Zum Inhalt springen

„Wattenmeer“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Änderungen von 141.91.210.89 (Diskussion) auf die letzte Version von Mateus2019 zurückgesetzt
Markierung: Zurücksetzung
 
(670 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|behandelt den allgemeinen Begriff des Wattenmeeres. Unter [[Wattenmeer (Nordsee)]] steht mehr über das Wattenmeer in der Deutschen Bucht.}}
Als '''Wattenmeer''' bezeichnet man das Teilgebiet eines [[Meer]]es im [[Küste]]nbereich beziehungsweise die dortige [[Landschaft]], die unter einem starken Einfluss der [[Tide|Gezeiten]] steht.
'''Wattenmeere''' (abgeleitet von [[Watt (Küste)|Watt]]) sind bestimmte [[Küste]]n<nowiki />bereiche eines [[Meer]]es, die unter einem starken Einfluss der [[Tide|Gezeiten]] stehen.


[[Bild:View_From_Mont-Saint-Michel.jpg|thumb|250px|Eines der [[Wattenmeer (Frankreich)|französischen Wattenmeere]] bei [[Niedrigwasser]] am [[Mont St. Michel]].]]
[[Datei:View of the bay from above Tour du Nord, Mont Saint-Michel, 2024.jpg|mini|hochkant=1.15|Französisches Wattenmeer am [[Le Mont-Saint-Michel|Mont Saint-Michel]] bei [[Niedrigwasser]]]]
Weite Flächen eines Wattenmeeres fallen regelmäßig zweimal täglich während der [[Niedrigwasser]]zeit (Ebbe) trocken und sind während der [[Hochwasser]]zeit (Flut) überflutet. Die bei Ebbe trockenfallenden Flächen bezeichnet man als Wattflächen. Der Begriff ''Wattenmeer'' wird allerdings nur auf [[Flachküste]]n mit Sand- oder Schlickwatten angewendet. Die Rinnen, durch die bei Ebbe das Wasser bevorzugt aus dem Watt abläuft bzw. bei Flut bevorzugt in das Watt einströmt, werden [[Priel]]e, die größten davon [[Seegatt]]en genannt.
Ein Wattenmeer (sprachlich: "watend begehbares Meer") ist regelmäßig zwei Mal täglich während eines [[Hochwasser]]s überflutet und fällt während eines [[Niedrigwasser]]s trocken. Die bei Niedrigwasser trocken fallenden Flächen bezeichnet man als [[Watt (Küste)|Watt]].


== Vorkommen ==
== Vorkommen ==
[[Bild:Keitum Wattenmeer.jpg|thumb|250px|Das [[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer der Nordsee]] bei [[Niedrigwasser]], [[Sylt]].]]
[[Datei:Keitum Wattenmeer.jpg|mini|hochkant=1.15|[[Niedrigwasser]] im [[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer der Nordsee]] bei [[Sylt]]]]
Wattenmeere findet man in allen Teilen der Welt in den [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Zonen]]. In den [[Tropen|tropischen Zonen]] sind derartige Küstengebiete zumeist mit [[Mangrove (Ökosystem)|Mangroven]] überwachsen und werden nicht Wattenmeer sondern [[Gezeitenwald|Gezeitenwälder]] genannt.
Wattenmeere findet man in vielen Teilen der Welt in den [[Gemäßigte Zone|gemäßigten Zonen]]. In den [[Tropen|tropischen Zonen]] sind derartige Küstengebiete zumeist mit [[Mangrove (Ökosystem)|Mangroven]] (Gezeitenwäldern) überwachsen.


== Merkmale ==
== Die wichtigsten Wattenmeere ==
[[Datei:2012-05-13 Nordsee-Luftbilder DSCF8509.jpg|mini|hochkant=1.15|Luftaufnahme eines Priels mit Seitenarmen bei Ebbe im Niedersächsischen Wattenmeer.]]
Bei einem Wattenmeer verfügt der Boden nur über ein geringes Gefälle, wobei der Höhenunterschied im Allgemeinen weniger als einen Meter auf einer Länge von einem Kilometer aufweist. Gleichzeitig beträgt der Unterschied des [[Wasserstand]]es zwischen Hochwasser und Niedrigwasser mindestens zwei Meter, damit eine genügend große Fläche trockenfällt.


Im Bereich von [[Mündung (Gewässer)|Flussmündungen]] werden feinkörniges Material und Schwebstoffe, die zuvor in relativ niederschlagsreichen, flachen Gebieten vom Land in die [[Fluss|Flüsse]] gespült wurden, durch die Strömung dem Meer zugeführt. Auch landseitige Winde führen dem Wattenmeer dieses Material zu, das dann Bestandteil des Wattsediments wird.
*Das mit etwa 8.000 Quadratkilometern Wasseroberfläche größte Wattenmeer der Erde ist das ''[[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer der Nordsee]]''. Es verfügt über etwa 60 Prozent der Fläche aller Wattenmeere [[Europa]]s.


Das Wattenmeer wird in drei Zonen gegliedert. Der [[Litoral#Zonierung der Meeresküste|''sublitorale'']] Bereich liegt unterhalb des mittleren Niedrigwasserstandes, wobei dazu auch die [[Priel]]e zählen. Der ''supralitorale'' Bereich liegt oberhalb des mittleren Hochwasserstandes und wird nur bei besonders hohen Fluten überspült. Sofern keine menschliche Bewirtschaftung vorliegt, entstehen hier normalerweise [[Salzwiese]]n. Das eigentliche Watt, d.&nbsp;h., die Flächen, die bei Hochwasser unter- und bei Niedrigwasser oberhalb des Wasserspiegels liegen, ist der ''eulitorale'' Bereich.<ref>Petra Witez: Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben MTK 0608 (03 KIS 3160): ''Programme zur langfristigen Erhaltung des Wattenmeers – Prowatt.'' Hrsg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Laboe 2002, S.&nbsp;6.</ref>
*Das zweitgrößte Wattenmeer der Welt ist mit einer Wasseroberfläche von etwa 400 Quadratkilometern das ''[[Wattenmeer Saemangeum]] in [[Korea]]''.


Oft bilden vorgelagerte Inseln und [[Sandbank|Sandbänke]] einen Schutz vor der [[Brandung]] des offenen Meeres und bremsen den seewärtigen Ebbstrom ab.
== Entstehung ==


== Flora und Fauna ==
Ein Wattenmeer entsteht im Allgemeinen durch einen dauerhaften Anstieg des Meeresspiegels, wodurch ehemalige Landmassen regelmäßig beim [[Hochwasser]] der [[Gezeiten]] überflutet werden.
Ein Wattenmeer bietet einen speziellen, in Teilen auch extremen [[Habitat|Lebensraum]]. Viele Tiere und Pflanzen leben ausschließlich im jeweiligen Wattenmeer, in dem sie angesiedelt sind und haben sich den dort herrschenden Bedingungen angepasst. Zudem ist ein Wattenmeer oft ein wichtiges Rastgebiet für [[Zugvogel|Zugvögel]]. Außerdem bietet das Wattenmeer den Lebensraum für [[Wattwurm|Wattwürmer]] und viele [[Muscheln|Muschelarten]]. Auf höher liegenden Flächen, die bei Niedrigwasser komplett trockenfallen, sogenannten ''Wattbänken'', ruhen [[Robbe]]n. Auf den nur kurzzeitig (etwa bei [[Springtide]]n) trockenfallenden Flächen siedeln sich [[Seegräser]], auf den nur zeitweise überfluteten Flächen Pflanzen wie der [[Queller]] an. Es gibt auch sehr viele einzigartige Pflanzen, die nur auf dem sandigen, lockeren Boden der [[Küstendüne]]n wurzeln und diese stabilisieren.


== Merkmale ==
== Ökologie ==
Das Wattenmeer hat große Bedeutung für die globale [[Biodiversität]] und erfüllt wichtige Dienste als Wirtschaftsfaktor, natürlicher Sturmflutschutz und Klimaschützer. Das Wattenmeer ist ein Lebensraum von herausragender Bedeutung für das Erdsystem auf globalen Skalen.


Der Lebensraum Wattenmeer ist empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen, die menschlichen Ursprungs sind und nicht zuletzt als Folgen des durch den [[Treibhauseffekt]] bedingten Klimawandels anzusehen sind. Dieser führt zu [[Meeresspiegelanstieg seit 1850|Anstiegen des Meeresspiegels]], Erwärmung der Wassertemperaturen und Häufung von Wetterextremen. Bereits heute kann die Gezeitenströmung an vielen Stellen nicht mehr genug Sediment liefern, um den höheren Wasserstand auszugleichen. Das Wattenmeer beginnt langsam zu versinken. Mit ihm drohen wichtige Ökosystemleistungen für den Planeten verloren zu gehen.
Bei einem Wattenmeer verfügt der Meeresboden, also die ehemalige Landmasse, nur über ein geringes Gefälle, wobei der Höhenunterschied im Allgemeinen weniger als einen Meter auf einer Länge von einem Kilometer aufweist. Gleichzeitig beträgt der Unterschied des [[Wasserstand]]es zwischen Hochwasser und Niedrigwasser mindestens zwei Meter, damit eine genügend große Fläche trockenfällt.


Menschliche Eingriffe, wie in früheren Zeiten durchgeführte Eindeichungen und Entwässerungen supralitoraler Gebiete der Wattenmeere, der fortgesetzte Eintrag von Umweltgiften durch die Industrie und von übermäßigen Nährstoff-Mengen durch die Landwirtschaft, aber auch Belastungen durch [[Überfischung]], Verkehr und Tourismus tun ein Übriges.<ref>Karsten Reise, Christiane Gätje: ''Einleitung.'' In: Karsten Reise, Christiane Gätje: ''Ökosystem Wattenmeer: Austausch-, Transport- und Stoffumwandlungsprozesse.'' Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1998, ISBN 3-540-63018-X, S.&nbsp;1–24.</ref>


Daher gibt es weltweit Initiativen zum Schutz der Wattenmeere, die schon heute Ansätze zu einer internationalen Zusammenarbeit zeigen. Um beispielsweise den Schutz des [[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeers der Nordsee]] besser zu koordinieren, wurde 1987 von den Niederlanden, Deutschland und Dänemark das ''Common Wadden Sea Secretariat'' (CWSS) oder [[Wattenmeersekretariat]] gegründet.
Geringe Höhenunterschiede im [[Watt_(Küste)|Watt]] verursachen die Bildung von [[Priel]]en, natürliche Wasserläufe die unterschiedliche Wasserhöhen ausgleichen.
== Liste der Wattenmeere ==

[[Datei:The Wash, Heacham beach.jpg|mini|hochkant=1.15|[[The Wash]] an der englischen Nordseeküste bei niedrigem Wasserstand, von Heacham in [[Norfolk]] aus gesehen]]
Im Bereich von [[Mündung (Gewässer)|Flussmündungen]] werden feinkörniges Material und Schwebstoffe durch [[Fluss (Gewässer)|Flüsse]] in das Wattenmeer eingeführt, die zuvor in relativ niederschlagsreichen, flachen Gebieten vom Land in die Flüsse gespült wurden. Auch landseitige Winde führen dem Wattenmeer dieses Material zu, welches dann Bestandteil des Wattsediments wird.
[[Datei:Across-morecambe-bay-at-low-tide.jpg|hochkant=1.15|mini|Blick über das Watt der Morecambe Bay auf der englischen Seite der Irischen See]]

* in Europa
Oft bilden vorgelagerte Inseln und [[Sandbank|Sandbänke]] einen Schutz vor der [[Brandung (Wasser)|Brandung]] des Meeres.
** an der [[Nordsee]]

*** [[Wattenmeer (Nordsee)|''das'' Wattenmeer]] in der [[Deutsche Bucht|Deutschen Bucht]]:
== Flora und Fauna ==
**** der [[Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer]]
**** der [[Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer]]
**** der [[Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer]]
**** das ''Staatsnatuurmonument Waddenzee'' in den [[Niederlande]]n
**** der [[Nationalpark Vadehavet]] in [[Dänemark]]
*** an der [[England|englischen]] Nordseeküste
**** das Wattenmeer um die englische Insel [[Lindisfarne (Insel)|Lindisfarne]] in [[Northumberland]]
**** die bei Ebbe weitgehend trockenfallende Bucht „[[The Wash]]“ in [[Lincolnshire]] und [[East Anglia]]
**** das [[Themse]]-Ästuar
** am [[Ärmelkanal]]
*** der Küstenabschnitt am [[Le Mont-Saint-Michel|Mont-Saint-Michel]] mit einem auf einem Granitfelsen errichteten Kloster inmitten des Wattenmeeres
*** die [[Romney Marsh]] an der Küste der Grafschaften [[Kent]] und [[East Sussex]],
** an der [[Irische See|Irischen See]]
*** die [[Morecambe Bay]] (England)
*** die [[Bridgwater Bay]] (England)
** an der Atlantikküste
*** die [[Baie de Bourgneuf]] mit der Insel [[Ile de Noirmoutier|Noirmoutier]] (Frankreich)


* in Afrika
Ein Wattenmeer bietet einen speziellen, in Teilen auch extremen Lebensraum. Viele Tiere und Pflanzen leben ausschließlich im jeweiligen Wattenmeer, in dem sie angesiedelt sind und haben sich den dort herrschenden Bedingungen angepasst. Zudem ist ein Wattenmeer oft einblablablablablablablablablablablablablabla wichtiges Rastgebiet für [[Zugvogel|Zugvögel]]. Außerdem bietet das Wattenmeer den Lebensraum für [[Wattwurm|Wattwürmer]] und viele [[Muscheln|Muschelarten]].
** an der nordafrikanischen Atlantikküste
*** der [[Nationalpark Banc d’Arguin]] in [[Mauretanien]]


[[Datei:NB - Daniels Flat (Bay of Fundy).jpg|mini|hochkant=1.15|Daniel’s Flats am Nordwestrand der Chignecto Bay, New Brunswick, Kanada]]
== Problematik ==
* in Nordamerika
** an der Atlantikküste
*** das [[Minas Basin]] (ca. 400&nbsp;km²)<ref>[http://www.bofep.org/minas1.htm Bay of Fundy Ecosystem Partnership.]</ref> und die [[Chignecto Bay]], die beiden Hauptarme der oberen [[Bay of Fundy]] (Kanada),
*** die [[Cape Cod Bay]] (USA)
** an der Pazifikküste
*** Teile der [[Bucht von San Francisco]] (USA)


* in Südamerika
Der Lebensraum Wattenmeer ist sehr sensibel und empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen, die zum großen Teil menschlichen Ursprungs sind. Daher gibt es weltweit Initiativen zum Schutz der Wattenmeere, die schon heute Ansätze zu einer internationalen Zusammenarbeit zeigen.
** Marschgebiete beiderseits des Mündungsdeltas des [[Essequibo (Fluss)|Essequibo]]


* in Ostasien
== Wattenmeere weltweit ==
** die [[korea]]nische [[Gelbes Meer|Gelbmeerküste]]; deren größtes zusammenhängendes Wattgebiet, [[Saemangeum]] (ca. 400&nbsp;km²), wurde 2006 eingedeicht.
** Das Wattenmeer der Kurilen<ref>{{Internetquelle |url=https://www.zdf.de/uri/07cce77c-896c-473b-842c-945efff62ce4 |titel=Russland von oben (3/3) |abruf=2020-05-29 |sprache=de}}</ref>
** das Naturschutzgebiet [[Chongming Dongtan]] bei [[Shanghai]] (China)


== Weblinks ==
*[[Wattenmeer (Nordamerika)]]
{{Wiktionary|Wattenmeer}}
*[[Wattenmeer (Frankreich)]], speziell das Wattenmeer bei [[Mont St. Michel]] mit einem auf einem Granitfelsen errichteten Kloster inmitten des Wattenmeeres
*[[Wattenmeer (Japan)]]
*[[Wattenmeer (Irland)]]
*das wattenmeerähnliche Gezeitenbecken „[[The Wash]]“ in [[Großbritannien]].
*[[Wattenmeer (Australien)]]


== Links ==
== Literatur ==
* Klaus Janke, Bruno P. Kremer: ''Das Watt – Lebensraum, Tiere und Pflanzen''. Franckh, Stuttgart 1990, ISBN 3-440-06035-7.
* Waddenacademy, Common Waddensea Secretariart (CWSS) (Hrsg.): ''[http://www.waddensea-secretariat.org/sites/default/files/downloads/wadden-sea-german-samlet-net-2.pdf Die Wattenmeer-Region. Kulturlandschaft von Weltrang.]'' (Deutschsprachige Übersetzung der Broschüre [http://www.waddenacademie.nl/fileadmin/inhoud/pdf/04-bibliotheek/The_Wadden_Sea_Region_-_A_World_Class_Cultural_Landscape.pdf The Wadden Sea Region – A World Class Cultural Landscape] (PDF; 15&nbsp;MB), ISBN 8787036827 von Frank Petzold und Manfred Vollmer).
* Berndt Heydemann, Jutta Müller-Karch: ''Wattenmeer: Bedeutung-Gefährdung-Schutz''. Deutscher Naturschutzring, 1981, ISBN 3-923-458-00-2, {{HDL|10013/epic.44288.d001}} (pdf; 25&nbsp;MB).


== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
* [http://www.schutzstation-wattenmeer.de Schutzstation Wattenmeer e.V. - Mehr als 500 Seiten Informationen über das Wattenmeer]
<references />


{{Normdaten|TYP=s|GND=4064847-3}}
[[Kategorie:Physische Geographie]]
[[Kategorie:Wattenmeer|!]]


[[Kategorie:Wattenmeer| ]]
[[da: Vadehavet]]

Aktuelle Version vom 11. April 2025, 08:26 Uhr

Wattenmeere (abgeleitet von Watt) sind bestimmte Küstenbereiche eines Meeres, die unter einem starken Einfluss der Gezeiten stehen.

Französisches Wattenmeer am Mont Saint-Michel bei Niedrigwasser

Weite Flächen eines Wattenmeeres fallen regelmäßig zweimal täglich während der Niedrigwasserzeit (Ebbe) trocken und sind während der Hochwasserzeit (Flut) überflutet. Die bei Ebbe trockenfallenden Flächen bezeichnet man als Wattflächen. Der Begriff Wattenmeer wird allerdings nur auf Flachküsten mit Sand- oder Schlickwatten angewendet. Die Rinnen, durch die bei Ebbe das Wasser bevorzugt aus dem Watt abläuft bzw. bei Flut bevorzugt in das Watt einströmt, werden Priele, die größten davon Seegatten genannt.

Niedrigwasser im Wattenmeer der Nordsee bei Sylt

Wattenmeere findet man in vielen Teilen der Welt in den gemäßigten Zonen. In den tropischen Zonen sind derartige Küstengebiete zumeist mit Mangroven (Gezeitenwäldern) überwachsen.

Luftaufnahme eines Priels mit Seitenarmen bei Ebbe im Niedersächsischen Wattenmeer.

Bei einem Wattenmeer verfügt der Boden nur über ein geringes Gefälle, wobei der Höhenunterschied im Allgemeinen weniger als einen Meter auf einer Länge von einem Kilometer aufweist. Gleichzeitig beträgt der Unterschied des Wasserstandes zwischen Hochwasser und Niedrigwasser mindestens zwei Meter, damit eine genügend große Fläche trockenfällt.

Im Bereich von Flussmündungen werden feinkörniges Material und Schwebstoffe, die zuvor in relativ niederschlagsreichen, flachen Gebieten vom Land in die Flüsse gespült wurden, durch die Strömung dem Meer zugeführt. Auch landseitige Winde führen dem Wattenmeer dieses Material zu, das dann Bestandteil des Wattsediments wird.

Das Wattenmeer wird in drei Zonen gegliedert. Der sublitorale Bereich liegt unterhalb des mittleren Niedrigwasserstandes, wobei dazu auch die Priele zählen. Der supralitorale Bereich liegt oberhalb des mittleren Hochwasserstandes und wird nur bei besonders hohen Fluten überspült. Sofern keine menschliche Bewirtschaftung vorliegt, entstehen hier normalerweise Salzwiesen. Das eigentliche Watt, d. h., die Flächen, die bei Hochwasser unter- und bei Niedrigwasser oberhalb des Wasserspiegels liegen, ist der eulitorale Bereich.[1]

Oft bilden vorgelagerte Inseln und Sandbänke einen Schutz vor der Brandung des offenen Meeres und bremsen den seewärtigen Ebbstrom ab.

Flora und Fauna

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Wattenmeer bietet einen speziellen, in Teilen auch extremen Lebensraum. Viele Tiere und Pflanzen leben ausschließlich im jeweiligen Wattenmeer, in dem sie angesiedelt sind und haben sich den dort herrschenden Bedingungen angepasst. Zudem ist ein Wattenmeer oft ein wichtiges Rastgebiet für Zugvögel. Außerdem bietet das Wattenmeer den Lebensraum für Wattwürmer und viele Muschelarten. Auf höher liegenden Flächen, die bei Niedrigwasser komplett trockenfallen, sogenannten Wattbänken, ruhen Robben. Auf den nur kurzzeitig (etwa bei Springtiden) trockenfallenden Flächen siedeln sich Seegräser, auf den nur zeitweise überfluteten Flächen Pflanzen wie der Queller an. Es gibt auch sehr viele einzigartige Pflanzen, die nur auf dem sandigen, lockeren Boden der Küstendünen wurzeln und diese stabilisieren.

Das Wattenmeer hat große Bedeutung für die globale Biodiversität und erfüllt wichtige Dienste als Wirtschaftsfaktor, natürlicher Sturmflutschutz und Klimaschützer. Das Wattenmeer ist ein Lebensraum von herausragender Bedeutung für das Erdsystem auf globalen Skalen.

Der Lebensraum Wattenmeer ist empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen, die menschlichen Ursprungs sind und nicht zuletzt als Folgen des durch den Treibhauseffekt bedingten Klimawandels anzusehen sind. Dieser führt zu Anstiegen des Meeresspiegels, Erwärmung der Wassertemperaturen und Häufung von Wetterextremen. Bereits heute kann die Gezeitenströmung an vielen Stellen nicht mehr genug Sediment liefern, um den höheren Wasserstand auszugleichen. Das Wattenmeer beginnt langsam zu versinken. Mit ihm drohen wichtige Ökosystemleistungen für den Planeten verloren zu gehen.

Menschliche Eingriffe, wie in früheren Zeiten durchgeführte Eindeichungen und Entwässerungen supralitoraler Gebiete der Wattenmeere, der fortgesetzte Eintrag von Umweltgiften durch die Industrie und von übermäßigen Nährstoff-Mengen durch die Landwirtschaft, aber auch Belastungen durch Überfischung, Verkehr und Tourismus tun ein Übriges.[2]

Daher gibt es weltweit Initiativen zum Schutz der Wattenmeere, die schon heute Ansätze zu einer internationalen Zusammenarbeit zeigen. Um beispielsweise den Schutz des Wattenmeers der Nordsee besser zu koordinieren, wurde 1987 von den Niederlanden, Deutschland und Dänemark das Common Wadden Sea Secretariat (CWSS) oder Wattenmeersekretariat gegründet.

Liste der Wattenmeere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
The Wash an der englischen Nordseeküste bei niedrigem Wasserstand, von Heacham in Norfolk aus gesehen
Blick über das Watt der Morecambe Bay auf der englischen Seite der Irischen See
Daniel’s Flats am Nordwestrand der Chignecto Bay, New Brunswick, Kanada
  • in Südamerika
    • Marschgebiete beiderseits des Mündungsdeltas des Essequibo
Wiktionary: Wattenmeer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anmerkungen und Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Petra Witez: Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben MTK 0608 (03 KIS 3160): Programme zur langfristigen Erhaltung des Wattenmeers – Prowatt. Hrsg. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, Laboe 2002, S. 6.
  2. Karsten Reise, Christiane Gätje: Einleitung. In: Karsten Reise, Christiane Gätje: Ökosystem Wattenmeer: Austausch-, Transport- und Stoffumwandlungsprozesse. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1998, ISBN 3-540-63018-X, S. 1–24.
  3. Bay of Fundy Ecosystem Partnership.
  4. Russland von oben (3/3). Abgerufen am 29. Mai 2020.