Zum Inhalt springen

„Feuerbohne“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(305 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Tabelle siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Taxoboxen]]. -->
{{Taxobox
{| class="taxobox"
! Feuerbohne
| Taxon_Name = Feuerbohne
| Taxon_WissName = Phaseolus coccineus
|-
| Taxon_Rang = Art
| class="taxo-bild" | [[Bild:Feuerbohnen - Painted Lady - Red Knight.png|thumb|280px|Feuerbohne (''Phaseolus coccineus'')]]
| Taxon_Autor = [[Carl von Linné|L.]]
|-
| Taxon2_WissName = Phaseolus
! '''{{Taxonomy}}'''
| Taxon2_Rang = Gattung
|-
| Taxon3_WissName = Phaseoleae
|
| Taxon3_Rang = Tribus
{|
| Taxon4_Name = Schmetterlingsblütler
|-
| Taxon4_WissName = Faboideae
| ''{{subclassis}}:'' || [[Rosenähnliche]] (Rosidae)
| Taxon4_Rang = Unterfamilie
|-
| Taxon5_Name = Hülsenfrüchtler
| ''{{ordo}}:'' || [[Fabales]]
| Taxon5_WissName = Fabaceae
|-
| Taxon5_Rang = Familie
| ''{{familia}}:'' || [[Hülsenfrüchtler]] (Fabaceae)
| Taxon6_Name = Schmetterlingsblütenartige
|-
| Taxon6_WissName = Fabales
| ''{{subfamilia}}:'' || [[Schmetterlingsblütler]] (Faboideae)
| Taxon6_Rang = Ordnung
|-
| Bild = Illustration Phaseolus coccineus0.jpg
| ''{{genus}}:'' || ''Phaseolus''
| Bildbeschreibung = Feuerbohne (''Phaseolus coccineus''), Illustration
|-
}}
| ''{{species}}:'' || Feuerbohne
|}
|-
! [[Nomenklatur (Biologie)|Wissenschaftlicher Name]]
|-
| class="taxo-name" | ''Phaseolus coccineus''
|-
| class="Person" | [[Carl von Linné|L.]]
|}
Die '''Feuerbohne''' (''Phaseolus coccineus'') ist eine Nutzpflanze aus der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Hülsenfrüchtler]] (Fabaceae oder Leguminose), Unterfamilie [[Schmetterlingsblütler]] (Faboideae).<br />
Sie ist nahe verwandt mit einer Reihe anderer „[[Bohne (Pflanze)|Bohnen]]“ genannter Feldfrüchte; häufig wird sie auch als Käferbohne, Prunkbohne, Schminkbohne oder Türkenbohne bezeichnet.


Die '''Feuerbohne''' oder '''Wollbohne''', in [[Österreich]] '''Käferbohne''' genannt (''Phaseolus coccineus''), ist eine [[Art (Biologie)|Pflanzenart]] aus der [[Gattung (Biologie)|Gattung]] ''[[Phaseolus]]'' in der [[Familie (Biologie)|Unterfamilie]] der [[Schmetterlingsblütler]] (Faboideae) innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Hülsenfrüchtler]] (Fabaceae oder Leguminosae). Die leuchtend hellrote Blüte ist namensgebend für die Feuerbohne. Weitere Trivialnamen sind Prunkbohne, Blumenbohne, Schminkbohne, Türkische Bohne, Arabische Bohne oder die griechischen '''Gigantes'''. Diese [[Nutzpflanze]] ist nahe verwandt mit einer Reihe anderer „[[Bohne (Pflanze)|Bohnen]]“ genannter Feldfrüchte, darunter die kleinere [[Gartenbohne]].
== ==


== Beschreibung, Inhaltsstoffe und Ökologie ==
Die Feuerbohne stammt aus dem tropischen [[Amerika (Kontinent)|Amerika]], und wurde im 17. Jahrhundert nach Europa gebracht.
Man vermutet in ''Phaseolus formosus'' (Humb.), Bompl. et Kunth die Wildform der Feuerbohne. Da die Feuerbohne Kälte besser toleriert als die [[Gartenbohne]] ist sie eher in Nord- als in Südeuropa anzutreffen.
Die Feuerbohne hat einen bestimmten Stoff der dies ermöglicht. Dieser Stoff wird auch in manchmal in Schnitzstuben zum kurzen anfeuchten des trockenen Holzes verwendet. Er heißt (Mercurial Talaria fg/H). Wenn er die menschliche Schleimhat berührt tut dies einen etzenden Schmerz herforrufen.


=== Erscheinungsbild und Blatt ===
== Beschreibung ==
[[Datei:Phaseolus coccineus, Pronkboon.jpg|mini|Laubblätter und Hülsenfrüchte]]
Die Feuerbohne wächst als linkswindende, meist einjährige, jedoch in frostfreien Gebieten auch zwei- und mehrjährige krautige [[Schlingpflanze]]. Die Feuerbohne ist eine [[Langtagpflanze]]. Die [[Kotyledon|Keimblätter]] bleiben im Boden, ergrünen also nicht: [[Keimung#Hypogäische Keimung|hypogäische Keimung]]. Die [[Wurzel (Pflanze)|Wurzel]] verdickt sich bei mehrjährigen Pflanzen zu einer im Durchmesser 2 bis 3 Zentimeter dicken, spindelförmigen [[Pflanzenknolle|Knolle]]. Der meist 2 bis 4, selten bis zu 7 Meter lange, im unteren Bereich runde und im oberen Bereich sechskantige [[Stängel]] ist wie bei der [[Gartenbohne]] stets linkswindend. Der Stängel ist anfangs schwach und kurz behaart und später verkahlend.<ref name="Alkämper1998" />


Die wechselständig und schraubig am Stängel verteilt angeordneten [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der sechskantige Blattstiel besitzt oben eine Rinne. Der Blattstiel und die Fiederstiele besitzen [[Pulvinus|Gelenke]], welche über [[Turgor]]-Veränderungen funktionieren. Die Laubblätter führen ausgeprägte [[Pflanzenbewegung|nyktinastische]] Bewegungen aus, bei Eintritt der Dunkelheit nehmen sie eine Schlafstellung ein. Die unpaarig gefiederte Blattspreite besteht aus drei [[Blättchen|Fiederblättern]]. Die relativ großen Fiederblätter sind breit-eiförmig. Von den relativ rauen Blattflächen ist die Oberseite deutlich behaart sowie glänzend dunkelgrün, und die Unterseite heller grün; Netznerven sind deutlich erkennbar. Der Blattrand ist glatt oder seltener schwach geschweift. Die auf der Blattunterseite vorhandenen Drüsenhaare geben ein [[kaliumkarbonat]]haltiges Sekret ab, das hygroskopisch wirkt, dies ermöglicht die Aufnahme von Wasser aus der Luft. Sowohl die [[Nebenblatt|Nebenblätter]] (Stipeln) als auch die Nebenblättchen (Stipellen) der Fiederblätter sind relativ klein sowie kurz-lanzettlich.<ref name="Alkämper1998" />
Die Feuerbohne ist eine rankende [[krautige Pflanze]], die über 5 m lang werden kann.
Die [[Hülse (Frucht)|Hülsenfrüchte]] werden bis zu 25 cm lang.
Die [[Same (Pflanze)|Samen]] sind bis 2,5 cm lang und nierenförmig.Sie sind meistens braun und rot, und schwarz oder violett gescheckt.
Die [[Wurzel (Pflanze)|Wurzel]] verdickt sich teilweise zu einer 2 bis 3 cm dicken [[Knolle]].


=== Blütenstand und Blüte ===
== Nutzung ==
[[Datei:Phaseolus coccineus flores.jpg|mini|Blütenstand mit zygomorphen, aber nicht strikt symmetrischen Blüten]]
Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blütenstände sind bei einer Länge von 25 bis 35 Zentimeter meist länger als die Laubblätter. Die Blütenstände enthalten sechs bis zehn in den Achseln kleiner eiförmiger Tragblätter stehende Blütenpaare. Der Blütenstiel ist relativ lang. Die zwittrigen Blüten sind bei einer Höhe von 1,5 bis 3,0 Zentimeter leicht asymmetrisch [[zygomorph]] und fünfzählig mit doppelter [[Blütenhülle]]. Der Kelch besteht aus zwei Lippen und die oberen Kelchzähne sind deutlich kürzer als die anderen. Die kurze Fahne ist zurückgeschlagen. Die relativ großen Flügel sind breit. Schiffchen und Fruchtknoten sind schraubig eingerollt. Der relativ kurze Griffel ist dick.<ref name="Alkämper1998" /> Blütenökologisch handelt es sich bei der Feuerbohne um [[Pollen]]-Schmetterlingsblumen mit Bürstenmechanismus, so dass der Bestäubungsmechanismus nur von großen [[Apidae]] ausgelöst werden kann. Die Blüten sind [[Selbststerilität|selbststeril]].


=== Frucht und Samen ===
In Europa werden Feuerbohnen vielfach als Zierpflanzen gezogen.
Die [[Hülsenfrucht|Hülsenfrüchte]] sind bis zu 25&nbsp;cm lang. Die nierenförmigen [[Same (Pflanze)|Samen]] sind bis 2,5&nbsp;cm lang und meistens braun, rot, schwarz und violett gescheckt oder bei manchen Sorten vollständig weiß. Bei den Kulturformen bleiben die [[Hülsenfrucht|Hülsenfrüchte]] meist geschlossen, die Wildformen verbreiten sich als Austrocknungsstreuer. Die nierenförmigen Samen der Feuerbohne enthalten 18,4 % [[Rohprotein]], 1,8 bis 2,9 % [[Rohfett]], 4,4 % [[N-freie Extraktstoffe]], 6,8 % [[Rohfaser]], 3,8 % Asche sowie 15,0 % Wasser.<ref name="Alkämper1998" />
Die [[Blüte]]n, die (jungen) Hülsen und die getrockneten Samen werden gegessen; wie bei den meisten Bohnenarten dürfen sie jedoch nur gut durchgegart verzehrt werden, da sie sonst gesundheitsschädlich sind.


=== Chromosomenzahl ===
==Siehe auch==
Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 22.<ref name="Oberdorfer2001" />
*[[Liste der Gemüse]]

== Vorkommen ==
Die Feuerbohne hat nach ILDIS ihr Ursprungsgebiet in Mexiko bis Nicaragua.<ref name="ILDIS" />

== Taxonomie ==
Die Feuerbohne wurde 1753 von [[Carl von Linné]] in ''Species Plantarum'' Band 2, Seite 724 als ''Phaseolus coccineus'' erstbeschrieben.

== Anbau und Verwendung ==
Die Feuerbohne stammt aus Amerika und wurde im 17. Jahrhundert nach Europa gebracht. Da die Feuerbohne Kälte besser toleriert als die Gartenbohne, ist sie heute von Nord- bis Südeuropa anzutreffen und wird auch in höheren Lagen in Österreich kultiviert.

In Mitteleuropa wird die Feuerbohne als [[einjährige Pflanze]] kultiviert; sie kann in Ländern mit milderem Klima [[Mehrjährige Pflanze|mehrjährig]] sein. In Europa werden Feuerbohnen vielfach als [[Zierpflanze]]n gepflanzt. Zur Nahrungserzeugung kultiviert man die Feuerbohne wegen ihrer Wuchshöhe meist an 4 bis 5 Meter langen Stangen, die zur besseren Stabilität zeltförmig gegeneinander gestellt und miteinander verbunden werden. Manchmal werden die Bohnen auch mit [[Mais]] gemeinsam angebaut, wobei die Maispflanzen die Stangen ersetzen. Diese Methode ist mit weniger Aufwand verbunden, da die Ernte mit einem Mähdrescher vollzogen werden kann. Danach muss die Ernte jedoch sortiert werden.

Die [[Blüte]]n, die jungen Hülsenfrüchte und die getrockneten Samen werden als Nahrungsmittel genutzt. Die rohen Bohnen enthalten rund 1,2 % gesundheitsschädliche [[Lektine]] und sind daher giftig. Durch Erhitzen auf mindestens 75&nbsp;°C wird die Struktur dieses Giftes zerstört, sodass gekochte Bohnen bedenkenlos verzehrt werden können.

=== Käferbohne ===
Die Käferbohne ist violett bis schwarz gesprenkelt. Im Jahr 2016 wurde die ''Steirische Käferbohne'' auch von der EU als [[Herkunftsbezeichnung#Geschützte Ursprungsbezeichnung|Geschützte Ursprungsbezeichnung]] anerkannt.<ref>[http://steiermark.orf.at/news/stories/2792734/ EU schützt „steirische Käferbohne“] auf ORF vom 24. August 2016, abgerufen am 27. August 2016.</ref> Als Spezialität gilt in der österreichischen [[Steiermark]] der [[Käferbohnensalat]] aus den gekochten Samen mit frischen Zwiebelscheiben, Essig und steirischem [[Kürbiskernöl]]. Auch sonst wird die Käferbohne in der Steiermark traditionell gerne verwendet und findet sich auf jedem Bauernmarkt.

=== Gigantes ===
Die „Fasolia Gigantes“ ({{elS|φασόλια γίγαντες|de=Riesenbohnen}}) sind weiß blühende griechische Sorten der Feuerbohne mit geschützter geografischer Bezeichnung. Die reifen Bohnen sind weiß bis hellbraun und bis zu 2,5 Zentimeter lang. Sie werden im Norden [[Griechenland]]s in den Regionen Kato [[Nevrokopi]], [[Florina]] und [[Kastoria]] angebaut.<ref name="EC">[http://ec.europa.eu/agriculture/quality/door/list.html Datenbank der Europäischen Kommission für geschützte geographische Angaben, Geschützte Ursprungsbezeichnung und garantiert traditionelle Spezialität]</ref> In der [[Griechische Küche|griechischen Küche]] spielt sie eine wichtige Rolle, dort kennt man vielfache Zubereitungsarten der jungen grünen Hülsen und der getrockneten Bohnensamen.

Aus Griechenland, anderen mediterranen Ländern und Nordafrika kommen schon früh im Jahr die frischen flachen Hülsen als „grüne Bohnen“ oder „breite Bohnen“ auf den Markt, die sich anhand der Größe und der raueren Haut von den Hülsen der Gartenbohne unterscheiden lassen.

== Fotos ==
<gallery>
Phaseolus.coccineus.seed.jpg|Samen
Feuerbohne-010.jpg|[[Keimung#Hypogäische Keimung|Hypogäische Keimung]]
Phaseolus Beans.jpg|Samen zweier Sorten
Giant beans (Gigantes).jpg|Gigantes als Vorspeise in einer Sauce aus Tomaten, Karotten und Olivenöl
Kaeferbohnensalat.jpg|[[Käferbohnensalat]]: Käferbohnen, [[Kürbiskernöl]], Apfelessig, Zwiebel
</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Liste der Gemüse]]

== Quellen ==
* [http://dx.doi.org/10.22029/jlupub-17532 Walter H. Schuster, Joachim Alkämper, Richard Marquard & Adolf Stählin: ''Leguminosen zur Kornnutzung: Kornleguminosen der Welt'', Justus-Liebig-Universität Gießen, 1998.]; mit Link zum PDF des Gesamtwerks.

=== Einzelnachweise ===
<references>
<ref name="Alkämper1998">
Walter H. Schuster: [http://bibd.uni-giessen.de/gdoc/2000/uni/p000003/feuerboh.htm Feuerbohne, Prunkbohne (''Phaseolus coccineus'' L.) ...]; auch in: Walter H. Schuster, Joachim Alkämper, Richard Marquard & Adolf Stählin: [http://dx.doi.org/10.22029/jlupub-17532 ''Leguminosen zur Kornnutzung: Kornleguminosen der Welt''], Justus-Liebig-Universität Gießen, 1998.
</ref>
<ref name="Oberdorfer2001">
[[Erich Oberdorfer]]: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete.'' 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 621.
</ref>
<ref name="ILDIS">[http://www.legumes-online.net/ildis/aweb/taxonomy/genera/Phaseolus.htm Datenblatt ''Phaseolus coccineus'' bei ''International Legume Database Information Service'' = ''ILDIS'' - ''LegumeWeb'' - ''World Database of Legumes'', Version 10.38, 2010.]
</ref>
</references>

== Weblinks ==
{{Commons|Phaseolus coccineus|Feuerbohne (''Phaseolus coccineus'')}}
* {{FloraWeb|26442}}
* {{InfoFlora|ID=1311|WissName=Phaseolus coccineus L.|Abruf=2015-11-27}}
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Schmetterlingsbluetler/bohne.htm#Feuer-%20Bohne Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland''] (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')
* {{EU-Verordnung|2003|1428|format=PDF}}, EU-Bestimmung für die griechischen Gigantes
* [http://www.steirische-spezialitaeten.at/produkte/kulinarik/die-steirische-kaeferbohne.html Käferbohnen: Anbau und Zubereitung]
*[https://info.bml.gv.at/themen/lebensmittel/trad-lebensmittel/spezialkulturen/steir_kaeferbohne.html Eintrag „Steirische Käferbohne“] im [[Register der Traditionellen Lebensmittel]]
*[https://ec.europa.eu/info/food-farming-fisheries/food-safety-and-quality/certification/quality-labels/geographical-indications-register/details/EUGI00000015918 Eintrag „Steirische Käferbohne“] in der EU-Datenbank [[eAmbrosia]]

{{Normdaten|TYP=s|GND=4154262-9|LCCN=sh85118026}}

[[Kategorie:Phaseoleae (Tribus)]]
[[Kategorie:Bohne]]
[[Kategorie:Fruchtgemüse]]
[[Kategorie:Zierpflanze]]
[[Kategorie:Steirische Küche]]
[[Kategorie:Griechische Küche]]
[[Kategorie:Lebensmittel mit geschützter geographischer Angabe]]

Aktuelle Version vom 27. Juni 2025, 20:38 Uhr

Feuerbohne

Feuerbohne (Phaseolus coccineus), Illustration

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Phaseoleae
Gattung: Phaseolus
Art: Feuerbohne
Wissenschaftlicher Name
Phaseolus coccineus
L.

Die Feuerbohne oder Wollbohne, in Österreich Käferbohne genannt (Phaseolus coccineus), ist eine Pflanzenart aus der Gattung Phaseolus in der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae). Die leuchtend hellrote Blüte ist namensgebend für die Feuerbohne. Weitere Trivialnamen sind Prunkbohne, Blumenbohne, Schminkbohne, Türkische Bohne, Arabische Bohne oder die griechischen Gigantes. Diese Nutzpflanze ist nahe verwandt mit einer Reihe anderer „Bohnen“ genannter Feldfrüchte, darunter die kleinere Gartenbohne.

Beschreibung, Inhaltsstoffe und Ökologie

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erscheinungsbild und Blatt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Laubblätter und Hülsenfrüchte

Die Feuerbohne wächst als linkswindende, meist einjährige, jedoch in frostfreien Gebieten auch zwei- und mehrjährige krautige Schlingpflanze. Die Feuerbohne ist eine Langtagpflanze. Die Keimblätter bleiben im Boden, ergrünen also nicht: hypogäische Keimung. Die Wurzel verdickt sich bei mehrjährigen Pflanzen zu einer im Durchmesser 2 bis 3 Zentimeter dicken, spindelförmigen Knolle. Der meist 2 bis 4, selten bis zu 7 Meter lange, im unteren Bereich runde und im oberen Bereich sechskantige Stängel ist wie bei der Gartenbohne stets linkswindend. Der Stängel ist anfangs schwach und kurz behaart und später verkahlend.[1]

Die wechselständig und schraubig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der sechskantige Blattstiel besitzt oben eine Rinne. Der Blattstiel und die Fiederstiele besitzen Gelenke, welche über Turgor-Veränderungen funktionieren. Die Laubblätter führen ausgeprägte nyktinastische Bewegungen aus, bei Eintritt der Dunkelheit nehmen sie eine Schlafstellung ein. Die unpaarig gefiederte Blattspreite besteht aus drei Fiederblättern. Die relativ großen Fiederblätter sind breit-eiförmig. Von den relativ rauen Blattflächen ist die Oberseite deutlich behaart sowie glänzend dunkelgrün, und die Unterseite heller grün; Netznerven sind deutlich erkennbar. Der Blattrand ist glatt oder seltener schwach geschweift. Die auf der Blattunterseite vorhandenen Drüsenhaare geben ein kaliumkarbonathaltiges Sekret ab, das hygroskopisch wirkt, dies ermöglicht die Aufnahme von Wasser aus der Luft. Sowohl die Nebenblätter (Stipeln) als auch die Nebenblättchen (Stipellen) der Fiederblätter sind relativ klein sowie kurz-lanzettlich.[1]

Blütenstand und Blüte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Blütenstand mit zygomorphen, aber nicht strikt symmetrischen Blüten

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blütenstände sind bei einer Länge von 25 bis 35 Zentimeter meist länger als die Laubblätter. Die Blütenstände enthalten sechs bis zehn in den Achseln kleiner eiförmiger Tragblätter stehende Blütenpaare. Der Blütenstiel ist relativ lang. Die zwittrigen Blüten sind bei einer Höhe von 1,5 bis 3,0 Zentimeter leicht asymmetrisch zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch besteht aus zwei Lippen und die oberen Kelchzähne sind deutlich kürzer als die anderen. Die kurze Fahne ist zurückgeschlagen. Die relativ großen Flügel sind breit. Schiffchen und Fruchtknoten sind schraubig eingerollt. Der relativ kurze Griffel ist dick.[1] Blütenökologisch handelt es sich bei der Feuerbohne um Pollen-Schmetterlingsblumen mit Bürstenmechanismus, so dass der Bestäubungsmechanismus nur von großen Apidae ausgelöst werden kann. Die Blüten sind selbststeril.

Frucht und Samen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hülsenfrüchte sind bis zu 25 cm lang. Die nierenförmigen Samen sind bis 2,5 cm lang und meistens braun, rot, schwarz und violett gescheckt oder bei manchen Sorten vollständig weiß. Bei den Kulturformen bleiben die Hülsenfrüchte meist geschlossen, die Wildformen verbreiten sich als Austrocknungsstreuer. Die nierenförmigen Samen der Feuerbohne enthalten 18,4 % Rohprotein, 1,8 bis 2,9 % Rohfett, 4,4 % N-freie Extraktstoffe, 6,8 % Rohfaser, 3,8 % Asche sowie 15,0 % Wasser.[1]

Chromosomenzahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 22.[2]

Die Feuerbohne hat nach ILDIS ihr Ursprungsgebiet in Mexiko bis Nicaragua.[3]

Die Feuerbohne wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum Band 2, Seite 724 als Phaseolus coccineus erstbeschrieben.

Anbau und Verwendung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Feuerbohne stammt aus Amerika und wurde im 17. Jahrhundert nach Europa gebracht. Da die Feuerbohne Kälte besser toleriert als die Gartenbohne, ist sie heute von Nord- bis Südeuropa anzutreffen und wird auch in höheren Lagen in Österreich kultiviert.

In Mitteleuropa wird die Feuerbohne als einjährige Pflanze kultiviert; sie kann in Ländern mit milderem Klima mehrjährig sein. In Europa werden Feuerbohnen vielfach als Zierpflanzen gepflanzt. Zur Nahrungserzeugung kultiviert man die Feuerbohne wegen ihrer Wuchshöhe meist an 4 bis 5 Meter langen Stangen, die zur besseren Stabilität zeltförmig gegeneinander gestellt und miteinander verbunden werden. Manchmal werden die Bohnen auch mit Mais gemeinsam angebaut, wobei die Maispflanzen die Stangen ersetzen. Diese Methode ist mit weniger Aufwand verbunden, da die Ernte mit einem Mähdrescher vollzogen werden kann. Danach muss die Ernte jedoch sortiert werden.

Die Blüten, die jungen Hülsenfrüchte und die getrockneten Samen werden als Nahrungsmittel genutzt. Die rohen Bohnen enthalten rund 1,2 % gesundheitsschädliche Lektine und sind daher giftig. Durch Erhitzen auf mindestens 75 °C wird die Struktur dieses Giftes zerstört, sodass gekochte Bohnen bedenkenlos verzehrt werden können.

Die Käferbohne ist violett bis schwarz gesprenkelt. Im Jahr 2016 wurde die Steirische Käferbohne auch von der EU als Geschützte Ursprungsbezeichnung anerkannt.[4] Als Spezialität gilt in der österreichischen Steiermark der Käferbohnensalat aus den gekochten Samen mit frischen Zwiebelscheiben, Essig und steirischem Kürbiskernöl. Auch sonst wird die Käferbohne in der Steiermark traditionell gerne verwendet und findet sich auf jedem Bauernmarkt.

Die „Fasolia Gigantes“ (griechisch φασόλια γίγαντες ‚Riesenbohnen‘) sind weiß blühende griechische Sorten der Feuerbohne mit geschützter geografischer Bezeichnung. Die reifen Bohnen sind weiß bis hellbraun und bis zu 2,5 Zentimeter lang. Sie werden im Norden Griechenlands in den Regionen Kato Nevrokopi, Florina und Kastoria angebaut.[5] In der griechischen Küche spielt sie eine wichtige Rolle, dort kennt man vielfache Zubereitungsarten der jungen grünen Hülsen und der getrockneten Bohnensamen.

Aus Griechenland, anderen mediterranen Ländern und Nordafrika kommen schon früh im Jahr die frischen flachen Hülsen als „grüne Bohnen“ oder „breite Bohnen“ auf den Markt, die sich anhand der Größe und der raueren Haut von den Hülsen der Gartenbohne unterscheiden lassen.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Walter H. Schuster: Feuerbohne, Prunkbohne (Phaseolus coccineus L.) ...; auch in: Walter H. Schuster, Joachim Alkämper, Richard Marquard & Adolf Stählin: Leguminosen zur Kornnutzung: Kornleguminosen der Welt, Justus-Liebig-Universität Gießen, 1998.
  2. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 621.
  3. Datenblatt Phaseolus coccineus bei International Legume Database Information Service = ILDIS - LegumeWeb - World Database of Legumes, Version 10.38, 2010.
  4. EU schützt „steirische Käferbohne“ auf ORF vom 24. August 2016, abgerufen am 27. August 2016.
  5. Datenbank der Europäischen Kommission für geschützte geographische Angaben, Geschützte Ursprungsbezeichnung und garantiert traditionelle Spezialität
Commons: Feuerbohne (Phaseolus coccineus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien