„Alfred Russel Wallace“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Alfred-Russel-Wallace-c1895.jpg|mini|Alfred Russel Wallace (etwa 1895)]] |
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'''Alfred Russel Wallace''' (* [[8. Januar]] [[1823]] in [[Usk]], [[Monmouthshire]]; † [[7. November]] [[1913]] in Broadstone, [[Dorset]]) war [[Naturforscher]], [[Philosoph]], [[Sozialist]] und Aktivist der englischen und irischen Landreformbewegung. |
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'''Alfred Russel Wallace''' [[Order of Merit|OM]] (* [[8. Januar]] [[1823]] in [[Llanbadoc]] bei [[Usk (Wales)|Usk]], [[Monmouthshire]], [[Wales]]; † [[7. November]] [[1913]] in [[Broadstone]] bei [[Poole]], [[Dorset]], [[England]]) war ein weitgehend [[autodidakt]]isch gebildeter [[Vereinigtes Königreich|britischer]] [[Naturforscher]]. Sein offizielles [[Autorenkürzel der Botaniker und Mykologen|botanisches Autorenkürzel]] lautet „{{Person|Wallace}}“. |
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Unabhängig, und doch gemeinsam mit [[Charles Darwin]] erarbeitete und propagierte er die moderne Evolutionstheorie. Er gilt als Begründer der [[Biogeographie]] und als einer der Wegbereiter der [[Ökologie]]. Die [[Wallace-Linie]] im Malayischen Archipel trägt seinen Namen. Wallace bereiste in den Jahren 1848 bis 1852 das [[Amazonas|Amazonasgebiet]]. Von 1854 bis 1860 lebte und forschte er im [[Indonesischer Archipel|Malayischen Archipel]]. Er betrieb umfangreiche Studien und sandte nicht weniger als 125.660 gesammelte und präparierte Exemplare gesammelter Arten nach [[England]]. |
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Bei seinem Aufenthalt im [[Malaiischer Archipel|Malaiischen Archipel]] erkannte er, dass zwischen den indonesischen Inseln [[Borneo]] und [[Celebes]] eine biogeographische Grenze existiert, die später nach ihm als [[Wallace-Linie]] bezeichnet wurde. Unabhängig von [[Charles Darwin]] entwickelte er Ideen zur [[Evolutionstheorie]]. In seinen späteren Jahren engagierte er sich auch in sozialen Fragen. |
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Wallace verstand sich zeitlebens als leidenschaftlicher Darwinist, widersprach energisch [[Eugenik|eugenischen]] Ideen und entwarf in seinen soziologischen Aufsätzen die Utopie eines gerechten demokratischen Sozialstaates, basierend auf evolutionären Prinzipien. |
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== Leben |
== Leben und Wirken == |
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=== Kindheit und Ausbildung === |
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* [[8. Januar]] [[1823]] geboren als achtes von 9 Geschwistern in Usk, Monmouthshire |
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Alfred Russel Wallace wurde im Dorf [[Llanbadoc]] nahe [[Usk (Wales)|Usk]]<!-- oder in Usk?--> in [[Monmouthshire]] als achtes Kind von Thomas Vere Wallace (1771–1843) und Mary Anne Greenell (1788–1868) geboren. Sein aus Schottland stammender Vater, der Jura studiert, aber nie als Anwalt gearbeitet hatte, führte seine Herkunft auf [[William Wallace]] zurück. Seine Mutter entstammte einer [[Hugenotten|hugenottischen]] Familie aus [[Hertford]]. |
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* [[1828]] Umzug der Familie nach Hertford, Schüler der Hertford Grammar School |
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* [[1836]] Wallace muss, nachdem die Familie bankrott ist, die Schule verlassen |
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* [[1837]] Umzug zu Bruder John (Bauunternehmer) nach London, Kontakt mit Robert Owen's Ideen |
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* [[1837]] Beginn der Arbeit im Vermessungsgeschäft seines Bruders William, Uhrmacherlehre |
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* [[1839]] Selbststudium Mathematik und Geometrie, Lektüre des ersten Botanikbuches |
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* [[1843]] Tod des Vaters |
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* [[1843]]-[[1844]] Lehrer von „junior classes“ in Leicester |
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* [[1844]] Alfred trifft in Leicester seinen späteren Reisepartner Henry Walter Bates, beginnt Insekten zu sammeln |
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* [[1846]] Bruder William stirbt, Zusammenarbeit mit Bruder John, erneut als Landvermesser, Architekturprojekt |
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* [[1848]]-[[1852]] Reise nach Südamerika, Verlust der gesamten Sammlung durch Schiffbruch auf der Heimreise |
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* [[1853]] Veröffentlichung ''Narrative of Travels on Amazon and Rio Negro'' |
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* [[1854]]-[[1862]] Reise nach Singapur, Aufenthalt und Sammlung im ''Malayischen Archipel'' |
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* [[1855]] ''Sarawak-Paper'' |
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* [[1858]] ''Ternate-Essay'' |
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* [[1864]] Wallace lernt seine spätere Frau Annie Mitten kennen, wird Assistenzsekretär bei der Royal Geographical Society |
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* [[1865]] Heirat mit Annie Mitten, in den folgenden Jahren werden sie 3 Kinder zeugen |
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* [[1869]] Veröffentlichung ''The Malay Archipelago'' |
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* [[1879]] finanzielle Probleme. Wallace schreibt für die ''Encyclopedia Britannica'' |
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* [[1881]] Veröffentlichung ''Land Nationalization'', beantragt Civil List Pension von 200₤ |
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* [[1885]] Veröffentlichung ''Bad Times'' |
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* [[1886]]-[[1887]] Vortragsreihe in Nordamerika: New York, Boston, Washington, San Francisco, Yosemite, Nevada, Quebec |
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* [[1889]] Veröffentlichung ''Darwinism'' |
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* [[1897]] Vorlesungen in der Schweiz: Davos |
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* [[1899]] Antikriegs-Essays |
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* [[1913]] Veröffentlichungen ''The Revolt of Democracy'' und ''Social Environment and Moral Progress'' |
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* [[7. November]] [[1913]] Alfred Russel Wallace stirbt in Dorset |
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Ab 1828 besuchte Wallace das Richard Hale Gymnasium in Hertford, bis finanzielle Schwierigkeiten seine Familie zwangen, ihn 1836 von der Schule zu nehmen. Wallace zog nach London, um bei seinem älteren Bruder John, einem 19-jährigen Bauarbeiterlehrling, zu leben und zu arbeiten. Das war jedoch nur eine vorläufige Maßnahme, bis ihn sein ältester Bruder William als Landvermessungslehrling aufnahm. Während dieser Zeit besuchte er Vorlesungen und las Bücher am Londoner [[Mechanics’ Institute]], wo er die radikalen politischen Ideen sozialer Aufklärer wie [[Robert Owen (Unternehmer)|Robert Owen]] und [[Thomas Paine]] kennenlernte. Er verließ London 1837, um sechs Jahre lang bei William zu leben und als Uhrmacherlehrling und als Landvermesser zu arbeiten. Ende 1839 zogen sie nach [[Kington (Herefordshire)|Kington]] nahe der Grenze zu Wales um, bevor sie sich in [[Neath (Wales)|Neath]] in [[Glamorgan]] niederließen. Zwischen 1840 und 1843 arbeitete Wallace als [[Landvermesser]] im östlichen England und Wales.<ref>Raby ''Bright Paradise'' S. 77–78.</ref><ref name="Slotten">Slotten ''The Heretic in Darwin’s Court''</ref> Gegen Ende 1843 war das Geschäft von William aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen zurückgegangen. Daraufhin ging Wallace im Alter von 20 Jahren weg. |
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== Der junge Wallace: Self-Education, Landvermesser und Juniorarchitekt == |
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Alfreds Vater, Thomas Vere Wallace, verbrachte die meiste Zeit bis zu seiner Heirat im Müßiggang, als „non-practising lawyer“. Das süße Leben fand ein abruptes Ende in der Begegnung mit seiner späteren Frau Mary Anne Greenell im Jahr 1807. Er gab ein aufwändig gestaltetes Literatur- und Kunstmagazin heraus; aufgrund des geringen kommerziellen Erfolges musste die Familie mehrmals den Wohnort wechseln, zuletzt nach Usk, Monmouthshire, wo der Lebensunterhalt sehr günstig war.<span id="footnote_Usk">[[{{PAGENAME}}#endnote_Usk|¹]]</span> |
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Nach einer kurzen Zeit der Beschäftigungslosigkeit wurde er am Collegiate College in [[Leicester]] als Zeichner, Kartograph und Landvermesser angestellt. Wallace verbrachte in der Stadtbibliothek viel Zeit, wo er ''[[An Essay on the Principle of Population]]'' von [[Thomas Malthus]] las und eines Abends [[Henry Walter Bates|Henry Bates]] kennenlernte. Bates freundete sich mit Wallace an und brachte ihn dazu, Insekten zu [[sammeln]].<ref>Shermer ''In Darwin’s Shadow'' S. 53.</ref><ref name="Slotten" /> Sein Bruder William starb im März 1845 und Wallace verließ seine Anstellung, um die Leitung der Firma seines Bruders in Neath zu übernehmen, aber er und sein Bruder John waren nicht in der Lage, das Geschäft erfolgreich in Gang zu halten. Nach einigen Monaten fand Wallace Arbeit als Bauingenieur in einer nahegelegenen Firma, die an einem Projekt zum Bau einer Eisenbahn im Tal des [[River Neath|Flusses Neath]] beteiligt war. Die Arbeit als Landvermesser erlaubte ihm, viel Zeit auf dem Land zu verbringen und sich seiner neuen Leidenschaft – dem Sammeln von Insekten – zu widmen. Wallace konnte seinen Bruder John davon überzeugen, eine neue Architektur- und Bauingenieurfirma zu gründen, die verschiedene Projekte durchführte, u. a. den Bau des Mechanischen Institutes in Neath. William Jevons, der Gründer des Institutes, war von Wallace beeindruckt und überredete ihn, dort Vorlesungen zu Wissenschaft und Ingenieurswesen zu halten. Im Herbst 1846, im Alter von 23 Jahren, konnten Wallace und sein Bruder John eine Hütte in der Nähe von Neath kaufen, in der sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Fanny lebten.<ref name="Slotten" /><ref>Wilson S. 19–20.</ref> Während dieser Zeit war Wallace ein eifriger Leser und tauschte Briefe mit Bates über das anonyme Werk ''[[Vestiges of the Natural History of Creation]]'' sowie ''The Voyage of the Beagle'' von [[Charles Darwin]] und ''[[Principles of Geology]]'' von [[Charles Lyell]] aus.<ref>Raby ''Bright Paradise'' S. 78.</ref> |
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Hier wurde Alfred Russel Wallace am 8. Januar 1823 als achtes von insgesamt neun Geschwistern geboren (5 Schwestern, 3 Brüder). 1828 zog die Familie nach Hertford. In den Jahren darauf folgte ein weiteres finanzielles Desaster, als der Vater einen Großteil des verbliebenen Vermögens der Familie einem „Freund“ anvertraute, der es in einer Reihe von erfolglosen Investitionen verlor. Alfred war zu dieser Zeit Schüler der ''Hertford Grammar School'', er gab jüngeren Schülern Nachhilfe in Lesen, Arithmetik und Schreiben. Sein Vater arbeitete inzwischen in der örtlichen Bibliothek und war Mitglied eines Buchclubs, so war die Familie immer mit Büchern versorgt. Alfred las sehr viele Reiseerzählungen, auch Comics und Lyrik.<span id="footnote_Hertford">[[{{PAGENAME}}#endnote_Hertford|²]]</span> |
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=== Erkundung und Studium der Natur === |
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[[Image:Neath_Mechanics_Institute.jpg|thumb|200px|Das Neath Mechanics Institute]] |
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[[Datei:Alfred Russel Wallace (24).jpg|mini|hochkant=0.8|Alfred Russel Wallace (1848)]] |
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Ende 1836, im Alter von 13 Jahren, verließ Alfred die Schule und zog nach London zu seinem Bruder John. Hier arbeitete er zeitweise in einem Bauunternehmen. Die beiden Brüder verbrachten ihre Abende oft in der ''Hall of Science'', einer Art Intellektuellenclub, der vor allem von Arbeitern, frühen Sozialisten und Anhängern von [[Robert Owen]] frequentiert wurde. In dieser Zeit las er ''[[Age of Reason]]'' von [[Thomas Paine]]. Noch im selben Jahr folgte ein weiterer Umzug zu seinem Bruder William nach Bedfordshire, der dort ein Landvermessungsbüro betrieb. Alfred arbeitete bis 1843 (abgesehen von der kurzen Zeit einer Uhrmacherlehre, die er bald wieder abbrach) mit William zusammen, sie zogen durchs Land, immer den Aufträgen hinterher. Im April 1843 starb der Vater.<span id="footnote_London">[[{{PAGENAME}}#endnote_London|³]]</span> |
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[[Datei:Alfred R. Wallace Map of Amazon river 1853.jpg|mini|Alfred R. Wallace: ''Amazonas'' (1853)]] |
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Inspiriert durch die Reiseberichte früherer und zeitgenössischer reisender Naturforscher, darunter [[Alexander von Humboldt]], [[Ida Pfeiffer]], [[Charles Darwin]] und vor allem [[William Henry Edwards]], beschloss Wallace, dass auch er als Naturforscher ins Ausland reisen wollte.<ref name="Slotten" /> |
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Die Landvermessungsgeschäfte liefen in dieser Zeit nicht so gut. Deshalb sah sich Alfred nach einem neuen Job um, er fand Arbeit als Lehrer für „junior classes“ in [[Leicester_(England)|Leicester]] . Er blieb nur ein Jahr, doch hier lernte er 1844 seinen späteren Reisebegleiter [[Henry Walter Bates]], einen enthusiastischen Schmetterlings- und Käfersammler, kennen. Alfred ließ sich begeistern und begann ebenfalls mit dem Sammeln. In der Bibliothek von Leicester las Alfred die Arbeiten von [[Alexander von Humboldt]] und [[Thomas Malthus]].<span id="footnote_Leicester">[[{{PAGENAME}}#endnote_Leicester|⁴]]</span> |
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1848 traten Wallace und Bates die Reise nach [[Brasilien]] an Bord des Schiffes ''Mischief'' an. Sie beabsichtigten, [[Insekten]] und andere im Amazonasbecken lebende Tierarten zu sammeln und diese an Sammler im Vereinigten Königreich zu verkaufen. Sie hofften, Nachweise zur [[Transmutation der Arten]] zu finden. Wallace und Bates verbrachten den größten Teil des ersten Jahres damit, in der Nähe von [[Belém do Pará]] zu sammeln, und erkundeten anschließend getrennt voneinander das Inland, wobei sie sich sporadisch trafen, um ihre Funde zu diskutieren. 1849 schlossen sich ihnen der junge Botaniker [[Richard Spruce]] und Wallace’ jüngerer Bruder Herbert an. Herbert verließ sie bereits nach kurzer Zeit. Er starb zwei Jahre später an Gelbfieber. Spruce und Bates verbrachten zehn Jahre damit, in Südamerika zu sammeln.<ref>Wilson S. 36; Raby ''Bright Paradise'' S. 89, 98–99, 120–121.</ref> |
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Wallace setzte die Kartografierung des [[Rio Negro (Amazonien)|Rio Negro]] für vier Jahre fort und sammelte weitere Exemplare. Er machte sich Notizen über die Leute und Sprachen, die er antraf, sowie über Geographie, Flora und Fauna.<ref>Raby ''Bright Paradise'' S. 89–95.</ref> Am 12. Juli 1852 trat Wallace an Bord der [[Brigg]] ''Helen'' die Rückreise nach England an. Nach 25 Tagen auf See (um ca. 9:00 Uhr morgens am 6. August<ref>Shermer In Darwin’s Shadow S. 72.</ref>) fing [[Balsam]] in der Schiffsfracht Feuer und die Besatzung war gezwungen, das Schiff zu verlassen. Die gesamte Sammlung von Wallace ging dabei verloren, und er konnte nur einen Teil seines Tagebuches und einige Zeichnungen retten. Wallace und die Besatzung verbrachten zehn Tage auf einem offenen Boot, bevor sie von der Brigg ''Jordeson'' (um 5:00 Uhr nachmittags am 15. August<ref>Slotten S. 86.</ref>) gerettet wurden, die von Kuba nach London fuhr.<ref>Wilson S. 42–43.</ref> Die Vorräte der Jordeson wurden durch die unerwarteten Passagiere strapaziert, aber nach einer schwierigen Passage mit sehr kleinen Rationen erreichte das Schiff schließlich am 1. Oktober 1852 sein Ziel. |
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1846 starb sein Bruder William. Zusammen mit John folgte noch einmal eine kurze Tätigkeit als Landvermesser in Neath, auch ein Architekturprojekt: sie entwarfen das Neath Mechanics Institute & Library.<span id="footnote_Neath">[[{{PAGENAME}}#endnote_Neath|⁵]]</span> |
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Nach seiner Rückkehr nach England verbrachte Wallace 18 Monate in London und lebte von der Versicherung seiner verlorengegangenen Sammlung und dem Verkauf einiger Exemplare, die vor Beginn seiner Erkundung des Rio Negro bis zur indianischen Siedlung Jativa im Orinoko-Becken und bis nach Micúru ([[Mitú]]) am [[Río Vaupés]] nach Großbritannien zurück verschifft worden waren. Während dieser Zeit und obwohl fast sämtliche Notizen über seine Südamerikaexpedition verlorengegangen waren, veröffentlichte er sechs Artikel (darunter ''On the Monkeys of the Amazon'') und die beiden Bücher ''Palm Trees of the Amazon and Their Uses'' (''Palmen aus dem Amazonas und ihre Verwendung'') und ''Travels on the Amazon'' (''Reisen im Amazonas'').<ref>Wilson S. 45.</ref> Er nahm Kontakt zu anderen britischen Naturforschern auf.<ref>Raby ''Bright Paradise'', S. 148.</ref> |
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== Der reisende Naturforscher, Biologe und Biogeograph == |
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[[image:Alfred_Russel_Wallace_(24).jpg|thumb|200px|Der junge Alfred Russel Wallace im Alter von 24 Jahren]] |
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Vermutlich in den Jahren zwischen 1842 und 1846 las Wallace die Reiseberichte von Humboldt und [[Charles Darwin]]. Nach der Lektüre von W.H. Edward's ''A Voyage up the Amazon'' beschlossen Bates und Wallace im Jahr 1847, nach Pará (heute [[Belém]]) zu reisen, nicht ohne sich zuvor beim Verantwortlichen der Schmetterlingssammlung des British Museum zu vergewissern, dass in dieser Gegend noch viele unentdeckte Arten zu erwarten seien, und dass man die Reisekosten aus dem Verkauf doppelt gesammelter Exemplare begleichen könne.<span id="footnote_Reisen">[[{{PAGENAME}}#endnote_Reisen|⁶]]</span> |
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[[Datei:Wallace map archipelago.jpg|mini|hochkant=1.5|links|Karte des Malaiischen Archipels mit den Reiserouten von Wallace (schwarze Linien). Die dicken roten Linien zeigen Vulkanketten an.]] |
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=== Südamerika === |
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Von 1854 bis 1862 bereiste Wallace den [[Malaiischer Archipel|Malaiischen Archipel]], um Exemplare zum Verkaufen und für seine Naturstudien zu sammeln. Seine Beobachtungen der ausgeprägten zoologischen Unterschiede über eine kleine Meerenge zwischen [[Bali]] und [[Lombok]] führte zur Hypothese einer zoogeografischen Grenze, die heutzutage als [[Wallace-Linie]] bekannt ist. Wallace sammelte 125.660 Exemplare (darunter 310 Säugetiere, 100 Reptilien, 8.050 Vögel, 7.500 Muscheln, 13.100 Schmetterlinge, 83.200 Käfer und 13.400 andere Insekten) im Malaiischen Archipel. Mehr als tausend davon waren bisher unbeschriebene Arten.<ref>Shermer ''In Darwin’s Shadow'' S. 14.</ref> Ein Satz von 80 Vogelskeletten, die er in Indonesien gesammelt hat, und die dazugehörige Dokumentation findet man im [[Cambridge University Museum of Zoology]].<ref>{{cite web |url=http://www.museum.zoo.cam.ac.uk/collections.archives/historical.significance/ |title=University Museum of Zoology, Cambridge | Historical significance |publisher=Museum.zoo.cam.ac.uk |date=2009-04-18 |accessdate=2013-03-13 |archiveurl=https://web.archive.org/web/20101119040924/https://www.museum.zoo.cam.ac.uk/collections.archives/historical.significance|archivedate=19. November 2010}}</ref> Wallace hatte bis zu hundert Assistenten, die in seinem Auftrag sammelten. Unter diesen war sein vertrauenswürdigster Assistent ein Malaie namens Ali, der sich später [[Ali Wallace (Naturforscher)|Ali Wallace]] nannte. Während Wallace Insekten sammelte, wurden viele der Vogelexemplare von seinen Assistenten gesammelt, darunter etwa 5000 Exemplare, die von Ali gesammelt und präpariert wurden.<ref name="ali">{{cite journal|doi=10.1353/ras.2015.0012|title='I am Ali Wallace': The Malay Assistant of Alfred Russel Wallace|journal=Journal of the Malaysian Branch of the Royal Asiatic Society|volume=88|pages=3–31|year=2015|last1=Wyhe|first1=John Van|last2=Drawhorn|first2=Gerrell M.}}</ref> |
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Die Überfahrt startete auf der Barke ''Mischief'' im Jahr [[1848]]. In den folgenden 4 Jahren sammelten Wallace und Bates an Amazonas und [[Rio Negro]], bei Barra, Sao Joaquin und Vaupes. Meist gingen sie getrennte Wege, Wallace wurde zeitweise von seinem Bruder Herbert begleitet, bis dieser Ende Mai 1851 am Gelbfieber starb. Auch auf der Rückreise nach England verfolgte sie das Pech: auf dem mit Kautschuk beladenen Schiff, der ''Helen'', bracht Feuer aus. Es sank mit der gesamten Sammlung. Wallace konnte nur einige wenige Zeichnungen ins Beiboot retten, aus dem sie 10 Tage später von der ''Jordeson'' aufgenommen wurden (die auf der Rückreise in einen Sturm geriet und ebenfalls beinahe sinkt). So konnte er nur einen kurzen Reisebericht schreiben, die ''Narrative of Travels on Amazon and Rio Negro''. Es wurden 750 Exemplare gedruckt. |
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[[Datei:Wallace frog.jpg|hochkant|mini|Darstellung des von Wallace entdeckten Flugfrosches aus ''The Malay Archipelago'']] |
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Doch immerhin brachte dieser ihm einige Aufmerksamkeit und Kontakte ein. So lernte Wallace nach seiner Rückkehr in London [[Thomas Henry Huxley]] kennen, und in der Insektensammlung des [[Natural History Museum]] kam es zu einem kurzem Zusammentreffen mit Charles Darwin. |
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Eine seiner bekannteren während dieser Reise vorgenommenen Beschreibungen ist die des fliegenden [[Wallace-Flugfrosch]]es (''Rhacophorus nigropalmatus''). Während seiner Erkundungsreise verfeinerte er seine Überlegungen zur Evolution und hatte seine bekannte Eingebung zur [[Selektion (Evolution)|natürlichen Selektion]]. |
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Eine Darstellung seiner Studien und Abenteuer veröffentlichte er 1869 unter dem Titel ''[[The Malay Archipelago]]'', das eines der populärsten wissenschaftlichen Werke des 19. Jahrhunderts darstellte und das bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts häufig wieder aufgelegt wurde. Es wurde von Wissenschaftlern wie Darwin (dem es gewidmet war) und Charles Lyell und von Laien wie dem Romanautor [[Joseph Conrad]] gelobt, der es als seine „bevorzugte Bettlektüre“ bezeichnete und als Informationsquelle für einige seiner Romane (vor allem ''Lord Jim'') benutzte.<ref name="Slotten" /> |
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Nur aufgrund des Engagements ihres Agenten, der ohne das Wissen der beiden Naturforscher die Sammlung über 200 ₤ versichert hatte, entgingen Wallache und Bates einem finanziellen Desaster. Wallace schätzte später die wirklichen Verluste auf etwa 500 ₤.<span id="footnote_Amazon">[[{{PAGENAME}}#endnote_Amazon|⁷]]</span> |
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[[Datei:Alfred Russel Wallace 1862 - Project Gutenberg eText 15997.png|mini|hochkant|A.R. Wallace, aufgenommen 1862 in [[Singapur]]]] |
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=== Rückkehr nach England, Heirat und Kinder === |
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=== Das Malayische Archipel === |
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[[Datei:Wallace Mechanics Institute (crop).jpg|hochkant|mini|Ein Foto aus Wallace’s Autobiografie zeigt das Gebäude, das Wallace und sein Bruder John für das Neath [[Mechanics’ Institute]] entworfen und gebaut haben, aufgenommen 1905]] |
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Während seiner Besuche in den Vogel- und Insektensammlungen des British Museum kam Wallace zur Überzeugung, dass die Inselgruppen des Malayischen Archipel, von denen man bisher kaum mehr wusste, als dass sie eine unglaublich reiche Artenvielfalt beherbergen, wohl das lohnendste Ziel für einen Sammler und Naturforscher sein müsse.<span id="footnote_MalayArchipelago1">[[{{PAGENAME}}#endnote_MalayArchipelago1|⁸]]</span> |
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1862 kehrte Wallace nach England zurück und zog zu seiner Schwester Fanny Sims und ihrem Mann Thomas. Während er sich von seiner Reise erholte, sortierte er seine Sammlungen und gab zahlreiche Vorlesungen über seine Abenteuer und Entdeckungen an wissenschaftlichen Gesellschaften wie der [[Zoological Society of London]]. Er besuchte Darwin im [[Down House]] und lernte [[Charles Lyell]] und [[Herbert Spencer]] kennen.<ref>Shermer S. 151–152.</ref> Während der 1860er Jahre schrieb er Veröffentlichungen und gab Vorlesungen, bei denen er die Theorie der natürlichen Selektion verteidigte. Er pflegte Briefkontakte zu Darwin, in dem er verschiedene Themen, wie z. B. die [[sexuelle Selektion]], die Warnfärbung und den möglichen Effekt der natürlichen Selektion auf die Hybridisierung und die Divergenz der Arten, ansprach.<ref name="Slotten" /> Nach einem Jahr Umwerbung verlobte sich Wallace 1864 mit einer jungen Frau, die er in seiner Autobiographie nur als Fräulein L. bezeichnete. Zu seiner großen Enttäuschung löste sie jedoch die Verlobung.<ref>Shermer ''In Darwin’s Shadow'' S. 156.</ref> |
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Doch Reisen in den Osten waren teuer. Durch die Hilfe des Präsidenten der [[Royal Geographical Society]], [[Roderick Murchison]], bekam er ein Ticket nach Singapur Anfang [[1854]], und sollte die folgenden acht Jahre mit Sammlungen und Forschungen im Malayischen Archipel verbringen. Nach [[Singapur]] bereiste er [[Malakka]], [[Borneo]], [[Java]], [[Sumatra]], [[Bali]], [[Lombok]], [[Timor]] und [[Celebes]], die [[Molukken]] und [[Papua-Neuguinea]]. Er sammelte und katalogisierte nicht weniger als 125.660 Pflanzen- und Tier-Exemplare, und sandte diese nach England.<span id="footnote_MalayArchipelago2">[[{{PAGENAME}}#endnote_MalayArchipelago2|⁹]]</span> |
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1866 heirateten er und Annie Mitten, die er durch Richard Spruce kennengelernt hatte, der ein guter Freund von Annies Vater, [[William Mitten]] (1819–1906), einem Moosexperten war. 1872 baute Wallace ein Betonhaus auf gepachtetem Land in [[Grays]] in Essex, wo er bis 1876 lebte. Das Paar hatte drei Kinder: Herbert (1867–1874), der während der Kindheit starb, Violet (1869–1945) und William (1871–1951).<ref name="Slotten" /> |
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== Das Sarawak-Paper == |
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Nachdem Wallace einige Zeit mit dem Sammeln auf der malayischen Halbinsel verbracht hatte, reiste er nach [[Sarawak]] auf Borneo, wo er sich mehr als ein Jahr mit weiteren Sammlungen und der Beobachtung von [[Orang-Utan]]s beschäftigte. Hier verfasste er im Februar [[1855]] seine erste bedeutende wissenschaftliche Arbeit, die später als ''„Sarawak-Paper“'' bekannt werden sollte — der vollständige Titel lautet: ''On the Law Which Has Regulated the Introduction of New Species''.<span id="footnote_SarawakPaper">[[{{PAGENAME}}#endnote_SarawakPaper|¹⁰]]</span> |
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=== Inhalt === |
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In diesem Aufsatz leitete Wallace das Prinzip der langsamen, kontinuierlichen und graduellen Entwicklung der Arten aus den von [[Charles Lyell]] in seinem Buch ''Principles of Geology'' zusammengestellten allgemein anerkannten geologischen Beobachtungen ab: |
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Seit 1865 befasste er sich mit [[Spiritismus|Spiritualismus]].<ref name="Slotten" /> |
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:''Every species has come into existence coincident both in space and time with a pre-existing closely allied species.'' |
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=== Finanzielle Schwierigkeiten === |
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So selbstverständlich dieser Satz in späteren Zeiten klingen wird, so revolutionär war 1855 die Idee einer kontinuierlichen, graduellen Evolution des Lebens mit all ihren Implikationen: Da alle Arten miteinander zusammenhängen, und jede Art jeweils aus einer nahe verwandten, ähnlichen Art entstanden sein muss, ist auch die Entstehungsgeschichte des Lebens eine Folge von graduellen, kontinuierlichen Entwicklungen. In seinen Erläuterungen beschrieb er das Klassifizierungssystem der natürlichen Arten bereits als Baum, dessen Blätter, Äste, Verzweigungen und Stamm die (möglicherweise zum Teil schon ausgestorbenen, nicht mehr existierenden) Arten darstellen, die ihre gemeinsame Wurzel in ''Antitypen'', d.h. Urtypen, haben müssen — eine Interpretation, die allgemein Darwin zugeschrieben wird, der diese Darstellung später in ''Origin of Species'' (1859) visualisieren wird: |
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Ende der 1860er und in den 1870er Jahren machte sich Wallace große Sorgen um die finanzielle Sicherheit seiner Familie. Während seiner Zeit auf dem Malaiischen Archipel hatte ihm der Verkauf seiner Exemplare eine beträchtliche Summe Geld eingebracht, die von seinem Agenten, der diese verkauft hatte, sorgfältig angelegt worden war. Als Wallace nach Großbritannien zurückkehrte, tätigte er verschiedene Fehlinvestitionen in Eisenbahnen und Bergwerke, wodurch der größte Teil seines Vermögens verlorenging, so dass er auf die Einnahmen seiner Veröffentlichung ''The Malay Archipelago''<ref name="Slotten" /> angewiesen war. Trotz der Hilfe seiner Freunde konnte er keine dauerhafte Anstellung mit einem festen Lohn, wie z. B. die eines Museumsdirektors, erlangen. Um solvent zu bleiben, arbeitete er als Bewerter von behördlichen Prüfungen, schrieb zwischen 1872 und 1876 für eine moderate Summe 25 Veröffentlichungen und wurde von Lyell und Darwin für seine Hilfe zur Editierung mancher ihrer eigenen Werke entlohnt.<ref name="Slotten" /> Um nicht Teile seines persönlichen Eigentums verkaufen zu müssen, benötigte Wallace 1876 einen Vorschuss in Höhe von £ 500, den ihm sein Verleger, Herausgeber des ''The Geographical Distribution of Animals'', gewährte.<ref name="Slotten" /> |
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Darwin war sich der finanziellen Notlage von Wallace sehr wohl bewusst und er kämpfte lang und hart, um ihm eine Regierungspension für seine wissenschaftlichen Dienste zu beschaffen. Als Wallace diese ab 1881 erhielt, stabilisierte sich seine finanzielle Situation, da die Pension die Einnahmen aus seinen Schriften ergänzte.<ref name="Slotten" /> |
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:''Again, if we consider that we have only fragments of this vast system, the stem and main branches being represented by extinct species of which we have no knowledge, while a vast mass of limbs and boughs and minute twigs and scattered leaves is what we have to place in order, and determine the true position each originally occupied with regard to the others, the whole difficulty of the true Natural System of classification becomes apparent to us.'' |
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:(Alfred Russel Wallace, ''On the Law Which Has Regulated the Introduction of New Species'', In: ''Annals and Magazine of Natural History'', Volume 16, 1855, p. 187, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S020.htm]) |
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=== Sozialer Aktivismus === |
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Wallace hatte zwischen 1873 und 1879 nur eine Handvoll Artikel über politische und soziale Themen geschrieben. Zuvor war [[John Stuart Mill]] auf Wallace aufmerksam geworden, weil Wallace in ''[[Der Malayische Archipel|The Malay Archipelago]]'' kritische Bemerkungen über die englische Gesellschaft eingearbeitet hatte. Mill bat Wallace, seiner ''Land Tenure Association'' (Gesellschaft zur Reformierung des Landbesitzes) beizutreten, aber die Gesellschaft wurde nach Mills Tode 1873 aufgelöst. |
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Der Text wurde im September [[1855]] in den ''Annals and Magazine of Natural History'' abgedruckt. Das Echo war gering, jedoch zeigte sich Charles Darwin in einem Brief beeindruckt, und merkte an, dass auch ihn dieses Thema seit langem beschäftige: |
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:''By your letter, and even still more by your paper in the Annals, a year or more ago, I can plainly see that we have thought much alike and to a certain extent have come to similar conclusions. In regard to the paper in the Annals, I agree to the truth of almost every word of your paper; and I daresay that you will agree with me that it is very rare to find oneself agreeing pretty closely with any theoretical paper; for it is lamentable how each man draws his own different conclusions from the very same fact. This summer will make the twentieth year (!) since I opened my first note-book on the question how and in what way do species and varieties differ from each other. I am now preparing my work for publication, but I find the subject so very large, that though I have written many chapters, I do not suppose I shall go to press for two years.'' — Letter from C. Darwin to A.R. Wallace, May 1, 1857 |
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:(James Marchant, Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences, Vol. I, p. 129-130, online [http://www.gutenberg.org/files/15997/15997-h/15997-h.htm#toc_35]) |
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1879 beteiligte sich Wallace engagiert an der Diskussion über Handelsgrundsätze und Landreform. Er glaubte, dass ländliche Gebiete im Besitz des Staates sein sollten, der sie dann an Personen verpachten würde. Diese würden sie so bearbeiten, wie es dem größten Teil der Bevölkerung Nutzen bringen würde. Die oft missbrauchte Macht reicher Landbesitzer der englischen Gesellschaft würde so gebrochen. 1881 wurde Wallace zum Präsidenten der kurz zuvor gegründeten ''Gesellschaft zur Landverstaatlichung'' (''Land Nationalization Society'') gewählt. 1882 veröffentlichte er sein Buch ''Landverstaatlichung; Notwendigkeit und Ziele'' (''Land Nationalization; Its Necessity and Its Aims'') zu diesem Thema. Er kritisierte den negativen Einfluss, den die britischen Bestimmungen zum freien Handel auf die Arbeiterklasse hatten.<ref name="Slotten" /><ref name="Bibliography">{{cite web|last=Wallace|first=Alfred|title=Bibliography of the Published Writings of Alfred Russel Wallace (1823–1913)|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/bib4.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=2007-05-06}}</ref> |
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== Das Ternate-Essay == |
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Im Januar [[1858]] erreichte Wallace die [[Molukken]]. Seit Monaten wurde er von Fieber geplagt. Hier sollte die Idee entstehen, die im fernen England einen wahren Erdrutsch von Ereignissen auslösen würde — hier schrieb Alfred Russel Wallace sein Essay ''On the Tendency of Varieties to depart indefinitely from the Original Type''.<span id="footnote_TernateEssay1">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay1|¹¹]]</span> |
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Wallace fuhr mit seiner wissenschaftlichen Arbeit parallel zu seinen sozialen Aktivitäten fort. 1880 veröffentlichte er ''Island Life'' (''Leben auf Inseln'') als Folgewerk von ''The Geographical Distribution of Animals'' (''Die geographische Verbreitung der Tiere''). |
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=== Inhalt === |
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Unter Naturforschern des 19. Jahrhunderts war allgemein anerkannt, dass es innerhalb der Arten ''varieties'', d. h. Variationen gäbe, die verständlicherweise auch einen Einfluss auf das Leben und die Möglichkeiten der Individuen haben — schließlich machen genau diese kleinen Änderungen die Haustierzucht möglich. Auch Wallace waren auf seinen Reisen immer wieder geographische Variationen — gekennzeichnet durch kleine Unterschiede in Färbung und Körperbau — aufgefallen, die doch nicht bedeutend genug waren, um als eigene Art gelten zu können. Wallace vermutete nun, dass ''species'', also Arten, nichts anderes als ''varieties'' sind, die sich weit genug vom ''original type'', der ursprünglichen Form, entfernt hätten, um als neue, stabile und eigenständige Art zu gelten. Doch wie wird das Zusammenspiel dieser ständigen graduellen Variationen, sowohl zwischen den Individuen als auch zwischen den Arten, geregelt und stabilisiert, sodass der Eindruck einer nahezu konstanten Artenvielfalt entsteht? Und doch so dynamisch und divergent, dass sich aus Variationen immer neue Arten bilden konnten? |
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=== Reise in die Vereinigten Staaten === |
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Da sich Populationen in der Natur im geometrischen Verhältnis fortpflanzen (d.h. mit im statistischen Mittel konstanter Zahl von Nachkommen pro Individuum oder Elternpaar), müssten in kürzester Zeit gigantische Populationen entstehen. Wallace beschrieb am Beispiel von Vögeln, die zwei bis zehn Nachkommen pro Jahr zeugen, dass sich ein einzelnes Pärchen innerhalb von nur wenigen Jahren millionenfach vermehren würde. Da uns jedoch die Zahl der existierenden Tiere nahezu konstant erscheint, muss es einen Regelmechanismus geben, der die Natur im Gleichgewicht hält. Im Februar 1858 kam ihm die entscheidende Idee. Inspiriert durch die Texte von [[Thomas Robert Malthus]] und [[Robert Chambers]], beschrieb Wallace das Leben der wilden Tiere, und auch das Bestehen ganzer Arten in der Natur als ''struggle for existence''. Evolutionsbiologen sollten dies später als das ''Prinzip der Selektion'' bezeichnen: |
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Im November 1886 trat Wallace eine zehnmonatige Reise in die Vereinigten Staaten an, um eine Serie populärer Vorlesungen zu halten. Die meisten Vorlesungen waren über Darwinismus (Evolution und natürliche Selektion), aber er führte auch Gespräche über [[Biogeographie]], Spiritualismus und sozio-ökonomische Reformen. Während der Reise traf er seinen Bruder John, der Jahre zuvor nach Kalifornien ausgewandert war. Er verbrachte auch eine Woche mit der amerikanischen Botanikerin [[Alice Eastwood]] als Reiseführer in Colorado. Dort untersuchte er die Flora der [[Rocky Mountains]]. Er traf auch andere bekannte amerikanische Naturalisten und betrachtete ihre Sammlungen. |
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=== Die letzten Jahrzehnte === |
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:''The life of wild animals is a struggle for existence. The full exertion of all their faculties and all their energies is required to preserve their own existence and provide for that of their infant offspring. The possibility of procuring food during the least favourable seasons, and of escaping the attacks of their most dangerous enemies, are the primary conditions which determine the existence both of individuals and of entire species.'' |
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In seinem Buch ''Darwinismus'' von 1889 benutzte Wallace Informationen aus seiner Amerikareise und solche, die er für seine Vorlesungen zusammengestellt hatte.<ref>Shermer S. 274–78.</ref><ref name="Slotten" /> |
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:(Alfred Russel Wallace, ''On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type'', In: ''Proceedings of the Linnean Society'', Volume 3, 1858, p. 53-62, quoted from p. 54, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S043.htm]) |
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Im selben Jahr las er das Buch ''Looking Backward'' (''Rückbetrachtung'') von [[Edward Bellamy]] und bezeichnete sich selbst als Sozialist.<ref name="Slotten" /> Dieses Gedankengut führte dazu, dass er sich sowohl gegen den [[Sozialdarwinismus]] als auch gegen die [[Eugenik]] aussprach. Diese Einstellung wurde von anderen prominenten evolutionären Denkern des 19. Jahrhunderts geteilt, die davon ausgingen, dass die Gesellschaft zu korrupt und zu ungerecht sei, um Menschen nach ihrer Tauglichkeit selektieren zu können.<ref name="Slotten" /> |
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Dieses Prinzip sorge „ganz nebenbei“ für die Anpassung, die Adaption, der Arten an ihre Umwelt. Er regle die Balance zwischen den Individuen einer Art, und die Verbreitung der Arten: |
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1891 veröffentlichte er in ''English and American Flowers'' (''Englische und amerikanische Blumen'') eine Theorie, nach der die Eiszeiten verschiedene Gemeinsamkeiten zwischen der Flora von Europa, Asien und Nordamerika erklären könnten. |
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:''Now it is clear that what takes place among the individuals of a species must also occur among the several allied species of a group, — viz. that those which are best adapted to obtain a regular supply of food, and to defend themselves against the attacks of their enemies and the vicissitudes of the seasons, must necessarily obtain and preserve a superiority in population; while those species which from some defect of power or organization are the least capable of counteracting the vicissitudes of food, supply, &c., must diminish in numbers, and, in extreme cases, become altogether extinct. Between these extremes the species will present various degrees of capacity for ensuring the means of preserving life; and it is thus we account for the abundance or rarity of species.'' |
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:(Alfred Russel Wallace, ''On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type'', In: ''Proceedings of the Linnean Society'', Volume 3, 1858, p. 53-62, quoted from p. 57, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S043.htm]) |
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1898 schrieb Wallace eine Veröffentlichung (''Paper Money as a Standard of Value''), in der er sich für die Einführung eines reinen Geldpapiersystems aussprach, bei dem die Währung nicht durch Silber oder Goldreserven gestützt wird. Diese beeindruckte den Ökonomen [[Irving Fisher]] so sehr, dass er 1920 sein Buch ''Stabilizing the Dollar'' Wallace widmete. Wallace schrieb ausführlich über andere soziale Themen, inkl. seine Unterstützung des [[Frauenwahlrecht]]es und die Gefahren und Verschwendung des [[Militarismus]].<ref name="Slotten" /><ref>Shermer S. 23, 279.</ref> Er führte seinen sozialen Aktivismus bis zu seinem Lebensende fort und publizierte sein Buch ''The Revolt of Democracy'' nur Wochen vor seinem Tode. |
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Ein durch dieses Prinzip geregeltes Gleichgewicht in der Natur (Wallace verwendete zur Verdeutlichung das Sinnbild des ''centrifugal governor of the steam engine, which checks and corrects any irregularities almost before they become evident'', des Zentrifugalreglers von Dampfmaschinen, der Unregelmäßigkeiten ausgleicht, beinahe bevor sie sichtbar werden) geht weit über das hinaus, was Darwin ein Jahr später in seiner Theorie beschreiben solte — ein vergleichbarer Mechanismus, der die Artenvielfalt kontinuierlich ausbalanciert, fehlt in Darwins Darstellung der Evolutionstheorie. Das Prinzip der divergenten graduellen Variation, der Veränderung von existierenden Arten in winzigen, ungerichteten Schritten weg von ihrem Ursprung, dem ''original type'', wird also durch ein natürliches System von ''checks and balances'' geregelt und stabilisiert. Es erkläre, so glaubte Wallace, die Entstehung und scheinbare Konstanz der Artenvielfalt, so wie wir sie erleben: |
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=== Tod === |
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:''This progression, by minute steps, in various directions, but always checked and balanced by the necessary conditions, subject to which alone existence can be preserved, may, it is believed, be followed out so as to agree with all the phenomena presented by organized beings, their extinction and succession in past ages, and all the extraordinary modifications of form, instinct, and habits which they exhibit.'' |
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Alfred Russel Wallace starb am 7. November 1913 im Alter von 90 Jahren in seinem Landhaus ''Old Orchard'' (''alter Obstgarten''). Über seinen Tod wurde in der Presse ausführlich berichtet. Die ''[[New York Times]]'' nannte ihn „den letzten der Riesen, die der wunderbaren Gruppe von Intellektuellen angehörte, welche u. a. Darwin, Huxley, Spencer, Lyell und Owen umfasste und deren wagemutige Forschungen das Gedankengut des Jahrhunderts revolutioniert und weiterentwickelt hatten“. Ein weiterer Berichterstatter in der gleichen Ausgabe schrieb: „Es bedarf keiner Rechtfertigung für die wenigen literarischen oder wissenschaftlichen Verrücktheiten des Autors von diesem grandiosen Buch ''Malay Archipel''“.<ref name="Slotten" /> |
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:(Alfred Russel Wallace, ''On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type'', In: ''Proceedings of the Linnean Society'', Volume 3, 1858, p. 53-62, quoted from conclusion on p. 62, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S043.htm]) |
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Einige Freunde von Wallace schlugen vor, dass er in der [[Westminster Abbey]] beigesetzt werde, aber seine Frau folgte seinem Wunsch und bestattete ihn auf dem kleinen Friedhof in Broadstone in [[Dorset]]. Einige prominente britische Wissenschaftler gründeten einen Ausschuss, um eine Gedenktafel zu Ehren von Wallace in der Nähe von Darwins Grab in Westminster anzubringen. Die Gedenktafel wurde am 1. November 1915 enthüllt.<ref name="Slotten" /> |
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Am [[1. März]] [[1858]] verfasste Wallace das Begleitschreiben zu seinem Manuskript und sandte den Brief an Charles Darwin, mit der Bitte, sein Manuskript, falls er die Ausführungen für sinnvoll hielte, an [[Charles Lyell]] weiterzuleiten. Das Postschiff legte am 9. März in Ternate ab, mit diesem Brief und einem Schreiben an den Bruder seines alten Reisegefährten, Bates.<span id="footnote_TernateEssay2">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay2|¹²]]</span> |
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== Evolutionstheorie == |
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=== Frühes Denken über Evolution === |
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In London schlug das Papier ein wie eine Bombe. Darwin sandte den Aufsatz weiter an Lyell mit der Bemerkung: ''„I never saw a more striking coincidence; if Wallace had my MS. sketch written out in 1842, he could not have made a better short abstract! Even his terms now stand as heads of my chapters.“''<span id="footnote_TernateEssay3">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay3|¹³]]</span> |
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Wallace begann seine Karriere als Naturforscher und glaubte früh an eine [[Transmutation der Arten]]. Er wurde von [[Robert Chambers (Verleger, 1802)|Robert Chambers]] Werk ''[[Vestiges of the Natural History of Creation]]'' beeinflusst. 1845 schrieb Wallace an [[Henry Walter Bates|Henry Bates]]: |
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{{Zitat |
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Wenige Tage später schrieb Darwin erneut an Lyell und bittet um Rat: ''„But as I had not intended to publish any sketch, can I do so honourably, because Wallace has sent me an outline of his doctrine? I would far rather burn my whole book, than that he or any other man should think that I had behaved in a paltry spirit. Do you not think his having sent me this sketch ties my hands?“''<span id="footnote_TernateEssay4">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay4|¹⁴]]</span> |
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|Text=Ich habe eine weitaus gefälligere Meinung zu 'Vestiges’ als Du zu haben scheinst. Ich halte es nicht für eine eilfertige Verallgemeinerung, sondern für eine einfallsreiche Hypothese, die von einigen auffälligen Fakten und Analogien gestützt wird, die aber noch durch weitere Fakten und durch zusätzliches Licht, das mehr Forschung auf das Problem aufwerfen könnte, bestätigt werden muss. Es stellt ein Thema dar, dem sich jeder Naturstudierende widmen kann. Jede Tatsache, die er beobachtet, wird entweder dafür oder dagegen sprechen und deshalb dient es der Anregung zur Zusammenstellung von Fakten und als Objekt zugleich, worauf diese angewandt werden können, wenn erhoben. |
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|ref=<ref name="Shermer54">Shermer S. 54.</ref>}} |
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Wallace plante einen Teil seiner Feldarbeit von vornherein so, dass die Hypothese, dass unter einem evolutionären Szenario eng verwandte Arten angrenzende Gebiete bewohnen würden, überprüft werden könnte.<ref name="Larson73">Larson ''Evolution'' S. 73.</ref> Während seiner Arbeit im Amazonasbecken erkannte er, dass geographische Barrieren, wie z. B. der Amazonasfluss und seine größeren Zuflüsse, oft die Ausbreitungsgebiete eng miteinander verwandter Arten trennten. Er nahm diese Beobachtungen in seine Veröffentlichung ''On the Monkeys of the Amazon'' (''Über die Affen am Amazon'') auf.<ref name="Slotten" /> Fast am Ende des Artikels stellt er die Frage: {{" |Sind eng verwandte Arten jemals durch einen weiten ländlichen Abstand getrennt?}}. |
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So kam es zum ''„Delicate Arrangement“''. Entsprechend dem Rat von Charles Lyell und [[Joseph Dalton Hooker]] erstellte Darwin einen Auszug aus seinem Manuskript, das er ab 1839 entworfen hatte, und von dem er Hooker 1844 eine Kopie zu lesen gegeben hatte. Gemeinsam mit der Zusammenfassung eines Briefes an [[Asa Gray]] aus dem Jahr 1857, mit dem er zeigen wollte, dass sich seine Ansichten seit 1839 nicht geändert hatten, und mit dem Aufsatz von Wallace wurde dieser Auszug am [[1. Juli]] [[1858]] in den Sitzungen der [[Linnean Society]] vorgetragen, und dann im ''Journal of the Proceedings of the Linnean Society'' abgedruckt.<span id="footnote_TernateEssay5">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay5|¹⁵]]</span> |
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Im Februar 1855, als er in [[Sarawak]] auf der Insel [[Borneo]] arbeitete, schrieb Wallace ''On the Law Which has Regulated the Introduction of Species'' (''Über das Gesetz, welches die Einführung der Arten regulierte''), ein Schriftstück, das im ''Annals and Magazine of Natural History'' im September 1855 veröffentlicht wurde. Die Arbeit, die oft als früheste publizierte Auseinandersetzung mit Evolutionsgedanken durch Wallace angesehen wird, aber sich im Kern eher mit dem Konzept der [[Sukzession (Biologie)|Sukzession]] beschäftigt, wurde als „sarawak law paper“ bekannt.<ref>John van Wyhe (2016): The impact of A. R. Wallace’s Sarawak Law paper reassessed. Studies in History and Philosophy of Science Part C: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 60: 56-66. [[doi:10.1016/j.shpsc.2016.09.004]]</ref> Er erfasste und zählte allgemeine Beobachtungen auf, welche die geographische und geologische Verteilung der Arten betrafen ([[Biogeographie]]). So beantwortete Wallace die Frage, die er in seiner früheren Veröffentlichung über die Affen im Amazonasbecken gestellt hatte. Obwohl es keine möglichen Evolutionsmechanismen erwähnte, war das Schriftstück ein Vorbote zu dem bedeutsamen Artikel, den er drei Jahre später schrieb. |
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[[1859]] erschien Darwins ''On the Origin of Species''. Gleich am ersten Tag war die gesamte Auflage von 1250 Stück ausverkauft. Wallace bekam von Darwin ein Exemplar geschickt, es erreichte ihn im Jahr 1860. Erst zwei Jahre später kehrte er aus dem Malayischen Archipel nach London zurück und traf Darwin.<span id="footnote_TernateEssay6">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay6|¹⁶]]</span> |
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Diese Veröffentlichung erschütterte die Überzeugung von Charles Lyell, dass die Arten unveränderlich waren. Obwohl ihm sein Freund Charles Darwin 1842 geschrieben und seine Unterstützung der Transmutationsidee geäußert hatte, beharrte Lyell auf seiner Ablehnung dieser Idee. Anfang 1856 wurde Darwin durch Lyell sowie [[Edward Blyth]] auf das Schriftstück von Wallace hingewiesen. Lyell war mehr beeindruckt und begann mit einem Notizbuch über die Arten, das sich mit den Folgen daraus beschäftigte, insbesondere für die menschliche Abstammung. Darwin hatte bereits seine Theorie ihrem gemeinsamen Freund [[Joseph Dalton Hooker|Joseph Hooker]] vorgestellt und erklärte jetzt Lyell zum ersten Mal sämtliche Details zur natürlichen Selektion. Obwohl Lyell nicht damit einverstanden sein konnte, bedrängte er Darwin zu veröffentlichen, um Priorität zu erlangen. Darwin äußerte zunächst Bedenken, begann aber dann am 14. Mai 1856, einen Abriss aus seiner andauernden Arbeit zusammenzustellen.<ref>Desmond/Moore 1991 (dt. Ausgabe), S. 498<br /> Browne ''Charles Darwin: Voyaging'' S. 537–546.</ref> |
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Darwin leitete sein Buch ''On the Origins of Species'', wenn auch erst in späteren Auflagen, mit einem geschichtlichen Überblick ein, in dem er die wichtigsten Quellen angab, aus welchen er Anregungen zu seinen Ideen erhalten hat. Dort findet sich, recht zurückhaltend formuliert, der Hinweis auf Wallace' Essay: ''„the theory of Natural Selection is promulgated by Mr. Wallace with admirable force and clearness“''.<span id="footnote_TernateEssay7">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay7|¹⁷]]</span> |
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=== Natürliche Selektion und Darwin === |
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Unter Historikern wird in späteren Jahrhunderten nicht ganz unumstritten sein, inwiefern Darwin von Wallace' Essay profitiert hat. John Langdon Brooks etwa versuchte zu belegen, dass Darwin einen 41 Seiten langen Einschub zum Divergenzprinzip, geschrieben auf andersfarbigem Papier, erst nach der Lektüre des Ternate-Essays eingefügt hat — und ihm eben dieses letzte Puzzlestück noch in seiner Theorie fehlte. Peter J. Bowler argumentierte im Gegenzug, dass Wallace erst durch seinen Briefwechsel mit Darwin die Prinzipien von Variation und Selektion überhaupt verstehen konnte — und dass das ''Ternate-Essay'' Darwin lediglich zur Veröffentlichung der Ergebnisse seiner Arbeit der letzten 20 Jahre zwang.<span id="footnote_TernateEssay8">[[{{PAGENAME}}#endnote_TernateEssay8|¹⁸]]</span> |
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{{Hauptartikel|Ternate-Manuskript}} |
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Im Februar 1858 war Wallace durch seine biogeographischen Forschungen am Malaiischen Archipel bereits von der Gültigkeit der Evolution überzeugt. Wie er in seiner späteren Autobiographie schrieb: |
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== Der Darwinist == |
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Alfred Russel Wallace bezeichnete sich zeitlebens als energischsten Verfechter des ''[[Darwinismus]]'', gleichzeitig war er einer der einflussreichsten Kritiker unter den ersten Darwinisten. Ihm widerstrebte besonders der Begriff ''Selection'' für den Prozess des ''struggle for existence'', da die Metapher der „Selektion“ als aktiver Ausdruck eine handelnde Authorität impliziere. Er schlug die Übernahme von [[Herbert Spencer]]s Begriff vom ''survival of the fittest'' vor, dem Überleben des an seine Umwelt Bestangepassten, den Darwin dann auch ab der 6. Auflage der ''Origin of Species'' verwendete: |
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:''I wish, therefore, to suggest to you the possibility of entirely avoiding this source of misconception in your great work (if not now too late), and also in any future editions of the "Origin," and I think it may be done without difficulty and very effectually by adopting Spencer's term (which he generally uses in preference to Natural Selection), viz. "Survival of the Fittest." This term is the plain expression of the fact; "Natural Selection" is a metaphorical expression of it, and to a certain degree indirect and incorrect, since, even personifying Nature, she does not so much select special variations as exterminate the most unfavourable ones.'' — Letter from C. Darwin to A.R. Wallace, July 2, 1866 |
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:(James Marchant, ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences'', Vol. I, p. 171, online [http://www.gutenberg.org/files/15997/15997-h/15997-h.htm#toc_63]) |
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{{Zitat |
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Ein bemerkenswerter Unterschied in den Konzeptionen von Darwin und Wallace liegt in ihrer Herleitung: während Darwin seine Modelle für ''domesticated animals'', also gezüchtete Haustiere entwarf, und dann mit der Analogie zur freien Natur argumentierte, zog Alfred Russel Wallace seine Schlüsse direkt aus den Beobachtungen der Natur — und ist damit ''„more Darwinian than Darwin himself“''.<span id="footnote_Darwinist1">[[{{PAGENAME}}#endnote_Darwinist1|¹⁹]]</span> |
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|Text=Das Problem war nicht nur, wie und warum sich die Arten verändern, sondern wie und warum sie sich in neue und gut definierte Arten verändern, die sich voneinander so vielfältig unterscheiden, warum und wie sie sich so genau an die unterschiedlichen Lebensbedingungen anpassen und warum die Zwischenstufen aussterben (da die Geologie ja zeigt, dass sie ausgestorben sind) und nur klar definierte und stark ausgeprägte Arten hinterlassen, Gattungen und höhere Tiergruppen. |
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|ref=<ref>Wallace ''My Life'' S. 361.</ref>}} |
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Seiner Autobiographie nach machte Wallace sich Gedanken über [[Thomas Malthus]] Idee zur positiven Einschränkung menschlichen Populationswachstums, als er mit Fieber im Bett lag und ihm die Idee der [[Natürliche Selektion|natürlichen Selektion]] einfiel.<ref name="Slotten" /> Wallace schrieb in seiner Autobiographie, dass er zu der Zeit auf der Insel [[Ternate]] war, aber Historiker haben das in Frage gestellt und behaupten, es sei aufgrund seiner Sammlungseintragungen wahrscheinlicher, dass er sich auf der Insel [[Gilolo]] befand.<ref name="Slotten" /> Wallace beschreibt dies wie folgt: |
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Auf seinen Vortragsreisen in Nordamerika und in der Schweiz propagierte er leidenschaftlich die Ideen der Evolutionstheorie. Darwin und Wallace blieben zeitlebens in Briefkontakt. Bei Charles Darwins Begräbnis am 26. April 1882 war Wallace bei der Beerdigung einer der Sargträger. Wallace erhob nie den Anspruch auf Vorrang an der Evolutionstheorie.<span id="footnote_Darwinist2">[[{{PAGENAME}}#endnote_Darwinist2|²⁰]]</span> Sein 1869 erschienenes Buch ''The Malay Archipelago'' beginnt mit der Widmung |
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{{Zitat |
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:''To Charles Darwin, author of "The Origin of Species", I dedicate this book, Not only as a token of personal esteem and friendship. But also To express my deep admiration For His genius and his works.'' |
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|Text=Es kam mir damals der Gedanke, dass diese Ursachen oder deren Äquivalente auch im Falle der Tiere ständig am Werk sind und da Tiere sich sehr viel schneller als Menschen vermehren, muss die jährliche Vernichtung aufgrund dieser Ursachen enorm sein, um die Anzahl der Mitglieder jeder Art gering zu halten, da sie offensichtlich nicht von Jahr zu Jahr zunimmt, sonst wäre die Welt von denen übervölkert, die sich am schnellsten vermehren. Unbestimmt über die enorme und konstante Zerstörung nachdenkend, die daraus folgt, stellte sich mir die Frage, weshalb einige sterben und einige überleben. Und die Antwort war klar, die besser geeigneten überleben. Und wenn man die beträchtliche Variation berücksichtigt, die mir meine Erfahrung als Sammler als vorhanden gezeigt hatte, dann folgte daraus, dass sämtliche Veränderungen, die für die Anpassung der Arten an die sich verändernden Bedingungen erforderlich sind, davon hervorgebracht werden. Auf diese Weise könnte jeder Teil des Aufbaus der Tiere genau wie erforderlich verändert werden und im Prozess dieser Veränderungen würden die Nichtveränderten aussterben und so würden die definierten und klar isolierten Merkmale jeder neuen Art erklärt werden. |
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:(Alfred Russel Wallace, ''The Malay Archipelago'', Macmillan and Co. London, 1869, online [http://www.papuaweb.org/dlib/bk/wallace/cover.html]) |
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|ref=<ref>Wallace ''My Life'' S. 361–362.</ref>}} |
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Vor seiner Abreise in den Osten, 1854, hatte Wallace Darwin einmal kurz getroffen.<ref>James Marchant: ''Alfred Russel Wallace Letters and Reminiscences'' Volume I, Cassell And Company, 1916. [http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1592.1&viewtype=image&pageseq=120 S. 105.]</ref> Ab 1857 standen sie dann in regelmäßigem brieflichen Kontakt und tauschten sich über ihre Publikationen, Theorien und Erkenntnisse aus. Wallace bewahrte Darwins Briefe sorgfältig auf, auch wenn die ersten Briefe verlorengegangen sind.<ref>Wallace: ''Letters and reminiscences'' 1916. [http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1593&viewtype=image&pageseq=116 S. 105.]</ref> Im ersten belegten Brief vom 1. Mai 1857 kommentierte Darwin, dass sowohl Wallace’ Brief vom 10. Oktober als auch seine Veröffentlichung ''On the Law that has regulated the Introduction of New Species'' (''Über das Gesetz, das die Einführung neuer Arten regulierte'') zeigten, dass beide ähnlich dachten, und dass sie bis zu einem gewissen Grad ähnliche Schlussfolgerungen gezogen hatten. Er fügte hinzu, dass er seine eigene Veröffentlichung zur Publikation in etwa zwei Jahren vorbereitete.<ref>Francis Darwin: ''The life and letters of Charles Darwin''. 1887 [http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1452.2&viewtype=text&pageseq=111 S. 95.]</ref> Wallace traute der Meinung von Darwin und schickte ihm seine Abhandlung ''On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type'' (''Über die Tendenz der Arten, sich auf unbestimmte Zeit vom ursprünglichen Typ zu entfernen'') am 9. März 1858, mit der Bitte, diese durchzusehen und an Charles Lyell weiterzuleiten, wenn er der Meinung war, es würde sich lohnen.<ref name="tendency">{{cite web|last=Wallace|first=Alfred|title=On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S043.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=22. April 2007}}</ref> Am 1. Juni 1858 erhielt Darwin das Manuskript von Wallace. Obwohl die Abhandlung den Begriff „natürliche Selektion“ nicht explizit verwendete, erläuterte sie die Mechanismen der evolutionären Divergenz der Arten aufgrund vom Druck, der die Umgebung auf sie ausübt. In diesem Sinne war sie der Theorie, an der Darwin 20 Jahre gearbeitet hatte, ohne sie zu veröffentlichen, sehr ähnlich. Darwin schickte das Manuskript an Lyell mit einem Brief, in dem er schrieb: „Er hätte eine bessere Zusammenfassung nicht machen können! Seine Begriffe stehen sogar bei mir als Kapitelüberschriften. Er schreibt nicht, dass ich publizieren sollte, aber ich werde natürlich sofort schreiben und es irgendeinem Fachblatt anbieten“.<ref>Slotten S. 153–154.</ref><ref>Francis Darwin: ''The life and letters of Charles Darwin''. 1887 [http://darwin-online.org.uk/content/frameset?itemID=F1452.2&viewtype=text&pageseq=132 S. 116.]</ref> Darwin, den die Krankheit seines kleinen Sohnes belastete, überließ das Vorgehen Charles Lyell und [[Joseph Dalton Hooker|Joseph Hooker]]. Diese beschlossen, die Abhandlung in einer gemeinsamen Präsentation zusammen mit nicht publizierten Schriften Darwins, die dessen Priorität hervorheben sollten, zu veröffentlichen. Wallace’ Abhandlung wurde der [[Linnean Society of London]] am 1. Juli 1858 präsentiert, zusammen mit Auszügen aus einer Schrift, die Darwin 1847 privat Hooker präsentiert hatte und einem Brief an [[Asa Gray]] aus dem Jahr 1857.<ref name="PowerOfPlace">Browne: ''Charles Darwin: The Power of Place''. S. 33–42.</ref> |
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Darwin betonte stets die Hochherzigkeit von Wallace. Die Details der Vorgänge im Jahr 1858 erfuhr Wallace erst aus Darwins Autobiographie. Sieben Jahre nach Darwins Tod, 1891, erschien Wallace' Version der ''Origin of Species'', er nannte sein Buch ''Darwinism''. Ohne Darwins Einfluss wäre der Aufstieg des unbekannten Naturforschers in die elitären wissenschaftlichen Zirkel des viktorianischen Englands wohl kaum möglich gewesen.<span id="footnote_Darwinist3">[[{{PAGENAME}}#endnote_Darwinist3|²¹]]</span> |
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Die Reaktion auf die Vorlesung war stumm, während der Vorsitzende der Linnean Society im Mai 1859 bemerkte, dass es in dem Jahr keine bemerkenswerten Entdeckungen gegeben hätte.<ref name="PowerOfPlace" /> Aber mit Darwins Publikation von ''On the Origin of Species'' (''[[Die Entstehung der Arten]])'' später im Jahr 1859 wurde ihre Bedeutung offensichtlich. Als Wallace nach Großbritannien zurückkehrte, traf er sich mit Darwin; die beiden pflegten danach freundlichen Umgang miteinander. Über die Jahre sind bei manchen Leuten Zweifel über die Gültigkeit dieser Version aufgekommen. Anfang der 1980er-Jahre erschienen zwei Bücher, eins von Arnold Brackman und eins von John Langdon, in denen sogar angedeutet wird, dass es nicht nur eine Konspiration gegen Wallace gegeben hat, um ihm das gebührende Ansehen zu rauben, sondern dass Darwin sogar eine Schlüsselidee von Wallace übernommen hat, um seine eigene Theorie zu vervollständigen. Diese Behauptungen wurden von anderen Gelehrten untersucht, die sie für nicht überzeugend befanden.<ref name="Slotten" /><ref>{{cite web|last=Shermer|first=Michael|title=In Darwin’s Shadow: Excerpt|url=http://www.michaelshermer.com/darwins-shadow/excerpt/|publisher=michaelshermer.com|accessdate=29. April 2008}}</ref><ref>{{cite web|last=Smith|first=Charles|title=Responses to Questions Frequently Asked About Wallace: Did Darwin really steal material from Wallace to complete his theory of natural selection?|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/FAQ.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=29. April 2008}}</ref> |
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== Der Landreformer == |
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Die von Wallace in sein Buch ''The Malay Archipelago'' eingestreuten politischen Kommentare machten [[John Stuart Mill]] auf ihn aufmerksam, der ihn in die [[Land Tenure Reform Association]] einlud. Dort bliebt er bis zur Begründung der [[Land Nationalisation Society]] 1880 Mitglied. Er begann sein in zehn Auflagen gedrucktes Buch ''Land Nationalisation'' (1892) mit einem Zitat von [[James Anthony Froude]], und machte diese Position zur Grundlage seiner späteren sozialphilosophischen Arbeiten: |
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Nach der Veröffentlichung von Darwins ''On the Origin of Species'' wurde Wallace zu einem ihrer überzeugtesten Verteidiger. Ein Vorfall im Jahr 1863 machte Darwin besondere Freude: Wallace veröffentlichte eine kurze Schrift ''Remarks on the Rev. S. Haughton’s Paper on the Bee’s Cell, And on the Origin of Species'', um die Argumente eines Geologieprofessors an der Universität von Dublin vollkommen zu entkräften, der Darwins Anmerkungen in ''The Origin'' bezüglich der Art, wie sich die sechseckigen Zellen in Honigwaben durch die natürliche Selektion entwickelt hätten, kritisiert hatte.<ref name="Slotten" /> Eine weitere bemerkenswerte Verteidigung von ''The Origin'' war ''Creation by Law'' (''Schöpfung durch Gesetz''), eine Abhandlung, die Wallace 1867 für ''The Quarterly Journal of Science'' schrieb, um dem Buch ''The Reign of Law'' (''Die Herrschaft der Gesetze''), das der Herzog von Argyle als Anfechtung der natürlichen Selektion geschrieben hatte, zu widersprechen.<ref>{{cite web|last=Wallace|first=Alfred|title=Creation by Law (S140: 1867) |
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:''Land is not, and cannot be property in the sense that moveable things are property. Every human being born into this planet must live upon the land if he lives at all. The land in any country is really the property of the nation which occupies it; and the tenure of it by individuals is ordered differently in different places, according to the habits of the people and the general convenience. — FROUDE'' |
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|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S140.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=23. Mai 2007}}</ref> Nach einer Versammlung der British Association im Jahr 1870 schrieb Wallace an Darwin und klagte darüber, dass „keine Gegner übrig geblieben sind, die irgendwas über Naturgeschichte wissen, so dass es keine der früheren guten Diskussionen mehr gibt.“<ref name="Slotten" /> |
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:(Alfred Russel Wallace, ''Land Nationalisation. It's Necessity and it's Aims'', Swan Sonnenschein & Co. London - Charles Scribner's Sons New York, 1892, p. vi, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S722-1.htm]) |
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==== Unterschiede zwischen den Theorien von Darwin und Wallace ==== |
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Über 30 Jahre war Alfred Russel Wallace Präsident der Land Nationalisation Society, als einer der energischsten Fürsprecher für Landreformen in England und Irland.<span id="footnote_Landreform">[[{{PAGENAME}}#endnote_Landreform|²²]]</span> |
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Wissenschaftshistoriker haben angemerkt, dass einige Unterschiede zwischen den Evolutionskonzepten Darwins und Wallace’ bestanden, obwohl Darwin Wallace’ Ideen als im Wesentlichen gleich mit den seinen betrachtete.<ref>{{cite journal |
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| doi = 10.1007/s12064-003-0063-6 |
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| volume = 122 |
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| issue = 4 |
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| pages = 343–359 |
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| last = Kutschera |
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| title = A comparative analysis of the Darwin-Wallace papers and the development of the concept of natural selection |
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| journal = Theory in Biosciences |
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| date = 19. Dezember 2003 |
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}}</ref> Darwin betonte den Konkurrenzkampf unter den Individuen einer gleichen Gattung, um zu überleben und sich zu vermehren, während Wallace den biogeographischen und umfeldbedingten Druck hervorhob, der die Spezies zwingt, sich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen.<ref>Larson S. 75.</ref><ref>Bowler, Morus S. 149.</ref> |
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Andere haben bemerkt, ein weiterer Unterschied bestehe darin, dass Wallace offensichtlich die natürliche Selektion als eine Art Rückkopplungsmechanismus auffasste, welches die Arten ihrer Umgebung angepasst erhielt.<ref name="Unfinished Business">{{cite web|url=http://www.wku.edu/~smithch/essays/UNFIN.htm|title=Wallace’s Unfinished Business|accessdate=11. Mai 2007|last=Smith|first=Charles H.|publisher=Complexity (publisher Wiley Periodicals, Inc.) Volume 10, No 2, 2004}}</ref> Sie verweisen dabei auf einen meistens übersehenen Absatz seiner berühmten Veröffentlichung von 1858: |
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== Der Spiritualist == |
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Ab dem Jahr 1864, etwa zeitgleich mit der Bekanntschaft mit seiner späteren Ehefrau Annie Mitten, konvertierte Alfred Russel Wallace vom rein materialistischen zu einem religiös-spirituellen Weltbild, das er in einem Brief später wie folgt beschrieb: |
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{{Zitat |
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:''The completely materialistic mind of my youth and early manhood has been slowly moulded into the socialistic, spiritualistic, and theistic mind I now exhibit — a mind which is, as my scientific friends think, so weak and credulous in its declining years, as to believe that fruit and flowers, domestic animals, glorious birds and insects, wool, cotton, sugar and rubber, metals and gems, were all foreseen and foreordained for the education and enjoyment of man. The whole cumulative argument of my 'World of Life' is that in its every detail it calls for the agency of a mind... enormously above and beyond any human mind ... Whether this Unknown Reality is a single Being and acts everywhere in the universe as direct creator, organiser, and director of every minutest motion ... or through 'infinite grades of beings,' as I suggest, comes to much the same thing. Mine seems a more clear and intelligible supposition ... and it is the teaching of the Bible, of Swedenborg, and of Milton. — Letter from A.R. Wallace to James Marchant, written in 1913.'' |
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|Text=Die Wirkung dieses Grundsatzes ist genau wie die des [[Fliehkraftregler]]s der Dampfmaschine, die Abweichungen korrigiert, bevor sie offensichtlich werden und auf die gleiche Art und Weise kann kein unausgeglichener Mangel im Tierreich ein auffälliges Ausmaß erreichen, weil es sofort Auswirkung zeigen würde, indem er die Existenz erschweren und das Aussterben eine fast sichere Folge machen würde. |
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:(James Marchant, ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences'', Vol. II, p. 181, online [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm#toc_158]) |
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|ref=<ref name="tendency" />}} |
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==== Warnfärbung und sexuelle Selektion ==== |
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Dass hier der Begründer des Darwinismus eine religiöse, ja geradezu [[Kreationismus|kreationistische]] Position einnahm, ließ seine Arbeiten im folgenden 20. Jahrhundert manchem Biologen und Biographen suspekt erscheinen — und, bei einigen von ihnen, dazu führen, ihm jegliches Verständnis von Evolution und geographischer Variation abzusprechen; doch für Wallace stellte die Kombination aus Naturwissenschaft und Religion keinen Widerspruch dar.<span id="footnote_Spiritualism1">[[{{PAGENAME}}#endnote_Spiritualism1|²³]]</span> |
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[[Datei:Wallace chimp.jpg|hochkant|mini|Abbildung im Kapitel über die Anwendung der natürlichen Selektion auf den Menschen aus dem Buch ''Darwinism'' von 1889]] |
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1867 schrieb Darwin an Wallace, dass es ihm schwerfiel zu verstehen, warum einige Raupen auffällige Farben entwickelt hätten. Darwin war zur Überzeugung gelangt, dass die [[sexuelle Selektion]], ein Phänomen, dem Wallace nicht die gleiche Bedeutung wie Darwin beimaß, viele auffällige Farben in der Tierwelt erklärte. Allerdings merkte Darwin, dass dies bei den Raupen nicht der Fall sein könnte. Wallace erwiderte, er und Henry Bates hätten beobachtet, dass viele der spektakulärsten Schmetterlinge einen eigenartigen Geruch und Geschmack haben und dass [[John Jenner Weir]] (1822–1894) ihm mitgeteilt hätte, Vögel würden eine bestimmte Art gewöhnlicher weißer Motten aufgrund ihres schlechten Geschmackes nicht fressen. „Da die weiße Motte in der Dämmerung so auffällig wie eine bunte Raupe ist“, wie Wallace an Darwin zurückschrieb, „sei es wahrscheinlich, dass die auffällige Farbe als Warnung gegenüber möglichen Raubtieren diene und sich deshalb durch natürliche Selektion hätte entwickeln können“. Darwin war von dieser Idee beeindruckt. In einem nachfolgenden Treffen der Entomological Society bat Wallace um jegliche vorhandene Nachweise zum Thema. 1869 veröffentlichte Weir Daten aus Versuchen und Beobachtungen an bunten Raupen, die Wallace’ Vermutungen unterstützen. [[Aposematismus|Warnfärbung]] zählte zu den Beiträgen von Wallace auf dem Gebiet der Evolution der Tierfärbung allgemein und zum Konzept der schützenden Färbung im Besonderen.<ref name="Slotten" /> Dies war auch Teil einer lebenslangen Meinungsverschiedenheit zwischen Wallace und Darwin über die Bedeutung der sexuellen Selektion. In seinem Buch ''Tropical Nature and Other Essays'' (''Tropische Natur und andere Abhandlungen'') schrieb er 1878 ausführlich über die Färbung von Tieren und Pflanzen und schlug alternative Erklärungen zu verschiedenen Fällen vor, die Darwin der sexuellen Selektion zugeschrieben hatte.<ref name="Slotten" /> Er schrieb eine ausführliche Abhandlung darüber in seinem Buch ''Darwinism'' von 1889. |
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Er nahm an den zu dieser Zeit sehr populären [[Séance]]n teil, und erklärte in seinen Schriften, dass auch und gerade „übernatürliche“, d.h. scheinbar unerklärbare Phänomene einer ernsthaften wissenschaftlichen Beschreibung und Untersuchung bedürften. Seine Kollegen — sehr viel tiefer als er in der akademischen Gesellschaft des viktorianischen England verwurzelt — mochten ihm dabei nicht folgen. Nichtsdestoweniger stellte er seine Ansichten unbeeindruckt in Artikeln und Büchern dar.<span id="footnote_Spiritualism2">[[{{PAGENAME}}#endnote_Spiritualism2|²⁴]]</span> |
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==== Wallace-Effekt ==== |
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In ''Darwinism'' verteidigte Wallace die natürliche Selektion. Darin postulierte er die Hypothese, dass die natürliche Selektion die reproduktive Trennung zweier Arten antreiben könne, indem die Ausbildung von Barrieren gegen eine [[Hybride|Hybridisierung]] verstärkt wird. So würde sie zur Entwicklung neuer Arten beitragen. Er wies auf das folgende Szenario hin: Nachdem zwei Populationen einer Art über einen bestimmten Punkt hinaus divergiert sind, passt sich jede davon den bestimmten Umwelteinflüssen an, wobei hybride Nachkommen weniger gut angepasst sind, als die jeweiligen Elternarten. Zu diesem Zeitpunkt wird die natürliche Selektion dazu neigen, die Hybride zu eliminieren. Darüber hinaus würde die natürliche Selektion unter solchen Bedingungen die Entwicklung von Hybridisierungshemmnissen fördern, da Individuen, die hybride Paarungen vermeiden, besser geeignete Nachkommen erzeugen und so zur reproduktiven Isolierung beider beginnenden Arten beitragen würden. Diese Hypothese wurde als Wallace-Effekt bekannt.<ref name="Slotten" /> Schon 1868 hatte Wallace in Briefen an Darwin angedeutet, dass die natürliche Selektion eine Rolle in der Verhinderung der Hybridisierung spielen könnte, hatte diese Idee aber nicht im Detail ausgearbeitet.<ref name="Slotten" /> Noch heute ist sie Gegenstand der Forschung zur evolutionären Biologie, wobei sowohl Computersimulationen als auch empirische Ergebnisse ihre Gültigkeit unterstützen.<ref>J. Ollerton: ''Flowering time and the Wallace Effect''. In: ''Heredity''. Band 95, S. 181–182, 2005 ([[doi:10.1038/sj.hdy.6800718]])</ref> |
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Das Prinzip der Selektion, des ''struggle for existence'', wird sowohl von Darwin als auch von Wallace aus den Thesen in [[Thomas Robert Malthus]] ökonomischem ''[[Essay on the Principle of Population]]'' abgeleitet, wenn nicht gar übernommen. Zu diesem kommt, bei Darwin wie bei Wallace, die Annahme einer kontinuierlichen, graduellen Entwicklung durch ungerichtete Variation. Wer könnte bezweifeln, dass auch dieses Prinzip für menschliche Gesellschaften seine Gültigkeit hat? Dass menschliche Individuen sich unterscheiden, auch wenn sie unzweifelhaft derselben Art angehören? |
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=== Anwendung der Theorie auf den Menschen === |
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Nachdem Wallace im Verlauf der 1860er Jahre einige Aufsätze zum Thema der Evolution des Menschen veröffentlicht hatte (beginngend mit ''The Origin of Human Races and the Antiquity of Man, 1864''), erscheint 1871 ''[[Descent of Man]]'' von Charles Darwin. Beide, Darwin und Wallace glauben grundsätzlich an die Wirksamkeit evolutionärer Prinzipien in sozialen Systemen: Ideen des Sozialdarwinismus sind in den intellektuellen Kreisen des späten 19. Jahrhunderts weit verbreitet. In Opposition zu Lamarckisten wie [[Herbert Spencer]], [[Francis Galton]] und [[Charles Darwin]] ''(sic!)'' lehnt Wallace jedoch die Erblichkeit von Charakter und Talent strikt ab. Er argumentiert, dass sich Eigenschaften wie etwa Genie sprunghaft, und nicht kontinuierlich durch graduelle Variation entwickeln, und deshalb nicht mit der Evolutionstheorie beschrieben werden können. Sie benötigen vielmehr eine eigene Theorie: |
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1864 veröffentlichte Wallace die Abhandlung ''The Origin of Human Races and the Antiquity of Man Deduced from the Theory of Natural Selection'' (''Ursprung der menschlichen Rassen und Alter des Menschen, gefolgert aus der Theorie der natürlichen Selektion''), in der er die Theorie auf den Menschen bezog. Darwin hatte sich bislang nicht öffentlich mit dem Thema befasst, obwohl dies [[Thomas Huxley]] in ''[[Evidence as to Man’s Place in Nature]]'' (''Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur'') getan hatte. Kurz darauf wurde Wallace [[Spiritualität|Spiritualist]] und behauptete, die natürliche Selektion könne nicht zum mathematischen, künstlerischen oder musikalischen Genius, sowie zu metaphysischen Gedanken, Geist und Humor führen. Anschließend behauptete er, dass etwas im „unsichtbaren Universum des Geistes“ mindestens drei Mal während der Evolution eingegriffen hätte. Das erste Mal sei die Schöpfung von Leben aus anorganischer Materie. Das zweite Mal die Einführung von Bewusstsein bei höheren Tieren. Und das dritte Mal die Bildung höherer mentaler Fähigkeiten beim Menschen. Er glaubte auch, dass der Grund für das Sein des Universums die Entwicklung des menschlichen Geistes sei.<ref>Wallace: ''Darwinism'' S. 477.</ref> |
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Die Reaktion auf Wallace’ Ideen zu diesem Thema unter den führenden Naturalisten dieser Zeit war unterschiedlich. Charles Lyell stimmte Wallace’ Ideen eher zu als Darwins.<ref>Larson S. 100.</ref><ref>Shermer S. 160.</ref> Viele hingegen, einschließlich Huxley, Hooker und selbst Darwin, waren Wallace gegenüber kritisch.<ref name="Slotten" /> Insbesondere Darwin war bestürzt. Er argumentierte, dass spirituelle Anreize nicht nötig seien und dass die sexuelle Selektion scheinbar nicht anpassungsförderliche Geistesphänomene leicht erklären könne. |
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:''So with men of genius, whose mental faculties have been fully exercised in special directions, whether as men of science, artists, musicians, poets, or statesmen; if not only the inherent faculty but also the increased power derived from its exercise be inherited, then we ought frequently to see these faculties continuously increasing during a series of generations, culminating in some star of the first magnitude. But the very reverse of this is notoriously the case. Men of exceptional genius or mental power or mechanical skill appear suddenly, rising far above their immediate ancestors; and they are usually followed by successors who, though, sometimes great, rarely equal their parent, whose pre-eminent powers seem generation after generation to dwindle away to obscurity.'' |
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:(Alfred Russel Wallace, ''Are Individually Acquired Characters Inherited? (1893)'', In: ''Fortnightly Review'', p. 490-668, quote from p. 492-493, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S468.htm]) |
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Wie ein Wissenschaftshistoriker dargelegt hat, widersprachen Wallace’ Ansichten zu diesem Thema zwei Hauptlehren der aufkommenden darwinistischen Philosophie der Zeit, die besagten, dass Evolution weder [[Teleologie|teleologisch]] noch [[Anthropozentrismus|anthropozentrisch]] sei.<ref>Shermer S. 208–209.</ref> Während manche Historiker zu dem Schluss gekommen sind, dass Wallace’ Glaube, die natürliche Selektion könne die Entwicklung des Bewusstseins und des menschlichen Geistes nicht erklären, auf seinen Spiritualismus zurückzuführen sei, streiten andere Wallace-Experten dies ab. Manche behaupten, Wallace habe nie das Prinzip der natürlichen Selektion auf diese angewandt.<ref>Shermer S. 157–160.</ref><ref>{{cite web|last=Smith|first=Charles H.|title=Alfred Russel Wallace: Evolution of an Evolutionist Chapter Six. A Change of Mind?|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/chsarw6.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=29. April 2007}}</ref> |
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In Opposition zu Galton, Spencer, Darwin und anderen, die bedauern, ''„that in our modern civilisation natural selection had no play“'', dass in der modernen Zivilisation die natürliche Selektion keine Rolle spielt<span id="footnote_SocialDarwinismDarwinQuote">[[{{PAGENAME}}#endnote_SocialDarwinismDarwinQuote|²⁵]]</span> — und den Menschen nahezu als ''domesticated animal'' begreifen, als Haustier, das seine Zuchtauswahl selbst in die Hand genommen hat —, wendet sich Wallace energisch gegen eugenische Konzepte. Er wird, hier in einem Interview als 90-jähriger, geradezu wütend, wenn seine Theorien als Grundlage für solche Entwürfe zitiert werden: |
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=== Bewertung der Rolle von Wallace in der Evolutionstheorie === |
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:''Why, never by word or deed have I given the slightest countenance to eugenics. Segregation of the unfit, indeed! It is a mere excuse for establishing a medical tyranny. And we have enough of this kind of tyranny already. Even now, the lunacy laws give dangerous powers to the medical fraternity. At the present moment, there are some perfectly sane people incarcerated in lunatic asylums simply for believing in spiritualism. The world does not want the eugenist to set it straight. Give the people good conditions, improve their environment, and all will tend towards the highest type. Eugenics is simply the meddlesome interference of an arrogant, scientific priestcraft.'' |
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In vielen Beschreibungen der Geschichte der Evolution wird Wallace nur beiläufig einfach als „Anreiz“ für die Veröffentlichung von Darwins eigener Theorie erwähnt.<ref name="Slotten" /> Tatsächlich entwickelte Wallace jedoch eigenständige Ansichten, die sich von Darwins unterschieden und er wurde von vielen (vor allem von Darwin) als einer der führenden Denker über Evolution seiner Zeit gehalten, dessen Ideen nicht ignoriert werden konnten. Ein Wissenschaftshistoriker hat angemerkt, dass sowohl Darwin als auch Wallace Wissen per Briefwechsel und Veröffentlichungen austauschten, wodurch sie sich über einen längeren Zeitraum gegenseitig inspirierten.<ref>Shermer S. 149.</ref> Wallace ist der meistzitierte Autor in Darwins ''Descent of Man'', oft in starkem Widerspruch zu seinen eigenen Thesen.<ref name="Slotten" /> Wallace blieb für den Rest seines Lebens ein vehementer Verteidiger der natürlichen Selektion. Um 1880 war die Evolution in wissenschaftlichen Kreisen auf breiter Ebene akzeptiert, aber Wallace und [[August Weismann]] waren praktisch die einzigen unter bekannten Biologen, die glaubten, sie sei durch die natürliche Selektion getrieben.<ref>Larson S. 123.</ref><ref>Bowler, Morus S. 154.</ref> |
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:(''The Last of the Great Victorians. Special Interview with Dr. Alfred Russel Wallace'', In: ''The Millgate Monthly'', August 1912, p 657-663, quote p. 663, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S750.htm]) |
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== Spiritismus == |
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Auch Wallace's sozialistische Gesellschaftsutopie enthält das Prinzip der Selektion, jedoch nicht durch eine ''„scientific priestcraft“'', eine elitäre „wissenschaftliche Priesterschaft“, sondern durch die freie Wahl der Ehemänner durch ihre Frauen, frei von wirtschaftlichen Zwängen.<span id="footnote_SocialDarwinismFeminism">[[{{PAGENAME}}#endnote_SocialDarwinismFeminism|²⁶]]</span> Kurz vor seinem Tod beschreibt er diese Vision in seinem Buch ''Social Environment and Moral Progress (1913) [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S733.htm]''. Geradezu prophetisch scheinen seine Warnungen vor jeder Art von elitären eugenischen Systemen: |
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[[Datei:Alfred Russel Wallace Maull&Fox BNF Gallica.jpg|mini|hochkant|A.R. Wallace (um 1880)]] |
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1861 schrieb Wallace an seinen Schwager: |
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{{Zitat |
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:''But there is great danger in such a process of artificial selection by experts, who would certainly soon adopt methods very different from those of the founder. We have already had proposals made for the "segregation of the feeble-minded," while the "sterilization of the unfit" and of some classes of criminals is already being discussed. This might soon be extended to the destruction of deformed infants, as was actually proposed by the late Grant Allen; while Mr. Hiram M. Stanley, in a work on Our Civilization and the Marriage Problem, proposed more far-reaching measures. He says: "The drunkard, the criminal, the diseased, the morally weak, should never come into society. Not reform, but prevention, should be the cry."'' |
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|Text=Ich bleibe ein äußerst Ungläubiger in fast allem, was Du für heilige Wahrheiten hältst. Ich halte die oft wiederholte Schuldzuweisung, dass Skeptiker Beweise ausblenden, weil sie nicht von der christlichen Moral geleitet werden, für äußerst verächtlich. Ich bin dankbar dafür, dass ich viel Bewundernswertes in allen Religionen erkennen kann. Für die Masse der Menschheit ist Religion eine Art Notwendigkeit. Aber, ob es einen Gott gibt und wie auch immer Seine Natur sei, ob wir eine unsterbliche Seele haben oder nicht oder was auch immer unser Zustand nach dem Tod sei, ich muss mich nicht dafür fürchten, die Natur zu studieren und die Wahrheit zu suchen, oder daran glauben, dass diejenigen, die gemäß einer Doktrin gelebt haben, die ihnen in der Kindheit eingeflößt wurde, in einem zukünftigen Zustand besser dran sein werden und die ihnen eher eine Angelegenheit blinden Glaubens als intelligenter Überzeugung ist. |
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:''Of course, our modern eugenists will disclaim any wish to adopt such measures as are here hinted at, which are in every way dangerous and detestable. But I protest strenuously against any direct interference with the freedom of marriage, which, as I shall show, is not only totally unnecessary, but would be a much greater source of danger to morals and to the well-being of humanity than the mere temporary evils it seeks to cure. I trust that all my readers will oppose any legislation on this subject by a chance body of elected persons who are totally unfitted to deal with far less complex problems than this one, and as to which they are sure to bungle disastrously.'' |
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|ref=<ref>{{cite web|last=Wallace|first=Alfred|title=1861 Letter from Wallace to Thomas Sims|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/quotes.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=2007-04-04}}</ref>}} |
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:(Alfred Russel Wallace, ''Social Environment and Moral Progress'', 1913, p. 142-144, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S733.htm]) |
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Wallace war ein begeisterter Verehrer der [[Phrenologie]].<ref name="Slotten" /> Frühzeitig hatte er mit [[Hypnose]], die damals als [[Mesmerismus]] bekannt war, experimentiert. In Leicester hatte er einige seiner Studenten mit beträchtlichem Erfolg als Versuchsobjekte verwendet. Als er mit seinen Versuchen begann, wurde das Thema sehr kontrovers diskutiert, und frühe Experimentatoren wie [[John Elliotson]] (1791–1868) wurden von der medizinischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft scharf kritisiert.<ref name="Belief and Spiritualism">{{cite web|last=Smith|first=Charles H.|title=Alfred Russel Wallace: Evolution of an Evolutionist Chapter One. Belief and Spiritualism|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/chsarw1.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=20. April 2007}}</ref> Wallace verband seine Erfahrungen mit dem Mesmerismus und seine späteren Untersuchungen über den [[Spiritismus]]. 1893 schrieb er: |
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Er wünscht sich eine Gesellschaft, in der Land und materielles Vermögen nicht persönlich vererbt werden kann, in dem jeder die gleichen Chancen und Startbedingungen hat, am ''struggle towards freedom'' teilzunehmen.<span id="footnote_SocialDarwinismStruggleTowardsFreedom">[[{{PAGENAME}}#endnote_SocialDarwinismStruggleTowardsFreedom|²⁷]]</span> |
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{{Zitat |
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== Der Sozialphilosoph und Sozialist == |
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|Text=So lernte ich schnell meine erste Lektion bei der Untersuchung dieser obskuren Wissensgebiete, niemals den Zweifeln großer Männer oder deren Anschuldigungen oder Unterstellung von Beschränktheit Bedeutung beizumessen, wenn sie im Gegensatz zur wiederholten Beobachtung anderer offensichtlich vernünftigen und ehrlichen Männer stehen. Die ganze Geschichte der Wissenschaft zeigt uns, dass wann immer die gebildeten und wissenschaftlichen Männer jeglicher Zeit die Fakten anderer Forscher a priori als absurd oder unmöglich abgelehnt haben, die Ablehnenden immer falsch lagen. |
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Schon früh setzte sich Wallace mit den Ansichten des frühen englischen Sozialisten und Sozialreformers [[Robert Owen]] auseinander, dessen Vorträge er erstmals [[1837]] in London hört.<span id="footnote_Sozialist">[[{{PAGENAME}}#endnote_Sozialist|²⁸]]</span> Gegenüber seinem Freund James Marchant stellt er seinen politischen Standpunkt später wie folgt dar: |
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|ref=<ref>{{cite web|last=Wallace|first=Alfred|title=Notes on the Growth of Opinion as to Obscure Psychical Phenomena During the Last Fifty Years|url=http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S478.htm|publisher=The Alfred Russel Wallace Page hosted by [[Western Kentucky University]]|accessdate=20. April 2007}}</ref>}} |
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Im Sommer 1865 begann Wallace, möglicherweise durch Anregung seiner älteren Schwester Fanny Sims, sich mit Spiritismus zu befassen.<ref name="Slotten" /> Nach der Durchsicht der Literatur zu diesem Thema und Versuchen, die Phänomene zu testen, die er bei [[Séance]]n beobachtet hatte, akzeptierte er, dass der Glaube mit der natürlichen Realität verbunden war. Für den Rest seines Lebens blieb er davon überzeugt, dass mindestens einige der Phänomene bei den Séancen authentisch waren, unabhängig von Täuschungsvorwürfen durch Skeptiker oder von Trickbeweisen. Historiker und Biographen sind sich nicht einig, welche Faktoren zu seiner Aufnahme des Spiritismus am ehesten geführt haben. Ein Biograph regte an, dass der emotionale Schock, den er einige Monate zuvor durch die Trennung von seiner Verlobten erlebt hatte, ihn empfänglicher für den Spiritismus gemacht hatte.<ref name="Slotten" /> Andere Experten haben dagegen den Willen von Wallace betont, rationale und wissenschaftliche Erklärungen für alle Phänomene zu finden, sowohl materielle als nichtmaterielle, der natürlichen Welt und der menschlichen Gesellschaft.<ref name="Shermer S. ?">Shermer S. ?</ref> |
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:''"Why am I a Socialist?" "I am a Socialist because I believe that the highest law for mankind is justice. I therefore take for my mottoe, 'Fiat Justitia, Ruat Cœlum'; and my definition of Socialism is, 'The use, by everyone, of his faculties for the common good, and the voluntary organisation of labour for the equal benefit of all.' That is absolute social justice; that is ideal Socialism. It is, therefore, the guiding star for all true social reform."'' |
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:(James Marchant, ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences'', Harper and Brothers Publishers, New York and London 1916, Vol. II, p. 152-153, online [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm#toc_123]) |
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Spiritismus fand vor allem unter vielen Gebildeten der viktorianischen Ära Anklang, die die traditionelle religiöse Doktrin, wie z. B. die der [[Church of England]], nicht mehr akzeptabel fanden, die sich aber durch eine gänzlich materialistische und mechanische Sicht der Welt, die sich zunehmend aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen des 19. Jahrhunderts ergab, unzufrieden fühlten. Manche Experten, die sich mit Wallace’ Ansichten im Detail auseinandergesetzt haben, betonen jedoch, dass für ihn der Spiritismus eine Angelegenheit von Wissenschaft und Philosophie und nicht ein religiöser Glaube war.<ref name="Shermer S. ?" /> Andere prominente Intellektuellen des 19. Jahrhunderts, die sich mit Spiritismus befassten, waren der Sozialreformer Robert Owen, einer der frühen Vorbilder von Wallace, sowie die Physiker [[William Crookes]] und [[John William Strutt, 3. Baron Rayleigh]], der Mathematiker [[Augustus De Morgan]] und der schottische Verleger [[Robert Chambers (Verleger, 1802)|Robert Chambers]].<ref name="Shermer S. ?" /> |
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Im Fazit seines Essay ''True Individualism — The Essential Preliminary of a Real Social Advance'' fasst er seinen Traum eines gerechten Gesellschaftssystems zusammen, das jedem Mitglied das gleiche Recht auf einen guten Start ins Leben und eine bestmögliche Bildung zugesteht — eine Gesellschaft, die ohne ein Wettrennen um Wohlstand und Luxus auskommt: |
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Die starke öffentliche Befürwortung des Spiritismus durch Wallace sowie seine wiederholte Verteidigung spiritistischer Medien, die in den 1870er Jahren wegen Täuschung angeklagt worden waren, schadeten seiner wissenschaftlichen Reputation. Es kam zu Spannungen in den früher freundlichen Beziehungen zu Wissenschaftlern wie Henry Bates, Thomas Huxley und Charles Darwin, der meinte, er sei zu leichtgläubig. Andere, wie der Physiologe [[William Benjamin Carpenter]] und der Zoologe [[Ray Lankester]] griffen Wallace öffentlich zum Thema an. Wallace und andere Wissenschaftler, die den Spiritismus verteidigten, wie William Crookes, waren das Ziel harscher Kritik der Presse, vor allem von ''[[The Lancet]]'', einer führenden medizinischen Fachzeitschrift. Die Kontroverse beeinträchtigte die öffentliche Wahrnehmung von Wallace’ Arbeit für den Rest seiner Karriere. Als Darwin um Unterstützung bei den Naturalisten warb, um Wallace eine Rente zu beschaffen, antwortete Joseph Hooker: |
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:''Under such a system of society as is here suggested, when all were well educated and well trained and were all given an equal start in life, and when every one knew that however great an amount of wealth he might accumulate he would not be allowed to give or bequeath it to others in order that they might be free to live lives of idleness or pleasure, the mad race for wealth and luxury would be greatly diminished in intensity, and most men would be content with such a competence as would secure to them an enjoyable old age. And as work of every kind would have to be done by men who were as well educated and as refined as their employers, while only a small minority could possibly become employers, the greatest incentive would exist towards the voluntary association of workers for their common good, thus leading by a gradual transition to various forms of co-operation adapted to the conditions of each case. With such equality of education and endowment none would consent to engage in unhealthy occupations which were not absolutely necessary for the well-being of the community, and when such work was necessary they would see that every possible precautions were taken against injury. All the most difficult labour-problems of our day would thus receive an easy solution.'' |
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:(Alfred Russel Wallace, ''True Individualism — The Essential Preliminary of a Real Social Advance'', In: ''Studies scientific & social'', Macmillan & Co. London 1900, Vol II, p. 510, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S587.htm]) |
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{{Zitat |
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Neben seinen verschiedenen Aufsätzen beschreiben wohl die im letzten Lebensjahr, 1913, entstandenen Werke ''The Revolt of Democracy'' [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S734.htm] und ''Social Environment and Moral Progress'' [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S733.htm] seinen Standpunkt am deutlichsten. |
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|Text=Wallace hat bedeutend an Klasse verloren, nicht nur durch seinen Anhang an Spiritualismus, sondern auch weil er in einer der Bereichssitzungen der British Association eine Diskussion über Spiritismus gegen die Meinung des gesamten Komitees gebracht hat. Es wird berichtet, dass er dies in einer hinterhältigen Art gemacht hat, und ich erinnere mich gut an die Empörung, zu der sie im Rat der British Association geführt hat.}} |
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Hooker gab schließlich nach und stimmte einer Unterstützung des Rentenantrages zu. |
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== Anti-Vaccination-Kampagnen == |
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Wallace engagierte sich gegen das Vaccinationsprogramm, die Impfpflicht zur Eindämmung der [[Pocken]]. In verschiedenen Aufsätzen und im [[1889]] erschienen Buch ''Vaccination a Delusion'' versucht er, statistisch nachzuweisen, dass die Impfprogramme nach anfänglichen Erfolgen in den ersten Jahrzehnten im ausgehenden 19. Jahrhundert der öffentlichen Gesundheit eher schaden als nutzen. Wallace glaubte nicht an die Möglichkeit einer weltweiten Ausrottung des Pockenvirus. Erst 1980, 91 Jahre später, erklärt die WHO die Pocken als ausgestorben.<span id="footnote_Vaccination">[[{{PAGENAME}}#endnote_Vaccination|²⁹]]</span> |
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== Biogeographie und Ökologie == |
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== Nachleben == |
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[[Datei:Wallace03.jpg|mini|hochkant=1.5|Wallace’ Einteilung der Welt in sechs biogeographische Regionen, dargestellt auf einer Karte aus ''The Geographical Distribution of Animals'']] |
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[[image:Alfred_Russel_Wallace_Grave.png|thumb|200px|Grab von Annie und Alfred Russel Wallace auf dem Friedhof von Broadstone. Der Grabstein ist ein fossiler Baumstamm, gefunden auf der [[Isle of Portland]] vor Dorset]] |
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Alfred Russel Wallace hat sich, gerade auch durch seine politischen und religiösen Schriften, angreifbar gemacht, und seinen Gegnern ein leichtes Ziel geboten. So wie er in seinen frühen Veröffentlichungen prägnant und mit geradezu unglaublich analytischer Schärfe seine Beobachtungen schildert und interpretiert, so leidenschaftlich propagiert er auch seine religiösen und politischen Ansichten, und polarisiert damit seine Zeitgenossen und Biographen: |
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=== Biogeographie === |
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:''There is, finally, something heroic about a man who independently constructs a theory of natural selection, which can be written, in its simplest form, as the accidental survival of the fittest, and spends the rest of his life proclaiming the ideals of co-operation and altruism as the way to hasten the perfecting of the human.'' |
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Wallace begann 1872, auf Drängen vieler seiner Kollegen einschließlich Darwin, [[Philip Sclater]] und [[Alfred Newton]], an einer umfangreichen Untersuchung der geographischen Verteilung der Arten zu arbeiten. Dieses Projekt geriet jedoch bald ins Stocken, auch weil es in jener Zeit noch keine entwickelte [[Taxonomie]] gab und sich die Klassifikationssysteme vieler Tierarten in ständiger Entwicklung befanden.<ref name="Slotten" /> Er nahm die Arbeiten erst im Jahr 1874 wieder auf, nachdem eine Reihe von Arbeiten zum Problem der Klassifikation erschienen waren.<ref name="Slotten" /> |
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:(Peter Raby, ''Alfred Russel Wallace. A Life'', Chatto & Windus London, 2001, ISBN 0701168382, p. 294) |
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Indem er das von Sclater für Vogelarten entwickelte System, das die Erde in sechs geographische Zonen einteilte, so erweiterte, dass es auch Säugetiere, Reptilien und Insekten beschrieb, schuf Wallace die Basis für das System der Faunenregionen, das bis heute verwendet wird. Er besprach alle bekannten Einflussfaktoren, die die geographische Verteilung der Tierarten in den einzelnen Regionen steuerten, also etwa das Entstehen und Vergehen von Landbrücken und die Effekte vorübergehender Eiszeiten. Er visualisierte mit Karten den Effekt von Faktoren wie der Elevation von Gebirgen, der Tiefe von Ozeanen, und dem Charakter der regionalen Vegetation, die die Verteilung der Arten beeinflussen. Dazu stellte er alle bekannten [[Familie (Biologie)|Artenfamilien]] und [[Gattung (Biologie)|Gattungen]] zusammen und listete deren geographische Ausbreitung auf. Das so entstandene zweibändige Werk, ''The Geographical Distribution of Animals (Die geographische Verbreitung der Thiere)'', wurde 1876 veröffentlicht und sollte für die nächsten 80 Jahre eines der Standardwerke der [[Biogeographie]] bleiben;<ref name="Slotten" /> erst Ende 2012 wurde eine Aktualisierung publiziert.<ref>Ben G. Holt u. a.: ''An Update of Wallace’s Zoogeographic Regions of the World.'' In: ''[[Science]].'' Band 339, Nr. 6115, 2012, S. 74–78, [[doi:10.1126/science.1228282]]</ref><ref>{{IDW-online | ID=513128 | Titel=Die neue Weltordnung der Tiere: Wallace-Karte nach fast 150 Jahren aktualisiert | Autor=Julia Krohmer | Institution=Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen | Datum=20. Dezember 2012 |Abruf=2019-07-07}}</ref> |
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:''The lesson history is apparently teaching us here — that "knuckling down" is rewarded by the makers of reputations, while a willingness to take on diverse issues is not — is unfortunate because it suggests that scientists should remain narrowly focussed on their particular corners of science, and not venture out into the public domain. For Wallace, however, considerations of reputation and posterity were irrelevant. His priorities — social justice and the search for truth — made him the prototypical socially engaged scientist. Thus Wallace's review of the achievements of the nineteenth century, ''The wonderful Century'', went beyond merely launding the scientific and technological developments of the era to assessing the impacts that those developments had had on ordinary people. In the penultimate chapter, "The Demon of Greed", he pointed out that many aspects of the industrial revolution had made people's lives worse, not better. Today, as technology comes to play an ever greater role in our lives, there is a pressing need for latter-day Wallaces - scientists willing to forsake their ivory towers (or their biotech companies) and become publicly engaged with social issues. Neglected though he may be, Wallace's example is nevertheless inspirational.'' |
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:(Andrew Berry, ''Infinite Tropics. An Alfred Russel Wallace Anthology'', London and New York 2002, ISBN 1859846521, p. 381) |
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Im Jahr 1880 veröffentlichte Wallace das Buch ''Island Life (dt.: Inselleben)'', die Fortsetzung des zuvor erschienenen ''The Geographical Distribution of Animals'', in dem er die Verteilung von Pflanzen- und Tierarten auf Inseln untersuchte. Wallace unterteilte Inseln in verschiedene Typen: Ozean-Inseln und Kontinental-Inseln. Ozean-Inseln, wie etwa die Inseln von [[Galápagos-Inseln|Galapagos]] und [[Hawaii]] (damals als ''Sandwich Islands'' bezeichnet), die inmitten des Ozeans entstanden sind, und nie Teil eines großen Kontinents waren. Solche Inseln waren durch das absolute Fehlen aller auf dem Festland lebenden Säugetierarten und Amphibien gekennzeichnet (mit Ausnahme von Wandervögeln und Arten, die infolge von menschlichen Aktivitäten angesiedelt wurden). Sie waren das Ergebnis zufälliger Besiedlung und anschließender Evolution. Die kontinentalen Inseln teilte er in zwei Gruppen ein, je nachdem, ob sie schon seit langem vom Festland getrennt sind (wie z. B. [[Madagaskar]]), oder noch in jüngerer Vergangenheit Teil eines großen Kontinents waren (wie die [[Britische Inseln|Britischen Inseln]]). Er untersuchte, wie sich dieser Unterschied auf die dort heimische Flora und Fauna auswirkte. So konnte die Isolation der Inseln die Evolution beeinflussen, und so zur Erhaltung von Arten führen, wie den [[Lemuren]] in Madagaskar, die einst auch auf dem Kontinent weit verbreitet waren. Ausführlich diskutierte er, wie Änderungen des Klimas, besonders Eiszeiten, die Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten fördern oder verhindern. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit möglichen Ursachen der großen Eiszeiten. Zur Zeit seiner Veröffentlichung wurde ''Island Life'' als wichtiges Werk rezipiert, und ausführlich in zahlreichen Rezensionen und Briefwechseln zwischen Wissenschaftlern diskutiert.<ref name="Slotten" /> |
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:''In considering some stages of Wallace's life, it is possible to feel sorry for him, but the general conclusion is different and startling.'' |
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:''Perhaps few human beings have concluded, in their old age, a more honourable and satisfactory treaty with fate, or made a better thing of human predicament. In short, if ever a story had a happy ending, it was Wallace's.'' |
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:(Amabel Williams-Ellis, ''Darwin's moon. A Biography of Alfred Russel Wallace'', Blackie London, 1966, p. 234) |
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=== Umweltprobleme === |
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Nachdem Alfred Russel Wallace im Schatten von Darwin Anfang/Mitte des 20. Jahrhunderts fast in Vergessenheit gerät, deutet die Zahl der um die Jahrtausendwende erscheinenden Biographien und Aufsätze auf eine regelrechte Wallace-Renaissance hin. |
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Im Rahmen seiner umfangreichen Untersuchungen zur Biogeographie beschrieb Wallace als einer der Ersten auch den Einfluss des Menschen auf die Natur. In ''Tropical Nature and Other Essays (1878)'' warnte er vor den Gefahren der [[Entwaldung|Abholzung]] und [[Erosion (Geologie)|Erosion]] des Bodens, besonders in tropischen Gebieten mit großen [[Regen|Niederschlagsmengen]]. Nachdem er auf die komplexen Interaktionen zwischen Vegetation und Klima aufmerksam geworden war, warnte er, dass die übermäßige Abholzung des [[Tropischer Regenwald|tropischen Regenwaldes]] für den Kaffee-Anbau in [[Sri Lanka|Ceylon]] und [[Indien]] das Klima dieser Länder ungünstig beeinflussen könnte und später zu ihrer Verarmung führen würde, weil die Erosion des Bodens den weiteren Anbau unmöglich machen würde.<ref name="Slotten" /> In seinem Buch ''Island Life'' griff Wallace erneut das Thema der Abholzung auf und beschrieb den Effekt von [[Neobiota]], also von invasiven Arten, die durch den Menschen in fragile Ökosysteme eingeschleppt werden. Über den Einfluss der europäischen Kolonisation auf der Insel [[St. Helena (Insel)|St. Helena]] schreibt er Folgendes: |
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{{Zitat |
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|Text=When first discovered, in the year 1501, St. Helena was densely covered with a luxuriant forest vegetation, the trees overhanging the seaward precipices and covering every part of the surface with an evergreen mantle. This indigenous vegetation has been almost wholly destroyed ; and although an immense number of foreign plants have been introduced, and have more or less completely established themselves, yet the general aspect of the island is now so barren and forbidding that some persons find it difficult to believe that it was once all green and fertile. The cause of the change is, however, very easily explained. The rich soil formed by decomposed volcanic rock and vegetable deposits could only be retained on the steep slopes so long as it was protected by the vegetation to which it in great part owed its origin. When this was destroyed, the heavy tropical rains soon washed away the soil, and has left a vast expanse of bare rock or sterile clay. This irreparable destruction was caused in the first place by goats, which were introduced by the Portuguese in 1513, and increased so rapidly that in 1588, they existed in thousands. These animals are the greatest of all foes to trees, because they eat off the young seedlings, and thus prevent the natural restoration of the forest. They were, however, aided by the reckless waste of man. The East India Company took possession of the island in 1651, and about the year 1700 it began to be seen that the forests were fast diminishing, and required some protection. Two of the native trees, redwood and ebony, were good for tanning, and to save trouble the bark was wastefully stripped from the trunks only, the remainder being left to rot ; while in 1709 a large quantity of the rapidly disappearing ebony was used to burn lime for building fortifications! |
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|Sprache=en |
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|Autor=Alfred Russel Wallace |
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|Quelle=Island Life |
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|Übersetzung=Als St. Helena im Jahr 1501 erstmals entdeckt wurde, war sie dicht mit einer üppigen Waldvegetation bedeckt, wobei die Bäume die seewärtigen Steilhänge überragten und jeden Teil der Oberfläche mit einem immergrünen Mantel bedeckten. Diese einheimische Vegetation wurde fast vollständig zerstört; und obwohl eine Unzahl fremder Pflanzen eingeführt wurde und sich mehr oder weniger vollständig etabliert hat, ist die Insel heute im allgemeinen so unfruchtbar und unzugänglich, dass es manchen Menschen schwer fällt zu glauben, dass sie einst ganz grün und fruchtbar war. Die Ursache des Wandels lässt sich jedoch sehr leicht erklären. Der reichhaltige Boden aus zersetztem Vulkangestein und pflanzlichen Ablagerungen konnte sich an den steilen Hängen nur so lange halten, wie er durch die Vegetation, der er zum großen Teil seinen Ursprung verdankt, geschützt war. Als dieser zerstört wurde, haben die schweren tropischen Regenfälle den Boden bald weggespült und eine riesige Fläche von nacktem Gestein oder sterilem Lehm hinterlassen. Diese irreparable Zerstörung wurde in erster Linie durch Ziegen verursacht, die 1513 von den Portugiesen eingeführt wurden und die so schnell zunahmen, dass sie 1588 zu Tausenden existierten. Diese Tiere sind die größten aller Feinde der Bäume, weil sie die jungen Setzlinge fressen und so die natürliche Wiederherstellung des Waldes verhindern. Sie wurden jedoch durch die rücksichtslose Verschwendung des Menschen begünstigt. Die [[Ostindische Kompanie]] nahm 1651 die Insel in Besitz, und um das Jahr 1700 zeichnete sich ab, dass die Wälder schnell abnahmen und etwas Schutz benötigten. Zwei der einheimischen Bäume, Mammut [redwood] und Ebenholz [ebony], eigneten sich gut zum Gerben, und um Ärger zu vermeiden, wurde die Rinde nur verschwenderisch von den Stämmen abgestreift, während der Rest verfaulte. 1709 wurde eine große Menge des schnell verschwindenden Ebenholzes zum Brennen von Kalk für den Bau von Befestigungsanlagen verwendet! |
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|ref=<ref>Wallace ''Island Life'', 2. Ausgabe, 1892, S. 294–295.</ref>}} |
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Wallace’s Kommentare zur Umweltzerstörung wurden später in seiner Karriere schärfer. In ''The World of Life'' (1911) schrieb er: |
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== Ehrungen == |
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{{Zitat |
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Alfred Russel Wallace wurde nie wirklich Mitglied der etablierten intellektuellen Elite des viktorianischen England; zu unorthodox und unangepasst waren seine Ansichten. Nichtsdestotrotz erhielt er schon zu Lebenszeiten viele Auszeichnungen und Titel, unter anderem: |
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|Text=These considerations should lead us to look upon all the works of nature, animate or inanimate, as invested with a certain sanctity, to be used by us but not abused, and never to be recklessly destroyed or defaced. To pollute a spring or a river, to exterminate a bird or beast, should be treated as moral offences and as social crimes; ... Yet during the past century, which has seen those great advances in the knowledge of Nature of which we are so proud, there has been no corresponding development of a love or reverence for her works; so that never before has there been such widespread ravage of the earth's surface by destruction of native vegetation and with it of much animal life, and such wholesale defacement of the earth by mineral workings and by pouring into our streams and rivers the refuse of manufactories and of cities; and this has been done by all the greatest nations claiming the first place for civilisation and religion! |
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|Sprache=en |
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|Autor=Alfred Russel Wallace |
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|Quelle=World of Life |
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|Übersetzung=Diese Überlegungen sollten uns dazu veranlassen, alle Werke der Natur, belebt oder unbelebt, als mit einer gewissen Heiligkeit ausgestattet zu betrachten, damit sie von uns benutzt, aber nicht missbraucht und niemals rücksichtslos zerstört oder verunstaltet werden. Eine Quelle oder einen Fluss zu verunreinigen, einen Vogel oder ein Tier zu vernichten, sollte als moralisches Vergehen und als soziales Verbrechen behandelt werden; … Doch während des letzten Jahrhunderts, in dem die großen Fortschritte in der Kenntnis der Natur, auf die wir so stolz sind, zu verzeichnen waren, hat es keine entsprechende Entwicklung einer Liebe oder Ehrfurcht vor ihren Werken gegeben; so dass es noch nie zuvor eine so weitverbreitete Verwüstung der Erdoberfläche durch die Zerstörung der einheimischen Vegetation und damit vieler Tiere und eine so umfassende Verunstaltung der Erde durch Mineralienabbau und dadurch, dass der Abfall von Manufakturen und Städten in unsere Bäche und Flüsse geschüttet wurde, gegeben hat; und dies wurde von all den größten Nationen getan, die für Zivilisation und Religion den ersten Platz beanspruchen! |
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|ref=<ref>Wallace ''World of Life'' S. 279.</ref>}} |
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== Beteiligung an anderen wissenschaftlichen und öffentlichen Kontroversen == |
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* [[1882]] Ehrendoktor der Universität Dublin |
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=== Flache Erde-Wette === |
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* [[1889]] Ehrendoktor der Universität Oxford |
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Im Jahr 1870 bot ein Befürworter der [[Flache Erde|flachen Erde]] namens John Hampden in einer Zeitschriftenanzeige jedem, der eine konvexe Krümmung in einem Gewässer wie einem Fluss, Kanal oder See nachweisen konnte, eine Wette von £ 500 (entspricht etwa £ {{Inflation|UK|500|1870|2020|r=-3}} inflationär bereinigt, Stand 2020) an. Wallace, fasziniert von der Herausforderung und damals knapp bei Kasse, entwarf ein Experiment (das „Bedford-Level-Experiment“), bei dem er zwei Objekte entlang einer ca. 10 km langen Kanalstrecke aufbaute. Beide Objekte befanden sich auf gleicher Höhe über dem Wasser, und er montierte auch ein Teleskop auf einer Brücke in gleicher Höhe über dem Wasser. Beim Blick durch das Teleskop erschien ein Objekt höher als das andere und zeigte die Krümmung der Erde. |
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* [[1892]] die Founders Medal der [[Royal Geographical Society]] |
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* [[1892]] die Gold Medal der Linnean Society |
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* [[1893]] Mitglied der Royal Society |
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* [[1908]] Verdienstorden der Krone |
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* [[1908]] die [[Copley Medal]] der [[Royal Society]] |
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Der Richter für die Wette, der Herausgeber des Magazins Field, erklärte Wallace zum Sieger, aber Hampden weigerte sich, das Ergebnis zu akzeptieren. Er verklagte Wallace und startete eine mehrere Jahre andauernde Kampagne, in der er Briefe an verschiedene Publikationen und Organisationen, in denen Wallace Mitglied war, schrieb und ihn als Betrüger und Dieb denunzierte. Wallace gewann mehrere Verleumdungsklagen gegen Hampden, aber der daraus resultierende Rechtsstreit kostete Wallace mehr als die Höhe des Wetteinsatzes, und die Kontroverse frustrierte ihn jahrelang.<ref>Shermer S. 258–61.</ref> |
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Auf Mond und Mars sind Krater nach ihm benannt. Die Trennlinie zwischen den biogeographischen Gebieten Australiens und Südostasiens trägt ihm zu Ehren den Namen [[Wallace-Linie|Wallace-Line]]. |
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=== Anti-Pockenschutzimpfungs-Kampagnen === |
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== Bibliographie == |
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[[Datei:Wallace anti vaccination league.jpg|mini|Postkarte der Anti-Impf-Liga mit Bild und Zitat von Wallace]] |
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[[image:A.R._Wallace_(1913).png|thumb|200px|Alfred Russel Wallace (1913)]] |
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Alfred Russel Wallace veröffentlichte eine schier unglaubliche Zahl an Artikeln, Essays und Büchern, hier können wir nur die Bücher auflisten. Viele seiner Texte sind beim Gutenberg Projekt und auf der Alfred Russel Wallace Page online verfügbar [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/writings.htm]. |
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* Anmerkung: Der erste Absatz ist recht holprig, auch im engl. Artikel. Vielleicht sollte ein Verweis auf Wallace’ Text eingefügt werden; bisher werden nur Slotten & Shermer zitiert (wobei letzterer lediglich als zweite Hand für eine Aussage dient, die fast wörtlich in Wallace’ Pamphlet steht). Alternativ vielleicht auch Clements (1983), Scarpelli (1985), Fichman (2004 & 2008), and Fichman & Keelan (2007) konsultieren? (Literaturliste bei Smith) |
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Zu Beginn der 1880er Jahre beteiligte sich Wallace an der politischen Debatte um die Einführung der obligatorischen [[Pockenschutzimpfung]] im Vereinigten Königreich. Anfangs betrachtete er die Impfung vor allem als unvereinbar mit den Persönlichkeitsrechten, doch nach dem Studium, der vor allem von Aktivisten der Anti-Pockenschutzimpfungs-Kampagnen verbreiteten Statistiken, zweifelte er an der Wirksamkeit der Impfung überhaupt. In jener Zeit war die [[Keimtheorie]] zur Erklärung der Ausbreitung von Krankheiten noch nicht weit verbreitet und kaum anerkannt. Auch war zu wenig über das menschliche [[Immunsystem]] bekannt, um die Wirkmechanismen der Impfungen zu verstehen. Während seiner Recherchen stieß Wallace auf einige Fälle, in denen Unterstützer der Impfprogramme fragwürdige Statistiken zur Argumentation verwendet hatten. Wallace, seit jeher misstrauisch gegenüber jedweder Autorität, kam so zur Überzeugung, dass das verminderte Auftreten von Pocken nach Impfungen auf die verbesserten hygienischen Bedingungen zurückzuführen sei. Auch vermutete er, dass die praktizierenden Ärzte ein Interesse an der Einführung der Impfung hätten.<ref name="Slotten" /> |
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Besonders wiesen Wallace und andere Gegner der [[Impfpflicht]] darauf hin, dass die Impfung oft unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt wurde, und deshalb potentiell selbst gefährlich sei.<ref>Shermer S. 216.</ref> 1890 legte Wallace seine Ergebnisse einer Untersuchungskommission ''(Royal Commission)'' vor, die sich mit der Kontroverse beschäftigte. Diese bemängelte Fehler, vor allem bezeichnete sie einige der verwendeten Statistiken als fragwürdig. In der medizinischen Zeitschrift ''[[The Lancet]]'' wurde der Vorwurf erhoben, dass er und andere Aktivisten der Bewegung gegen die Impfpflicht Statistiken selektiv verwendeten, und Daten ignorieren würden, die ihrer Position widersprächen. Die ''Royal Commission'' schätzte die Impfung als wirksam ein und empfahl die Beibehaltung der Impfpflicht, doch auch einige Änderungen der Impfmethoden, um die Sicherheit der Prozedur zu erhöhen. Auch empfahl sie, bei verweigernden Patienten weniger harte Strafen anzuwenden. Jahre später, 1898, griff Wallace die Ergebnisse der Kommission erneut in einem Pamphlet an; erneut folgte in ''The Lancet'' der Vorwurf, dass seine Argumente dieselben Fehler wie die ursprünglich vorgelegten Statistiken enthielten.<ref name="Slotten" /> |
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=== Werke === |
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* [[1853]] ''Palm Trees on the Amazon'' |
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* [[1853]] ''A Narrative of Travels on the Amazon and Rio Negro'' |
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* [[1866]] ''The Scientific Aspect of the Supernatural'' |
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* [[1869]] ''The Malay Archipelago'' |
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* [[1870]] ''Contributions to the Theory of Natural Selection'' |
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* [[1874]] ''Miracles and Modern Spiritualism'' |
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* [[1876]] ''The Geographical Distribution of Animals'' |
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* [[1878]] ''Tropical Nature and other Essays'' |
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* [[1879]] ''Australasia.'' ''Stanford's Compendium of Geography and Travel'' |
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* [[1880]] ''Island Life'' |
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* [[1882]] ''Land Nationalisation'' |
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* [[1885]] ''Bad Times'' |
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* [[1889]] ''Darwinism'' |
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* [[1898]] ''The Wonderful Century'' |
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* [[1900]] ''Studies, Scientific and Social'' |
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* [[1901]] ''The Wonderful Century Reader'' |
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* [[1901]] ''Vaccination a Delusion'' |
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* [[1903]] ''Man's Place in the Universe'' |
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* [[1905]] ''My Life'' |
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* [[1907]] ''Is Mars Habitable?'' |
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* [[1910]] ''The World of Life'' |
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* [[1913]] ''Social Environment and Moral Progress'' |
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* [[1913]] ''The Revolt of Democracy'' |
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=== Astrobiologie === |
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Eine Liste aller veröffentlichten Artikel und Aufsätze findet sich bei James Marchant: ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences'', Vol. II, ab Seite 258, online [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm#APPENDIX]. |
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Wallace’s 1904 erschienenes Buch ''Man’s Place in the Universe (deutsch: Der Platz des Menschen im Universum)'' war der erste ernsthafte Versuch eines Biologen, die [[Habitable Zone|die Wahrscheinlichkeit von Leben auf anderen Planeten]] zu bewerten. Er kam zu dem Schluss, dass die Erde der einzige Planet im Sonnensystem ist, auf dem Leben möglich ist, vor allem deshalb, weil sie der einzige ist, auf dem Wasser in der [[Flüssigkeit|flüssigen Phase]] existieren kann. Umstrittener war seine Behauptung, dass es unwahrscheinlich sei, dass andere Sterne in der Galaxie Planeten mit den erforderlichen Eigenschaften haben könnten (die Existenz anderer Galaxien war zu diesem Zeitpunkt nicht bewiesen). |
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Seine Behandlung des [[Mars (Planet)|Mars]] in diesem Buch war kurz und 1907 veröffentlichte Wallace das 110 Seiten umfassende Buch ''Is Mars Habitable? (deutsch: Ist der Mars bewohnbar?)'', eine Kritik der Theorien von [[Percival Lowell]], dass die [[Marskanäle]] von intelligenten Wesen geschaffen seien. Nach einigen Monaten der Forschung und Gesprächen mit verschiedenen Fachleuten beendete er seine Analyse des Marsklimas und der atmosphärischen Bedingungen.<ref name="Slotten" /> Neben anderen Argumenten zeigt er auf, dass die [[Spektroskopie|spektroskopische Analyse]] keinerlei Zeichen von Wasserdampf in der Marsatmosphäre nachweisen konnte, dass Lowells Analyse des Marsklimas mit methodischen Fehlern behaftet sei, und die Oberflächentemperatur des Planeten signifikant überschätzte. Außerdem würde der niedrige atmosphärische Druck verhindern, dass Wasser einen flüssigen Aggregatzustand einnehmen würde, so dass ein planetenumspannendes Bewässerungssystem vollkommen unmöglich sei. Wallace war vermutlich wegen seiner [[Anthropozentrismus|anthropozentrischen]] philosophischen Anschauungen zu diesen Untersuchungen motiviert.<ref>Shermer S. 294.</ref> |
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== Ehrungen == |
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=== Sekundärliteratur und Biographien === |
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[[Datei:Darwin-Wallace medal.jpg|mini|Die Darwin-Wallace-Medaille wurde von der [[Linnean Society of London|Linnean Society]] am 50. Jubiläum der Vorlesung von Darwins und Wallace’ Veröffentlichungen zur natürlichen Selektion herausgegeben.]] |
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* Barbara G. Beddall, ''Wallace, Darwin and the Theory of Natural Selection. A Study in the Development of Ideas and Attitudes'', in: ''Journal of the History of Biology'', 1 (1968), p. 261-323. |
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* Andrew Berry, ''Infinite Tropics. An Alfred Russel Wallace Anthology'', Verso London and New York, 2002, ISBN 1859846521 |
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* Peter J. Bowler, ''Alfred Russel Wallace's Concepts of Variation'', in: ''Journal of the History of Medicine and Allied Sciences'', Vol. 31, 1976, p.17-29. |
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* Arnold C. Brackman, ''A delicate Arrangement. The strange Case of Charles Darwin and Alfred Russel Wallace'', Times Books New York, 1980, ISBN 081290883X |
|||
* John Langdon Brooks, ''Just Before the Origin: Alfred Russel Wallace's Theory of Evolution'', iUniverse, 1999, ISBN 1583481117 |
|||
* James Marchant, ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences'', Harper and Brothers Publishers New York and London, 1916, online Vol. I [http://www.gutenberg.org/files/15997/15997-h/15997-h.htm], Vol. II [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm], reprint ISBN 1421955350 |
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* H. Lewis McKinney, ''Wallace and Natural Selection'', Yale University Press New Haven and London, 1972, ISBN 0300015569 |
|||
* David Quammen, ''Der Gesang des Dodo'', Claassen Verlag, 1998, ISBN 3548600409 |
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* Peter Raby, ''Alfred Russel Wallace. A Life'', Chatto & Windus London, 2001, ISBN 0701168382 |
|||
* Tim Severin, ''The Spice Islands Voyage: The Quest for Alfred Wallace, the Man Who Shared Darwin's Discovery of Evolution'', Ulverscroft Large Print, 1998, ISBN 0786707216 |
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* Amabel Williams-Ellis, ''Darwin's moon. A Biography of Alfred Russel Wallace'', Blackie London and Glasgow, 1966, ISBN 0216883989 |
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* 1868 die [[Royal Medal]] der [[Royal Society]] |
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=== Weblinks === |
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* 1882 Ehrendoktor der Universität Dublin |
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* {{commons|Alfred Russel Wallace}} |
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* 1889 Ehrendoktor der Universität Oxford |
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* [http://www.wku.edu/~smithch/ Die Alfred Russel Wallace Page] – Biographie, Bibliographie und viele Originaltexte online. |
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* 1892 die [[Founder’s Medal (RGS)|Founder’s Medal]] der [[Royal Geographical Society]] |
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* http://home.tiscalinet.ch/biografien/biografien/wallace.htm – Biographie und weitere Informationen. |
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* 1892 die [[Linné-Medaille]] der [[Linnean Society of London]] |
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* 1893 Mitglied der Royal Society |
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* 1908 [[Order of Merit|Verdienstorden der Krone]] |
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* 1908 die [[Copley-Medaille]] der [[Royal Society]] |
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* 1908 die [[Darwin-Wallace-Medaille]] in Gold der Linnean Society |
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* 1910 Ehrenmitglied (''Honorary Fellow'') der [[Royal Society of Edinburgh]].<ref>{{Internetquelle |url=http://www.rse.org.uk/wp-content/uploads/2016/11/all_fellows.pdf |titel=Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002 |hrsg=Royal Society of Edinburgh |format=PDF |abruf=2020-04-20}}</ref> |
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Der [[Mondkrater]] [[Wallace (Mondkrater)|Wallace]] und der [[Marskrater]] [[Wallace (Marskrater)|Wallace]] sind nach ihm benannt. Die Trennlinie zwischen den biogeographischen Gebieten Australiens und Südostasiens trägt ihm zu Ehren den Namen [[Wallace-Linie]]. Darüber hinaus sind zahlreiche Organismen nach ihm benannt, wie der [[Paradiesvögel|Wallace-Paradiesvogel]] (''Semioptera wallacii'') und die Gattung ''[[Wallacea (Gattung)|Wallacea]]'' {{Person|Spruce}} der Pflanzenfamilie der [[Ochnaceae]], die Gattung ''[[Wallaceodendron]]'' {{Person|Koord.}} aus der Familie der [[Hülsenfrüchtler]] (Fabaceae).<ref name="Burkhardt_2018" /> oder die [[Buntbarsche|Buntbarsch]]-Art ''Crenicichla wallacii''. |
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=== Siehe auch === |
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* [[Evolutionstheorie]] |
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* [[Darwinismus]] |
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* [[Wallace-Linie]] |
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== Schriften (Auswahl) == |
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== Anmerkungen und Quellennachweis == |
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=== Bücher === |
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[[Datei:Alfred R. Wallace A narrative of travels on the Amazon and Rio Negro 1853 title.jpg|mini|hochkant|''A narrative of travels on the Amazon and Rio Negro'' (1853)]] |
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<span id="endnote_Usk">[[{{PAGENAME}}#footnote_Usk|¹]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 7, 10-12. |
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'''Englische Erstausgaben''' |
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<span id="endnote_Hertford">[[{{PAGENAME}}#footnote_Hertford|²]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 12-13, 17, 46, 58, 74-76. |
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* ''Palm Trees of the Amazon and Their Uses''. John Van Voorst, London 1853; [http://books.google.de/books?id=WBgaAAAAYAAJ (digitalisierte Fassung)] |
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* ''A Narrative of Travels on the Amazon and Rio Negro, With an Account of the Native Tribes, and Observations on the Climate, Geology, and Natural History of the Amazon Valley''. Reeve & Co, London 1853. |
|||
* ''The Malay Archipelago; The Land of the Orang-Utan and the Bird of Paradise; A Narrative of Travel With Studies of Man and Nature''. Macmillan & Co, London 1869, 2 Bände; digitalisierte Fassung: [http://www.gutenberg.org/etext/2530 Band 1], [http://www.gutenberg.org/etext/2539 Band 2] |
|||
* ''Contributions to the Theory of Natural Selection. A Series of Essays''. Macmillan & Co, London/New York 1870. [http://www.gutenberg.org/etext/22428 (digitalisierte Fassung)] |
|||
* ''On Miracles and Modern Spiritualism. Three Essays''. James Burns, London 1875. |
|||
* ''The Geographical Distribution of Animals; With A Study of the Relations of Living and Extinct Faunas as Elucidating the Past Changes of the Earth’s Surface''. Macmillan & Co, London 1876 – 2 Bände |
|||
* ''Tropical Nature, and Other Essays''. Macmillan & Co, London/New York 1878. |
|||
<!--* 1879 ''Australasia.'' ''Stanford's Compendium of Geography and Travel''--> |
|||
* ''Island Life: Or, The Phenomena and Causes of Insular Faunas and Floras, Including a Revision and Attempted Solution of the Problem of Geological Climates''. Macmillan & Co, London 1880. |
|||
* ''Land Nationalisation; Its Necessity and Its Aims; Being a Comparison of the System of Landlord and Tenant With that of Occupying Ownership in their Influence on the Well-being of the People''. Trübner & Co, London 1882. |
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* ''Bad Times: An Essay on the Present Depression of Trade, Tracing It to Its Sources in Enormous Foreign Loans, Excessive War Expenditure, the Increase of Speculation and of Millionaires, and the Depopulation of the Rural Districts; With Suggested Remedies''. Macmillan & Co, London/New York 1885. |
|||
* ''Darwinism; An Exposition of the Theory of Natural Selection, With Some of Its Applications''. Macmillan & Co, London & New York 1889; [http://www.gutenberg.org/etext/14558 (digitalisierte Fassung)] |
|||
* ''Natural Selection and Tropical Nature; Essays on Descriptive and Theoretical Biology''. Macmillan & Co, London/New York 1891. |
|||
* ''The Wonderful Century; Its Successes and Its Failures''. Swan Sonnenschein & Co, London 1898. |
|||
* ''Studies Scientific and Social''. Macmillan & Co, London 1900 – 2 Bände |
|||
* ''Man’s Place in the Universe; A Study of the Results of Scientific Research in Relation to the Unity or Plurality of Worlds''. Chapman & Hall, London 1903. |
|||
* ''My Life; A Record of Events and Opinions''. Chapman & Hall, London 1905 – 2 Bände |
|||
* ''Is Mars Habitable? A Critical Examination of Professor Percival Lowell’s Book „Mars and Its Canals“, With an Alternative Explanation''. Macmillan & Co, London 1907. [http://www.gutenberg.org/etext/10855 (digitalisierte Fassung)] |
|||
* ''The World of Life; A Manifestation of Creative Power, Directive Mind and Ultimate Purpose''. Chapman & Hall, London 1910. |
|||
* ''Social Environment and Moral Progress''. Cassell & Co, London/New York/Toronto/Melbourne 1913. |
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* ''The Revolt of Democracy''. Cassell & Co, London/New York/Toronto/Melbourne 1913. |
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'''Faksimile Ausgabe:''' |
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<span id="endnote_London">[[{{PAGENAME}}#footnote_London|³]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 79, 87, 106, 135-139, 223. |
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* ''On the Organic Law of Change. A Facsimile Edition and Annotated Transcription of Alfred Russel Wallace’s Species Notebook of 1855 to 1859''. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, USA 2013. |
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'''Deutsche Ausgaben''' |
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<span id="endnote_Leicester">[[{{PAGENAME}}#footnote_Leicester|⁴]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 223, 230, 232, 237. |
|||
* ''Der Malayische Archipel. Die Heimath des Orang-Utan und des Paradiesvogels. Reiseerlebnisse und Studien über Land und Leute.'' Autorisierte deutsche Ausgabe von [[Adolf Bernhard Meyer]], Westermann, Braunschweig 1869 ([http://www.archive.org/details/malayischearchipel01wall Band 1], [http://www.archive.org/details/dermalayischearc02wall Band 2]). |
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* ''Der Darwinismus. Eine Darlegung der Lehre von der natürlichen Zuchtwahl und einiger ihrer Anwendungen''. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1891 ([https://archive.org/details/derdarwinismus00wallgoog online]). |
|||
* ''Reisen am Amazonenstrom und Rio Negro. Naturwissenschaftliche Berichte.'' 2 Bände, Ernst Balde, Kassel 1855 ([https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/482136 Band 1]). |
|||
* ''Reisen am Amazonenstrom und Rio Negro. Naturwissenschaftliche Berichte.'' 2 Bände, G. Reuse, Sondershausen 1856. |
|||
* ''Abenteuer am Amazonas und am Rio Negro.'' Herausgegeben von [[Matthias Glaubrecht]]. Galiani, Berlin 2014. ISBN 978-3-86971-085-3. |
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=== Zeitschriftenbeiträge === |
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<span id="endnote_Neath">[[{{PAGENAME}}#footnote_Neath|⁵]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 239-245, 241, 264. |
|||
* ''On the Umbrella Bird (Cephalopterus ornatus), “Ueramimbé,” L.G.'' In: ''Proceedings of the Zoological Society of London''. Band 18, London 1850, S. 206–207 ([http://biodiversitylibrary.org/page/12858916 online]). |
|||
* ''On the Monkeys of the Amazon''. In: ''Proceedings of the Zoological Society of London''. Band 20, London 1852, S. 107–110. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S008.htm (online)] |
|||
* ''On the Law Which Has Regulated the Introduction of New Species''. In: ''Annals and Magazine of Natural History''. 2. Serie, Band 16, London 1855, S. 184–196. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S020.htm (online)] |
|||
* ''On the Natural History of the Aru Islands''. In: ''The Annals and Magazine of Natural History''. 2. Serie, Supplement zu Band 20, London 1857, S. 473–485. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S038.htm (online)] – ein Schlüsselwerk der [[Inselbiogeographie]] |
|||
* ''On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely from the Original Type''. In: ''Journal of the Proceedings of the Linnean Society: Zoology''. Band 3, Nr. 9, London 1858, S. 53–62 ([http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S043.htm online], [http://biodiversitylibrary.org/page/2311385 BHL]) |
|||
* ''On the Zoological Geography of the Malay Archipelago'' In: ''Journal of the Proceedings of the Linnean Society: Zoology''. Band 4, London 1860, S. 172–184. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S053.htm (online)] – erste Beschreibung der [[Wallace-Linie]] |
|||
* ''On the Physical Geography of the Malay Archipelago'' In: ''Journal of the Royal Geographical Society''. Band 33, London 1863, S. 217–234. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S078.htm (online)] |
|||
* ''Remarks on the Rev. S. Haughton’s Paper on the Bee’s Cell, And on the Origin of Species''. In: ''Annals and Magazine of Natural History.'' 3. Serie, Band 12, London 1863, S. 303–309. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S083.htm (online)] |
|||
* ''The Origin of Human Races and the Antiquity of Man Deduced from the Theory of “Natural Selection”''. In: ''Journal of the Anthropological Society of London''. Band 2, 1864, S. CLVIII-CLXXXVII ([[doi:10.2307/3025211]]). |
|||
* ''The Scientific Aspect of the Supernatural''. In: ''The English Leader''. Band 2, 1866. |
|||
* ''English and American Flowers''. In: ''Fortnightly Review''. Band 50, London 1891, S. 525–534 und S. 796–810. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S441.htm (online)] |
|||
* ''Paper Money as a Standard of Value''. In: ''Academy''. Band 55, 1898, S. 549–550. [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S557.htm (online)] |
|||
Eine Liste aller veröffentlichten Artikel und Aufsätze findet sich bei James Marchant: ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences.'' Band II, ab S. 258. [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm#toc_198 (online)] |
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<span id="endnote_Reisen">[[{{PAGENAME}}#footnote_Reisen|⁶]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 232, 264. |
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== Nachweise == |
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<span id="endnote_Amazon">[[{{PAGENAME}}#footnote_Amazon|⁷]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 267, 275-281, 304-312, 320-321, 323-324. |
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=== Literatur === |
|||
* Janet Browne: ''Charles Darwin: Voyaging: Volume I of a Biography''. Princeton University Press, 1995, ISBN 1-84413-314-1. |
|||
* James T. Costa: ''Radical by nature. The revolutionary life of Alfred Russel Wallace''. Princeton University Press, Princeton 2023, ISBN 978-0-691-23379-6. |
|||
* Adrian Desmond, James Moore: ''Darwin''. List Verlag, München/Leipzig 1991, ISBN 3-471-77338-X. |
|||
* [[Edward J. Larson]]: ''Evolution: The Remarkable History of Scientific Theory''.Modern Library, 2004, ISBN 0-679-64288-9. |
|||
* Christopher McGowan: ''The Dragon Seekers''. Perseus Publ, Cambridge 2001, ISBN 0-7382-0282-7. |
|||
* James Marchant: ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences.'' Harper and Brothers Publishers, New York/London 1916, [http://www.gutenberg.org/files/15997/15997-h/15997-h.htm Band 1], [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm Band 2] |
|||
* E. B. Poulton: ''Alfred Russel Wallace.'' In: ''Nature.'' Band 92, Nr. 2299, S. 347–349, 1913, [[doi:10.1038/092347c0]]. |
|||
* Peter Raby: ''Alfred Russel Wallace: A Life''. Princeton University Press, 2002, ISBN 0-691-10240-6. |
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* Michael Shermer: ''In Darwin’s Shadow: The Life and Science of Alfred Russel Wallace: A Biographical Study on the Psychology of History''. Oxford University Press, New York 2002, ISBN 0-19-514830-4. |
|||
* Ross A. Slotten: ''The Heretic in Darwin’s Court: The Life of Alfred Russel Wallace''. Columbia University Press, New York 2004, ISBN 0-231-13010-4. |
|||
* John van Wyhe: ''Dispelling the Darkness. Voyage in the Malay Archipelago and the Discovery of Evolution by Wallace and Darwin''. World Scientific Publishing Company, Singapur 2013. |
|||
* John Wilson: ''The Forgotten Naturalist: In Search of Alfred Russel Wallace''. Australian Scholarly Publishing, Arcadia 2000, ISBN 1-875606-72-6. |
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=== Einzelnachweise === |
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<span id="endnote_MalayArchipelago1">[[{{PAGENAME}}#footnote_MalayArchipelago1|⁸]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 326-327. |
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<references> |
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<ref name="Burkhardt_2018"> |
|||
Lotte Burkhardt: ''Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition.'' Teil I und II. [[Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem|Botanic Garden and Botanical Museum Berlin]], [[Freie Universität Berlin]], Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 [[doi:10.3372/epolist2018]]. |
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</ref> |
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</references> |
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== Weiterführende Literatur == |
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<span id="endnote_MalayArchipelago2">[[{{PAGENAME}}#footnote_MalayArchipelago2|⁹]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 326-336. Sein Reisebericht ist gespickt mit Naturbeobachtungen und Analysen der kolonialen Gesellschaftsverhältnisse. Im Vorwort (''The Malay Archipelago'' (1), p. xiv) schlüsselt er die gesammelten Arten auf. |
|||
* Barbara G. Beddall: ''Wallace, Darwin and the Theory of Natural Selection. A Study in the Development of Ideas and Attitudes.'' In: ''Journal of the History of Biology.'' Band 1, 1968, S. 261–323. |
|||
* [[Andrew Berry (Biologe)|Andrew Berry]]: ''Infinite Tropics. An Alfred Russel Wallace Anthology.'' Verso, London/New York 2002, ISBN 1-85984-652-1. |
|||
* Peter J. Bowler: ''Alfred Russel Wallace’s Concepts of Variation.'' In: ''[[Journal of the History of Medicine and Allied Sciences]].'' Band 31, 1976, S. 17–29. |
|||
* [[Arnold C. Brackman]]: ''A delicate Arrangement. The strange Case of Charles Darwin and Alfred Russel Wallace.'' Times Books, New York 1980, ISBN 0-8129-0883-X. |
|||
* John Langdon Brooks: ''Just Before the Origin: Alfred Russel Wallace’s Theory of Evolution.'' iUniverse, 1999, ISBN 1-58348-111-7. |
|||
* James T. Costa: ''Wallace, Darwin, and the Origin of Species.'' Harvard University Press, 2014. ISBN 978-0-674-72969-8. |
|||
* Martin Fichman: ''An Elusive Victorian. The Evolution of Alfred Russel Wallace''. University of Chicago Press, Chicago/London 2004, ISBN 0-226-24613-2. |
|||
* [[Ulrich Kutschera]]: ''Design-Fehler in der Natur: Alfred Russel Wallace und die Gott-lose Evolution.'' Lit-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12133-2. |
|||
* H. Lewis McKinney: ''Wallace and Natural Selection.'' Yale University Press, New Haven/London 1972, ISBN 0-300-01556-9. |
|||
* Efram Sera-Shriar: ''Credible Witnessing: A. R. Wallace, spiritualism and a "new branch of anthropology"''. In: ''Modern Intellectual History'', Band 17, Nummer 2, 2020, S. 357–384 ([[doi:10.1017/S1479244318000331]]). |
|||
* Tim Severin: ''The Spice Islands Voyage: The Quest for Alfred Wallace, the Man Who Shared Darwin’s Discovery of Evolution''. Ulverscroft Large Print, 1998, ISBN 0-7867-0721-6. |
|||
* Amabel Williams-Ellis: ''Darwin’s moon. A Biography of Alfred Russel Wallace.'' Blackie, London/Glasgow 1966, ISBN 0-216-88398-9. |
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== Weblinks == |
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<span id="endnote_SarawakPaper">[[{{PAGENAME}}#footnote_SarawakPaper|¹⁰]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 54-355, 341. |
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{{Commons|Alfred Russel Wallace}} |
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{{Wikisource|Alfred Russel Wallace}} |
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* {{DNB-Portal|118806009}} |
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* {{VifabioVK|Alfred Russel Wallace}} |
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* {{IPNI|Wallace}} |
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* [http://www.darwinproject.ac.uk/advanced-search?intercept=adv&as-type=letter&as-tofrom=4935 Briefwechsel] mit [[Charles Darwin]] |
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* {{RoyalSocietyUKArchiv|AuthorizedFormsOfName=Wallace; Alfred Russel (1823–1913)|Code=NA6632}} |
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* [http://www.wku.edu/~smithch/ Alfred Russel Wallace Page] – Biographie, Bibliographie und Originaltexte (englisch) |
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* [http://wallacefund.info/ The Alfred Russel Wallace Website] – Umfassende Informationen in Englisch |
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* [http://wallace-online.org/ Wallace (online)] – „the first complete edition of the writings of naturalist and co-founder of the theory of evolution Alfred Russel Wallace“ |
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* [http://www.nhm.ac.uk/research-curation/scientific-resources/collections/library-collections/wallace-letters-online/index.html Wallace Letters (online)] |
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{{Normdaten|TYP=p|GND=118806009|LCCN=n79089631|NDL=00460082|VIAF=19767134}} |
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<span id="endnote_TernateEssay1">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay1|¹¹]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''The Malay Archipelago'', p. 359. |
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{{SORTIERUNG:Wallace, Alfred Russel}} |
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<span id="endnote_TernateEssay2">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay2|¹²]]</span> Die Chronologie der Ereignisse dieser Tage ist von verschiedenen Historikern im Streit um die Priorität ''Wallace vs. Darwin'' verschiedentlich rekonstruiert worden, u.a. von Brooks: ''Just Before the Origin''. |
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[[Kategorie:Alfred Russel Wallace| ]] |
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[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Marskrater]] |
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[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Mondkrater]] |
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[[Kategorie:Zoologe]] |
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[[Kategorie:Biogeograph]] |
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[[Kategorie:Botaniker (19. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Botaniker (20. Jahrhundert)]] |
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[[Kategorie:Träger der Copley-Medaille]] |
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[[Kategorie:Mitglied des Order of Merit]] |
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[[Kategorie:Mitglied der Royal Society]] |
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[[Kategorie:Mitglied der Royal Society of Edinburgh]] |
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[[Kategorie:Namensgeber für eine Pflanzengattung]] |
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[[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Dublin]] |
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[[Kategorie:Ehrendoktor der University of Oxford]] |
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[[Kategorie:Brite]] |
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[[Kategorie:Geboren 1823]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1913]] |
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[[Kategorie:Mann]] |
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{{Personendaten |
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<span id="endnote_TernateEssay3">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay3|¹³]]</span> Vgl. ''Letter CHARLES DARWIN TO C. LYELL. Down, 18th (June 1858)'', reprinted in Francis Darwin, ''The Life and Letters of Charles Darwin'', online [http://www.gutenberg.org/etext/2087]. |
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|NAME=Wallace, Alfred Russel |
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<span id="endnote_TernateEssay4">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay4|¹⁴]]</span> Vgl. ''Letter CHARLES DARWIN TO C. LYELL. Down, Friday (June 25, 1858)'', reprinted in Francis Darwin, ''The Life and Letters of Charles Darwin'', online [http://www.gutenberg.org/etext/2087]. |
|||
<span id="endnote_TernateEssay5">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay5|¹⁵]]</span> Vgl. ''Journal of the Proceedings of the Linnean Society'', Vol. III, London 1859, p.45-62. Mit dem einleitenden Vortrag von Lyell und Hooker online verfügbar auf der Website der Linnean Society und beim British Library [http://pages.britishlibrary.net/charles.darwin3/jpls.html]. |
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<span id="endnote_TernateEssay6">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay6|¹⁶]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (2), p. 1. |
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<span id="endnote_TernateEssay7">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay7|¹⁷]]</span> Vgl. Charles Darwin: ''The Origin of Species by means of Natural Selection'', 6th edition, London 1872, p. xxi (online [http://pages.britishlibrary.net/charles.darwin/texts/origin_6th/origin6th_fm.html]). |
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<span id="endnote_TernateEssay8">[[{{PAGENAME}}#footnote_TernateEssay8|¹⁸]]</span> Vgl. Peter J. Bowler, ''Alfred Russel Wallace's Concepts of Variation'', und John Langdon Brooks, ''Just Before the Origin: Alfred Russel Wallace's Theory of Evolution''. |
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<span id="endnote_Darwinist1">[[{{PAGENAME}}#footnote_Darwinist1|¹⁹]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (2), p. 1-22, auch James Marchant, ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences'', Vol. II, p.15, online [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm]. |
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<span id="endnote_Darwinist2">[[{{PAGENAME}}#footnote_Darwinist2|²⁰]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (2), p. 102, 107ff. |
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<span id="endnote_Darwinist3">[[{{PAGENAME}}#footnote_Darwinist3|²¹]]</span> So zumindest die Meinung einiger seiner Biographen: XXX TODO!!! Namen!!! XXX. |
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<span id="endnote_Landreform">[[{{PAGENAME}}#footnote_Landreform|²²]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (2), p. 235, 240. |
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<span id="endnote_Spiritualism1">[[{{PAGENAME}}#footnote_Spiritualism1|²³]]</span> Es schien im 20. Jahrhundert zur Pflicht eines Naturwissenschaftlers zu gehören, die Unvereinbarkeit der Wissenschaft mit konfessionellen oder gar spiritualistischen Glaubensbekenntnissen zu postulieren. In den Jahrhunderten zuvor wurde das nicht gar so eng gesehen: Malthus war anglikanischer Pfarrer, Darwin und Newton studierte Theologen (letzterer etwa veröffentlichte mehr theologische als naturwissenschaftlich orientierte Schriften). Ihr Deismus beschrieb einen Gott zumeist als den Schöpfer der Naturgesetze, der das Regelwerk schuf, das es als Naturforscher zu erkennen galt. |
|||
<span id="endnote_Spiritualism2">[[{{PAGENAME}}#footnote_Spiritualism2|²⁴]]</span> Vgl. z.B. James Marchant, ''Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences'', Vol II, p. 187, Letter T.H. Huxley to A.R. Wallace (online [http://www.gutenberg.org/files/15998/15998-h/15998-h.htm#toc_159]). Der erste Aufsatz zum Thema, ''„The Scientific Aspect of the Supernatural: Indicating the Desirableness of an Experimental Enquiry by Men of Science into the Alleged Powers of Clairvoyants and Mediums“'', erschien 1866 (online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S118A.htm]). Zu Wallace's spiritualistischen Ansichten wurde viel geschrieben, ein guter Einstieg in den Diskurs ist vielleicht Charles H. Smith: ''„Alfred Russel Wallace on Spiritualism, Man, and Evolution: An Analytical Essay“'' (online [http://www.wku.edu/~smithch/essays/ARWPAMPH.htm]). |
|||
<span id="endnote_SocialDarwinismDarwinQuote">[[{{PAGENAME}}#footnote_SocialDarwinismDarwinQuote|²⁵]]</span> Vgl. z.B. Wallace's Einführung in ''Human Selection (1890)'', p. 325, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S427.htm]. |
|||
<span id="endnote_SocialDarwinismFeminism">[[{{PAGENAME}}#footnote_SocialDarwinismFeminism|²⁶]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''Social Environment and Moral Progress'', p. 147, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S733.htm]. |
|||
<span id="endnote_SocialDarwinismStruggleTowardsFreedom">[[{{PAGENAME}}#footnote_SocialDarwinismStruggleTowardsFreedom|²⁷]]</span> Wallace definiert in seinen Ausführungen ''Progress'', also Fortschritt, in Richtung des Zieles einer moralischen, gerechten und gleichberechtigten Gesellschaft. Die Phrase ''struggle towards freedom'' ist hier etwas out-of-context zitiert. Dies sei in diesem Fall ausnahmsweise erlaubt, da Wallace die Entwicklung der Zivilisationen als solchen begriff (vgl. dazu Alfred Russel Wallace, ''Social Environment and Moral Progress'', p.134-135, online [http://www.wku.edu/~smithch/wallace/S733.htm]). Die Darstellung seiner Ideen zu gerechten Besitzverhältnissen in ''Social Environment and Moral Progress'' und seinen Texten zur Landreform. |
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<span id="endnote_Sozialist">[[{{PAGENAME}}#footnote_Sozialist|²⁸]]</span> Vgl. Alfred Russel Wallace, ''My Life'' (1), p. 87. |
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<span id="endnote_Vaccination">[[{{PAGENAME}}#footnote_Vaccination|²⁹]]</span> Wallace sieht den Zwang zur Impfung als Eingriff in die Persönlichkeitsrechte an. Er argumentiert nicht, wie etwa Haeckel (Die Lebenswunder, 1905) oder Darwin (Descent of Man, 1871, p. 134 in 2nd. ed., London 1882, online [http://pages.britishlibrary.net/charles.darwin/texts/descent/descent05.html]), dass durch Impfungen der Prozess der natürlichen Selektion ausgehebelt, und damit die Evolution der Menschheit gefährdet sei. Wallace zweifelt die zuverlässige Immunisierung durch Vaccination an; er beschreibt Fälle aus Navy und Army, bei denen es trotz Immunisierung zu Pockenansteckungen kam. Vgl. etwa Alfred Russel Wallace: ''Vaccination a Delusion'', London 1898 (online http://www._dot_whale_dot_.to/vaccine/wallace/book.html (_dot_ entfernen!), chapter 4: The Army and Navy as a Conclusive Test). Die entsprechenden Aufsätze werden bis heute von Gegnern der Impfpflicht zitiert. |
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{{Review|G}} |
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[[Kategorie:Mann|Wallace, Alfred Russel]] |
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[[Kategorie:Brite|Wallace, Alfred Russel]] |
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[[Kategorie:Biologe|Wallace, Alfred Russel]] |
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[[Kategorie:Zoologe|Wallace, Alfred Russel]] |
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[[Kategorie:Evolutionsbiologe|Wallace, Alfred Russel]] |
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[[Kategorie:Geboren 1823|Wallace, Alfred Russel]] |
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[[Kategorie:Gestorben 1913|Wallace, Alfred Russel]] |
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{{Personendaten| |
|||
NAME=Wallace, Alfred Russel |
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|ALTERNATIVNAMEN= |
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|KURZBESCHREIBUNG=britischer Zoologe |
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|GEBURTSORT=[[Llanbadoc]], [[Monmouthshire]], Wales |
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|STERBEORT=[[Broadstone]], [[Dorset]], England |
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}} |
}} |
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[[cy:Alfred Russel Wallace]] |
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[[en:Alfred Russel Wallace]] |
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[[es:Alfred Russel Wallace]] |
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[[fr:Alfred Russel Wallace]] |
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[[he:אלפרד ראסל ואלאס]] |
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[[ja:アルフレッド・ラッセル・ウォレス]] |
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[[nl:Alfred Russel Wallace]] |
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[[no:Alfred Russel Wallace]] |
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[[pl:Alfred Russel Wallace]] |
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[[pt:Alfred Russel Wallace]] |
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[[sv:Alfred Russel Wallace]] |
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[[tr:Alfred Russel Wallace]] |
Aktuelle Version vom 4. April 2025, 11:05 Uhr

Alfred Russel Wallace OM (* 8. Januar 1823 in Llanbadoc bei Usk, Monmouthshire, Wales; † 7. November 1913 in Broadstone bei Poole, Dorset, England) war ein weitgehend autodidaktisch gebildeter britischer Naturforscher. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Wallace“.
Bei seinem Aufenthalt im Malaiischen Archipel erkannte er, dass zwischen den indonesischen Inseln Borneo und Celebes eine biogeographische Grenze existiert, die später nach ihm als Wallace-Linie bezeichnet wurde. Unabhängig von Charles Darwin entwickelte er Ideen zur Evolutionstheorie. In seinen späteren Jahren engagierte er sich auch in sozialen Fragen.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kindheit und Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alfred Russel Wallace wurde im Dorf Llanbadoc nahe Usk in Monmouthshire als achtes Kind von Thomas Vere Wallace (1771–1843) und Mary Anne Greenell (1788–1868) geboren. Sein aus Schottland stammender Vater, der Jura studiert, aber nie als Anwalt gearbeitet hatte, führte seine Herkunft auf William Wallace zurück. Seine Mutter entstammte einer hugenottischen Familie aus Hertford.
Ab 1828 besuchte Wallace das Richard Hale Gymnasium in Hertford, bis finanzielle Schwierigkeiten seine Familie zwangen, ihn 1836 von der Schule zu nehmen. Wallace zog nach London, um bei seinem älteren Bruder John, einem 19-jährigen Bauarbeiterlehrling, zu leben und zu arbeiten. Das war jedoch nur eine vorläufige Maßnahme, bis ihn sein ältester Bruder William als Landvermessungslehrling aufnahm. Während dieser Zeit besuchte er Vorlesungen und las Bücher am Londoner Mechanics’ Institute, wo er die radikalen politischen Ideen sozialer Aufklärer wie Robert Owen und Thomas Paine kennenlernte. Er verließ London 1837, um sechs Jahre lang bei William zu leben und als Uhrmacherlehrling und als Landvermesser zu arbeiten. Ende 1839 zogen sie nach Kington nahe der Grenze zu Wales um, bevor sie sich in Neath in Glamorgan niederließen. Zwischen 1840 und 1843 arbeitete Wallace als Landvermesser im östlichen England und Wales.[1][2] Gegen Ende 1843 war das Geschäft von William aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen zurückgegangen. Daraufhin ging Wallace im Alter von 20 Jahren weg.
Nach einer kurzen Zeit der Beschäftigungslosigkeit wurde er am Collegiate College in Leicester als Zeichner, Kartograph und Landvermesser angestellt. Wallace verbrachte in der Stadtbibliothek viel Zeit, wo er An Essay on the Principle of Population von Thomas Malthus las und eines Abends Henry Bates kennenlernte. Bates freundete sich mit Wallace an und brachte ihn dazu, Insekten zu sammeln.[3][2] Sein Bruder William starb im März 1845 und Wallace verließ seine Anstellung, um die Leitung der Firma seines Bruders in Neath zu übernehmen, aber er und sein Bruder John waren nicht in der Lage, das Geschäft erfolgreich in Gang zu halten. Nach einigen Monaten fand Wallace Arbeit als Bauingenieur in einer nahegelegenen Firma, die an einem Projekt zum Bau einer Eisenbahn im Tal des Flusses Neath beteiligt war. Die Arbeit als Landvermesser erlaubte ihm, viel Zeit auf dem Land zu verbringen und sich seiner neuen Leidenschaft – dem Sammeln von Insekten – zu widmen. Wallace konnte seinen Bruder John davon überzeugen, eine neue Architektur- und Bauingenieurfirma zu gründen, die verschiedene Projekte durchführte, u. a. den Bau des Mechanischen Institutes in Neath. William Jevons, der Gründer des Institutes, war von Wallace beeindruckt und überredete ihn, dort Vorlesungen zu Wissenschaft und Ingenieurswesen zu halten. Im Herbst 1846, im Alter von 23 Jahren, konnten Wallace und sein Bruder John eine Hütte in der Nähe von Neath kaufen, in der sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Fanny lebten.[2][4] Während dieser Zeit war Wallace ein eifriger Leser und tauschte Briefe mit Bates über das anonyme Werk Vestiges of the Natural History of Creation sowie The Voyage of the Beagle von Charles Darwin und Principles of Geology von Charles Lyell aus.[5]
Erkundung und Studium der Natur
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Inspiriert durch die Reiseberichte früherer und zeitgenössischer reisender Naturforscher, darunter Alexander von Humboldt, Ida Pfeiffer, Charles Darwin und vor allem William Henry Edwards, beschloss Wallace, dass auch er als Naturforscher ins Ausland reisen wollte.[2] 1848 traten Wallace und Bates die Reise nach Brasilien an Bord des Schiffes Mischief an. Sie beabsichtigten, Insekten und andere im Amazonasbecken lebende Tierarten zu sammeln und diese an Sammler im Vereinigten Königreich zu verkaufen. Sie hofften, Nachweise zur Transmutation der Arten zu finden. Wallace und Bates verbrachten den größten Teil des ersten Jahres damit, in der Nähe von Belém do Pará zu sammeln, und erkundeten anschließend getrennt voneinander das Inland, wobei sie sich sporadisch trafen, um ihre Funde zu diskutieren. 1849 schlossen sich ihnen der junge Botaniker Richard Spruce und Wallace’ jüngerer Bruder Herbert an. Herbert verließ sie bereits nach kurzer Zeit. Er starb zwei Jahre später an Gelbfieber. Spruce und Bates verbrachten zehn Jahre damit, in Südamerika zu sammeln.[6]
Wallace setzte die Kartografierung des Rio Negro für vier Jahre fort und sammelte weitere Exemplare. Er machte sich Notizen über die Leute und Sprachen, die er antraf, sowie über Geographie, Flora und Fauna.[7] Am 12. Juli 1852 trat Wallace an Bord der Brigg Helen die Rückreise nach England an. Nach 25 Tagen auf See (um ca. 9:00 Uhr morgens am 6. August[8]) fing Balsam in der Schiffsfracht Feuer und die Besatzung war gezwungen, das Schiff zu verlassen. Die gesamte Sammlung von Wallace ging dabei verloren, und er konnte nur einen Teil seines Tagebuches und einige Zeichnungen retten. Wallace und die Besatzung verbrachten zehn Tage auf einem offenen Boot, bevor sie von der Brigg Jordeson (um 5:00 Uhr nachmittags am 15. August[9]) gerettet wurden, die von Kuba nach London fuhr.[10] Die Vorräte der Jordeson wurden durch die unerwarteten Passagiere strapaziert, aber nach einer schwierigen Passage mit sehr kleinen Rationen erreichte das Schiff schließlich am 1. Oktober 1852 sein Ziel.
Nach seiner Rückkehr nach England verbrachte Wallace 18 Monate in London und lebte von der Versicherung seiner verlorengegangenen Sammlung und dem Verkauf einiger Exemplare, die vor Beginn seiner Erkundung des Rio Negro bis zur indianischen Siedlung Jativa im Orinoko-Becken und bis nach Micúru (Mitú) am Río Vaupés nach Großbritannien zurück verschifft worden waren. Während dieser Zeit und obwohl fast sämtliche Notizen über seine Südamerikaexpedition verlorengegangen waren, veröffentlichte er sechs Artikel (darunter On the Monkeys of the Amazon) und die beiden Bücher Palm Trees of the Amazon and Their Uses (Palmen aus dem Amazonas und ihre Verwendung) und Travels on the Amazon (Reisen im Amazonas).[11] Er nahm Kontakt zu anderen britischen Naturforschern auf.[12]

Von 1854 bis 1862 bereiste Wallace den Malaiischen Archipel, um Exemplare zum Verkaufen und für seine Naturstudien zu sammeln. Seine Beobachtungen der ausgeprägten zoologischen Unterschiede über eine kleine Meerenge zwischen Bali und Lombok führte zur Hypothese einer zoogeografischen Grenze, die heutzutage als Wallace-Linie bekannt ist. Wallace sammelte 125.660 Exemplare (darunter 310 Säugetiere, 100 Reptilien, 8.050 Vögel, 7.500 Muscheln, 13.100 Schmetterlinge, 83.200 Käfer und 13.400 andere Insekten) im Malaiischen Archipel. Mehr als tausend davon waren bisher unbeschriebene Arten.[13] Ein Satz von 80 Vogelskeletten, die er in Indonesien gesammelt hat, und die dazugehörige Dokumentation findet man im Cambridge University Museum of Zoology.[14] Wallace hatte bis zu hundert Assistenten, die in seinem Auftrag sammelten. Unter diesen war sein vertrauenswürdigster Assistent ein Malaie namens Ali, der sich später Ali Wallace nannte. Während Wallace Insekten sammelte, wurden viele der Vogelexemplare von seinen Assistenten gesammelt, darunter etwa 5000 Exemplare, die von Ali gesammelt und präpariert wurden.[15]

Eine seiner bekannteren während dieser Reise vorgenommenen Beschreibungen ist die des fliegenden Wallace-Flugfrosches (Rhacophorus nigropalmatus). Während seiner Erkundungsreise verfeinerte er seine Überlegungen zur Evolution und hatte seine bekannte Eingebung zur natürlichen Selektion.
Eine Darstellung seiner Studien und Abenteuer veröffentlichte er 1869 unter dem Titel The Malay Archipelago, das eines der populärsten wissenschaftlichen Werke des 19. Jahrhunderts darstellte und das bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts häufig wieder aufgelegt wurde. Es wurde von Wissenschaftlern wie Darwin (dem es gewidmet war) und Charles Lyell und von Laien wie dem Romanautor Joseph Conrad gelobt, der es als seine „bevorzugte Bettlektüre“ bezeichnete und als Informationsquelle für einige seiner Romane (vor allem Lord Jim) benutzte.[2]

Rückkehr nach England, Heirat und Kinder
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1862 kehrte Wallace nach England zurück und zog zu seiner Schwester Fanny Sims und ihrem Mann Thomas. Während er sich von seiner Reise erholte, sortierte er seine Sammlungen und gab zahlreiche Vorlesungen über seine Abenteuer und Entdeckungen an wissenschaftlichen Gesellschaften wie der Zoological Society of London. Er besuchte Darwin im Down House und lernte Charles Lyell und Herbert Spencer kennen.[16] Während der 1860er Jahre schrieb er Veröffentlichungen und gab Vorlesungen, bei denen er die Theorie der natürlichen Selektion verteidigte. Er pflegte Briefkontakte zu Darwin, in dem er verschiedene Themen, wie z. B. die sexuelle Selektion, die Warnfärbung und den möglichen Effekt der natürlichen Selektion auf die Hybridisierung und die Divergenz der Arten, ansprach.[2] Nach einem Jahr Umwerbung verlobte sich Wallace 1864 mit einer jungen Frau, die er in seiner Autobiographie nur als Fräulein L. bezeichnete. Zu seiner großen Enttäuschung löste sie jedoch die Verlobung.[17]
1866 heirateten er und Annie Mitten, die er durch Richard Spruce kennengelernt hatte, der ein guter Freund von Annies Vater, William Mitten (1819–1906), einem Moosexperten war. 1872 baute Wallace ein Betonhaus auf gepachtetem Land in Grays in Essex, wo er bis 1876 lebte. Das Paar hatte drei Kinder: Herbert (1867–1874), der während der Kindheit starb, Violet (1869–1945) und William (1871–1951).[2]
Seit 1865 befasste er sich mit Spiritualismus.[2]
Finanzielle Schwierigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende der 1860er und in den 1870er Jahren machte sich Wallace große Sorgen um die finanzielle Sicherheit seiner Familie. Während seiner Zeit auf dem Malaiischen Archipel hatte ihm der Verkauf seiner Exemplare eine beträchtliche Summe Geld eingebracht, die von seinem Agenten, der diese verkauft hatte, sorgfältig angelegt worden war. Als Wallace nach Großbritannien zurückkehrte, tätigte er verschiedene Fehlinvestitionen in Eisenbahnen und Bergwerke, wodurch der größte Teil seines Vermögens verlorenging, so dass er auf die Einnahmen seiner Veröffentlichung The Malay Archipelago[2] angewiesen war. Trotz der Hilfe seiner Freunde konnte er keine dauerhafte Anstellung mit einem festen Lohn, wie z. B. die eines Museumsdirektors, erlangen. Um solvent zu bleiben, arbeitete er als Bewerter von behördlichen Prüfungen, schrieb zwischen 1872 und 1876 für eine moderate Summe 25 Veröffentlichungen und wurde von Lyell und Darwin für seine Hilfe zur Editierung mancher ihrer eigenen Werke entlohnt.[2] Um nicht Teile seines persönlichen Eigentums verkaufen zu müssen, benötigte Wallace 1876 einen Vorschuss in Höhe von £ 500, den ihm sein Verleger, Herausgeber des The Geographical Distribution of Animals, gewährte.[2]
Darwin war sich der finanziellen Notlage von Wallace sehr wohl bewusst und er kämpfte lang und hart, um ihm eine Regierungspension für seine wissenschaftlichen Dienste zu beschaffen. Als Wallace diese ab 1881 erhielt, stabilisierte sich seine finanzielle Situation, da die Pension die Einnahmen aus seinen Schriften ergänzte.[2]
Sozialer Aktivismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wallace hatte zwischen 1873 und 1879 nur eine Handvoll Artikel über politische und soziale Themen geschrieben. Zuvor war John Stuart Mill auf Wallace aufmerksam geworden, weil Wallace in The Malay Archipelago kritische Bemerkungen über die englische Gesellschaft eingearbeitet hatte. Mill bat Wallace, seiner Land Tenure Association (Gesellschaft zur Reformierung des Landbesitzes) beizutreten, aber die Gesellschaft wurde nach Mills Tode 1873 aufgelöst.
1879 beteiligte sich Wallace engagiert an der Diskussion über Handelsgrundsätze und Landreform. Er glaubte, dass ländliche Gebiete im Besitz des Staates sein sollten, der sie dann an Personen verpachten würde. Diese würden sie so bearbeiten, wie es dem größten Teil der Bevölkerung Nutzen bringen würde. Die oft missbrauchte Macht reicher Landbesitzer der englischen Gesellschaft würde so gebrochen. 1881 wurde Wallace zum Präsidenten der kurz zuvor gegründeten Gesellschaft zur Landverstaatlichung (Land Nationalization Society) gewählt. 1882 veröffentlichte er sein Buch Landverstaatlichung; Notwendigkeit und Ziele (Land Nationalization; Its Necessity and Its Aims) zu diesem Thema. Er kritisierte den negativen Einfluss, den die britischen Bestimmungen zum freien Handel auf die Arbeiterklasse hatten.[2][18]
Wallace fuhr mit seiner wissenschaftlichen Arbeit parallel zu seinen sozialen Aktivitäten fort. 1880 veröffentlichte er Island Life (Leben auf Inseln) als Folgewerk von The Geographical Distribution of Animals (Die geographische Verbreitung der Tiere).
Reise in die Vereinigten Staaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im November 1886 trat Wallace eine zehnmonatige Reise in die Vereinigten Staaten an, um eine Serie populärer Vorlesungen zu halten. Die meisten Vorlesungen waren über Darwinismus (Evolution und natürliche Selektion), aber er führte auch Gespräche über Biogeographie, Spiritualismus und sozio-ökonomische Reformen. Während der Reise traf er seinen Bruder John, der Jahre zuvor nach Kalifornien ausgewandert war. Er verbrachte auch eine Woche mit der amerikanischen Botanikerin Alice Eastwood als Reiseführer in Colorado. Dort untersuchte er die Flora der Rocky Mountains. Er traf auch andere bekannte amerikanische Naturalisten und betrachtete ihre Sammlungen.
Die letzten Jahrzehnte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In seinem Buch Darwinismus von 1889 benutzte Wallace Informationen aus seiner Amerikareise und solche, die er für seine Vorlesungen zusammengestellt hatte.[19][2]
Im selben Jahr las er das Buch Looking Backward (Rückbetrachtung) von Edward Bellamy und bezeichnete sich selbst als Sozialist.[2] Dieses Gedankengut führte dazu, dass er sich sowohl gegen den Sozialdarwinismus als auch gegen die Eugenik aussprach. Diese Einstellung wurde von anderen prominenten evolutionären Denkern des 19. Jahrhunderts geteilt, die davon ausgingen, dass die Gesellschaft zu korrupt und zu ungerecht sei, um Menschen nach ihrer Tauglichkeit selektieren zu können.[2]
1891 veröffentlichte er in English and American Flowers (Englische und amerikanische Blumen) eine Theorie, nach der die Eiszeiten verschiedene Gemeinsamkeiten zwischen der Flora von Europa, Asien und Nordamerika erklären könnten.
1898 schrieb Wallace eine Veröffentlichung (Paper Money as a Standard of Value), in der er sich für die Einführung eines reinen Geldpapiersystems aussprach, bei dem die Währung nicht durch Silber oder Goldreserven gestützt wird. Diese beeindruckte den Ökonomen Irving Fisher so sehr, dass er 1920 sein Buch Stabilizing the Dollar Wallace widmete. Wallace schrieb ausführlich über andere soziale Themen, inkl. seine Unterstützung des Frauenwahlrechtes und die Gefahren und Verschwendung des Militarismus.[2][20] Er führte seinen sozialen Aktivismus bis zu seinem Lebensende fort und publizierte sein Buch The Revolt of Democracy nur Wochen vor seinem Tode.
Tod
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alfred Russel Wallace starb am 7. November 1913 im Alter von 90 Jahren in seinem Landhaus Old Orchard (alter Obstgarten). Über seinen Tod wurde in der Presse ausführlich berichtet. Die New York Times nannte ihn „den letzten der Riesen, die der wunderbaren Gruppe von Intellektuellen angehörte, welche u. a. Darwin, Huxley, Spencer, Lyell und Owen umfasste und deren wagemutige Forschungen das Gedankengut des Jahrhunderts revolutioniert und weiterentwickelt hatten“. Ein weiterer Berichterstatter in der gleichen Ausgabe schrieb: „Es bedarf keiner Rechtfertigung für die wenigen literarischen oder wissenschaftlichen Verrücktheiten des Autors von diesem grandiosen Buch Malay Archipel“.[2]
Einige Freunde von Wallace schlugen vor, dass er in der Westminster Abbey beigesetzt werde, aber seine Frau folgte seinem Wunsch und bestattete ihn auf dem kleinen Friedhof in Broadstone in Dorset. Einige prominente britische Wissenschaftler gründeten einen Ausschuss, um eine Gedenktafel zu Ehren von Wallace in der Nähe von Darwins Grab in Westminster anzubringen. Die Gedenktafel wurde am 1. November 1915 enthüllt.[2]
Evolutionstheorie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühes Denken über Evolution
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wallace begann seine Karriere als Naturforscher und glaubte früh an eine Transmutation der Arten. Er wurde von Robert Chambers Werk Vestiges of the Natural History of Creation beeinflusst. 1845 schrieb Wallace an Henry Bates:
„Ich habe eine weitaus gefälligere Meinung zu 'Vestiges’ als Du zu haben scheinst. Ich halte es nicht für eine eilfertige Verallgemeinerung, sondern für eine einfallsreiche Hypothese, die von einigen auffälligen Fakten und Analogien gestützt wird, die aber noch durch weitere Fakten und durch zusätzliches Licht, das mehr Forschung auf das Problem aufwerfen könnte, bestätigt werden muss. Es stellt ein Thema dar, dem sich jeder Naturstudierende widmen kann. Jede Tatsache, die er beobachtet, wird entweder dafür oder dagegen sprechen und deshalb dient es der Anregung zur Zusammenstellung von Fakten und als Objekt zugleich, worauf diese angewandt werden können, wenn erhoben.“[21]
Wallace plante einen Teil seiner Feldarbeit von vornherein so, dass die Hypothese, dass unter einem evolutionären Szenario eng verwandte Arten angrenzende Gebiete bewohnen würden, überprüft werden könnte.[22] Während seiner Arbeit im Amazonasbecken erkannte er, dass geographische Barrieren, wie z. B. der Amazonasfluss und seine größeren Zuflüsse, oft die Ausbreitungsgebiete eng miteinander verwandter Arten trennten. Er nahm diese Beobachtungen in seine Veröffentlichung On the Monkeys of the Amazon (Über die Affen am Amazon) auf.[2] Fast am Ende des Artikels stellt er die Frage: „Sind eng verwandte Arten jemals durch einen weiten ländlichen Abstand getrennt?“.
Im Februar 1855, als er in Sarawak auf der Insel Borneo arbeitete, schrieb Wallace On the Law Which has Regulated the Introduction of Species (Über das Gesetz, welches die Einführung der Arten regulierte), ein Schriftstück, das im Annals and Magazine of Natural History im September 1855 veröffentlicht wurde. Die Arbeit, die oft als früheste publizierte Auseinandersetzung mit Evolutionsgedanken durch Wallace angesehen wird, aber sich im Kern eher mit dem Konzept der Sukzession beschäftigt, wurde als „sarawak law paper“ bekannt.[23] Er erfasste und zählte allgemeine Beobachtungen auf, welche die geographische und geologische Verteilung der Arten betrafen (Biogeographie). So beantwortete Wallace die Frage, die er in seiner früheren Veröffentlichung über die Affen im Amazonasbecken gestellt hatte. Obwohl es keine möglichen Evolutionsmechanismen erwähnte, war das Schriftstück ein Vorbote zu dem bedeutsamen Artikel, den er drei Jahre später schrieb.
Diese Veröffentlichung erschütterte die Überzeugung von Charles Lyell, dass die Arten unveränderlich waren. Obwohl ihm sein Freund Charles Darwin 1842 geschrieben und seine Unterstützung der Transmutationsidee geäußert hatte, beharrte Lyell auf seiner Ablehnung dieser Idee. Anfang 1856 wurde Darwin durch Lyell sowie Edward Blyth auf das Schriftstück von Wallace hingewiesen. Lyell war mehr beeindruckt und begann mit einem Notizbuch über die Arten, das sich mit den Folgen daraus beschäftigte, insbesondere für die menschliche Abstammung. Darwin hatte bereits seine Theorie ihrem gemeinsamen Freund Joseph Hooker vorgestellt und erklärte jetzt Lyell zum ersten Mal sämtliche Details zur natürlichen Selektion. Obwohl Lyell nicht damit einverstanden sein konnte, bedrängte er Darwin zu veröffentlichen, um Priorität zu erlangen. Darwin äußerte zunächst Bedenken, begann aber dann am 14. Mai 1856, einen Abriss aus seiner andauernden Arbeit zusammenzustellen.[24]
Natürliche Selektion und Darwin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Februar 1858 war Wallace durch seine biogeographischen Forschungen am Malaiischen Archipel bereits von der Gültigkeit der Evolution überzeugt. Wie er in seiner späteren Autobiographie schrieb:
„Das Problem war nicht nur, wie und warum sich die Arten verändern, sondern wie und warum sie sich in neue und gut definierte Arten verändern, die sich voneinander so vielfältig unterscheiden, warum und wie sie sich so genau an die unterschiedlichen Lebensbedingungen anpassen und warum die Zwischenstufen aussterben (da die Geologie ja zeigt, dass sie ausgestorben sind) und nur klar definierte und stark ausgeprägte Arten hinterlassen, Gattungen und höhere Tiergruppen.“[25]
Seiner Autobiographie nach machte Wallace sich Gedanken über Thomas Malthus Idee zur positiven Einschränkung menschlichen Populationswachstums, als er mit Fieber im Bett lag und ihm die Idee der natürlichen Selektion einfiel.[2] Wallace schrieb in seiner Autobiographie, dass er zu der Zeit auf der Insel Ternate war, aber Historiker haben das in Frage gestellt und behaupten, es sei aufgrund seiner Sammlungseintragungen wahrscheinlicher, dass er sich auf der Insel Gilolo befand.[2] Wallace beschreibt dies wie folgt:
„Es kam mir damals der Gedanke, dass diese Ursachen oder deren Äquivalente auch im Falle der Tiere ständig am Werk sind und da Tiere sich sehr viel schneller als Menschen vermehren, muss die jährliche Vernichtung aufgrund dieser Ursachen enorm sein, um die Anzahl der Mitglieder jeder Art gering zu halten, da sie offensichtlich nicht von Jahr zu Jahr zunimmt, sonst wäre die Welt von denen übervölkert, die sich am schnellsten vermehren. Unbestimmt über die enorme und konstante Zerstörung nachdenkend, die daraus folgt, stellte sich mir die Frage, weshalb einige sterben und einige überleben. Und die Antwort war klar, die besser geeigneten überleben. Und wenn man die beträchtliche Variation berücksichtigt, die mir meine Erfahrung als Sammler als vorhanden gezeigt hatte, dann folgte daraus, dass sämtliche Veränderungen, die für die Anpassung der Arten an die sich verändernden Bedingungen erforderlich sind, davon hervorgebracht werden. Auf diese Weise könnte jeder Teil des Aufbaus der Tiere genau wie erforderlich verändert werden und im Prozess dieser Veränderungen würden die Nichtveränderten aussterben und so würden die definierten und klar isolierten Merkmale jeder neuen Art erklärt werden.“[26]
Vor seiner Abreise in den Osten, 1854, hatte Wallace Darwin einmal kurz getroffen.[27] Ab 1857 standen sie dann in regelmäßigem brieflichen Kontakt und tauschten sich über ihre Publikationen, Theorien und Erkenntnisse aus. Wallace bewahrte Darwins Briefe sorgfältig auf, auch wenn die ersten Briefe verlorengegangen sind.[28] Im ersten belegten Brief vom 1. Mai 1857 kommentierte Darwin, dass sowohl Wallace’ Brief vom 10. Oktober als auch seine Veröffentlichung On the Law that has regulated the Introduction of New Species (Über das Gesetz, das die Einführung neuer Arten regulierte) zeigten, dass beide ähnlich dachten, und dass sie bis zu einem gewissen Grad ähnliche Schlussfolgerungen gezogen hatten. Er fügte hinzu, dass er seine eigene Veröffentlichung zur Publikation in etwa zwei Jahren vorbereitete.[29] Wallace traute der Meinung von Darwin und schickte ihm seine Abhandlung On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely From the Original Type (Über die Tendenz der Arten, sich auf unbestimmte Zeit vom ursprünglichen Typ zu entfernen) am 9. März 1858, mit der Bitte, diese durchzusehen und an Charles Lyell weiterzuleiten, wenn er der Meinung war, es würde sich lohnen.[30] Am 1. Juni 1858 erhielt Darwin das Manuskript von Wallace. Obwohl die Abhandlung den Begriff „natürliche Selektion“ nicht explizit verwendete, erläuterte sie die Mechanismen der evolutionären Divergenz der Arten aufgrund vom Druck, der die Umgebung auf sie ausübt. In diesem Sinne war sie der Theorie, an der Darwin 20 Jahre gearbeitet hatte, ohne sie zu veröffentlichen, sehr ähnlich. Darwin schickte das Manuskript an Lyell mit einem Brief, in dem er schrieb: „Er hätte eine bessere Zusammenfassung nicht machen können! Seine Begriffe stehen sogar bei mir als Kapitelüberschriften. Er schreibt nicht, dass ich publizieren sollte, aber ich werde natürlich sofort schreiben und es irgendeinem Fachblatt anbieten“.[31][32] Darwin, den die Krankheit seines kleinen Sohnes belastete, überließ das Vorgehen Charles Lyell und Joseph Hooker. Diese beschlossen, die Abhandlung in einer gemeinsamen Präsentation zusammen mit nicht publizierten Schriften Darwins, die dessen Priorität hervorheben sollten, zu veröffentlichen. Wallace’ Abhandlung wurde der Linnean Society of London am 1. Juli 1858 präsentiert, zusammen mit Auszügen aus einer Schrift, die Darwin 1847 privat Hooker präsentiert hatte und einem Brief an Asa Gray aus dem Jahr 1857.[33]
Die Reaktion auf die Vorlesung war stumm, während der Vorsitzende der Linnean Society im Mai 1859 bemerkte, dass es in dem Jahr keine bemerkenswerten Entdeckungen gegeben hätte.[33] Aber mit Darwins Publikation von On the Origin of Species (Die Entstehung der Arten) später im Jahr 1859 wurde ihre Bedeutung offensichtlich. Als Wallace nach Großbritannien zurückkehrte, traf er sich mit Darwin; die beiden pflegten danach freundlichen Umgang miteinander. Über die Jahre sind bei manchen Leuten Zweifel über die Gültigkeit dieser Version aufgekommen. Anfang der 1980er-Jahre erschienen zwei Bücher, eins von Arnold Brackman und eins von John Langdon, in denen sogar angedeutet wird, dass es nicht nur eine Konspiration gegen Wallace gegeben hat, um ihm das gebührende Ansehen zu rauben, sondern dass Darwin sogar eine Schlüsselidee von Wallace übernommen hat, um seine eigene Theorie zu vervollständigen. Diese Behauptungen wurden von anderen Gelehrten untersucht, die sie für nicht überzeugend befanden.[2][34][35]
Nach der Veröffentlichung von Darwins On the Origin of Species wurde Wallace zu einem ihrer überzeugtesten Verteidiger. Ein Vorfall im Jahr 1863 machte Darwin besondere Freude: Wallace veröffentlichte eine kurze Schrift Remarks on the Rev. S. Haughton’s Paper on the Bee’s Cell, And on the Origin of Species, um die Argumente eines Geologieprofessors an der Universität von Dublin vollkommen zu entkräften, der Darwins Anmerkungen in The Origin bezüglich der Art, wie sich die sechseckigen Zellen in Honigwaben durch die natürliche Selektion entwickelt hätten, kritisiert hatte.[2] Eine weitere bemerkenswerte Verteidigung von The Origin war Creation by Law (Schöpfung durch Gesetz), eine Abhandlung, die Wallace 1867 für The Quarterly Journal of Science schrieb, um dem Buch The Reign of Law (Die Herrschaft der Gesetze), das der Herzog von Argyle als Anfechtung der natürlichen Selektion geschrieben hatte, zu widersprechen.[36] Nach einer Versammlung der British Association im Jahr 1870 schrieb Wallace an Darwin und klagte darüber, dass „keine Gegner übrig geblieben sind, die irgendwas über Naturgeschichte wissen, so dass es keine der früheren guten Diskussionen mehr gibt.“[2]
Unterschiede zwischen den Theorien von Darwin und Wallace
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wissenschaftshistoriker haben angemerkt, dass einige Unterschiede zwischen den Evolutionskonzepten Darwins und Wallace’ bestanden, obwohl Darwin Wallace’ Ideen als im Wesentlichen gleich mit den seinen betrachtete.[37] Darwin betonte den Konkurrenzkampf unter den Individuen einer gleichen Gattung, um zu überleben und sich zu vermehren, während Wallace den biogeographischen und umfeldbedingten Druck hervorhob, der die Spezies zwingt, sich den örtlichen Gegebenheiten anzupassen.[38][39]
Andere haben bemerkt, ein weiterer Unterschied bestehe darin, dass Wallace offensichtlich die natürliche Selektion als eine Art Rückkopplungsmechanismus auffasste, welches die Arten ihrer Umgebung angepasst erhielt.[40] Sie verweisen dabei auf einen meistens übersehenen Absatz seiner berühmten Veröffentlichung von 1858:
„Die Wirkung dieses Grundsatzes ist genau wie die des Fliehkraftreglers der Dampfmaschine, die Abweichungen korrigiert, bevor sie offensichtlich werden und auf die gleiche Art und Weise kann kein unausgeglichener Mangel im Tierreich ein auffälliges Ausmaß erreichen, weil es sofort Auswirkung zeigen würde, indem er die Existenz erschweren und das Aussterben eine fast sichere Folge machen würde.“[30]
Warnfärbung und sexuelle Selektion
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1867 schrieb Darwin an Wallace, dass es ihm schwerfiel zu verstehen, warum einige Raupen auffällige Farben entwickelt hätten. Darwin war zur Überzeugung gelangt, dass die sexuelle Selektion, ein Phänomen, dem Wallace nicht die gleiche Bedeutung wie Darwin beimaß, viele auffällige Farben in der Tierwelt erklärte. Allerdings merkte Darwin, dass dies bei den Raupen nicht der Fall sein könnte. Wallace erwiderte, er und Henry Bates hätten beobachtet, dass viele der spektakulärsten Schmetterlinge einen eigenartigen Geruch und Geschmack haben und dass John Jenner Weir (1822–1894) ihm mitgeteilt hätte, Vögel würden eine bestimmte Art gewöhnlicher weißer Motten aufgrund ihres schlechten Geschmackes nicht fressen. „Da die weiße Motte in der Dämmerung so auffällig wie eine bunte Raupe ist“, wie Wallace an Darwin zurückschrieb, „sei es wahrscheinlich, dass die auffällige Farbe als Warnung gegenüber möglichen Raubtieren diene und sich deshalb durch natürliche Selektion hätte entwickeln können“. Darwin war von dieser Idee beeindruckt. In einem nachfolgenden Treffen der Entomological Society bat Wallace um jegliche vorhandene Nachweise zum Thema. 1869 veröffentlichte Weir Daten aus Versuchen und Beobachtungen an bunten Raupen, die Wallace’ Vermutungen unterstützen. Warnfärbung zählte zu den Beiträgen von Wallace auf dem Gebiet der Evolution der Tierfärbung allgemein und zum Konzept der schützenden Färbung im Besonderen.[2] Dies war auch Teil einer lebenslangen Meinungsverschiedenheit zwischen Wallace und Darwin über die Bedeutung der sexuellen Selektion. In seinem Buch Tropical Nature and Other Essays (Tropische Natur und andere Abhandlungen) schrieb er 1878 ausführlich über die Färbung von Tieren und Pflanzen und schlug alternative Erklärungen zu verschiedenen Fällen vor, die Darwin der sexuellen Selektion zugeschrieben hatte.[2] Er schrieb eine ausführliche Abhandlung darüber in seinem Buch Darwinism von 1889.
Wallace-Effekt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Darwinism verteidigte Wallace die natürliche Selektion. Darin postulierte er die Hypothese, dass die natürliche Selektion die reproduktive Trennung zweier Arten antreiben könne, indem die Ausbildung von Barrieren gegen eine Hybridisierung verstärkt wird. So würde sie zur Entwicklung neuer Arten beitragen. Er wies auf das folgende Szenario hin: Nachdem zwei Populationen einer Art über einen bestimmten Punkt hinaus divergiert sind, passt sich jede davon den bestimmten Umwelteinflüssen an, wobei hybride Nachkommen weniger gut angepasst sind, als die jeweiligen Elternarten. Zu diesem Zeitpunkt wird die natürliche Selektion dazu neigen, die Hybride zu eliminieren. Darüber hinaus würde die natürliche Selektion unter solchen Bedingungen die Entwicklung von Hybridisierungshemmnissen fördern, da Individuen, die hybride Paarungen vermeiden, besser geeignete Nachkommen erzeugen und so zur reproduktiven Isolierung beider beginnenden Arten beitragen würden. Diese Hypothese wurde als Wallace-Effekt bekannt.[2] Schon 1868 hatte Wallace in Briefen an Darwin angedeutet, dass die natürliche Selektion eine Rolle in der Verhinderung der Hybridisierung spielen könnte, hatte diese Idee aber nicht im Detail ausgearbeitet.[2] Noch heute ist sie Gegenstand der Forschung zur evolutionären Biologie, wobei sowohl Computersimulationen als auch empirische Ergebnisse ihre Gültigkeit unterstützen.[41]
Anwendung der Theorie auf den Menschen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1864 veröffentlichte Wallace die Abhandlung The Origin of Human Races and the Antiquity of Man Deduced from the Theory of Natural Selection (Ursprung der menschlichen Rassen und Alter des Menschen, gefolgert aus der Theorie der natürlichen Selektion), in der er die Theorie auf den Menschen bezog. Darwin hatte sich bislang nicht öffentlich mit dem Thema befasst, obwohl dies Thomas Huxley in Evidence as to Man’s Place in Nature (Zeugnisse für die Stellung des Menschen in der Natur) getan hatte. Kurz darauf wurde Wallace Spiritualist und behauptete, die natürliche Selektion könne nicht zum mathematischen, künstlerischen oder musikalischen Genius, sowie zu metaphysischen Gedanken, Geist und Humor führen. Anschließend behauptete er, dass etwas im „unsichtbaren Universum des Geistes“ mindestens drei Mal während der Evolution eingegriffen hätte. Das erste Mal sei die Schöpfung von Leben aus anorganischer Materie. Das zweite Mal die Einführung von Bewusstsein bei höheren Tieren. Und das dritte Mal die Bildung höherer mentaler Fähigkeiten beim Menschen. Er glaubte auch, dass der Grund für das Sein des Universums die Entwicklung des menschlichen Geistes sei.[42]
Die Reaktion auf Wallace’ Ideen zu diesem Thema unter den führenden Naturalisten dieser Zeit war unterschiedlich. Charles Lyell stimmte Wallace’ Ideen eher zu als Darwins.[43][44] Viele hingegen, einschließlich Huxley, Hooker und selbst Darwin, waren Wallace gegenüber kritisch.[2] Insbesondere Darwin war bestürzt. Er argumentierte, dass spirituelle Anreize nicht nötig seien und dass die sexuelle Selektion scheinbar nicht anpassungsförderliche Geistesphänomene leicht erklären könne.
Wie ein Wissenschaftshistoriker dargelegt hat, widersprachen Wallace’ Ansichten zu diesem Thema zwei Hauptlehren der aufkommenden darwinistischen Philosophie der Zeit, die besagten, dass Evolution weder teleologisch noch anthropozentrisch sei.[45] Während manche Historiker zu dem Schluss gekommen sind, dass Wallace’ Glaube, die natürliche Selektion könne die Entwicklung des Bewusstseins und des menschlichen Geistes nicht erklären, auf seinen Spiritualismus zurückzuführen sei, streiten andere Wallace-Experten dies ab. Manche behaupten, Wallace habe nie das Prinzip der natürlichen Selektion auf diese angewandt.[46][47]
Bewertung der Rolle von Wallace in der Evolutionstheorie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In vielen Beschreibungen der Geschichte der Evolution wird Wallace nur beiläufig einfach als „Anreiz“ für die Veröffentlichung von Darwins eigener Theorie erwähnt.[2] Tatsächlich entwickelte Wallace jedoch eigenständige Ansichten, die sich von Darwins unterschieden und er wurde von vielen (vor allem von Darwin) als einer der führenden Denker über Evolution seiner Zeit gehalten, dessen Ideen nicht ignoriert werden konnten. Ein Wissenschaftshistoriker hat angemerkt, dass sowohl Darwin als auch Wallace Wissen per Briefwechsel und Veröffentlichungen austauschten, wodurch sie sich über einen längeren Zeitraum gegenseitig inspirierten.[48] Wallace ist der meistzitierte Autor in Darwins Descent of Man, oft in starkem Widerspruch zu seinen eigenen Thesen.[2] Wallace blieb für den Rest seines Lebens ein vehementer Verteidiger der natürlichen Selektion. Um 1880 war die Evolution in wissenschaftlichen Kreisen auf breiter Ebene akzeptiert, aber Wallace und August Weismann waren praktisch die einzigen unter bekannten Biologen, die glaubten, sie sei durch die natürliche Selektion getrieben.[49][50]
Spiritismus
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1861 schrieb Wallace an seinen Schwager:
„Ich bleibe ein äußerst Ungläubiger in fast allem, was Du für heilige Wahrheiten hältst. Ich halte die oft wiederholte Schuldzuweisung, dass Skeptiker Beweise ausblenden, weil sie nicht von der christlichen Moral geleitet werden, für äußerst verächtlich. Ich bin dankbar dafür, dass ich viel Bewundernswertes in allen Religionen erkennen kann. Für die Masse der Menschheit ist Religion eine Art Notwendigkeit. Aber, ob es einen Gott gibt und wie auch immer Seine Natur sei, ob wir eine unsterbliche Seele haben oder nicht oder was auch immer unser Zustand nach dem Tod sei, ich muss mich nicht dafür fürchten, die Natur zu studieren und die Wahrheit zu suchen, oder daran glauben, dass diejenigen, die gemäß einer Doktrin gelebt haben, die ihnen in der Kindheit eingeflößt wurde, in einem zukünftigen Zustand besser dran sein werden und die ihnen eher eine Angelegenheit blinden Glaubens als intelligenter Überzeugung ist.“[51]
Wallace war ein begeisterter Verehrer der Phrenologie.[2] Frühzeitig hatte er mit Hypnose, die damals als Mesmerismus bekannt war, experimentiert. In Leicester hatte er einige seiner Studenten mit beträchtlichem Erfolg als Versuchsobjekte verwendet. Als er mit seinen Versuchen begann, wurde das Thema sehr kontrovers diskutiert, und frühe Experimentatoren wie John Elliotson (1791–1868) wurden von der medizinischen und wissenschaftlichen Gemeinschaft scharf kritisiert.[52] Wallace verband seine Erfahrungen mit dem Mesmerismus und seine späteren Untersuchungen über den Spiritismus. 1893 schrieb er:
„So lernte ich schnell meine erste Lektion bei der Untersuchung dieser obskuren Wissensgebiete, niemals den Zweifeln großer Männer oder deren Anschuldigungen oder Unterstellung von Beschränktheit Bedeutung beizumessen, wenn sie im Gegensatz zur wiederholten Beobachtung anderer offensichtlich vernünftigen und ehrlichen Männer stehen. Die ganze Geschichte der Wissenschaft zeigt uns, dass wann immer die gebildeten und wissenschaftlichen Männer jeglicher Zeit die Fakten anderer Forscher a priori als absurd oder unmöglich abgelehnt haben, die Ablehnenden immer falsch lagen.“[53]
Im Sommer 1865 begann Wallace, möglicherweise durch Anregung seiner älteren Schwester Fanny Sims, sich mit Spiritismus zu befassen.[2] Nach der Durchsicht der Literatur zu diesem Thema und Versuchen, die Phänomene zu testen, die er bei Séancen beobachtet hatte, akzeptierte er, dass der Glaube mit der natürlichen Realität verbunden war. Für den Rest seines Lebens blieb er davon überzeugt, dass mindestens einige der Phänomene bei den Séancen authentisch waren, unabhängig von Täuschungsvorwürfen durch Skeptiker oder von Trickbeweisen. Historiker und Biographen sind sich nicht einig, welche Faktoren zu seiner Aufnahme des Spiritismus am ehesten geführt haben. Ein Biograph regte an, dass der emotionale Schock, den er einige Monate zuvor durch die Trennung von seiner Verlobten erlebt hatte, ihn empfänglicher für den Spiritismus gemacht hatte.[2] Andere Experten haben dagegen den Willen von Wallace betont, rationale und wissenschaftliche Erklärungen für alle Phänomene zu finden, sowohl materielle als nichtmaterielle, der natürlichen Welt und der menschlichen Gesellschaft.[54]
Spiritismus fand vor allem unter vielen Gebildeten der viktorianischen Ära Anklang, die die traditionelle religiöse Doktrin, wie z. B. die der Church of England, nicht mehr akzeptabel fanden, die sich aber durch eine gänzlich materialistische und mechanische Sicht der Welt, die sich zunehmend aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen des 19. Jahrhunderts ergab, unzufrieden fühlten. Manche Experten, die sich mit Wallace’ Ansichten im Detail auseinandergesetzt haben, betonen jedoch, dass für ihn der Spiritismus eine Angelegenheit von Wissenschaft und Philosophie und nicht ein religiöser Glaube war.[54] Andere prominente Intellektuellen des 19. Jahrhunderts, die sich mit Spiritismus befassten, waren der Sozialreformer Robert Owen, einer der frühen Vorbilder von Wallace, sowie die Physiker William Crookes und John William Strutt, 3. Baron Rayleigh, der Mathematiker Augustus De Morgan und der schottische Verleger Robert Chambers.[54]
Die starke öffentliche Befürwortung des Spiritismus durch Wallace sowie seine wiederholte Verteidigung spiritistischer Medien, die in den 1870er Jahren wegen Täuschung angeklagt worden waren, schadeten seiner wissenschaftlichen Reputation. Es kam zu Spannungen in den früher freundlichen Beziehungen zu Wissenschaftlern wie Henry Bates, Thomas Huxley und Charles Darwin, der meinte, er sei zu leichtgläubig. Andere, wie der Physiologe William Benjamin Carpenter und der Zoologe Ray Lankester griffen Wallace öffentlich zum Thema an. Wallace und andere Wissenschaftler, die den Spiritismus verteidigten, wie William Crookes, waren das Ziel harscher Kritik der Presse, vor allem von The Lancet, einer führenden medizinischen Fachzeitschrift. Die Kontroverse beeinträchtigte die öffentliche Wahrnehmung von Wallace’ Arbeit für den Rest seiner Karriere. Als Darwin um Unterstützung bei den Naturalisten warb, um Wallace eine Rente zu beschaffen, antwortete Joseph Hooker:
„Wallace hat bedeutend an Klasse verloren, nicht nur durch seinen Anhang an Spiritualismus, sondern auch weil er in einer der Bereichssitzungen der British Association eine Diskussion über Spiritismus gegen die Meinung des gesamten Komitees gebracht hat. Es wird berichtet, dass er dies in einer hinterhältigen Art gemacht hat, und ich erinnere mich gut an die Empörung, zu der sie im Rat der British Association geführt hat.“
Hooker gab schließlich nach und stimmte einer Unterstützung des Rentenantrages zu.
Biogeographie und Ökologie
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Biogeographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wallace begann 1872, auf Drängen vieler seiner Kollegen einschließlich Darwin, Philip Sclater und Alfred Newton, an einer umfangreichen Untersuchung der geographischen Verteilung der Arten zu arbeiten. Dieses Projekt geriet jedoch bald ins Stocken, auch weil es in jener Zeit noch keine entwickelte Taxonomie gab und sich die Klassifikationssysteme vieler Tierarten in ständiger Entwicklung befanden.[2] Er nahm die Arbeiten erst im Jahr 1874 wieder auf, nachdem eine Reihe von Arbeiten zum Problem der Klassifikation erschienen waren.[2]
Indem er das von Sclater für Vogelarten entwickelte System, das die Erde in sechs geographische Zonen einteilte, so erweiterte, dass es auch Säugetiere, Reptilien und Insekten beschrieb, schuf Wallace die Basis für das System der Faunenregionen, das bis heute verwendet wird. Er besprach alle bekannten Einflussfaktoren, die die geographische Verteilung der Tierarten in den einzelnen Regionen steuerten, also etwa das Entstehen und Vergehen von Landbrücken und die Effekte vorübergehender Eiszeiten. Er visualisierte mit Karten den Effekt von Faktoren wie der Elevation von Gebirgen, der Tiefe von Ozeanen, und dem Charakter der regionalen Vegetation, die die Verteilung der Arten beeinflussen. Dazu stellte er alle bekannten Artenfamilien und Gattungen zusammen und listete deren geographische Ausbreitung auf. Das so entstandene zweibändige Werk, The Geographical Distribution of Animals (Die geographische Verbreitung der Thiere), wurde 1876 veröffentlicht und sollte für die nächsten 80 Jahre eines der Standardwerke der Biogeographie bleiben;[2] erst Ende 2012 wurde eine Aktualisierung publiziert.[55][56]
Im Jahr 1880 veröffentlichte Wallace das Buch Island Life (dt.: Inselleben), die Fortsetzung des zuvor erschienenen The Geographical Distribution of Animals, in dem er die Verteilung von Pflanzen- und Tierarten auf Inseln untersuchte. Wallace unterteilte Inseln in verschiedene Typen: Ozean-Inseln und Kontinental-Inseln. Ozean-Inseln, wie etwa die Inseln von Galapagos und Hawaii (damals als Sandwich Islands bezeichnet), die inmitten des Ozeans entstanden sind, und nie Teil eines großen Kontinents waren. Solche Inseln waren durch das absolute Fehlen aller auf dem Festland lebenden Säugetierarten und Amphibien gekennzeichnet (mit Ausnahme von Wandervögeln und Arten, die infolge von menschlichen Aktivitäten angesiedelt wurden). Sie waren das Ergebnis zufälliger Besiedlung und anschließender Evolution. Die kontinentalen Inseln teilte er in zwei Gruppen ein, je nachdem, ob sie schon seit langem vom Festland getrennt sind (wie z. B. Madagaskar), oder noch in jüngerer Vergangenheit Teil eines großen Kontinents waren (wie die Britischen Inseln). Er untersuchte, wie sich dieser Unterschied auf die dort heimische Flora und Fauna auswirkte. So konnte die Isolation der Inseln die Evolution beeinflussen, und so zur Erhaltung von Arten führen, wie den Lemuren in Madagaskar, die einst auch auf dem Kontinent weit verbreitet waren. Ausführlich diskutierte er, wie Änderungen des Klimas, besonders Eiszeiten, die Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten fördern oder verhindern. Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit möglichen Ursachen der großen Eiszeiten. Zur Zeit seiner Veröffentlichung wurde Island Life als wichtiges Werk rezipiert, und ausführlich in zahlreichen Rezensionen und Briefwechseln zwischen Wissenschaftlern diskutiert.[2]
Umweltprobleme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen seiner umfangreichen Untersuchungen zur Biogeographie beschrieb Wallace als einer der Ersten auch den Einfluss des Menschen auf die Natur. In Tropical Nature and Other Essays (1878) warnte er vor den Gefahren der Abholzung und Erosion des Bodens, besonders in tropischen Gebieten mit großen Niederschlagsmengen. Nachdem er auf die komplexen Interaktionen zwischen Vegetation und Klima aufmerksam geworden war, warnte er, dass die übermäßige Abholzung des tropischen Regenwaldes für den Kaffee-Anbau in Ceylon und Indien das Klima dieser Länder ungünstig beeinflussen könnte und später zu ihrer Verarmung führen würde, weil die Erosion des Bodens den weiteren Anbau unmöglich machen würde.[2] In seinem Buch Island Life griff Wallace erneut das Thema der Abholzung auf und beschrieb den Effekt von Neobiota, also von invasiven Arten, die durch den Menschen in fragile Ökosysteme eingeschleppt werden. Über den Einfluss der europäischen Kolonisation auf der Insel St. Helena schreibt er Folgendes:
“When first discovered, in the year 1501, St. Helena was densely covered with a luxuriant forest vegetation, the trees overhanging the seaward precipices and covering every part of the surface with an evergreen mantle. This indigenous vegetation has been almost wholly destroyed ; and although an immense number of foreign plants have been introduced, and have more or less completely established themselves, yet the general aspect of the island is now so barren and forbidding that some persons find it difficult to believe that it was once all green and fertile. The cause of the change is, however, very easily explained. The rich soil formed by decomposed volcanic rock and vegetable deposits could only be retained on the steep slopes so long as it was protected by the vegetation to which it in great part owed its origin. When this was destroyed, the heavy tropical rains soon washed away the soil, and has left a vast expanse of bare rock or sterile clay. This irreparable destruction was caused in the first place by goats, which were introduced by the Portuguese in 1513, and increased so rapidly that in 1588, they existed in thousands. These animals are the greatest of all foes to trees, because they eat off the young seedlings, and thus prevent the natural restoration of the forest. They were, however, aided by the reckless waste of man. The East India Company took possession of the island in 1651, and about the year 1700 it began to be seen that the forests were fast diminishing, and required some protection. Two of the native trees, redwood and ebony, were good for tanning, and to save trouble the bark was wastefully stripped from the trunks only, the remainder being left to rot ; while in 1709 a large quantity of the rapidly disappearing ebony was used to burn lime for building fortifications!”
„Als St. Helena im Jahr 1501 erstmals entdeckt wurde, war sie dicht mit einer üppigen Waldvegetation bedeckt, wobei die Bäume die seewärtigen Steilhänge überragten und jeden Teil der Oberfläche mit einem immergrünen Mantel bedeckten. Diese einheimische Vegetation wurde fast vollständig zerstört; und obwohl eine Unzahl fremder Pflanzen eingeführt wurde und sich mehr oder weniger vollständig etabliert hat, ist die Insel heute im allgemeinen so unfruchtbar und unzugänglich, dass es manchen Menschen schwer fällt zu glauben, dass sie einst ganz grün und fruchtbar war. Die Ursache des Wandels lässt sich jedoch sehr leicht erklären. Der reichhaltige Boden aus zersetztem Vulkangestein und pflanzlichen Ablagerungen konnte sich an den steilen Hängen nur so lange halten, wie er durch die Vegetation, der er zum großen Teil seinen Ursprung verdankt, geschützt war. Als dieser zerstört wurde, haben die schweren tropischen Regenfälle den Boden bald weggespült und eine riesige Fläche von nacktem Gestein oder sterilem Lehm hinterlassen. Diese irreparable Zerstörung wurde in erster Linie durch Ziegen verursacht, die 1513 von den Portugiesen eingeführt wurden und die so schnell zunahmen, dass sie 1588 zu Tausenden existierten. Diese Tiere sind die größten aller Feinde der Bäume, weil sie die jungen Setzlinge fressen und so die natürliche Wiederherstellung des Waldes verhindern. Sie wurden jedoch durch die rücksichtslose Verschwendung des Menschen begünstigt. Die Ostindische Kompanie nahm 1651 die Insel in Besitz, und um das Jahr 1700 zeichnete sich ab, dass die Wälder schnell abnahmen und etwas Schutz benötigten. Zwei der einheimischen Bäume, Mammut [redwood] und Ebenholz [ebony], eigneten sich gut zum Gerben, und um Ärger zu vermeiden, wurde die Rinde nur verschwenderisch von den Stämmen abgestreift, während der Rest verfaulte. 1709 wurde eine große Menge des schnell verschwindenden Ebenholzes zum Brennen von Kalk für den Bau von Befestigungsanlagen verwendet!“
Wallace’s Kommentare zur Umweltzerstörung wurden später in seiner Karriere schärfer. In The World of Life (1911) schrieb er:
“These considerations should lead us to look upon all the works of nature, animate or inanimate, as invested with a certain sanctity, to be used by us but not abused, and never to be recklessly destroyed or defaced. To pollute a spring or a river, to exterminate a bird or beast, should be treated as moral offences and as social crimes; ... Yet during the past century, which has seen those great advances in the knowledge of Nature of which we are so proud, there has been no corresponding development of a love or reverence for her works; so that never before has there been such widespread ravage of the earth's surface by destruction of native vegetation and with it of much animal life, and such wholesale defacement of the earth by mineral workings and by pouring into our streams and rivers the refuse of manufactories and of cities; and this has been done by all the greatest nations claiming the first place for civilisation and religion!”
„Diese Überlegungen sollten uns dazu veranlassen, alle Werke der Natur, belebt oder unbelebt, als mit einer gewissen Heiligkeit ausgestattet zu betrachten, damit sie von uns benutzt, aber nicht missbraucht und niemals rücksichtslos zerstört oder verunstaltet werden. Eine Quelle oder einen Fluss zu verunreinigen, einen Vogel oder ein Tier zu vernichten, sollte als moralisches Vergehen und als soziales Verbrechen behandelt werden; … Doch während des letzten Jahrhunderts, in dem die großen Fortschritte in der Kenntnis der Natur, auf die wir so stolz sind, zu verzeichnen waren, hat es keine entsprechende Entwicklung einer Liebe oder Ehrfurcht vor ihren Werken gegeben; so dass es noch nie zuvor eine so weitverbreitete Verwüstung der Erdoberfläche durch die Zerstörung der einheimischen Vegetation und damit vieler Tiere und eine so umfassende Verunstaltung der Erde durch Mineralienabbau und dadurch, dass der Abfall von Manufakturen und Städten in unsere Bäche und Flüsse geschüttet wurde, gegeben hat; und dies wurde von all den größten Nationen getan, die für Zivilisation und Religion den ersten Platz beanspruchen!“
Beteiligung an anderen wissenschaftlichen und öffentlichen Kontroversen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Flache Erde-Wette
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1870 bot ein Befürworter der flachen Erde namens John Hampden in einer Zeitschriftenanzeige jedem, der eine konvexe Krümmung in einem Gewässer wie einem Fluss, Kanal oder See nachweisen konnte, eine Wette von £ 500 (entspricht etwa £ 49.000 inflationär bereinigt, Stand 2020) an. Wallace, fasziniert von der Herausforderung und damals knapp bei Kasse, entwarf ein Experiment (das „Bedford-Level-Experiment“), bei dem er zwei Objekte entlang einer ca. 10 km langen Kanalstrecke aufbaute. Beide Objekte befanden sich auf gleicher Höhe über dem Wasser, und er montierte auch ein Teleskop auf einer Brücke in gleicher Höhe über dem Wasser. Beim Blick durch das Teleskop erschien ein Objekt höher als das andere und zeigte die Krümmung der Erde.
Der Richter für die Wette, der Herausgeber des Magazins Field, erklärte Wallace zum Sieger, aber Hampden weigerte sich, das Ergebnis zu akzeptieren. Er verklagte Wallace und startete eine mehrere Jahre andauernde Kampagne, in der er Briefe an verschiedene Publikationen und Organisationen, in denen Wallace Mitglied war, schrieb und ihn als Betrüger und Dieb denunzierte. Wallace gewann mehrere Verleumdungsklagen gegen Hampden, aber der daraus resultierende Rechtsstreit kostete Wallace mehr als die Höhe des Wetteinsatzes, und die Kontroverse frustrierte ihn jahrelang.[59]
Anti-Pockenschutzimpfungs-Kampagnen
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Zu Beginn der 1880er Jahre beteiligte sich Wallace an der politischen Debatte um die Einführung der obligatorischen Pockenschutzimpfung im Vereinigten Königreich. Anfangs betrachtete er die Impfung vor allem als unvereinbar mit den Persönlichkeitsrechten, doch nach dem Studium, der vor allem von Aktivisten der Anti-Pockenschutzimpfungs-Kampagnen verbreiteten Statistiken, zweifelte er an der Wirksamkeit der Impfung überhaupt. In jener Zeit war die Keimtheorie zur Erklärung der Ausbreitung von Krankheiten noch nicht weit verbreitet und kaum anerkannt. Auch war zu wenig über das menschliche Immunsystem bekannt, um die Wirkmechanismen der Impfungen zu verstehen. Während seiner Recherchen stieß Wallace auf einige Fälle, in denen Unterstützer der Impfprogramme fragwürdige Statistiken zur Argumentation verwendet hatten. Wallace, seit jeher misstrauisch gegenüber jedweder Autorität, kam so zur Überzeugung, dass das verminderte Auftreten von Pocken nach Impfungen auf die verbesserten hygienischen Bedingungen zurückzuführen sei. Auch vermutete er, dass die praktizierenden Ärzte ein Interesse an der Einführung der Impfung hätten.[2]
Besonders wiesen Wallace und andere Gegner der Impfpflicht darauf hin, dass die Impfung oft unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt wurde, und deshalb potentiell selbst gefährlich sei.[60] 1890 legte Wallace seine Ergebnisse einer Untersuchungskommission (Royal Commission) vor, die sich mit der Kontroverse beschäftigte. Diese bemängelte Fehler, vor allem bezeichnete sie einige der verwendeten Statistiken als fragwürdig. In der medizinischen Zeitschrift The Lancet wurde der Vorwurf erhoben, dass er und andere Aktivisten der Bewegung gegen die Impfpflicht Statistiken selektiv verwendeten, und Daten ignorieren würden, die ihrer Position widersprächen. Die Royal Commission schätzte die Impfung als wirksam ein und empfahl die Beibehaltung der Impfpflicht, doch auch einige Änderungen der Impfmethoden, um die Sicherheit der Prozedur zu erhöhen. Auch empfahl sie, bei verweigernden Patienten weniger harte Strafen anzuwenden. Jahre später, 1898, griff Wallace die Ergebnisse der Kommission erneut in einem Pamphlet an; erneut folgte in The Lancet der Vorwurf, dass seine Argumente dieselben Fehler wie die ursprünglich vorgelegten Statistiken enthielten.[2]
Astrobiologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wallace’s 1904 erschienenes Buch Man’s Place in the Universe (deutsch: Der Platz des Menschen im Universum) war der erste ernsthafte Versuch eines Biologen, die die Wahrscheinlichkeit von Leben auf anderen Planeten zu bewerten. Er kam zu dem Schluss, dass die Erde der einzige Planet im Sonnensystem ist, auf dem Leben möglich ist, vor allem deshalb, weil sie der einzige ist, auf dem Wasser in der flüssigen Phase existieren kann. Umstrittener war seine Behauptung, dass es unwahrscheinlich sei, dass andere Sterne in der Galaxie Planeten mit den erforderlichen Eigenschaften haben könnten (die Existenz anderer Galaxien war zu diesem Zeitpunkt nicht bewiesen). Seine Behandlung des Mars in diesem Buch war kurz und 1907 veröffentlichte Wallace das 110 Seiten umfassende Buch Is Mars Habitable? (deutsch: Ist der Mars bewohnbar?), eine Kritik der Theorien von Percival Lowell, dass die Marskanäle von intelligenten Wesen geschaffen seien. Nach einigen Monaten der Forschung und Gesprächen mit verschiedenen Fachleuten beendete er seine Analyse des Marsklimas und der atmosphärischen Bedingungen.[2] Neben anderen Argumenten zeigt er auf, dass die spektroskopische Analyse keinerlei Zeichen von Wasserdampf in der Marsatmosphäre nachweisen konnte, dass Lowells Analyse des Marsklimas mit methodischen Fehlern behaftet sei, und die Oberflächentemperatur des Planeten signifikant überschätzte. Außerdem würde der niedrige atmosphärische Druck verhindern, dass Wasser einen flüssigen Aggregatzustand einnehmen würde, so dass ein planetenumspannendes Bewässerungssystem vollkommen unmöglich sei. Wallace war vermutlich wegen seiner anthropozentrischen philosophischen Anschauungen zu diesen Untersuchungen motiviert.[61]
Ehrungen
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- 1868 die Royal Medal der Royal Society
- 1882 Ehrendoktor der Universität Dublin
- 1889 Ehrendoktor der Universität Oxford
- 1892 die Founder’s Medal der Royal Geographical Society
- 1892 die Linné-Medaille der Linnean Society of London
- 1893 Mitglied der Royal Society
- 1908 Verdienstorden der Krone
- 1908 die Copley-Medaille der Royal Society
- 1908 die Darwin-Wallace-Medaille in Gold der Linnean Society
- 1910 Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh.[62]
Der Mondkrater Wallace und der Marskrater Wallace sind nach ihm benannt. Die Trennlinie zwischen den biogeographischen Gebieten Australiens und Südostasiens trägt ihm zu Ehren den Namen Wallace-Linie. Darüber hinaus sind zahlreiche Organismen nach ihm benannt, wie der Wallace-Paradiesvogel (Semioptera wallacii) und die Gattung Wallacea Spruce der Pflanzenfamilie der Ochnaceae, die Gattung Wallaceodendron Koord. aus der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).[63] oder die Buntbarsch-Art Crenicichla wallacii.
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bücher
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Englische Erstausgaben
- Palm Trees of the Amazon and Their Uses. John Van Voorst, London 1853; (digitalisierte Fassung)
- A Narrative of Travels on the Amazon and Rio Negro, With an Account of the Native Tribes, and Observations on the Climate, Geology, and Natural History of the Amazon Valley. Reeve & Co, London 1853.
- The Malay Archipelago; The Land of the Orang-Utan and the Bird of Paradise; A Narrative of Travel With Studies of Man and Nature. Macmillan & Co, London 1869, 2 Bände; digitalisierte Fassung: Band 1, Band 2
- Contributions to the Theory of Natural Selection. A Series of Essays. Macmillan & Co, London/New York 1870. (digitalisierte Fassung)
- On Miracles and Modern Spiritualism. Three Essays. James Burns, London 1875.
- The Geographical Distribution of Animals; With A Study of the Relations of Living and Extinct Faunas as Elucidating the Past Changes of the Earth’s Surface. Macmillan & Co, London 1876 – 2 Bände
- Tropical Nature, and Other Essays. Macmillan & Co, London/New York 1878.
- Island Life: Or, The Phenomena and Causes of Insular Faunas and Floras, Including a Revision and Attempted Solution of the Problem of Geological Climates. Macmillan & Co, London 1880.
- Land Nationalisation; Its Necessity and Its Aims; Being a Comparison of the System of Landlord and Tenant With that of Occupying Ownership in their Influence on the Well-being of the People. Trübner & Co, London 1882.
- Bad Times: An Essay on the Present Depression of Trade, Tracing It to Its Sources in Enormous Foreign Loans, Excessive War Expenditure, the Increase of Speculation and of Millionaires, and the Depopulation of the Rural Districts; With Suggested Remedies. Macmillan & Co, London/New York 1885.
- Darwinism; An Exposition of the Theory of Natural Selection, With Some of Its Applications. Macmillan & Co, London & New York 1889; (digitalisierte Fassung)
- Natural Selection and Tropical Nature; Essays on Descriptive and Theoretical Biology. Macmillan & Co, London/New York 1891.
- The Wonderful Century; Its Successes and Its Failures. Swan Sonnenschein & Co, London 1898.
- Studies Scientific and Social. Macmillan & Co, London 1900 – 2 Bände
- Man’s Place in the Universe; A Study of the Results of Scientific Research in Relation to the Unity or Plurality of Worlds. Chapman & Hall, London 1903.
- My Life; A Record of Events and Opinions. Chapman & Hall, London 1905 – 2 Bände
- Is Mars Habitable? A Critical Examination of Professor Percival Lowell’s Book „Mars and Its Canals“, With an Alternative Explanation. Macmillan & Co, London 1907. (digitalisierte Fassung)
- The World of Life; A Manifestation of Creative Power, Directive Mind and Ultimate Purpose. Chapman & Hall, London 1910.
- Social Environment and Moral Progress. Cassell & Co, London/New York/Toronto/Melbourne 1913.
- The Revolt of Democracy. Cassell & Co, London/New York/Toronto/Melbourne 1913.
Faksimile Ausgabe:
- On the Organic Law of Change. A Facsimile Edition and Annotated Transcription of Alfred Russel Wallace’s Species Notebook of 1855 to 1859. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, USA 2013.
Deutsche Ausgaben
- Der Malayische Archipel. Die Heimath des Orang-Utan und des Paradiesvogels. Reiseerlebnisse und Studien über Land und Leute. Autorisierte deutsche Ausgabe von Adolf Bernhard Meyer, Westermann, Braunschweig 1869 (Band 1, Band 2).
- Der Darwinismus. Eine Darlegung der Lehre von der natürlichen Zuchtwahl und einiger ihrer Anwendungen. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1891 (online).
- Reisen am Amazonenstrom und Rio Negro. Naturwissenschaftliche Berichte. 2 Bände, Ernst Balde, Kassel 1855 (Band 1).
- Reisen am Amazonenstrom und Rio Negro. Naturwissenschaftliche Berichte. 2 Bände, G. Reuse, Sondershausen 1856.
- Abenteuer am Amazonas und am Rio Negro. Herausgegeben von Matthias Glaubrecht. Galiani, Berlin 2014. ISBN 978-3-86971-085-3.
Zeitschriftenbeiträge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- On the Umbrella Bird (Cephalopterus ornatus), “Ueramimbé,” L.G. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 18, London 1850, S. 206–207 (online).
- On the Monkeys of the Amazon. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 20, London 1852, S. 107–110. (online)
- On the Law Which Has Regulated the Introduction of New Species. In: Annals and Magazine of Natural History. 2. Serie, Band 16, London 1855, S. 184–196. (online)
- On the Natural History of the Aru Islands. In: The Annals and Magazine of Natural History. 2. Serie, Supplement zu Band 20, London 1857, S. 473–485. (online) – ein Schlüsselwerk der Inselbiogeographie
- On the Tendency of Varieties to Depart Indefinitely from the Original Type. In: Journal of the Proceedings of the Linnean Society: Zoology. Band 3, Nr. 9, London 1858, S. 53–62 (online, BHL)
- On the Zoological Geography of the Malay Archipelago In: Journal of the Proceedings of the Linnean Society: Zoology. Band 4, London 1860, S. 172–184. (online) – erste Beschreibung der Wallace-Linie
- On the Physical Geography of the Malay Archipelago In: Journal of the Royal Geographical Society. Band 33, London 1863, S. 217–234. (online)
- Remarks on the Rev. S. Haughton’s Paper on the Bee’s Cell, And on the Origin of Species. In: Annals and Magazine of Natural History. 3. Serie, Band 12, London 1863, S. 303–309. (online)
- The Origin of Human Races and the Antiquity of Man Deduced from the Theory of “Natural Selection”. In: Journal of the Anthropological Society of London. Band 2, 1864, S. CLVIII-CLXXXVII (doi:10.2307/3025211).
- The Scientific Aspect of the Supernatural. In: The English Leader. Band 2, 1866.
- English and American Flowers. In: Fortnightly Review. Band 50, London 1891, S. 525–534 und S. 796–810. (online)
- Paper Money as a Standard of Value. In: Academy. Band 55, 1898, S. 549–550. (online)
Eine Liste aller veröffentlichten Artikel und Aufsätze findet sich bei James Marchant: Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences. Band II, ab S. 258. (online)
Nachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Janet Browne: Charles Darwin: Voyaging: Volume I of a Biography. Princeton University Press, 1995, ISBN 1-84413-314-1.
- James T. Costa: Radical by nature. The revolutionary life of Alfred Russel Wallace. Princeton University Press, Princeton 2023, ISBN 978-0-691-23379-6.
- Adrian Desmond, James Moore: Darwin. List Verlag, München/Leipzig 1991, ISBN 3-471-77338-X.
- Edward J. Larson: Evolution: The Remarkable History of Scientific Theory.Modern Library, 2004, ISBN 0-679-64288-9.
- Christopher McGowan: The Dragon Seekers. Perseus Publ, Cambridge 2001, ISBN 0-7382-0282-7.
- James Marchant: Alfred Russel Wallace. Letters and Reminiscences. Harper and Brothers Publishers, New York/London 1916, Band 1, Band 2
- E. B. Poulton: Alfred Russel Wallace. In: Nature. Band 92, Nr. 2299, S. 347–349, 1913, doi:10.1038/092347c0.
- Peter Raby: Alfred Russel Wallace: A Life. Princeton University Press, 2002, ISBN 0-691-10240-6.
- Michael Shermer: In Darwin’s Shadow: The Life and Science of Alfred Russel Wallace: A Biographical Study on the Psychology of History. Oxford University Press, New York 2002, ISBN 0-19-514830-4.
- Ross A. Slotten: The Heretic in Darwin’s Court: The Life of Alfred Russel Wallace. Columbia University Press, New York 2004, ISBN 0-231-13010-4.
- John van Wyhe: Dispelling the Darkness. Voyage in the Malay Archipelago and the Discovery of Evolution by Wallace and Darwin. World Scientific Publishing Company, Singapur 2013.
- John Wilson: The Forgotten Naturalist: In Search of Alfred Russel Wallace. Australian Scholarly Publishing, Arcadia 2000, ISBN 1-875606-72-6.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Raby Bright Paradise S. 77–78.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq Slotten The Heretic in Darwin’s Court
- ↑ Shermer In Darwin’s Shadow S. 53.
- ↑ Wilson S. 19–20.
- ↑ Raby Bright Paradise S. 78.
- ↑ Wilson S. 36; Raby Bright Paradise S. 89, 98–99, 120–121.
- ↑ Raby Bright Paradise S. 89–95.
- ↑ Shermer In Darwin’s Shadow S. 72.
- ↑ Slotten S. 86.
- ↑ Wilson S. 42–43.
- ↑ Wilson S. 45.
- ↑ Raby Bright Paradise, S. 148.
- ↑ Shermer In Darwin’s Shadow S. 14.
- ↑ University Museum of Zoology, Cambridge | Historical significance. Museum.zoo.cam.ac.uk, 18. April 2009, archiviert vom am 19. November 2010; abgerufen am 13. März 2013.
- ↑ John Van Wyhe, Gerrell M. Drawhorn: 'I am Ali Wallace': The Malay Assistant of Alfred Russel Wallace. In: Journal of the Malaysian Branch of the Royal Asiatic Society. 88. Jahrgang, 2015, S. 3–31, doi:10.1353/ras.2015.0012.
- ↑ Shermer S. 151–152.
- ↑ Shermer In Darwin’s Shadow S. 156.
- ↑ Alfred Wallace: Bibliography of the Published Writings of Alfred Russel Wallace (1823–1913). The Alfred Russel Wallace Page hosted by Western Kentucky University, abgerufen am 6. Mai 2007.
- ↑ Shermer S. 274–78.
- ↑ Shermer S. 23, 279.
- ↑ Shermer S. 54.
- ↑ Larson Evolution S. 73.
- ↑ John van Wyhe (2016): The impact of A. R. Wallace’s Sarawak Law paper reassessed. Studies in History and Philosophy of Science Part C: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 60: 56-66. doi:10.1016/j.shpsc.2016.09.004
- ↑ Desmond/Moore 1991 (dt. Ausgabe), S. 498
Browne Charles Darwin: Voyaging S. 537–546. - ↑ Wallace My Life S. 361.
- ↑ Wallace My Life S. 361–362.
- ↑ James Marchant: Alfred Russel Wallace Letters and Reminiscences Volume I, Cassell And Company, 1916. S. 105.
- ↑ Wallace: Letters and reminiscences 1916. S. 105.
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Weiterführende Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Barbara G. Beddall: Wallace, Darwin and the Theory of Natural Selection. A Study in the Development of Ideas and Attitudes. In: Journal of the History of Biology. Band 1, 1968, S. 261–323.
- Andrew Berry: Infinite Tropics. An Alfred Russel Wallace Anthology. Verso, London/New York 2002, ISBN 1-85984-652-1.
- Peter J. Bowler: Alfred Russel Wallace’s Concepts of Variation. In: Journal of the History of Medicine and Allied Sciences. Band 31, 1976, S. 17–29.
- Arnold C. Brackman: A delicate Arrangement. The strange Case of Charles Darwin and Alfred Russel Wallace. Times Books, New York 1980, ISBN 0-8129-0883-X.
- John Langdon Brooks: Just Before the Origin: Alfred Russel Wallace’s Theory of Evolution. iUniverse, 1999, ISBN 1-58348-111-7.
- James T. Costa: Wallace, Darwin, and the Origin of Species. Harvard University Press, 2014. ISBN 978-0-674-72969-8.
- Martin Fichman: An Elusive Victorian. The Evolution of Alfred Russel Wallace. University of Chicago Press, Chicago/London 2004, ISBN 0-226-24613-2.
- Ulrich Kutschera: Design-Fehler in der Natur: Alfred Russel Wallace und die Gott-lose Evolution. Lit-Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12133-2.
- H. Lewis McKinney: Wallace and Natural Selection. Yale University Press, New Haven/London 1972, ISBN 0-300-01556-9.
- Efram Sera-Shriar: Credible Witnessing: A. R. Wallace, spiritualism and a "new branch of anthropology". In: Modern Intellectual History, Band 17, Nummer 2, 2020, S. 357–384 (doi:10.1017/S1479244318000331).
- Tim Severin: The Spice Islands Voyage: The Quest for Alfred Wallace, the Man Who Shared Darwin’s Discovery of Evolution. Ulverscroft Large Print, 1998, ISBN 0-7867-0721-6.
- Amabel Williams-Ellis: Darwin’s moon. A Biography of Alfred Russel Wallace. Blackie, London/Glasgow 1966, ISBN 0-216-88398-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Alfred Russel Wallace im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Alfred Russel Wallace im Katalog der Virtuellen Fachbibliothek Biologie (vifabio)
- Autoreneintrag für Alfred Russel Wallace beim IPNI
- Briefwechsel mit Charles Darwin
- Eintrag zu Wallace; Alfred Russel (1823–1913) im Archiv der Royal Society, London
- Alfred Russel Wallace Page – Biographie, Bibliographie und Originaltexte (englisch)
- The Alfred Russel Wallace Website – Umfassende Informationen in Englisch
- Wallace (online) – „the first complete edition of the writings of naturalist and co-founder of the theory of evolution Alfred Russel Wallace“
- Wallace Letters (online)
Personendaten | |
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NAME | Wallace, Alfred Russel |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Zoologe |
GEBURTSDATUM | 8. Januar 1823 |
GEBURTSORT | Llanbadoc, Monmouthshire, Wales |
STERBEDATUM | 7. November 1913 |
STERBEORT | Broadstone, Dorset, England |
- Alfred Russel Wallace
- Person als Namensgeber für einen Marskrater
- Person als Namensgeber für einen Mondkrater
- Zoologe
- Evolutionsbiologe
- Biogeograph
- Naturforscher
- Spiritist
- Botaniker (19. Jahrhundert)
- Botaniker (20. Jahrhundert)
- Autor
- Träger der Copley-Medaille
- Mitglied des Order of Merit
- Mitglied der Royal Society
- Mitglied der Royal Society of Edinburgh
- Namensgeber für eine Pflanzengattung
- Ehrendoktor der Universität Dublin
- Ehrendoktor der University of Oxford
- Brite
- Sammler
- Geboren 1823
- Gestorben 1913
- Mann