Zum Inhalt springen

„Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Aufgaben: ergänzt
K Aktualisierung
 
(168 dazwischenliegende Versionen von 100 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:European Economic and Social Committee Logo (2020).svg|mini|Logo des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses]]
[[Image:CoR-EESC.JPG|thumb|Sitz des EWSA in Brüssel]]

Der '''Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss''' (EWSA oder auch nur WSA) ist eine beratende Einrichtung, jedoch kein Organ der [[Europäische Union|Europäischen Union]]. Er wurde [[1957]] durch die [[Römische_Verträge|Römischen Verträge]] eingesetzt. In ihm sind Arbeitgeber, Gewerkschaften, Landwirte, Verbraucher und andere Interessensgruppen vertreten, die gemeinsam die "organisierte Bürgergesellschaft" bilden. Zusammensetzung, Organisation und Aufgaben des EWSA sind in den Art. 257 bis 262 [[Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft|EGV]] geregelt.
Der '''Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss''' (EWSA oder auch nur WSA) ist ein Neben[[Organ (Recht)|organ]] der [[Europäische Union|Europäischen Union]]. In ihm sind [[Arbeitgeberverband|Arbeitgeberverbände]], [[Gewerkschaft]]en und andere [[Interessengruppe]]n (etwa [[Landwirt]]e und [[Verbraucher]]) vertreten. Im [[Politisches System der Europäischen Union|politischen System der EU]] soll er die „organisierte Bürgergesellschaft“ repräsentieren und dient zusammen mit dem [[Ausschuss der Regionen]] als beratende Institution. Zusammensetzung, Organisation und Aufgaben des EWSA sind in {{Art.|300|AEUV|dejure}} bis {{Art.|304|AEUV|dejure}} [[AEU-Vertrag]] geregelt. Er wurde [[1957]] durch die [[Römische Verträge|Römischen Verträge]] eingesetzt.<ref>[http://europa.eu/european-union/about-eu/institutions-bodies/european-economic-social-committee_en European Economic and Social Committee] Overview.</ref> Sitz des EWSA ist [[Brüssel]].


== Mitglieder ==
== Mitglieder ==
Der EWSA setzt sich aus 329 Mitgliedern zusammen, die sich auf die [[Mitgliedstaaten der EU]] anhand der Größe der Bevölkerung verteilen. Der genaue Verteilungsschlüssel ist in Art. 7 des Protokolls Nr. 36 zu [[EU]]/[[AEU-Vertrag]]<ref>gem. Art. 51 EUV sind „Protokolle und Anhänge Bestandteil der Verträge“</ref> geregelt.


{| class="wikitable"
Der EWSA setzt sich aus 317 Mitgliedern zusammen, die sich auf die Mitgliedstaaten der EU anhand der Größe der Bevölkerung verteilen.
|-
! Anzahl der Mitglieder
! Staaten
|-
|style="text-align:center"| 24
|[[Deutschland]], [[Frankreich]], [[Italien]]
|-
|style="text-align:center"| 21
|[[Polen]], [[Spanien]]
|-
|style="text-align:center"| 15
|[[Rumänien]]
|-
|style="text-align:center"| 12
|[[Belgien]], [[Griechenland]], [[Niederlande]], [[Österreich]], [[Portugal]], [[Schweden]], [[Tschechien]], [[Ungarn]], [[Bulgarien]]
|-
|style="text-align:center"| 9
|[[Dänemark]], [[Finnland]], [[Irland]], [[Litauen]], [[Slowakei]], [[Kroatien]]
|-
|style="text-align:center"| 7
|[[Lettland]], [[Slowenien]], [[Estland]]
|-
|style="text-align:center"| 6
|[[Luxemburg]], [[Republik Zypern|Zypern]]
|-
|style="text-align:center"| 5
|[[Malta]]
|}


Die Mitglieder werden in drei Gruppen<ref>{{cite web |url=https://www.eesc.europa.eu/de/members-groups |title=Mitglieder und Gruppen |language=de |date= |accessdate=2020-11-26 |last= |first= |work=eesc.europa.eu}}</ref> unterteilt:
{| border=1
!Anzahl der Mitglieder
!Staaten
|-
|align="center"|24
|[[Deutschland]], [[Frankreich]], [[Italien]], [[Großbritannien und Nordirland|Vereinigtes Königreich]]
|-
|align="center"|21
|[[Polen]], [[Spanien]]
|-
|align="center"|12
|[[Belgien]], [[Griechenland]], [[Niederlande]], [[Österreich]], [[Portugal]], [[Schweden]], [[Tschechien]], [[Ungarn]]
|-
|align="center"|9
|[[Dänemark]], [[Finnland]], [[Republik Irland|Irland]], [[Litauen]], [[Slowakei]]
|-
|align="center"|7
|[[Estland]], [[Lettland]], [[Slowenien]]
|-
|align="center"|6
|[[Luxemburg]], [[Zypern]]
|-
|align="center"|5
|[[Malta]]
|}

Wenn [[Bulgarien]] und [[Rumänien]] im Jahr [[2007]] der EU beitreten, wird sich die Zahl der Mitglieder im EWSA auf 344 erhöhen (Bulgarien: 12 Mitglieder, Rumänien: 15 Mitglieder).

Die Mitglieder werden in drei bzw. vier Gruppen unterteilt:
* Gruppe I: Arbeitgeber
* Gruppe I: Arbeitgeber
* Gruppe II: Arbeitnehmer
* Gruppe II: Arbeitnehmer
* Gruppe III: Verschiedene Interessen
* Gruppe III: Gruppe Organisationen der Zivilgesellschaft
* Ohne Gruppenzugehörigkeit


Die drei Gruppen sind mit etwa 110 bis 120 Mitgliedern jeweils ungefähr gleich groß. Daneben kann es auch einzelne Mitglieder geben, die keiner Gruppe angehören.
Die Ausschuss-Mitglieder werden von den Regierungen der Mitgliedstaaten vorgeschlagen, sind in ihrer Arbeit aber politisch völlig unabhängig. Ihre Amtsperiode dauert vier Jahre, wobei eine Wiederernennung zulässig ist. Aus seiner Mitte ernennt der WSA einen Präsidenten (derzeit die [[Österreich|Österreicherin]] Anne-Marie Sigmund) und zwei Vizepräsidenten für eine Amtszeit von jeweils zwei Jahren.

Die Ausschuss-Mitglieder werden vom [[Rat der EU]] auf Vorschlag der Regierungen der Mitgliedstaaten ernannt. Sie sind in ihrer Arbeit aber politisch völlig unabhängig. Ihre Amtsperiode dauert fünf Jahre, wobei eine Wiederernennung zulässig ist. Aus seiner Mitte ernennt der WSA für je zweieinhalb Jahre einen Präsidenten und zwei Vizepräsidenten, die den drei verschiedenen Gruppen entstammen.
Im Oktober 2020 wurden ernannt: die Österreicherin Christa Schweng als Präsidentin<ref>{{cite web|url=https://www.eesc.europa.eu/de/about/political-organisation/eesc-president|title=Christa Schweng, Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (EWSA)|date=2018-04-18|accessdate=|last=|first=|work=eesc.europa.eu}}</ref> sowie der Ire Cillian Lohan<ref>{{cite web|url=https://www.eesc.europa.eu/de/eesc-figures/vice-president-charge-communication|title=Cillian Lohan, für Kommunikation zuständiger EWSA Vizepräsident|date=2018-04-18|accessdate=|last=|first=|work=eesc.europa.eu}}</ref> und die Italienerin Giulia Barbucci<ref>{{cite web|url=https://www.eesc.europa.eu/de/eesc-figures/vice-president-charge-budget|title=Giulia Barbucci, EWSA Vizepräsidentin für Haushalt|date=2018-04-18|accessdate=|last=|first=|work=eesc.europa.eu}}</ref> als Vizepräsidenten. Generalsekretär –&nbsp;verantwortlich für das Verwaltungs- und Haushaltsmanagement, die Implementierung von Beschlüssen und die Kommunikation mit Partnerinstitutionen&nbsp;– ist seit Dezember 2023 Isabelle Le Galo Flores.

Bekannte deutsche Mitglieder des EWSA sind [[Göke Frerichs]] († 2014) und [[Gerd Wolf (Physiker)|Gerd Wolf]].


== Aufgaben ==
== Aufgaben ==
[[Datei:Delors building Brussels.png|mini|Sitz des EWSA ist das Delors-Gebäude]]
Der EWSA hat nur eine beratende Funktion (s. Art. 300 Abs. 1 AEUV), trifft also selbst keine Gesetzgebungsentscheidungen.


Eine '''obligatorische''' Anhörung erfolgt in den Fällen, in denen sie in den Verträgen (z.&nbsp;B. bei Fragen, die die Wirtschafts- oder Sozialpolitik der EU betreffen) ausdrücklich vorgesehen ist; dagegen kann der EWSA in anderen Fällen '''fakultativ''' nach dem Ermessen von Parlament, Rat oder Kommission angehört werden.<ref>Geiger/Kahn/Kotzur: ''EU/AEUV, Kommentar''. 5. Auflage. München 2010, Art. 304, Rn. 2/4</ref>
Der EWSA hat nur eine beratende Funktion, trifft also keine Entscheidungen. Er muss jedoch bei Fragen angehört werden, die die Wirtschafts- oder Sozialpolitik der EU betreffen. Er nimmt dann zu den Vorschlägen der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] für Rechtsvorschriften der EU Stellung.
In politischen Beratungen mit der Kommission, dem [[Rat der Europäischen Union|Ministerrat]] und dem [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] legt der EWSA den Standpunkt seiner Mitglieder dar und vertritt deren Interessen.


Er nimmt dann zu den Vorschlägen der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] für [[Rechtsetzung der EU|EU-Rechtsakte]] Stellung. In politischen Beratungen mit der Kommission, dem [[Rat der Europäischen Union]] und dem [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]] legt der EWSA den Standpunkt seiner Mitglieder dar und vertritt deren Interessen.
Der Ausschuss umfasst eine neunmal pro Jahr tagende Vollversammlung, deren Beratungen von sechs Unterausschüssen - den so genannten Fachgruppen - vorbereitet werden, die jeweils für einen bestimmten Politikbereich zuständig sind:


Außer den neunmal pro Jahr stattfindenden Plenartagungen treffen sich die Mitglieder des EWSA in sechs Unterausschüssen, den so genannten Fachgruppen, die jeweils für einen bestimmten Politikbereich zuständig sind:
* Wirtschafts- und Währungsunion, wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt

* Binnenmarkt, Produktion und Verbrauch
* [[Europäische Wirtschafts- und Währungsunion|Wirtschafts- und Währungsunion]], wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt
* [[Europäischer Binnenmarkt|Binnenmarkt]], Produktion und Verbrauch
* Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umweltschutz
* Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umweltschutz
* Außenbeziehungen
* Außenbeziehungen
* Beschäftigung, Sozialfragen, Unionsbürgerschaft
* Beschäftigung, Sozialfragen, Unionsbürgerschaft
* Verkehr, Energie, Infrastrukturen, Informationsgesellschaft
* Verkehr, Energie, Infrastrukturen, Informationsgesellschaft

Nach dem Auslaufen des [[Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl|EGKS]]-Vertrages im Juli 2002 übernahm der EWSA die Zuständigkeiten des Beratenden EGKS-Ausschusses und richtete zusätzlich die ''Kommission für den industriellen Wandel'' ein, die sich mit dem Kohle- und Stahlsektor sowie Problemen der wirtschaftlichen Modernisierung befasst.


Den Fachgruppen arbeiten Studiengruppen zu, die aus drei bis achtzehn Mitgliedern bestehen. Diese können auch externe Sachverständige hinzuziehen.
Den Fachgruppen arbeiten Studiengruppen zu, die aus drei bis achtzehn Mitgliedern bestehen. Diese können auch externe Sachverständige hinzuziehen.


Stellungnahmen des EWSA werden auf der Plenartagung mit einfacher Mehrheit beschlossen und im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht.
Der EWSA ist nicht auf den Aufgabenbereich wirtschaftlicher und sozialer Fragen beschränkt. Vielmehr verfügt er über ein Selbstbefassungsrecht in allen Fragen, die den Aufgabenbereich der Union betreffen. Hierzu kann er Initiativstellungnahmen abgeben. Stellungnahmen werden auf den Plenartagungen des EWSA mit einfacher Mehrheit beschlossen und im [[Amtsblatt der Europäischen Union]] veröffentlicht. Pro Jahr werden etwa 150 solcher Stellungnahmen abgegeben, davon sind etwa 15 Prozent Initiativstellungnahmen.

Nach dem Auslaufen des [[Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl|EGKS]]-Vertrages im Juli 2002 übernahm der EWSA auch die Zuständigkeiten des Beratenden EGKS-Ausschusses und richtete zusätzlich die ''Kommission für den industriellen Wandel'' ein, die sich mit dem Kohle- und Stahlsektor sowie Problemen der wirtschaftlichen Modernisierung befasst.


== Kritik ==
Pro Jahr werden etwa 150 solcher Stellungnahmen abgegeben, davon etwa 15 Prozent Initiativstellungnahmen, die nicht auf Ersuchen anderer Organe der EU zurückgehen.
Unklar bleibt, wie genau die Mitglieder des EWSA bestimmt werden. Die Mitglieder werden von den Regierungen der Mitgliedstaaten vorgeschlagen.<ref>{{cite web|url=http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Europa/Wirtschaftsraum-Europa/ewsa.html|title=Europa|publisher=Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Referat Öffentlichkeitsarbeit|offline=yes|archiveurl=https://web.archive.org/web/20110422163726/http://bmwi.de/BMWi/Navigation/Europa/Wirtschaftsraum-Europa/ewsa.html|archivedate=2011-04-22}}</ref> Zudem definiert der EWSA nur unzulänglich seine eigene Mitgliedschaft. Der Terminus [[Zivilgesellschaft]] scheint nur bedingt auf die Mitglieder des EWSA zuzutreffen. Unter den aktuellen deutschen Mitgliedern findet sich in der dritten Gruppe auch ein Vertreter eines Unternehmens (Deutsche Bahn AG).<ref>{{Literatur |Autor=[[Bernd Hüttemann]] |Titel=Europäisches Regieren und deutsche Interessen |TitelErg=Demokratie, Lobbyismus und Art. 11 EUV, Erste Schlussfolgerungen aus „EBD Exklusiv“, 16. November 2010 in Berlin |Sammelwerk=EU-in-BRIEF |Nummer=1 |Ort=Berlin |Datum=2011 |ISSN=2191-8252 |Seiten=5 |Online=[https://web.archive.org/web/20120406025129/http://www.europaeische-bewegung.de/fileadmin/files_ebd/eu-in-brief/EBD_PUB_EU-in-BRIEF_1_2011.pdf web.archive.org] |Format=PDF |KBytes=266 |Abruf=2021-08-23}}</ref> Das Nebenorgan wird stellenweise auch grundsätzlich als unnötig bezeichnet. So kritisierte die liberale Fraktion im Europäischen Parlament [[Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (Partei)|ALDE]] die Ausgaben für den EWSA.<ref>[http://www.euractiv.com/en/socialeurope/eu-advisory-committee-defends-role-critics-news-501390 euractiv.com]{{Toter Link|url=http://www.euractiv.com/en/socialeurope/eu-advisory-committee-defends-role-critics-news-501390 |date=2023-12 |archivebot=2023-12-20 15:02:59 InternetArchiveBot }}</ref>
In der Tat gibt es im EWSA eine unklare Vorstellung von der [[Zivilgesellschaft]]. Dieser Terminus ist ein Sammelbegriff für die in unzähligen Vereinen organisierten Bürger europäischer Mitgliedsstaaten. Im Untertitel des vierteljährlich erscheinenden Informationsblattes ''EWSA info'' wird dieser „Brücke zwischen Europa und der organisierten Zivilgesellschaft“ genannt. Der EWSA als beratendes Organ der EU-Institutionen will aber für ganz Europa sprechen und eine Brücke zwischen Europa und der Zivilgesellschaft sein, in der europäische Bürger als Subjekte des europäischen Souveräns wirken.


2020 geriet der EWSA in die Kritik, da einer seiner drei Präsidenten, Jacek Krawczky, wegen Mobbing und Fehlverhalten gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern scharf kritisiert wurde.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.politico.eu/article/eu-official-jacek-krawczyk-reportedly-fights-back-with-lawsuits-following-harassment-probe/ |titel=Senior EU official facing harassment case takes legal action |datum=2020-07-15 |abruf=2022-01-25 |sprache=en-US}}</ref> Zwar trat Krawczky von seiner Kandidatur als EWSA-Präsident zurück, wurde jedoch anschließend von den Mitgliedstaaten für weitere fünf Jahre als EWSA-Mitglied bestätigt, was zu Kritik des Europäischen Parlamentes führte.<ref>{{Literatur |Autor=Doris Dialer, Thomas Walli |Hrsg=Werner Weidenfeld, Wolfgang Wessels |Titel=Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss |Sammelwerk=Jahrbuch der Europäischen Integration 2021 |Auflage=1. |Verlag=Nomos |Ort=Baden-Baden |Datum=2021 |ISBN=978-3-8487-7252-0 |Seiten=139-140}}</ref>
== Siehe auch ==
*[[Europäische Union]]
*[[Europäische Gemeinschaft]]


== Weblink ==
== Literatur ==
* Diana Panke, Christoph Hönnige, Julia Gollub: ''Consultative Committees in the European Union. No Vote – No Influence?'' ECPR Press, Colchester 2016.
* [http://www.esc.eu.int/pages/intro_de.htm Offizielle Website]
* Thomas Walli: ''Die Strategie der Vernetzung. Die interinstitutionellen und externen Beziehungen des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses.'' Nomos/innsbruck university press, Baden-Baden/Innsbruck 2020.
* [http://www.europa-digital.de/dschungelbuch/nochorg/wsa/ Der EWSA bei Europa Digital]
* Martin Westlake: ''The European Economic and Social Committee.'' John Harper Press, London 2016.
* {{Literatur |Autor=Doris Dialer, Thomas Walli |Hrsg=Werner Weidenfeld, Wolfgang Wessels |Titel=Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss |Sammelwerk=Jahrbuch der Europäischen Integration 2021 |Auflage=1 |Verlag=Nomos |Ort=Baden-Baden |Datum=2021 |ISBN=978-3-8487-7252-0 |Seiten=139–142}}


== Weblinks ==
* [https://eesc.europa.eu/ Offizielle Website]
* [https://eescmembers.eesc.europa.eu/eescmembers.aspx?culture=de Liste der Mitglieder]
* [https://www.eesc.europa.eu/groups/1/index_en.asp Gruppe I Offizielle Website]
* [https://www.eesc.europa.eu/groups/2/index_en.asp Gruppe II Offizielle Website]
* [https://www.eesc.europa.eu/groups/3/index_en.asp Gruppe III Offizielle Website]
* Die [https://archives.eui.eu/en/fonds/67358?item=CES Akten] des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses sind im [https://www.eui.eu/Research/HistoricalArchivesOfEU/AbouttheHistoricalArchives/Index.aspx Historischen Archiv] der EU in Florenz hinterlegt
* [http://www.europa-digital.de/dschungelbuch/nochorg/wsa/ EWSA] bei Europa Digital


== Einzelnachweise ==
{{Navigationsleiste Europäische Organe}}
<references />


{{Normdaten|TYP=k|GND=2180879-X|LCCN=no2003066315|VIAF=129920320}}
[[Kategorie:Europäische Union]]


{{SORTIERUNG:Europaischer Wirtschafts und Sozialausschuss}}
[[cs:Hospodářský a sociální výbor]]
[[Kategorie:Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss| ]]
[[en:Economic and Social Committee]]
[[Kategorie:Nebenorgan der Europäischen Union]]
[[eo:Ekonomia kaj Socia Komitato]]
[[Kategorie:Gegründet 1957]]
[[es:Comité Económico y Social Europeo]]
[[fr:Conseil économique et social européen]]
[[ka:ევროპის ეკონომიკური და სოციალური კომიტეტი]]
[[lb:Europäesche Wirtschafts- a Sozialcomité]]
[[nl:Europees Economisch en Sociaal Comité]]
[[pl:Komitet Ekonomiczno-Społeczny]]

Aktuelle Version vom 28. Mai 2025, 13:47 Uhr

Logo des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses

Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA oder auch nur WSA) ist ein Nebenorgan der Europäischen Union. In ihm sind Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und andere Interessengruppen (etwa Landwirte und Verbraucher) vertreten. Im politischen System der EU soll er die „organisierte Bürgergesellschaft“ repräsentieren und dient zusammen mit dem Ausschuss der Regionen als beratende Institution. Zusammensetzung, Organisation und Aufgaben des EWSA sind in Art. 300 bis Art. 304 AEU-Vertrag geregelt. Er wurde 1957 durch die Römischen Verträge eingesetzt.[1] Sitz des EWSA ist Brüssel.

Der EWSA setzt sich aus 329 Mitgliedern zusammen, die sich auf die Mitgliedstaaten der EU anhand der Größe der Bevölkerung verteilen. Der genaue Verteilungsschlüssel ist in Art. 7 des Protokolls Nr. 36 zu EU/AEU-Vertrag[2] geregelt.

Anzahl der Mitglieder Staaten
24 Deutschland, Frankreich, Italien
21 Polen, Spanien
15 Rumänien
12 Belgien, Griechenland, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Tschechien, Ungarn, Bulgarien
9 Dänemark, Finnland, Irland, Litauen, Slowakei, Kroatien
7 Lettland, Slowenien, Estland
6 Luxemburg, Zypern
5 Malta

Die Mitglieder werden in drei Gruppen[3] unterteilt:

  • Gruppe I: Arbeitgeber
  • Gruppe II: Arbeitnehmer
  • Gruppe III: Gruppe Organisationen der Zivilgesellschaft

Die drei Gruppen sind mit etwa 110 bis 120 Mitgliedern jeweils ungefähr gleich groß. Daneben kann es auch einzelne Mitglieder geben, die keiner Gruppe angehören.

Die Ausschuss-Mitglieder werden vom Rat der EU auf Vorschlag der Regierungen der Mitgliedstaaten ernannt. Sie sind in ihrer Arbeit aber politisch völlig unabhängig. Ihre Amtsperiode dauert fünf Jahre, wobei eine Wiederernennung zulässig ist. Aus seiner Mitte ernennt der WSA für je zweieinhalb Jahre einen Präsidenten und zwei Vizepräsidenten, die den drei verschiedenen Gruppen entstammen. Im Oktober 2020 wurden ernannt: die Österreicherin Christa Schweng als Präsidentin[4] sowie der Ire Cillian Lohan[5] und die Italienerin Giulia Barbucci[6] als Vizepräsidenten. Generalsekretär – verantwortlich für das Verwaltungs- und Haushaltsmanagement, die Implementierung von Beschlüssen und die Kommunikation mit Partnerinstitutionen – ist seit Dezember 2023 Isabelle Le Galo Flores.

Bekannte deutsche Mitglieder des EWSA sind Göke Frerichs († 2014) und Gerd Wolf.

Sitz des EWSA ist das Delors-Gebäude

Der EWSA hat nur eine beratende Funktion (s. Art. 300 Abs. 1 AEUV), trifft also selbst keine Gesetzgebungsentscheidungen.

Eine obligatorische Anhörung erfolgt in den Fällen, in denen sie in den Verträgen (z. B. bei Fragen, die die Wirtschafts- oder Sozialpolitik der EU betreffen) ausdrücklich vorgesehen ist; dagegen kann der EWSA in anderen Fällen fakultativ nach dem Ermessen von Parlament, Rat oder Kommission angehört werden.[7]

Er nimmt dann zu den Vorschlägen der Europäischen Kommission für EU-Rechtsakte Stellung. In politischen Beratungen mit der Kommission, dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament legt der EWSA den Standpunkt seiner Mitglieder dar und vertritt deren Interessen.

Außer den neunmal pro Jahr stattfindenden Plenartagungen treffen sich die Mitglieder des EWSA in sechs Unterausschüssen, den so genannten Fachgruppen, die jeweils für einen bestimmten Politikbereich zuständig sind:

  • Wirtschafts- und Währungsunion, wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt
  • Binnenmarkt, Produktion und Verbrauch
  • Landwirtschaft, ländliche Entwicklung, Umweltschutz
  • Außenbeziehungen
  • Beschäftigung, Sozialfragen, Unionsbürgerschaft
  • Verkehr, Energie, Infrastrukturen, Informationsgesellschaft

Den Fachgruppen arbeiten Studiengruppen zu, die aus drei bis achtzehn Mitgliedern bestehen. Diese können auch externe Sachverständige hinzuziehen.

Der EWSA ist nicht auf den Aufgabenbereich wirtschaftlicher und sozialer Fragen beschränkt. Vielmehr verfügt er über ein Selbstbefassungsrecht in allen Fragen, die den Aufgabenbereich der Union betreffen. Hierzu kann er Initiativstellungnahmen abgeben. Stellungnahmen werden auf den Plenartagungen des EWSA mit einfacher Mehrheit beschlossen und im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Pro Jahr werden etwa 150 solcher Stellungnahmen abgegeben, davon sind etwa 15 Prozent Initiativstellungnahmen.

Nach dem Auslaufen des EGKS-Vertrages im Juli 2002 übernahm der EWSA auch die Zuständigkeiten des Beratenden EGKS-Ausschusses und richtete zusätzlich die Kommission für den industriellen Wandel ein, die sich mit dem Kohle- und Stahlsektor sowie Problemen der wirtschaftlichen Modernisierung befasst.

Unklar bleibt, wie genau die Mitglieder des EWSA bestimmt werden. Die Mitglieder werden von den Regierungen der Mitgliedstaaten vorgeschlagen.[8] Zudem definiert der EWSA nur unzulänglich seine eigene Mitgliedschaft. Der Terminus Zivilgesellschaft scheint nur bedingt auf die Mitglieder des EWSA zuzutreffen. Unter den aktuellen deutschen Mitgliedern findet sich in der dritten Gruppe auch ein Vertreter eines Unternehmens (Deutsche Bahn AG).[9] Das Nebenorgan wird stellenweise auch grundsätzlich als unnötig bezeichnet. So kritisierte die liberale Fraktion im Europäischen Parlament ALDE die Ausgaben für den EWSA.[10] In der Tat gibt es im EWSA eine unklare Vorstellung von der Zivilgesellschaft. Dieser Terminus ist ein Sammelbegriff für die in unzähligen Vereinen organisierten Bürger europäischer Mitgliedsstaaten. Im Untertitel des vierteljährlich erscheinenden Informationsblattes EWSA info wird dieser „Brücke zwischen Europa und der organisierten Zivilgesellschaft“ genannt. Der EWSA als beratendes Organ der EU-Institutionen will aber für ganz Europa sprechen und eine Brücke zwischen Europa und der Zivilgesellschaft sein, in der europäische Bürger als Subjekte des europäischen Souveräns wirken.

2020 geriet der EWSA in die Kritik, da einer seiner drei Präsidenten, Jacek Krawczky, wegen Mobbing und Fehlverhalten gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern scharf kritisiert wurde.[11] Zwar trat Krawczky von seiner Kandidatur als EWSA-Präsident zurück, wurde jedoch anschließend von den Mitgliedstaaten für weitere fünf Jahre als EWSA-Mitglied bestätigt, was zu Kritik des Europäischen Parlamentes führte.[12]

  • Diana Panke, Christoph Hönnige, Julia Gollub: Consultative Committees in the European Union. No Vote – No Influence? ECPR Press, Colchester 2016.
  • Thomas Walli: Die Strategie der Vernetzung. Die interinstitutionellen und externen Beziehungen des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses. Nomos/innsbruck university press, Baden-Baden/Innsbruck 2020.
  • Martin Westlake: The European Economic and Social Committee. John Harper Press, London 2016.
  • Doris Dialer, Thomas Walli: Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss. In: Werner Weidenfeld, Wolfgang Wessels (Hrsg.): Jahrbuch der Europäischen Integration 2021. 1. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-8487-7252-0, S. 139–142.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. European Economic and Social Committee Overview.
  2. gem. Art. 51 EUV sind „Protokolle und Anhänge Bestandteil der Verträge“
  3. Mitglieder und Gruppen. In: eesc.europa.eu. Abgerufen am 26. November 2020.
  4. Christa Schweng, Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (EWSA). In: eesc.europa.eu. 18. April 2018;.
  5. Cillian Lohan, für Kommunikation zuständiger EWSA Vizepräsident. In: eesc.europa.eu. 18. April 2018;.
  6. Giulia Barbucci, EWSA Vizepräsidentin für Haushalt. In: eesc.europa.eu. 18. April 2018;.
  7. Geiger/Kahn/Kotzur: EU/AEUV, Kommentar. 5. Auflage. München 2010, Art. 304, Rn. 2/4
  8. Europa. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Referat Öffentlichkeitsarbeit, archiviert vom Original am 22. April 2011;.
  9. Bernd Hüttemann: Europäisches Regieren und deutsche Interessen. Demokratie, Lobbyismus und Art. 11 EUV, Erste Schlussfolgerungen aus „EBD Exklusiv“, 16. November 2010 in Berlin. In: EU-in-BRIEF. Nr. 1, 2011, ISSN 2191-8252, S. 5 (web.archive.org [PDF; 266 kB; abgerufen am 23. August 2021]).
  10. euractiv.com@1@2Vorlage:Toter Link/www.euractiv.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Senior EU official facing harassment case takes legal action. 15. Juli 2020, abgerufen am 25. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  12. Doris Dialer, Thomas Walli: Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss. In: Werner Weidenfeld, Wolfgang Wessels (Hrsg.): Jahrbuch der Europäischen Integration 2021. 1. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2021, ISBN 978-3-8487-7252-0, S. 139–140.