Zum Inhalt springen

„Grünten“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
KatBot (Diskussion | Beiträge)
InternetArchiveBot hat 0 Archivlink(s) ergänzt und 1 Link(s) als defekt/tot markiert.) #IABot (v2.0.9.5
 
(315 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Begriffsklärungshinweis}}
[[Image:GruentenSW1105.jpg|thumb|right|'''Grünten''' aus südwestlicher Position ([[Sonthofen]])]]
{{Infobox Berg
|NAME=
|NAME-ZUSATZ= Übelhorn <small>(Hauptgipfel)</small>, ''Wächter des Allgäus'' <small>(Beiname)</small>
|BILD= GruentenSW1105.jpg
|BILDBESCHREIBUNG= Blick von Westen zum Grünten mit [[Burgberg im Allgäu]]
|HÖHE= 1737.9
|HÖHE-BEZUG= DE-NHN
|HÖHE-ANMERKUNG= {{GeoQuelle|DE|BFN-Karten}}
|LAGE= bei [[Burgberg im Allgäu]]; [[Landkreis Oberallgäu]], [[Bayern]] ([[Deutschland]])
|GEBIRGE= [[Allgäuer Alpen]]
|DOMINANZ= 9.6
|SCHARTENHÖHE= 1738-1076
|DOMINANZ-BEZUG= [[Iseler]]
|SCHARTE= P.1076 im Schwellbachtal
|BREITENGRAD= 47/33/17.85/N
|LÄNGENGRAD= 10/19/13/E
|REGION-ISO= DE-BY
|TYP= Bergrücken
|GESTEIN=
|ALTER=
|BESONDERHEITEN= – [[Grüntenhaus]]<br />– [[Grüntenhütte]]<br />– [[Gebirgstruppe (Deutschland)|Gebirgsjäger]]<nowiki />denkmal<br />– [[Sender Grünten]]<br />– [[Seilbahn Grünten]]<br />– [[#Seilbahn und Lifte|Grüntenlifte]] <small>([[Skigebiet]])</small><br />– [[Starzlachklamm]] <small>(Südfuß)</small>
}}
[[Datei:Gruenten vom rottachberg.jpg|miniatur|Blick vom [[Rottachberg]] südsüdostwärts zum Grünten]]
[[Datei:Grünten Blick v. Burghalde KE.jpg|miniatur|Blick von der [[Burghalde (Kempten)|Burghalde]] in [[Kempten (Allgäu)]] südwärts zum Grünten]]
[[Datei:Gruenten von Gruentenhuette.png|miniatur|Ostseitiger Aufstieg zum Gipfel von der Grüntenhütte (1477&nbsp;m)]]
[[Datei:Gruenten Sendeturm.png|miniatur|Blick vom Gebirgsjägerdenkmal ''(Übelhorn)'' südwestwärts zum Turm des [[Sender Grünten|Senders Grünten]] ''(Hochwartspitze)'']]
[[Datei:Gruenten-2008-12-19.jpg|miniatur|Luftbild: Blick nordostwärts zum Grünten mit [[Burgberg im Allgäu]] (vorne) und dem [[Rottachspeicher]] (hinten)]]
[[Datei:Stötten - Mösten westl - Settele Nr 4 v NO, Grünten 060116.JPG|miniatur|Blick vom Weiler Settele bei [[Stötten am Auerberg]] aus 36,5&nbsp;km Entfernung südwestwärts zum Grünten]]
[[Datei:Sonthofen - Walten - Wegkreuz, Grünten v S.JPG|miniatur|Grünten von Süden]]
Der '''Grünten''' ist ein {{Höhe|1737.9|DE-NHN|link=true}}{{GeoQuelle|DE|BFN-Karten}} hoher [[Bergrücken]] der [[Allgäuer Alpen]]. Er liegt bei [[Burgberg im Allgäu]] im [[Bayern|bayerischen]] [[Landkreis Oberallgäu]].


Aufgrund seiner markanten Lage direkt am Alpenrand trägt der Grünten den Beinamen ''Wächter des Allgäus''. Sein Hauptgipfel heißt '''Übelhorn'''. Auf der Gipfelregion befinden sich ein [[Gebirgstruppe (Deutschland)|Gebirgsjäger]]<nowiki />denkmal und der [[Sender Grünten]], dessen Turm weithin sichtbar ist. Auf den Berghängen stehen das [[Grüntenhaus]] und die [[Grüntenhütte]]. Hinauf verkehrt die [[Seilbahn Grünten]]. Außerdem gab<ref name="AusGruntenlifte" /> es das [[Skigebiet]] der ''[[#Seilbahn und Lifte|Grüntenlifte]]''. Am Südfuß liegt die [[Starzlachklamm]].
Der '''Grünten''' (auch als "Wächter des [[Allgäu|Allgäus]]" oder "Jawela" bezeichnet) ist ein 1.738 [[Meter|m]] hoher Berg bei [[Sonthofen]] in [[Bayern]] ([[Deutschland]]).


== Geographie ==
== Geographie ==
=== Lage ===
Der Grünten erhebt sich als einer der nördlichsten Berge der [[Allgäuer Alpen]] auf der Grenze der Gemeinden [[Burgberg im Allgäu]], deren Kernort am Südwestfuß liegt, und [[Rettenberg]], deren Kernort sich am Nordfuß ausbreitet. Sein Gipfel liegt etwa 5,5&nbsp;km nordöstlich von [[Sonthofen]]. Westlich erstreckt sich das Tal der [[Iller]], in die bei Sonthofen die [[Ostrach (Iller)|Ostrach]] mündet, und südlich jenes der [[Starzlach (Ostrach)|Starzlach]] (mit der [[Starzlachklamm]]), die beim Burgberger Ortsteil [[Erzflöße]] in die Ostrach mündet.


=== Naturräumliche Zuordnung ===
Der ''Grünten'' ist einer der nördlichsten Berge der [[Allgäuer Alpen]]. Er befindet sich im [[Landkreis Oberallgäu]] etwa 5,5 [[Kilometer|km]] nordöstlich von Sonthofen. Ihm zu Füßen liegen die Ortschaften [[Burgberg im Allgäu|Burgberg]] und [[Rettenberg]], das Tal der [[Iller]], in die bei Sonthofen die [[Ostrach (Fluss in Bayern)|Ostrach]] einmündet und das Tal der ''Starzlach'' (mit der [[Starzlachklamm]]), die ebenda in die ''Ostrach'' mündet.
Der Grünten gehört in der [[Naturraum|naturräumlichen]] Haupteinheitengruppe [[Nördliche Kalk-Westalpen]] (Nr.&nbsp;95) und in der Haupteinheit [[Vorarlberg-Allgäuer Quintner- und Schrattenkalkgewölbe]] (950) zum Naturraum ''Grünten'' (950.0). Nach Norden leitet die Landschaft in die Untereinheit ''Rettenberger Tal'' (024.1) über und nach Nordosten in die Untereinheit ''Rottachbergkämme'' (024.0), die in der Haupteinheitengruppe [[Nagelfluhhöhen und Senken zwischen Bodensee und Wertach]] (02) zur Haupteinheit [[Rottachberg]] (024) zählen. Im Südosten schließt sich die Untereinheit ''Berge um das Wertacher Hörnle'' (941.1) an, die in der Haupteinheitengruppe [[Flyschalpen]] (94) zur Haupteinheit [[Ostallgäuer Flyschalpen]] (941) gehört. Nach Südwesten bis Westen fällt die Landschaft in den Naturraum ''Illeraue von Oberstdorf-Sonthofen'' (901.00) ab, der in der Haupteinheitengruppe [[Becken und Talböden zwischen den Hauptgruppen der Alpen]] (90) und in der Haupteinheit [[Oberstdorfer Becken]]<!--(Becken und Talböden im Ostteil der Vorarlberg-Allgäuer Alpen)--> (901) zur Untereinheit ''Oberstdorfer Illertal'' (901.0) zählt.


=== Berghöhe und Berggipfel ===
Etwas vorgelagert erhebt sich das 1.496 m hohe [[Burgberger Hörnle]] dessen Besteigung über einen schmalen Grat Schwindelfreiheit erfordert.
Der Grünten ist im Rahmen des im Nordosten befindlichen Gipfels vom ''Übelhorn'' {{Höhe|1737.9}}{{GeoQuelle|DE|BFN-Karten}} hoch. Ihm ist im Nordosten der ''Gigglstein'' ({{Höhe|1497}}) mit dem ''Herzlesstein'' ({{Höhe|1390}}) vorgelagert. Seine Südwestkuppe ist die ''Hochwartspitze'' ({{Höhe|1670}}). Diese setzt sich im Südwesten mit dem ''Siechenkopf'' (''Siechenberg''; {{Höhe|1572}}) sowie, daran anschließend, dem ''Burgberger Hörnle'' ({{Höhe|1493}}) und dem ''Kreutzelspitz'' ({{Höhe|1446}}) fort.


== Geschichte ==
Zwei markante Bauwerke bestimmen das Bild im Gipfelbereich: Auf dem Hauptgipfel stehen das [[1924]] erbaute Denkmal für gefallene [[Gebirgsjäger]] und unweit dessen höchster Stelle der 92 m hohe, [[1951]] errichtete, Sendeturm des [[Bayerischer_Rundfunk|Bayerischen Rundfunks]] (siehe unten).
=== Besteigungen ===
Im Unterschied zu den meisten anderen Bergen der Allgäuer Alpen wurde der Grünten bereits im Mittelalter von Einheimischen und auch von Gästen bestiegen. Anfang des 16.&nbsp;Jahrhunderts soll der Berg von [[Maximilian I. (HRR)|Kaiser Maximilian&nbsp;I.]] bezwungen worden sein. Vom Augsburger Fürstbischof [[Clemens Wenzeslaus von Sachsen|Clemens Wenzeslaus]] ist eine besonders originelle Grüntentour überliefert. Im Jahr 1773 ließ er sich mit Hilfe von 56 einheimischen Bauern in einem gepolsterten Tragsessel auf den Gipfel befördern.<ref name="AWeitnauer" /><ref>[https://www.xn--bergbau-allgu-mfb.de/reviere/gr%C3%BCnten Historischer Bergbau Allgäu] auf bergbau-allgäu.de, abgerufen am 11. September 2022</ref>


== Aussicht ==
=== Bergbau ===
Am Grünten wurde von 1471 bis ins späte 19.&nbsp;Jahrhundert [[Eisenerz]] abgebaut.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.xn--bergbau-allgu-mfb.de/reviere/grünten |titel=Historischer Bergbau Allgäu - Grünten |sprache=de |abruf=2022-08-23}}</ref> Die [[Stollen (Bergbau)|Stollen]] waren aber wegen Einsturzgefahr bis 2006 nicht mehr begehbar. Seitdem sind mehrere Schaustollen mit Führung zur Begehung freigegeben. Bei [[Burgberg im Allgäu]] gibt es die ''Erzgruben-Erlebniswelt'', ein Museumsdorf zum Thema Bergbau.<ref name="Erzgruben" />


==== Entstehung der Erzadern ====
Die Aussicht vom Gipfel des Grüntens ist überwältigend - an klaren Tagen reicht sie von der [[Schweiz]] im Westen bis zur [[Zugspitze]] im Osten und von der [[Donau]] im Norden bis weit in die Hochalpen im Süden.
In den Südhängen des Grünten sind reiche und mächtige Erzadern vorhanden&nbsp;– allerdings nicht mit bester Qualität. Diese Erze haben sich im Laufe von Jahrmillionen in einem großen Meer abgelagert. Nachdem sich die kontinentale und die afrikanische Erdplatte aneinander geschoben haben, falteten sich im Laufe von vielen Millionen Jahren die Alpen auf. Aufgrund dieser Faltung kamen Erzadern ans Tageslicht und von oben nach unten im Berg liegend war es möglich, sie zu finden und abzubauen.


==== Geschichte ====
[[Bild:gruenten-panorama.jpg|thumb|810px|left|Aussicht vom ''Grünten'' vorbei an der Sendeanlage: [[Allgäuer Alpen]] (links u. mittig), [[Illertal]] (Mitte), [[Hörnergruppe]] u. [[Nagelfluhkette]] (rechts) u. [[Großer Alpsee|Alpsee]] (ganz rechts)]]
Die Bergwerke wurden erstmals 1471 schriftlich erwähnt. Knappen aus [[Schwaz]] in Tirol fanden am Grünten Erzadern und begannen sie abzubauen. Kaiser [[Friedrich&nbsp;III. (HRR)]] verlieh dem [[Montfort (Adelsgeschlecht)|Grafen von Montfort]] die Schürfrechte. Das Gebiet am Grünten gehörte aber den [[Bistum Augsburg|Bischöfen von Augsburg]]. Dies gab ewige Streitereien. 1563 erteilte der Bischof seinen Untertanen das Recht, auf eigene Gefahr und Rechnung nach Erz zu graben. Dies könnte der Anfang der Knappentätigkeit gewesen sein. Ab 1802 wurden die Kirchenbesitzungen staatlich. Dadurch wurden die freischaffenden Knappen auch staatlich. Ab diesem Zeitpunkt begann der Erzabbau am Grünten kräftig aufzuleben.
<br style="clear:both;" />


==== Auswirkungen des Bergbaus ====
== Geschichte ==
Zum Schmelzen des Eisenerzes waren große Mengen von Holz notwendig. Um eine Tonne schmelzbares Eisen zu gewinnen, wurden ca. 100&nbsp;t Holz benötigt. Aus diesem Grund gab es bald im ganzen Allgäu einen Holzmangel; daher heißt der Grünten auch Grünten, was früher im Dialekt „Glatzkopf“ (Grind) bedeutete. Zeitweise wurde sogar das Holzsammeln reglementiert, und es wurden auch nur noch Monokulturen mit schnellwachsendem Holz angebaut.


Die Verarbeitung des Eisens war ein großer Wirtschaftsfaktor zu dieser Zeit im Allgäu. So hatte Burgberg zu dieser Zeit viele Nagel-, Hufnagel- und Schuhnagelschmieden. Dieser Wirtschaftsfaktor brach rapide ein, nachdem ab 1853 die Eisenbahn fertiggestellt worden war und besseres Eisen aus anderen Gebieten importiert wurde. Daraufhin wanderten 250 Burgberger mit ihren Familien aus.
[[1852]] erbaute Carl Hirnbein mit dem ''Grüntenhaus'' das erste "Hotel in den Allgäuer Alpen" und legte damit einen Grundstein zur touristischen Erschließung des Allgäus.


==== Leben der Bergleute ====
Am Grünten wurde bis ins frühe [[20. Jahrhundert]] noch [[Erz|Erz]] abgebaut. Die [[Stollen (Bergbau)|Stollen]] sind aber wegen Einsturzgefahr nicht mehr begehbar.
Die Arbeit der Knappen war sehr schwer. Sie hatten besondere Kleidung, mussten sechs Tage in der Woche sieben Stunden arbeiten und hatten sonntags frei. Bei Sprengungen wurden auch viele Knappen verletzt. Die meisten hatten zuhause eine kleine Landwirtschaft, die von den Ehefrauen und den Kindern betrieben wurde. Sie hatten auch als erste eine Art Krankenkasse: den Krankenunterstützungsverein Burgberg. Sie bezahlten 1 Pfennig in eine Kasse, aus der dann die Alten und Kranken versorgt wurden.


==== Schmelzwerk ====
1607 wurde in der Nähe von Sonthofen, dort wo die Starzlach in die Ostrach mündet, ein Schmelzwerk errichtet. Eine Schmiede soll an dieser Stelle schon seit 1532 existiert haben. 1680 sind im Hüttenwerk in Sonthofen ca. 15.500 Zentner Erz vom Grünten verarbeitet worden. Die anderen Öfen an der Starzlach gingen ein, weil das Hüttenwerk in Sonthofen mit neueren Schmelztechniken arbeitete und weniger Holzkohle benötigte. Um 1840 beschäftigte das Hüttenwerk 100 Arbeiter, 30 Holz- und Kohleknechte und 25 Fuhrleute, was die Ernährung von 700 Köpfen bedeutete. Zur damaligen Zeit war das sehr viel. Der Schmelzofen wurde 1863 gänzlich ausgeblasen, da sich das Schmelzen von Erz nicht mehr rentierte. Das Erz am Grünten war unter anderem aufgrund eines sehr hohen Schwefelanteils bei Weitem nicht so gut und brüchiger als das Erz, das importiert wurde. Die Leitung des Grüntenwerks setzte allerdings schon vorher auf die Gießerei, die dann einen Aufschwung erlebte. Diese bestand bis 1974. 1927 wurde dann das Hüttenwerk, das bei den Einheimischen auch heute nur „Schmitte“ genannt wird, in BHS ([[BHS-Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke|Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG]], Niederlassung Sonthofen) umbenannt.


Ab 1863 stellte das Unternehmen hochwertige Gussartikel her. Ab 1888 produzierte es dann schon Baumaschinen, Turbinen, Kräne und ähnliches. Ab 1904 kamen dann elektrische Anlagen dazu. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Hüttenwerk in die Waffenproduktion einbezogen. Ab 1926 traf die Wirtschaftskrise das Hüttenwerk auch voll. Ab 1928 wurden dann Reparationsschulden umsonst gefertigt. Ab 1930 kam die Entlassungswelle, wobei sich die Geschäftsleitung sehr bemühte, die Arbeiter zu halten. Bis 1928 gab es an [[Barbara von Nikomedien|Barbara]] immer ein großes Fest, das das Hüttenwerk bezahlte. Dies musste eingestellt werden, da kein Geld mehr da war, um solches zu finanzieren. 1932 bis 1934 wurden Elektromotoren hergestellt. Ab 1934 ging es wirtschaftlich wieder aufwärts und es wurde wieder eingestellt. Damals wurden die erste Getriebe gebaut. Ab 1934 gab es dann auch wieder ein Sommerfest statt Barbara. Ab 1943 stand der Betrieb dann still. 1944 wurde wieder gefertigt und 1950 kam der große Aufschwung mit Getriebemaschinen. Seit 1958 wurde dann eine eigene Abteilung für Großgetriebebau gegründet. Die BHS wurde 1991 an die [[SKW Trostberg]] verkauft, der Sonthofer Getriebebau wurde wie auch die anderen Bereiche des Maschinen- und Anlagenbaus weiterverkauft. Der Getriebebereich ging im Anschluss an die [[Voith (Unternehmen)|Voith]] Turbo BHS Getriebe GmbH und wurde Ende März 2021 endgültig geschlossen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.all-in.de/sonthofen/c-lokales/schliessung-von-voith-ehemalige-mitarbeiter-verabschieden-sich-mit-trauerzug_a5110239 |titel=Werk in Sonthofen: Schließung von Voith: Ehemalige Mitarbeiter verabschieden sich mit Trauerzug |abruf=2021-04-11 |sprache=de}}</ref> Die anderen Geschäftsfelder firmieren seitdem als [[BHS-Sonthofen|BHS-Sonthofen GmbH]], die weiterhin aktiv ist.
== Wanderungen ==
===== Geschichte =====
[[Datei:Erzgruben Erlebniswelt am Grünten - Anna-Grube (06).jpg|mini|Anna Grube<br />im historischen Bergbauareal]]
[[Datei:Erzgruben Erlebniswelt am Grünten (001).jpg|mini|Museumsdorf<br />„Erzgruben Erlebniswelt“]]
1936 wurde das Erz nochmals untersucht und für zu schlecht zum Abbau befunden.
1946/47 wurden aus Sicherheitsgründen die Stollen zugesprengt.
1989 begannen Hobbyhistoriker zu graben und gründeten eine Interessensgemeinschaft.
Im Laufe der Jahre kamen freiwillige Helfer dazu und die Theresiengrube, die Neue Annagrube, die Wassergrube (Christopherusgrube) und die Martinsgrube wurden untersucht und „ausgebuddelt“. Ab 1995 durften kleine ausgewählte Gruppen in die Theresiengrube.
1998 wurde ein Verein „Historischer Bergbau Allgäu“ gegründet und die Bergrechte vom Bayerischen Freistaat übernommen. Die Rechte besitzt seitdem Burgberg.
Alle Versuche, dies touristisch zu fördern, scheiterten bis 2003. Zu diesem Zeitpunkt gab es länderübergreifende Fördermittel aus dem Europäischen Topf.


===== Entwicklung der Erzgruben-Erlebniswelt =====
Der Aufstieg zum Grünten ist über [[Burgberg]], [[Rettenberg]] und Rettenberg-Kranzegg möglich. Viele bewirtschaftete Hütten und Berggasthöfe laden zur Einkehr ein.
Die entscheidende Idee war die, ein Museumsdorf, unabhängig von den schwer zugänglichen Bergwerken aufzubauen. Dann ging alles sehr schnell. Ab Mai 2005 wurde mit dem Aufbau dieses Dorfes begonnen. In der Zwischenzeit wurde auch die „Alte Annagrube“ für den Publikumsverkehr entdeckt und mit integriert. Die notwendigen Sicherungen und Beleuchtungen wurden installiert und im Juli 2006 wurde die Erlebniswelt eröffnet.


Die Museumsgrundausstattung wurde von Museumsprofis geplant und realisiert. Die Beschaffung und Aufbereitung der verschiedenen Ausstellungsstücke wurde von Ehrenamtlichen übernommen. Ein Glücksfall war die aufgelassene Schmiede aus Rubi, die dem Museumsdorf kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Im Juli 2008 konnte noch eine alte Nagelschmiede dazu aufgestellt werden, denn Burgberg hatte um 1800 15&nbsp;Nagelschmieden.


Um die Erlebniswelt noch attraktiver zu gestalten, ist auch ein „Untertage-Kletterparcours“ in Verbindung mit einer Erzgrube als Attraktion angedacht und in Planung. Im Jahr 2008 hatten die Erzgruben etwa 25.000 Besucher.
== Sonstiges ==


== Natur ==
Alle zwei Jahre ist der Grünten Schauplatz der Grüntenstafette, einem Staffelwettbewerb mit 6 Teilnehmern je Team mit Lauf- und Radsportstrecken.
=== Fauna ===
Der letzte [[Wolf]] wurde 1827 am Grünten erlegt. Seitdem gilt das Tier im gesamten Allgäuer Alpenraum als ausgestorben.<ref name="DSeibert" />
[[Datei:Grünten 020405.jpg|mini|Blick zum Grünten aus nördlicher Richtung von der oberen Kammereggalm]]


== Sendeanlage ==
=== Schutzgebiete ===
Auf dem Grünten liegen Teile des [[Landschaftsschutzgebiet]]s ''Schutz des Grüntengebiets, des Großen Waldes, der Deutsche Alpenstraße und des Wertachtales'' ([[Common Database on Designated Areas|CDDA]]-Nr.&nbsp;395727; 1972 ausgewiesen; 76,1868&nbsp;[[Quadratkilometer|km²]] groß) und auf Teilen des Berges inklusive seiner Gipfelregion das [[Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)|Fauna-Flora-Habitat]]-Gebiet ''Grünten'' (FFH-Nr.&nbsp;8427-301; 1,46&nbsp;km²).{{GeoQuelle|DE|BFN-Karten}}


== Infrastruktur ==
[[Image:Grünten 020405.jpg|thumb|right|Blick zum Grünten aus nördlicher Richtung von der oberen Kammereggalm]]
=== Bauwerke der Gipfelregion ===
Nahe der höchsten Stelle des Gipfels vom ''Grünten'' steht ein [[1951]] errichteter, 92 [[Meter|m]] hoher Sendeturm des [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunks]]. Der dortige Grundnetzsender (Stahlgitterturm mit aufgesetztem Antennenzylinder) versorgt fast den gesamte [[Regierungsbezirk Schwaben]] in [[Bayern]] und weite Teile der Region [[Oberschwaben]]-[[Bodensee]] in [[Baden-Württemberg]] mit Radio und Fernsehen.
[[Datei:Holzphallus auf dem Grünten.jpg|mini|
Diese Holzskulptur in Form eines Phallus steht auf dem Gipfel des Grünten. Laut der zugehörenden Sage soll sie ursprünglich ein zurückgewiesenes Geburtstagsgeschenk sein. ]]
Das Bild auf der Gipfelregion des Grünten bestimmen zwei markante Bauwerke: Auf dem Übelhorn ({{Höhe|1737.9}}) steht das 1924 nach Planung und unter Leitung von [[Bruno Biehler]] erbaute Denkmal für gefallene [[Gebirgstruppe (Deutschland)|Gebirgsjäger]]; in der Nähe steht das [[#Gipfelkreuz|Gipfelkreuz]]. Auf der rund 280&nbsp;m südwestlich davon gelegenen Hochwartspitze ({{Höhe|1670}}) steht der 1951 errichtete und 94,5&nbsp;m hohe Turm des [[Sender Grünten|Senders Grünten]] ([[Bayerischer Rundfunk|BR]]); dort befindet sich auch die Bergstation der [[Seilbahn Grünten]]. Etwa 390&nbsp;m südwestlich des Sendeturms steht auf einem gipfelnahen Bereich der Südwestflanke des Grünten das 1854 eröffnete [[Grüntenhaus]] ({{Höhe|1535}}); es wurde als erstes Hotel in den Allgäuer Alpen errichtet, womit ein Grundstein zur touristischen Erschließung des Allgäus gelegt wurde. Rund 1,1&nbsp;km nordöstlich des Übelhorngipfels steht die <!--19?? erbaute/eröffnete--> [[Grüntenhütte]] ({{Höhe|1477}}).


=== Seilbahn und Lifte ===
Abgestrahlt werden auf UKW mit je 100 kW alle fünf BR-Hörfunkprogramme, [[Antenne Bayern]] sowie im Frequenzblock 12D (0,6 kW) das Bayern Digital Radio Ensemble. Und seit 1. Januar 1991 auch zwei Programme des [[Südwestrundfunk]]s ([[SWR1 Baden-Württemberg]] und [[SWR3]]) mit 30 kW, da der ursprünglich vom SWR vorgesehene Senderstandort [[Schwarzer Grat]] (bei Isny) nicht realisiert werden konnte. Dies führt noch heute zu teilweise starken Empfangsproblemen der SWR Programme auf UKW entlang des östlichen Bodenseeufers.
Auf den Grünten führt<!--seit 19??--> vom Rettenberger Ortsteil [[Altach (Rettenberg)|Altach]] kommend die [[Seilbahn Grünten]]. Sie ist 2597&nbsp;m lang und überwindet 951&nbsp;m Höhenunterschied.
Nach einem Streit über den Betrieb der Seilbahn zwischen dem [[Bayerischer Rundfunk|Bayerischen Rundfunk]] und der Gemeinde Rettenberg wird der Grüntenlift seit 2014 nur noch als Materiallift und für Mitarbeiter des BR genutzt.<ref>{{Internetquelle |autor=Klaus Kiesel |url=https://www.all-in.de/immenstadt-sonthofen/c-lokales/gruentenseilbahn-aus-fuer-oeffentlichen-fahrbetrieb_a1636386 |titel=Tourismus: Grüntenseilbahn: Aus für öffentlichen Fahrbetrieb |werk=das allgäu online - all-in.de |hrsg=Allgäuer Zeitungsverlag |datum=2014-05-22 |abruf=2018-12-23 |sprache=de}}</ref>


Außerdem gibt es das Skigebiet der ''Grüntenlifte'' (Talstation {{Höhe|900}}; Bergstation {{Höhe|1700}}). Aufgrund der [[Insolvenz]] des Betreibers sind diese jedoch seit der Wintersaison 2017/18 nicht in Betrieb.<ref>{{Internetquelle |autor=Michael Munkler |url=https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Gruentenlifte-stehen-nach-Insolvenz-nun-zum-Verkauf-id50576071.html |titel=Grüntenlifte stehen nach Insolvenz nun zum Verkauf |werk=Augsburger Allgemeine - augsburger-allgemeine.de |hrsg=Verlag der Augsburger Allgemeine |datum=2018-03-12 |abruf=2018-12-23 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.alpsee-gruenten.de/berge/skiurlaub/gruentenlifte-in-kranzegg-330.html |titel=Grüntenlifte in Kranzegg - Rettenberg, Allgäu / Alpsee-Grünten |werk=alpsee-gruenten.de |hrsg=Alpsee-Grünten Tourismus |datum= |abruf=2018-12-23 |sprache=de |offline=ja }}</ref> Die Anlagen konnten durch den Kemptner Insolvenzverwalter Florian Zistler an die BergWelt GmbH & Co. KG verkauft werden. Der Betrieb wurde am 21. Dezember 2019 lediglich für die Wintersaison 2019/2020 wieder aufgenommen. Nachfolgend konnte der Liftbetrieb aber nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Bergwelt GmbH & Co. KG plante am Grünten unter anderem eine ganzjährig betriebene 10er-Gondelbahn, ein großes Parkhaus, Zufahrts- und Wirtschaftsstraßen mit mehreren Kilometern Länge, ein neues Speicherbecken sowie den Ausbau künstlicher Beschneiungsanlagen. Gegen diese Pläne regte sich Widerstand. Denn das Vorhaben des Investors für den Sommerbetrieb war umstritten.<ref>{{cite web | url=https://www.b4bschwaben.de/b4b-nachrichten/kempten-oberallgaeu_artikel,-gruentenlifte-an-bergwelt-verkauft-das-plant-der-betreiber-_arid,257464.html | title=Grüntenlifte an BergWelt verkauft: Das plant der Betreiber | publisher=b4bschwaben.de | accessdate=2020-01-21}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.all-in.de/rettenberg/c-lokales/am-gruenten-soll-eine-bergwelt-entstehen_a5032887 |titel=Tourismus: Am Grünten soll eine „Bergwelt“ entstehen |abruf=2019-12-16 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=AllgäuHIT-Baumann und Häuslinger GbR |url=https://www.allgaeuhit.de/Oberallgaeu-Rettenberg-Entlastung-fuer-andere-Bergbahnen-der-Region-Skibetrieb-am-Gruenten-im-Allgaeu-angekuendigt-article10034087.html |titel=Skibetrieb am Grünten im Allgäu angekündigt - Entlastung für andere Bergbahnen der Region {{!}} Radio AllgäuHIT |abruf=2019-12-16 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.all-in.de/immenstadt-i-allgaeu/c-lokales/befuerworter-und-gegner-der-gruenten-bergwelt-am-runden-tisch-noch-kein-kompromiss-gefunden_a5046507 |titel=Diskussionen: Befürworter und Gegner der Grünten Bergwelt am runden Tisch: Noch kein Kompromiss gefunden |abruf=2019-12-16 |sprache=de}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Christoph Scheule{{!}}Angelika Nörr{{!}}Doris Bimmer{{!}}Kilian Geiser |url=https://www.br.de/nachrichten/bayern/streit-um-grundstuecksnutzung-kein-liftbetrieb-am-gruenten,SkIp8wB |titel=Streit um Grundstücksnutzung: Kein Liftbetrieb am Grünten {{!}} BR24 |werk=br.de |datum=2021-09-28 |abruf=2024-03-13}}</ref>
Im Fernsehbereich strahlt die Anlage [[Das Erste]] ([[ARD]]) in den regionalen Versionen des [[BR]] (Kanal 2/100 kW) und des [[SWR]] (Kanal 43/500 kW) sowie das [[ZDF]] (Kanal 28/440 kW) und das [[Bayerisches Fernsehen|Bayerische Fernsehen]] (Kanal 46/470 kW) ab.

Bis zuletzt hatten einige Grundstückseigentümer das Projekt abgelehnt. Laut Bürgermeister Weißinger (CSU) konnte vor allem bei den Nutzungsrechten für mehrere private Flächen keine Einigung erzielt werden. Ohne diese Rechte konnte es nach seinen Angaben keine Modernisierung am Grünten geben. Im Januar 2023 wurden die Pläne der Bergwelt GmbH & Co. KG aufgegeben.<ref>{{Internetquelle |autor=Michaela Neukirch{{!}}Andrea Trübenbacher{{!}}Doris Bimmer |url=https://www.br.de/nachrichten/bayern/aus-fuer-gruenten-bergwelt-eigentuemer-ziehen-reissleine,TTvKZhi |titel=Grünten-Bergwelt: Eigentümer ziehen Reißleine {{!}} BR24 |werk=br.de |datum=2023-01-25 |abruf=2024-03-13}}</ref>

== Aufstieg ==
[[Datei:Gipfelkreuz Grünten.jpg|mini|hochkant|{{Anker|Gipfelkreuz}}Kreuz auf dem Gipfel des Grünten]]
Der Aufstieg zum Grünten ''(Übelhorn)'' ist zum Beispiel von Burgberg, Rettenberg und Rettenberg-[[Kranzegg]] möglich. Der kürzeste Weg führt von der Alpe Kammeregg (Parkplatz) zur Grüntenhütte (eineinhalb bis zwei Stunden) und von da über den zuletzt drahtseilversicherten Ostgrat mit Eisenleiter zum Gipfel mit Gebirgsjägerdenkmal (45&nbsp;Minuten). Dieser Weg ist auch bei Schnee –&nbsp;am besten vor oder nach der Skisaison&nbsp;– gut machbar und zumindest bis zur Grüntenhütte meist gespurt. Die Besteigung des vorgelagerten ''Burgberger Hörnle'' über einen schmalen Grat erfordert Schwindelfreiheit. [[Skitourengeher]] wählen den Grünten gern als kleine Halbtagestour, wobei der Aufstieg fast ausschließlich über ehemalige Skipisten erfolgt. Auf dem Grünten laden bewirtschaftete Berggasthöfe und -hütten zur Einkehr ein.

Das Gipfelkreuz des Grünten trägt die Aufschrift:
{{Zitat|''Geweiht''<br/>
''Der Hl. Maria Muttergottes,''<br/>
''Unserer lieben Frau der Berge.''<br/>
''Gewidmet''<br/>
''Den verunglückten Bergsteigern im Allgäu.''<br/>
''Gestiftet''<br/>
''Von Dr. Peter Nowotny,''<br/>
''Rettenberg, 1998''}}

== Aussicht ==
Vom Gipfel des Grünten hat man eine umfassende Aussicht auf die Allgäuer Landschaft. Darüber hinaus reicht der Blick bei guten Sichtbedingungen in die [[Schweiz]] im Westen, zur [[Zugspitze]] im Osten und vom [[Landkreis Unterallgäu]] im Norden bis weit in die Hochalpen im Süden.

{{Großes Bild|gruenten-panorama.jpg|1200|Aussicht vom Grünten vorbei am Sendeturm: [[Allgäuer Alpen]] (links und mittig), [[Iller]]tal (Mitte), [[Hörnergruppe]], [[Allgäuer Nagelfluh-Schichtkämme|Nagelfluhschichtkämme]] (rechts) und [[Großer Alpsee|Alpsee]] (ganz rechts)}}

== Sonstiges ==
Eine Allgäuer [[Volksweisheit]] besagt: „Trägt der Grünten einen Hut, wird das Wetter morgen gut. Trägt der Grünten einen Degen, gibt es andern Morgens Regen.“ Bekannt ist auch die Version: „Trägt der Grünten einen Hut, wird das Wetter gut, trägt er eine Mütze, gibt es eine Pfütze.“

Der Grünten ist Schauplatz der jährlich stattfindenden „Grüntenstafette“, eines Staffelwettbewerbs mit sechs Teilnehmern je Team mit Lauf- und Radsportstrecken.

Seit 2016 befand sich auf dem Gipfel ein zwei Meter hoher Holzphallus. Laut einer Legende soll es sich dabei um ein Geburtstagsgeschenk handeln, das in der Familie nicht erwünscht war und deshalb vom Beschenkten auf den Grünten transportiert wurde.<ref>{{Internetquelle |autor=Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany |url=https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.penis-skulptur-im-allgaeu-holzphallus-schluss-mit-lustig.c8e8a278-9119-425a-acc1-f5d7fdc88a92.html |titel=Penis-Skulptur im Allgäu: Holzphallus – Schluss mit lustig |sprache=de |abruf=2022-11-17}}</ref> Im November 2020 wurde die Skulptur zersägt und beseitigt.<ref>{{Internetquelle |autor=Klaus Kiesel, Michael Munkler und Simone Härtle |url=https://www.suedkurier.de/ueberregional/panorama/skurriles-kult-denkmal-im-allgaeu-ist-verschwunden-wo-ist-der-gruentener-riesenphallus-geblieben;art409965,10680088 |titel=Allgäu: Skurriles Kult-Denkmal im Allgäu ist verschwunden: Wo ist der Grüntener Riesenphallus geblieben? |datum=2020-12-01 |sprache=de |abruf=2022-11-17}}</ref> Kurz danach wurde sie durch eine neue Skulptur ersetzt, im Januar 2021 aber erneut zerstört.<ref>{{Internetquelle |autor=Augsburger Allgemeine |url=https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Allgaeu-Neuer-Holzpenis-am-Gruenten-Erst-neu-errichtet-jetzt-wieder-kaputt-id58845406.html |titel=Neuer Holzpenis am Grünten: Erst neu errichtet, jetzt wieder kaputt |sprache=de |abruf=2022-11-17}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Wer hat den Zipfel zum Gipfel gebracht?: Der Grünten hat wieder einen Holzpenis |Sammelwerk=all-in.de - das Allgäu online! |Datum=2020-12-03 |Online=https://www.all-in.de/rettenberg/c-lokales/der-gruenten-hat-wieder-einen-holzpenis_a5097724 |Abruf=2022-11-17}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Grünten}}
[[Bild:Grünten012.JPG|thumb|right|Der Grünten auch der Wächter des Allgäus genannt]]
{{Commonscat|Erzgruben Erlebniswelt am Grünten|3=S}}

== Einzelnachweise ==
<references>
<ref name="AWeitnauer">Alfred Weitnauer: ''Bei uns im Allgäu'', 5.&nbsp;Auflage, Kempten 1965, S.&nbsp;18</ref>
<ref name="Erzgruben">{{Internetquelle|url=https://www.erzgruben.de|titel=Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten|abruf=2010-07-30}}</ref>
<ref name="DSeibert">Dieter Seibert: ''Allgäuer Alpen und Ammergauer Alpen&nbsp;– alpin'', Bergverlag Rother München 2004, 16.&nbsp;Auflage, S.&nbsp;24</ref>
<ref name="AusGruntenlifte">[https://radioschwaben.de/nachrichten/allgaeu-aus-fuer-gruentenlifte/ Allgäu: Aus für die Grüntenlifte] auf radioschwaben.de, abgerufen am 2. Januar 2024</ref>
</references>


{{Normdaten|TYP=g|GND=4636331-2|VIAF=239650489}}
*http://www.tsv-burgberg.de/Gruentenstafette/gruentenstafette.html
*http://www.br-online.de/br-intern/technik/gruenten.html
*http://www.structurae.de/structures/data/index.cfm?ID=s0011556
*http://www.metalldatenbank.de/texte/wanderungen_gym_sonthofen/ziele/gruenten.htm
*http://www.allgaeu-impressionen.de/Gruenten/
**Mit Karte vom südlichen Grünten
*http://berg.heim.at/zermatt/440759/30517gruenten.htm
**Mit Bildern vom Grüntenhaus und dem Jägerdenkmal
*www.walter-hermann.de/oberallg/gruenten.htm
*http://www.ferienhof-birker.de/freizeit.htm
**Mit Winterbildern


{{SORTIERUNG:Grunten}}
[[Kategorie:Berg in den Alpen]]
[[Kategorie:Berg in den Alpen]]
[[Kategorie:Berg in Bayern]]
[[Kategorie:Wintersportgebiet in Deutschland]]
[[Kategorie:Oberallgäu]]
[[Kategorie:Berg im Landkreis Oberallgäu]]
[[Kategorie:Eintausender]]
[[Kategorie:Allgäuer Alpen]]
[[Kategorie:Rettenberg]]
{{Koordinate Artikel|47_33_11_N_10_18_60_E_type:mountain_region:DE-BY|N 47° 33' 11" E 10°18' 60"}}
[[Kategorie:Burgberg im Allgäu]]

Aktuelle Version vom 6. Juni 2025, 18:13 Uhr

Grünten
Übelhorn (Hauptgipfel), Wächter des Allgäus (Beiname)
Blick von Westen zum Grünten mit Burgberg im Allgäu
Blick von Westen zum Grünten mit Burgberg im Allgäu
Höhe 1737,9 m ü. NHN [1]
Lage bei Burgberg im Allgäu; Landkreis Oberallgäu, Bayern (Deutschland)
Gebirge Allgäuer Alpen
Dominanz 9,6 km → Iseler
Schartenhöhe 662 m ↓ P.1076 im Schwellbachtal
Koordinaten 47° 33′ 18″ N, 10° 19′ 13″ OKoordinaten: 47° 33′ 18″ N, 10° 19′ 13″ O
Grünten (Bayern)
Grünten (Bayern)
Typ Bergrücken
Besonderheiten Grüntenhaus
Grüntenhütte
Gebirgsjägerdenkmal
Sender Grünten
Seilbahn Grünten
Grüntenlifte (Skigebiet)
Starzlachklamm (Südfuß)
Blick vom Rottachberg südsüdostwärts zum Grünten
Blick von der Burghalde in Kempten (Allgäu) südwärts zum Grünten
Ostseitiger Aufstieg zum Gipfel von der Grüntenhütte (1477 m)
Blick vom Gebirgsjägerdenkmal (Übelhorn) südwestwärts zum Turm des Senders Grünten (Hochwartspitze)
Luftbild: Blick nordostwärts zum Grünten mit Burgberg im Allgäu (vorne) und dem Rottachspeicher (hinten)
Blick vom Weiler Settele bei Stötten am Auerberg aus 36,5 km Entfernung südwestwärts zum Grünten
Grünten von Süden

Der Grünten ist ein 1737,9 m ü. NHN[1] hoher Bergrücken der Allgäuer Alpen. Er liegt bei Burgberg im Allgäu im bayerischen Landkreis Oberallgäu.

Aufgrund seiner markanten Lage direkt am Alpenrand trägt der Grünten den Beinamen Wächter des Allgäus. Sein Hauptgipfel heißt Übelhorn. Auf der Gipfelregion befinden sich ein Gebirgsjägerdenkmal und der Sender Grünten, dessen Turm weithin sichtbar ist. Auf den Berghängen stehen das Grüntenhaus und die Grüntenhütte. Hinauf verkehrt die Seilbahn Grünten. Außerdem gab[2] es das Skigebiet der Grüntenlifte. Am Südfuß liegt die Starzlachklamm.

Der Grünten erhebt sich als einer der nördlichsten Berge der Allgäuer Alpen auf der Grenze der Gemeinden Burgberg im Allgäu, deren Kernort am Südwestfuß liegt, und Rettenberg, deren Kernort sich am Nordfuß ausbreitet. Sein Gipfel liegt etwa 5,5 km nordöstlich von Sonthofen. Westlich erstreckt sich das Tal der Iller, in die bei Sonthofen die Ostrach mündet, und südlich jenes der Starzlach (mit der Starzlachklamm), die beim Burgberger Ortsteil Erzflöße in die Ostrach mündet.

Naturräumliche Zuordnung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grünten gehört in der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Nördliche Kalk-Westalpen (Nr. 95) und in der Haupteinheit Vorarlberg-Allgäuer Quintner- und Schrattenkalkgewölbe (950) zum Naturraum Grünten (950.0). Nach Norden leitet die Landschaft in die Untereinheit Rettenberger Tal (024.1) über und nach Nordosten in die Untereinheit Rottachbergkämme (024.0), die in der Haupteinheitengruppe Nagelfluhhöhen und Senken zwischen Bodensee und Wertach (02) zur Haupteinheit Rottachberg (024) zählen. Im Südosten schließt sich die Untereinheit Berge um das Wertacher Hörnle (941.1) an, die in der Haupteinheitengruppe Flyschalpen (94) zur Haupteinheit Ostallgäuer Flyschalpen (941) gehört. Nach Südwesten bis Westen fällt die Landschaft in den Naturraum Illeraue von Oberstdorf-Sonthofen (901.00) ab, der in der Haupteinheitengruppe Becken und Talböden zwischen den Hauptgruppen der Alpen (90) und in der Haupteinheit Oberstdorfer Becken (901) zur Untereinheit Oberstdorfer Illertal (901.0) zählt.

Berghöhe und Berggipfel

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grünten ist im Rahmen des im Nordosten befindlichen Gipfels vom Übelhorn 1737,9 m[1] hoch. Ihm ist im Nordosten der Gigglstein (1497 m) mit dem Herzlesstein (1390 m) vorgelagert. Seine Südwestkuppe ist die Hochwartspitze (1670 m). Diese setzt sich im Südwesten mit dem Siechenkopf (Siechenberg; 1572 m) sowie, daran anschließend, dem Burgberger Hörnle (1493 m) und dem Kreutzelspitz (1446 m) fort.

Im Unterschied zu den meisten anderen Bergen der Allgäuer Alpen wurde der Grünten bereits im Mittelalter von Einheimischen und auch von Gästen bestiegen. Anfang des 16. Jahrhunderts soll der Berg von Kaiser Maximilian I. bezwungen worden sein. Vom Augsburger Fürstbischof Clemens Wenzeslaus ist eine besonders originelle Grüntentour überliefert. Im Jahr 1773 ließ er sich mit Hilfe von 56 einheimischen Bauern in einem gepolsterten Tragsessel auf den Gipfel befördern.[3][4]

Am Grünten wurde von 1471 bis ins späte 19. Jahrhundert Eisenerz abgebaut.[5] Die Stollen waren aber wegen Einsturzgefahr bis 2006 nicht mehr begehbar. Seitdem sind mehrere Schaustollen mit Führung zur Begehung freigegeben. Bei Burgberg im Allgäu gibt es die Erzgruben-Erlebniswelt, ein Museumsdorf zum Thema Bergbau.[6]

Entstehung der Erzadern

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Südhängen des Grünten sind reiche und mächtige Erzadern vorhanden – allerdings nicht mit bester Qualität. Diese Erze haben sich im Laufe von Jahrmillionen in einem großen Meer abgelagert. Nachdem sich die kontinentale und die afrikanische Erdplatte aneinander geschoben haben, falteten sich im Laufe von vielen Millionen Jahren die Alpen auf. Aufgrund dieser Faltung kamen Erzadern ans Tageslicht und von oben nach unten im Berg liegend war es möglich, sie zu finden und abzubauen.

Die Bergwerke wurden erstmals 1471 schriftlich erwähnt. Knappen aus Schwaz in Tirol fanden am Grünten Erzadern und begannen sie abzubauen. Kaiser Friedrich III. (HRR) verlieh dem Grafen von Montfort die Schürfrechte. Das Gebiet am Grünten gehörte aber den Bischöfen von Augsburg. Dies gab ewige Streitereien. 1563 erteilte der Bischof seinen Untertanen das Recht, auf eigene Gefahr und Rechnung nach Erz zu graben. Dies könnte der Anfang der Knappentätigkeit gewesen sein. Ab 1802 wurden die Kirchenbesitzungen staatlich. Dadurch wurden die freischaffenden Knappen auch staatlich. Ab diesem Zeitpunkt begann der Erzabbau am Grünten kräftig aufzuleben.

Auswirkungen des Bergbaus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Schmelzen des Eisenerzes waren große Mengen von Holz notwendig. Um eine Tonne schmelzbares Eisen zu gewinnen, wurden ca. 100 t Holz benötigt. Aus diesem Grund gab es bald im ganzen Allgäu einen Holzmangel; daher heißt der Grünten auch Grünten, was früher im Dialekt „Glatzkopf“ (Grind) bedeutete. Zeitweise wurde sogar das Holzsammeln reglementiert, und es wurden auch nur noch Monokulturen mit schnellwachsendem Holz angebaut.

Die Verarbeitung des Eisens war ein großer Wirtschaftsfaktor zu dieser Zeit im Allgäu. So hatte Burgberg zu dieser Zeit viele Nagel-, Hufnagel- und Schuhnagelschmieden. Dieser Wirtschaftsfaktor brach rapide ein, nachdem ab 1853 die Eisenbahn fertiggestellt worden war und besseres Eisen aus anderen Gebieten importiert wurde. Daraufhin wanderten 250 Burgberger mit ihren Familien aus.

Leben der Bergleute

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Arbeit der Knappen war sehr schwer. Sie hatten besondere Kleidung, mussten sechs Tage in der Woche sieben Stunden arbeiten und hatten sonntags frei. Bei Sprengungen wurden auch viele Knappen verletzt. Die meisten hatten zuhause eine kleine Landwirtschaft, die von den Ehefrauen und den Kindern betrieben wurde. Sie hatten auch als erste eine Art Krankenkasse: den Krankenunterstützungsverein Burgberg. Sie bezahlten 1 Pfennig in eine Kasse, aus der dann die Alten und Kranken versorgt wurden.

1607 wurde in der Nähe von Sonthofen, dort wo die Starzlach in die Ostrach mündet, ein Schmelzwerk errichtet. Eine Schmiede soll an dieser Stelle schon seit 1532 existiert haben. 1680 sind im Hüttenwerk in Sonthofen ca. 15.500 Zentner Erz vom Grünten verarbeitet worden. Die anderen Öfen an der Starzlach gingen ein, weil das Hüttenwerk in Sonthofen mit neueren Schmelztechniken arbeitete und weniger Holzkohle benötigte. Um 1840 beschäftigte das Hüttenwerk 100 Arbeiter, 30 Holz- und Kohleknechte und 25 Fuhrleute, was die Ernährung von 700 Köpfen bedeutete. Zur damaligen Zeit war das sehr viel. Der Schmelzofen wurde 1863 gänzlich ausgeblasen, da sich das Schmelzen von Erz nicht mehr rentierte. Das Erz am Grünten war unter anderem aufgrund eines sehr hohen Schwefelanteils bei Weitem nicht so gut und brüchiger als das Erz, das importiert wurde. Die Leitung des Grüntenwerks setzte allerdings schon vorher auf die Gießerei, die dann einen Aufschwung erlebte. Diese bestand bis 1974. 1927 wurde dann das Hüttenwerk, das bei den Einheimischen auch heute nur „Schmitte“ genannt wird, in BHS (Bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke AG, Niederlassung Sonthofen) umbenannt.

Ab 1863 stellte das Unternehmen hochwertige Gussartikel her. Ab 1888 produzierte es dann schon Baumaschinen, Turbinen, Kräne und ähnliches. Ab 1904 kamen dann elektrische Anlagen dazu. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Hüttenwerk in die Waffenproduktion einbezogen. Ab 1926 traf die Wirtschaftskrise das Hüttenwerk auch voll. Ab 1928 wurden dann Reparationsschulden umsonst gefertigt. Ab 1930 kam die Entlassungswelle, wobei sich die Geschäftsleitung sehr bemühte, die Arbeiter zu halten. Bis 1928 gab es an Barbara immer ein großes Fest, das das Hüttenwerk bezahlte. Dies musste eingestellt werden, da kein Geld mehr da war, um solches zu finanzieren. 1932 bis 1934 wurden Elektromotoren hergestellt. Ab 1934 ging es wirtschaftlich wieder aufwärts und es wurde wieder eingestellt. Damals wurden die erste Getriebe gebaut. Ab 1934 gab es dann auch wieder ein Sommerfest statt Barbara. Ab 1943 stand der Betrieb dann still. 1944 wurde wieder gefertigt und 1950 kam der große Aufschwung mit Getriebemaschinen. Seit 1958 wurde dann eine eigene Abteilung für Großgetriebebau gegründet. Die BHS wurde 1991 an die SKW Trostberg verkauft, der Sonthofer Getriebebau wurde wie auch die anderen Bereiche des Maschinen- und Anlagenbaus weiterverkauft. Der Getriebebereich ging im Anschluss an die Voith Turbo BHS Getriebe GmbH und wurde Ende März 2021 endgültig geschlossen.[7] Die anderen Geschäftsfelder firmieren seitdem als BHS-Sonthofen GmbH, die weiterhin aktiv ist.

Anna Grube
im historischen Bergbauareal
Museumsdorf
„Erzgruben Erlebniswelt“

1936 wurde das Erz nochmals untersucht und für zu schlecht zum Abbau befunden. 1946/47 wurden aus Sicherheitsgründen die Stollen zugesprengt. 1989 begannen Hobbyhistoriker zu graben und gründeten eine Interessensgemeinschaft. Im Laufe der Jahre kamen freiwillige Helfer dazu und die Theresiengrube, die Neue Annagrube, die Wassergrube (Christopherusgrube) und die Martinsgrube wurden untersucht und „ausgebuddelt“. Ab 1995 durften kleine ausgewählte Gruppen in die Theresiengrube. 1998 wurde ein Verein „Historischer Bergbau Allgäu“ gegründet und die Bergrechte vom Bayerischen Freistaat übernommen. Die Rechte besitzt seitdem Burgberg. Alle Versuche, dies touristisch zu fördern, scheiterten bis 2003. Zu diesem Zeitpunkt gab es länderübergreifende Fördermittel aus dem Europäischen Topf.

Entwicklung der Erzgruben-Erlebniswelt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die entscheidende Idee war die, ein Museumsdorf, unabhängig von den schwer zugänglichen Bergwerken aufzubauen. Dann ging alles sehr schnell. Ab Mai 2005 wurde mit dem Aufbau dieses Dorfes begonnen. In der Zwischenzeit wurde auch die „Alte Annagrube“ für den Publikumsverkehr entdeckt und mit integriert. Die notwendigen Sicherungen und Beleuchtungen wurden installiert und im Juli 2006 wurde die Erlebniswelt eröffnet.

Die Museumsgrundausstattung wurde von Museumsprofis geplant und realisiert. Die Beschaffung und Aufbereitung der verschiedenen Ausstellungsstücke wurde von Ehrenamtlichen übernommen. Ein Glücksfall war die aufgelassene Schmiede aus Rubi, die dem Museumsdorf kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Im Juli 2008 konnte noch eine alte Nagelschmiede dazu aufgestellt werden, denn Burgberg hatte um 1800 15 Nagelschmieden.

Um die Erlebniswelt noch attraktiver zu gestalten, ist auch ein „Untertage-Kletterparcours“ in Verbindung mit einer Erzgrube als Attraktion angedacht und in Planung. Im Jahr 2008 hatten die Erzgruben etwa 25.000 Besucher.

Der letzte Wolf wurde 1827 am Grünten erlegt. Seitdem gilt das Tier im gesamten Allgäuer Alpenraum als ausgestorben.[8]

Blick zum Grünten aus nördlicher Richtung von der oberen Kammereggalm

Auf dem Grünten liegen Teile des Landschaftsschutzgebiets Schutz des Grüntengebiets, des Großen Waldes, der Deutsche Alpenstraße und des Wertachtales (CDDA-Nr. 395727; 1972 ausgewiesen; 76,1868 km² groß) und auf Teilen des Berges inklusive seiner Gipfelregion das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Grünten (FFH-Nr. 8427-301; 1,46 km²).[1]

Bauwerke der Gipfelregion

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Diese Holzskulptur in Form eines Phallus steht auf dem Gipfel des Grünten. Laut der zugehörenden Sage soll sie ursprünglich ein zurückgewiesenes Geburtstagsgeschenk sein.

Das Bild auf der Gipfelregion des Grünten bestimmen zwei markante Bauwerke: Auf dem Übelhorn (1737,9 m) steht das 1924 nach Planung und unter Leitung von Bruno Biehler erbaute Denkmal für gefallene Gebirgsjäger; in der Nähe steht das Gipfelkreuz. Auf der rund 280 m südwestlich davon gelegenen Hochwartspitze (1670 m) steht der 1951 errichtete und 94,5 m hohe Turm des Senders Grünten (BR); dort befindet sich auch die Bergstation der Seilbahn Grünten. Etwa 390 m südwestlich des Sendeturms steht auf einem gipfelnahen Bereich der Südwestflanke des Grünten das 1854 eröffnete Grüntenhaus (1535 m); es wurde als erstes Hotel in den Allgäuer Alpen errichtet, womit ein Grundstein zur touristischen Erschließung des Allgäus gelegt wurde. Rund 1,1 km nordöstlich des Übelhorngipfels steht die Grüntenhütte (1477 m).

Seilbahn und Lifte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf den Grünten führt vom Rettenberger Ortsteil Altach kommend die Seilbahn Grünten. Sie ist 2597 m lang und überwindet 951 m Höhenunterschied. Nach einem Streit über den Betrieb der Seilbahn zwischen dem Bayerischen Rundfunk und der Gemeinde Rettenberg wird der Grüntenlift seit 2014 nur noch als Materiallift und für Mitarbeiter des BR genutzt.[9]

Außerdem gibt es das Skigebiet der Grüntenlifte (Talstation 900 m; Bergstation 1700 m). Aufgrund der Insolvenz des Betreibers sind diese jedoch seit der Wintersaison 2017/18 nicht in Betrieb.[10][11] Die Anlagen konnten durch den Kemptner Insolvenzverwalter Florian Zistler an die BergWelt GmbH & Co. KG verkauft werden. Der Betrieb wurde am 21. Dezember 2019 lediglich für die Wintersaison 2019/2020 wieder aufgenommen. Nachfolgend konnte der Liftbetrieb aber nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Bergwelt GmbH & Co. KG plante am Grünten unter anderem eine ganzjährig betriebene 10er-Gondelbahn, ein großes Parkhaus, Zufahrts- und Wirtschaftsstraßen mit mehreren Kilometern Länge, ein neues Speicherbecken sowie den Ausbau künstlicher Beschneiungsanlagen. Gegen diese Pläne regte sich Widerstand. Denn das Vorhaben des Investors für den Sommerbetrieb war umstritten.[12][13][14][15][16]

Bis zuletzt hatten einige Grundstückseigentümer das Projekt abgelehnt. Laut Bürgermeister Weißinger (CSU) konnte vor allem bei den Nutzungsrechten für mehrere private Flächen keine Einigung erzielt werden. Ohne diese Rechte konnte es nach seinen Angaben keine Modernisierung am Grünten geben. Im Januar 2023 wurden die Pläne der Bergwelt GmbH & Co. KG aufgegeben.[17]

Kreuz auf dem Gipfel des Grünten

Der Aufstieg zum Grünten (Übelhorn) ist zum Beispiel von Burgberg, Rettenberg und Rettenberg-Kranzegg möglich. Der kürzeste Weg führt von der Alpe Kammeregg (Parkplatz) zur Grüntenhütte (eineinhalb bis zwei Stunden) und von da über den zuletzt drahtseilversicherten Ostgrat mit Eisenleiter zum Gipfel mit Gebirgsjägerdenkmal (45 Minuten). Dieser Weg ist auch bei Schnee – am besten vor oder nach der Skisaison – gut machbar und zumindest bis zur Grüntenhütte meist gespurt. Die Besteigung des vorgelagerten Burgberger Hörnle über einen schmalen Grat erfordert Schwindelfreiheit. Skitourengeher wählen den Grünten gern als kleine Halbtagestour, wobei der Aufstieg fast ausschließlich über ehemalige Skipisten erfolgt. Auf dem Grünten laden bewirtschaftete Berggasthöfe und -hütten zur Einkehr ein.

Das Gipfelkreuz des Grünten trägt die Aufschrift:

Geweiht
Der Hl. Maria Muttergottes,
Unserer lieben Frau der Berge.
Gewidmet
Den verunglückten Bergsteigern im Allgäu.
Gestiftet
Von Dr. Peter Nowotny,
Rettenberg, 1998

Vom Gipfel des Grünten hat man eine umfassende Aussicht auf die Allgäuer Landschaft. Darüber hinaus reicht der Blick bei guten Sichtbedingungen in die Schweiz im Westen, zur Zugspitze im Osten und vom Landkreis Unterallgäu im Norden bis weit in die Hochalpen im Süden.

Aussicht vom Grünten vorbei am Sendeturm: Allgäuer Alpen (links und mittig), Illertal (Mitte), Hörnergruppe, Nagelfluhschichtkämme (rechts) und Alpsee (ganz rechts)

Eine Allgäuer Volksweisheit besagt: „Trägt der Grünten einen Hut, wird das Wetter morgen gut. Trägt der Grünten einen Degen, gibt es andern Morgens Regen.“ Bekannt ist auch die Version: „Trägt der Grünten einen Hut, wird das Wetter gut, trägt er eine Mütze, gibt es eine Pfütze.“

Der Grünten ist Schauplatz der jährlich stattfindenden „Grüntenstafette“, eines Staffelwettbewerbs mit sechs Teilnehmern je Team mit Lauf- und Radsportstrecken.

Seit 2016 befand sich auf dem Gipfel ein zwei Meter hoher Holzphallus. Laut einer Legende soll es sich dabei um ein Geburtstagsgeschenk handeln, das in der Familie nicht erwünscht war und deshalb vom Beschenkten auf den Grünten transportiert wurde.[18] Im November 2020 wurde die Skulptur zersägt und beseitigt.[19] Kurz danach wurde sie durch eine neue Skulptur ersetzt, im Januar 2021 aber erneut zerstört.[20][21]

Commons: Grünten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  2. Allgäu: Aus für die Grüntenlifte auf radioschwaben.de, abgerufen am 2. Januar 2024
  3. Alfred Weitnauer: Bei uns im Allgäu, 5. Auflage, Kempten 1965, S. 18
  4. Historischer Bergbau Allgäu auf bergbau-allgäu.de, abgerufen am 11. September 2022
  5. Historischer Bergbau Allgäu - Grünten. Abgerufen am 23. August 2022.
  6. Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten. Abgerufen am 30. Juli 2010.
  7. Werk in Sonthofen: Schließung von Voith: Ehemalige Mitarbeiter verabschieden sich mit Trauerzug. Abgerufen am 11. April 2021.
  8. Dieter Seibert: Allgäuer Alpen und Ammergauer Alpen – alpin, Bergverlag Rother München 2004, 16. Auflage, S. 24
  9. Klaus Kiesel: Tourismus: Grüntenseilbahn: Aus für öffentlichen Fahrbetrieb. In: das allgäu online - all-in.de. Allgäuer Zeitungsverlag, 22. Mai 2014, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  10. Michael Munkler: Grüntenlifte stehen nach Insolvenz nun zum Verkauf. In: Augsburger Allgemeine - augsburger-allgemeine.de. Verlag der Augsburger Allgemeine, 12. März 2018, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  11. Grüntenlifte in Kranzegg - Rettenberg, Allgäu / Alpsee-Grünten. In: alpsee-gruenten.de. Alpsee-Grünten Tourismus, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. Dezember 2018.@1@2Vorlage:Toter Link/www.alpsee-gruenten.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Grüntenlifte an BergWelt verkauft: Das plant der Betreiber. b4bschwaben.de, abgerufen am 21. Januar 2020.
  13. Tourismus: Am Grünten soll eine „Bergwelt“ entstehen. Abgerufen am 16. Dezember 2019.
  14. AllgäuHIT-Baumann und Häuslinger GbR: Skibetrieb am Grünten im Allgäu angekündigt - Entlastung für andere Bergbahnen der Region | Radio AllgäuHIT. Abgerufen am 16. Dezember 2019.
  15. Diskussionen: Befürworter und Gegner der Grünten Bergwelt am runden Tisch: Noch kein Kompromiss gefunden. Abgerufen am 16. Dezember 2019.
  16. Christoph Scheule|Angelika Nörr|Doris Bimmer|Kilian Geiser: Streit um Grundstücksnutzung: Kein Liftbetrieb am Grünten | BR24. In: br.de. 28. September 2021, abgerufen am 13. März 2024.
  17. Michaela Neukirch|Andrea Trübenbacher|Doris Bimmer: Grünten-Bergwelt: Eigentümer ziehen Reißleine | BR24. In: br.de. 25. Januar 2023, abgerufen am 13. März 2024.
  18. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Penis-Skulptur im Allgäu: Holzphallus – Schluss mit lustig. Abgerufen am 17. November 2022.
  19. Klaus Kiesel, Michael Munkler und Simone Härtle: Allgäu: Skurriles Kult-Denkmal im Allgäu ist verschwunden: Wo ist der Grüntener Riesenphallus geblieben? 1. Dezember 2020, abgerufen am 17. November 2022.
  20. Augsburger Allgemeine: Neuer Holzpenis am Grünten: Erst neu errichtet, jetzt wieder kaputt. Abgerufen am 17. November 2022.
  21. Wer hat den Zipfel zum Gipfel gebracht?: Der Grünten hat wieder einen Holzpenis. In: all-in.de - das Allgäu online! 3. Dezember 2020 (all-in.de [abgerufen am 17. November 2022]).