„Capella Speciosa“ – Versionsunterschied
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Die '''Capella Speciosa''' liegt in [[Klosterneuburg]], [[Niederösterreich]] auf dem Gelände des Stifts etwas südlich der Stiftskirche. Sie gilt als ältestes Bauwerk der [[Gotik]] in Österreich (lediglich der Chor in Lilienfeld ist älter). Die Kapelle wurde ab [[1200]] unter Herzog [[Leopold VI. (Österreich)|Leopold VI.]] als Palastkapelle über einem älteren [[Romanik|romanischen]] Vorgängerbau errichtet und 1222 geweiht. Der Bau wurde vermutlich durch französische Handwerker nach dem Vorbild der Krönungskapelle von [[Reims]] errichtet. |
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Die '''Capella Speciosa''' (auch: '''Speziosa'''; wörtlich: die ''schöne'' bzw. ''wohlgestaltete Kapelle'' bzw. ''Capella Pulchra'' oder ''Capella Marmorea'' genannt<ref>Mario Schwarz: Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, Seite 99</ref>) befand sich in [[Klosterneuburg]], [[Niederösterreich]], auf dem Gelände des Stifts etwas südlich der Stiftskirche und gilt als eines der ältesten Bauwerke der [[Gotik]] in Österreich. |
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[[1799]] fiel die Capella Speciosa dem [[Josephinismus]] zu Opfer und wurde geschleift. Teile der Kapelle fanden in der Laxenburger [[Franzensburg]] Verwendung. |
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Die Kapelle entstand im Zuge der ab 1198 stattfindenden Errichtung einer Pfalzanlage Herzog [[Leopold VI. (Österreich)|Leopolds VI.]] und diente als Palastkapelle. Sie wurde über einem [[Romanik|romanischen]] Vorgängerbau durch burgundische Handwerker in den damals fortschrittlichsten Formen der französischen Kathedralgotik errichtet und 1222 geweiht. Es handelte sich um einen einschiffigen, zweijochigen Saalbau mit polygonalem Schluss, der zum Teil mit rotem und weißem Marmor ausgekleidet war. |
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1339 ging der Bau als landesfürstliche Schenkung in den Besitz des [[Stift Klosterneuburg|Stiftes Klosterneuburg]] über. 1787 fiel er allerdings dem [[Josephinismus]] zum Opfer und wurde zunächst entweiht und 1799 abgetragen. Teile der Kapelle wurden beim Bau der Laxenburger [[Franzensburg]] wiederverwendet. Die gotische Sandsteinkanzel mit einer Maßwerkbrüstung aus dem beginnenden 14. Jahrhundert wurde 1928 in die [[Wolfgangskirche (Kirchberg am Wechsel)|Filialkirche St. Wolfgang]] in [[Kirchberg am Wechsel]] übertragen. Einige Glasmalereien, die Leopold VI., den [[Auferstehung Christi|auferstehenden Christus]] und [[Agnes von Waiblingen|Markgräfin Agnes]] zeigen, gelangten erst nach Laxenburg und sind heute Teil des [[Laxenburger Fenster]]s in der [[Stadtpfarrkirche Steyr|Steyrer Stadtpfarrkirche]].<ref>Rudolf Koch: {{Webarchiv|url=http://homepage.univie.ac.at/rudolf.koch/geocities/rudolf_koch2003/steyr1979.htm |wayback=20151218075252 |text=''Historische Kunst. Ein Baudenkmal der Gotik in Österreich – die Stadtpfarrkirche in Steyr'' |archiv-bot=2023-03-28 20:42:25 InternetArchiveBot }} Erschienen in: Zeitschrift Oberösterreich 29. Jg.,4/1979, S. 45–54.</ref> Im Stiftsmuseum haben sich darüber hinaus noch einige Holzfiguren aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten, die Christus und die Apostel darstellen und mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich an der Empore der Capella Speciosa angebracht gewesen sein dürften. |
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In den Jahren 1993 bis 1995 hat ein Team der Technischen Universität Wien (Mario Schwarz, Andreas Voigt, Hans-Peter Walchhofer und Elmar Schmidinger) die Capella Speciosa computerunterstützt rekonstruiert. |
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== Literatur == |
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* Mathilde Grünewald, Die antiken, urgeschichtlichen und mittelalterlichen Funde der Grabungen auf dem Stiftsplatz zu Klosterneuburg 1953–1954 (Capella Speciosa), in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg, Bd. 12, Klosterneuburg 1983, S. 95–274. |
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* Österr. Bundesdenkmalamt (Hg.), ''Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich südlich der Donau'', Teil 1, Horn-Wien 2003, S. 1049–1050. |
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* Floridus Röhrig, ''Das Stift Klosterneuburg und seine Kunstschätze'', St. Pölten-Wien 1984. |
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* Maria Schwarz, Die ehemalige Capella Speciosa in Klosterneuburg, in: Karl Holubar (Hg.), ''Die Krone des Landes'', Klosterneuburg 1996, S. 17ff. |
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* Mario Schwarz, Eine virtuelle Rekonstruktion der Klosterneuburger Capella Speciosa, in: ''Arx'', Bd. 21, Obernzenn-Bozen 1999, S. 41–44. |
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* Mario Schwarz: Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, ''Die Bautätigkeit Herzog Leopold VI.'' – ''Klosterneuburg, Pfalz und Capella Speciosa'', Seite 96–133; Böhlau Verlag 2013, ISBN 978-3-205-78866-9. |
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* Margareta Vyoral-Tschapka, Christus und die Apostel aus der Capella Speciosa in Klosterneuburg. Ein Skulpturenzyklus des ausgehenden 14. Jahrhunderts im Stiftsmuseum, in: ''Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg'', Bd. 20, Klosterneuburg 2008, S. 257–283. |
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== Einzelnachweise == |
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== Weblinks == |
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* [http://risg.tuwien.ac.at/projekte/speciosa/ TU-Wien-Projekt aus dem Jahr 1995 zur digitalen Rekonstruktion der Capella Speciosa] sowie Details des TU-Projektes [http://info.tuwien.ac.at/ecaade/proc/schwarz/schwarz.htm mit perspektivischen Ansichten] |
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[[Kategorie:Kirchengebäude in Klosterneuburg]] |
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[[Kategorie:Gotische Kirche]] |
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[[Kategorie:Erbaut in den 1220er Jahren]] |
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[[Kategorie:Zerstört in den 1790er Jahren]] |
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[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Niederösterreich]] |
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[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Europa]] |
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[[Kategorie:Kirchenruine in Niederösterreich|Klosterneuburg]] |
Aktuelle Version vom 31. Juli 2024, 22:39 Uhr


Die Capella Speciosa (auch: Speziosa; wörtlich: die schöne bzw. wohlgestaltete Kapelle bzw. Capella Pulchra oder Capella Marmorea genannt[1]) befand sich in Klosterneuburg, Niederösterreich, auf dem Gelände des Stifts etwas südlich der Stiftskirche und gilt als eines der ältesten Bauwerke der Gotik in Österreich.
Die Kapelle entstand im Zuge der ab 1198 stattfindenden Errichtung einer Pfalzanlage Herzog Leopolds VI. und diente als Palastkapelle. Sie wurde über einem romanischen Vorgängerbau durch burgundische Handwerker in den damals fortschrittlichsten Formen der französischen Kathedralgotik errichtet und 1222 geweiht. Es handelte sich um einen einschiffigen, zweijochigen Saalbau mit polygonalem Schluss, der zum Teil mit rotem und weißem Marmor ausgekleidet war.
1339 ging der Bau als landesfürstliche Schenkung in den Besitz des Stiftes Klosterneuburg über. 1787 fiel er allerdings dem Josephinismus zum Opfer und wurde zunächst entweiht und 1799 abgetragen. Teile der Kapelle wurden beim Bau der Laxenburger Franzensburg wiederverwendet. Die gotische Sandsteinkanzel mit einer Maßwerkbrüstung aus dem beginnenden 14. Jahrhundert wurde 1928 in die Filialkirche St. Wolfgang in Kirchberg am Wechsel übertragen. Einige Glasmalereien, die Leopold VI., den auferstehenden Christus und Markgräfin Agnes zeigen, gelangten erst nach Laxenburg und sind heute Teil des Laxenburger Fensters in der Steyrer Stadtpfarrkirche.[2] Im Stiftsmuseum haben sich darüber hinaus noch einige Holzfiguren aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erhalten, die Christus und die Apostel darstellen und mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich an der Empore der Capella Speciosa angebracht gewesen sein dürften.

Bereits 1953 wurden die Grundmauern der Kapelle freigelegt und dokumentiert, danach aber wieder zugeschüttet. Im Sommer 2005 wurden die Fundamente im Rahmen von Nachgrabungen des Bundesdenkmalamts abermals freigelegt und seit dem 6. Mai 2006 am Stiftsplatz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In den Jahren 1993 bis 1995 hat ein Team der Technischen Universität Wien (Mario Schwarz, Andreas Voigt, Hans-Peter Walchhofer und Elmar Schmidinger) die Capella Speciosa computerunterstützt rekonstruiert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mathilde Grünewald, Die antiken, urgeschichtlichen und mittelalterlichen Funde der Grabungen auf dem Stiftsplatz zu Klosterneuburg 1953–1954 (Capella Speciosa), in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg, Bd. 12, Klosterneuburg 1983, S. 95–274.
- Österr. Bundesdenkmalamt (Hg.), Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1, Horn-Wien 2003, S. 1049–1050.
- Floridus Röhrig, Das Stift Klosterneuburg und seine Kunstschätze, St. Pölten-Wien 1984.
- Maria Schwarz, Die ehemalige Capella Speciosa in Klosterneuburg, in: Karl Holubar (Hg.), Die Krone des Landes, Klosterneuburg 1996, S. 17ff.
- Mario Schwarz, Eine virtuelle Rekonstruktion der Klosterneuburger Capella Speciosa, in: Arx, Bd. 21, Obernzenn-Bozen 1999, S. 41–44.
- Mario Schwarz: Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, Die Bautätigkeit Herzog Leopold VI. – Klosterneuburg, Pfalz und Capella Speciosa, Seite 96–133; Böhlau Verlag 2013, ISBN 978-3-205-78866-9.
- Margareta Vyoral-Tschapka, Christus und die Apostel aus der Capella Speciosa in Klosterneuburg. Ein Skulpturenzyklus des ausgehenden 14. Jahrhunderts im Stiftsmuseum, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg, Bd. 20, Klosterneuburg 2008, S. 257–283.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mario Schwarz: Die Baukunst des 13. Jahrhunderts in Österreich, Seite 99
- ↑ Rudolf Koch: Historische Kunst. Ein Baudenkmal der Gotik in Österreich – die Stadtpfarrkirche in Steyr ( des vom 18. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Erschienen in: Zeitschrift Oberösterreich 29. Jg.,4/1979, S. 45–54.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- TU-Wien-Projekt aus dem Jahr 1995 zur digitalen Rekonstruktion der Capella Speciosa sowie Details des TU-Projektes mit perspektivischen Ansichten
- Klosterneuburg in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts
Koordinaten: 48° 18′ 22,7″ N, 16° 19′ 33″ O