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„Heroin“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
{{Lückenhaft|Trage mit dazu bei, dass die Aspekte '''[[Heroin#Chemie|Pharmakologie des Heroins]]''' hier im Artikel bearbeitet werden, Anregungen finden sich im verborgenen Text. }}
{{Infobox Chemikalie
| Strukturformel = [[Datei:Heroin - Heroine.svg|250px|Strukturformel von Heroin]]
| Suchfunktion = C21H23NO5
| Andere Namen =
* Diamorphin
* Diacetylmorphin
* (5''α'',6''α'')-7,8-Didehydro-4,5-epoxy-17-methylmorphinan-3,6-dioldiacetat <small>([[IUPAC-Nomenklatur|IUPAC]])</small>
* (5''R'',6''S'')-4,5-Epoxy-17-methylmorphin-7-en-3,6-diyl-diacetat <small>([[IUPAC-Nomenklatur|IUPAC]])</small>
| Summenformel = C<sub>21</sub>H<sub>23</sub>NO<sub>5</sub>
| CAS = * {{CASRN|561-27-3}} <small>(Diamorphin, Base)</small>
* {{CASRN|1502-95-0|Q27270475}} <small>(Diamorphinhydrochlorid)</small>
| EG-Nummer = 209-217-7
| ECHA-ID = 100.008.380
| PubChem = 5462328
| ChemSpider = 4575379
| ATC-Code = {{ATC|N07|BC06}}
| DrugBank = DB01452
| Wirkstoffgruppe = [[Opioid]]-[[Analgetikum]]
| Wirkmechanismus = [[Opioidrezeptor]]-Agonist
| Molare Masse = 369,42 [[Gramm|g]]·[[mol]]<sup>−1</sup>
| Aggregat = fest
| Dichte =
| Schmelzpunkt = 171–174 [[Grad Celsius|°C]]<ref name="Sigma-Aldrich" />
| Siedepunkt =
| Dampfdruck =
| pKs =
| Löslichkeit = [[Basen (Chemie)|Base]]: <0,2 g·l<sup>−1</sup> in Wasser, 0,6&nbsp;g·l<sup>−1</sup> in [[Ethanol]]<ref name="Sigma-Aldrich" />
| Quelle GHS-Kz = <ref name="Sigma-Aldrich">{{Sigma-Aldrich|SIAL|H159|Name=Heroin|Abruf=2022-04-15}}</ref>
| GHS-Piktogramme = {{GHS-Piktogramme-klein|06}}
| GHS-Signalwort = Gefahr
| H = {{H-Sätze|300+310+330}}
| EUH = {{EUH-Sätze|-}}
| P = {{P-Sätze|260|262|264|280|302+352+310|304+340+310}}
| Quelle P = <ref name="Sigma-Aldrich" />
| MAK =
| ToxDaten = {{ToxDaten |Typ=LD50 |Organismus=Maus |Applikationsart=i.v. |Wert=21,8 mg·kg<sup>−1</sup> |Bezeichnung= |Quelle=<ref name="lethal">{{Inchem|Typ=pharm|ID=pim261f|Name=Diamorphine|Abruf=2013-05-20}}</ref>}}
}}


'''Heroin''' ([[Altgriechische Sprache|griechisches]] [[Kunstwort]]: {{lang|grc|ἡρωίνη|heroine}}, siehe [[Heros]]), auch '''Diamorphin''' oder '''Diacetylmorphin''' (DAM), Handelsname '''''Diaphin''''', ist ein [[Partialsynthese|halbsynthetisches]], stark [[Analgetikum|analgetisches]] [[Opioid]] und [[Droge|Rauschgift]] mit einem sehr hohen [[Abhängigkeitspotential]] bei jeder Konsumform. Trotz 1,5-<ref>[[Eberhard Klaschik]]: ''Schmerztherapie und Symptomkontrolle in der Palliativmedizin.'' In: [[Stein Husebø]], Eberhard Klaschik (Hrsg.): ''Palliativmedizin.'' 5. Auflage, Springer, Heidelberg 2009, ISBN 3-642-01548-4, S. 207–313, hier: S. 232.</ref> bis 3-fach<ref>[https://www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/heroin/de ''Heroin''.] EMCDDA.</ref> höherer [[Analgetische Potenz|schmerzstillender Wirksamkeit]] des Diamorphins im Vergleich zur Stammsubstanz [[Morphin]] ist die therapeutische Anwendung von Diamorphin (''Heroin'') in den meisten Ländern verboten.<ref>Wissenschaft-Online-Lexika: ''Eintrag zu Heroin im Lexikon der Biochemie'', abgerufen am 27. März 2012.</ref>
{| width="40%" {{prettytable-R}}
== Geschichte ==
|- style="background-color:#ffdead;"
Die Geschichte des Konsums von betäubenden oder euphorisierenden [[Opiat]]en reicht bis ungefähr 2000 bis 3000 v.&nbsp;u.&nbsp;Z. in das [[Altes Ägypten|alte Ägypten]].<ref name="Booth">Martin Booth: ''Opium: A History.'' St. Martin’s Griffin, 2013, ISBN 978-1-4668-5397-3.</ref> Chemiker versuchten ab dem 19. Jahrhundert, ein synthetisches Äquivalent zu dem Naturstoffextrakt Opium zu finden und ein Heilmittel zu entwickeln, das schnell herzustellen war und auch entsprechend vermarktet werden konnte.<ref name="Booth" /><ref>Humberto Fernandez, Therissa A. Libby: ''Heroin: Its History, Pharmacology & Treatment, Library of addictive drugs.'' Hazelden Publishing, 2013, ISBN 978-1-59285-990-0.</ref>
! colspan="2" | Strukturformel
|- style="background-color:#ffffff;"
| colspan="2" align="center" | [[Bild:Heroin4.png|220px|Strukturformel von Heroin]]
|- style="background-color:#ffdead;"
! colspan="2" | Allgemeines
|-
| Name || Heroin
|-
| Andere Namen || Diacetylmorphin
|-
| [[Summenformel]] || [[Kohlenstoff|C]]<sub>21</sub>[[Wasserstoff|H]]<sub>23</sub>[[Stickstoff|N]][[Sauerstoff|O]]<sub>5</sub>
|-
| [[CAS-Nummer]] || 561-27-3
|-
| Kurzbeschreibung || farbloser kristalliner Feststoff
|- style="background-color:#ffdead;"
! colspan="2" | Eigenschaften
|-
| [[Molmasse]] || 369,42 g/[[mol]]
|-
| [[Aggregatzustand]] || fest
|-
| [[Schmelzpunkt]] || 173 [[Grad Celsius|°C]]
|-
| [[Siedepunkt]] || 273°C bei 1600 [[Pascal (Einheit)|Pa]]
|-
| [[Dampfdruck]] || 1,012.10<sup>-7</sup>[[Pascal (Einheit)|Pa]] (25 °C)
|-
| [[Löslichkeit]] || 0,2g/l in Wasser, 0,6g/l in [[Ethanol]]
|- style="background-color:#ffdead;"
! colspan="2" | Sicherheitshinweise
|-
! colspan="2" | [[Gefahrensymbol]]e
|-
| colspan="2" align="center" |


[[Datei:Bayer Heroin bottle.jpg|mini|Heroin-Medikamentenflasche von Bayer]]
{| style="background-color:#f9f9f9;"
[[Datei:Drug store sign for products Heroin and Aspirin before US Heroin ban 1924.jpg|mini|hochkant|Werbeschild von Bayer für US-Apotheken, vor dem staatlichen Heroinverbot 1924]]
| style="text-align:center;" | [[Bild:Gefahrensymbol T.png|55px]] '''T+''' Sehr giftig
Der englische Chemiker [[Charles Romley Alder Wright]] untersuchte 1873 die Reaktionen von Alkaloiden wie Morphin mit [[Essigsäureanhydrid]]. Zwanzig Jahre später befasste sich der im [[Bayer AG|Bayer]]-Stammwerk in [[Elberfeld]] ([[Elberfeld (Stadtbezirk)|Wuppertal-Elberfeld]]) beschäftigte Chemiker und Pharmazeut [[Felix Hoffmann (Chemiker)|Felix Hoffmann]] mit dieser Reaktion, die direkt zu Diacetylmorphin führte. Bayer entwickelte hieraus ein Verfahren zur Synthese von Diacetylmorphin und ließ sich dafür am 27. Juni 1898 den Markennamen „Heroin“ schützen.<ref>Wort-Bildmarke „Heroin“ vom 18. Mai 1898 mit Eintragung am 27. Juni 1898 in das „Waarenverzeichniß“ unter der Nr. 31650 (altes Aktenz. F 2456) für die „Actiengesellschaft Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld.“ Veröffentlicht im „Waarenzeichenblatt“, herausgegeben vom kaiserlichen Patentamt, im Juli 1898, V. Jahrgang, Heft 7 auf Seite 506.<br />
|}
Die Marke wurde als „pharmazeutisches Produkt“ zum „Verkauf von chemischen Produkten“ eingetragen.<br /> Die Eintragungsdokumente sind nicht online abrufbar, können durch das DPMA auf Anfrage übersandt werden.</ref>


Heroin wurde in einer Werbekampagne in zwölf Sprachen als ein oral einzunehmendes [[Analgetikum|Schmerz]]- und [[Antitussivum|Hustenmittel]] vermarktet. Es wurde außerdem bei etwa 40 weiteren Indikationen angewendet, zum Beispiel bei [[Bluthochdruck]], Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, zur Geburts- und Narkoseeinleitung sowie als „nicht süchtigmachendes Medikament“ gegen die [[Entzugssymptom]]e von [[Morphin]] und [[Opium]].
|-
Es wurde angenommen, Heroin habe alle Vorteile von Morphin, aber kaum [[Nebenwirkung]]en – zunächst wurden lediglich [[Verstopfung]] und leichte sexuelle Lustlosigkeit als solche vermutet. Heroin wurde von vielen Ärzten und Patienten zunächst positiv aufgenommen.
| [[R- und S-Sätze]] ||
Doch 1904 wurde erkannt, dass Heroin noch stärker oder schneller als Morphin [[Missbrauch und Abhängigkeit|abhängig macht]] und dass Patienten bei wiederholter Einnahme bald [[Toleranzentwicklung|eine größere Heroinmenge brauchten]], um dessen anfängliche Wirkung erneut zu erzielen. Einige Ärzte warnten, dass Heroin das gleiche Abhängigkeitspotenzial wie Morphin habe; diese Erkenntnis verbreitete sich aber nur langsam. Das lag unter anderem daran, dass die orale Darreichungsform eine relativ langsame [[Resorption|Aufnahme]] des Stoffes bewirkt, wodurch starke Rauschzustände in der Regel ausblieben.
R: 26/27/28<br />
S: 22-36/37/39-45
|-
| [[Letale Dosis|LD]]<sub>50</sub> (Mensch) ||50 mg bei 70 kg Körpergewicht
|}&nbsp;


Ab etwa 1910 wurde vor allem in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]], wo die Morphin- und Opiumsucht häufiger und in breiteren Schichten vorkam als in Europa, die von der [[Droge]] Heroin ausgehende Gefahr erkannt. Als in den USA bekannt wurde, dass geschnupftes und insbesondere [[intravenös]] gespritztes Heroin eine weitaus stärkere Wirkung hatte, stiegen viele Opioidabhängige auf die leicht erhältliche Substanz um, die außerdem nebenwirkungsärmer als Morphin war (hinsichtlich [[Histamin]]reaktion). Die Zahl der Abhängigen stieg rasch an, so auch unter oftmals stigmatisierten und mit Opiumkonsum in Verbindung gebrachten chinesischen Einwanderern. Zunächst erließen einzelne Bundesstaaten der USA verschiedene Gesetze zwecks Verbot einiger Opioide. Später, auf der ersten [[Internationale Opiumkonferenz|Opiumkonferenz]] 1912, wurde zum ersten Mal ein staatenübergreifendes Verbot diskutiert.
Das '''Heroin''' ([[griechische Sprache|griech.]] weibliches [[Kunstwort]] '''ηρωίνη''' – vergleiche [[Heros]] – „der Held“, chemisch '''Diacetylmorphin''') ist ein [[Synthese|halbsynthetisches]], stark [[Analgetikum|analgetisches]], [[Sucht|suchterzeugendes]] [[Opioid]].


1931 gab Bayer dem politischen Druck nach, stellte die Produktion ein und entfernte Heroin damit aus seiner Produktpalette.
==Geschichte==


Erste illegale Herstellungslabore entstanden in den 1930er Jahren in [[Marseille]], wo sie durch die [[French Connection (Bande)|French Connection]], geleitet von [[Paul Carbone]] und [[François Spirito]], betrieben wurden. Das Rohmaterial stammte aus [[Indochina]] und der Türkei, wurde nach Frankreich geschmuggelt und dort raffiniert. Dieses Heroin wurde dann hauptsächlich in die USA gebracht.<ref>Heinz Duthel: ''Illegal Drug Trade.'' Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4038-0.</ref>
Die Geschichte des Konsums von betäubenden oder anregend-euphorisierenden [[Opiat]]en (u.a. auch als Heilmittel) reicht bis ca. 3000 v. Chr. in das alte Ägypten zurück und führt bis in die Neuzeit zu den Opiumhöhlen von China. Auf die schmerzstillende, beruhigende aber antagonistisch auch <!--?--> anregende Wirkung von Opiaten wurden Pharmazeuten und Chemiker bereits Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts aufmerksam und versuchten ein chemisches Äquivalent zu dem Naturstoffextrakt Opium zu finden und ein Heilmittel zu entwickeln, das schnell herzustellen war und entsprechend auch vermarktet werden konnte.


Trotz der Verbote stieg insbesondere nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] und nach dem [[Vietnamkrieg]] die Zahl der Heroinsüchtigen weltweit an, weil Soldaten bei ihren Einsätzen mit Morphin und Heroin in Kontakt gekommen waren. Nach 1945 organisierte vornehmlich die [[Amerikanische Cosa Nostra|italo-amerikanische Mafia]] in Zusammenarbeit mit der [[Italienische Mafia|italienischen Mafia]] sowie der French Connection den Schmuggel von Heroin in die USA ''(siehe [[Pizza Connection]])''. Einen ersten Höhepunkt erreichte die Zahl der Heroinsüchtigen in den 1970er Jahren. US-Präsident [[Richard Nixon]] verwendete den Begriff ''[[War on drugs]]'' auf einer Pressekonferenz am 18. Juni 1971, bei der er Drogenkonsum zum {{" |Sprache=en |Text=public enemy number one}} erklärte. 1982 begann unter anderem der damalige US-Vizepräsident [[George H. W. Bush]], CIA und US-Truppen dafür einzusetzen, um Drogenanbau und -handel im Ausland zu reduzieren.<ref>Peter Dale Scott, Jonathan Marshall (1991): ''Cocaine Politics: Drugs, Armies, and the CIA in Central America''. Berkeley, CA: University of California Press. Paperback 1998, ISBN 0-520-21449-8, S. 2.</ref>
[[Image:Bayer Heroin bottle.jpg|thumb|left|Heroin-Medikamentenflasche von Bayer]]


Nach vorübergehenden Erfolgen hat die Zahl der Heroinabhängigen in den Jahren seit 2000 in den USA wieder stark zugenommen, wobei diesmal besonders Gebiete abseits der Ballungszentren betroffen sind. Das wird zumeist damit in Verbindung gebracht, dass seit Ende der 1990er von amerikanischen Ärzten vermehrt [[Opioid]]e wie [[Oxycodon]], [[Hydrocodon]] und [[Fentanyl]] verschrieben wurden. Sind Patienten von diesen abhängig geworden, steigen sie oft auf das weitaus billigere Heroin um: Vier von fünf Heroinsüchtigen in den USA haben zuerst verschreibungspflichtige Opioide genommen (siehe [[Opioidkrise in den USA]]). Dieser Umstand wird insbesondere von mexikanischen Drogenkartellen genutzt, deren illegale Heroinproduktion Schätzungen zufolge alleine in den Jahren zwischen 2005 und 2009 um 600 Prozent gesteigert wurde, um die gewachsene Nachfrage in den USA zu bedienen. Die Süchtigen entstammen nun stärker als früher allen Gesellschaftsschichten und Bevölkerungsgruppen. 2015 starben fast 13.000 US-Amerikaner an einer Heroin-Überdosis, dies waren 23 Prozent mehr als 2014.<ref>[https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/drogen-in-den-usa-immer-mehr-menschen-sterben-an-ueberdosis-a-1125119.html ''Spiegel Online'' vom 9. Dezember 2016]</ref>
Heroin wurde als oral einzunehmendes [[Analgetikum|Schmerz]]- und [[Antitussivum|Hustenmittel]] vermarktet und als „nicht süchtigmachendes Medikament“ gegen die [[Entzugssymptom]]e des [[Morphin]]s und [[Opium]]s propagiert. Das Opioid wurde von der Ärzteschaft sowie von den Patienten zunächst überaus positiv aufgenommen. Es wurde in Dutzenden von Ländern verkauft und Probepackungen wurden an Ärzte verteilt, die es bald nahezu als Allheilmittel einsetzten. 1904 wurde erkannt, dass Heroin, genau wie Morphin, zur schnellen Gewöhnung und Abhängigkeit führt. Zwar warnten einige Ärzte vor Nebenwirkungen und [[Abhängigkeit]], diese blieben jedoch in der Minderheit. Das lag einerseits an der aggressiven Vermarktung, andererseits daran, dass die orale Darreichungsform zu einer sehr viel langsameren und geringer dosierten Aufnahme des Stoffes führte, wodurch starke Rauschzustände und Abhängigkeit in der Regel ausblieben.


In der [[Deutschland|Bundesrepublik Deutschland]] wurde Heroin bis 1958 legal verkauft. Es wurde anschließend durch das [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)#Geschichte|Betäubungsmittelgesetz]] verboten.
Heroin wurde als oral einzunehmendes [[Analgetikum|Schmerz]]- und [[Antitussivum|Hustenmittel]] vermarktet und als „nicht süchtigmachendes Medikament“ gegen die [[Entzugssymptom]]e des [[Morphin]]s und [[Opium]]s propagiert, bis 1904 erkannt wurde, dass Heroin, genau wie Morphin, zur schnellen Gewöhnung und Abhängigkeit führt. Es wurde von der Ärzteschaft sowie von den Patienten überaus positiv aufgenommen. Es wurde in Dutzenden von Ländern verkauft und Probepackungen wurden an Ärzte verteilt, die es bald nahezu als Allheilmittel einsetzten. Zwar warnten einige Ärzte vor Nebenwirkungen und [[Abhängigkeit]], diese blieben jedoch in der Minderheit. Das lag einerseits an der aggressiven Vermarktung, andererseits daran, dass die orale Darreichungsform zu einer sehr viel langsameren und geringer dosierten Aufnahme des Stoffes führte, wodurch starke Rauschzustände und Abhängigkeit in der Regel ausblieben.


Der medizinische Einsatz von Heroin ist heute in mehreren Staaten –&nbsp;darunter seit 2009 auch wieder Deutschland&nbsp;– unter strengen Auflagen erlaubt; es gibt eine legale Heroinproduktion.
Zur [[Droge]] entwickelte sich Heroin ab ca. [[1910]] vor allem in den USA, wo Morphin- und Opiumsucht weit verbreitet waren. Als bekannt wurde, dass gerauchtes oder [[intravenös]] gespritztes Heroin eine stärkere Wirkung hatte, stiegen viele Abhängige auf die leicht erhältliche Substanz um. Die Zahl der Heroinabhängigen explodierte, was bald zu staatlichen Gegenmaßnahmen führte – Heroin fiel nach und nach auf der ganzen Welt in Ungnade. [[1931]] stellte Bayer die Produktion ein und entfernte Heroin aus seiner Produktpalette. Stattdessen konzentrierte sich die Firma auf ihre zweite, bahnbrechende Entdeckung: das [[Aspirin]], mit dem Heroin ironischerweise bis heute teilweise gestreckt wird. In Deutschland wurde Heroin noch bis [[1958]] verkauft.


==Rechtsstatus==
== Herstellung ==
[[Datei:Opium pod cut to demonstrate fluid extraction1.jpg|mini|150px|Durch Anritzen unreifer Samenkapseln gewonnener Milchsaft von ''Papaver somniferum'' liefert beim Trocknen Opium.]]
Der Besitz, die Herstellung und der Handel mit Heroin (ohne eine entsprechende staatliche Erlaubnis) ist in Deutschland <!--seit wann, Jahresangabe--> durch das [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]] (gelistet in [http://bundesrecht.juris.de/btmg_1981/anlage_i_58.html Anlage 1]) unter Strafe gestellt. Lange Zeit wurde es weltweit als Droge ausschließlich illegal konsumiert. In Pilotstudien in Deutschland wird seit 2002 eine medizinisch überwachte Abgabe an Abhängige getestet (''siehe [[Heroin#Modellversuch zur heroingestützten Behandlung|Abschnitt 8]]''). <!--AT/CH/EU/USA??-->
[[Datei:Morphin - Morphine.svg|mini|[[Morphin]] – ein Opiat]]
[[Datei:Heroin asian.jpg|mini|Braunes und weißes Heroin]]
Heroin wird halbsynthetisch hergestellt, Ausgangssubstanz ist dabei das [[Morphin]]. Gewonnen wird Morphin als [[Extraktion (Verfahrenstechnik)#Anwendung|Extrakt]] aus [[Rohopium]], dem getrockneten Milchsaft aus den Samenkapseln des [[Schlafmohn]]s ''(Papaver somniferum)''. Zur Herstellung von Heroin wird die im ersten Bearbeitungsschritt gewonnene Morphinbase an den beiden [[Hydroxy-Gruppe]]n mittels [[Essigsäureanhydrid]] (Acetanhydrid) oder [[Acetylchlorid|Essigsäurechlorid]] [[Acetylierung|acetyliert]] und zur Heroinbase umgewandelt. Als Nebenprodukt kann monoacetyliertes Morphin entstehen (z.&nbsp;B. [[6-Monoacetylmorphin|6-MAM]]). Unter Zugabe von organischen Lösungsmitteln (z.&nbsp;B. [[Aceton]]) und [[Salzsäure]] entsteht ggf. in einem weiteren Schritt das sogenannte Heroinhydrochlorid.<ref name="db2016h" /> Reines Heroin ist sowohl als [[Basen (Chemie)|Base]] als auch als [[Hydrochlorid]]-Salz ein farbloser kristalliner Feststoff.<ref>[[Erowid]]: [https://www.erowid.org/archive/rhodium/chemistry/index.html Rhodium]</ref>


==Chemie==
== Pharmakologie ==
=== Wirkung ===
Der [[Nomenklatur (Chemie)|IUPAC-Name]] ist ((''5R,6S'')-4,5-Epoxy-17-methylmorphin-7-en-3,6-diyl)-diacetat. Summenformel: ''C<sub>21</sub>H<sub>23</sub>NO<sub>5</sub>''.
Diacetylmorphin hat ähnlich wie [[Morphin]] eine [[Euphorie|euphorisierende]] und [[Analgetikum|analgetische]] Wirkung, normaler [[Schlaf]] wird durch die Verabreichung aber eher gestört.<ref>D. C. Kay, W. B. Pickworth, G. L. Neider: ''Morphine-like insomnia from heroin in nondependent human addicts''. In ''[[British Journal of Clinical Pharmacology]]''., 11, Nr. 2, 1981, S.&nbsp;159–169; {{PMC|1401583}}</ref> Es wirkt je nach [[Applikationsform]] mit einer [[Halbwertszeit]] von vier bis sechs Stunden und ist für die Organe des menschlichen Körpers nicht [[toxisch]]. Weitere Wirkungen auf den ungewöhnten Körper sind die [[Erbrechen|emetische]] ([[Griechische Sprache|griechisch]] ''Emesis'' = Brechreiz) und atemdepressive Wirkung. Die Nebenwirkung der [[Obstipation]] unterliegt keiner Toleranzbildung – der Wirkstoff wurde um die Jahrhundertwende als Mittel gegen [[Durchfall]] eingesetzt. Bei einer Überdosierung ist hauptsächlich eine [[Atemdepression]] gefährlich, die, insbesondere wenn zusätzlich andere sedierende psychotrope Substanzen wie Alkohol, Benzodiazepine oder Barbiturate im Sinne einer [[Polytoxikomanie]] hinzukommen, zum [[Atemstillstand]] mit Todesfolge führen kann (der sogenannte „[[Goldener Schuss|goldene Schuss]]“). Um die Wirkung im Falle einer Überdosierung aufzuheben, werden [[Antagonist (Pharmakologie)|Opioidantagonisten]] (zum Beispiel [[Naloxon]]) eingesetzt.


===Herstellung===
=== Pharmakodynamik ===
Heroin bindet nur schwach an die verschiedenen Opioid-Rezeptoren, wirkt aber als [[Prodrug]] (Drogen-Vorstufe), dessen aktive Metaboliten hauptsächlich die Wirkung vermitteln.<ref name="PMID 23865556">A. Gottås, E. L. Øiestad, F. Boix, V. Vindenes, A. Ripel, C. H. Thaulow, J. Mørland: ''Levels of heroin and its metabolites in blood and brain extracellular fluid after i.v. heroin administration to freely moving rats.'' In: ''British journal of pharmacology'', Band 170, Nummer 3, Oktober 2013, S.&nbsp;546–556, [[doi:10.1111/bph.12305]]. PMID 23865556. {{PMC|3791993}}</ref> Erwähnenswert ist die hohe [[intrinsische Aktivität]] von 6-MAM am [[Opioidrezeptor#Rezeptoren|µ-Opioidrezeptor]], sie ist höher als die von Morphin und ist daher mitentscheidend für die starke Ausprägung des Rauschgefühls nach intravenöser Heroininjektion.<ref name="PMID 23865556" />
Heroin wird halbsynthetisch hergestellt. Ausgangssubstanz ist dabei das per [[Extraktion (Verfahrenstechnik)#Anwendung|Extraktion]] aus dem [[Rohopium]] des [[Schlafmohn]]s ''(Papaver somniferum)'' gewonnene [[Morphin]], dieses wird an den beiden Hydroxyl-Gruppen (di-)acetyliert mittels [[Essigsäureanhydrid]] (Acetanhydrid) oder [[Acetylchlorid|Essigsäurechlorid]].


Die Dosen, die ein körperlich Heroinabhängiger zu sich nimmt, überschreiten nicht selten das 10- bis 30fache der ursprünglich therapeutischen [[Dosis]] (Einzeldosis zur Schmerzlinderung: 2,5 bis 20&nbsp;mg bei Erwachsenen<ref name="Palliativmedizin. 2009">Eberhard Klaschik: ''Schmerztherapie und Symptomkontrolle in der Palliativmedizin.'' 2009, S. 232.</ref>) der Substanz. Wenn man den durchschnittlichen [[Stoffreinheit|Reinheitsgrad]] von [[Schwarzmarkt]]heroin mit berücksichtigt, der in Europa – von den Niederlanden abgesehen – für den Endkunden in der Regel zwischen 5 und 15 %, selten über 20 % (Stand 2006) beträgt – in den USA liegt der Reinheitsgrad inzwischen oft deutlich höher –, kommt ein durchschnittlicher langjähriger intravenöser Heroinkonsument mit einer Menge aus, die 100–200&nbsp;mg der Reinsubstanz entspricht. Die Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland legte bei der Festlegung der ''nicht geringen Menge'' Heroin im Sinne von §&nbsp;29a [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]] zugrunde, dass eine Dosis von 50&nbsp;mg bei einer nicht drogenabhängigen Person letal wirkt, obwohl diese Zahl höchstwahrscheinlich nicht der Wahrheit entspricht und einige Studien von einer weitaus höheren humanen [[Letale Dosis|LD<sub>50</sub>]] ausgehen. Diese Zahl scheint eher für Mischkonsum zuzutreffen, der sehr häufig anzutreffen ist und in vielen Toxizitätsberichten von Krankenhäusern nach fatalen Überdosen nicht erkannt wird, speziell, wenn die Substanzen mit einem Standard-Drogenscreening nicht erfassbar sind oder es sich um den weitaus verbreitetsten fatalen Mischkonsum, den mit [[Ethanol]], handelt.<ref name="ToxWater">{{Webarchiv|url=http://www.pps.k12.or.us/schools/lincoln/files/lscheffl/ToxicSubstances_in_water.htm |wayback=20150924080819 |text=Toxic Substances in water }}, abgerufen am 20. Mai 2013.</ref><ref>Bundesgerichtshof, Beschluss vom 7. November 1983 1 StR 721/83</ref>
==Pharmakologie==


Die Wirkung von Heroin hält bei Konsumenten ohne Toleranz sechs&nbsp;Stunden bis oftmals über 24&nbsp;Stunden an, wobei Nachwirkungen nach dem ersten Konsum manchmal mehrere Tage andauern können. Hingegen dauert die Wirkung von Heroin bei einem körperlich Abhängigen, wenn er eine für sich durchschnittlich hohe Dosis konsumiert, nicht länger als 6–8&nbsp;Stunden, wonach die Entzugserscheinungen langsam wieder einsetzen. Opioide wie das Diamorphinsubstitut [[Methadon]] besitzen eine Halbwertszeit von bis zu 24&nbsp;Stunden. Die [[Toleranz (Medizin)|Dosistoleranz]] von Opioiden steigt bei täglichem Konsum zügig auf ein Mehrfaches an.
===[[Metabolisierung]]===
Die Hauptmetabolisierungsroute des Heroins ist:


=== Pharmakokinetik ===
::<big>'''Heroin --> 6-MAM --> Morphin'''</big> <!--als Formelbilddatei formulieren--><!--(''Fortzetzung der Route im Artikel [[Morphin#Pharmakologie|Morphin]]'') oder hier(?!)-->
Die [[Bioverfügbarkeit]] ist abhängig von der Konsumform.
Heroin ist deutlich stärker [[lipophil]] (fettlöslich) als Morphin und gelangt daher <!--solange der First-Pass-Effekt umgangen wird--> rasch ins Gehirn<!--deutlich besser als Morphin-->, was zu einer starken Anflutung an den Wirkrezeptoren führt; daher löst eine intravenöse Heroin-Injektion einen initialen „Kick“ (auch [[Flash (Drogenkonsum)|Flash]] genannt) aus. Dieser Effekt ist bei allen anderen Konsumformen als der intravenösen Injektion aufgrund der langsameren Anflutung nach dem heutigen Stand der Wissenschaft zumindest stark abgeschwächt, wenn überhaupt vorhanden. Gründe dafür sind die langsamere [[Resorption]], die vorzeitige [[Hydrolyse]] und der [[First-Pass-Effekt]].<!--Details weiter erläutern?-->


Die Hauptmetabolisierungsroute des Heroins ist
Heroin wird im Körper rasch, mit einer [[Plasmahalbwertszeit]] von 3 Minuten, zu 6-Monoacetylmorphin (6-MAM) [[Acetylgruppe|deacetyliert]]<!--(Orte/durch welche(s) Enzym(e)??)-->. Es gibt daneben noch den inaktiven Metaboliten 3-MAM. Beide werden weiter zu [[Morphin]] [[Hydrolyse|hydrolysiert]] (Halbwertszeit ca. 20 Minuten). Etwa 1-10% des Morphins werden in den ebenfalls aktiven Metaboliten Morphin-6-Glucuronid umgewandelt, welcher eine deutlich höhere HWZ als Morphin selbst aufweist und deswegen bei Patienten mit schwachen Nieren bzw. gar Niereninsuffizienz bei langandauernder Schmerztherapie kumulieren kann. Weitere 55-75% des Morphin werden zu inaktivem Morphin-3-Glucuronid metabolisiert. Es wird auch zu ca. 5% zu Normorphin verstoffwechselt.<ref>Quelle? Autor [http://www. ''Benennung'' '''Jahr''', Seite]</ref>
:: Heroin → 6-MAM → Morphin <!--als Formelbilddatei formulieren--><!--(''Fortsetzung der Route im Artikel [[Morphin#Pharmakologie|Morphin]]'') oder hier(?!)-->
<!--Evt. rassisch-genetische Metabolisierungstypen differenzieren.-->


Heroin wird im Körper rasch, mit einer [[Plasmahalbwertszeit]] von drei Minuten, zu 6-Monoacetylmorphin (6-MAM) [[Acetylgruppe|deacetyliert]]<!--(Orte/durch welche(s) Enzym(e)??)-->. Daneben gibt es noch den inaktiven Metaboliten 3-MAM. Beide werden weiter zu [[Morphin]] [[Hydrolyse|hydrolysiert]] (Halbwertszeit ca. 20&nbsp;Minuten). Etwa 1–10 % des Morphins werden in den ebenfalls aktiven Metaboliten Morphin-6-Glucuronid umgewandelt, der eine deutlich höhere Halbwertszeit als Morphin selbst aufweist und sich deswegen bei Patienten mit einer gestörten Nierenfunktion bei langandauernder Verabreichung anhäufen kann. Weitere 55–75 % des Morphins werden zu inaktivem Morphin-3-Glucuronid metabolisiert. Es wird auch zu etwa 5 % zu Normorphin verstoffwechselt.<!--Quelle?-->
===[[Pharmakokinetik]]===
Die [[Bioverfügbarkeit]] ist abhängig von der Konsumform.
<br>Heroin ist deutlich stärker [[lipophil]] (d.h. fettlöslich) als Morphin und gelangt daher <!--solange der First-Pass-Effekt umgangen wird--> rasch ins Gehirn, was zu einer starken Anflutung an den Wirkrezeptoren führt; daher löst eine intravenöse Heroininjektion einen spontanen „Kick” (auch „Flash” genannt) aus. Dieser Effekt ist bei allen anderen Konsumformen als i.v.<!--was ist mit dem Rauchen??--> aufgrund der langsameren Anflutung nach dem heutigen Stand der Wissenschaft zumindest stark abgeschwächt, wenn nicht überhaupt nicht vorhanden. Gründe dafür sind die langsamere [[Resorption]], die vorzeitige [[Hydrolyse]] und der [[First-Pass-Effekt]].<!--Details weiter erläutern?-->


===[[Pharmakodynamik]]===
=== Nachweis ===
In [[Forensik|forensischen]] Erfassungstests, sogenannten ''Screeningtests'' ({{enS|Screening|de=Überprüfung}}), können die metabolischen Rückstände chemischer Substanzen verschiedener [[Analgetika]] (beispielsweise [[Paracetamol]]), [[Barbiturat]]e und [[Opiat]]e wie Heroin [[Toxikologie|toxikologisch]] im menschlichen Körper nachgewiesen werden. Hierfür wird in der klinischen Chemie bei Verdacht auf [[Intoxikation]] mit Medikamenten und Drogen das ''Screening'' aus [[Blutserum]], [[Speichel]], [[Sperma]], [[Heparin]]plasma oder [[Urin]] verwendet.


Chemisch standardisiert können halbsynthetische Opiate wie Heroin jedoch nur über Urinausscheidungen nachgewiesen werden, da das Diacetyl-Morphin Heroin vom Organismus relativ schnell zu Morphin metabolisiert wird. Verfälscht werden kann der Urintest überdies durch opiatähnliche Substanzen gleicher Struktur oder Wirkung wie beispielsweise das [[Codein]], welches in handelsüblichen Schmerzmitteln oder in [[Antitussivum|Antitussiva]] (Hustensäften) vorkommt. Insofern muss ein positives toxikologisches Ergebnis nicht unbedingt auf einen Heroinmissbrauch schließen lassen.
Bis vor kurzem nahm die Wissenschaft an, dass Heroin selbst nur als [[Prodrug]] wirkt, d.h. es bindet nach dieser Theorie selbst nicht an die Opioidrezeptoren, es sind vielmehr die aktiven Metaboliten, welche für die Wirkung verantwortlich sind.
Neuere Studien kommen allerdings zu dem Ergebnis, dass Heroin unter bestimmten Bedingungen durchaus selbst an Opioid-Rezeptoren andockt.<ref>Quelle? Autor [http://www. ''Benennung'' '''Jahr''', Seite]</ref>


Der zuverlässige qualitative und quantitative Nachweis in verschiedenen Untersuchungsmaterialien gelingt nach angemessener [[Probenvorbereitung]] durch [[Chromatographie|chromatographische]] Verfahren in Kopplung mit der [[Massenspektrometrie]].<ref>J. Kim, D. Ji, S. Kang, M. Park, W. Yang, E. Kim, H. Choi, S. Lee: ''Simultaneous determination of 18 abused opioids and metabolites in human hair using LC-MS/MS and illegal opioids abuse proven by hair analysis.'' In: ''[[J Pharm Biomed Anal]]''. 89, 15 Feb 2014, S. 99–105. PMID 24270290.</ref><ref>M. Concheiro, E. González-Colmenero, E. Lendoiro, A. Concheiro-Guisán, A. de Castro, A. Cruz-Landeira, M. López-Rivadulla: ''Alternative matrices for cocaine, heroin, and methadone in utero drug exposure detection.'' In: ''[[Ther Drug Monit]]''. 35(4), Aug 2013, S. 502–509. PMID 23851907.</ref><ref>T. Mahdy, T. H. El-Shihi, M. M. Emara, S. Chericoni, M. Giusiani, M. Giorgi: ''Development and validation of a new GC-MS method for the detection of tramadol, O-desmethyltramadol, 6-acetylmorphine and morphine in blood, brain, liver and kidney of Wistar rats treated with the combination of heroin and tramadol.'' In: ''[[J Anal Toxicol]]''. 36(8), Oct 2012, S. 548–559. PMID 22933659.</ref>
Erwähnenswert ist die hohe [[intrinsische Aktivität]] von 6-MAM am [[Opioidrezeptor#Einzelrezeptoren|µ-Opioidrezeptor]], sie ist höher als die von Morphin und ist daher mitentscheidend für die starke Ausprägung des Rauschgefühls nach i.v. Heroininjektion. <!--(Daten zur Affinität und Efficiacy?) inkl. Ref.-->
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Intravenös injiziert ist Heroin nur kurzzeitig im Blutplasma nachweisbar. Diesen Satz ausschneiden und in einem anderen Abschnitt einbauen.
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=== Toxikologie ===
<!--Etorphin ist ein Stoff, der [[Fentanyl]] und Heroin bezügl. Wirkpotenz weit in den Schatten stellt! Das ist zB. Elefanten vorbehalten-->Die Dosen, die ein körperlich von Heroin Abhängiger zu sich nimmt, überschreiten nicht selten das 10 bis 30-fache der ursprünglich therapeutischen [[Dosis]] der Substanz. Behauptungen jedoch,<!--sogar gelegentlich in Fachkreisen geäußert--> Heroinabhängige konsumierten i.v. oft das 100-1000-fache, gar das bis zu 10.000-fache der ursprünglichen therapeutischen Dosis, die bei einem Schmerzpatienten ohne Opioidtoleranz bei ca. 3-5mg anzusetzen wäre, sind irreführend und basieren auf einem Trugschluß. Wenn man den durchschnittlichen Reinheitsgrad von [[Schwarzmarkt|Schwarzmarktheroin]] mit berücksichtigt, der in Europa – von den Niederlanden abgesehen – für den Endkunden in der Regel zwischen 5 und 15%, selten über 20% (Stand 2006), beträgt, kommt ein durchschnittlicher langjähriger intravenöser Heroinkonsument mit einer Menge aus, die 100-200mg der Reinsubstanz entspricht, was die erstgenannten Zahlen bestätigt.
[[Datei:Drug danger and dependence-de.svg|400px|mini|Vergleich von Abhängigkeitspotential und Verhältnis zwischen üblicher und tödlicher Dosis verschiedener Drogen<ref>{{Internetquelle |autor=Robert Gable |url=https://www.rgable.net/drug-toxicity/ |titel=Drug Toxicity |abruf=2011-02-17}}</ref><ref>R. S. Gable: ''Acute toxicity of drugs versus regulatory status.'' In: J. M. Fish (Hrsg.): ''Drugs and Society: U.S. Public Policy''. Rowman & Littlefield, Lanham MD 2006, S. 149–162.</ref>]]
Bei keiner anderen gängigen Droge ist die relative Differenz zwischen einer wirksamen und einer tödlichen Dosis so gering wie bei Heroin, wodurch sich in Kombination u.&nbsp;a. mit dem ebenfalls höchsten Abhängigkeitspotential und einer Tendenz zur Dosissteigerung die vergleichsweise hohe Zahl von Todesfällen erklären lässt. Die konkrete Dosis, die zum Tode eines Konsumenten führt, ist von Person zu Person sowie insbesondere stark von einer möglichen Toleranzentwicklung und damit auch vom Zeitpunkt des letzten Konsums abhängig. Ein langjähriger Dauerkonsument „verträgt“ u.&nbsp;U. das 10fache einer Menge, die bei einem Erstkonsumenten bereits zum Tode führen würde. Nach wenigen Tagen Konsumpause kann dieser Wert aber schon wieder sinken und eine entsprechende Hochdosierung auch für den Dauerkonsumenten tödlich enden.<ref name="lethal" /> Problematisch sind auch die üblichen Verunreinigungen (Streckungen), die Konsumenten generell zu einer schwer kalkulierbaren Höherdosierung veranlassen, was dann u.&nbsp;U. bei unerwartet reinerem Stoff zum Tod führt.


Einige Quellen geben für die in 50 % der Fälle tödliche Dosis (LD<sub>50</sub>) Dosen von 1 bis 5&nbsp;mg pro Kilogramm Körpergewicht für Erstkonsumenten an (75 bis 375&nbsp;mg bei einer Person von 75&nbsp;kg Körpergewicht).<ref name="ToxWater" /> Tödliche Dosen wurden beim Menschen aber auch schon ab 10&nbsp;mg (absolut) beobachtet.<ref name="lethal" />
In einer in der Schweiz durchgeführten, mehrjährigen, Studie, Lifeline/Crossline, in welchem langjährige Heroinabhängige in mehreren Gruppen entweder Methadon (oral), Heroin (i.v.) oder Heroin (rauchbar auf Zigaretten aus getrocknetem Waldmeister) erhielten, wobei die Dosis bei der Gruppe, die Heroin i.v. erhielt, in festgelegten Intervallen beliebig steigerbar war, fanden die meisten Abhängigen ihre optimale Dosis zwischen 400-600mg Heroin am Tag. Viele Konsumenten steigerten ihre Dosis anfangs kontinuierlich bis zu einem jeweils individuellen Punkt, an welchem meist eine freiwillige, geringe Dosisreduktion vorgenommen wurde.<ref>Quelle? Autor [http://www. ''Benennung'' '''Jahr''', Seite]</ref>


=== Antidote und Opioidantagonisten ===
Bei einer opiat- oder heroinbedingten [[Intoxikation]] werden [[Opioidantagonisten]] eingesetzt. In Deutschland wird häufig [[Naloxon]]-Hydrochlorid verwendet, welches die Aufnahme des Opioids an den Opioidrezeptoren blockiert. Problematisch ist hier die weitaus kürzere [[Plasmahalbwertszeit|Halbwertszeit]] gegenüber dem Opioid. Dieser Antagonist wirkt zu kurzzeitig (etwa eine Stunde) und hebt außerdem die etwa drei bis vier Stunden<ref name="Palliativmedizin. 2009" /> dauernde [[Analgetikum|analgetische]] (schmerzstillende) Wirkung des Heroins auf, was sofort zu heftigsten Entzugssyndromen (Schweißausbrüche, Schmerzen und [[Krampf|Krämpfen]] bis hin zum [[Kreislaufkollaps]]) führen kann, wenn der Patient eine auch nur kleine Toleranz gegenüber Opioiden hat. Opioidantagonisten dürfen aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur unter ärztlicher Kontrolle verabreicht werden. Vorsicht gilt in besonderem Maße für [[Drogensubstitution|Substituierte]] mit dem halbsynthetischen [[Opioid]] [[Buprenorphin]] (z.&nbsp;B. ''Subutex''), welches eine höhere Rezeptoraffinität als Naloxon besitzt –&nbsp;alle derzeit am Markt verwendeten Opioidrezeptor-Vollagonisten haben eine signifikant niedrigere Affinität als Naloxon und werden daher vom Naloxon schnell verdrängt&nbsp;– hingegen lässt sich aus diesem Grund Buprenorphin nur mit äußerst hohen Dosen Naloxon antagonisieren. Es besitzt außerdem eine interindividuell stark variable Halbwertszeit bis zu 48&nbsp;Stunden, weshalb zusätzlich Naltrexon gegeben werden muss.


== Konsumformen ==
Die stärkere Wirkung des Heroins im Gegensatz zum Morphin lässt sich dadurch erklären, dass das Heroin (und das primäre Stoffwechselprodukt Monoacetylmorphin) aufgrund der besseren Fettlöslichkeit die Blut-Hirn-Schranke leichter durchdringen kann als das Morphin. Die Wirkung von Heroin hält bei Konsumenten ohne Toleranz 6 Stunden bis oftmals über 24 Stunden an, wobei Nachwirkungen nach dem ersten Konsum manchmal mehrere Tage andauern können, hingegen dauert die Wirkung von Heroin bei einem körperlich Abhängigen, wenn er eine für sich durchschnittlich hohe Dosis konsumiert, nicht länger als 6-8 Stunden, wonach die Entzugserscheinungen langsam wieder einsetzen. Opioide wie das Heroinsubstitut [[Methadon]] besitzen eine Halbwertszeit von bis zu 24 Stunden. Die [[Toleranz (Medizin)|Dosistoleranz]] von Opioiden steigt bei täglichem Konsum rapide an, deswegen dosieren Abhängige in einem immer fortwährenden Kontinuum nach, um ein Gleichgewicht zu erzielen („ready state”) und Entzugserscheinungen zu verhindern. Morphin kann nach oraler oder rektaler Verabreichung als 6-MAM im Blut nachgewiesen werden, Heroin selbst lässt sich im Blut nur wenige Stunden nachweisen. Metabolische Rückstände 1- 4 Tage im Urin und mehrere Monate in den Haaren (hierzu siehe auch [[#Toxikologie|Toxikologie]])
[[Datei:Heroin in powder and pill forms.jpg|mini|Heroin in Form von Pulver und als Pillen]]
<!--
[[Datei:Heroin aufkochen.JPG|mini|Aufkochen von Heroin mit Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Zitronensaft]]
Diese Sektion ist ja vollkommen durcheinander!
[[Datei:Fixer Junkie Drogen Heroin philipp von ostau.jpg|mini|Intravenöser Heroinkonsum eines „Fixers“]]
-->
Es gibt verschiedene Konsumformen, die alle mit Risiken verbunden sind. Die Sucht kann bei jeder Konsumform eintreten.


=== Intravenöser Konsum ===
<!-- ab hier BAUSTELLE und versteckter Text
Der intravenöse Konsum (umgangssprachlich „drücken“, „ballern“ oder „fixen“) ist wohl die bekannteste Konsumform. Da die zumeist in Europa erhältliche Heroinbase nicht in Wasser löslich ist, braucht man einen Hilfsstoff, um sie in Lösung zu bringen. Das Heroin wird (in der Regel auf einem Löffel) mit einer Säure (pulverige [[Ascorbinsäure]] (Vitamin C) oder Zitronensaft) und Wasser erhitzt und danach durch einen Filter aufgezogen. Die Säure bewirkt beim Aufkochen die für die intravenöse Injektion notwendige Bildung eines wasserlöslichen Heroinsalzes.


Durch häufige intravenöse Injektionen unter nicht sterilen Bedingungen, wie sie unter Schwarzmarktbedingungen vorherrschen, bilden sich oft [[Hämatom]]e und Vernarbungen, die eine [[Thrombose]] (Venenverschluss) verursachen können. Allerdings kann auch der injizierende Konsum von reinem Heroin, wie jede andere Injektion auch, zu [[Abszess]]en führen. Zittern als Entzugserscheinung führt zu einer erhöhten Verletzungsgefahr bei der Selbstinjektion. Es besteht die Gefahr, die Vene zu verfehlen und sich eine „Kammer“ unter die Haut zu spritzen („sich ein Ei schießen“), was bei ausbleibender medizinischer Behandlung zu Abszessen führen kann.
===[[Pharmakokinetik]]===


Die Benutzung derselben [[Kanüle]] durch mehrere Personen oder das Aufteilen einer aufgekochten Zubereitung birgt das Risiko einer Infektion mit [[Humanes Immundefizienz-Virus|HIV]]/AIDS und sonstigen durch das Blut übertragbaren Krankheiten (z.&nbsp;B. [[Hepatitis&nbsp;B]] und besonders [[Hepatitis&nbsp;C]]). Durch die Strecksubstanzen in Schwarzmarktheroin ([[Strychnin]] und viele andere) kann es zu lebensbedrohlichen Vergiftungen kommen.<ref>Gabrielle Drunecky: {{Webarchiv |url=http://www.drogenhilfe.at/dokumente/2002/strychninueberblickzumthema.pdf |text=''Strychnin im Heroin''. |format=PDF |wayback=20040625233519}} Stabsstelle Information & Dokumentation, Wien 2002.</ref>
In Großbritannien findet Heroin bei der Schmerzbehandlung krebskranker Patienten therapeutische Anwendung.


Auf einen intravenösen Heroinkonsum deuten Einstichstellen (nicht nur am Arm) und Vernarbungen hin.
Die 3 bis 6 Mal stärkere Wirkung des Heroins im Gegensatz zum Morphium lässt sich dadurch erklären, dass das Heroin (und das primäre Stoffwechselprodukt Monoacetylmorphin) aufgrund der besseren Fettlöslichkeit die Blut-Hirn- Schranke leichter durchdringen kann als das Morphin.


=== Intranasaler Konsum ===
Nachweisen lässt sich Heroin im Blut bis zu 24 Stunden. Metabolische Rückstände 1- 4 Tage im Urin und mehrere Monate in den Haaren (siehe auch [[#Toxikologie|Toxikologie]])
Zum Schnupfen (Sniefen, Sniffing) durch die Nase wird das Heroin zu feinem Pulver zermahlen. Ähnlich wie bei [[Kokain]] wird es anschließend mit einem [[Schnupfröhrchen]] durch die Nase eingezogen, wodurch es auf die [[Nasenschleimhaut]] gelangt. Dort geht es umgehend in die Blutbahn über und entfaltet dann seine Wirkung.
-->


Wie auch beim intravenösen Konsum von Kokain besteht die Gefahr einer Überdosierung. Wird Heroin über einen längeren Zeitraum immer wieder auf die Nasenschleimhaut aufgebracht, trocknet diese aus und [[atrophie]]rt, was wiederum Nasenbluten begünstigt. Da die Nasenschleimhaut nach einer toxischen Schädigung nur bedingt regenerationsfähig ist, bildet diese bei anhaltendem, extremem nasalem Heroinkonsum [[Ulcus|geschwürige Substanzdefekte]] aus, und kann – sofern im Bereich der [[Nasenscheidewand]] lokalisiert – diese unter Einbeziehung des Nasenscheidewandknorpels schließlich [[Perforation|perforieren]].
===Toxikologie===
In [[Forensik|forensischen]] Erfassungstests, sogenannten ''[[Screening|Screening tests]]'' (''Screening'' dt. ''Überprüfung''), können die metabolischen Rückstände chemischer Substanzen verschiedenster [[Analgetika]] (z.B. [[Paracetamol]]), [[Barbiturat]]e und [[Opiat]]e wie Heroin [[Toxikologie|toxikologisch]] im menschlichen Körper nachgewiesen werden. Hierfür wird in der klinischen Chemie bei Verdacht auf [[Intoxikation]] mit Medikamenten und Drogen das ''Screening'' eines [[Serum]]s aus [[Blut]], [[Speichel]], [[Sperma]], [[Heparin]]plasma oder [[Urin]] verwendet.


Gemeinsamer Gebrauch von Ziehwerkzeugen mit anderen Konsumenten kann zur Übertragung [[Infektionskrankheit|ansteckender Krankheiten]] führen.<ref name="safer sniefen">{{Webarchiv |url=http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv3/ges/safsniefen.html |text=Informationen über Safer Sniefing |wayback=20090314055845}} Drug Scouts Leipzig.</ref>
Chemisch standardisiert können halbsynthetische Opiate wie Heroin jedoch nur über Urinausscheidungen nachgewiesen werden, da das Diacetyl-Morphin Heroin vom Organismus relativ schnell zu Morphin metabolisiert wird. Verfälscht werden kann der Urintest überdies durch opiatähnliche Substanzen gleicher Struktur bzw. Wirkung wie beispielsweise das [[Codein]], welches in handelsüblichen Schmerzmitteln oder in [[Antitussivum|Antitussiva]] (z.B. Hustensäften) vorkommt. Insofern muß ein positives toxikologisches Ergebnis nicht unbedingt auf einen Heroinmißbrauch schließen lassen. Der Urintest erfaßt indes nur reine Opiate und [[Amphetamin]]e; vollsynthetische Opiat-Substitute wie beispielsweise [[Methadon]] werden hierbei jedoch nicht erfaßt.


=== Inhalation ===
====Antidote und Opioidantagonisten====
Das Inhalieren des Heroins (Slangbegriffe: Blowen, Chasing the Dragon, ein Blech rauchen, chineesen) ist eine Konsumform, bei der das Heroin auf einem Stück Alufolie verdampft wird. Dieser Dampf wird dann zum Beispiel mithilfe eines Aluröhrchens inhaliert. Da sublimiertes Heroin bei Raumtemperatur sehr schnell wieder kondensiert, setzt sich in dem Inhalationsröhrchen schnell eine Schicht Heroin ab, die von den Konsumenten, wenn sie eine bestimmte Menge erreicht hat, dann gesammelt und konsumiert wird. Der Vorteil des Inhalierens von Heroin ist die gut kontrollierbare Dosierung. Aufgrund des sofortigen Wirkungseintritts wird eine drohende Überdosis bemerkt, bevor eine zu große Menge der Droge konsumiert wurde, was beim Injizieren oder Sniefen nicht möglich ist. Bei den letzteren Konsumformen wird jeweils eine bestimmte Menge der Droge zugeführt und befindet sich dann im Körper. Die Wirkung erreicht ihren Höhepunkt also erst, nachdem der Konsument sich die entsprechende Menge zugeführt hat, sodass er keine Chance hat, diese zu korrigieren. Allerdings ist die Gefahr einer Überdosierung bei nasaler Aufnahme (sniefen) sehr gering, da über die Nase nur sehr viel geringere Mengen in kurzer Zeit aufgenommen werden können.
Bei einer opiat- bzw. heroinbedingten [[Toxikose]] werden [[Opioidantagonisten]] bzw. [[Antidot]]e eingesetzt. In Deutschland wird häufig [[Naloxon|Naloxon-Hydrochlorid]] (z.B. Narcanti<sup>®</sup> / Neonatal) verwendet, welches die Aufnahme des Opiats an den Opiodrezeptoren blockiert. Problematisch ist hier die weitaus kürzere [[Plasmahalbwertszeit|Halbwertszeit]] gegenüber dem Opiat. Dieser Antagonist wirkt zu kurzzeitig (~1h) und hebt außerdem die [[Analgetika|analgetische]] (schmerzstillende) Wirkung des Heroins auf, was sofort zu heftigsten Entzugssyndromen (z.B. Schweißausbrüche, Schmerzen und [[Spasmus|Spasmen]] bis hin zum [[Kreislaufkollaps]]) führen kann, wenn der Patient eine auch nur kleine Toleranz gegenüber Opioiden hat. Opioidantagonisten dürfen aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur unter ärztlicher Kontrolle verabreicht werden. Dies gilt in besonderem Maße für [[Substitution|Substituierte]] mit dem halbsynthetischen [[Opioid]] [[Buprenorphin]] (z.B. Subutex), welches eine persönlich disponierte und dosisabhängige Halbwertszeit von bis zu 48 Stunden haben kann.


Seit 1982 werden unspezifische Veränderungen der [[Weiße Substanz|weißen Hirnsubstanz]] mit der Inhalation von Heroin in Verbindung gebracht und als ''spongiforme [[Leukenzephalopathie]]'' bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=E. C. Wolters, G. K. van Wijngaarden, F. C. Stam u.&nbsp;a. |Titel=Leucoencephalopathy after inhaling “heroin” pyrolysate |Sammelwerk=[[The Lancet]] |Band=2 |Nummer=8310 |Datum=1982-12 |Seiten=1233–1237 |PMID=6128545}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=E. Bartlett, D. J. Mikulis |Titel=Chasing “chasing the dragon” with MRI: leukoencephalopathy in drug abuse |Sammelwerk=Br J Radiol |Band=78 |Nummer=935 |Datum=2005-11 |Seiten=997–1004 |DOI=10.1259/bjr/61535842 |PMID=16249600}}</ref> Auch wenn vermutet worden ist, dass beim Erhitzen des Heroins ein Streckstoff oder eine andere Substanz im Heroin in eine für das Gehirn schädliche Form umgewandelt werden könnte, bleiben [[Ätiologie (Medizin)|Ätiologie]] und [[Pathogenese]] bislang ungeklärt.
'''Zur Pharmakologie siehe auch:'''
* [http://www.ma.uni-heidelberg.de/inst/ikc/ikc-toxikologie.html Institut für Klinische Chemie der Universitäten Heidelberg und Mannheim]
* [http://www.gifte.de/Antidote/narcanti.htm gifte.de - Artikel zu Narcanti<sup>®</sup> / Neonatal]
* [http://www.klinik.uni-frankfurt.de/zpharm/klin/texte/kursskripte/DrogenUndSucht.pdf PDF-Datei der Universität Frankfurt]
* [http://www.aekwien.at/media/Drogenhandbuch.pdf Handbuch für Drogenkranke der Stadt Wien] (ab Seite 26)


=== Orale Anwendung ===
==Wirkung==
Die orale Applikation von Heroin ist nicht weit verbreitet. Der Grund dafür ist, dass je nach Zustand des Verdauungssystems der Wirkungseintritt nach Konsum stark verzögert ist, die Wirkung langsam und graduell eintritt und sich der Rausch auch noch nach Stunden intensivieren kann. Im Gegensatz zum [[parenteral]]en Konsum tritt zudem der [[First-Pass-Effekt]] ein, der einen Teil des Wirkstoffes noch vor Erreichen der Rezeptoren eliminiert. Die benötigte Dosis ist dadurch größer, teurer und schwerer zu kontrollieren. In der Schweiz wird Heroin unter dem Namen ''Diaphin'' in Tablettenform an Patienten abgegeben, die in heroingestützter Behandlung sind.<ref>{{Internetquelle |url=https://compendium.ch/product/1179602-diaphin-ir-tabl-200-mg/mpro |titel=compendium.ch |abruf=2020-05-17}}</ref>
Heroin ist [[Euphorie|euphorisierend]], schmerzlindernd und zugleich [[Hypnotikum|schlaffördernd]]. Es wirkt je nach [[Applikation]]sform mit einer [[Halbwertszeit]] von vier bis sechs Stunden und ist für die inneren Organe nicht toxisch. Weitere Wirkungen auf den Körper sind die [[Erbrechen|emetische]] (gr. ''Emesis'' = Brechreiz) und atemdepressive Wirkung sowie eine mögliche [[Obstipation]]. (Der Wirkstoff wurde um die Jahrhundertwende als Mittel gegen [[Diarrhoe]] eingesetzt). Bei einer Überdosierung gefährlich ist eine [[Atemdepression]], die unbehandelt zur [[Apnoe (Medizin)|Apnoe]] (Atemstillstand) und zum Tode führen kann (der sogenannte „[[goldener Schuss|goldene Schuss]]”). Um die Wirkung im Falle einer Überdosierung aufzuheben, werden Opiat[[antagonist]]en (z.B. [[Naloxon]]) eingesetzt.


=== Mischkonsum ===
====Wirkung auf das Bewußtsein====
Der Konsum mehrerer Drogen gleichzeitig kann zu Wechselwirkungen führen, welche die Wirkung von Heroin verstärken. Es gibt sehr wenige Überdosierungen von Heroinabhängigen, die letal enden, wenn nur Heroin allein genommen wurde. Wenn allerdings Mischkonsum mit anderen sedierenden Substanzen wie [[Ethanol|Alkohol]] oder [[Benzodiazepine]]n wie zum Beispiel [[Flunitrazepam]] oder [[Diazepam]] betrieben wird, steigt die Gefahr einer lebensgefährlichen Überdosis enorm an.
Ähnlich dem Alkohol oder dem [[Marihuana]], nur stark potentiert, kann die Wirkung von Heroin auf das Bewußtsein, das Empfinden und die Wahrnehmung individuell und je nach Stimmungslage sehr unterschiedlich sein; oft wird sie mit einer „Alles-Egal-Stimmung” umschrieben, dem „Down”. Sämtliche körperliche Beschwerden fallen ab, was sich wiederum paradox mit der oben genannten absoluten [[Euphorie]], also den emotionalen Höhenflügen, einem „Überempfinden”, dem „Up” („High-Sein” oder auch „Flash” genannt) abwechselt. Dieser „Flash” hält allerdings zumeist nur relativ kurzfristig an und läßt den Wunsch nach einem weiteren „Schuß” kontinuierlich steigen ([[Craving]]). Eine hohe Dosis Codein hat ähnliche Wirkungen. Die Wirkung dieser Drogen sind analgetisch aber nicht [[halluzinogen]] wie beispielsweise [[LSD]], [[Ecstasy]] oder [[Psilocybin]].<!--quelle aus eigenen erfahrungen und hier mache ich irgendwann auch noch weiter-->


Eine Mischung aus Heroin und [[Kokain]] wird umgangssprachlich ''„Cocktail“'' oder ''„[[Speedball (Droge)|Speedball]]“'' genannt. Hierbei ist die Wirkung der beiden Drogen entgegengesetzt, was vor allem für das Kreislaufsystem eine gefährliche Belastung darstellt. Die Gefahr einer Überdosierung ist dabei besonders hoch.
==Preisentwicklungen==
In der [[Drogenszene]] wird Heroin meist „H“ ([[Englische Sprache|engl.]], sprich ‚Äitsch’), „Schore“, „Braunes“, „Brown Sugar“, „White Light” oder schlicht „Dope“ oder „Gift“ genannt. Der [[Schwarzmarkt]]preis für 0,1 Gramm Heroin liegt seit dem Jahr 2005 in der deutschen Drogenszene bei etwa 15 Euro. Dieser Preis ist jedoch starken Schwankungen unterworfen; Zum Beispiel bewegte sich der Grammpreis in der Frankfurter Drogenszene innerhalb weniger Jahre zwischen 25 und über 75 Euro, wobei zu beachten ist, dass bei Straßenheroin der jeweilige „Reinheitsgehalt“ üblicherweise zwischen 5 und 25% liegt, der Preis für ein Gramm hochreines Heroin (Reinheitsgrad 90%) also um ein Vielfaches höher ist. Etwa 1985 hätte man in der Schweiz auf dem Schwarzmarkt für 1.0 Gramm Heroin 700 [[Schweizer Franken]] und mehr bezahlt. Wegen des weltweiten Überangebots ist der Preis der Droge in der Schweiz auf unter 45 Franken pro Gramm gefallen (Stand Februar 2006). Die Preise für legales Reinst-Heroin liegen bei wenigen Euro pro Gramm.


Werden mit Heroin auch [[Benzodiazepine]] eingenommen, besteht die Gefahr eines Atemstillstandes. Beide Stoffe wirken atemdepressiv, rufen also eine verminderte Aktivität der Atemmuskulatur hervor. Heroin kann über eine zerebrale [[Vaskulitis]] – vorwiegend in Zusammenhang mit Alkoholaufnahme – auch zu Blutungen im Gehirn führen.<ref>[http://www.saez.ch/docs/saez/archiv/de/2000/2000-27/2000-27-730.pdf ''Nicht traumatische intrazerebrale Blutungen''] (PDF) Fortbildungsskript der Zerebrovaskuläre Arbeitsgruppe der Schweiz (ZAS) und Schweizerische Herzstiftung (SHS)</ref>
==Konsumformen==


== Logistik ==
[[Bild:Heroin1.jpg|thumb|250px|right|Heroin in Form von Pulver und als Pillen]]
[[Datei:HeroinWorld-en.svg|mini|Das [[Goldenes Dreieck (Asien)|Goldene Dreieck]] und der [[Goldener Halbmond|Goldene Halbmond]] sind die Hauptanbaugebiete von Opium.]]
[[Bild:Heroin aufkochen.JPG|thumb|250px|right|Aufkochen von Heroin mit Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Zitronensaft]]
Braunes Heroin (Heroinbase) wurde im Jahr 2015 hauptsächlich in [[Afghanistan]] und anderen Ländern in Südwestasien hergestellt.<ref name="EMCDDA">[https://www.emcdda.europa.eu/system/files/publications/2747/Opioid%20trafficking%20routes_POD2015_DE.pdf ''Opioid trafficking routes from Asia to Europe''] (PDF; 424&nbsp;kB) European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, 4. Juni 2015; abgerufen am 13. Mai 2017.</ref> Das seltenere weiße Heroin (Heroinhydrochlorid, „Heroinsalz“) wurde früher hauptsächlich in Südostasien hergestellt, im Jahr 2015 vor allem in Afghanistan und vermutlich im [[Iran]] und in [[Pakistan]].<ref name="EMCDDA" /> Diese als [[Goldener Halbmond]] bezeichnete Region ist der Hauptlieferant für den europäischen Markt.<ref name="EMCDDA" />
Es gibt verschiedene Konsumformen, die aber alle mit Risiken verbunden sind. In diesem Abschnitt werden die Konsumformen vorgestellt und die Risiken werden erläutert. Eins haben aber alle Konsumformen gemein: Sie machen alle, ohne Ausnahme, süchtig.


===Intravenöser Konsum===
=== Handelsrouten ===
Der Rohstoff [[Opium]] wurde im Jahr 1979 vor allem in den benachbarten Staaten [[Afghanistan]], [[Pakistan]] und [[Iran]] (zusammen 1600 Tonnen) sowie im [[Goldenes Dreieck (Asien)|goldenen Dreieck]] um [[Thailand]] (160 Tonnen) und in [[Mexiko]] (10 Tonnen, mit zuletzt stark steigender Tendenz) erzeugt. Bis in die 1980er Jahre war auch die [[Türkei]] ein wichtiger Opiumproduzent. In Deutschland ist die in Afghanistan hergestellte braune Heroinbase am gebräuchlichsten, wohingegen das vorwiegend in Südostasien produzierte weiße Heroin von relativ geringer Bedeutung ist.


Von den 1600 Tonnen Opium, die 1979 in den drei größten Erzeugerländern hergestellt wurden, wurden 1000 Tonnen im Inland verbraucht. Die restlichen 600 Tonnen wurden in chemischen Labors, die sich vor allem in Pakistan, [[Syrien]], im [[Libanon]], [[Iran]] und der Türkei befanden, in etwa 55 Tonnen Morphin umgewandelt.<ref>[[Pino Arlacchi]]: ''Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia.'' Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 186.</ref>
Der intravenöse Konsum (ugs. „drücken” oder „fixen”) ist wohl die bekannteste Konsumform. Da Heroin nicht in Wasser löslich ist, braucht es einen Zusatzstoff, um es flüssig zu halten. Das Heroin wird also mit einer Säure ([[Ascorbinsäure]] (Vitamin C) oder Zitronensaft) und Wasser gemischt. Zitronensaft ist besonders gefährlich, da hier kleinste Partikel in die Blutbahn gelangen bzw. weil es zu einer schwerwiegenden Infektion mit einem Pilz kommen kann. Die Säure bewirkt beim Aufkochen die für die intravenöse Injektion notwendige dauerhafte Verflüssigung des Heroins.


Der [[Mohn]], aus dem das Rohopium gewonnen wird, wird von Bauern angebaut. Es handelt sich dabei oft um Kleinbauern, für die das die einzige Geldeinkommensquelle ist. Einen Teil des Opiums verkaufen sie legal an staatliche Einrichtungen, die auch für die Kontrolle des Opiumanbaus verantwortlich sind. Der Rest wird an lokale Händler verkauft, die oft ein Vielfaches des offiziellen Preises zahlen. Im Dreiländereck Afghanistan, Iran, Pakistan wird ein großer Teil der Produktion von eigenen Händlergruppen ''en gros'' aufgekauft, die das Opium oder das bereits umgewandelte Morphin im [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] weiterverkaufen.<ref>Pino Arlacchi: ''Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia.'' Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 188–189.</ref>
Wenngleich der intravenöse Konsum von Heroin für viele ''Junkies'' (Drogenjargon von engl. „Junk” = Müll, Ramsch) die scheinbar wirtschaftlichste Möglichkeit darstellt, ihr „High” zu bekommen oder um die Entzugserscheinungen zu lindern, steigt bei dieser Konsumform die körperliche [[Toleranz (Medizin)|Toleranz]] gegenüber Heroin am schnellsten.


Im [[Mittlerer Osten|Mittleren Osten]] wird das Morphin weiterverkauft, wobei oft Mitglieder der politischen und militärischen Eliten beteiligt waren.<ref>Pino Arlacchi: ''Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia''. Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 189</ref> Anschließend gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie das Morphin gen Westen kommt. Die beliebteste davon ist ein Transport über die [[Balkanroute]], wo das Morphin beispielsweise in Zügen, Autos und auf Mauleseln nach [[Ankara]] und [[Istanbul]] transportiert und dann weiter über den [[Balkanhalbinsel|Balkan]] nach Westeuropa geschafft wird. Hier wird das Morphin in Heroin umgewandelt, das für den europäischen oder nordamerikanischen Markt bestimmt ist. Eine zweite Möglichkeit ist der Transport über die sogenannte „Südroute“, welche vom Mittleren Osten über [[Ostafrika]] schließlich per Schiff oder Flugzeug nach Europa führt. Weniger gebräuchlich ist die „nördliche Schwarzmeerroute“ über die [[Kaukasus]]region oder [[Anrainerstaat]]en des [[Schwarzes Meer|Schwarzmeers]].<ref name="db2016h">{{Internetquelle |autor=[[Marlene Mortler]] |url=http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Drogenbeauftragte/4_Presse/1_Pressemitteilungen/2016/2016_2/160928_Drogenbericht-2016_NEU_Sept.2016.pdf |titel=Drogen- und Suchtbericht – Juni 2016 |werk= |hrsg=[[Drogenbeauftragte der Bundesregierung|Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung]] |seiten=64 |datum=2016-06 |format=PDF |archiv-url=https://web.archive.org/web/20170206233952/http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Drogenbeauftragte/4_Presse/1_Pressemitteilungen/2016/2016_2/160928_Drogenbericht-2016_NEU_Sept.2016.pdf |archiv-datum=2017-02-06 |abruf=2017-02-07}}</ref>
====Risiken des intravenösen Konsums====


Heroin kann leicht transportiert und versteckt werden, es hat im Verhältnis zu seinem Wert ein geringes Gewicht und Volumen. Die Behörden sind daher nur imstande, einen Bruchteil des im Umlauf befindlichen Heroins zu beschlagnahmen.<ref>Pino Arlacchi: ''Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia''. Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 186–188</ref>
* Da die Qualität des im Drogenhandel befindlichen Heroins stark schwankt, kann es zu einer Überdosierung kommen, die zu Tod durch Atemstillstand oder Ersticken (am eigenen Erbrochenen) führen kann.
Entgegen häufiger Annahme kann man ohne Polytoxikomanie gar nicht so leicht nur mit Heroin lebensgefährlich überdosieren, es bleibt jedoch eine ernstzunehmende Gefahr, besonders, weil viele Konsumenten, die horrende Schwarzmarktpreise zahlen müssen, auf billigere Drogen wie Alkohol und Benzodiazepine zurückgreifen, welche sich gegenseitig beeinflussen und die Gefahr einer Atemlähmung bei Opioidkonsum rapide ansteigen lassen. Eine reine Heroinüberdosis, die noch dazu tödlich endet, ist daher entgegen häufiger Annahme gar nicht häufig.)
* Zittern als Entzugserscheinung führt zu einer erhöhten Verletzungsgefahr bei der Selbstinjektion.
* Durch häufige intravenöse Injektionen bilden sich oft [[Hämatom]]e und Vernarbungen, die eine [[Thrombose]] (Venenverschluss) verursachen können.
* Aufgrund mangelnder Hygiene können sich [[Abszess]]e bilden.
* Die Benutzung derselben Kanüle durch mehrere Personen birgt das Risiko einer Infektion mit [[HIV|HIV/AIDS]] und sonstigen durch das Blut übertragbaren Krankheiten (z.B. [[Hepatitis]]).
* Durch die Strecksubstanzen in Schwarzmarktheroin kann es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.


Wie legale Waren wird auch Heroin von verschiedenen Händlern gekauft und weiterverkauft, jedoch wesentlich öfter. Je mehr Händler beteiligt sind, desto schwieriger ist es, die Großhändler ausfindig zu machen. Die Information, die kleinere Dealer vom nächsthöheren Dealerring (zum Beispiel über die Identität der Mitglieder) bekommen, beschränken sich meist auf ein Minimum. Um große Lieferungen kaufen zu können, werden von den Dealern oft vermögende Leute beteiligt, die der legalen und anerkannten Welt angehören (Freiberufler, Geschäftsmänner, Kaufleute). Diese haben mit dem Geschäft nichts zu tun, sie strecken lediglich unter der Hand größere Geldbeträge vor, mit denen die Drogen gekauft werden. Nach Geschäftsabschluss und oft kurzer Zeit erhalten sie ein Vielfaches des schwarz investierten Kapitals zurück.<ref>Catherine Lamour, Michel Lamberti: ''Die Opium-Mafia''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973, S. 190</ref>
===„Sniefen”===


Der Großhandel mit Heroin wurde in den 1980er Jahren zu einem erheblichen Teil von kriminellen Organisationen verschiedener Nationalität durchgeführt (zum Beispiel [[Organisierte Kriminalität|Mafiafamilien]] oder -Clans). Diese kauften große Mengen und verkauften die Drogen weiter an kleinere, unabhängige Gruppen, welche das Heroin dann weiter an die nichtkriminellen Konsumenten verkaufen.<ref>Pino Arlacchi: ''Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia''. Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 191</ref> Um im größeren Stil im Heroingeschäft mitmischen zu können, benötigten die [[Organisierte Kriminalität|kriminellen Organisationen]] erstens ''Kapital'' zum Ankauf der Drogen und zur chemischen Umwandlung in geheimen Labors. Zweitens ''Gewalt'', um die Konkurrenz zu bekämpfen, Zeugen, Polizisten und Beamte einzuschüchtern und schließlich sicherzustellen, dass eingegangene Abmachungen eingehalten werden. Die zur Gewaltausübung rekrutierten Personen reichten von arbeitslosen Jugendlichen bis hin zu Profimördern. Während sich in den Endphasen des Verteilungsprozesses beinahe jeder als kleiner oder mittlerer Dealer am Drogenmarkt betätigen konnte, war der Großhandel umkämpft und nur mit organisierter Gewalt kontrollierbar.<ref>Pino Arlacchi: ''Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia''. Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 191–193</ref> Der Schmuggler Eric Chalier berichtete in den 1970ern vor Gericht, dass ein Kilo Morphin in Afghanistan 2.000&nbsp;Dollar kostete, in der Türkei 3.500, in Griechenland 8.000 und in [[Mailand]] 12.000&nbsp;Dollar. Eine weitere Möglichkeit, hohe Gewinne zu erzielen, ist die Veredelung des Morphins in das weitaus teurere Heroin. Hier lagen die Profite damals zwischen 1.000 und 2.000&nbsp;Prozent. Während es in Afghanistan noch jedem größeren Bauern möglich ist, mit Opium zu handeln, erfordert Heroinhandel in Europa ein gewisses verfügbares Kapital.
Beim „Sniefen“ wird das Heroin zu feinem Pulver zermahlen. Ähnlich wie beim [[Kokain]] wird es anschließend durch die Nase mit einem gerolltem Geldschein oder einem Strohhalm eingesogen bzw. eingeatmet, wodurch es direkt auf die Nasenschleimhaut gelangt. Dort geht es umgehend in die Blutbahn über und entfaltet seine Wirkung.


=== Preisentwicklungen ===
====Risiken des „Sniefens”====
Der [[Schwarzmarkt]]preis ist stark vom Reinheitsgrad<ref>[[Jörn Patzak]], Wolfgang Bohnen: ''Betäubungsmittelrecht.'' Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58639-2, Kapitel 1 Rdn. 12</ref> und dem Verkaufsort abhängig. Die Reinheit des „braunen Heroins“ lag um 2008 herum in den meisten europäischen Ländern zwischen 15 % und 25 %. In Ländern wie [[Österreich]], [[Griechenland]] und [[Frankreich]] liegt der Wert unter 10 % und in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] bei 41 %. Die Reinheit des „weißen Heroins“ liegt höher bei 45 % bis 71 %. Der durchschnittliche Preis des „braunen Heroins“ lag in den meisten europäischen Ländern zwischen 30 und 45&nbsp;Euro pro Gramm, in [[Schweden]] bei 110&nbsp;Euro pro Gramm, in der [[Türkei]] dagegen nur 7–10&nbsp;Euro pro Gramm bei einer durchschnittlichen Reinheit zwischen 30 und 50&nbsp;Prozent. Der Preis des selten gehandelten „weißen Heroins“ wurde in wenigen europäischen Ländern zwischen 27 und 110&nbsp;Euro pro Gramm gemeldet. Die Preise hatten eine sinkende Tendenz.<ref name="emcdda">{{Webarchiv|url=http://www.emcdda.europa.eu/attachements.cfm/att_64227_DE_EMCDDA_AR08_de.pdf |wayback=20091015114155 |text=Stand der Drogenproblematik in Europa 2008 }} (PDF; 3,8&nbsp;MB) EMCDDA</ref>


== Gefahren ==
* Wird Heroin über einen längeren Zeitraum direkt auf die Nasenschleimhaut aufgebracht, trocknen die Schleimhäute aus und können reißen. Die Folge ist eine Neigung zu Nasenbluten.
[[Datei:Rational scale to assess the harm of drugs (mean physical harm and mean dependence) de.svg|mini|Vergleich von 20 verbreiteten Drogen in Bezug auf [[Abhängigkeitspotential]] und Gesundheitsgefahren]]
* Da die Nasenschleimhaut zu den Teilen des menschlichen Körpers gehören, die nach einer toxischen Schädigung nicht regenerierbar sind, können die Nasenscheidewände bei extremen Konsum über die Nase Löcher bekommen, was besonders für Kokainkonsum, in geringerem Maße jedoch auch für Heroinkonsum, welche jedoch häufig gemeinsam auftreten, gilt.
* Anders, als beim übermäßigen Kokain- oder [[Speed|Speedkonsum]] können die Zähne allein durch Heroinkonsum nicht geschädigt werden.
Der Grund, dass sehr viele Heroinabhängige an einem verfallenen Kiefer leiden, ist hauptsächlich mangelnde Hygiene, die mit allgemeiner Selbstvernachlässigung einhergeht, da der Schwarzmarktpreise zahlende Heroinkonsument fast pausenlos auf der Jagd nach mehr Geld ist, um seine Sucht zu befriedigen. Wenn Heroinkonsumenten in Substitutionsbehandlung kommen, beobachtet man meist eine Verbesserung sowohl des allgemeinen Erscheinungsbildes als auch der Mundpflege, da der Süchtige meist erst zu diesem Zeitpunkt aus dem Teufelskreis der Geldbeschaffung für die Sucht herauskommt und sich nach langer Zeit wieder um sich selbst kümmern kann.
* Die Gefahr einer Überdosierung ist beim Sniefen ebenfalls gegeben.


===Inhalation===
=== Abhängigkeit ===
Heroin zählt zu den Substanzen mit dem höchsten [[Abhängigkeitspotential]] überhaupt. Körperliche Entzugserscheinungen können je nach individueller Konstellation bereits nach zwei Wochen täglichen Konsums auftreten.


=== Gesundheitliche Risiken ===
Das Rauchen des Heroins (Slangbegriffe: ''„Blowen”, „Chasing the Dragon”, „den Drachen jagen”, „ein Blech rauchen”'' bzw. ''„chineesen”'') ist eine Konsumform, bei der das Heroin auf einem Stück Alufolie verdampft wird. Dieser Dampf wird mithilfe eines Aluröhrchens inhaliert. Zwar ist diese Konsumform bei oberflächlichem inhalieren vergleichsweise ineffektiv, doch kann hier die Dosis kontrollierter aufgenommen werden, wodurch die Wahrscheinlichkeit einer Überdosierung etwas sinkt.
Nicht jeder mit Heroin experimentierende (psychisch stabile und sozial abgesicherte) Konsument wird zwangsläufig abhängig.<ref>Enno Freye: ''Opioide in der Medizin''. 8., aktualisierte Auflage. Springer, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-88796-6</ref>
Nichtsdestoweniger führt die sich in der Regel rasch entwickelnde und ausgeprägte körperliche und psychische [[Abhängigkeitssyndrom|Abhängigkeit]] mit ihren Folgen, das Leben in der Drogenszene (mit [[Vernachlässigung]], sozialer [[Marginalisierung]], [[Disstress]], [[Delinquenz]], [[Obdachlosigkeit]]), die indirekten Gesundheitsschäden (u.&nbsp;a. Infektionen, [[Thrombophlebitis|Thrombophlebitiden]], [[Embolie]]n bei intravenösem Konsum ohne entsprechende Maßnahmen zur Sterilität) sowie die häufig nachweisbaren [[Komorbidität]]en zu einer gegenüber der Normalbevölkerung 20–50-fach erhöhten [[Mortalität|Sterblichkeit]].<ref>L. Gronbladh, L.S. Ohlund, L.M. Gunne: ''Mortality in heroin addiction: impact of methadone treatment''. In ''Acta Psychiatr Scand''. 82, 1990, S.&nbsp;223–227. PMID 2248048</ref> Die [[Suizid]]rate ist gegenüber der gleichaltrigen Normalbevölkerung um das 14fache erhöht.<ref>S. Darke, J. Ross: ''Suicide among heroin users: rates, risk factors and methods''. In ''Addiction''. 97(11), Nov 2002, S.&nbsp;1383–1394. PMID 12410779</ref> Zunehmend wird erkannt, dass [[Schadensminimierung (Abhängigkeitssyndrom)|Schadensminimierung]] (''harm reduction'') sich nicht auf die körperlichen und psychischen Probleme des einzelnen Konsumenten beschränken darf, sondern auch soziale (und damit politische) Lösungen für ein soziales Problem erfordert.<ref>Nicholas Seivewright, Mark Parry: ''Community Treatment of Drug Misuse: More Than Methadone''. Cambridge University Press, 2009</ref>


In Deutschland wurden im Jahr 2010 529 Todesfälle gezählt, die direkt mit dem alleinigen Konsum von Heroin in Verbindung standen. In 326 weiteren Todesfällen war Heroin neben anderen Drogen ebenfalls involviert. Heroin spielte somit in rund 70 % aller mit dem Konsum illegaler Drogen in Verbindung gebrachten Todesfälle eine Rolle.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Presse/Downloads/Rauschgifttote_5.3_Todesursachen_110324_Drogenbeauftragte.pdf |text=''Rauschgifttote nach Todesursachen 2010 – Länderabfrage''. |format=PDF |wayback=20151223120419}} Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 24. März 2011; abgerufen am 14. Oktober 2015</ref> Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 194 Todesfälle im direkten Zusammenhang mit Heroin/Morphin gezählt, in 280 weiteren Fällen war Heroin neben anderen Drogen involviert.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Presse/Downloads/BKA_140416__Factsheet.pdf |text=''Rauschgifttote nach Todesursachen 2013 – Länderabfrage''. |format=PDF |wayback=20160209172452}} Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 17. April 2014, abgerufen am 14. Oktober 2015</ref> Der somit auf etwa 47 % gesunkene Anteil lässt sich durch einen entsprechend gestiegenen Anteil an Todesfällen erklären, der mit Opiat-Substitutionsmitteln in Verbindung gebracht wird. Bezogen auf das Jahr 2014 veröffentlichte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung keine konkreten Zahlen, bezeichnete Heroinmissbrauch aber weiterhin als Hauptursache in Bezug auf die Zahl der Drogentoten.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.drogenbeauftragte.de/fileadmin/dateien-dba/Presse/Downloads/150421_PK_RG_-_Presseinformation_-_NEU.pdf |text=''Zahl der Drogentoten / Rauschgiftlage 2014''. |format=PDF |wayback=20160803151532}} Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 21. April 2015; abgerufen am 14. Oktober 2015</ref> Die Sterblichkeit der Opioidabhängigen ist in der Schweiz<ref name="Mortality">{{Literatur |Autor=Ulrich Frick, Jürgen Rehm, Miriam Gerlich, Carlos Nordt, Rudolf Stohler, Peter Raschke, Christina Hartwig, Peter Degkwitz, Axel Heinemann, Christian Haasen |Titel=Mortality In Patients Of Methadone And Heroin Maintenance Therapy In Germany And Switzerland |Datum=2007 |Online=https://seidenberg.ch/wp-content/uploads/2020/12/Maintenance-und-Mortality.pdf}}</ref> gegenüber der Normalbevölkerung nur noch geringfügig erhöht, da rund Dreiviertel in dauerhafter Behandlung mit Opioidagonisten (Methadon, Morphin, Heroin) stehen und gegen HIV oder HCV behandelt werden.
====Risiken der Inhalation====


{{Belege fehlen}}
* Gerauchtes Heroin kann zu erhöhtem Speichelfluss führen, der bei fortgesetztem Schlucken zu Übelkeit und Erbrechen führen kann.
Akutes körperliches Symptom einer Intoxikation ist hauptsächlich eine dosisabhängige [[Atemdepression]], die durch gleichzeitig eingenommene [[Sedativa]] (meist den [[Beikonsum]] von [[Benzodiazepin]]en) erheblich verstärkt wird.
* Da das Heroin in der Lunge zum Teil wieder fest wird (kristallisiert), verkleben die Lungenbläschen. Folgeerscheinungen können u.a. [[Lungenemphysem]]e sein.
* Wird das Heroin zu stark oder zu lange an einer Stelle erhitzt, kann es verkohlen, was einen starken Wirkstoffverlust bedeutet.


Eine nachgewiesene Folge des Langzeitkonsums ist die [[Obstipation]], welche allerdings auch kurzfristig auftreten kann, da die µ2-Rezeptoren im GI-Trakt wenig oder gar keiner Toleranzentwicklung unterworfen sind, weswegen dieses Symptom bei Dauerkonsum auch langfristig bestehen bleiben kann. Unregelmäßigkeiten des [[Menstruationszyklus]] ([[Oligomenorrhoe]] oder [[Amenorrhoe]]), [[Unfruchtbarkeit]] und Abnahme der [[Libido]] sind teilweise auf Heroin (oder Opioide) zurückzuführen. Auswirkungen der Opioide auf das Hormonsystem sind vielfach nachgewiesen. So kommt es zu einer Abnahme der Blutspiegel des [[Luteinisierendes Hormon|Luteinisierenden Hormons]] (LH) und [[Follikelstimulierendes Hormon|Follikel-stimulierenden Hormons]] (FSH), im Verlauf einer [[Substitutionsbehandlung]] bei vielen Frauen aber auch wieder zu einer Normalisierung, womit die Gefahr unerwünschter Schwangerschaften steigt. Es wird angenommen, dass zumindest ein großer Teil dieser hormonellen Veränderungen, die zur Oligo- oder Amenorrhoe führen, auf die Lebensumstände von Opioidabhängigen unter Prohibitionsbedingungen (unausgewogene/Mangelernährung, reduzierter Allgemeinzustand aufgrund diverser Infektionen, welche durch unsauberen i.v.-Konsum entstehen, soziale Ausgrenzung usw.) zurückzuführen ist.
===Rauchen===
Heroin kann, in pulverisierter Form, auch mit Tabak vermischt geraucht werden und beispielsweise als Zigarette gedreht werden. Der Anteil beim Rauchen einer Heroinzigarette entspricht etwa 10% des Opiats über die Atemwege.


Neugeborene heroinabhängiger Mütter weisen in der Regel ein [[Neugeborenen-Entzugssyndrom]] auf, welches zwar nicht grundsätzlich lebensgefährlich für das Neugeborene ist; jedoch wird angenommen, dass durch den vorgeburtlichen Dauerkontakt mit exogenen Opioiden biochemische/physiologische Veränderungen im ZNS/Neurotransmitterstoffwechsel stattfinden. Welche Auswirkungen das konkret hat, ist bisher noch nicht genau bekannt.
===Mischkonsum===


Injektion oder Inhalation von Heroin kann über eine Beeinflussung des [[Hippocampus]] die Krampfschwelle senken und damit [[Epilepsie|Krampfanfälle]] auslösen. Diese stellten im ''bundesdeutschen Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger'' bei den insgesamt 156 Teilnehmern eines Beobachtungszeitraums von vier Jahren mit insgesamt zehn Fällen das häufigste schwerwiegende unerwünschte Begleitsymptom dar.<ref>[http://www.heroinstudie.de/ergebnisse_jan_08.html ''Das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger – eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Therapiestudie.''] auf ''heroinstudie.de'', 2008</ref> Unter Methadon-Substitution dürften epileptische Anfälle seltener auftreten.<ref>A. Seidenberg, U. Honegger: ''Heroin''. In ''pharma-kritik'', Jahrgang 19, Nr. 9/1998 [https://www.infomed.ch/pk_template.php?pkid=377 (online)]</ref>
Der Konsum mehrerer Drogen gleichzeitig kann zu Wechselwirkungen führen, welche die Wirkung von Heroin verstärken. Besonders gefährlich ist der Mischkonsum von Heroin mit [[Kokain]] und [[Benzodiazepine]]n wie z. B. [[Flunitrazepam]] oder [[Diazepam]].


Nach den CASCADE-Daten war die Übersterblichkeit von HIV-infizierten Drogenkonsumenten 2004/2006 insgesamt 3,7-fach höher als bei HIV-infizierten männlichen Homosexuellen.
Eine Mischung aus Heroin und [[Kokain]] wird umgangssprachlich ''„Cocktail”'' oder ''„Speedball”'' genannt. Hierbei verstärken sich die Wirkung der beiden Drogen gegenseitig. Die Gefahr einer Überdosierung ist dabei besonders hoch.


=== Soziale Folgen ===
Werden mit Heroin auch [[Benzodiazepine]] eingenommen besteht die Gefahr eines Atemstillstandes. Beide Stoffe wirken atemdepressiv, rufen also eine verminderte Aktivität der Atemmuskulatur hervor. Daher ist von einem Mischkonsum dieser beiden Stoffe dringendst abzuraten.
[[Datei:Heroin in Kreuzberg.jpg|mini|Verschmutzter Platz in einem Versteck zum Heroinkonsum]]
„Längerdauernde Heroinabhängigkeit führt in einem Teil der Fälle zu schwerwiegenden sozialen Folgen, unter anderem aufgrund der Kriminalisierung durch Beschaffung, Besitz und Handel des illegalen Rauschmittels.“<ref>''Pschyrembel klinisches Wörterbuch''. 259. Auflage. 2007</ref> Die durch Heroinkonsumenten begangenen Straftaten, welche in die Kategorie [[Beschaffungskriminalität]] fallen, können nicht auf die Substanz an und für sich zurückgeführt werden, sondern müssen mit der Kriminalisierung der Beschaffung erklärt werden. Eine kontrollierte Legalisierung könnte diesen Teil der kriminellen Belastung beseitigen (siehe erfolgreiche Pilotversuche in Deutschland, Schweiz, Niederlanden, England usw.).<ref>James Ostrowski: [http://www.cato.org/pub_display.php?pub_id=981 ''Thinking about Drug Legalization.''] In: ''Cato Institute Policy Analysis'', 25. Mai 1989, no. 121</ref>


Oft versetzen abhängige Konsumenten ihren gesamten Besitz, um die Substanz zu finanzieren, was mit [[Sozialer Abstieg|sozialem Abstieg]] verbunden ist (der per se zu einer vermehrten Gesundheitsbeeinträchtigung <!-- und einer weiter vergrößerten Abhängigkeit? --> führt). Die Betroffenen sind meist nicht imstande, einer Arbeit nachzugehen, werden häufig obdachlos, auch weil sie es nicht mehr schaffen, ihren Verpflichtungen (Ämtergänge etc.) nachzukommen oder weil das gesamte Bargeld für Drogen ausgegeben wird.
==Gefahren==


Allerdings gibt es auch eine nicht bekannte Zahl von Heroinabhängigen (über die z.&nbsp;B. in der [[Niedrigschwelligkeit|niedrigschwelligen Drogenhilfe]] wiederholt berichtet wurde), die ihrer Arbeit geregelt nachgehen, sozial integriert sind und ihrem Umfeld ihre Abhängigkeit verheimlichen können, sodass nicht zwingend ein sozialer Abstieg folgt.
===Abhängigkeit===
Heroin ist aufgrund der für viele Konsumenten überwältigenden psychischen Wirkung eine Droge mit hohem Suchtpotenzial. Sicheres Symptom sind die körperlichen Entzugserscheinungen, die je nach individueller Konstellation nach Wochen und Monaten häufigen Konsums eintreten. Bei gelegentlichem Genußkonsum eines Opioids können also geringe Dosen weiterhin wirksam sein und müssen nicht deutlich gesteigert werden [1].


== Entzug ==
Die Konsumform korreliert sehr häufig mit dem Grad der körperlichen Abhängigkeit. So sind Heroinkonsumenten, die die Droge rauchen bzw. nasal konsumieren, meist körperlich weniger abhängig. Mit häufigerem Konsum wird diese Einnahmeform häufig unökonomisch, da bei beiden genannten Konsumformen ca. ~2/3 des Wirkstoffes beim Konsum verloren gehen, ohne dass sie an ihren Wirkort, die Opioidrezeptoren, gelangt sind. So sehen sich Abhängige oft gezwungen, auf (meist [[intravenös|i.v.]], aber auch s.c. und i.m.) Injektion überzugehen, was durch die höhere Wirkstoffaufnahme jedoch die Abhängigkeit noch schneller steigen lässt. Oft versetzen Konsumenten ihren gesamten Besitz, um die Sucht zu finanzieren, was meist mit einem sozialen Abstieg verbunden ist. Die Süchtigen sind dann manchmal nicht in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen, werden obdachlos, auch weil sie es nicht mehr schaffen, ihren Verpflichtungen (Ämtergänge, etc.) nachzukommen. Auf der anderen Seite gibt es auch eine nicht bekannte Zahl von Heroinabhängigen (über die z.B. in der niedrigschwelligen Drogenhilfe immer wieder berichtet wird), die ihrer Arbeit geregelt nachgehen und ihrem Umfeld ihre Abhängigkeit „erfolgreich“ verheimlichen können. Heroinsucht muss also nicht notwendigerweise mit einem sozialen Abstieg einhergehen.
Wenn stark Heroinabhängige nicht innerhalb von acht bis zwölf Stunden nach dem letzten Konsum eine weitere Dosis zu sich nehmen, kommt es zu [[Opioidentzugssyndrom|Entzugssymptomen]]. Dieser [[Entzug von Opioiden|Entzug]] ist im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich, aber oft sehr gefürchtet und körperlich sehr anstrengend.


Sämtliche [[Entzug von Opioiden|Entzugsmethoden]] werden kontrovers diskutiert. So kann beispielsweise ein „Turboentzug“ mit [[Opioidantagonist]]en wie [[Naltrexon]] ([[forcierter Opioidentzug in Narkose]]) mit schwersten gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Nach einem körperlichen Entzug besteht die Gefahr, dass die zuvor gewohnte Dosis bei erneutem Konsum wegen einer [[Toleranz (Medizin)|Toleranzabsenkung]] zu einer Überdosierung führen kann. Heroinentzug führt zu einer erhöhten Sterblichkeit. In entzogenem Zustand ist die Sterblichkeit gegenüber mit Methadon oder anderen Opioiden behandelten Opioidabhängigen um ein Vielfaches erhöht.<ref name="Mortality" /><ref>R. Cornish, J. Macleod u.&nbsp;a.: ''Risk of death during and after opiate substitution treatment in primary care: prospective observational study in UK General Practice Research Database.'' In: ''BMJ.'' 341, 2010, S.&nbsp;c5475, {{DOI|10.1136/bmj.c5475}}.</ref>
===Gesundheitliche Gefahren durch den Konsum===
Besonders wenn Heroin mit anderen Drogen wie [[Alkohol]], [[Sedativa|Beruhigungs]]- oder [[Amphetamine|Aufputschmitteln]] zusammen konsumiert wird, besteht das Risiko des [[Atemstillstand]]es.


== Modellversuch zur diamorphingestützten Behandlung ==
Häufige Todesursache ist Atemstillstand durch Überdosierung, laut Angaben des deutschen [[Bundesministerium für Gesundheit|Bundesministeriums für Gesundheit]] in 85% der Todesfälle durch unbeabsichtigte, 12% durch Überdosierung in [[Suizid|suizidaler]] Absicht. Heroin taucht auf dem illegalen Markt in Konzentrationen von etwa 5 bis 20% Base auf. Dosisschwankungen stellen eine besondere Gefahr dar. Auch kommt es häufig zu Todesfällen, wenn nach längerer [[Abstinenz]] nach einem Entzug die gleiche Dosis gespritzt wird, die vor dem Entzug konsumiert wurde (so genannter „[[Goldener Schuss]]“). Höchste Lebensgefahr besteht darüber hinaus bei ungestrecktem, sogenanntem „Thai-H“, das teilweise eine Konzentration von bis zu 80% enthält und gleichzeitig extrem [[lipophil|fett]]- und [[hydrophil|wasserlöslich]] ist. Diese Substanz ist in Pulverform aufgrund ihres Reinheitsgrades nicht mehr grau-bräunlich sondern schneeweiß. Auf dem illegalen Markt gehandelt kann es durch Verwechslung zu ''unfreiwilligen'' letalen Überdosierungen selbst bei Schwerstabhängigen führen.
Das Bundesministerium für Gesundheit initiierte in Kooperation mit den Bundesländern Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und den Städten [[Frankfurt am Main]], [[Hamburg]], [[Köln]], [[Bonn]], [[Hannover]], [[München]] und [[Karlsruhe]] ein Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger. Im März 2002 lief das Projekt in Bonn an, die anderen Städte folgten nach und nach. Dabei erhielten Opiatabhängige, bei denen bisherige Drogentherapien nicht erfolgreich waren oder bei denen die Methadonsubstitution nicht befriedigend verlief, pharmakologisch reines Heroin (Diacetylmorphin, Diamorphin) zur intravenösen Einnahme unter Aufsicht; eine Kontrollgruppe erhielt parallel die Ersatzdroge [[Methadon]]. Beide Gruppen wurden regelmäßig medizinisch betreut und erhielten eine psychosoziale Begleittherapie. Die Zuweisung zu den beiden Gruppen wurde per Zufall vorgenommen; Teilnehmer der Methadongruppe konnten, als Anreiz, nach dem Jahr zur Heroingruppe wechseln. Die Trennung in Experimentalgruppe (Heroin) und Kontrollgruppe (Methadon) war erforderlich, da es sich bei der Studie um eine klinische Arzneimittelprüfung handelte, was für eine mögliche Zulassung von Heroin als Medikament die Voraussetzung darstellte.


Beide Gruppen wurden nochmals unterteilt in Untergruppen, die mit unterschiedlichen Verfahren psychosozial betreut wurden, entweder durch [[Fallmanagement|Case-Management]] oder in Form von Drogenberatung mit [[Psychoedukation]]. Die Rekrutierung erstreckte sich bis Ende 2003. Insgesamt nahmen 1032 Patienten an dem Projekt teil. Im Ergebnis traten in der Diamorphingruppe mehr Zwischenfälle auf, die gesundheitliche und soziale Situation der Patienten verbesserte sich aber im Vergleich zu denen der Methadongruppe signifikant.<ref>Christian Haasen u.&nbsp;a.: [http://bjp.rcpsych.org/cgi/content/full/191/1/55 ''Heroin-assisted treatment for opioid dependence: randomised controlled trial.''] In: ''The British Journal of Psychiatry.'' 191, 2007, S.&nbsp;55–62 ([[doi:10.1192/bjp.bp.106.026112]])</ref>
Auch sehr gefährlich ist der Konsum zusammen mit anderen Drogen, wie [[Benzodiazepine]]n ([[Valium]], [[Rohypnol]]), [[Barbiturat]]en und [[Alkohol]]. Alkohol kehrt die Wirkung vieler beruhigender Medikamente oft ins Gegenteil um (=paradoxe Wirkung). Wird nach kombiniertem Konsum dieser Substanzen Heroin konsumiert, so hat das oft tödliche Folgen.
Viele vermeintliche Herointote sterben wegen der [[Wechselwirkung]]en mehrerer Substanzen.


Das Projekt war ursprünglich auf zwei beziehungsweise drei Jahre angelegt (zwei Jahre Studie und ein Jahr Auswertung der Studie), wurde aber im August 2004 bis 2006 verlängert, da man die Behandlung nicht abbrechen wollte, aber erst 2006 über die Zulassung von Heroin als Medikament entschieden werden sollte. Nachdem die CDU eine Aufnahme der diamorphingestützten Behandlung in die [[Versorgungsstufe|Regelversorgung]] lange Zeit blockiert hatte, wurde diese im Mai 2009 schließlich mit den Stimmen von SPD, FDP, Linkspartei und Grünen beschlossen.<ref>Vgl. auch Petra Bühring: ''Die tägliche Spritze. Diamorphingestützte Substitutionsbehandlung.'' In: ''Deutsches Ärzteblatt.'' Band 117, Heft 1–2, 6. Januar 2020, S. B 18 – B 20.</ref>
Die in den meisten Staaten illegale Substanz wird häufig von den [[Händler]]n mit anderen Substanzen vermischt, um den Gewinn zu steigern. Nach Untersuchungen des [[Bundeskriminalamt|BKA]]s fanden sich im Jahre 2003 in 3858 Proben [[Koffein]] (99,4%), [[Paracetamol]] (94%) und [[Griseofulvin]] (4,6%). Von den Zusätzen waren [[Lactose]] (3,6%), [[Mannit]] (2,3%) und [[Saccharose]] (1,3%) am häufigsten enthalten. Zudem treten schlichte Verunreinigungen, z.B. durch Straßendreck auf, die bei einer Injektion besonders gesundheitsschädlich sind. In Einzelfällen tauchen auch mit z.T. tödlichen [[Gift]]stoffen (z. B. [[Strychnin]], feingemahlenes Glas) vermischtes Heroin auf.


In Großbritannien ist Heroin als Schmerzmittel verschreibungsfähig und wird von einigen Ärzten mit Genehmigung des [[Home Office (Ministerium)|Home Office]] auch an Heroinsüchtige verschrieben. Diese Behandlungspraxis existiert schon seit den 1920er-Jahren, wurde in den 1970er-Jahren allerdings stark reduziert. Zurzeit werden in ganz England nur einige hundert Suchtkranke mit Heroin behandelt.
==Entzug==
<!--wird noch weiter ergänzt-->
Die körperlich heftigsten Entzugserscheinungen stellen sich bei einem plötzlichen [[Totalentzug]] der Droge ein (in der Szenesprache auch „[[Cold Turkey]]”, bzw. „auf den Affen kommen”, „einen Affen schieben” oder „auf dem Affen sein” genannt). Ein abrupter Heroinentzug ist zwar nicht unbedingt lebensbedrohlich (in Einzelfällen besteht jedoch auch hier die Gefahr eines akuten Kreislaufzusammenbruchs), dennoch gehen die Betroffenen quasi durch die Hölle: Der Entzug verursacht Schmerzen, Schweißausbrüche abgewechselt von [[Schüttelfrost]], Erbrechen, Unruhe, Zittern, Krämpfen und [[Autoaggression|autoaggressivem Verhalten]] mit Verletzungsgefahr; folglich entsteht physisch wie psychisch ein schier unstillbares Verlangen nach dem erlösenden nächsten „Schuß” ([[Craving]]). Klinisch behandelt wird der Heroinentzug zumeist durch Substitutpräparate wie Methadon oder L-Polamidon oder Codeinpräparate verbunden mit einer [[Therapie]]. Um die Wirkung im Falle einer Überdosierung aufzuheben, werden [[Opioidantagonist]]en (z.B. [[Naloxon]]) eingesetzt. Der rein körperliche Heroinentzug dauert 5-7 Tage, kann aber bei Schwerstabhängigen bis zu 2 Wochen andauern; überdies besteht in belastenden Situationen jederzeit die Gefahr eines „psychischen Rückfalls” (eine sogenannte Drogen-[[Depression]]). Auch szenebedingt besteht immer ein erhöhtes Risiko sich erneut „anfixen” zu lassen.


In den Niederlanden liefen ebenfalls schon Versuche einer heroingestützten Behandlung<!-- Wovon? Schmerzen oder Opiatabhängigkeit? -->, die sehr positive Ergebnisse erzielten, genauso wie in [[Spanien]], [[Belgien]], [[Kanada]] und [[Dänemark]].
Sämtliche Entzugsmethoden werden kontrovers diskutiert. So kann beispielsweise ein Schnellentzug mit Opioidantagonisten wie [[Naltrexon]] unter Vollnarkose mit schwersten gesundheitlichen Risiken verbunden sein. In klinischen Tests wurden vereinzelt Fälle von [[Lungenödem]]en, [[Aspirationspneumonie]] und diabetischen Schüben (z.B. [[Diabetes insipidus]]) beobachtet, überdies wurde in Universitätsstudien beim Schnellentzug eine hohe Rückfallquote registriert. Zur Zeit wird eine langsame dosisvermindernde Gabe von medizinisch reinem Heroin unter ärztlicher Betreuung in Erwägung gezogen, weil die Rückfallquote im Unterschied zu Methadonempfängern wesentlich geringer ist und es den Empfängern nach 12 Monaten im Vergleich gesundheitlich besser zu ergehen scheint; überdies besteht eine geringere Gefahr erneut in den illegalen Drogenkauf zurückzufallen. Allerdings ist diese Art der „legalen Drogenausgabe” relativ kostenintensiv und finanzpolitisch umstritten: Die neueste Studie zu der Thematik hat - laut einem aktuellen Bericht der [[Süddeutsche Zeitung|Süddeutschen Zeitung]] - um 30 Millionen Euro gekostet.


In der Schweiz wurde die Heroinabgabe im Rahmen der PROVE-Versuche (Projekte zur Verschreibung von Betäubungsmitteln) 1991 durch das Bundesamt für Gesundheitswesen BAG unter Flavio Cotti vorbereitet und vom eidgenössischen Bundesrat am 21. Oktober 1992 beschlossen:<ref>Eidgenössische bundesrätliche Verordnung über die Förderung der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Drogenprävention und Verbesserung der Lebensbedingungen Drogenabhängiger</ref> Versuche der ärztlich kontrollierten Drogenabgabe erlaubten die Abgabe von Heroin, Methadon und Morphin in spritzbarer Form, Heroin (und sehr beschränkt Kokain) in rauchbarer Form und von Heroin, Methadon und Morphin als schluckbare Zubereitungen. Die Heroinabgabe wurde 2008 per Volksabstimmung dauerhaft in Sonderinstitutionen erlaubt. Theoretisch könnte Heroin in Palliativbehandlungen durch jeden Arzt in der Schweiz verschrieben werden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.seidenberg.ch/pages/platzspitz-chronik.php |titel=André Seidenberg - Platzspitz-Chronik |datum=2020-09-25 |abruf=2023-04-19 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20200925084936/http://www.seidenberg.ch/pages/platzspitz-chronik.php |archiv-datum=2020-09-25}}</ref> Heute ist Heroin, Diacethylmorphin, DAM, in der Schweiz unter dem Handelsnamen Diaphin<ref>{{Internetquelle |url=https://compendium.ch/search/prod/diaphin |titel=compendium.ch |abruf=2023-04-19}}</ref> registriert. Da Heroinbehandlungen nur in sehr restriktiven Sondersettings erlaubt sind, haben sie nie eine wichtige Bedeutung zur Bewältigung der in den 1990er Jahren extremen Drogenprobleme erlangt. Zu keinem Zeitpunkt waren mehr als 3&nbsp;Prozent der Süchtigen in der Schweiz in Heroinbehandlung (dagegen sind seit Mitte der 1990er Jahre immer mehr als die Hälfte der Opioidabhängigen in Substitutionsbehandlungen mit Methadon, Morphin retards oder Buprenorphin).<ref>[http://www.seidenberg.ch/pages/platzspitz-chronik.php Platzspitz-Chronik] und [https://www.seidenberg.ch/pages/platzspitz-abc/platzspitz-fgh.php Platzspitz-ABC]</ref>
===Risiken===
Bei einem körperlichen Entzug besteht die Gefahr, dass die zuvor gewohnte Dosis wegen einer [[Toleranz (Medizin)|Toleranzabsenkung]] zu einer Vergiftung mit Todesfolge führen kann.


Da durch die „Nulltoleranzstrategie“ und Kriminalisierung keine Verringerung der Zahl der Heroinsüchtigen erreicht werden konnte und kann, entstanden dort, wo Heroinsüchtige aufgrund ihrer Anzahl und segregierten Existenz (oft an zentralen Plätzen von Großstädten, etwa am [[Zürich|Zürcher]] [[Platzspitz]]) von einer breiteren Öffentlichkeit als Gesundheits- und Sicherheitsproblem wahrgenommen wurden, neue Wege des Umgangs mit Heroinsüchtigen. Insbesondere entstand so die [[akzeptierende Drogenarbeit]], deren wesentliches Merkmal die Einrichtung von [[Drogenkonsumraum|Drogenkonsumräumen]] als sicherer Rahmen fürs Konsumieren ist.
====Siehe auch:====
* [[Entzug (körperlich)|Entzug]]
* [[Kalter Entzug]]
* [[Ibogain]] (Substanz, die als Entzughilfe genutzt wird)
* [[18-Methoxycoronaridin|18-MC]] (vom Ibogain abgeleitete Forschungssubstanz mit Craving- und Entzugs-lindernder Wirkung)
* [[UROD]] (engl. ''Ultra Rapid Opiate Detoxification'', Schnellentzugsmethode unter Narkose.)


2023 beschreibt [[Correctiv]], wie die an sich sinnvolle Gabe von Diamorphin durch ihre Lukrativität möglicherweise zu häufig angewendet wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://correctiv.org/aktuelles/gesundheit/2023/09/15/weisses-gold-profite-mit-legalem-heroin/ |titel=Weißes Gold – Wie die Medikus-Gruppe mit legalem Heroin Profit macht |werk=correctiv.org |datum=2023-09-15 |sprache=de-DE |abruf=2023-09-18}}</ref>
====Weiterführende Links zum Thema Sucht und Entzug (Auswahl)====
* [http://www.akademie-sucht.de Förderverein für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (FISD) e.V.]
* [http://www.drugcom.de Drugcom - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)]
* [http://www.zis-hamburg.de ZIS Hamburg - Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (Universitätsklinik Eppendorf)]
* [http://www.suchtberater.net Suchberater.net]
* [http://www.suchtzentrum.de Suchtzentrum Leipzig eV]
* [http://www.turboentzug.de CfS - Centrum für Suchtberatung, Hannover]
* [http://www.sfa-ispa.ch SFA] (Schweiz)


== Heroin und Kunst ==
==Modellversuch zur heroingestützten Behandlung==
Heroin spielt, wie auch andere Drogen, im Leben und Werk mehrerer Musiker eine Rolle. Bekannte Rockbands thematisierten den Gebrauch und die Folgen von Heroin in ihren Songs.


=== Jazz ===
Der Bund hat in Kooperation mit mehreren Bundesländern und den Städten [[Frankfurt am Main]], [[Hamburg]], [[Köln]], [[Bonn]], [[Hannover]], [[München]] und [[Karlsruhe]] ein Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung ins Leben gerufen. Im März 2002 lief das Projekt in Bonn an, die anderen Städte folgten nach und nach. Die Klienten werden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine bekommt ein Jahr lang Methadon zur Oraleinnahme und kann, als Anreiz, nach dem Jahr zur Heroingruppe wechseln. Die andere Gruppe bekommt zwei Jahre lang pharmakologisch reines Heroin (Diacethylmorphin) zur Injektion, welches sie unter medizinischer Aufsicht und unter hygienisch einwandfreien Bedingungen bis zu dreimal täglich in einer extra dafür eröffneten Heroinambulanz konsumieren. Diese beiden Gruppen sind wiederum in jeweils zwei aufgeteilt worden. die einen werden von so genannten Case-Managern und die anderen von Drogenberatern ([[Psychoedukation]]) betreut. Insgesamt nehmen 1.120 Klienten an dem Projekt teil. Die Trennung in Experimentalgruppe (Heroin) und Kontrollgruppe (Methadon) ist bei einer klinischen Arzneimittelprüfung, die für die mögliche Zulassung von Heroin als Medikament Voraussetzung ist, erforderlich. Die Wirkung der medikamentösen Therapie bei der Experimentalgruppe wird mit der Wirkung eines als Standardtherapie eingesetzten Medikaments bei der Kontrollgruppe verglichen um festzustellen, ob das neue Medikament den vorhandenen überlegen ist.
Eine der ersten Künstlerszenen, in denen häufig Heroin gespritzt wurde, war die New Yorker [[Jazz]]szene der 1940er und 1950er Jahre. Teilweise auch infolge von [[Charlie Parker]]s Heroinkonsum übernahmen andere Jazzmusiker die Angewohnheit, manche davon mit ausdrücklichem Verweis auf Parkers zugeschriebenes [[Improvisation (Musik)|Improvisations]]<nowiki/>talent. Musiker wie [[Chet Baker]], [[Art Blakey]], [[John Coltrane]], [[Miles Davis]], [[Stan Getz]], [[Grant Green]],<ref>[https://biography.jrank.org/pages/2963/Green-Grant.html ''Grant Green Biography – Raised on the Blues, Succeeded and Crashed in New York City, Turned to Popular Music''.]</ref> [[Dexter Gordon]], [[Billie Holiday]], [[Jackie McLean]], [[Hank Mobley]], [[Thelonious Monk]], [[Bud Powell]] und [[Sonny Rollins]] konsumierten über einen längeren Zeitraum Heroin und waren zeitweise [[Junkie]]s.<ref>Miles Davis mit [[Quincy Troupe]]: ''Die Autobiographie''. München 2002. Die erste Hälfte des Buches nennt mehrere Jazz-Junkies</ref>


Mit [[Paul Chambers]], [[Sonny Clark]], [[Elmo Hope]], [[Fats Navarro]], Charlie Parker und [[Freddie Webster]] gab es mehrere prominente Herointote. Parker setzte seinem Dealer Emry Bird mit der Komposition ''Moose the Mooche'' ein musikalisches Denkmal. [[Anita O’Day]] nannte ihre 1981 erschienene [[Autobiografie]] ''High Times, Hard Times''.
Das Projekt war ursprünglich auf zwei bzw. drei Jahre angelegt (zwei Jahre Studie und ein Jahr Auswertung der Studie), wurde aber im [[August 2004]] bis 2006 verlängert, da man die Patienten nicht wieder auf die Straße setzen wollte, aber erst 2006 über die Zulassung von Heroin als Medikament entschieden werden kann. In manchen Ländern, wie z.B. Großbritannien ist Heroin verschreibungsfähig und wird von Ärzten meistens an Heroinsüchtige verschrieben.
In der Schweiz wurde die Heroinabgabe per Volksabstimmung angenommen und ist heute
zu einem wichtigem Instrument der Schadensminderung (harm reduction) geworden.In den Niederlanden liefen schon ähnliche Versuche einer heroingestützten Behandlung, die sehr positive Ergebnisse erzielten.


== Referenzen ==
=== Rock ===
[[John Lennon]] schrieb 1969 den Song ''[[Cold Turkey (Lied)|Cold Turkey]]''. Darin beschrieb er den Versuch, gemeinsam mit [[Yoko Ono]] von der Droge loszukommen. [[Janis Joplin]] starb 1970 nach einer Überdosis Heroin.<ref>[https://www.zeit.de/news-102010/2010/10/4/iptc-bdt-20101003-465-26660242xml ''«Überdosis Janis»: Die Joplin starb vor 40 Jahren''.] In: ''[[Die Zeit]]'', Nr. 10/2010</ref> Die [[Rolling Stones]] veröffentlichten die Songs ''Coming Down Again'' („Wieder runterkommen“) und ''Before They Make Me Run'', die von [[Keith Richards]] geschrieben wurden und von seiner Heroinsucht handeln. [[Mick Jagger]] schrieb die Songs ''Monkey Man'' und zusammen mit [[Marianne Faithfull]] ''[[Sister Morphine]]''. Das Album ''[[Sticky Fingers]]'', welches in den britischen und amerikanischen [[Musikcharts|Charts]] Platz eins erreichte, behandelt in jedem [[Musikalisches Werk|Track]] Aspekte von Drogenkonsum.


[[Black Sabbath]] schrieben mit ''Hand of Doom'' einen Song, der sich mit der oft vernichtenden Wirkung der Droge befasste.
[1] Drogen und Psychopharmaka, Robert M. Julien, Jahr, weitere Angaben?!
<references/>


Die New Yorker Band [[The Velvet Underground]], besonders [[Lou Reed]], schrieb mehrere Songs über Heroin: ''Waiting for the Man'' und das eindeutig betitelte ''[[Heroin (Lied)|Heroin]]'' gelten als Klassiker des drogeninspirierten Rock.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.nuaa.org.au/index.php?option=com_content&view=article&id=123:music-loaded-great-heroin-songs-of-the-rock-era&catid=8:issue-no-52-summer-200708&Itemid=5 |text=''Music: Loaded – Great heroin songs of the rock era.'' |wayback=20110218161107}} auf: ''nuaa.org.au''</ref>
== Weiterführende Literatur ==


Im [[Punk-Rock]] war Heroin zum Ende der 1970er-Jahre ein verbreitetes Thema. Die [[Ramones]] weigerten sich, den von [[Dee Dee Ramone]] geschriebenen Song ''Chinese Rocks'' zu spielen, da er zu offensichtlich Drogenmissbrauch thematisierte. Dee Dee vollendete das Lied mit [[Richard Hell]] von den [[The Heartbreakers|Heartbreakers]]. Der Song wurde zu einem der populärsten Stücke der Gruppe.
*Michael de Ridder: ''Heroin. Vom Arzneimittel zur Droge''. Frankfurt/Main, New York: Campus, 2000. ISBN 3-593-36464-6

*Herbert Elias: ''Der Heroinrausch. Fünfunddreißig Interviews zur Pharmakopsychologie von Diacetylmorphin''. 2001. ISBN 3-86135-221-4
Das wohl bekannteste Lied der [[The Stranglers|Stranglers]], ''[[Golden Brown]]'', dreht sich nach Aussage von deren damaligem Frontmann [[Hugh Cornwell]] um Heroin, zwecks Wahrung der Zweideutigkeit im Text aber auch um ein Mädchen. Ein ähnliches lyrisches Mittel ließ Lou Reed in seiner [[Ballade (Unterhaltungsmusik)|Ballade]] ''[[Perfect Day (Lou-Reed-Lied)|Perfect Day]]'' aus dem Jahr 1972 durchblicken.<ref>Hugh Cornwell: ''The Stranglers – Song by Song.'' 2001.</ref>
*Lutz Klein: ''Heroinsucht, Ursachenforschung und Therapie. Biograph<!--sic!-->ische Interviews mit Heroinabhängigen''. Campus Forschung Bd.755. 1997. ISBN 3-593-35828-X

*Andre Seidenberg, Ueli Honegger: ''Methadon, Heroin und andere Opioide. Medizinisches Manual für die ambulante opioidgestützte Behandlung''. 1998. ISBN 3-456-82908-6
Einer der bekanntesten Songs von [[Red Hot Chili Peppers]], ''[[Under the Bridge]]'', thematisiert die Heroinerfahrungen des Sängers [[Anthony Kiedis]] in den Drogenregionen von Los Angeles.
* Hans-Georg Behr: ''Weltmacht Droge. Das Geschäft mit der Sucht.'' Pabel/Moewig, Rastatt 1985. ISBN 3-430-11293-1

*Christiane F. : ''[[Wir Kinder vom Bahnhof Zoo]]'' Nach Tonbandprotokollen aufgeschrieben von Kai Hermann u. Horst Rieck., 1. Aufl., Hamburg, Gruner und Jahr, 1978, ISBN 3-570-02391-5
Der [[Christian Death|Christian-Death]]-Sänger [[Rozz Williams]] beschrieb in seinem letzten [[Soloalbum]] vor seinem [[Suizid]], ''From the Whorse’s Mouth'', seine Suchtprobleme.

[[Kurt Cobain]] injizierte sich zur Zeit der Veröffentlichung von ''[[Nevermind]]'' regelmäßig die Droge.

[[Kevin Russell]], Sänger der Band [[Böhse Onkelz]], war jahrelang abhängig. Die Band thematisiert dies im Song ''H'', der sich auf dem Album ''[[Hier sind die Onkelz]]'' von 1995 befindet. Außerdem beschäftigt sich der Song ''Hast du Sehnsucht nach der Nadel?'' auf dem Album ''[[Es ist soweit (Album)|Es ist soweit]]'' von den Böhsen Onkelz von 1990 mit dem Thema der Sucht.

Der niederländische Rockmusiker [[Herman Brood]] war ebenfalls jahrzehntelang abhängig. In Liedern wie ''Rock’n’Roll Junkie'' und ''Dope Sucks'' setzte er sich mit Heroin auseinander. Er [[Suizid|nahm sich das Leben]], im Juli 2001 nach einer Entgiftung. Laut seinem Abschiedsbrief erschien ihm ein Leben ohne Drogen nicht lebenswert.

Einige bekannte Rockmusiker starben an den Folgen ihrer Sucht, wie [[John Belushi]], [[Janis Joplin]], [[Phil Lynott]], [[Dee Dee Ramone]], [[Hillel Slovak]] und [[Sid Vicious]].

=== Literatur und Film ===
Die Öffentlichkeitswahrnehmung von Heroinkonsum wird unter anderem von Spielfilmen beeinflusst, in denen die Droge eine dominante Rolle spielt, wie in ''[[Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo]]'' oder in ''[[Trainspotting – Neue Helden]]'', die jeweils auf Buchvorlagen beruhen.

== Rechtslage ==
=== Deutschland ===
Mit dem Gesetz zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung (''Diamorphin-Gesetz'') wurde Diamorphin<!-- =Heroin oder doch was anderes? --> im Juli 2009 ein verschreibungsfähiges Betäubungsmittel, das unter staatlicher Aufsicht in Einrichtungen, die eine entsprechende Erlaubnis besitzen, an Schwerstabhängige abgegeben werden kann. Der verschreibende Arzt muss suchttherapeutisch qualifiziert sein, die Betroffenen müssen mindestens 23&nbsp;Jahre alt, seit mindestens fünf Jahren opiatabhängig sein und mindestens zwei erfolglose Therapien nachweisen. Durch das Gesetz wurden das [[Betäubungsmittelgesetz (Deutschland)|Betäubungsmittelgesetz]], die [[Betäubungsmittelverschreibungsverordnung]] und das [[Arzneimittelgesetz (Deutschland)|Arzneimittelgesetz]] entsprechend geändert.<ref>Gesetz zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung, vom 15. Juli 2009. ''[[Bundesgesetzblatt (Deutschland)|BGBl.]]'' I Nr. 41 vom 20. Juli 2009, S. 1801.</ref>

Unabhängig von den oben genannten Regularien ist das Führen von Kraftfahrzeugen unter Heroin-Einfluss gem. § 24a StVG ordnungswidrig, im Falle einer daraus resultierenden Fahruntüchtigkeit ist das Führen von Fahrzeugen oder Kraftfahrzeugen strafbar gem. § 316 StGB.
=== Schweiz ===
In der Schweiz darf Heroin nach dem ''[[Bundesgesetz über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe]]'' nicht eingeführt, hergestellt oder in Verkehr gebracht werden. Eine ärztlich kontrollierte Abgabe zur heroingestützten Behandlung (HeGeBe) von schwer Abhängigen ist unter speziellen Bedingungen jedoch möglich.<ref>[https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/sucht-und-gesundheit/suchtberatung-therapie/substitutionsgestuetzte-behandlung/heroingestuetzte-behandlung.html ''Substitutionsgestützte Behandlung mit Diacetylmorphin (Heroin)''.] [[Bundesamt für Gesundheit]] BAG, 26. Februar 2020; abgerufen am 6. März 2020.</ref><ref>[http://www.admin.ch/ch/d/sr/8/812.121.de.pdf Bundesgesetz über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe] – Betäubungsmittelgesetz, BetmG. (PDF; 183&nbsp;kB) Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft</ref>

Im Unterschied zu anderen Substitutionsmitteln wie Methadon muss man für den Heroinbezug einen Antrag bei den [[Bundesverwaltung (Schweiz)|Bundesbehörden]] stellen. Dabei bekommen die Patienten Heroin (Diacetylmorphin) als Medikament für die Einnahme oder können es sich in speziellen Kliniken unter Aufsicht intravenös verabreichen. Das Medikament wird unter dem Handelsnamen ''Diaphin'' vertrieben und gibt es in drei Verabreichungsformen: für die orale Gabe mit rascher oder verlangsamter ([[Retardarzneiform|retardierter]]) Wirkstofffreisetzung sowie als Injektionslösung.<ref>{{Internetquelle |url=https://compendium.ch/product/1179602-diaphin-ir-tabl-200-mg/mpro |titel=Compendium |abruf=2020-03-03}}</ref> Der Transport von Diaphin zu den Abgabestellen unterliegt höchsten Sicherheitsvorkehrungen und ist vergleichbar wie ein Goldtransport geschützt mit gepanzerten Lieferwägen und bewaffnetem Personal.<ref>{{Internetquelle |autor=Gaby Ochsenbein |werk=swissinfo.ch |url=https://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/kontrollierte-heroinabgabe_heroin---das-verpoente-medikament/37842474 |titel=Heroin – das verpönte Medikament |abruf=2020-03-03}}</ref>

=== Andere Staaten ===
In Kanada und vor allem in [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] wird Diacetylmorphin nach wie vor als Schmerzmittel eingesetzt, insbesondere bei chronischen Schmerzen und in der [[Palliativmedizin]]. In Großbritannien darf es von zugelassenen Ärzten auch zur Erhaltungstherapie bei Opiatabhängigen eingesetzt werden. Großbritannien ist das einzige Land weltweit, in dem Abhängige Heroin tatsächlich „auf Rezept“ bekommen können, während entsprechende Behandlungsformen in Deutschland und der Schweiz immer die Einnahme unter Aufsicht voraussetzen.<ref>N. Metrebian u.&nbsp;a.: ''Patients receiving a prescription for diamorphine (heroin) in the United Kingdom.'' In: ''Drug and Alcohol Review'', 25, Nr.&nbsp;2, S.&nbsp;115–121; [[doi:10.1080/09595230500537175]].</ref>

In [[Dänemark]] wird der Besitz einer geringfügigen Heroinmenge zur Deckung des persönlichen Bedarfs nicht bestraft und in diesen Fällen auch die Sicherstellung der Substanz unterlassen, da das kriminelle Handlungen bei der Beschaffung einer neuen Dosis auslösen könnte.<ref>[http://www.emcdda.europa.eu/attachements.cfm/att_37235_DE_sel00_1de.pdf ''Substitution treatment''.]{{Toter Link|url=http://www.emcdda.europa.eu/attachements.cfm/att_37235_DE_sel00_1de.pdf |date=2025-06 |archivebot=2025-06-24 14:24:25 InternetArchiveBot }} (PDF; 158&nbsp;kB) In: ''EMCDDA 2000 Annual report on the state of the drugs problem in the European Union'' – Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der Europäischen Union.</ref> Aus diesem Grund ist auch in [[Tschechien]] Anfang 2010 eines der liberalsten Drogengesetze in Kraft getreten, das den Besitz von bis zu 1,5&nbsp;g Heroin erlaubt. Von dortigen Hilfsorganisationen wie „Sananim“ oder „Drop“ wird die neue Gesetzgebung einerseits wegen der Entkriminalisierung begrüßt, andererseits aber auch kritisiert mit dem Argument, der Staat kümmere sich unzureichend um Vorbeugung und Betreuungsangebot für Drogensüchtige.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.aerztezeitung.de/panorama/article/585133/joints-erlaubt-neues-drogengesetz-tschechien.html |text=''Joints erlaubt: Neues Drogengesetz in Tschechien''. |wayback=20100124131121}} ''Ärzte Zeitung online'', 21. Januar 2010.</ref>

Parallel zur [[Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2020|Präsidentschaftswahl am 3. November 2020]] in den [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten von Amerika]] stimmten die Einwohner in einer [[Referendum|Volksabstimmung]] des US-Bundesstaates [[Oregon]] einer [[Entkriminalisierung]] von Heroin zu. Seit dem 1. Februar 2021 wird bei Konsumenten eine geringe Menge Heroin wie eine Ordnungswidrigkeit gehandhabt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mopo.de/news/politik-wirtschaft/kokain--heroin--crystal-us-wahl--erster-staat-schafft-strafen-fuer-harte-drogen-ab-37575208 |titel=US-Wahl: Kokain, Heroin, Crystal – erster Staat schafft Strafen für harte Drogen ab! |werk=MOPO.de |hrsg=[[Hamburger Morgenpost]] |datum=2020-11-04 |abruf=2020-12-15}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.nzz.ch/international/oregon-entkriminalisiert-als-erster-us-bundesstaat-kleine-mengen-harter-drogen-ld.1585372 |titel=US-Bundesstaat Oregon entkriminalisiert kleine Drogenmengen |werk=nzz.ch |hrsg=[[Neue Zürcher Zeitung]] |datum=2020-11-04 |abruf=2020-12-15}}</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://www.cnn.com/2021/02/01/us/oregon-decriminalize-drugs-is-law-trnd/index.html|titel=Oregon's law decriminalizing small amounts of heroin and other street drugs officially goes into effect|werk=CNN.com|autor=Lauren M. Johnson|datum=2021-02-01|abruf=2021-05-09}}</ref>

== Siehe auch ==
* [[Ibogain]] (Substanz, die als Entzughilfe genutzt wird)
* [[18-Methoxycoronaridin|18-MC]] (vom Ibogain abgeleitete Forschungssubstanz mit Craving- und Entzugs-lindernder Wirkung)

== Literatur ==
* [[Alfred W. McCoy]]: ''Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel''. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-86489-134-2.
* Michael de Ridder: ''Heroin. Vom Arzneimittel zur Droge''. Campus, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-593-36464-6.
* Herbert Elias: ''Der Heroinrausch. Fünfunddreißig Interviews zur Pharmakopsychologie von Diacetylmorphin''. VWB, Berlin 2001, ISBN 3-86135-221-4.
* Lutz Klein: ''Heroinsucht, Ursachenforschung und Therapie. Biograph<!--sic!-->ische Interviews mit Heroinabhängigen''. Campus, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-593-35828-X (''Campus Forschung''. Band 755).
* Andre Seidenberg, Ueli Honegger: ''Methadon, Heroin und andere Opioide. Medizinisches Manual für die ambulante opioidgestützte Behandlung''. Huber, Bern 1998, ISBN 3-456-82908-6.
* Robert Knoth, Antoinette de Jong: ''Poppy – Trails of Afghan Heroin''. Hatje Cantz, 2012, ISBN 978-3-7757-3337-3.
* Hamish Warburton, Paul J. Turnbull, [[Mike Hough (Kriminologe)|Mike Hough]]: ''Occasional and controlled heroin use: Not a problem?'' Joseph Rowntree Foundation, York 2005, ISBN 1-85935-424-6.

== Hörspiele ==
* ''Heroin'', WDR-Hörspiel über die Entwicklung und Vermarktung von Heroin, 2013


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Wiktionary|Heroin}}
{{Wiktionary}}
* [http://www.heroinstudie.de Offizielle Seite zum Bundesdeutschen Heroinmodellprojekt]
* {{dmoz|World/Deutsch/Gesellschaft/Drogen/Arten/Heroin/}}
* [http://www.effdrei.de/heroin.html Heroin – Geschichtliches]
* Hubert Ostendorf: [http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_1998/SWB01_98/100_Jahre_Heroin/100_jahre_heroin.html ''Geschichte eines „Hustensaftes“: 100 Jahre Heroin von BAYER.''] In: [http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/zeitschrift_swb.html ''STICHWORT BAYER.''] 01/1998
* [http://www.onmeda.de/gesund_leben/rauchen_alkohol_drogen/kokain_ecstasy_co/heroin_opium.html Pharamakologie – Heroin]
* [http://www.cbgnetwork.org/4122.html ''Werbe-Motive von BAYER aus dem Jahr 1912 aufgetaucht'']. Werbung für Heroin
* [http://dmoz.org/World/Deutsch/Gesellschaft/Drogen/Arten/Heroin/ dmoz-Verzeichnis zu Heroin]
* [http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_1998/SWB01_98/100_Jahre_Heroin/100_jahre_heroin.html Geschichte eines Hustensaftes – Die Finanzielle Perspektive hinter Heroin, auch in Relation zu]
* [http://www.drogenwiki.de/wiki/index.php/Heroin Heroin-Infos bei DrogenWiki.de]
* {{Erowid|chemicals/heroin|Heroin}}
* {{Erowid|chemicals/heroin|Heroin}}


'''Weblinks zum Thema Heroinabgabe und Methadonprogramme'''
[[Kategorie:Chemische Verbindung]]
* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/513595/ ''Unbequeme Sensation – Kontrollierte Herointherapie wirkungsvoller als Methadonersatz.''] [[Deutschlandradio]], 23. Juni 2006
[[Kategorie:Opioid]]
* [http://www.admin.ch/ch/d/sr/8/812.121.6.de.pdf ''Verordnung über die ärztliche Verschreibung von Heroin vom 8. März 1999 (Stand am 1. Januar 2010).''] (PDF; 155&nbsp;kB) Schweizer Rechtslage
[[Kategorie:Droge]]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Gesundheitshinweis}}
{{Gesundheitshinweis}}

[[bg:Хероин]]
{{Normdaten|TYP=s|GND=4159621-3|LCCN=sh85060444}}
[[ca:Heroïna]]

[[da:Heroin]]
[[Kategorie:Arzneistoff]]
[[en:Heroin]]
[[eo:Heroino]]
[[Kategorie:Opioid]]
[[Kategorie:Essigsäureester]]
[[es:Heroína]]
[[fi:Heroiini]]
[[Kategorie:Cumaran]]
[[Kategorie:N-Alkylpiperidin]]
[[fr:Diacétylmorphine]]
[[gl:Heroína]]
[[Kategorie:Cyclohexen]]
[[Kategorie:Halbsynthetische psychotrope Substanz]]
[[he:הרואין]]
[[Kategorie:Betäubungsmittel (BtMG Anlage I)]]
[[hr:Heroin]]
[[Kategorie:Betäubungsmittel (BtMG Anlage II)]]
[[hu:Heroin]]
[[Kategorie:Betäubungsmittel (BtMG Anlage III)]]
[[id:Heroin]]
[[Kategorie:Psychotroper Wirkstoff]]
[[is:Heróín]]
[[Kategorie:Psychotropes Opioid]]
[[it:Eroina]]
[[ja:ヘロイン]]
[[lt:Heroinas]]
[[ms:Heroin]]
[[nl:Heroïne]]
[[nn:Heroin]]
[[no:Heroin]]
[[pl:Heroina]]
[[pt:Heroína]]
[[ru:Героин]]
[[sv:Heroin]]
[[uk:Героїн]]
[[zh:海洛因]]

Aktuelle Version vom 27. Juni 2025, 21:52 Uhr

Strukturformel
Strukturformel von Heroin
Allgemeines
Name Heroin
Andere Namen
  • Diamorphin
  • Diacetylmorphin
  • (5α,6α)-7,8-Didehydro-4,5-epoxy-17-methylmorphinan-3,6-dioldiacetat (IUPAC)
  • (5R,6S)-4,5-Epoxy-17-methylmorphin-7-en-3,6-diyl-diacetat (IUPAC)
Summenformel C21H23NO5
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 209-217-7
ECHA-InfoCard 100.008.380
PubChem 5462328
ChemSpider 4575379
DrugBank DB01452
Wikidata Q60168
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N07BC06

Wirkstoffklasse

Opioid-Analgetikum

Wirkmechanismus

Opioidrezeptor-Agonist

Eigenschaften
Molare Masse 369,42 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

171–174 °C[1]

Löslichkeit

Base: <0,2 g·l−1 in Wasser, 0,6 g·l−1 in Ethanol[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300+310+330
P: 260​‐​262​‐​264​‐​280​‐​302+352+310​‐​304+340+310[1]
Toxikologische Daten

21,8 mg·kg−1 (LD50Mausi.v.)[2]

Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Heroin (griechisches Kunstwort: ἡρωίνη heroine, siehe Heros), auch Diamorphin oder Diacetylmorphin (DAM), Handelsname Diaphin, ist ein halbsynthetisches, stark analgetisches Opioid und Rauschgift mit einem sehr hohen Abhängigkeitspotential bei jeder Konsumform. Trotz 1,5-[3] bis 3-fach[4] höherer schmerzstillender Wirksamkeit des Diamorphins im Vergleich zur Stammsubstanz Morphin ist die therapeutische Anwendung von Diamorphin (Heroin) in den meisten Ländern verboten.[5]

Geschichte

Die Geschichte des Konsums von betäubenden oder euphorisierenden Opiaten reicht bis ungefähr 2000 bis 3000 v. u. Z. in das alte Ägypten.[6] Chemiker versuchten ab dem 19. Jahrhundert, ein synthetisches Äquivalent zu dem Naturstoffextrakt Opium zu finden und ein Heilmittel zu entwickeln, das schnell herzustellen war und auch entsprechend vermarktet werden konnte.[6][7]

Heroin-Medikamentenflasche von Bayer
Werbeschild von Bayer für US-Apotheken, vor dem staatlichen Heroinverbot 1924

Der englische Chemiker Charles Romley Alder Wright untersuchte 1873 die Reaktionen von Alkaloiden wie Morphin mit Essigsäureanhydrid. Zwanzig Jahre später befasste sich der im Bayer-Stammwerk in Elberfeld (Wuppertal-Elberfeld) beschäftigte Chemiker und Pharmazeut Felix Hoffmann mit dieser Reaktion, die direkt zu Diacetylmorphin führte. Bayer entwickelte hieraus ein Verfahren zur Synthese von Diacetylmorphin und ließ sich dafür am 27. Juni 1898 den Markennamen „Heroin“ schützen.[8]

Heroin wurde in einer Werbekampagne in zwölf Sprachen als ein oral einzunehmendes Schmerz- und Hustenmittel vermarktet. Es wurde außerdem bei etwa 40 weiteren Indikationen angewendet, zum Beispiel bei Bluthochdruck, Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen, zur Geburts- und Narkoseeinleitung sowie als „nicht süchtigmachendes Medikament“ gegen die Entzugssymptome von Morphin und Opium. Es wurde angenommen, Heroin habe alle Vorteile von Morphin, aber kaum Nebenwirkungen – zunächst wurden lediglich Verstopfung und leichte sexuelle Lustlosigkeit als solche vermutet. Heroin wurde von vielen Ärzten und Patienten zunächst positiv aufgenommen. Doch 1904 wurde erkannt, dass Heroin noch stärker oder schneller als Morphin abhängig macht und dass Patienten bei wiederholter Einnahme bald eine größere Heroinmenge brauchten, um dessen anfängliche Wirkung erneut zu erzielen. Einige Ärzte warnten, dass Heroin das gleiche Abhängigkeitspotenzial wie Morphin habe; diese Erkenntnis verbreitete sich aber nur langsam. Das lag unter anderem daran, dass die orale Darreichungsform eine relativ langsame Aufnahme des Stoffes bewirkt, wodurch starke Rauschzustände in der Regel ausblieben.

Ab etwa 1910 wurde vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo die Morphin- und Opiumsucht häufiger und in breiteren Schichten vorkam als in Europa, die von der Droge Heroin ausgehende Gefahr erkannt. Als in den USA bekannt wurde, dass geschnupftes und insbesondere intravenös gespritztes Heroin eine weitaus stärkere Wirkung hatte, stiegen viele Opioidabhängige auf die leicht erhältliche Substanz um, die außerdem nebenwirkungsärmer als Morphin war (hinsichtlich Histaminreaktion). Die Zahl der Abhängigen stieg rasch an, so auch unter oftmals stigmatisierten und mit Opiumkonsum in Verbindung gebrachten chinesischen Einwanderern. Zunächst erließen einzelne Bundesstaaten der USA verschiedene Gesetze zwecks Verbot einiger Opioide. Später, auf der ersten Opiumkonferenz 1912, wurde zum ersten Mal ein staatenübergreifendes Verbot diskutiert.

1931 gab Bayer dem politischen Druck nach, stellte die Produktion ein und entfernte Heroin damit aus seiner Produktpalette.

Erste illegale Herstellungslabore entstanden in den 1930er Jahren in Marseille, wo sie durch die French Connection, geleitet von Paul Carbone und François Spirito, betrieben wurden. Das Rohmaterial stammte aus Indochina und der Türkei, wurde nach Frankreich geschmuggelt und dort raffiniert. Dieses Heroin wurde dann hauptsächlich in die USA gebracht.[9]

Trotz der Verbote stieg insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Vietnamkrieg die Zahl der Heroinsüchtigen weltweit an, weil Soldaten bei ihren Einsätzen mit Morphin und Heroin in Kontakt gekommen waren. Nach 1945 organisierte vornehmlich die italo-amerikanische Mafia in Zusammenarbeit mit der italienischen Mafia sowie der French Connection den Schmuggel von Heroin in die USA (siehe Pizza Connection). Einen ersten Höhepunkt erreichte die Zahl der Heroinsüchtigen in den 1970er Jahren. US-Präsident Richard Nixon verwendete den Begriff War on drugs auf einer Pressekonferenz am 18. Juni 1971, bei der er Drogenkonsum zum “public enemy number one” erklärte. 1982 begann unter anderem der damalige US-Vizepräsident George H. W. Bush, CIA und US-Truppen dafür einzusetzen, um Drogenanbau und -handel im Ausland zu reduzieren.[10]

Nach vorübergehenden Erfolgen hat die Zahl der Heroinabhängigen in den Jahren seit 2000 in den USA wieder stark zugenommen, wobei diesmal besonders Gebiete abseits der Ballungszentren betroffen sind. Das wird zumeist damit in Verbindung gebracht, dass seit Ende der 1990er von amerikanischen Ärzten vermehrt Opioide wie Oxycodon, Hydrocodon und Fentanyl verschrieben wurden. Sind Patienten von diesen abhängig geworden, steigen sie oft auf das weitaus billigere Heroin um: Vier von fünf Heroinsüchtigen in den USA haben zuerst verschreibungspflichtige Opioide genommen (siehe Opioidkrise in den USA). Dieser Umstand wird insbesondere von mexikanischen Drogenkartellen genutzt, deren illegale Heroinproduktion Schätzungen zufolge alleine in den Jahren zwischen 2005 und 2009 um 600 Prozent gesteigert wurde, um die gewachsene Nachfrage in den USA zu bedienen. Die Süchtigen entstammen nun stärker als früher allen Gesellschaftsschichten und Bevölkerungsgruppen. 2015 starben fast 13.000 US-Amerikaner an einer Heroin-Überdosis, dies waren 23 Prozent mehr als 2014.[11]

In der Bundesrepublik Deutschland wurde Heroin bis 1958 legal verkauft. Es wurde anschließend durch das Betäubungsmittelgesetz verboten.

Der medizinische Einsatz von Heroin ist heute in mehreren Staaten – darunter seit 2009 auch wieder Deutschland – unter strengen Auflagen erlaubt; es gibt eine legale Heroinproduktion.

Herstellung

Durch Anritzen unreifer Samenkapseln gewonnener Milchsaft von Papaver somniferum liefert beim Trocknen Opium.
Morphin – ein Opiat
Braunes und weißes Heroin

Heroin wird halbsynthetisch hergestellt, Ausgangssubstanz ist dabei das Morphin. Gewonnen wird Morphin als Extrakt aus Rohopium, dem getrockneten Milchsaft aus den Samenkapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum). Zur Herstellung von Heroin wird die im ersten Bearbeitungsschritt gewonnene Morphinbase an den beiden Hydroxy-Gruppen mittels Essigsäureanhydrid (Acetanhydrid) oder Essigsäurechlorid acetyliert und zur Heroinbase umgewandelt. Als Nebenprodukt kann monoacetyliertes Morphin entstehen (z. B. 6-MAM). Unter Zugabe von organischen Lösungsmitteln (z. B. Aceton) und Salzsäure entsteht ggf. in einem weiteren Schritt das sogenannte Heroinhydrochlorid.[12] Reines Heroin ist sowohl als Base als auch als Hydrochlorid-Salz ein farbloser kristalliner Feststoff.[13]

Pharmakologie

Wirkung

Diacetylmorphin hat ähnlich wie Morphin eine euphorisierende und analgetische Wirkung, normaler Schlaf wird durch die Verabreichung aber eher gestört.[14] Es wirkt je nach Applikationsform mit einer Halbwertszeit von vier bis sechs Stunden und ist für die Organe des menschlichen Körpers nicht toxisch. Weitere Wirkungen auf den ungewöhnten Körper sind die emetische (griechisch Emesis = Brechreiz) und atemdepressive Wirkung. Die Nebenwirkung der Obstipation unterliegt keiner Toleranzbildung – der Wirkstoff wurde um die Jahrhundertwende als Mittel gegen Durchfall eingesetzt. Bei einer Überdosierung ist hauptsächlich eine Atemdepression gefährlich, die, insbesondere wenn zusätzlich andere sedierende psychotrope Substanzen wie Alkohol, Benzodiazepine oder Barbiturate im Sinne einer Polytoxikomanie hinzukommen, zum Atemstillstand mit Todesfolge führen kann (der sogenannte „goldene Schuss“). Um die Wirkung im Falle einer Überdosierung aufzuheben, werden Opioidantagonisten (zum Beispiel Naloxon) eingesetzt.

Pharmakodynamik

Heroin bindet nur schwach an die verschiedenen Opioid-Rezeptoren, wirkt aber als Prodrug (Drogen-Vorstufe), dessen aktive Metaboliten hauptsächlich die Wirkung vermitteln.[15] Erwähnenswert ist die hohe intrinsische Aktivität von 6-MAM am µ-Opioidrezeptor, sie ist höher als die von Morphin und ist daher mitentscheidend für die starke Ausprägung des Rauschgefühls nach intravenöser Heroininjektion.[15]

Die Dosen, die ein körperlich Heroinabhängiger zu sich nimmt, überschreiten nicht selten das 10- bis 30fache der ursprünglich therapeutischen Dosis (Einzeldosis zur Schmerzlinderung: 2,5 bis 20 mg bei Erwachsenen[16]) der Substanz. Wenn man den durchschnittlichen Reinheitsgrad von Schwarzmarktheroin mit berücksichtigt, der in Europa – von den Niederlanden abgesehen – für den Endkunden in der Regel zwischen 5 und 15 %, selten über 20 % (Stand 2006) beträgt – in den USA liegt der Reinheitsgrad inzwischen oft deutlich höher –, kommt ein durchschnittlicher langjähriger intravenöser Heroinkonsument mit einer Menge aus, die 100–200 mg der Reinsubstanz entspricht. Die Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland legte bei der Festlegung der nicht geringen Menge Heroin im Sinne von § 29a Betäubungsmittelgesetz zugrunde, dass eine Dosis von 50 mg bei einer nicht drogenabhängigen Person letal wirkt, obwohl diese Zahl höchstwahrscheinlich nicht der Wahrheit entspricht und einige Studien von einer weitaus höheren humanen LD50 ausgehen. Diese Zahl scheint eher für Mischkonsum zuzutreffen, der sehr häufig anzutreffen ist und in vielen Toxizitätsberichten von Krankenhäusern nach fatalen Überdosen nicht erkannt wird, speziell, wenn die Substanzen mit einem Standard-Drogenscreening nicht erfassbar sind oder es sich um den weitaus verbreitetsten fatalen Mischkonsum, den mit Ethanol, handelt.[17][18]

Die Wirkung von Heroin hält bei Konsumenten ohne Toleranz sechs Stunden bis oftmals über 24 Stunden an, wobei Nachwirkungen nach dem ersten Konsum manchmal mehrere Tage andauern können. Hingegen dauert die Wirkung von Heroin bei einem körperlich Abhängigen, wenn er eine für sich durchschnittlich hohe Dosis konsumiert, nicht länger als 6–8 Stunden, wonach die Entzugserscheinungen langsam wieder einsetzen. Opioide wie das Diamorphinsubstitut Methadon besitzen eine Halbwertszeit von bis zu 24 Stunden. Die Dosistoleranz von Opioiden steigt bei täglichem Konsum zügig auf ein Mehrfaches an.

Pharmakokinetik

Die Bioverfügbarkeit ist abhängig von der Konsumform. Heroin ist deutlich stärker lipophil (fettlöslich) als Morphin und gelangt daher rasch ins Gehirn, was zu einer starken Anflutung an den Wirkrezeptoren führt; daher löst eine intravenöse Heroin-Injektion einen initialen „Kick“ (auch Flash genannt) aus. Dieser Effekt ist bei allen anderen Konsumformen als der intravenösen Injektion aufgrund der langsameren Anflutung nach dem heutigen Stand der Wissenschaft zumindest stark abgeschwächt, wenn überhaupt vorhanden. Gründe dafür sind die langsamere Resorption, die vorzeitige Hydrolyse und der First-Pass-Effekt.

Die Hauptmetabolisierungsroute des Heroins ist

Heroin → 6-MAM → Morphin

Heroin wird im Körper rasch, mit einer Plasmahalbwertszeit von drei Minuten, zu 6-Monoacetylmorphin (6-MAM) deacetyliert. Daneben gibt es noch den inaktiven Metaboliten 3-MAM. Beide werden weiter zu Morphin hydrolysiert (Halbwertszeit ca. 20 Minuten). Etwa 1–10 % des Morphins werden in den ebenfalls aktiven Metaboliten Morphin-6-Glucuronid umgewandelt, der eine deutlich höhere Halbwertszeit als Morphin selbst aufweist und sich deswegen bei Patienten mit einer gestörten Nierenfunktion bei langandauernder Verabreichung anhäufen kann. Weitere 55–75 % des Morphins werden zu inaktivem Morphin-3-Glucuronid metabolisiert. Es wird auch zu etwa 5 % zu Normorphin verstoffwechselt.

Nachweis

In forensischen Erfassungstests, sogenannten Screeningtests (englisch Screening ‚Überprüfung‘), können die metabolischen Rückstände chemischer Substanzen verschiedener Analgetika (beispielsweise Paracetamol), Barbiturate und Opiate wie Heroin toxikologisch im menschlichen Körper nachgewiesen werden. Hierfür wird in der klinischen Chemie bei Verdacht auf Intoxikation mit Medikamenten und Drogen das Screening aus Blutserum, Speichel, Sperma, Heparinplasma oder Urin verwendet.

Chemisch standardisiert können halbsynthetische Opiate wie Heroin jedoch nur über Urinausscheidungen nachgewiesen werden, da das Diacetyl-Morphin Heroin vom Organismus relativ schnell zu Morphin metabolisiert wird. Verfälscht werden kann der Urintest überdies durch opiatähnliche Substanzen gleicher Struktur oder Wirkung wie beispielsweise das Codein, welches in handelsüblichen Schmerzmitteln oder in Antitussiva (Hustensäften) vorkommt. Insofern muss ein positives toxikologisches Ergebnis nicht unbedingt auf einen Heroinmissbrauch schließen lassen.

Der zuverlässige qualitative und quantitative Nachweis in verschiedenen Untersuchungsmaterialien gelingt nach angemessener Probenvorbereitung durch chromatographische Verfahren in Kopplung mit der Massenspektrometrie.[19][20][21]

Toxikologie

Vergleich von Abhängigkeitspotential und Verhältnis zwischen üblicher und tödlicher Dosis verschiedener Drogen[22][23]

Bei keiner anderen gängigen Droge ist die relative Differenz zwischen einer wirksamen und einer tödlichen Dosis so gering wie bei Heroin, wodurch sich in Kombination u. a. mit dem ebenfalls höchsten Abhängigkeitspotential und einer Tendenz zur Dosissteigerung die vergleichsweise hohe Zahl von Todesfällen erklären lässt. Die konkrete Dosis, die zum Tode eines Konsumenten führt, ist von Person zu Person sowie insbesondere stark von einer möglichen Toleranzentwicklung und damit auch vom Zeitpunkt des letzten Konsums abhängig. Ein langjähriger Dauerkonsument „verträgt“ u. U. das 10fache einer Menge, die bei einem Erstkonsumenten bereits zum Tode führen würde. Nach wenigen Tagen Konsumpause kann dieser Wert aber schon wieder sinken und eine entsprechende Hochdosierung auch für den Dauerkonsumenten tödlich enden.[2] Problematisch sind auch die üblichen Verunreinigungen (Streckungen), die Konsumenten generell zu einer schwer kalkulierbaren Höherdosierung veranlassen, was dann u. U. bei unerwartet reinerem Stoff zum Tod führt.

Einige Quellen geben für die in 50 % der Fälle tödliche Dosis (LD50) Dosen von 1 bis 5 mg pro Kilogramm Körpergewicht für Erstkonsumenten an (75 bis 375 mg bei einer Person von 75 kg Körpergewicht).[17] Tödliche Dosen wurden beim Menschen aber auch schon ab 10 mg (absolut) beobachtet.[2]

Antidote und Opioidantagonisten

Bei einer opiat- oder heroinbedingten Intoxikation werden Opioidantagonisten eingesetzt. In Deutschland wird häufig Naloxon-Hydrochlorid verwendet, welches die Aufnahme des Opioids an den Opioidrezeptoren blockiert. Problematisch ist hier die weitaus kürzere Halbwertszeit gegenüber dem Opioid. Dieser Antagonist wirkt zu kurzzeitig (etwa eine Stunde) und hebt außerdem die etwa drei bis vier Stunden[16] dauernde analgetische (schmerzstillende) Wirkung des Heroins auf, was sofort zu heftigsten Entzugssyndromen (Schweißausbrüche, Schmerzen und Krämpfen bis hin zum Kreislaufkollaps) führen kann, wenn der Patient eine auch nur kleine Toleranz gegenüber Opioiden hat. Opioidantagonisten dürfen aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur unter ärztlicher Kontrolle verabreicht werden. Vorsicht gilt in besonderem Maße für Substituierte mit dem halbsynthetischen Opioid Buprenorphin (z. B. Subutex), welches eine höhere Rezeptoraffinität als Naloxon besitzt – alle derzeit am Markt verwendeten Opioidrezeptor-Vollagonisten haben eine signifikant niedrigere Affinität als Naloxon und werden daher vom Naloxon schnell verdrängt – hingegen lässt sich aus diesem Grund Buprenorphin nur mit äußerst hohen Dosen Naloxon antagonisieren. Es besitzt außerdem eine interindividuell stark variable Halbwertszeit bis zu 48 Stunden, weshalb zusätzlich Naltrexon gegeben werden muss.

Konsumformen

Heroin in Form von Pulver und als Pillen
Aufkochen von Heroin mit Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Zitronensaft
Intravenöser Heroinkonsum eines „Fixers“

Es gibt verschiedene Konsumformen, die alle mit Risiken verbunden sind. Die Sucht kann bei jeder Konsumform eintreten.

Intravenöser Konsum

Der intravenöse Konsum (umgangssprachlich „drücken“, „ballern“ oder „fixen“) ist wohl die bekannteste Konsumform. Da die zumeist in Europa erhältliche Heroinbase nicht in Wasser löslich ist, braucht man einen Hilfsstoff, um sie in Lösung zu bringen. Das Heroin wird (in der Regel auf einem Löffel) mit einer Säure (pulverige Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Zitronensaft) und Wasser erhitzt und danach durch einen Filter aufgezogen. Die Säure bewirkt beim Aufkochen die für die intravenöse Injektion notwendige Bildung eines wasserlöslichen Heroinsalzes.

Durch häufige intravenöse Injektionen unter nicht sterilen Bedingungen, wie sie unter Schwarzmarktbedingungen vorherrschen, bilden sich oft Hämatome und Vernarbungen, die eine Thrombose (Venenverschluss) verursachen können. Allerdings kann auch der injizierende Konsum von reinem Heroin, wie jede andere Injektion auch, zu Abszessen führen. Zittern als Entzugserscheinung führt zu einer erhöhten Verletzungsgefahr bei der Selbstinjektion. Es besteht die Gefahr, die Vene zu verfehlen und sich eine „Kammer“ unter die Haut zu spritzen („sich ein Ei schießen“), was bei ausbleibender medizinischer Behandlung zu Abszessen führen kann.

Die Benutzung derselben Kanüle durch mehrere Personen oder das Aufteilen einer aufgekochten Zubereitung birgt das Risiko einer Infektion mit HIV/AIDS und sonstigen durch das Blut übertragbaren Krankheiten (z. B. Hepatitis B und besonders Hepatitis C). Durch die Strecksubstanzen in Schwarzmarktheroin (Strychnin und viele andere) kann es zu lebensbedrohlichen Vergiftungen kommen.[24]

Auf einen intravenösen Heroinkonsum deuten Einstichstellen (nicht nur am Arm) und Vernarbungen hin.

Intranasaler Konsum

Zum Schnupfen (Sniefen, Sniffing) durch die Nase wird das Heroin zu feinem Pulver zermahlen. Ähnlich wie bei Kokain wird es anschließend mit einem Schnupfröhrchen durch die Nase eingezogen, wodurch es auf die Nasenschleimhaut gelangt. Dort geht es umgehend in die Blutbahn über und entfaltet dann seine Wirkung.

Wie auch beim intravenösen Konsum von Kokain besteht die Gefahr einer Überdosierung. Wird Heroin über einen längeren Zeitraum immer wieder auf die Nasenschleimhaut aufgebracht, trocknet diese aus und atrophiert, was wiederum Nasenbluten begünstigt. Da die Nasenschleimhaut nach einer toxischen Schädigung nur bedingt regenerationsfähig ist, bildet diese bei anhaltendem, extremem nasalem Heroinkonsum geschwürige Substanzdefekte aus, und kann – sofern im Bereich der Nasenscheidewand lokalisiert – diese unter Einbeziehung des Nasenscheidewandknorpels schließlich perforieren.

Gemeinsamer Gebrauch von Ziehwerkzeugen mit anderen Konsumenten kann zur Übertragung ansteckender Krankheiten führen.[25]

Inhalation

Das Inhalieren des Heroins (Slangbegriffe: Blowen, Chasing the Dragon, ein Blech rauchen, chineesen) ist eine Konsumform, bei der das Heroin auf einem Stück Alufolie verdampft wird. Dieser Dampf wird dann zum Beispiel mithilfe eines Aluröhrchens inhaliert. Da sublimiertes Heroin bei Raumtemperatur sehr schnell wieder kondensiert, setzt sich in dem Inhalationsröhrchen schnell eine Schicht Heroin ab, die von den Konsumenten, wenn sie eine bestimmte Menge erreicht hat, dann gesammelt und konsumiert wird. Der Vorteil des Inhalierens von Heroin ist die gut kontrollierbare Dosierung. Aufgrund des sofortigen Wirkungseintritts wird eine drohende Überdosis bemerkt, bevor eine zu große Menge der Droge konsumiert wurde, was beim Injizieren oder Sniefen nicht möglich ist. Bei den letzteren Konsumformen wird jeweils eine bestimmte Menge der Droge zugeführt und befindet sich dann im Körper. Die Wirkung erreicht ihren Höhepunkt also erst, nachdem der Konsument sich die entsprechende Menge zugeführt hat, sodass er keine Chance hat, diese zu korrigieren. Allerdings ist die Gefahr einer Überdosierung bei nasaler Aufnahme (sniefen) sehr gering, da über die Nase nur sehr viel geringere Mengen in kurzer Zeit aufgenommen werden können.

Seit 1982 werden unspezifische Veränderungen der weißen Hirnsubstanz mit der Inhalation von Heroin in Verbindung gebracht und als spongiforme Leukenzephalopathie bezeichnet.[26][27] Auch wenn vermutet worden ist, dass beim Erhitzen des Heroins ein Streckstoff oder eine andere Substanz im Heroin in eine für das Gehirn schädliche Form umgewandelt werden könnte, bleiben Ätiologie und Pathogenese bislang ungeklärt.

Orale Anwendung

Die orale Applikation von Heroin ist nicht weit verbreitet. Der Grund dafür ist, dass je nach Zustand des Verdauungssystems der Wirkungseintritt nach Konsum stark verzögert ist, die Wirkung langsam und graduell eintritt und sich der Rausch auch noch nach Stunden intensivieren kann. Im Gegensatz zum parenteralen Konsum tritt zudem der First-Pass-Effekt ein, der einen Teil des Wirkstoffes noch vor Erreichen der Rezeptoren eliminiert. Die benötigte Dosis ist dadurch größer, teurer und schwerer zu kontrollieren. In der Schweiz wird Heroin unter dem Namen Diaphin in Tablettenform an Patienten abgegeben, die in heroingestützter Behandlung sind.[28]

Mischkonsum

Der Konsum mehrerer Drogen gleichzeitig kann zu Wechselwirkungen führen, welche die Wirkung von Heroin verstärken. Es gibt sehr wenige Überdosierungen von Heroinabhängigen, die letal enden, wenn nur Heroin allein genommen wurde. Wenn allerdings Mischkonsum mit anderen sedierenden Substanzen wie Alkohol oder Benzodiazepinen wie zum Beispiel Flunitrazepam oder Diazepam betrieben wird, steigt die Gefahr einer lebensgefährlichen Überdosis enorm an.

Eine Mischung aus Heroin und Kokain wird umgangssprachlich „Cocktail“ oder Speedball genannt. Hierbei ist die Wirkung der beiden Drogen entgegengesetzt, was vor allem für das Kreislaufsystem eine gefährliche Belastung darstellt. Die Gefahr einer Überdosierung ist dabei besonders hoch.

Werden mit Heroin auch Benzodiazepine eingenommen, besteht die Gefahr eines Atemstillstandes. Beide Stoffe wirken atemdepressiv, rufen also eine verminderte Aktivität der Atemmuskulatur hervor. Heroin kann über eine zerebrale Vaskulitis – vorwiegend in Zusammenhang mit Alkoholaufnahme – auch zu Blutungen im Gehirn führen.[29]

Logistik

Das Goldene Dreieck und der Goldene Halbmond sind die Hauptanbaugebiete von Opium.

Braunes Heroin (Heroinbase) wurde im Jahr 2015 hauptsächlich in Afghanistan und anderen Ländern in Südwestasien hergestellt.[30] Das seltenere weiße Heroin (Heroinhydrochlorid, „Heroinsalz“) wurde früher hauptsächlich in Südostasien hergestellt, im Jahr 2015 vor allem in Afghanistan und vermutlich im Iran und in Pakistan.[30] Diese als Goldener Halbmond bezeichnete Region ist der Hauptlieferant für den europäischen Markt.[30]

Handelsrouten

Der Rohstoff Opium wurde im Jahr 1979 vor allem in den benachbarten Staaten Afghanistan, Pakistan und Iran (zusammen 1600 Tonnen) sowie im goldenen Dreieck um Thailand (160 Tonnen) und in Mexiko (10 Tonnen, mit zuletzt stark steigender Tendenz) erzeugt. Bis in die 1980er Jahre war auch die Türkei ein wichtiger Opiumproduzent. In Deutschland ist die in Afghanistan hergestellte braune Heroinbase am gebräuchlichsten, wohingegen das vorwiegend in Südostasien produzierte weiße Heroin von relativ geringer Bedeutung ist.

Von den 1600 Tonnen Opium, die 1979 in den drei größten Erzeugerländern hergestellt wurden, wurden 1000 Tonnen im Inland verbraucht. Die restlichen 600 Tonnen wurden in chemischen Labors, die sich vor allem in Pakistan, Syrien, im Libanon, Iran und der Türkei befanden, in etwa 55 Tonnen Morphin umgewandelt.[31]

Der Mohn, aus dem das Rohopium gewonnen wird, wird von Bauern angebaut. Es handelt sich dabei oft um Kleinbauern, für die das die einzige Geldeinkommensquelle ist. Einen Teil des Opiums verkaufen sie legal an staatliche Einrichtungen, die auch für die Kontrolle des Opiumanbaus verantwortlich sind. Der Rest wird an lokale Händler verkauft, die oft ein Vielfaches des offiziellen Preises zahlen. Im Dreiländereck Afghanistan, Iran, Pakistan wird ein großer Teil der Produktion von eigenen Händlergruppen en gros aufgekauft, die das Opium oder das bereits umgewandelte Morphin im Mittleren Osten weiterverkaufen.[32]

Im Mittleren Osten wird das Morphin weiterverkauft, wobei oft Mitglieder der politischen und militärischen Eliten beteiligt waren.[33] Anschließend gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie das Morphin gen Westen kommt. Die beliebteste davon ist ein Transport über die Balkanroute, wo das Morphin beispielsweise in Zügen, Autos und auf Mauleseln nach Ankara und Istanbul transportiert und dann weiter über den Balkan nach Westeuropa geschafft wird. Hier wird das Morphin in Heroin umgewandelt, das für den europäischen oder nordamerikanischen Markt bestimmt ist. Eine zweite Möglichkeit ist der Transport über die sogenannte „Südroute“, welche vom Mittleren Osten über Ostafrika schließlich per Schiff oder Flugzeug nach Europa führt. Weniger gebräuchlich ist die „nördliche Schwarzmeerroute“ über die Kaukasusregion oder Anrainerstaaten des Schwarzmeers.[12]

Heroin kann leicht transportiert und versteckt werden, es hat im Verhältnis zu seinem Wert ein geringes Gewicht und Volumen. Die Behörden sind daher nur imstande, einen Bruchteil des im Umlauf befindlichen Heroins zu beschlagnahmen.[34]

Wie legale Waren wird auch Heroin von verschiedenen Händlern gekauft und weiterverkauft, jedoch wesentlich öfter. Je mehr Händler beteiligt sind, desto schwieriger ist es, die Großhändler ausfindig zu machen. Die Information, die kleinere Dealer vom nächsthöheren Dealerring (zum Beispiel über die Identität der Mitglieder) bekommen, beschränken sich meist auf ein Minimum. Um große Lieferungen kaufen zu können, werden von den Dealern oft vermögende Leute beteiligt, die der legalen und anerkannten Welt angehören (Freiberufler, Geschäftsmänner, Kaufleute). Diese haben mit dem Geschäft nichts zu tun, sie strecken lediglich unter der Hand größere Geldbeträge vor, mit denen die Drogen gekauft werden. Nach Geschäftsabschluss und oft kurzer Zeit erhalten sie ein Vielfaches des schwarz investierten Kapitals zurück.[35]

Der Großhandel mit Heroin wurde in den 1980er Jahren zu einem erheblichen Teil von kriminellen Organisationen verschiedener Nationalität durchgeführt (zum Beispiel Mafiafamilien oder -Clans). Diese kauften große Mengen und verkauften die Drogen weiter an kleinere, unabhängige Gruppen, welche das Heroin dann weiter an die nichtkriminellen Konsumenten verkaufen.[36] Um im größeren Stil im Heroingeschäft mitmischen zu können, benötigten die kriminellen Organisationen erstens Kapital zum Ankauf der Drogen und zur chemischen Umwandlung in geheimen Labors. Zweitens Gewalt, um die Konkurrenz zu bekämpfen, Zeugen, Polizisten und Beamte einzuschüchtern und schließlich sicherzustellen, dass eingegangene Abmachungen eingehalten werden. Die zur Gewaltausübung rekrutierten Personen reichten von arbeitslosen Jugendlichen bis hin zu Profimördern. Während sich in den Endphasen des Verteilungsprozesses beinahe jeder als kleiner oder mittlerer Dealer am Drogenmarkt betätigen konnte, war der Großhandel umkämpft und nur mit organisierter Gewalt kontrollierbar.[37] Der Schmuggler Eric Chalier berichtete in den 1970ern vor Gericht, dass ein Kilo Morphin in Afghanistan 2.000 Dollar kostete, in der Türkei 3.500, in Griechenland 8.000 und in Mailand 12.000 Dollar. Eine weitere Möglichkeit, hohe Gewinne zu erzielen, ist die Veredelung des Morphins in das weitaus teurere Heroin. Hier lagen die Profite damals zwischen 1.000 und 2.000 Prozent. Während es in Afghanistan noch jedem größeren Bauern möglich ist, mit Opium zu handeln, erfordert Heroinhandel in Europa ein gewisses verfügbares Kapital.

Preisentwicklungen

Der Schwarzmarktpreis ist stark vom Reinheitsgrad[38] und dem Verkaufsort abhängig. Die Reinheit des „braunen Heroins“ lag um 2008 herum in den meisten europäischen Ländern zwischen 15 % und 25 %. In Ländern wie Österreich, Griechenland und Frankreich liegt der Wert unter 10 % und in Großbritannien bei 41 %. Die Reinheit des „weißen Heroins“ liegt höher bei 45 % bis 71 %. Der durchschnittliche Preis des „braunen Heroins“ lag in den meisten europäischen Ländern zwischen 30 und 45 Euro pro Gramm, in Schweden bei 110 Euro pro Gramm, in der Türkei dagegen nur 7–10 Euro pro Gramm bei einer durchschnittlichen Reinheit zwischen 30 und 50 Prozent. Der Preis des selten gehandelten „weißen Heroins“ wurde in wenigen europäischen Ländern zwischen 27 und 110 Euro pro Gramm gemeldet. Die Preise hatten eine sinkende Tendenz.[39]

Gefahren

Vergleich von 20 verbreiteten Drogen in Bezug auf Abhängigkeitspotential und Gesundheitsgefahren

Abhängigkeit

Heroin zählt zu den Substanzen mit dem höchsten Abhängigkeitspotential überhaupt. Körperliche Entzugserscheinungen können je nach individueller Konstellation bereits nach zwei Wochen täglichen Konsums auftreten.

Gesundheitliche Risiken

Nicht jeder mit Heroin experimentierende (psychisch stabile und sozial abgesicherte) Konsument wird zwangsläufig abhängig.[40] Nichtsdestoweniger führt die sich in der Regel rasch entwickelnde und ausgeprägte körperliche und psychische Abhängigkeit mit ihren Folgen, das Leben in der Drogenszene (mit Vernachlässigung, sozialer Marginalisierung, Disstress, Delinquenz, Obdachlosigkeit), die indirekten Gesundheitsschäden (u. a. Infektionen, Thrombophlebitiden, Embolien bei intravenösem Konsum ohne entsprechende Maßnahmen zur Sterilität) sowie die häufig nachweisbaren Komorbiditäten zu einer gegenüber der Normalbevölkerung 20–50-fach erhöhten Sterblichkeit.[41] Die Suizidrate ist gegenüber der gleichaltrigen Normalbevölkerung um das 14fache erhöht.[42] Zunehmend wird erkannt, dass Schadensminimierung (harm reduction) sich nicht auf die körperlichen und psychischen Probleme des einzelnen Konsumenten beschränken darf, sondern auch soziale (und damit politische) Lösungen für ein soziales Problem erfordert.[43]

In Deutschland wurden im Jahr 2010 529 Todesfälle gezählt, die direkt mit dem alleinigen Konsum von Heroin in Verbindung standen. In 326 weiteren Todesfällen war Heroin neben anderen Drogen ebenfalls involviert. Heroin spielte somit in rund 70 % aller mit dem Konsum illegaler Drogen in Verbindung gebrachten Todesfälle eine Rolle.[44] Im Jahr 2013 wurden in Deutschland 194 Todesfälle im direkten Zusammenhang mit Heroin/Morphin gezählt, in 280 weiteren Fällen war Heroin neben anderen Drogen involviert.[45] Der somit auf etwa 47 % gesunkene Anteil lässt sich durch einen entsprechend gestiegenen Anteil an Todesfällen erklären, der mit Opiat-Substitutionsmitteln in Verbindung gebracht wird. Bezogen auf das Jahr 2014 veröffentlichte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung keine konkreten Zahlen, bezeichnete Heroinmissbrauch aber weiterhin als Hauptursache in Bezug auf die Zahl der Drogentoten.[46] Die Sterblichkeit der Opioidabhängigen ist in der Schweiz[47] gegenüber der Normalbevölkerung nur noch geringfügig erhöht, da rund Dreiviertel in dauerhafter Behandlung mit Opioidagonisten (Methadon, Morphin, Heroin) stehen und gegen HIV oder HCV behandelt werden.

Akutes körperliches Symptom einer Intoxikation ist hauptsächlich eine dosisabhängige Atemdepression, die durch gleichzeitig eingenommene Sedativa (meist den Beikonsum von Benzodiazepinen) erheblich verstärkt wird.

Eine nachgewiesene Folge des Langzeitkonsums ist die Obstipation, welche allerdings auch kurzfristig auftreten kann, da die µ2-Rezeptoren im GI-Trakt wenig oder gar keiner Toleranzentwicklung unterworfen sind, weswegen dieses Symptom bei Dauerkonsum auch langfristig bestehen bleiben kann. Unregelmäßigkeiten des Menstruationszyklus (Oligomenorrhoe oder Amenorrhoe), Unfruchtbarkeit und Abnahme der Libido sind teilweise auf Heroin (oder Opioide) zurückzuführen. Auswirkungen der Opioide auf das Hormonsystem sind vielfach nachgewiesen. So kommt es zu einer Abnahme der Blutspiegel des Luteinisierenden Hormons (LH) und Follikel-stimulierenden Hormons (FSH), im Verlauf einer Substitutionsbehandlung bei vielen Frauen aber auch wieder zu einer Normalisierung, womit die Gefahr unerwünschter Schwangerschaften steigt. Es wird angenommen, dass zumindest ein großer Teil dieser hormonellen Veränderungen, die zur Oligo- oder Amenorrhoe führen, auf die Lebensumstände von Opioidabhängigen unter Prohibitionsbedingungen (unausgewogene/Mangelernährung, reduzierter Allgemeinzustand aufgrund diverser Infektionen, welche durch unsauberen i.v.-Konsum entstehen, soziale Ausgrenzung usw.) zurückzuführen ist.

Neugeborene heroinabhängiger Mütter weisen in der Regel ein Neugeborenen-Entzugssyndrom auf, welches zwar nicht grundsätzlich lebensgefährlich für das Neugeborene ist; jedoch wird angenommen, dass durch den vorgeburtlichen Dauerkontakt mit exogenen Opioiden biochemische/physiologische Veränderungen im ZNS/Neurotransmitterstoffwechsel stattfinden. Welche Auswirkungen das konkret hat, ist bisher noch nicht genau bekannt.

Injektion oder Inhalation von Heroin kann über eine Beeinflussung des Hippocampus die Krampfschwelle senken und damit Krampfanfälle auslösen. Diese stellten im bundesdeutschen Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger bei den insgesamt 156 Teilnehmern eines Beobachtungszeitraums von vier Jahren mit insgesamt zehn Fällen das häufigste schwerwiegende unerwünschte Begleitsymptom dar.[48] Unter Methadon-Substitution dürften epileptische Anfälle seltener auftreten.[49]

Nach den CASCADE-Daten war die Übersterblichkeit von HIV-infizierten Drogenkonsumenten 2004/2006 insgesamt 3,7-fach höher als bei HIV-infizierten männlichen Homosexuellen.

Soziale Folgen

Verschmutzter Platz in einem Versteck zum Heroinkonsum

„Längerdauernde Heroinabhängigkeit führt in einem Teil der Fälle zu schwerwiegenden sozialen Folgen, unter anderem aufgrund der Kriminalisierung durch Beschaffung, Besitz und Handel des illegalen Rauschmittels.“[50] Die durch Heroinkonsumenten begangenen Straftaten, welche in die Kategorie Beschaffungskriminalität fallen, können nicht auf die Substanz an und für sich zurückgeführt werden, sondern müssen mit der Kriminalisierung der Beschaffung erklärt werden. Eine kontrollierte Legalisierung könnte diesen Teil der kriminellen Belastung beseitigen (siehe erfolgreiche Pilotversuche in Deutschland, Schweiz, Niederlanden, England usw.).[51]

Oft versetzen abhängige Konsumenten ihren gesamten Besitz, um die Substanz zu finanzieren, was mit sozialem Abstieg verbunden ist (der per se zu einer vermehrten Gesundheitsbeeinträchtigung führt). Die Betroffenen sind meist nicht imstande, einer Arbeit nachzugehen, werden häufig obdachlos, auch weil sie es nicht mehr schaffen, ihren Verpflichtungen (Ämtergänge etc.) nachzukommen oder weil das gesamte Bargeld für Drogen ausgegeben wird.

Allerdings gibt es auch eine nicht bekannte Zahl von Heroinabhängigen (über die z. B. in der niedrigschwelligen Drogenhilfe wiederholt berichtet wurde), die ihrer Arbeit geregelt nachgehen, sozial integriert sind und ihrem Umfeld ihre Abhängigkeit verheimlichen können, sodass nicht zwingend ein sozialer Abstieg folgt.

Entzug

Wenn stark Heroinabhängige nicht innerhalb von acht bis zwölf Stunden nach dem letzten Konsum eine weitere Dosis zu sich nehmen, kommt es zu Entzugssymptomen. Dieser Entzug ist im Allgemeinen nicht lebensbedrohlich, aber oft sehr gefürchtet und körperlich sehr anstrengend.

Sämtliche Entzugsmethoden werden kontrovers diskutiert. So kann beispielsweise ein „Turboentzug“ mit Opioidantagonisten wie Naltrexon (forcierter Opioidentzug in Narkose) mit schwersten gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Nach einem körperlichen Entzug besteht die Gefahr, dass die zuvor gewohnte Dosis bei erneutem Konsum wegen einer Toleranzabsenkung zu einer Überdosierung führen kann. Heroinentzug führt zu einer erhöhten Sterblichkeit. In entzogenem Zustand ist die Sterblichkeit gegenüber mit Methadon oder anderen Opioiden behandelten Opioidabhängigen um ein Vielfaches erhöht.[47][52]

Modellversuch zur diamorphingestützten Behandlung

Das Bundesministerium für Gesundheit initiierte in Kooperation mit den Bundesländern Hamburg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen und den Städten Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Bonn, Hannover, München und Karlsruhe ein Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger. Im März 2002 lief das Projekt in Bonn an, die anderen Städte folgten nach und nach. Dabei erhielten Opiatabhängige, bei denen bisherige Drogentherapien nicht erfolgreich waren oder bei denen die Methadonsubstitution nicht befriedigend verlief, pharmakologisch reines Heroin (Diacetylmorphin, Diamorphin) zur intravenösen Einnahme unter Aufsicht; eine Kontrollgruppe erhielt parallel die Ersatzdroge Methadon. Beide Gruppen wurden regelmäßig medizinisch betreut und erhielten eine psychosoziale Begleittherapie. Die Zuweisung zu den beiden Gruppen wurde per Zufall vorgenommen; Teilnehmer der Methadongruppe konnten, als Anreiz, nach dem Jahr zur Heroingruppe wechseln. Die Trennung in Experimentalgruppe (Heroin) und Kontrollgruppe (Methadon) war erforderlich, da es sich bei der Studie um eine klinische Arzneimittelprüfung handelte, was für eine mögliche Zulassung von Heroin als Medikament die Voraussetzung darstellte.

Beide Gruppen wurden nochmals unterteilt in Untergruppen, die mit unterschiedlichen Verfahren psychosozial betreut wurden, entweder durch Case-Management oder in Form von Drogenberatung mit Psychoedukation. Die Rekrutierung erstreckte sich bis Ende 2003. Insgesamt nahmen 1032 Patienten an dem Projekt teil. Im Ergebnis traten in der Diamorphingruppe mehr Zwischenfälle auf, die gesundheitliche und soziale Situation der Patienten verbesserte sich aber im Vergleich zu denen der Methadongruppe signifikant.[53]

Das Projekt war ursprünglich auf zwei beziehungsweise drei Jahre angelegt (zwei Jahre Studie und ein Jahr Auswertung der Studie), wurde aber im August 2004 bis 2006 verlängert, da man die Behandlung nicht abbrechen wollte, aber erst 2006 über die Zulassung von Heroin als Medikament entschieden werden sollte. Nachdem die CDU eine Aufnahme der diamorphingestützten Behandlung in die Regelversorgung lange Zeit blockiert hatte, wurde diese im Mai 2009 schließlich mit den Stimmen von SPD, FDP, Linkspartei und Grünen beschlossen.[54]

In Großbritannien ist Heroin als Schmerzmittel verschreibungsfähig und wird von einigen Ärzten mit Genehmigung des Home Office auch an Heroinsüchtige verschrieben. Diese Behandlungspraxis existiert schon seit den 1920er-Jahren, wurde in den 1970er-Jahren allerdings stark reduziert. Zurzeit werden in ganz England nur einige hundert Suchtkranke mit Heroin behandelt.

In den Niederlanden liefen ebenfalls schon Versuche einer heroingestützten Behandlung, die sehr positive Ergebnisse erzielten, genauso wie in Spanien, Belgien, Kanada und Dänemark.

In der Schweiz wurde die Heroinabgabe im Rahmen der PROVE-Versuche (Projekte zur Verschreibung von Betäubungsmitteln) 1991 durch das Bundesamt für Gesundheitswesen BAG unter Flavio Cotti vorbereitet und vom eidgenössischen Bundesrat am 21. Oktober 1992 beschlossen:[55] Versuche der ärztlich kontrollierten Drogenabgabe erlaubten die Abgabe von Heroin, Methadon und Morphin in spritzbarer Form, Heroin (und sehr beschränkt Kokain) in rauchbarer Form und von Heroin, Methadon und Morphin als schluckbare Zubereitungen. Die Heroinabgabe wurde 2008 per Volksabstimmung dauerhaft in Sonderinstitutionen erlaubt. Theoretisch könnte Heroin in Palliativbehandlungen durch jeden Arzt in der Schweiz verschrieben werden.[56] Heute ist Heroin, Diacethylmorphin, DAM, in der Schweiz unter dem Handelsnamen Diaphin[57] registriert. Da Heroinbehandlungen nur in sehr restriktiven Sondersettings erlaubt sind, haben sie nie eine wichtige Bedeutung zur Bewältigung der in den 1990er Jahren extremen Drogenprobleme erlangt. Zu keinem Zeitpunkt waren mehr als 3 Prozent der Süchtigen in der Schweiz in Heroinbehandlung (dagegen sind seit Mitte der 1990er Jahre immer mehr als die Hälfte der Opioidabhängigen in Substitutionsbehandlungen mit Methadon, Morphin retards oder Buprenorphin).[58]

Da durch die „Nulltoleranzstrategie“ und Kriminalisierung keine Verringerung der Zahl der Heroinsüchtigen erreicht werden konnte und kann, entstanden dort, wo Heroinsüchtige aufgrund ihrer Anzahl und segregierten Existenz (oft an zentralen Plätzen von Großstädten, etwa am Zürcher Platzspitz) von einer breiteren Öffentlichkeit als Gesundheits- und Sicherheitsproblem wahrgenommen wurden, neue Wege des Umgangs mit Heroinsüchtigen. Insbesondere entstand so die akzeptierende Drogenarbeit, deren wesentliches Merkmal die Einrichtung von Drogenkonsumräumen als sicherer Rahmen fürs Konsumieren ist.

2023 beschreibt Correctiv, wie die an sich sinnvolle Gabe von Diamorphin durch ihre Lukrativität möglicherweise zu häufig angewendet wird.[59]

Heroin und Kunst

Heroin spielt, wie auch andere Drogen, im Leben und Werk mehrerer Musiker eine Rolle. Bekannte Rockbands thematisierten den Gebrauch und die Folgen von Heroin in ihren Songs.

Jazz

Eine der ersten Künstlerszenen, in denen häufig Heroin gespritzt wurde, war die New Yorker Jazzszene der 1940er und 1950er Jahre. Teilweise auch infolge von Charlie Parkers Heroinkonsum übernahmen andere Jazzmusiker die Angewohnheit, manche davon mit ausdrücklichem Verweis auf Parkers zugeschriebenes Improvisationstalent. Musiker wie Chet Baker, Art Blakey, John Coltrane, Miles Davis, Stan Getz, Grant Green,[60] Dexter Gordon, Billie Holiday, Jackie McLean, Hank Mobley, Thelonious Monk, Bud Powell und Sonny Rollins konsumierten über einen längeren Zeitraum Heroin und waren zeitweise Junkies.[61]

Mit Paul Chambers, Sonny Clark, Elmo Hope, Fats Navarro, Charlie Parker und Freddie Webster gab es mehrere prominente Herointote. Parker setzte seinem Dealer Emry Bird mit der Komposition Moose the Mooche ein musikalisches Denkmal. Anita O’Day nannte ihre 1981 erschienene Autobiografie High Times, Hard Times.

Rock

John Lennon schrieb 1969 den Song Cold Turkey. Darin beschrieb er den Versuch, gemeinsam mit Yoko Ono von der Droge loszukommen. Janis Joplin starb 1970 nach einer Überdosis Heroin.[62] Die Rolling Stones veröffentlichten die Songs Coming Down Again („Wieder runterkommen“) und Before They Make Me Run, die von Keith Richards geschrieben wurden und von seiner Heroinsucht handeln. Mick Jagger schrieb die Songs Monkey Man und zusammen mit Marianne Faithfull Sister Morphine. Das Album Sticky Fingers, welches in den britischen und amerikanischen Charts Platz eins erreichte, behandelt in jedem Track Aspekte von Drogenkonsum.

Black Sabbath schrieben mit Hand of Doom einen Song, der sich mit der oft vernichtenden Wirkung der Droge befasste.

Die New Yorker Band The Velvet Underground, besonders Lou Reed, schrieb mehrere Songs über Heroin: Waiting for the Man und das eindeutig betitelte Heroin gelten als Klassiker des drogeninspirierten Rock.[63]

Im Punk-Rock war Heroin zum Ende der 1970er-Jahre ein verbreitetes Thema. Die Ramones weigerten sich, den von Dee Dee Ramone geschriebenen Song Chinese Rocks zu spielen, da er zu offensichtlich Drogenmissbrauch thematisierte. Dee Dee vollendete das Lied mit Richard Hell von den Heartbreakers. Der Song wurde zu einem der populärsten Stücke der Gruppe.

Das wohl bekannteste Lied der Stranglers, Golden Brown, dreht sich nach Aussage von deren damaligem Frontmann Hugh Cornwell um Heroin, zwecks Wahrung der Zweideutigkeit im Text aber auch um ein Mädchen. Ein ähnliches lyrisches Mittel ließ Lou Reed in seiner Ballade Perfect Day aus dem Jahr 1972 durchblicken.[64]

Einer der bekanntesten Songs von Red Hot Chili Peppers, Under the Bridge, thematisiert die Heroinerfahrungen des Sängers Anthony Kiedis in den Drogenregionen von Los Angeles.

Der Christian-Death-Sänger Rozz Williams beschrieb in seinem letzten Soloalbum vor seinem Suizid, From the Whorse’s Mouth, seine Suchtprobleme.

Kurt Cobain injizierte sich zur Zeit der Veröffentlichung von Nevermind regelmäßig die Droge.

Kevin Russell, Sänger der Band Böhse Onkelz, war jahrelang abhängig. Die Band thematisiert dies im Song H, der sich auf dem Album Hier sind die Onkelz von 1995 befindet. Außerdem beschäftigt sich der Song Hast du Sehnsucht nach der Nadel? auf dem Album Es ist soweit von den Böhsen Onkelz von 1990 mit dem Thema der Sucht.

Der niederländische Rockmusiker Herman Brood war ebenfalls jahrzehntelang abhängig. In Liedern wie Rock’n’Roll Junkie und Dope Sucks setzte er sich mit Heroin auseinander. Er nahm sich das Leben, im Juli 2001 nach einer Entgiftung. Laut seinem Abschiedsbrief erschien ihm ein Leben ohne Drogen nicht lebenswert.

Einige bekannte Rockmusiker starben an den Folgen ihrer Sucht, wie John Belushi, Janis Joplin, Phil Lynott, Dee Dee Ramone, Hillel Slovak und Sid Vicious.

Literatur und Film

Die Öffentlichkeitswahrnehmung von Heroinkonsum wird unter anderem von Spielfilmen beeinflusst, in denen die Droge eine dominante Rolle spielt, wie in Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo oder in Trainspotting – Neue Helden, die jeweils auf Buchvorlagen beruhen.

Rechtslage

Deutschland

Mit dem Gesetz zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung (Diamorphin-Gesetz) wurde Diamorphin im Juli 2009 ein verschreibungsfähiges Betäubungsmittel, das unter staatlicher Aufsicht in Einrichtungen, die eine entsprechende Erlaubnis besitzen, an Schwerstabhängige abgegeben werden kann. Der verschreibende Arzt muss suchttherapeutisch qualifiziert sein, die Betroffenen müssen mindestens 23 Jahre alt, seit mindestens fünf Jahren opiatabhängig sein und mindestens zwei erfolglose Therapien nachweisen. Durch das Gesetz wurden das Betäubungsmittelgesetz, die Betäubungsmittelverschreibungsverordnung und das Arzneimittelgesetz entsprechend geändert.[65]

Unabhängig von den oben genannten Regularien ist das Führen von Kraftfahrzeugen unter Heroin-Einfluss gem. § 24a StVG ordnungswidrig, im Falle einer daraus resultierenden Fahruntüchtigkeit ist das Führen von Fahrzeugen oder Kraftfahrzeugen strafbar gem. § 316 StGB.

Schweiz

In der Schweiz darf Heroin nach dem Bundesgesetz über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe nicht eingeführt, hergestellt oder in Verkehr gebracht werden. Eine ärztlich kontrollierte Abgabe zur heroingestützten Behandlung (HeGeBe) von schwer Abhängigen ist unter speziellen Bedingungen jedoch möglich.[66][67]

Im Unterschied zu anderen Substitutionsmitteln wie Methadon muss man für den Heroinbezug einen Antrag bei den Bundesbehörden stellen. Dabei bekommen die Patienten Heroin (Diacetylmorphin) als Medikament für die Einnahme oder können es sich in speziellen Kliniken unter Aufsicht intravenös verabreichen. Das Medikament wird unter dem Handelsnamen Diaphin vertrieben und gibt es in drei Verabreichungsformen: für die orale Gabe mit rascher oder verlangsamter (retardierter) Wirkstofffreisetzung sowie als Injektionslösung.[68] Der Transport von Diaphin zu den Abgabestellen unterliegt höchsten Sicherheitsvorkehrungen und ist vergleichbar wie ein Goldtransport geschützt mit gepanzerten Lieferwägen und bewaffnetem Personal.[69]

Andere Staaten

In Kanada und vor allem in Großbritannien wird Diacetylmorphin nach wie vor als Schmerzmittel eingesetzt, insbesondere bei chronischen Schmerzen und in der Palliativmedizin. In Großbritannien darf es von zugelassenen Ärzten auch zur Erhaltungstherapie bei Opiatabhängigen eingesetzt werden. Großbritannien ist das einzige Land weltweit, in dem Abhängige Heroin tatsächlich „auf Rezept“ bekommen können, während entsprechende Behandlungsformen in Deutschland und der Schweiz immer die Einnahme unter Aufsicht voraussetzen.[70]

In Dänemark wird der Besitz einer geringfügigen Heroinmenge zur Deckung des persönlichen Bedarfs nicht bestraft und in diesen Fällen auch die Sicherstellung der Substanz unterlassen, da das kriminelle Handlungen bei der Beschaffung einer neuen Dosis auslösen könnte.[71] Aus diesem Grund ist auch in Tschechien Anfang 2010 eines der liberalsten Drogengesetze in Kraft getreten, das den Besitz von bis zu 1,5 g Heroin erlaubt. Von dortigen Hilfsorganisationen wie „Sananim“ oder „Drop“ wird die neue Gesetzgebung einerseits wegen der Entkriminalisierung begrüßt, andererseits aber auch kritisiert mit dem Argument, der Staat kümmere sich unzureichend um Vorbeugung und Betreuungsangebot für Drogensüchtige.[72]

Parallel zur Präsidentschaftswahl am 3. November 2020 in den Vereinigten Staaten von Amerika stimmten die Einwohner in einer Volksabstimmung des US-Bundesstaates Oregon einer Entkriminalisierung von Heroin zu. Seit dem 1. Februar 2021 wird bei Konsumenten eine geringe Menge Heroin wie eine Ordnungswidrigkeit gehandhabt.[73][74][75]

Siehe auch

  • Ibogain (Substanz, die als Entzughilfe genutzt wird)
  • 18-MC (vom Ibogain abgeleitete Forschungssubstanz mit Craving- und Entzugs-lindernder Wirkung)

Literatur

  • Alfred W. McCoy: Die CIA und das Heroin. Weltpolitik durch Drogenhandel. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-86489-134-2.
  • Michael de Ridder: Heroin. Vom Arzneimittel zur Droge. Campus, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-593-36464-6.
  • Herbert Elias: Der Heroinrausch. Fünfunddreißig Interviews zur Pharmakopsychologie von Diacetylmorphin. VWB, Berlin 2001, ISBN 3-86135-221-4.
  • Lutz Klein: Heroinsucht, Ursachenforschung und Therapie. Biographische Interviews mit Heroinabhängigen. Campus, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-593-35828-X (Campus Forschung. Band 755).
  • Andre Seidenberg, Ueli Honegger: Methadon, Heroin und andere Opioide. Medizinisches Manual für die ambulante opioidgestützte Behandlung. Huber, Bern 1998, ISBN 3-456-82908-6.
  • Robert Knoth, Antoinette de Jong: Poppy – Trails of Afghan Heroin. Hatje Cantz, 2012, ISBN 978-3-7757-3337-3.
  • Hamish Warburton, Paul J. Turnbull, Mike Hough: Occasional and controlled heroin use: Not a problem? Joseph Rowntree Foundation, York 2005, ISBN 1-85935-424-6.

Hörspiele

  • Heroin, WDR-Hörspiel über die Entwicklung und Vermarktung von Heroin, 2013
Commons: Heroin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Heroin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Weblinks zum Thema Heroinabgabe und Methadonprogramme

Einzelnachweise

  1. a b c d Datenblatt Heroin bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 15. April 2022 (PDF).
  2. a b c Poisons Information Monograph (PIM) für Diamorphine, abgerufen am 20. Mai 2013.
  3. Eberhard Klaschik: Schmerztherapie und Symptomkontrolle in der Palliativmedizin. In: Stein Husebø, Eberhard Klaschik (Hrsg.): Palliativmedizin. 5. Auflage, Springer, Heidelberg 2009, ISBN 3-642-01548-4, S. 207–313, hier: S. 232.
  4. Heroin. EMCDDA.
  5. Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu Heroin im Lexikon der Biochemie, abgerufen am 27. März 2012.
  6. a b Martin Booth: Opium: A History. St. Martin’s Griffin, 2013, ISBN 978-1-4668-5397-3.
  7. Humberto Fernandez, Therissa A. Libby: Heroin: Its History, Pharmacology & Treatment, Library of addictive drugs. Hazelden Publishing, 2013, ISBN 978-1-59285-990-0.
  8. Wort-Bildmarke „Heroin“ vom 18. Mai 1898 mit Eintragung am 27. Juni 1898 in das „Waarenverzeichniß“ unter der Nr. 31650 (altes Aktenz. F 2456) für die „Actiengesellschaft Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld.“ Veröffentlicht im „Waarenzeichenblatt“, herausgegeben vom kaiserlichen Patentamt, im Juli 1898, V. Jahrgang, Heft 7 auf Seite 506.
    Die Marke wurde als „pharmazeutisches Produkt“ zum „Verkauf von chemischen Produkten“ eingetragen.
    Die Eintragungsdokumente sind nicht online abrufbar, können durch das DPMA auf Anfrage übersandt werden.
  9. Heinz Duthel: Illegal Drug Trade. Neobooks, 2018, ISBN 978-3-7427-4038-0.
  10. Peter Dale Scott, Jonathan Marshall (1991): Cocaine Politics: Drugs, Armies, and the CIA in Central America. Berkeley, CA: University of California Press. Paperback 1998, ISBN 0-520-21449-8, S. 2.
  11. Spiegel Online vom 9. Dezember 2016
  12. a b Marlene Mortler: Drogen- und Suchtbericht – Juni 2016. (PDF) Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Juni 2016, S. 64, archiviert vom Original am 6. Februar 2017; abgerufen am 7. Februar 2017.
  13. Erowid: Rhodium
  14. D. C. Kay, W. B. Pickworth, G. L. Neider: Morphine-like insomnia from heroin in nondependent human addicts. In British Journal of Clinical Pharmacology., 11, Nr. 2, 1981, S. 159–169; PMC 1401583 (freier Volltext)
  15. a b A. Gottås, E. L. Øiestad, F. Boix, V. Vindenes, A. Ripel, C. H. Thaulow, J. Mørland: Levels of heroin and its metabolites in blood and brain extracellular fluid after i.v. heroin administration to freely moving rats. In: British journal of pharmacology, Band 170, Nummer 3, Oktober 2013, S. 546–556, doi:10.1111/bph.12305. PMID 23865556. PMC 3791993 (freier Volltext)
  16. a b Eberhard Klaschik: Schmerztherapie und Symptomkontrolle in der Palliativmedizin. 2009, S. 232.
  17. a b Toxic Substances in water (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive), abgerufen am 20. Mai 2013.
  18. Bundesgerichtshof, Beschluss vom 7. November 1983 1 StR 721/83
  19. J. Kim, D. Ji, S. Kang, M. Park, W. Yang, E. Kim, H. Choi, S. Lee: Simultaneous determination of 18 abused opioids and metabolites in human hair using LC-MS/MS and illegal opioids abuse proven by hair analysis. In: J Pharm Biomed Anal. 89, 15 Feb 2014, S. 99–105. PMID 24270290.
  20. M. Concheiro, E. González-Colmenero, E. Lendoiro, A. Concheiro-Guisán, A. de Castro, A. Cruz-Landeira, M. López-Rivadulla: Alternative matrices for cocaine, heroin, and methadone in utero drug exposure detection. In: Ther Drug Monit. 35(4), Aug 2013, S. 502–509. PMID 23851907.
  21. T. Mahdy, T. H. El-Shihi, M. M. Emara, S. Chericoni, M. Giusiani, M. Giorgi: Development and validation of a new GC-MS method for the detection of tramadol, O-desmethyltramadol, 6-acetylmorphine and morphine in blood, brain, liver and kidney of Wistar rats treated with the combination of heroin and tramadol. In: J Anal Toxicol. 36(8), Oct 2012, S. 548–559. PMID 22933659.
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  31. Pino Arlacchi: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia. Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 186.
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  33. Pino Arlacchi: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia. Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 189
  34. Pino Arlacchi: Mafiose Ethik und der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische Mafia. Cooperative Verlag, Frankfurt am Main 1989, S. 186–188
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  38. Jörn Patzak, Wolfgang Bohnen: Betäubungsmittelrecht. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-58639-2, Kapitel 1 Rdn. 12
  39. Stand der Drogenproblematik in Europa 2008 (Memento vom 15. Oktober 2009 im Internet Archive) (PDF; 3,8 MB) EMCDDA
  40. Enno Freye: Opioide in der Medizin. 8., aktualisierte Auflage. Springer, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-88796-6
  41. L. Gronbladh, L.S. Ohlund, L.M. Gunne: Mortality in heroin addiction: impact of methadone treatment. In Acta Psychiatr Scand. 82, 1990, S. 223–227. PMID 2248048
  42. S. Darke, J. Ross: Suicide among heroin users: rates, risk factors and methods. In Addiction. 97(11), Nov 2002, S. 1383–1394. PMID 12410779
  43. Nicholas Seivewright, Mark Parry: Community Treatment of Drug Misuse: More Than Methadone. Cambridge University Press, 2009
  44. Rauschgifttote nach Todesursachen 2010 – Länderabfrage. (Memento vom 23. Dezember 2015 im Internet Archive; PDF) Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 24. März 2011; abgerufen am 14. Oktober 2015
  45. Rauschgifttote nach Todesursachen 2013 – Länderabfrage. (Memento vom 9. Februar 2016 im Internet Archive; PDF) Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 17. April 2014, abgerufen am 14. Oktober 2015
  46. Zahl der Drogentoten / Rauschgiftlage 2014. (Memento vom 3. August 2016 im Internet Archive; PDF) Drogenbeauftragte der Bundesregierung, 21. April 2015; abgerufen am 14. Oktober 2015
  47. a b Ulrich Frick, Jürgen Rehm, Miriam Gerlich, Carlos Nordt, Rudolf Stohler, Peter Raschke, Christina Hartwig, Peter Degkwitz, Axel Heinemann, Christian Haasen: Mortality In Patients Of Methadone And Heroin Maintenance Therapy In Germany And Switzerland. 2007 (seidenberg.ch [PDF]).
  48. Das bundesdeutsche Modellprojekt zur heroingestützten Behandlung Opiatabhängiger – eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Therapiestudie. auf heroinstudie.de, 2008
  49. A. Seidenberg, U. Honegger: Heroin. In pharma-kritik, Jahrgang 19, Nr. 9/1998 (online)
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  54. Vgl. auch Petra Bühring: Die tägliche Spritze. Diamorphingestützte Substitutionsbehandlung. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 117, Heft 1–2, 6. Januar 2020, S. B 18 – B 20.
  55. Eidgenössische bundesrätliche Verordnung über die Förderung der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Drogenprävention und Verbesserung der Lebensbedingungen Drogenabhängiger
  56. André Seidenberg - Platzspitz-Chronik. 25. September 2020, archiviert vom Original am 25. September 2020; abgerufen am 19. April 2023.
  57. compendium.ch. Abgerufen am 19. April 2023.
  58. Platzspitz-Chronik und Platzspitz-ABC
  59. Weißes Gold – Wie die Medikus-Gruppe mit legalem Heroin Profit macht. In: correctiv.org. 15. September 2023, abgerufen am 18. September 2023 (deutsch).
  60. Grant Green Biography – Raised on the Blues, Succeeded and Crashed in New York City, Turned to Popular Music.
  61. Miles Davis mit Quincy Troupe: Die Autobiographie. München 2002. Die erste Hälfte des Buches nennt mehrere Jazz-Junkies
  62. «Überdosis Janis»: Die Joplin starb vor 40 Jahren. In: Die Zeit, Nr. 10/2010
  63. Music: Loaded – Great heroin songs of the rock era. (Memento vom 18. Februar 2011 im Internet Archive) auf: nuaa.org.au
  64. Hugh Cornwell: The Stranglers – Song by Song. 2001.
  65. Gesetz zur diamorphingestützten Substitutionsbehandlung, vom 15. Juli 2009. BGBl. I Nr. 41 vom 20. Juli 2009, S. 1801.
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  71. Substitution treatment.@1@2Vorlage:Toter Link/www.emcdda.europa.eu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2025. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 158 kB) In: EMCDDA 2000 Annual report on the state of the drugs problem in the European Union – Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der Europäischen Union.
  72. Joints erlaubt: Neues Drogengesetz in Tschechien. (Memento vom 24. Januar 2010 im Internet Archive) Ärzte Zeitung online, 21. Januar 2010.
  73. US-Wahl: Kokain, Heroin, Crystal – erster Staat schafft Strafen für harte Drogen ab! In: MOPO.de. Hamburger Morgenpost, 4. November 2020, abgerufen am 15. Dezember 2020.
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