„Untergruppe“ – Versionsunterschied
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In der [[Gruppentheorie]] der [[Mathematik]] ist eine '''Untergruppe''' |
In der [[Gruppentheorie]] der [[Mathematik]] ist eine '''Untergruppe''' <math>(U, \circ)</math> einer [[Gruppe (Mathematik)|Gruppe]] <math>(G, \circ)</math> eine [[Teilmenge]] <math>U</math> von <math>G</math>, die bezüglich der Verknüpfung <math>\circ</math> selbst wieder eine Gruppe ist. Manchmal wird die Kurzschreibweise <math>U\leq G</math> verwendet, zu lesen als „<math>U</math> ist Untergruppe von <math>G</math>“. |
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Die Gruppe <math>(G, \circ)</math> heißt '''Obergruppe''' der Untergruppe <math>(U, \circ)</math>, in Zeichen <math>G \geq U</math>. |
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Untergruppen sind die [[Unterstruktur]]en in der Gruppentheorie. |
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== Äquivalente Definitionen == |
== Äquivalente Definitionen == |
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Eine nichtleere Teilmenge <math>U</math> von <math>G</math> bildet genau dann eine Untergruppe <math>(U, \circ)</math> von <math>(G, \circ)</math>, |
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Es lässt sich folgendes Untergruppenkriterium formulieren: |
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wenn eine (und damit alle) der folgenden äquivalenten Bedingungen gilt: |
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Eine nichtleere Teilmenge <math>U</math> von <math>G</math> ist eine Untergruppe von <math>G</math>, genau dann wenn gilt: |
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# Zu zwei beliebigen Elementen in <math>U</math> ist auch deren Verknüpfung in <math>U</math>, und mit jedem Element in <math>U</math> auch dessen Inverses. |
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* <math>a,b \in U \Rightarrow a \circ b \in U</math> |
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# Für alle <math>a,b \in U</math> gilt <math>a \circ b^{-1} \in U</math>. |
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# <math>a\sim b:\Longleftrightarrow a\circ b^{-1}\in U</math> ist eine [[Äquivalenzrelation]] auf <math>G</math>. |
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# Für alle <math>a\in U, b\in G\!\setminus \!U</math> gilt <math>a\circ b\notin U</math>. |
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|style="text-align:left; font-size: 95%;"| '''Beweise''' |
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Ist <math>U</math> Untergruppe, dann gelten alle 4 Kriterien. |
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Es gelte Kriterium 1.<br /> |
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Aus diesen beiden Bedingungen folgt insbesondere auch, dass das neutrale Element <math>\varepsilon</math> von <math>G</math> in jeder Untergruppe enthalten sein muss. |
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Dann enthält <math>U</math> das neutrale Element <math>e=a\circ a^{-1}</math> von <math>G</math>, welches sich auch als neutrales Element in <math>U</math> erweist. |
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Es gelte Kriterium 2.<br /> |
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Eine weitere äquivalente Forderung ist, dass <math>U</math> eine nichtleere Teilmenge von <math>G</math> ist mit: |
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Sei <math>b\in U</math>. Dann ist mit <math>a:=b</math> auch <math>b\circ b^{-1} = e\in U</math>. Wegen <math>e\in U</math> ist auch <math>e\circ b^{-1} = b^{-1}\in U</math>. Ist schließlich <math>a,b\in U</math>, dann ist wegen <math>b^{-1}\in U</math> auch <math>a\circ (b^{-1})^{-1} = a\circ b\in U</math>. ■ |
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* <math>a,b \in U \Rightarrow a \circ b^{-1} \in U</math> |
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Es gelte Kriterium 3.<br /> |
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Je nach Kompliziertheit der Verknüpfung ist es einfacher, die beiden Bedingungen der ersten Formulierung oder die Bedingung der zweiten Formulierung zu beweisen. |
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Die [[Äquivalenzrelation#Äquivalenzrelation|Reflexivität]] <math>a\sim a</math> bedeutet für <math>a\in G</math> gemäß Kriterium <math>a\circ a^{-1} = e \in U</math>.<br /> |
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Setzt man <math>b := e </math>, dann folgt aus <math>a = a\circ e^{-1} \in U</math> wegen der [[Äquivalenzrelation#Äquivalenzrelation|Symmetrie]] <math>a\sim e \implies e\sim a</math> auch <math>e\circ a^{-1} = a^{-1} \in U</math>.<br /> |
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Die [[Äquivalenzrelation#Äquivalenzrelation|Transitivität]] <math>(a\sim c) \land (c\sim b) \implies (a \sim b)</math> bedeutet, dass aus <math>(a \in U \Longleftrightarrow) \; a\sim e </math> und <math>(b \in U \Longleftrightarrow) \; e\sim b </math> am Ende <math>a\sim b \; (\Longleftrightarrow a\circ b^{-1}\in U)</math> folgt. ■ |
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Es gelte Kriterium 4.<br /> |
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Wegen <math>U \ne \emptyset</math> gibt es ein <math>a \in U </math>.<br> |
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Sei <math>V := G\!\setminus \!U </math>.<br> |
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Wegen <math>a = a \circ e \in U </math> kann <math>e </math> nicht in <math>V </math> sein.<br> |
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Wegen <math>e = a \circ a^{-1} \in U </math> kann <math>a^{-1} </math> nicht in <math>V </math> sein.<br> |
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Sei auch <math>b \in U </math>.<br> |
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Wegen <math>a^{-1} \in U </math> und <math>b = a^{-1} \circ (a \circ b) \in U </math> kann <math>a \circ b </math> nicht in <math>V </math> sein. ■ |
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Die Bezugnahme auf Elemente außerhalb von <math>U </math> in den Kriterien 3 und 4 ist eine scheinbare. |
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Kriterium 3 ist <math>U = \{a \in G \mid a \sim e \}</math>. |
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Und der gegebene Beweis zu Kriterium 4 basiert darauf, dass der rechte Faktor nicht <math>\notin U </math> sein kann, wenn das Produkt <math>\in U </math> ist. |
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Insofern bleiben alle relevanten Verknüpfungen innerhalb <math>U </math>. |
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Die Kriterien 3 und 4 sind auch völlig unabhängig von der Größe von <math>G</math>. |
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So betrachtet sind sie besondere Formulierungen der Transitivität der Untergruppenrelation <math>\leq </math> (s. den § [[#Eigenschaften]]). |
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Je nach Art der Verknüpfung können verschiedene Kriterien zum Nachweis der Untergruppeneigenschaft von Vorteil sein. Das vierte Kriterium ist ohne Inversenbildung formuliert und kann daher ggf. in Fällen angewendet werden, bei denen die Inversenbildung Schwierigkeiten macht. |
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== Beispiele == |
== Beispiele == |
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* Die [[ |
* Die [[Ganze Zahlen|ganzen Zahlen]] <math>\Z</math> sind bezüglich der [[Addition]] eine Untergruppe der [[Rationale Zahlen|rationalen Zahlen]] <math>\Q</math>. |
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* |
* Jede Untergruppe von <math>(\Z,+)</math> hat die Form <math>n\Z := \{nm\mid m\in \Z\}</math>. |
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* Die Menge der [[Gerade Permutation|geraden Permutationen]] <math>\{\mbox{id}, (1\ 3\ 2), (1\ 2\ 3)\}</math> [[Symmetrische Gruppe#Zyklenschreibweise|(Zyklenschreibweise)]] ist eine Untergruppe der [[Symmetrische Gruppe|symmetrischen Gruppe]] <math>S_3</math>. |
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* <math>(\{e\}, \circ)</math>, also eine Gruppe mit einer beliebigen Verknüpfung und der Menge, die nur aus dem dem jeweiligen neutralen Element besteht, ist Untergruppe jeder anderen Gruppe, die diese Verknüpfung teilt. |
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* Die Gruppe der <math>n\times n</math>-Matrizen mit [[Determinante]] 1 ist Untergruppe der Gruppe <math>GL_n(K)</math> der [[Invertierbare Matrix|invertierbaren]] <math>n\times n</math>-Matrizen über einem Körper <math>K</math>. |
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== Spezielle Untergruppen == |
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* Von einer Gruppe <math>G</math> sind stets <math>G</math> selbst sowie die einelementige Gruppe <math>\{e\}</math> Untergruppen. Diese werden die [[Triviale Gruppe|trivialen Untergruppen]] von <math>G</math> genannt. Im Fall <math>G=\{e\}</math> sind diese beiden Untergruppen gleich und stellen die einzige Untergruppe dar. Alle anderen Gruppen <math>G\neq\{e\}</math> haben mindestens zwei Untergruppen, nämlich die beiden voneinander verschiedenen trivialen. |
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* Eine von <math>G</math> verschiedene Untergruppe <math>U</math> wird ''echte'' Untergruppe genannt, in Kurzschreibweise <math>U<G</math>. |
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* Eine Untergruppe, die [[Kern (Algebra)|Kern]] eines [[Gruppenhomomorphismus]] der Gruppe <math>G</math> ist, heißt [[Normalteiler]] der Gruppe <math>G</math>. Mit ihr kann eine [[Faktorgruppe]] von <math>G</math> gebildet werden. |
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* Eine Untergruppe, die unter allen [[Automorphismus|Automorphismen]] der Gruppe in sich abgebildet wird, heißt [[charakteristische Untergruppe]] der Gruppe. Offenbar sind charakteristische Untergruppen Normalteiler. |
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== Eigenschaften == |
== Eigenschaften == |
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Das [[Neutrales Element|neutrale Element]] einer Gruppe ist das neutrale Element jeder Untergruppe und somit ist es insbesondere in jeder Untergruppe enthalten. |
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Der Durchschnitt einer Familie von Untergruppen einer Gruppe <math>G</math> ist eine Untergruppe von <math>G</math>. |
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Die Untergruppenrelation ist [[transitive Relation|transitiv]]. Das heißt, wenn <math>A</math> Untergruppe einer Gruppe <math>B</math> ist, die ihrerseits Untergruppe von <math>C</math> ist, dann ist <math>A</math> auch Untergruppe von <math>C</math>. Kurz gilt also |
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:<math>A\leq B, B\leq C\Rightarrow A\leq C</math> |
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Zu beachten ist, dass die entsprechende Aussage für Normalteiler nicht gilt. |
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Der [[Satz von Lagrange]] liefert für endliche Gruppen ein notwendiges Kriterium für die Existenz einer Untergruppe mit einer bestimmten [[Gruppenordnung|Ordnung]]. Aus ihm folgt nämlich, dass die Ordnung einer Untergruppe <math>U</math> einer [[Endliche Gruppe|endlichen Gruppe]] <math>G</math> die Ordnung der Gruppe <math>G</math> teilt. |
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Ist beispielsweise <math>|G|</math> eine Primzahl, so kann die Ordnung einer Untergruppe <math>U</math> nur 1 oder <math>|G|</math> betragen. Also ist in diesem Falle die triviale Untergruppe die einzige [[Echte Teilmenge|echte]] Untergruppe von <math>G</math>. |
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Weitere Aussagen über die Existenz bestimmter Untergruppen mit einer bestimmten [[Gruppenordnung|Ordnung]] erhält man aus den [[Sylow-Sätze]]n. Ist <math>p</math> eine [[Primzahl]] und <math>p^n</math> ein Teiler der Gruppenordnung, so gibt es Untergruppen der Ordnung <math>p^k, 0\le k \le n</math>. Die 12-elementige [[A4 (Gruppe)|alternierende Gruppe A<sub>4</sub>]] hat keine Untergruppe der Ordnung 6. |
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== Erzeugte Untergruppen == |
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Da der Durchschnitt von Untergruppen wieder eine Untergruppe ist, gibt es zu jeder Teilmenge <math>E \subseteq G</math> einer Gruppe <math>(G,\circ)</math> eine bezüglich der Inklusion [[minimales Element|minimale]] Untergruppe von <math>G</math>, die <math>E</math> enthält. Diese Untergruppe wird mit <math>\langle E \rangle</math> bezeichnet und die von <math>E</math> [[Erzeuger (Algebra)|erzeugte]] Untergruppe <math> \langle E \rangle </math> von <math>G</math> genannt. Abstrakt definiert man also |
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:<math>\langle E \rangle := \bigcap_{E\subseteq U\leq G} U</math> |
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Man kann zeigen, dass die Elemente von <math> \langle E \rangle </math> genau die Elemente von <math>G</math> sind, welche man durch Verknüpfungen von endlich vielen <math>a_i \in E\cup E^{-1} </math> erhält. Hierbei bezeichnet <math>E^{-1}</math> die Menge der Inversen der Elemente von <math>E</math>. Es gilt also: |
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:<math> \langle E \rangle = \{ a_1 \circ a_2 \circ ... \circ a_n | a_1,\dotsc,a_n \in E\cup E^{-1}, n \in \N \}</math> |
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Gilt für eine Untergruppe <math>U</math>, dass <math>U=\langle E \rangle</math>, so heißt <math>E</math> ein Erzeugendensystem von <math>U</math>. Das Erzeugendensystem einer Untergruppe ist nicht eindeutig. |
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Eine Untergruppe <math>U</math>, welche ein endliches Erzeugendensystem besitzt, wird als [[endlich erzeugte Gruppe]] bezeichnet. Besitzt <math>U</math> ein Erzeugendensystem aus einem Element <math>g</math>, so heißt <math>U</math> [[Zyklische Gruppe|zyklisch]] und man schreibt |
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<math> U= \langle g \rangle :=\langle \{ g \} \rangle </math>. Will man <math>\langle g \rangle</math> |
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explizit durch seine Elemente beschreiben, so erhält man: |
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:<math> \langle g \rangle := \{ g^z | z \in \Z \}</math>, |
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Von einer Gruppe <math>G</math> sind stets <math>G</math> selbst sowie die einelementige Gruppe <math>\{\varepsilon\}</math> Untergruppen. Diese werden die ''trivialen'' Untergruppen von <math>G</math> genannt. Im Fall <math>G=\{\varepsilon\}</math> sind diese beiden Untergruppen gleich und stellen die einzige Untergruppe dar. Alle anderen Gruppen <math>G\neq\{\varepsilon\}</math> haben mindestens zwei Untergruppen, nämlich die beiden voneinander verschiedenen trivialen. |
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Die [[Gruppenordnung]] <math> | \langle g \rangle | </math> heißt die [[Ordnung eines Gruppenelementes|Ordnung]] des erzeugenden Elements <math>g</math>. |
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Die Menge aller Untergruppen einer Gruppe <math>G</math> bildet einen [[vollständiger Verband|vollständigen Verband]], den Untergruppenverband. Die beiden trivialen Untergruppen <math>\{\varepsilon\}</math> und <math>G</math> entsprechen dem Null- bzw. dem Einselement des Verbandes. |
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Die Menge aller Untergruppen einer Gruppe <math>G</math> bildet einen [[Vollständiger Verband|vollständigen Verband]], den Untergruppenverband. Die beiden trivialen Untergruppen <math>\{e\}</math> und <math>G</math> entsprechen dem Null- bzw. dem Einselement des Verbandes. Dabei sind die Verbandsoperationen |
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'''[[Satz von Lagrange]]''': Die [[Mächtigkeit (Mathematik)|Kardinalität]] jeder Untergruppe <math>U</math> einer [[endliche Gruppe|endlichen Gruppe]] teilt die Kardinalität der Gruppe <math>G</math>. (Der Quotient ist der [[Index (Gruppentheorie)|Index]] der Untergruppe.) |
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:<math>U \land V = U\cap V</math> (Durchschnitt), |
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:<math>U \lor V = \langle U \cup V\rangle </math> (von der Vereinigung erzeugte Untergruppe). |
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== Siehe auch == |
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Ist beispielsweise <math>|G|</math> eine Primzahl, so kann die Kardinalität einer Untergruppe <math>U</math> nur 1 oder <math>|G|</math> betragen. Also sind in diesem Falle die trivialen Untergruppen die einzigen Untergruppen von <math>G</math>. |
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* [[Korrespondenzsatz (Gruppentheorie)]]: Untergruppen in einer Faktorgruppe |
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== Literatur == |
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Untergruppen, die unter der [[Konjugation (Gruppentheorie)|Konjugation]] fest bleiben, heißen [[Normalteiler]]. Sie dienen der Erzeugung von [[Faktorgruppe|Faktorgruppen]]. |
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* Kurt Meyberg: ''Algebra.'' Band 1. Hanser, München u. a. 1980, ISBN 3-446-13079-9. |
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== Weblinks == |
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Ist <math>A</math> Untergruppe einer Gruppe <math>B</math>, die ihrerseits Untergruppe von <math>C</math> ist, dann ist <math>A</math> auch Untergruppe von <math>C</math>. (Die entsprechende Aussage für Normalteiler gilt nicht.) |
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{{Wiktionary}} |
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* [https://encyclopediaofmath.org/wiki/Subgroup Untergruppe] in der [[Encyclopaedia of Mathematics]] (engl.) |
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[[Kategorie:Gruppentheorie]] |
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[[Kategorie:Untergruppe| ]] |
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[[cs:Podgrupa]] |
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[[en:Subgroup]] |
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[[es:Subgrupo]] |
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[[fi:Aliryhmä]] |
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[[fr:Sous-groupe]] |
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[[it:Sottogruppo]] |
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[[ko:부분군]] |
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[[pl:Podgrupa]] |
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[[pt:Subgrupo]] |
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[[vi:Nhóm con]] |
Aktuelle Version vom 5. Januar 2025, 02:13 Uhr
In der Gruppentheorie der Mathematik ist eine Untergruppe einer Gruppe eine Teilmenge von , die bezüglich der Verknüpfung selbst wieder eine Gruppe ist. Manchmal wird die Kurzschreibweise verwendet, zu lesen als „ ist Untergruppe von “.
Die Gruppe heißt Obergruppe der Untergruppe , in Zeichen .
Untergruppen sind die Unterstrukturen in der Gruppentheorie.
Äquivalente Definitionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine nichtleere Teilmenge von bildet genau dann eine Untergruppe von , wenn eine (und damit alle) der folgenden äquivalenten Bedingungen gilt:
- Zu zwei beliebigen Elementen in ist auch deren Verknüpfung in , und mit jedem Element in auch dessen Inverses.
- Für alle gilt .
- ist eine Äquivalenzrelation auf .
- Für alle gilt .
Beweise |
Ist Untergruppe, dann gelten alle 4 Kriterien. Es gelte Kriterium 1. Es gelte Kriterium 2. Es gelte Kriterium 3. Es gelte Kriterium 4. Die Bezugnahme auf Elemente außerhalb von in den Kriterien 3 und 4 ist eine scheinbare. Kriterium 3 ist . Und der gegebene Beweis zu Kriterium 4 basiert darauf, dass der rechte Faktor nicht sein kann, wenn das Produkt ist. Insofern bleiben alle relevanten Verknüpfungen innerhalb . Die Kriterien 3 und 4 sind auch völlig unabhängig von der Größe von . So betrachtet sind sie besondere Formulierungen der Transitivität der Untergruppenrelation (s. den § #Eigenschaften). |
Je nach Art der Verknüpfung können verschiedene Kriterien zum Nachweis der Untergruppeneigenschaft von Vorteil sein. Das vierte Kriterium ist ohne Inversenbildung formuliert und kann daher ggf. in Fällen angewendet werden, bei denen die Inversenbildung Schwierigkeiten macht.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die ganzen Zahlen sind bezüglich der Addition eine Untergruppe der rationalen Zahlen .
- Jede Untergruppe von hat die Form .
- Die Menge der geraden Permutationen (Zyklenschreibweise) ist eine Untergruppe der symmetrischen Gruppe .
- Die Gruppe der -Matrizen mit Determinante 1 ist Untergruppe der Gruppe der invertierbaren -Matrizen über einem Körper .
Spezielle Untergruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Von einer Gruppe sind stets selbst sowie die einelementige Gruppe Untergruppen. Diese werden die trivialen Untergruppen von genannt. Im Fall sind diese beiden Untergruppen gleich und stellen die einzige Untergruppe dar. Alle anderen Gruppen haben mindestens zwei Untergruppen, nämlich die beiden voneinander verschiedenen trivialen.
- Eine von verschiedene Untergruppe wird echte Untergruppe genannt, in Kurzschreibweise .
- Eine Untergruppe, die Kern eines Gruppenhomomorphismus der Gruppe ist, heißt Normalteiler der Gruppe . Mit ihr kann eine Faktorgruppe von gebildet werden.
- Eine Untergruppe, die unter allen Automorphismen der Gruppe in sich abgebildet wird, heißt charakteristische Untergruppe der Gruppe. Offenbar sind charakteristische Untergruppen Normalteiler.
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das neutrale Element einer Gruppe ist das neutrale Element jeder Untergruppe und somit ist es insbesondere in jeder Untergruppe enthalten.
Der Durchschnitt einer Familie von Untergruppen einer Gruppe ist eine Untergruppe von .
Die Untergruppenrelation ist transitiv. Das heißt, wenn Untergruppe einer Gruppe ist, die ihrerseits Untergruppe von ist, dann ist auch Untergruppe von . Kurz gilt also
Zu beachten ist, dass die entsprechende Aussage für Normalteiler nicht gilt.
Der Satz von Lagrange liefert für endliche Gruppen ein notwendiges Kriterium für die Existenz einer Untergruppe mit einer bestimmten Ordnung. Aus ihm folgt nämlich, dass die Ordnung einer Untergruppe einer endlichen Gruppe die Ordnung der Gruppe teilt. Ist beispielsweise eine Primzahl, so kann die Ordnung einer Untergruppe nur 1 oder betragen. Also ist in diesem Falle die triviale Untergruppe die einzige echte Untergruppe von . Weitere Aussagen über die Existenz bestimmter Untergruppen mit einer bestimmten Ordnung erhält man aus den Sylow-Sätzen. Ist eine Primzahl und ein Teiler der Gruppenordnung, so gibt es Untergruppen der Ordnung . Die 12-elementige alternierende Gruppe A4 hat keine Untergruppe der Ordnung 6.
Erzeugte Untergruppen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da der Durchschnitt von Untergruppen wieder eine Untergruppe ist, gibt es zu jeder Teilmenge einer Gruppe eine bezüglich der Inklusion minimale Untergruppe von , die enthält. Diese Untergruppe wird mit bezeichnet und die von erzeugte Untergruppe von genannt. Abstrakt definiert man also
Man kann zeigen, dass die Elemente von genau die Elemente von sind, welche man durch Verknüpfungen von endlich vielen erhält. Hierbei bezeichnet die Menge der Inversen der Elemente von . Es gilt also:
Gilt für eine Untergruppe , dass , so heißt ein Erzeugendensystem von . Das Erzeugendensystem einer Untergruppe ist nicht eindeutig.
Eine Untergruppe , welche ein endliches Erzeugendensystem besitzt, wird als endlich erzeugte Gruppe bezeichnet. Besitzt ein Erzeugendensystem aus einem Element , so heißt zyklisch und man schreibt . Will man explizit durch seine Elemente beschreiben, so erhält man:
- ,
Die Gruppenordnung heißt die Ordnung des erzeugenden Elements .
Die Menge aller Untergruppen einer Gruppe bildet einen vollständigen Verband, den Untergruppenverband. Die beiden trivialen Untergruppen und entsprechen dem Null- bzw. dem Einselement des Verbandes. Dabei sind die Verbandsoperationen
- (Durchschnitt),
- (von der Vereinigung erzeugte Untergruppe).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Korrespondenzsatz (Gruppentheorie): Untergruppen in einer Faktorgruppe
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurt Meyberg: Algebra. Band 1. Hanser, München u. a. 1980, ISBN 3-446-13079-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Untergruppe in der Encyclopaedia of Mathematics (engl.)