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„Gal (Einheit)“ – Versionsunterschied

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{{Infobox Physikalische Einheit
{{Begriffsklärungshinweis}}
| Name = Gal
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Das '''Gal''' (benannt nach [[Galileo Galilei]]) ist die [[Maßeinheit|Einheit]], in der in den [[Geowissenschaften]] häufig die [[Schwerebeschleunigung]] auf der [[Erde]] angegeben wird. Es ist keine [[Internationales Einheitensystem|SI-Einheit]], sondern basiert auf dem [[CGS-Einheitensystem]]. Daher wird das Gal seit dem 1.&nbsp;Januar 1978 nicht mehr für die gesetzliche Angabe der Beschleunigung verwendet, in offiziellen Dokumenten in Deutschland und Österreich ist nur noch die Angabe in der SI-Einheit&nbsp;m/s² zulässig.
* 1&nbsp;Gal&nbsp;= 1&nbsp;cm/s²&nbsp;= 0,01&nbsp;m/s², also etwa ein Promille der durchschnittlichen Erdbeschleunigung von ca. 9,81&nbsp;m/s²&nbsp;≈ 10&nbsp;m/s²&nbsp;= 1 [[Leo (Einheit)|leo]] = 1000&nbsp;Gal&nbsp;= 1&nbsp;kGal;<br>umgekehrt gilt also: 1&nbsp;m/s²&nbsp;= 100&nbsp;Gal&nbsp;= 1&nbsp;hGal&nbsp;= 0,1&nbsp;kGal.
* 1 Milligal&nbsp;= 1&nbsp;mGal&nbsp;= 0,01&nbsp;mm/s²&nbsp;= 10&nbsp;μm/s², also ca. ein Millionstel der Erdbeschleunigung.


== Zahlenbeispiele ==
{{Mehrfacheintrag|[[Milligal]]|[[Benutzer:Joni|Joni]] 11:47, 9. Nov 2005 (CET)}}
An verschiedenen Punkten der Erdoberfläche variiert die Erdbeschleunigung wegen der [[Erdabplattung|Abplattung unseres Planeten]] um bis zu 0,5&nbsp;[[Prozent]] ([[Schwereabplattung]]). Die Erdbeschleunigung beträgt
* am [[Äquator]] im Mittel 978,03&nbsp;Gal (≈ 9,78&nbsp;hGal&nbsp;|&nbsp;m/s²),
* auf 45° [[geographische Breite]] etwa 980,6&nbsp;Gal (≈ 9,81&nbsp;hGal&nbsp;|&nbsp;m/s²),<ref group="A" name="g0" />
* am [[Nordpol]] 983,22&nbsp;Gal (≈ 9,83&nbsp;hGal&nbsp;|&nbsp;m/s²).


Dazu kommt jeweils noch der [[Vertikalgradient]] von etwa −0,3086&nbsp;mGal/m. So beträgt die Erdbeschleunigung z.&nbsp;B. am [[Südpol]] etwa 982,5&nbsp;Gal und damit etwas weniger als am Nordpol, weil der Südpol auf ca. 3&nbsp;km Höhe liegt.
{{Einheit|Name=Gal|Symbol=Gal|SI=0,01 m/s²|Dimension=Beschleunigung|Dim=a}}
Das '''Gal''' (genannt nach [[Galileo Galilei]]) ist die [[Maßeinheit|Einheit]], in der meistens die [[Schwerebeschleunigung]] auf der [[Erde]] angegeben wird:


In der [[Geophysik]] und [[Geodäsie]] misst man die Schwerebeschleunigung und berechnet die Abweichungen des gemessenen, wahren [[Schwerefeld]]es vom theoretisch berechneten Schwerefeld des mittleren [[Erdellipsoid]]es. Aus diesen [[Schwereanomalie]]n lässt sich die Struktur der [[Erdkruste]], ihre [[Lagerstätte]]n und das [[Geoid]] bestimmen.
;1 Gal := 1000 mGal = 1 cm/s²


Schwereanomalien erreichen etwa ±0,3&nbsp;Gal, mit modernen [[Gravimeter]]n lassen sie sich auf ±0,001&nbsp;mGal&nbsp;=&nbsp;0,01&nbsp;μm/s² genau messen, also auf 1&nbsp;:&nbsp;1&nbsp;[[Milliarde]]. Zum Beispiel ist die größte Schwereanomalie in den [[Ostalpen]] Δg&nbsp;=&nbsp;−0,2&nbsp;Gal, weil die Erdkruste unter großen [[Gebirge]]n weiter in den [[Erdmantel]] hinunterreicht als anderswo. Doch bewirken schon die [[Lockersediment|lockeren Sedimente]] eines breiten Alpentales Änderungen bis 0,02&nbsp;Gal, das [[Wiener Becken]] oder die [[oberrheinische Tiefebene]] sogar von fast 0,1&nbsp;Gal.
Es ist demnach ''keine [[SI-Einheitensystem|SI]]-Einheit'' und wird seit 1. Januar 1978 nicht mehr für die gesetzliche Angabe der Beschleunigung verwendet. Zulässig in Deutschland und Österreich ist dazu nur mehr die Angabe in der SI-Einheit m/s².


== Verwendung in der Gravimetrie ==
Im [[Erdschwerefeld]] variiert die „[[Schwerkraft]]“ wegen der [[Abplattung]] unseres [[Planet]]en um bis zu 0,5 [[Prozent]] und beträgt
Das Milligal wird bis heute –&nbsp;sechs Jahrzehnte nach der Einführung des SI&nbsp;– in Geodäsie und Geophysik nach wie vor am häufigsten verwendet und nur zögernd durch die abgeleitete SI-Einheit&nbsp;μm/s² ersetzt (1&nbsp;mGal&nbsp;=&nbsp;10&nbsp;μm/s²). Denn das Milligal ist eine handliche Einheit kleiner Änderungen im [[Erdschwerefeld]] und hat daher die für die [[Gravimetrie (Geophysik)|gravimetrische]] Praxis bestgeeignete [[Größenordnung]]:
* Die [[Geländereduktion]] (topografische Reduktion von Schweremessungen) beträgt im [[Hügelland]] einige&nbsp;mGal und im [[Hochgebirge]] bis zu 30&nbsp;mGal. Sie lässt sich aber wegen der im Innern der Berge unsicheren [[Gestein]]s[[dichte]] kaum genauer als auf 1&nbsp;mGal berechnen (siehe [[Digitales Geländemodell]]).
* Die [[Messabweichung]] in den [[Ablesung|Messwerten]] von üblichen Gravimetern (Messgeräte nach dem Prinzip der [[Federwaage]]) liegt beim praktischen Einsatz im rauen Gelände meist ebenfalls im mGal-Bereich oder knapp darunter.
* Daher ist letztendlich die Genauigkeit der gesuchten Schwereanomalien ebenfalls bei 0,5 bis 2&nbsp;mGal. Nur bei sehr stabilen Verhältnissen (etwa bei [[Gradiometrie]] auf einem [[Messpfeiler]] im klimatisierten Keller) kann man die [[Messgenauigkeit]] von etwa 0,01&nbsp;mGal&nbsp;=&nbsp;0,1&nbsp;μm/s² tatsächlich ausnutzen.


Beispielsweise beträgt die [[Schwereanomalie#Bougueranomalie|Bouguer-Anomalie]] im Zentrum der Ostalpen −150 bis −200&nbsp;mGal und lässt sich lokal auf etwa 1–5&nbsp;mGal [[Interpolation (Mathematik)|interpolieren]]. Eine ähnliche [[Auflösung (Physik)|Auflösung]] haben die Schwerekarten und [[Datenbank]]en, welche die [[angewandte Geophysik]] für die [[Exploration (Geologie)|Exploration]] (Vorerkundung) von [[Erzgang|Erzgängen]], [[Erdöl]]- und anderen Lagerstätten bereitstellt.
* am [[Äquator]] im Mittel 978,03 Gal
* am [[Nordpol]] 983,22 Gal
* am [[Südpol]] etwa 982,5 Gal (wegen 3 km Höhe)
* in 45° [[geografische Breite]] etwa 980,6 Gal ¹)


== Siehe auch ==
wozu jeweils noch der [[Vertikalgradient]] von etwa -0,305 Gal pro km kommt.
* [[Waage]]n


== Anmerkungen ==
In der [[Geophysik]] und [[Geodäsie]] misst man die Schwerebeschleunigung, um die Struktur der [[Erdkruste]], ihre [[Lagerstätten]] und das [[Geoid]] zu bestimmen. Dabei berechnet man die Abweichungen des wahren vom „theoretischen“ [[Schwerefeld]] des mittleren [[Erdellipsoid]]es. Diese [[Schwereanomalie]]n erreichen etwa ± 0,3 Gal, werden aber in [[Milligal]] angegeben. Sie lassen sich mit modernen [[Gravimeter]]n auf ±0,001 mGal = 0,01 µm/s² genau messen, also auf 1 : 1 [[Milliarde]].
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<ref group="A" name="g0">Dieser Wert auf 45°&nbsp;Breite wurde für die Definition der [[Normfallbeschleunigung]] verwendet, die gleich 9,80665&nbsp;m/s² gesetzt wurde.</ref>
Zum Beispiel ist die größte [[Schwereanomalie]] in den [[Ostalpen]] Δg = -200 mGal, weil die [[Erdkruste]] unter großen [[Gebirge]]n weiter in den [[Erdmantel]] hinunterreicht als anderswo. Doch bewirken schon die lockeren [[Sediment]]e eines breiten [[Alpental]]es bzw. des [[Wiener Becken]]s oder des [[Rheingraben]]s Änderungen bis 20 mGal bzw. fast 100 mGal.
</references>


[[Kategorie:Gravimetrie]]
¹) Dieser Wert unter 45° wurde für die Definition des „[[Kilopond]]“, der früheren [[Kraft]]einheit, verwendet (1 kp = 9,80665 Newton).
[[Kategorie:Galileo Galilei als Namensgeber]]


{{Navigationsleiste CGS-Einheiten}}
''Siehe auch:'' [[Galileo Galilei|Galileo]], [[Gesteinsdichte]], [[Gravimetrie (Geophysik)|Gravimetrie]], [[Schwerkraft]], [[SI-Einheitensystem|SI]], [[Waage]]n

{{SI-Präfixe}}

[[Kategorie:CGS-Einheit]]
[[Kategorie:Maßeinheit]]

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[[ru:Гал]]
[[tr:Gal]]

Aktuelle Version vom 6. Januar 2024, 00:47 Uhr

Physikalische Einheit
Einheitenname Gal
Einheitenzeichen
Physikalische Größe Beschleunigung
Formelzeichen
Dimension
System CGS-Einheitensystem
In SI-Einheiten
In CGS-Einheiten
Benannt nach Galileo Galilei
Abgeleitet von Zentimeter, Sekunde

Das Gal (benannt nach Galileo Galilei) ist die Einheit, in der in den Geowissenschaften häufig die Schwerebeschleunigung auf der Erde angegeben wird. Es ist keine SI-Einheit, sondern basiert auf dem CGS-Einheitensystem. Daher wird das Gal seit dem 1. Januar 1978 nicht mehr für die gesetzliche Angabe der Beschleunigung verwendet, in offiziellen Dokumenten in Deutschland und Österreich ist nur noch die Angabe in der SI-Einheit m/s² zulässig.

  • 1 Gal = 1 cm/s² = 0,01 m/s², also etwa ein Promille der durchschnittlichen Erdbeschleunigung von ca. 9,81 m/s² ≈ 10 m/s² = 1 leo = 1000 Gal = 1 kGal;
    umgekehrt gilt also: 1 m/s² = 100 Gal = 1 hGal = 0,1 kGal.
  • 1 Milligal = 1 mGal = 0,01 mm/s² = 10 μm/s², also ca. ein Millionstel der Erdbeschleunigung.

Zahlenbeispiele

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An verschiedenen Punkten der Erdoberfläche variiert die Erdbeschleunigung wegen der Abplattung unseres Planeten um bis zu 0,5 Prozent (Schwereabplattung). Die Erdbeschleunigung beträgt

Dazu kommt jeweils noch der Vertikalgradient von etwa −0,3086 mGal/m. So beträgt die Erdbeschleunigung z. B. am Südpol etwa 982,5 Gal und damit etwas weniger als am Nordpol, weil der Südpol auf ca. 3 km Höhe liegt.

In der Geophysik und Geodäsie misst man die Schwerebeschleunigung und berechnet die Abweichungen des gemessenen, wahren Schwerefeldes vom theoretisch berechneten Schwerefeld des mittleren Erdellipsoides. Aus diesen Schwereanomalien lässt sich die Struktur der Erdkruste, ihre Lagerstätten und das Geoid bestimmen.

Schwereanomalien erreichen etwa ±0,3 Gal, mit modernen Gravimetern lassen sie sich auf ±0,001 mGal = 0,01 μm/s² genau messen, also auf 1 : 1 Milliarde. Zum Beispiel ist die größte Schwereanomalie in den Ostalpen Δg = −0,2 Gal, weil die Erdkruste unter großen Gebirgen weiter in den Erdmantel hinunterreicht als anderswo. Doch bewirken schon die lockeren Sedimente eines breiten Alpentales Änderungen bis 0,02 Gal, das Wiener Becken oder die oberrheinische Tiefebene sogar von fast 0,1 Gal.

Verwendung in der Gravimetrie

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Das Milligal wird bis heute – sechs Jahrzehnte nach der Einführung des SI – in Geodäsie und Geophysik nach wie vor am häufigsten verwendet und nur zögernd durch die abgeleitete SI-Einheit μm/s² ersetzt (1 mGal = 10 μm/s²). Denn das Milligal ist eine handliche Einheit kleiner Änderungen im Erdschwerefeld und hat daher die für die gravimetrische Praxis bestgeeignete Größenordnung:

  • Die Geländereduktion (topografische Reduktion von Schweremessungen) beträgt im Hügelland einige mGal und im Hochgebirge bis zu 30 mGal. Sie lässt sich aber wegen der im Innern der Berge unsicheren Gesteinsdichte kaum genauer als auf 1 mGal berechnen (siehe Digitales Geländemodell).
  • Die Messabweichung in den Messwerten von üblichen Gravimetern (Messgeräte nach dem Prinzip der Federwaage) liegt beim praktischen Einsatz im rauen Gelände meist ebenfalls im mGal-Bereich oder knapp darunter.
  • Daher ist letztendlich die Genauigkeit der gesuchten Schwereanomalien ebenfalls bei 0,5 bis 2 mGal. Nur bei sehr stabilen Verhältnissen (etwa bei Gradiometrie auf einem Messpfeiler im klimatisierten Keller) kann man die Messgenauigkeit von etwa 0,01 mGal = 0,1 μm/s² tatsächlich ausnutzen.

Beispielsweise beträgt die Bouguer-Anomalie im Zentrum der Ostalpen −150 bis −200 mGal und lässt sich lokal auf etwa 1–5 mGal interpolieren. Eine ähnliche Auflösung haben die Schwerekarten und Datenbanken, welche die angewandte Geophysik für die Exploration (Vorerkundung) von Erzgängen, Erdöl- und anderen Lagerstätten bereitstellt.

  1. Dieser Wert auf 45° Breite wurde für die Definition der Normfallbeschleunigung verwendet, die gleich 9,80665 m/s² gesetzt wurde.