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„Tibet“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
{| align=right
[[Datei:Tibet worldlocation.png|mini|350px|Lage von Tibet auf einer Weltkarte]]
| colspan=7 | [[Image:tibet-claims.jpg|center|450px]]
[[Datei:YangpachenValley.jpg|mini|[[Yangbajain]]-Tal, etwa 100 Kilometer nordwestlich von [[Lhasa]]]]
|-
[[Datei:Brahmaputra6.JPG|mini|Fährverkehr über den [[Brahmaputra]] (Yarlung Zangbo)]]
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| width=10px bgcolor=#ff9f40 | 
'''Tibet''' ist eine Region in [[Zentralasien]], die den Lebensraum [[Tibetische Sprache|tibetisch-sprachiger]] Völkerschaften umfasst. Abgeschieden durch das [[Himalaya]]-Gebirge am Südrand hat Tibet eine eigenständige Kultur und schon vor dem 7. Jahrhundert auch eigenständige Staaten ([[Shangshung]], [[Yarlung-Dynastie|Tubo]]) herausgebildet, die sich über Teile des [[Hochland von Tibet|tibetischen Hochlands]] erstreckten. Mitte des 13. Jahrhunderts gerieten sowohl Tibet als auch China eine Zeitlang unter [[Mongolisches Reich|mongolische Herrschaft]].
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Tibet besaß bis ins 20. Jahrhundert hinein ein eigenes Staatswesen. Die gegenwärtige Zugehörigkeit Tibets zur [[Volksrepublik China]] ist [[völkerrecht]]lich umstritten (''siehe dazu:'' [[#Tibets Status|Tibets Status]]). Seit 1959 besteht eine [[tibetische Exilregierung]], die offiziell zwar nicht anerkannt, aber von vielen Ländern unterstützt wird.
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| width=10px | 
Die chinesische Verwaltungsgliederung des größten Teils des historischen Großraums Tibet umfasst heute das [[Autonomes Gebiet Tibet|Autonome Gebiet Tibet]] (AGT) mit der Hauptstadt [[Lhasa]] sowie zehn [[Autonomer Bezirk (China)|Autonome Bezirke]] und zwei [[Autonomer Kreis (China)|Autonome Kreise]] in den Provinzen [[Qinghai]], [[Sichuan]], [[Yunnan]] und [[Gansu]]. Teile des historischen Siedlungsgebietes des Volkes der Tibeter außerhalb Chinas liegen in [[Pakistan]], [[Indien]], [[Nepal]], [[Bhutan]] und [[Myanmar]].
| <small>Historische Gebiete nach Ansicht von exiltibetischen Gruppen</small>
|-
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| width=10px |
| <small>Tibetische Gebiete, die von [[Volksrepublik China|VR China]] beansprucht werden</small>
|-
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| <small>[[Autonomes Gebiet Tibet]] (tatsächliches AGT)</small>
|-
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| <small>Gebietsanspruch seitens [[Indien]]s als Teil von [[Aksai Chin]]</small>
|-
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| width=10px bgcolor=#40ffff |
| width=10px |
| <small>Gebietsanspruch der VR China als Teil des Autonomen Gebiets Tibet</small>
|-
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| width=10px bgcolor=#4040ff |
| <small>Andere Gebiete, die dem tibetischen Kulturkreis zuzuordnen sind</small>
|}
[[Bild:Potala I.JPG|300px|thumb|Der [[Potala]]]]


== Sprachgebrauch ==
'''Tibet''' ([[Tibetische Sprache|tibetisch]] བོད་ ''Bod'', sprich: "Pö"; [[Chinesische Sprache|chinesisch]]: 西藏, ''Xīzàng'') ist ein ausgedehntes [[Hochland]] in [[Zentralasien]]. Die Bezeichnung Tibet wird heute sowohl für das gesamte tibetische Hochland, als auch für das [[Administrative Gliederung der Volksrepublik China|Verwaltungsgebiet]] der [[Volksrepublik China]], offiziell "[[Autonomes Gebiet Tibet]]", verwendet. Im offiziellen chinesischen Sprachgebrauch steht der Begriff Tibet immer für das ''Autonome Gebiet Tibet''. Die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist jedoch umstritten (''siehe dazu:'' [[Tibet#Tibets Status|Tibets Status]]). Der aktuelle Artikel beschäftigt sich mit dem gesamten tibetischen Hochland.
Im Sprachgebrauch der Volksrepublik China steht das chinesische ''Xīzàng'' {{lang|zh-Hani|西藏}}, (tibetisch ''bod ljongs'' {{lang|bo|བོད་ལྗོངས།}}) für die ''Autonome Region Tibet''. Der Begriff ''bod chen'' (= „Groß-Tibet“) in der [[Tibetische Sprache|tibetischen Sprache]] orientiert sich an der Ausdehnung des tibetischen Großreichs im 8. und 9. Jahrhundert. ''bod'' bzw. ''bod yul'' hingegen schließt die [[Osttibet|osttibetischen Regionen]], auf Tibetisch [[Amdo]] und [[Kham]] genannten Gebiete außerhalb der Autonomen Region Tibet, üblicherweise nicht mit ein.


== Geographie ==
== Geographie ==
Das Hochland von Tibet, das in seinem äußersten Süden von einem großen Teil des [[Transhimalaya]]-Gebirges – oder je nach Autor des [[Himalaya]]s –, im Westen vom [[Karakorum (Gebirge)|Karakorum]], im Norden von der [[Altun-Qilian-Kunlun-Kette]] und im Osten vom [[Hengduan Shan]] begrenzt wird und sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 4500 Metern erstreckt, gilt als die höchstgelegene Region der Welt.
[[Bild:aster_pareechu_Tibet_2.jpg|right|thumb|Satellitenaufnahme der Hochebene von Tibet]]
Das [[Tibetisches Hochland|Hochland von Tibet]], das in seinem äußersten Süden einen großen Teil des [[Himalaya]]-Gebirges umfasst und sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 4.500 Metern erstreckt, wird häufig als Dach der Welt bezeichnet und gilt als die höchstgelegene Region der Welt.


Das Hochplateau Tibets ist wüstenhaft, der trockenste Teil ist der westliche Bereich der als [[Chang Tang]] (tibetisch für „nördliche Ebene(n)“) bezeichneten alpinen Steppen. Der Grund für die Trockenheit liegt vor allem darin, dass der Himalaya das Hochland nach Süden hin von den indischen Monsunregen abschirmt und im Innern kontinentales Klima vorherrscht.
Das eigentliche, eher hügelige [[Hochplateau]] ist [[Arides Klima|arid]]; der trockenste Teil ist der westliche [[Changthang]] (tibetisch für „nördliche Ebene(n)“) mit [[Alpine Höhenstufe|alpinen]] [[Steppe]]n und [[Wüste]]n. Der Grund für die Trockenheit liegt vor allem darin, dass der Himalaya das Hochland nach Süden hin von den indischen Monsunregen abschirmt und im Inneren [[kontinentales Klima]] vorherrscht.


Tibet grenzt von Westen nach Osten an das [[Indien|indische]] Unionsterritorium [[Ladakh]] und die indischen Bundesstaaten [[Himachal Pradesh]], [[Uttarakhand]], [[Sikkim]] und [[Assam]] (nach chinesischer Auffassung) bzw. [[Arunachal Pradesh]] (nach indischer Auffassung und aktuellen politischen Grenzen) sowie an die Länder [[Nepal]], [[Bhutan]] und [[Myanmar]] (Birma), mit einer Gesamtlänge der Grenze zu diesen drei Ländern von knapp 4000&nbsp;km.
[[Bild:Tibet.A2002348.0505.250m.jpg|thumb|left|Satellitenaufnahme (2003)]]
Umschlossen wird Tibet von den Gebirgen des Himalaya im Süden, den osttibetisch-chinesischen Randketten im Osten (Min Shan, [[Kham|Minya Konka]], Hengduan Shan), dem [[Karakorum_(Gebirge)|Karakorum]] im Westen und dem [[Kunlun Shan]] im Norden, aber auch im Innern wird es von zahlreichen Gebirgsriegeln durchzogen. Tibet grenzt von Westen nach Osten an die [[Indien|indischen]] Bundesstaaten [[Jammu und Kashmir]], [[Himachal Pradesh]], [[Uttaranchal]], [[Sikkim]] und [[Assam]] (nach chinesischer Auffassung) bzw. [[Arunachal Pradesh]] (nach indischer Auffassung), sowie an die Länder [[Nepal]], [[Bhutan]] und [[Myanmar]] (Birma), mit einer Gesamtlänge der Grenze zu diesen drei Ländern von knapp 4.000 km.


==Tibetischer Kulturraum==
=== Tibetischer Kulturraum ===
{{Hauptartikel|Tibetischer Kulturraum}}
[[Bild:MapAK1.JPG|250px|right|thumb|Städte Tibets, mit den Städten Lhasa und Xigazê direkt hinter dem Himalaya. Nagchu ([[Nagqu]]) ist ein Ort in 4500m Höhe mit zwei Klöstern. Nagqu ist aber keine Stadt. Damit liegen die Städte Tibets entweder hinter dem Himalaya oder am Ostrand des Hochlandes in Amdo oder Kham]]
[[Datei:Tibetischer Kulturraum Karte 2.png|mini|350px|Detaillierte Karte des tibetischen Kulturraums und der autonomen tibetischen Verwaltungsgliederungen der VR China]]
Das traditionelle Tibet erstreckt sich über eine Fläche von 2,5 Millionen km² und wird traditionell in folgende Kulturregionen unterteilt:
* [[Amdo]] (Nordosten)
* [[Kham]] (Südosten)
* [[U-Tsang]] (Zentraltibet)
* [[Ngari]] (Westtibet)


Das „geographische“ Tibet (d.&nbsp;h. das [[Hochland von Tibet]] inklusive der [[Randgebirge]] in China und den Nachbarländern) erstreckt sich über eine Fläche von 2,5 Millionen&nbsp;km² und wird traditionell in mehrere [[Kulturregion]]en unterteilt.
Westtibet ist jedoch Teil eines grenzüberschreitenden Kulturraums der folgende Räume umfasst:
* [[Ngari]] (Tibet / VR China)
* [[Ladakh]] und [[Zanskar|Zangskar]] ([[Jammu und Kashmir]], Indien)
* [[Lahaul und Spiti|Spiti und Lahul]] ([[Himachal Pradesh]], Indien)


In all diesen tibetischen Kulturregionen finden sich [[Tibeter]] bzw. tibetisch sprechende Gruppen, wobei in den Randgebieten häufig auch andere Völkerschaften zu finden sind, die nicht immer mit den Tibetern sprachlich verwandt oder kulturell eng verbunden sind ([[Muslim]]e in Amdo und Ladakh). Aus diesem Grunde zeichnet sich der tibetische Kulturraum trotz aller Gemeinsamkeiten auch durch eine gewisse kulturelle Vielfalt aus.
==Autonomes Gebiet Tibet==
[[Bild:Historic_Tibet_Map.png|thumb|right|Traditionelles Tibet und heutige Gliederung in chinesische Provinzen]]
:''Hauptartikel'': [[Autonomes Gebiet Tibet]]


=== Autonomes Gebiet Tibet ===
Das Autonome Gebiet Tibet ist eine Verwaltungseinheit der Volksrepublik China. Es umfasst ein Gebiet von 1,2 Millionen km² - die ehemaligen zentraltibetischen Provinzen Ü (''dBus'') und Tsang, Ngari, weite Teile des Changthang sowie den westlichen Teil der Kulturregion [[Kham]].
{{Hauptartikel|Autonomes Gebiet Tibet}}


Das ''Autonome Gebiet Tibet'' ist eine Verwaltungseinheit der [[Volksrepublik China]]. Es umfasst ein Gebiet von [[Größenordnung (Fläche)#1.000.000 km² bis 10.000.000 km²|1,2 Millionen km²]]&nbsp;– die ehemaligen zentraltibetischen Provinzen [[Ü (Provinz)|Ü]] und [[Tsang (Provinz)|Tsang]], Ngari, weite Teile des Changthang sowie den westlichen Teil der Kulturregion Kham.
Das Autonome Gebiet Tibet umfasst etwa die Hälfte des tibetischen Kulturraums, darf also nicht mit diesem gleichgesetzt werden.


Das ''Autonome Gebiet Tibet'' entspricht dem „politischen Tibet“, das heißt dem vor 1951 von der unabhängigen tibetischen Regierung verwalteten Territorium. Die nördlichen und östlichen Teile des tibetischen Kulturraums sind, zum größten Teil als ''Autonome Bezirke'', Teile der chinesischen Provinzen [[Qinghai]], [[Gansu]], [[Sichuan]] und [[Yunnan]].
== Klima ==
[[Bild:Himalaya composite.jpg|320px|right|thumb|Satellitenaufnahme von Tibet. Nach Norden hin verlieren sich die Grüntöne der Vegetation]]
In Tibet herrscht Hochlandklima mit großen Tagestemperaturschwankungen und viel Sonnenschein. Auch sind die Temperaturunterschiede zwischen dem Süden Tibets und dem Norden beträchtlich.


=== Klima ===
Das angenehmste Klima ist in den tieferen Lagen des Südostens Tibets. Dort liegen auch die Städte Lhasa, [[Gyangzê]] und [[Xigazê]]. Lhasa hat eine Durchschnittstemperatur von 8 Grad Celsius, Xigazê von 6,5 Grad während nach Norden hin das tibetische Plateau auf über 4500m Höhe ansteigt und in der nördlichen Hälfte Tibets ist die jährliche Durchschnittstemperatur unter 0 Grad (Permafrostgebiet).
[[Datei:Lake Yamdroktso.jpg|mini|Der [[Yamzhog Yumco|Yardrog Yutsho]] (Yamdrok-See) liegt 110 Kilometer südwestlich von Lhasa in einer Höhe von 4441 Metern.]]


In Tibet herrscht Hochlandklima mit großen Tagestemperaturschwankungen und viel Sonnenschein. Auch sind die Temperaturunterschiede zwischen dem Süden Tibets und dem Norden beträchtlich.
Die meisten Bewohner Tibets leben im Gebiet zwischen Lhasa und Xigazê sowie am Ostrand des tibetischen Hochlands während der Norden, der Zentralbereich wie auch der Westen Tibets weitestgehend unbewohnbar sind.


Das moderateste Klima herrscht in den tieferen Lagen des Südostens Tibets. Dort liegen auch die Städte [[Lhasa]], [[Gyangzê|Gyantse]] und [[Xigazê|Shigatse]]. Lhasa hat eine Durchschnittstemperatur von 8&nbsp;°C, Shigatse von 6,5&nbsp;°C während nach Norden hin das tibetische Plateau auf über 4500 Meter Höhe ansteigt und in der nördlichen Hälfte Tibets die jährliche Durchschnittstemperatur unter 0&nbsp;°C ([[Permafrostboden|Permafrostgebiet]]) liegt.
[[Bild:aster_pareechu_Tibet_1.jpg|260px|right|thumb|Satellitenaufnahme der Hochebene von Tibet]]

'''Temperatur in Lhasa (in Grad Celsius)'''
Die meisten Einwohner Tibets leben im Gebiet zwischen Lhasa und Shigatse sowie am Ostrand des tibetischen Hochlands, während der Norden, der Zentralbereich wie auch der Westen Tibets nahezu unbewohnbar sind.
{| border=1 style="border-collapse: collapse;"

|-bgcolor=cccccc
{{Klimatabelle
! Monat
| TABELLE =
! Maximum
| DIAGRAMM TEMPERATUR = deaktiviert
! Minimum
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG = deaktiviert
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG HÖHE =
| QUELLE = {{Cite web |title=Klima in Lhasa |url=https://www.klimadiagramme.de/Asien/lhasa.html |publisher=klimadiagramme.de |accessdate=2025-03-28}}
| Überschrift =
| Ort = Lhasa
| hmjan = 6.8
| hmfeb = 9.2
| hmmär = 12.0
| hmapr = 15.7
| hmmai = 19.7
| hmjun = 22.5
| hmjul = 21.7
| hmaug = 20.7
| hmsep = 19.6
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| hmnov = 11.6
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| lmjan = −10.2
| lmfeb = −6.9
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| lmapr = 0.9
| lmmai = 5.1
| lmjun = 9.2
| lmjul = 9.9
| lmaug = 9.4
| lmsep = 7.6
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| lmnov = −5.0
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| avjan = −2.2
| avfeb = 1.1
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| avapr = 8.0
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| avjun = 15.6
| avjul = 15.4
| avaug = 14.5
| avsep = 12.8
| avokt = 8.0
| avnov = 2.2
| avdez = −1.8
| nbjan = 0
| nbfeb = 1
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| nbaug = 131
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| shjan =
| shfeb =
| shmär =
| shapr =
| shmai =
| shjun =
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| shaug =
| shsep =
| shokt =
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| shdez =
| wtjan =
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| wtmai =
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| wtjul =
| wtaug =
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| rdapr =
| rdmai =
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| rdjul =
| rdaug =
| rdsep =
| rdokt =
| rdnov =
| rddez =
}}

== Bevölkerung ==
Nach einer chinesischen Volkszählung im Jahr 2000 ergeben sich für die verschiedenen Provinzen des Hochlands von Tibet folgende Bevölkerungsanteile.<ref name="department">Department of Population, Social, Science and Technology Statistics of the National Bureau of Statistics of China ({{lang|zh-Hans|国家统计局人口和社会科技统计司}}) und Department of Economic Development of the State Ethnic Affairs Commission of China ({{lang|zh-Hans|国家民族事务委员会经济发展司}}), eds. ''Tabulation on Nationalities of 2000 Population Census of China'' ({{lang|zh-Hans|«2000年人口普查中国民族人口资料»}}). Band 2. Beijing: Nationalities Publishing House ({{lang|zh-Hans|民族出版社}}), 2003, ISBN 7-105-05425-5 (chinesisch).</ref> Diese Liste enthält alle tibetischen autonomen Gebiete der Volksrepublik China und zusätzlich Xining sowie Haidong. Die beiden letzten wurden berücksichtigt, um die Liste für die Provinz Qinghai zu vervollständigen und auch, weil die tibetische Exilregierung diese beiden Gebiete als Teil von Großtibet beansprucht.

{| class="wikitable"
! style="text-align:center;" colspan="9"| Tibeter und Han-Chinesen in Tibet, aufgeteilt nach Regionen gemäß der Zählung im Jahr 2000
|- style="background:#BBBBBB;"
! colspan="2"|
!Gesamt
! colspan="2"| [[Tibeter]]
! colspan="2"| [[Han (Ethnie)|Han]]
! colspan="2"| andere
|- style="background:#CCCCCC;"
! colspan="9"| [[Autonomes Gebiet Tibet]] (AGT)
|- style="background:#DDDDDD;"
! colspan="2"|[[Autonomes Gebiet Tibet|AGT]] gesamt:
| style="text-align:right;"|2.616.329
| style="text-align:right;"|2.427.168
| style="text-align:right;"|92,8 %
| style="text-align:right;"|158.570
| style="text-align:right;"|6,1 %
| style="text-align:right;"|30.591
| style="text-align:right;"|1,2 %
|-
|-
|[[Datei:Lhasa.png|60px|class=noviewer]]
| Januar
| – [[Lhasa]]
| align="right" |6.8
| align="right" |-10.2&nbsp;
| style="text-align:right;"|474.499
| style="text-align:right;"|387.124
| style="text-align:right;"|81,6 %
| style="text-align:right;"|80.584
| style="text-align:right;"|17,0 %
| style="text-align:right;"|6.791
| style="text-align:right;"|1,4 %
|-
|-
|[[Datei:Qamdo.png|60px|class=noviewer]]
| Februar
| – [[Qamdo (Stadt)|Qamdo]]
| align="right" |9.2
| align="right" |-6.9&nbsp;
| style="text-align:right;"|586.152
| style="text-align:right;"|563.831
| style="text-align:right;"|96,2 %
| style="text-align:right;"|19.673
| style="text-align:right;"|3,4 %
| style="text-align:right;"|2.648
| style="text-align:right;"|0,5 %
|-
|-
|[[Datei:Shannan.png|60px|class=noviewer]]
| März
| – [[Shannan|Lhokha]]
| align="right" |12.0
| align="right" |-3.2&nbsp;
| style="text-align:right;"|318.106
| style="text-align:right;"|305.709
| style="text-align:right;"|96,1 %
| style="text-align:right;"|10.968
| style="text-align:right;"|3,4 %
| style="text-align:right;"|1.429
| style="text-align:right;"|0,4 %
|-
|-
|[[Datei:Xigaze.png|60px|class=noviewer]]
| April
| – [[Xigazê|Shigatse]]
| align="right" |15.7
| align="right" |0.9&nbsp;
| style="text-align:right;"|634.962
| style="text-align:right;"|618.270
| style="text-align:right;"|97,4 %
| style="text-align:right;"|12.500
| style="text-align:right;"|2,0 %
| style="text-align:right;"|4.192
| style="text-align:right;"|0,7 %
|-
|-
|[[Datei:Nagqu.png|60px|class=noviewer]]
| Mai
| – [[Nagqu|Nagchu]]
| align="right" |19.7
| align="right" |5.1&nbsp;
| style="text-align:right;"|366.710
| style="text-align:right;"|357.673
| style="text-align:right;"|97,5 %
| style="text-align:right;"|7.510
| style="text-align:right;"|2,0 %
| style="text-align:right;"|1.527
| style="text-align:right;"|0,4 %
|-
|-
|[[Datei:Ngari.png|60px|class=noviewer]]
| Juni
| – [[Ngari]]
| align="right" |22.5
| align="right" |9.2&nbsp;
| style="text-align:right;"|77.253
| style="text-align:right;"|73.111
| style="text-align:right;"|94,6 %
| style="text-align:right;"|3.543
| style="text-align:right;"|4,6 %
| style="text-align:right;"|599
| style="text-align:right;"|0,8 %
|-
|-
|[[Datei:Map of Nyingchi.png|60px|class=noviewer]]
| Juli
| – [[Nyingchi|Nyingthri]]
| align="right" |21.7
| align="right" |9.9&nbsp;
| style="text-align:right;"|158.647
| style="text-align:right;"|121.450
| style="text-align:right;"|76,6 %
| style="text-align:right;"|23.792
| style="text-align:right;"|15,0 %
| style="text-align:right;"|13.405
| style="text-align:right;"|8,4 %
|- style="background:#CCCCCC;"
! colspan="9"| Provinz [[Qinghai]]
|- style="background:#DDDDDD;"
! colspan="2"|[[Qinghai]] gesamt:
| style="text-align:right;"|4.822.963
| style="text-align:right;"|1.086.592
| style="text-align:right;"|22,5 %
| style="text-align:right;"|2.606.050
| style="text-align:right;"|54,0 %
| style="text-align:right;"|1.130.321
| style="text-align:right;"|23,4 %
|-
|-
|[[Datei:Xining.png|60px|class=noviewer]]
| August
| – [[Xining]]
| align="right" |20.7
| align="right" |9.4&nbsp;
| style="text-align:right;"|1.849.713
| style="text-align:right;"|96.091
| style="text-align:right;"|5,2 %
| style="text-align:right;"|1.375.013
| style="text-align:right;"|74,3 %
| style="text-align:right;"|378.609
| style="text-align:right;"|20,5 %
|-
|-
|[[Datei:Haidong.png|60px|class=noviewer]]
| September
| – [[Haidong]]
| align="right" |19.6
| align="right" |7.6&nbsp;
| style="text-align:right;"|1.391.565
| style="text-align:right;"|128.025
| style="text-align:right;"|9,2 %
| style="text-align:right;"|783.893
| style="text-align:right;"|56,3 %
| style="text-align:right;"|479.647
| style="text-align:right;"|34,5 %
|-
|-
|[[Datei:Haibei.png|60px|class=noviewer]]
| Oktober
| – [[Haibei]]
| align="right" |16.4
| align="right" |1.4&nbsp;
| style="text-align:right;"|258.922
| style="text-align:right;"|62.520
| style="text-align:right;"|24,1 %
| style="text-align:right;"|94.841
| style="text-align:right;"|36,6 %
| style="text-align:right;"|101.561
| style="text-align:right;"|39,2 %
|-
|-
|[[Datei:Huangnan.png|60px|class=noviewer]]
| November
| – [[Huangnan]]
| align="right" |11.6
| align="right" |-5.0&nbsp;
| style="text-align:right;"|214.642
| style="text-align:right;"|142.360
| style="text-align:right;"|66,3 %
| style="text-align:right;"|16.194
| style="text-align:right;"|7,5 %
| style="text-align:right;"|56.088
| style="text-align:right;"|26,1 %
|-
|-
|[[Datei:QinghaiHainan.png|60px|class=noviewer]]
| Dezember
| – [[Hainan (Qinghai)|Hainan]]
| align="right" |7.7
| align="right" |-9.1&nbsp;
| style="text-align:right;"|375.426
| style="text-align:right;"|235.663
| style="text-align:right;"|62,8 %
| style="text-align:right;"|105.337
| style="text-align:right;"|28,1 %
| style="text-align:right;"|34.426
| style="text-align:right;"|9,2 %
|-
|-
|[[Datei:Golog.png|60px|class=noviewer]]
| Durchschnitt
| – [[Golog]]
| align="right" |15.3
| align="right" |0.8&nbsp;
| style="text-align:right;"|137.940
| style="text-align:right;"|126.395
| style="text-align:right;"|91,6 %
| style="text-align:right;"|9.096
| style="text-align:right;"|6,6 %
| style="text-align:right;"|2.449
| style="text-align:right;"|1,8 %
|-
|[[Datei:Location of Yushu Prefecture within Qinghai (China).png|60px|class=noviewer]]
| – [[Yushu]]
| style="text-align:right;"|262.661
| style="text-align:right;"|255.167
| style="text-align:right;"|97,1 %
| style="text-align:right;"|5.970
| style="text-align:right;"|2,3 %
| style="text-align:right;"|1.524
| style="text-align:right;"|0,6 %
|-
|[[Datei:Location of Haixi Prefecture within Qinghai (China).png|60px|class=noviewer]]
| – [[Haixi]]
| style="text-align:right;"|332.094
| style="text-align:right;"|40.371
| style="text-align:right;"|12,2 %
| style="text-align:right;"|215.706
| style="text-align:right;"|65,0 %
| style="text-align:right;"|76.017
| style="text-align:right;"|22,9 %
|- style="background:#CCCCCC;"
! colspan="9"| Provinz [[Sichuan]]
|-
|[[Datei:Aba.png|60px|class=noviewer]]
| – [[Ngawa (autonomer Bezirk)|Ngawa]]
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| style="text-align:right;"|455.238
| style="text-align:right;"|53,7 %
| style="text-align:right;"|209.270
| style="text-align:right;"|24,7 %
| style="text-align:right;"|182.960
| style="text-align:right;"|21,6 %
|-
|[[Datei:Ganzi.png|60px|class=noviewer]]
| – [[Garzê]]
| style="text-align:right;"|897.239
| style="text-align:right;"|703.168
| style="text-align:right;"|78,4 %
| style="text-align:right;"|163.648
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| style="text-align:right;"|3,4 %
|-
|[[Datei:Location of Muli within Sichuan (China).png|60px|class=noviewer]]
| – [[Muli (Liangshan)|Muli]]
| style="text-align:right;"|124.462
| style="text-align:right;"|60.679
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| style="text-align:right;"|27.199
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| style="text-align:right;"|36.584
| style="text-align:right;"|29,4 %
|- style="background:#CCCCCC;"
! colspan="9"| Provinz [[Yunnan]]
|-
|[[Datei:Diqing.png|60px|class=noviewer]]
| – [[Dêqên]]
| style="text-align:right;"|353.518
| style="text-align:right;"|117.099
| style="text-align:right;"|33,1 %
| style="text-align:right;"|57.928
| style="text-align:right;"|16,4 %
| style="text-align:right;"|178.491
| style="text-align:right;"|50,5 %
|- style="background:#CCCCCC;"
! colspan="9"| Provinz [[Gansu]]
|-
|[[Datei:Gannan.png|60px|class=noviewer]]
| – [[Gannan]]
| style="text-align:right;"|640.106
| style="text-align:right;"|329.278
| style="text-align:right;"|51,4 %
| style="text-align:right;"|267.260
| style="text-align:right;"|41,8 %
| style="text-align:right;"|43.568
| style="text-align:right;"|6,8 %
|-
|[[Datei:Location of Tianzhu within Gansu (China).png|60px|class=noviewer]]
| – [[Tianzhu]]
| style="text-align:right;"|221.347
| style="text-align:right;"|66.125
| style="text-align:right;"|29,9 %
| style="text-align:right;"|139.190
| style="text-align:right;"|62,9 %
| style="text-align:right;"|16.032
| style="text-align:right;"|7,2 %
|- style="background:silver;"
! colspan="9"| Gesamt für Großtibet
|- style="background:#DDDDDD;"
! colspan="2"|Mit Xining und Haidong
| style="text-align:right;"|10.523.432
| style="text-align:right;"|5.245.347
| style="text-align:right;"|49,8 %
| style="text-align:right;"|3.629.115
| style="text-align:right;"|34,5 %
| style="text-align:right;"|1.648.970
| style="text-align:right;"|15,7 %
|- style="background:#DDDDDD;"
! colspan="2"|Ohne Xining und Haidong
| style="text-align:right;"|7.282.154
| style="text-align:right;"|5.021.231
| style="text-align:right;"|69,0 %
| style="text-align:right;"|1.470.209
| style="text-align:right;"|20,2 %
| style="text-align:right;"|790.714
| style="text-align:right;"|10,9 %
|}
|}


Die Schätzungen der [[Tibetische Exilregierung|tibetischen Exilregierung]] ergaben im Jahr 1996 andere Zahlen. Demnach lebten im Hochland von Tibet 6 Millionen [[Tibeter]] und ca. 7,5 Millionen Han-Chinesen; in allen Städten Tibets seien Han-Chinesen bereits in der Mehrheit.<ref name="government">The Government of Tibet in Exile: ''[https://tibet.net/wp-content/uploads/2011/07/TibetProvingTruthFromTheFacts.pdf Tibet: Proving Truth from Facts].'' (PDF; 340&nbsp;kB). Kapitel: Population transfer and control. DIIR Publications 1996 – White Papers (englisch).</ref>
==Ökologie==
Der Umgang der einheimischen Bevölkerung mit den Bergwäldern gilt klischeehaft als sehr nachhaltig, obwohl nachgewiesen ist, dass historische Entwaldungen auch der Erschließung von Ackerflächen für tibetische Bauern und Winterweideflächen für die nomadische Bevölkerung dienten. Die Rodung und der Verkauf vieler Holzbestände der Moderne wird jedoch in der Regel undifferenziert der "chinesischen Regierung" zugeschrieben, ohne dabei die Rolle der örtlichen (tibetischen und chinesischen) Verwaltungen zu beleuchten. Das Holzeinschlagverbot Ende der 1990er Jahre konnte Peking nur durchsetzen, indem teilweise Ausgleichszahlungen der Zentralregierung an die örtlichen Administrationen bezahlt wurden.


{{Siehe auch|Tibeter#Tibeter außerhalb Tibets}}
== Bevölkerung ==
Nach der Volkszählung im Jahr 2000 ergeben sich für die verschieden Provinzen des Hochlands von Tibet folgende Bevölkerungsanteile.


== Geschichte ==
{| {{prettytable}}
{{Siehe auch|Zeittafel Tibet}}
! align=center colspan=8 | Tibeter und Han-Chinesen in Tibet, aufgeteilt nach Regionen gemäß der Zählung im Jahr 2000
[[Datei:Tibetan empire greatest extent 780s-790s CE.png|mini|Das tibetische Reich während seiner größten Ausdehnung zum Ende des 8. Jahrhunderts.]]
|----
[[Datei:Potala.jpg|mini|Der [[Potala-Palast]]]]
!
[[Datei:Zhongdian-sumtseling-gompa-c10.jpg|mini|Das Kloster [[Ganden Songtsenling|Sumtseling Gompa]]]]
!Total
[[Datei:Zhongdian-ciudad-antigua-calles-c08.jpg|mini|Tibetische Holzhäuser in [[Zhongdian]]]]
!colspan = 2 | [[Tibeter]]
!colspan = 2 | [[Han-Chinesen|Han]]
!colspan = 2 | andere
|----
| colspan = 8 | [[Autonomes Gebiet Tibet]]
|----
|[[AGT]] gesamt:
|align="right" |2616329
|align="right" |2427168
|align="right" |'''92.8%'''
|align="right" |158570
|align="right" |6.1%
|align="right" |30591
|align="right" |1.2%
|----
| - [[Lhasa]]
|align="right" |474499
|align="right" |387124
|align="right" |'''81.6%'''
|align="right" |80584
|align="right" |17.0%
|align="right" |6791
|align="right" |1.4%
|----
| - [[Qamdo]]
|align="right" |586152
|align="right" |563831
|align="right" |'''96.2%'''
|align="right" |19673
|align="right" |3.4%
|align="right" |2648
|align="right" |0.5%
|----
| - [[Shannan]]
|align="right" |318106
|align="right" |305709
|align="right" |'''96.1%'''
|align="right" |10968
|align="right" |3.4%
|align="right" |1429
|align="right" |0.4%
|----
| - [[Xigazê]]
|align="right" |634962
|align="right" |618270
|align="right" |'''97.4%'''
|align="right" |12500
|align="right" |2.0%
|align="right" |4192
|align="right" |0.7%
|----
| - [[Nagqu]]
|align="right" |366710
|align="right" |357673
|align="right" |'''97.5%'''
|align="right" |7510
|align="right" |2.0%
|align="right" |1527
|align="right" |0.4%
|----
| - [[Ngari]]
|align="right" |77253
|align="right" |73111
|align="right" |'''94.6%'''
|align="right" |3543
|align="right" |4.6%
|align="right" |599
|align="right" |0.8%
|----
| - [[Nyingchi]]
|align="right" |158647
|align="right" |121450
|align="right" |'''76.6%'''
|align="right" |23792
|align="right" |15.0%
|align="right" |13405
|align="right" |8.4%
|----
| colspan = 8 | Provinz [[Qinghai]]
|----
|[[Qinghai]] gesamt:
|align="right" |4822963
|align="right" |1086592
|align="right" |22.5%
|align="right" |2606050
|align="right" |'''54.0%'''
|align="right" |1130321
|align="right" |23.4%
|----
| - [[Xining]]
|align="right" |1849713
|align="right" |96091
|align="right" |5.2%
|align="right" |1375013
|align="right" |'''74.3%'''
|align="right" |378609
|align="right" |20.5%
|----
| - [[Haidong]]
|align="right" |1391565
|align="right" |128025
|align="right" |9.2%
|align="right" |783893
|align="right" |'''56.3%'''
|align="right" |479647
|align="right" |34.5%
|----
| - [[Haibei]]
|align="right" |258922
|align="right" |62520
|align="right" |24.1%
|align="right" |94841
|align="right" |36.6%
|align="right" |101561
|align="right" |39.2%
|----
| - [[Huangnan]]
|align="right" |214642
|align="right" |142360
|align="right" |'''66.3%'''
|align="right" |16194
|align="right" |7.5%
|align="right" |56088
|align="right" |26.1%
|----
| - [[Hainan (Autonomer Bezirk)|Hainan]]
|align="right" |375426
|align="right" |235663
|align="right" |'''62.8%'''
|align="right" |105337
|align="right" |28.1%
|align="right" |34426
|align="right" |9.2%
|----
| - [[Golog]]
|align="right" |137940
|align="right" |126395
|align="right" |'''91.6%'''
|align="right" |9096
|align="right" |6.6%
|align="right" |2449
|align="right" |1.8%
|----
| - [[Yushu]]
|align="right" |262661
|align="right" |255167
|align="right" |'''97.1%'''
|align="right" |5970
|align="right" |2.3%
|align="right" |1524
|align="right" |0.6%
|----
| - [[Haixi]]
|align="right" |332094
|align="right" |40371
|align="right" |12.2%
|align="right" |215706
|align="right" |'''65.0%'''
|align="right" |76017
|align="right" |22.9%
|----
| colspan = 8 | Provinz [[Sichuan]]
|----
| - [[Ngawa]]
|align="right" |847468
|align="right" |455238
|align="right" |'''53.7%'''
|align="right" |209270
|align="right" |24.7%
|align="right" |182960
|align="right" |21.6%
|----
| - [[Garzê]]
|align="right" |897239
|align="right" |703168
|align="right" |'''78.4%'''
|align="right" |163648
|align="right" |18.2%
|align="right" |30423
|align="right" |3.4%
|----
| - [[Muli (Sichuan)|Muli]]
|align="right" |124462
|align="right" |60679
|align="right" |48.8%
|align="right" |27199
|align="right" |21.9%
|align="right" |36584
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|----
| colspan = 8 | Provinz [[Yunnan]]
|----
| - [[Dêqên]]
|align="right" |353518
|align="right" |117099
|align="right" |33.1%
|align="right" |57928
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|align="right" |178491
|align="right" |'''50.5%'''
|----
| colspan = 8 | Provinz [[Gansu]]
|----
| - [[Gannan]]
|align="right" |640106
|align="right" |329278
|align="right" |'''51.4%'''
|align="right" |267260
|align="right" |41.8%
|align="right" |43568
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|----
| - [[Tianzhu]]
|align="right" |221347
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|align="right" |29.9%
|align="right" |139190
|align="right" |'''62.9%'''
|align="right" |16032
|align="right" |7.2%
|----
| colspan = 8 | Gesamt für Großtibet:
|-
|Mit Xining und Haidong
|align="right" |10523432
|align="right" |5245347
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|----
|Ohne Xining und Haidong
|align="right" |7282154
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|align="right" |'''69.0%'''
|align="right" |1470209
|align="right" |20.2%
|align="right" |790714
|align="right" |10.9%
|----
|}


=== Königreich Tibet ===
Diese Liste beinhaltet alle tibetischen autonomen Gebiete der Volksrepublik China und zusätzlich Xining sowie Haidong. Die beiden letzten wurden berücksichtigt, um die Liste für die Provinz Qinghai zu vervollständigen und auch weil die tibetische Exilregierung diese beiden Gebiete als Teil von Großtibet beansprucht.
{{Hauptartikel|Tibetische Monarchie}}


Das Königreich Tibet entstand Anfang des 7. Jahrhunderts. Zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert war Tibet ein starkes, kriegerisches Reich. Nach der Schwächung der Position der [[Liste der Könige von Tibet|tibetischen Könige]] im 10. Jahrhundert bildete sich in Zentraltibet die prägende Form der tibetischen Gesellschaft aus. Die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse waren von feudalem Typ: Ein Teil der Bauern besaß einen erblichen Anspruch auf ein Stück Land, musste dafür aber unbezahlte Frondienste ''(ula)'' leisten und Steuern zahlen. Die übrigen waren Leibeigene, die an ihren adligen Grundherrn gebunden waren oder an die Klöster, die zu den größten Grundbesitzern gehörten. Diese Form bestand bis Ende der 1950er Jahre.
Quelle: Department of Population, Social, Science and Technology Statistics of the National Bureau of Statistics of China (国家统计局人口和社会科技统计司) und Department of Economic Development of the State Ethnic Affairs Commission of China (国家民族事务委员会经济发展司), eds. ''Tabulation on Nationalities of 2000 Population Census of China'' (《2000年人口普查中国民族人口资料》). 2 vols. Beijing: Nationalities Publishing House (民族出版社), 2003. (ISBN 7105054255)


{{Siehe auch|Liste der Könige von Tibet}}
Die Schätzungen der tibetischen [[Exilregierung]] ergeben andere Ergebnisse. Nach ihren Schätzungen leben im Hochland von Tibet heute 6 Millionen [[Tibeter]] und ca. 7,5 Millionen Chinesen. In allen Städten Tibets sind heute nach ihren Schätzungen die Chinesen bereits in der Mehrheit.


=== Mongolische Herrschaft ===
Insgesamt 131.000 Tibeter leben außerhalb von "Groß-Tibet", davon 100.000 in [[Indien]], 25.000 in [[Nepal]], 2.000 in [[Bhutan]], 8.000 in der [[Schweiz]], 600 in [[Kanada]] und 150 in den [[USA]]. Diese Zahlen schließen jene Tibeter nicht mit ein, die als Selbständige, Angestellte oder auch als Schüler in chinesischen Städten in Chinas Osthälfte leben. Allein in [[Peking]] leben rund 2000 Tibeter, wie auch [[Lanzhou]], die Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz [[Gansu]], und [[Chengdu]], die Hauptstadt der chinesischen Provinz [[Sichuan]], einen beträchtlichen tibetischen Bevölkerungsanteil aufweisen. Nichtoffiziellen Schätzungen zufolge liegt die Zahl der Tibeter, die in Chengdu leben, zwischen 10.000 und 100.000. Aufgrund des inzwischen wieder großen Zuspruchs, dessen sich der tibetische Buddhismus auch unter Han-Chinesen erfreut, lassen sich auch manche hohe Lamas in ost- und südchinesischen Städten wie [[Shanghai]], [[Hangzhou]] oder [[Shenzhen]] nieder.
Im Jahre 1240 wurde Tibet durch den mongolischen [[Khan]] [[Güyük Khan]] erobert und in sein Reich eingegliedert. Köden, der jüngere Bruder Güyük Khans, wurde 1247 zum vorübergehenden Gouverneur der eroberten Tibet-Region ernannt. Mitte des 13. bis Mitte des 14. Jahrhunderts wurden Angehörige der [[Sakya]]-Schule des tibetischen Buddhismus von den mongolischen Khans als Vizekönige eingesetzt.<ref name="tibet">''Tibet – Die Geschichte meines Landes. Der Dalai Lama im Gespräch mit Thomas Laird'', Scherz-Verlag, ISBN 978-3-502-15000-8.</ref> Das Gebiet Chinas war zur gleichen Zeit von den [[Mongolen]] vereinnahmt, besondere staatliche Rechte wurden den Chinesen nicht eingeräumt.


Im Jahr 1368 kam es durch Han-Chinesen, angeführt von [[Zhu Yuanzhang]] zum Sturz der mongolischen Herrscher und zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit und Souveränität Chinas, auf dessen Gebiet sich die bis 1644 herrschende [[Ming-Dynastie]] etablierte. Zwar brachen auf tibetischem Gebiet „Nachfolgeunruhen“ aus, aber ein direkter Einfluss der Ming-Herrschaft auf die staatliche Hoheit Tibets, wie ihn die mongolische [[Yuan-Dynastie]] anstrebte, ist aus dieser Zeit nicht belegbar. Bekannt ist hingegen eine Maßnahme der Ming-Dynastie, die jedoch nur indirekt mit Tibet zu tun hatte. Sie erließ anfänglich in ihrem Herrschaftsbereich ein Gesetz, das es der eigenen Bevölkerung verbot, die Lehren des Buddhismus aus Tibet zu erlernen.<ref>Gray Tuttle: ''Tibetan Buddhists in the Making of Modern China.'' Columbia University Press, New York 2005, ISBN 0-231-13446-0, S.&nbsp;27.</ref>
== Tibets Buddhismus ==

[[Image:Tibet Lhasa Jokhang Wheel of Dharma.jpg|thumb|200px|"Rad des [[Dharma]]" am Jokhang-Tempel ([[Lhasa]], Tibet)]]
1578 betrieb der [[Altan Khan]], ein mongolischer Herrscher, Angehöriger der [[Tümed]], die [[Inthronisation]] des ersten [[Dalai Lama]]. Im Gegenzug erhielt der Mongole auch einen Ehrentitel, sodass der Lama sich nun seines Schutzes vergewissern konnte. Altan Khan war ein mächtiger Feldherr, dessen Truppen 1541–1571 erfolgreich gegen die Ming-Dynastie kämpften. Tibet blieb somit weiterhin in der Einflusssphäre mongolischer Herrscher. Die Han-Chinesen hatten dem nichts entgegenzusetzen. Als Altan Khan 1582 starb, setzte sein Sohn [[Sengge Düüreng]] die Herrschaft über Tibet noch fort, nach seinem Tod 1586 gab es jedoch keine Nachfolger.
Tibet ist der Mittelpunkt des Tibetischen Buddhismus, der als [[Vajrayana]] bekannt ist. [[Buddhismus in Tibet]] hatte sich zunächst seit dem 8. Jahrhundert und später ab dem 11. Jahrhundert in vier großen buddhistischen Schulen ([[Nyingma]], [[Kagyü]], [[Sakya]] und [[Gelug]]) entwickelt. Das weltliche Oberhaupt Tibets ist der im indischen Exil lebende 14. [[Dalai Lama]], der zugleich bedeutender Repräsentant einer der Vajrayana-Schulen ([[Gelug]]) ist. Die vorbuddhistische tibetische Religion ist der [[Bön]], die von buddhistischen Einflüssen stark durchdrungen ist – ebenso wie der tibetische Buddhismus wiederum vom Bön beeinflusst wurde. Die [[tibetische Schrift]] gehört zu den nordindischen Silbenschriften.

Während der letzten Invasion der Mongolen am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Regierungsgewalt auf höchste kultisch-religiöse Repräsentanten der jüngsten der vier religiösen Linien, der [[Gelugpa]]-Schule, übertragen. Zwei Rivalen um die Herrschaft über Tibet während dieser Zeit waren die beiden Mongolen [[Choghtu Khong Tayiji]], ein Angehöriger der [[Chalcha]], und [[Gushri Khan]], ein [[Oiraten]]-[[Khoshuud]]e (auch ''Qoshote''). Letzterer wurde 1638 König von Tibet und unterstützte den fünften Dalai Lama [[Ngawang Lobsang Gyatsho]], der 1642 zur obersten Autorität des tibetischen Staatswesens ernannt wurde. Damit wurde eine Regierung (''Ganden Phodrang''; tib.: ''dga' ldan pho brang'') geschaffen, die von 1642 bis 1959 regierte.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.thdl.org/collections/history/timeline_general.html |text=thdl.org: The Periodization of Tibetan History: General Chronology |wayback=20080208100734}}</ref> Als Könige folgten nach Gushri Khans Tod 1655 bis 1668 [[Dayan Otschir Khan]], 1668 bis 1701 [[Dalai Khan]] und 1703 bis 1717, sein Sohn [[Lhabsang Khan]]. 1679 wurde [[Sangye Gyatso]] von Lhabsang Khan, der nicht ständig präsent sein konnte, zum obersten tibetischen Regenten mit dem Titel „Desi des 5. Dalai Lama“ (tib.: ''sde srid'') ernannt.

Im ausgehenden 17. Jahrhundert bahnte sich im benachbarten China wiederum eine Fremdherrschaft an, diesmal jedoch nicht von den Mongolen. In Ostasien erstarkten die Herrscher eines [[Tungusische Völker|tungusischen Volkes]], die von den [[Jurchen]] abstammenden [[Mandschu]]. Sie brachten bereits 1644 die Ming-Dynastie der Han-Chinesen in [[Peking]] zu Fall. Die Herrschaft über ganz China erlangten sie jedoch erst 1662, da die Han noch in Südchina mit einigen Gegenkaisern regieren konnten. Die Mandschu errichteten die Qing-Dynastie ([[mandschurisch]] ''daicing gurun''). Für Tibet hatte dies zunächst keine Bedeutung, denn die Machtausübung des ersten mandschurischen Regenten [[Dorgon]], des Onkels des noch minderjährigen ersten Mandschu-Kaisers [[Shunzhi]] in Peking, richtete sich vornehmlich nach innen. Der Nachfolge-Kaiser [[Kangxi]] begann eine Politik nach außen. Dabei besetzte er 1701 die tibetisch-chinesische Grenz- und Handelsstadt [[Lucheng (Kangding)|Lucheng]] in [[Dartsedo]] (Kangding). Eine Besetzung Tibets erfolgte jedoch nicht, und so blieb es bis Anfang des 18. Jahrhunderts eine Region im mongolischen Einflussbereich, aber mit einem etablierten eigenen [[Staatswesen]].

=== Einflussbereich der Mandschu ===
1717 besetzte [[Tsewangrabtan]]s Armee Lhasa und tötete Lhabsang Khan. Diese Schwäche der Mongolen nutzte der mandschurische Kaiser [[Kangxi]] und übernahm 1720 die Macht in Lhasa. Der Kaiser setzte den [[7. Dalai Lama]] ins Amt ein und erklärte das Gebiet Tibets zu seinem [[Protektorat]]. Zu dieser Zeit war auch eine Garnison kaiserlicher Soldaten der [[Qing-Dynastie]] in Lhasa stationiert. Nach dem Tod des Kaisers zogen die Mandschu 1723 ihre Truppen wieder ab.

1727 richtete der neue Mandschu-Kaiser [[Yongzheng]] das Amt eines [[Amban]] in Tibet ein, der die Regierung in Lhasa kontrollierte. Damit begann in Tibet zwar eine Zeit direkten Einflusses mandschurischer Kaiser auf die tibetische Regierung, doch deren Existenz wurde nicht in Frage gestellt. Die Mandschu-Dynastie erwirkte jedoch das Recht, durch Ambane, die seit 1727 als kaiserliche Gesandte an den Hof des Dalai Lama, den [[Potala-Palast]], entsandt waren, an der tibetischen Politik mitzuwirken. Auch auf das Findungsritual für einen neuen Dalai Lama nahmen sie Einfluss. Letztlich änderte das aber nichts am Bestand eines von den wechselnden Herrschern in Peking akzeptierten tibetischen Staates und seiner Machtbefugnisse. Nachdem Mandschu-Kräfte wegen eines innertibetischen Bürgerkriegs kurzzeitig einrückten und nach der Befriedung wieder abrückten, belief sich 1733 die mandschurische Truppenstärke in Tibet auf 500. [[Phola Tedji]] regierte zwischen 1728 und 1747 Tibet und erhielt als Herrscher Tibets vom Mandschu-Kaiser [[Qianlong]] einen königsartigen Titel verliehen. Er schuf eine eigene tibetische Armee mit 25.000 Soldaten. Phola Tedjis Sohn Gyurme Namgyel löste 1747 seinen Vater nach dessen Tod im Amt ab.

Ab 1751 übernahm der Dalai Lama neben dem religiösen Amt mit Zustimmung der Mandschu auch wieder die politische Herrschaft. So regierte von 1751 bis 1756 der [[7. Dalai Lama]] [[Kelsang Gyatsho (Dalai Lama)|Kelsang Gyatsho]] in Lhasa. Mit dieser Erweiterung der Machtbefugnisse des Dalai Lama endete faktisch das mandschurische Protektorat und es begann das Konstrukt einer [[Suzeränität]], das über 160 Jahre lang bestand und Vorteile für beide Staaten bot, aber nichts am tibetischen Herrschaftssystem und seinem Staatswesen änderte. Einfluss der Mandschu gab es während der Suzeränität nur in den östlichen Randlagen Tibets zur chinesischen Tiefebene mit einem größeren Bevölkerungsanteil von Han-Chinesen. Die unerschlossenen oder nur dünn besiedelten Gebiete Tibets zu durchqueren, war beschwerlich und ohne ortskundige Begleitung kaum zu schaffen. Zudem gab es in Tibet bis ins 20. Jahrhundert fast nichts, mit dem die Han-Chinesen hätten Handel treiben können und was eine derart aufwendige Reise gerechtfertigt hätte.

Im 19. Jahrhundert lebten die Menschen in einem [[Feudalismus|feudalen System]] unter den Lamas. Die großen Klöster besaßen den Hauptanteil des Landes, monopolisierten das Bildungssystem sowie die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten und zogen Abgaben ein. Der Handel mit dem Ausland, abgesehen von Indien, Turkmenistan und China, war gering.

Der Dalai Lama war das Oberhaupt, aber sein Einfluss schwankte mit seinen persönlichen Fähigkeiten. Sein Machtbereich reichte insbesondere zur Zeit des 5. Dalai Lamas bis weit nach Osttibet (insbesondere [[Kham]]) hinein, umfasste jedoch nie mehr den gesamten tibetisch besiedelten Raum wie zur Zeit der [[Yarlung-Dynastie]]. Aufgrund des [[Tulku]]-Systems der [[Reinkarnation]] gab es lange Phasen, in denen der Dalai Lama zu jung war, um sein Amt auszuführen. In dieser Zeit war der Panchen Lama das Landesoberhaupt.

=== Britische Okkupation ===
{{Hauptartikel|Britischer Tibetfeldzug}}

Während der Phase des [[The Great Game|Great Game]] wollte [[Russisches Kaiserreich|Russland]] einen starken diplomatischen Einfluss auf Tibet gewinnen. Die Versuche von Lord [[George Curzon, 1. Marquess Curzon of Kedleston|George Curzon]], dem britischen [[Generalgouverneur und Vizekönig von Indien|Vizekönig von Indien]], im Gegenzug mit diplomatischen Mitteln diesen Einfluss einzudämmen, wurden von der tibetischen Regierung ignoriert. Als Antwort auf diese als [[Affront]] betrachtete Haltung begann im November 1903 der [[Britischer Tibetfeldzug|britische Tibetfeldzug]] unter der Leitung von [[Francis Younghusband]] gegen eine schlecht ausgestattete tibetische Armee.

Nach der Besetzung Lhasas und der Flucht des 13. Dalai Lama in die [[Äußere Mongolei]] diktierten die Briten den verbleibenden tibetischen Vertretern und dem [[Amban]] des [[Qing-Dynastie|Qing]]-Kaisers im September 1904 ein Abkommen zur Öffnung der Grenze für den Handel mit [[Britisch-Indien]]. Sie erwirkten, dass Tibet mit keiner anderen Nation Handel treiben und auch keine andere Nation Telefonleitungen verlegen oder Verkehrsverbindungen errichten durfte. Es wurde zudem festgelegt, dass nur die Briten das Recht hatten, Militärstützpunkte in Tibet zu errichten. Weiterhin wurde festgelegt, dass Tibet nicht ohne Einverständnis der Briten in Verhandlungen mit anderen Ländern treten durfte. Dieser Vertrag wurde 1906 von der chinesischen Regierung bestätigt.

In der [[Anglo-Russische Konvention (1907)|Konvention von Sankt Petersburg von 1907]] einigten sich England und Russland über ihre Interessensphären in [[Zentralasien]] und bestätigten die [[Suzeränität]] Mandschu-Chinas über Tibet. 1910 schickten die Mandschuren eine eigene militärische Expedition, um diesen Anspruch zu festigen. Der Dalai Lama, kaum aus dem [[Exil]] heimgekehrt, floh erneut, diesmal nach Indien. Infolge der [[Chinesische Revolution|chinesischen Revolution]] im Oktober 1911, des Endes des [[Qing-Dynastie|Kaisertums]] in China, verließen die chinesischen Truppen Tibet.

=== Eigenstaatlichkeit 1913 ===
{{Hauptartikel|Tibet (1912–1951)}}
[[Datei:Flag of Tibet.svg|mini|Die historische [[Flagge Tibets]] – verwendet von der [[Tibetische Exilregierung|tibetischen Exilregierung]]. Ihr Besitz ist in der [[Volksrepublik China]] verboten.]]

Im Frühjahr 1912 gab es nur noch eine kleine chinesische Garnison in Lhasa. Der Dalai Lama kehrte zurück und zog im Juni 1912 in Lhasa ein. Nach Vertreibung der letzten mandschu-chinesischen Truppen aus Lhasa Anfang Januar 1913 proklamierte der Dalai Lama am 14. Februar 1913 feierlich die staatliche Unabhängigkeit Tibets:<ref name="justice">Tibet Justice Center: ''[https://www.tibetjustice.org/materials/tibet/tibet1.html Proclamation Issued by His Holiness the Dalai Lama XIII].'' 1913 (englisch).</ref> ''„Tibet would be ruled without any outside interference.“''<ref>Melvyn C. Goldstein: ''On modern Tibetan History: Moving Beyond Stereotypes.'' Columbia University Press (englisch).</ref> Hierbei wurden auch die äußeren Symbole wie Flagge und Hymne festgelegt. In Tibet entwickelte sich somit ein nun von China unabhängiger Staat mit eigener Armee, Regierung und Währung, der über vier Jahrzehnte Bestand hatte. Zur gleichen Zeit wurde ein [[Freundschafts- und Bündnisvertrag zwischen der Mongolei und Tibet|Freundschaftsvertrag]] mit der [[Mongolei]] unterzeichnet in der Absicht, die Unabhängigkeit beider Staaten zu erklären.

China unternahm keine ernsthaften Versuche dagegen, abgesehen von gelegentlichen lautstarken Äußerungen<ref>Melvyn C. Goldstein, ebenda.</ref> von [[Kuomintang]]-General [[Huang Musong]] anlässlich einer Kondolenzmission in Lhasa zum Tod des 13. Dalai Lama.

Der nach der Kapitulation Japans 1945 in China fortgesetzte Bürgerkrieg verursachte in Tibet Besorgnis. Als Reaktion darauf wurden alle chinesischen Beamten des Landes verwiesen und die eigene Armee aufgerüstet. Ein Appell an die Regierungen Großbritanniens, Indiens und der USA im Jahr 1949 blieb ohne Erfolg, so dass Tibet politisch isoliert blieb.

=== Eingliederung in die Volksrepublik China ===
{{Hauptartikel|Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets|Autonomes Gebiet Tibet}}
[[Datei:Bundesarchiv Bild 135-KA-06-098, Tibetexpedition, Blick auf Lhasa und Potala.jpg|mini|[[Lhasa]] im Jahr 1938]]
[[Datei:Tibetan Delegation in India in 1950.jpg|mini|Eine Delegation von Tibetern am 8. September 1950 in Indien bei Premierminister [[Jawaharlal Nehru]] (Mitte)]]

Nach der Machtübernahme der [[Kommunistische Partei Chinas|Kommunistischen Partei]] und Gründung der [[Volksrepublik China]] unter Führung von [[Mao Zedong]] im Oktober 1949 erwachte der Anspruch auf Tibet und dessen Anschluss an das chinesische „Mutterland“ erneut. Die Absicht der „Befreiung“ Tibets vom „britischen, imperialistischen Joch“ durch Chinas [[Volksbefreiungsarmee]] wurde im Januar 1950 durch Radio Peking verkündet. Am 7. Oktober 1950 erreichte die Volksbefreiungsarmee den tibetischen Ort [[Chengguan (Karub)|Qamdo]], wo sie nur auf minimalen Widerstand der schlecht ausgerüsteten [[Tibetische Armee|tibetischen Armee]] traf. Einen Monat nach der Kapitulation der Armee in Osttibet durch den Gouverneur von Kham, [[Ngapoi Ngawang Jigmê]], übernahm in Lhasa der 14. Dalai Lama im Alter von 15 Jahren, drei Jahre früher als üblich, die Regierung Tibets.

Nach der Aufnahme von Verhandlungen mit China unterzeichneten Repräsentanten der tibetischen Regierung am 23. Mai 1951 unter politischem Druck in Peking das [[Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets|17-Punkte-Abkommen]], ohne jedoch die Vollmacht durch ihre Regierung hierfür zu besitzen. In dem Abkommen wurde die Integration Tibets in China festgelegt, wobei Tibet neben der regionalen Autonomie und Religionsfreiheit auch eine Garantie zugesichert wurde, dass das existierende politische System in Tibet unverändert bleibt. Außerdem sollen Reformprozesse ohne Druck durch chinesische Zentralbehörden nur durch die tibetische Regierung eingeleitet werden.

Drei Tage später erfuhr die tibetische Regierung über das Radio von der Unterzeichnung und dem Inhalt des Abkommens. Da hierin das religiös-politische System Tibets und die Stellung des Dalai Lamas unverändert bleiben sollten, stimmte die Regierung in Lhasa am 24. Oktober 1951 dem Abkommen zu. Wenige Tage darauf brach die Volksbefreiungsarmee in Richtung Zentraltibet auf und errichtete in Lhasa binnen weniger Monate eine starke Militärpräsenz, die zahlenmäßig fast der Bevölkerungszahl entsprach.

Zu diesem Zeitpunkt unternahm die chinesische Regierung keine Versuche, das soziale oder religiöse System in dem neu geschaffenen ''Autonomen Gebiet Tibet'' zu verändern, das östliche Kham und Amdo wurden jedoch wie jede andere chinesische Provinz behandelt. Der Versuch der Kommunistischen Partei, dort die [[Landreform]] durch Errichtung von [[Volkskommune]]n und Sesshaftmachung der Nomaden durchzusetzen, erzeugte in der Bevölkerung erste Unzufriedenheit. In den 1950er Jahren kamen in diesen Gebieten größere Unruhen auf, die sich letztendlich bis ins westliche Kham und [[Ü-Tsang]] ausweiteten. 1955 kam es zu einem spontanen Aufstand, der blutig niedergeschlagen wurde. Der US-Geheimdienst [[Central Intelligence Agency|CIA]] entsandte im Geheimen Ausbilder ins Land und unterstützte die aufständischen Guerillakämpfer mit Geld und Waffen.<ref>[[Andreas Lorenz (Korrespondent)|Andreas Lorenz]]: ''[https://www.spiegel.de/politik/ausland/dokumentation-cia-bildete-widerstandkaempfer-in-tibet-aus-a-837756.html CIA-Ausbilder in Tibet – Dilemma auf dem Dach der Welt].'' In: ''spiegel.de'', [[Spiegel Online]], 9. Juni 2012, abgerufen am 28. März 2025.</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://chinhdangvu.blogspot.com/2008/08/revolt-of-monks.html |text=Revolt of the Monks: How a Secret CIA Campaign Against China 50 Years Ago Continues to Fester; A Role for Dalai Lama’s Brother |wayback=20120301040353}}</ref> Anschließend kam es durch den Zusammenschluss verschiedener Stammesgruppen zu einer landesweiten Rebellion, die sich im [[Kham]]pa-Widerstand „[[Chushi Gangdrug|Chushi Gangdruk]]“ organisierte.

1959, zur Zeit des [[Großer Sprung nach vorn|Großen Sprungs nach vorn]] in China, behandelte die chinesische Führung den mittlerweile erwachsenen Dalai Lama mit offener Pietätlosigkeit. Am 10. März 1959 brach daraufhin in Lhasa der [[Tibetaufstand 1959|Tibetaufstand]] aus. Nach dem Beschuss des [[Norbulingka]] durch [[Heer der Volksrepublik China|chinesische Truppen]] am 17. März 1959 floh der dort verweilende Dalai Lama nach Indien. Zwei Tage später brachen Kämpfe in der Stadt aus, der Volksaufstand wurde am 21. März brutal niedergeschlagen. Bei den Kämpfen starben laut exiltibetischen Angaben Zehntausende Tibeter.<ref name="government-1">The Government of Tibet in Exile: ''[https://tibet.net/wp-content/uploads/2011/07/TibetProvingTruthFromTheFacts.pdf Tibet: Proving Truth from Facts].'' (PDF; 332&nbsp;kB). Kapitel: The National Uprising. 1996 (englisch).</ref><ref>{{Webarchiv |url=http://www.faz.net/s/RubA9F8A64C986D475497D5D270FB13E114/Doc~E01BC28D93ED2432BB180580D13CA71FD~ATpl~Ecommon~SMed.html |text=FAZ, 10. März 2011: 10. März 1959. Volksaufstand gegen China in Tibet. „Für den 10. März 1959 wurde der Dalai Lama ungewöhnlicherweise zu einer Theateraufführung beim Hauptquartier der chinesischen Volksbefreiungsarmee außerhalb der Hauptstadt Lhasa eingeladen. Teile der tibetischen Bevölkerung befürchteten, dass der Dalai Lama entführt werden sollte. Am 10. März versammelten sich etwa 300.000 Tibeter an seiner Residenz, um ihn an dem Besuch der Theateraufführung zu hindern. Danach brachen bewaffnete Auseinandersetzungen aus. Die Tibeter waren stark unterlegen und schlecht bewaffnet. Deshalb waren die Kampfhandlungen nach zwei Tagen beendet. Auf tibetischer Seite gab es 86.000 Tote. Der Dalai Lama floh ins Exil.“ |wayback=20110313083819}}</ref> Tibet war schwer von der [[Kulturrevolution]] betroffen, die [[Rote Garden (China)|roten Garden]] zerstörten in der Zeit von 1966 bis 1969 mehrere tausend Klöster und andere Kulturdenkmäler. Fast alle Kultur- und Religionsinstitutionen Tibets wurden vernichtet. Was den [[Han-Chinesen]] zur Zeit der „Kulturrevolution“ mehrheitlich jedoch als ein politischer Konflikt erschien, erschien den Tibetern als nationaler Konflikt, der sich gegen sie als Volk richtete und von den ''Han'' ausging.<ref>[[Thomas Heberer (Politikwissenschaftler)|Th. Heberer]]: ''Peking erlässt die „Verwaltungsmethode zur Reinkarnation eines Lebenden Buddhas im tibetischen Buddhismus“. Analyse vor dem allgemeinen Hintergrund der Tibet-Frage.'' Zeitschrift für Chinesisches Recht, Heft 1/2008 ([https://www.uni-due.de/imperia/md/content/oapol/auszughebererzchinr1-2008.pdf PDF; 1,5&nbsp;MB]).</ref>

=== Heutige Situation ===
Die Lage in Tibet ist weiterhin sehr angespannt. Zu Unruhen in Lhasa kam es zwischen 1987 und 1989, was zur Ausrufung des Ausnahmezustandes durch die Behörden führte, später folgten die [[Unruhen in Tibet 2008]] sowie [[Selbstverbrennungen in Tibet|Selbstverbrennungen von Tibetern]] 2012.<ref name="unrest-1">{{Webarchiv |url=http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=14032008ArtikelPolitikLMMueller1 |wayback=20090108070253 |text=Heftige Unruhen in Tibet, Indien und Nepal}}.</ref> China übte sich dabei stets in [[Rhetorik|Kriegsrhetorik]].<ref>''[https://www.spiegel.de/politik/ausland/proteste-in-tibet-china-beschuldigt-dalai-lama-wegen-selbstverbrennungen-a-819866.html Proteste in Tibet – China beschuldigt Dalai Lama wegen Selbstverbrennungen. Chinas politische Führung wittert hinter der Serie von Selbstverbrennungen von Tibetern eine gezielte Aktion des Dalai Lama].'' In: [[Spiegel Online]], 7. März 2012.</ref>

Die chinesische Polizei- und Militärpräsenz in Tibet ist enorm, die Bevölkerung steht unter ständiger Kontrolle und wird stark unterdrückt.<ref>{{Webarchiv |url=http://freedomhouse.org/template.cfm?page=22&country=7958&year=2010 |wayback=20111223073802 |text=Freedom House 2010 report on Tibet}}</ref> Es ist streng verboten, den aktuellen Dalai Lama nur zu erwähnen oder gar Bilder von ihm zu verbreiten.<ref name="usstate2009">US State Department, Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor, 2009 Human Rights Report: China (includes Tibet, Hong Kong, and Macau), March 11, 2010.</ref> Menschenrechtsorganisationen beklagen des Weiteren die fehlende Religions- und Pressefreiheit, die strenge Geburtenkontrolle,<ref name="Goldstein 1991 285–303">{{Cite journal |title=China’s Birth Control Policy in the Tibet Autonomous Region |journal=[[Asian Survey]] |first=Melvyn |last=Goldstein |first2=Cynthia |last2=Beall |date=1991-03 |language=en |volume=31 |issue=3 |pages=285–303 |jstor=2645246 |doi=10.1525/as.1991.31.3.00p0043x}}</ref> [[Extralegale Hinrichtung|außergerichtliche Hinrichtungen]] und [[Verschwindenlassen]].<ref name="aiamnesty">Tibet Justice Center: ''[https://www.tibetjustice.org/materials/un/un8annex2.1.html Amnesty International: "China – Amnesty International’s concerns in Tibet"].'' United Nations – Secretary-General’s Report: Situation in Tibet, E/CN.4/1992/37 (englisch).</ref>

{{Siehe auch|Menschenrechte in der Volksrepublik China}}

=== Münzrechte im Zeitverlauf ===
{| class="wikitable"
|-
!Zeit
!Prägung
!Zahlungsmittel
!Auftraggeber
|-
| ab 7. Jahrhundert || In Form von Silber- und Goldbarren und Goldstaub || Srang und Sho || Tibet
|-
| ab 1640 || Importierte Silbermünzen aus Nepal im Gewicht von ca. 5,4 g || [[Mohur|Mohars]] bzw. [[Tangka]] || Tibet
|-
| 1763–1791 || Erste Eigenprägungen von Silbermünzen in Tibet || Tangka || Tibet
|-
| 1792–1835 || Silbermünzen geprägt in Lhasa || Tangka und Sho || China und Tibet
|-
| 1840–1908 || Silbermünzen geprägt in Lhasa || Gaden Tanka || Tibet
|-
| 1909–1911 || Silbermünzen geprägt in Lhasa || Shokang, Srang || China
|-
| 1911–1959 || Banknoten (bis 1959) und Münzen (bis 1954) werden in verschiedenen Münzstätten in Lhasa und ab 1932 in der Münzstätte Tashi Lekhung, 3&nbsp;km nördlich des alten Lhasa, gedruckt bzw. geprägt. || Skar, Sho, Srang, Tangka || Tibet
|}


== Tibets Status ==
== Tibets Status ==
=== Die chinesische Sichtweise===
[[Bild:Everest_from_Tibet.jpg|right|thumb|310px|Blick auf den Mount Everest]]
Aus Sicht der chinesischen Regierung ist Tibet seit mehreren hundert Jahren ein fester Bestandteil Chinas. Nach dieser Ansicht hätte der 13. Dalai Lama [[Thubten Gyatso]] im Jahr 1894 mit Hilfe der [[Vereinigtes Königreich|britischen]] [[Imperialismus|Imperialisten]] versucht, Tibet von China abzuspalten. In diesem Jahr wurde der [[Statthalter]] des chinesischen Kaisers vom Dalai Lama aus Tibet vertrieben. Die [[Kolonialismus|Kolonialmacht]] Großbritannien war in China militärisch präsent und unterstützte die Abspaltung Tibets politisch, was die chinesische Regierung zum Stillhalten zwang. Die Unabhängigkeitserklärung von 1913 ist aus chinesischer Sicht [[völkerrecht]]lich nie wirksam geworden, da sie weder von China noch von irgendeinem anderen Staat je anerkannt wurde. Mit dem Zurückdrängen der ausländischen Beeinflussung Tibets (1950) und dem Abschluss des 17-Punkte-Abkommens (1951) sei der traditionelle Zustand wiederhergestellt worden.


=== Die Sicht der tibetischen Exilregierung ===
=== Die Sichtweise der tibetischen Exilregierung ===
[[Bild:TibetFlaggeGross.png|220px|right|thumb|Flagge der tibetischen Exilregierung und Tibets vor der chinesischen Okkupation ([[Flagge Tibets|Details]]).
[[Datei:Emblem of Tibet.svg|mini|[[Wappen Tibets|Wappen/Siegel der tibetischen Exilregierung]] und Tibets vor der chinesischen Okkupation]]
Diese Flagge ist in der Volksrepublik China verboten.]]
Die tibetische Exilregierung vertritt die Auffassung, dass Tibet zum Zeitpunkt der [[Invasion]] durch die [[Volksbefreiungsarmee]] ein unabhängiger Staat gewesen sei und die militärische Invasion sowie die andauernde Besetzung ein Verstoß gegen internationales Recht und das Recht auf [[Selbstbestimmung]] darstellen würden. Auch sei Tibet nicht, wie die Volksrepublik darstellt, seit 700 Jahren fester Bestandteil Chinas. Tibet stand nur für kurze Zeiten unter dem Einfluss der Mongolen oder der Mandschus, jedoch nie unter dem Einfluss der Han-Chinesen.


Die [[tibetische Exilregierung]] vertritt die Auffassung, dass Tibet zum Zeitpunkt der [[Invasion (Militär)|Invasion]] durch die chinesische [[Volksbefreiungsarmee]] ein unabhängiger und voll funktionsfähiger Staat gewesen sei<ref>Jamyang Norbu: {{Webarchiv |url=http://www.rangzen.net/rangzen-facts/independent-tibet-the-facts/ |wayback=20170422180322 |text=''Independent Tibet: Some facts''}}. Rangzen Alliance, 4. März 2010.</ref> und dass die militärische Invasion und die andauernde Besetzung ein Verstoß gegen internationales Recht und gegen das Recht auf [[Selbstbestimmungsrecht der Völker|Selbstbestimmung]] seien. Ferner sei Tibet nicht, wie es die Volksrepublik China darstellt, seit 700 Jahren (seit dem 14. Jahrhundert) fester Bestandteil Chinas, sondern habe nur für kurze Zeiten unter dem Einfluss der Mongolen oder der Mandschu gestanden, jedoch nie unter dem Einfluss der Han-Chinesen. Tibet habe mit anderen Nationen im diplomatischen Kontakt gestanden: mit Nepal seit 1856 und mit Großbritannien seit 1903.<ref>{{Cite web |title=The Forgotten History of Tibet’s Role in Nepal’s 1949 UN Application |url=https://sites.google.com/site/tibetanpoliticalreview/articles/theforgottenhistoryoftibetsroleinnepals1949unapplication |publisher=google.com |date=2011-10-03 |language=en |accessdate=2015-10-31}}</ref>
Am [[21. September]] [[1987]] machte der Dalai Lama einen Vorschlag zur Annäherung an China in Form eines Fünf-Punkte-Friedensplans.
Das [[17-Punkte-Abkommen]] – auch als „Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets“ bezeichnet – ist nach tibetischer Auffassung ungültig, da die Unterzeichnung durch tibetische Delegierte aufgrund militärischen Drucks Chinas erfolgte. Des Weiteren wird China vorgeworfen, die in dem Abkommen zugesicherte innenpolitische Autonomie und Religionsfreiheit missachtet zu haben. Kooperativ zeigte sich der Dalai Lama nur insofern, als er verhindern wollte, dass „sein Volk und Land der totalen Zerstörung anheim fielen.“<ref>''[https://tibet.net/wp-content/uploads/2011/12/FACTS-ABOUT-17-POINT-AGREEMENT..pdf Facts About The 17-Point „Agreement“ Between Tibet and China].'' (PDF; 2,7&nbsp;MB), Part One: „The 17-Point Agreement“ – The full story as revealed by the Tibetans and Chinese who were involved. DIIR Publications 2001 (englisch).</ref>

Am 22. September 1987 machte Dalai Lama Tendzin Gyatsho einen Vorschlag zur Annäherung an China in Form eines Fünf-Punkte-Friedensplans.<ref name="justice-0">Tibet Justice Center: ''[https://www.tibetjustice.org/materials/tibet/tibet3.html Five Point Peace Plan].'' 21. September 1987 (englisch).</ref>
# Umwandlung von ganz Tibet, einschließlich der östlichen Provinzen Kham und Amdo, in eine Zone der Gewaltlosigkeit
# Umwandlung von ganz Tibet, einschließlich der östlichen Provinzen Kham und Amdo, in eine Zone der Gewaltlosigkeit
# Aufgabe der chinesischen Politik der Bevölkerungsumsiedlungen
# Aufgabe der chinesischen Politik der Bevölkerungsumsiedlungen
# Achtung der grundlegenden Menschenrechte und demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes
# Achtung der Menschenrechte und demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes
# Wiederherstellung und Schutz der Umwelt Tibets
# Wiederherstellung und Schutz der Umwelt Tibets
# Aufnahme ernsthafter Verhandlungen über den künftigen Status Tibets sowie Beziehungen zwischen dem tibetischen und dem chinesischen Volk
# Aufnahme ernsthafter Verhandlungen über den künftigen Status Tibets sowie Beziehungen zwischen dem tibetischen und dem chinesischen Volk


Die chinesische Regierung lehnte das ab.
Die chinesische Regierung wies den Plan am [[17. Oktober]] [[1987]] zurück und beschuldigte den Dalai Lama die Kluft zwischen ihm und der chinesischen Regierung zu vergrößern.
Sie wirft ihm weiterhin vor ein politischer [[Exilant]] zu sein, der sich seit langem im Ausland um Chinas Spaltung bemüht. Ein Dialog mit dem Dalai Lama kommt für sie nur in Betracht, sobald dieser auf das Streben nach einer so genannten Unabhängigkeit Tibets verzichtet. Hierzu müsse er in einer öffentlichen und eindeutigen Erklärung Tibet und [[Taiwan]] als untrennbare Teile des chinesischen Territoriums und die Volksrepublik China als die einzige legitime Regierung anerkennen, sowie sich zur Einstellung aller Aktivitäten zur Spaltung des Vaterlandes verpflichten.


=== Der Anspruch der chinesischen Regierung ===
=== Internationale Sicht ===
[[Datei:ROC Administrative and Claims-de.svg|mini|Historische Verwaltungsgliederung der [[Republik China (1912–1949)|Republik China]] (seit 1912), einschließlich [[Festlandchina]], [[Mongolei]], Tibet, [[Tuwa|Tuva]] und dem [[Kachin-Staat]]. Gebietsansprüche auf dem Festland werden heute faktisch nicht mehr erhoben.]]
[[Bild:Young_monks_of_Drepung.jpg|right|thumb|280px|Junge tibetische Mönche in Lhasa]]
Der [[Völkerrecht|völkerrechtliche]] Status Tibets ist ebenfalls umstritten. So betrachtet auf politischer Ebene die [[Bundesregierung (Deutschland)|deutsche Bundesregierung]] in Übereinstimmung mit der internationalen Staatengemeinschaft Tibet als Teil des chinesischen Staatsverbandes, selbst wenn Tibet in der wechselvollen Geschichte die Voraussetzung eines unabhängigen Staates erfüllt haben sollte. Sie unterstützt aber den tibetischen Anspruch auf [[Autonomie]], insbesondere im kulturellen und religiösen Bereich, als adäquaten Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts des tibetischen Volkes.


Aus Sicht der festlandchinesischen Regierung ist Tibet seit mehreren hundert Jahren ein fester Bestandteil Chinas. Nach Ansicht regierungstreuer Historiker markiert die Hochzeit von [[Songtsen Gampo]] mit der chinesischen Prinzessin [[Wen Cheng (Prinzessin)|Wen Cheng]] im 7. Jahrhundert den Beginn der kulturellen Vorherrschaft Chinas über Tibet – eine Deutung, die international kaum geteilt wird.<ref>Mathias Bölinger: ''[https://www.dw.com/de/china-und-tibet-eine-chronik/a-4077728 China und Tibet – Eine Chronik].'' In: [[Deutsche Welle]], 6. März 2009.</ref><ref>[[John Powers]]: ''History as propaganda: Tibetan exiles versus the People’s Republic of China''. Oxford University Press, 2004, S. 31ff.</ref> Ab dem 13. Jahrhundert sei Tibet dann ein administrativ unabteilbarer Teil Chinas gewesen,<ref>''[http://german.china.org.cn/china/archive/Parlament2010/2010-03/04/content_19523463.htm Westliche Politiker übersehen die Geschichte von Tibet].'' Bericht zur Pressekonferenz anlässlich der 3. Tagung des [[Nationaler Volkskongress|Nationalen Volkskongresses]]. [[China Internet Information Center]], 4. März 2010 (deutsche Übersetzung).</ref> obwohl im 13. Jahrhundert eine mongolische, also keine chinesische Fremdherrschaft über Tibet begann. Nach der festlandchinesischen Auffassung habe der 13. Dalai Lama [[Thubten Gyatso]] im Jahr 1894 versucht, Tibet von China abzuspalten, indem er den [[Statthalter]] des chinesischen Kaisers mit Hilfe der [[Kolonialismus|Kolonialmacht]] Großbritannien aus Tibet vertrieb.<ref name="dtv">DTV-Lexikon in 20 Bänden, April 1974, ISBN 3-423-03070-4</ref> Die Unabhängigkeitserklärung von 1913 sei aus Sicht der chinesischen Regierung [[völkerrecht]]lich nie wirksam geworden. Mit dem Abschluss des [[17-Punkte-Abkommen]]s (1951) sei der traditionelle Zustand wiederhergestellt worden. Die chinesische Regierung beruft sich darauf, die Bevölkerung Tibets von einem [[Feudalismus|feudalen]] Unterdrückungssystem befreit zu haben,<ref>{{Internetquelle |url=http://us.china-embassy.org/eng/zt/t541594.htm |titel=China urges U.S. to drop Tibet resolution (03/10/09) |titelerg=Pressemitteilung der chinesischen Botschaft in den USA |werk=us.china-embassy.org |datum=2009-03-10 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210930094243/http://us.china-embassy.org/eng/zt/t541594.htm |archiv-datum=2021-09-30 |abruf=2025-03-28 |zitat=In March 1959, the Chinese government dissolved the aristocratic local government of Tibet and freed more than 1 million serfs}}</ref> was von dem 10. [[Penchen Lama]] [[Penchen Chökyi Gyeltshen|Chökyi Gyeltshen]] in einem Telegramm an [[Mao Zedong]] befürwortet worden sei.<ref>{{Internetquelle |url=http://german.china.org.cn/culture/txt/2008-04/17/content_14969180_4.htm |titel=Geschichte Tibets – Die friedliche Befreiung Tibets 1951 |werk=german.china.org.cn |hrsg=[[China Internet Information Center]] |datum=2008-04-17 |sprache=de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20220706190602/http://german.china.org.cn/culture/txt/2008-04/17/content_14969180_4.htm |archiv-datum=2022-07-06 |abruf=2025-02-28 |kommentar=deutsche Übersetzung}}</ref> Chökyi Gyeltshen war zu jenem Zeitpunkt jedoch erst elf Jahre alt.
Weiterhin wird die Exilregierung Tibets nicht anerkannt, Kontakte zum Dalai Lama bestehen nur in dessen Eigenschaft als religiöser Führer.


Den 5-Punkte-Plan des Dalai Lamas Tendzin Gyatsho wies die chinesische Regierung am 17. Oktober 1987 zurück und beschuldigte ihn, die Kluft zwischen ihm und der chinesischen Regierung zu vergrößern. Sie wirft dem Dalai Lama vor, ein politischer [[Exilant]] zu sein, der sich angeblich seit langem im Ausland um Chinas Spaltung bemühe. Ein Dialog mit dem Dalai Lama komme für das chinesische Regime nur in Betracht, sobald dieser auf das Streben nach einer Unabhängigkeit Tibets verzichtete. Hierzu müsse er in einer öffentlichen und eindeutigen Erklärung Tibet und [[Republik China (Taiwan)|Taiwan]] als untrennbare Teile des chinesischen Territoriums und die Volksrepublik China als die einzige legitime Regierung anerkennen und sich verpflichten, alle angeblichen Aktivitäten zur Spaltung des Vaterlandes einzustellen.
Andere Stellen kommen zu anderen Ergebnissen in der völkerrechtlichen Frage. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages stellte 1987 fest:<br/>
::''"Die Staatengemeinschaft geht zwar davon aus, dass Tibet Teil des chinesischen Staatsverbandes ist, doch wurde der Status Tibets nicht geklärt. Zum Zeitpunkt der gewaltsamen Einverleibung in den chinesischen Staatsverband war es ein eigenständiger Staat. China hat keinen wirksamen Gebietstitel erworben, weil es dem Grundprinzip des aus dem Gewaltverbot hervorgehenden Annexionsverbots entgegensteht. Die Effektivität tatsächlicher Herrschaftsgewalt über ein Gebiet vermag keinen Gebietserwerb zu bewirken."''
::(Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, Fachbereich II, Nr. WF II – 163/87 vom 12. August 1987)


=== Sichtweise anderer Staaten ===
In einer Resolution vom 15. Dezember 1992 stellte das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] fest, dass das tibetische Volk ein Volk im Sinne des Völkerrechts ist und ihm das Recht auf Selbstbestimmung zustehe. Weiterhin verurteilte es die militärische Inbesitznahme Tibets durch chinesische Truppen.
Die völkerrechtlichen Argumente, die von anderen Staaten vorgebracht werden, sind sehr unterschiedlich. Die [[Internationale Juristenkommission]] erklärte im ICJ Report 1960, Tibet sei jedenfalls 1951 de facto ein unabhängiger Staat gewesen und habe schon von 1913 bis 1950 die anerkannten Kriterien für einen Staat erfüllt.<ref>Tibet Justice Center: ''[https://www.tibetjustice.org/materials/govngo/govngo2.html ICJ Report on Tibet von 1960].'' (englisch)</ref>


==== Deutschland ====
Der [[US-Senat]] verabschiedete am 23. Mai 1991 eine Resolution, nach der Tibet, einschließlich derjenigen Regionen, die den chinesischen Provinzen einverleibt wurden, nach gängigen Richtlinien internationalen Rechtes ein besetztes Land bildet, dessen wahre Repräsentanten der Dalai Lama und die tibetische Exilregierung bilden.
Die [[Bundesregierung (Deutschland)|deutsche Bundesregierung]] unterstützt den tibetischen Anspruch auf [[Autonomie]], insbesondere im kulturellen und religiösen Bereich, als adäquaten Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts des tibetischen Volkes. Kontakte zum Dalai Lama bestehen nur in dessen Eigenschaft als religiöser [[Führer]].<ref name="bundestag">Meldung von „Heute im Bundestag“: {{Webarchiv |url=http://bundestag.de/aktuell/hib/2004/2004_195/01.html |text=Regierung unterstützt tibetischen Anspruch auf Autonomie |wayback=20071015142320}}. 3. Aug. 2004.</ref> Der [[Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages|wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestages]] stellte 1987 auf Anfrage der Bundestagsabgeordneten [[Petra Kelly]] fest:


„Die Staatengemeinschaft geht zwar davon aus, daß Tibet Teil des chinesischen Staatsverbandes ist, doch wurde der Status Tibets nicht geklärt. Zum Zeitpunkt der gewaltsamen Einverleibung in den chinesischen Staatsverband war es ein eigenständiger Staat. China hat keinen wirksamen Gebietstitel erworben, weil es dem Grundprinzip des aus dem Gewaltverbot hervorgehenden Annexionsverbots entgegensteht. Die Effektivität tatsächlicher Herrschaftsgewalt über ein Gebiet vermag keinen Gebietserwerb zu bewirken.“&nbsp;<ref name="wissdienst">Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, Fachbereich II, Nr. WF II – 163/87 vom 12. August 1987.</ref>
=== Historische Anmerkungen zu Tibets Status ===
[[Bild:Sand_dunes_and_snowy_mountains_near_Samye_Monastery.jpg|right|thumb|280px|Sanddünen und Berge nahe beim Kloster Samye]]
Bis Anfang des 18. Jahrhunderts war Tibet, eine Region ohne festgelegte Grenzen, bei innerer Autonomie unter mongolischer Schirmherrschaft. Mit dem Niedergang der mongolischen Macht brachen auf tibetischem Gebiet "Nachfolgeunruhen" aus.


Der Deutsche Bundestag stellte im Jahr 1996 mit einer sehr großen Mehrheit die gewaltsame Unterdrückung Tibets und Repressionspolitik Chinas fest:
Aufgrund dieser Unruhen erklärte China um 1720 das Gebiet Tibets zu seinem Protektorat bei voller innerer Autonomie Tibets. Diese Konstruktion hielt fast 200 Jahre lang und sie hatte Vorteile für beide Seiten.


:„Beginnend mit den unmenschlichen Militäraktionen seit dem Einmarsch Chinas im Jahr 1950, dauert die gewaltsame Unterdrückung Tibets und seines Strebens nach politischer, ethnischer, kultureller und religiöser Selbstbestimmung bis heute an. Die fortgesetzte Repressionspolitik Chinas in Tibet hat schwere Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörungen sowie massive wirtschaftliche, soziale, rechtliche und politische Benachteiligungen der tibetischen Bevölkerung und letztlich die [[Sinisierung]] Tibets zur Folge.“<ref name="r134445">„Die Menschenrechtssituation in Tibet verbessern“, Resolution des deutschen Bundestages, 1996, ''[https://dserver.bundestag.de/btd/13/044/1304445.pdf Bundestagsdrucksache 13/4445 23. April 1996].'' (PDF; 326&nbsp;kB).</ref>
Die Tibeter waren Herr im eigenen Land und weitgehend ungestört und unter sich. Die Autonomie war zugesagt und kaum ein Chinese aus dem Flachland hätte die Motivation gehabt, über die tibetischen Trampelpfade - und in Tibet gab es keine Straßen sondern nur Trampelpfade, wenn überhaupt - viele hundert Kilometer zurückzulegen. Jede Reise in Tibet war beschwerlich und ohne ortskundige Begleitung nicht zu machen. Es gab in Tibet zudem fast nichts, mit dem die Chinesen hätten den Handel treiben können, der diese aufwändige Reise hätte rechtfertigen können. So verweilten zur Zeit des Einmarsches Chinas in den damals unabhängigen Teil Tibets im Jahr 1950 dort nur 6 Ausländer.


Gegründet im Mai 1995 gab es im Deutschen Bundestag mit dem [[Tibet-Gesprächskreis]] auch ein interfraktionelles Gremium, das sich laufend mit der Tibetproblematik beschäftigte.
[[Bild:NASA-Himalaya-Tibet.jpg|right|thumb|280px|Westtibet vom Space Shuttle aus gesehen. Links das tiefere Vorland des Himalayas dann der schneebedeckte Himalaya, dahinter die tibetische Hochebene mit großen Seen]]
Auf der anderen Seite garantierte diese Stellung als chinesisches Protektorat der Bevölkerung Tibets den Schutz gegen äußere Feinde und damit den äußeren Frieden.


Die rot-grüne Koalition 1998 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder machte China zur Chefsache und ordnete alles den Wirtschaftsbeziehungen unter. Der damalige Außenminister [[Joschka Fischer]] erklärte, die rot-grüne Bundesregierung stehe mit ihrer Chinapolitik für Kontinuität. Tibet werde als ein integraler Bestandteil Chinas betrachtet, alle Unabhängigkeitsbestrebungen würden als Separatismus angesehen und nicht unterstützt.<ref name="fischer">Fischer zu Tibets Status auf {{Webarchiv |url=http://www.tibet-initiative.de/fileadmin/users/tibet-initiative/tid_infos/13_Tibetpolitik.pdf |text=tibet-initiative.de: Die deutsche Tibetpolitik |wayback=20120112084722 |format=PDF; 167&nbsp;kB}}</ref>
Für die Chinesen hatte dieser Zustand des Protektorats über Tibet den Vorteil, dass klargestellt war, dass China bis zum Gebirgskamm des Himalayas Gebietsansprüche hatte. Es wurde klargestellt, ab wann fremde Mächte chinesisches Hoheitsgebiet betraten, und einen Krieg mit China wollte keiner der kleineren umgebenden Staaten beginnen.


Auch [[Angela Merkel]] unterstützte während ihrer Kanzlerschaft die [[Ein-China-Politik]], obwohl sie wie auch andere europäische Staatschefs den Dalai Lama in seiner Rolle als geistliches Oberhaupt empfing, was auf chinesischer Seite Verstimmungen auslöste.<ref>{{Internetquelle |autor=Deutsche Welle (www.dw.com) |url=https://www.dw.com/de/der-unbegr%C3%BC%C3%9Fte-gast/a-4521022 |titel=Der unbegrüßte Gast {{!}} DW {{!}} 29.07.2009 |sprache=de-DE |abruf=2022-12-16}}</ref> Dennoch sehe die Bundesrepublik sowohl Tibet als auch [[Taiwan (Insel)|Taiwan]] als Bestandteil Chinas.<ref>{{Literatur |Titel=Vor Steinmeier-Reise: Schmidt rüffelt westliche China-Politik |Online=https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/vor-steinmeier-reise-schmidt-rueffelt-westliche-china-politik-seite-2/2971288-2.html |Abruf=2022-12-16}}</ref> Ebenso hielt sich Bundeskanzler [[Olaf Scholz]] während seiner Kanzlerschaft an diese Politik, warnte allerdings in einem Interview vom 16. Dezember 2022 die chinesische Regierung vor einer gewaltsamen Aktion gegen Taiwan.<ref>[https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/politik/olaf-scholz-interview-e545660/?reduced=true&ieditorial=0 Putin, beenden Sie diesen Krieg!] in Süddeutsche Zeitung vom 17. Dezember 2022</ref>
Aufgrund dieser Konstellation wird in alten europäischen Atlanten Tibet stets als Teil Chinas dargestellt, während die Bevölkerung Tibets, wie auch die führende politische Schicht, von solch einer Zugehörigkeit Tibets zu Chinas nichts spürte.


==== Europäische Union ====
Die Lage änderte sich mit dem Auftauchen der englischen Invasionsarmee, welche die Außengrenzen Chinas nicht respektierte.
Das [[Europäisches Parlament|Europäische Parlament]] veröffentlichte seit 1987 verschiedene Tibet betreffende Resolutionen. Hierbei verurteilte es wiederholt die Verletzungen der Menschenrechte und der Religionsfreiheit durch die chinesischen Behörden.<ref name="justice-1">Tibet Justice Center: ''[https://www.tibetjustice.org/materials/ep/index.html European Parliament: Resolutions on Tibet].'' Abgerufen am 28. März 2025 (englisch).</ref>


In der Resolution vom 15. Dezember 1992 stellte es fest, dass das tibetische Volk ein Volk im Sinne des Völkerrechts sei und ihm das Recht auf Selbstbestimmung zustehe. Außerdem verurteilte es die militärische Besetzung Tibets durch chinesische Truppen und drückte angesichts der Bedrohung der „nationalen Identität“ des tibetischen Volkes seine Besorgnis aus.<ref name="justice-2">Tibet Justice Center: ''[https://www.tibetjustice.org/materials/ep/ep5.html European Parliament Motion on Tibet].'' 1992, abgerufen am 28. März 2025 (englisch).</ref>
== Geschichte ==
Zwischen dem [[7. Jahrhundert|7.]] und [[10. Jahrhundert]] war Tibet ein starkes Reich. Nach der Schwächung der Position der tibetischen Könige im 10. Jahrhundert bildete sich die prägende Form der tibetischen Gesellschaft aus. Das Land war in drei unterschiedliche Besitzformen unterteilt, freier Grundbesitz, in Ländereien der adligen Familien, und Ländereien unter der Verwaltung verschiedener buddhistischer Klöster. Diese Form bestand bis in die [[1950er]], wobei zu diesem Zeitpunkt mehr als 700.000 der 1.25 Millionen starken Bevölkerung als vom Adel oder den Klöstern abhängige Bauern tätig waren.


Im Europäischen Parlament vertreten Abgeordnete in der überfraktionellen [[Tibet Interest Group]] das Interesse der Tibeter.
Im [[13. Jahrhundert]] wurde Tibet in das mongolische Reich eingebunden. Die [[Mongolen]] gewährten die weltliche Herrschaft über Tibet der Sa-skya Schule des tibetischen Buddhismus. Es folgten Zwischenregierungen, mit drei Herrschafts-Dynastien. Während der letzten Invasion der Mongolen am Anfang des [[16. Jahrhundert]]s wurde die letzte verbleibende religiöse Linie, die der Dalai Lamas, zur offiziellen Regierung erklärt.


==== Vereinigte Staaten ====
[[Bild:Zhongdian-ciudad-antigua-calles-c08.jpg|thumb|left|320px|Tibetische Holzhäuser]]
Der [[Senat der Vereinigten Staaten|US-Senat]] verabschiedete am 23. Mai 1991 eine [[Abstimmung|Resolution]], nach der Tibet – einschließlich derjenigen Regionen, die den chinesischen Provinzen einverleibt wurden – nach gängigen Richtlinien internationalen Rechtes einen besetzten Staat bildet, dessen wahre Repräsentanten der Dalai Lama und die tibetische Exilregierung bilden. Die chinesische Regierung wurde daraufhin aufgefordert, ihre Streitkräfte aus Tibet zurückzuziehen.<ref name="justice-3">Tibet Justice Center: ''[https://www.tibetjustice.org/materials/us/us6.html Congressional Concurrent Resolution].'' 1991, abgerufen am 28. März 2025 (englisch).</ref><ref>CONGRESS.GOV: ''[https://www.congress.gov/bill/102nd-congress/house-concurrent-resolution/145 H.Con.Res.145 – 102nd Congress (1991–1992)].'' 1991, abgerufen am 28. März 2025 (englisch).</ref>
Im frühen [[18. Jahrhundert]] etablierte China das Recht bevollmächtigte Regierungsvertreter, so genannte [[Amban]], in Lhasa zu stationieren. Als die Tibeter im Jahr [[1750]] gegen China rebellierten und den Regierungsvertreter töteten, erwiderte China dies durch den Einmarsch ihrer Armee und der Einsetzung eines neuen Vertreters. Die tibetische Regierung führte jedoch wie zuvor ihre Arbeit fort.


==== Indien ====
Während des [[19. Jahrhundert]]s lebten die Menschen in einem [[Feudalismus|feudalen System]] unter den Lamas. Die großen Klöster besaßen den Hauptanteil des Landes und monopolisierten das Bildungssystem sowie die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten und zogen Abgaben ein. Ein Handel mit dem Ausland gab es bis auf ein paar Ausnahmen mit Indien, Turkestan und China nicht. Der Dalai Lama wurde als das Oberhaupt angesehen, aber sein Einfluss schwankte mit seinen persönlichen Fähigkeiten. Durch das System der [[Reinkarnation]] gab es lange Phasen, in denen der Dalai Lama zu jung war, um sein Amt auszuführen. In dieser Zeit wurde der [[Panchen Lama]] als effektive Führung des Landes angesehen.
Am 13. April 2005 vereinbarten die Regierungen Indiens und Chinas eine Reihe von Zusammenarbeitsverträgen, die unter anderem auch eine gemeinsame Deklaration über die gegenseitig anerkannte Grenze umfassen. Grundsätzlich wird die gegenwärtige aktuelle Waffenstillstandslinie aus dem [[Indisch-Chinesischer Grenzkrieg|Grenzkrieg von 1962]] als gemeinsame Grenze anerkannt. Dabei verzichtet der chinesische Staat ausdrücklich auf Ansprüche südlich der [[McMahon-Linie]] (Bundesstaat Arunachal Pradesh) und insbesondere im Distrikt [[Tawang (Distrikt)|Tawang]], in [[Sikkim]] und in der Region [[Ladakh]]. Die indische Regierung erkennt auf der anderen Seite die Hoheit Chinas im Gebiet nördlich der McMahon-Linie, im chinesischen Autonomen Gebiet Tibet und auf dem [[Aksai Chin|Aksai-Chin]]-Plateau an.


==== Republik China (Taiwan) ====
[[Bild: Zhongdian-sumtseling-gompa-c10.jpg|thumb|right|320px|Das Kloster Sumtseling Gompa]]
Die Haltung der [[Republik China (Taiwan)]] zu Tibet wurde in der Eröffnungsrede zum ''International Symposium on Human Rights in Tibet'' am 8. September 2007 durch deren Präsidenten [[Chen Shui-bian]] wie folgt beschrieben:<ref name="president">''[http://www.david-kilgour.com/2007/Sep_19_2007_05.htm President Chen Shui-Bian’s Remarks at the Opening Ceremony of the “2007 International Symposium on Human Rights in Tibet”].'' In: ''david-kilgour.com'' (englisch).</ref>
Das traditionelle Tibet vor der chinesischen [[Annexion]] glich in vielen Aspekten dem religiös dominierten [[Mittelalter]] in [[Europa]]. Die Regierungsform war [[Feudalismus]], in dem eine [[Oligarchie]] aus Adel und Klerus ''(Lamas)'' über die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung herrschte, die zum Großteil [[Leibeigene|leibeigene]] Bauern waren. Ebenso war die gesamte Infrastruktur des Landes extrem zurückgeblieben und stark reformbedürftig (so bauten beispielsweise erst die Chinesen das erste wirkliche [[Krankenhaus]] in ganz Tibet). Auch wurde Tibet durch den Dalai Lama gegen Einflüsse von außen abgeschottet. Zum Zeitpunkt des Einmarsches der Volksbefreiungsarmee 1949 befanden sich nur sechs Ausländer in Tibet - darunter [[Heinrich Harrer]] und [[Peter Aufschnaiter]].
{{Zitat
|Text=During the inauguration conference of the Taiwan-Tibet Exchange Foundation in 2003, I announced our new policy and emphasized that the Taiwan government will no longer treat people of the Tibetan government-in-exile as Chinese people. Instead, we will handle our relations with Tibet and China separately under this fresh perspective on our relations with Tibet.
|Sprache=en
|Übersetzung=Während der Einführungstagung der Stiftung für tibetisch-taiwanischen Austausch im Jahr 2003 habe ich unsere neue Politik angekündigt und hervorgehoben, dass die taiwanische Regierung das Volk der tibetischen Exil-Regierung nicht länger als chinesisches Volk ansieht. Stattdessen werden wir anhand dieser neuen Sichtweise über Tibet unsere Beziehungen mit Tibet und China getrennt voneinander behandeln.}}


Darüber hinaus sprach er seine Unterstützung für jegliche Lösungsvorschläge des Dalai Lamas in der Tibetfrage aus.
'''20. Jahrhundert'''


== Kultur ==
Während der Phase des [[The Great Game|Great Game]] erneuerten die Briten ihr Interesse an Tibet, da sie eine Inbesitznahme Tibets durch [[Russland]] befürchteten, das seinen Einfluss nördlich und westlich von Tibet ausweitete. Das Drängen auf ein Abkommen mit England wurde jedoch von der tibetischen und der chinesischen Regierung abgelehnt. Als Antwort erreichte [[1904]] eine britische Expedition unter der Leitung von [[Francis Younghusband]] nach kurzen Kämpfen mit der schlecht ausgestatteten tibetischen Armee die Stadt Lhasa. Hinzugefügt werden muss noch, das Lhasa sehr schwer zu erreichen war, und die Tibeter sehr misstrauisch gegenüber Fremden waren.
=== Buddhismus ===
{{Hauptartikel|Buddhismus in Tibet}}
[[Datei:Kailash Tibet edited.jpg|mini|Der heilige Berg [[Kailash]] hat große Bedeutung im tibetischen Buddhismus.]]


Tibet ist der Mittelpunkt des tibetischen Buddhismus, der als [[Vajrayana]] bekannt ist. Der Buddhismus in Tibet hatte sich zunächst seit dem 8. Jahrhundert und später ab dem 11. Jahrhundert in vier großen buddhistischen Schulen ([[Nyingma]], [[Kagyü]], [[Sakya]] und [[Gelugpa]]) entwickelt. Der international bekannteste [[Lama (Buddhismus)|Lama]] des tibetischen Buddhismus ist der im indischen Exil lebende [[Tendzin Gyatsho|14. Dalai Lama]]. Er ist zugleich bedeutender Repräsentant einer [[Mahayana]]-Schule (Gelugpa) und wird von der tibetischen Exilregierung als Staatsoberhaupt anerkannt. Die vorbuddhistische tibetische Religion ist der [[Bön]] (genannt auch Bon-Religion<ref>[[Helmut Hoffmann (Tibetologe)|Helmut Hoffmann]]: ''Quellen zur Geschichte der tibetischen Bon-Religion.'' Wiesbaden 1950.</ref>); sie ist von buddhistischen Einflüssen stark durchdrungen – ebenso wie der tibetische Buddhismus wiederum vom Bön beeinflusst wurde.
Nach der Flucht des 13. Dalai Lama in die [[Mongolei]] erwirkten die Briten mit den verbleibenden tibetischen Vertretern ein Abkommen, in dem die Öffnung der Grenze und der Handel zu Britisch-Indien begünstigt wurden. Weiterhin wurde festgelegt, dass Tibet nicht ohne Einverständnis der Briten in Verhandlungen mit anderen Ländern treten durfte. Ein Abkommen mit China [[1906]] wiederholte diese Bedingungen, was Tibet de facto zu einem [[Protektorat ]] der Briten machte. Eine Einmischung in innere Angelegenheiten fand jedoch nicht statt.


=== Literatur ===
Im Jahr [[1907]] stellte ein Abkommen zwischen England, China und Russland die Souveränität Chinas fest. [[1910]] schickten die Chinesen eine eigene militärische Expedition, um diesen Anspruch zu festigen. Der Dalai Lama floh erneut, diesmal nach Indien. Aufgrund der Revolution, dem Sturz der [[Qing-Dynastie]] und dem damit einhergehenden Ende des Kaisertums in China im Jahr [[1911]], verließen die chinesischen Truppen Tibet. Im März [[1912]] zwangen tibetische Verbände die letzten Truppen zum Rückzug. Der Dalai Lama kehrte 1912 zurück und zog [[1913]] in Lhasa ein. Nur 22 Tage später erklärte er in einer feierlichen Proklamation die förmliche Unabhängigkeit Tibets. Hierbei wurden auch die äußeren Symbole wie Flagge und Hymne festgelegt.
{{Hauptartikel|Tibetische Literatur}}


Neben der mündlichen Tradition des [[Gesar]]-Epos entwickelte sich in Tibet spätestens mit der Einführung der [[Tibetische Schrift|tibetischen Schrift]] im 7. Jahrhundert eine zutiefst religiös geprägte Literatur. Ab dem 13. Jahrhundert wurde der ''Spiegel der Poesie'' (tib. ''snyan ngags me long''), die Poetik des indischen Gelehrten Dandin, zur Norm für literarische Komposition. Erst mit der Annexion Tibets durch die Volksrepublik China wurde die seit über 800 Jahren statisch festgeschriebene Tradition aufgebrochen und konnten sich moderne wissenschaftliche, politische und literarische Genres etablieren. Während unter dem Stichwort „tibetische Literatur“ meist der große Schatz religiöser Texte verstanden wird, treten Drama, Lyrik, erzählende Literatur sowie die reiche mündliche Überlieferung oft in den Hintergrund. Berühmte Beispiele der [[Tibetische Literatur|tibetischen Literatur]] sind das [[Tibetisches Totenbuch|Tibetische Totenbuch]] und das [[Gesar-Epos]].
== Siehe auch ==
* [[Chronologie der Geschichte Tibets]]
* [[Tibetische Geschichte]]
* [[Chang Tang]]
* [[Buddhismus in Tibet]]
* [[Drepung]]
* [[Vajrayana]]
* [[Tibetische Literatur]]
* [[Gesser Chan]]
* [[Tibetisches Totenbuch]]
* [[Tibetische Monarchie]]
* [[Liste der Könige von Tibet]]
* [[Tibetische Küche]]


== Literatur ==
=== Musik ===
{{Hauptartikel|Tibetische Musik}}
'''deutsch'''
*Jürgen C. Aschoff: ''Tibet, Nepal und der Kulturraum des Himalaya (mit Ladakh, Sikkim und Bhutan). Kommentierte Bibliographie deutschsprachiger Bücher von 1627 bis 1990 (Aufsätze bis zum Jahre 1900)''. Garuda Verlag, Dietikon/Schweiz 1992, ISBN 3-906139-07-7 Auch im [http://www.uni-ulm.de/~jaschoff/bibli1.htm Internet].
* Melvyn C. Goldstein & Cynthia M. Beall: ''Die Nomaden Westtibets''. DA-Verlag, Nürnberg 1991, ISBN 3922619118
* Andreas Gruschke: ''Tibet, Weites Land auf dem Dach der Welt''. Schillinger Verlag, Freiburg 1993, ISBN 3891551444
* Andreas Gruschke: [http://people.freenet.de/gruschke.andreas/Ethnographie-Tibets.html Demographie und Ethnographie im Hochland von Tibet]", in: Geographische Rundschau, 49 (1997), Heft 5, S. 279-286
* Andreas Gruschke: ''Mythen und Legender der Tibeter''. Diederichs, München 1996, ISBN 3424013099
* Andreas Gruschke: ''Die heiligen Stätten der Tibeter''. Diederichs, München 1997, ISBN 3424013773
* Michael Henss: ''Tibet. Die Kulturdenkmäler''. Atlantis Verlag, Zürich 1981, ISBN 3761106262
*Wáng Jiāwěi 王家伟, Nyima Gyaincain (Nyi-ma rGyal-mtshan / Nímǎ Jiānzàn 尼玛坚赞): "Historische Koordinaten Chinas Tibets" (Zhōngguó Xīzàng de lìshǐ dìwèi 中国西藏的历史地位), Beijing, China Intercontinental Press / Wǔzhōu chuánbō chūbǎnshè 北京五洲传播出版社 2003, ISBN 7-5085-0257-4.
* Wulf Köpke & Bernd Schmelz (Hg.): ''Die Welt des Tibetischen Buddhismus''. Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde Hamburg, Neue Folge, Band 34, Hamburg 2005, ISBN 3980922243
* Peter-Hannes Lehmann und Jay Ullal: ''Tibet, das stille Drama auf dem Dach der Erde''. 7. Auflage. Gruner und Jahr, Hamburg 2000, ISBN 3570017214
* Klemens Ludwig: ''Tibet. Eine Länderkunde''. Beck, München 2000, ISBN 3406462243
* Gerald Schmitz: ''Tibet und das Selbstbestimmungsrecht der Völker''. Gruyter, Berlin 1998, ISBN 3110161095
* Giuseppe Tucci: ''Die Religionen Tibets''. in: G. Tucci & W. Heissig, ''Die Religionen Tibets und der Mongolei''. Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1970, pp. 5-295, ISBN 3170711520


Traditionelle tibetische Musik wird in volkstümliche Lieder und die für religiöse Zeremonien unentbehrliche Kultmusik eingeteilt. Die zur ersten Gattung gehörenden und meist von Saiteninstrumenten begleiteten poetischen Geschichten werden von Hirten, bei der Feldarbeit, bei Hochzeiten oder von Bettelmusikern vorgetragen und nehmen Anleihen bei der chinesischen, mongolischen oder indischen Volksmusik. Die sakrale Musik wird von Blas- und Perkussionsinstrumenten getragen, im Wechsel oder in Verbindung mit dem tiefen monotonen Gesang der Mönche. Außerhalb Tibets ist mehr die religiöse Musik vor allem im Zusammenspiel mit westlichen Musikern bekannt, während die vielfältigen Formen der Popularmusik eine größere Rolle innerhalb des Landes spielen.
'''englisch'''
* Li An-che: ''History of Tibetan Religion. A Study in the Field''. New World Press, Beijing 1999, ISBN 7800052257
* Christopher Beckwith: ''The Tibetan Empire in Central Asia. A History of the Struggle for Great Power among Tibetans, Turks, Arabs, Chinese during the Early Middle Ages''. Princeton University Press, Princeton-New Jersey 1987, ISBN 0691024693
* Victor Chan: ''Tibet Handbook''. Avalon Travel Publishing, California 1994, ISBN 0918373905 (A Pilgrimage Guide)
* Dung-Dkar Blo-Bzang Phrim-Las: ''The Merging of Religious and Secular Rule of Tibet''. Foreign Languages Press, Beijing 1993, ISBN 711900672X.
* Melvyn C. Goldstein: ''A History of Modern Tibet, 1913-1951''. University of California Press, 1991, ISBN 0520075900
* Melvyn C. Goldstein: ''The Snow Lion and the Dragon: China, Tibet, and the Dalai Lama''. University of California Press, 1997, ISBN 0520219511
* A. Tom Grunfeld: ''The Making of Modern Tibet''. University of California Press, London-Delhi 1987, ISBN 0520219511
* Andreas Gruschke: ''The Cultural Monuments of Tibet’s Outer Provinces: Amdo''. 2 Bände. White Lotus Press, Bangkok 2001, ISBN 3891553110
* Andreas Gruschke: ''The Cultural Monuments of Tibet’s Outer Provinces: Kham''. 3 Bände. White Lotus Press, Bangkok 2004 ff. ISBN 9744800496
* Jin Hui: ''Social History of Tibet, China: Documented and Illustrated''. Intercontinental Press, Beijing 1995, ISBN 7801130227
* Michael van Walt van Praag: ''The Status of Tibet. History, Rights and Prospects in International Law''. Wisdom Publications, 1987, ISBN 0861710703
* Geoffrey Samuel: ''Civilized Shamans. Buddhism in Tibetan Societies''. Smithsonian Books, Washington, D.C./ London 1993, ISBN 1560986204
* David Snellgrove & Hugh Richardson: ''A Cultural History of Tibet''. 3. Auflage. Orchid Press, 2004, ISBN 9745240338
* Tsering Shakya: ''The Dragon in the Land of Snows: A History of Modern Tibet since 1947''. Penguin Compass, New York 2000, ISBN 0140196153
* Zhang Tianlu: ''Population Development in Tibet and Related Issues''. Foreign Languages Press, Beijing 1997, ISBN 7119018671
* Zheng Shan: ''A History of Development of Tibet''. Foreign Languages Press, Beijing 2000, ISBN 7119018655


==Weblinks==
=== Kunst ===
Eine religiöse Kunstform stellen [[tibetisch-buddhistische Wandmalereien]] dar.
{{Commons|Category:Tibet}}
{{Wikiquote|Tibetische Sprichwörter}}
=== Deutschsprachig ===
==== Politische Darstellungen ====
=====Exiltibetische Gruppen und Menschenrechte=====
*[http://www.tibetfocus.com Gesellschaft Schweizerisch-Tibetische Freundschaft]
*[http://www.tibet-initiative.de Tibet Initiative Deutschland e.V.]
*[http://www.tibet.de Tibetisches Zentrum e.V.]
*[http://www.savetibet.org/de/index.php International Campaign for Tibet Deutschland e.V.]
*[http://www.igfm-muenchen.de/tibet/tibetstart.html Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, Arbeitsgruppe München]


Einen besonderen Kulturschatz stellen Statuen, Glocken und Ritualgegenstände dar, die aus der Legierung [[Dzekshim]] gefertigt wurden.
=====Chinesische Regierung=====
*[http://www.china.org.cn/german/115775.htm Offizieller Standpunkt der VR China über die Autonomie der Nationalitäten in Tibet]


=== Museen ===
==== Reiseberichte und Bilder von Tibet ====
[[Datei:Huettenberg Harrer Museum-4.jpg|mini|[[Heinrich-Harrer-Museum]]]]
*[http://www.umdiewelt.de/Asien/Ostasien/Tibet/Reisebericht-425/Kapitel-2.html Kurzer Reisebericht von Tibet]
*[http://www.raize.ch/Reisen/velo-eurasien/laender/11b-china-tibet/30-04-tibet_baracke.htm Bildergalerie von Tibet]
*[http://www.mountainbike-expedition-team.de/Tibet/tibetpics.html Bilder von Tibet]
*[http://www.carto.net/neumann/travelling/china_tibet_2001/20_lhasa_surveying_office_and_ganden_monastery/ Bilder vom Kloster Ganden und Umgebung]


Es gibt einige Museen in der Welt, welche sich insbesondere auf Kultur und Kunst aus Tibet ausrichten. In Lhasa steht südöstlich vom [[Norbulingka]]-Palast das [[Tibet-Museum (Lhasa)|Tibet-Museum]].<ref>{{Webarchiv |url=http://www.chinamuseums.com/tibet.htm |text=Tibet Museum |wayback=20100604022604}} in Lhasa.</ref> Ein anderes [[Tibet-Museum (Dharamsala)|Tibet-Museum]] befindet sich in [[Dharamsala]], [[Indien]], wo sich viele Flüchtlinge niedergelassen haben. Dieses Museum wurde 1998 zur Erinnerung an den Verlust tibetischer Kultur und Menschenleben gestiftet und stellt unter anderen eine Photo-Sammlung von Lebensgeschichten aus.<ref>''[https://www.terramuseum.org/das-tibet-museum/ Tibet Museum]'' in Dharamsala.</ref> Zwei weitere Museen, die vorwiegend tibetischer religiöser Kunst gewidmet sind, befinden sich in der Library of Tibetan Works and Archives, ebenfalls in Dharamsala, sowie im Tibet House in [[Neu-Delhi]]. Das [[Tibetologie-Institut Namgyal]] beherbergt ein Museum über Tibet in [[Gangtok]], nicht weit von der tibetischen Grenze im indischen Teilstaat [[Sikkim]]. Das Namgyal-Institut ist spezialisiert auf tibetische Sprache, Literatur und Traditionen, einschließlich des tibetischen Buddhismus. Das Museum besitzt eine bedeutende Sammlung von [[Statue]]n, [[Schrein]]en, [[Bildwirkerei]]en, [[Maske]]n, [[Thangka]]s und anderer tibetischer Kunst.<ref>''[https://namgyalinstitutesikkim.org/ Namgyal Institute of Tibetology].'' Indien (englisch).</ref>
==== sonstiges ====
*[http://mdokhams.gmxhome.de/Ethnographie-Tibets.pdf Demographische Grundzüge des Hochlands von Tibet]
*[http://de.wikibooks.org/wiki/Tibet Tibet-das Buch in Wikibooks]


Außerhalb Asiens beherbergen vor allem das [[Jacques Marchais Museum of Tibetan Art]] in [[Staten Island]], das [[Rubin Museum of Art]] in [[Manhattan]], das [[Field Museum of Natural History|Field Museum]] in [[Chicago]], das [[Asian Art Museum]] in [[San Francisco]] und das [[Musée Guimet]] in [[Paris]] eine große Kollektion tibetischer Kunst. Im deutschen Sprachraum sind vor allem das [[Museum für Asiatische Kunst (Berlin)|Museum für Asiatische Kunst]] in [[Berlin]], das [[Museum Fünf Kontinente]] in München, das [[Linden-Museum]] in Stuttgart, das [[Völkerkundemuseum der Universität Zürich]] und das [[Heinrich-Harrer-Museum]] in [[Hüttenberg (Kärnten)|Hüttenberg]] ([[Kärnten]]) von Bedeutung.
=== Fremdsprachig ===
=====Exiltibetische Gruppen und Menschenrechte=====
*[http://www.tibet.com Tibetische Exilregierung] (Engl.)
*[http://www.tibet.org Tibet Online] (Engl.)
*[http://www.savetibet.org International Campaign for Tibet] (Engl.)
*[http://www.studentsforafreetibet.org Students for a Free Tibet] (Engl.)
*[http://www.tchrd.org Tibetan Centre for Human Rights and Democracy] (Engl.)


=====Chinesische Regierung=====
=== Küche ===
{{Hauptartikel|Tibetische Küche}}
*[http://www.china.org.cn/e-white/tibet Chinese Whitepaper: Tibet - Its Ownership And Human Rights Situation] (Engl.)
*[http://www.china.org.cn/e-white/20011108 Chinese Whitepaper: Tibet's March Toward Modernization] (Engl.)
*[http://www.chinatibetnews.com/GB/channel21/index.html chinatibetnews.com] (Engl., Chines., Tibetisch)


Die typische Ernährung stützt sich auf die Produkte des Landes; mit seinem rauen Klima schränkte es die Landwirtschaft ein (z.&nbsp;B. ist Gerste das dominierende Getreide) und stellt an seine Bewohner spezielle ernährungsphysiologische Ansprüche. Der allgegenwärtige salzige [[Buttertee]] deckt etwa den Flüssigkeitsbedarf auf physiologisch vernünftige Weise. Üblicherweise wird dazu [[Yak]]butter genommen, die auch in den Butterlampen Verwendung findet – auch für rituelle Zwecke.


Eine bekannte tibetische Mahlzeit ist [[Tsampa]], ein Vollkornmehl aus gerösteter Gerste, das nur mehr mit heißem Buttertee angerührt werden muss. Sie wird auch meist zum Frühstück, als Zwischenmahlzeit oder während Pilgerfahrten und auf längeren Reisen gegessen. Die hauptsächlichen Produkte und Lebensmittel stammen aus der Landwirtschaft und aus eigenem Anbau.
<div class="BoxenVerschmelzen">
{{Navigationsleiste Administrative Gliederung Volksrepublik China}}


=== Medizin ===
{{Traditionelle Provinzen von Tibet}}
{{Hauptartikel|Tibetische Medizin}}


Eine tiefe Verbindung von Religion, Philosophie und Kultur prägt die tibetische Heilkunst.
{{Navigationsleiste Staaten in Asien}}
Traditionelle Diagnosepraktiken sind:
</div>
* Sehen, Fühlen, Hören
* Pulsdiagnose
* Urin- und Zungendiagnose
Behandlungsmethoden:
* Energiepunktmassagen
* Heilbäder und Wasseranwendungen
* Mineralische Substanzen und Kräuter zum Einnehmen


== Wirtschaft ==
[[Kategorie:Hochland von Tibet]]
[[Datei:Nomads near Namtso.jpg|mini|Zelt der Nomaden während der Wanderschaft im Sommer]]
[[Kategorie:Tibet| ]]
[[Kategorie:Umstrittener Staat]]
[[Kategorie:Abhängiges Gebiet]]
[[Kategorie:Staat (historisch)]]


=== Landwirtschaft und Viehzucht ===
{{Lesenswert}}
Der überwiegende Teil der tibetischen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Bauern und Hirten machen über 85 % der tibetischen Bevölkerung aus.<ref>Offizielles Portal der Chinesischen Regierung: ''[http://german.china.org.cn/politics/archive/tibetfacts/txt/2006-05/30/content_2240440.htm Bevölkerungspolitik].'' In: [[China Internet Information Center]], 2005.</ref> Durch die Politik der 1970er und 1980er Jahre und das Bevölkerungswachstum bei den tibetischen Viehhirten und den dadurch ausgeweiteten Bestand an Tieren werden die vorhandenen Steppen schwer belastet und ihre Qualität sinkt in bedenklichem Ausmaß. Um die Steppen zu entlasten, wird nach alternativen Arbeitsplätzen für einen Teil der Viehzüchter gesucht.<ref name="nomaden">Andreas Gruschke: {{Webarchiv |url=http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20060510 |text=Nomaden ohne Weide? |wayback=20070927003952}}, Eurasisches Magazin, 2006.</ref> Im Rahmen dieses Programms wurde im September 2007 beschlossen, dass bis zum Jahr 2010 von den Nomaden, die die Berghänge am Oberlauf der großen Flüsse in der nördlichen Provinz Qinghai bewohnen, 100.000 Menschen ihre Heimat verlassen müssen, um in den Städten neu angesiedelt zu werden.<ref>Volksblatt von Liechtenstein: {{Webarchiv |url=http://www.volksblatt.li/nachricht.aspx?id=43091&src=sda |wayback=20190523001855 |text=''100 000 tibetische Nomaden sollen in Städte umgesiedelt werden.''}} In: ''volksblatt.li'', 2. Oktober 2007.</ref>


=== Tourismus ===
Der Wirtschaftszweig des Tourismus wird derzeit stark entwickelt. Während es im Jahr 2004 in Tibet 1,2 Millionen Touristen gab, davon entfielen knapp 100.000 auf internationalen Tourismus, gab es im Jahr 2017 über 25,6 Millionen Touristen, hauptsächlich aus dem übrigen China, dies war eine Steigerung von 10 % zum Jahr 2016. Der Tourismus ist nun der Hauptarbeitgeber in Tibet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.xinhuanet.com/english/2018-01/25/c_136924583.htm |wayback=20180508185517 |text=''Tibet receives 25 mln tourists in 2017.''}} In: ''xinhuanet.com'', [[Xinhua]], 25. Januar 2018 (englisch).</ref> Mehr als 300.000 Menschen arbeiten im Tourismus, aber nur noch ungefähr 100.000 Menschen als Bauern oder Hirten.<ref>''[http://www.chinadaily.com.cn/travel/2017-01/03/content_27848308.htm Tibet receives 23 million tourists in 2016].'' [[China Daily]], 3. Januar 2017 (englisch).</ref>


[[Datei:Qingzang-railway-20051007.jpg|mini|Die Lhasa-Bahn]]
[[ar:تبت]]

[[bo:བོད་]]
Wesentliche Impulse für den Tourismus steuert inzwischen die im Jahr 2006 eröffnete [[Lhasa-Bahn]] bei. Sie hat Wagen mit Panoramafenstern und hält an Stellen mit besonderer Aussicht.<ref>Offizielles Portal der Chinesischen Regierung: ''[http://german.china.org.cn/politics/archive/tibetfacts/node_2240127.htm Tourismus].'' In: [[China Internet Information Center]], 2005.</ref> Durch die Lhasa-Bahn gibt es nun eine tägliche, meist ausverkaufte Zugverbindung zwischen Peking und Lhasa mit einer Reisezeit von 48 Stunden.<ref> Zugverbindung zwischen Lhasa und Peking: {{Webarchiv |url=http://www.focus.de/reisen/reisefuehrer/asien/tid-8995/tibet_aid_262113.html |wayback=20120130014727 |text=''Tibet: Mit dem Zug aufs Dach der Welt.''}} In: [[Focus Online]], 21. Februar 2008, abgerufen am 28. März 2025.</ref> Im Jahr 2007 stieg die Anzahl der Touristen im Autonomen Gebiet Tibets um 60,4 % auf 4,02 Millionen. Die Einnahmen stiegen um 75,1 % auf 4,8 Milliarden Yuán (658 Millionen US-Dollar). Im Jahr 2011 betrug die Zahl der in- und ausländischen Touristen im autonomen Gebiet Tibet 8,5 Millionen und im Jahr 2013 12,91 Millionen.<ref>''[https://german.cri.cn/1565/2011/12/27/1s168869.htm Tibet verzeichnet Besucheranstieg – Radio China International].'' In: [[Radio China International|CRI online]], 27. Dezember 2011.</ref> Die Touristenzahlen steigen weiter. Im Jahr 2018 gab es laut der chinesischen Staatsagentur [[Xinhua]] 33 Mio. Touristen in Tibet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dw.com/de/china-sperrt-tibet-f%C3%BCr-touristen/a-47597494 |titel=China sperrt Tibet für Touristen – DW – 20.02.2019 |sprache=de |abruf=2024-09-12}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://german.cri.cn/3185/2014/02/03/1s211055.htm |titel=12 Millionen Touristen besuchen Tibet 2013 – Radio China International |datum=2014-02-03 |abruf=2024-09-12}}</ref> Um die Lehm- und Holzkonstruktion des Potala, der wichtigsten Touristenattraktion in Lhasa, zu schützen, wurde die Anzahl der Besucher auf 2300 pro Tag beschränkt.<ref>{{Cite web |title=Potala-Palast ist gut erhalten |url=https://german.cri.cn/401/2007/07/19/1@77607.htm |publisher=german.cri.cn |date=2007-07-19 |language=de |accessdate=2025-02-22}}</ref> Es gibt aber auch die Befürchtung, dass selbst diese Zahl für die Bausubstanz des Potala schon zu hoch sein könnte. Zum Ausbau des Tourismus wird deshalb versucht, andere Ziele in Tibet für den Tourismus zu fördern. Lhasa selbst sollte in der Planung des chinesischen Staatsrats bis 2020 zu einem internationalen Touristenort ausgebaut werden. Dafür sollte ein neues modernes Touristenviertel mit Hotels, Läden und Unterhaltungsetablissements entstehen und das städtische Verkehrsnetz ausgebaut werden.<ref>Lhasa als Touristenort: ''[https://german.cri.cn/1565/2009/03/24/1s111288.htm CRI].'' [[Radio China International|China
[[br:Tibet]]
Radio International]], 24. März 2009.</ref>
[[ca:Tibet]]

[[cs:Tibet]]
Zur Förderung des Tourismus werden auch neue Fluglinien eingerichtet. Der weltweit höchstgelegene, zivile Flughafen wurde im September 2013 in der südwestchinesischen Provinz Sichuan eröffnet. Der [[Flughafen Dabba-Yardêng|Daocheng Yading Airport]] befindet sich im Kreis Daocheng, Autonome tibetische Präfektur Garzi und liegt vom Yading Naturreservat im östlichen Teil des Qinghai-Tibet-Plateaus nur 159 Kilometer entfernt. Yading wird für Touristen als „das letzte Shangri-La“ und „das letzte reine Land auf dem blauen Planeten“ beworben.
[[da:Tibet]]

[[en:Tibet]]
Der Flughafen Daocheng-Yading liegt 4411 Meter über dem Meeresspiegel und ist nun der weltweit höchstgelegene, zivile Flughafen. Zuvor war das der [[Flughafen Qamdo-Bamda|Flughafen Bamda]] in Qamdo im Autonomen Gebiet Tibet, der 4.334 Meter über dem Meeresspiegel liegt.<ref>[http://de.tibet328.cn/06/201309/t1353141.htm ''China: Weltweit höchstgelegener, ziviler Flughafen nimmt Betrieb auf''] Tibet328, 18. September 2013.</ref>
[[eo:Tibeto]]

[[es:Tíbet]]
Im Autonomen Gebiet Tibets leben laut offiziellen Stellen heute bereits über 30.000 Tibeter vom Tourismus.<ref>[[Radio China International|China Radio International]]: ''[http://german.cri.cn/21/2005/03/17/1@26738.htm Tausende Bauern und Hirten in Tibet im Tourismus beschäftigt]'', 2005.</ref>
[[et:Tiibet]]

[[fr:Tibet]]
Kritische Stellen bezweifeln jedoch, dass der wirtschaftliche Fortschritt des Tourismus auch bei der tibetischen Bevölkerung ankommt. So wurden z.&nbsp;B. im Jahr 2003 einhundert tibetische Reiseführer entlassen und durch chinesische ersetzt.<ref>International Campaign for Tibet: {{Webarchiv |url=http://savetibet.org/de/news/news.php?id=50 |text=Tibeter in der Tourismus-Industrie der TAR werden immer schärfer kontrolliert |wayback=20070810063821}}, 2003.</ref> Durch fehlende Bildung bleiben die meisten Arbeitsplätze im touristischen Sektor für Tibeter unerreichbar. Tibetern, die im Exil ihre Ausbildung erhalten haben, bleiben Jobs als Reiseführer versagt.<ref>''[https://tibet.net/wp-content/uploads/2011/08/TibetAHumanDevelopmentAndEnviromentReport.pdf Tibet: A Human Development and Environment Report].'' (PDF; 18,5&nbsp;MB). Chapter 7: Tourism and Tibetan Culture, 2007 (englisch).</ref> Laut einer Schätzung waren im Jahr 1995 75 % der Geschäfte in Lhasa in chinesischem Besitz sowie über 90 % der Händler auf dem Gemüsemarkt chinesisch.<ref>''[https://tibet.net/wp-content/uploads/2011/08/TibetAHumanDevelopmentAndEnviromentReport.pdf Tibet: A Human Development and Environment Report].'' (PDF; 18,5&nbsp;MB). Chapter 3: Unemployment and Social Exclusion, 2007 (englisch).</ref>
[[gd:Tibet]]

[[he:טיבט]]
=== Bergbau ===
[[hi:तिब्बत]]
Der Bergbau soll zur dritten Säule der tibetischen Wirtschaft werden. Bisher steckt er zwar noch in den Kinderschuhen, er wird aber inzwischen zielstrebig entwickelt. Tibet hat Lagerstätten von Bodenschätzen wie Chrom, Kupfer, Magnesit, Bor, Blei, Gold, Erdöl, Eisen, Lithium, Kaliumchlorid, Aluminium, Zink und anderes. Noch wird wenig gefördert, aber die Entwicklung des Abbaus war 2006 ein Schwerpunkt des [[Fünfjahrplan]]s der Regierung in Peking.<ref>Offizielles Portal der Chinesischen Regierung: ''[http://german.china.org.cn/politics/archive/tibetfacts/txt/2006-05/31/content_2240753.htm Industrie und Bauwesen].'' In: ''german.china.org.cn'' [[China Internet Information Center]], 2005.</ref> Im Januar 2007 meldete die chinesische Regierung die Entdeckung von großen mineralischen [[Lagerstätte]]n unter dem tibetischen Hochland.<ref name="Tibet12345">{{Webarchiv |url=http://www.iht.com/articles/2007/01/25/yourmoney/mine.php |text=Wertvolle Rohstoffvorkommen entlang der Lhasa-Bahn gefunden, 2007 |wayback=20070129103008}}</ref> Die Lagerstätten sind nicht sehr weit von der Lhasa-Bahn entfernt und könnten die in China vorkommenden Bodenschätze an Zink, Kupfer und Blei verdoppeln. Kritiker befürchten jedoch, dass der Abbau dieser Vorkommen das Ökosystem in Tibet schädigen könnte.<ref name="Tibet12345" />
[[id:Tibet]]

[[it:Tibet]]
=== Weitere Industriezweige ===
[[ja:チベット]]
Die Grundstoff- und Baustoffindustrie gehört auch zu den derzeit besonders geförderten Industrien. Ein kleinerer Wirtschaftszweig sind traditionelle handwerkliche Produkte wie Teppiche, Pulu (manuell gewebter Wollstoff) und Kunsthandwerk.
[[ka:ტიბეტი]]

[[ko:티베트]]
=== Arbeitsplätze ===
[[nl:Tibet]]
Im Folgenden wird die Anzahl der Arbeitsplätze im Autonomen Gebiet Tibet, aufgeschlüsselt in die verschiedenen Wirtschaftsbereiche, aufgelistet. Kennzeichnend sind die ungebrochene Dominanz der Landwirtschaft und Viehzucht und das weitgehende Fehlen von Arbeitsplätzen in Industrie und Handwerk.
[[no:Tibet]]

[[pl:Tybet]]
{| class="wikitable" style="width:600px;"
[[pt:Tibete]]
|- style="background:#F4F4F4"
[[ru:Тибет]]
! style="text-align:center;" colspan="5"| Zahl der Beschäftigten in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen im AGT<ref>Beschäftigung in Tibet: ''[http://german.china.org.cn/politics/archive/tibetfacts/txt/2006-06/01/content_2240825.htm Tibet – Fakten und Zahlen].'' In: ''german.china.org.cn'' [[China Internet Information Center]], 2005.</ref>
[[sk:Tibet]]
|- style="background:#F0F0F0"
[[sv:Tibet]]
! style="text-align:center;" colspan="5"| Einheit: 10.000 Menschen
[[vi:Tây Tạng]]
|- style="background:#EAEAEA"
[[zh:西藏]]
|bgcolor"#eeeeee" | Jahr
| style="text-align:right;"|1985
| style="text-align:right;"|1990
| style="text-align:right;"|2000
| style="text-align:right;"|2003
|-
| style="background:#fff;"| Gesamtzahl der Beschäftigten
| style="text-align:right;"| 105,72
| style="text-align:right;"| 107,88
| style="text-align:right;"| 124,18
| style="text-align:right;"| 132,81
|- style="background:#EAEAEA"
| style="background:#eee;"| Anzahl der Beschäftigten aufgeteilt in Wirtschaftsbereiche
| style="text-align:right;"|
| style="text-align:right;"|
| style="text-align:right;"|
| style="text-align:right;"|
|-
| style="background:#fff;"| Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Viehzucht und Fischerei
| style="text-align:right;"| 85,58
| style="text-align:right;"| 87,08
| style="text-align:right;"| 90,98
| style="text-align:right;"| 85,14
|-
| style="background:#fff;"| Bergbau und Steinbruch
| style="text-align:right;"| 0,47
| style="text-align:right;"| 0,41
| style="text-align:right;"| 0,35
| style="text-align:right;"| 2,22
|-
| style="background:#fff;"| Herstellungsindustrie
| style="text-align:right;"| 1,92
| style="text-align:right;"| 1,60
| style="text-align:right;"| 2,87
| style="text-align:right;"| 1,56
|-
| style="background:#fff;"| Strom-, Gas-, Wasserversorgung, Transport und Telekommunikation
| style="text-align:right;"| 2,81
| style="text-align:right;"| 3,71
| style="text-align:right;"| 3,88
| style="text-align:right;"| 4,31
|-
| style="background:#fff;"| Bauwesen
| style="text-align:right;"| 1,99
| style="text-align:right;"| 1,67
| style="text-align:right;"| 3,56
| style="text-align:right;"| 7,90
|-
| style="background:#fff;"| Forschung und technische Dienste
| style="text-align:right;"| 0,35
| style="text-align:right;"| 0,37
| style="text-align:right;"| 0,23
| style="text-align:right;"| 0,53
|-
| style="background:#fff;"| Groß- und Einzelhandel
| style="text-align:right;"| 3,65
| style="text-align:right;"| 3,31
| style="text-align:right;"| 7,33
| style="text-align:right;"| 7,25
|-
| style="background:#fff;"| Bank- und Versicherungswesen
| style="text-align:right;"| 0,35
| style="text-align:right;"| 0,34
| style="text-align:right;"| 0,62
| style="text-align:right;"| 0,62
|-
| style="background:#fff;"| Soziales, Gesundheitswesen, Bildung und Kultur
| style="text-align:right;"| 3,89
| style="text-align:right;"| 4,15
| style="text-align:right;"| 5,46
| style="text-align:right;"| 13,67
|-
| style="background:#fff;"| Öffentliche Verwaltung
| style="text-align:right;"| 3,38
| style="text-align:right;"| 4,23
| style="text-align:right;"| 5,73
| style="text-align:right;"| 6,16
|}

=== Wirtschaftswachstum ===
Seit 1999 wird die wirtschaftliche Entwicklung Tibets im Rahmen des [[Entwicklungsprogramm für den Westen Chinas]] unterstützt. Dieses Programm wurde geschaffen, um, nach den wirtschaftlichen Erfolgen der Küstenprovinzen, die zurückgebliebenen Gebiete im Westen Chinas in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen. Ein wesentliches Element dieses Planes ist der Aufbau einer besseren Infrastruktur.<ref>Official China Development Gateway: {{Webarchiv |url=http://en.chinagate.cn/english/1832.htm |text=Introduction to the Implementation of the Great Western Development Strategy in China |wayback=20141129021555}}, 2000.</ref>

=== Verkehr ===
[[Datei:Friendship Highway Auto kaputt.JPG|mini|Der [[China-Nepal Highway|Friendship Highway]], die Hauptstraße zwischen Nepal und Lhasa, im August 2005]]

Zwischen 2002 und 2012 wurde die gesamte Länge der asphaltierten Fernverkehrsstraßen im Autonomen Gebiet Tibet fast verdoppelt. Von zirka 36.000&nbsp;km wurde sie auf 65.200&nbsp;km verlängert.<ref>{{Internetquelle |url=https://german.cri.cn/1565/2013/12/06/1s208013.htm |titel=Strecke tibetischer Autobahnen fast verdoppelt – Radio China International |werk=[[Radio China International|China Radio International]] – CRI |datum=2013-12-06 |abruf=2024-09-12}}</ref>

Nach Angaben des tibetischen Amtes für Verkehr und Transport wird derzeit im Autonomen Gebiet Tibet mit Hochdruck am Ausbau des Straßennetzes gearbeitet. Nach den offiziellen Angaben sollten im Jahr 2013 zwölf Milliarden [[Renminbi|Yuán]] (knapp anderthalb Milliarden Euro) für den Bau von 5000 Straßenkilometern ausgegeben und dadurch weitere 258 Dörfer an das tibetische Landstraßennetz angebunden werden. Inzwischen haben auch die Arbeiten für den Bau einer Schnellstraße von Lhasa nach Nyingchi an der Grenze zu Indien sowie zur Straßenanbindung von vier Hochgebirgsflughäfen begonnen.<ref>{{Internetquelle |url=https://german.cri.cn/1565/2013/03/14/1s193341.htm |titel=Straßenbau in Tibet läuft auf Hochtouren – Radio China International |werk=[[Radio China International|China Radio International]] |datum=2013-03-14 |abruf=2024-09-12}}</ref>

Ab 2001 wurde von [[Golmud]] an der Nordgrenze Tibets nach Lhasa eine Eisenbahn, die [[Lhasa-Bahn]] gebaut, die am 1. Juli 2006 ihre Jungfernfahrt hatte. Sie ist die bisher (Stand 2012) höchste Eisenbahn der Welt, denn sie fährt über einen Pass von 5072&nbsp;m Höhe. Sie wurde teilweise auf Permafrostboden gebaut und führt durch Erdbebengebiete. Die Bahn erschließt Tibet erstmals durch Schienenverkehr. 2014 wurde die Linie mit der [[Bahnstrecke Lhasa–Xigazê|Bahnstrecke von Lhasa nach Xigazê]] verlängert.

Internationale Flughäfen gibt es in [[Flughafen Qamdo-Bamda|Qamdo]], in [[Flughafen Nyingchi-Mainling|Nyingchi]] und in [[Flughafen Lhasa|Lhasa]].

=== Ökologie ===
In den 1950er Jahren begann ein großer Kahlschlag in Tibets Wäldern vor allem im Osten des Landes. Unzählige Transporte mit tibetischem Holz verließen die Region meist in Richtung Zentralchina. Die Folgen sind in Tibet, wie auch in anderen vergleichbaren Regionen weltweit, eine hohe Erosion im Hochgebirge, einhergehend mit Erdrutschen und erhöhtem Steinschlag, sowie einem Ansteigen der Wasserstände der Flüsse, was zu Überschwemmungen führt.<ref>Tibet Initiative Deutschland e.&nbsp;V.: {{Webarchiv |url=http://www.tibet-initiative.de/Kap3/Kap3_1.html |text=Umweltreport Tibet 2000 |wayback=20061101100108}}, 2000.</ref> Um weitere Umweltschäden zu vermeiden, wurde im Autonomen Gebiet Tibet von 1990 bis 2002 die Einschlagsmenge Holz von 210.000&nbsp;m³ auf 50.000&nbsp;m³ reduziert. Gleichzeitig wurde und wird weiterhin ein groß angelegtes Aufforstungsprogramm durchgeführt.<ref>Offizielles Portal der Chinesischen Regierung: ''[http://german.china.org.cn/politics/archive/tibetfacts/txt/2006-06/01/content_2240956.htm Schutz von Naturwaldressourcen].'' In: ''german.china.org.cn'' [[China Internet Information Center]], 2005.</ref>

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Bevölkerungsentwicklung Tibets. Die Bevölkerung hat sich im letzten halben Jahrhundert mehr als verdoppelt und im Rahmen eines aufkommenden Wohlstands hat sich, nach offiziellen chinesischen Quellen, die Fleischproduktion Tibets von 1978 bis 2003 vervierfacht.<ref>''[http://german.china.org.cn/politics/archive/tibetfacts/txt/2006-05/31/content_2240771.htm Tibet: Fakten und Zahlen].'' In: ''german.china.org.cn'' [[China Internet Information Center]], 2005.</ref> Damit hat sich aber auch die Anzahl der Tiere der Nomaden auf den Steppen vervierfacht. Grundlage einer ökologisch verträglichen Viehwirtschaft der tibetischen Nomaden ist aber, dass ausreichend Weidefläche vorhanden ist. Sie kann in Tibet jedoch nicht weiter ausgedehnt werden. Es entsteht Weidekonkurrenz und Überweidung. Ohne die Politik der Überweidung und teilweisen Verwüstung in den 1970er und 1980er Jahren wären die Probleme etwas In: kleiner.<ref>{{Literatur |Autor=Georg Miehe, Sabine Miehe |Titel=Heilige Wälder in Tibet |Ort=Marburg |Datum=2001 |Sprache=de |Reihe=Marburger Uni-Journal |NummerReihe=9 |HrsgReihe=[[Philipps-Universität Marburg]] |ISSN=1616-1807 |ZDB=1471637-9 |OCLC=183246206 |Kommentar=[https://www.uni-marburg.de/de/universitaet/presse/publikationen/uni-journal/archiv Online-Archiv] des [https://www.uni-marburg.de/de/universitaet/presse/publikationen/uni-journal Marburger Uni-Journals]; alternativ die [https://ezb.uni-regensburg.de/ezeit/searchres.phtml?bibid=UBMA&colors=7&lang=de&jq_type1=QS&jq_term1=1616-1807 elektronische Zeitschriftenbibliothek] der Uni Marburg |Online=https://opac.ub.uni-marburg.de/DB=1/CMD?ACT=SRCHA&IKT=1016&SRT=YOP&TRM=uni-journal |Abruf=2025-03-28}}</ref><!-- Originaleintrag bitte nicht löschen, bei Bedarf Kommentierung aufheben, THX!<ref>Georg Miehe, Sabine Miehe: ''[http://www.uni-marburg.de/aktuelles/unijournal/9/Tibet Heilige Wälder in Tibet].'' In: ''Uni-Journal.'' Nr. 9, Uni Marburg, {{ZDB|1471637-9}}.</ref> -->

Verschärft wird die Weidekonkurrenz noch dadurch, dass, nach klassischer nomadischer Handlungsweise, die Haushalte Wert darauf legen, möglichst große Herden zu besitzen. Viele Tiere zu besitzen bezeugt Wohlstand und gilt als Absicherung für – sich derzeit häufende – schlechte Jahre.

All dies verschärft den Druck auf die Steppenlandschaft, deren Qualität in den letzten Jahrzehnten bereits teilweise schwer gelitten hat. Für Nomaden müssen unbedingt neue Lebenschancen in den größeren Gemeinden und Städten geschaffen werden, um Menschen aus den Steppen abzuziehen und dadurch die Steppen zu entlasten.<ref name="nomaden" />

Durch den Druck auf die Steppenlandschaft hat sich auch die Vegetation an den Oberläufen vieler Flüsse in großem Maß reduziert. Bodenerosion und Umweltzerstörung werden immer kritischer. Aus diesem Grund beschloss die Zentralregierung Chinas, von 2000 an 103,5 Milliarden Yuán zu investieren, um die natürlichen Wälder im Gebiet am Oberlauf des Yangtse und am Ober- und Mittellauf des Gelben Flusses, das 13 Provinzen und 770 Kreise umfasst, zu schützen.<ref>Botschaft der Volksrepublik China in der Schweiz: {{Webarchiv |url=http://www.china-embassy.ch/ger/5/xzzzq/t174165.htm |text=Fragen und Antworten zu Tibet |wayback=20050211020727}}, 2004.</ref>

Im März 2013 meldete die Forstverwaltung des Autonomen Gebietes Tibets den Beginn eines neuen, zehn Jahre umfassenden, Aufforstungsprogramms. Schwerpunktmäßig würden die Gelder für den Anbau von Wäldern in mehreren Regionen und die Anlage von Schutzwäldern in der Umgebung der Hauptstadt Lhasa verwendet. Auch die Umwandlung von Ackerland in Wälder stehe im Mittelpunkt des Aufforstungsprojekts.<ref>{{Internetquelle |url=https://german.cri.cn/1565/2013/03/12/1s193174.htm |titel=Tibet plant groß angelegtes Aufforstungsprojekt – Radio China International |werk=german.cri.cn |hrsg=[[Radio China International|China Radio Internationa]] |datum=2013-03-12 |abruf=2024-09-12}}</ref>

== Literatur ==
'''Deutsch'''
* Jürgen C. Aschoff: ''Tibet, Nepal und der Kulturraum des Himalaya (mit Ladakh, Sikkim und Bhutan). Kommentierte Bibliographie deutschsprachiger Bücher von 1627 bis 1990 (Aufsätze bis zum Jahre 1900)''. Garuda Verlag, Dietikon/Schweiz 1992, ISBN 3-906139-07-7.
* [[Karl-Heinz Everding]]: ''Tibet. Lamaistische Klosterkultur, nomadische Lebensweise und bäuerlicher Alltag auf dem Dach der Welt.'' 5. Auflage, DuMont Verlag, 2009, ISBN 3-7701-4803-7.
* [[Melvyn C. Goldstein]] und [[Cynthia M. Beall]]: ''Die Nomaden Westtibets''. DA-Verlag, Nürnberg 1991, ISBN 3-922619-11-8.
* [[Tenzin Choedrak]]: ''Der Palast des Regenbogens''. 3. Auflage, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-458-16972-5.
* [[Andreas Gruschke]]: ''Tibet, Weites Land auf dem Dach der Welt''. Schillinger Verlag, Freiburg 1993, ISBN 3-89155-144-4.
* Stephan Haas: ''Die Tibetfrage – Eine Analyse der Gründe und der Rechtmäßigkeit des chinesischen Einmarsches in Tibet 1950/51''. Lit Verlag, Münster 1997, ISBN 3-8258-2872-7.
* [[Heinrich Harrer]]: ''Sieben Jahre in Tibet – Mein Leben am Hofe des Dalai Lama''. Ullstein, Berlin 1953, ISBN 3-548-35753-9.
* Michael Henss: ''Tibet. Die Kulturdenkmäler''. Atlantis Verlag, Zürich 1981, ISBN 3-7611-0626-2.
* Catherine Hool: ''Die chinesische Tibetpolitik''. Verlag Peter Lang, Bern 1989, ISBN 3-261-03981-7.
* Wulf Köpke & Bernd Schmelz (Hrsg.): ''Die Welt des Tibetischen Buddhismus''. Mitteilungen aus dem [[Museum für Völkerkunde Hamburg]], Neue Folge, Band 34, Hamburg 2005, ISBN 3-9809222-4-3.
* Karénina Kollmar-Paulenz: ''Kleine Geschichte Tibets''. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54100-3.
* [[Karl-Heinz Golzio]], [[Pietro Bandini]]: ''Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama''. O. W. Barth Bei Scherz, 2002, ISBN 3-502-61002-9.
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== Weblinks ==
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* {{DNB-Portal|4060036-1}}
'''Exiltibetische Gruppen und Menschenrechte'''
* [https://tibet.net/ The Central Tibetan Administration] (englisch)
* [https://www.tibet-initiative.de/ Tibet Initiative Deutschland e.&nbsp;V.]
* [[International Campaign for Tibet]]: [https://savetibet.de/ International Campaign for Tibet Deutschland e.&nbsp;V.]
* [[Internationale Gesellschaft für Menschenrechte]]: [https://www.igfm-muenchen.de/tibet/tibetstart.html Die Menschenrechte in Tibet]
* [https://freetibet.org/ FreeTibet.org – Organisation mit dem Ziel der Befreiung Tibets von der Chinesischen Besatzung]
* [https://tibet.at/ Gesellschaft zur Hilfe an das Tibetische Volk (Österreich)]

'''Chinesische Regierung'''
* [http://german.china.org.cn/german/115775.htm Offizieller Standpunkt der VR China über die Autonomie der Nationalitäten in Tibet]
* [http://german.china.org.cn/german/112708.htm Chinesisches Weißbuch über Tibets ökologischen Aufbau und Umweltschutz]
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* [http://www.china.org.cn/e-white/tibet/index.htm Chinese Whitepaper: Tibet – Its Ownership And Human Rights Situation] (englisch)
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'''Fachartikel'''
* Andreas Gruschke: {{Webarchiv |url=http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20060510 |wayback=20070927003952 |text=Die Zukunft der Nomaden Tibets}} im [[Eurasisches Magazin|Eurasischen Magazin]], Nr. 05–06, 30. Mai 2006
* {{Webarchiv |url=http://www.thlib.org/ |text=The Tibetan & Himalayan Digital Library |archive-is=20121205085823}}, University of Virginia (englisch)
* [https://www.spiegel.de/geschichte/tibet-expedition-a-946896.html „Nazis auf dem Dach der Welt“] von Jürgen Ritter und Christopher Peter „Spiegel online“

'''Fotos'''
* [http://www.terranomada.com/tibet/tibet.html Tibet Fotos]

== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 12. Juli 2025, 08:32 Uhr

Lage von Tibet auf einer Weltkarte
Yangbajain-Tal, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Lhasa
Fährverkehr über den Brahmaputra (Yarlung Zangbo)

Tibet ist eine Region in Zentralasien, die den Lebensraum tibetisch-sprachiger Völkerschaften umfasst. Abgeschieden durch das Himalaya-Gebirge am Südrand hat Tibet eine eigenständige Kultur und schon vor dem 7. Jahrhundert auch eigenständige Staaten (Shangshung, Tubo) herausgebildet, die sich über Teile des tibetischen Hochlands erstreckten. Mitte des 13. Jahrhunderts gerieten sowohl Tibet als auch China eine Zeitlang unter mongolische Herrschaft.

Tibet besaß bis ins 20. Jahrhundert hinein ein eigenes Staatswesen. Die gegenwärtige Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist völkerrechtlich umstritten (siehe dazu: Tibets Status). Seit 1959 besteht eine tibetische Exilregierung, die offiziell zwar nicht anerkannt, aber von vielen Ländern unterstützt wird.

Die chinesische Verwaltungsgliederung des größten Teils des historischen Großraums Tibet umfasst heute das Autonome Gebiet Tibet (AGT) mit der Hauptstadt Lhasa sowie zehn Autonome Bezirke und zwei Autonome Kreise in den Provinzen Qinghai, Sichuan, Yunnan und Gansu. Teile des historischen Siedlungsgebietes des Volkes der Tibeter außerhalb Chinas liegen in Pakistan, Indien, Nepal, Bhutan und Myanmar.

Im Sprachgebrauch der Volksrepublik China steht das chinesische Xīzàng 西藏, (tibetisch bod ljongs བོད་ལྗོངས།) für die Autonome Region Tibet. Der Begriff bod chen (= „Groß-Tibet“) in der tibetischen Sprache orientiert sich an der Ausdehnung des tibetischen Großreichs im 8. und 9. Jahrhundert. bod bzw. bod yul hingegen schließt die osttibetischen Regionen, auf Tibetisch Amdo und Kham genannten Gebiete außerhalb der Autonomen Region Tibet, üblicherweise nicht mit ein.

Das Hochland von Tibet, das in seinem äußersten Süden von einem großen Teil des Transhimalaya-Gebirges – oder je nach Autor des Himalayas –, im Westen vom Karakorum, im Norden von der Altun-Qilian-Kunlun-Kette und im Osten vom Hengduan Shan begrenzt wird und sich auf einer durchschnittlichen Höhe von 4500 Metern erstreckt, gilt als die höchstgelegene Region der Welt.

Das eigentliche, eher hügelige Hochplateau ist arid; der trockenste Teil ist der westliche Changthang (tibetisch für „nördliche Ebene(n)“) mit alpinen Steppen und Wüsten. Der Grund für die Trockenheit liegt vor allem darin, dass der Himalaya das Hochland nach Süden hin von den indischen Monsunregen abschirmt und im Inneren kontinentales Klima vorherrscht.

Tibet grenzt von Westen nach Osten an das indische Unionsterritorium Ladakh und die indischen Bundesstaaten Himachal Pradesh, Uttarakhand, Sikkim und Assam (nach chinesischer Auffassung) bzw. Arunachal Pradesh (nach indischer Auffassung und aktuellen politischen Grenzen) sowie an die Länder Nepal, Bhutan und Myanmar (Birma), mit einer Gesamtlänge der Grenze zu diesen drei Ländern von knapp 4000 km.

Tibetischer Kulturraum

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Detaillierte Karte des tibetischen Kulturraums und der autonomen tibetischen Verwaltungsgliederungen der VR China

Das „geographische“ Tibet (d. h. das Hochland von Tibet inklusive der Randgebirge in China und den Nachbarländern) erstreckt sich über eine Fläche von 2,5 Millionen km² und wird traditionell in mehrere Kulturregionen unterteilt.

In all diesen tibetischen Kulturregionen finden sich Tibeter bzw. tibetisch sprechende Gruppen, wobei in den Randgebieten häufig auch andere Völkerschaften zu finden sind, die nicht immer mit den Tibetern sprachlich verwandt oder kulturell eng verbunden sind (Muslime in Amdo und Ladakh). Aus diesem Grunde zeichnet sich der tibetische Kulturraum trotz aller Gemeinsamkeiten auch durch eine gewisse kulturelle Vielfalt aus.

Autonomes Gebiet Tibet

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Das Autonome Gebiet Tibet ist eine Verwaltungseinheit der Volksrepublik China. Es umfasst ein Gebiet von 1,2 Millionen km² – die ehemaligen zentraltibetischen Provinzen Ü und Tsang, Ngari, weite Teile des Changthang sowie den westlichen Teil der Kulturregion Kham.

Das Autonome Gebiet Tibet entspricht dem „politischen Tibet“, das heißt dem vor 1951 von der unabhängigen tibetischen Regierung verwalteten Territorium. Die nördlichen und östlichen Teile des tibetischen Kulturraums sind, zum größten Teil als Autonome Bezirke, Teile der chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan.

Der Yardrog Yutsho (Yamdrok-See) liegt 110 Kilometer südwestlich von Lhasa in einer Höhe von 4441 Metern.

In Tibet herrscht Hochlandklima mit großen Tagestemperaturschwankungen und viel Sonnenschein. Auch sind die Temperaturunterschiede zwischen dem Süden Tibets und dem Norden beträchtlich.

Das moderateste Klima herrscht in den tieferen Lagen des Südostens Tibets. Dort liegen auch die Städte Lhasa, Gyantse und Shigatse. Lhasa hat eine Durchschnittstemperatur von 8 °C, Shigatse von 6,5 °C während nach Norden hin das tibetische Plateau auf über 4500 Meter Höhe ansteigt und in der nördlichen Hälfte Tibets die jährliche Durchschnittstemperatur unter 0 °C (Permafrostgebiet) liegt.

Die meisten Einwohner Tibets leben im Gebiet zwischen Lhasa und Shigatse sowie am Ostrand des tibetischen Hochlands, während der Norden, der Zentralbereich wie auch der Westen Tibets nahezu unbewohnbar sind.


Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Lhasa
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −2,2 1,1 4,6 8,0 12,0 15,6 15,4 14,5 12,8 8,0 2,2 −1,8 7,5
Mittl. Tagesmax. (°C) 6,8 9,2 12,0 15,7 19,7 22,5 21,7 20,7 19,6 16,4 11,6 7,7 15,3
Mittl. Tagesmin. (°C) −10,2 −6,9 −3,2 0,9 5,1 9,2 9,9 9,4 7,6 1,4 −5,0 −9,1 0,8
Niederschlag (mm) 0 1 2 8 25 71 118 131 60 10 2 1 Σ 429
Quelle: Klima in Lhasa. klimadiagramme.de, abgerufen am 28. März 2025.

Nach einer chinesischen Volkszählung im Jahr 2000 ergeben sich für die verschiedenen Provinzen des Hochlands von Tibet folgende Bevölkerungsanteile.[1] Diese Liste enthält alle tibetischen autonomen Gebiete der Volksrepublik China und zusätzlich Xining sowie Haidong. Die beiden letzten wurden berücksichtigt, um die Liste für die Provinz Qinghai zu vervollständigen und auch, weil die tibetische Exilregierung diese beiden Gebiete als Teil von Großtibet beansprucht.

Tibeter und Han-Chinesen in Tibet, aufgeteilt nach Regionen gemäß der Zählung im Jahr 2000
Gesamt Tibeter Han andere
Autonomes Gebiet Tibet (AGT)
AGT gesamt: 2.616.329 2.427.168 92,8 % 158.570 6,1 % 30.591 1,2 %
Lhasa 474.499 387.124 81,6 % 80.584 17,0 % 6.791 1,4 %
Qamdo 586.152 563.831 96,2 % 19.673 3,4 % 2.648 0,5 %
Lhokha 318.106 305.709 96,1 % 10.968 3,4 % 1.429 0,4 %
Shigatse 634.962 618.270 97,4 % 12.500 2,0 % 4.192 0,7 %
Nagchu 366.710 357.673 97,5 % 7.510 2,0 % 1.527 0,4 %
Ngari 77.253 73.111 94,6 % 3.543 4,6 % 599 0,8 %
Nyingthri 158.647 121.450 76,6 % 23.792 15,0 % 13.405 8,4 %
Provinz Qinghai
Qinghai gesamt: 4.822.963 1.086.592 22,5 % 2.606.050 54,0 % 1.130.321 23,4 %
Xining 1.849.713 96.091 5,2 % 1.375.013 74,3 % 378.609 20,5 %
Haidong 1.391.565 128.025 9,2 % 783.893 56,3 % 479.647 34,5 %
Haibei 258.922 62.520 24,1 % 94.841 36,6 % 101.561 39,2 %
Huangnan 214.642 142.360 66,3 % 16.194 7,5 % 56.088 26,1 %
Hainan 375.426 235.663 62,8 % 105.337 28,1 % 34.426 9,2 %
Golog 137.940 126.395 91,6 % 9.096 6,6 % 2.449 1,8 %
Yushu 262.661 255.167 97,1 % 5.970 2,3 % 1.524 0,6 %
Haixi 332.094 40.371 12,2 % 215.706 65,0 % 76.017 22,9 %
Provinz Sichuan
Ngawa 847.468 455.238 53,7 % 209.270 24,7 % 182.960 21,6 %
Garzê 897.239 703.168 78,4 % 163.648 18,2 % 30.423 3,4 %
Muli 124.462 60.679 48,8 % 27.199 21,9 % 36.584 29,4 %
Provinz Yunnan
Dêqên 353.518 117.099 33,1 % 57.928 16,4 % 178.491 50,5 %
Provinz Gansu
Gannan 640.106 329.278 51,4 % 267.260 41,8 % 43.568 6,8 %
Tianzhu 221.347 66.125 29,9 % 139.190 62,9 % 16.032 7,2 %
Gesamt für Großtibet
Mit Xining und Haidong 10.523.432 5.245.347 49,8 % 3.629.115 34,5 % 1.648.970 15,7 %
Ohne Xining und Haidong 7.282.154 5.021.231 69,0 % 1.470.209 20,2 % 790.714 10,9 %

Die Schätzungen der tibetischen Exilregierung ergaben im Jahr 1996 andere Zahlen. Demnach lebten im Hochland von Tibet 6 Millionen Tibeter und ca. 7,5 Millionen Han-Chinesen; in allen Städten Tibets seien Han-Chinesen bereits in der Mehrheit.[2]

Das tibetische Reich während seiner größten Ausdehnung zum Ende des 8. Jahrhunderts.
Der Potala-Palast
Das Kloster Sumtseling Gompa
Tibetische Holzhäuser in Zhongdian

Königreich Tibet

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Das Königreich Tibet entstand Anfang des 7. Jahrhunderts. Zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert war Tibet ein starkes, kriegerisches Reich. Nach der Schwächung der Position der tibetischen Könige im 10. Jahrhundert bildete sich in Zentraltibet die prägende Form der tibetischen Gesellschaft aus. Die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse waren von feudalem Typ: Ein Teil der Bauern besaß einen erblichen Anspruch auf ein Stück Land, musste dafür aber unbezahlte Frondienste (ula) leisten und Steuern zahlen. Die übrigen waren Leibeigene, die an ihren adligen Grundherrn gebunden waren oder an die Klöster, die zu den größten Grundbesitzern gehörten. Diese Form bestand bis Ende der 1950er Jahre.

Mongolische Herrschaft

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Im Jahre 1240 wurde Tibet durch den mongolischen Khan Güyük Khan erobert und in sein Reich eingegliedert. Köden, der jüngere Bruder Güyük Khans, wurde 1247 zum vorübergehenden Gouverneur der eroberten Tibet-Region ernannt. Mitte des 13. bis Mitte des 14. Jahrhunderts wurden Angehörige der Sakya-Schule des tibetischen Buddhismus von den mongolischen Khans als Vizekönige eingesetzt.[3] Das Gebiet Chinas war zur gleichen Zeit von den Mongolen vereinnahmt, besondere staatliche Rechte wurden den Chinesen nicht eingeräumt.

Im Jahr 1368 kam es durch Han-Chinesen, angeführt von Zhu Yuanzhang zum Sturz der mongolischen Herrscher und zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit und Souveränität Chinas, auf dessen Gebiet sich die bis 1644 herrschende Ming-Dynastie etablierte. Zwar brachen auf tibetischem Gebiet „Nachfolgeunruhen“ aus, aber ein direkter Einfluss der Ming-Herrschaft auf die staatliche Hoheit Tibets, wie ihn die mongolische Yuan-Dynastie anstrebte, ist aus dieser Zeit nicht belegbar. Bekannt ist hingegen eine Maßnahme der Ming-Dynastie, die jedoch nur indirekt mit Tibet zu tun hatte. Sie erließ anfänglich in ihrem Herrschaftsbereich ein Gesetz, das es der eigenen Bevölkerung verbot, die Lehren des Buddhismus aus Tibet zu erlernen.[4]

1578 betrieb der Altan Khan, ein mongolischer Herrscher, Angehöriger der Tümed, die Inthronisation des ersten Dalai Lama. Im Gegenzug erhielt der Mongole auch einen Ehrentitel, sodass der Lama sich nun seines Schutzes vergewissern konnte. Altan Khan war ein mächtiger Feldherr, dessen Truppen 1541–1571 erfolgreich gegen die Ming-Dynastie kämpften. Tibet blieb somit weiterhin in der Einflusssphäre mongolischer Herrscher. Die Han-Chinesen hatten dem nichts entgegenzusetzen. Als Altan Khan 1582 starb, setzte sein Sohn Sengge Düüreng die Herrschaft über Tibet noch fort, nach seinem Tod 1586 gab es jedoch keine Nachfolger.

Während der letzten Invasion der Mongolen am Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Regierungsgewalt auf höchste kultisch-religiöse Repräsentanten der jüngsten der vier religiösen Linien, der Gelugpa-Schule, übertragen. Zwei Rivalen um die Herrschaft über Tibet während dieser Zeit waren die beiden Mongolen Choghtu Khong Tayiji, ein Angehöriger der Chalcha, und Gushri Khan, ein Oiraten-Khoshuude (auch Qoshote). Letzterer wurde 1638 König von Tibet und unterstützte den fünften Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatsho, der 1642 zur obersten Autorität des tibetischen Staatswesens ernannt wurde. Damit wurde eine Regierung (Ganden Phodrang; tib.: dga' ldan pho brang) geschaffen, die von 1642 bis 1959 regierte.[5] Als Könige folgten nach Gushri Khans Tod 1655 bis 1668 Dayan Otschir Khan, 1668 bis 1701 Dalai Khan und 1703 bis 1717, sein Sohn Lhabsang Khan. 1679 wurde Sangye Gyatso von Lhabsang Khan, der nicht ständig präsent sein konnte, zum obersten tibetischen Regenten mit dem Titel „Desi des 5. Dalai Lama“ (tib.: sde srid) ernannt.

Im ausgehenden 17. Jahrhundert bahnte sich im benachbarten China wiederum eine Fremdherrschaft an, diesmal jedoch nicht von den Mongolen. In Ostasien erstarkten die Herrscher eines tungusischen Volkes, die von den Jurchen abstammenden Mandschu. Sie brachten bereits 1644 die Ming-Dynastie der Han-Chinesen in Peking zu Fall. Die Herrschaft über ganz China erlangten sie jedoch erst 1662, da die Han noch in Südchina mit einigen Gegenkaisern regieren konnten. Die Mandschu errichteten die Qing-Dynastie (mandschurisch daicing gurun). Für Tibet hatte dies zunächst keine Bedeutung, denn die Machtausübung des ersten mandschurischen Regenten Dorgon, des Onkels des noch minderjährigen ersten Mandschu-Kaisers Shunzhi in Peking, richtete sich vornehmlich nach innen. Der Nachfolge-Kaiser Kangxi begann eine Politik nach außen. Dabei besetzte er 1701 die tibetisch-chinesische Grenz- und Handelsstadt Lucheng in Dartsedo (Kangding). Eine Besetzung Tibets erfolgte jedoch nicht, und so blieb es bis Anfang des 18. Jahrhunderts eine Region im mongolischen Einflussbereich, aber mit einem etablierten eigenen Staatswesen.

Einflussbereich der Mandschu

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1717 besetzte Tsewangrabtans Armee Lhasa und tötete Lhabsang Khan. Diese Schwäche der Mongolen nutzte der mandschurische Kaiser Kangxi und übernahm 1720 die Macht in Lhasa. Der Kaiser setzte den 7. Dalai Lama ins Amt ein und erklärte das Gebiet Tibets zu seinem Protektorat. Zu dieser Zeit war auch eine Garnison kaiserlicher Soldaten der Qing-Dynastie in Lhasa stationiert. Nach dem Tod des Kaisers zogen die Mandschu 1723 ihre Truppen wieder ab.

1727 richtete der neue Mandschu-Kaiser Yongzheng das Amt eines Amban in Tibet ein, der die Regierung in Lhasa kontrollierte. Damit begann in Tibet zwar eine Zeit direkten Einflusses mandschurischer Kaiser auf die tibetische Regierung, doch deren Existenz wurde nicht in Frage gestellt. Die Mandschu-Dynastie erwirkte jedoch das Recht, durch Ambane, die seit 1727 als kaiserliche Gesandte an den Hof des Dalai Lama, den Potala-Palast, entsandt waren, an der tibetischen Politik mitzuwirken. Auch auf das Findungsritual für einen neuen Dalai Lama nahmen sie Einfluss. Letztlich änderte das aber nichts am Bestand eines von den wechselnden Herrschern in Peking akzeptierten tibetischen Staates und seiner Machtbefugnisse. Nachdem Mandschu-Kräfte wegen eines innertibetischen Bürgerkriegs kurzzeitig einrückten und nach der Befriedung wieder abrückten, belief sich 1733 die mandschurische Truppenstärke in Tibet auf 500. Phola Tedji regierte zwischen 1728 und 1747 Tibet und erhielt als Herrscher Tibets vom Mandschu-Kaiser Qianlong einen königsartigen Titel verliehen. Er schuf eine eigene tibetische Armee mit 25.000 Soldaten. Phola Tedjis Sohn Gyurme Namgyel löste 1747 seinen Vater nach dessen Tod im Amt ab.

Ab 1751 übernahm der Dalai Lama neben dem religiösen Amt mit Zustimmung der Mandschu auch wieder die politische Herrschaft. So regierte von 1751 bis 1756 der 7. Dalai Lama Kelsang Gyatsho in Lhasa. Mit dieser Erweiterung der Machtbefugnisse des Dalai Lama endete faktisch das mandschurische Protektorat und es begann das Konstrukt einer Suzeränität, das über 160 Jahre lang bestand und Vorteile für beide Staaten bot, aber nichts am tibetischen Herrschaftssystem und seinem Staatswesen änderte. Einfluss der Mandschu gab es während der Suzeränität nur in den östlichen Randlagen Tibets zur chinesischen Tiefebene mit einem größeren Bevölkerungsanteil von Han-Chinesen. Die unerschlossenen oder nur dünn besiedelten Gebiete Tibets zu durchqueren, war beschwerlich und ohne ortskundige Begleitung kaum zu schaffen. Zudem gab es in Tibet bis ins 20. Jahrhundert fast nichts, mit dem die Han-Chinesen hätten Handel treiben können und was eine derart aufwendige Reise gerechtfertigt hätte.

Im 19. Jahrhundert lebten die Menschen in einem feudalen System unter den Lamas. Die großen Klöster besaßen den Hauptanteil des Landes, monopolisierten das Bildungssystem sowie die meisten wirtschaftlichen Aktivitäten und zogen Abgaben ein. Der Handel mit dem Ausland, abgesehen von Indien, Turkmenistan und China, war gering.

Der Dalai Lama war das Oberhaupt, aber sein Einfluss schwankte mit seinen persönlichen Fähigkeiten. Sein Machtbereich reichte insbesondere zur Zeit des 5. Dalai Lamas bis weit nach Osttibet (insbesondere Kham) hinein, umfasste jedoch nie mehr den gesamten tibetisch besiedelten Raum wie zur Zeit der Yarlung-Dynastie. Aufgrund des Tulku-Systems der Reinkarnation gab es lange Phasen, in denen der Dalai Lama zu jung war, um sein Amt auszuführen. In dieser Zeit war der Panchen Lama das Landesoberhaupt.

Britische Okkupation

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Während der Phase des Great Game wollte Russland einen starken diplomatischen Einfluss auf Tibet gewinnen. Die Versuche von Lord George Curzon, dem britischen Vizekönig von Indien, im Gegenzug mit diplomatischen Mitteln diesen Einfluss einzudämmen, wurden von der tibetischen Regierung ignoriert. Als Antwort auf diese als Affront betrachtete Haltung begann im November 1903 der britische Tibetfeldzug unter der Leitung von Francis Younghusband gegen eine schlecht ausgestattete tibetische Armee.

Nach der Besetzung Lhasas und der Flucht des 13. Dalai Lama in die Äußere Mongolei diktierten die Briten den verbleibenden tibetischen Vertretern und dem Amban des Qing-Kaisers im September 1904 ein Abkommen zur Öffnung der Grenze für den Handel mit Britisch-Indien. Sie erwirkten, dass Tibet mit keiner anderen Nation Handel treiben und auch keine andere Nation Telefonleitungen verlegen oder Verkehrsverbindungen errichten durfte. Es wurde zudem festgelegt, dass nur die Briten das Recht hatten, Militärstützpunkte in Tibet zu errichten. Weiterhin wurde festgelegt, dass Tibet nicht ohne Einverständnis der Briten in Verhandlungen mit anderen Ländern treten durfte. Dieser Vertrag wurde 1906 von der chinesischen Regierung bestätigt.

In der Konvention von Sankt Petersburg von 1907 einigten sich England und Russland über ihre Interessensphären in Zentralasien und bestätigten die Suzeränität Mandschu-Chinas über Tibet. 1910 schickten die Mandschuren eine eigene militärische Expedition, um diesen Anspruch zu festigen. Der Dalai Lama, kaum aus dem Exil heimgekehrt, floh erneut, diesmal nach Indien. Infolge der chinesischen Revolution im Oktober 1911, des Endes des Kaisertums in China, verließen die chinesischen Truppen Tibet.

Eigenstaatlichkeit 1913

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Die historische Flagge Tibets – verwendet von der tibetischen Exilregierung. Ihr Besitz ist in der Volksrepublik China verboten.

Im Frühjahr 1912 gab es nur noch eine kleine chinesische Garnison in Lhasa. Der Dalai Lama kehrte zurück und zog im Juni 1912 in Lhasa ein. Nach Vertreibung der letzten mandschu-chinesischen Truppen aus Lhasa Anfang Januar 1913 proklamierte der Dalai Lama am 14. Februar 1913 feierlich die staatliche Unabhängigkeit Tibets:[6] „Tibet would be ruled without any outside interference.“[7] Hierbei wurden auch die äußeren Symbole wie Flagge und Hymne festgelegt. In Tibet entwickelte sich somit ein nun von China unabhängiger Staat mit eigener Armee, Regierung und Währung, der über vier Jahrzehnte Bestand hatte. Zur gleichen Zeit wurde ein Freundschaftsvertrag mit der Mongolei unterzeichnet in der Absicht, die Unabhängigkeit beider Staaten zu erklären.

China unternahm keine ernsthaften Versuche dagegen, abgesehen von gelegentlichen lautstarken Äußerungen[8] von Kuomintang-General Huang Musong anlässlich einer Kondolenzmission in Lhasa zum Tod des 13. Dalai Lama.

Der nach der Kapitulation Japans 1945 in China fortgesetzte Bürgerkrieg verursachte in Tibet Besorgnis. Als Reaktion darauf wurden alle chinesischen Beamten des Landes verwiesen und die eigene Armee aufgerüstet. Ein Appell an die Regierungen Großbritanniens, Indiens und der USA im Jahr 1949 blieb ohne Erfolg, so dass Tibet politisch isoliert blieb.

Eingliederung in die Volksrepublik China

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Lhasa im Jahr 1938
Eine Delegation von Tibetern am 8. September 1950 in Indien bei Premierminister Jawaharlal Nehru (Mitte)

Nach der Machtübernahme der Kommunistischen Partei und Gründung der Volksrepublik China unter Führung von Mao Zedong im Oktober 1949 erwachte der Anspruch auf Tibet und dessen Anschluss an das chinesische „Mutterland“ erneut. Die Absicht der „Befreiung“ Tibets vom „britischen, imperialistischen Joch“ durch Chinas Volksbefreiungsarmee wurde im Januar 1950 durch Radio Peking verkündet. Am 7. Oktober 1950 erreichte die Volksbefreiungsarmee den tibetischen Ort Qamdo, wo sie nur auf minimalen Widerstand der schlecht ausgerüsteten tibetischen Armee traf. Einen Monat nach der Kapitulation der Armee in Osttibet durch den Gouverneur von Kham, Ngapoi Ngawang Jigmê, übernahm in Lhasa der 14. Dalai Lama im Alter von 15 Jahren, drei Jahre früher als üblich, die Regierung Tibets.

Nach der Aufnahme von Verhandlungen mit China unterzeichneten Repräsentanten der tibetischen Regierung am 23. Mai 1951 unter politischem Druck in Peking das 17-Punkte-Abkommen, ohne jedoch die Vollmacht durch ihre Regierung hierfür zu besitzen. In dem Abkommen wurde die Integration Tibets in China festgelegt, wobei Tibet neben der regionalen Autonomie und Religionsfreiheit auch eine Garantie zugesichert wurde, dass das existierende politische System in Tibet unverändert bleibt. Außerdem sollen Reformprozesse ohne Druck durch chinesische Zentralbehörden nur durch die tibetische Regierung eingeleitet werden.

Drei Tage später erfuhr die tibetische Regierung über das Radio von der Unterzeichnung und dem Inhalt des Abkommens. Da hierin das religiös-politische System Tibets und die Stellung des Dalai Lamas unverändert bleiben sollten, stimmte die Regierung in Lhasa am 24. Oktober 1951 dem Abkommen zu. Wenige Tage darauf brach die Volksbefreiungsarmee in Richtung Zentraltibet auf und errichtete in Lhasa binnen weniger Monate eine starke Militärpräsenz, die zahlenmäßig fast der Bevölkerungszahl entsprach.

Zu diesem Zeitpunkt unternahm die chinesische Regierung keine Versuche, das soziale oder religiöse System in dem neu geschaffenen Autonomen Gebiet Tibet zu verändern, das östliche Kham und Amdo wurden jedoch wie jede andere chinesische Provinz behandelt. Der Versuch der Kommunistischen Partei, dort die Landreform durch Errichtung von Volkskommunen und Sesshaftmachung der Nomaden durchzusetzen, erzeugte in der Bevölkerung erste Unzufriedenheit. In den 1950er Jahren kamen in diesen Gebieten größere Unruhen auf, die sich letztendlich bis ins westliche Kham und Ü-Tsang ausweiteten. 1955 kam es zu einem spontanen Aufstand, der blutig niedergeschlagen wurde. Der US-Geheimdienst CIA entsandte im Geheimen Ausbilder ins Land und unterstützte die aufständischen Guerillakämpfer mit Geld und Waffen.[9][10] Anschließend kam es durch den Zusammenschluss verschiedener Stammesgruppen zu einer landesweiten Rebellion, die sich im Khampa-Widerstand „Chushi Gangdruk“ organisierte.

1959, zur Zeit des Großen Sprungs nach vorn in China, behandelte die chinesische Führung den mittlerweile erwachsenen Dalai Lama mit offener Pietätlosigkeit. Am 10. März 1959 brach daraufhin in Lhasa der Tibetaufstand aus. Nach dem Beschuss des Norbulingka durch chinesische Truppen am 17. März 1959 floh der dort verweilende Dalai Lama nach Indien. Zwei Tage später brachen Kämpfe in der Stadt aus, der Volksaufstand wurde am 21. März brutal niedergeschlagen. Bei den Kämpfen starben laut exiltibetischen Angaben Zehntausende Tibeter.[11][12] Tibet war schwer von der Kulturrevolution betroffen, die roten Garden zerstörten in der Zeit von 1966 bis 1969 mehrere tausend Klöster und andere Kulturdenkmäler. Fast alle Kultur- und Religionsinstitutionen Tibets wurden vernichtet. Was den Han-Chinesen zur Zeit der „Kulturrevolution“ mehrheitlich jedoch als ein politischer Konflikt erschien, erschien den Tibetern als nationaler Konflikt, der sich gegen sie als Volk richtete und von den Han ausging.[13]

Heutige Situation

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Die Lage in Tibet ist weiterhin sehr angespannt. Zu Unruhen in Lhasa kam es zwischen 1987 und 1989, was zur Ausrufung des Ausnahmezustandes durch die Behörden führte, später folgten die Unruhen in Tibet 2008 sowie Selbstverbrennungen von Tibetern 2012.[14] China übte sich dabei stets in Kriegsrhetorik.[15]

Die chinesische Polizei- und Militärpräsenz in Tibet ist enorm, die Bevölkerung steht unter ständiger Kontrolle und wird stark unterdrückt.[16] Es ist streng verboten, den aktuellen Dalai Lama nur zu erwähnen oder gar Bilder von ihm zu verbreiten.[17] Menschenrechtsorganisationen beklagen des Weiteren die fehlende Religions- und Pressefreiheit, die strenge Geburtenkontrolle,[18] außergerichtliche Hinrichtungen und Verschwindenlassen.[19]

Münzrechte im Zeitverlauf

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Zeit Prägung Zahlungsmittel Auftraggeber
ab 7. Jahrhundert In Form von Silber- und Goldbarren und Goldstaub Srang und Sho Tibet
ab 1640 Importierte Silbermünzen aus Nepal im Gewicht von ca. 5,4 g Mohars bzw. Tangka Tibet
1763–1791 Erste Eigenprägungen von Silbermünzen in Tibet Tangka Tibet
1792–1835 Silbermünzen geprägt in Lhasa Tangka und Sho China und Tibet
1840–1908 Silbermünzen geprägt in Lhasa Gaden Tanka Tibet
1909–1911 Silbermünzen geprägt in Lhasa Shokang, Srang China
1911–1959 Banknoten (bis 1959) und Münzen (bis 1954) werden in verschiedenen Münzstätten in Lhasa und ab 1932 in der Münzstätte Tashi Lekhung, 3 km nördlich des alten Lhasa, gedruckt bzw. geprägt. Skar, Sho, Srang, Tangka Tibet

Die Sichtweise der tibetischen Exilregierung

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Wappen/Siegel der tibetischen Exilregierung und Tibets vor der chinesischen Okkupation

Die tibetische Exilregierung vertritt die Auffassung, dass Tibet zum Zeitpunkt der Invasion durch die chinesische Volksbefreiungsarmee ein unabhängiger und voll funktionsfähiger Staat gewesen sei[20] und dass die militärische Invasion und die andauernde Besetzung ein Verstoß gegen internationales Recht und gegen das Recht auf Selbstbestimmung seien. Ferner sei Tibet nicht, wie es die Volksrepublik China darstellt, seit 700 Jahren (seit dem 14. Jahrhundert) fester Bestandteil Chinas, sondern habe nur für kurze Zeiten unter dem Einfluss der Mongolen oder der Mandschu gestanden, jedoch nie unter dem Einfluss der Han-Chinesen. Tibet habe mit anderen Nationen im diplomatischen Kontakt gestanden: mit Nepal seit 1856 und mit Großbritannien seit 1903.[21] Das 17-Punkte-Abkommen – auch als „Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets“ bezeichnet – ist nach tibetischer Auffassung ungültig, da die Unterzeichnung durch tibetische Delegierte aufgrund militärischen Drucks Chinas erfolgte. Des Weiteren wird China vorgeworfen, die in dem Abkommen zugesicherte innenpolitische Autonomie und Religionsfreiheit missachtet zu haben. Kooperativ zeigte sich der Dalai Lama nur insofern, als er verhindern wollte, dass „sein Volk und Land der totalen Zerstörung anheim fielen.“[22]

Am 22. September 1987 machte Dalai Lama Tendzin Gyatsho einen Vorschlag zur Annäherung an China in Form eines Fünf-Punkte-Friedensplans.[23]

  1. Umwandlung von ganz Tibet, einschließlich der östlichen Provinzen Kham und Amdo, in eine Zone der Gewaltlosigkeit
  2. Aufgabe der chinesischen Politik der Bevölkerungsumsiedlungen
  3. Achtung der Menschenrechte und demokratischen Freiheiten des tibetischen Volkes
  4. Wiederherstellung und Schutz der Umwelt Tibets
  5. Aufnahme ernsthafter Verhandlungen über den künftigen Status Tibets sowie Beziehungen zwischen dem tibetischen und dem chinesischen Volk

Die chinesische Regierung lehnte das ab.

Der Anspruch der chinesischen Regierung

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Historische Verwaltungsgliederung der Republik China (seit 1912), einschließlich Festlandchina, Mongolei, Tibet, Tuva und dem Kachin-Staat. Gebietsansprüche auf dem Festland werden heute faktisch nicht mehr erhoben.

Aus Sicht der festlandchinesischen Regierung ist Tibet seit mehreren hundert Jahren ein fester Bestandteil Chinas. Nach Ansicht regierungstreuer Historiker markiert die Hochzeit von Songtsen Gampo mit der chinesischen Prinzessin Wen Cheng im 7. Jahrhundert den Beginn der kulturellen Vorherrschaft Chinas über Tibet – eine Deutung, die international kaum geteilt wird.[24][25] Ab dem 13. Jahrhundert sei Tibet dann ein administrativ unabteilbarer Teil Chinas gewesen,[26] obwohl im 13. Jahrhundert eine mongolische, also keine chinesische Fremdherrschaft über Tibet begann. Nach der festlandchinesischen Auffassung habe der 13. Dalai Lama Thubten Gyatso im Jahr 1894 versucht, Tibet von China abzuspalten, indem er den Statthalter des chinesischen Kaisers mit Hilfe der Kolonialmacht Großbritannien aus Tibet vertrieb.[27] Die Unabhängigkeitserklärung von 1913 sei aus Sicht der chinesischen Regierung völkerrechtlich nie wirksam geworden. Mit dem Abschluss des 17-Punkte-Abkommens (1951) sei der traditionelle Zustand wiederhergestellt worden. Die chinesische Regierung beruft sich darauf, die Bevölkerung Tibets von einem feudalen Unterdrückungssystem befreit zu haben,[28] was von dem 10. Penchen Lama Chökyi Gyeltshen in einem Telegramm an Mao Zedong befürwortet worden sei.[29] Chökyi Gyeltshen war zu jenem Zeitpunkt jedoch erst elf Jahre alt.

Den 5-Punkte-Plan des Dalai Lamas Tendzin Gyatsho wies die chinesische Regierung am 17. Oktober 1987 zurück und beschuldigte ihn, die Kluft zwischen ihm und der chinesischen Regierung zu vergrößern. Sie wirft dem Dalai Lama vor, ein politischer Exilant zu sein, der sich angeblich seit langem im Ausland um Chinas Spaltung bemühe. Ein Dialog mit dem Dalai Lama komme für das chinesische Regime nur in Betracht, sobald dieser auf das Streben nach einer Unabhängigkeit Tibets verzichtete. Hierzu müsse er in einer öffentlichen und eindeutigen Erklärung Tibet und Taiwan als untrennbare Teile des chinesischen Territoriums und die Volksrepublik China als die einzige legitime Regierung anerkennen und sich verpflichten, alle angeblichen Aktivitäten zur Spaltung des Vaterlandes einzustellen.

Sichtweise anderer Staaten

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Die völkerrechtlichen Argumente, die von anderen Staaten vorgebracht werden, sind sehr unterschiedlich. Die Internationale Juristenkommission erklärte im ICJ Report 1960, Tibet sei jedenfalls 1951 de facto ein unabhängiger Staat gewesen und habe schon von 1913 bis 1950 die anerkannten Kriterien für einen Staat erfüllt.[30]

Die deutsche Bundesregierung unterstützt den tibetischen Anspruch auf Autonomie, insbesondere im kulturellen und religiösen Bereich, als adäquaten Ausdruck des Selbstbestimmungsrechts des tibetischen Volkes. Kontakte zum Dalai Lama bestehen nur in dessen Eigenschaft als religiöser Führer.[31] Der wissenschaftliche Dienst des deutschen Bundestages stellte 1987 auf Anfrage der Bundestagsabgeordneten Petra Kelly fest:

„Die Staatengemeinschaft geht zwar davon aus, daß Tibet Teil des chinesischen Staatsverbandes ist, doch wurde der Status Tibets nicht geklärt. Zum Zeitpunkt der gewaltsamen Einverleibung in den chinesischen Staatsverband war es ein eigenständiger Staat. China hat keinen wirksamen Gebietstitel erworben, weil es dem Grundprinzip des aus dem Gewaltverbot hervorgehenden Annexionsverbots entgegensteht. Die Effektivität tatsächlicher Herrschaftsgewalt über ein Gebiet vermag keinen Gebietserwerb zu bewirken.“ [32]

Der Deutsche Bundestag stellte im Jahr 1996 mit einer sehr großen Mehrheit die gewaltsame Unterdrückung Tibets und Repressionspolitik Chinas fest:

„Beginnend mit den unmenschlichen Militäraktionen seit dem Einmarsch Chinas im Jahr 1950, dauert die gewaltsame Unterdrückung Tibets und seines Strebens nach politischer, ethnischer, kultureller und religiöser Selbstbestimmung bis heute an. Die fortgesetzte Repressionspolitik Chinas in Tibet hat schwere Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörungen sowie massive wirtschaftliche, soziale, rechtliche und politische Benachteiligungen der tibetischen Bevölkerung und letztlich die Sinisierung Tibets zur Folge.“[33]

Gegründet im Mai 1995 gab es im Deutschen Bundestag mit dem Tibet-Gesprächskreis auch ein interfraktionelles Gremium, das sich laufend mit der Tibetproblematik beschäftigte.

Die rot-grüne Koalition 1998 unter Bundeskanzler Gerhard Schröder machte China zur Chefsache und ordnete alles den Wirtschaftsbeziehungen unter. Der damalige Außenminister Joschka Fischer erklärte, die rot-grüne Bundesregierung stehe mit ihrer Chinapolitik für Kontinuität. Tibet werde als ein integraler Bestandteil Chinas betrachtet, alle Unabhängigkeitsbestrebungen würden als Separatismus angesehen und nicht unterstützt.[34]

Auch Angela Merkel unterstützte während ihrer Kanzlerschaft die Ein-China-Politik, obwohl sie wie auch andere europäische Staatschefs den Dalai Lama in seiner Rolle als geistliches Oberhaupt empfing, was auf chinesischer Seite Verstimmungen auslöste.[35] Dennoch sehe die Bundesrepublik sowohl Tibet als auch Taiwan als Bestandteil Chinas.[36] Ebenso hielt sich Bundeskanzler Olaf Scholz während seiner Kanzlerschaft an diese Politik, warnte allerdings in einem Interview vom 16. Dezember 2022 die chinesische Regierung vor einer gewaltsamen Aktion gegen Taiwan.[37]

Europäische Union

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Das Europäische Parlament veröffentlichte seit 1987 verschiedene Tibet betreffende Resolutionen. Hierbei verurteilte es wiederholt die Verletzungen der Menschenrechte und der Religionsfreiheit durch die chinesischen Behörden.[38]

In der Resolution vom 15. Dezember 1992 stellte es fest, dass das tibetische Volk ein Volk im Sinne des Völkerrechts sei und ihm das Recht auf Selbstbestimmung zustehe. Außerdem verurteilte es die militärische Besetzung Tibets durch chinesische Truppen und drückte angesichts der Bedrohung der „nationalen Identität“ des tibetischen Volkes seine Besorgnis aus.[39]

Im Europäischen Parlament vertreten Abgeordnete in der überfraktionellen Tibet Interest Group das Interesse der Tibeter.

Vereinigte Staaten

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Der US-Senat verabschiedete am 23. Mai 1991 eine Resolution, nach der Tibet – einschließlich derjenigen Regionen, die den chinesischen Provinzen einverleibt wurden – nach gängigen Richtlinien internationalen Rechtes einen besetzten Staat bildet, dessen wahre Repräsentanten der Dalai Lama und die tibetische Exilregierung bilden. Die chinesische Regierung wurde daraufhin aufgefordert, ihre Streitkräfte aus Tibet zurückzuziehen.[40][41]

Am 13. April 2005 vereinbarten die Regierungen Indiens und Chinas eine Reihe von Zusammenarbeitsverträgen, die unter anderem auch eine gemeinsame Deklaration über die gegenseitig anerkannte Grenze umfassen. Grundsätzlich wird die gegenwärtige aktuelle Waffenstillstandslinie aus dem Grenzkrieg von 1962 als gemeinsame Grenze anerkannt. Dabei verzichtet der chinesische Staat ausdrücklich auf Ansprüche südlich der McMahon-Linie (Bundesstaat Arunachal Pradesh) und insbesondere im Distrikt Tawang, in Sikkim und in der Region Ladakh. Die indische Regierung erkennt auf der anderen Seite die Hoheit Chinas im Gebiet nördlich der McMahon-Linie, im chinesischen Autonomen Gebiet Tibet und auf dem Aksai-Chin-Plateau an.

Republik China (Taiwan)

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Die Haltung der Republik China (Taiwan) zu Tibet wurde in der Eröffnungsrede zum International Symposium on Human Rights in Tibet am 8. September 2007 durch deren Präsidenten Chen Shui-bian wie folgt beschrieben:[42]

“During the inauguration conference of the Taiwan-Tibet Exchange Foundation in 2003, I announced our new policy and emphasized that the Taiwan government will no longer treat people of the Tibetan government-in-exile as Chinese people. Instead, we will handle our relations with Tibet and China separately under this fresh perspective on our relations with Tibet.”

„Während der Einführungstagung der Stiftung für tibetisch-taiwanischen Austausch im Jahr 2003 habe ich unsere neue Politik angekündigt und hervorgehoben, dass die taiwanische Regierung das Volk der tibetischen Exil-Regierung nicht länger als chinesisches Volk ansieht. Stattdessen werden wir anhand dieser neuen Sichtweise über Tibet unsere Beziehungen mit Tibet und China getrennt voneinander behandeln.“

Darüber hinaus sprach er seine Unterstützung für jegliche Lösungsvorschläge des Dalai Lamas in der Tibetfrage aus.

Der heilige Berg Kailash hat große Bedeutung im tibetischen Buddhismus.

Tibet ist der Mittelpunkt des tibetischen Buddhismus, der als Vajrayana bekannt ist. Der Buddhismus in Tibet hatte sich zunächst seit dem 8. Jahrhundert und später ab dem 11. Jahrhundert in vier großen buddhistischen Schulen (Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelugpa) entwickelt. Der international bekannteste Lama des tibetischen Buddhismus ist der im indischen Exil lebende 14. Dalai Lama. Er ist zugleich bedeutender Repräsentant einer Mahayana-Schule (Gelugpa) und wird von der tibetischen Exilregierung als Staatsoberhaupt anerkannt. Die vorbuddhistische tibetische Religion ist der Bön (genannt auch Bon-Religion[43]); sie ist von buddhistischen Einflüssen stark durchdrungen – ebenso wie der tibetische Buddhismus wiederum vom Bön beeinflusst wurde.

Neben der mündlichen Tradition des Gesar-Epos entwickelte sich in Tibet spätestens mit der Einführung der tibetischen Schrift im 7. Jahrhundert eine zutiefst religiös geprägte Literatur. Ab dem 13. Jahrhundert wurde der Spiegel der Poesie (tib. snyan ngags me long), die Poetik des indischen Gelehrten Dandin, zur Norm für literarische Komposition. Erst mit der Annexion Tibets durch die Volksrepublik China wurde die seit über 800 Jahren statisch festgeschriebene Tradition aufgebrochen und konnten sich moderne wissenschaftliche, politische und literarische Genres etablieren. Während unter dem Stichwort „tibetische Literatur“ meist der große Schatz religiöser Texte verstanden wird, treten Drama, Lyrik, erzählende Literatur sowie die reiche mündliche Überlieferung oft in den Hintergrund. Berühmte Beispiele der tibetischen Literatur sind das Tibetische Totenbuch und das Gesar-Epos.

Traditionelle tibetische Musik wird in volkstümliche Lieder und die für religiöse Zeremonien unentbehrliche Kultmusik eingeteilt. Die zur ersten Gattung gehörenden und meist von Saiteninstrumenten begleiteten poetischen Geschichten werden von Hirten, bei der Feldarbeit, bei Hochzeiten oder von Bettelmusikern vorgetragen und nehmen Anleihen bei der chinesischen, mongolischen oder indischen Volksmusik. Die sakrale Musik wird von Blas- und Perkussionsinstrumenten getragen, im Wechsel oder in Verbindung mit dem tiefen monotonen Gesang der Mönche. Außerhalb Tibets ist mehr die religiöse Musik vor allem im Zusammenspiel mit westlichen Musikern bekannt, während die vielfältigen Formen der Popularmusik eine größere Rolle innerhalb des Landes spielen.

Eine religiöse Kunstform stellen tibetisch-buddhistische Wandmalereien dar.

Einen besonderen Kulturschatz stellen Statuen, Glocken und Ritualgegenstände dar, die aus der Legierung Dzekshim gefertigt wurden.

Heinrich-Harrer-Museum

Es gibt einige Museen in der Welt, welche sich insbesondere auf Kultur und Kunst aus Tibet ausrichten. In Lhasa steht südöstlich vom Norbulingka-Palast das Tibet-Museum.[44] Ein anderes Tibet-Museum befindet sich in Dharamsala, Indien, wo sich viele Flüchtlinge niedergelassen haben. Dieses Museum wurde 1998 zur Erinnerung an den Verlust tibetischer Kultur und Menschenleben gestiftet und stellt unter anderen eine Photo-Sammlung von Lebensgeschichten aus.[45] Zwei weitere Museen, die vorwiegend tibetischer religiöser Kunst gewidmet sind, befinden sich in der Library of Tibetan Works and Archives, ebenfalls in Dharamsala, sowie im Tibet House in Neu-Delhi. Das Tibetologie-Institut Namgyal beherbergt ein Museum über Tibet in Gangtok, nicht weit von der tibetischen Grenze im indischen Teilstaat Sikkim. Das Namgyal-Institut ist spezialisiert auf tibetische Sprache, Literatur und Traditionen, einschließlich des tibetischen Buddhismus. Das Museum besitzt eine bedeutende Sammlung von Statuen, Schreinen, Bildwirkereien, Masken, Thangkas und anderer tibetischer Kunst.[46]

Außerhalb Asiens beherbergen vor allem das Jacques Marchais Museum of Tibetan Art in Staten Island, das Rubin Museum of Art in Manhattan, das Field Museum in Chicago, das Asian Art Museum in San Francisco und das Musée Guimet in Paris eine große Kollektion tibetischer Kunst. Im deutschen Sprachraum sind vor allem das Museum für Asiatische Kunst in Berlin, das Museum Fünf Kontinente in München, das Linden-Museum in Stuttgart, das Völkerkundemuseum der Universität Zürich und das Heinrich-Harrer-Museum in Hüttenberg (Kärnten) von Bedeutung.

Die typische Ernährung stützt sich auf die Produkte des Landes; mit seinem rauen Klima schränkte es die Landwirtschaft ein (z. B. ist Gerste das dominierende Getreide) und stellt an seine Bewohner spezielle ernährungsphysiologische Ansprüche. Der allgegenwärtige salzige Buttertee deckt etwa den Flüssigkeitsbedarf auf physiologisch vernünftige Weise. Üblicherweise wird dazu Yakbutter genommen, die auch in den Butterlampen Verwendung findet – auch für rituelle Zwecke.

Eine bekannte tibetische Mahlzeit ist Tsampa, ein Vollkornmehl aus gerösteter Gerste, das nur mehr mit heißem Buttertee angerührt werden muss. Sie wird auch meist zum Frühstück, als Zwischenmahlzeit oder während Pilgerfahrten und auf längeren Reisen gegessen. Die hauptsächlichen Produkte und Lebensmittel stammen aus der Landwirtschaft und aus eigenem Anbau.

Eine tiefe Verbindung von Religion, Philosophie und Kultur prägt die tibetische Heilkunst. Traditionelle Diagnosepraktiken sind:

  • Sehen, Fühlen, Hören
  • Pulsdiagnose
  • Urin- und Zungendiagnose

Behandlungsmethoden:

  • Energiepunktmassagen
  • Heilbäder und Wasseranwendungen
  • Mineralische Substanzen und Kräuter zum Einnehmen
Zelt der Nomaden während der Wanderschaft im Sommer

Landwirtschaft und Viehzucht

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Der überwiegende Teil der tibetischen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Bauern und Hirten machen über 85 % der tibetischen Bevölkerung aus.[47] Durch die Politik der 1970er und 1980er Jahre und das Bevölkerungswachstum bei den tibetischen Viehhirten und den dadurch ausgeweiteten Bestand an Tieren werden die vorhandenen Steppen schwer belastet und ihre Qualität sinkt in bedenklichem Ausmaß. Um die Steppen zu entlasten, wird nach alternativen Arbeitsplätzen für einen Teil der Viehzüchter gesucht.[48] Im Rahmen dieses Programms wurde im September 2007 beschlossen, dass bis zum Jahr 2010 von den Nomaden, die die Berghänge am Oberlauf der großen Flüsse in der nördlichen Provinz Qinghai bewohnen, 100.000 Menschen ihre Heimat verlassen müssen, um in den Städten neu angesiedelt zu werden.[49]

Der Wirtschaftszweig des Tourismus wird derzeit stark entwickelt. Während es im Jahr 2004 in Tibet 1,2 Millionen Touristen gab, davon entfielen knapp 100.000 auf internationalen Tourismus, gab es im Jahr 2017 über 25,6 Millionen Touristen, hauptsächlich aus dem übrigen China, dies war eine Steigerung von 10 % zum Jahr 2016. Der Tourismus ist nun der Hauptarbeitgeber in Tibet.[50] Mehr als 300.000 Menschen arbeiten im Tourismus, aber nur noch ungefähr 100.000 Menschen als Bauern oder Hirten.[51]

Die Lhasa-Bahn

Wesentliche Impulse für den Tourismus steuert inzwischen die im Jahr 2006 eröffnete Lhasa-Bahn bei. Sie hat Wagen mit Panoramafenstern und hält an Stellen mit besonderer Aussicht.[52] Durch die Lhasa-Bahn gibt es nun eine tägliche, meist ausverkaufte Zugverbindung zwischen Peking und Lhasa mit einer Reisezeit von 48 Stunden.[53] Im Jahr 2007 stieg die Anzahl der Touristen im Autonomen Gebiet Tibets um 60,4 % auf 4,02 Millionen. Die Einnahmen stiegen um 75,1 % auf 4,8 Milliarden Yuán (658 Millionen US-Dollar). Im Jahr 2011 betrug die Zahl der in- und ausländischen Touristen im autonomen Gebiet Tibet 8,5 Millionen und im Jahr 2013 12,91 Millionen.[54] Die Touristenzahlen steigen weiter. Im Jahr 2018 gab es laut der chinesischen Staatsagentur Xinhua 33 Mio. Touristen in Tibet.[55][56] Um die Lehm- und Holzkonstruktion des Potala, der wichtigsten Touristenattraktion in Lhasa, zu schützen, wurde die Anzahl der Besucher auf 2300 pro Tag beschränkt.[57] Es gibt aber auch die Befürchtung, dass selbst diese Zahl für die Bausubstanz des Potala schon zu hoch sein könnte. Zum Ausbau des Tourismus wird deshalb versucht, andere Ziele in Tibet für den Tourismus zu fördern. Lhasa selbst sollte in der Planung des chinesischen Staatsrats bis 2020 zu einem internationalen Touristenort ausgebaut werden. Dafür sollte ein neues modernes Touristenviertel mit Hotels, Läden und Unterhaltungsetablissements entstehen und das städtische Verkehrsnetz ausgebaut werden.[58]

Zur Förderung des Tourismus werden auch neue Fluglinien eingerichtet. Der weltweit höchstgelegene, zivile Flughafen wurde im September 2013 in der südwestchinesischen Provinz Sichuan eröffnet. Der Daocheng Yading Airport befindet sich im Kreis Daocheng, Autonome tibetische Präfektur Garzi und liegt vom Yading Naturreservat im östlichen Teil des Qinghai-Tibet-Plateaus nur 159 Kilometer entfernt. Yading wird für Touristen als „das letzte Shangri-La“ und „das letzte reine Land auf dem blauen Planeten“ beworben.

Der Flughafen Daocheng-Yading liegt 4411 Meter über dem Meeresspiegel und ist nun der weltweit höchstgelegene, zivile Flughafen. Zuvor war das der Flughafen Bamda in Qamdo im Autonomen Gebiet Tibet, der 4.334 Meter über dem Meeresspiegel liegt.[59]

Im Autonomen Gebiet Tibets leben laut offiziellen Stellen heute bereits über 30.000 Tibeter vom Tourismus.[60]

Kritische Stellen bezweifeln jedoch, dass der wirtschaftliche Fortschritt des Tourismus auch bei der tibetischen Bevölkerung ankommt. So wurden z. B. im Jahr 2003 einhundert tibetische Reiseführer entlassen und durch chinesische ersetzt.[61] Durch fehlende Bildung bleiben die meisten Arbeitsplätze im touristischen Sektor für Tibeter unerreichbar. Tibetern, die im Exil ihre Ausbildung erhalten haben, bleiben Jobs als Reiseführer versagt.[62] Laut einer Schätzung waren im Jahr 1995 75 % der Geschäfte in Lhasa in chinesischem Besitz sowie über 90 % der Händler auf dem Gemüsemarkt chinesisch.[63]

Der Bergbau soll zur dritten Säule der tibetischen Wirtschaft werden. Bisher steckt er zwar noch in den Kinderschuhen, er wird aber inzwischen zielstrebig entwickelt. Tibet hat Lagerstätten von Bodenschätzen wie Chrom, Kupfer, Magnesit, Bor, Blei, Gold, Erdöl, Eisen, Lithium, Kaliumchlorid, Aluminium, Zink und anderes. Noch wird wenig gefördert, aber die Entwicklung des Abbaus war 2006 ein Schwerpunkt des Fünfjahrplans der Regierung in Peking.[64] Im Januar 2007 meldete die chinesische Regierung die Entdeckung von großen mineralischen Lagerstätten unter dem tibetischen Hochland.[65] Die Lagerstätten sind nicht sehr weit von der Lhasa-Bahn entfernt und könnten die in China vorkommenden Bodenschätze an Zink, Kupfer und Blei verdoppeln. Kritiker befürchten jedoch, dass der Abbau dieser Vorkommen das Ökosystem in Tibet schädigen könnte.[65]

Weitere Industriezweige

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Die Grundstoff- und Baustoffindustrie gehört auch zu den derzeit besonders geförderten Industrien. Ein kleinerer Wirtschaftszweig sind traditionelle handwerkliche Produkte wie Teppiche, Pulu (manuell gewebter Wollstoff) und Kunsthandwerk.

Im Folgenden wird die Anzahl der Arbeitsplätze im Autonomen Gebiet Tibet, aufgeschlüsselt in die verschiedenen Wirtschaftsbereiche, aufgelistet. Kennzeichnend sind die ungebrochene Dominanz der Landwirtschaft und Viehzucht und das weitgehende Fehlen von Arbeitsplätzen in Industrie und Handwerk.

Zahl der Beschäftigten in den verschiedenen Wirtschaftsbereichen im AGT[66]
Einheit: 10.000 Menschen
Jahr 1985 1990 2000 2003
Gesamtzahl der Beschäftigten 105,72 107,88 124,18 132,81
Anzahl der Beschäftigten aufgeteilt in Wirtschaftsbereiche
Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Viehzucht und Fischerei 85,58 87,08 90,98 85,14
Bergbau und Steinbruch 0,47 0,41 0,35 2,22
Herstellungsindustrie 1,92 1,60 2,87 1,56
Strom-, Gas-, Wasserversorgung, Transport und Telekommunikation 2,81 3,71 3,88 4,31
Bauwesen 1,99 1,67 3,56 7,90
Forschung und technische Dienste 0,35 0,37 0,23 0,53
Groß- und Einzelhandel 3,65 3,31 7,33 7,25
Bank- und Versicherungswesen 0,35 0,34 0,62 0,62
Soziales, Gesundheitswesen, Bildung und Kultur 3,89 4,15 5,46 13,67
Öffentliche Verwaltung 3,38 4,23 5,73 6,16

Wirtschaftswachstum

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Seit 1999 wird die wirtschaftliche Entwicklung Tibets im Rahmen des Entwicklungsprogramm für den Westen Chinas unterstützt. Dieses Programm wurde geschaffen, um, nach den wirtschaftlichen Erfolgen der Küstenprovinzen, die zurückgebliebenen Gebiete im Westen Chinas in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen. Ein wesentliches Element dieses Planes ist der Aufbau einer besseren Infrastruktur.[67]

Der Friendship Highway, die Hauptstraße zwischen Nepal und Lhasa, im August 2005

Zwischen 2002 und 2012 wurde die gesamte Länge der asphaltierten Fernverkehrsstraßen im Autonomen Gebiet Tibet fast verdoppelt. Von zirka 36.000 km wurde sie auf 65.200 km verlängert.[68]

Nach Angaben des tibetischen Amtes für Verkehr und Transport wird derzeit im Autonomen Gebiet Tibet mit Hochdruck am Ausbau des Straßennetzes gearbeitet. Nach den offiziellen Angaben sollten im Jahr 2013 zwölf Milliarden Yuán (knapp anderthalb Milliarden Euro) für den Bau von 5000 Straßenkilometern ausgegeben und dadurch weitere 258 Dörfer an das tibetische Landstraßennetz angebunden werden. Inzwischen haben auch die Arbeiten für den Bau einer Schnellstraße von Lhasa nach Nyingchi an der Grenze zu Indien sowie zur Straßenanbindung von vier Hochgebirgsflughäfen begonnen.[69]

Ab 2001 wurde von Golmud an der Nordgrenze Tibets nach Lhasa eine Eisenbahn, die Lhasa-Bahn gebaut, die am 1. Juli 2006 ihre Jungfernfahrt hatte. Sie ist die bisher (Stand 2012) höchste Eisenbahn der Welt, denn sie fährt über einen Pass von 5072 m Höhe. Sie wurde teilweise auf Permafrostboden gebaut und führt durch Erdbebengebiete. Die Bahn erschließt Tibet erstmals durch Schienenverkehr. 2014 wurde die Linie mit der Bahnstrecke von Lhasa nach Xigazê verlängert.

Internationale Flughäfen gibt es in Qamdo, in Nyingchi und in Lhasa.

In den 1950er Jahren begann ein großer Kahlschlag in Tibets Wäldern vor allem im Osten des Landes. Unzählige Transporte mit tibetischem Holz verließen die Region meist in Richtung Zentralchina. Die Folgen sind in Tibet, wie auch in anderen vergleichbaren Regionen weltweit, eine hohe Erosion im Hochgebirge, einhergehend mit Erdrutschen und erhöhtem Steinschlag, sowie einem Ansteigen der Wasserstände der Flüsse, was zu Überschwemmungen führt.[70] Um weitere Umweltschäden zu vermeiden, wurde im Autonomen Gebiet Tibet von 1990 bis 2002 die Einschlagsmenge Holz von 210.000 m³ auf 50.000 m³ reduziert. Gleichzeitig wurde und wird weiterhin ein groß angelegtes Aufforstungsprogramm durchgeführt.[71]

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Bevölkerungsentwicklung Tibets. Die Bevölkerung hat sich im letzten halben Jahrhundert mehr als verdoppelt und im Rahmen eines aufkommenden Wohlstands hat sich, nach offiziellen chinesischen Quellen, die Fleischproduktion Tibets von 1978 bis 2003 vervierfacht.[72] Damit hat sich aber auch die Anzahl der Tiere der Nomaden auf den Steppen vervierfacht. Grundlage einer ökologisch verträglichen Viehwirtschaft der tibetischen Nomaden ist aber, dass ausreichend Weidefläche vorhanden ist. Sie kann in Tibet jedoch nicht weiter ausgedehnt werden. Es entsteht Weidekonkurrenz und Überweidung. Ohne die Politik der Überweidung und teilweisen Verwüstung in den 1970er und 1980er Jahren wären die Probleme etwas In: kleiner.[73]

Verschärft wird die Weidekonkurrenz noch dadurch, dass, nach klassischer nomadischer Handlungsweise, die Haushalte Wert darauf legen, möglichst große Herden zu besitzen. Viele Tiere zu besitzen bezeugt Wohlstand und gilt als Absicherung für – sich derzeit häufende – schlechte Jahre.

All dies verschärft den Druck auf die Steppenlandschaft, deren Qualität in den letzten Jahrzehnten bereits teilweise schwer gelitten hat. Für Nomaden müssen unbedingt neue Lebenschancen in den größeren Gemeinden und Städten geschaffen werden, um Menschen aus den Steppen abzuziehen und dadurch die Steppen zu entlasten.[48]

Durch den Druck auf die Steppenlandschaft hat sich auch die Vegetation an den Oberläufen vieler Flüsse in großem Maß reduziert. Bodenerosion und Umweltzerstörung werden immer kritischer. Aus diesem Grund beschloss die Zentralregierung Chinas, von 2000 an 103,5 Milliarden Yuán zu investieren, um die natürlichen Wälder im Gebiet am Oberlauf des Yangtse und am Ober- und Mittellauf des Gelben Flusses, das 13 Provinzen und 770 Kreise umfasst, zu schützen.[74]

Im März 2013 meldete die Forstverwaltung des Autonomen Gebietes Tibets den Beginn eines neuen, zehn Jahre umfassenden, Aufforstungsprogramms. Schwerpunktmäßig würden die Gelder für den Anbau von Wäldern in mehreren Regionen und die Anlage von Schutzwäldern in der Umgebung der Hauptstadt Lhasa verwendet. Auch die Umwandlung von Ackerland in Wälder stehe im Mittelpunkt des Aufforstungsprojekts.[75]

Deutsch

Englisch

  • Christopher Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia. A History of the Struggle for Great Power among Tibetans, Turks, Arabs, Chinese during the Early Middle Ages. Princeton University Press, Princeton-New Jersey 1987, ISBN 0-691-02469-3.
  • Victor Chan: Tibet Handbook. Avalon Travel Publishing, California 1994, ISBN 0-918373-90-5 (A Pilgrimage Guide)
  • A. Tom Grunfeld: The Making of Modern Tibet. University of California Press, London-Delhi 1987, ISBN 0-520-21951-1.
  • Michael van Walt van Praag: The Status of Tibet. History, Rights and Prospects in International Law. Wisdom Publications, 1987, ISBN 0-86171-070-3.
  • Geoffrey Samuel: Civilized Shamans. Buddhism in Tibetan Societies. Smithsonian Books, Washington, D.C./London 1993, ISBN 1-56098-620-4.
  • Kurtis R. Schaeffer, Matthew T. Kapstein, Gray Tuttle (Hrsg.): Sources of Tibetan Tradition. Columbia University Press, New York 2013, ISBN 978-0-231-13598-6.
  • David Snellgrove & Hugh Richardson: A Cultural History of Tibet. 3. Auflage, Orchid Press, 2004, ISBN 974-524-033-8.
  • Tsering Shakya: The Dragon in the Land of Snows: A History of Modern Tibet since 1947. Penguin Compass, New York 2000, ISBN 0-14-019615-3.
  • Sam van Schaik: Tibet: A History. Yale University Press, New Haven (CT) 2011, ISBN 978-0-300-15404-7.
  • Gray Tuttle, Kurtis R. Schaeffer (Hrsg.): The Tibetan History Reader. Columbia University Press, New YOrk 2013, ISBN 978-0-231-14469-8.
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Chinesische Regierung

Fachartikel

Fotos

Einzelnachweise

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  1. Department of Population, Social, Science and Technology Statistics of the National Bureau of Statistics of China (国家统计局人口和社会科技统计司) und Department of Economic Development of the State Ethnic Affairs Commission of China (国家民族事务委员会经济发展司), eds. Tabulation on Nationalities of 2000 Population Census of China («2000年人口普查中国民族人口资料»). Band 2. Beijing: Nationalities Publishing House (民族出版社), 2003, ISBN 7-105-05425-5 (chinesisch).
  2. The Government of Tibet in Exile: Tibet: Proving Truth from Facts. (PDF; 340 kB). Kapitel: Population transfer and control. DIIR Publications 1996 – White Papers (englisch).
  3. Tibet – Die Geschichte meines Landes. Der Dalai Lama im Gespräch mit Thomas Laird, Scherz-Verlag, ISBN 978-3-502-15000-8.
  4. Gray Tuttle: Tibetan Buddhists in the Making of Modern China. Columbia University Press, New York 2005, ISBN 0-231-13446-0, S. 27.
  5. thdl.org: The Periodization of Tibetan History: General Chronology (Memento vom 8. Februar 2008 im Internet Archive)
  6. Tibet Justice Center: Proclamation Issued by His Holiness the Dalai Lama XIII. 1913 (englisch).
  7. Melvyn C. Goldstein: On modern Tibetan History: Moving Beyond Stereotypes. Columbia University Press (englisch).
  8. Melvyn C. Goldstein, ebenda.
  9. Andreas Lorenz: CIA-Ausbilder in Tibet – Dilemma auf dem Dach der Welt. In: spiegel.de, Spiegel Online, 9. Juni 2012, abgerufen am 28. März 2025.
  10. Revolt of the Monks: How a Secret CIA Campaign Against China 50 Years Ago Continues to Fester; A Role for Dalai Lama’s Brother (Memento vom 1. März 2012 im Internet Archive)
  11. The Government of Tibet in Exile: Tibet: Proving Truth from Facts. (PDF; 332 kB). Kapitel: The National Uprising. 1996 (englisch).
  12. FAZ, 10. März 2011: 10. März 1959. Volksaufstand gegen China in Tibet. „Für den 10. März 1959 wurde der Dalai Lama ungewöhnlicherweise zu einer Theateraufführung beim Hauptquartier der chinesischen Volksbefreiungsarmee außerhalb der Hauptstadt Lhasa eingeladen. Teile der tibetischen Bevölkerung befürchteten, dass der Dalai Lama entführt werden sollte. Am 10. März versammelten sich etwa 300.000 Tibeter an seiner Residenz, um ihn an dem Besuch der Theateraufführung zu hindern. Danach brachen bewaffnete Auseinandersetzungen aus. Die Tibeter waren stark unterlegen und schlecht bewaffnet. Deshalb waren die Kampfhandlungen nach zwei Tagen beendet. Auf tibetischer Seite gab es 86.000 Tote. Der Dalai Lama floh ins Exil.“ (Memento vom 13. März 2011 im Internet Archive)
  13. Th. Heberer: Peking erlässt die „Verwaltungsmethode zur Reinkarnation eines Lebenden Buddhas im tibetischen Buddhismus“. Analyse vor dem allgemeinen Hintergrund der Tibet-Frage. Zeitschrift für Chinesisches Recht, Heft 1/2008 (PDF; 1,5 MB).
  14. Heftige Unruhen in Tibet, Indien und Nepal (Memento vom 8. Januar 2009 im Internet Archive).
  15. Proteste in Tibet – China beschuldigt Dalai Lama wegen Selbstverbrennungen. Chinas politische Führung wittert hinter der Serie von Selbstverbrennungen von Tibetern eine gezielte Aktion des Dalai Lama. In: Spiegel Online, 7. März 2012.
  16. Freedom House 2010 report on Tibet (Memento vom 23. Dezember 2011 im Internet Archive)
  17. US State Department, Bureau of Democracy, Human Rights, and Labor, 2009 Human Rights Report: China (includes Tibet, Hong Kong, and Macau), March 11, 2010.
  18. Melvyn Goldstein, Cynthia Beall: China’s Birth Control Policy in the Tibet Autonomous Region. In: Asian Survey. 31. Jahrgang, Nr. 3, März 1991, S. 285–303, doi:10.1525/as.1991.31.3.00p0043x, JSTOR:2645246 (englisch).
  19. Tibet Justice Center: Amnesty International: "China – Amnesty International’s concerns in Tibet". United Nations – Secretary-General’s Report: Situation in Tibet, E/CN.4/1992/37 (englisch).
  20. Jamyang Norbu: Independent Tibet: Some facts (Memento vom 22. April 2017 im Internet Archive). Rangzen Alliance, 4. März 2010.
  21. The Forgotten History of Tibet’s Role in Nepal’s 1949 UN Application. google.com, 3. Oktober 2011, abgerufen am 31. Oktober 2015 (englisch).
  22. Facts About The 17-Point „Agreement“ Between Tibet and China. (PDF; 2,7 MB), Part One: „The 17-Point Agreement“ – The full story as revealed by the Tibetans and Chinese who were involved. DIIR Publications 2001 (englisch).
  23. Tibet Justice Center: Five Point Peace Plan. 21. September 1987 (englisch).
  24. Mathias Bölinger: China und Tibet – Eine Chronik. In: Deutsche Welle, 6. März 2009.
  25. John Powers: History as propaganda: Tibetan exiles versus the People’s Republic of China. Oxford University Press, 2004, S. 31ff.
  26. Westliche Politiker übersehen die Geschichte von Tibet. Bericht zur Pressekonferenz anlässlich der 3. Tagung des Nationalen Volkskongresses. China Internet Information Center, 4. März 2010 (deutsche Übersetzung).
  27. DTV-Lexikon in 20 Bänden, April 1974, ISBN 3-423-03070-4
  28. China urges U.S. to drop Tibet resolution (03/10/09). Pressemitteilung der chinesischen Botschaft in den USA. In: us.china-embassy.org. 10. März 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2021; abgerufen am 28. März 2025 (englisch): „In March 1959, the Chinese government dissolved the aristocratic local government of Tibet and freed more than 1 million serfs“
  29. Geschichte Tibets – Die friedliche Befreiung Tibets 1951. In: german.china.org.cn. China Internet Information Center, 17. April 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juli 2022; abgerufen am 28. Februar 2025 (deutsche Übersetzung).
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  31. Meldung von „Heute im Bundestag“: Regierung unterstützt tibetischen Anspruch auf Autonomie (Memento vom 15. Oktober 2007 im Internet Archive). 3. Aug. 2004.
  32. Wissenschaftlicher Dienst des Deutschen Bundestages, Fachbereich II, Nr. WF II – 163/87 vom 12. August 1987.
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  34. Fischer zu Tibets Status auf tibet-initiative.de: Die deutsche Tibetpolitik (Memento vom 12. Januar 2012 im Internet Archive; PDF; 167 kB)
  35. Deutsche Welle (www.dw.com): Der unbegrüßte Gast | DW | 29.07.2009. Abgerufen am 16. Dezember 2022 (deutsch).
  36. Vor Steinmeier-Reise: Schmidt rüffelt westliche China-Politik. (handelsblatt.com [abgerufen am 16. Dezember 2022]).
  37. Putin, beenden Sie diesen Krieg! in Süddeutsche Zeitung vom 17. Dezember 2022
  38. Tibet Justice Center: European Parliament: Resolutions on Tibet. Abgerufen am 28. März 2025 (englisch).
  39. Tibet Justice Center: European Parliament Motion on Tibet. 1992, abgerufen am 28. März 2025 (englisch).
  40. Tibet Justice Center: Congressional Concurrent Resolution. 1991, abgerufen am 28. März 2025 (englisch).
  41. CONGRESS.GOV: H.Con.Res.145 – 102nd Congress (1991–1992). 1991, abgerufen am 28. März 2025 (englisch).
  42. President Chen Shui-Bian’s Remarks at the Opening Ceremony of the “2007 International Symposium on Human Rights in Tibet”. In: david-kilgour.com (englisch).
  43. Helmut Hoffmann: Quellen zur Geschichte der tibetischen Bon-Religion. Wiesbaden 1950.
  44. Tibet Museum (Memento vom 4. Juni 2010 im Internet Archive) in Lhasa.
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  47. Offizielles Portal der Chinesischen Regierung: Bevölkerungspolitik. In: China Internet Information Center, 2005.
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  49. Volksblatt von Liechtenstein: 100 000 tibetische Nomaden sollen in Städte umgesiedelt werden. (Memento vom 23. Mai 2019 im Internet Archive) In: volksblatt.li, 2. Oktober 2007.
  50. Tibet receives 25 mln tourists in 2017. (Memento vom 8. Mai 2018 im Internet Archive) In: xinhuanet.com, Xinhua, 25. Januar 2018 (englisch).
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  53. Zugverbindung zwischen Lhasa und Peking: Tibet: Mit dem Zug aufs Dach der Welt. (Memento vom 30. Januar 2012 im Internet Archive) In: Focus Online, 21. Februar 2008, abgerufen am 28. März 2025.
  54. Tibet verzeichnet Besucheranstieg – Radio China International. In: CRI online, 27. Dezember 2011.
  55. China sperrt Tibet für Touristen – DW – 20.02.2019. Abgerufen am 12. September 2024.
  56. 12 Millionen Touristen besuchen Tibet 2013 – Radio China International. 3. Februar 2014, abgerufen am 12. September 2024.
  57. Potala-Palast ist gut erhalten. german.cri.cn, 19. Juli 2007, abgerufen am 22. Februar 2025.
  58. Lhasa als Touristenort: CRI. China Radio International, 24. März 2009.
  59. China: Weltweit höchstgelegener, ziviler Flughafen nimmt Betrieb auf Tibet328, 18. September 2013.
  60. China Radio International: Tausende Bauern und Hirten in Tibet im Tourismus beschäftigt, 2005.
  61. International Campaign for Tibet: Tibeter in der Tourismus-Industrie der TAR werden immer schärfer kontrolliert (Memento vom 10. August 2007 im Internet Archive), 2003.
  62. Tibet: A Human Development and Environment Report. (PDF; 18,5 MB). Chapter 7: Tourism and Tibetan Culture, 2007 (englisch).
  63. Tibet: A Human Development and Environment Report. (PDF; 18,5 MB). Chapter 3: Unemployment and Social Exclusion, 2007 (englisch).
  64. Offizielles Portal der Chinesischen Regierung: Industrie und Bauwesen. In: german.china.org.cn China Internet Information Center, 2005.
  65. a b Wertvolle Rohstoffvorkommen entlang der Lhasa-Bahn gefunden, 2007 (Memento vom 29. Januar 2007 im Internet Archive)
  66. Beschäftigung in Tibet: Tibet – Fakten und Zahlen. In: german.china.org.cn China Internet Information Center, 2005.
  67. Official China Development Gateway: Introduction to the Implementation of the Great Western Development Strategy in China (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive), 2000.
  68. Strecke tibetischer Autobahnen fast verdoppelt – Radio China International. In: China Radio International – CRI. 6. Dezember 2013, abgerufen am 12. September 2024.
  69. Straßenbau in Tibet läuft auf Hochtouren – Radio China International. In: China Radio International. 14. März 2013, abgerufen am 12. September 2024.
  70. Tibet Initiative Deutschland e. V.: Umweltreport Tibet 2000 (Memento vom 1. November 2006 im Internet Archive), 2000.
  71. Offizielles Portal der Chinesischen Regierung: Schutz von Naturwaldressourcen. In: german.china.org.cn China Internet Information Center, 2005.
  72. Tibet: Fakten und Zahlen. In: german.china.org.cn China Internet Information Center, 2005.
  73. Georg Miehe, Sabine Miehe: Heilige Wälder in Tibet (= Philipps-Universität Marburg [Hrsg.]: Marburger Uni-Journal. Nr. 9). 2001, ISSN 1616-1807, OCLC 183246206, ZDB-ID 1471637-9 (uni-marburg.de [abgerufen am 28. März 2025] Online-Archiv des Marburger Uni-Journals; alternativ die elektronische Zeitschriftenbibliothek der Uni Marburg).
  74. Botschaft der Volksrepublik China in der Schweiz: Fragen und Antworten zu Tibet (Memento vom 11. Februar 2005 im Internet Archive), 2004.
  75. Tibet plant groß angelegtes Aufforstungsprojekt – Radio China International. In: german.cri.cn. China Radio Internationa, 12. März 2013, abgerufen am 12. September 2024.

Koordinaten: 32° N, 87° O