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„Farbfeldmalerei“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Untitled blue monochrome2.png|mini|Yves Klein: IKB 191 – ''International Klein Blue'']]
Die '''Farbfeldmalerei''' (auch: '''Colourfield Painting''' oder "nachmalende Abstraktion") ist eine [[Stilrichtung]] der modernen [[Malerei]], die mit großflächigen, homogen gefüllten Farbfeldern arbeitet. Der Stil entwickelte sich in den [[1950er]]n in Amerika aus dem [[Action Painting]]. [[Mark Rothko]] und [[Barnett Newman]] (''[[Who's afraid of red, yellow and blue]]'') sind bedeutende Vertreter dieser Stilrichtung.
[[Datei:Claudia Desgranges Zeitstreifen Red 2015.jpg|alt=|mini|[[Claudia Desgranges]]: ''Zeitstreifen Red'' (Acryl auf Aluminium, 2015)]]
[[Datei:Titel -512 2007 Öl auf Leinwand Foyer Rechtsanwälte Rittershaus Mannheim.jpg|alt=|mini|[[Arvid Boecker]]: ''#512'' (Öl auf Leinwand, 2007)]]
Die '''Farbfeldmalerei''', auch '''Farbflächenmalerei''' oder englisch das '''Color Field Painting''', ist eine Ausdrucksform der [[Zeitgenössische Kunst|zeitgenössischen Kunst]], die sich durch großflächige, homogen gefüllte Farbfelder auszeichnet. Nach 1945 wurde eine gegenstandslose Monochromie zum Statement des Neuanfangs, das auf den Kulturbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] reagierte. Diese Reduktion auf eine Farbe radikalisierte den Weg der modernen Malerei vom Gegenstand, vom Sujet zur reinen Form und grenzte sich damit von den Erwartungen vieler Rezipienten ab, die mit offensivem Unverständnis oder Aggression regierten.


Diese Kunstrichtung entwickelte sich Mitte der 1950er Jahre in Amerika aus dem [[Abstrakter Expressionismus|Abstrakten Expressionismus]]. [[Mark Rothko]], [[Barnett Newman]] ''([[Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue|Who’s afraid of red, yellow and blue]])'' und [[Helen Frankenthaler]] sind bedeutende Vorläufer bzw. Vertreter dieser Stilrichtung.
Die Werke sind meist großformatig und bedienen sich keiner „erst sichtbaren“ [[Komposition]]. Oft wirkt die reine Farbe auf der Fläche, die nur durch marginale Farbänderungen gestört wird, die aber kompositorisch von großer Bedeutung sind. Treffen die Farbunterschiede hart aufeinander spricht man von [[Hard Edge]].


[[Yves Klein]], [[Robert Rauschenberg]], [[Barnett Newman]] und andere, die mit ihren monochromen Bilder die Malerei zu einem hermetischen Endpunkt führten, erlebten in Ausstellungen ihrer Bilder Gelächter, Spott und [[Ikonoklasmus|Vandalismus]]: die Verletzung der „mentalen Integrität“ der Rezipienten führte bei Newmans [[Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue|Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau]] mehrfach zu Versuchen der Zerstörung des Werkes.<ref>Zur Kritik [[Pierre Bourdieu|Pierre Boudieus]] an der sich im Feld der Kunst einschließenden hermetischen Kunst siehe Bourdieu, [[Die Regeln der Kunst]], S. 375, 393, 455, 468, 471.</ref>
Die Bezeichnung "Colourfield Painting" wurde durch den US-Amerikanischen Kunstkritiker [[Clement Greenberg]] geprägt.

Die Werke sind meist großformatig. Oft wird die Farbe ohne Verwendung klassischer Malutensilien direkt auf die (horizontal am Boden liegende) [[Grundierung|ungrundierte]] [[Leinwand]] aufgebracht (geleert, geschüttet, gesprüht) und dringt so direkt in das Gewebe ein (Soak-Stain-Technik) – durchaus vergleichbar mit dem [[Färben]] eines [[Textilie|Stoffes]].

Die Bezeichnung ''Color Field Painting'' wurde durch den US-amerikanischen Kunstkritiker [[Clement Greenberg]] geprägt, zu dessen Favoriten [[Jules Olitski]] gehörte. Weitere bedeutende Vertreter des Color Field Painting (deren wichtigste Schaffensperioden dieser Strömung zugeordnet werden können) sind [[Clyfford Still]], [[Morris Louis]], [[Kenneth Noland]], [[Larry Poons]], [[Sam Gilliam]], Gene Davis, Friedel Dzubas, [[Wolfgang Hollegha]], Jack Bush, Walter Darby Bannard, Thomas Downing, Howard Mehring und Paul Reed.
== Siehe auch ==
* [[Nachmalerische Abstraktion]]

== Literatur ==
* Wilkin Karen: ''Color as field. American Painting 1950–1975. With an essay by Carl Belz''. American Federation of Arts in association with Yale University Press, New York, New Haven 2007 ([https://web.archive.org/web/20110919185856/http://www.afaweb.org/exhibitions/documents/ColorasFieldResourceforEducators.pdf PDF], Archiv-Version).
* [[Karlheinz Lüdeking]] (Hrsg.): ''Die Essenz der Moderne. Ausgewählte Essays und Kritiken von Clement Greenberg''. Aus dem Amerikanischen von Christoph Hollender. Verlag der Kunst, Amsterdam, Dresden 1997.
* Joachim Schummer: ''Color Field Painting als ‚reine Malerei’. Die Selbstetablierung der Kunstkritik im Modernismusentwurf''. In: Gert Reising (Hrsg.): ''Farbe, Felder, Philosophie: Ein Ästhetischer Dialog''. Chorus Verlag, München 2000, S.&nbsp;23–39. ([http://www.joachimschummer.net/papers/2000_Colorfieldpainting_Reising.pdf PDF-Version; 82&nbsp;kB])


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Color field paintings|Farbfeldmalerei}}
* [http://www.beyars.com/kunstlexikon/lexikon_1809.html Beyars Kunstlexikon]
* {{DNB-Portal|4341746-2}}
* {{YouTube |id=ngYmkcLeOsw |titel=Color as Field – Exhibition, Smithsonian American Art Museum, 29. Februar bis 26. April 2008}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Bildrechtshinweis}}
{{Normdaten|TYP=s|GND=4341746-2}}


[[Kategorie:Stilrichtung in der Malerei]]
[[Kategorie:Stilrichtung in der Malerei]]
[[Kategorie:Bildende Kunst]]
[[Kategorie:Zeitgenössische Kunst|!Farbfeldmalerei]]
[[Kategorie:Malerei]]
[[Kategorie:Stilepoche Millennium]]

Aktuelle Version vom 24. November 2022, 08:15 Uhr

Yves Klein: IKB 191 – International Klein Blue
Claudia Desgranges: Zeitstreifen Red (Acryl auf Aluminium, 2015)
Arvid Boecker: #512 (Öl auf Leinwand, 2007)

Die Farbfeldmalerei, auch Farbflächenmalerei oder englisch das Color Field Painting, ist eine Ausdrucksform der zeitgenössischen Kunst, die sich durch großflächige, homogen gefüllte Farbfelder auszeichnet. Nach 1945 wurde eine gegenstandslose Monochromie zum Statement des Neuanfangs, das auf den Kulturbruch des Zweiten Weltkriegs reagierte. Diese Reduktion auf eine Farbe radikalisierte den Weg der modernen Malerei vom Gegenstand, vom Sujet zur reinen Form und grenzte sich damit von den Erwartungen vieler Rezipienten ab, die mit offensivem Unverständnis oder Aggression regierten.

Diese Kunstrichtung entwickelte sich Mitte der 1950er Jahre in Amerika aus dem Abstrakten Expressionismus. Mark Rothko, Barnett Newman (Who’s afraid of red, yellow and blue) und Helen Frankenthaler sind bedeutende Vorläufer bzw. Vertreter dieser Stilrichtung.

Yves Klein, Robert Rauschenberg, Barnett Newman und andere, die mit ihren monochromen Bilder die Malerei zu einem hermetischen Endpunkt führten, erlebten in Ausstellungen ihrer Bilder Gelächter, Spott und Vandalismus: die Verletzung der „mentalen Integrität“ der Rezipienten führte bei Newmans Wer hat Angst vor Rot, Gelb und Blau mehrfach zu Versuchen der Zerstörung des Werkes.[1]

Die Werke sind meist großformatig. Oft wird die Farbe ohne Verwendung klassischer Malutensilien direkt auf die (horizontal am Boden liegende) ungrundierte Leinwand aufgebracht (geleert, geschüttet, gesprüht) und dringt so direkt in das Gewebe ein (Soak-Stain-Technik) – durchaus vergleichbar mit dem Färben eines Stoffes.

Die Bezeichnung Color Field Painting wurde durch den US-amerikanischen Kunstkritiker Clement Greenberg geprägt, zu dessen Favoriten Jules Olitski gehörte. Weitere bedeutende Vertreter des Color Field Painting (deren wichtigste Schaffensperioden dieser Strömung zugeordnet werden können) sind Clyfford Still, Morris Louis, Kenneth Noland, Larry Poons, Sam Gilliam, Gene Davis, Friedel Dzubas, Wolfgang Hollegha, Jack Bush, Walter Darby Bannard, Thomas Downing, Howard Mehring und Paul Reed.

  • Wilkin Karen: Color as field. American Painting 1950–1975. With an essay by Carl Belz. American Federation of Arts in association with Yale University Press, New York, New Haven 2007 (PDF, Archiv-Version).
  • Karlheinz Lüdeking (Hrsg.): Die Essenz der Moderne. Ausgewählte Essays und Kritiken von Clement Greenberg. Aus dem Amerikanischen von Christoph Hollender. Verlag der Kunst, Amsterdam, Dresden 1997.
  • Joachim Schummer: Color Field Painting als ‚reine Malerei’. Die Selbstetablierung der Kunstkritik im Modernismusentwurf. In: Gert Reising (Hrsg.): Farbe, Felder, Philosophie: Ein Ästhetischer Dialog. Chorus Verlag, München 2000, S. 23–39. (PDF-Version; 82 kB)
Commons: Farbfeldmalerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zur Kritik Pierre Boudieus an der sich im Feld der Kunst einschließenden hermetischen Kunst siehe Bourdieu, Die Regeln der Kunst, S. 375, 393, 455, 468, 471.