechtsmedizin.uni-leipzig.de/home/content/wissen_a_z/muenchhausen_stellvertreter/index.htm |text=Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig |wayback=20070626161652}}</ref> |
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== Psychopathologie == |
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Bereits 1987 definierte Rosenberg (1987) folgende Merkmale als Voraussetzung für eine Diagnose:<ref name="Rosenberg">Donna Andrea Rosenberg: ''Munchausen Syndrome by Proxy: medical diagnostic criteria.'' In: ''Child Abuse & Neglect.'' Bd. 27, Nr. 4, 2003, S. 421–430, [[doi:10.1016/S0145-2134(03)00029-2]].</ref> |
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* Erkrankungen eines Kindes werden durch eine nahe Bezugsperson, beispielsweise die Mutter, fälschlich angegeben, vorgetäuscht oder absichtlich herbeigeführt bzw. aufrechterhalten. |
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* Das Kind wird, häufig wiederholt, zu medizinischen Untersuchungen und Behandlungen vorgestellt. |
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* Die wahren Ursachen für das angegebene oder vom Kind gezeigte Beschwerdebild werden bei medizinischen Vorstellungen nicht angegeben. |
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* Eventuell vorhandene akute Symptome oder Beschwerden beim Kind bilden sich zurück, wenn es zur Trennung von der verursachenden Person kommt.<ref>Meinolf Noeker, Klaus M. Keller: ''Münchhausen-by-proxy-Syndrom als Kindesmisshandlung.'' In: ''Monatsschrift Kinderheilkunde.'' Bd. 150, Nr. 11, 2002, S. 1357–1369, [[doi:10.1007/s00112-002-0608-7]], ([http://www.kindesmisshandlung.de/mediapool/32/328527/data/Noeker-MSBP-MoKi-2002.pdf Digitalisat (PDF; 378,32 kB)]).</ref><ref>Donna Andrea Rosenberg: ''Munchausen Syndrome by Proxy: medical diagnostic criteria.'' In: ''Child Abuse & Neglect.'' Bd. 27, Nr. 4, 2003, S. 421–430, [[doi:10.1016/S0145-2134(03)00029-2]].</ref> |
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Bei den als behandlungsbedürftig vorgestellten Kindern, lassen sich die beschriebenen Beschwerden häufig vom Arzt nicht oder nur schwer nachweisbare [[Symptom]]e bzw. Erkrankungen zuordnen, wie z. B. [[Epilepsie|epileptische Anfälle]], [[Schizophrenie]], [[Bulimie]].<ref>B. Herrmann: Körperliche Misshandlung von Kindern. Somatische Befunde und klinische Diagnostik. Monatsschr. Kinderheilkd. 2002 (150):1324–1338, [[doi:10.1007/s00112-002-0610-0]] [https://www.researchgate.net/profile/Bernhard_Herrmann/publication/227117274_Korperliche_Misshandlung_von_Kindern/links/02e7e52f4d9da0c367000000/Koerperliche-Misshandlung-von-Kindern.pdf?origin=publication_detail (PDF, 16 S., 528kb)].</ref> |
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Wenn gezielt Maßnahmen ergriffen wurden, um medizinische Beschwerden hervorzurufen, so wurden oft Atembschwerden und/oder Vergiftungen<ref name="NIH" />, Fieber<ref name="Fever" /> oder eine erhöhte Konzentration von Arzneimitteln oder Fremdstoffen festgestellt.<ref name="NLM" /> |
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=== Komorbidität === |
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In rund 40 Prozent der Fälle tritt die Störung gemeinsam mit (mindestens) einer weiteren [[psychische Störung]] und/oder einer Verhaltensstörung auf.<ref name="aerzteblatt">[https://di.aerzteblatt.de/int/archive/article/214473 ''C. Hausteiner-Wiehle & S. Hungerer: Factitious Disorders in Everyday Clinical Practice.''] [[Deutsches Ärzteblatt]], [[doi:10.3238/arztebl.2020.0452]], abgerufen am 13. Juli 2025</ref> |
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Des Weiteren gibt es überdurchschnittlich oft Überschneidungen mit folgenden Diagnosen auf:<ref name="aerzteblatt">[https://di.aerzteblatt.de/int/archive/article/214473 ''C. Hausteiner-Wiehle & S. Hungerer: Factitious Disorders in Everyday Clinical Practice.''] [[Deutsches Ärzteblatt]], [[doi:10.3238/arztebl.2020.0452]], abgerufen am 13. Juli 2025</ref><ref>[https://www.oberbergkliniken.de/artikel/muenchhausen-syndrom-definition-hintergruende-auswirkungen-und-behandlung ''Münchhausen-Syndrom: Definition, Hintergründe, Auswirkungen und Behandlung.''] [[Oberberg Kliniken]], abgerufen am 13. Juli 2025</ref> |
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* Diverse [[Persönlichkeitsstörung]]en |
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** [[Borderline-Persönlichkeitsstörung]]<ref name="Psychiatria Danubia">Carlo Lazzari & Marco Rabottini (2023): ''Comorbidity Between Factitious and Borderline Personality Disorder: A Narrative Analysis.'' In: ''Psychiatria Danubia.'' 2023 Spring;35(1):16-26, [[doi:10.24869/psyd.2023.16]].</ref> |
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** [[Dissoziale Persönlichkeitsstörung]]<ref name="Psycho">S. Ryan, D. Willmott, N. Sheretts & K. Kiełkiewicz (2017): ''A Psycho-Legal Analysis and Criminal Trajectory of Female Child Serial Killer Beverley Allitt.'' In: ''Current Legal Problems'' 23(2), 1-12. [http://webjcli.org/article/view/574/749]</ref> |
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** [[Narzisstische Persönlichkeitsstörung]] |
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* [[Essstörung]]en<ref>[https://www.cambridge.org/core/books/abs/medical-management-of-eating-disorders/munchausens-syndrome-and-eating-disorders/C83F8B3EB00CD3CBBB4173E39AC5A9EA ''Chapter 8 - Munchausen’s syndrome and eating disorders (from Section 4 - Differential diagnosis).'' 2013] [[Cambridge University Press]], abgerufen am 13. Juli 2025</ref> |
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* [[Abhängigkeit (Medizin)|Suchterkrankungen]] |
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* [[Posttraumatische Belastungsstörung]]<ref name="PTSD">A.H. Clawson, N. Jurbergs, J. Lindwall & S. Phipps (2014): ''Concordance of parent proxy report and child self-report of posttraumatic stress in children with cancer and healthy children: Influence of parental posttraumatic stress.'' In: ''Psychooncology'' 2013 May 31;22(11). [[doi:10.1002/pon.3321]]</ref> |
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* [[Depression]]en |
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== Historisches == |
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Die erste Beschreibung von Eltern, die durch falsche Angaben oder vorsätzlich hervorgerufene Symptome, dafür sorgten, dass ihre Kinder sich einer Reihe von Krankenhausbehaldungen unterziehen mussten, erfolgte durch den [[Pädiatrie|Kinderarzt]] [[Roy Meadow]]. Im Jahr 1977 veröffentlichte der an der [[University of Leeds|Universität Leeds]] tätige Mediziner einen entsprechenden Bericht im Fachblatt ''[[The Lancet]]''.<ref>[https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(77)91497-0/fulltext ''Roy Meadow: Munchausen Syndrome by Proxy. The Hinterland of Child Abuse''] [[The Lancet]], Volume 310, Issue 8033, 343 - 345, abgerufen am 1. Mai 2025</ref> |
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Am [[Royal College of Paediatrics and Child Health]] (damals noch ''British Paediatric Association'') erfolgte zwischen 1992 und 94 eine groß angelegte Auswertung von 128 Fällen. Die betroffenenKinder waren alle jünger als 5 Jahre, ihr Durchschnittsalter lag bei 20 Monaten und in 85 % der Fälle konnte die Mutter als Verantwortliche identifiziert werden. Dabei wurde auch festgestellt, dass es in 42 Prozent der Familien mit mehreren Kindern, ein Geschwisterkind gab, welches bereits vorher betroffen war. Um Vergiftungserscheinungen herbeizuführen, wurden dabei am häufigsten [[Antikonvulsivum|Antikonvulsiva]] verwendet worden.<ref name="NIH" /> Eine 2009 erscheinene Studie bezifferten den Anteil der Mütter mit 76,5 % Prozent und gab den der Väter mit 6,7 an.<ref name="Columbia" /> |
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Mitte der 1990er Jahre wurden Fälle, bei denen die Opfer Erwachsene waren erstmals systematisch erfasst und mit dem bei Kindern bekannten Muster abgeglichen.<ref>J. A. Libow (2095): ''Munchausen by proxy victims in adulthood: a first look.'' Child Abuse & Neglect. 1995;19(9):1131-42. [[doi:10.1016/0145-2134(95)00073-h]]</ref> Während die Datenlage bei Fällen, in denen Kinder betroffen sind, deutlich besser ist, befasste sich (bis 2017) lediglich ein Prozent der Studien mit erwachsenen Opfern.<ref name="Age" /> |
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Die am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom Erkrankten wurden unter anderem 2016 näher betrachtet, als 455 Fälle von Kindern, die zu Opfern wurden, aus insgesamt 372 medizinischen Studien ausgewertet wurden. Es stellte sich heraus, dass über 62 Prozent der Betroffenen weiblich waren, das Durchschnittalter lag bei 34 Jahren und vom Berufsfled her, handelte es sich überdurchschnittlich oft um Personen, die im Gesundheitswesen oder Labor tätig waren. Was die Vorgehensweise anging, so verursachten mehr als 58 Prozent der untersuchten Fälle Erkrankungen oder deren Symptome, anstatt diese nur vorzutäuschen.<ref name="GHP" /> |
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Noch 1994 wurde die als vorgetäuscht (''by proxy'') eingestufte Störung noch nicht ins [[Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders|DSM-IV]] aufgenommen, da dies dazu benutzt werden könnte, Personen, die Kinder misshandeln, zu entlasten.<ref name="dsm_vs_icd">Allen Frances, Ruth M. A. Ross: ''DSM-IV und ICD-10 Fallbuch. Fallübungen zur Differentialdiagnose nach DSM-IV und ICD-10.'' Hogrefe, Göttingen u. a. 2000, ISBN 3-8017-0916-7, S. 309 f.</ref><ref>''Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen. DSM-IV.'' Übersetzt nach der vierten Auflage des Diagnostic and statistical manual of mental disorders der American Psychiatric Association. Hogrefe, Göttingen u. a. 1996, ISBN 3-8017-0810-1, S. 541.</ref><ref>''Diagnostic and statistical manual of mental disorders. DSM-IV-TR.'' 4th edition, text revision. American Psychiatric Association, Washington DC 2000, ISBN 0-89042-024-6, S. 517.</ref> |
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Mittlerweile ist sie im psychiatrischen Klassifikationssystem [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|ICD-10]] und der aktuellen Version des [[DSM-5]] vertreten, wo sie unter dem (in der Fachliteratur häufigeren) Begriff ''„Factitious Disorder Imposed on Another“ (301.51)'' spezifiziert wurde.<ref>[https://www.psychiatry.org/psychiatrists/practice/dsm Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM–5)]: ''„Factitious Disorder Imposed on Another“ (301.51)''</ref><ref>Guy E. Brannon, Glen L. Xiong, Ibrahim Abdulhamid, Michael P. Poirier: ''Factitious Disorder Imposed on Another (Munchausen by proxy).'' eMedscape, New York, 11. November 2015 ([https://emedicine.medscape.com/article/295258-overview online]).</ref> Die Diagnosekriterien sind dabei nach wie vor nicht klar definiert und wurden für die [[Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme|ICD-11]] erneut diskutiert.<ref>ICD-11: 6D71 Factitious disorder imposed on another: [https://icd.who.int/dev11/l-m/en#/http://id.who.int/icd/entity/775605963 ''ICD-11 Beta Draft – Mortality and Morbidity Statistics.''] icd.who.int, abgerufen am 30. Januar 2018 (englisch).</ref> |
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== Rechtliches == |
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In Deutschland, ist der Entzug des [[Elterliche Sorge (Deutschland)|Sorgerechts]] angezeigt, wenn ein Elternteil durch Vortäuschen oder Erzeugen von Krankheiten beim Kind auffällt (OLG Celle, 3. Februar 2006, FamRZ 06, S. 1478). |
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Kaum strittig erscheint laut ASD-Handbuch ''Kindeswohlgefährdung'', dass Kinder mit erfundenen, vorgetäuschten oder künstlich erzeugten Beschwerden nicht nur bei medizinischen Fachkräften, sondern auch wiederholt bei anderen mit Autorität ausgestatteten Stellen (z. B. Staatsanwaltschaft, Schule, Jugendamt, Gericht) vorgestellt werden.<ref name="Kindler 2">H. Kindler: ''Was ist unter dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom zu verstehen?'' In: H. Kindler, S. Lillig, H. Blüml, T. Meysen, A. Werner (Hrsg.): ''Handbuch Kindeswohlgefährdung nach §1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD).'' 2006, S. 7-1–7-5, hier S. 7-1.</ref> Auch Falschanschuldigungen in Familiengerichtsverfahren wie der unbegründete Vorwurf sexuellen Missbrauchs von Kindern werden dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom zugerechnet.<ref name="Kindler 3">H. Kindler: ''Was ist über den Zusammenhang zwischen intellektuellen Einschränkungen der Eltern und der Entwicklung von Kindern bekannt?'' In: H. Kindler, S. Lillig, H. Blüml, T. Meysen, A. Werner (Hrsg.): ''Handbuch Kindeswohlgefährdung nach §1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD).'' 2006, S. 32-1–32-9, hier S. 32-2.</ref> Das ASD-Handbuch ''Kindeswohlgefährdung'' empfiehlt in Fällen von Münchhausen-by-proxy-Syndrom eine zumindest vorübergehende Trennung des Kindes vom verursachenden Elternteil (häufig bessern sich dann schlagartig die Beschwerden des Kindes) sowie einen zumindest zeitweisen Eingriff in das elterliche Sorgerecht. Auch ein Sorgerechtswechsel kann indiziert sein. |
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== Kritik == |
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Einige Experten vermuten eine hohe Zahl von Fehldiagnosen des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms. Noch Ende der 1990er Jahre wurde auch die Existenz des Krankheitsbildes als solches vereinzelt bezweifelt.<ref>David B. Allison, Mark S. Roberts: ''Disordered Mother or Disordered Diagnosis? Munchausen Syndrome by Proxy.'' The Analytic Press, Hillsdale NJ 1998, ISBN 0-88163-290-2.<br /> |
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Loren Pankratz: ''Persistent Problems With the Munchausen Syndrome by Proxy Label.'' In: ''The Journal of the American Academy of Psychiatry and the Law.'' Bd. 34, Nr. 1, 2006, {{ISSN|0091-634X}}, S. 90–95, ([https://jaapl.org/content/jaapl/34/1/90.full.pdf Digitalisat (PDF; 53,76 kB)]).</ref><ref>Helen Hayward-Brown: [https://www.drhelenhaywardbrown.net.au/paper.htm False and highly questionable Allegations of Munchausen Syndrome by Proxy] Vortrag bei der 7th Australasian Child Abuse and Neglect Conference in Perth in 1999.</ref> |
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Eine der bekanntesten und für die [[Beschuldigter|Beschuldigte]] fatalsten Fehlbeurteilungen war dabei der Gerichtsfall ''Sally Clark'', bei dem der Kinderarzt Roy Meadow mit nachweisbar falschen Wahrscheinlichkeitsaussagen wesentlich zur Verurteilung der Mutter wegen zweifachen Kindsmordes beitrug.<ref>John Batts: ''Stolen Innocence. A Mother's Fight for Justice. The Story of Sally Clark.'' Ebury Press, London 2005, ISBN 0-09-190569-9.</ref> Meadow musste sich 2004 einer Untersuchung durch die britischen Aufsichtsbehörden stellen, da ihm falsche Schlussfolgerungen in gerichtlichen Gutachten vorgeworfen wurden. Die Untersuchung bezog sich auf Gerichtsgutachten, die die Wahrscheinlichkeit von zwei Fällen von [[Plötzlicher Kindstod|plötzlichem Kindstod]] in einer Familie beinhalteten.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=242218 |text=Wissenschaft.de: Statistik im Namen des Volkes |wayback=20090208235859}}</ref> In England wurden daher 258 Fälle von [[Kindstötung]] (nicht speziell MSBP) neu aufgerollt, in denen er als Gutachter tätig war.<ref>Laura Nelson: ''Quashed convictions reignite row over British cot deaths.'' In: ''[[Nature]].'' Bd. 427, 2004, S. 384, [[doi:10.1038/427384a]].</ref><ref>{{Internetquelle |autor=[[Sabine Rennefanz]] |url=http://www.berliner-zeitung.de/archiv/frauen--deren-kinder-eines-ploetzlichen-todes-starben--wurden-als-moerderinnen-verurteilt--dafuer-sorgten-zweifelhafte-gutachten-eines-englischen-arztes--alle-faelle-werden-neu-aufgerollt-roy-meadow-und-die-muetter,10810590,10166066.html |titel=Roy Meadow und die Mütter |werk=[[Berliner Zeitung]] |datum=2004-04-05 |abruf=2011-10-31}}</ref> |
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== Siehe auch == |
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* [[Krankheitsgewinn]] |
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* [[Münchhausen-Syndrom#Münchhausen-Stellvertretersyndrom|Münchhausen-Syndrom]] – ergänzende Aspekte zu dieser Störung |
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* [[Pseudologie]] |
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== Literatur == |
== Literatur == |
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* Frauke Schwier u. a.: [https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/027-069.html ''Kindesmisshandlung, -missbrauch, -vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik (Kinderschutzleitlinie).'']<ref>Frauke Schwier: [https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/027-069.html ''Kindesmisshandlung, -missbrauch, -vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik (Kinderschutzleitlinie).''] In: ''Leitlinien › Detail.'' Hrsg.: Kinderschutzleitlinienbüro, Berlin. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), 2022. Auf AWMF.org (Kurzfassung als [https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/027-069k_S3_Kindesmisshandlung-Missbrauch-Vernachlaessigung-Kinderschutzleitlinie_2022-01.pdf PDF]; 4,36 MB, Langfassung als [https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/027-069l_S3_Kindesmisshandlung-Missbrauch-Vernachlaessigung-Kinderschutzleitlinie_2022-01.pdf PDF]; 6,67 MB), abgerufen am 13. Juli 2022.</ref> |
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*M. E. Helfer, R. S. Kempfe, R. D. Krugman [Hrsg.]: ''Das mißhandelte Kind. Körperliche und psychische Gewalt; Sexueller Mißbrauch; Gedeihstörungen; Münchhausen-by-proxy-Syndrom; Vernachlässigung'', Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002, ISBN 3-518-58358-1. |
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* H. Wittkowski, C. Hinze, S. Häfner-Harms, V. Oji, K. Masjosthusmann, M. Monninger, U. Grenzebach, D. Foell: ''Munchausen by proxy syndrome mimicking systemic autoinflammatory disease: case report and review of the literature.'' In: ''Pediatric rheumatology online journal.'' Band 15, Nummer 1, April 2017, S. 19, [[doi:10.1186/s12969-017-0152-6]], PMID 28381287, {{PMC|5382472}} (Review). |
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Zudem wurde die Krankheit in der Sat 1 Serie "Typisch Sophie" thematisiert. |
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* L. Tatu, S. Aybek, J. Bogousslavsky: ''Munchausen Syndrome and the Wide Spectrum of Factitious Disorders.'' In: ''Frontiers of neurology and neuroscience.'' Band 42, 2018, S. 81–86, [[doi:10.1159/000475682]], PMID 29151093 (Review). |
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* Kenneth W. Feldman, Robert O. Hickman: ''The Central Venous Catheter as a Source of Medical Chaos in Munchausen Syndrome by Proxy.'' In: ''Journal of Pediatric Surgery.'' Bd. 33, Nr. 4, 1998, {{ISSN|0022-3468}}, S. 623–627, [[doi:10.1016/S0022-3468(98)90329-3]]. |
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* Klaus M. Keller, Meinolf Noeker, C. Hilliges, Hans-Gerd Lenard, [[Michael J. Lentze]]: ''Münchhausen-by-proxy-Syndrom.'' In: ''[[Monatsschrift Kinderheilkunde]].'' Bd. 145, Nr. 11, 1997, S. 1156–1162, [[doi:10.1007/s001120050211]]. |
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* Verena Mertens: ''Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom und seine zivil- und strafrechtliche Bedeutung.'' In: ''Neue Juristische Online-Zeitschrift.'' Nr. 20, 2009, {{ZDB|2082767-2}}, S. 1665–1681. |
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=== Sachbücher === |
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* Sandra Fischer: ''Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Familiendynamik, Warnsignale und Diagnostik.'' Grin, München 2017, ISBN 978-3-668-51915-2. |
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* Marina Filchner: ''Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Schuldunfähigkeit oder erbarmungsloses Kalkül?'' Studylab, München 2017, ISBN 978-3-96095-099-8. |
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== Weblinks == |
== Weblinks == |
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* {{Internetquelle |autor=Reinhard Plassmann |url=http://www.ptz.de/fileadmin/media/pdf_19.08.05/M_nchhausen-by-proxy-Syndrom.pdf |titel=Der Arzt als Detektiv – Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom |werk=ptz.de |hrsg=Psychotherapeutisches Zentrum Kitzberg-Klinik, Bad Mergentheim |datum=2005-08-23 |format=PDF; 16 S., 164 kB |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20180214020935/http://www.ptz.de/fileadmin/media/pdf_19.08.05/M_nchhausen-by-proxy-Syndrom.pdf |archiv-datum=2018-02-14 |abruf=2019-03-28 |abruf-verborgen=1}}<!-- {{Webarchiv | url=http://www.ptz.de/fileadmin/media/pdf_19.08.05/M_nchhausen-by-proxy-Syndrom.pdf | wayback=20180214020935 | text=}} --> |
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* [http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,187552,00.html Wenn Mütter zu Monstern werden] – Lesenwerter Artikel von Spiegel Online |
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* {{Internetquelle |url=https://www.nzz.ch/article92RGA-1.321273 |titel=Die fürsorgliche Täterin |werk=[[Neue Zürcher Zeitung]] 43 |datum=2003-10-26 |abruf=2019-03-28 |abruf-verborgen=1}} |
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* [http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,186498,00.html "Krankheitsgewinn" auf Kosten des Kindes] - Interview mit einem MBPS-Forscher |
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* [http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/314156.html Wenn Mutter zum Monster wird] Weiteres Interview mit einer amerikanischen Psychologin |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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{{Rechtshinweis}} |
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{{Gesundheitshinweis}} |
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{{SORTIERUNG:Munchhausenstellvertretersyndrom}} |
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[[nl:Münchhausen by proxy]] |
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[[en:Munchausen syndrome]] <!-- dort sind sowohl das Münchhausen- als auch das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom in einem Artikel gefaßt! --> |
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[[Kategorie:Jugendhilfe]] |
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[[Kategorie:Psychiatrie]] |
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[[Kategorie:Psychische Störung]] |
[[Kategorie:Psychische Störung]] |
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[[Kategorie:Kinder- und Jugendhilfe]] |
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[[Kategorie:Rechtsmedizin]] |
[[Kategorie:Rechtsmedizin]] |
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[[Kategorie:Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen als Namensgeber]] |
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[[Kategorie:Syndrom]] |
Aktuelle Version vom 26. Juli 2025, 09:54 Uhr
Klassifikation nach ICD-10 | |
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T74.8 | Sonstige Formen des Missbrauchs von Personen |
Y07.- | Sonstige Misshandlung |
Z61.6 | Probleme mit Bezug auf vermutete körperliche Misshandlung eines Kindes |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Klassifikation nach ICD-11 | |
---|---|
6D51 | Artifizielle Störung, auf andere gerichtet |
6E8Y | Sonstige näher bezeichnete psychische Störungen, Verhaltensstörungen oder neuromentale Entwicklungsstörungen |
6E8Z | Psychische Störungen, Verhaltensstörungen oder neuromentale Entwicklungsstörungen, nicht näher bezeichnet |
ICD-11: Englisch • Deutsch (Entwurf) |
Das Münchhausen-Stellvertretersyndrom (englisch MSBP Munchausen syndrome by proxy, Munchausen by proxy syndrome oder FDIA factitious disorder by proxy[1]), benannt nach Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen (dem sogenannten Lügenbaron), bezeichnet das Erfinden, Übersteigern oder tatsächliche Verursachen von Krankheiten oder deren Symptomen bei Dritten, mehrheitlich Kindern, meist um anschließend eine medizinische Behandlung zu verlangen. Die Tatsache, dass sich Betroffene anscheinend aufopfernd um das Opfer kümmern, erschwert es medizinischem Fachpersonal, die Störung zu erkennen.[2]
Dabei kann diese subtile Form der Kindesmisshandlung bis zum Tod des Opfers führen und mehrere Kinder betreffen, die im gleichen Haushalt aufwachsen.[3][4][5]
Handelt es sich bei dem Opfer um einen Erwachsenen, so spricht man auch vom Münchhausen by Adult Proxy Syndrom. Dabei handelt es sich oft um Pflegende oder Betreuer, deren Opfer häufig pflegebedürftig, oder von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen betroffen sind. Da ein Teil der Opfer kognitiv eingeschränkt ist, ist ihre Möglichkeit selbst eine Aussage zu treffen begrenzt, was dazu führt, dass viele Fälle unerkannt bleiben.[6][7][8]
Beide Formen der Störung werden zu den artifiziellen Störungen gezählt und treten oft gemeinsam mit Persönlichkeitsstörungen auf.[9][6]
Epidemiologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Prävalenz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Münchhause-by-proxy-Syndrom wird mit 0,5 bis 2,8 Fällen pro 100.000 vergleichsweise selten diagnostiziert.[10] Andere Quellen gehen von mindestens 2,8 Fällen pro 100.000 aus.[4] Jedoch handelt es sich bei der psychischen Störungen als solche um das „wahrscheinlich [am] häufigsten nicht erkannte psychische Leiden“.[11]
Gemäß der Kriterien des DSM-5 wurden von 100.000 Kindern 2 bis 8 Fälle festgestellt, die im ersten Lebensjahr als Opfer von Fremdgefährdung, die auf die Erkrankung zurückzuführen waren. In der Altersgruppe der Kinder unter 16 sank die Quote auf 0,5 von 100.000. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die tatsächliche Inzidenz deutlich höher liegen könnte.[10] Andere Quellen gehen von mindestens 2,8 Fällen pro 100.000 aus.[4]
Von dem Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom sind mehr Frauen als Männer betroffen.[12] Zahlreiche Studien legen zudem nahe, dass es sich dabei überproportional oft um Mütter handelt, die ihre Störung an ihren Kindern ausagieren.[2][13]
Seit den 1990er Jahren wurden darüber hinaus Fälle bekannt, in denen Personen, die im Gesundheitssystem arbeiten, mit dem Münchhause-by-proxy-Syndrom in Verbindung gebracht wurden, die mitunter für eine Reihe von Todesfällen verantwortlich waren (siehe hierzu: Beverley Allitt[14][15]).
Mortalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Vergleich zu anderen, psychischen Erkrankungen, ist der Anteil der für das Opfer tödlichen oder dauerhaft einschränkenden Krankheitsverläufe vergleichsweise hoch.
Die Mortalitätsrate der Opfer variiert je nach Studie zwischen mindestens 6 Prozent[6] und reicht bis 8 oder 9 Prozent.[16]
Diagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Diagnose ist nur möglich, wenn bei den Opfern die entsprechenden Symptome bemerkt werden. Hierzu zählen auffällig viele Arztbesuche, bei unterschiedlichen Ärzten, sowie eine Krankenakte in der zahlreiche Untersuchungen, Operationen und sonstige Interventionen aufgeführt werden. Auch Rückstände von Chemikalen in Urin oder Stuhl, können ein Anzeichen sein.[2][16]
Die folgend drei Aspekte sollten vor Diagnosestellung abgeklärt werden:[17]
- Glaubwürdigkeit und Plausibiltät der Anamnese, sowie der beschriebenen/tatsächlichen Symptome und Zeichen glaubwürdig?
- Erwartungshaltung hinsichtlich unnötiger oder potenziell gefährlicher Interventionen durch medizinisches Personal
- Fehlen einer ärztliche Anordnung/Überweisung
Der Nachweis, dass es sich tatsächlich um Münchausen by-proxy handelt, kann oft nur durch engmaschige Überwachung, mittels Elektroenzephalografie oder Vidioüberwachung erbracht werden.[18]
Ursachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine allgemein anerkannte Erklärung für diese Verhaltensweise gibt es in der medizinischen Fachliteratur bisher nicht. Meadow vermutete als Motiv die durch eine herbeigeführte Erkrankung des Kindes erzielte Aufmerksamkeit für sowie Zuwendung zur Täterin seitens der Angehörigen und des medizinischen Personals[13][19] Oftmals übten die Täterinnen in ihrer Lebensgeschichte vorher bereits selbstverletzendes Verhalten aus.[20][21] Auf Grund dessen ist es denkbar, dass die Täterinnen dazu übergehen, Kinder zu misshandeln, um sich nicht weiterhin selbst verletzen zu müssen. Die Übergänge zwischen Münchhausen-Syndrom und Münchhausen-Stellvertretersyndrom können auch fließend sein und beide Formen nebeneinander vorliegen oder lebensgeschichtlich ineinander übergehen.[19][20] In manchen Fällen konnte sogar eine intergenerationelle Weitergabe des Münchhausen-by-proxy-Syndroms belegt werden.[22] Charakteristisch scheint dabei eine sehr enge, „symbiotische“ Beziehung zu dem Kind zu sein.[19][20][23]
Psychopathologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1987 definierte Rosenberg (1987) folgende Merkmale als Voraussetzung für eine Diagnose:[16]
- Erkrankungen eines Kindes werden durch eine nahe Bezugsperson, beispielsweise die Mutter, fälschlich angegeben, vorgetäuscht oder absichtlich herbeigeführt bzw. aufrechterhalten.
- Das Kind wird, häufig wiederholt, zu medizinischen Untersuchungen und Behandlungen vorgestellt.
- Die wahren Ursachen für das angegebene oder vom Kind gezeigte Beschwerdebild werden bei medizinischen Vorstellungen nicht angegeben.
- Eventuell vorhandene akute Symptome oder Beschwerden beim Kind bilden sich zurück, wenn es zur Trennung von der verursachenden Person kommt.[24][25]
Bei den als behandlungsbedürftig vorgestellten Kindern, lassen sich die beschriebenen Beschwerden häufig vom Arzt nicht oder nur schwer nachweisbare Symptome bzw. Erkrankungen zuordnen, wie z. B. epileptische Anfälle, Schizophrenie, Bulimie.[26]
Wenn gezielt Maßnahmen ergriffen wurden, um medizinische Beschwerden hervorzurufen, so wurden oft Atembschwerden und/oder Vergiftungen[4], Fieber[1] oder eine erhöhte Konzentration von Arzneimitteln oder Fremdstoffen festgestellt.[2]
Komorbidität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In rund 40 Prozent der Fälle tritt die Störung gemeinsam mit (mindestens) einer weiteren psychische Störung und/oder einer Verhaltensstörung auf.[27]
Des Weiteren gibt es überdurchschnittlich oft Überschneidungen mit folgenden Diagnosen auf:[27][28]
- Diverse Persönlichkeitsstörungen
- Essstörungen[31]
- Suchterkrankungen
- Posttraumatische Belastungsstörung[32]
- Depressionen
Historisches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste Beschreibung von Eltern, die durch falsche Angaben oder vorsätzlich hervorgerufene Symptome, dafür sorgten, dass ihre Kinder sich einer Reihe von Krankenhausbehaldungen unterziehen mussten, erfolgte durch den Kinderarzt Roy Meadow. Im Jahr 1977 veröffentlichte der an der Universität Leeds tätige Mediziner einen entsprechenden Bericht im Fachblatt The Lancet.[33]
Am Royal College of Paediatrics and Child Health (damals noch British Paediatric Association) erfolgte zwischen 1992 und 94 eine groß angelegte Auswertung von 128 Fällen. Die betroffenenKinder waren alle jünger als 5 Jahre, ihr Durchschnittsalter lag bei 20 Monaten und in 85 % der Fälle konnte die Mutter als Verantwortliche identifiziert werden. Dabei wurde auch festgestellt, dass es in 42 Prozent der Familien mit mehreren Kindern, ein Geschwisterkind gab, welches bereits vorher betroffen war. Um Vergiftungserscheinungen herbeizuführen, wurden dabei am häufigsten Antikonvulsiva verwendet worden.[4] Eine 2009 erscheinene Studie bezifferten den Anteil der Mütter mit 76,5 % Prozent und gab den der Väter mit 6,7 an.[3]
Mitte der 1990er Jahre wurden Fälle, bei denen die Opfer Erwachsene waren erstmals systematisch erfasst und mit dem bei Kindern bekannten Muster abgeglichen.[34] Während die Datenlage bei Fällen, in denen Kinder betroffen sind, deutlich besser ist, befasste sich (bis 2017) lediglich ein Prozent der Studien mit erwachsenen Opfern.[6]
Die am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom Erkrankten wurden unter anderem 2016 näher betrachtet, als 455 Fälle von Kindern, die zu Opfern wurden, aus insgesamt 372 medizinischen Studien ausgewertet wurden. Es stellte sich heraus, dass über 62 Prozent der Betroffenen weiblich waren, das Durchschnittalter lag bei 34 Jahren und vom Berufsfled her, handelte es sich überdurchschnittlich oft um Personen, die im Gesundheitswesen oder Labor tätig waren. Was die Vorgehensweise anging, so verursachten mehr als 58 Prozent der untersuchten Fälle Erkrankungen oder deren Symptome, anstatt diese nur vorzutäuschen.[12]
Noch 1994 wurde die als vorgetäuscht (by proxy) eingestufte Störung noch nicht ins DSM-IV aufgenommen, da dies dazu benutzt werden könnte, Personen, die Kinder misshandeln, zu entlasten.[11][35][36]
Mittlerweile ist sie im psychiatrischen Klassifikationssystem ICD-10 und der aktuellen Version des DSM-5 vertreten, wo sie unter dem (in der Fachliteratur häufigeren) Begriff „Factitious Disorder Imposed on Another“ (301.51) spezifiziert wurde.[37][38] Die Diagnosekriterien sind dabei nach wie vor nicht klar definiert und wurden für die ICD-11 erneut diskutiert.[39]
Rechtliches
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Deutschland, ist der Entzug des Sorgerechts angezeigt, wenn ein Elternteil durch Vortäuschen oder Erzeugen von Krankheiten beim Kind auffällt (OLG Celle, 3. Februar 2006, FamRZ 06, S. 1478).
Kaum strittig erscheint laut ASD-Handbuch Kindeswohlgefährdung, dass Kinder mit erfundenen, vorgetäuschten oder künstlich erzeugten Beschwerden nicht nur bei medizinischen Fachkräften, sondern auch wiederholt bei anderen mit Autorität ausgestatteten Stellen (z. B. Staatsanwaltschaft, Schule, Jugendamt, Gericht) vorgestellt werden.[40] Auch Falschanschuldigungen in Familiengerichtsverfahren wie der unbegründete Vorwurf sexuellen Missbrauchs von Kindern werden dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom zugerechnet.[41] Das ASD-Handbuch Kindeswohlgefährdung empfiehlt in Fällen von Münchhausen-by-proxy-Syndrom eine zumindest vorübergehende Trennung des Kindes vom verursachenden Elternteil (häufig bessern sich dann schlagartig die Beschwerden des Kindes) sowie einen zumindest zeitweisen Eingriff in das elterliche Sorgerecht. Auch ein Sorgerechtswechsel kann indiziert sein.
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Experten vermuten eine hohe Zahl von Fehldiagnosen des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms. Noch Ende der 1990er Jahre wurde auch die Existenz des Krankheitsbildes als solches vereinzelt bezweifelt.[42][43]
Eine der bekanntesten und für die Beschuldigte fatalsten Fehlbeurteilungen war dabei der Gerichtsfall Sally Clark, bei dem der Kinderarzt Roy Meadow mit nachweisbar falschen Wahrscheinlichkeitsaussagen wesentlich zur Verurteilung der Mutter wegen zweifachen Kindsmordes beitrug.[44] Meadow musste sich 2004 einer Untersuchung durch die britischen Aufsichtsbehörden stellen, da ihm falsche Schlussfolgerungen in gerichtlichen Gutachten vorgeworfen wurden. Die Untersuchung bezog sich auf Gerichtsgutachten, die die Wahrscheinlichkeit von zwei Fällen von plötzlichem Kindstod in einer Familie beinhalteten.[45] In England wurden daher 258 Fälle von Kindstötung (nicht speziell MSBP) neu aufgerollt, in denen er als Gutachter tätig war.[46][47]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Krankheitsgewinn
- Münchhausen-Syndrom – ergänzende Aspekte zu dieser Störung
- Pseudologie
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frauke Schwier u. a.: Kindesmisshandlung, -missbrauch, -vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik (Kinderschutzleitlinie).[48]
- H. Wittkowski, C. Hinze, S. Häfner-Harms, V. Oji, K. Masjosthusmann, M. Monninger, U. Grenzebach, D. Foell: Munchausen by proxy syndrome mimicking systemic autoinflammatory disease: case report and review of the literature. In: Pediatric rheumatology online journal. Band 15, Nummer 1, April 2017, S. 19, doi:10.1186/s12969-017-0152-6, PMID 28381287, PMC 5382472 (freier Volltext) (Review).
- L. Tatu, S. Aybek, J. Bogousslavsky: Munchausen Syndrome and the Wide Spectrum of Factitious Disorders. In: Frontiers of neurology and neuroscience. Band 42, 2018, S. 81–86, doi:10.1159/000475682, PMID 29151093 (Review).
- Kenneth W. Feldman, Robert O. Hickman: The Central Venous Catheter as a Source of Medical Chaos in Munchausen Syndrome by Proxy. In: Journal of Pediatric Surgery. Bd. 33, Nr. 4, 1998, ISSN 0022-3468, S. 623–627, doi:10.1016/S0022-3468(98)90329-3.
- Klaus M. Keller, Meinolf Noeker, C. Hilliges, Hans-Gerd Lenard, Michael J. Lentze: Münchhausen-by-proxy-Syndrom. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Bd. 145, Nr. 11, 1997, S. 1156–1162, doi:10.1007/s001120050211.
- Verena Mertens: Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom und seine zivil- und strafrechtliche Bedeutung. In: Neue Juristische Online-Zeitschrift. Nr. 20, 2009, ZDB-ID 2082767-2, S. 1665–1681.
Sachbücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sandra Fischer: Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Familiendynamik, Warnsignale und Diagnostik. Grin, München 2017, ISBN 978-3-668-51915-2.
- Marina Filchner: Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Schuldunfähigkeit oder erbarmungsloses Kalkül? Studylab, München 2017, ISBN 978-3-96095-099-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reinhard Plassmann: Der Arzt als Detektiv – Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom. (PDF; 16 S., 164 kB) In: ptz.de. Psychotherapeutisches Zentrum Kitzberg-Klinik, Bad Mergentheim, 23. August 2005, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 14. Februar 2018 .
- Die fürsorgliche Täterin. In: Neue Zürcher Zeitung 43. 26. Oktober 2003 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b R.M. Vlad, R. Dobritoiu, A. Turenschi & D. Pacurar (2024): Where Reality and Fantasy Collide—Prolonged Fever to Munchausen Syndrome by Proxy. Children Dec2024; 11(12): 1482. doi:10.3390/children11121482
- ↑ a b c d Mediline Plus. Munchausen syndrome by proxy. United States National Library of Medicine, abgerufen am 12. Juli 2025
- ↑ a b Kimberly Glazier: Effects of Munchausen Syndrome by Proxy on the Victim. (2009) Columbia University, abgerufen am 12. Juli 2025
- ↑ a b c d e RJ McClure, PM Davis, SR Meadow & JR Sibert: Epidemiology of Munchausen syndrome by proxy, non-accidental poisoning, and non-accidental suffocation. Arch Dis Child. 1996 Jul;75(1):57-61. doi:10.1136/adc.75.1.57
- ↑ Verena Mertens: Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom und seine zivil- und strafrechtliche Bedeutung. In: Neue Juristische Online-Zeitschrift. Nr. 20, 2009, S. 1665–1681, hier S. 1665.
- ↑ a b c d Marc Moreno-Ariño & Antony Bayer (2016): Munchausen syndrome by proxy—illness fabricated by another in older people Free. In: Age and Ageing. Vol. 46, Iss. 2, March 2017, Pages 166–167, doi:10.1093/ageing/afw217.
- ↑ H.-P. Kapfhammer: Artifizielle Störungen. Nervenarzt 5/2017, 88:549–570, doi:10.1007/s00115-017-0337-8, Online publiziert: 27. April 2017.
- ↑ M. Caroline Burton, Mark B. Warren, Maria I. Lapid, J. Michael Bostwick (2015): Munchausen syndrome by adult proxy: a review of the literature. In: Journal of Hospital Medicine 2015 Jan;10(1):32-5., doi:10.1002/jhm.2268.
- ↑ Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Pschyrembel Online, abgerufen am 1. Mai 2025
- ↑ a b K. L. Donix & M. Bauer (2021): Referenz Psychische Störungen. Artifizielle Störungen. Münchhausen-by-proxy-Syndrom. Fachbuch, Thieme. doi:10.1055/b-0041-181933
- ↑ a b Allen Frances, Ruth M. A. Ross: DSM-IV und ICD-10 Fallbuch. Fallübungen zur Differentialdiagnose nach DSM-IV und ICD-10. Hogrefe, Göttingen u. a. 2000, ISBN 3-8017-0916-7, S. 309 f.
- ↑ a b Gregory P. Yates, Marc D. Feldman: Factitious disorder: a systematic review of 455 cases in the professional literature. In: General Hospital Psychiatry. Bd. 41, 2016, S. 20–28, doi:10.1016/j.genhosppsych.2016.05.002.
- ↑ a b R. Meadow: Munchausen Syndrome by Proxy. In: R. Meadow (Hrsg.): ABC of Child Abuse. 3. Auflage. 1997, S. 47–50, hier S. 48.
- ↑ J. Repper (1995): Munchausen syndrome by proxy in health care workers. In: Journal of Advanced Nursing 1995 Feb;21(2):299-304. PMID 7714287 doi:10.1111/j.1365-2648.1995.tb02526.x
- ↑ Vincent Marks & Caroline Richmond (2008): Beverly Allitt: the nurse who killed babies. In: Journal of the Royal Society of Medicine 2008 Mar 1;101(3):110–115. PMID 18344467, doi:10.1258/jrsm.2008.071002
- ↑ a b c Donna Andrea Rosenberg: Munchausen Syndrome by Proxy: medical diagnostic criteria. In: Child Abuse & Neglect. Bd. 27, Nr. 4, 2003, S. 421–430, doi:10.1016/S0145-2134(03)00029-2.
- ↑ Petra Weber: Psychosomatische und psychiatrische Erkrankungen. In: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung. 2013:751–760 doi:10.1007/978-3-642-24710-1_45.
- ↑ A. A. Khalil, J. Torbey, L. Akoury-Dirani & R. M. Alameddine (2022): Difficult diagnosis of factitious disorder. In: Child Abuse & Neglect. 2022 Jul 4;15(7):e244699, doi:10.1136/bcr-2021-244699.
- ↑ a b c Ulrich Sachsse: Proxy – dunkle Seite der Mütterlichkeit, Schattauer Verlag, 1. September 2015. ISBN 3-7945-3153-1. Zur Buchvorstellung: Ulrich Sachsse: Proxy-Mütter – Täterinnen und Retterinnen zugleich. Sonderdruck Psychologie Heute, auf: www.ulrich-sachsse.de/monitor/Dokumente (PDF; 2 S., 151 kB, archiviert ( vom 22. März 2019 im Internet Archive)).
- ↑ a b c Volker Faust: Vorgetäuschte Gesundheitsstörungen. Psychiatrie heute, Kap. 1, 2017, Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Gesundheit, abgerufen am 10. Februar 2018, (PDF, 42 Seiten, 320 kB).
- ↑ Birger Dulz, Sabine C. Herpertz, Otto F. Kernberg (Hrsg.): Handbuch der Borderline-Störungen. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schattauer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-7945-2472-3.
- ↑ H. Kindler: Was ist unter dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom zu verstehen? In: H. Kindler, S. Lillig, H. Blüml, T. Meysen, A. Werner (Hrsg.): Handbuch Kindeswohlgefährdung nach §1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). 2006, S. 7-1–7-5, hier S. 7-2.
- ↑ Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig ( vom 26. Juni 2007 im Internet Archive)
- ↑ Meinolf Noeker, Klaus M. Keller: Münchhausen-by-proxy-Syndrom als Kindesmisshandlung. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. Bd. 150, Nr. 11, 2002, S. 1357–1369, doi:10.1007/s00112-002-0608-7, (Digitalisat (PDF; 378,32 kB)).
- ↑ Donna Andrea Rosenberg: Munchausen Syndrome by Proxy: medical diagnostic criteria. In: Child Abuse & Neglect. Bd. 27, Nr. 4, 2003, S. 421–430, doi:10.1016/S0145-2134(03)00029-2.
- ↑ B. Herrmann: Körperliche Misshandlung von Kindern. Somatische Befunde und klinische Diagnostik. Monatsschr. Kinderheilkd. 2002 (150):1324–1338, doi:10.1007/s00112-002-0610-0 (PDF, 16 S., 528kb).
- ↑ a b C. Hausteiner-Wiehle & S. Hungerer: Factitious Disorders in Everyday Clinical Practice. Deutsches Ärzteblatt, doi:10.3238/arztebl.2020.0452, abgerufen am 13. Juli 2025
- ↑ Münchhausen-Syndrom: Definition, Hintergründe, Auswirkungen und Behandlung. Oberberg Kliniken, abgerufen am 13. Juli 2025
- ↑ Carlo Lazzari & Marco Rabottini (2023): Comorbidity Between Factitious and Borderline Personality Disorder: A Narrative Analysis. In: Psychiatria Danubia. 2023 Spring;35(1):16-26, doi:10.24869/psyd.2023.16.
- ↑ S. Ryan, D. Willmott, N. Sheretts & K. Kiełkiewicz (2017): A Psycho-Legal Analysis and Criminal Trajectory of Female Child Serial Killer Beverley Allitt. In: Current Legal Problems 23(2), 1-12. [1]
- ↑ Chapter 8 - Munchausen’s syndrome and eating disorders (from Section 4 - Differential diagnosis). 2013 Cambridge University Press, abgerufen am 13. Juli 2025
- ↑ A.H. Clawson, N. Jurbergs, J. Lindwall & S. Phipps (2014): Concordance of parent proxy report and child self-report of posttraumatic stress in children with cancer and healthy children: Influence of parental posttraumatic stress. In: Psychooncology 2013 May 31;22(11). doi:10.1002/pon.3321
- ↑ Roy Meadow: Munchausen Syndrome by Proxy. The Hinterland of Child Abuse The Lancet, Volume 310, Issue 8033, 343 - 345, abgerufen am 1. Mai 2025
- ↑ J. A. Libow (2095): Munchausen by proxy victims in adulthood: a first look. Child Abuse & Neglect. 1995;19(9):1131-42. doi:10.1016/0145-2134(95)00073-h
- ↑ Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen. DSM-IV. Übersetzt nach der vierten Auflage des Diagnostic and statistical manual of mental disorders der American Psychiatric Association. Hogrefe, Göttingen u. a. 1996, ISBN 3-8017-0810-1, S. 541.
- ↑ Diagnostic and statistical manual of mental disorders. DSM-IV-TR. 4th edition, text revision. American Psychiatric Association, Washington DC 2000, ISBN 0-89042-024-6, S. 517.
- ↑ Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM–5): „Factitious Disorder Imposed on Another“ (301.51)
- ↑ Guy E. Brannon, Glen L. Xiong, Ibrahim Abdulhamid, Michael P. Poirier: Factitious Disorder Imposed on Another (Munchausen by proxy). eMedscape, New York, 11. November 2015 (online).
- ↑ ICD-11: 6D71 Factitious disorder imposed on another: ICD-11 Beta Draft – Mortality and Morbidity Statistics. icd.who.int, abgerufen am 30. Januar 2018 (englisch).
- ↑ H. Kindler: Was ist unter dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom zu verstehen? In: H. Kindler, S. Lillig, H. Blüml, T. Meysen, A. Werner (Hrsg.): Handbuch Kindeswohlgefährdung nach §1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). 2006, S. 7-1–7-5, hier S. 7-1.
- ↑ H. Kindler: Was ist über den Zusammenhang zwischen intellektuellen Einschränkungen der Eltern und der Entwicklung von Kindern bekannt? In: H. Kindler, S. Lillig, H. Blüml, T. Meysen, A. Werner (Hrsg.): Handbuch Kindeswohlgefährdung nach §1666 BGB und Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD). 2006, S. 32-1–32-9, hier S. 32-2.
- ↑ David B. Allison, Mark S. Roberts: Disordered Mother or Disordered Diagnosis? Munchausen Syndrome by Proxy. The Analytic Press, Hillsdale NJ 1998, ISBN 0-88163-290-2.
Loren Pankratz: Persistent Problems With the Munchausen Syndrome by Proxy Label. In: The Journal of the American Academy of Psychiatry and the Law. Bd. 34, Nr. 1, 2006, ISSN 0091-634X, S. 90–95, (Digitalisat (PDF; 53,76 kB)). - ↑ Helen Hayward-Brown: False and highly questionable Allegations of Munchausen Syndrome by Proxy Vortrag bei der 7th Australasian Child Abuse and Neglect Conference in Perth in 1999.
- ↑ John Batts: Stolen Innocence. A Mother's Fight for Justice. The Story of Sally Clark. Ebury Press, London 2005, ISBN 0-09-190569-9.
- ↑ Wissenschaft.de: Statistik im Namen des Volkes ( vom 8. Februar 2009 im Internet Archive)
- ↑ Laura Nelson: Quashed convictions reignite row over British cot deaths. In: Nature. Bd. 427, 2004, S. 384, doi:10.1038/427384a.
- ↑ Sabine Rennefanz: Roy Meadow und die Mütter. In: Berliner Zeitung. 5. April 2004, abgerufen am 31. Oktober 2011.
- ↑ Frauke Schwier: Kindesmisshandlung, -missbrauch, -vernachlässigung unter Einbindung der Jugendhilfe und Pädagogik (Kinderschutzleitlinie). In: Leitlinien › Detail. Hrsg.: Kinderschutzleitlinienbüro, Berlin. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF), 2022. Auf AWMF.org (Kurzfassung als PDF; 4,36 MB, Langfassung als PDF; 6,67 MB), abgerufen am 13. Juli 2022.