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„Johann Ludwig von Kuefstein“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Kuefstein Hans Ludwig.png|mini|Johann Ludwig von Kuefstein]]
'''Georg Adam von Kuefstein''', auch Khueffsteiner (* [[1582]], † [[24. September]] [[1656]]) war ein [[Dichter]] und [[Übersetzer|Romanübersetzer]] der Barockzeit.
'''Johann Ludwig Graf von Kuefstein''', auch ''Khueffsteiner'' (* [[11. Juni]] [[1582]] wahrscheinlich auf [[Schloss Greillenstein]], [[Niederösterreich]]; † [[27. September]] [[1656]] in [[Linz]]) war ein [[Diplomat]] und [[Übersetzer|Romanübersetzer]] der Barockzeit. Von 1630 bis zu seinem Tod war er [[Landeshauptmann]] von [[Oberösterreich]]. Er wird gelegentlich verwechselt mit Georg Adam Freiherr von Kuefstein (1605–1656), genannt „Der Kunstliebende“ in der [[Fruchtbringende Gesellschaft|Fruchtbringenden Gesellschaft]]. Johann Ludwig war dort nie Mitglied.


== Leben ==
== Biografie ==
[[Datei:Kuefstein Hans Ludwig 1604.png|mini|Hans Ludwig von Kuefstein im Alter von 21 Jahren (1604)]]


Der Dichter entstammt einem alten protestantischen Adelsgeschlecht aus [[Niederösterreich]]. Sein Vater war der Freiherr [[Johann Georg von Kuefstein]]. Von privaten [[Hofmeister]]n ausgebildet, immatrikulierte er sich zuerst an der Universität [[Tübingen]], hörte sodann einige Semester in [[Straßburg]] und ging schliesslich [[1600]]-[[1601]] nach Italien, um sich an den dortigen Universitäten [[Padua]], [[Bologna]] und [[Siena]] weitere Kenntnisse anzueignen. Trotz der [[Gegenreformation|gegenreformatorischen]] Verfolgung seiner Glaubensgenossen vertrat er noch bis zum [[Dreissigjähriger Krieg|Dreissigjährigen Krieg]] deren Interessen am Wiener Kaiserhof. Anstatt zu fliehen, konvertierte er dann jedoch zum Katholizismus und machte im kaiserlichen Staatsdienst Karriere. [[1628]] wurde er zum [[Botschafter]] in [[Konstantinopel]] und [[1630]] zum [[Landeshauptmann]] für Niederösterreich ernannt. Zur Belohnung für die Unterdrückung der [[Niederösterreichische Bauernaufstände|
Er entstammt dem alten Adelsgeschlecht [[Kuefstein]] aus [[Niederösterreich]], das wie ein großer Teil des ober- und niederösterreichischen Landadels protestantisch war. Von privaten [[Hofmeister]]n ausgebildet, folgte er seinen älteren Brüdern Lorenz und Wilhelm zuerst nach Prag (1590–1593) und dann nach Jena, wo er sich im Alter von zwölf Jahren an der dortigen Universität immatrikulierte.<ref>Karl Graf Kuefstein: ''Studien zur Familiengeschichte.'' Band 3, Braumüller, Wien und Leipzig 1915, S. 241.</ref> Sein Studienweg führte ihn weiter nach Italien, wo er von 1600 bis 1601 an den Universitäten [[Universität Padua|Padua]], [[Universität Bologna|Bologna]] und [[Universität Siena|Siena]] sich weitere Kenntnisse aneignete.<ref>Karl Graf Kuefstein: ''Studien zur Familiengeschichte.'' Band 2, Braumüller, Wien und Leipzig 1911, S. 319.</ref> Nach seiner Heimkehr weilte er kurze Zeit noch einmal an der Universität in Prag. 1603 unternahm er eine Reise nach Spanien. Trotz der [[Gegenreformation|gegenreformatorischen]] Verfolgung seiner Glaubensgenossen vertrat er als Protestant deren Interessen und war stets gern gesehen am Hof. Als es darum ging einen Waffenstillstandsvertrag mit dem Sultan zu erreichen und die Zeit knapp war, wurde er als [[Botschafter]] nach [[Konstantinopel]] entsandt. Dieser Auftrag ereilte ihn nur einige Wochen nach seiner Konversion zum katholischen Glauben (Am 27. September 1627 empfing er öffentlich die Kommunion). Nach persönlicher Audienz bei Kaiser [[Ferdinand II. (HRR)|Ferdinand II.]] und dessen Gemahlin und der Zusicherung im Falle des Scheiterns sich um seine Familie zu kümmern (seine noch junge Frau war hochschwanger) willigte er ein und verließ schließlich im Juli 1628 Österreich. Er erreichte einen 30 Jahre dauernden Waffenstillstand bei Sultan [[Murad IV.]] und dankte der Mutter Gottes für die sichere Rückkehr (im Dezember 1629), die, so seine persönlichen Berichte, „Immer eine schützende Hand über Ihn gehabt haben müsse“.

Bauernaufstände]] von [[1632]] wurde er in den [[Reichsgraf]]enstand
Als Anerkennung seiner Dienste wurde er 1630 als Nachfolger [[Adam von Herberstorff|Adams von Herberstorff]] zum [[Landeshauptmann]] für Oberösterreich ernannt.<ref>Karl Graf Kuefstein: ''Studien zur Familiengeschichte.'' Band 3, Braumüller, Wien und Leipzig 1915, S. 280 f.</ref> Er machte sich besonders verdient in den oberösterreichischen Bauernkriegen, wo er sehr um eine friedliche Lösung bemüht war, wodurch er sich großen Zuspruch seitens der Bevölkerung erwarb. Bereits 1630 zum [[Geheimer Rat|geheimen Rat]] befördert, wurde er 1634 in den Reichsgrafenstand erhoben. Reichbegütert starb Kuefstein 1656 zu Linz und wurde hier in der [[Minoritenkirche (Linz)|Minoritenkirche]] bestattet.
erhoben. In der [[Fruchtbringende Gesellschaft|Fruchtbringenden Gesellschaft]] trug er den Beinamen <Der Kunstliebende>.

[[Datei:Schloss Buchberg. Wappen Grabner, Kuefstein und Stubenberg.jpg|miniatur|Wappen des Johann Ludwig von Kuefstein mit den Wappen seiner beiden Ehefrauen Maria Grabner von Rosenburg (1589–1623) (links) und Susanna Eleonora von Stubenberg (1602–1658) (rechts) in einem Innenhof auf [[Buchberg am Kamp|Schloss Buchberg]]]]
Hans Ludwig von Kuefstein war in erster Ehe mit Maria [[Grabner zu Rosenburg|Grabner von Rosenburg]] (1589–1623), Tochter des [[Sebastian II. Grabner zu Rosenburg]], und in zweiter Ehe mit Susanna Eleonora [[Stubenberg (Adelsgeschlecht)|von Stubenberg]] (1602–1658) verheiratet. Aus zweiter Ehe entstammten die Kinder Gottlieb, Gotthilf, Anna Dorothea, Eleonora, Constantia, Susanna Maria, Theresia, Lobgott (1632–1680), Ehrgott, Gottrau, Preisgott, Diengott, Gottwill, Johanna Ludwiga und Hilfgott (1643–1713).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.univie.ac.at/Geschichte/wienerhof/wienerhof2/datenblaetter/kuefstein_hl1.htm |titel=Hans Ludwig von Kuefstein |werk=univie.ac.at |abruf=2021-03-27}}</ref> Am 25. Juli 1648 verheiratete von Kuefstein seine minderjährige Tochter Susanna Maria gegen deren Willen mit dem 57-jährigen [[Johann von Werth]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.benatky.cz/mesto/historie-mesta/jan-z-werthu-a-jeho-doba |titel=Jan z Werthu a jeho doba |werk=benatky.cz |abruf=2021-03-27 |sprache=cs}}</ref>

Kuefsteins schriftstellerisches Werk besteht neben Übersetzungen aus dem Spanischen von [[Jorge de Montemayor|Montemayors]] [[Schäferroman]] ''Diana'' (1619, mehrmals aufgelegt und 1646 von [[Georg Philipp Harsdörffer]] überarbeitet) und [[Diego de San Pedro]]s Liebesroman ''Gefängnüss der Lieb'' (''Carcel de Amor'', 1492), vor allem aus sechs Diarien, in denen er von seinen diplomatischen Missionen berichtet. Sie sind bislang ungedruckt. Eine ebenfalls ungedruckte Übersetzung von [[Giovanni Boccaccio|Boccaccios]] ''Fiammetta'' ging verloren, eine Auswahl-Übersetzung der [[Epistulae morales|Briefe Senecas]] (''Der Christliche Seneca'') erschien postum 1670.


== Werke ==
== Werke ==
=== Übersetzungen ===
* [[Jorge de Montemayor]]: ''Die schöne verliebte Diana auss Hispanischer Sprach verteutscht''. Linz 1619 (die lateinische Fassung [[Kaspar von Barth]]s beruht auf diesem deutschen Text, nicht auf dem spanischen Original).
* Jorge de Montemayor: ''Diana...in zweyen Theilen...geteutschet...Anjetzo aber mit dess Herrn [[Caspar Gil Polo|C. G. Polo]]...dritten Theil vermehret...durch G.P.H.'' [[Georg Philipp Harsdörffer|[Georg Philipp Harsdörffer]]]. Nürnberg 1646 (Neudruck: Darmstadt 1971).
* [[Diego de San Pedro]]: ''Carcell de Amor oder Gefängnüss der Lieb''. Leipzig 1625 (Neudruck: Hrsg. Gerhart Hoffmeister. Bern 1976).
* [[Seneca|Lucius Annaeus Seneca]]: ''Der Christliche Seneca, das ist Christliche Tugenden, aus denen Episteln...in teutsche Sprache versetzet''. Frankfurt/M. 1670 (Auswahl).


=== Tagebücher ===
* (Übs.) [[Jorge de Montemayor]]: ''Die schöne verliebte Diana auss Hispanischer Sprach verteutscht''. Linz 1619 (die lat. Fassung von [[Kaspar von Barth|Barth]] beruht auf diesem Text, nicht auf dem span. Original)
* Linzer Diarium (1619)
* (Übs.) [[Jorge de Montemayor]]: ''Diana...in zweyen Theilen...geteutschet...Anjetzo aber mit dess Herrn [[Caspar Gil Polo|C. G. Polo]]...dritten Theil vermehret...durch'' [[Georg Philipp Harsdörffer|''G.P.H.'']], Darmstadt 1971 (Ndr. d. Ausg. Nürnberg 1646)
* Niederländisches Diarium (1619, Hintergrund ist eine geplante Gesandtschaft nach Brüssel, die nicht stattfand)
* (Übs.) [[Diego de San Pedro]]: ''Carcell de Amor oder Gefängnüss der Lieb'', hrsg. Gerhart Hoffmeister. Bern 1976 (Ndr. d. Ausg. Linz 1625)
* Nürnberger Diarium (1619)
* (Übs.) [[Lucius Annaeus Seneca]], Auswahl: ''Der Christliche Seneca, das ist Christliche Tugenden, aus denen Episteln...in teutsche Sprache versetzet''. Frankfurt/M. 1670
* Horner Diarium (1620)
* Retzer Diarium (1620)
* Türkisches Diarium (1627–1629)


== Werk- und Literaturverzeichnis ==
== Werk- und Literaturverzeichnis ==


* [[Gerhard Dünnhaupt]]: "Johann Ludwig Reichsgraf von Kuefstein", in: ''Personalbibliographien zu den Drucken des Barock'', Bd. 4.
* [[Gerhard Dünnhaupt]]: ''Johann Ludwig Reichsgraf von Kuefstein''. In: ''Personalbibliographien zu den Drucken des Barock.'' Band 4, Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9012-2, S. 2429–34.

Stuttgart: Hiersemann 1991, S. 2429-34. ISBN 3-7772-9012-2
== Literatur ==
* Maria Madeleine Welsersheimb: ''Hans Ludwig von Kuefstein (1582–1656).'' Dissertation, Universität Wien, 1971, 249 Blatt Maschinschrift.
* {{BLKÖ|Kuefstein, Johann Ludwig Graf von|13|316|316|}}
* {{ADB|17|304|305|Kufstein, Hanns Ludwig von|[[Franz Krones]]|ADB:Kuefstein, Hans Ludwig Graf von}}
* Karl Graf Kuefstein: ''Studien zur Familiengeschichte.'' Band 3, Braumüller, Wien und Leipzig 1915.
* {{NDB|13|183|184|Kuefstein, Hans Ludwig, Graf von|[[Georg Heilingsetzer]]|118567535}}
* Harald Tesch: ''Österreichische Selbstzeugnisse des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (1400–1650).'' Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1998, S. 647–677.

== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|118567535}}
* {{VerzDtDrucke |VD=17 |PPN=004290372}}

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Personenleiste
| AMT = [[Landeshauptmann von Österreich ob der Enns|k.k. Landeshauptmann des Erzherzogtum Österreich ob der Enns]]| ZEIT = 1629–1656 | VORGÄNGER = Dreikollegium aus ältestem Landrat, Anwalt und Vizedom (Übergang),<br /><small> davor [[Adam von Herberstorff|Adam Graf von Herberstorff]]</small> | NACHFOLGER= ??
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[[Kategorie:Autor]]
[[Kategorie:Literatur (Deutsch)]]
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[[Kategorie:Autor|Kuefstein, Georg Adam von]]
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Aktuelle Version vom 7. Oktober 2023, 19:19 Uhr

Johann Ludwig von Kuefstein

Johann Ludwig Graf von Kuefstein, auch Khueffsteiner (* 11. Juni 1582 wahrscheinlich auf Schloss Greillenstein, Niederösterreich; † 27. September 1656 in Linz) war ein Diplomat und Romanübersetzer der Barockzeit. Von 1630 bis zu seinem Tod war er Landeshauptmann von Oberösterreich. Er wird gelegentlich verwechselt mit Georg Adam Freiherr von Kuefstein (1605–1656), genannt „Der Kunstliebende“ in der Fruchtbringenden Gesellschaft. Johann Ludwig war dort nie Mitglied.

Hans Ludwig von Kuefstein im Alter von 21 Jahren (1604)

Er entstammt dem alten Adelsgeschlecht Kuefstein aus Niederösterreich, das wie ein großer Teil des ober- und niederösterreichischen Landadels protestantisch war. Von privaten Hofmeistern ausgebildet, folgte er seinen älteren Brüdern Lorenz und Wilhelm zuerst nach Prag (1590–1593) und dann nach Jena, wo er sich im Alter von zwölf Jahren an der dortigen Universität immatrikulierte.[1] Sein Studienweg führte ihn weiter nach Italien, wo er von 1600 bis 1601 an den Universitäten Padua, Bologna und Siena sich weitere Kenntnisse aneignete.[2] Nach seiner Heimkehr weilte er kurze Zeit noch einmal an der Universität in Prag. 1603 unternahm er eine Reise nach Spanien. Trotz der gegenreformatorischen Verfolgung seiner Glaubensgenossen vertrat er als Protestant deren Interessen und war stets gern gesehen am Hof. Als es darum ging einen Waffenstillstandsvertrag mit dem Sultan zu erreichen und die Zeit knapp war, wurde er als Botschafter nach Konstantinopel entsandt. Dieser Auftrag ereilte ihn nur einige Wochen nach seiner Konversion zum katholischen Glauben (Am 27. September 1627 empfing er öffentlich die Kommunion). Nach persönlicher Audienz bei Kaiser Ferdinand II. und dessen Gemahlin und der Zusicherung im Falle des Scheiterns sich um seine Familie zu kümmern (seine noch junge Frau war hochschwanger) willigte er ein und verließ schließlich im Juli 1628 Österreich. Er erreichte einen 30 Jahre dauernden Waffenstillstand bei Sultan Murad IV. und dankte der Mutter Gottes für die sichere Rückkehr (im Dezember 1629), die, so seine persönlichen Berichte, „Immer eine schützende Hand über Ihn gehabt haben müsse“.

Als Anerkennung seiner Dienste wurde er 1630 als Nachfolger Adams von Herberstorff zum Landeshauptmann für Oberösterreich ernannt.[3] Er machte sich besonders verdient in den oberösterreichischen Bauernkriegen, wo er sehr um eine friedliche Lösung bemüht war, wodurch er sich großen Zuspruch seitens der Bevölkerung erwarb. Bereits 1630 zum geheimen Rat befördert, wurde er 1634 in den Reichsgrafenstand erhoben. Reichbegütert starb Kuefstein 1656 zu Linz und wurde hier in der Minoritenkirche bestattet.

Wappen des Johann Ludwig von Kuefstein mit den Wappen seiner beiden Ehefrauen Maria Grabner von Rosenburg (1589–1623) (links) und Susanna Eleonora von Stubenberg (1602–1658) (rechts) in einem Innenhof auf Schloss Buchberg

Hans Ludwig von Kuefstein war in erster Ehe mit Maria Grabner von Rosenburg (1589–1623), Tochter des Sebastian II. Grabner zu Rosenburg, und in zweiter Ehe mit Susanna Eleonora von Stubenberg (1602–1658) verheiratet. Aus zweiter Ehe entstammten die Kinder Gottlieb, Gotthilf, Anna Dorothea, Eleonora, Constantia, Susanna Maria, Theresia, Lobgott (1632–1680), Ehrgott, Gottrau, Preisgott, Diengott, Gottwill, Johanna Ludwiga und Hilfgott (1643–1713).[4] Am 25. Juli 1648 verheiratete von Kuefstein seine minderjährige Tochter Susanna Maria gegen deren Willen mit dem 57-jährigen Johann von Werth.[5]

Kuefsteins schriftstellerisches Werk besteht neben Übersetzungen aus dem Spanischen von Montemayors Schäferroman Diana (1619, mehrmals aufgelegt und 1646 von Georg Philipp Harsdörffer überarbeitet) und Diego de San Pedros Liebesroman Gefängnüss der Lieb (Carcel de Amor, 1492), vor allem aus sechs Diarien, in denen er von seinen diplomatischen Missionen berichtet. Sie sind bislang ungedruckt. Eine ebenfalls ungedruckte Übersetzung von Boccaccios Fiammetta ging verloren, eine Auswahl-Übersetzung der Briefe Senecas (Der Christliche Seneca) erschien postum 1670.

  • Jorge de Montemayor: Die schöne verliebte Diana auss Hispanischer Sprach verteutscht. Linz 1619 (die lateinische Fassung Kaspar von Barths beruht auf diesem deutschen Text, nicht auf dem spanischen Original).
  • Jorge de Montemayor: Diana...in zweyen Theilen...geteutschet...Anjetzo aber mit dess Herrn C. G. Polo...dritten Theil vermehret...durch G.P.H. [Georg Philipp Harsdörffer]. Nürnberg 1646 (Neudruck: Darmstadt 1971).
  • Diego de San Pedro: Carcell de Amor oder Gefängnüss der Lieb. Leipzig 1625 (Neudruck: Hrsg. Gerhart Hoffmeister. Bern 1976).
  • Lucius Annaeus Seneca: Der Christliche Seneca, das ist Christliche Tugenden, aus denen Episteln...in teutsche Sprache versetzet. Frankfurt/M. 1670 (Auswahl).
  • Linzer Diarium (1619)
  • Niederländisches Diarium (1619, Hintergrund ist eine geplante Gesandtschaft nach Brüssel, die nicht stattfand)
  • Nürnberger Diarium (1619)
  • Horner Diarium (1620)
  • Retzer Diarium (1620)
  • Türkisches Diarium (1627–1629)

Werk- und Literaturverzeichnis

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  • Gerhard Dünnhaupt: Johann Ludwig Reichsgraf von Kuefstein. In: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Band 4, Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9012-2, S. 2429–34.
Wikisource: Johann Ludwig von Kuefstein – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Karl Graf Kuefstein: Studien zur Familiengeschichte. Band 3, Braumüller, Wien und Leipzig 1915, S. 241.
  2. Karl Graf Kuefstein: Studien zur Familiengeschichte. Band 2, Braumüller, Wien und Leipzig 1911, S. 319.
  3. Karl Graf Kuefstein: Studien zur Familiengeschichte. Band 3, Braumüller, Wien und Leipzig 1915, S. 280 f.
  4. Hans Ludwig von Kuefstein. In: univie.ac.at. Abgerufen am 27. März 2021.
  5. Jan z Werthu a jeho doba. In: benatky.cz. Abgerufen am 27. März 2021 (tschechisch).
VorgängerAmtNachfolger
Dreikollegium aus ältestem Landrat, Anwalt und Vizedom (Übergang),
davor Adam Graf von Herberstorff
k.k. Landeshauptmann des Erzherzogtum Österreich ob der Enns
1629–1656