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„Deutschland (Schiff, 1933)“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Schiff
[[Bild:Panzerschiff_deutschland.jpg|thumb|250px|Panzerschiff ''Deutschland'' (1935), die spätere ''Lützow'']]
| Schiffskategorie = Kriegsschiff
Das '''Panzerschiff Deutschland''' - es wurde im November 1939 zum [[Schwerer Kreuzer|Schweren Kreuzer]] umklassifiziert und in ''Lützow'' umbenannt - war ein [[Kriegsschiff]] der deutschen [[Kriegsmarine]]. Es lief [[1931]] bei den [[Deutsche Werke|Deutschen Werken]] in [[Kiel]] vom Stapel und wurde zwei Jahre später in Dienst gestellt.
| Name = ''Deutschland''
In der kaiserlichen Marine gab es einen Schlachtkreuzer mit dem Namen SMS [[SMS Lützow|''Lützow'']]. Die Benennung geht auf den [[Preußen|preußischen]] [[General]] [[Adolf Freiherr von Lützow]] zurück.
| Bild = Bundesarchiv DVM 10 Bild-23-63-51, Panzerschiff der Deutschland-Klasse.jpg
| Bildtext =
|{{Infobox Schiff/Basis
| Land = {{DEU-SK-1938}}
| andere Schiffsnamen = ''Lützow'' <small>(1939–1947)</small>
| Schiffstyp = [[Panzerschiff]]
| Schiffsklasse = [[Deutschland-Klasse (1933)|''Deutschland''-Klasse]]
| Bauwerft = [[Deutsche Werke]], [[Kiel]]
| Baunr = 219
| Baukosten = 80.000.000 [[Reichsmark]]
| Kiellegung =
| Stapellauf = 19. Mai 1931
| Indienststellung = 1. April 1933
| Verbleib = am 22. Juli 1947 versenkt
}}
|{{Infobox Schiff/Daten
| Länge = 186,0
| Lpp =
| KWL = 181,7
| Breite = 20,69
| Seitenhöhe =
| Tiefgang = 7,25
| Verdrängung = [[Standardverdrängung|Standard]]: 10.600 [[Tonne (Einheit)#Long ton|tn.l.]]<br />Konstruktion: 12.630 t<br />maximal: 14.290 tn.l.
| Vermessung =
| Besatzung = 951 bis 1.150 Mann
}}
|{{Infobox Schiff/Antrieb
| AbJahr =
| Antrieb = 8 × 9-Zyl.-[[Schiffsdieselmotor|Diesel]] [[MAN]] (Typ&nbsp;M9Z42/58)
| Maschinenleistung = 48390
| Geschwindigkeit_M = 28,0
| Propeller = 2 × dreiflügelig ⌀ 4,4 m
}}
|{{Infobox Schiff/Militär
| Bewaffnung =
* 6 × [[Schnellfeuergeschütz|Sk]] [[28-cm-Schnelladekanone C/28|28 cm C/28 (L/52)]] (720 Schuss)
* 8 × Sk [[15-cm-Schnelladekanone C/28|15 cm C/28 (L/55)]] (1.200 Schuss)
* 3 × Sk [[8,8-cm-Schnelladekanone C/32|8,8 cm C/32 (L/75)]] (3.000 Schuss)
* 8 × [[Torpedorohr]] ⌀ 53,3&nbsp;cm (Vierersätze, an Deck)
* 2 Bordflugzeuge [[Arado Ar 196]]
| Panzerung =
* Gürtel: 60–80 mm
* [[Panzerdeck|Deck]]: 18–40 mm
* Oberdeck: 18 mm
* [[Torpedoschott]]: 45 mm
* vorderer Kommandoturm: 50–150 mm
* achterer Kommandoturm: 20–50 mm
* [[Mars (Schifffahrt)|Mars]]: 14 mm
* [[Geschützturm|Türme]]: 85–140 mm
* Schutzschilde: 10 mm
| Sensoren =
}}
}}


Das Panzerschiff '''''Deutschland''''' bzw. '''''Lützow''''' war ein [[Kriegsschiff]] der deutschen [[Reichsmarine|Reichs-]] und [[Kriegsmarine]]. Sie war das [[Typschiff]] der ursprünglich „Panzerschiffe“ genannten [[Deutschland-Klasse (1933)|''Deutschland''-Klasse]]. Über den Bau des Schiffes unter der Bezeichnung „Panzerkreuzer&nbsp;A“ wurde im Wahlkampf zur [[Reichstagswahl 1928]] heftig gestritten. Die Zustimmung der SPD entgegen eigenen Wahlversprechen machte den Bau jedoch möglich. Das Schiff lief 1931 bei den [[Deutsche Werke|Deutschen Werken]] in [[Kiel]] vom Stapel und wurde zwei Jahre später in Dienst gestellt. Im November 1939 wurde der Name in ''Lützow'' geändert, und im Februar 1940 wurden die ''Lützow'' und das zweite verbliebene Schiff der Klasse, die ''[[Admiral Scheer]]'', in [[Schwerer Kreuzer|Schwere Kreuzer]] umklassifiziert.
Dieses Schiff darf nicht verwechselt werden mit dem letzten Schiff der ''[[Admiral Hipper]]''-Klasse. Jener Schwere Kreuzer ''[[Lützow (1939)|Lützow]]'' wurde an die Sowjetunion abgegeben und der vakant gewordene Name auf das vorherige Panzerschiff ''Deutschland'' übertragen.


Die Namensänderung erfolgte, da [[Adolf Hitler|Hitler]] die Propagandawirkung einer eventuellen Versenkung eines Schiffes mit Namen ''Deutschland'' vermeiden wollte.<ref name="picker-411">[[Henry Picker]] (Hrsg.): ''Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier.'' Ullstein, Frankfurt/M. – Berlin 1989, S. 411.</ref> Der Schwere Kreuzer ''[[Lützow (Schiff, 1939)|Lützow]]'', das letzte Schiff der [[Admiral-Hipper-Klasse|''Admiral-Hipper''-Klasse]], wurde im Herbst 1939 unvollendet an die Sowjetunion verkauft. Der dadurch vakant gewordene Name wurde auf das bisherige Panzerschiff ''Deutschland'' übertragen. Namensgeber der ''Lützow'' war der [[Preußen|preußische]] [[General]] [[Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow|Adolf von Lützow]], nach dem auch schon der in der Skagerrakschlacht versenkte [[Großer Kreuzer|Große Kreuzer]] ''[[Lützow (Schiff, 1915)|Lützow]]'' der [[Kaiserliche Marine|Kaiserlichen Marine]] benannt gewesen war.
==Geschichte==


== Einsätze und Geschichte ==
=== Die Anfangszeit===
=== Kontroverse um den „Panzerkreuzer A“ ab 1927 ===
Nach dem Ersten Weltkrieg verfügte Deutschland über keine modernen größeren Kriegsschiffe mehr. Der Versailler Vertrag gestand der Marine lediglich sechs veraltete Linienschiffe der ''[[Braunschweig-Klasse (1904)|Braunschweig]]''- und [[Deutschland-Klasse (1906)|''Deutschland''-Klasse]] zu, 1920 wurden zwei weitere als Reserveeinheiten genehmigt. Außerdem wurde seitens der Alliierten festgelegt, dass diese schweren Einheiten nach 20 Jahren durch Schiffe mit 10.000&nbsp;Tonnen Verdrängung ersetzt werden durften, wobei nicht näher erläutert wurde, wie die Verdrängung zu berechnen sei.<ref>{{Literatur|Autor=Hans Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz|Titel=Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart|Band=Band 1: ''Geschichtlicher Überblick. Schiffsbiographien von Adler bis Augusta''|Verlag=Mundus Verlag|Ort=Ratingen|Seiten=133}}</ref> Nachdem bereits 1920 erste Überlegungen zum Ersatz der Linienschiffe durch Neubauten angestellt worden waren, kam es ab 1926 zu konkreten Planungen.<ref>Hildebrand, Röhr, Steinmetz: ''Die deutschen Kriegsschiffe.'' Band 2, S. 247f.</ref> 1927 tauchten erstmals Pläne für den Bau eines „Panzerkreuzers A“ im Wehretat des Reichstages auf. Über das Thema wurde im Wahlkampf zur [[Reichstagswahl 1928]] heftig gestritten, die SPD und KPD traten mit der Losung „Für Kinderspeisung – gegen Panzerkreuzerbau!“ an und konnten beide erhebliche Stimmenzuwächse verbuchen. Bei der Regierungsbildung stimmten jedoch die Minister der SPD [[Rudolf Hilferding]], [[Carl Severing]] und [[Rudolf Wissell]] sowie der neu gewählte Reichskanzler [[Hermann Müller (Reichskanzler)|Hermann Müller]] unter dem Druck der [[Deutsche Volkspartei|DVP]] dem Bau zu.<ref>Wolfgang Plat: [http://www.zeit.de/1994/21/panzerkreuzer-a ''Panzerkreuzer A.''] Online auf ZEIT.de, 20. Mai 1994 Nr. 21.</ref> Der SPD-Fraktionsvorsitzende [[Rudolf Breitscheid]] rechtfertigte das Stimmverhalten der sozialdemokratischen Minister mit den Worten:
{{Zitat
|Text=Indem wir uns zum Eintritt in die Regierung bereit erklärten, nahmen wir den Panzerkreuzer ‚A‘ mit in Kauf. Immerhin waren wir berechtigt, anzunehmen, dass unsere vier Minister mit Nein stimmen und andere Ausgaben, insbesondere solche für sozialpolitische Zwecke, für vordringlicher erklären würden als die für den Schiffsersatzbau. Wir waren dazu auch entschlossen, aber nun machten ihnen die [[Deutsche Demokratische Partei|Demokraten]] insofern einen Strich durch die Rechnung, als sie erklärten, sich in jedem Falle der Entscheidung der Sozialdemokratie anschließen zu wollen. Damit wäre eine Mehrheit für die Ablehnung entstanden, und das hätte die Krisis bedeutet, die unsere Genossen vermeiden wollten.
|ref=<ref>Zit. n. {{Literatur |Autor=[[Christian von Ditfurth]] |Titel=SPD – eine Partei gibt sich auf |Verlag=Henschel |Ort=Berlin |Datum=2000 |ISBN=3-89487-366-3 |Seiten=222 f.}}</ref>
}}


Die KPD bezichtigte die SPD daraufhin des Verrats an ihren Wählern und begann eine Volksabstimmung gegen SPD und Panzerkreuzer. Die notwendigen Stimmen kamen jedoch nicht zusammen. Im Oktober 1928 titelte ein Extrablatt der KPD „Hurra der Panzerkreuzer A ist da – schwerer als 9 Millionen Stimmzettel.“<ref>Extrablatt der KPD von 1928, illustriert mit einer Karikatur von John Heartfield, https://heartfield.adk.de/node/2154</ref>
Bereits vor seiner Indienststellung sorgte das Schiff fur Kurioses: Beim Stapellauf machte es sich (wegen eines gebrochenen Haltetaus) selbständig. Es ließ sich selbst vom Stapel, was allgemeine Heiterkeit unter den zahlreich erschienenen Gästen auslöste! Nach der Indienststellung begann das ''Panzerschiff Deutschland'' mit der Ausbildung des Marinenachwuchses. Das Schiff unternahm mehrere Auslandsreisen.


=== Spanischer Bürgerkrieg ===
=== Die Anfangszeit ===
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-11704, Stapellauf des Panzerkreuzers "Deutschland".jpg|mini|links|Stapellauf am 19. Mai 1931]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-2005-0901-503, Kiel, Paul v. Hindenburg, Erich Raeder.jpg|mini|links|Reichspräsident Hindenburg auf dem Weg zur Schiffstaufe. Ganz rechts Admiral [[Erich Raeder]].]]


Bereits vor seiner Indienststellung sorgte das Schiff für ein Kuriosum: Beim Stapellauf machte es sich (wegen eines zu früh gelösten Ablaufblocks) selbständig. Es ließ sich selbst vom Stapel, was allgemeine Heiterkeit unter den Taufgästen auslöste. Der Taufpate Reichspräsident [[Paul von Hindenburg]] kommentierte dies mit den Worten: „Ich glaube, der Kahn ist Abstinenzler“. Nach der Indienststellung wurde an Bord des Panzerschiffs im Rahmen mehrerer Auslandsreisen mit der Ausbildung des Marinenachwuchses begonnen.
Als 1936 in Spanien der Bürgerkrieg ausbrach, lief die ''Deutschland'' zum Schutz der dort ansässigen Deutschen und zur Seeraumkontrolle in spanische Gewässer. Beim vierten Spanieneinsatz wurde sie am [[29. Mai]] [[1937]], auf der [[Reede]] von [[Ibiza]], von republikanischen Flugzeugen angegriffen. Zwei Bomben trafen das Schiff und forderten 31 Tote sowie 75 Verwundete.

[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-2008-0421-500, Panzerschiff "Deutschland", Adolf Hitler.jpg|mini|links|Adolf Hitler und Erich Raeder (rechts unter dem Geschützrohr) an Bord der ''Deutschland'', 1934]]

=== Spanischer Bürgerkrieg ===
Als 1936 in Spanien der [[Spanischer Bürgerkrieg|Bürgerkrieg]] ausbrach, wurde die ''Deutschland'' zur Seeraumkontrolle in spanische Gewässer beordert. Beim vierten Spanieneinsatz wurde sie am 29.&nbsp;Mai 1937 auf der [[Reede]] von [[Ibiza]] von republikanischen Flugzeugen angegriffen. Zwei Bombentreffer forderten 31 Tote und 75 Verwundete. Die Toten wurden zunächst in Gibraltar beerdigt, dann aber auf Befehl Hitlers exhumiert und mit dem Panzerschiff nach Deutschland gebracht. Die Gräber und ein Ehrenmal befinden sich auf dem [[Ehrenfriedhof (Wilhelmshaven)|Ehrenfriedhof der Marine]] im Wilhelmshavener Stadtpark. Zum Gedenken an den Angriff waren an allen öffentlichen Gebäuden des Reichs vom 31. Mai bis 2. Juni die Flaggen auf halbmast zu setzen.<ref>Ottmar Prothmann ''Chronik von Altendorf und Ersdorf'', Hrsg. vom Ortsausschuss Altendorf-Ersdorf, Meckenheim 2005, ISBN 3-00-017109-6</ref>


===Zweiter Weltkrieg===
=== Sudetenkrise ===
Im September 1938, während der [[Sudetenkrise]], wurde das Schiff in eine Warteposition im Seegebiet zwischen den [[Azoren]] und den [[Kanarische Inseln|Kanaren]] beordert, um von dort aus im Falle des Ausbruchs von Feindseligkeiten Handelskrieg zu führen. Zur in diesem Falle notwendigen Versorgung wurde das [[Trossschiff]] ''[[Samland (Schiff, 1929)|Samland]]'' hinzubefohlen. Beide Schiffe kehrten im Oktober nach der Beilegung der Krise wieder nach Deutschland zurück.


=== Wiederbesetzung des Memelgebietes ===
Kurz vor dem zweiten Weltkrieg wurde die ''Deutschland'' in den Nordatlantik gesandt, um bei Kriegsausbruch den Handelskrieg zu beginnen (26. September 1939). Hierbei konnte sie ein Schiff versenken und ein weiteres aufbringen. Am 15. November kehrte das Panzerschiff für Umbauarbeiten nach Kiel zurück, nach denen sie den neuen Namen ''Lützow'' erhielt und zum [[Schwerer Kreuzer|Schweren Kreuzer]] umklassifiziert wurde.
Am 23. März 1939 schiffte sich [[Reichskanzler]] Adolf Hitler auf der ''Deutschland'' ein, um den Hafen von [[Klaipėda|Memel]] anzulaufen. Dies war als Machtdemonstration gegenüber [[Litauen]] gedacht, das im Januar 1923 anlässlich der sogenannten [[Memelland#Besetzung durch litauische Kräfte 1923: „Klaipėda-Revolte“|Klaipėda-Revolte]] das [[Memelland|Memelgebiet]] annektiert hatte.<ref>{{Internetquelle |url=http://archive.org/details/ufa-tonwoche-nr.-447-germanys-return-of-the-memelland-from-lithuania-annexed-in-january-1923-1939 |titel=Ufa Tonwoche Nr. 447 — Germany's Return Of The Memelland From Lithuania Annexed In January 1923 ( 1939) |abruf=2022-10-03 |kommentar=Ab 2:00 Minuten}}</ref>


=== Zweiter Weltkrieg ===
Im April 1940 nahm der nunmehrige Schwere Kreuzer ''Lützow'' an der Besetzung Norwegens teil, wo er der Gruppe 5 ([[Oslo]]) zugeteilt war. Nachdem der Schwere Kreuzer ''[[Blücher (1934)|Blücher]]'' in der [[Drøbak]]-Enge versenkt wurde, beschloss Kapitän z.S. Thiele, die Gebirgsjäger weiter südlich in Sonsbukten auszuschiffen. Erst als die Landbatterien ausgeschaltet waren liefen auch die ''Lützow'' und die übrigen Schiffe der Gruppe 5 Oslo an.
==== Vorstoß in den Nordatlantik ====
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die ''Deutschland'' am 24. August von Wilhelmshaven aus in den Nordatlantik gesandt, um nach dem Kriegsausbruch [[Handelskrieg]] zu führen. Unterstützt wurde sie vom Trossschiff ''[[Nordmark (Schiff)|Westerwald]]'', das die ''Deutschland'' achtmal versorgte. Am 25./26.&nbsp;September erlaubte die Seekriegsleitung per Funk die Handelskriegsführung. Am 6.&nbsp;Oktober versenkte die ''Deutschland'' den britischen Dampfer ''Stonegate'' (5.044&nbsp;BRT), am 14.&nbsp;Oktober die norwegische ''Lorentz W. Hansen'' (1.918&nbsp;BRT), die Holz für Großbritannien geladen hatte. Obwohl die [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] ihre Neutralität erklärt hatten, ließ der Kommandant am 9.&nbsp;Oktober den alten US-Frachter ''[[City of Flint]]'' (4.963 BRT), der Schmieröl transportierte, südwestlich von [[Neufundland]] als [[Prisenrecht|Prise]] beschlagnahmen und schickte ihn mit einer Prisenmannschaft nach Deutschland. Am 22.&nbsp;Oktober traf das Schiff ungehindert in [[Tromsø]] ein. Die norwegischen Behörden internierten die Prisenmannschaft und schickten die ''City of Flint'' zurück in die USA. Am 15.&nbsp;November 1939 kehrte die ''Deutschland'' nach Kiel zurück, wo sie auf [[Führererlass|Führerbefehl]] den neuen Namen ''Lützow'' erhielt und zum Schweren Kreuzer umklassifiziert wurde. Die Umbenennung erfolgte, um den Alliierten einen propagandistischen Erfolg bei der möglichen Versenkung eines Schiffs namens ''Deutschland'' zu verwehren. Am 17.&nbsp;November erreichte sie [[Gdynia|Gotenhafen]]. Am 24./25.&nbsp;November war sie [[Flaggschiff]] eines von Wilhelmshaven aus operierenden Verbandes zur Handelskriegführung im [[Skagerrak]]. Das Unternehmen blieb erfolglos. Danach ging sie zur Grundüberholung in die Danziger Werft, wobei sie auch statt des bisherigen senkrechten Bugs einen [[Bug (Schiffbau)#Klipperbug|Atlantik-]] oder Klipperbug erhielt. Im März 1940 lag sie wieder auslaufbereit in Wilhelmshaven.


==== Unternehmen Weserübung ====
Auf dem Rückmarsch nach [[Kiel]] wurde die ''Lützow'' beim [[Kap Skagen]] von dem britischen U-Boot ''[[HMS Spearfish]]'' torpediert. Hierbei knickte das gesamte Heck weg. Die Propellerwellen und das Ruder wurden zerstört, so dass der Kreuzer antriebslos und manöverierunfähig trieb. Schiff und Mannschaft hatten aber Glück: Der Torpedo war der Äusserste eines Fächers, der gerade noch eben das Heck getroffen hatte. Der Kommandant des U-Boots hatte die ''Lützow'' seine letzten vier Torpedos auf das Ziel abgefeuert und konnte keinen weiteren Angriff mehr fahren. Mit Hilfe von herbeigerufenen Schlepp- und Sicherungsschiffen konnte die schwer beschädigte ''Lützow'' zurück nach Kiel geschleppt werden.
[[Datei:Bundesarchiv Bild 101II-MN-1025-13, Schwerer Kreuzer "Lützow".jpg|mini|Die ''Lützow'' nach dem Torpedotreffer des britischen U-Boots ''Spearfish'', April 1940]]


Im April 1940 nahm der nunmehrige Schwere Kreuzer ''Lützow'' an der Besetzung Norwegens teil, wo er der Gruppe&nbsp;5 zugeteilt war, die [[Oslo]] einnehmen sollte. Die ''Lützow'' lief am 7.&nbsp;April durch den [[Nord-Ostsee-Kanal|Kaiser-Wilhelm-Kanal]] nach Kiel. Sie schloss sich der aus [[Świnoujście|Swinemünde]] kommenden Gruppe&nbsp;5 an und stand am 9.&nbsp;April vor dem Oslofjord. Nachdem das Flaggschiff der Gruppe, der Schwere Kreuzer ''[[Blücher (Schiff, 1939)|Blücher]]'', in der [[Drøbak]]-Enge versenkt worden war und die ''Lützow'' drei Treffer erhalten hatte, die sechs Tote und 25 Verwundete kosteten, wobei unter anderem das Schiffslazarett völlig ausbrannte, beschloss Kapitän zur See Thiele, die [[Gebirgstruppe (Deutschland)#Die Gebirgstruppe der Wehrmacht|Gebirgsjäger]] weiter südlich in Sonsbukten auszuschiffen. Erst als mit Unterstützung durch die Luftwaffe schließlich die Gebirgsjäger die Landbatterien ausgeschaltet hatten, liefen die ''Lützow'' und die übrigen Schiffe der Gruppe&nbsp;5 am 10.&nbsp;April Oslo an.
Im weiteren Verlauf des Krieges nahm sie unter anderem am ''Unternehmen Regenbogen'' teil, das zu der [[Schlacht in der Barentssee]] führte. Im September 1943 verlegte die ''Lützow'' zurück nach Deutschland. Von Oktober 1943 bis März 1944 lag der Kreuzer in [[Libau]] in der Werft. Anschließend diente er als Schulschiff und führte, zur Unterstützung des zurückweichenden Heeres, in der Ostsee Landbeschießungen durch. Am 16. April 1945 wurde sie bei Swinemünde von englischen Bombern mit [[Tallboy (Bombe)|Tallboy-Bomben]] (5,4 t) angegriffen. Ein Nahtreffer verursachte auf Höhe der Wasserlinie einen ca. 20 m langen Riss. Die ''Lützow'' sank mit Schlagseite und kippte gegen die Uferböschung. Das Schiff entging bei diesem Angriff nur knapp einer völligen Vernichtung: eine 500 kg-Bombe schlug genau in den Bereich der Munitionskammer des vorderen [[Geschützturm]]s ein, aber der Zünder versagte. Eine weitere 500 kg-Bombe traf das Vorschiff. Die Flak des Kreuzers konnte einen der angreifenden [[Avro_Lancaster|Lancaster-Bomber]] abschießen und mehrere beschädigen.


[[Datei:Bundesarchiv Bild 101II-MN-1038-06, Kiel, Schwerer Kreuzer "Lützow".jpg|mini|Die ''Lützow'' nach dem Torpedotreffer im Kieler Hafen]]
===Das Ende des Schiffes===


Sie fuhr darauf nach [[Horten (Norwegen)|Horten]], wurde aber zur sofortigen Instandsetzung in die Heimat zurückbeordert. Ohne Geleitschutz fahrend, erhielt sie am 11.&nbsp;April um 1:29&nbsp;Uhr auf dem Rückmarsch nach [[Kiel]] beim [[Grenen|Kap Skagen]] einen Torpedotreffer durch das britische U-Boot ''[[Spearfish (U-Boot, 1936)|Spearfish]]''. Hierbei knickte das gesamte Heck weg. Es gab 15 Tote. Die Propellerwellen und das Ruder wurden zerstört, so dass der Kreuzer antriebslos und manöverierunfähig trieb. Schiff und Mannschaft hatten aber Glück: Der Torpedo war der äußerste eines Fächers, der gerade noch eben das Heck getroffen hatte. Das U-Boot hatte seine letzten vier Torpedos auf die ''Lützow'' abgeschossen und konnte keinen weiteren Angriff fahren. Mit Hilfe von drei herbeigerufenen Kuttern der [[Minensuchflottillen#19. Minensuchflottille|19.&nbsp;Minensuchflottille]] konnte das Schiff nach einem vorübergehenden Festlaufen mit 1300&nbsp;t Wasser im Rumpf nach Kiel geschleppt werden, das am Abend des 13.&nbsp;April erreicht wurde.
Nach dem Abdichten der Aussenhaut, Auspumpen der vollgelaufenen Bereiche und der provisorischen Reparatur eines der [[Elektrizitätswerk|E-Werke]], waren der hintere 28 cm Turm sowie Teile der mittleren Artillerie und Flak weiterhin einsatzbereit. Den sowjetischen Panzerverbänden, welche am nächsten Tag Stettin angriffen, konnten mit der schweren Artillerie so verheerende Verluste zugefügt werden, dass man auf russischer Seite an einen Einsatz der "Vergeltungswaffe" [[V1]] glaubte. Am 4. Mai 1945 wurde die ''Lützow'' schließlich aufgegeben und zur Selbstversenkung vorbereitet. Die beiden 28cm-Drillingstürme hatte man bereits am Tage mit Treibladungskartuschen regelrecht vollgestopft und zerstört. Der Rumpf wurde mit der übrigen Artilleriemunition und (zur Zerstörung der Aussenhaut) mit den entschärften britischen [[Luftmine|Luftminen]] gespickt.


==== Unternehmen Sommerreise ====
In der Nacht vor der Sprengung fiel die einzige noch intakte Lenzpumpe aus. Das auf dem schnell steigenden Wasserspiegel schwimmende Öl aus zerstörten Bunkern entzündete sich (vermutlich an der heißgelaufenen Lenzpumpe) und führte rasch zu einem Großbrand. Da damit gleichzeitig das einzige noch funktionsfähige E-Werk zerstört wurde (und sich die Mannschaft bis auf den Sprengoffizier, Leutnant zur See Lipps, in den nahen Wald geflüchtet hatte), war es unmöglich, das Feuer zu bekämpfen. Leutnant zur See Lipps schlief in seiner Kajüte, weil die Sprengung erst am Morgen erfolgen sollte. Er schaffte es, leicht verletzt, das Schiff gerade noch rechtzeitig zu verlassen, bevor die in seiner Kajüte aufbewahrten Zünder der Luftminen in der Hitze explodierten. Bei diesem Brand explodierten fast alle anderen Sprengladungen, wodurch das Schiff zerstört wurde.
Während der langen Reparaturzeit im Dock&nbsp;VI der Deutschen Werke in Kiel erhielt sie am 9.&nbsp;Juli 1940 bei einem Luftangriff einen Treffer durch einen Blindgänger. Im Zuge der Reparatur wurde der gerade Bug in eine leicht sichelförmige Form gebracht. Erst ab 31.&nbsp;März 1941 war die ''Lützow'' wieder einsatzbereit. Am 10.&nbsp;Juni lief sie in Begleitung von fünf Zerstörern aus Kiel aus, um im Atlantik Kreuzerkrieg zu führen. An der Südwestspitze von Norwegen erhielt sie am 12.&nbsp;Juni durch eine [[Bristol Beaufort]] einen Torpedotreffer an der Backbordseite mittschiffs. Der Treffer hatte den Ausfall der Antriebsanlage zur Folge, doch gelang es schließlich, mit eigener Kraft den Rückmarsch anzutreten. Am Nachmittag des 14.&nbsp;Juni wurde Kiel erreicht. Die Reparatur im Trockendock dauerte bis zum 17.&nbsp;Januar 1942. Dabei wurde die bisherige Schornsteinkappe durch eine wesentlich höhere ersetzt. Auf die Haube des [[Leitstand|Vormars]]-[[Entfernungsmessung|Basisgeräts]] kam eine veränderte [[Radar|Funkmesseinrichtung]].


==== Unternehmen Rösselsprung ====
Nach dem Krieg wurde die ''Lützow'' von der [[Sowjetunion]] gehoben und als [[Zielschiff]] genutzt. 1949 ist sie als solches gesunken.
Vom 18. bis 26. Mai 1942 wurde die ''Lützow'' unter starkem Begleitschutz über [[Kristiansand]] und [[Trondheim]] nach [[Narvik]] in Norwegen verlegt. Am 3.&nbsp;Juli um 0:30&nbsp;Uhr lief sie als [[Flaggschiff]] eines Flottenverbandes aus dem Ofotfjord aus, um den [[Geleitzug PQ 17|Nordmeergeleitzug PQ 17]] anzugreifen. Im [[Tjeldsund (Meerenge)|Tjeldsund]] hatte sie um 2:45&nbsp;Uhr eine Grundberührung und riss sich den Heizölbunker&nbsp;X auf, so dass sie nach Narvik zurückkehren musste. Die ''Lützow'' kehrte nach einer Notreparatur im [[Lofjord]] im August nach Kiel zurück und wurde vom 28.&nbsp;August bis zum 30.&nbsp;Oktober bei den Deutschen Werken repariert.


==== Unternehmen Regenbogen ====
==Politische Auswirkungen==
Nach einer Ausbildungsphase in der Ostsee verlegte der Kreuzer am 8.&nbsp;Dezember 1942 von Gotenhafen unter Begleitung durch Zerstörer wieder nach Norwegen. Am 16.&nbsp;Dezember erreichte er den Altafjord, wo er zur dortigen [[Kampfgruppe (Kriegsmarine)|Kampfgruppe]] trat. Im weiteren Verlauf dieses Unternehmens kam es zu der [[Schlacht in der Barentssee]]. Die ''Lützow'' erhielt keine Schäden und blieb weiterhin in Norwegen.


===Innenpolitische Widerstände===
==== Ostsee ====
Im September 1943 verlegte die ''Lützow'' zurück nach Kiel. Von Oktober 1943 bis März 1944 lag der Kreuzer in [[Liepāja|Libau]] in der Werft. Anschließend diente er als Schulschiff und führte zur Unterstützung des zurückweichenden Heeres im Oktober 1944 in der Ostsee bei Memel und [[Sõrve|Sworbe]] Landbeschießungen durch. Im Dezember war das Schiff erneut bei Memel sowie bei Elbing und Danzig gegen Landziele im Einsatz. Auch 1945 griff die ''Lützow'' im Wechsel mit den Schweren Kreuzern ''[[Prinz Eugen (Schiff, 1940)|Prinz Eugen]]'' und ''Admiral Scheer'' immer wieder in die Kämpfe um Ostpreußen ein. Im Februar wurden sowjetische Verbände bei [[Frombork|Frauenburg]], [[Elbląg|Elbing]] und [[Tolkmicko|Tolkemit]] beschossen, im März bei Danzig und Gotenhafen. Erst wegen Munitionsmangels wurde sie am 8.&nbsp;April abgezogen und lief in Swinemünde ein. Dort wurde sie aufmunitioniert, um erneut in die Landkämpfe eingreifen zu können.


=== Das Ende des Schiffes ===
Die Schiffe der '''Deutschland'''-Klasse wurden gebaut, um trotz der Bestimmungen des [[Vertrag von Versailles|Versailler Vertrags]] bezüglich des Kriegschiffbaus, [[Großkampfschiff]]e zu haben. Der Bau war mehr ein Prestigeprojekt als militärisch sinnvoll. Am 30. März 1928
Die ''Lützow'' lag noch in der [[Kanał Piastowski|Kaiserfahrt]] südlich Swinemünde vor Anker, als sie am 16.&nbsp;April 1945 von britischen [[Avro Lancaster|Lancaster-Bombern]] mit [[Tallboy (Bombe)|Tallboy-Bomben]] (5,4&nbsp;t, davon 2,4 t hochbrisanter Sprengstoff) angegriffen wurde. Ein Tallboy-Nahtreffer verursachte auf Höhe der Wasserlinie einen etwa 20&nbsp;m langen Riss. Die ''Lützow'' sank mit Schlagseite und kippte gegen die Uferböschung, entging aber knapp der völligen Vernichtung: Eine 500-kg-Bombe schlug in den Bereich der Munitionskammer des vorderen [[Geschützturm]]s ein, aber der Zünder versagte. Eine weitere 500-kg-Bombe traf das Vorschiff. Die Flak des Kreuzers konnte einen der angreifenden Lancaster-Bomber abschießen und mehrere beschädigen.
wurde im [[Reichstag]] gegen die Stimmen von [[SPD]] und [[KPD]] die erste Rate für den Bau in Höhe von 9,3 Millionen [[Reichsmark]] beschlossen. Der Bau wurde auf Grund der hohen Kosten 1928 im Wahlkampf für den [[Reichstag]] von der [[SPD]] stark kritisiert. Nach der Wahl stimmten die [[Kabinett]]smitglieder der SPD dennoch dem Bau zu. Die Reichstags[[fraktion]] und zugehörigen Kabinettsmitglieder stimmten jedoch in einer Reichstagsabstimmung am 16. November gegen den Bau. Durch dieses Vorgehen verlor die SPD an Glaubwürdigkeit und ihr wurde Heuchelei vorgeworfen. Die [[KPD]] startete ein [[Volksbegehren]] gegen den Bau. Dieses scheiterte, da sich nur 1,2 Millionen Bürger gegen den Bau aussprachen.


Nach dem Abdichten der Außenhaut, dem Auspumpen der vollgelaufenen Bereiche und der provisorischen Reparatur eines der [[Elektrizitätswerk|E-Werke]] waren der hintere 28-cm-Turm sowie Teile der mittleren Artillerie und Flak weiterhin einsatzbereit. Den sowjetischen Panzerverbänden, die am nächsten Tag [[Stettin]] angriffen, konnten mit der schweren Artillerie so schwere Verluste zugefügt werden, dass man auf russischer Seite an einen Einsatz der „Vergeltungswaffe“ [[Fieseler Fi 103|V1]] glaubte. Am 4.&nbsp;Mai 1945 wurde die ''Lützow'' schließlich aufgegeben und zur Selbstversenkung vorbereitet. Die beiden 28-cm-Drillingstürme hatte man bereits am Tage mit Treibladungskartuschen vollgestopft und zerstört. Der Rumpf wurde mit der übrigen Artilleriemunition und (zur Zerstörung der Außenhaut) mit entschärften britischen [[Luftmine]]n gespickt.
===Aussenpolitsche Wirkung===


In der Nacht vor der Sprengung fiel die einzige noch intakte Lenzpumpe aus. Das auf dem schnell steigenden Wasserspiegel schwimmende Öl aus zerstörten Bunkern entzündete sich (vermutlich an der heißgelaufenen Lenzpumpe) und führte rasch zu einem Großbrand. Da damit gleichzeitig das einzige noch funktionsfähige E-Werk zerstört wurde (und sich die Mannschaft bis auf den Sprengoffizier, Leutnant zur See Lipps, in den nahen Wald geflüchtet hatte), war es unmöglich, das Feuer zu bekämpfen. Leutnant Lipps schlief in seiner Kajüte, weil die Sprengung erst am Morgen erfolgen sollte. Ihm gelang es, leicht verletzt, das Schiff gerade noch rechtzeitig zu verlassen, bevor die in seiner Kajüte aufbewahrten Zünder der Luftminen in der Hitze explodierten. Danach explodierten fast alle anderen Sprengladungen, wodurch das Schiff ernsthaft beschädigt, jedoch nicht zerstört wurde.
Die Briten nannten diese Schiffe ''Pocket Battleships'' (Westentaschen-Schlachtschiffe). Als Reaktion auf die [[Panzerschiff]]e baute [[Frankreich]] 2 [[Schlachtkreuzer]] der [[Dunkerque]]-Klasse und es kam zu einer Welle von Schlachtschiffbauten.


Nach dem Kriegsende wurde das Wrack der Sowjetunion zugesprochen. Im Mai 1947 wurde beschlossen, das Schiff in der Ostsee zu versenken. Die 77.&nbsp;Abteilung der [[EPRON]] der [[Baltische Flotte|Baltischen Rotbannerflotte]] begutachtete das Schiff. Die Abteilungen&nbsp;V bis&nbsp;VII waren bis zur Wasserlinie geflutet. In der Abteilung&nbsp;II stand das Wasser bis zur oberen Plattform, im Doppelboden der Abteilungen&nbsp;X bis&nbsp;XI und im Bereich des Geschützturmes&nbsp;A bis zur unteren Plattform. Das Schiff hatte eine deutliche Neigung zum Bug und eine leichte Krängung nach Backbord. Das Unterwasserschiff wurde von Tauchern untersucht. Es wurden fünf Lecks unterhalb der Wasserlinie gefunden. Das größte Leck hatte Ausmaße von etwa 7&nbsp;m × 1&nbsp;m, ein weiteres 4&nbsp;m × 1&nbsp;m, die restlichen waren deutlich kleiner. Dass das Schiff noch schwamm, war darin begründet, dass der Bug auf dem Grund der Kaiserfahrt aufsaß. Die Schwimmfähigkeit wurde durch das Ausbringen von [[Lecksegel]]n und dem Verschluss aller reparierten [[Schott]]en und Luken erreicht. Durch den Einsatz von Motorpumpen wurde das Wasser aus den Abteilungen&nbsp;V bis&nbsp;VII gepumpt. Das Schiff schwamm auf und wurde mit den Motorpumpen schwimmfähig gehalten. Am 20.&nbsp;Juli 1947 wurde das Schiff zur Außenreede von Swinemünde und anschließend von dem bewaffneten Eisbrecher ''[[Suur Tõll (Schiff)|Wolynets]]'' in das vorgesehene Versenkungsgebiet geschleppt, das am 22.&nbsp;Juli 1947 um 8:25&nbsp;Uhr erreicht wurde. Das Küstenschutzboot ''SK-468'' befand sich zur Dokumentation bereits im Gebiet.
===Baudaten===


Das Versuchsprogramm sah vor, dass
*Kiellegung: [[5. Februar]] [[1929]]
*Stapellauf: [[19. Mai]] [[1931]]
*Indienststellung: [[1. April]] [[1933]]
*Bauwerft: [[Deutsche Werke AG|Deutsche Werke]] [[Kiel]]


# eine 500-kg-Bombe ([[Freifallbombe|FAB-500]]) auf dem Dach des Gefechtsstandes, eine 100-kg-Bombe ([[Freifallbombe|FAB-100]]) vor dem Turm A und eine weitere 100-kg-Bombe an den Aufbauten direkt hinter dem Schornstein gleichzeitig gezündet werden,
===Technische Daten nach Umbau 1940/41===
# eine 500-kg-Bombe ([[Freifallbombe|FAB-500]]) an den Aufbauten beim Katapult gezündet wird
# eine [[Freifallbombe|FAB-500]] im Panzerdeck hinter der Barbette des Turmes A gezündet wird
# eine 250-kg-Bombe ([[Freifallbombe|FAB-250]]) auf dem Oberdeck, eine weitere FAB-250 auf dem Panzerdeck über dem zweiten Maschinenraum sowie eine FAB-100 auf dem Panzerdeck zwischen Spill und der Barbette des Turmes A gezündet wird.


Um 10:25 Uhr erfolgte die erste Explosion. Die Detonation der FAB-500 durchschlug das Dach des Gefechtsstandes, die FAB-100 vor Turm&nbsp;A zündete nicht, die zweite FAB-100 nur teilweise. Der Versuchsaufbau wurde geändert. Unter den 28-cm-Rohren des Turmes&nbsp;A wurde eine FAB-250 aufgehängt. Die FAB-100 der ersten Zündung wurden erneut vorbereitet. Die zweite Explosion erfolgte um 12:45&nbsp;Uhr. Die beiden FAB-100 detonierten erneut nicht. Die Detonation der FAB-250 verursachte nur leichte Beschädigungen im Bereich der Back. Die FAB-500 zerstörte die Fundamente des Katapults, durchschlug das Deck und führte zu einem Brand, der schnell verlosch. Es wurde die Entscheidung getroffen, die Motorpumpen zu entfernen und die Bomben der dritten und vierten Versuchsserie gleichzeitig zu zünden. Auf der Back wurde eine weitere FAB-500 platziert. Um 15:45&nbsp;Uhr erfolgte die dritte Explosion. Es waren nur äußere Beschädigungen im Bereich des Turmes&nbsp;A zu sehen. Die Back war bis zum Panzergürtel aufgerissen. Das Schiff nahm langsam Wasser auf und begann über den Bug zu sinken. Um 16:23&nbsp;Uhr tauchte der Vorsteven unter, und eine Minute später kam das Heck aus dem Wasser. Mit etwa 30° Neigung und einer leichten Krängung nach Backbord versank das Schiff.<ref>Hans-Georg Prager: ''Panzerschiff Deutschland / Schwerer Kreuzer Lützow.''</ref><ref>Kapitän 1. Ranges, Kandidat der Militärwissenschaften, Professor V.P. Kuzin: ''Die Historie des Kreuzers „Lützow“ (ex. Panzerschiff „Deutschland“) nach 1945 aus russischer Sicht.'' TAIFUN 04/1998, Übersetzung durch Olaf Pestow.</ref>
*Wasserverdrängung (Standard): 12.100 t
*Wasserverdrängung (maximal): 15.900 t
*Länge: 181,7 [[Meter|m]] (Wasserlinie) / 186 m (über alles, später 187,9 m)
*Breite: 20,69 m
*Tiefgang: 7,25 m
*Maschinen: 8 MAN 9-Zylinder Dieselmotoren mit insgesamt 48.390 [[Pferdestärke|PS]]
*Geschwindigkeit: 28 [[Knoten (Geschwindigkeit)|kn]] (52 km/h)
*Treibstoffvorrat: 2750 t
*Fahrbereich:
**10.000 [[Seemeile|sm]] bei 20 kn
**16.600 sm bei 14 kn
**17.400 sm bei 13 kn
*'''Panzerung'''
**Deck: 30-45 mm
*Gürtelpanzer:
** unterer Bereich: 50 mm
** oberer Bereich: 80 mm
*Panzerquerschotts: 60 mm
*Torpedoschotts: 30 mm
**Aufbauten: bis zu 99 mm
**Vorderer Kommandostand:
***Decke: 50 mm
***Seiten: 150 mm
**28 cm Geschütztürme
***Stirnwände: 140 mm
***Turmdecken: 90-105 mm
***Rückwände: 170 mm
***Seiten: 75-85 mm
**15 cm Türme: Dicke der Schutzschilde 10 mm
*'''Bewaffnung'''
**6 Geschütze 28 cm L/52 C/28 in zwei Drillingstürmen
***Turmgewicht: 590 t
***Rohrgewicht: 48,2 t
***Geschossgewicht (APC, HE): 300 kg
***Geschosslänge
****APC: 104,7 cm
****HE: 118,8 cm
***Feuerrate: 2,5 Schuss pro Rohr/Min
***Mündungsgeschwindigkeit: 910 Meter/Sekunde
***Reichweite bei 40° (APC): 36.475 m
***Lebensdauer: ca. 340 Schuss
***Munitionsvorrat pro Rohr: variierte zwischen 105-120 Schuss
**8 Geschütze 15 cm L/55 C/28 in Einzellafetten
***Turmgewicht: 24,83 t
***Rohrgewicht: 9,08 t
***Geschossgewicht (APC, HE): 45,3 kg
***Geschosslänge
****APC: 55.5 cm
****HE m. Kopfzünder: 65.5 cm
****HE m. Bodenzünder: 67.9 cm
****Lebensdauer: ca. 1100 Schuss
***Feuerrate: 6-8 Schuss/Min
***Mündungsgeschwindigkeit: 875 Meter/Sekunde
***Reichweite bei 35° (HE): 22.000 m
**3 Geschütze 8,8 cm L/78 C/31 (1934/35 auf 6 Geschütze aufgestockt)
***beim Umbau durch 6 10,5 cm L/65 C/33 Kanonen ersetzt
****Gewicht eines Rohrs: 4.56 t
****Feuerrate: 15-18 Schuss/Minute
****Lebensdauer: ca. 2950 Schuss
****Mündungsgeschwindigkeit (HE): 900 Meter/Sekunde
****Reichweite:
*****bei 45° (HE): 17.700 m
*****bei 85° (HE): 12.500 m
**8 MK 3,7 cm L/83 C/30
***Turmgewicht: 3,67 t
***Rohrgewicht: 243 kg
***Mündungsgeschwindigkeit: 1000 Meter/Sekunde
***Reichweite: bei 45° 8500 m / bei 85° 6800 m
***Lebensdauer: 7500 Schuss
***Munitionsvorrat: 6000 Schuss pro Rohr
***Feuerrate: 30 Schuss/Minute
**10 2 cm L/65 [[Flugabwehrkanone|Flak]] [[Maschinenkanone|MK]]
**8 53,3 cm Torpedorohre in 2 Vierlingsgruppen auf dem Deck
**2 Wasserflugzeuge (1 Katapult)
***bis 1939: [[Heinkel He 60|Heinkel He 60D]]
***ab 1939: [[Arado Ar 196|Arado 196]]
*Besatzung: bis zu 1100 Mann
*Baukosten: rund 80 Millionen [[Reichsmark]]


Das Wrack wird in 110&nbsp;m Wassertiefe vermutet.
===Kommandanten===


=== Kommandanten ===
*Kapitän zur See Hermann v. Fischel: April 1933 - September 1935
{| class="wikitable"
*Kapitän zur See Paul Fanger: September 1935 - September 1937
|-
*Kapitän zur See Paul Werner Wenneker: Oktober 1937 - November 1939
| 1. April 1933 bis 29. September 1935 || [[Kapitän zur See]] [[Hermann von Fischel]]
*Kapitän zur See August Thiele: Dezember 1939 - April 1940
|-
*Korvettenkapitän Weber: April 1940 - Juni 1940
| 30. September 1935 bis 2. September 1937 || Kapitän zur See [[Paul Fanger]]
*Kapitänleutnant Heller: Juni 1940 - August 1940
|-
*kein Kommandant (ab [[8. August]] 1940 außer Dienst gestellt bis [[30. März]] 1941)
| 3. September 1937 bis 29. November 1939 || Kapitän zur See [[Paul Wenneker]]
*Kapitän zur See Leo Kreisch: 31. März 1941 - Juli 1941
|-
*Kapitän zur See Rudolf Stange: Juli 1941 - November 1943
| 30. November 1939 bis 18. April 1940 || Kapitän zur See [[August Thiele]]
*Kapitän zur See Leo Kreisch: September 1941 - Januar 1942
|-
*Fregattenkapitän Bieserfeld: November 1943 - Dezember 1943
| 19. April bis 23. Juni 1940 || [[Fregattenkapitän]] [[Fritz Krauss (Marineoffizier)|Fritz Krauss]] <small>(mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)</small>
*Kapitän zur See Bodo-Heinrich Knoke: Januar 1944 - April 1945
|-
*Fregattenkapitän Ernst Lange: April 1945 - Mai 1945
| Juni 1940 || [[Korvettenkapitän]] [[Robert Weber (Marineoffizier)|Robert Weber]] <small>(als Erster Artillerieoffizier mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)</small>
|-
| Juni bis August 1940 || [[Kapitänleutnant]] Wolfgang Heller
|-
| 31. März bis Juli 1941 || Kapitän zur See [[Leo Kreisch]]
|-
| Juli 1941 bis November 1943 || Kapitän zur See [[Rudolf Stange (Admiral)|Rudolf Stange]]
|-
|Juli 1941 bis Dezember 1941
|Bodo-Heinrich Knoke <small>(als Erster Offizier mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)</small>
|-
| September 1941 bis Januar 1942 || Kapitän zur See Leo Kreisch <small>(in Vertretung)</small>
|-
| November bis Dezember 1943 || Fregattenkapitän [[Horst Biesterfeld]] <small>(in Vertretung)</small>
|-
| Januar 1944 bis April 1945 || Kapitän zur See Bodo-Heinrich Knoke
|-
| November 1944 || Kapitän zur See [[Gerhardt Böhmig]] <small>(in Vertretung)</small>
|-
| April bis Mai 1945 || Fregattenkapitän Ernst Lange <small>(mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)</small>
|}


== Erinnerung ==
===Schwesterschiffe===
Auf dem [[Nordfriedhof (Kiel)|Nordfriedhof Kiel]] erinnert eine Stele an die Gefallenen im Oslofjord.


== Bekannte Besatzungsangehörige ==
Die Klasse bestand aus 3 Einheiten. Die Schwesterschiffe des Panzerschiff A: ''Panzerschiff Deutschland'' (später: ''Schwerer Kreuzer Lützow'') waren:
* [[Werner Ehrhardt (Admiral)|Werner Ehrhardt]] (1898–1967), war von 1957 bis 1960, als [[Konteradmiral]], erster Kommandeur des [[Kommando der Marineausbildung|Kommandos der Marineausbildung]] (KdoMarAusb)
* [[Fritz Fabricius]] (1919–2004), Rechtswissenschaftler
* [[Paul Hartwig (Admiral)|Paul Hartwig]] (1915–2014), war von 1972 bis 1975 als [[Vizeadmiral]] [[Flottenkommando|Befehlshaber der Flotte]]
* [[Gert Jeschonnek]] (1912–1999), war von 1967 bis 1971 dritter [[Inspekteur der Marine]]
* [[Heinz Kühnle]] (1915–2001), war von 1971 bis 1975 vierter Inspekteur der Marine
* [[Hans Georg Prager]] (1925–2018), deutscher Schifffahrtskonsulent (Berater, Rechtsbeistand), Schriftsteller und Publizist
* [[Hans Pusback]] (1891–1965), Kapitän, [[Korvettenkapitän]], Kaufmann, Politiker (CDU) und Mitglied der [[Bremische Bürgerschaft|Bremischen Bürgerschaft]].
* [[Karl E. Smidt]] (1903–1984), war von 1961 bis 1963 als [[Konteradmiral]] [[NATO]]-Befehlshaber der deutschen Flotte mit Befehlsgewalt über Nord- und Ostsee


== Marsch ==
* Panzerschiff B: ''[[Admiral Scheer (Schiff)|Admiral Scheer]]''
1937 komponierte Erich Schuhmann den ''Marinemarsch Panzerschiff Deutschland'', der als HM II, 156 auch Aufnahme in die [[Armeemarschsammlung#Heeresmarschsammlung|Heeresmarschsammlung]] fand.
* Panzerschiff C: ''[[Admiral Graf Spee (Schiff)|Admiral Graf Spee]]''


== Literatur ==
== Literatur ==
*Gerhard Koop & Klaus-Peter Schmolke: ''Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse'', Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76375-919-0
* Francois-Emmanuel Brezet: ''Die deutsche Kriegsmarine. 1933–1945.'' Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2238-5.
* {{Literatur|Autor=[[Erich Gröner]], Dieter Jung, Martin Maass|Titel=Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945|Band=Band 1: ''Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote''|Verlag=Bernard & Graefe Verlag|Ort=München|Datum=1982|Seiten=87–90|ISBN=3-7637-4800-8}}
*Hans G. Prager: ''Panzerschiff Deutschland, Schwerer Kreuzer Lützow'', Koehlers Verlagsgesellschaft, ISBN 3-78220-798-X
* {{Literatur|Autor=[[Hans Hildebrand (Marinehistoriker)|Hans H. Hildebrand]], Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz|Titel=Die deutschen Kriegsschiffe, Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart|Band=Band 2: Schiffsbiographien von Baden bis Eber|Verlag=Mundus Verlag|Ort=Ratingen|Seiten=246–260|Kommentar=genehmigte Lizenzausgabe Koehler, Herford 1985}}
* {{Literatur|Autor=Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz|Titel=Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart|Band=Band 6: Schiffsbiographien von Lützow bis Preußen|Verlag=Mundus Verlag|Ort=Ratingen|Seiten=21–25|Kommentar=genehmigte Lizenzausgabe Koehler, Herford 1993, ISBN 3-7822-0497-2}}
* Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: ''Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse. Deutschland/Lützow – Admiral Scheer – Admiral Graf Spee.'' Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1993, ISBN 3-7637-5919-0.
* Hans G. Prager: ''Panzerschiff Deutschland, Schwerer Kreuzer Lützow. Ein Schiffs-Schicksal vor den Hintergründen seiner Zeit.'' Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0798-X.
* {{Literatur|Autor=Gert Sandhofer|Titel=Das Panzerschiff „A“ und die Vorentwürfe von 1920 bis 1928|Sammelwerk=Militärgeschichtliche Mitteilungen|Band=Vol. 2|Nummer=3|Datum=1968|Seiten=35–62}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|DKM Deutschland}}
{{Commons|Deutschland (1931)|''Deutschland''}}
* [http://www.german-navy.de/kriegsmarine/ships/panzerschiffe/deutschland/index.html www.german-navy.de] <small>(engl.)</small>
* [http://www.german-navy.de/kriegsmarine/ships/panzerschiffe/deutschland/index.html www.german-navy.de] <small>(engl.)</small>
* [http://www.deutschland-class.dk/deutschland_luetzow/deutschland_luetzow_menu.html www.deutschland-class.dk] <small>(engl.)</small>
* [http://www.deutschland-class.dk/deutschland_luetzow/deutschland_luetzow_menu.html www.deutschland-class.dk] <small>(engl.)</small>
* [http://www.marinemodell-fotoarchiv.de/fotoarchiv/flottenparade/flottenparade2001/Deutsch/deutschland_luetzow.html Bilder von Modellnachbauten aus dem Jahre 2001]
* [http://www.marinemodell-fotoarchiv.de/fotoarchiv/flottenparade/flottenparade2001/Deutsch/deutschland_luetzow.html Bilder von Modellnachbauten aus dem Jahre 2001]


== Fußnoten ==
{{Navigationsleiste Panzerschiffe WWII}}
<references responsive />


{{Navigationsleiste Panzerschiffe der Deutschland-Klasse}}
[[Kategorie:Militärschiff (Kriegsmarine)|Lützow, Panzerschiff]]
[[Kategorie:Panzerschiff|Lützow, Panzerschiff]]
[[Kategorie:Zweiter Weltkrieg (Schiff)|Lützow]]


{{SORTIERUNG:Deutschland #1933}}
[[en:German pocket battleship Deutschland]]
[[Kategorie:Deutschland-Klasse (1933)]]
[[sr:Немачки џепни бојни брод Дојчланд]]
[[Kategorie:Schiff im Spanischen Bürgerkrieg]]
[[Kategorie:Schiffsverlust im Zweiten Weltkrieg]]
[[Kategorie:Schiffsverlust 1945]]
[[Kategorie:Deutsche Werke]]
[[Kategorie:Deutsch-Sowjetischer Krieg]]

Aktuelle Version vom 1. November 2024, 01:39 Uhr

Deutschland
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
andere Schiffsnamen

Lützow (1939–1947)

Schiffstyp Panzerschiff
Klasse Deutschland-Klasse
Bauwerft Deutsche Werke, Kiel
Baunummer 219
Baukosten 80.000.000 Reichsmark
Stapellauf 19. Mai 1931
Indienststellung 1. April 1933
Verbleib am 22. Juli 1947 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 186,0 m (Lüa)
181,7 m (KWL)
Breite 20,69 m
Tiefgang (max.) 7,25 m
Verdrängung Standard: 10.600 tn.l.
Konstruktion: 12.630 t
maximal: 14.290 tn.l.
 
Besatzung 951 bis 1.150 Mann
Maschinenanlage
Maschine 8 × 9-Zyl.-Diesel MAN (Typ M9Z42/58)
Maschinen­leistung 48.390 PS (35.591 kW)
Höchst­geschwindigkeit 28,0 kn (52 km/h)
Propeller 2 × dreiflügelig ⌀ 4,4 m
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 60–80 mm
  • Deck: 18–40 mm
  • Oberdeck: 18 mm
  • Torpedoschott: 45 mm
  • vorderer Kommandoturm: 50–150 mm
  • achterer Kommandoturm: 20–50 mm
  • Mars: 14 mm
  • Türme: 85–140 mm
  • Schutzschilde: 10 mm

Das Panzerschiff Deutschland bzw. Lützow war ein Kriegsschiff der deutschen Reichs- und Kriegsmarine. Sie war das Typschiff der ursprünglich „Panzerschiffe“ genannten Deutschland-Klasse. Über den Bau des Schiffes unter der Bezeichnung „Panzerkreuzer A“ wurde im Wahlkampf zur Reichstagswahl 1928 heftig gestritten. Die Zustimmung der SPD entgegen eigenen Wahlversprechen machte den Bau jedoch möglich. Das Schiff lief 1931 bei den Deutschen Werken in Kiel vom Stapel und wurde zwei Jahre später in Dienst gestellt. Im November 1939 wurde der Name in Lützow geändert, und im Februar 1940 wurden die Lützow und das zweite verbliebene Schiff der Klasse, die Admiral Scheer, in Schwere Kreuzer umklassifiziert.

Die Namensänderung erfolgte, da Hitler die Propagandawirkung einer eventuellen Versenkung eines Schiffes mit Namen Deutschland vermeiden wollte.[1] Der Schwere Kreuzer Lützow, das letzte Schiff der Admiral-Hipper-Klasse, wurde im Herbst 1939 unvollendet an die Sowjetunion verkauft. Der dadurch vakant gewordene Name wurde auf das bisherige Panzerschiff Deutschland übertragen. Namensgeber der Lützow war der preußische General Adolf von Lützow, nach dem auch schon der in der Skagerrakschlacht versenkte Große Kreuzer Lützow der Kaiserlichen Marine benannt gewesen war.

Einsätze und Geschichte

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Kontroverse um den „Panzerkreuzer A“ ab 1927

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Nach dem Ersten Weltkrieg verfügte Deutschland über keine modernen größeren Kriegsschiffe mehr. Der Versailler Vertrag gestand der Marine lediglich sechs veraltete Linienschiffe der Braunschweig- und Deutschland-Klasse zu, 1920 wurden zwei weitere als Reserveeinheiten genehmigt. Außerdem wurde seitens der Alliierten festgelegt, dass diese schweren Einheiten nach 20 Jahren durch Schiffe mit 10.000 Tonnen Verdrängung ersetzt werden durften, wobei nicht näher erläutert wurde, wie die Verdrängung zu berechnen sei.[2] Nachdem bereits 1920 erste Überlegungen zum Ersatz der Linienschiffe durch Neubauten angestellt worden waren, kam es ab 1926 zu konkreten Planungen.[3] 1927 tauchten erstmals Pläne für den Bau eines „Panzerkreuzers A“ im Wehretat des Reichstages auf. Über das Thema wurde im Wahlkampf zur Reichstagswahl 1928 heftig gestritten, die SPD und KPD traten mit der Losung „Für Kinderspeisung – gegen Panzerkreuzerbau!“ an und konnten beide erhebliche Stimmenzuwächse verbuchen. Bei der Regierungsbildung stimmten jedoch die Minister der SPD Rudolf Hilferding, Carl Severing und Rudolf Wissell sowie der neu gewählte Reichskanzler Hermann Müller unter dem Druck der DVP dem Bau zu.[4] Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Breitscheid rechtfertigte das Stimmverhalten der sozialdemokratischen Minister mit den Worten:

„Indem wir uns zum Eintritt in die Regierung bereit erklärten, nahmen wir den Panzerkreuzer ‚A‘ mit in Kauf. Immerhin waren wir berechtigt, anzunehmen, dass unsere vier Minister mit Nein stimmen und andere Ausgaben, insbesondere solche für sozialpolitische Zwecke, für vordringlicher erklären würden als die für den Schiffsersatzbau. Wir waren dazu auch entschlossen, aber nun machten ihnen die Demokraten insofern einen Strich durch die Rechnung, als sie erklärten, sich in jedem Falle der Entscheidung der Sozialdemokratie anschließen zu wollen. Damit wäre eine Mehrheit für die Ablehnung entstanden, und das hätte die Krisis bedeutet, die unsere Genossen vermeiden wollten.“[5]

Die KPD bezichtigte die SPD daraufhin des Verrats an ihren Wählern und begann eine Volksabstimmung gegen SPD und Panzerkreuzer. Die notwendigen Stimmen kamen jedoch nicht zusammen. Im Oktober 1928 titelte ein Extrablatt der KPD „Hurra der Panzerkreuzer A ist da – schwerer als 9 Millionen Stimmzettel.“[6]

Die Anfangszeit

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Stapellauf am 19. Mai 1931
Reichspräsident Hindenburg auf dem Weg zur Schiffstaufe. Ganz rechts Admiral Erich Raeder.

Bereits vor seiner Indienststellung sorgte das Schiff für ein Kuriosum: Beim Stapellauf machte es sich (wegen eines zu früh gelösten Ablaufblocks) selbständig. Es ließ sich selbst vom Stapel, was allgemeine Heiterkeit unter den Taufgästen auslöste. Der Taufpate Reichspräsident Paul von Hindenburg kommentierte dies mit den Worten: „Ich glaube, der Kahn ist Abstinenzler“. Nach der Indienststellung wurde an Bord des Panzerschiffs im Rahmen mehrerer Auslandsreisen mit der Ausbildung des Marinenachwuchses begonnen.

Adolf Hitler und Erich Raeder (rechts unter dem Geschützrohr) an Bord der Deutschland, 1934

Spanischer Bürgerkrieg

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Als 1936 in Spanien der Bürgerkrieg ausbrach, wurde die Deutschland zur Seeraumkontrolle in spanische Gewässer beordert. Beim vierten Spanieneinsatz wurde sie am 29. Mai 1937 auf der Reede von Ibiza von republikanischen Flugzeugen angegriffen. Zwei Bombentreffer forderten 31 Tote und 75 Verwundete. Die Toten wurden zunächst in Gibraltar beerdigt, dann aber auf Befehl Hitlers exhumiert und mit dem Panzerschiff nach Deutschland gebracht. Die Gräber und ein Ehrenmal befinden sich auf dem Ehrenfriedhof der Marine im Wilhelmshavener Stadtpark. Zum Gedenken an den Angriff waren an allen öffentlichen Gebäuden des Reichs vom 31. Mai bis 2. Juni die Flaggen auf halbmast zu setzen.[7]

Im September 1938, während der Sudetenkrise, wurde das Schiff in eine Warteposition im Seegebiet zwischen den Azoren und den Kanaren beordert, um von dort aus im Falle des Ausbruchs von Feindseligkeiten Handelskrieg zu führen. Zur in diesem Falle notwendigen Versorgung wurde das Trossschiff Samland hinzubefohlen. Beide Schiffe kehrten im Oktober nach der Beilegung der Krise wieder nach Deutschland zurück.

Wiederbesetzung des Memelgebietes

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Am 23. März 1939 schiffte sich Reichskanzler Adolf Hitler auf der Deutschland ein, um den Hafen von Memel anzulaufen. Dies war als Machtdemonstration gegenüber Litauen gedacht, das im Januar 1923 anlässlich der sogenannten Klaipėda-Revolte das Memelgebiet annektiert hatte.[8]

Zweiter Weltkrieg

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Vorstoß in den Nordatlantik

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Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Deutschland am 24. August von Wilhelmshaven aus in den Nordatlantik gesandt, um nach dem Kriegsausbruch Handelskrieg zu führen. Unterstützt wurde sie vom Trossschiff Westerwald, das die Deutschland achtmal versorgte. Am 25./26. September erlaubte die Seekriegsleitung per Funk die Handelskriegsführung. Am 6. Oktober versenkte die Deutschland den britischen Dampfer Stonegate (5.044 BRT), am 14. Oktober die norwegische Lorentz W. Hansen (1.918 BRT), die Holz für Großbritannien geladen hatte. Obwohl die Vereinigten Staaten ihre Neutralität erklärt hatten, ließ der Kommandant am 9. Oktober den alten US-Frachter City of Flint (4.963 BRT), der Schmieröl transportierte, südwestlich von Neufundland als Prise beschlagnahmen und schickte ihn mit einer Prisenmannschaft nach Deutschland. Am 22. Oktober traf das Schiff ungehindert in Tromsø ein. Die norwegischen Behörden internierten die Prisenmannschaft und schickten die City of Flint zurück in die USA. Am 15. November 1939 kehrte die Deutschland nach Kiel zurück, wo sie auf Führerbefehl den neuen Namen Lützow erhielt und zum Schweren Kreuzer umklassifiziert wurde. Die Umbenennung erfolgte, um den Alliierten einen propagandistischen Erfolg bei der möglichen Versenkung eines Schiffs namens Deutschland zu verwehren. Am 17. November erreichte sie Gotenhafen. Am 24./25. November war sie Flaggschiff eines von Wilhelmshaven aus operierenden Verbandes zur Handelskriegführung im Skagerrak. Das Unternehmen blieb erfolglos. Danach ging sie zur Grundüberholung in die Danziger Werft, wobei sie auch statt des bisherigen senkrechten Bugs einen Atlantik- oder Klipperbug erhielt. Im März 1940 lag sie wieder auslaufbereit in Wilhelmshaven.

Unternehmen Weserübung

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Die Lützow nach dem Torpedotreffer des britischen U-Boots Spearfish, April 1940

Im April 1940 nahm der nunmehrige Schwere Kreuzer Lützow an der Besetzung Norwegens teil, wo er der Gruppe 5 zugeteilt war, die Oslo einnehmen sollte. Die Lützow lief am 7. April durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Kiel. Sie schloss sich der aus Swinemünde kommenden Gruppe 5 an und stand am 9. April vor dem Oslofjord. Nachdem das Flaggschiff der Gruppe, der Schwere Kreuzer Blücher, in der Drøbak-Enge versenkt worden war und die Lützow drei Treffer erhalten hatte, die sechs Tote und 25 Verwundete kosteten, wobei unter anderem das Schiffslazarett völlig ausbrannte, beschloss Kapitän zur See Thiele, die Gebirgsjäger weiter südlich in Sonsbukten auszuschiffen. Erst als mit Unterstützung durch die Luftwaffe schließlich die Gebirgsjäger die Landbatterien ausgeschaltet hatten, liefen die Lützow und die übrigen Schiffe der Gruppe 5 am 10. April Oslo an.

Die Lützow nach dem Torpedotreffer im Kieler Hafen

Sie fuhr darauf nach Horten, wurde aber zur sofortigen Instandsetzung in die Heimat zurückbeordert. Ohne Geleitschutz fahrend, erhielt sie am 11. April um 1:29 Uhr auf dem Rückmarsch nach Kiel beim Kap Skagen einen Torpedotreffer durch das britische U-Boot Spearfish. Hierbei knickte das gesamte Heck weg. Es gab 15 Tote. Die Propellerwellen und das Ruder wurden zerstört, so dass der Kreuzer antriebslos und manöverierunfähig trieb. Schiff und Mannschaft hatten aber Glück: Der Torpedo war der äußerste eines Fächers, der gerade noch eben das Heck getroffen hatte. Das U-Boot hatte seine letzten vier Torpedos auf die Lützow abgeschossen und konnte keinen weiteren Angriff fahren. Mit Hilfe von drei herbeigerufenen Kuttern der 19. Minensuchflottille konnte das Schiff nach einem vorübergehenden Festlaufen mit 1300 t Wasser im Rumpf nach Kiel geschleppt werden, das am Abend des 13. April erreicht wurde.

Unternehmen Sommerreise

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Während der langen Reparaturzeit im Dock VI der Deutschen Werke in Kiel erhielt sie am 9. Juli 1940 bei einem Luftangriff einen Treffer durch einen Blindgänger. Im Zuge der Reparatur wurde der gerade Bug in eine leicht sichelförmige Form gebracht. Erst ab 31. März 1941 war die Lützow wieder einsatzbereit. Am 10. Juni lief sie in Begleitung von fünf Zerstörern aus Kiel aus, um im Atlantik Kreuzerkrieg zu führen. An der Südwestspitze von Norwegen erhielt sie am 12. Juni durch eine Bristol Beaufort einen Torpedotreffer an der Backbordseite mittschiffs. Der Treffer hatte den Ausfall der Antriebsanlage zur Folge, doch gelang es schließlich, mit eigener Kraft den Rückmarsch anzutreten. Am Nachmittag des 14. Juni wurde Kiel erreicht. Die Reparatur im Trockendock dauerte bis zum 17. Januar 1942. Dabei wurde die bisherige Schornsteinkappe durch eine wesentlich höhere ersetzt. Auf die Haube des Vormars-Basisgeräts kam eine veränderte Funkmesseinrichtung.

Unternehmen Rösselsprung

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Vom 18. bis 26. Mai 1942 wurde die Lützow unter starkem Begleitschutz über Kristiansand und Trondheim nach Narvik in Norwegen verlegt. Am 3. Juli um 0:30 Uhr lief sie als Flaggschiff eines Flottenverbandes aus dem Ofotfjord aus, um den Nordmeergeleitzug PQ 17 anzugreifen. Im Tjeldsund hatte sie um 2:45 Uhr eine Grundberührung und riss sich den Heizölbunker X auf, so dass sie nach Narvik zurückkehren musste. Die Lützow kehrte nach einer Notreparatur im Lofjord im August nach Kiel zurück und wurde vom 28. August bis zum 30. Oktober bei den Deutschen Werken repariert.

Unternehmen Regenbogen

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Nach einer Ausbildungsphase in der Ostsee verlegte der Kreuzer am 8. Dezember 1942 von Gotenhafen unter Begleitung durch Zerstörer wieder nach Norwegen. Am 16. Dezember erreichte er den Altafjord, wo er zur dortigen Kampfgruppe trat. Im weiteren Verlauf dieses Unternehmens kam es zu der Schlacht in der Barentssee. Die Lützow erhielt keine Schäden und blieb weiterhin in Norwegen.

Im September 1943 verlegte die Lützow zurück nach Kiel. Von Oktober 1943 bis März 1944 lag der Kreuzer in Libau in der Werft. Anschließend diente er als Schulschiff und führte zur Unterstützung des zurückweichenden Heeres im Oktober 1944 in der Ostsee bei Memel und Sworbe Landbeschießungen durch. Im Dezember war das Schiff erneut bei Memel sowie bei Elbing und Danzig gegen Landziele im Einsatz. Auch 1945 griff die Lützow im Wechsel mit den Schweren Kreuzern Prinz Eugen und Admiral Scheer immer wieder in die Kämpfe um Ostpreußen ein. Im Februar wurden sowjetische Verbände bei Frauenburg, Elbing und Tolkemit beschossen, im März bei Danzig und Gotenhafen. Erst wegen Munitionsmangels wurde sie am 8. April abgezogen und lief in Swinemünde ein. Dort wurde sie aufmunitioniert, um erneut in die Landkämpfe eingreifen zu können.

Das Ende des Schiffes

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Die Lützow lag noch in der Kaiserfahrt südlich Swinemünde vor Anker, als sie am 16. April 1945 von britischen Lancaster-Bombern mit Tallboy-Bomben (5,4 t, davon 2,4 t hochbrisanter Sprengstoff) angegriffen wurde. Ein Tallboy-Nahtreffer verursachte auf Höhe der Wasserlinie einen etwa 20 m langen Riss. Die Lützow sank mit Schlagseite und kippte gegen die Uferböschung, entging aber knapp der völligen Vernichtung: Eine 500-kg-Bombe schlug in den Bereich der Munitionskammer des vorderen Geschützturms ein, aber der Zünder versagte. Eine weitere 500-kg-Bombe traf das Vorschiff. Die Flak des Kreuzers konnte einen der angreifenden Lancaster-Bomber abschießen und mehrere beschädigen.

Nach dem Abdichten der Außenhaut, dem Auspumpen der vollgelaufenen Bereiche und der provisorischen Reparatur eines der E-Werke waren der hintere 28-cm-Turm sowie Teile der mittleren Artillerie und Flak weiterhin einsatzbereit. Den sowjetischen Panzerverbänden, die am nächsten Tag Stettin angriffen, konnten mit der schweren Artillerie so schwere Verluste zugefügt werden, dass man auf russischer Seite an einen Einsatz der „Vergeltungswaffe“ V1 glaubte. Am 4. Mai 1945 wurde die Lützow schließlich aufgegeben und zur Selbstversenkung vorbereitet. Die beiden 28-cm-Drillingstürme hatte man bereits am Tage mit Treibladungskartuschen vollgestopft und zerstört. Der Rumpf wurde mit der übrigen Artilleriemunition und (zur Zerstörung der Außenhaut) mit entschärften britischen Luftminen gespickt.

In der Nacht vor der Sprengung fiel die einzige noch intakte Lenzpumpe aus. Das auf dem schnell steigenden Wasserspiegel schwimmende Öl aus zerstörten Bunkern entzündete sich (vermutlich an der heißgelaufenen Lenzpumpe) und führte rasch zu einem Großbrand. Da damit gleichzeitig das einzige noch funktionsfähige E-Werk zerstört wurde (und sich die Mannschaft bis auf den Sprengoffizier, Leutnant zur See Lipps, in den nahen Wald geflüchtet hatte), war es unmöglich, das Feuer zu bekämpfen. Leutnant Lipps schlief in seiner Kajüte, weil die Sprengung erst am Morgen erfolgen sollte. Ihm gelang es, leicht verletzt, das Schiff gerade noch rechtzeitig zu verlassen, bevor die in seiner Kajüte aufbewahrten Zünder der Luftminen in der Hitze explodierten. Danach explodierten fast alle anderen Sprengladungen, wodurch das Schiff ernsthaft beschädigt, jedoch nicht zerstört wurde.

Nach dem Kriegsende wurde das Wrack der Sowjetunion zugesprochen. Im Mai 1947 wurde beschlossen, das Schiff in der Ostsee zu versenken. Die 77. Abteilung der EPRON der Baltischen Rotbannerflotte begutachtete das Schiff. Die Abteilungen V bis VII waren bis zur Wasserlinie geflutet. In der Abteilung II stand das Wasser bis zur oberen Plattform, im Doppelboden der Abteilungen X bis XI und im Bereich des Geschützturmes A bis zur unteren Plattform. Das Schiff hatte eine deutliche Neigung zum Bug und eine leichte Krängung nach Backbord. Das Unterwasserschiff wurde von Tauchern untersucht. Es wurden fünf Lecks unterhalb der Wasserlinie gefunden. Das größte Leck hatte Ausmaße von etwa 7 m × 1 m, ein weiteres 4 m × 1 m, die restlichen waren deutlich kleiner. Dass das Schiff noch schwamm, war darin begründet, dass der Bug auf dem Grund der Kaiserfahrt aufsaß. Die Schwimmfähigkeit wurde durch das Ausbringen von Lecksegeln und dem Verschluss aller reparierten Schotten und Luken erreicht. Durch den Einsatz von Motorpumpen wurde das Wasser aus den Abteilungen V bis VII gepumpt. Das Schiff schwamm auf und wurde mit den Motorpumpen schwimmfähig gehalten. Am 20. Juli 1947 wurde das Schiff zur Außenreede von Swinemünde und anschließend von dem bewaffneten Eisbrecher Wolynets in das vorgesehene Versenkungsgebiet geschleppt, das am 22. Juli 1947 um 8:25 Uhr erreicht wurde. Das Küstenschutzboot SK-468 befand sich zur Dokumentation bereits im Gebiet.

Das Versuchsprogramm sah vor, dass

  1. eine 500-kg-Bombe (FAB-500) auf dem Dach des Gefechtsstandes, eine 100-kg-Bombe (FAB-100) vor dem Turm A und eine weitere 100-kg-Bombe an den Aufbauten direkt hinter dem Schornstein gleichzeitig gezündet werden,
  2. eine 500-kg-Bombe (FAB-500) an den Aufbauten beim Katapult gezündet wird
  3. eine FAB-500 im Panzerdeck hinter der Barbette des Turmes A gezündet wird
  4. eine 250-kg-Bombe (FAB-250) auf dem Oberdeck, eine weitere FAB-250 auf dem Panzerdeck über dem zweiten Maschinenraum sowie eine FAB-100 auf dem Panzerdeck zwischen Spill und der Barbette des Turmes A gezündet wird.

Um 10:25 Uhr erfolgte die erste Explosion. Die Detonation der FAB-500 durchschlug das Dach des Gefechtsstandes, die FAB-100 vor Turm A zündete nicht, die zweite FAB-100 nur teilweise. Der Versuchsaufbau wurde geändert. Unter den 28-cm-Rohren des Turmes A wurde eine FAB-250 aufgehängt. Die FAB-100 der ersten Zündung wurden erneut vorbereitet. Die zweite Explosion erfolgte um 12:45 Uhr. Die beiden FAB-100 detonierten erneut nicht. Die Detonation der FAB-250 verursachte nur leichte Beschädigungen im Bereich der Back. Die FAB-500 zerstörte die Fundamente des Katapults, durchschlug das Deck und führte zu einem Brand, der schnell verlosch. Es wurde die Entscheidung getroffen, die Motorpumpen zu entfernen und die Bomben der dritten und vierten Versuchsserie gleichzeitig zu zünden. Auf der Back wurde eine weitere FAB-500 platziert. Um 15:45 Uhr erfolgte die dritte Explosion. Es waren nur äußere Beschädigungen im Bereich des Turmes A zu sehen. Die Back war bis zum Panzergürtel aufgerissen. Das Schiff nahm langsam Wasser auf und begann über den Bug zu sinken. Um 16:23 Uhr tauchte der Vorsteven unter, und eine Minute später kam das Heck aus dem Wasser. Mit etwa 30° Neigung und einer leichten Krängung nach Backbord versank das Schiff.[9][10]

Das Wrack wird in 110 m Wassertiefe vermutet.

1. April 1933 bis 29. September 1935 Kapitän zur See Hermann von Fischel
30. September 1935 bis 2. September 1937 Kapitän zur See Paul Fanger
3. September 1937 bis 29. November 1939 Kapitän zur See Paul Wenneker
30. November 1939 bis 18. April 1940 Kapitän zur See August Thiele
19. April bis 23. Juni 1940 Fregattenkapitän Fritz Krauss (mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)
Juni 1940 Korvettenkapitän Robert Weber (als Erster Artillerieoffizier mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)
Juni bis August 1940 Kapitänleutnant Wolfgang Heller
31. März bis Juli 1941 Kapitän zur See Leo Kreisch
Juli 1941 bis November 1943 Kapitän zur See Rudolf Stange
Juli 1941 bis Dezember 1941 Bodo-Heinrich Knoke (als Erster Offizier mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)
September 1941 bis Januar 1942 Kapitän zur See Leo Kreisch (in Vertretung)
November bis Dezember 1943 Fregattenkapitän Horst Biesterfeld (in Vertretung)
Januar 1944 bis April 1945 Kapitän zur See Bodo-Heinrich Knoke
November 1944 Kapitän zur See Gerhardt Böhmig (in Vertretung)
April bis Mai 1945 Fregattenkapitän Ernst Lange (mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt)

Auf dem Nordfriedhof Kiel erinnert eine Stele an die Gefallenen im Oslofjord.

Bekannte Besatzungsangehörige

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1937 komponierte Erich Schuhmann den Marinemarsch Panzerschiff Deutschland, der als HM II, 156 auch Aufnahme in die Heeresmarschsammlung fand.

  • Francois-Emmanuel Brezet: Die deutsche Kriegsmarine. 1933–1945. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2238-5.
  • Erich Gröner, Dieter Jung, Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Band 1: Panzerschiffe, Linienschiffe, Schlachtschiffe, Flugzeugträger, Kreuzer, Kanonenboote. Bernard & Graefe Verlag, München 1982, ISBN 3-7637-4800-8, S. 87–90.
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 2: Schiffsbiographien von Baden bis Eber. Mundus Verlag, Ratingen, S. 246–260 (genehmigte Lizenzausgabe Koehler, Herford 1985).
  • Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 6: Schiffsbiographien von Lützow bis Preußen. Mundus Verlag, Ratingen, S. 21–25 (genehmigte Lizenzausgabe Koehler, Herford 1993, ISBN 3-7822-0497-2).
  • Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse. Deutschland/Lützow – Admiral Scheer – Admiral Graf Spee. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1993, ISBN 3-7637-5919-0.
  • Hans G. Prager: Panzerschiff Deutschland, Schwerer Kreuzer Lützow. Ein Schiffs-Schicksal vor den Hintergründen seiner Zeit. Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 2001, ISBN 3-7822-0798-X.
  • Gert Sandhofer: Das Panzerschiff „A“ und die Vorentwürfe von 1920 bis 1928. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen. Vol. 2, Nr. 3, 1968, S. 35–62.
Commons: Deutschland – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Henry Picker (Hrsg.): Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier. Ullstein, Frankfurt/M. – Berlin 1989, S. 411.
  2. Hans Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Band 1: Geschichtlicher Überblick. Schiffsbiographien von Adler bis Augusta. Mundus Verlag, Ratingen, S. 133.
  3. Hildebrand, Röhr, Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe. Band 2, S. 247f.
  4. Wolfgang Plat: Panzerkreuzer A. Online auf ZEIT.de, 20. Mai 1994 Nr. 21.
  5. Zit. n. Christian von Ditfurth: SPD – eine Partei gibt sich auf. Henschel, Berlin 2000, ISBN 3-89487-366-3, S. 222 f.
  6. Extrablatt der KPD von 1928, illustriert mit einer Karikatur von John Heartfield, https://heartfield.adk.de/node/2154
  7. Ottmar Prothmann Chronik von Altendorf und Ersdorf, Hrsg. vom Ortsausschuss Altendorf-Ersdorf, Meckenheim 2005, ISBN 3-00-017109-6
  8. Ufa Tonwoche Nr. 447 — Germany's Return Of The Memelland From Lithuania Annexed In January 1923 ( 1939). Abgerufen am 3. Oktober 2022 (Ab 2:00 Minuten).
  9. Hans-Georg Prager: Panzerschiff Deutschland / Schwerer Kreuzer Lützow.
  10. Kapitän 1. Ranges, Kandidat der Militärwissenschaften, Professor V.P. Kuzin: Die Historie des Kreuzers „Lützow“ (ex. Panzerschiff „Deutschland“) nach 1945 aus russischer Sicht. TAIFUN 04/1998, Übersetzung durch Olaf Pestow.