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„Schlacht bei Tannenberg (1914)“ – Versionsunterschied

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Egon Graf von Schmettow war bis November 1914 an der Westfront!
 
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{{Infobox Militärischer Konflikt
{{Schlacht|BILD=Tannenberg3008.jpg
|KONFLIKT=Schlacht bei Tannenberg
|BILDBESCHREIBUNG=Tannenberg, 30. August 1914
|TEILVON=[[Erster Weltkrieg]]
|SCHLACHT_NAME=Schlacht bei Tannenberg
|BILD=Russian prisoners tannenberg.jpg
|KONFLIKT=[[Erster Weltkrieg]]
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|DATUM=[[17. August]] bis [[2. September]] [[1914]]
|BESCHREIBUNG=Russische Gefangene nach der Schlacht bei Tannenberg
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|KONTRAHENT1=<div align="center">[[Bild:Flag of the German Empire.svg|30px]]<br />[[Deutsches Reich]]</div>
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|KOMMANDEUR1=[[Paul von Hindenburg]] [[Erich Ludendorff]]
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|TRUPPENSTAERKE1= [[Deutsche 8. Armee|VIII. Armee]] (ca. 210.000 Mann): 6 Liniendivisionen, 3 Reservediv., 3 Landwehrdiv., 1 Kavalleriediv., 774 Geschütze
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|TRUPPENSTÄRKE1=ca. 153.000 Mann<ref name="cz108">Christian Zentner: ''Der Erste Weltkrieg'', Rastatt 2000 S. 108.</ref><br />''darunter:''<br /><u>[[8. Armee (Deutsches Kaiserreich)|8. Armee]]:</u><br /> 6 Liniendivisionen<br />3 Reservediv.<br /> 3 Landwehrdiv.<br /> 1 Kavalleriediv.<br />728 Geschütze<br />296 Maschinengewehre
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|VERLUSTE1=3436 Tote<br />6800 Verwundete
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|ÜBERBLICK={{Linkbox Ostfront (1914–1918)}}
}}
}}
Die '''Schlacht bei Allenstein''' in [[Ostpreußen]] ([[17. August]] bis [[2. September]] [[1914]]) war eine Schlacht des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] zwischen [[Deutsches Reich|deutschen]] und [[Russisches Reich|russischen]] Armeen. Sie endete mit einem Sieg der deutschen Streitkräfte und führte zur Vernichtung der angreifenden russischen Armee.


Die '''Schlacht bei Tannenberg''' war eine [[Schlacht]] des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] und fand in der Gegend südlich von [[Olsztyn|Allenstein]] in [[Ostpreußen]] vom 26. August bis zum 30. August 1914 zwischen [[Deutsches Reich|deutschen]] und [[Russisches Kaiserreich|russischen]] Armeen statt. Die deutsche Seite stellte hierbei 153.000, die russische 191.000 Soldaten ins Feld.<ref name="cz108" /> Sie endete mit einem Sieg der deutschen Truppen und der Zerschlagung der ins südliche Ostpreußen eingedrungenen russischen Kräfte.
Erst im Nachhinein wurde sie zu Propagandazwecken in '''Schlacht bei [[Stębark|Tannenberg]]''' umbenannt. Die einzige in der deutschen Geschichtschreibung bekannte [[Schlacht bei Tannenberg (1410)|Schlacht bei Tannenberg]] fand am [[15. Juli]] im Jahre [[1410]] statt.

Anfänglich in den deutschen Medien als „Schlacht bei Allenstein“ bezeichnet, wurde sie auf Wunsch [[Paul von Hindenburg]]s kurze Zeit danach zu [[Propaganda]]zwecken in ''Schlacht bei Tannenberg'' umbenannt. Tatsächlich liegt nicht die Ortschaft Tannenberg (heute [[Stębark]]) unmittelbar im Hauptkampfgebiet, sondern [[Olsztynek|Hohenstein]]. Mit der Namensgebung sollte die in der deutschen Geschichtsschreibung als [[Schlacht bei Tannenberg (1410)|Schlacht bei Tannenberg]] bezeichnete Niederlage der Ritter des [[Deutscher Orden|Deutschen Ordens]] gegen die [[Polnisch-Litauische Union]] im Jahre 1410 überstrahlt werden.<ref>[[Frithjof Benjamin Schenk]]: ''Tannenberg/Grunwald.'' In: [[Etienne François]], [[Hagen Schulze]] (Hrsg.): ''[[Deutsche Erinnerungsorte]].'' Band 1, Beck, München 2001, ISBN 3-406-59141-8, S. 438–454.<br />
Jesko von Hoegen: ''Der Held von Tannenberg. Genese und Funktion des Hindenburg-Mythos (1914–1934).'' Böhlau, Köln/Wien 2007, ISBN 978-3-412-17006-6, S. 40f.</ref>


== Strategische Voraussetzungen ==
== Strategische Voraussetzungen ==
''Hauptartikel:'' [[Deutsche Ostfront (Erster Weltkrieg)]]
{{Hauptartikel|Ostfront (Erster Weltkrieg)}}
[[Ostpreußen]] bildete durch seine geografische Lage als Gebietsvorsprung in russisches Territorium eine [[Strategie (Militär)|strategisch]] besonders verwundbare Position. Aufgrund der schlechteren Infrastruktur Russlands ging der [[Schlieffen-Plan]] bei einer simultanen Kriegserklärung Frankreichs und Russlands davon aus, dass Frankreich vier Wochen schneller mobilisieren könne. Daher sollte zunächst die gesamte Heeresmacht gegen Frankreich entsandt werden. Die deutsche [[Oberste Heeresleitung]] stationierte sieben Armeen an der [[Westfront (Erster Weltkrieg)|Westfront]], um einen schnellen Sieg gegen [[Frankreich]] herbeizuführen. Aufgrund der [[Julikrise]], die Russland bereits zur Mobilisierung genutzt hatte, war die Situation jedoch genau umgekehrt. Die Provinz wurde nur durch die 8. Armee verteidigt und war somit auch der geringen Truppenstärke wegen besonders gefährdet. Diesen Umstand hatte das russische ''Große Hauptquartier'' schon in seiner Vorkriegsplanung berücksichtigt. Um seine westlichen Verbündeten zu entlasten, schickte das russische Oberkommando zwei Armeen gegen Ostpreußen. Die [[1. Armee (Russisches Kaiserreich)|1. Armee]] (Njemen-Armee) unter [[Paul von Rennenkampff]] stieß von Osten vor, die [[2. Armee (Russisches Kaiserreich)|2. Armee]] (Narew-Armee) unter [[Alexander Wassiljewitsch Samsonow|Alexander Samsonow]] drang von Süden in Ostpreußen ein.<ref>Norman Stone: ''The Eastern Front 1914–1917'', London 1998, S. 44–48.</ref>

Während der ersten Operationstage schien diese [[Strategie (Militär)|Strategie]] aufzugehen. Die russische [[1. Armee (Russisches Kaiserreich)|1. Armee]] rückte auf ostpreußisches Territorium vor und erzielte nach der [[Schlacht bei Gumbinnen]] am 19. August einen ersten Einbruch. Der russische Generalstab rechnete damit, dass sich die Deutschen, die in Ostpreußen nur eine Armee zur Verfügung hatten, über die Weichsel zurückziehen würden. Diese Einschätzung schien sich zunächst auch zu bewahrheiten: Der Oberbefehlshaber der 8. Armee, [[Maximilian von Prittwitz und Gaffron|Generaloberst von Prittwitz]], war verunsichert und signalisierte per Telefon der Obersten Heeresleitung in Koblenz den Rückzug der Armee hinter die Weichsel. Dies entsprach zwar der Handlungsdirektive, dennoch glaubte Generalstabschef [[Helmuth Johannes Ludwig von Moltke|von Moltke]], Prittwitz sei der Situation nicht mehr gewachsen. Zwar war sein Stabschef und Stellvertreter, Generalmajor von Waldersee, ebenfalls seiner Meinung, jedoch protestierten die beiden wichtigsten Stabsoffiziere der 8. Armee, der [[Generalquartiermeister]] [[Paul Grünert]] und der [[Erster Generalstabsoffizier|Erste Generalstabsoffizier]] [[Max Hoffmann]], vehement gegen den Rückzugsplan. Max Hoffmann, in seiner Funktion verantwortlich für Aufklärung, Planung, Organisation und Auswertung, argumentierte, dass ein solcher Rückzug erstens unnötig und zweitens in der vorgeschlagenen Weise – aufgrund der russischen Bewegungsrichtung – unmöglich sei. Doch Prittwitz befahl, auch gegen den energischen Protest des Generalleutnants [[Hermann von François]], dessen I. Korps die Hauptlast der Kämpfe bei Gumbinnen trug, den Rückzug.
[[Datei:Albert Meyer Gustav Liersch Berlin Kr. 98 Paul von Hindenburg Hannover PC Kriegskarte 1914.jpg|mini|Paul von Hindenburg]]

In der Nacht zum 22. August wurde er plötzlich und für seinen gesamten Stab unerwartet [[z. D. (Militärsprache)|zur Disposition]] gestellt. Ihm folgen sollte der pensionierte General der Infanterie [[Paul von Hindenburg]] mit Generalmajor [[Erich Ludendorff]] als [[Chef des Stabes]]. Ludendorff, der sich bereits an der Westfront bei der [[Eroberung von Lüttich (1914)|Eroberung von Lüttich]] ausgezeichnet hatte, wurde sofort mit einem Kraftwagen aus der Gegend von [[Namur]] in das [[Großes Hauptquartier|Große Hauptquartier]] nach [[Koblenz]] geholt, wo er gegen 18 Uhr eintraf. Ein Sonderzug, in den Hindenburg in [[Hannover]] zustieg, beförderte ihn darauf ostwärts. Am nächsten Mittag erreichten die Generale ihr Reiseziel [[Malbork|Marienburg]].<ref>Siegfried Schindelmeiser: ''Der Ausbruch des Weltkriegs'', in: ''Corps Baltia'', Bd. 2, S. 64. München 2010.</ref>

Für beide Generale kam eine „kampflose“ Räumung der urpreußischen Provinz nicht in Frage. Das russische Oberkommando, von diesem Wechsel in Unkenntnis geblieben, ging, nachdem die deutschen Truppen die Schlacht bei Gumbinnen abgebrochen hatten, nun gestärkt von der Annahme aus, dass Ostpreußen geräumt werde. Die 1. Armee wurde mit dem Ziel [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] in Marsch gesetzt, um die 8. Armee zu binden. Die 2. Armee sollte dem so gebundenen Gegner den Rückzug verlegen und in den „Rücken fallen“. Somit bewegten sich beide Großverbände räumlich getrennt voneinander und konnten einander kaum Unterstützung leisten.<ref>[[Norman Stone]]: ''The Eastern Front 1914–1917.'' London 1998, S. 59–61.</ref> Ein weiterer Grund für die räumliche Trennung der 1. Armee von der 2. Armee war, dass zwischen ihren Operationsgebieten die unwegsame [[Masurische Seenplatte]] lag.

== Beidseitiger Aufmarsch ==
[[Datei:BattleOfTannenberg1.jpg|mini|Lage am 20. August 1914 (Deutsche Armee: Rot, Russische Armee: Blau)]]
Die russische 2. (Narew-)Armee war zu diesem Zeitpunkt bereits auf 60 Kilometer Breite bis auf die Linie [[Działdowo|Soldau]] – [[Nidzica|Neidenburg]] – [[Szczytno|Ortelsburg]] im südlichen Ostpreußen eingedrungen. Als östliche Flankensicherung rückte das VI. Armeekorps unter General der Infanterie Blagoweschtschenski (4. und 16. Division) mit der 4. Kavallerie-Division auf Ortelsburg vor, als westlicher Flankenschutz das I. Armeekorps mit Zuteilungen und zwei Kavallerie-Divisionen von [[Uzdowo|Usdau]] bis Soldau. Die westliche mittlere Kampfgruppe, bestehend aus dem XV. Armeekorps unter Generalleutnant Klujew (6. und 8. Division) und einer zusätzlichen Division, kämpfte von [[Lipowo (Kozłowo)|Lippau]] bis [[Orlau (Kreis Neidenburg)|Orlau]] und die östliche mittlere Kampfgruppe, bestehend aus dem XIII. Armeekorps unter Generalleutnant Klujew (1. und 36. Division), stand westlich von [[Jedwabno]].<ref>Reichsarchiv Band II: ''Die Befreiung Ostpreußens'', Mittler und Sohn, Berlin 1925 S. 114 f.</ref> General Ludendorff folgte dem bereits ausgearbeiteten Angriffsplan [[Max Hoffmann]]s, der vorsah, die beiden russischen Armeen zeitlich nacheinander zu bekämpfen. Dadurch sollte die zahlenmäßige Überlegenheit der Russen ausgeglichen werden. Der Plan Hoffmanns sah vor, zunächst die aus südlicher Richtung eindringende russische 2. Armee unter General [[Alexander Wassiljewitsch Samsonow|Alexander Samsonow]] anzugreifen. Die Wahl, zuerst diese Armee anzugreifen und nicht die russische 1. Armee, lag in der Absicht begründet, im Falle der eigenen Niederlage der deutschen 8. Armee die Möglichkeit zu erhalten, den Rückzug – nach Westen – über die Weichsel anzutreten. Dies war nur dann gewährleistet, wenn das Kampfgebiet nicht zu weit östlich lag.

Schon vor der Befehlsübernahme Hindenburgs war das [[I. Armee-Korps (Preußen)|I. Armee-Korps]] unter General [[Hermann von François]] von [[Gussew|Gumbinnen]] per Eisenbahn nach Süden westlich der Vormarschachse der russischen 2. Armee verschoben worden. Nachdem er durch [[Luftaufklärung]] und das Abhören unverschlüsselter russischer Funksprüche über die Positionen wie auch Befehle des Gegners informiert war, setzte General von Ludendorff auch eine generelle Absetzbewegung der restlichen Armee in Gang. Die russische 1. Armee sollte im Raum [[Insterburg]] bis Lötzen durch einen kleinen „Vorhang“ mehrerer Landwehr-Brigaden und der [[1. Kavallerie-Division (Deutsches Kaiserreich)|1. Kavallerie-Division]] beobachtet und an der Weiterführung ihrer Operationen gehindert werden. Das [[XVII. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XVII. Armee-Korps]] unter [[August von Mackensen]] und das [[I. Reserve-Korps (Deutsches Kaiserreich)|I. Reserve-Korps]] unter [[Otto von Below]] begannen sich aus ihrem Abschnitt zu lösen und marschierten gegen die rechte Flanke der in Richtung auf [[Allenstein]] operierenden russischen 2. Armee.

Das deutsche Vorhaben wurde durch eine Fehleinschätzung der russischen Befehlshaber erleichtert. General Rennenkampff reagierte erst drei Tage nach Beginn der am 23. August eingeleiteten deutschen Umgruppierungen mit der Wiederaufnahme eigener Angriffsoperationen, die in Richtung auf [[Königsberg (Preußen)|Königsberg]] wiesen. Der Frontbefehlshaber der übergeordneten russischen Nordwestfront, General [[Jakow Grigorjewitsch Schilinski|Jakow Schilinski]], interpretierte das deutsche Verhalten zu diesem Zeitpunkt ebenfalls völlig falsch: Im sicheren Glauben, dass sich die deutschen Einheiten vor dem Druck der 1. Armee auf Königsberg zurückzögen, ließ er keine Vorsicht walten. Dass sich die deutschen Truppen gegen die südliche 2. russische Armee wenden könnten, zog er nicht in Betracht.<ref name="ns61-67">Norman Stone: ''The Eastern Front 1914–1917.'' London 1998, S. 61–67.</ref>
[[Datei:AV Samsonov.jpg|mini|Alexander Wassiljewitsch Samsonow]]


Während dieser Ereignisse hatte die Armee Samsonow schon ihren zehnten Marschtag hinter sich, da auf Befehl des Frontstabes aus Sicherheitsgründen die Truppen bereits tief im eigenen Hinterland aus den Eisenbahnwaggons ausgeladen worden waren und den Rest des Weges zu Fuß marschieren mussten. Allerdings bewegten sich nur die zentralen Teile (XIII., XV. und XXIII. Korps) und der rechte Flügel (VI. Korps) der Armee auf deutschem Gebiet. Am linken Flügel wurde das I. Korps auf Befehl Schilinskis an der Grenze zurückgehalten, um die Flanke zu decken. Weiterhin drängte der Oberkommandierende auf einen schnellen Vorstoß der 2. Armee, was das Zentrum und ihre westliche Flanke vollkommen trennte. Somit wurde hier aus der geplanten Flankensicherung die Isolierung eines Viertels der russischen Streitkräfte.
Infolge des [[Schlieffen-Plan]]s hatte die deutsche [[OHL|Oberste Heeresleitung]] sämtliche verfügbaren Kräfte an die Westfront geworfen um einen schnellen Sieg gegen [[Frankreich]] zu erzielen. [[Ostpreußen]] bildete durch seine geographischen Lage als Gebietsvorsprung in russisches Territorium eine [[Strategie|strategisch]] besonders verwundbare Position. Die Provinz wurde nur durch die 8. Armee gedeckt und war somit auch von den vorhandenen Truppen her verwundbar.
Diesen Umstand hatte das russische ''Große Hauptquartier'' schon in seiner Vorkriegsplanung berücksichtigt. Um seine westlichen Verbündeten zu entlasten, schickte das russische Oberkommando zwei Armeen gegen besagtes deutsches Gebiet. Die I. Armee (Njemen-Armee) unter [[Paul von Rennenkampf]] stieß von Osten vor, die II. Armee (Narew-Armee) unter [[Alexander Samsonow]] drang von Süden in [[Ostpreußen]] ein.


Seit 22. August zog sich der rechte Flügel der deutschen 8. Armee, das [[XX. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|XX. Armee-Korps]] unter General der Artillerie [[Friedrich von Scholtz|von Scholtz]], vor der Übermacht des russischen XIII. und XV. Korps über die Linie [[Usdau]]-Neidenburg nach Nordwesten zurück. Am Abend des 23. August kam dabei die [[37. Division (Deutsches Kaiserreich)|37. Division]] zwischen [[Lahna]] und [[Wólka Orłowska (Nidzica)|Orlau]] in erste Kämpfe mit der russischen Vorhut. Am linken Flügel war dem XX. Korps zur Verstärkung die [[3. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|3. Reserve-Division]] des Generals [[Curt von Morgen|von Morgen]] zugeführt worden, die von [[Allenstein]] her über Hohenstein heranrückte.<ref>Reichsarchiv Band II. ''Die Befreiung Ostpreußens'', Mittler und Sohn, Berlin 1925, S. 126 f.</ref> Scholtz bekam am folgenden Tag die Anweisung, seine neue Stellung zwischen [[Gilgenburg]] und Tannenberg defensiv zu halten, bis der Anmarsch des I. Reserve-Korps und des XVII. Armee-Korps im Rücken des Gegners wirksam werde. Am rechten Flügel der deutschen 8. Armee positionierte sich zuletzt nach dem langen Bahntransport über [[Deutsch-Eylau]] das [[I. Armee-Korps (Preußen)|I. Armee-Korps]] des Generals François, ohne dass die Aufklärung des gegenüber stehenden russischen I. Korps dies bemerkte.<ref name="ns61-67" />
Während der ersten Operationstage schien diese Strategie auch zu funktionieren. Die russische II. Armee rückte auf ostpreußisches Territorium vor und erzielte in der [[Schlacht von Gumbinnen]] am 19. August zumindest einen Propagandasieg. Der russische Generalstab rechnete damit, dass sich die Deutschen, welche in Ostpreußen nur die 8. Armee zur Verfügung hatten, über die Weichsel zurückziehen würden. Mit dieser Einschätzung lagen sie gar nicht so fern der Realität, denn der Oberbefehlshaber besagter Armee [[Maximilian von Prittwitz und Gaffron|Generaloberst Maximilian von Prittwitz]] geriet in Panik und verlangte von der [[Oberste Heeresleitung|Obersten Heeresleitung]] Handlungsfreiheit für das Zurücknehmen seiner Kräfte. Daraufhin wurde er allerdings am 22. August abgelöst und das Kommando wurde an [[Paul von Hindenburg|Hindenburg]] und [[Erich Ludendorff|General Ludendorff]] übergeben. Ersterer wurde als Pensionär aus dem Ruhestand reaktiviert. Der nicht-adlige Ludendorff hatte sich bereits an der Westfront ausgezeichnet. Für die beiden preußischen [[Offizier]]e kam eine Räumung deutschen Kernlands vor den Russen nicht in Frage. Das russische Oberkommando ging aber immer noch von diesem Gedanken aus, und die I. Armee wurde mit dem Ziel [[Königsberg]] in Marsch gesetzt, nicht ohne vorher einige Rasttage einzulegen. Die II. Armee sollte den als geschlagen angesehenen deutschen Truppen nur noch den Rückweg abschneiden. Somit bewegten sich beide Großverbände räumlich getrennt voneinander und konnten sich gegenseitig keine Unterstützung leisten.


== Verlauf der Schlacht ==
== Verlauf der Schlacht ==
[[Datei:BattleOfTannenberg2.jpg|mini|Lage am 26. August 1914 (Deutsche Armee: Rot, Russische Armee: Blau)]]
[[Bild:Russian Troops NGM-v31-p372.jpg|thumb|left|300px|Russische Truppen auf dem Weg an die Front]]
Dem deutschen Generalstab standen nach dem Patt von [[Schlacht von Gumbinnen|Gumbinnen]] am [[20. August]] zwei Möglichkeiten offen. Ludendorff erkannte folgerichtig, dass man aufgrund der Passivität der I. Armee beide Armeen getrennt schlagen und somit der zahlenmäßige Vorteil der [[Russen]] kompensiert werden konnte. Schon vor seinem Eintreffen wurde ein Korps der 8. Armee unter [[Hermann von François|General von François]] von Gumbinnen per Eisenbahn nach Süden westlich der Vormarschachse der russischen I. Armee verschoben. Nachdem er durch [[Luftaufklärung]] und das Abhören russischer Funksprüche über die Positionen wie auch Befehle des Gegners im Klaren war, setzte der Generalstabschef Hindenburgs eine generelle Absetzbewegung in Gang. Die Armee [[Paul von Rennenkampf|Rennenkampfs]] sollte nur durch einen kleinen ''Vorhang'' aus einer [[Landwehr (Militär)|Landwehrdivision]] und der einzigen [[Kavallerie]]division an weiteren Operationen gehindert werden. Zwei Korps, unter [[August von Mackensen|von Mackensen]] und [[Otto von Below|von Below]], sollten im Eilmarsch der II. Armee entgegen marschieren, während die restlichen Truppen bei [[Allenstein]] eine Verteidigungsstellung beziehen sollten. Dieser Plan wurde durch die Inkompetenz der russischen Befehlshaber unterstützt. Rennenkampf erkannte den Rückzug erst drei Tage nach seinem Beginn am [[23. August]]. Der übergeordnete Frontbefehlshaber der beiden Armeen [[Jakow Schilinski|General Schilinski]] interpretierte dieses Verhalten zu diesem Zeitpunkt vollkommen falsch. Er sah es als sicher an, dass die deutschen Einheiten vor dem Druck der I. Armee ausgewichen seien und sich auf Königsberg zurückzögen. Dass die Truppen gegen die südliche II. Armee unter [[Alexander Samsonow|Samsonow]] gewendet werden könnten, zog er nicht in Betracht.


Am 26. August begann der Angriff des deutschen I. Armee-Korps, General von François sollte [[Żabiny|Seeben]] und [[Uzdowo|Usdau]] nehmen. Das XX. Armee-Korps sollte den Angriff mit seinem rechten Flügel unterstützen. General von Scholtz befahl der [[41. Division (Deutsches Kaiserreich)|41. Division]] unter Generalmajor [[Leo Sontag|Sontag]] gegen die Linie [[Gąsiorowo (Działdowo)|Ganshorn]] – [[Groß Gardienen]] anzugreifen, links daneben sollte die 37. Division am Angriff teilnehmen. Die [[1. Division (Deutsches Kaiserreich)|1. Division]] unter Generalleutnant [[Richard von Conta (General, 1856)|von Conta]] erreichte gegen 8.00 Uhr [[Tuczki|Tautschken]], die [[2. Division (Deutsches Kaiserreich)|2. Division]] unter Generalleutnant [[Adalbert von Falk|von Falk]] stand gegen 10.00 Uhr vor [[Koszelewy|Groß Koschlau]]. Am Abend lag die 2. Division östlich [[Gralewo (Płośnica)|Grallau]], die 1. Division an der Linie [[Myślęta|Meischlitz]] – [[Grzybiny|Groß Grieben]]. General von François ließ den weiteren Angriff auf [[Uzdowo|Usdau]] für diesen Tag nicht durchführen. Er begründete sein Zögern damit, dass seine Artillerie noch nicht nahe genug an die Ausgangsstellungen herangekommen sei und er einen zu früh befohlenen Angriff nicht hätte verantworten können. Das hatte zur Folge, dass die russischen Truppen der Mitte – in Unkenntnis der Gefahr, die ihrem linken Flügel drohte – gemäß dem Befehl des Frontstabs immer weiter ins Landesinnere vorrückten.
Während dieser Ereignisse hatte die II. Armee schon ihren zehnten Tag ununterbrochenen Marsches hinter sich, da man die meisten ihrer Truppen auf Befehl des Frontstabes schon aus der Eisenbahn ausgeladen hatte, bevor sie die Endpunkte des russischen Streckennetzes erreicht hatten. Allerdings bewegten sich nur die zentralen Anteile der Armee und der rechte Flügel auf deutsches Gebiet. Auf der linken Seite wurde das I. Korps unter ''Artamanow'' auf Befehl Schilinskis an der Grenze zurückgehalten, um die Flanke zu decken. Weiterhin drängte der Oberkommandierende auf einen schnellen Vorstoß der II. Armee, was das Zentrum und ihre westliche Flanke vollkommen trennten. Somit wurde hier aus der angedachten Flankensicherung die Isolierung eines Viertels der russischen Streitkräfte. Genau im Bereich des I. Korps positionierten sich die zwei Divisionen von [[Hermann von François]], ohne dass die russischen Stäbe durch Aufklärung davon erfahren hätten.


General Samsonow befahl den Angriff seiner Mitte – XV. und XXIII. Korps unter den Generalen [[Nikolai Nikolajewitsch Martos|Martos]] und [[Cyprian Antonowitsch Kondratowitsch|Kondratowitsch]] – auf Neidenburg. Das I. Korps unter General der Infanterie [[Leonid Konstantinowitsch Artamonow|Artamonow]] sollte die eigene linke Flanke bei [[Mława]] decken. Das russische XIII. Korps unter General [[Nikolai Alexejewitsch Klujew|Klujew]] schwenkte nach Allenstein ein und besetzte diese Stadt kampflos.
Am [[25. August]] gab Ludendorff den Befehl zum Angriff für diese Verbände. Hermann von François reagierte allerdings nicht und nahm erst am [[27. August|27.]] nach einem Besuch des Generalstabschefs den Angriff auf. Er begründete sein Innehalten damit, das seine Artillerie noch nicht nah genug an seinen Ausgangsstellungen herangerückt sei und er einen Angriff somit noch nicht verantworten könne. Dies hatte zur Folge, dass die russischen Truppen der Mitte – in Unkenntnis der Gefahr, die ihrem linken Flügel drohte – gemäß dem Befehl des Frontstabs immer weiter ins Landesinnere vorrückten. Als von François seinen Angriff dann startete, durchbrach er dank materieller Überlegenheit die Stellungen des ahnungslosen russischen I. Korps, welches den Rückzug antrat. Die deutschen Einheiten stießen bis zum Abend des Tages bis zur Grenze bei [[Soldau]] vor.


Doch auch an der rechten Flanke der russischen Armee hatten sich die Ereignisse bereits überschlagen. Das russische VI. Korps unter Blagoveschenskij war am weitesten in deutsches Territorium vorgedrungen. Allerdings hatte es nach Samsonows Befehl nur den Vormarsch der zentralen Einheiten zu decken und ihr Kommandeur war nicht darauf vorbereitet, auf gegnerische Truppen zu treffen.
Gegen die nordwärts weichenden deutschen Truppen sollte das VI. Korps unter General Blagoweschtschenskij auf Passenheim vorgehen, hier hatten sich die Ereignisse bereits überschlagen. Das russische VI. Korps, der östlichste Verband der 2. russischen Armee, war im Raum [[Biskupiec|Bischofsburg]] am weitesten nach Norden vorgedrungen. Allerdings hatte es nach Samsonows Befehl nur den Vormarsch der zentralen Einheiten zu decken, und Blagoweschtschenskij war nicht darauf vorbereitet, auf einen stärkeren Gegner zu treffen. Jetzt sah er sich alleine zwischen Lautern und Groß-Bössau zwei deutschen Korps gegenüber – den Korps von Mackensen ([[35. Division (Deutsches Kaiserreich)|35.]] und [[36. Division (Deutsches Kaiserreich)|36. Division]]) und Below ([[1. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|1.]] und [[36. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|36. Reserve-Division]]), welche nach der Absetzbewegung von Gumbinnen von Nordosten her in die Schlacht eingriffen. Es gelang den beiden deutschen Truppenführern, ihre lokale Überlegenheit von zwei zu eins auszunutzen und im [[Tejstymy (See)#Geschichte|Gefecht am Bössauer See]] am 26. August das russische Korps zu einem ungeordneten Rückzug zu zwingen.
Dies rührte daher, dass das Frontkommando die beiden Großverbände in Königsberg wähnte. Unter diesen Umständen traf dieser östlichste Verband der II. Armee auf die zwei deutschen Korps unter [[August von Mackensen|Mackensen]] und [[Otto von Below]]. Diese waren aufgrund der deutschen Absetzbewegung von [[Gumbinnen]] her gegen die II. Armee angerückt. Mit Hilfe des Überraschungsmoments gelang es den beiden deutschen Offizieren, ihre lokale Überlegenheit von zwei zu eins auszunutzen und das russische Korps in einen ungeordneten Rückzug zu treiben. Ludendorff schien allerdings vom Erfolg seiner eigenen Offensive überrascht. Er sah zwar die Möglichkeit, die russische Armee einzukesseln, doch drängte er auf Konsolidierung, weil die mittleren Anteile von Samsonows Verband bereits starken Druck auf die Verteidigungsstellungen der Deutschen bei [[Allenstein]] ausübten.


Am 27. August nahm auch General François, nachdem er einen persönlichen Besuch Ludendorffs erhalten hatte, den [[Gefecht von Usdau|Angriff auf Usdau]] wieder auf. Den linken Flügel des I. Armee-Korps bildete die 2. Division, sie griff vom Südwesten her gegen Usdau an. Den rechten Flügel übernahm die 1. Division, die vom Westen und Nordwesten auf Usdau stieß. Die [[35. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|35. Reserve-Division]] unter Generalleutnant [[Max Philipp von Schmettau]] sollte den Angriff von Bergling her unterstützen. Das I. Armee-Korps durchbrach dank materieller Überlegenheit die Stellungen des unvorbereiteten I. russischen Korps, das daraufhin den Rückzug in südliche Richtung antrat. Die 1. Division stieß bis zum Abend an die Grenze bei [[Soldau]] nach.<ref name="ns61-67" /> Die 2. Division erreichte [[Neidenburg]] und leitete von Süden her die Umfassung des gegnerischen Zentrums ein.
Infolge dessen ging er daran die eigenen Flügel zu schwächen. Belows Korps wurde abkommandiert die eigenen Verteidigungsstellungen zu verstärken und nur noch von Mackensens Korps sollte weiterhin an der Umfassung arbeiten.
General von François erhielt von ihm Order, seinen Vormarsch einzustellen und ebenso Truppen an den zentralen Abschnitt abzutreten. Allerdings verweigerte der untergeordnete Kommandeur diesen Befehl und ignorierte ihn kommentarlos.
So konnten sich seine Kavalleriespitzen bei [[Willenberg]] mit der Vorhut der Einheiten Mackensens am 28. August vereinigen. Somit war die II. Armee, die eigentlich den angenommenen Rückzug der Deutschen abschneiden sollte, selbst eingeschlossen worden.


Ludendorff war vom schnellen Erfolg des rechten Flügels seiner Angriffsfront selbst überrascht. Er erkannte sofort die Möglichkeit, die russische 2. Armee einzukesseln, doch drängte er auf Konsolidierung, weil die mittleren Anteile von Samsonows Verband bereits starken Druck auf die Verteidigungsstellungen des Korps (Scholtz) bei Allenstein ausübten und somit Gefahr bestand, dass die deutschen Linien im Zentrum durchbrochen werden könnten. Das I. Reserve-Korps wurde daher nach rechts geschwenkt, um zusammen mit der [[1. Landwehr-Division (Deutsches Kaiserreich)|1. Landwehr-Division]] [[Georg Freiherr von der Goltz|Goltz]] bei Allenstein die Verbindung mit dem schwer ringenden Zentrum herzustellen. Zusätzlich griff die am linken Flügel des Korps Scholtz einrückende [[3. Reserve-Division (Deutsches Kaiserreich)|3. Reserve-Division]] des Generals [[Curt von Morgen|von Morgen]] nach Osten an, um zusammen mit der 37. Division unter Generalleutnant [[Hermann von Staabs|von Staabs]], die Masse des russischen XIII. und XV. Korps bei [[Olsztynek|Hohenstein]] festzuhalten. Gleichzeitig versuchte der rechte Flügel des XX. Armee-Korps mit der 41. Division, durch einen [[Gefecht von Waplitz|Angriff bei Waplitz]] den eingeleiteten Rückzug des russischen XV. Korps auf Neidenburg abzuschneiden, erlitt dabei aber schwere Verluste.
Damit waren die russischen Soldaten vom Nachschub abgeschnitten und die Nachricht, dass deutsche Verbände den Rückzugsweg versperrten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Männern des Zaren. Zu der durch diesen Schock geschaffenen Verwirrung trug noch dazu bei, dass die verbleibenden Einheiten im Zuge der Kampfhandlungen selbst verstreut im Kessel lagen, und es Samsonow nicht gelang, Verbindung mit seinen Truppen herzustellen. Es kam zwar zu spontanen Ausbruchsversuchen kleinerer Einheiten, so dass 10.000 Mann durch den dünnen [[Kordon]] der deutschen Kräfte schlüpfen konnten, das Gros der Armee [[Kapitulation|kapitulierte]] allerdings desorganisiert und demoralisiert. Den meisten Soldaten blieb das Gefühl durch ihre Truppenführer verraten worden zu sein. General Samsonow beging in dieser verzweifelten Lage Selbstmord.

Nur noch Mackensens Korps (XVII.) trieb jetzt weiterhin die östliche Umfassung im Raum westlich von [[Ortelsburg]] nach Süden voran. Auch der linke Flügel unter General von François erhielt von Ludendorff Order, seinen Vormarsch einzustellen und ebenso Truppen an den zentralen Abschnitt abzutreten. Allerdings verweigerte der untergeordnete Kommandeur diesen Befehl und ignorierte ihn kommentarlos.<ref name="ns61-67" />

[[Datei:Tannenberg-28-8-1914.jpg|mini|Lage am 28. August 1914 (Deutsche Armee: Blau, Russische Armee: Rot)]]

Am 28. August konnten sich Teile der 1. Division (Kavallerie-Abteilung Schmettow) westlich von [[Wielbark|Willenberg]] mit der Vorhut der 35. Division des XVII. Korps vereinigen. Die russische 2. Armee, die eigentlich den angenommenen Rückzug der Deutschen abschneiden sollte, war dadurch selbst eingeschlossen worden.<ref name="ns61-67" />

Damit waren die Russen vom Nachschub abgeschnitten, und die Nachricht, dass deutsche Verbände den Rückzugsweg versperrten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Männern des Zaren. Zu der durch diesen Schock geschaffenen Verwirrung trug noch bei, dass die verbliebenen Einheiten im Zuge der Kampfhandlungen selbst verstreut im Kessel lagen und es Samsonow nicht gelang, Verbindung mit seinen Truppen herzustellen. Kleinere Einheiten versuchten zwar spontan den Ausbruch, so dass 10.000 Mann durch die dünne Linie der deutschen Kräfte entkommen konnten, doch das Gros der Armee [[Kapitulation|kapitulierte]] desorganisiert und demoralisiert. Vielen Soldaten blieb das Gefühl, durch ihre Truppenführer verraten worden zu sein.

[[Datei:Tannenberg3008.jpg|mini|Lage am 30. August 1914 (Deutsche Armee: Rot, Russische Armee: Blau)]]

Am 30. August traf allerdings eine Meldung sowohl beim Armeeoberkommando (AOK) als auch General François ein, das I. russische Armeekorps marschiere von [[Mława]] wieder nach Norden und stehe ca. 6&nbsp;km vor [[Neidenburg]], um der eingeschlossenen Armee Entlastung zu bringen. Zwar setzte das AOK alle verfügbaren Truppen in Marsch, doch sie wären erst am 31. August eingetroffen. Die Situation wurde durch General François gemeistert: er warf südlich von Neidenburg dem Gegner alle verfügbaren Soldaten (Gruppe Schlimm und von Mühlmann<ref>gemeint sind Major Schlimm und Generalleutnant Paul von Mülmann ([https://digi.landesbibliothek.at/viewer/fulltext/AC01858907/244/ Quelle])</ref>) frontal entgegen, ohne die Einschließung im Norden aufzugeben. Daraufhin gingen die russischen [[Entsatz]]truppen zurück. Der russische Oberbefehlshaber, General Samsonow, [[Alexander Wassiljewitsch Samsonow#Tod|erschoss sich]].<ref name="ns61-67" /> Der Ort wird bis heute durch den [[Samsonow-Stein]] markiert.


== Gründe für das russische Scheitern ==
== Gründe für das russische Scheitern ==
=== Fehlplanungen vor dem Krieg ===
==== Nachschub ====
[[Datei:Hermann-von-francois-2.jpg|mini|Hermann von François (mit dem Rücken zur Kamera) begrüßt den in Gefangenschaft geratenen russischen General Klujew, Chef des XIII. Armeekorps, am 31. August 1914]]
Der Stand des [[Nachschub]]s und die [[Logistik]] der Truppen zu Kriegsbeginn stellten eine ernste Behinderung der russischen Kampfkraft dar. Das [[Kaiserlich Russische Armee|zaristische Militär]] hatte zwar nach den Planungen seiner Offiziere reibungslos mobilgemacht, die sonstigen Vorbereitungen waren aber mangelhaft. Fehleinschätzungen ergaben sich bei der Bereitstellung von [[Lazarett|Feldlazaretten]] und der Verpflegung. Die technische Ausrüstung war ihrer Zeit jedoch entsprechend.

==== Artillerie ====
Die Artillerie wurde auch durch eine weitere strategische Fehlentscheidung geschwächt. Das Offizierskorps der Artillerie sah die Hauptaufgabe für schwere Geschütze in der Verteidigung von [[Festung]]en, die hinter der Grenze lagen. Das Feldheer wurde dagegen nur wenig mit schwerer Artillerie versorgt. Mobile schwere Geschütze hatten zu ihren leichteren Pendants zwar eine höhere Feuerkraft, aber keine merklich größere Reichweite. Es mangelte hier vor allem an einer ordentlichen Absprache zwischen den Teileinheiten.

==== Kavallerie ====
Eine taktische Fehleinschätzung, welche die russische Armee durch das erste Kriegsjahr begleiten sollte, war die Einschätzung der Kavallerie. Russische Generäle hielten sie immer noch für die klassische Offensivwaffe. Doch durch [[Maschinengewehr]]e und [[Repetiergewehr|Repetierwaffen]], die bis zu 800 m Entfernung präzise feuern konnten, war die Defensivkraft der Infanterie dem Angriff von Reitern bereits weit überlegen. Die Kavalleriedivisionen erbrachten außer in der Aufklärungsrolle kaum Nutzen, nahmen aber große Ressourcen in Anspruch. 4000 Mann einer Kavalleriedivision mit ihren Pferden benötigten bei einem Eisenbahntransport etwa denselben Raum wie eine 12.000 Mann starke Infanteriedivision. Ein Pferd benötigte pro Tag mindestens 3&nbsp;kg Getreide. Dadurch wurden wertvolle Nachschubressourcen für eine inzwischen ineffektive Waffengattung verwendet.<ref name="ns69-51">Norman Stone: ''The Eastern Front 1914–1917.'' London 1998, S. 69–51.</ref>

=== Strategische Fehler der höheren Befehlshaber ===
=== Strategische Fehler der höheren Befehlshaber ===
Nach dem katastrophalen Ausgang der Schlacht wurde vom verantwortlichen Frontstab unter General Schilinski möglichst viel Schuld auf den toten Samsonow abgewälzt. Diese Vorwürfe halten einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand. Bereits vor dem Erreichen der Grenze zum [[Deutsches Reich|Deutschen Reich]] erhielt der Befehlshaber der II. Armee widersprüchliche und unsinnige Befehle von seinem direkten Vorgesetzten. Dies war zum einen die bereits genannte Ausladung der Truppen vor den Endbahnhöfen. So marschierten manche [[Bataillon]]e mehr als 50 km an Eisenbahnschienen entlang, bis sie überhaupt in die Nähe der Grenze kamen. Dies führte – da auch später ein Rasttag verweigert wurde – zu einer vorzeitigen Ermüdung der Soldaten. Ebenso wurde die Armee dadurch geschwächt, dass man ihr laufend Truppen entzog. Auf politischen Druck des verbündeten Frankreich plante man im ''Großen Hauptquartier'' der zaristischen Armee eine weitere Offensive, die über [[Schlesien]] den kürzesten Weg nach [[Berlin]] nehmen sollte. Für diese Operation stellte man in Westpolen die IX. Armee auf. Um diese zu bilden, wurden der II. Armee insgesamt 5 Divisionen und 400 Geschütze entzogen. Dieser Verlust hätte die Kampfkraft alleine schon stark geschwächt, doch wurden diese Einheiten nicht geplant abgezogen, sondern man löste sie nach und nach aus der Formation heraus, während man andere wieder dazuschlug, was es ihrem Befehlshaber schwer machte, überhaupt den Überblick über die eigenen Kräfte zu bewahren.
Nach dem katastrophalen Ausgang der Schlacht wurde vom verantwortlichen Frontstab unter General Schilinski versucht, möglichst viel Schuld auf den toten Samsonow abzuwälzen. Diese Vorwürfe halten einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand. Bereits vor dem Erreichen der Grenze zum Deutschen Reich erhielt der Befehlshaber der 2. Armee widersprüchliche und unsinnige Befehle von seinem direkten Vorgesetzten. Dies war beispielsweise die bereits genannte Ausladung der Truppen vor den Endbahnhöfen. So marschierten manche [[Bataillon]]e mehr als 50&nbsp;km an Eisenbahnschienen entlang, bis sie überhaupt in die Nähe der Grenze kamen. Dies führte – da auch später ein Rasttag verweigert wurde – zu einer vorzeitigen Ermüdung der Soldaten.
Ebenso wurde die Armee dadurch geschwächt, dass man ihr laufend Truppen entzog. Auf politischen Druck des verbündeten Frankreich plante man im ''Großen Hauptquartier'' eine weitere Offensive, die über [[Schlesien]] den kürzesten Weg nach [[Berlin]] nehmen sollte. Für diese Operation stellte man in Westpolen die [[9. Armee (Russisches Kaiserreich)|9. Armee]] auf. Um diese zu bilden, wurden der 2. Armee insgesamt 5 Divisionen und 400 Geschütze entzogen. Dieser Verlust hätte die Kampfkraft alleine schon stark geschwächt, doch wurden diese Einheiten nicht planmäßig abgezogen, sondern man löste sie nach und nach aus der Formation heraus. Andere Einheiten wiederum wurden zugeteilt, was es dem Befehlshaber schwer machte, überhaupt den Überblick über die eigenen Kräfte zu bewahren.


Selbst als die Kampfhandlungen begonnen hatten, mischte sich Schilinski noch durch diverse Befehle in Samsonows Kompetenzbereich ein, so zum Beispiel durch das Verbot, das I. Korps näher zur Haupttruppe zu ziehen. Auch sein ständiges Beharren auf einem weiteren Vormarsch der zentralen Korps trug seinen Teil zur Einkesselung der Armee bei.
Selbst als die Kampfhandlungen begonnen hatten, mischte sich Schilinski noch durch diverse Befehle in Samsonows Kompetenzbereich ein, so zum Beispiel durch das Verbot, das I. Korps näher zur Haupttruppe zu ziehen. Auch sein ständiges Beharren auf einem weiteren Vormarsch der zentralen Korps trug seinen Teil zur Einkesselung der Armee bei.

Ein weiterer Faktor, der zur russischen Niederlage beitrug, war die persönliche Antipathie zwischen den Generälen Samsonow und Rennenkampff: Beide waren im [[Russisch-Japanischer Krieg|Russisch-Japanischen Krieg]] Divisionskommandeure gewesen und an nebeneinanderliegenden Frontabschnitten eingesetzt. Nach einer schweren Niederlage begegneten sich die beiden Generäle zufällig am Bahnhof in [[Mukden]] und beschuldigten sich gegenseitig der mangelnden Unterstützung. Schließlich kam es zu einer Schlägerei zwischen beiden; ein anschließendes Duell konnte nur durch einen direkten Befehl des Zaren verhindert werden.<ref>[[Erik Durschmied]]: ''Hinge Factor. How Chance and Stupidity have changed History''. Hodder & Stoughton, London 1999, ISBN 0-340-72830-2, S. 200 ff.</ref> Der deutsche Militärgeheimdienst war über die Feindschaft der beiden Generäle informiert und versicherte der Führung, es sei äußerst unwahrscheinlich, dass Rennenkampffs Erste Armee Samsonows Truppen in einer kritischen Situation unterstützen werde. {{Zitat|Wenn die [[Schlacht von Waterloo]] auf den Spielfeldern von [[Eton College|Eton]] gewonnen wurde, dann wurde die Schlacht von Tannenberg auf einem Bahnsteig in Mukden gewonnen.|General Max Hofmann<ref>Geoffrey Regan: ''Militärische Blindgänger und ihre größten Schlachten.'' Komet Verlag, Köln, 2003, ISBN 3-89836-538-7, S. 75.</ref>}}


=== Fehler des Armeestabs ===
=== Fehler des Armeestabs ===
[[Datei:Alexander-samsonow.jpg|mini|hochkant|Alexander Samsonow]]
Samsonow selbst befand sich auch ohne Feindberührung schon in einer prekären Situation, aber anstatt das Blatt zu wenden verschlimmerte er die Lage selbst noch. Seine Armee besaß zwar 42 [[Flugzeug]]e, doch diese waren zum größten Teil durch mechanische Schäden nicht einsatzbereit. Diese Kapazitäten zu nutzen und auf ihren Einsatz zu drängen, versäumte Samsonow. Während seine deutschen Gegner schon planmäßige [[Luftaufklärung]] betrieben, schien dem russischen General diese Option noch vollkommen gleichgültig zu sein. Ein weiteres Mittel zur Feinderkennung war traditionell die Kavallerie, doch sie wurde vom Armeestab zurückgehalten und sollte für Angriffsoperationen aufgespart werden. Somit marschierte die II. Armee ohne jede Feindaufklärung gewissermaßen blind nach Ostpreußen, ohne die Falle zu erahnen, die Ludendorff gestellt hatte. Generell lässt sich sagen, dass der Führungsstil des Armeechefs keineswegs einem modernen Krieg des 20. Jahrhunderts mit seinen neuen Anforderungen gewachsen war. Samsonow hatte sein Hauptquartier bis zu den letzten Tagen direkt an der Grenze und war somit von seiner eigenen Armee 24 Stunden entfernt. So lange dauerte die Überstellung einer Nachricht von der Front an seinen Standort und wieder zurück zu den Truppen. Dadurch konnte er auf etwaige Veränderungen der Lage nicht schnell genug reagieren. Dies wurde noch dadurch verstärkt, das Samsonow nichts weiter tat, als einzelne ''Tagesbefehle'' auszustellen, was natürlich der Koordination nicht zuträglich war.
Samsonow selbst befand sich auch ohne Feindberührung schon in einer prekären Situation, aber anstatt das Blatt zu wenden, verschlimmerte er die Lage selbst noch. Seine Armee besaß zwar 42 [[Flugzeug]]e, doch waren sie zum größten Teil nicht einsatzbereit. Diese Kapazitäten zu nutzen und auf ihren Einsatz zu drängen, versäumte Samsonow. Während seine deutschen Gegner schon planmäßige Luftaufklärung betrieben, schien dem russischen General diese Option noch vollkommen gleichgültig zu sein. Ein weiteres Mittel zur Feinderkennung war die Kavallerie, doch sie wurde vom Armeestab zurückgehalten und sollte für Angriffsoperationen aufgespart werden. Somit marschierte die 2. Armee ohne jede Feindaufklärung gewissermaßen blind nach Ostpreußen, ohne die Falle zu erahnen.


Generell trug der Führungsstil des russischen Armeechefs der Geschwindigkeit eines modernen Krieges mit seinen neuen Anforderungen wenig Rechnung. Samsonow hatte sein Hauptquartier bis zu den letzten Tagen noch direkt an der Grenze und war somit von seiner eigenen Armee 24 Stunden entfernt. So lange dauerte die Überstellung einer Nachricht von der Front an seinen Standort und wieder zurück zu den Truppen. Dadurch konnte er auf etwaige Veränderungen der Lage nicht schnell genug reagieren. Zudem erteilte Samsonow lediglich einzelne ''Tagesbefehle'', was der Koordination nicht zuträglich war.
=== Fehlplanungen vor dem Krieg ===
[[Bild:Russian 8-inch Guns NGM-v31-p374.jpg|thumb|250px|Russische leichte Artillerie auf dem Marsch zur Front]]
[[Bild:Russian Wounded NGM-v31-p369-B.jpg|thumb|250px|Russische Verwundete wurden teilweise tagelang auf Karren transportiert bis ein Lazarett erreicht wurde, da es an Feldlazaretten und motorisierten Krankentransportern mangelte]]
Auch stellte der Stand der Ausrüstung und die [[Logistik]] der Truppen zum Zeitpunkt des Kriegseinsatzes eine ernste Behinderung der russischen Kampfkraft dar. Das zaristische Militär hatte zwar nach den Planungen seiner Offiziere reibungslos mobil gemacht, doch waren sie durch diese [[Mobilmachung]]smaßnahmen keineswegs auf ihre Aufgabe vorbereitet. Während eine deutsche [[Artillerie]]einheit im Feld pro Geschütz 3000 Schuss Munition erhielt, waren für eine russische Einheit 1000 Schuss veranschlagt. Die Kanonen der Armee Samsonows erhielten nur 737. Damit war eine maßgebliche Unterlegenheit der russischen Artillerie programmiert. Man rechnete im Hauptquartier einfach nicht damit, dass in diesem Krieg mehr Munition gebraucht würde, als im [[Russisch-Japanischer Krieg|Russisch-Japanischen Krieg]] von [[1905]]. Die gleiche Fehlkalkulation ergab sich auch bei der Bereitstellung von [[Lazarett|Feldlazaretten]] und auch bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln.


=== Taktische und technische Fehler ===
Die Artillerie wurde auch durch eine weitere strategische Fehlentscheidung geschwächt. Das Offizierskorps der Artillerie sah die Hauptaufgabe für schwere Geschütze in der Verteidigung von [[Festung]]en, die hinter der Grenze lagen. Das Feldheer wurde dagegen nur sehr mangelhaft mit schwerer Artillerie versorgt. Schwere Geschütze hatten ihren leichteren Pendants eine höhere Feuerkraft und eine größere Reichweite voraus. Dies verstärkte die Unterlegenheit der russischen Truppen auf diesem Gebiet noch mehr, da nun ihre eigenen Geschütze durch feindliche Artillerie gefährdet wurden, ohne die Angreifer selbst bekämpfen zu können.
Ein noch kritischerer Schwachpunkt der Operationen bei Tannenberg war jedoch rein technischer Natur. Die russische Armee war zwar mit [[Funkgerät]]en ausgerüstet, doch wurde der Umgang mit [[Verschlüsselung]]smethoden noch nicht geübt. Während die deutschen Truppen nur chiffriert funkten, taten es ihre Gegenspieler öfter in Klartext. Einer dieser Funksprüche, der von deutschen Funkern abgehört wurde, enthielt die gesamte Marschanweisung für eine Armee. Nachdem Ludendorff diese Informationen durch Flugzeuge verifiziert hatte, war er im Besitz eines immensen [[Operation (Militär)|operativen]] Vorteils.<ref name="ns69-51" />

=== Taktische Fehler ===
Eine taktische Fehleinschätzung, welche die russische Armee durch das erste Kriegsjahr begleiten sollte, war die Einschätzung der Kavallerie. Russische Generäle hielten sie immer noch für die klassische Offensivwaffe. Doch durch [[Maschinengewehr]]e und [[Repetiergewehr|Repetierwaffen]], die bis zu 800 m Entfernung präzise feuern konnten, war die Defensivkraft der Infanterie dem Angriff von Reitern bereits weit überlegen. Die Kavalleriedivisionen brachten kaum Nutzen (außer in der Aufklärungsrolle) aber sie nahmen große Ressourcen in Anspruch. 4000 Mann einer Kavalleriedivision mit ihren Pferden benötigten bei einem Eisenbahntransport etwa denselben Raum wie eine 12.000 Mann starke Infanteriedivision, zusätzlich waren sie im Nachschub aufwändiger. Ein Pferd benötigte pro Tag mindestens 3 kg Getreide. Dadurch wurden wertvolle Nachschubressourcen für eine inzwischen ineffektive Waffe verwendet.

Ein noch kritischerer Schwachpunkt der Operationen bei Tannenberg war jedoch rein technischer Natur. Die russische Armee war zwar mit [[Funkgerät]]en ausgerüstet, doch war der Umgang mit [[Verschlüsselung]]smethoden noch relativ neu. Während die deutschen Truppen nur kodiert funkten, kam es bei ihren Gegenspielern des öfteren zu Funksprüchen in normaler Sprache. Einer dieser Funksprüche, die zufällig von deutschen Funkern abgehört wurden, enthielt die komplette Marschanweisung für die Armee. Nachdem [[Erich Ludendorff|Ludendorff]] diese Informationen durch Flugzeuge verifiziert hatte, war er im Besitz eines immensen taktischen Vorteils.


== Bewertung der deutschen Führung ==
== Bewertung der deutschen Führung ==
[[Datei:Paul von Hindenburg pre-1915.jpg|mini|Oberkommando Ost in Polen: Hindenburg, rechts von ihm Max Hoffmann, links General Ludendorff, um 1916]]
Die Stellungnahmen zu der taktischen Leistung der deutschen Führung sind unterschiedlich. Den deutschen Operationen spielten Unregelmäßigkeiten wie die Befehlsverweigerungen [[Hermann von François|François]]' in die Hände.
Die Stellungnahmen zur taktischen Leistung der deutschen Führung sind unterschiedlich. Den deutschen Operationen spielten Unregelmäßigkeiten wie die [[Befehlsverweigerung]]en Hermann von François’, wie auch die Eigenmächtigkeit von [[Kurt von Morgen]] in die Hände.
Dies heißt jedoch nicht, dass diese Schlacht nicht berechtigt einen wichtigen Platz in der Kriegsgeschichte einnimmt, und zwar weniger wegen ihrer Auswirkung auf das Kriegsgeschehen als wegen der taktischen Leistung der deutschen Führung. Die [[Schlacht von Cannae]], die als Mutter der Umfassungsschlacht gilt, ist bis dahin nie so lupenrein wiederholt worden wie durch die fortschrittliche und unkonventionelle Armeeführung durch Ludendorff.
Dies heißt jedoch nicht, dass diese Schlacht unberechtigt ihren wichtigen Platz in der Kriegsgeschichte einnimmt. Dies zwar weniger aufgrund ihrer Auswirkung auf das Kriegsgeschehen als wegen der taktischen Leistung der deutschen Führung. Der Gedanke der [[Schlacht von Cannae]], die als „Mutter der Umfassungsschlacht“ gilt, konnte seit diesen Vorzeiten noch nie so „lupenrein“ verwirklicht werden wie durch die fortschrittliche und unkonventionelle Armeeführung durch Ludendorff in Ostpreußen.


Insbesondere ist aber die fortschrittliche deutsche Luft- und Funkaufklärung zu nennen, die der deutschen Führung unmittelbar jede Bewegung der russischen Armeen meldete.
Zunächst ist hierzu zu sagen, dass Ludendorff den Plan der Operation aufgrund der kritischen Lage schon im Zug von der Westfront entwickelte, also ohne den üblichen Blick ins Gelände.
Allerdings ist es eine Legende, der Operationsplan sei von Ludendorff alleine auf der Zugfahrt von der Westfront entworfen worden, ohne den üblichen Blick ins Gelände.<ref>[[Dennis E. Showalter]]: ''Tannenberg. Clash of empires, 1914.'' Brassey’s, Washington 2004, ISBN 1-57488-781-5, S.&nbsp;329.</ref> Tatsächlich war die Ausarbeitung des Plans neben Erich Ludendorff vor allem seinem engen Mitarbeiter [[Max Hoffmann]] zuzuschreiben. Die strategische Grundkonzeption für die Truppenverlegungen und den Angriff war dabei schon im Vorfeld in Manövern durchgespielt worden, Ludendorff und Hoffmann erreichten die praktische Umsetzung im konkreten Fall.<ref>John Lee: ''The Warlords: Hindenburg and Ludendorff.'' London 2005, ISBN 0-297-84675-2, S.&nbsp;53.</ref> Doch war Ludendorff, das zeigte sein unglückliches Wirken in der [[Weimarer Republik|Weimarer Zeit]], aggressiv, impulsiv und oft ein Opfer seiner Nerven. Der ruhige und souveräne Hindenburg schaffte als erfahrener Offizier einen Ausgleich zu dem eigentlichen Planer der Operation bei Tannenberg. Ebenso wirkte sich sein [[Charisma]] positiv auf die Kampfmoral der [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|kaiserlichen]] Truppen aus. Das Tandem Hindenburg/Ludendorff war beispielhaft für militärisches Zusammenwirken und bildete das Gegenstück zur desorganisierten russischen Führung.
Als nächstes ist die fortschrittliche deutsche Luft- und Funkaufklärung zu nennen, die die deutsche Führung über jede Handlung der russischen Armeen informierte.
Auch ist der Legende entgegenzutreten, der Sieg sei nur das Werk Ludendorffs. Die Ausarbeitung des Plans war zwar vor allem Erich Ludendorff und seinem de-facto Stabschef [[Max Hoffmann]] zuzuschreiben. Doch war Ludendorff, das zeigte sein unglückliches Wirken in der Weimarer Zeit, aggressiv, impulsiv und ein Opfer seiner Nerven. Der ruhige und souveräne [[Paul von Hindenburg|Hindenburg]] schaffte als erfahrener [[Offizier]] einen Ausgleich zu dem eigentlichen Planer der Operation bei Tannenberg. Ebenso wirkte sich sein [[Charisma]] positiv auf die Kampfmoral der [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|kaiserlichen]] Truppen aus. Das Tandem Hindenburg/Ludendorff ist beispielhaft für militärisches Zusammenwirken und bildete das Gegenstück zur desorganisierten russischen Führung.


Letztlich ermöglichte die Kombination aus eigenen Leistungen und den Versäumnissen der russischen Befehlshaber die Führung der Schlacht im [[Taktik|taktischen]] Vorteil. So führten die Deutschen ein Angriffsgefecht bei Tannenberg und ein Verzögerungsgefecht bei Allenstein und setzten somit ihre Kräfte optimal ein. Dagegen waren die Russen durch mangelhafte Aufklärung und schlechte Organisation gezwungen, Begegnungsgefechte zu führen. Dadurch war den Truppen des [[Zar]]en nie das Maß an Vorbereitung auf eine Kampfhandlung gegeben wie ihren Kontrahenten.
Letztlich ermöglichte die Kombination aus eigenen Leistungen und den Versäumnissen der russischen Befehlshaber die Führung der Schlacht im [[Taktik (Militär)|taktischen]] Vorteil. So führten die Deutschen ein Angriffsgefecht bei Tannenberg und ein Verzögerungsgefecht bei Allenstein und setzten somit ihre Kräfte optimal ein. Dagegen waren die Russen durch mangelhafte Aufklärung, schlechte Organisation und mangelhafte Koordination gezwungen, trotz anfänglicher Initiative in die Defensive zu gehen. Dadurch war den Truppen des [[Zar]]en nie das Maß an Vorbereitung auf eine Kampfhandlung gegeben wie ihren Kontrahenten.


== Folgen ==
== Folgen ==
Die Schlacht war der erste große Sieg der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg. Tannenberg erfuhr im [[Deutsches Kaiserreich|Kaiserreich]] eine propagandistische Überhöhung, die bis heute das Bild der Schlacht prägt. Zwar war der Sieg in Ostpreußen ein notwendiger und auch überraschender Befreiungsschlag der kaiserlichen Armee, die russische Militärmacht war durch ihre Niederlage allerdings nur zeitweilig geschwächt. Das Zarenreich konnte die Verluste von rund 30.000 Gefallenen und Verwundeten und rund 95.000 Gefangenen<ref name="cz108" /> durch seine große Bevölkerung durchaus verkraften. Allein seine Friedensarmee bestand schon ohne Mobilisierungen aus etwa zwei Millionen Mann. Ohne weitere entscheidende Erfolge wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die russische Armee wieder Kräfte gegen deutsches Territorium in Position gebracht hätte. Man hatte bei Tannenberg zwar einen Angriff Russlands abgewehrt, doch mit seinen Reserven blieb das Zarenreich weiter ein bedrohlicher Gegner an der östlichen Flanke Deutschlands.
[[Bild:Russian prisoners tannenberg.jpg|thumb|320px|Russische Gefangene und erbeutetes Kriegsmaterial bei Tannenberg]]
Die Schlacht bei Tannenberg war der erste große Sieg der deutschen Armee im ersten Weltkrieg. Er erfuhr im [[Kaiserreich]] eine propagandistische Überhöhung, die bis heute das Bild der Schlacht verzerrt. Zwar war der Sieg in Ostpreußen ein notwendiger und auch überraschender Befreiungsschlag der kaiserlichen Armee, die russische Militärmacht war durch ihre Niederlage allerdings nur zeitweilig geschwächt. Das [[Zarenreich]] konnte die enormen Verluste an Menschen und Material durch seine große Population und durch seine industrielle Basis durchaus verkraften. Allein seine Friedensarmee bestand schon ohne Mobilisierungen aus etwa 2 Millionen Mann.
Ohne weitere entscheidende Erfolge wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen bis die russische Armee wieder Kräfte gegen deutsches Territorium in Position gebracht haben würde. Man hatte bei Tannenberg zwar einen Angriff [[Russland]]s abgewehrt, doch mit seinen Reserven blieb das Zarenreich weiter ein bedrohlicher Gegner an der östlichen Flanke des kaiserlichen Deutschlands.


Weiterhin war durch den Erfolg die Bedrohung für Ostpreußen nicht vollkommen abgewendet, sondern nur gemildert, da die I. Armee unter [[Paul von Rennenkampf]] immer noch an ihren Grenzen stand. Sie sollte erst in der folgenden [[Schlacht an den Masurischen Seen]] besiegt werden, für die man nun Handlungsfreiheit erhalten hatte. Die psychologischen Auswirkungen auf Russland waren eher marginal, da die Bevölkerung durch eine gezielte Propaganda des Herrscherhauses und der politischen Parteien bis 1917 fest an einen Sieg glaubte. Denkbare positive Auswirkungen in der russischen Führung, etwa in der Form von Absetzungen der unfähigen Befehlshaber auf Armee- und Korpsebene unterblieben allerdings ebenso. Es gelang dem militärischen Personal, allen voran Schilinski, die Schuld auf den toten Oberkommandierenden der II. Armee abzuwälzen, der sich ja nicht mehr rechtfertigen konnte.
Weiterhin war durch den Erfolg die Bedrohung für Ostpreußen nicht vollkommen abgewendet, sondern nur gemildert, da die 1. Armee unter [[Paul von Rennenkampff]] immer noch an ihren Grenzen stand. Sie wurde erst in der folgenden [[Schlacht an den Masurischen Seen]] besiegt, für die man nun Handlungsfreiheit erhalten hatte. Die psychologischen Auswirkungen auf Russland waren eher marginal, da die Bevölkerung durch eine gezielte Propaganda des Herrscherhauses und der politischen Parteien bis 1917 fest an einen Sieg glaubte. Denkbare positive Auswirkungen in der russischen Führung, etwa in der Form von Absetzungen der unfähigen Befehlshaber auf Armee- und Korpsebene, unterblieben allerdings ebenso. Es gelang dem militärischen Personal, allen voran Schilinski, die Schuld auf den toten Oberkommandierenden der 2. Armee abzuwälzen, der sich nicht mehr verteidigen konnte.


Als weitere Folge wurde das [[Tannenberg-Denkmal]] 1924–1927 bei Hohenstein (polnisch [[Olsztynek]]) errichtet.
== Propagandistische Verwendung ==
[[Bild:Hindenburg-ludendorff.jpg|thumb|300px|Propagandistische Darstellung des Führungsduos [[Paul von Hindenburg|Hindenburg]]/[[Erich Ludendorff|Ludendorff]]]]
[[Bild:LoeweTannenberg.jpg|thumb|300px|Steinlöwe des gesprengten Tannenbergdenkmals]]
Obwohl der Ort [[Stębark|Tannenberg]] eher am Rande des Kampfgebietes lag, wurde die im ''kaiserlichen'' Glückwunschtelegramm ursprünglich als '''Schlacht bei Allenstein''' bezeichnete Schlacht nachträglich in "Schlacht bei Tannenberg" umbenannt, um in Anspielung auf die 1410 bei Tannenberg gegen das Königreich [[Polen]]-[[Litauen]] verlorene Schlacht des [[Deutscher Orden|Deutschen Ritter-Ordens]] einen eigenen deutschen Mythenort zu schaffen. Hindenburg sollte so symbolisch die „''Scharte von [[1410]]''“ ausgewetzt haben. Angesichts der beiden völlig verschiedenen Gegner (1410 Polen und 1914 Russland) eigentlich eine irrwitzige Idee. Die kriegspsychologische Wirkung der Siege bei Allenstein und an den Masurischen Seen auf die deutsche Bevölkerung war jedoch immens und trug entscheidend zur Entwicklung des Hindenburg-Mythos bei. Besonders nach dem verlorenen Krieg und den für Deutschland harten Friedensbedingungen im [[Vertrag von Versailles]] wurde der Sieg von national-reaktionären Kreisen zum Symbol der Größe Deutschlands hochstilisiert (vgl. [[Dolchstoßlegende]]). Hindenburg selbst hatte daran einen maßgeblichen Anteil. Dieser Mythos trug so auch zu seinem Aufstieg zum [[Reichspräsident]]en bei, dessen Amt er in den Emotionen der Deutschen eher wie ein ''„Ersatzkaiser“'' ausübte.


Die meisten Toten wurden in Massengräbern am Schlachtfeld begraben. Es wurden aber auch damals schon gezielt Soldatenfriedhöfe angelegt. Nach dem Krieg wurden viele der kleineren Grabstätten aufgelöst. Einige haben sich bis heute erhalten und stehen, wie alle 550 Friedhöfe des Ersten Weltkrieges, unter polnischem Denkmalschutz und werden vom [[Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge]] finanziell und organisatorisch unterstützt. Die Ehrenfriedhöfe sind:
[[1927]] wurde am Ort (bei Hohenstein, heute [[Olsztynek]]) der Schlacht das monumentale [[Tannenberg-Denkmal]] errichtet, das die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] später für ihre Propaganda und zur Verherrlichung des Krieges missbrauchten. Nach umfassenden Umbaumaßnahmen fand dort am [[7. August]] [[1934]] unter gewaltigem propagandistischem Aufwand die Beisetzung Hindenburgs statt. Aus diesem Anlass ließ [[Adolf Hitler]] die Anlage in „Reichsehrenmal Tannenberg“ umbenennen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das monumentale Denkmal vor dem Anrücken der [[Rote Armee|Roten Armee]] auf Befehl Hitlers gesprengt.

* Ehrenfriedhof [[Frąknowo|Frankenau]]
* [[Ehrenfriedhof Lahna]]
* Ehrenfriedhof [[Łogdowo|Logdau]]
* Ehrenfriedhof Mühlen
* [[Ehrenfriedhof Orlau]]
* Ehrenfriedhof [[Osiekowo|Oschekau]]
* Ehrenfriedhof [[Gardyny|Groß Gardienen]]
* Ehrenfriedhof [[Szkotowo|Skottau]]
* [[Ehrenfriedhof Waplitz]]

Die Ist-Stärke der 8. Armee im Zeitraum vom 21. bis 31. August 1914 lag bei 246.088 Soldaten. Im gleichen Zeitraum traten nach den Angaben des „Sanitätsberichtes über das deutsche Heer“<ref>Sanitätsbericht über das deutsche Heer im Weltkriege 1914/1918, III. Band, Berlin 1934, S. 36.</ref> folgende Verluste auf, die auf den Zehn-Tages-Meldungen der einzelnen Einheiten beruhen:

* Erkrankt: 4.316 Soldaten
* Verwundet: 7.461 Soldaten
* Gefallen: 1.726 Soldaten
* Vermisst: 4.686 Soldaten

Da ein Teil der Verwundeten starb und anzunehmen ist, dass der größere Teil der Vermissten auch gefallen war, liegt die Gesamtzahl der Toten höher als 1.726, aber unter 10.000.

== Benennung und Lokalität ==
[[Datei:Hindenburg-ludendorff.jpg|mini|Propagandistische Darstellung des Führungsduos Hindenburg und Ludendorff von [[Hugo Vogel]]]]
Die Schlacht fand in der Gegend südlich von [[Olsztyn|Allenstein]] in Ostpreußen statt. Dabei war es eine Umfassungsschlacht, die letztlich ein weites Territorium mit einbezieht. Das Zentrum dieses Areals lag in [[Olsztynek|Hohenstein]]. Sie müsste daher streng genommen Schlacht bei Hohenstein heißen. Das kaiserliche Glückwunschtelegramm bezeichnet die Schlacht zunächst als Schlacht bei Allenstein.

Erst nachträglich wurde die Schlacht auf Wunsch Hindenburgs<ref>Anm.: Sowohl [[Erich Ludendorff]] als auch sein [[Erster Generalstabsoffizier]] Max Hoffman haben später beansprucht, den Gedanken zur Umbenennung gehabt zu haben. (Hartmut Boockmann: Deutsche Geschichte im Osten Europas – Ostpreußen und Westpreußen, Siedler Verlag, 2002, S. 54.)</ref><ref>Anm.: ''„Die Schlacht wurde auf meinen Vorschlag die Schlacht von Tannenberg genannt, als Erinnerung an jenen Kampf, in dem der Deutsche Ritterorden den vereinigten litauischen und polnischen Armeen unterlag. Wird der Deutsche es je wieder zulassen, daß Litauer und namentlich der Pole aus unserer Ohnmacht Nutzen ziehen und uns vergewaltigen? Soll jahrhunderte alte deutsche Kultur verloren gehen?“'' (Erich Ludendorff in ''Meine Kriegserinnerungen'', 1919, S. 44).</ref> in Schlacht bei Tannenberg umbenannt.<ref>[[Holger Afflerbach]] (Bearb.): Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914–1918. Verlag Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57581-3, S. 148.</ref> Im [[Deutsche Sprache|Deutschen]] gab es bereits eine sogenannte [[Schlacht bei Tannenberg (1410)|Schlacht bei Tannenberg]]. Diese hatte 1410 zwischen den Dörfern [[Grunwald|Grünfelde]], [[Stębark|Tannenberg]] und [[Łodwigowo|Ludwigsdorf]] stattgefunden. Sie hatte mit einer entscheidenden Niederlage des [[Deutscher Orden|Deutschen Ordens]] geendet und wurde im [[Teilungen Polens|geteilten Polen]] seit dem 19. Jahrhundert als ''Schlacht bei Grunwald'' zum Nationalmythos, der half, in den Zeiten der [[Russifizierung]]s- bzw. [[Germanisierung]]spolitik der Teilungsmächte die polnische kulturelle Identität zu bewahren.<ref>Christoph Mick: [http://www.zeitenblicke.de/2004/01/mick/Mick.pdf ''„Den Vorvätern zum Ruhm – den Brüdern zur Ermutigung“. Variationen zum Thema Grunwald/Tannenberg.'' In: ''zeitenblicke'' 3 (2004), Nr. 1] (PDF; 534&nbsp;kB).</ref><ref>Feliks Szyszko: {{Webarchiv | url=http://info-poland.buffalo.edu/classroom/Szyszko.html | wayback=20110926222914 | text=''The Impact of History on Polish Art in the Twentieth Century.''}}</ref> Hindenburg wollte mit der Benennung der siegreichen Schlacht von 1914 symbolisch die „Scharte von 1410“ ausgewetzt haben. Die Benennung ist nicht falsch, denn Tannenberg war ins Schlachtfeld mit einbezogen und nur ca. 14&nbsp;km von Hohenstein entfernt. Diese Benennung wurde auch in allen anderen Sprachen übernommen. Die Urheberschaft zu dieser Benennung wurde von Ludendorff und Hoffmann in Anspruch genommen. Hoffmann behauptete, Ludendorff hätte die Schlacht ursprünglich Schlacht bei [[Frögenau]] nennen wollen.<ref>Karl Friedrich Nowak: ''Die Aufzeichnungen des Generalmajors Max Hoffmann'' Verlag für Kulturpolitik, Berlin 1929, S.&nbsp;XX.</ref>

Gefechtsorte:
* [[Bössauer See]]
* [[Frąknowo|Frankenau]]
* [[Frygnowo|Frögenau]]
* [[Olsztynek|Hohenstein]]
* [[Łyna (Ort)|Lahna]]
* [[Nidzica|Neidenburg]]
* [[Orłowo (Nidzica)|Orlau]]
* [[Usdau]] siehe auch: [[Gefecht von Usdau]]
* [[Żabiny|Seeben]]
* [[Soldau]]
* [[Waplewo (Olsztynek)|Waplitz]] siehe auch [[Gefecht von Waplitz]]
* [[Wielbark|Willenberg]]

== Bewertung der Schlacht in der Literatur ==
[[Datei:Tannenberg004.JPG|mini|François in Neidenburg nach geglückter Abwehr]]
* Der russische Autor und [[Literaturnobelpreis]]träger [[Alexander Issajewitsch Solschenizyn|Alexander Solschenizyn]] verarbeitete die Schlacht im ersten Teil ''August 1914'' seiner Trilogie [[Das rote Rad]] als [[Roman]]. Der Roman bezieht sich über große Teile auf historische Quellen beider Seiten. Ebenso brachte Solschenizyn die Erfahrungen seines Vaters, der in Ostpreußen gekämpft hatte, und anderer Kriegsteilnehmer mit ein. Solschenizyn betont in seinem Roman die starre Hierarchie der russischen Armee und die Unfähigkeit der höheren Offiziere, diese zu modernisieren. Seine Hauptfigur, ein Oberst der russischen Armee, scheitert tragisch bei seinem Versuch, bei seinen Vorgesetzten Veränderungen anzuregen. Als entscheidend für den Ausgang der Schlacht stellt Solschenizyn die Eigenmächtigkeit des Generals [[Hermann von François]] dar und weist Hindenburg und Ludendorff einen geringeren Anteil am Sieg der deutschen Armee bei Tannenberg zu.<ref>Erich Pruck: ''Solshenizyns „August 1914“. Militärisch Gesehen.'' [[Osteuropa (Zeitschrift)|Osteuropa]], Heft 3, 1972, S. 215–219.</ref>
* Auch für [[Winston Churchill]] war Hermann von François der Held von Tannenberg: „the glory of Tannenberg must forever go to François“. Er sah in François’ Verhalten die Art, wie man Schlachten auf falsche Weise gewinnt, während seine Vorgesetzten die Schlacht auf richtige Weise zu verlieren drohten. Vor allem sein Vorgehen bei Usdau nennt Churchill eine seltene Kombination von Vorsicht und Wagemut.<ref>Winston S. Churchill: ''The Unknown War – The Eastern Front'', London, 1931, S. 213–214.</ref> Dieser Einschätzung ist jedoch mit Vorsicht zu begegnen. Ersetzt man François durch Churchill und Tannenberg durch [[Schlacht von Gallipoli|Gallipoli]], ist das Ergebnis weniger eine historische Analyse als eine von Wunschdenken beeinflusste autobiographische Äußerung.<ref>Dennis E. Showalter: ''Tannenberg: clash of empires. 1914.'' Dulles, 2004, S. 330.</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
* John Keegan: ''Der erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie'', Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2001. ISBN 3-499-61194-5
* [[John Keegan]]: ''Der Erste Weltkrieg. Eine europäische Tragödie.'' Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2001, ISBN 3-499-61194-5.
* [[Markus Pöhlmann]]: ''Tod in Masuren. Tannenberg, 23. bis 31. August 1914.'' In: [[Stig Förster]], Markus Pöhlmann, [[Dierk Walter]] (Hrsg.): ''Schlachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis Sinai.'' Beck, München ³2002, ISBN 978-3-406-48097-3, S. 279–293.
* [[Alexander Solschenizyn]]: ''August Vierzehn'', Luchterhand Verlag, Neuwied 1973
* [[Dennis Showalter]]: ''Tannenberg. Clash of empires, 1914.'' Brassey’s, Washington 2004, ISBN 1-57488-781-5.
* Norman Stone: ''The Eastern Front 1914–1917'', Penguin Books Ltd., London 1998 ISBN 0-14-026725-5
* [[Norman Stone]]: ''The Eastern Front 1914–1917.'' Penguin Books, London 1998, ISBN 0-14-026725-5.
* Christian Zentner: ''Der erste Weltkrieg. Daten, Fakten, Kommentare'', Moewig, Rastatt 2000. ISBN 3-8118-1652-7
* [[Barbara Tuchman]]: ''August 1914.'' Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-15395-6.
* [[Christian Zentner]]: ''Der Erste Weltkrieg. Daten, Fakten, Kommentare.'' Moewig, Rastatt 2000, ISBN 3-8118-1652-7.
* [[John Zimmermann]]: ''Tannenberg 1914. Der Erste Weltkrieg in Ostpreußen'' (= ''Zeitalter der Weltkriege'', Band 23). De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-073483-6.
* John Zimmermann: ''Von den operativen und erinnerungsgeschichtlichen Dimensionen eines Raumes. Die Schlacht von Tannenberg 1914 als Paradebeispiel räumlicher Inszenierung''. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift, 73 (2014), S. 349–365.

== Film ==
* ''[[Ostpreußen und sein Hindenburg]]''. [[Spielfilm]], [[Deutschland|D]] 1917, Regie: [[Gustav Trautschold]]/[[Richard Schott]].
* ''Volk in Not. Ein Heldenlied von Tannenberg''. [[Spielfilm]], [[Deutschland|D]] 1925, Regie: [[Wolfgang Neff]].
* ''[[Tannenberg (1932)|Tannenberg]]''. [[Spielfilm]], [[Deutschland|D]] 1932, Regie: [[Heinz Paul]].
* ''Hindenburg vs. Grand Duke Nicholas''. [[Dokumentarfilm]], [[USA]] 2002, Regie: Jonathan Martin, 13. Folge aus der Dokumentationsreihe ''Clash of Warriors''.
* ''Mythos Tannenberg''. [[Dokumentarfilm]], [[Deutschland|D]] 2004, Regie: Susanne Stenner, 1. Folge aus der Dokumentationsreihe ''Der erste Weltkrieg''.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Battle of Tannenberg (1914)|Schlacht bei Tannenberg (1914)}}
* [http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/kriegsverlauf/tannenb/index.html Schlacht bei Tannenberg] beim [http://www.dhm.de/lemo/einfuehrung.html LeMO]
* [http://www.dhm.de/lemo/html/wk1/kriegsverlauf/tannenb/index.html Schlacht bei Tannenberg] beim [http://www.dhm.de/lemo/projekt LeMO]
* [https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/1914-rede-hindenburg-schlacht-tannenberg,broadcastcontrib-swr-31312.html Auszug aus dem Dankerlass Hindenburgs an die 8. Armee] (Audiodokument, nachgesprochen 1917)


== Einzelnachweise ==
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<references />


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[[nl:Slag bij Tannenberg (1914)]]
[[pl:Bitwa pod Tannenbergiem]]
[[zh:坦南堡戰役]]

Aktuelle Version vom 1. Juni 2025, 23:34 Uhr

Schlacht bei Tannenberg
Teil von: Erster Weltkrieg

Russische Gefangene nach der Schlacht bei Tannenberg
Datum 26. August bis 30. August 1914
Ort Bei Allenstein
Ausgang Deutscher Sieg
Konfliktparteien

Deutsches Reich Deutsches Reich

Russisches Kaiserreich 1914 Russland

Befehlshaber

Deutsches Reich Paul von Hindenburg
Deutsches Reich Erich Ludendorff
Deutsches Reich Max Hoffmann
Deutsches Reich Hermann von François

Russisches Kaiserreich 1914 Alexander Samsonow
Russisches Kaiserreich 1914Wladimir Smirnow
Russisches Kaiserreich 1914Jakow Schilinski
Russisches Kaiserreich 1914Sergei Scheideman

Truppenstärke

ca. 153.000 Mann[1]
darunter:
8. Armee:
6 Liniendivisionen
3 Reservediv.
3 Landwehrdiv.
1 Kavalleriediv.
728 Geschütze
296 Maschinengewehre

ca. 191.000 Mann[1]
darunter:
2. Armee:
9 1/2 Infanteriedivisionen
3 Kavalleriedivisionen
612 Geschütze
384 Maschinengewehre

Verluste

3436 Tote
6800 Verwundete

ca. 30.000 Tote und Verwundete
ca. 95.000 Gefangene

Die Schlacht bei Tannenberg war eine Schlacht des Ersten Weltkrieges und fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen vom 26. August bis zum 30. August 1914 zwischen deutschen und russischen Armeen statt. Die deutsche Seite stellte hierbei 153.000, die russische 191.000 Soldaten ins Feld.[1] Sie endete mit einem Sieg der deutschen Truppen und der Zerschlagung der ins südliche Ostpreußen eingedrungenen russischen Kräfte.

Anfänglich in den deutschen Medien als „Schlacht bei Allenstein“ bezeichnet, wurde sie auf Wunsch Paul von Hindenburgs kurze Zeit danach zu Propagandazwecken in Schlacht bei Tannenberg umbenannt. Tatsächlich liegt nicht die Ortschaft Tannenberg (heute Stębark) unmittelbar im Hauptkampfgebiet, sondern Hohenstein. Mit der Namensgebung sollte die in der deutschen Geschichtsschreibung als Schlacht bei Tannenberg bezeichnete Niederlage der Ritter des Deutschen Ordens gegen die Polnisch-Litauische Union im Jahre 1410 überstrahlt werden.[2]

Strategische Voraussetzungen

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Ostpreußen bildete durch seine geografische Lage als Gebietsvorsprung in russisches Territorium eine strategisch besonders verwundbare Position. Aufgrund der schlechteren Infrastruktur Russlands ging der Schlieffen-Plan bei einer simultanen Kriegserklärung Frankreichs und Russlands davon aus, dass Frankreich vier Wochen schneller mobilisieren könne. Daher sollte zunächst die gesamte Heeresmacht gegen Frankreich entsandt werden. Die deutsche Oberste Heeresleitung stationierte sieben Armeen an der Westfront, um einen schnellen Sieg gegen Frankreich herbeizuführen. Aufgrund der Julikrise, die Russland bereits zur Mobilisierung genutzt hatte, war die Situation jedoch genau umgekehrt. Die Provinz wurde nur durch die 8. Armee verteidigt und war somit auch der geringen Truppenstärke wegen besonders gefährdet. Diesen Umstand hatte das russische Große Hauptquartier schon in seiner Vorkriegsplanung berücksichtigt. Um seine westlichen Verbündeten zu entlasten, schickte das russische Oberkommando zwei Armeen gegen Ostpreußen. Die 1. Armee (Njemen-Armee) unter Paul von Rennenkampff stieß von Osten vor, die 2. Armee (Narew-Armee) unter Alexander Samsonow drang von Süden in Ostpreußen ein.[3]

Während der ersten Operationstage schien diese Strategie aufzugehen. Die russische 1. Armee rückte auf ostpreußisches Territorium vor und erzielte nach der Schlacht bei Gumbinnen am 19. August einen ersten Einbruch. Der russische Generalstab rechnete damit, dass sich die Deutschen, die in Ostpreußen nur eine Armee zur Verfügung hatten, über die Weichsel zurückziehen würden. Diese Einschätzung schien sich zunächst auch zu bewahrheiten: Der Oberbefehlshaber der 8. Armee, Generaloberst von Prittwitz, war verunsichert und signalisierte per Telefon der Obersten Heeresleitung in Koblenz den Rückzug der Armee hinter die Weichsel. Dies entsprach zwar der Handlungsdirektive, dennoch glaubte Generalstabschef von Moltke, Prittwitz sei der Situation nicht mehr gewachsen. Zwar war sein Stabschef und Stellvertreter, Generalmajor von Waldersee, ebenfalls seiner Meinung, jedoch protestierten die beiden wichtigsten Stabsoffiziere der 8. Armee, der Generalquartiermeister Paul Grünert und der Erste Generalstabsoffizier Max Hoffmann, vehement gegen den Rückzugsplan. Max Hoffmann, in seiner Funktion verantwortlich für Aufklärung, Planung, Organisation und Auswertung, argumentierte, dass ein solcher Rückzug erstens unnötig und zweitens in der vorgeschlagenen Weise – aufgrund der russischen Bewegungsrichtung – unmöglich sei. Doch Prittwitz befahl, auch gegen den energischen Protest des Generalleutnants Hermann von François, dessen I. Korps die Hauptlast der Kämpfe bei Gumbinnen trug, den Rückzug.

Paul von Hindenburg

In der Nacht zum 22. August wurde er plötzlich und für seinen gesamten Stab unerwartet zur Disposition gestellt. Ihm folgen sollte der pensionierte General der Infanterie Paul von Hindenburg mit Generalmajor Erich Ludendorff als Chef des Stabes. Ludendorff, der sich bereits an der Westfront bei der Eroberung von Lüttich ausgezeichnet hatte, wurde sofort mit einem Kraftwagen aus der Gegend von Namur in das Große Hauptquartier nach Koblenz geholt, wo er gegen 18 Uhr eintraf. Ein Sonderzug, in den Hindenburg in Hannover zustieg, beförderte ihn darauf ostwärts. Am nächsten Mittag erreichten die Generale ihr Reiseziel Marienburg.[4]

Für beide Generale kam eine „kampflose“ Räumung der urpreußischen Provinz nicht in Frage. Das russische Oberkommando, von diesem Wechsel in Unkenntnis geblieben, ging, nachdem die deutschen Truppen die Schlacht bei Gumbinnen abgebrochen hatten, nun gestärkt von der Annahme aus, dass Ostpreußen geräumt werde. Die 1. Armee wurde mit dem Ziel Königsberg in Marsch gesetzt, um die 8. Armee zu binden. Die 2. Armee sollte dem so gebundenen Gegner den Rückzug verlegen und in den „Rücken fallen“. Somit bewegten sich beide Großverbände räumlich getrennt voneinander und konnten einander kaum Unterstützung leisten.[5] Ein weiterer Grund für die räumliche Trennung der 1. Armee von der 2. Armee war, dass zwischen ihren Operationsgebieten die unwegsame Masurische Seenplatte lag.

Beidseitiger Aufmarsch

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Lage am 20. August 1914 (Deutsche Armee: Rot, Russische Armee: Blau)

Die russische 2. (Narew-)Armee war zu diesem Zeitpunkt bereits auf 60 Kilometer Breite bis auf die Linie SoldauNeidenburgOrtelsburg im südlichen Ostpreußen eingedrungen. Als östliche Flankensicherung rückte das VI. Armeekorps unter General der Infanterie Blagoweschtschenski (4. und 16. Division) mit der 4. Kavallerie-Division auf Ortelsburg vor, als westlicher Flankenschutz das I. Armeekorps mit Zuteilungen und zwei Kavallerie-Divisionen von Usdau bis Soldau. Die westliche mittlere Kampfgruppe, bestehend aus dem XV. Armeekorps unter Generalleutnant Klujew (6. und 8. Division) und einer zusätzlichen Division, kämpfte von Lippau bis Orlau und die östliche mittlere Kampfgruppe, bestehend aus dem XIII. Armeekorps unter Generalleutnant Klujew (1. und 36. Division), stand westlich von Jedwabno.[6] General Ludendorff folgte dem bereits ausgearbeiteten Angriffsplan Max Hoffmanns, der vorsah, die beiden russischen Armeen zeitlich nacheinander zu bekämpfen. Dadurch sollte die zahlenmäßige Überlegenheit der Russen ausgeglichen werden. Der Plan Hoffmanns sah vor, zunächst die aus südlicher Richtung eindringende russische 2. Armee unter General Alexander Samsonow anzugreifen. Die Wahl, zuerst diese Armee anzugreifen und nicht die russische 1. Armee, lag in der Absicht begründet, im Falle der eigenen Niederlage der deutschen 8. Armee die Möglichkeit zu erhalten, den Rückzug – nach Westen – über die Weichsel anzutreten. Dies war nur dann gewährleistet, wenn das Kampfgebiet nicht zu weit östlich lag.

Schon vor der Befehlsübernahme Hindenburgs war das I. Armee-Korps unter General Hermann von François von Gumbinnen per Eisenbahn nach Süden westlich der Vormarschachse der russischen 2. Armee verschoben worden. Nachdem er durch Luftaufklärung und das Abhören unverschlüsselter russischer Funksprüche über die Positionen wie auch Befehle des Gegners informiert war, setzte General von Ludendorff auch eine generelle Absetzbewegung der restlichen Armee in Gang. Die russische 1. Armee sollte im Raum Insterburg bis Lötzen durch einen kleinen „Vorhang“ mehrerer Landwehr-Brigaden und der 1. Kavallerie-Division beobachtet und an der Weiterführung ihrer Operationen gehindert werden. Das XVII. Armee-Korps unter August von Mackensen und das I. Reserve-Korps unter Otto von Below begannen sich aus ihrem Abschnitt zu lösen und marschierten gegen die rechte Flanke der in Richtung auf Allenstein operierenden russischen 2. Armee.

Das deutsche Vorhaben wurde durch eine Fehleinschätzung der russischen Befehlshaber erleichtert. General Rennenkampff reagierte erst drei Tage nach Beginn der am 23. August eingeleiteten deutschen Umgruppierungen mit der Wiederaufnahme eigener Angriffsoperationen, die in Richtung auf Königsberg wiesen. Der Frontbefehlshaber der übergeordneten russischen Nordwestfront, General Jakow Schilinski, interpretierte das deutsche Verhalten zu diesem Zeitpunkt ebenfalls völlig falsch: Im sicheren Glauben, dass sich die deutschen Einheiten vor dem Druck der 1. Armee auf Königsberg zurückzögen, ließ er keine Vorsicht walten. Dass sich die deutschen Truppen gegen die südliche 2. russische Armee wenden könnten, zog er nicht in Betracht.[7]

Alexander Wassiljewitsch Samsonow

Während dieser Ereignisse hatte die Armee Samsonow schon ihren zehnten Marschtag hinter sich, da auf Befehl des Frontstabes aus Sicherheitsgründen die Truppen bereits tief im eigenen Hinterland aus den Eisenbahnwaggons ausgeladen worden waren und den Rest des Weges zu Fuß marschieren mussten. Allerdings bewegten sich nur die zentralen Teile (XIII., XV. und XXIII. Korps) und der rechte Flügel (VI. Korps) der Armee auf deutschem Gebiet. Am linken Flügel wurde das I. Korps auf Befehl Schilinskis an der Grenze zurückgehalten, um die Flanke zu decken. Weiterhin drängte der Oberkommandierende auf einen schnellen Vorstoß der 2. Armee, was das Zentrum und ihre westliche Flanke vollkommen trennte. Somit wurde hier aus der geplanten Flankensicherung die Isolierung eines Viertels der russischen Streitkräfte.

Seit 22. August zog sich der rechte Flügel der deutschen 8. Armee, das XX. Armee-Korps unter General der Artillerie von Scholtz, vor der Übermacht des russischen XIII. und XV. Korps über die Linie Usdau-Neidenburg nach Nordwesten zurück. Am Abend des 23. August kam dabei die 37. Division zwischen Lahna und Orlau in erste Kämpfe mit der russischen Vorhut. Am linken Flügel war dem XX. Korps zur Verstärkung die 3. Reserve-Division des Generals von Morgen zugeführt worden, die von Allenstein her über Hohenstein heranrückte.[8] Scholtz bekam am folgenden Tag die Anweisung, seine neue Stellung zwischen Gilgenburg und Tannenberg defensiv zu halten, bis der Anmarsch des I. Reserve-Korps und des XVII. Armee-Korps im Rücken des Gegners wirksam werde. Am rechten Flügel der deutschen 8. Armee positionierte sich zuletzt nach dem langen Bahntransport über Deutsch-Eylau das I. Armee-Korps des Generals François, ohne dass die Aufklärung des gegenüber stehenden russischen I. Korps dies bemerkte.[7]

Verlauf der Schlacht

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Lage am 26. August 1914 (Deutsche Armee: Rot, Russische Armee: Blau)

Am 26. August begann der Angriff des deutschen I. Armee-Korps, General von François sollte Seeben und Usdau nehmen. Das XX. Armee-Korps sollte den Angriff mit seinem rechten Flügel unterstützen. General von Scholtz befahl der 41. Division unter Generalmajor Sontag gegen die Linie GanshornGroß Gardienen anzugreifen, links daneben sollte die 37. Division am Angriff teilnehmen. Die 1. Division unter Generalleutnant von Conta erreichte gegen 8.00 Uhr Tautschken, die 2. Division unter Generalleutnant von Falk stand gegen 10.00 Uhr vor Groß Koschlau. Am Abend lag die 2. Division östlich Grallau, die 1. Division an der Linie MeischlitzGroß Grieben. General von François ließ den weiteren Angriff auf Usdau für diesen Tag nicht durchführen. Er begründete sein Zögern damit, dass seine Artillerie noch nicht nahe genug an die Ausgangsstellungen herangekommen sei und er einen zu früh befohlenen Angriff nicht hätte verantworten können. Das hatte zur Folge, dass die russischen Truppen der Mitte – in Unkenntnis der Gefahr, die ihrem linken Flügel drohte – gemäß dem Befehl des Frontstabs immer weiter ins Landesinnere vorrückten.

General Samsonow befahl den Angriff seiner Mitte – XV. und XXIII. Korps unter den Generalen Martos und Kondratowitsch – auf Neidenburg. Das I. Korps unter General der Infanterie Artamonow sollte die eigene linke Flanke bei Mława decken. Das russische XIII. Korps unter General Klujew schwenkte nach Allenstein ein und besetzte diese Stadt kampflos.

Gegen die nordwärts weichenden deutschen Truppen sollte das VI. Korps unter General Blagoweschtschenskij auf Passenheim vorgehen, hier hatten sich die Ereignisse bereits überschlagen. Das russische VI. Korps, der östlichste Verband der 2. russischen Armee, war im Raum Bischofsburg am weitesten nach Norden vorgedrungen. Allerdings hatte es nach Samsonows Befehl nur den Vormarsch der zentralen Einheiten zu decken, und Blagoweschtschenskij war nicht darauf vorbereitet, auf einen stärkeren Gegner zu treffen. Jetzt sah er sich alleine zwischen Lautern und Groß-Bössau zwei deutschen Korps gegenüber – den Korps von Mackensen (35. und 36. Division) und Below (1. und 36. Reserve-Division), welche nach der Absetzbewegung von Gumbinnen von Nordosten her in die Schlacht eingriffen. Es gelang den beiden deutschen Truppenführern, ihre lokale Überlegenheit von zwei zu eins auszunutzen und im Gefecht am Bössauer See am 26. August das russische Korps zu einem ungeordneten Rückzug zu zwingen.

Am 27. August nahm auch General François, nachdem er einen persönlichen Besuch Ludendorffs erhalten hatte, den Angriff auf Usdau wieder auf. Den linken Flügel des I. Armee-Korps bildete die 2. Division, sie griff vom Südwesten her gegen Usdau an. Den rechten Flügel übernahm die 1. Division, die vom Westen und Nordwesten auf Usdau stieß. Die 35. Reserve-Division unter Generalleutnant Max Philipp von Schmettau sollte den Angriff von Bergling her unterstützen. Das I. Armee-Korps durchbrach dank materieller Überlegenheit die Stellungen des unvorbereiteten I. russischen Korps, das daraufhin den Rückzug in südliche Richtung antrat. Die 1. Division stieß bis zum Abend an die Grenze bei Soldau nach.[7] Die 2. Division erreichte Neidenburg und leitete von Süden her die Umfassung des gegnerischen Zentrums ein.

Ludendorff war vom schnellen Erfolg des rechten Flügels seiner Angriffsfront selbst überrascht. Er erkannte sofort die Möglichkeit, die russische 2. Armee einzukesseln, doch drängte er auf Konsolidierung, weil die mittleren Anteile von Samsonows Verband bereits starken Druck auf die Verteidigungsstellungen des Korps (Scholtz) bei Allenstein ausübten und somit Gefahr bestand, dass die deutschen Linien im Zentrum durchbrochen werden könnten. Das I. Reserve-Korps wurde daher nach rechts geschwenkt, um zusammen mit der 1. Landwehr-Division Goltz bei Allenstein die Verbindung mit dem schwer ringenden Zentrum herzustellen. Zusätzlich griff die am linken Flügel des Korps Scholtz einrückende 3. Reserve-Division des Generals von Morgen nach Osten an, um zusammen mit der 37. Division unter Generalleutnant von Staabs, die Masse des russischen XIII. und XV. Korps bei Hohenstein festzuhalten. Gleichzeitig versuchte der rechte Flügel des XX. Armee-Korps mit der 41. Division, durch einen Angriff bei Waplitz den eingeleiteten Rückzug des russischen XV. Korps auf Neidenburg abzuschneiden, erlitt dabei aber schwere Verluste.

Nur noch Mackensens Korps (XVII.) trieb jetzt weiterhin die östliche Umfassung im Raum westlich von Ortelsburg nach Süden voran. Auch der linke Flügel unter General von François erhielt von Ludendorff Order, seinen Vormarsch einzustellen und ebenso Truppen an den zentralen Abschnitt abzutreten. Allerdings verweigerte der untergeordnete Kommandeur diesen Befehl und ignorierte ihn kommentarlos.[7]

Lage am 28. August 1914 (Deutsche Armee: Blau, Russische Armee: Rot)

Am 28. August konnten sich Teile der 1. Division (Kavallerie-Abteilung Schmettow) westlich von Willenberg mit der Vorhut der 35. Division des XVII. Korps vereinigen. Die russische 2. Armee, die eigentlich den angenommenen Rückzug der Deutschen abschneiden sollte, war dadurch selbst eingeschlossen worden.[7]

Damit waren die Russen vom Nachschub abgeschnitten, und die Nachricht, dass deutsche Verbände den Rückzugsweg versperrten, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Männern des Zaren. Zu der durch diesen Schock geschaffenen Verwirrung trug noch bei, dass die verbliebenen Einheiten im Zuge der Kampfhandlungen selbst verstreut im Kessel lagen und es Samsonow nicht gelang, Verbindung mit seinen Truppen herzustellen. Kleinere Einheiten versuchten zwar spontan den Ausbruch, so dass 10.000 Mann durch die dünne Linie der deutschen Kräfte entkommen konnten, doch das Gros der Armee kapitulierte desorganisiert und demoralisiert. Vielen Soldaten blieb das Gefühl, durch ihre Truppenführer verraten worden zu sein.

Lage am 30. August 1914 (Deutsche Armee: Rot, Russische Armee: Blau)

Am 30. August traf allerdings eine Meldung sowohl beim Armeeoberkommando (AOK) als auch General François ein, das I. russische Armeekorps marschiere von Mława wieder nach Norden und stehe ca. 6 km vor Neidenburg, um der eingeschlossenen Armee Entlastung zu bringen. Zwar setzte das AOK alle verfügbaren Truppen in Marsch, doch sie wären erst am 31. August eingetroffen. Die Situation wurde durch General François gemeistert: er warf südlich von Neidenburg dem Gegner alle verfügbaren Soldaten (Gruppe Schlimm und von Mühlmann[9]) frontal entgegen, ohne die Einschließung im Norden aufzugeben. Daraufhin gingen die russischen Entsatztruppen zurück. Der russische Oberbefehlshaber, General Samsonow, erschoss sich.[7] Der Ort wird bis heute durch den Samsonow-Stein markiert.

Gründe für das russische Scheitern

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Fehlplanungen vor dem Krieg

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Hermann von François (mit dem Rücken zur Kamera) begrüßt den in Gefangenschaft geratenen russischen General Klujew, Chef des XIII. Armeekorps, am 31. August 1914

Der Stand des Nachschubs und die Logistik der Truppen zu Kriegsbeginn stellten eine ernste Behinderung der russischen Kampfkraft dar. Das zaristische Militär hatte zwar nach den Planungen seiner Offiziere reibungslos mobilgemacht, die sonstigen Vorbereitungen waren aber mangelhaft. Fehleinschätzungen ergaben sich bei der Bereitstellung von Feldlazaretten und der Verpflegung. Die technische Ausrüstung war ihrer Zeit jedoch entsprechend.

Die Artillerie wurde auch durch eine weitere strategische Fehlentscheidung geschwächt. Das Offizierskorps der Artillerie sah die Hauptaufgabe für schwere Geschütze in der Verteidigung von Festungen, die hinter der Grenze lagen. Das Feldheer wurde dagegen nur wenig mit schwerer Artillerie versorgt. Mobile schwere Geschütze hatten zu ihren leichteren Pendants zwar eine höhere Feuerkraft, aber keine merklich größere Reichweite. Es mangelte hier vor allem an einer ordentlichen Absprache zwischen den Teileinheiten.

Eine taktische Fehleinschätzung, welche die russische Armee durch das erste Kriegsjahr begleiten sollte, war die Einschätzung der Kavallerie. Russische Generäle hielten sie immer noch für die klassische Offensivwaffe. Doch durch Maschinengewehre und Repetierwaffen, die bis zu 800 m Entfernung präzise feuern konnten, war die Defensivkraft der Infanterie dem Angriff von Reitern bereits weit überlegen. Die Kavalleriedivisionen erbrachten außer in der Aufklärungsrolle kaum Nutzen, nahmen aber große Ressourcen in Anspruch. 4000 Mann einer Kavalleriedivision mit ihren Pferden benötigten bei einem Eisenbahntransport etwa denselben Raum wie eine 12.000 Mann starke Infanteriedivision. Ein Pferd benötigte pro Tag mindestens 3 kg Getreide. Dadurch wurden wertvolle Nachschubressourcen für eine inzwischen ineffektive Waffengattung verwendet.[10]

Strategische Fehler der höheren Befehlshaber

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Nach dem katastrophalen Ausgang der Schlacht wurde vom verantwortlichen Frontstab unter General Schilinski versucht, möglichst viel Schuld auf den toten Samsonow abzuwälzen. Diese Vorwürfe halten einer genaueren Betrachtung jedoch nicht stand. Bereits vor dem Erreichen der Grenze zum Deutschen Reich erhielt der Befehlshaber der 2. Armee widersprüchliche und unsinnige Befehle von seinem direkten Vorgesetzten. Dies war beispielsweise die bereits genannte Ausladung der Truppen vor den Endbahnhöfen. So marschierten manche Bataillone mehr als 50 km an Eisenbahnschienen entlang, bis sie überhaupt in die Nähe der Grenze kamen. Dies führte – da auch später ein Rasttag verweigert wurde – zu einer vorzeitigen Ermüdung der Soldaten.

Ebenso wurde die Armee dadurch geschwächt, dass man ihr laufend Truppen entzog. Auf politischen Druck des verbündeten Frankreich plante man im Großen Hauptquartier eine weitere Offensive, die über Schlesien den kürzesten Weg nach Berlin nehmen sollte. Für diese Operation stellte man in Westpolen die 9. Armee auf. Um diese zu bilden, wurden der 2. Armee insgesamt 5 Divisionen und 400 Geschütze entzogen. Dieser Verlust hätte die Kampfkraft alleine schon stark geschwächt, doch wurden diese Einheiten nicht planmäßig abgezogen, sondern man löste sie nach und nach aus der Formation heraus. Andere Einheiten wiederum wurden zugeteilt, was es dem Befehlshaber schwer machte, überhaupt den Überblick über die eigenen Kräfte zu bewahren.

Selbst als die Kampfhandlungen begonnen hatten, mischte sich Schilinski noch durch diverse Befehle in Samsonows Kompetenzbereich ein, so zum Beispiel durch das Verbot, das I. Korps näher zur Haupttruppe zu ziehen. Auch sein ständiges Beharren auf einem weiteren Vormarsch der zentralen Korps trug seinen Teil zur Einkesselung der Armee bei.

Ein weiterer Faktor, der zur russischen Niederlage beitrug, war die persönliche Antipathie zwischen den Generälen Samsonow und Rennenkampff: Beide waren im Russisch-Japanischen Krieg Divisionskommandeure gewesen und an nebeneinanderliegenden Frontabschnitten eingesetzt. Nach einer schweren Niederlage begegneten sich die beiden Generäle zufällig am Bahnhof in Mukden und beschuldigten sich gegenseitig der mangelnden Unterstützung. Schließlich kam es zu einer Schlägerei zwischen beiden; ein anschließendes Duell konnte nur durch einen direkten Befehl des Zaren verhindert werden.[11] Der deutsche Militärgeheimdienst war über die Feindschaft der beiden Generäle informiert und versicherte der Führung, es sei äußerst unwahrscheinlich, dass Rennenkampffs Erste Armee Samsonows Truppen in einer kritischen Situation unterstützen werde.

„Wenn die Schlacht von Waterloo auf den Spielfeldern von Eton gewonnen wurde, dann wurde die Schlacht von Tannenberg auf einem Bahnsteig in Mukden gewonnen.“

General Max Hofmann[12]

Fehler des Armeestabs

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Alexander Samsonow

Samsonow selbst befand sich auch ohne Feindberührung schon in einer prekären Situation, aber anstatt das Blatt zu wenden, verschlimmerte er die Lage selbst noch. Seine Armee besaß zwar 42 Flugzeuge, doch waren sie zum größten Teil nicht einsatzbereit. Diese Kapazitäten zu nutzen und auf ihren Einsatz zu drängen, versäumte Samsonow. Während seine deutschen Gegner schon planmäßige Luftaufklärung betrieben, schien dem russischen General diese Option noch vollkommen gleichgültig zu sein. Ein weiteres Mittel zur Feinderkennung war die Kavallerie, doch sie wurde vom Armeestab zurückgehalten und sollte für Angriffsoperationen aufgespart werden. Somit marschierte die 2. Armee ohne jede Feindaufklärung gewissermaßen blind nach Ostpreußen, ohne die Falle zu erahnen.

Generell trug der Führungsstil des russischen Armeechefs der Geschwindigkeit eines modernen Krieges mit seinen neuen Anforderungen wenig Rechnung. Samsonow hatte sein Hauptquartier bis zu den letzten Tagen noch direkt an der Grenze und war somit von seiner eigenen Armee 24 Stunden entfernt. So lange dauerte die Überstellung einer Nachricht von der Front an seinen Standort und wieder zurück zu den Truppen. Dadurch konnte er auf etwaige Veränderungen der Lage nicht schnell genug reagieren. Zudem erteilte Samsonow lediglich einzelne Tagesbefehle, was der Koordination nicht zuträglich war.

Taktische und technische Fehler

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Ein noch kritischerer Schwachpunkt der Operationen bei Tannenberg war jedoch rein technischer Natur. Die russische Armee war zwar mit Funkgeräten ausgerüstet, doch wurde der Umgang mit Verschlüsselungsmethoden noch nicht geübt. Während die deutschen Truppen nur chiffriert funkten, taten es ihre Gegenspieler öfter in Klartext. Einer dieser Funksprüche, der von deutschen Funkern abgehört wurde, enthielt die gesamte Marschanweisung für eine Armee. Nachdem Ludendorff diese Informationen durch Flugzeuge verifiziert hatte, war er im Besitz eines immensen operativen Vorteils.[10]

Bewertung der deutschen Führung

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Oberkommando Ost in Polen: Hindenburg, rechts von ihm Max Hoffmann, links General Ludendorff, um 1916

Die Stellungnahmen zur taktischen Leistung der deutschen Führung sind unterschiedlich. Den deutschen Operationen spielten Unregelmäßigkeiten wie die Befehlsverweigerungen Hermann von François’, wie auch die Eigenmächtigkeit von Kurt von Morgen in die Hände. Dies heißt jedoch nicht, dass diese Schlacht unberechtigt ihren wichtigen Platz in der Kriegsgeschichte einnimmt. Dies zwar weniger aufgrund ihrer Auswirkung auf das Kriegsgeschehen als wegen der taktischen Leistung der deutschen Führung. Der Gedanke der Schlacht von Cannae, die als „Mutter der Umfassungsschlacht“ gilt, konnte seit diesen Vorzeiten noch nie so „lupenrein“ verwirklicht werden wie durch die fortschrittliche und unkonventionelle Armeeführung durch Ludendorff in Ostpreußen.

Insbesondere ist aber die fortschrittliche deutsche Luft- und Funkaufklärung zu nennen, die der deutschen Führung unmittelbar jede Bewegung der russischen Armeen meldete. Allerdings ist es eine Legende, der Operationsplan sei von Ludendorff alleine auf der Zugfahrt von der Westfront entworfen worden, ohne den üblichen Blick ins Gelände.[13] Tatsächlich war die Ausarbeitung des Plans neben Erich Ludendorff vor allem seinem engen Mitarbeiter Max Hoffmann zuzuschreiben. Die strategische Grundkonzeption für die Truppenverlegungen und den Angriff war dabei schon im Vorfeld in Manövern durchgespielt worden, Ludendorff und Hoffmann erreichten die praktische Umsetzung im konkreten Fall.[14] Doch war Ludendorff, das zeigte sein unglückliches Wirken in der Weimarer Zeit, aggressiv, impulsiv und oft ein Opfer seiner Nerven. Der ruhige und souveräne Hindenburg schaffte als erfahrener Offizier einen Ausgleich zu dem eigentlichen Planer der Operation bei Tannenberg. Ebenso wirkte sich sein Charisma positiv auf die Kampfmoral der kaiserlichen Truppen aus. Das Tandem Hindenburg/Ludendorff war beispielhaft für militärisches Zusammenwirken und bildete das Gegenstück zur desorganisierten russischen Führung.

Letztlich ermöglichte die Kombination aus eigenen Leistungen und den Versäumnissen der russischen Befehlshaber die Führung der Schlacht im taktischen Vorteil. So führten die Deutschen ein Angriffsgefecht bei Tannenberg und ein Verzögerungsgefecht bei Allenstein und setzten somit ihre Kräfte optimal ein. Dagegen waren die Russen durch mangelhafte Aufklärung, schlechte Organisation und mangelhafte Koordination gezwungen, trotz anfänglicher Initiative in die Defensive zu gehen. Dadurch war den Truppen des Zaren nie das Maß an Vorbereitung auf eine Kampfhandlung gegeben wie ihren Kontrahenten.

Die Schlacht war der erste große Sieg der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg. Tannenberg erfuhr im Kaiserreich eine propagandistische Überhöhung, die bis heute das Bild der Schlacht prägt. Zwar war der Sieg in Ostpreußen ein notwendiger und auch überraschender Befreiungsschlag der kaiserlichen Armee, die russische Militärmacht war durch ihre Niederlage allerdings nur zeitweilig geschwächt. Das Zarenreich konnte die Verluste von rund 30.000 Gefallenen und Verwundeten und rund 95.000 Gefangenen[1] durch seine große Bevölkerung durchaus verkraften. Allein seine Friedensarmee bestand schon ohne Mobilisierungen aus etwa zwei Millionen Mann. Ohne weitere entscheidende Erfolge wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die russische Armee wieder Kräfte gegen deutsches Territorium in Position gebracht hätte. Man hatte bei Tannenberg zwar einen Angriff Russlands abgewehrt, doch mit seinen Reserven blieb das Zarenreich weiter ein bedrohlicher Gegner an der östlichen Flanke Deutschlands.

Weiterhin war durch den Erfolg die Bedrohung für Ostpreußen nicht vollkommen abgewendet, sondern nur gemildert, da die 1. Armee unter Paul von Rennenkampff immer noch an ihren Grenzen stand. Sie wurde erst in der folgenden Schlacht an den Masurischen Seen besiegt, für die man nun Handlungsfreiheit erhalten hatte. Die psychologischen Auswirkungen auf Russland waren eher marginal, da die Bevölkerung durch eine gezielte Propaganda des Herrscherhauses und der politischen Parteien bis 1917 fest an einen Sieg glaubte. Denkbare positive Auswirkungen in der russischen Führung, etwa in der Form von Absetzungen der unfähigen Befehlshaber auf Armee- und Korpsebene, unterblieben allerdings ebenso. Es gelang dem militärischen Personal, allen voran Schilinski, die Schuld auf den toten Oberkommandierenden der 2. Armee abzuwälzen, der sich nicht mehr verteidigen konnte.

Als weitere Folge wurde das Tannenberg-Denkmal 1924–1927 bei Hohenstein (polnisch Olsztynek) errichtet.

Die meisten Toten wurden in Massengräbern am Schlachtfeld begraben. Es wurden aber auch damals schon gezielt Soldatenfriedhöfe angelegt. Nach dem Krieg wurden viele der kleineren Grabstätten aufgelöst. Einige haben sich bis heute erhalten und stehen, wie alle 550 Friedhöfe des Ersten Weltkrieges, unter polnischem Denkmalschutz und werden vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge finanziell und organisatorisch unterstützt. Die Ehrenfriedhöfe sind:

Die Ist-Stärke der 8. Armee im Zeitraum vom 21. bis 31. August 1914 lag bei 246.088 Soldaten. Im gleichen Zeitraum traten nach den Angaben des „Sanitätsberichtes über das deutsche Heer“[15] folgende Verluste auf, die auf den Zehn-Tages-Meldungen der einzelnen Einheiten beruhen:

  • Erkrankt: 4.316 Soldaten
  • Verwundet: 7.461 Soldaten
  • Gefallen: 1.726 Soldaten
  • Vermisst: 4.686 Soldaten

Da ein Teil der Verwundeten starb und anzunehmen ist, dass der größere Teil der Vermissten auch gefallen war, liegt die Gesamtzahl der Toten höher als 1.726, aber unter 10.000.

Benennung und Lokalität

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Propagandistische Darstellung des Führungsduos Hindenburg und Ludendorff von Hugo Vogel

Die Schlacht fand in der Gegend südlich von Allenstein in Ostpreußen statt. Dabei war es eine Umfassungsschlacht, die letztlich ein weites Territorium mit einbezieht. Das Zentrum dieses Areals lag in Hohenstein. Sie müsste daher streng genommen Schlacht bei Hohenstein heißen. Das kaiserliche Glückwunschtelegramm bezeichnet die Schlacht zunächst als Schlacht bei Allenstein.

Erst nachträglich wurde die Schlacht auf Wunsch Hindenburgs[16][17] in Schlacht bei Tannenberg umbenannt.[18] Im Deutschen gab es bereits eine sogenannte Schlacht bei Tannenberg. Diese hatte 1410 zwischen den Dörfern Grünfelde, Tannenberg und Ludwigsdorf stattgefunden. Sie hatte mit einer entscheidenden Niederlage des Deutschen Ordens geendet und wurde im geteilten Polen seit dem 19. Jahrhundert als Schlacht bei Grunwald zum Nationalmythos, der half, in den Zeiten der Russifizierungs- bzw. Germanisierungspolitik der Teilungsmächte die polnische kulturelle Identität zu bewahren.[19][20] Hindenburg wollte mit der Benennung der siegreichen Schlacht von 1914 symbolisch die „Scharte von 1410“ ausgewetzt haben. Die Benennung ist nicht falsch, denn Tannenberg war ins Schlachtfeld mit einbezogen und nur ca. 14 km von Hohenstein entfernt. Diese Benennung wurde auch in allen anderen Sprachen übernommen. Die Urheberschaft zu dieser Benennung wurde von Ludendorff und Hoffmann in Anspruch genommen. Hoffmann behauptete, Ludendorff hätte die Schlacht ursprünglich Schlacht bei Frögenau nennen wollen.[21]

Gefechtsorte:

Bewertung der Schlacht in der Literatur

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François in Neidenburg nach geglückter Abwehr
  • Der russische Autor und Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn verarbeitete die Schlacht im ersten Teil August 1914 seiner Trilogie Das rote Rad als Roman. Der Roman bezieht sich über große Teile auf historische Quellen beider Seiten. Ebenso brachte Solschenizyn die Erfahrungen seines Vaters, der in Ostpreußen gekämpft hatte, und anderer Kriegsteilnehmer mit ein. Solschenizyn betont in seinem Roman die starre Hierarchie der russischen Armee und die Unfähigkeit der höheren Offiziere, diese zu modernisieren. Seine Hauptfigur, ein Oberst der russischen Armee, scheitert tragisch bei seinem Versuch, bei seinen Vorgesetzten Veränderungen anzuregen. Als entscheidend für den Ausgang der Schlacht stellt Solschenizyn die Eigenmächtigkeit des Generals Hermann von François dar und weist Hindenburg und Ludendorff einen geringeren Anteil am Sieg der deutschen Armee bei Tannenberg zu.[22]
  • Auch für Winston Churchill war Hermann von François der Held von Tannenberg: „the glory of Tannenberg must forever go to François“. Er sah in François’ Verhalten die Art, wie man Schlachten auf falsche Weise gewinnt, während seine Vorgesetzten die Schlacht auf richtige Weise zu verlieren drohten. Vor allem sein Vorgehen bei Usdau nennt Churchill eine seltene Kombination von Vorsicht und Wagemut.[23] Dieser Einschätzung ist jedoch mit Vorsicht zu begegnen. Ersetzt man François durch Churchill und Tannenberg durch Gallipoli, ist das Ergebnis weniger eine historische Analyse als eine von Wunschdenken beeinflusste autobiographische Äußerung.[24]
Commons: Schlacht bei Tannenberg (1914) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Christian Zentner: Der Erste Weltkrieg, Rastatt 2000 S. 108.
  2. Frithjof Benjamin Schenk: Tannenberg/Grunwald. In: Etienne François, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Band 1, Beck, München 2001, ISBN 3-406-59141-8, S. 438–454.
    Jesko von Hoegen: Der Held von Tannenberg. Genese und Funktion des Hindenburg-Mythos (1914–1934). Böhlau, Köln/Wien 2007, ISBN 978-3-412-17006-6, S. 40f.
  3. Norman Stone: The Eastern Front 1914–1917, London 1998, S. 44–48.
  4. Siegfried Schindelmeiser: Der Ausbruch des Weltkriegs, in: Corps Baltia, Bd. 2, S. 64. München 2010.
  5. Norman Stone: The Eastern Front 1914–1917. London 1998, S. 59–61.
  6. Reichsarchiv Band II: Die Befreiung Ostpreußens, Mittler und Sohn, Berlin 1925 S. 114 f.
  7. a b c d e f Norman Stone: The Eastern Front 1914–1917. London 1998, S. 61–67.
  8. Reichsarchiv Band II. Die Befreiung Ostpreußens, Mittler und Sohn, Berlin 1925, S. 126 f.
  9. gemeint sind Major Schlimm und Generalleutnant Paul von Mülmann (Quelle)
  10. a b Norman Stone: The Eastern Front 1914–1917. London 1998, S. 69–51.
  11. Erik Durschmied: Hinge Factor. How Chance and Stupidity have changed History. Hodder & Stoughton, London 1999, ISBN 0-340-72830-2, S. 200 ff.
  12. Geoffrey Regan: Militärische Blindgänger und ihre größten Schlachten. Komet Verlag, Köln, 2003, ISBN 3-89836-538-7, S. 75.
  13. Dennis E. Showalter: Tannenberg. Clash of empires, 1914. Brassey’s, Washington 2004, ISBN 1-57488-781-5, S. 329.
  14. John Lee: The Warlords: Hindenburg and Ludendorff. London 2005, ISBN 0-297-84675-2, S. 53.
  15. Sanitätsbericht über das deutsche Heer im Weltkriege 1914/1918, III. Band, Berlin 1934, S. 36.
  16. Anm.: Sowohl Erich Ludendorff als auch sein Erster Generalstabsoffizier Max Hoffman haben später beansprucht, den Gedanken zur Umbenennung gehabt zu haben. (Hartmut Boockmann: Deutsche Geschichte im Osten Europas – Ostpreußen und Westpreußen, Siedler Verlag, 2002, S. 54.)
  17. Anm.: „Die Schlacht wurde auf meinen Vorschlag die Schlacht von Tannenberg genannt, als Erinnerung an jenen Kampf, in dem der Deutsche Ritterorden den vereinigten litauischen und polnischen Armeen unterlag. Wird der Deutsche es je wieder zulassen, daß Litauer und namentlich der Pole aus unserer Ohnmacht Nutzen ziehen und uns vergewaltigen? Soll jahrhunderte alte deutsche Kultur verloren gehen?“ (Erich Ludendorff in Meine Kriegserinnerungen, 1919, S. 44).
  18. Holger Afflerbach (Bearb.): Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914–1918. Verlag Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-57581-3, S. 148.
  19. Christoph Mick: „Den Vorvätern zum Ruhm – den Brüdern zur Ermutigung“. Variationen zum Thema Grunwald/Tannenberg. In: zeitenblicke 3 (2004), Nr. 1 (PDF; 534 kB).
  20. Feliks Szyszko: The Impact of History on Polish Art in the Twentieth Century. (Memento vom 26. September 2011 im Internet Archive)
  21. Karl Friedrich Nowak: Die Aufzeichnungen des Generalmajors Max Hoffmann Verlag für Kulturpolitik, Berlin 1929, S. XX.
  22. Erich Pruck: Solshenizyns „August 1914“. Militärisch Gesehen. Osteuropa, Heft 3, 1972, S. 215–219.
  23. Winston S. Churchill: The Unknown War – The Eastern Front, London, 1931, S. 213–214.
  24. Dennis E. Showalter: Tannenberg: clash of empires. 1914. Dulles, 2004, S. 330.