„Parsifal“ – Versionsunterschied
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{{Dieser Artikel|behandelt die Wagner-Oper Parsifal. Für weitere Bedeutungen des Begriffs siehe [[Parsifal (Begriffsklärung)]].}} |
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{{Infobox Oper |
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|T = Parsifal |
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|Bildname=Wagner Parsifal 1877.jpg |
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|Bildtext=Titelblatt des Erstdrucks |
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|OS = Deutsch |
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|Form = [[durchkomponiert]] |
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|Mus = Richard Wagner |
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|Lib = Richard Wagner |
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|UA = 26. Juli 1882 |
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|UAort = [[Bayreuther Festspielhaus|Festspielhaus]], [[Bayreuth]] |
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|Dauer = ungefähr 4,5 Stunden |
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|OrtZeit = Auf Gebiet und in der Burg Monsalvat in Nordspanien im frühen Mittelalter |
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|Pers = |
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* Amfortas, Gralskönig ([[Bariton]]) |
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* Titurel, Amfortas’ Vater ([[Bass (Stimmlage)|Bass]]) |
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* Gurnemanz, Gralsritter (Bass) |
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* Parsifal ([[Tenor]]) |
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* Klingsor (Bass) |
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* Kundry ([[Sopran]] oder [[Mezzosopran]]) |
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* Zwei Gralsritter (Tenor und Bass) |
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* Vier Knappen (Sopran und Tenor) |
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* Klingsors Zaubermädchen (6 Einzelsängerinnen, Sopran und [[Alt (Stimmlage)|Alt]]) |
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* Stimme aus der Höhe (Alt) |
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* Chor: |
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** Zaubermädchen (Sopran und Alt) |
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** Bruderschaft der Gralsritter (Tenor und Bass) |
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** Jünglinge und Knaben (Tenor, Sopran und Alt) |
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'''Parsifal''' ([[Wagner-Werk-Verzeichnis|WWV]] 111) ist das letzte [[musikdrama]]tische Werk von [[Richard Wagner]]. Wagner selbst bezeichnete das dreiaktige Stück als ein ''Bühnenweihfestspiel'' und verfügte, dass es ausschließlich im [[Bayreuther Festspielhaus]] aufgeführt werden sollte. Die Namen einiger der Hauptfiguren (z. T. bewusst in anderer Schreibweise) sowie einige Handlungselemente sind dem Versroman ''[[Parzival]]'' des mittelhochdeutschen Dichters [[Wolfram von Eschenbach]] entlehnt, mit dessen Haupthandlung das Bühnenweihfestspiel aber nichts zu tun hat. |
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== Intention Wagners == |
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'''Parsifal''' ist der Titel des letzten [[Oper|musikdramatischen]] Werks in drei Akten von [[Richard Wagner]]. Wagner selbst bezeichnete sein Alterswerk als ein „Bühnenweihfestspiel“, mit dem er seine Bühne im [[Richard-Wagner-Festspiele|Bayreuther Festspielhaus]] weihen wollte. |
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Wagners ''Parsifal'' enthält religiöse Elemente wie weihevolle Musik, Monstranzenthüllung ([[Heiliger Gral|Gral]]), [[Taufe]] und [[Eucharistie|christliches Abendmahlsritual]]. Bereits in seinen Züricher Kunstschriften (''[[Das Kunstwerk der Zukunft]], [[Oper und Drama]]'') entwickelte er die Idee, den Kern des Religiösen durch Kunst zu verdeutlichen. In ''[[Religion und Kunst]]'' schreibt er zusammenfassend: |
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{{Zitat|Man könnte sagen, dass da, wo die Religion künstlich wird, der Kunst es vorbehalten sei, den Kern der Religion zu retten, indem sie die mythischen Symbole, welche sie im eigentlichen Sinne als wahr geglaubt wissen will, ihrem sinnbildlichen Werte nach erfasst, um durch ideale Darstellung derselben die in ihnen verborgene tiefe Wahrheit erkennen zu lassen.}} |
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==Entstehungsgeschichte== |
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Wagner beschäftigte sich schon [[1845]] mit dem Stoff der Sage, doch die ersten Szenen mit dem Titel „[[Parzival]]“ stammen erst aus dem Jahr [[1865]]. Zu dieser Zeit genoss Wagner bereits die großzügige Gönnerschaft König [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II.]] von Bayern. Lange Zeit beschäftigten Wagner andere Themen: die Fertigstellung des Festspielhauses, sein Umzug in die Villa „Wahnfried“ ([[1872]]), die ersten Festspiele und die Inszenierung seines umfangreichsten Werkes, [[Der Ring des Nibelungen]] ([[1876]]). |
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Wagner erklärte, dass er zur Transformierung seiner gleichnishaften Botschaft, Erlösung und Regeneration der Menschheit durch Mitleid – dargestellt durch den suchenden Parsifal und den leidenden Amfortas –, eine Kunstform gewählt habe, die mit religiöser Symbolik eine {{"|entrückende Wirkung auf das Gemüt}} ausüben solle. |
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Erst im April [[1877]] stellte Wagner das Textbuch für den ''Parsifal'' fertig. In diesem Rahmen erfolgte auch die Änderung des Namens: Wagner schuf ein Wortspiel, das sich an die vorgeblich persischen Worte für „rein“ (fal) und „Tor“ (parsi) anlehnen sollte. Als im Herzen reiner Narr wird die Figur des ''Parsifal'' im Werk auch gezeichnet. |
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== Entstehungsgeschichte == |
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Im darauf folgenden Sommer entstand das Orchestervorspiel und bis [[1879]] waren die Orchesterskizzen für die drei Akte vollendet. Doch es sollte noch bis Januar [[1882]] dauern, bis alle Instrumente durchkomponiert waren. Die Uraufführung fand am [[26. Juli]] 1882 unter der Leitung von [[Herrmann Levi]] statt. Das Bühnenbild schuf [[Paul von Joukowsky]], den Wagner auf seinen regelmäßigen Italienreisen um [[1880]] in [[Neapel]] kennen gelernt hatte. Demzufolge war die Bühne mediterran beeinflusst: Der Gralstempel erinnerte an den Dom von [[Siena]], Klingsors Zauberschloss war vom Palazzo Rufalo in [[Ravello]] beeinflusst. |
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Wagner beschäftigte sich schon 1845 in [[Marienbad]], als er [[Lohengrin]] entwarf und die erste Idee für [[Die Meistersinger von Nürnberg]] niederschrieb, mit dem Stoff der Sage. Die erste Skizze mit dem Titel „Parzival“ entstand indessen erst 1857 in Zürich. 1865 bat König [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II.]] von [[Königreich Bayern|Bayern]], der Wagner seit 1864 finanziell unterstützte, den Parzival-Plan auszuführen. Daraufhin entstand der erste Prosaentwurf des Werks. Nachdem die ersten [[Bayreuther Festspiele]] mit der Aufführung des ''[[Der Ring des Nibelungen|Rings des Nibelungen]]'' beendet waren, begann Wagner auf Bitten seiner Frau [[Cosima Wagner|Cosima]] – die in ihren Tagebüchern den gesamten Entstehungsprozess detailliert festgehalten hat – im Januar 1877 mit der Verwirklichung seiner alten Parzival-Pläne. Bald änderte Wagner die Schreibweise des Namens zu „Parsifal“, indem er sich auf die angeblich persischen Worte für „rein“ (= parsi) und „Tor“ (bzw. töricht = fal) bezog. Als im Herzen [[Rituelle Reinheit|reiner]] [[Torheit|Tor]] ist die Figur des ''Parsifal'' im Werk angelegt. Mit der Komposition begann Wagner im September 1877. Im April 1879 waren die Orchesterskizzen für alle drei Akte fertig. Im Februar 1880 beabsichtigte Wagner in die USA auszuwandern, nachdem er ein finanzielles Desaster seiner [[Der Ring des Nibelungen|Ring-Aufführung]] bei den ersten Festspielen 1876 im [[Richard-Wagner-Festspielhaus|Bayreuther Festspielhaus]] erlebt hatte. Er besprach mit seinem befreundeten Zahnarzt [[Newell Sill Jenkins]] seine Auswanderungspläne und formulierte in einem dreiseitigen Brief auch die Bedingungen, die seine Existenz jenseits des Ozeans absichern und den Amerikanern den Parsifal bringen sollten. Dank Jenkins’ Überredungskünsten setzte Wagner seine Pläne nicht um.<ref>[http://www.zm-online.de/home/gesellschaft/Richard-Wagner-und-sein-Zahnarzt_344932.html#1 Richard Wagner und sein Zahnarzt], [[Zahnärztliche Mitteilungen|zm]], 30. März 2016. Abgerufen am 31. März 2016.</ref><ref>[http://docplayer.org/13175770-Richard-wagner-und-seine-zahnaerzte.html Richard Wagner und seine Zahnärzte]. Akademie für Zahnärztliche Fortbildung, Karlsruhe. Abgerufen am 14. August 2016.</ref><ref>[http://www.zm-online.de/hefte/Sein-guter-Freund_121851.html#1 Sein guter Freund, Richard Wagner und Zahnarzt Jenkins], zm, Heft 10/2013. Abgerufen am 31. März 2016.</ref> Es dauerte noch bis Januar 1882, bis das Werk (während eines längeren Aufenthaltes in [[Palermo]]) vollständig komponiert und die [[Partitur]] vollendet war. Im November 1880 erklang erstmals das Orchester-Vorspiel des ersten Aufzugs in einer Privataufführung für König Ludwig II. von Bayern in München. Die Verlagsrechte verkaufte Wagner zu einem damals hohen Preis von 100.000 Mark an die Nachfolger seines Verlegers und Freunds [[Franz Schott]] in Mainz, die somit die zweiten Festspiele mitfinanzierten. Für den Bau des [[Gralsglockenklavier]]s beauftragte Wagner die Klaviermanufaktur [[Steingraeber (Klavierhersteller)|Steingraeber]] in Bayreuth.<ref>{{Literatur |Autor=Frank Pergande, Bayreuth |Titel=Wagners erfundene Instrumente |Sammelwerk=FAZ.NET |ISSN=0174-4909 |Online=https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/wagners-erfundene-instrumente-14327343.html |Abruf=2023-05-10}}</ref> |
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== Vorlage == |
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[[Bild:Costiera amalfitana ravello-villa rufolo-giardino5-commons.jpg|thumb|right|300px|Der Garten der Villa Rufolo in Ravello.]] |
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{{Quelle}} |
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Einige der Figuren, insbesondere Titurel, [[Anfortas|Amfortas]], [[Klingsor]] und Parsifal, gehen auf das Anfang des 13. Jahrhunderts entstandene Versepos ''[[Parzival]]'' zurück, das im 8. Jahrhundert spielt. Die eigentliche Handlung basiert aber nur lose auf dem Versepos und ist in vielen Details Wagners eigene Schöpfung. Insbesondere die Figur der [[Kundry]] als zugleich Zauberweib und Büßerin, aber auch die Schreibweise Parsifal (und die wissenschaftlich nicht haltbare Etymologie, die Parsifal mit dem Fal Parsi, dem reinen Toren, gleichsetzt) sind eigene Interpretationen bzw. Schöpfungen Wagners. Neben christlichen Reliquien [[Gral]] und [[Heilige Lanze|Heiliger Speer]] finden sich auch buddhistische Ideen und insbesondere die Idee der [[Reinkarnation]], die dem Parzival-Epos völlig fremd sind. |
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== Handlung == |
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Nach dem ausdrücklichen Willen Wagners und seiner Erben sollte der ''Parsifal'' ursprünglich ausschließlich in Bayreuth zur Aufführung kommen. Doch schon kurz nach dem Tod des Komponisten wurde von seiner Witwe [[Cosima Wagner|Cosima]] eine Aufführung in München für König Ludwig II. gestattet. [[1913]], als das [[Urheberrecht]] für das Werk auslief – worüber es zu einer kontroversen Auseinandersetzung im [[Reichstag]] gekommen war – stand seiner weltweiten Aufführung nichts mehr im Wege. |
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[[Datei:Parsival - 1 Act1- Vorspiel - Bayreuther Festspiele 1951.ogg|mini|Vorspiel Parsifal, Bayreuth 1951, Festspielorchester unter Hans Knappertsbusch]] |
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=== Vorgeschichte === |
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König Titurel, von Gott zum Hüter der [[Reliquie]]n Gral und Heiliger Speer bestimmt, hatte den Gralstempel errichtet. Der Gral diente als Trinkbecher beim letzten Abendmahl und fing das [[Blut Christi]] am Kreuz auf. Mit dem Speer wurde Jesus am Kreuz die Seitenwunde beigebracht. Titurel versammelte Ritter um sich, die, von den Reliquien gestärkt, in die Welt zogen, um für das Gute zu kämpfen. Auch Klingsor bemühte sich, der Gralsgemeinschaft anzugehören, wird jedoch wegen seiner Unkeuschheit abgelehnt. Deshalb [[Entmannung|entmannt]] er sich selbst, wird nun aber erst recht abgelehnt. Daraufhin schafft er sich in der Wüste ein Gegenreich: einen Zaubergarten mit verführerischen Frauen. Zu diesen Frauen gehört auch Kundry, eine Reinkarnation einer der Frauen, die Jesus auf seinem Kreuzweg verspottet hatten, und die dafür von diesem verflucht worden war, für immer unerlöst die Welt zu durchstreifen. |
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Nachdem Klingsor mittels seines Zaubergartens mehrere Ritter verführt und so der Gralsgemeinschaft abspenstig gemacht hat, beschließt Titurels Sohn Amfortas, zugleich dessen Nachfolger als Gralskönig, mit dem heiligen Speer bewaffnet gegen Klingsor in den Kampf zu ziehen. Er unterliegt jedoch Kundrys Verführungskünsten und verliert so den Speer an Klingsor, der ihm mit dem (vergifteten) Speer<ref>Bernhard Dietrich Haage: ''Studien zur Heilkunde im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach.'' Kümmerle, Göppingen 1992 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 565), ISBN 3-87452-806-5, S. 88–113 und 145–183</ref> eine Wunde schlägt, an welcher er seitdem entsetzlich leidet. Denn die Wunde schließt sich nicht mehr: Mit jeder neuen Enthüllung des Grals, wodurch die gesamte Ritterschaft genährt wird, bricht sie von neuem auf. Eine Prophezeiung verspricht Amfortas, dass ein durch Mitleid wissender reiner Tor ihn einst von seinen Qualen erlösen wird. Kundry, die ihre Taten in Klingsors Dienst bereut, stellt sich in den Dienst der Gralsritter, um für ihre Schuld zu büßen. |
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== Handlung und Vorgeschichte == |
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Die Handlung lehnt sich an das [[Wolfram von Eschenbach|Eschenbach]]'sche Epos an, bleibt jedoch hierauf nicht beschränkt. [[Gawan]] tritt in der Handlung weit zurück und wird nur im ersten Aufzug beiläufig erwähnt. Hierdurch wird jedoch das Erlösungsstreben und -werk der Hauptfigur nur umso stärker betont. |
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=== I. Aufzug, Waldlichtung und Gralsburg === |
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König Titurel ist im Besitz zweier wundertätiger [[Reliquie]]n. Der [[Gral]] diente als Trinkbecher beim letzten Abendmahl und er fing das Blut Christi am Kreuz auf, das aus der Wunde floss, die ihm einer der Soldaten mit einer Lanze zufügte. Gral und Lanze besitzt der König, und er bewahrt beide Schätze in seiner Gralsburg auf. Titurel umgibt sich mit Rittern, die, von den Reliquien gestärkt, in die Welt ziehen, um Gutes zu tun. Auch Klingsor bemühte sich, ein Gralsritter zu werden, wurde aber wegen seiner Unkeuschheit abgelehnt. Daraufhin entmannte er sich selbst, schuf in der Wüste einen Zaubergarten mit verführerischen Frauen und schwor, den König und seine Ritter zu entmachten und die Reliquien an sich zu bringen. |
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[[Datei:Wagner - Parsifal, act I - Gurnemanz and the novices - Pach Bros., N.Y. - The Victrola book of the opera.jpg|mini|Erstes Bild des I. Akts in der Aufführung an der [[Metropolitan Opera]], New York, 1903]] |
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[[Datei:Richard Wagner Parsifal Titurel, der fromme Held excerpt.mp3|mini|„Titurel, der fromme Held“: Auszug einer Aufnahme von 1942 mit [[Hellmut Schwebs]] als Gurnemanz und dem [[Hr-Sinfonieorchester|HR-Sinfonieorchester]] unter [[Otto Frickhoeffer]]]] |
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Auf einer Waldlichtung nahe der Gralsburg weckt Ritter Gurnemanz einige Knappen. Er fordert sie auf, zu beten und das Morgenbad für den dahinsiechenden jungen Gralskönig Amfortas vorzubereiten. Kundry, die geheimnisvoll wilde Helferin der Gralsritter, kommt eilig herbeigeritten. Mit letzter Kraft überreicht sie Balsam für den König. Halb verzweifelt, halb spöttisch bemerkt sie, es werde genauso wenig helfen wie das [[Heilkräuter|Heilkraut]], das Ritter Gawan bereits gebracht hat. Kundry wird von den Knappen als „Heidin“ und „Zauberweib“ verhöhnt. Nur Gurnemanz nimmt sie in Schutz, als die Knappen spottend fordern, Kundry solle losziehen, um den verloren gegangenen heiligen Speer zurückzuholen. Jetzt erzählt Gurnemanz, dass nach einer [[Prophezeiung]] nur ein „durch Mitleid wissender“ reiner Tor den Speer zurückgewinnen und Amfortas damit heilen könne. Denn die Wunde schließe nur derjenige Speer, der sie geschlagen habe. |
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Die Szene wird durch Lärm vom nahen See gestört. Die Ritter haben einen Knaben gefangen, der mit Pfeil und Bogen einen heiligen Schwan getötet hat. Es ist Parsifal, der Sohn der Herzeleide und des vor seiner Geburt im Kampf gefallenen Ritters Gamuret. Der Knabe wuchs unter alleiniger Obhut seiner Mutter im Wald ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt auf. Er selbst kennt weder seinen Namen, noch weiß er, woher er kommt und wer sein Vater ist. Kundry kennt seine Geschichte und erzählt vom Tod seiner Mutter. Gurnemanz hofft, in ihm den in der Vision des Amfortas angekündigten „reinen Toren“ gefunden zu haben, und nimmt ihn mit zur Gralsburg, während Kundry in einen hypnotischen Schlaf fällt. |
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Immer mehr Ritter fielen den Verführungskünsten der Schönheiten zum Opfer, so dass Titurels Sohn Amfortas als junger Gralskönig beschloss, mit der heiligen Lanze bewaffnet gegen Klingsor in den Kampf zu ziehen. Doch auch er wird von einer geheimnisvollen Frau verführt, Klingsor entwendet ihm die Lanze und verletzt ihn an der Seite. Die Ritter ziehen sich mit dem verwundeten Amfortas, dessen Wunde nicht heilen will, zur Gralsburg zurück. |
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In der Gralsburg wird Parsifal stummer Zeuge, wie sich die Ritter mit Amfortas um dessen im Grab lebenden Vater Titurel zur Enthüllung des Grals versammeln. Amfortas beklagt seine Schmerzen, die der Anblick des Grals nur kurz lindern kann. Titurel und die Ritter fordern ihn auf, den Gral zu enthüllen. Der Kelch mit dem Blut Christi leuchtet in einem magischen Lichtschein. Die Ritter nehmen daraufhin das Mahl, Brot und Wein, und verlassen danach gestärkt den Tempel. Parsifal ist nicht fähig, zu all dem, was er sah, etwas zu sagen, und wird von Gurnemanz, der glaubt, sich in ihm getäuscht zu haben, vor die Tür gesetzt. Eine Stimme aus der Höhe wiederholt mit den letzten Klängen der Gralsglocken die Worte der Prophezeiung: „Durch Mitleid wissend, der reine Tor.“ |
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== Ouvertüre und Erster Akt == |
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Auf einer Waldlichtung nahe der Gralsburg weckt Ritter Gurnemanz seine Kameraden. Er fordert sie auf zu beten und das Morgenbad des jungen Königs Amfortas vorzubereiten. Kundry, die geheimnisvolle, abweisende Helferin der Gralsritter, kommt eilig herbeigeritten. Mit letzter Kraft überreicht sie ein heilendes Balsam für den verletzten König, der nun herbeigetragen wird. Doch halb verzweifelt, halb spöttisch bemerkt sie, es werde wohl so wenig helfen wie die [[Heilkräuter]], die Ritter Gawan bereits gebracht hatte. Kundry wird daraufhin von den Knappen als „Heidin“ und „Zauberweib“ bezeichnet. Nur Gurnemanz nimmt sie in Schutz, als die Knappen fordern, Kundry solle losziehen, um die gestohlene Lanze zurückzuholen. |
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=== II. Aufzug, Klingsors Zaubergarten === |
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Jetzt eröffnet Gurnemanz, dass nach einer [[Prophezeiung]] dies nur ein von Gott bestimmter Held vermag. Nur ein „im Herzen reiner Narr“ könne den jungen König retten und die Lanze zurückholen. Er erzählt die Geschichte von Titurel und der Gralsburg, von der Ablehnung Klingsors und von dessen Rache. |
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[[Datei:Villa Rufolo Garten.JPG|mini|Garten der [[Villa Rufolo]], der Richard Wagner für das Zaubergarten-Bühnenbild inspiriert hat.]] |
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Der zweite Akt spielt in Klingsors Zaubergarten. Klingsor, der aufgrund seiner Impotenz gegenüber Kundrys Reizen immun ist, hat es wieder geschafft, Kontrolle über Kundry zu gewinnen, muss sich aber dafür von ihr verspotten lassen. Klingsor beobachtet in seinem Zauberspiegel Parsifal, der sich seiner Burg und dem Zaubergarten nähert, und fordert Kundry auf, ihn zu verführen. |
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Die Szene wird durch Lärm vom nahen See gestört und die Ritter fangen einen Knaben, der einen Schwan mit Pfeil und Bogen getötet hat. Es ist ''Parsifal'', der Sohn der Herzeleide und des in einem Kampf gefallenen Ritters Gamuret. Der Knabe wuchs unter der Obhut seiner Mutter im Wald ohne Kontakt zur Außenwelt auf. Er weiß selbst nicht, wer er ist, doch Kundry kennt seine Geschichte und erzählt sie den Männern. Gurnemanz glaubt, den prophezeiten „reinen Narren“ gefunden zu haben und nimmt ihn, während Kundry in einen hypnotischen Schlaf fällt, mit zur Gralsburg. |
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Dort versammeln sich die Ritter, Amfortas, Titurel und, als stummer Zuschauer, ''Parsifal'' zur Enthüllung des Grals. Amfortas beklagt seine Schmerzen, die nur der Gral lindern kann. Titurel und die Ritter fordern ihn auf, den Gral selbst zu enthüllen. Das Blut Christi ist darin enthalten, es leuchtet in einem magischen Lichtschein. Die Ritter nehmen das Abendmahl ein, doch der von Schmerzen geplagte Amfortas muss danach weggetragen werden. Gurnemanz hatte sich von ''Parsifals'' Anwesenheit mehr erhofft und wirft ihn zornig aus der Burg. Eine „Stimme aus der Höhe“ wiederholt die Worte der Prophezeiung. |
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Parsifal wird, als er den Zaubergarten betritt, zunächst von einigen verführten Gralsrittern angegriffen, die er aber im Kampf erschlägt. Klingsors Blumenmädchen beklagen den Tod ihrer Geliebten und fordern Parsifal auf, mit ihnen zu spielen. Parsifal ist zwar von den Blumenmädchen zunächst fasziniert, beschließt dann aber, ihren Verlockungen zu entfliehen. In diesem Moment ruft Kundry ihn bei seinem Namen. Gebannt lauscht der Knabe ihrer Erzählung vom traurigen Schicksal seiner Eltern. Parsifal ist zutiefst erschüttert. Tröstend, aber mit der Absicht, ihn in die Liebe einzuführen, schließt sie ihn in ihre Arme. Während eines langen Kusses erkennt Parsifal blitzartig die Ursache von Amfortas’ Qualen und seine eigene Bestimmung; er wird „welthellsichtig“. Er stößt Kundry zurück, die ihm daraufhin von ihrem Fluch berichtet und ihn anfleht, sie durch seine Liebe zu erlösen. Parsifal widersteht ihrem Werben und verspricht ihr Erlösung vom Fluch, wenn sie ihn zu Amfortas führt. Daraufhin verflucht Kundry ihn und seine Wege – nie soll er den Weg zurück zu Amfortas finden. Ihr Ausbruch von rasendem Lachen und Schreien ruft Klingsor herbei, der den heiligen Speer gegen Parsifal schleudert. Der Speer bleibt über Parsifals Haupte schweben. Er ergreift ihn und schlägt mit ihm das Kreuzeszeichen, woraufhin Klingsor und mit ihm der gesamte Zaubergarten der Zerstörung anheimfallen. Kundry blickt im Zusammensinken auf Parsifal, der ihr im Enteilen noch zuruft: {{"|Du weißt, wo du mich wiederfinden kannst!}} |
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== Zweiter Akt == |
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Der zweite Akt führt sprungartig in eine andere, fantastische Welt. Klingsor beobachtet von seinem Zauberschloss aus ''Parsifal'', der sich dem Zaubergarten nähert. Mit Kundry als Werkzeug will er dem Narren die Unschuld rauben. Jetzt kommt die Rolle der Kundry ans Tageslicht: Indem sie Jesus auf dessen Kreuzweg verhöhnt hat, hat sie sich den Erlösungsweg verstellt und sucht "ihn nun von Welt zu Welt", in immer neuen Wiedergeburten. Voller Todessehnsucht dient sie seither zum einen freiwillig büßend den Gralsrittern als Helferin, zum anderen Klingsor als willenloses, schönes Werkzeug seiner Rachegelüste. Sie war es, die in veränderter Gestalt Amfortas verführte und in die Falle lockte. |
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=== III. Aufzug, Waldlichtung und Gralsburg === |
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Erlösung kann sie nur erlangen, wenn ihr ein Mann widersteht, so dass ihr nicht "das verfluchte Lachen" wieder hochkommt. Daher fügt sie sich nur widerstrebend dem Befehl Klingsors ''Parsifal'' zu verführen. Nachdem ''Parsifal'' die abgefallenen Gralsritter besiegt hat, die ihm Klingsor entgegensandte, und ebenso den Versuchungen der Blumenmädchen widerstand, empfängt ihn Kundry im Zaubergarten. Dort eröffnet sie ihm seine wahre Identität und erzählt dem Knaben vom Tod seiner Mutter. Tröstend, aber mit der Absicht, ihn zu verführen, schließt sie ''Parsifal'' in ihre Arme. Doch in dem Moment, wo beide in einen langen Kuss versinken, erwacht der Held und erkennt die Zusammenhänge mit Amfortas’ Leiden. ''Parsifal'' weist Kundry ab und verlangt von ihr, den Weg zum Gralskönig gewiesen zu bekommen. Er hat nun seine Bestimmung als Retter des Grals und der Lanze erkannt. |
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[[Datei:Hermann Hendrich Parsifal.jpg|mini|''Parsifal'' von [[Hermann Hendrich]]]] |
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Das Orchestervorspiel beschreibt den Versuch Parsifals, zur Gralsburg zurückzufinden, aber dank Kundrys Fluch jahrelange Irrfahrten erlebt. |
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Kundry klagt ihm ihr Leid und erwartet von ihm Erlösung. Doch als er sich weigert, ihren erotischen Wünschen nachzugeben und ihr nur seine reine Entsagung als Erlösung vom unstillbaren Verlangen anbietet, verflucht sie ihn und ruft nach Klingsor. Dieser will den Jüngling mit der heiligen Lanze töten, doch der Anschlag misslingt. ''Parsifal'' ergreift die Waffe in der Luft, wo sie stehen geblieben war. In diesem Augenblick verfällt Klingsors Zauberreich, der Garten verdorrt schlagartig, und der Spuk ist vorüber. ''Parsifal'' macht sich auf den Rückweg zur Gralsburg. |
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Viele Jahre sind vergangen. Amfortas, der nur noch sterben will, hat sich seit den Ereignissen des I. Aufzuges geweigert, den Gral zu enthüllen. Die Gralsritter haben darüber ihre Kräfte verloren, und Titurel ist gestorben. Gurnemanz lebt nunmehr als Einsiedler im Wald. An einem Karfreitag findet er Kundry in tiefer Ohnmacht im Gestrüpp. Von ihm erweckt erscheint sie völlig gewandelt: sanft, hilfsbereit und schweigsam. Sie will von nun an nur noch dem Gral stumm dienen. |
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== Dritter Akt == |
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Das Vorspiel stellt durch die ungelösten und immerfort gesteigerten harmonischen Spannungen und melodischen Sackgassen die labyrinthische Irrfahrt des Helden dar, der mit Kundrys paradoxer Sehnsucht geschlagen ist: Erst dann, wenn Kundry resignierend im Gralsgebiet eintrifft, kann auch er sein Ziel wiederfinden. |
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Da erscheint ein Ritter in schwarzer Rüstung. Gurnemanz heißt ihn, mit dem Hinweise auf den heiligen Tag, seine Waffen abzulegen. Nachdem der Ritter seine Waffen und die Rüstung abgelegt hat, erkennt Gurnemanz hocherfreut, dass er Parsifal mit dem heiligen Speer vor sich hat, der zur Gralsburg zurückgefunden hat. Er begrüßt ihn und erzählt vom Zerfall der Gralsgesellschaft. Parsifal bricht daraufhin in verzweifelten Selbstanklagen zusammen, Gurnemanz segnet ihn und salbt ihn zum neuen Gralskönig. Als sein „erstes Amt“ spendet er der heftig weinenden Kundry die Taufe. Staunend nehmen Parsifal und Gurnemanz die in der Vormittagssonne erstrahlende, miterlöste idyllische Natur wahr. |
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Jahre sind vergangen. Gurnemanz lebt als Einsiedler im Wald und findet dort eines Tages Kundry in tiefer Ohnmacht. Nachdem sie erwacht, ist sie sanft, hilfsbereit und schweigsam, was den alten Gralsritter sehr verwundert. Ein Ritter in schwarzer Rüstung betritt die Szene und als er sein Visier öffnet, erkennt Gurnemanz hocherfreut, dass es ''Parsifal'' ist, der die heilige Lanze zurückgeholt hat. |
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Gegen Mittag kündet Glockengeläut die anstehende Totenfeier für Titurel an, aus deren Anlass Amfortas an diesem Tag noch ein letztes Mal den Gral enthüllen will. Alle drei machen sich auf den Weg zur Gralsburg. Im Tempel hat sich die Gralsritterschaft, den Leichnam Titurels begleitend, versammelt. Amfortas klagt um seinen toten Vater, der durch seine Schuld, weil er den lebenspendenden Gral – zur Beschleunigung seines eigenen Ablebens – nicht mehr enthüllt habe, gestorben sei. Er verweigert erneut die vorgesehene Gralsenthüllung und erfleht verzweifelt seine Erlösung von den Qualen seiner unheilbaren Verwundung: die Ritter mögen ihn töten, dann werde ihnen von selbst der Gral leuchten. Da erscheint der von Gurnemanz und Kundry begleitete Parsifal und schließt endlich mit dem heiligen Speere jene Wunde, die Amfortas einst von Klingsor zugefügt worden war. |
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Er begrüßt ihn als Retter und berichtet vom Tod Titurels und davon, dass die Gralsrunde zerfallen ist und die Gralszeremonie durch Amfortas nie mehr vollzogen wurde. Nur zur in Kürze stattfindenden Totenfeier will der junge König die Zeremonie ein letztes Mal vollziehen. Nun wäscht Kundry ''Parsifal'' die Füße, und Gurnemanz salbt ihn und wäscht ihn von seinen Sünden frei. Durch diese Handlungen wird ''Parsifal'' zum neuen Gralskönig. Er tauft Kundry und gemeinsam machen sie sich auf den Weg zur Gralsburg. |
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Als neuer Gralskönig enthüllt Parsifal endlich wieder den Gral, und aus der Höhe schwebt eine weiße Taube als Zeichen göttlicher Gnade auf ihn herab. Amfortas und Gurnemanz huldigen dem neuen Gralshüter; Kundry sinkt – endlich von ihrem Fluch erlöst – entseelt zu Boden. |
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In der Burg haben sich die Ritter versammelt. Amfortas beklagt seinen toten Vater und erfleht verzweifelt von ihm Erlösung. Die Gralsritter drängen auf die Zeremonie, doch Amfortas weigert sich und verlangt von ihnen, dass sie ihn töten und somit von den ewigen Leiden erlösen. Da betreten ''Parsifal'' und seine Begleiter die Szene. Mit der heiligen Lanze schließt ''Parsifal'' die immer noch klaffende Wunde Amfortas’ und enthüllt den Gral. Aus der Höhe gleitet eine weiße Taube herab und schwebt über ''Parsifals'' Kopf. Die dramatische Szene endet mit der Erlösung Kundrys, die tot zu Boden fällt, der Huldigung aller Ritter an den neuen Gralskönig und der Öffnung des Grals für alle Zeiten: "Nicht soll der mehr verschlossen sein!" |
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== |
== Musik == |
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* Amfortas, Gralskönig (Bariton) |
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=== Besetzung === |
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* Titurel, Amfortas' Vater (Bass) |
|||
Orchester: 3 [[Querflöte|Flöten]] (3. auch [[Piccoloflöte|Piccolo]]), 3 [[Oboe]]n, [[Englischhorn|Englisch Horn]], 3 [[Klarinette]]n in A und B, [[Bassklarinette]] in A und B, 3 [[Fagott]]e, [[Kontrafagott]], 4 [[Horn (Blechblasinstrument)|Hörner]] in F, 3 [[Trompete]]n in C, D, Es, E und F, 3 [[Posaune]]n, [[Tuba|Basstuba]], [[Pauke]]n, 2 [[Harfe]]n, [[Streichorchester|Streicher]]. |
|||
* Gurnemanz, Gralsritter (Bass) |
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* Parsifal (Tenor) |
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[[Bühnenmusik|hinter der Bühne]]: 6 Trompeten in F, 6 Posaunen, „sehr tiefe“ [[kleine Trommel]], [[Donnerblech|Donnermaschine]], [[Gralsglockenklavier|Glockenklavier]] |
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* Klingsor (Bass) |
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* Kundry (Sopran oder Mezzosopran) |
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=== Rezeption === |
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* Zwei Gralsritter (Tenor und Bass) |
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Der französische Komponist [[Claude Debussy]], der üblicherweise nicht mit Kritik an Wagners Musik sparte, blieb vielleicht bis heute der prominenteste Bewunderer der Musik des Parsifal. {{"|Man hört da Orchesterklänge [schrieb er], die einmalig sind und ungeahnt, edel und voller Kraft. Das ist eines der schönsten Klangdenkmäler, die zum unvergänglichen Ruhm der Musik errichtet worden sind.}}<ref>Claude Debussy: ''Monsieur Croche - Sämtliche Schriften und Interviews.'' Reclam, Stuttgart 1974, ISBN 3-15-007757-5; S. 146f.</ref> Durchaus uneins war sich hingegen das spätere Schrifttum, was den musikalischen Rang des Parsifal angeht. Während Wagners Tristan (1859) zusehends in die Position eines Schlüsselwerkes der anbrechenden musikalischen Moderne rückte, stand der Parsifal lange Zeit im Ruf eines altersmüden Spätwerks, das nicht mehr an die Kühnheit und Progressivität früherer Werke Wagners heranreiche. Zudem irritierte die vermeintliche Uneinheitlichkeit der Partitur, jene Melange disparatester musikalischer Erscheinungen, die vom fast [[Cäcilianismus|cäcilianistisch]] anmutenden Neorenaissance-Stil mancher Passagen des ersten Aktes bis zu Momenten an der „Schwelle von Atonalität“ ([[Theodor W. Adorno|Adorno]], 1952)<ref>Theodor W. Adorno: ''Versuch über Wagner.'' Suhrkamp, Berlin, Frankfurt am Main 1952, S. 62.</ref> im zweiten Akt reicht. Noch [[Hans Mayer (Literaturwissenschaftler)|Hans Mayers]] Wagner-Monographie von 1959 urteilt in diesem Sinne. Die Musik des Parsifal, so Mayer, arbeite {{"|sehr stark mit bewährten Rezepten. […] Die Instrumentation ist durchaus meisterhaft und vermag auf weite Strecken eine gewisse Spärlichkeit der eigentlichen musikalischen Erfindung zu überspielen. […] Neben der gesuchten musikalischen Einfalt […] stehen höchste harmonische Kühnheiten. […] Aber die konventionelle Verklärung des Schlusses mit As-Dur und Des-Dur und As-Dur und rotglühendem Gral und chorus mysticus bleibt zu tragen peinlich.}}<ref>Hans Mayer: ''Richard Wagner mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt''. Rowohlt, Hamburg 1959, ISBN 3-499-50029-9, S. 161.</ref> Erst in jüngeren Untersuchungen wird solcher Generalkritik dezidiert widersprochen, etwa in den Essays von [[Claus-Steffen Mahnkopf]] (1999)<ref>Claus-Steffen Mahnkopf: ''Wagners Kompositionstechnik.'' In: Ders. (Hrsg.): ''Richard Wagner, Konstrukteur der Moderne.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-91979-1, S. 159–182.</ref> und [[Johannes Schild]] (2010),<ref>Johannes Schild: ''"… zum Raum wird hier die Zeit." Tonfelder in Wagners Parsifal.'' In: Bernhard Haas, Bruno Haas (Hrsg.): ''Funktionale Analyse: Musik – Malerei – antike Literatur/Analyse Fonctionnelle: Musique – Peinture – Littérature classique.'' Kolloquium/Colloque Paris, Stuttgart 2007, Olms, Hildesheim 2010, ISBN 978-3-487-14532-7, S. 311–371.</ref> welche die Unzulänglichkeiten weniger in Wagners Musik als vielmehr in einem veralteten analytischen Instrumentarium erblicken. Schild verzichtet vor diesem Hintergrund gleich ganz auf die Kategorien traditioneller [[Harmonielehre]] und greift zur 2004 publizierten Analysemethode des ungarischen Dirigenten und Musiktheoretikers Albert Simon,<ref>Bernhard Haas: ''Die neue Tonalität von Schubert bis Webern. Hören und Analysieren nach Albert Simon.'' Noetzel, Wilhelmshaven 2004, ISBN 3-7959-0834-5.</ref> mit deren Hilfe er versucht, die Parsifal-Partitur als durch [[Tonalität (Musik)|Tonalität]] gestiftete künstlerische Einheit darzustellen. |
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* Vier Knappen (Sopran und Tenor) |
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* Stimme aus der Höhe (Alt) |
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== Die ersten Aufführungen == |
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[[Datei:Paul von Joukowsky - Bühnenbild Parsifal - Gralstempel.jpg|mini|Der Gralstempel. Bühnenbild der Uraufführung]] |
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Die [[Uraufführung]] fand zu den zweiten Bayreuther Festspielen am 26. Juli 1882 statt und wurde von [[Hermann Levi]] dirigiert. Das Bühnenbild schuf [[Paul von Joukowsky]], den Wagner auf seinen Italienreisen in [[Neapel]] kennengelernt hatte. Joukowsky gestaltete das Bühnenbild im [[Mittelmeerraum|mediterranen]] Stil: Der Gralstempel der Uraufführung erinnerte an den [[Dom zu Siena]], Klingsors Zauberschloss war vom Garten der [[Villa Rufolo]] in [[Ravello]] beeinflusst. Insgesamt gab es bis Ende August 16 Aufführungen. In der letzten Vorstellung übernahm der Komponist selbst den Stab und dirigierte von der Verwandlungsmusik im III. Aufzug an bis zum Ende des Werks. – Es war das einzige Mal, dass Wagner in seinem Festspielhaus eine öffentliche Aufführung leitete. |
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Die Reaktion des Publikums – darunter viele Künstler und Musiker – war durchweg positiv und entsprach der Intention Wagners, mit seinem Bühnenweihfestspiel einen Effekt der „Sammlung“ zu erzielen, in einer Gesinnungs-Gemeinschaft besinnlich reflektieren und meditieren zu können. Bei vielen traf er den Nerv. |
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Zum Eindruck der Uraufführung berichtet der Leipziger Theaterdirektor Angelo Neumann über einen Kommentar von einem anwesenden Herrn Förster während eines der Aufführung anschließenden Abendbrots. In dem freudig erregten Kreis bemerkte er: „Sie werden sehen, Wagner stirbt.“ Als Herr Neumann ihn fragte, wie er zu so einer Bemerkung kommt, erwiderte er: „Ein Mensch, der das geschaffen hat, was wir heute erlebt haben, kann nicht länger leben. Der ist fertig. Der muss bald sterben.“<ref>Angelo Neumann: ''Erinnerungen an Richard Wagner.'' Staackmann, Leipzig, 1974</ref><ref>Martin Wein (Hrsg.): ''Ich kam, sah und schrieb - Augenzeugenberichte aus fünf Jahrtausenden.'' DTV, München 1964.</ref> |
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== Zur Aufführungspraxis == |
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Nach dem ausdrücklichen Willen Wagners und seiner Erben sollte der ''Parsifal'' ausschließlich in Bayreuth zur Aufführung kommen. Zahlreiche konzertante (Teil)-Aufführungen, so am 1. August 1887 in der Alberthalle des [[Krystallpalast (Leipzig)|Leipziger Krystallpalasts]], machten die Musik des ''Parsifal'' schnell bekannt. Kurz nach dem Tod des Komponisten wurde von seiner Witwe [[Cosima Wagner|Cosima]] eine Sonderaufführung in München für [[Ludwig II. (Bayern)|König Ludwig II.]] gestattet. Die erste szenische Aufführung des ''Parsifal'' außerhalb Bayreuths führte [[Heinrich Conried]] am 24. Dezember 1903 ohne Genehmigung Cosima Wagners an der [[Metropolitan Opera]] in [[New York City|New York]] durch. Dies verärgerte Cosima derart, dass der Dirigent der Aufführung, [[Alfred Hertz]], künftig von allen deutschen Bühnen verbannt war. Mitwirkende der Aufführung wurden erst nach Jahren wieder für Bayreuth engagiert. |
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Als 1913 der [[Urheberrecht]]sschutz für das Werk auslief, bemühte sich Cosima Wagner nachdrücklich, diese Frist um mindestens 20 Jahre verlängern zu lassen. Nachdem sich diese Anstrengungen als aussichtslos erwiesen hatten, richtete sie eine [[Petition]] an den [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]], zumindest das ausschließliche Aufführungsrecht für Bayreuth zu sichern. Der Reichstag jedoch lehnte diese als „Lex Cosima“ bespöttelte Sondergesetzgebung ab. Zumindest vordergründig wegen dieses „Parsifal-Raubes“ fanden in diesem Jahr – ausgerechnet in einem Wagner-Jahr – keine Festspiele in Bayreuth statt.<ref>Vgl. Brigitte Hamann: ''Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth.'' München 2002, S. 19 f.</ref> Weil nach Schweizer Recht die Schutzfrist bereits im April 1913 endete, wurde das Werk schon in diesem Monat im [[Opernhaus Zürich]] gegeben. Pünktlich zum Ablauf der Schutzfrist begann die erste Aufführung am 1. Januar 1914, 0.00 Uhr, im [[Gran Teatre del Liceu|Opernhaus von Barcelona]].<ref>Volker Hagedorn: ''Als Tristan durchs Telefon kam'', in: ''Almanach 2013, Jahrbuch der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e. V.'' Bayreuth 2013, S. 83, ISBN 978-3-943637-30-4</ref> Zahlreiche Theater in Deutschland brachten das Werk noch 1914 auf die Bühne. |
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Lange Jahre war es üblich, nach Aufführungen des Parsifal wegen des „religiösen“ Charakters überhaupt nicht zu [[klatschen]]. Oft verzichtet das Publikum noch nach dem ersten Akt (Abendmahlszene) darauf. Wagner selbst hatte nichts gegen Beifall bei Parsifalaufführungen. Er wurde aber selbst, als er seinen „Blumenmädchen“ im zweiten Akt in die Musik hinein Beifall klatschte, ausgezischt. |
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Traditionsgemäß wird ''Parsifal'' gern in der Osterzeit gegeben (der dritte Akt spielt an einem Karfreitag). So wird das Stück in der Wiener [[Staatsoper Wien|Staatsoper]] jährlich am Gründonnerstag gegeben. Zuweilen finden Aufführungen am Karfreitag statt, was wegen des ernsten Charakters des Werks in einigen deutschen Bundesländern erlaubt ist ([[Feiertage in Deutschland|Feiertagsgesetze]]). Die Parsifal-Produktion [[Hans Schüler (Intendant)|Hans Schülers]] von 1957 am [[Nationaltheater Mannheim]], die bis heute jedes Jahr zumindest am Karfreitag aufgeführt wird, gilt als älteste noch gespielte Operninszenierung im deutschsprachigen Raum.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.richard-wagner-werkstatt.com/inszenierungen/?io=273_50 | wayback=20180113035519 | text=''Mannheim: Parsifal'' auf richard-wagner-werkstatt.com}}</ref> Am 14. April 2017, dem 60. Jahrestag der Premiere, gab es die 137. Vorstellung dieser Inszenierung. |
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== Spieldauer (am Beispiel der Bayreuther Festspiele) == |
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Bei den [[Bayreuther Festspiele]]n war es üblich, die Länge der einzelnen Aufzüge zu dokumentieren, jedoch wurden dort nicht alle Jahre erfasst.<ref>Egon Voss: Die Dirigenten der Bayreuther Festspiele, 1976, Gustav Bosse Verlag, Regensburg; Dokumentation zu ''Parsifal'': S. 99, 100</ref> Einfluss auf die Dauer hatten die Art der Stimme und das Temperament der Sänger.<ref>So begründet bei Egon Voss</ref> Die hier genannten Zeiten umfassen nur Aufführungen, für die alle drei Akte dokumentiert wurden. |
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{| class="wikitable" |
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|+ Übersicht (1882 bis 1975) |
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! rowspan="2"| Parsifal !! colspan="2" | 1. Akt !! colspan="2" | 2. Akt !! colspan="2" | 3. Akt !! colspan="2" | Gesamtdauer |
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|- |
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| Std. || Dirigent ||Std. || Dirigent ||Std. || Dirigent || Std. || Dirigent |
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| Kürzeste Dauer || 1:33 || [[Hans Zender]] || 0:56 || [[Clemens Krauss (Dirigent)|Clemens Krauss]] || 1:05 || [[Pierre Boulez]] || 3:38 || Pierre Boulez |
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|- |
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| Längste Dauer || 2:06 || [[Arturo Toscanini]] || 1:12 || Arturo Toscanini || 1:30 || Arturo Toscanini|| 4:48 || Arturo Toscanini |
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|- |
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| Spannweite * || colspan="2" | 0:33 (35 %) || colspan="2" | 0:16 (29 %) || colspan="2" | 0:25 (38 %) || colspan="2" | 1:10 (32 %) |
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|} |
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<nowiki>*</nowiki> Prozentangaben beziehen sich auf die kürzeste Dauer. |
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{| class="wikitable sortable" |
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|+ Spieldauer bei einzelnen Dirigenten der Bayreuther Festspiele (in Std.) |
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! Jahr !! Dirigent !! 1. Akt !! 2. Akt !! 3. Akt || Gesamtdauer |
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|- |
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| rowspan="2" | 1882 || [[Hermann Levi]] || 1:47 || 1:02 || 1:15 || 4:04 |
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|- |
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| [[Franz Fischer (Musiker)|Franz Fischer]] || 1:50 || 1:10 || 1:23 || 4:23 |
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|- |
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| rowspan="2" | 1888 || rowspan="3" | [[Felix Mottl]] || 1:46 || 1:07 || 1:22 || 4:15 |
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|- |
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| 1:50 || 1:05 || 1:19 || 4:14 |
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|- |
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| data-sort-value="1888"| (undatiert) || 1:55 || 1:08 || 1:26 || 4:29 |
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|- |
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| 1897 || [[Anton Seidl]] || 1:48 || 1:04 || 1:27 || 4:19 |
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|- |
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| 1901 || [[Karl Muck]] || 1:56 || 1:07 || 1:23 || 4:26 |
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|- |
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| 1904 || [[Michael Balling]] || 1:46 || 1:03 || 1:19 || 4:08 |
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|- |
|||
| 1906 || [[Franz Beidler]] || 1:48 || 1:05 || 1:18 || 4:11 |
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|- |
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| 1909 || [[Siegfried Wagner]] || 1:49 || 1:09 || 1:25 || 4:23 |
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|- |
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| 1924 || [[Willibald Kaehler]] || 1:59 || 1:08 || 1:22 || 4:29 |
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|- |
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| 1931 || [[Arturo Toscanini]] || 2:06 || 1:12 || 1:30 || 4:48 |
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|- |
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| 1933 || [[Richard Strauss]] || 1:46 || 1:04 || 1:18 || 4:08 |
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|- |
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| data-sort-value="1933"| (undatiert) || [[Richard Strauss]] || 1:45 || 1:00 || 1:11 || 3:56 |
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|- |
|||
| 1934 || [[Franz von Hoeßlin]] || 1:44 || 1:05 || 1:18 || 4:07 |
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|- |
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| 1936 || [[Wilhelm Furtwängler]] || 1:52 || 1:03 || 1:17 || 4:12 |
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|- |
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| 1951 || [[Hans Knappertsbusch]] || 1:56 || 1:10 || 1:21 || 4:27 |
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|- |
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| 1953 || [[Clemens Krauss (Dirigent)|Clemens Krauss]] || 1:39 || 0:56 || 1:09 || 3:44 |
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|- |
|||
| 1957 || [[André Cluytens]] || 1:56 || 1:11 || 1:18 || 4:25 |
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|- |
|||
| 1958 || [[Hans Knappertsbusch]] || 1:46 || 1:09 || 1:13 || 4:08 |
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|- |
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| 1965 || [[André Cluytens]] || 1:53 || 1:05 || 1:11 || 4:09 |
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|- |
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| 1966 || rowspan="2" | [[Pierre Boulez]] || 1:38 || 1:01 || 1:10 || 3:49 |
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|- |
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| 1967 || 1:35 || 0:58 || 1:05 || 3:38 |
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|- |
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| 1969 || [[Horst Stein]] || 1:44 || 1:05 || 1:10 || 3:59 |
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|- |
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| 1970 || [[Pierre Boulez]] || 1:34 || 0:59 || 1:06 || 3:39 |
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|- |
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| 1973 || [[Eugen Jochum]] || 1:38 || 1:00 || 1:08 || 3:46 |
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|- |
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| rowspan="2" | 1975 || [[Horst Stein]] || 1:38 || 1:03 || 1:08 || 3:49 |
|||
|- |
|||
| [[Hans Zender]] || 1:33 || 1:01 || 1:08 || 3:42 |
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|} |
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{| class="wikitable sortable" |
|||
|+ Parsifal-Vorspiel |
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!Dirigent !! Dauer (Min.) |
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|- |
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| rowspan="2" | [[Hermann Levi]] || 12 |
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|- |
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| 13,5 |
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|- |
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| rowspan="2" | [[Franz Fischer (Musiker)|Franz Fischer]] || 13 |
|||
|- |
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| 14 |
|||
|- |
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| [[Felix Mottl]] || 16 |
|||
|- |
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| rowspan="2" | [[Anton Seidl]] || 14 |
|||
|- |
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| 16 |
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|- |
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| rowspan="2" | [[Karl Muck]] || 14,5 |
|||
|- |
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| 15,5 |
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|- |
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| rowspan="2" | [[Richard Wagner]] || 13 (1878)* |
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|- |
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| 14,5 (1880)** |
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|} |
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<nowiki>*</nowiki> Uraufführung am 25. Dezember 1878 in Bayreuth |
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<nowiki>**</nowiki> Separat-Aufführung für [[Ludwig II. (Bayern)|Ludwig II.]] am 11. November 1880 in München |
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== Reflexionen == |
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=== Friedrich Nietzsche === |
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Die Hinwendung Wagners zur Mitleidsethik des Christentums, zum Religiösen an sich, wie sie im ''Parsifal'' zum Ausdruck kommt, war einer der wesentlichen Gründe für die zunehmende Entfremdung und schließlich für den Bruch zwischen [[Friedrich Nietzsche]] und Wagner. Nietzsche schilderte dies später in einem Brief an [[Lou Andreas-Salomé]]: |
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{{Zitat|Die letzten geschriebenen Worte Wagners an mich stehen in einem schönen Widmungs-Exemplar des Parsifal „Meinem theuren Freunde Friedrich Nietzsche. Richard Wagner, Ober-Kirchenrath.“ Genau zu gleicher Zeit traf, von mir gesendet, bei ihm mein Buch „Menschliches Allzumenschliches“ ein – und damit war Alles „klar“, aber auch Alles zu Ende.|ref=<ref>Brief Nietzsches an Salomé, 16. Juli 1882, ''[[Nietzsche-Ausgabe#Die Colli-Montinari-Ausgabe|KSB]]'' 6, Nr. 269, S. 229.</ref>}} |
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Als Nietzsche Anfang 1887 in Monte Carlo zum ersten Male das Vorspiel zu Parsifal hörte, da bekannte der Verfasser des [[Der Antichrist|Antichrist]] und Pfarrerssohn, dass nichts Vergleichbares das „tiefe“ Christentum ausdrücken und zum Mitgefühl anregen würde; ein unbeschreiblicher Ausdruck von Größe und Mitleiden sei diese Musik. „Hat Wagner je etwas besser gemacht?“ fragte er in einem Brief an seinen „Assistenten“ [[Peter Gast]] (Heinrich Köselitz) und versuchte, das Gehörte zu beschreiben: |
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{{Zitat|[…] ein außerordentliches Gefühl, Erlebnis und Ereignis der Seele im Grunde der Musik, das Wagner die höchste Ehre macht, eine Synthesis von Zuständen, die vielen Menschen, auch „höheren Menschen“, als unvereinbar gelten werden, von richtender Strenge, von „Höhe“ im erschreckenden Sinne des Wortes, von einem Mitwissen und Durchschauen, das eine Seele wie mit Messern durchschneidet – und von Mitleiden mit dem, was da geschaut und gerichtet wird.}} |
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=== Gustav Mahler === |
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Der 23-jährige [[Gustav Mahler]] schrieb nach seinem Besuch der Bayreuther Aufführung des „Parsifal“ im Juli 1883 tief bewegt an seinen Freund Fritz Löhr: {{"|Als ich, keines Wortes fähig, aus dem Festspielhaus hinaustrat, da wusste ich, dass mir das Größte, Schmerzlichste aufgegangen war und dass ich es unentweiht mit mir durch mein Leben tragen werde}}. |
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=== Mark Twain === |
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Der Schriftsteller [[Mark Twain]], der beim Besuch der Festspiele in Bayreuth am 1. August 1891 ''Parsifal'' hörte, äußerte sich: „Aber gleich danach [nach der Ouvertüre] kam natürlich der Gesang, und es scheint mir, dass nichts eine Wagner-Oper besser machen könnte, als das Weglassen der Gesangsstimmen.“<ref>[[Martin Droschke]]: ''„Bayreuth ist nicht mehr als ein großes Dorf.“'' In: ''Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr.'' Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt ''1. August.''</ref> |
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=== Hans Knappertsbusch === |
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[[Hans Knappertsbusch]], einer der berühmtesten Dirigenten des ''Parsifal'' in den 1950er und 1960er Jahren, war von der Unverzichtbarkeit religiöser Symbole wie dem Erscheinen der Taube am Ende des Werks überzeugt. Als [[Wieland Wagner]] ebendieses Symbol aus seiner Inszenierung entfernen wollte, weigerte sich Knappertsbusch zu dirigieren. Wieland behielt also die Taube bei, ließ sie aber nur so weit aus dem Schnürboden der Bayreuther Bühne herunterkommen, dass der Dirigent sie vom Pult steil nach oben blickend sehen konnte, während sie für das Publikum unsichtbar blieb. Der Legende nach ging Knappertsbusch später zu Wieland Wagner und legte ihm wortlos ein Stück Bindfaden auf den Schreibtisch. |
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=== Adolf Hitler === |
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[[Adolf Hitler]], der schon seit seiner Jugendzeit in [[Linz]] und [[Wien]] ein glühender Verehrer Wagners war, bezeichnete den Parsifal als die Schlüsseloper par excellence, wohingegen [[Alfred Rosenberg]] „den ''Parsifal'' aus dem Repertoire streichen“ lassen wollte, weil das „christliche Mitleidspathos nicht zur […] nationalsozialistischen Lehre passe“.<ref>[[Martin Doerry]]: ''Kultur: Freispruch zweiter Klasse.'' In: ''Der Spiegel'' 53/2020, 14. Dezember 2020, S. 143.</ref> Ab 1934 nahm Hitler per Verfügung Einfluss auf die Bayreuther Parsifal-Inszenierung. Er steuerte mit seinem ehemaligen Maleridol [[Alfred Roller]] aus Wien Ideen zum Bühnenbild bei und wollte eine der nationalsozialistischen Ideologie folgende „Entrümpelung“, weg von einem christlich grundierten Weihecharakter.<ref>Renate Schostack: ''Hinter Wahnfrieds Mauern.'' Hamburg 1998, 174f.<br />{{Literatur|Autor=Josef Lehmkuhl |Titel=Gott und Gral: Eine Exkursion mit Parsifal und Richard Wagner |Verlag=Königshausen & Neumann |Jahr=2007 |ISBN=978-3-8260-3690-3}}</ref> |
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=== Thomas Mann === |
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[[Thomas Mann]], der sich immer wieder mit dem „Phänomen Wagner“ auseinandersetzte, ihm nach eigenen Worten Kunstglück und Kunsterkenntnis verdankte und ihn lange Zeit über all sein künstlerisches Denken und Tun stellte und ehrlich genug war, seine Liebe zu Wagner als „Liebe ohne Glauben“ zu bezeichnen, meinte, das Werk sei in {{"|seiner frommen Verderbtheit und ungeheuerlichen Schmerzensausdruckskraft sicher das Merkwürdigste, was es gibt}}. In einem Brief an seinen Schriftstellerkollegen [[Ludwig Ewers]] schrieb er am 23. August 1909 nach einer Parsifalaufführung: |
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{{Zitat|Obgleich ich recht skeptisch hinging und das Gefühl hatte, nach Lourdes oder zu einer Wahrsagerin oder an sonst einen Ort suggestiven Schwindels zu pilgern, war ich schließlich tief erschüttert. Gewisse Stellen namentlich im III. Akt, die Karfreitagsmusik, die Taufe, Salbung, dann aber auch das unvergessliche Schlussbild – sind bedeutend und durchaus unwiderstehlich […] Eine so furchtbare Ausdruckskraft gibt es wohl in allen Künsten nicht wieder. Die Akzente der Zerknirschung und Qual, an denen Wagner sein ganzes Leben lang geübt hat, kommen erst hier zu ihrer endgültigen Intensität.}} |
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== Bedeutende Einspielungen == |
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* Vorspiel zum 1. Akt / Verwandlungsmusik 1. und 3. Akt / Karfreitagszauber – [[Berliner Philharmoniker]] – [[Alfred Hertz]] (1913). |
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* Verwandlungsmusik und Gralsszene 1. Akt / Blumenmädchenszene, 2. Akt / ''So ward es uns verhießen'', 3. Akt – Gurnemanz: [[Alexander Kipnis]] – Parsifal: [[Fritz Wolff (Sänger)|Fritz Wolff]] – Blumenmädchen: [[Ingeborg Holmgren]], [[Anny Helm]], [[Minnie Ruske-Leopold]], [[Hilde Sinnek]], [[Maria Nežádal]], [[Charlotte Müller (Sängerin)|Charlotte Müller]] – Orchester der Bayreuther Festspiele – [[Karl Muck]] (1. und 2. Akt), [[Siegfried Wagner]] (3. Akt) (1927). |
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* 3. Akt – Amfortas: [[Cornelis Bronsgeest]] – Gurnemanz: [[Ludwig Hofmann (Sänger)|Ludwig Hofmann]] – Parsifal: [[Gotthelf Pistor]] – Chor und [[Staatskapelle Berlin|Orchester der Staatsoper Berlin]] – Karl Muck (1928).<ref>Einspielungen 1913–1928: CD Naxos 8.110049-50 (1999)</ref> |
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* Amfortas: [[George London]] – Titurel: [[Arnold van Mill]] – Gurnemanz: [[Ludwig Weber (Sänger)|Ludwig Weber]] – Parsifal: [[Wolfgang Windgassen]] – Klingsor: [[Hermann Uhde (Sänger)|Hermann Uhde]] – Kundry: [[Martha Mödl]] – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – [[Hans Knappertsbusch]] (1951). *ADD |
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* Amfortas: [[George London]] – Titurel: [[Martti Talvela]] – Gurnemanz: [[Hans Hotter]] – Parsifal: [[Jess Thomas]] – Klingsor: [[Gustav Neidlinger]] – Kundry: [[Irene Dalis]] – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – [[Hans Knappertsbusch]] (1962) |
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* Amfortas: [[Thomas Stewart (Sänger)|Thomas Stewart]] – Titurel: [[Heinz Hagenau]] – Gurnemanz: [[Hans Hotter]] – Parsifal: [[Jon Vickers]] – Klingsor: [[Gustav Neidlinger]] – Kundry: [[Barbro Ericson]] – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – [[Hans Knappertsbusch]] (1964) |
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* Amfortas: [[Thomas Stewart (Sänger)|Thomas Stewart]] – Titurel: [[Karl Ridderbusch]] – Gurnemanz: [[Franz Crass]] – Parsifal: [[James King (Sänger, 1925)|James King]] – Klingsor: [[Donald McIntyre]] – Kundry: [[Gwyneth Jones (Sängerin)|Gwyneth Jones]] – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – [[Pierre Boulez]] (1970). *ADD |
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* Amfortas: [[Dietrich Fischer-Dieskau]] – Titurel: [[Hans Hotter]] – Gurnemanz: [[Gottlob Frick]] – Parsifal: [[René Kollo]] – Klingsor: [[Zoltán Kelemen (Sänger)|Zoltán Kelemen]] – Kundry: [[Christa Ludwig]] – Wiener Staatsopernchor – [[Wiener Philharmoniker]] – [[Georg Solti|Sir Georg Solti]] (1971/72). *ADD |
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* Amfortas: [[Theo Adam]] – Titurel: [[Fred Teschler]] – Gurnemanz: [[Ulrik Cold]] – Parsifal: [[René Kollo]] – Klingsor: [[Reid Bunger]] – Kundry: [[Gisela Schröter]] – [[MDR Rundfunkchor Leipzig|Rundfunkchor Leipzig]] – [[MDR Sinfonieorchester|Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig]] – [[Herbert Kegel]] (1975). *ADD |
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* Amfortas: [[José van Dam]] – Titurel: [[Victor von Halem]] – Gurnemanz: [[Kurt Moll]] – Parsifal: [[Peter Hofmann (Sänger)|Peter Hofmann]] – Klingsor: [[Siegmund Nimsgern]] – Kundry: [[Dunja Vejzovic]] – Chor der Deutschen Oper Berlin – [[Berliner Philharmoniker]] – [[Herbert von Karajan]] (1979/80). *DDD |
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* Amfortas: [[Bernd Weikl]] – Titurel: [[Matti Salminen]] – Gurnemanz: [[Kurt Moll]] – Parsifal: [[James King (Sänger, 1925)|James King]] – Klingsor: [[Franz Mazura]] – Kundry: [[Yvonne Minton]] – [[Tölzer Knabenchor]] – Chor und Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks – [[Rafael Kubelík]] (1980). *ADD |
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* Amfortas: [[Simon Estes]] – Titurel: [[Matti Salminen]] – Gurnemanz: [[Hans Sotin]] – Parsifal: [[Peter Hofmann (Sänger)|Peter Hofmann]] – Klingsor: [[Franz Mazura]] – Kundry: [[Waltraud Meier]] – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – [[James Levine]] (1985). *DDD |
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* Amfortas: [[James Morris (Sänger)|James Morris]] – Titurel: [[Jan-Hendrik Rootering]] – Gurnemanz: Kurt Moll – Parsifal: [[Plácido Domingo]] – Klingsor: [[Ekkehard Wlaschiha]] – Kundry: [[Jessye Norman]] – Chor und Orchester der Metropolitan Opera – James Levine (1988). *DDD |
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* Amfortas: [[José van Dam]] – Titurel: [[John Tomlinson (Sänger)|John Tomlinson]] – Gurnemanz: [[Matthias Hölle]] – Parsifal: [[Siegfried Jerusalem]] – Klingsor: [[Günter von Kannen]] – Kundry: [[Waltraud Meier]] – Chor der Staatsoper Berlin, Berliner Philharmoniker – [[Daniel Barenboim]] (1991). *DDD |
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* Amfortas: [[Falk Struckmann]] – Titurel: [[Ain Anger]] – Gurnemanz: [[Franz-Josef Selig]] – Parsifal: Plácido Domingo – Klingsor: [[Wolfgang Bankl]] – Kundry: Waltraud Meier – Chor und Orchester der Wiener Staatsoper – [[Christian Thielemann]] (2005). *DDD |
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== Verfilmung == |
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Im Jahr 1982 – zum hundertsten Jubiläum der ersten Parsifal-Aufführung – schuf [[Hans-Jürgen Syberberg]] eine filmische Inszenierung des Werks. Sie spielt auf, vor und in einem 15 m langen und neun Meter breiten unterteilten Beton-Nachbau von Wagners [[Totenmaske]]. Die Musik wurde vor Drehbeginn vom Orchestre Philharmonique de Monte Carlo unter [[Armin Jordan]] eingespielt. Es sangen unter anderem [[Reiner Goldberg]] (Parsifal), [[Yvonne Minton]] (Kundry) und [[Wolfgang Schöne (Sänger)|Wolfgang Schöne]] (Amfortas). Zwei Solisten dieser Aufzeichnung, [[Robert Lloyd]] (Gurnemanz) und [[Aage Haugland]] (Klingsor), spielten ihre Gesangspartien im Film. Armin Jordan verkörperte im Film die Rolle des Amfortas. Außer Kundry ([[Edith Clever]]) und Titurel ([[Martin Sperr]]) waren die übrigen Personen mit Laiendarstellern besetzt.<ref>Hans Jürgen Syberberg: ''Parsifal, ein Filmessay''. München 1982, ISBN 3-453-01626-2</ref> |
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== Bearbeitungen und Transkriptionen == |
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* [[Franz Liszt]]: Feierlicher Marsch zum heiligen Gral aus dem Bühnenweihfestspiel Parsifal (1882) |
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* [[Engelbert Humperdinck]]: 12 Auszüge aus der Oper ''Parsifal'' für Klavier vierhändig |
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* [[Sigfrid Karg-Elert]]: Parsifal-Vorspiel/Gralsglocken und Abendmahlsszene für Orgel |
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* [[Michael Starke]]: Vorspiel zu ''Parsifal'' von Richard Wagner, bearbeitet für Streichorchester (2016) |
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== Siehe auch == |
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* [[Bayreuther Premierenbesetzungen des Parsifal]] |
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* [[Wiener Premierenbesetzungen des Parsifal]] |
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== Bibliographie == |
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=== Quellen === |
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[[Datei:RUB 5640 (Leipzig, 1928) - Wagner, Parsifal.jpg|mini|Opernbuch: „Parsifal“, Reclam Leipzig 1928]] |
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* John Deathridge, Martin Geck, [[Egon Voss]]: ''Wagner Werk-Verzeichnis. Verzeichnis der musikalischen Werke Richard Wagners und ihrer Quellen'', Mainz (Schott) 1986. |
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* Richard Wagner: ''Parsifal'', Orchester-Partitur, Mainz (Schott Verlag) 1883. |
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* Richard Wagner: ''Entwürfe zu: »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Tristan und Isolde«, »Parsifal«'', herausgegeben von Hans von Wolzogen, Leipzig (Siegel) 1907. |
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* Richard Wagner: ''Parsifal'', Faksimile des Autographs, München (Dreimasken Verlag) 1925. |
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* Richard Wagner: ''Parsifal'', Vollständiges Opernbuch, Reclam Leipzig 1928 ([[Reclams Universal-Bibliothek|RUB]] 5640: {{DNB|362997039}}) |
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* Richard Wagner: ''Parsifal'', WWV 111, Kritische Gesamtausgabe, herausgegeben von Martin Geck & [[Egon Voss]], Mainz (Schott) 1978. |
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* Richard Wagner: ''Parsifal'', Faksimile der autographen Partitur (mit ausführlichem Kommentar), herausgegeben von [[Ulrich Konrad]], Kassel (Bärenreiter) 2020. |
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=== Literatur === |
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* [[Theodor W. Adorno]]: ''Versuch über Wagner'', »Gesammelte Schriften«, vol. 13, Frankfurt (Suhrkamp) 1971. |
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* [[Theodor W. Adorno]]: ''Zur Partitur des Parsifal'', in: Theodor W. Adorno: ''Gesammelte Schriften'', vol. 17, Frankfurt (Suhrkamp) 1982, S. 47–51. |
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* Carl Friedrich Baumann: ''Bühnentechnik im Festspielhaus Bayreuth'', München (Prestel) 1980. |
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* [[Dieter Borchmeyer]]: ''Das Theater Richard Wagners. Idee ─ Dichtung ─ Wirkung'', Stuttgart (Reclam) 1982. |
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* Dieter Borchmeyer, Jörg Salaquarda (Hrsg.): ''Nietzsche und Wagner. Stationen einer epochalen Begegnung'', Frankfurt/Leipzig (Insel) 1994. |
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* Dieter Borchmeyer: ''Richard Wagner. Ahasvers Wandlungen'', Frankfurt/Leipzig (Insel) 2002, ISBN 978-3-458-17135-5. |
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* Jacques Chailley: ''»Parsifal« de Richard Wagner: opéra initiatique'', Paris (Buchet/Chastel) 1986. |
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* [[Carl Dahlhaus]]: ''Wagners Konzeption des musikalischen Dramas'', Regensburg (Bosse) 1971, 2. Auflage: München/Kassel (dtv/Bärenreiter) 1990. |
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* Michael Debus: ''Parsifal – Mythos des modernen Menschen'', Dornach (Verlag am Goetheanum) 2014. |
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* Sven Friedrich: ''Das auratische Kunstwerk. Zur Ästhetik von Richard Wagners Musiktheater-Utopie'', Tübingen (Niemeyer) 1996. |
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* Sven Friedrich: ''Richard Wagner, Deutung und Wirkung.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2851-1. |
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* Antonia Goldhammer: ''Weißt du, was du sahst? Stefan Herheims Bayreuther Parsifal''. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-07058-5. |
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* Adriana Guarnieri Corazzol: ''Tristano, mio Tristano. Gli scrittori italiani e il caso Wagner'', Bologna (Il Mulino) 1988. |
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* Wolf-Daniel Hartwich: ''»Deutsche Mythologie«. Die Erfindung einer nationalen Kunstreligion'', Berlin (Philo) 2000. |
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* Jürgen Maehder: ''The Intellectual Challenge of Staging Wagner: Staging Practice at Bayreuth Festival from Wieland Wagner to Patrice Chéreau'', in: Marco Brighenti/Marco Targa (Hrsg.): ''Mettere in scena Wagner. Opera e regia fra Ottocento e contemporaneità'', Lucca (LIM) 2019, S. 151–174. |
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* Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): ''Richard Wagner, Konstrukteur der Moderne.'' Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-91979-1. |
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* [[Arno Mentzel-Reuters]]: ''Karfreitagszauber. Wagners „Parsifal“ und die europäische Lesekultur des Industriezeitalters (1857–1918)'' (= ''Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen.'' Band 71). Harrassowitz, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-447-12109-5. |
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* [[Stephan Mösch]]: ''Weihe, Werkstatt, Wirklichkeit. »Parsifal« in Bayreuth 1882-1933'', Kassel / Stuttgart / Weimar (Bärenreiter/Metzler)2012, ISBN 978-3-7618-2326-2. |
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* [[Ulrich Müller (Germanist)|Ulrich Müller]], Ursula Müller (Hrsg.): ''Richard Wagner und sein Mittelalter'', Anif/Salzburg (Müller-Speiser) 1989. |
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* Ulrich Müller: ''Vom »Parzival« zum Liebesverbot. Richard Wagner und das Mittelalter'', in: Dietrich Mack (Hrsg.): ''Richard Wagner: Mittler zwischen den Zeiten'', Anif/Salzburg (Müller-Speiser) 1990, S. 79–103. |
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* Ulrich Müller, [[Oswald Panagl]]: ''Ring und Graal. Texte, Kommentare und Interpretationen zu Richard Wagners »Der Ring des Nibelungen«, »Tristan und Isolde«, »Die Meistersinger von Nürnberg« und »Parsifal«'', Würzburg (Königshausen & Neumann) 2002. |
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* Jean-Jacques Nattiez: ''Wagner androgyne'', Paris (Bourgois) 1990; English translation (Stewart Spencer): Jean-Jacques Nattiez: ''Wagner Androgyne. A Study in Interpretation'', Princeton (Princeton University Press) 1993. |
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* Gösta Neuwirth: ''Parsifal und der musikalische Jugendstil'', in: Carl Dahlhaus (Hrsg.): ''Richard Wagner ─ Werk und Wirkung'', Regensburg (Bosse) 1971, S. 175–198. |
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* Adolf Novak: ''Wagners »Parsifal« und die Idee der Kunstreligion'', in: Carl Dahlhaus (Hrsg.): ''Richard Wagner ─ Werk und Wirkung'', Regensburg (Bosse) 1971, S. 161–174. |
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* Bernd Oberhoff, Richard Wagner: Parsifal – Ein mystischer Opernführer. BoD, Norderstedt 2022, ISBN 978-3-7543-8375-9 |
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* [[Wolfgang Osthoff]]: ''Richard Wagners Buddha-Projekt »Die Sieger«. Seine ideellen und strukturellen Spuren in »Ring« und »Parsifal«'', in: ''Archiv für Musikwissenschaft'' 40/1983, S. 189–211. |
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* Daniel Schneller: ''Richard Wagners „Parsifal“ und die Erneuerung des Mysteriendramas in Bayreuth. Die Vision des Gesamtkunstwerks als Universalkultur der Zukunft'', Bern (Peter Lang) Bern 1997, ISBN 3-906757-26-9. |
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* Wolfgang Seelig: ''Ambivalenz und Erlösung. »Parsifal«. Menschliches Verständnis und dramatische Naturdarstellung'', Bonn (Bouvier) 1983. |
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* [[Giuseppe Sinopoli]]: ''Parsifal a Venezia'', Venezia (Marsilio Editori) 1993, ISBN 978-88-317-7914-2; deutsche Ausgabe: ''Parsifal in Venedig'', Claassen Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-546-00252-0. |
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* Carl Suneson: ''Richard Wagner och den Indiska Tankevärlden'', Stockholm (Almqvist & Wiksell International) 1985, »Acta Universitatis Stockholmiensis«, »Stockholm Oriental Studies«, vol. 13; deutsche Ausgabe: ''Richard Wagner und die indische Geisteswelt'', Leiden (Brill) 1989 |
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* Martin Thurner: ''Die Erlösung des Tieres. Richard Wagners ,vegetarischerʻ Christus – und sein Preis.'' In: [[Winfried Haunerland]] (Hrsg.): ''Theologie nach dem ,animal turnʻ'' St. Ottilien 2019 (= ''[[Münchener Theologische Zeitschrift]].'' Band 70, Nr. 4, 2019). EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, St. Ottilien 2019, S. 366–395, [[Digital Object Identifier|doi]]:10.5282/mthz/5247. |
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* Petra-Hildegard Wilberg: ''Richard Wagners mythische Welt. Versuche wider den Historismus'', Freiburg (Rombach) 1996. |
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== Weblinks == |
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{{Commonscat|Parsifal (opera)}} |
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* ''WWV (Wagner-Werke-Verzeichnis)'': 111 |
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* Parsifal: [https://opera-inside.com/parsifal-von-richard-wagner-opernfuehrer-und-handlung/?lang=de Online Operführer] zur Oper, [https://www.youtube.com/watch?v=28ybtNVMprA Video] mit Interpretation der Oper, [https://www.youtube.com/watch?v=WItvjcCsHkc Video] mit Übersicht der Leitmotive |
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* ''Uraufführung'': am 26. Juli [[1882]] im [[Richard-Wagner-Festspiele|Festspielhaus Bayreuth]] unter der Leitung von Hermann Levi |
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* {{IMSLP2|id=Parsifal, WWV 111 (Wagner, Richard)|cname=Parsifal}} |
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* ''Form'': durchkomponiert (keine Szenenangaben!) |
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* [http://www.how-to-opera.de/parsifal/ Visualisierte Handlung] bei ''How To Opera'' |
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* ''Dauer'': 3½ bis 4½ Std |
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* [https://richard-wagner-werkstatt.com/parsifal-uebersicht/ Textbuch und Szenenübersicht zu Parsifal] bei der ''Richard-Wagner-Werkstatt'' |
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* ''Verlag'': [[Schott Musik International|B. Schott's Söhne]], [[Mainz]] (Richard-Wagner-Gesamtausgabe) |
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* {{Opera-Guide|ID=parsifal|Typ=sl}} |
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== Einzelnachweise == |
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==Weblinks== |
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<references /> |
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* [http://www.impresario.ch/synopsis/synwagpar.htm Synopsis der Handlung] |
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* [http://www.richard-wagner-werkstatt.com/texte/?W=Parsifal/ Textbuch und Szenenübersicht zu Parsifal ] |
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* [http://www.richard-wagner-postkarten.de/postkarten/par.php Richard Wagner Postkarten-Galerie - Bilder zu Parsifal] |
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{{Normdaten|TYP=w|GND=300170165|LCCN=n82227750|VIAF=182177855}} |
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[[Kategorie:Operntitel]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Oper in deutscher Sprache]] |
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[[Kategorie: |
[[Kategorie:Oper von Richard Wagner]] |
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[[Kategorie:Oper aus dem 19. Jahrhundert]] |
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[[Kategorie:Rezeption der keltischen Mythologie]] |
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[[Kategorie:Mythologie in der Oper]] |
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[[Kategorie:Musik 1882]] |
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[[Kategorie:Parzival]] |
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{{Navigationsleiste Opern von Richard Wagner}} |
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[[da:Parsifal]] |
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{{Navigationsleiste Wagner in Bayreuth}} |
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[[en:Parsifal]] |
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[[es:Parsifal]] |
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[[fi:Parsifal]] |
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[[fr:Parsifal]] |
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[[ga:Parsifal]] |
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[[it:Parsifal (opera)]] |
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[[ja:パルジファル]] |
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[[nl:Parsifal]] |
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[[no:Parsifal]] |
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[[pt:Parsifal]] |
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[[sv:Parsifal (opera)]] |
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[[zh:帕西法尔]] |
Aktuelle Version vom 21. April 2025, 18:31 Uhr
Werkdaten | |
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Titel: | Parsifal |
![]() Titelblatt des Erstdrucks | |
Form: | durchkomponiert |
Originalsprache: | Deutsch |
Musik: | Richard Wagner |
Libretto: | Richard Wagner |
Uraufführung: | 26. Juli 1882 |
Ort der Uraufführung: | Festspielhaus, Bayreuth |
Spieldauer: | ungefähr 4,5 Stunden |
Ort und Zeit der Handlung: | Auf Gebiet und in der Burg Monsalvat in Nordspanien im frühen Mittelalter |
Personen | |
|
Parsifal (WWV 111) ist das letzte musikdramatische Werk von Richard Wagner. Wagner selbst bezeichnete das dreiaktige Stück als ein Bühnenweihfestspiel und verfügte, dass es ausschließlich im Bayreuther Festspielhaus aufgeführt werden sollte. Die Namen einiger der Hauptfiguren (z. T. bewusst in anderer Schreibweise) sowie einige Handlungselemente sind dem Versroman Parzival des mittelhochdeutschen Dichters Wolfram von Eschenbach entlehnt, mit dessen Haupthandlung das Bühnenweihfestspiel aber nichts zu tun hat.
Intention Wagners
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wagners Parsifal enthält religiöse Elemente wie weihevolle Musik, Monstranzenthüllung (Gral), Taufe und christliches Abendmahlsritual. Bereits in seinen Züricher Kunstschriften (Das Kunstwerk der Zukunft, Oper und Drama) entwickelte er die Idee, den Kern des Religiösen durch Kunst zu verdeutlichen. In Religion und Kunst schreibt er zusammenfassend:
„Man könnte sagen, dass da, wo die Religion künstlich wird, der Kunst es vorbehalten sei, den Kern der Religion zu retten, indem sie die mythischen Symbole, welche sie im eigentlichen Sinne als wahr geglaubt wissen will, ihrem sinnbildlichen Werte nach erfasst, um durch ideale Darstellung derselben die in ihnen verborgene tiefe Wahrheit erkennen zu lassen.“
Wagner erklärte, dass er zur Transformierung seiner gleichnishaften Botschaft, Erlösung und Regeneration der Menschheit durch Mitleid – dargestellt durch den suchenden Parsifal und den leidenden Amfortas –, eine Kunstform gewählt habe, die mit religiöser Symbolik eine „entrückende Wirkung auf das Gemüt“ ausüben solle.
Entstehungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wagner beschäftigte sich schon 1845 in Marienbad, als er Lohengrin entwarf und die erste Idee für Die Meistersinger von Nürnberg niederschrieb, mit dem Stoff der Sage. Die erste Skizze mit dem Titel „Parzival“ entstand indessen erst 1857 in Zürich. 1865 bat König Ludwig II. von Bayern, der Wagner seit 1864 finanziell unterstützte, den Parzival-Plan auszuführen. Daraufhin entstand der erste Prosaentwurf des Werks. Nachdem die ersten Bayreuther Festspiele mit der Aufführung des Rings des Nibelungen beendet waren, begann Wagner auf Bitten seiner Frau Cosima – die in ihren Tagebüchern den gesamten Entstehungsprozess detailliert festgehalten hat – im Januar 1877 mit der Verwirklichung seiner alten Parzival-Pläne. Bald änderte Wagner die Schreibweise des Namens zu „Parsifal“, indem er sich auf die angeblich persischen Worte für „rein“ (= parsi) und „Tor“ (bzw. töricht = fal) bezog. Als im Herzen reiner Tor ist die Figur des Parsifal im Werk angelegt. Mit der Komposition begann Wagner im September 1877. Im April 1879 waren die Orchesterskizzen für alle drei Akte fertig. Im Februar 1880 beabsichtigte Wagner in die USA auszuwandern, nachdem er ein finanzielles Desaster seiner Ring-Aufführung bei den ersten Festspielen 1876 im Bayreuther Festspielhaus erlebt hatte. Er besprach mit seinem befreundeten Zahnarzt Newell Sill Jenkins seine Auswanderungspläne und formulierte in einem dreiseitigen Brief auch die Bedingungen, die seine Existenz jenseits des Ozeans absichern und den Amerikanern den Parsifal bringen sollten. Dank Jenkins’ Überredungskünsten setzte Wagner seine Pläne nicht um.[1][2][3] Es dauerte noch bis Januar 1882, bis das Werk (während eines längeren Aufenthaltes in Palermo) vollständig komponiert und die Partitur vollendet war. Im November 1880 erklang erstmals das Orchester-Vorspiel des ersten Aufzugs in einer Privataufführung für König Ludwig II. von Bayern in München. Die Verlagsrechte verkaufte Wagner zu einem damals hohen Preis von 100.000 Mark an die Nachfolger seines Verlegers und Freunds Franz Schott in Mainz, die somit die zweiten Festspiele mitfinanzierten. Für den Bau des Gralsglockenklaviers beauftragte Wagner die Klaviermanufaktur Steingraeber in Bayreuth.[4]
Vorlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige der Figuren, insbesondere Titurel, Amfortas, Klingsor und Parsifal, gehen auf das Anfang des 13. Jahrhunderts entstandene Versepos Parzival zurück, das im 8. Jahrhundert spielt. Die eigentliche Handlung basiert aber nur lose auf dem Versepos und ist in vielen Details Wagners eigene Schöpfung. Insbesondere die Figur der Kundry als zugleich Zauberweib und Büßerin, aber auch die Schreibweise Parsifal (und die wissenschaftlich nicht haltbare Etymologie, die Parsifal mit dem Fal Parsi, dem reinen Toren, gleichsetzt) sind eigene Interpretationen bzw. Schöpfungen Wagners. Neben christlichen Reliquien Gral und Heiliger Speer finden sich auch buddhistische Ideen und insbesondere die Idee der Reinkarnation, die dem Parzival-Epos völlig fremd sind.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]König Titurel, von Gott zum Hüter der Reliquien Gral und Heiliger Speer bestimmt, hatte den Gralstempel errichtet. Der Gral diente als Trinkbecher beim letzten Abendmahl und fing das Blut Christi am Kreuz auf. Mit dem Speer wurde Jesus am Kreuz die Seitenwunde beigebracht. Titurel versammelte Ritter um sich, die, von den Reliquien gestärkt, in die Welt zogen, um für das Gute zu kämpfen. Auch Klingsor bemühte sich, der Gralsgemeinschaft anzugehören, wird jedoch wegen seiner Unkeuschheit abgelehnt. Deshalb entmannt er sich selbst, wird nun aber erst recht abgelehnt. Daraufhin schafft er sich in der Wüste ein Gegenreich: einen Zaubergarten mit verführerischen Frauen. Zu diesen Frauen gehört auch Kundry, eine Reinkarnation einer der Frauen, die Jesus auf seinem Kreuzweg verspottet hatten, und die dafür von diesem verflucht worden war, für immer unerlöst die Welt zu durchstreifen.
Nachdem Klingsor mittels seines Zaubergartens mehrere Ritter verführt und so der Gralsgemeinschaft abspenstig gemacht hat, beschließt Titurels Sohn Amfortas, zugleich dessen Nachfolger als Gralskönig, mit dem heiligen Speer bewaffnet gegen Klingsor in den Kampf zu ziehen. Er unterliegt jedoch Kundrys Verführungskünsten und verliert so den Speer an Klingsor, der ihm mit dem (vergifteten) Speer[5] eine Wunde schlägt, an welcher er seitdem entsetzlich leidet. Denn die Wunde schließt sich nicht mehr: Mit jeder neuen Enthüllung des Grals, wodurch die gesamte Ritterschaft genährt wird, bricht sie von neuem auf. Eine Prophezeiung verspricht Amfortas, dass ein durch Mitleid wissender reiner Tor ihn einst von seinen Qualen erlösen wird. Kundry, die ihre Taten in Klingsors Dienst bereut, stellt sich in den Dienst der Gralsritter, um für ihre Schuld zu büßen.
I. Aufzug, Waldlichtung und Gralsburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Auf einer Waldlichtung nahe der Gralsburg weckt Ritter Gurnemanz einige Knappen. Er fordert sie auf, zu beten und das Morgenbad für den dahinsiechenden jungen Gralskönig Amfortas vorzubereiten. Kundry, die geheimnisvoll wilde Helferin der Gralsritter, kommt eilig herbeigeritten. Mit letzter Kraft überreicht sie Balsam für den König. Halb verzweifelt, halb spöttisch bemerkt sie, es werde genauso wenig helfen wie das Heilkraut, das Ritter Gawan bereits gebracht hat. Kundry wird von den Knappen als „Heidin“ und „Zauberweib“ verhöhnt. Nur Gurnemanz nimmt sie in Schutz, als die Knappen spottend fordern, Kundry solle losziehen, um den verloren gegangenen heiligen Speer zurückzuholen. Jetzt erzählt Gurnemanz, dass nach einer Prophezeiung nur ein „durch Mitleid wissender“ reiner Tor den Speer zurückgewinnen und Amfortas damit heilen könne. Denn die Wunde schließe nur derjenige Speer, der sie geschlagen habe.
Die Szene wird durch Lärm vom nahen See gestört. Die Ritter haben einen Knaben gefangen, der mit Pfeil und Bogen einen heiligen Schwan getötet hat. Es ist Parsifal, der Sohn der Herzeleide und des vor seiner Geburt im Kampf gefallenen Ritters Gamuret. Der Knabe wuchs unter alleiniger Obhut seiner Mutter im Wald ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt auf. Er selbst kennt weder seinen Namen, noch weiß er, woher er kommt und wer sein Vater ist. Kundry kennt seine Geschichte und erzählt vom Tod seiner Mutter. Gurnemanz hofft, in ihm den in der Vision des Amfortas angekündigten „reinen Toren“ gefunden zu haben, und nimmt ihn mit zur Gralsburg, während Kundry in einen hypnotischen Schlaf fällt.
In der Gralsburg wird Parsifal stummer Zeuge, wie sich die Ritter mit Amfortas um dessen im Grab lebenden Vater Titurel zur Enthüllung des Grals versammeln. Amfortas beklagt seine Schmerzen, die der Anblick des Grals nur kurz lindern kann. Titurel und die Ritter fordern ihn auf, den Gral zu enthüllen. Der Kelch mit dem Blut Christi leuchtet in einem magischen Lichtschein. Die Ritter nehmen daraufhin das Mahl, Brot und Wein, und verlassen danach gestärkt den Tempel. Parsifal ist nicht fähig, zu all dem, was er sah, etwas zu sagen, und wird von Gurnemanz, der glaubt, sich in ihm getäuscht zu haben, vor die Tür gesetzt. Eine Stimme aus der Höhe wiederholt mit den letzten Klängen der Gralsglocken die Worte der Prophezeiung: „Durch Mitleid wissend, der reine Tor.“
II. Aufzug, Klingsors Zaubergarten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der zweite Akt spielt in Klingsors Zaubergarten. Klingsor, der aufgrund seiner Impotenz gegenüber Kundrys Reizen immun ist, hat es wieder geschafft, Kontrolle über Kundry zu gewinnen, muss sich aber dafür von ihr verspotten lassen. Klingsor beobachtet in seinem Zauberspiegel Parsifal, der sich seiner Burg und dem Zaubergarten nähert, und fordert Kundry auf, ihn zu verführen.
Parsifal wird, als er den Zaubergarten betritt, zunächst von einigen verführten Gralsrittern angegriffen, die er aber im Kampf erschlägt. Klingsors Blumenmädchen beklagen den Tod ihrer Geliebten und fordern Parsifal auf, mit ihnen zu spielen. Parsifal ist zwar von den Blumenmädchen zunächst fasziniert, beschließt dann aber, ihren Verlockungen zu entfliehen. In diesem Moment ruft Kundry ihn bei seinem Namen. Gebannt lauscht der Knabe ihrer Erzählung vom traurigen Schicksal seiner Eltern. Parsifal ist zutiefst erschüttert. Tröstend, aber mit der Absicht, ihn in die Liebe einzuführen, schließt sie ihn in ihre Arme. Während eines langen Kusses erkennt Parsifal blitzartig die Ursache von Amfortas’ Qualen und seine eigene Bestimmung; er wird „welthellsichtig“. Er stößt Kundry zurück, die ihm daraufhin von ihrem Fluch berichtet und ihn anfleht, sie durch seine Liebe zu erlösen. Parsifal widersteht ihrem Werben und verspricht ihr Erlösung vom Fluch, wenn sie ihn zu Amfortas führt. Daraufhin verflucht Kundry ihn und seine Wege – nie soll er den Weg zurück zu Amfortas finden. Ihr Ausbruch von rasendem Lachen und Schreien ruft Klingsor herbei, der den heiligen Speer gegen Parsifal schleudert. Der Speer bleibt über Parsifals Haupte schweben. Er ergreift ihn und schlägt mit ihm das Kreuzeszeichen, woraufhin Klingsor und mit ihm der gesamte Zaubergarten der Zerstörung anheimfallen. Kundry blickt im Zusammensinken auf Parsifal, der ihr im Enteilen noch zuruft: „Du weißt, wo du mich wiederfinden kannst!“
III. Aufzug, Waldlichtung und Gralsburg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Orchestervorspiel beschreibt den Versuch Parsifals, zur Gralsburg zurückzufinden, aber dank Kundrys Fluch jahrelange Irrfahrten erlebt.
Viele Jahre sind vergangen. Amfortas, der nur noch sterben will, hat sich seit den Ereignissen des I. Aufzuges geweigert, den Gral zu enthüllen. Die Gralsritter haben darüber ihre Kräfte verloren, und Titurel ist gestorben. Gurnemanz lebt nunmehr als Einsiedler im Wald. An einem Karfreitag findet er Kundry in tiefer Ohnmacht im Gestrüpp. Von ihm erweckt erscheint sie völlig gewandelt: sanft, hilfsbereit und schweigsam. Sie will von nun an nur noch dem Gral stumm dienen.
Da erscheint ein Ritter in schwarzer Rüstung. Gurnemanz heißt ihn, mit dem Hinweise auf den heiligen Tag, seine Waffen abzulegen. Nachdem der Ritter seine Waffen und die Rüstung abgelegt hat, erkennt Gurnemanz hocherfreut, dass er Parsifal mit dem heiligen Speer vor sich hat, der zur Gralsburg zurückgefunden hat. Er begrüßt ihn und erzählt vom Zerfall der Gralsgesellschaft. Parsifal bricht daraufhin in verzweifelten Selbstanklagen zusammen, Gurnemanz segnet ihn und salbt ihn zum neuen Gralskönig. Als sein „erstes Amt“ spendet er der heftig weinenden Kundry die Taufe. Staunend nehmen Parsifal und Gurnemanz die in der Vormittagssonne erstrahlende, miterlöste idyllische Natur wahr.
Gegen Mittag kündet Glockengeläut die anstehende Totenfeier für Titurel an, aus deren Anlass Amfortas an diesem Tag noch ein letztes Mal den Gral enthüllen will. Alle drei machen sich auf den Weg zur Gralsburg. Im Tempel hat sich die Gralsritterschaft, den Leichnam Titurels begleitend, versammelt. Amfortas klagt um seinen toten Vater, der durch seine Schuld, weil er den lebenspendenden Gral – zur Beschleunigung seines eigenen Ablebens – nicht mehr enthüllt habe, gestorben sei. Er verweigert erneut die vorgesehene Gralsenthüllung und erfleht verzweifelt seine Erlösung von den Qualen seiner unheilbaren Verwundung: die Ritter mögen ihn töten, dann werde ihnen von selbst der Gral leuchten. Da erscheint der von Gurnemanz und Kundry begleitete Parsifal und schließt endlich mit dem heiligen Speere jene Wunde, die Amfortas einst von Klingsor zugefügt worden war.
Als neuer Gralskönig enthüllt Parsifal endlich wieder den Gral, und aus der Höhe schwebt eine weiße Taube als Zeichen göttlicher Gnade auf ihn herab. Amfortas und Gurnemanz huldigen dem neuen Gralshüter; Kundry sinkt – endlich von ihrem Fluch erlöst – entseelt zu Boden.
Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Besetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orchester: 3 Flöten (3. auch Piccolo), 3 Oboen, Englisch Horn, 3 Klarinetten in A und B, Bassklarinette in A und B, 3 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner in F, 3 Trompeten in C, D, Es, E und F, 3 Posaunen, Basstuba, Pauken, 2 Harfen, Streicher.
hinter der Bühne: 6 Trompeten in F, 6 Posaunen, „sehr tiefe“ kleine Trommel, Donnermaschine, Glockenklavier
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der französische Komponist Claude Debussy, der üblicherweise nicht mit Kritik an Wagners Musik sparte, blieb vielleicht bis heute der prominenteste Bewunderer der Musik des Parsifal. „Man hört da Orchesterklänge [schrieb er], die einmalig sind und ungeahnt, edel und voller Kraft. Das ist eines der schönsten Klangdenkmäler, die zum unvergänglichen Ruhm der Musik errichtet worden sind.“[6] Durchaus uneins war sich hingegen das spätere Schrifttum, was den musikalischen Rang des Parsifal angeht. Während Wagners Tristan (1859) zusehends in die Position eines Schlüsselwerkes der anbrechenden musikalischen Moderne rückte, stand der Parsifal lange Zeit im Ruf eines altersmüden Spätwerks, das nicht mehr an die Kühnheit und Progressivität früherer Werke Wagners heranreiche. Zudem irritierte die vermeintliche Uneinheitlichkeit der Partitur, jene Melange disparatester musikalischer Erscheinungen, die vom fast cäcilianistisch anmutenden Neorenaissance-Stil mancher Passagen des ersten Aktes bis zu Momenten an der „Schwelle von Atonalität“ (Adorno, 1952)[7] im zweiten Akt reicht. Noch Hans Mayers Wagner-Monographie von 1959 urteilt in diesem Sinne. Die Musik des Parsifal, so Mayer, arbeite „sehr stark mit bewährten Rezepten. […] Die Instrumentation ist durchaus meisterhaft und vermag auf weite Strecken eine gewisse Spärlichkeit der eigentlichen musikalischen Erfindung zu überspielen. […] Neben der gesuchten musikalischen Einfalt […] stehen höchste harmonische Kühnheiten. […] Aber die konventionelle Verklärung des Schlusses mit As-Dur und Des-Dur und As-Dur und rotglühendem Gral und chorus mysticus bleibt zu tragen peinlich.“[8] Erst in jüngeren Untersuchungen wird solcher Generalkritik dezidiert widersprochen, etwa in den Essays von Claus-Steffen Mahnkopf (1999)[9] und Johannes Schild (2010),[10] welche die Unzulänglichkeiten weniger in Wagners Musik als vielmehr in einem veralteten analytischen Instrumentarium erblicken. Schild verzichtet vor diesem Hintergrund gleich ganz auf die Kategorien traditioneller Harmonielehre und greift zur 2004 publizierten Analysemethode des ungarischen Dirigenten und Musiktheoretikers Albert Simon,[11] mit deren Hilfe er versucht, die Parsifal-Partitur als durch Tonalität gestiftete künstlerische Einheit darzustellen.
Die ersten Aufführungen
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Die Uraufführung fand zu den zweiten Bayreuther Festspielen am 26. Juli 1882 statt und wurde von Hermann Levi dirigiert. Das Bühnenbild schuf Paul von Joukowsky, den Wagner auf seinen Italienreisen in Neapel kennengelernt hatte. Joukowsky gestaltete das Bühnenbild im mediterranen Stil: Der Gralstempel der Uraufführung erinnerte an den Dom zu Siena, Klingsors Zauberschloss war vom Garten der Villa Rufolo in Ravello beeinflusst. Insgesamt gab es bis Ende August 16 Aufführungen. In der letzten Vorstellung übernahm der Komponist selbst den Stab und dirigierte von der Verwandlungsmusik im III. Aufzug an bis zum Ende des Werks. – Es war das einzige Mal, dass Wagner in seinem Festspielhaus eine öffentliche Aufführung leitete.
Die Reaktion des Publikums – darunter viele Künstler und Musiker – war durchweg positiv und entsprach der Intention Wagners, mit seinem Bühnenweihfestspiel einen Effekt der „Sammlung“ zu erzielen, in einer Gesinnungs-Gemeinschaft besinnlich reflektieren und meditieren zu können. Bei vielen traf er den Nerv.
Zum Eindruck der Uraufführung berichtet der Leipziger Theaterdirektor Angelo Neumann über einen Kommentar von einem anwesenden Herrn Förster während eines der Aufführung anschließenden Abendbrots. In dem freudig erregten Kreis bemerkte er: „Sie werden sehen, Wagner stirbt.“ Als Herr Neumann ihn fragte, wie er zu so einer Bemerkung kommt, erwiderte er: „Ein Mensch, der das geschaffen hat, was wir heute erlebt haben, kann nicht länger leben. Der ist fertig. Der muss bald sterben.“[12][13]
Zur Aufführungspraxis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem ausdrücklichen Willen Wagners und seiner Erben sollte der Parsifal ausschließlich in Bayreuth zur Aufführung kommen. Zahlreiche konzertante (Teil)-Aufführungen, so am 1. August 1887 in der Alberthalle des Leipziger Krystallpalasts, machten die Musik des Parsifal schnell bekannt. Kurz nach dem Tod des Komponisten wurde von seiner Witwe Cosima eine Sonderaufführung in München für König Ludwig II. gestattet. Die erste szenische Aufführung des Parsifal außerhalb Bayreuths führte Heinrich Conried am 24. Dezember 1903 ohne Genehmigung Cosima Wagners an der Metropolitan Opera in New York durch. Dies verärgerte Cosima derart, dass der Dirigent der Aufführung, Alfred Hertz, künftig von allen deutschen Bühnen verbannt war. Mitwirkende der Aufführung wurden erst nach Jahren wieder für Bayreuth engagiert.
Als 1913 der Urheberrechtsschutz für das Werk auslief, bemühte sich Cosima Wagner nachdrücklich, diese Frist um mindestens 20 Jahre verlängern zu lassen. Nachdem sich diese Anstrengungen als aussichtslos erwiesen hatten, richtete sie eine Petition an den Reichstag, zumindest das ausschließliche Aufführungsrecht für Bayreuth zu sichern. Der Reichstag jedoch lehnte diese als „Lex Cosima“ bespöttelte Sondergesetzgebung ab. Zumindest vordergründig wegen dieses „Parsifal-Raubes“ fanden in diesem Jahr – ausgerechnet in einem Wagner-Jahr – keine Festspiele in Bayreuth statt.[14] Weil nach Schweizer Recht die Schutzfrist bereits im April 1913 endete, wurde das Werk schon in diesem Monat im Opernhaus Zürich gegeben. Pünktlich zum Ablauf der Schutzfrist begann die erste Aufführung am 1. Januar 1914, 0.00 Uhr, im Opernhaus von Barcelona.[15] Zahlreiche Theater in Deutschland brachten das Werk noch 1914 auf die Bühne.
Lange Jahre war es üblich, nach Aufführungen des Parsifal wegen des „religiösen“ Charakters überhaupt nicht zu klatschen. Oft verzichtet das Publikum noch nach dem ersten Akt (Abendmahlszene) darauf. Wagner selbst hatte nichts gegen Beifall bei Parsifalaufführungen. Er wurde aber selbst, als er seinen „Blumenmädchen“ im zweiten Akt in die Musik hinein Beifall klatschte, ausgezischt.
Traditionsgemäß wird Parsifal gern in der Osterzeit gegeben (der dritte Akt spielt an einem Karfreitag). So wird das Stück in der Wiener Staatsoper jährlich am Gründonnerstag gegeben. Zuweilen finden Aufführungen am Karfreitag statt, was wegen des ernsten Charakters des Werks in einigen deutschen Bundesländern erlaubt ist (Feiertagsgesetze). Die Parsifal-Produktion Hans Schülers von 1957 am Nationaltheater Mannheim, die bis heute jedes Jahr zumindest am Karfreitag aufgeführt wird, gilt als älteste noch gespielte Operninszenierung im deutschsprachigen Raum.[16] Am 14. April 2017, dem 60. Jahrestag der Premiere, gab es die 137. Vorstellung dieser Inszenierung.
Spieldauer (am Beispiel der Bayreuther Festspiele)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei den Bayreuther Festspielen war es üblich, die Länge der einzelnen Aufzüge zu dokumentieren, jedoch wurden dort nicht alle Jahre erfasst.[17] Einfluss auf die Dauer hatten die Art der Stimme und das Temperament der Sänger.[18] Die hier genannten Zeiten umfassen nur Aufführungen, für die alle drei Akte dokumentiert wurden.
Parsifal | 1. Akt | 2. Akt | 3. Akt | Gesamtdauer | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Std. | Dirigent | Std. | Dirigent | Std. | Dirigent | Std. | Dirigent | |
Kürzeste Dauer | 1:33 | Hans Zender | 0:56 | Clemens Krauss | 1:05 | Pierre Boulez | 3:38 | Pierre Boulez |
Längste Dauer | 2:06 | Arturo Toscanini | 1:12 | Arturo Toscanini | 1:30 | Arturo Toscanini | 4:48 | Arturo Toscanini |
Spannweite * | 0:33 (35 %) | 0:16 (29 %) | 0:25 (38 %) | 1:10 (32 %) |
* Prozentangaben beziehen sich auf die kürzeste Dauer.
Jahr | Dirigent | 1. Akt | 2. Akt | 3. Akt | Gesamtdauer |
---|---|---|---|---|---|
1882 | Hermann Levi | 1:47 | 1:02 | 1:15 | 4:04 |
Franz Fischer | 1:50 | 1:10 | 1:23 | 4:23 | |
1888 | Felix Mottl | 1:46 | 1:07 | 1:22 | 4:15 |
1:50 | 1:05 | 1:19 | 4:14 | ||
(undatiert) | 1:55 | 1:08 | 1:26 | 4:29 | |
1897 | Anton Seidl | 1:48 | 1:04 | 1:27 | 4:19 |
1901 | Karl Muck | 1:56 | 1:07 | 1:23 | 4:26 |
1904 | Michael Balling | 1:46 | 1:03 | 1:19 | 4:08 |
1906 | Franz Beidler | 1:48 | 1:05 | 1:18 | 4:11 |
1909 | Siegfried Wagner | 1:49 | 1:09 | 1:25 | 4:23 |
1924 | Willibald Kaehler | 1:59 | 1:08 | 1:22 | 4:29 |
1931 | Arturo Toscanini | 2:06 | 1:12 | 1:30 | 4:48 |
1933 | Richard Strauss | 1:46 | 1:04 | 1:18 | 4:08 |
(undatiert) | Richard Strauss | 1:45 | 1:00 | 1:11 | 3:56 |
1934 | Franz von Hoeßlin | 1:44 | 1:05 | 1:18 | 4:07 |
1936 | Wilhelm Furtwängler | 1:52 | 1:03 | 1:17 | 4:12 |
1951 | Hans Knappertsbusch | 1:56 | 1:10 | 1:21 | 4:27 |
1953 | Clemens Krauss | 1:39 | 0:56 | 1:09 | 3:44 |
1957 | André Cluytens | 1:56 | 1:11 | 1:18 | 4:25 |
1958 | Hans Knappertsbusch | 1:46 | 1:09 | 1:13 | 4:08 |
1965 | André Cluytens | 1:53 | 1:05 | 1:11 | 4:09 |
1966 | Pierre Boulez | 1:38 | 1:01 | 1:10 | 3:49 |
1967 | 1:35 | 0:58 | 1:05 | 3:38 | |
1969 | Horst Stein | 1:44 | 1:05 | 1:10 | 3:59 |
1970 | Pierre Boulez | 1:34 | 0:59 | 1:06 | 3:39 |
1973 | Eugen Jochum | 1:38 | 1:00 | 1:08 | 3:46 |
1975 | Horst Stein | 1:38 | 1:03 | 1:08 | 3:49 |
Hans Zender | 1:33 | 1:01 | 1:08 | 3:42 |
Dirigent | Dauer (Min.) |
---|---|
Hermann Levi | 12 |
13,5 | |
Franz Fischer | 13 |
14 | |
Felix Mottl | 16 |
Anton Seidl | 14 |
16 | |
Karl Muck | 14,5 |
15,5 | |
Richard Wagner | 13 (1878)* |
14,5 (1880)** |
* Uraufführung am 25. Dezember 1878 in Bayreuth ** Separat-Aufführung für Ludwig II. am 11. November 1880 in München
Reflexionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrich Nietzsche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hinwendung Wagners zur Mitleidsethik des Christentums, zum Religiösen an sich, wie sie im Parsifal zum Ausdruck kommt, war einer der wesentlichen Gründe für die zunehmende Entfremdung und schließlich für den Bruch zwischen Friedrich Nietzsche und Wagner. Nietzsche schilderte dies später in einem Brief an Lou Andreas-Salomé:
„Die letzten geschriebenen Worte Wagners an mich stehen in einem schönen Widmungs-Exemplar des Parsifal „Meinem theuren Freunde Friedrich Nietzsche. Richard Wagner, Ober-Kirchenrath.“ Genau zu gleicher Zeit traf, von mir gesendet, bei ihm mein Buch „Menschliches Allzumenschliches“ ein – und damit war Alles „klar“, aber auch Alles zu Ende.“[19]
Als Nietzsche Anfang 1887 in Monte Carlo zum ersten Male das Vorspiel zu Parsifal hörte, da bekannte der Verfasser des Antichrist und Pfarrerssohn, dass nichts Vergleichbares das „tiefe“ Christentum ausdrücken und zum Mitgefühl anregen würde; ein unbeschreiblicher Ausdruck von Größe und Mitleiden sei diese Musik. „Hat Wagner je etwas besser gemacht?“ fragte er in einem Brief an seinen „Assistenten“ Peter Gast (Heinrich Köselitz) und versuchte, das Gehörte zu beschreiben:
„[…] ein außerordentliches Gefühl, Erlebnis und Ereignis der Seele im Grunde der Musik, das Wagner die höchste Ehre macht, eine Synthesis von Zuständen, die vielen Menschen, auch „höheren Menschen“, als unvereinbar gelten werden, von richtender Strenge, von „Höhe“ im erschreckenden Sinne des Wortes, von einem Mitwissen und Durchschauen, das eine Seele wie mit Messern durchschneidet – und von Mitleiden mit dem, was da geschaut und gerichtet wird.“
Gustav Mahler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der 23-jährige Gustav Mahler schrieb nach seinem Besuch der Bayreuther Aufführung des „Parsifal“ im Juli 1883 tief bewegt an seinen Freund Fritz Löhr: „Als ich, keines Wortes fähig, aus dem Festspielhaus hinaustrat, da wusste ich, dass mir das Größte, Schmerzlichste aufgegangen war und dass ich es unentweiht mit mir durch mein Leben tragen werde“.
Mark Twain
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Schriftsteller Mark Twain, der beim Besuch der Festspiele in Bayreuth am 1. August 1891 Parsifal hörte, äußerte sich: „Aber gleich danach [nach der Ouvertüre] kam natürlich der Gesang, und es scheint mir, dass nichts eine Wagner-Oper besser machen könnte, als das Weglassen der Gesangsstimmen.“[20]
Hans Knappertsbusch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hans Knappertsbusch, einer der berühmtesten Dirigenten des Parsifal in den 1950er und 1960er Jahren, war von der Unverzichtbarkeit religiöser Symbole wie dem Erscheinen der Taube am Ende des Werks überzeugt. Als Wieland Wagner ebendieses Symbol aus seiner Inszenierung entfernen wollte, weigerte sich Knappertsbusch zu dirigieren. Wieland behielt also die Taube bei, ließ sie aber nur so weit aus dem Schnürboden der Bayreuther Bühne herunterkommen, dass der Dirigent sie vom Pult steil nach oben blickend sehen konnte, während sie für das Publikum unsichtbar blieb. Der Legende nach ging Knappertsbusch später zu Wieland Wagner und legte ihm wortlos ein Stück Bindfaden auf den Schreibtisch.
Adolf Hitler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Adolf Hitler, der schon seit seiner Jugendzeit in Linz und Wien ein glühender Verehrer Wagners war, bezeichnete den Parsifal als die Schlüsseloper par excellence, wohingegen Alfred Rosenberg „den Parsifal aus dem Repertoire streichen“ lassen wollte, weil das „christliche Mitleidspathos nicht zur […] nationalsozialistischen Lehre passe“.[21] Ab 1934 nahm Hitler per Verfügung Einfluss auf die Bayreuther Parsifal-Inszenierung. Er steuerte mit seinem ehemaligen Maleridol Alfred Roller aus Wien Ideen zum Bühnenbild bei und wollte eine der nationalsozialistischen Ideologie folgende „Entrümpelung“, weg von einem christlich grundierten Weihecharakter.[22]
Thomas Mann
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Thomas Mann, der sich immer wieder mit dem „Phänomen Wagner“ auseinandersetzte, ihm nach eigenen Worten Kunstglück und Kunsterkenntnis verdankte und ihn lange Zeit über all sein künstlerisches Denken und Tun stellte und ehrlich genug war, seine Liebe zu Wagner als „Liebe ohne Glauben“ zu bezeichnen, meinte, das Werk sei in „seiner frommen Verderbtheit und ungeheuerlichen Schmerzensausdruckskraft sicher das Merkwürdigste, was es gibt“. In einem Brief an seinen Schriftstellerkollegen Ludwig Ewers schrieb er am 23. August 1909 nach einer Parsifalaufführung:
„Obgleich ich recht skeptisch hinging und das Gefühl hatte, nach Lourdes oder zu einer Wahrsagerin oder an sonst einen Ort suggestiven Schwindels zu pilgern, war ich schließlich tief erschüttert. Gewisse Stellen namentlich im III. Akt, die Karfreitagsmusik, die Taufe, Salbung, dann aber auch das unvergessliche Schlussbild – sind bedeutend und durchaus unwiderstehlich […] Eine so furchtbare Ausdruckskraft gibt es wohl in allen Künsten nicht wieder. Die Akzente der Zerknirschung und Qual, an denen Wagner sein ganzes Leben lang geübt hat, kommen erst hier zu ihrer endgültigen Intensität.“
Bedeutende Einspielungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vorspiel zum 1. Akt / Verwandlungsmusik 1. und 3. Akt / Karfreitagszauber – Berliner Philharmoniker – Alfred Hertz (1913).
- Verwandlungsmusik und Gralsszene 1. Akt / Blumenmädchenszene, 2. Akt / So ward es uns verhießen, 3. Akt – Gurnemanz: Alexander Kipnis – Parsifal: Fritz Wolff – Blumenmädchen: Ingeborg Holmgren, Anny Helm, Minnie Ruske-Leopold, Hilde Sinnek, Maria Nežádal, Charlotte Müller – Orchester der Bayreuther Festspiele – Karl Muck (1. und 2. Akt), Siegfried Wagner (3. Akt) (1927).
- 3. Akt – Amfortas: Cornelis Bronsgeest – Gurnemanz: Ludwig Hofmann – Parsifal: Gotthelf Pistor – Chor und Orchester der Staatsoper Berlin – Karl Muck (1928).[23]
- Amfortas: George London – Titurel: Arnold van Mill – Gurnemanz: Ludwig Weber – Parsifal: Wolfgang Windgassen – Klingsor: Hermann Uhde – Kundry: Martha Mödl – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – Hans Knappertsbusch (1951). *ADD
- Amfortas: George London – Titurel: Martti Talvela – Gurnemanz: Hans Hotter – Parsifal: Jess Thomas – Klingsor: Gustav Neidlinger – Kundry: Irene Dalis – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – Hans Knappertsbusch (1962)
- Amfortas: Thomas Stewart – Titurel: Heinz Hagenau – Gurnemanz: Hans Hotter – Parsifal: Jon Vickers – Klingsor: Gustav Neidlinger – Kundry: Barbro Ericson – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – Hans Knappertsbusch (1964)
- Amfortas: Thomas Stewart – Titurel: Karl Ridderbusch – Gurnemanz: Franz Crass – Parsifal: James King – Klingsor: Donald McIntyre – Kundry: Gwyneth Jones – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – Pierre Boulez (1970). *ADD
- Amfortas: Dietrich Fischer-Dieskau – Titurel: Hans Hotter – Gurnemanz: Gottlob Frick – Parsifal: René Kollo – Klingsor: Zoltán Kelemen – Kundry: Christa Ludwig – Wiener Staatsopernchor – Wiener Philharmoniker – Sir Georg Solti (1971/72). *ADD
- Amfortas: Theo Adam – Titurel: Fred Teschler – Gurnemanz: Ulrik Cold – Parsifal: René Kollo – Klingsor: Reid Bunger – Kundry: Gisela Schröter – Rundfunkchor Leipzig – Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig – Herbert Kegel (1975). *ADD
- Amfortas: José van Dam – Titurel: Victor von Halem – Gurnemanz: Kurt Moll – Parsifal: Peter Hofmann – Klingsor: Siegmund Nimsgern – Kundry: Dunja Vejzovic – Chor der Deutschen Oper Berlin – Berliner Philharmoniker – Herbert von Karajan (1979/80). *DDD
- Amfortas: Bernd Weikl – Titurel: Matti Salminen – Gurnemanz: Kurt Moll – Parsifal: James King – Klingsor: Franz Mazura – Kundry: Yvonne Minton – Tölzer Knabenchor – Chor und Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks – Rafael Kubelík (1980). *ADD
- Amfortas: Simon Estes – Titurel: Matti Salminen – Gurnemanz: Hans Sotin – Parsifal: Peter Hofmann – Klingsor: Franz Mazura – Kundry: Waltraud Meier – Chor und Orchester der Bayreuther Festspiele – James Levine (1985). *DDD
- Amfortas: James Morris – Titurel: Jan-Hendrik Rootering – Gurnemanz: Kurt Moll – Parsifal: Plácido Domingo – Klingsor: Ekkehard Wlaschiha – Kundry: Jessye Norman – Chor und Orchester der Metropolitan Opera – James Levine (1988). *DDD
- Amfortas: José van Dam – Titurel: John Tomlinson – Gurnemanz: Matthias Hölle – Parsifal: Siegfried Jerusalem – Klingsor: Günter von Kannen – Kundry: Waltraud Meier – Chor der Staatsoper Berlin, Berliner Philharmoniker – Daniel Barenboim (1991). *DDD
- Amfortas: Falk Struckmann – Titurel: Ain Anger – Gurnemanz: Franz-Josef Selig – Parsifal: Plácido Domingo – Klingsor: Wolfgang Bankl – Kundry: Waltraud Meier – Chor und Orchester der Wiener Staatsoper – Christian Thielemann (2005). *DDD
Verfilmung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1982 – zum hundertsten Jubiläum der ersten Parsifal-Aufführung – schuf Hans-Jürgen Syberberg eine filmische Inszenierung des Werks. Sie spielt auf, vor und in einem 15 m langen und neun Meter breiten unterteilten Beton-Nachbau von Wagners Totenmaske. Die Musik wurde vor Drehbeginn vom Orchestre Philharmonique de Monte Carlo unter Armin Jordan eingespielt. Es sangen unter anderem Reiner Goldberg (Parsifal), Yvonne Minton (Kundry) und Wolfgang Schöne (Amfortas). Zwei Solisten dieser Aufzeichnung, Robert Lloyd (Gurnemanz) und Aage Haugland (Klingsor), spielten ihre Gesangspartien im Film. Armin Jordan verkörperte im Film die Rolle des Amfortas. Außer Kundry (Edith Clever) und Titurel (Martin Sperr) waren die übrigen Personen mit Laiendarstellern besetzt.[24]
Bearbeitungen und Transkriptionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Liszt: Feierlicher Marsch zum heiligen Gral aus dem Bühnenweihfestspiel Parsifal (1882)
- Engelbert Humperdinck: 12 Auszüge aus der Oper Parsifal für Klavier vierhändig
- Sigfrid Karg-Elert: Parsifal-Vorspiel/Gralsglocken und Abendmahlsszene für Orgel
- Michael Starke: Vorspiel zu Parsifal von Richard Wagner, bearbeitet für Streichorchester (2016)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bibliographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
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- John Deathridge, Martin Geck, Egon Voss: Wagner Werk-Verzeichnis. Verzeichnis der musikalischen Werke Richard Wagners und ihrer Quellen, Mainz (Schott) 1986.
- Richard Wagner: Parsifal, Orchester-Partitur, Mainz (Schott Verlag) 1883.
- Richard Wagner: Entwürfe zu: »Die Meistersinger von Nürnberg«, »Tristan und Isolde«, »Parsifal«, herausgegeben von Hans von Wolzogen, Leipzig (Siegel) 1907.
- Richard Wagner: Parsifal, Faksimile des Autographs, München (Dreimasken Verlag) 1925.
- Richard Wagner: Parsifal, Vollständiges Opernbuch, Reclam Leipzig 1928 (RUB 5640: DNB 362997039)
- Richard Wagner: Parsifal, WWV 111, Kritische Gesamtausgabe, herausgegeben von Martin Geck & Egon Voss, Mainz (Schott) 1978.
- Richard Wagner: Parsifal, Faksimile der autographen Partitur (mit ausführlichem Kommentar), herausgegeben von Ulrich Konrad, Kassel (Bärenreiter) 2020.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theodor W. Adorno: Versuch über Wagner, »Gesammelte Schriften«, vol. 13, Frankfurt (Suhrkamp) 1971.
- Theodor W. Adorno: Zur Partitur des Parsifal, in: Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften, vol. 17, Frankfurt (Suhrkamp) 1982, S. 47–51.
- Hans-Joachim Bauer: Wagners »Parsifal«. Kriterien der Kompositionstechnik, München / Salzburg (Katzbichler) 1977.
- Carl Friedrich Baumann: Bühnentechnik im Festspielhaus Bayreuth, München (Prestel) 1980.
- Peter Berne: Parsifal oder Die höhere Bestimmung des Menschen. Christus-Mystik und buddhistische Weltdeutung in Wagners letztem Drama, Wien (Hollitzer Wissenschaft) 2017, ISBN 978-3-99012-419-2.
- Dieter Borchmeyer: Das Theater Richard Wagners. Idee ─ Dichtung ─ Wirkung, Stuttgart (Reclam) 1982.
- Dieter Borchmeyer, Jörg Salaquarda (Hrsg.): Nietzsche und Wagner. Stationen einer epochalen Begegnung, Frankfurt/Leipzig (Insel) 1994.
- Dieter Borchmeyer: Richard Wagner. Ahasvers Wandlungen, Frankfurt/Leipzig (Insel) 2002, ISBN 978-3-458-17135-5.
- Jacques Chailley: »Parsifal« de Richard Wagner: opéra initiatique, Paris (Buchet/Chastel) 1986.
- Attila Csampai, Dietmar Holland (Hrsg.): Richard Wagner, »Parsifal«. Texte, Materialien, Kommentare, Reinbek (rororo) 1984.
- Carl Dahlhaus: Wagners Konzeption des musikalischen Dramas, Regensburg (Bosse) 1971, 2. Auflage: München/Kassel (dtv/Bärenreiter) 1990.
- Michael Debus: Parsifal – Mythos des modernen Menschen, Dornach (Verlag am Goetheanum) 2014.
- Sven Friedrich: Das auratische Kunstwerk. Zur Ästhetik von Richard Wagners Musiktheater-Utopie, Tübingen (Niemeyer) 1996.
- Sven Friedrich: Richard Wagner, Deutung und Wirkung. Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2851-1.
- Antonia Goldhammer: Weißt du, was du sahst? Stefan Herheims Bayreuther Parsifal. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-07058-5.
- Adriana Guarnieri Corazzol: Tristano, mio Tristano. Gli scrittori italiani e il caso Wagner, Bologna (Il Mulino) 1988.
- Wolf-Daniel Hartwich: »Deutsche Mythologie«. Die Erfindung einer nationalen Kunstreligion, Berlin (Philo) 2000.
- Ulrike Kienzle: »...das freiwillige Leiden der Wahrhaftigkeit«. Zu den philosophischen Hintergründen des Bruchs zwischen Wagner und Nietzsche: Eine Rekonstruktion ihres Dialogs über den Pessimismus Schopenhauers, in: Thomas Steiert (Hrsg.): »Der Fall Wagner«. Ursprünge und Folgen von Nietzsches Wagner-Kritik, »Thurnauer Schriften zum Musiktheater«, vol. 13, Laaber (Laaber) 1991, S. 81–136.
- Ulrike Kienzle: Das Weltüberwindungswerk. Wagners »Parsifal« ─ ein szenisch-musikalisches Gleichnis der Philosophie Arthur Schopenhauers, Laaber (Laaber) 1992, ISBN 3-8260-3058-3.
- Chikako Kitagawa: Versuch über Kundry ─ Facetten einer Figur, Bern / Frankfurt / New York (Peter Lang) 2015.
- Stefan Kunze (Hrsg.): Richard Wagner. Von der Oper zum Musikdrama, Bern/München (Francke) 1978.
- Stefan Kunze: Der Kunstbegriff Richard Wagners, Regensburg (Bosse) 1983.
- Alfred Lorenz: Das Geheimnis der Form bei Richard Wagner, Band 4: Der musikalische Aufbau von Richard Wagners »Parsifal«, Berlin (Max Hesse) 1933, Reprint Tutzing (Hans Schneider) 1966.
- Jürgen Maehder: Form, Text-Setting, Timbre, Aura ─ Structural Aspects of Wagner's »Parsifal« Score, in: Naomi Matsumoto et al. (Hrsg.): Staging Verdi and Wagner, Turnhout (Brepols) 2015, S. 81–113.
- Jürgen Maehder: The Intellectual Challenge of Staging Wagner: Staging Practice at Bayreuth Festival from Wieland Wagner to Patrice Chéreau, in: Marco Brighenti/Marco Targa (Hrsg.): Mettere in scena Wagner. Opera e regia fra Ottocento e contemporaneità, Lucca (LIM) 2019, S. 151–174.
- Claus-Steffen Mahnkopf (Hrsg.): Richard Wagner, Konstrukteur der Moderne. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-91979-1.
- Arno Mentzel-Reuters: Karfreitagszauber. Wagners „Parsifal“ und die europäische Lesekultur des Industriezeitalters (1857–1918) (= Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen. Band 71). Harrassowitz, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-447-12109-5.
- Volker Mertens: Richard Wagner und das Mittelalter. In: Ulrich Müller, Ursula Müller (Hrsg.): Richard Wagner und sein Mittelalter. Müller Speiser, Anif/Salzburg 1989, S. 9–84.
- Heinz-Klaus Metzger/Rainer Riehn (Hrsg.): Richard Wagner, »Parsifal«, »Musik-Konzepte«, Band 25, München (text + kritik) 1982.
- Stephan Mösch: Weihe, Werkstatt, Wirklichkeit. »Parsifal« in Bayreuth 1882-1933, Kassel / Stuttgart / Weimar (Bärenreiter/Metzler)2012, ISBN 978-3-7618-2326-2.
- Ulrich Müller, Ursula Müller (Hrsg.): Richard Wagner und sein Mittelalter, Anif/Salzburg (Müller-Speiser) 1989.
- Ulrich Müller: Vom »Parzival« zum Liebesverbot. Richard Wagner und das Mittelalter, in: Dietrich Mack (Hrsg.): Richard Wagner: Mittler zwischen den Zeiten, Anif/Salzburg (Müller-Speiser) 1990, S. 79–103.
- Ulrich Müller, Oswald Panagl: Ring und Graal. Texte, Kommentare und Interpretationen zu Richard Wagners »Der Ring des Nibelungen«, »Tristan und Isolde«, »Die Meistersinger von Nürnberg« und »Parsifal«, Würzburg (Königshausen & Neumann) 2002.
- Jean-Jacques Nattiez: Wagner androgyne, Paris (Bourgois) 1990; English translation (Stewart Spencer): Jean-Jacques Nattiez: Wagner Androgyne. A Study in Interpretation, Princeton (Princeton University Press) 1993.
- Gösta Neuwirth: Parsifal und der musikalische Jugendstil, in: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Richard Wagner ─ Werk und Wirkung, Regensburg (Bosse) 1971, S. 175–198.
- Adolf Novak: Wagners »Parsifal« und die Idee der Kunstreligion, in: Carl Dahlhaus (Hrsg.): Richard Wagner ─ Werk und Wirkung, Regensburg (Bosse) 1971, S. 161–174.
- Bernd Oberhoff, Richard Wagner: Parsifal – Ein mystischer Opernführer. BoD, Norderstedt 2022, ISBN 978-3-7543-8375-9
- Wolfgang Osthoff: Richard Wagners Buddha-Projekt »Die Sieger«. Seine ideellen und strukturellen Spuren in »Ring« und »Parsifal«, in: Archiv für Musikwissenschaft 40/1983, S. 189–211.
- Daniel Schneller: Richard Wagners „Parsifal“ und die Erneuerung des Mysteriendramas in Bayreuth. Die Vision des Gesamtkunstwerks als Universalkultur der Zukunft, Bern (Peter Lang) Bern 1997, ISBN 3-906757-26-9.
- Wolfgang Seelig: Ambivalenz und Erlösung. »Parsifal«. Menschliches Verständnis und dramatische Naturdarstellung, Bonn (Bouvier) 1983.
- Giuseppe Sinopoli: Parsifal a Venezia, Venezia (Marsilio Editori) 1993, ISBN 978-88-317-7914-2; deutsche Ausgabe: Parsifal in Venedig, Claassen Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-546-00252-0.
- Carl Suneson: Richard Wagner och den Indiska Tankevärlden, Stockholm (Almqvist & Wiksell International) 1985, »Acta Universitatis Stockholmiensis«, »Stockholm Oriental Studies«, vol. 13; deutsche Ausgabe: Richard Wagner und die indische Geisteswelt, Leiden (Brill) 1989
- Martin Thurner: Die Erlösung des Tieres. Richard Wagners ,vegetarischerʻ Christus – und sein Preis. In: Winfried Haunerland (Hrsg.): Theologie nach dem ,animal turnʻ St. Ottilien 2019 (= Münchener Theologische Zeitschrift. Band 70, Nr. 4, 2019). EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien, St. Ottilien 2019, S. 366–395, doi:10.5282/mthz/5247.
- Petra-Hildegard Wilberg: Richard Wagners mythische Welt. Versuche wider den Historismus, Freiburg (Rombach) 1996.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Parsifal: Online Operführer zur Oper, Video mit Interpretation der Oper, Video mit Übersicht der Leitmotive
- Parsifal: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Visualisierte Handlung bei How To Opera
- Textbuch und Szenenübersicht zu Parsifal bei der Richard-Wagner-Werkstatt
- Handlung und Libretto von Parsifal in deutscher Sprache bei Opera-Guide
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Richard Wagner und sein Zahnarzt, zm, 30. März 2016. Abgerufen am 31. März 2016.
- ↑ Richard Wagner und seine Zahnärzte. Akademie für Zahnärztliche Fortbildung, Karlsruhe. Abgerufen am 14. August 2016.
- ↑ Sein guter Freund, Richard Wagner und Zahnarzt Jenkins, zm, Heft 10/2013. Abgerufen am 31. März 2016.
- ↑ Frank Pergande, Bayreuth: Wagners erfundene Instrumente. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 10. Mai 2023]).
- ↑ Bernhard Dietrich Haage: Studien zur Heilkunde im „Parzival“ Wolframs von Eschenbach. Kümmerle, Göppingen 1992 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 565), ISBN 3-87452-806-5, S. 88–113 und 145–183
- ↑ Claude Debussy: Monsieur Croche - Sämtliche Schriften und Interviews. Reclam, Stuttgart 1974, ISBN 3-15-007757-5; S. 146f.
- ↑ Theodor W. Adorno: Versuch über Wagner. Suhrkamp, Berlin, Frankfurt am Main 1952, S. 62.
- ↑ Hans Mayer: Richard Wagner mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt. Rowohlt, Hamburg 1959, ISBN 3-499-50029-9, S. 161.
- ↑ Claus-Steffen Mahnkopf: Wagners Kompositionstechnik. In: Ders. (Hrsg.): Richard Wagner, Konstrukteur der Moderne. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 3-608-91979-1, S. 159–182.
- ↑ Johannes Schild: "… zum Raum wird hier die Zeit." Tonfelder in Wagners Parsifal. In: Bernhard Haas, Bruno Haas (Hrsg.): Funktionale Analyse: Musik – Malerei – antike Literatur/Analyse Fonctionnelle: Musique – Peinture – Littérature classique. Kolloquium/Colloque Paris, Stuttgart 2007, Olms, Hildesheim 2010, ISBN 978-3-487-14532-7, S. 311–371.
- ↑ Bernhard Haas: Die neue Tonalität von Schubert bis Webern. Hören und Analysieren nach Albert Simon. Noetzel, Wilhelmshaven 2004, ISBN 3-7959-0834-5.
- ↑ Angelo Neumann: Erinnerungen an Richard Wagner. Staackmann, Leipzig, 1974
- ↑ Martin Wein (Hrsg.): Ich kam, sah und schrieb - Augenzeugenberichte aus fünf Jahrtausenden. DTV, München 1964.
- ↑ Vgl. Brigitte Hamann: Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth. München 2002, S. 19 f.
- ↑ Volker Hagedorn: Als Tristan durchs Telefon kam, in: Almanach 2013, Jahrbuch der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e. V. Bayreuth 2013, S. 83, ISBN 978-3-943637-30-4
- ↑ Mannheim: Parsifal auf richard-wagner-werkstatt.com ( vom 13. Januar 2018 im Internet Archive)
- ↑ Egon Voss: Die Dirigenten der Bayreuther Festspiele, 1976, Gustav Bosse Verlag, Regensburg; Dokumentation zu Parsifal: S. 99, 100
- ↑ So begründet bei Egon Voss
- ↑ Brief Nietzsches an Salomé, 16. Juli 1882, KSB 6, Nr. 269, S. 229.
- ↑ Martin Droschke: „Bayreuth ist nicht mehr als ein großes Dorf.“ In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 1. August.
- ↑ Martin Doerry: Kultur: Freispruch zweiter Klasse. In: Der Spiegel 53/2020, 14. Dezember 2020, S. 143.
- ↑ Renate Schostack: Hinter Wahnfrieds Mauern. Hamburg 1998, 174f.
Josef Lehmkuhl: Gott und Gral: Eine Exkursion mit Parsifal und Richard Wagner. Königshausen & Neumann, 2007, ISBN 978-3-8260-3690-3. - ↑ Einspielungen 1913–1928: CD Naxos 8.110049-50 (1999)
- ↑ Hans Jürgen Syberberg: Parsifal, ein Filmessay. München 1982, ISBN 3-453-01626-2