„Piaffe“ – Versionsunterschied
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'''Piaffe''' Pferdes bzw. Lektion beim |
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Die '''Piaffe''' (von frz. ''piaffer'' = tänzeln, stampfen) ist eine Übung der [[Reitkunst|klassischen Reitkunst]], bei der das [[Hauspferd|Pferd]] eine [[Pferdegangart#Trab|trabartige]] Bewegung an der Stelle ausführt. |
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Es handelt sich um einen [[Pferdegangart#Trab|Trab]] auf der Stelle oder mit nur geringem Vortritt. Sie entstbezeichnet im [[Pferdesport|Reitsport]] eine der [[Hohe Schule|Hohen Schule]] angehörende Bewegung des eht durch das [[Anpiaffieren]] aus dem [[Pferdegangart#Schritt|Schritt]] oder dem Trab. |
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Die Piaffe ist prüfungsrelevanter Teil der höheren Dressurprüfungen der [[International Federation of Equestrian Sports|FEI]] und wird in vielen Reitweisen als [[Folklore]] gepflegt (z. B. auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]], in [[Pakistan]] und [[Indien]] und in vielen südamerikanischen Staaten). |
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Das Piaffieren besteht darin, dass der Trab nahezu auf der Stelle mit einem kurzen Verzögerungsmoment im Höhepunkt der Schwebe zwischen den diagonalen Tritten ausgeführt wird. Die Unterarme der Vorhand des Pferdes heben sich idealerweise fast zur Waagerechten an, die Hinterhand tritt vermehrt unter den Körper und der Hinterhufe federn vom Boden ab bis zur Höhe des Fesselgelenks des jeweils anderen Hinterhufs. Die [[Kruppe]] senkt sich ab, [[Hankenbeugung]] und [[Versammlung (Reiten)|Versammlung ]] sind gesteigert, die Vorhand ist verstärkt aufgerichtet, das Pferd "wirkt größer". Die Piaffe soll schwungvoll, aber nicht ruckartig oder schwankend sein. Um das Pferd nicht in der Bewegung zu stören, muss bei der Piaffe die Hand möglichst weich, d.h. leicht, mit dem Pferdemaul in Verbindung stehen. Der Reiter soll geschmeidig sitzend mit der rhythmischen Bewegung mitgehen. |
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Die Piaffe gehört zu den Kunstgangarten (kunstvollen Verzierungen der natürlichen Gangarten). Sie stellt die Verzierung der Gangart Trab dar. Die anderen Kunstgangarten sind [[Spanischer Schritt]], als Veredelung des [[Pferdegangart#Schritt|Schrittes]], [[Passagieren (Reitkunst)|Passage]], als Veredelung des [[Pferdegangart#Trab|Trabes]] und [[Terre à Terre]], [[Mezair]] und [[Courbette]]n als Veredelung des [[Pferdegangart#Galopp|Galopps]].<ref name="hofreitschule_1">''Schulen und Touren der barocken Reitkunst'', [[Fürstliche Hofreitschule Bückeburg]], 2011</ref> |
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Die Piaffe gilt als natürliche Bewegung des Pferdes und wird, wie die ähnliche [[Passagieren|Passage]], aus dem [[Imponierverhalten]] des Hengstes abgeleitet. |
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Die günstigen Auswirkungen für das Gleichgewicht und die Durchlässigkeit des Pferdes schildern die Buchautoren aller Jahrhunderte einhellig als bedeutsam. Dabei seien nicht alle Pferde gleich gut für die Piaffe geeignet. Es bedarf der angeborenen erhabenen, edlen Bewegung und eines munteren aber zugleich geduldigen Temperaments.<ref name="dupaty_1">''La science et l’arte d’equitation'', Mercier Du Paty de Clam, 1777</ref> Bei der Ausführung wird darauf Wert gelegt, dass der Reiter den Zügel nicht nötig hat, weil das Pferd die Übung von sich heraus macht.<ref name="dupaty_1"/> Die Piaffe wird meist an der Hand geschult und erst später unter dem Reiter ausgeführt.<ref name="hinrichs_1">''Tänzer an leichter Hand'', Richard Hinrichs, 1989</ref> Hinrichs teilt die Hilfen in vier Bausteine ein: mäßiges Treiben, volles Treiben, Effekt abwarten, Reprise ausklingen lassen. Er empfiehlt, ein faules Pferd in kurzen Reprisen zu wecken und ein übereifriges Pferd in langen Reprisen zu beruhigen.<ref name="hinrichs_1"/> Francois Baucher gibt die strikte Anweisung, insbesondere in der Piaffe peinlichst genau die Regel „Hände ohne Beine, Beine ohne Hände“ zu befolgen. Er meint damit, dass Zügel und Schenkelhilfen nie gleichzeitig eingesetzt werden dürfen.<ref>''Methode der Reitkunst'', François Baucher, 1874</ref> Steinbrecht sieht die ideale Piaffe, wenn das Vorderbein sich beinahe in die Waagerechte hebt, der Hals wohlaufgerichtet ist und das Pferd bei jedem Schritt auf dem Gebiss kaut.<ref name="steinbrecht_1" >''Das Gymnasium des Pferdes'', Gustav Steinbrecht, 1886</ref> Das veranschaulicht Philippe Karl in einem Feldversuch, der beweist, dass nur die Piaffe mit dem Genick am höchsten Punkt, dem Vorderbein in der Senkrechten und gesenkter Kruppe das Körpergewicht des Pferdes vermehrt auf die Hinterbeine zu verlagern vermag.<ref name="karl_1">''Irrwege der modernen Dressur'', Philippe Karl, 2006</ref> |
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* Nach hinten heraus hüpfende Hinterhand<ref name="steinbrecht_1"/> |
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* Klebende (mangelnde Aktivität der) Hinterhand<ref name="steinbrecht_1"/> |
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* Wedeln oder „leinewebern“ (seitliche Ausfallschritte der Hinterbeine)<ref>''Die Logik der Reitkunst'', Peter Spohr, 1903</ref> |
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* Nachtreten (kurzes Zwischenauffußen des Hinterhufes)<ref name="steinbrecht_1"/> |
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* Kruppe höher als der Widerrist<ref name="holleuffer_1">''Die Bearbeitung des Reit- und Kutschpferdes zwischen den Pilaren'', Bernhard H. von Holleuffer, 1900</ref> |
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* Übertriebenes Unterkriechen der Hinterhand<ref name="steinbrecht_1"/><ref name="holleuffer_1"/> |
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* Flache Vorhand<ref>''Ecole de cavalerie'', François R. de la Guèrinière, 1783</ref> |
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* Mangelnde Aufrichtung des Widerrists<ref>''Feines Reiten'', Jean-Claude Racinet, 2007</ref> |
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* Rückständige Vorhand<ref name="karl_1"/> |
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* Gesenktes Genick, Überzäumung<ref name="karl_1"/> |
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Als [[Bahnfigur]]en in der Piaffe nennt [[Bernhard Hugo von Holleuffer]] das „Kreuz in der Piaff“, eine kreuzförmige vorwärts, seitwärts und rückwärts ausgeführte Piaffe (siehe auch [[Sarabande (Reiten)|Sarabande]]), die „Piaffpirouette“, eine langsame Drehung um die Hinterhand in der Piaffe und die „Piaffe in der Bewegung“, bei der zum Abschluss der Piaffe eine [[Pesade]] angefügt wird.<ref name="holleuffer_1"/> |
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== Siehe auch == |
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* [[Reitkunst]] |
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== Weblinks == |
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== Einzelnachweise == |
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<references /> |
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[[Kategorie:Lektion (Dressurreiten)]] |
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Aktuelle Version vom 10. Mai 2025, 17:36 Uhr

Die Piaffe (von frz. piaffer = tänzeln, stampfen) ist eine Übung der klassischen Reitkunst, bei der das Pferd eine trabartige Bewegung an der Stelle ausführt.
Die Piaffe ist prüfungsrelevanter Teil der höheren Dressurprüfungen der FEI und wird in vielen Reitweisen als Folklore gepflegt (z. B. auf der Iberischen Halbinsel, in Pakistan und Indien und in vielen südamerikanischen Staaten).
Die Piaffe gehört zu den Kunstgangarten (kunstvollen Verzierungen der natürlichen Gangarten). Sie stellt die Verzierung der Gangart Trab dar. Die anderen Kunstgangarten sind Spanischer Schritt, als Veredelung des Schrittes, Passage, als Veredelung des Trabes und Terre à Terre, Mezair und Courbetten als Veredelung des Galopps.[1]
Die günstigen Auswirkungen für das Gleichgewicht und die Durchlässigkeit des Pferdes schildern die Buchautoren aller Jahrhunderte einhellig als bedeutsam. Dabei seien nicht alle Pferde gleich gut für die Piaffe geeignet. Es bedarf der angeborenen erhabenen, edlen Bewegung und eines munteren aber zugleich geduldigen Temperaments.[2] Bei der Ausführung wird darauf Wert gelegt, dass der Reiter den Zügel nicht nötig hat, weil das Pferd die Übung von sich heraus macht.[2] Die Piaffe wird meist an der Hand geschult und erst später unter dem Reiter ausgeführt.[3] Hinrichs teilt die Hilfen in vier Bausteine ein: mäßiges Treiben, volles Treiben, Effekt abwarten, Reprise ausklingen lassen. Er empfiehlt, ein faules Pferd in kurzen Reprisen zu wecken und ein übereifriges Pferd in langen Reprisen zu beruhigen.[3] Francois Baucher gibt die strikte Anweisung, insbesondere in der Piaffe peinlichst genau die Regel „Hände ohne Beine, Beine ohne Hände“ zu befolgen. Er meint damit, dass Zügel und Schenkelhilfen nie gleichzeitig eingesetzt werden dürfen.[4] Steinbrecht sieht die ideale Piaffe, wenn das Vorderbein sich beinahe in die Waagerechte hebt, der Hals wohlaufgerichtet ist und das Pferd bei jedem Schritt auf dem Gebiss kaut.[5] Das veranschaulicht Philippe Karl in einem Feldversuch, der beweist, dass nur die Piaffe mit dem Genick am höchsten Punkt, dem Vorderbein in der Senkrechten und gesenkter Kruppe das Körpergewicht des Pferdes vermehrt auf die Hinterbeine zu verlagern vermag.[6]
Als Fehler werden beschrieben:
- Nach hinten heraus hüpfende Hinterhand[5]
- Klebende (mangelnde Aktivität der) Hinterhand[5]
- Wedeln oder „leinewebern“ (seitliche Ausfallschritte der Hinterbeine)[7]
- Nachtreten (kurzes Zwischenauffußen des Hinterhufes)[5]
- Kruppe höher als der Widerrist[8]
- Übertriebenes Unterkriechen der Hinterhand[5][8]
- Flache Vorhand[9]
- Mangelnde Aufrichtung des Widerrists[10]
- Rückständige Vorhand[6]
- Gesenktes Genick, Überzäumung[6]
Als Bahnfiguren in der Piaffe nennt Bernhard Hugo von Holleuffer das „Kreuz in der Piaff“, eine kreuzförmige vorwärts, seitwärts und rückwärts ausgeführte Piaffe (siehe auch Sarabande), die „Piaffpirouette“, eine langsame Drehung um die Hinterhand in der Piaffe und die „Piaffe in der Bewegung“, bei der zum Abschluss der Piaffe eine Pesade angefügt wird.[8]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Schulen und Touren der barocken Reitkunst, Fürstliche Hofreitschule Bückeburg, 2011
- ↑ a b La science et l’arte d’equitation, Mercier Du Paty de Clam, 1777
- ↑ a b Tänzer an leichter Hand, Richard Hinrichs, 1989
- ↑ Methode der Reitkunst, François Baucher, 1874
- ↑ a b c d e Das Gymnasium des Pferdes, Gustav Steinbrecht, 1886
- ↑ a b c Irrwege der modernen Dressur, Philippe Karl, 2006
- ↑ Die Logik der Reitkunst, Peter Spohr, 1903
- ↑ a b c Die Bearbeitung des Reit- und Kutschpferdes zwischen den Pilaren, Bernhard H. von Holleuffer, 1900
- ↑ Ecole de cavalerie, François R. de la Guèrinière, 1783
- ↑ Feines Reiten, Jean-Claude Racinet, 2007