„Destruent“ – Versionsunterschied
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'''Destruenten''' (''lateinisch'', zu deutsch: Zersetzer, Entsorger) sind lebende [[Organismus|Organismen]] wie z.B. [[Wurm|Würmer]], [[Bakterien]] oder [[Pilze]], die Pflanzenreste, Kot und Leichenteile zu [[Mineral]]stoffen zersetzen. Sie leben z. B. im Waldboden oder im See. |
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[[Datei:Pilze zersetzen einen Baum.JPG|mini|Pilze zersetzen einen Baumstamm]] |
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Als '''Destruent''' (auch '''Reduzent''' oder '''(Re-)Mineralisierer''') wird in der [[Ökologie]] ein Organismus bezeichnet, der [[Organische Chemie|organische Substanzen]] abbaut und in [[Anorganische Chemie#Anorganische Stoffe|anorganische Bestandteile]] zerlegt. Man bezeichnet Destruenten deshalb auch als ''Zersetzer''. |
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[[Bild:Porcellio scaber - male side 1 (aka).jpg|thumb|[[Kellerassel]]n gehören zu den Destruenten]] |
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Bakterielle Destruenten besiedeln sowohl [[Anaerobie|anaerobe]] als auch [[aerob]]e Lebensräume, wobei in aeroben Bereichen (mit Sauerstoff) auch [[Pilze]] als Destruenten fungieren.<ref>[https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/destruenten/17603 ''Lexikon der Biologie: Destruenten''] [[Spektrum der Wissenschaft]], aufgerufen am 15. November 2021</ref> |
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Unter Destruenten versteht man in der Biologie [[Mikroorganismen]], die in einem [[Ökosystem]] den von den Pflanzen bei der [[Photosynthese]] produzierten [[Sauerstoff]] (O<sub>2</sub>) für den oxidativen Abbau von toter [[Biomasse]] verbrauchen und [[Kohlenstoffdioxid]] (CO<sub>2</sub>) an die Atmosphäre abgeben. Zudem werden Mineralstoffe freigesetzt. Daher bezeichnet man sie auch als "Mineralisierer". Diese Mikroorganismen kommen in jedem beliebigen Ökosystem vor und sind für dessen Gleichgewicht elementar wichtig: Die Destruenten sind das "Gegenstück" der Pflanzen (Produzenten), die nach einem für alle Pflanzen gleichen chemischen Muster Photosynthese betreiben. |
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[[Bakterien]] und [[Pilze]] werden teilweise immer noch mit dem Ausdruck [[Saprophyten]] zusammengefasst (abgeleitet von griechisch φυτόν ''phyton'': Pflanze); das geht auf Zeiten zurück, als man beide Gruppen noch dem Pflanzenreich zuordnete. Darüber hinaus werden allerdings auch Pflanzen (insbesondere diverse [[Orchideen]]<ref>[https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenwissen/19313.html ''Anschauen ja, pflücken nein. Orchideen sind ein Zeichen für naturnahe Lebensräume''] NABU, aufgerufen am 14. November 2021</ref>) Saprophyten genannt, die nicht oder nur eingeschränkt zur [[Photosynthese]] fähig sind und ihren Nährstoffbedarf zumindest teilweise über tote, organische Materie decken, wenn sie nicht [[Parasiten|parasitär]] leben.<ref>[https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/saprophyten/58548 ''Lexikon der Biologie: Saprophyten''] [[Spektrum der Wissenschaft]], aufgerufen am 14. November 2021</ref> |
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Stehen diese beiden Faktoren jedoch nicht in einem Gleichgewicht zueinander, kann dies für ein Ökosystem fatale Folgen haben. Die Bedeutung beider Faktoren kann man am Beispiel des Ökosystems See erkennen. Im oberen Teil des Sees (Nährschicht = trophogene Zone) ist die [[Photosynthese]]rate der Pflanzen ([[Wasserpflanzen]] und [[Phytoplankton]]) höher als die Atmungsrate der im See vorkommenden Tiere ([[Fische]], [[Kleinkrebse]] und [[Zooplankton]]). Im unteren Teil des Sees, der Zehrschicht oder tropholytischen Zone, ist die Atmungsrate der Konsumenten und Destruenten höher als die Photosyntheserate der Produzenten, da die Lichtintensität hier zu schwach ist, um diese in stärkerem Maße zu betreiben. So kann es im Sommer bei länger anhaltender Hitze zu einer Sommerstagnation kommen, wobei der See im schlimmsten Fall "umkippen" kann. Das heißt, dass am Boden des Sees zu wenig Sauerstoff vorhanden ist, um die Biomasse vollständig oxidativ abzubauen. Als Folge entstehen beim [[anaerob]]en Abbau Schadgase wie z. B. [[Methan]], Wasserstoffsulfid ([[Schwefelwasserstoff]]) und [[Ammoniak]], die als [[Zellgift]]e die Lebewesen in der Tiefe sterben lassen. |
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== Beschreibung == |
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Destruenten sind in der Regel [[Bakterien]] und [[Pilze]], die z. B. [[Braunfäule]] verursachen, wie der [[Echter Hausschwamm|Echte Hausschwamm]].<ref>[http://www.pilzkunde.de/images/pdf/destruenten.pdf ''Pilze am Holz – formenreiche Destruenten. von Lothar Krieglsteiner und Hans-Martin Haase''] Berlin, aufgerufen am 16. November 2021</ref> Zu den Destruenten gehören im weiteren Sinne auch die [[Saprobiont|Saprophagen]], die sich von totem organischem Material ernähren; Saprophagen und Saprophyten zusammen werden von einigen Autoren als Saprobionten zusammengefasst.<ref>vgl. etwa Ulrich Gisi: ''Bodenökologie''. Thieme, Stuttgart - New York, 1990, S. 77.</ref> Saprophage zersetzen allerdings die organische Materie nicht vollständig zu anorganischem Material, sondern scheiden einen Teil als Kot ab.<ref>[[Matthias Schaefer]]: ''Wörterbuch der Ökologie''. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003. ISBN 3-8274-0167-4, S. 285.</ref> |
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Destruenten sind ausschließlich [[Heterotrophie|heterotrophe]] Organismen. Sie bilden einen entscheidenden Teil des [[Stoffkreislauf]]s, indem sie den [[Produzent (Ökologie)|Produzenten]] die anorganischen Stoffe wieder zur Verfügung stellen. |
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Analoge Organismen sind auch in anderen [[Ökosystem]]en - wie z. B. [[Fischteich]]en - angesiedelt. |
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Bei der Remineralisation werden zwei Phasen unterschieden: Die mechanische Zerkleinerung und die biochemische Zersetzung. Zu den Tieren, die für die Zerkleinerung und Verteilung der organischen Substanz im Boden sorgen, gehören z. B. vor allem [[Hornmilben]], [[Regenwürmer]], [[Springschwänze]] oder [[Vielborster]]. Pilze und Bakterien vollenden den Prozess und stellen wieder das Ausgangsmaterial für die [[Assimilation (Biologie)|Assimilation]] bereit.<ref>Frank A. Klötzli: ''Ökosysteme'', Spektrum, Stuttgart - Jena 1993, S. 272 ff.</ref> |
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''Siehe auch:'' [[Bodenkunde]], [[Kreislauf]], [[Stickstoffkreislauf]] |
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Die Abbaugeschwindigkeit variiert und ist unter anderem abhängig von Beschaffenheit der organischen Stoffe sowie von Temperatur und [[pH-Wert]]. Eine hohe Temperatur und ein neutraler pH-Wert wirken dabei beschleunigend.<ref>{{Literatur|Autor=|Titel=Natura Biologie für die Oberstufe|Hrsg=|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=1. Auflage|Verlag=Ernst Klett Verlag GmbH|Ort=|Datum=|Seiten=|ISBN=}}</ref> |
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Destruenten sind global gesehen ressourcen- oder substratkontrolliert. Sie werden durch die Menge des verfügbaren toten organischen Materials begrenzt und nicht durch andere Faktoren wie Krankheiten oder Parasiten.<ref>Nentwig, Bacher, Beierkuhnlein, Brandl, Grabherr: ''Ökologie''. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2004. ISBN 3-8274-0172-0, 139 f.</ref> |
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Aktuelle Version vom 9. Dezember 2024, 14:32 Uhr

Als Destruent (auch Reduzent oder (Re-)Mineralisierer) wird in der Ökologie ein Organismus bezeichnet, der organische Substanzen abbaut und in anorganische Bestandteile zerlegt. Man bezeichnet Destruenten deshalb auch als Zersetzer.
Bakterielle Destruenten besiedeln sowohl anaerobe als auch aerobe Lebensräume, wobei in aeroben Bereichen (mit Sauerstoff) auch Pilze als Destruenten fungieren.[1]
Bakterien und Pilze werden teilweise immer noch mit dem Ausdruck Saprophyten zusammengefasst (abgeleitet von griechisch φυτόν phyton: Pflanze); das geht auf Zeiten zurück, als man beide Gruppen noch dem Pflanzenreich zuordnete. Darüber hinaus werden allerdings auch Pflanzen (insbesondere diverse Orchideen[2]) Saprophyten genannt, die nicht oder nur eingeschränkt zur Photosynthese fähig sind und ihren Nährstoffbedarf zumindest teilweise über tote, organische Materie decken, wenn sie nicht parasitär leben.[3]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Destruenten sind in der Regel Bakterien und Pilze, die z. B. Braunfäule verursachen, wie der Echte Hausschwamm.[4] Zu den Destruenten gehören im weiteren Sinne auch die Saprophagen, die sich von totem organischem Material ernähren; Saprophagen und Saprophyten zusammen werden von einigen Autoren als Saprobionten zusammengefasst.[5] Saprophage zersetzen allerdings die organische Materie nicht vollständig zu anorganischem Material, sondern scheiden einen Teil als Kot ab.[6]
Destruenten sind ausschließlich heterotrophe Organismen. Sie bilden einen entscheidenden Teil des Stoffkreislaufs, indem sie den Produzenten die anorganischen Stoffe wieder zur Verfügung stellen.
Bei der Remineralisation werden zwei Phasen unterschieden: Die mechanische Zerkleinerung und die biochemische Zersetzung. Zu den Tieren, die für die Zerkleinerung und Verteilung der organischen Substanz im Boden sorgen, gehören z. B. vor allem Hornmilben, Regenwürmer, Springschwänze oder Vielborster. Pilze und Bakterien vollenden den Prozess und stellen wieder das Ausgangsmaterial für die Assimilation bereit.[7]
Die Abbaugeschwindigkeit variiert und ist unter anderem abhängig von Beschaffenheit der organischen Stoffe sowie von Temperatur und pH-Wert. Eine hohe Temperatur und ein neutraler pH-Wert wirken dabei beschleunigend.[8]
Destruenten sind global gesehen ressourcen- oder substratkontrolliert. Sie werden durch die Menge des verfügbaren toten organischen Materials begrenzt und nicht durch andere Faktoren wie Krankheiten oder Parasiten.[9]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Lexikon der Biologie: Destruenten Spektrum der Wissenschaft, aufgerufen am 15. November 2021
- ↑ Anschauen ja, pflücken nein. Orchideen sind ein Zeichen für naturnahe Lebensräume NABU, aufgerufen am 14. November 2021
- ↑ Lexikon der Biologie: Saprophyten Spektrum der Wissenschaft, aufgerufen am 14. November 2021
- ↑ Pilze am Holz – formenreiche Destruenten. von Lothar Krieglsteiner und Hans-Martin Haase Berlin, aufgerufen am 16. November 2021
- ↑ vgl. etwa Ulrich Gisi: Bodenökologie. Thieme, Stuttgart - New York, 1990, S. 77.
- ↑ Matthias Schaefer: Wörterbuch der Ökologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2003. ISBN 3-8274-0167-4, S. 285.
- ↑ Frank A. Klötzli: Ökosysteme, Spektrum, Stuttgart - Jena 1993, S. 272 ff.
- ↑ Natura Biologie für die Oberstufe. 1. Auflage. Ernst Klett Verlag GmbH.
- ↑ Nentwig, Bacher, Beierkuhnlein, Brandl, Grabherr: Ökologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2004. ISBN 3-8274-0172-0, 139 f.