„Achtzigjähriger Krieg“ – Versionsunterschied
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{{Infobox Militärischer Konflikt |
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Im '''Achtzigjährigen Krieg''' von [[1568]] bis [[1648]] erkämpften die [[Niederlande]] ihre Unabhängigkeit vom [[Spanien|spanischen]] König. Mit seinem Ende schieden sie zugleich aus dem Verband des [[HRR|Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation]] aus. |
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|KONFLIKT = Achtzigjähriger Krieg |
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|BILD = Spaansefurie.jpg |
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|BILDBREITE = |
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|BESCHREIBUNG = Die Plünderung [[Antwerpen]]s durch die spanischen Truppen |
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|DATUM = 1568 |
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|DATUMBIS = 1648 |
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|ORT = '''[[Europa]]''': [[Niederlande]], [[Gibraltar]],<br />'''[[Amerika]]''': [[Kuba]],<br />'''[[Asien]]''': [[Philippinen]] |
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|CASUS = |
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|AUSGANG = Sieg der Niederländer |
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|FRIEDENSSCHLUSS = [[Friede von Münster]], parallel wurde am gleichen Ort der [[Westfälischer Friede|Westfälische Frieden]] ausgehandelt. |
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|KONTRAHENT1 = {{NLD-Republik}} |
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|KONTRAHENT2 = {{ESP-1506}} |
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|BEFEHLSHABER1 = [[File:Willem van Oranje wapen.svg|15px]] [[Wilhelm I. (Oranien)|Wilhelm I.]]<br />[[File:Maurits Nassau wapen klein.svg|15px]] [[Moritz (Oranien)|Moritz von Oranien]]<br />[[File:Arms of William Henry, Prince of Orange, Count of Nassau.svg|15px]] [[Friedrich Heinrich (Oranien)|Friedrich Heinrich von Oranien]]<br />{{NLD-Republik|#}} [[Johan van Oldenbarnevelt]]<br />{{NLD-Republik|#}} [[Wilhelm Ludwig (Nassau-Dillenburg)|Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg]]<br />{{NLD-Republik|#}} [[Maarten Tromp]] |
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|BEFEHLSHABER2 = [[File:Full Ornamented Coat of Arms of Philip II of Spain (1580-1598).svg|15px]] [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]]<br />[[File:Full Ornamented Coat of Arms of Philip III of Spain.svg|15px]] [[Philipp III. (Spanien)|Philipp III.]]<br />[[File:Full Ornamented Coat of Arms of Philip III and Charles V of Naples (1650-1700).svg|15px]] [[Philipp IV. (Spanien)|Philipp IV.]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Margarethe von Parma]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba|Fernando, 3. Herzog von Alba]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Fadrique Álvarez de Toledo, 4. Herzog von Alba|Fadrique, 4. Herzog von Alba]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Juan de Austria]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Alessandro Farnese (1545–1592)|Alessandro Farnese]]<br />[[File:Coat of Arms of Archduke Albert of Austria as Governor-Monarch of the Low Countries.svg|15px]] [[Albrecht VII. von Habsburg|Albrecht VII.]]<br />[[File:Coat of Arms of Infanta Isabella of Spain as Governor Monarch of the Low Countries.svg|15px]] [[Isabella Clara Eugenia von Spanien|Isabella von Spanien]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Ambrosio Spinola]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Ferdinand von Spanien|Kardinal Ferdinand von Spanien]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Fadrique Álvarez de Toledo y Mendoza]]<br />{{ESP-1506|#}} [[Antonio de Oquendo]] |
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|ÜBERBLICK = {{Linkbox Achtzigjähriger Krieg}} |
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Im '''Achtzigjährigen Krieg''' (auch '''Spanisch-Niederländischer Krieg''', {{esS|guerra de Flandes}}, {{nlS|Tachtigjarige Oorlog}}) von 1568 bis 1648 erkämpfte die [[Republik der Sieben Vereinigten Provinzen]] ihre Unabhängigkeit von der [[Spanien|spanischen]] Krone und damit vom Haus [[Habsburg]]. Mit seinem Ende schieden die nördlichen Niederlande aus dem Verband des [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reichs]] aus. Der [[Spanische Niederlande|südliche Teil der Niederlande]] blieb dagegen vorerst bei Spanien und kam später zu Österreich. Im 19. Jahrhundert ging daraus [[Belgien]] hervor. Die Niederlande wurden damit dauerhaft geteilt (außer von 1815 bis 1830 im Rahmen des [[Königreich der Vereinigten Niederlande|Königreichs der Vereinigten Niederlande]]). |
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Der Krieg entstand ursprünglich aus inneren Unruhen heraus und wurde zwischen der spanischen Armee und aufständischen Niederländern geschlagen. |
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Im Grunde handelte es sich nicht um einen dauerhaften Krieg, er bestand aus vielen einzelnen Aufständen und Kämpfen, die sich über diesen langen Zeitraum erstreckten. So konnten durchaus immer wieder einige Jahre ohne Kämpfe vergehen. |
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Der [[Krieg]] entwickelte sich aus einem [[Niederländischer Aufstand|Aufstand der Niederländer]] gegen den spanischen und katholischen Landesherrn [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]], der vor allem von [[Calvinisten]] ausging. Nachdem die Spanier den ersten Aufstand noch hatten unterdrücken können, entwickelten sich ab 1572 abermals Unruhen, die nach und nach das ganze Land erfassten. Mit Ausnahme des [[Zwölfjähriger Waffenstillstand|Zwölfjährigen Waffenstillstands]] in der Zeit von 1609 bis 1621 dauerten die Kämpfe bis 1648 an. Schließlich erkannte Spanien die Unabhängigkeit der nördlichen Niederlande im [[Friede von Münster|Frieden von Münster]] (nicht gleichzusetzen mit dem [[Westfälischer Friede|Westfälischen Frieden]], welcher den [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] beendete) offiziell an. |
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Nachdem sich die spanischen Besatzungstruppen weitgehend durchsetzen konnten, wurde [[1609]] zunächst ein für 12 Jahre festgeschriebener Waffenstillstand ausgehandelt. |
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== Vorgeschichte == |
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Durch die großen Unruhen im gesamten [[Mitteleuropa]] in Folge des 1618 ausgebrochenen [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] entflammten nach Ablauf des Waffenstillstands aber tatsächlich schnell neue Kämpfe. |
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Vor dem Krieg gehörten die Niederlande, die damals sowohl die heutigen Niederlande als auch [[Belgien]], [[Luxemburg]] und [[Nord-Pas-de-Calais|einen Teil Nordfrankreichs]] umfassten, zum [[Heiliges Römisches Reich|Heiligen Römischen Reich]] und wurden vom [[Stammliste der Habsburger#Casa de Austria (Spanische Linie)|spanischen Zweig der Habsburger]] beherrscht. Sie bestanden aus 17 Provinzen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich in den Niederlanden im Zuge der [[Reformation]] der [[Calvinismus]]. Die Niederlande stellten damals eine bedeutende wirtschaftliche Macht dar. [[Antwerpen]] war ein Zentrum des europäischen [[Kapitalmarkt]]es. Antwerpen und [[Rotterdam]] waren durch ihre Häfen außerdem bedeutende Umschlagplätze für den Handel mit Waren aus Übersee und den neuen Kolonien in [[Südamerika]]. Wegen dieser geballten wirtschaftlichen Macht und wegen der wichtigen strategischen Lage waren die spanischen Habsburger nicht gewillt, die Niederlande aus ihrem Besitz zu entlassen. |
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Dieses Mal waren die Niederländer aber deutlich erfolgreicher, da sie die spanische [[Silberflotte]] erbeuteten und mit dem Geld neue Truppen finanzieren konnten. Eine Allianz mit [[Frankreich]] war weniger erfolgreich, da sie zum Verlust von einigen größeren Städten führte. |
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Philipp II. übernahm die Herrschaft über die Niederlande 1555 von seinem Vater [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] Er setzte die bereits unter diesem begonnenen Ketzerverfolgungen ([[Inquisition]]), die Unruhen in den Niederlanden hervorgerufen hatten, noch konsequenter fort. Im Jahre 1559 ernannte er im Zuge einer kirchlichen Reorganisation neue Bischöfe, die auch in den Generalständen der Provinzen, den sogenannten [[Generalstaaten]], vertreten sein sollten, und verkleinerte die [[Bistum|Bistümer]]. Damit wollte Philipp einerseits die [[Gegenreformation]] verschärfen, andererseits aber auch die [[Ständewesen|ständischen]] Freiheiten, die den Provinzen im „[[Großes Privileg (Niederlande)|Großen Privileg]]“ 1477 zugestanden worden waren, wieder rückgängig machen. Als Statthalterin in den Niederlanden setzte er seine Halbschwester [[Margarethe von Parma]] ein und stellte ihr als ersten Minister den Bischof von [[Mechelen]], Kardinal [[Antoine Perrenot de Granvelle]], zur Seite. Philipp selbst ging 1560 wieder nach Spanien zurück; 1561 zog er dann auch seine Truppen aus den Niederlanden ab. |
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1648 beendete schließlich der [[Westfälischer Friede|Westfälische Friede]] beide großen Kriege mit dem Ergebnis, dass die "Republik der Vereinigten Niederlande" (mit Ausnahme der Frankreich zugesprochenen Gebiete) Unabhängigkeit erlangte. |
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== Der niederländische Unabhängigkeitskampf == |
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== Vorgeschichte == |
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Einige Mitglieder des niederländischen Staatsrates unter der Führung von [[Wilhelm I. (Oranien)|Wilhelm I. von Oranien]] und der Grafen von [[Lamoral von Egmond|Egmond]] und [[Philippe de Montmorency, Graf von Hoorn|Hoorn]] protestierten vehement gegen diese Änderungen und erzwangen 1564 Granvelles Rücktritt. In einer Bittschrift, dem sogenannten „Adelskompromiss von Breda“, forderten die Aufständischen (die sich selbst „[[Geusen]]“, übersetzt: „Bettler“, nannten) von der Statthalterin [[Margarethe von Parma]] explizit die Beendigung der [[Inquisition]] und der Verfolgung der [[Protestanten]] sowie die Wiederherstellung ihrer ständischen Freiheiten. |
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[[Datei:Tachtigjarige Oorlog 1568.svg|mini|400px|Orte wichtiger militärischer Auseinandersetzungen im Jahr 1568]] |
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Vor dem Krieg gehörten die Niederlande, ein Gebiet, das heute sowohl aus den Niederlanden als auch aus [[Belgien]], [[Großherzogtum Luxemburg|Luxemburg]] und einem Teil [[Frankreich|Nordfrankreichs]] besteht, auf Grund vererbter [[Herrschaft]] zu [[Spanien]] und bestanden aus 17 Provinzen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts zerfielen die Niederlande im Zuge der [[Reformation]] in zwei unterschiedliche konfessionelle Lager – der Süden blieb katholisch, dagegen wurde der Norden [[Calvinismus|calvinistisch]]. Die Niederlande stellten zur damaligen Zeit eine bedeutende wirtschaftliche Macht dar. [[Antwerpen]] war ein Zentrum des europäischen Kapitalmarktes. Durch ihre Häfen waren Antwerpen und [[Rotterdam]] außerdem bedeutende Umschlagsplätze für den Handel mit Waren aus Übersee und den neuen Kolonien in [[Südamerika]]. Wegen dieser geballten wirtschaftlichen Macht und wegen der wichtigen strategischen Lage war Spanien nicht gewillt, die Niederlande aus ihrem Besitz zu geben. |
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Der Protest gegen die spanische Herrschaft erreichte im selben Jahr mit den [[Bildersturm|Bilderstürmen]] der [[Calvinismus|Calvinisten]] einen ersten Höhepunkt. Philipp hob daraufhin zwar die Inquisition auf, entsandte aber 1567 den [[Herzog von Alba]], [[Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba|Fernando Álvarez de Toledo]], als neuen Statthalter mit spanischen Truppen zu einer [[Strafexpedition]] in die Niederlande. Alba gelang es auch zunächst, die regionalen Aufstände mit Hilfe eines Sondergerichtes, des so genannten [[Blutrat]]s von Brüssel, zu unterdrücken. Dabei wurden mehr als 6000 Aufständische hingerichtet, unter ihnen die Grafen von Egmond und von Hoorn. Im selben Jahr besiegte Alba auch die niederländischen Truppen unter Führung von [[Wilhelm I. (Oranien)|Wilhelm I. von Oranien]]. |
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[[Datei:BattleOfHeiligerlee.jpg|mini|Die Schlacht von Heiligerlee (1568) in einer zeitgenössischen Darstellung]] |
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[[Philipp II. (Spanien)|König Philipp II.]] übernahm die Herrschaft über die Niederlande [[1555]] von seinem Vater [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] Er setzte die bereits unter seinem Vater begonnenen Ketzerverfolgungen, die schon Unruhen in den Niederlanden hervorgerufen hatten, mit noch größerer Konsequenz fort. Im Jahre 1559 ernannte er im Zuge einer kirchlichen Reorganisation neue Bischöfe, die auch in den Generalständen der Provinzen, den so genannten [[Generalstaaten]], vertreten sein sollten und verkleinerte die [[Bistum|Bistümer]]. Mit dieser Maßnahme wollte Philipp einerseits die [[Gegenreformation]] verschärfen, andererseits aber auch die ständischen Freiheiten, die den Provinzen im ''Großen Privileg'' 1477 zugestanden worden waren, wieder rückgängig machen. Als Statthalterin in den Niederlanden setzte er seine Halbschwester [[Margarethe von Parma]] ein und stellte ihr als ersten Minister den Bischof von [[Mechelen]], Kardinal [[Antoine Perrenot de Granvelle]], zur Seite. Philipp selbst ging 1560 wieder nach Spanien zurück, 1561 zog er dann auch seine Truppen aus den Niederlanden ab. |
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[[Datei:Gouda, Glas 25, Die Befreiung von Leiden, Detail.jpg|mini|Die Befreiung von Leiden (1574), Glasmalerei aus der [[Sint Janskerk (Gouda)|Sint Janskerk]] in [[Gouda (Niederlande)|Gouda]] (1603)]] |
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Mit seinen rücksichtslosen und willkürlichen Aktionen provozierte Alba jedoch neue Aufstände der Niederländer. Waren die Unruhen bis dahin meist regional begrenzt und noch größtenteils unkoordiniert, so erfasste der Aufstand nun das ganze Land. Die Behauptung, die [[Dikasterium für die Glaubenslehre|Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition]] unter Papst [[Pius V.]] habe in einem Dekret vom 16. Februar 1568 faktisch alle etwa drei Millionen Niederländer wegen [[Häresie]] zum Tode verurteilt und habe nur wenige benannte Personen davon ausgenommen, geht jedoch auf eine Fälschung zurück.<ref>Edward Peters: ''Inquisition.'' University of California Press, Berkeley 1989, S. 152; J. S. Bromley/E. H. Kossmann: ''Britain and the Netherlands.'' Volume V: ''Some political mythologies.'' Martinus Nijhoff, Den Haag 1975, Springer 2012, S. 41 f.; [[Gerd Schwerhoff]]: ''Die Inquisition: Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit.'' C.H. Beck, München 2004, S. 124–125; s. a. Evelyn Mischung: ''Entdeckungsreise in die spanische Vergangenheit.'' BoD Norderstedt 2016, S. 348; Dirk Maczkiewitz: ''Der niederländische Aufstand gegen Spanien (1568–1609). Eine kommunikationswissenschaftliche Analyse.'' Waxmann, New York/München/Berlin 2007, S. 262.</ref> |
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== Der niederländische Unabhängigkeitskampf == |
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In einer diplomatischen Geheimkonferenz vom 2. bis 4. April 1568 auf Schloss [[Burg Freudenberg (Siegerland)|Freudenberg]] (im [[Siegerland]], Südwestfalen) wurde einer Delegation der Edlen von Gelderland die militärische Unterstützung im Kampf gegen Spanien durch Wilhelm I. von Oranien zugesagt. Der Achtzigjährige Krieg begann mit dem ersten militärischen Aufeinandertreffen beider Seiten in der [[Schlacht von Heiligerlee]] 1568, in der [[Adolf von Nassau (Oranien)|Adolf von Nassau]], der Bruder Wilhelms von Oranien, fiel. |
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Einige Mitglieder des niederländischen Staatsrates unter der Führung von [[Wilhelm I. (Oranien-Nassau)|Wilhelm I. von Oranien]] und des [[Lamoral Graf von Egmond|Grafen von Egmont]] protestierten vehement gegen diese Änderungen und erzwangen 1564 Granvelles Rücktritt. Im so genannten ''Adelskompromiß von Breda'' baten die [[Geusen]] [[Margarethe von Parma]] um die Beendigung der [[Inquisition]] und der Verfolgung der [[Protestanten]] sowie um die Wiederherstellung ihrer ständischen Freiheiten. Der Protest gegen die spanische Herrschaft erreichte im selben Jahr mit den [[Bildersturm|Bilderstürmen]] der [[Calvinismus|Calvinisten]] einen ersten Höhepunkt. Philipp hob daraufhin zwar die Inquisition auf, entsandte aber 1567 den [[Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba|Herzog von Alba]], Fernando Álvarez de Toledo, als neuen Statthalter mit spanischen Truppen zu einer Strafexpedition in die Niederlande. Alba gelang es auch zunächst, die regionalen Aufstände mit Hilfe von Sondergerichten, dem sogenannten ''Blutsrat von Brüssel'', zu unterdrücken. Bei diesen Aktionen wurden mehr als 6.000 Aufständische hingerichtet, unter ihnen der [[Lamoral Graf von Egmond|Graf von Egmont]]. Im selben Jahr besiegte Alba auch die niederländischen Truppen unter Führung von [[Wilhelm I. (Oranien-Nassau)|Wilhelm I. von Oranien]]. |
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[[Bild:Battle of Heiligerlee 1568.jpg|thumb|Die [[Schlacht von Heiligerlee]] (1568) in einer zeitgenössischen Darstellung]] |
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Mit seinen rücksichtslosen und willkürlichen Aktionen provozierte Alba jedoch neue Aufstände der Niederländer. Waren die Unruhen bis dahin meist regional begrenzt und noch größtenteils unkoordiniert, so erfasste der Aufstand nun das ganze Land. Mit der [[Schlacht von Heiligerlee]] [[1568]], dem ersten militärischen Aufeinandertreffen beider Seiten beginnt der Achtzigjährige Krieg. Vor allem die als ''[[Wassergeusen]]'' verspotteten Niederländer machten in der Folge den Spaniern durch ihre fortwährenden Angriffe auf Seetransporte und Stützpunkte schwer zu schaffen. 1572 gelang ihnen der größte Erfolg, als sie die Provinzen [[Zeeland]] und [[Holland]] eroberten. Als Statthalter der befreiten Provinzen wurde Wilhelm I. von Oranien gewählt, womit ihm faktisch die Führung des Widerstandes gegen Spanien übertragen wurde. |
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Vor allem die „[[Wassergeusen]]“ genannten niederländischen [[Kaperbrief|Kaperschiffer]] machten in der Folge den Spaniern durch ihre fortwährenden Angriffe auf Seetransporte und Stützpunkte schwer zu schaffen. 1572 gelang ihnen der größte Erfolg, als sie die Provinzen [[Provinz Zeeland|Zeeland]] und [[Grafschaft Holland|Holland]] eroberten. Als [[Liste der Statthalter in den Niederlanden|Statthalter]] der befreiten Provinzen wurde Wilhelm I. von Oranien [[Dordrechter Ständeversammlung|gewählt]], womit ihm faktisch die Führung des Widerstandes gegen Spanien übertragen wurde. |
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1573 wurde Alba durch Don [[Luís de Zúñiga y Requensens]] abgelöst. Auch wenn der neue Statthalter zunächst erfolgreicher als sein Vorgänger war, gelang den Aufständischen erneut ein großer Sieg: Sie fluteten das Land, segelten nach [[Leiden (Stadt)|Leiden]] und befreiten die Stadt von den spanischen Belagerern. Gemeinsam formulierten alle 17 Provinzen ihre Forderungen nach Abzug der spanischen Truppen und religiöser Toleranz in der ''Genter Pazifikation'' (1576). Sie wurde von den Generalstaaten in [[Antwerpen]] ratifiziert. Der neue spanische Statthalter Don [[Juan de Austria]], ein Halbbruder von Philipp II., akzeptierte die Forderungen formal, trotzdem gingen die Unruhen weiter. Die ''Genter Pazifikation'' sollte die letzte gemeinsame Handlung der 17 niederländischen Provinzen sein. |
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1573 wurde Alba durch Don [[Luís de Zúñiga y Requesens]] abgelöst. Auch wenn der neue Statthalter zunächst erfolgreicher als sein Vorgänger war, gelang den Aufständischen erneut ein großer Sieg: Sie fluteten das Land, segelten nach [[Leiden (Stadt)|Leiden]] und befreiten die Stadt von den spanischen Belagerern ([[Belagerung von Leiden]]). Gemeinsam formulierten alle [[Siebzehn Provinzen]] ihre Forderungen nach Abzug der spanischen Truppen und religiöser Toleranz in der „Genter Pazifikation“ (1576). Sie wurde von den Generalstaaten in Antwerpen ratifiziert. Der neue spanische Statthalter Don [[Juan de Austria]], ein Halbbruder des Königs [[Philipp II. (Spanien)|Philipp II.]], akzeptierte die Forderungen formal, trotzdem gingen die Unruhen weiter. Die Genter Pazifikation sollte die letzte gemeinsame Handlung der Siebzehn niederländischen Provinzen sein. |
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== Der lange Weg zum Frieden == |
== Der lange Weg zum Frieden == |
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Im Jahre 1579 zerbrach die in der Genter Pazifikation dokumentierte Einheit der niederländischen Provinzen an konfessionellen Gegensätzen. Einige südliche, überwiegend französischsprachige Provinzen schlossen sich am 6. Januar zur (katholischen) [[Union von Arras]] (niederländisch: ''Atrecht'') zusammen. Die nördlichen Provinzen mit überwiegend calvinistischer Bevölkerung schlossen sich dagegen am 23. Januar zur [[Utrechter Union]] zusammen. Auch die Staaten Flanderns und Brabants waren Mitglied der Utrechter Union. Sie opponierten weiter gegen Spanien und verlangten das Recht auf freie Religionsausübung. Am 24. Juli 1581 bildeten die Provinzen der Utrechter Union die [[Republik der Vereinigten Niederlande]], erklärten im [[Plakkaat van Verlatinghe]] ihre Unabhängigkeit vom König und ernannten Wilhelm I. von Oranien zum Statthalter in den verschiedenen Staaten. Als treibende Kraft hinter der Utrechter Union und der Unabhängigkeitserklärung gilt die Provinz [[Holland]]. Die Trennung der Niederlande in die „Generalstaaten“ und die „Spanischen Niederlande“ war nun besiegelt. Aus dem Aufstand der Niederlande gegen die spanischen Besatzer, der im Süden seinen Anfang nahm, wurde jetzt ein Kampf um Unabhängigkeit der Generalstaaten. |
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Die nicht der „Union von Arras“ beigetretenen Teile der südlichen Provinzen wurden zwischen 1581 und 1585, teils nach schwierigen Belagerungen, von den Spaniern unter dem neuen [[Statthalter]] [[Alessandro Farnese (1545–1592)|Alexander Farnese]], dem Sohn Margaretes von Parma, unterworfen. Auch große Teile der nordöstlichen Niederlande wurden in diesen Jahren von den Spaniern erobert, aber diese Eroberungen wurden nach 1589 von den Rebellen rückgängig gemacht. Erfolgreich verlief am Ende nur der Unabhängigkeitskrieg im Norden. Zwar wurde Wilhelm 1584 vom Katholiken [[Balthasar Gérard]] ermordet, die Generalstaaten konnten sich jedoch relativ schnell auf Wilhelms Sohn [[Moritz (Oranien)|Moritz von Oranien]] als Nachfolger einigen. Als Alexander Farnese 1585 Antwerpen eroberte, waren die Provinzen der Utrechter Union auf das Höchste gefährdet. Es gelang jedoch dem [[Landesadvokat]]en der Provinz Holland, [[Johan van Oldenbarnevelt]], 1596 einen Pakt der Generalstaaten mit [[England]] auszuhandeln. Mit dessen finanzieller und militärischer Unterstützung wurde der Krieg gegen Spanien weitergeführt. Gleichzeitig reformierte Moritz von Oranien das niederländische Heer ([[Oranische Heeresreform]]), welches so schon bald der militärischen Übermacht der Spanier Paroli bieten konnte. |
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Im Jahre 1579 zerbrach die in der ''Genter Pazifikation'' dokumentierte Einheit der niederländischen Provinzen an konfessionellen Gegensätzen. Einige südliche, überwiegend französischsprachige Provinzen schlossen sich am 6. Januar zur ''[[Union von Arras]]'' (Atrecht) zusammen. Die nördlichen Provinzen mit überwiegend calvinistischer Bevölkerung dagegen schlossen sich am [[25. Januar]] zur [[Utrechter Union]] zusammen. Auch die Staaten Flanderns und Brabants waren Mitglied der Utrechter Union. Sie opponierten weiter gegen Spanien und verlangten das Recht auf freie Religionsausübung. Am [[24. Juli]] [[1581]] bildeten die Provinzen der ''Utrechter Union'' die [[Republik der Vereinigten Niederlande]], erklärten in der ''Akte van Afzwering'' oder ''Plakkaat van Verlatinghe'' ihre Unabhängigkeit vom König und ernannten Wilhelm I. von Oranien zum Statthalter in den verschiedenen Staaten. Als treibende Kraft hinter der ''Utrechter Union'' und der Unabhängigkeitserklärung gilt die Provinz Holland. Die Trennung der Niederlande in die ''Generalstaaten'' und die ''Spanischen Niederlande'' war nun besiegelt. Aus dem Aufstand der Niederlande gegen die spanischen Besatzer, der im Süden seinen Anfang nahm, wurde jetzt ein Kampf um Unabhängigkeit der Generalstaaten. |
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Im Jahre 1598 starb Philipp II. von Spanien. Damit gingen die südlichen, das heißt die „Spanischen Niederlande“ in die Hände seiner Tochter [[Isabella Clara Eugenia|Isabella]] und ihres Ehemannes, des [[Albrecht VII. von Habsburg|Erzherzogs Albrecht von Österreich]], über. Im Jahre 1601 begannen die spanischen Truppen mit der verlustreichen [[Belagerung von Ostende]], die unter [[Ambrosio Spinola]] 1604 erfolgreich beendet wurde. Die Niederländer verloren somit ihren letzten Stützpunkt in [[Flandern]]. Am 12. April 1609 − zwei Jahre nach der [[Schlacht bei Gibraltar|Seeschlacht bei Gibraltar]] − konnten sich beide Seiten in Antwerpen auf einen [[Zwölfjähriger Waffenstillstand|zwölfjährigen Waffenstillstand]] einigen. |
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Die nicht der "Union von Arras" beigetretenen Teile der südlichen Provinzen wurden zwischen 1581 und 1585, teils nach schwierigen Belagerungen, von den Spaniern unter dem neuen [[Statthalter]] [[Alessandro Farnese|Alexander Farnese]], dem Sohn Margaretes von Parma, unterworfen. Auch große Teile der nordöstlichen Niederlande wurden in diesen Jahren von den Spaniern erobert, aber diese Eroberungen wurden nach 1589 von den Rebellen rückgängig gemacht. Erfolgreich verlief am Ende nur der Unabhängigkeitskrieg im Norden. Zwar wurde Wilhelm 1584 von einem Katholiken ermordet, die Generalstaaten konnten sich jedoch relativ schnell auf Wilhelms Sohn Moritz von Nassau als Nachfolger einigen. Als Alexander Farnese [[1585]] Antwerpen eroberte, waren die Provinzen der ''[[Utrechter Union]]'' aufs höchste gefährdet. Es gelang jedoch dem [[Ratspensionär]] der Provinz Holland, [[Johan van Oldenbarnevelt]], 1596 einen Pakt der Generalstaaten mit [[England]] auszuhandeln. Mit dessen finanzieller und militärischer Unterstützung wurde der Krieg gegen Spanien weitergeführt. Gleichzeitig reformierte Moritz von Nassau das niederländische Heer ([[Oranische Heeresreform]]), welches so schon bald der militärischen Übermacht der Spanier Paroli bieten konnte. |
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[[Datei:Battle of Gibraltar 1607.jpg|mini|Die Schlacht bei Gibraltar in einer Darstellung von [[Hendrick Cornelisz. Vroom]]]] |
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Im Jahre [[1598]] starb Philipp II. von Spanien. Damit gingen die südlichen, d. h. die ''Spanischen Niederlande'' in die Hände seiner Tochter [[Isabella Clara Eugenia|Isabella]] und ihres Ehemannes, des [[Albrecht VII. (Habsburg)|Erzherzog Albrecht von Österreich]] über. Im Jahre 1601 begannen die spanischen Truppen mit der verlustreichen [[Belagerung von Ostende]], die unter [[Ambrosio Spinola]] [[1604]] erfolgreich beendet wurde. Die Niederländer verloren somit ihren letzten Stützpunkt in [[Flandern]]. [[1609]] - zwei Jahre nach der [[schlacht bei Gibraltar|Seeschlacht bei Gibraltar]] - konnten sich beide Seiten auf einen zwölfjährigen Waffenstillstand einigen. |
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1621 brach der Krieg im Rahmen des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] erneut aus. In den Jahren 1624 und 1625 war er fast ganz auf die [[Belagerung von Breda (1624–1625)|Belagerung und den vergeblichen Entsatz von Breda]] konzentriert. Er verlief zunächst ergebnislos, bis es den Niederländern unter [[Piet Pieterszoon Heyn]] gelang, die gesamte spanische [[Silberflotte]] zu erbeuten. Mit einem Teil der Beute finanzierte [[Friedrich Heinrich (Oranien)|Friedrich Heinrich]], Bruder und Nachfolger des [[Johann Moritz (Nassau-Siegen)|Moritz von Nassau]], unter anderem die Eroberung von [[’s-Hertogenbosch]] (1629) und von [[Maastricht]] (1632). Eine Allianz mit Frankreich im Jahre 1635 zur Eroberung der Spanischen Niederlande war wenig erfolgreich, sondern führte im Gegenteil zum Verlust von [[Venlo]], [[Roermond]] und anderen Städten an die Spanier. |
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[[Bild:Battle of Gibraltar 1607.jpg|thumb|Die [[Schlacht bei Gibraltar]] in einer Darstellung von [[Hendrick Cornelisz Vroom]]]] |
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[[1621]] brach der Krieg im Rahmen des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] erneut aus. Er verlief zunächst ergebnislos, bis es den Niederländern gelang, die gesamte spanische Silberflotte zu [[Piet_Heyn|erbeuten]]. Mit einem Teil der Beute finanzierte [[Friedrich Heinrich (Oranien)|Friedrich Heinrich]], Bruder und Nachfolger von Moritz von Nassau, u. a. die Eroberung von [['s-Hertogenbosch]] (1629) und von [[Maastricht]] (1632). Eine Allianz mit Frankreich im Jahre 1635 zur Eroberung der ''Spanischen Niederlande'' war wenig erfolgreich. Im Gegenteil, sie führte zum Verlust von [[Venlo]], [[Roermond]] und anderen Städten an die Spanier. |
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Spanien strebte Frieden mit den Niederlanden an, um seine übrigen Kräfte auf den [[Französisch-Spanischer Krieg (1635–1659)|Krieg gegen Frankreich]] konzentrieren zu können. Auch in den Niederlanden, und hier vor allem in der Provinz [[Grafschaft Holland|Holland]], formte sich im Laufe der 1640er Jahre eine republikanisch-[[Patrizier|patriziatische]] Elite, die für diesen Frieden eintrat. Hier waren vor allem die Amsterdamer Patrizier [[Andries Bicker|Andries]] und [[Cornelis Bicker]], [[Cornelis de Graeff|Cornelis]] und [[Andries de Graeff]],<ref>[https://books.google.com/books/about/Amsterdam.html?hl=de&id=YFXrynNBj_0C#v=onepage&q=M%C3%BCnster%20andries%20de%20graeff&f=false Amsterdam: a brief life of the city. Von Geert Mak, Harvill Press (1999), Seite 123]</ref> sowie [[Jacob de Witt]] aus Dordrecht, die für eine Beendigung des Krieges sowie für eine Reduzierung der Landstreitkräfte eintraten.<ref>[https://www.online-plusbase.de/uploads/media/Zusatzmaterial_Krause_Variabilitaet.pdf Oliver Krause: Die Variabilität frühneuzeitlicher Staatlichkeit. Die niederländische „Staats“-Formierung der Statthaltosen Epoche (1650–1672) als interkontinentales Regiment (Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018)]</ref> Dieser andauernde Kriegszustand verhinderte das wirtschaftliche Wachstum und die gesellschaftliche Entwicklung der Vereinigten Niederlande. Ebenfalls stärkte dieser Kriegszustand die Macht des Statthalters als Oberbefehlshaber der Streitkräfte, was nicht im Sinne der Republikaner war. Dies verstärkte den Konflikt zwischen ihnen und Statthalter [[Friedrich Heinrich (Oranien)|Friedrich Heinrich von Oranien]] sowie den [[Reformierte Kirchen|Reformierten]] Hollands. |
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Spanien war zu dieser Zeit aber durch den Verlust seiner gesamten Kriegsflotte, der „[[Armada]]“, bei einer Schlacht mit englischen Verbänden militärisch stark geschwächt und wollte den Frieden mit den Niederlanden, da es seine übrigen Kräfte auf den ''Dreißigjährigen Krieg'' konzentrieren musste. Nach dem Tod Friedrich Heinrichs 1647 setzte die Provinz Holland zusammen mit drei weiteren Provinzen die Verhandlungen mit Spanien gegen den Widerstand von Friedrich Heinrichs Sohn [[Wilhelm II. (Oranien)|Wilhelm II.]] fort. Diese Verhandlungen mündeten 1648 in den ''[[Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]]'', der zugleich auch das Ende des ''Dreißigjährigen Krieges'' und des ''Achtzigjährigen Krieges'' bedeutete, sowie die internationale Anerkennung der [[Republik der Vereinigten Niederlande]] brachte. |
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Nach dem Tod Friedrich Heinrichs 1647 setzte die Provinz Holland zusammen mit drei weiteren Provinzen die Verhandlungen mit Spanien gegen den Widerstand von Friedrich Heinrichs Sohn [[Wilhelm II. (Oranien)|Wilhelm II.]] fort. 1648 schlossen die Vereinigten Niederlande aufgrund des immensen politischen Drucks des gesamten ''Bicker-De Graeff Clans''<ref>[https://books.google.com/books/about/Amsterdam.html?hl=de&id=YFXrynNBj_0C#v=onepage&q=M%C3%BCnster%20andries%20de%20graeff&f=false Amsterdam: a brief life of the city. Von Geert Mak, Harvill Press (1999), Seite 123]</ref> die Friedensverhandlungen mit Spanien ab, die im [[Friede von Münster|Frieden von Münster]] mündeten.<ref>[https://books.google.com/books/about/Buitenplaatsen_in_de_Gouden_Eeuw.html?hl=de&id=Bo_dCgAAQBAJ#v=onepage&q=Vrede%20van%20munster%20de%20graeff%20bicker&f=false Buitenplaatsen in de Gouden Eeuw: De rijkdom van het buitenleven in de Republik. Herausgegeben von Y. Kuiper, Ben Olde Meierink, Elyze Storms-Smeets, S. 71 (2015)]</ref> Diese Verhandlungen waren ein separater Teil des [[Westfälischer Frieden|Westfälischen Friedenskongresses]], der das Ende des Dreißigjährigen Krieges und des Achtzigjährigen Krieges bedeutete und zugleich die internationale Anerkennung der Republik der Vereinigten Niederlande brachte. |
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== Weblinks == |
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== Kampfhandlungen in den Kolonien == |
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* [http://www.krieg.historicum.net/themen/achtzigjahre/index.html Carl-Josef Virnich: ''Der "Achtzigjährige Krieg"'', in: Historicum.NET (2005).] |
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Ab dem Jahre 1600 drangen wiederholt niederländische Kaperfahrer in die Gewässer der [[Philippinen]] ein und störten die Handelsrouten empfindlich. Das erste Aufeinandertreffen von spanischen und niederländischen [[Galeone]]n in den Gewässern der Philippinen fand am 12. Dezember 1600 statt und endete mit der Versenkung der ''[[San Diego (Schiff)|San Diego]]''. Mit dem Erstarken der Niederländer in [[Südostasien]] versuchten diese im Jahre 1646 den Archipel der Philippinen zu erobern. Dieser Angriff auf die spanische Oberhoheit wurde in den fünf [[Seeschlachten der La Naval de Manila]] abgewehrt.<ref>[http://quod.lib.umich.edu/p/philamer/afk2830.0001.035/220?didno=AFK2830.0001.035;page=root;rgn=works;size=100;view=image;rgn1=author;q1=blair The Philippine Islands, 1493–1803] Überblick über die Philippinische Geschichte S. 216</ref> |
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* [http://mitglied.lycos.de/jpmarat/oraniend.html Der Unabhängigkeitskrieg der Niederlande] |
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* [http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/ku.php?tab=que&ID=2603 Spanisch-Niederländischer Friedensvertrag] |
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== Rezeption == |
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[[Goethe]]s Trauerspiel ''[[Egmont (Goethe)|Egmont]]'' spielt in der Stadt [[Brüssel]] während des Aufstands der Niederländer 1566–1568 gegen die spanische Herrschaft; das Ende des Trauerspiels entspricht historisch dem Anfang des Achtzigjährigen Krieges. |
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[[Friedrich Schiller]] beschäftigte sich in seiner historischen Abhandlung ''[[Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung]]'' mit dem Krieg. Sein dramatisches Gedicht ''[[Don Karlos (Schiller)|Don Karlos]]'', das teilweise auf diesen historischen Recherchen beruht, spielt vor dem Hintergrund des Achtzigjährigen Krieges. |
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Später schilderte [[Wilhelm Raabe]] den Kampf der Wassergeusen in seiner Novelle ''[[Die schwarze Galeere]]''. |
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[[Charles de Coster]] schildert in seinem ''Ulenspiegel'' den Aufstand der Geusen gegen die spanischen Unterdrücker. |
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== Literatur == |
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* Patricia Bobak, [[Horst Carl]]: ''Außer Rand und Band? Frühneuzeitliche Söldner als Gewaltgemeinschaften im niederländisch-spanischen Krieg'', in: Winfried Speitkamp (Hrsg.): ''Gewaltgemeinschaften. Von der Spätantike bis ins 20. Jahrhundert.'' V&R unipress, Göttingen 2013, S. 163–184, ISBN 978-3-8471-0063-8. |
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* Michael Erbe: ''Belgien, Niederlande, Luxemburg: Geschichte des niederländischen Raumes.'' Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln 1993, ISBN 3-17-010976-6. |
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* Anton van der Lem: ''Opstand! Der Aufstand in den Niederlanden.'' Wagenbach, Berlin 1996, ISBN 3-8031-2259-7. |
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== Weblinks == |
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* [http://www.historicum.net/themen/achtzigjaehriger-krieg/einfuehrung/ Carl-Josef Virnich: ''Der „Achtzigjährige Krieg“''. In: historicum.net (2006).] |
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* [http://mitglied.lycos.de/jpmarat/oraniend.html Der Unabhängigkeitskrieg der Niederlande] |
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* [http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/ku.php?tab=que&ID=2603 Spanisch-Niederländischer Friedensvertrag] |
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* [http://dutchrevolt.leidenuniv.nl/ Der Aufstand in den Niederlanden] ({{Webarchiv | url=https://dutchrevolt.leiden.edu/Pages/start.aspx | wayback=20180307015303 | text=Nieuws op het gebied van de Tachtigjarige Oorlog of De Bello Belgico}}) – [[Universität Leiden]] |
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* [https://www.martinschlu.de/kulturgeschichte/barock/niederlande/geusen.html Die Niederlande - Der Aufstand der Geusen (ab 1566)] |
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== Einzelnachweise == |
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[[Kategorie:Krieg in der niederländischen Geschichte]] |
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Aktuelle Version vom 14. Januar 2025, 17:11 Uhr
Achtzigjähriger Krieg | |
---|---|
![]() Die Plünderung Antwerpens durch die spanischen Truppen | |
Datum | 1568 bis 1648 |
Ort | Europa: Niederlande, Gibraltar, Amerika: Kuba, Asien: Philippinen |
Ausgang | Sieg der Niederländer |
Friedensschluss | Friede von Münster, parallel wurde am gleichen Ort der Westfälische Frieden ausgehandelt. |
Westeuropa
Oosterweel – Dahlen – Heiligerlee – Jemgum – Jodoigne – Le Quesnoy – Brielle – Mons – Goes – 1. Mechelen – Naarden – Middelburg – Haarlem – Alkmaar – Geertruidenberg – Leiden – Delft – Valkenburg – Mooker Heide – Schoonhoven – Zierikzee – 1. Antwerpen – Gembloux – Rijmenam – 1. Deventer – Borgerhout – 1. Maastricht – 2. Mechelen – 1. Steenwijk – Kollum – 1. Breda – Noordhorn – Niezijl – Lochem – Lier – Eindhoven – Steenbergen – Ghent – Aalst – 2. Antwerpen – IJsseloord – Empel – Boksum – 1. Grave – 1. Venlo – Axel – Neuss – 1. Rheinberg – Zutphen – 1. Sluis – 1. Bergen-op-Zoom – 2. Geertruidenberg – 2. Breda – 2. Zutphen – 2. Deventer – Delfzijl – Knodsenburg – 1. Hulst – Nijmegen – Rouen – Caudebec – 2. Steenwijk – 1. Coevorden – 3. Geertruidenberg – 2. Coevorden – Groningen – Huy – 1. Groenlo – Lippe – Calais – 2. Hulst – Turnhout – 2. Rheinberg – 1. Moers – 2. Groenlo – Bredevoort – Enschede – Ootmarsum – 1. Oldenzaal – 1. Lingen – 1. Schenckenschans – Zaltbommel – Rees – San Andreas – Nieuwpoort – 3. Rheinberg – Ostende – 1. 's-Hertogenbosch – 2. Grave – Hoogstraten – 3. Sluis
Zwölfjähriger Friede
2. Lingen – 3. Groenlo – Aachen – Jülich – 2. Bergen op Zoom – Fleurus – 3. Breda – 2. Oldenzaal – 4. Groenlo – 2. 's-Hertogenbosch – Slaak – 2. Maastricht – Leuven – 2. Schenkenschans – 4. Breda – 2. Venlo – Kallo – 3. Hulst
Europäische Gewässer
Vlissingen – Borsele – Haarlemmermeer – Zuiderzee – Schelde – Lillo – Ponta Delgada – Bayona Islands – Golf von Almería – 1. Cadiz – Azoren – Straße von Dover – 2. Sluis – 1. Kap St. Vincent – 1. Gibraltar – 2. Gibraltar – 2. Cadiz – Lizard Point – Dünkirchen – Calais – Downs – 2. Kap St. Vincent – 2. St. Martin
Amerika
Bahia – Matanzas – St. Martin – San Juan – Abrolhos – Pernambuco – Südchile
Ostindien
Playa Honda – 1. San Salvador – 2. San Salvador – La Naval de Manila – Puerto de Cavite
Im Achtzigjährigen Krieg (auch Spanisch-Niederländischer Krieg, spanisch guerra de Flandes, niederländisch Tachtigjarige Oorlog) von 1568 bis 1648 erkämpfte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen ihre Unabhängigkeit von der spanischen Krone und damit vom Haus Habsburg. Mit seinem Ende schieden die nördlichen Niederlande aus dem Verband des Heiligen Römischen Reichs aus. Der südliche Teil der Niederlande blieb dagegen vorerst bei Spanien und kam später zu Österreich. Im 19. Jahrhundert ging daraus Belgien hervor. Die Niederlande wurden damit dauerhaft geteilt (außer von 1815 bis 1830 im Rahmen des Königreichs der Vereinigten Niederlande).
Der Krieg entwickelte sich aus einem Aufstand der Niederländer gegen den spanischen und katholischen Landesherrn Philipp II., der vor allem von Calvinisten ausging. Nachdem die Spanier den ersten Aufstand noch hatten unterdrücken können, entwickelten sich ab 1572 abermals Unruhen, die nach und nach das ganze Land erfassten. Mit Ausnahme des Zwölfjährigen Waffenstillstands in der Zeit von 1609 bis 1621 dauerten die Kämpfe bis 1648 an. Schließlich erkannte Spanien die Unabhängigkeit der nördlichen Niederlande im Frieden von Münster (nicht gleichzusetzen mit dem Westfälischen Frieden, welcher den Dreißigjährigen Krieg beendete) offiziell an.
Vorgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vor dem Krieg gehörten die Niederlande, die damals sowohl die heutigen Niederlande als auch Belgien, Luxemburg und einen Teil Nordfrankreichs umfassten, zum Heiligen Römischen Reich und wurden vom spanischen Zweig der Habsburger beherrscht. Sie bestanden aus 17 Provinzen. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts verbreitete sich in den Niederlanden im Zuge der Reformation der Calvinismus. Die Niederlande stellten damals eine bedeutende wirtschaftliche Macht dar. Antwerpen war ein Zentrum des europäischen Kapitalmarktes. Antwerpen und Rotterdam waren durch ihre Häfen außerdem bedeutende Umschlagplätze für den Handel mit Waren aus Übersee und den neuen Kolonien in Südamerika. Wegen dieser geballten wirtschaftlichen Macht und wegen der wichtigen strategischen Lage waren die spanischen Habsburger nicht gewillt, die Niederlande aus ihrem Besitz zu entlassen.
Philipp II. übernahm die Herrschaft über die Niederlande 1555 von seinem Vater Karl V. Er setzte die bereits unter diesem begonnenen Ketzerverfolgungen (Inquisition), die Unruhen in den Niederlanden hervorgerufen hatten, noch konsequenter fort. Im Jahre 1559 ernannte er im Zuge einer kirchlichen Reorganisation neue Bischöfe, die auch in den Generalständen der Provinzen, den sogenannten Generalstaaten, vertreten sein sollten, und verkleinerte die Bistümer. Damit wollte Philipp einerseits die Gegenreformation verschärfen, andererseits aber auch die ständischen Freiheiten, die den Provinzen im „Großen Privileg“ 1477 zugestanden worden waren, wieder rückgängig machen. Als Statthalterin in den Niederlanden setzte er seine Halbschwester Margarethe von Parma ein und stellte ihr als ersten Minister den Bischof von Mechelen, Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle, zur Seite. Philipp selbst ging 1560 wieder nach Spanien zurück; 1561 zog er dann auch seine Truppen aus den Niederlanden ab.
Der niederländische Unabhängigkeitskampf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Mitglieder des niederländischen Staatsrates unter der Führung von Wilhelm I. von Oranien und der Grafen von Egmond und Hoorn protestierten vehement gegen diese Änderungen und erzwangen 1564 Granvelles Rücktritt. In einer Bittschrift, dem sogenannten „Adelskompromiss von Breda“, forderten die Aufständischen (die sich selbst „Geusen“, übersetzt: „Bettler“, nannten) von der Statthalterin Margarethe von Parma explizit die Beendigung der Inquisition und der Verfolgung der Protestanten sowie die Wiederherstellung ihrer ständischen Freiheiten.

Der Protest gegen die spanische Herrschaft erreichte im selben Jahr mit den Bilderstürmen der Calvinisten einen ersten Höhepunkt. Philipp hob daraufhin zwar die Inquisition auf, entsandte aber 1567 den Herzog von Alba, Fernando Álvarez de Toledo, als neuen Statthalter mit spanischen Truppen zu einer Strafexpedition in die Niederlande. Alba gelang es auch zunächst, die regionalen Aufstände mit Hilfe eines Sondergerichtes, des so genannten Blutrats von Brüssel, zu unterdrücken. Dabei wurden mehr als 6000 Aufständische hingerichtet, unter ihnen die Grafen von Egmond und von Hoorn. Im selben Jahr besiegte Alba auch die niederländischen Truppen unter Führung von Wilhelm I. von Oranien.


Mit seinen rücksichtslosen und willkürlichen Aktionen provozierte Alba jedoch neue Aufstände der Niederländer. Waren die Unruhen bis dahin meist regional begrenzt und noch größtenteils unkoordiniert, so erfasste der Aufstand nun das ganze Land. Die Behauptung, die Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition unter Papst Pius V. habe in einem Dekret vom 16. Februar 1568 faktisch alle etwa drei Millionen Niederländer wegen Häresie zum Tode verurteilt und habe nur wenige benannte Personen davon ausgenommen, geht jedoch auf eine Fälschung zurück.[1]
In einer diplomatischen Geheimkonferenz vom 2. bis 4. April 1568 auf Schloss Freudenberg (im Siegerland, Südwestfalen) wurde einer Delegation der Edlen von Gelderland die militärische Unterstützung im Kampf gegen Spanien durch Wilhelm I. von Oranien zugesagt. Der Achtzigjährige Krieg begann mit dem ersten militärischen Aufeinandertreffen beider Seiten in der Schlacht von Heiligerlee 1568, in der Adolf von Nassau, der Bruder Wilhelms von Oranien, fiel.
Vor allem die „Wassergeusen“ genannten niederländischen Kaperschiffer machten in der Folge den Spaniern durch ihre fortwährenden Angriffe auf Seetransporte und Stützpunkte schwer zu schaffen. 1572 gelang ihnen der größte Erfolg, als sie die Provinzen Zeeland und Holland eroberten. Als Statthalter der befreiten Provinzen wurde Wilhelm I. von Oranien gewählt, womit ihm faktisch die Führung des Widerstandes gegen Spanien übertragen wurde.
1573 wurde Alba durch Don Luís de Zúñiga y Requesens abgelöst. Auch wenn der neue Statthalter zunächst erfolgreicher als sein Vorgänger war, gelang den Aufständischen erneut ein großer Sieg: Sie fluteten das Land, segelten nach Leiden und befreiten die Stadt von den spanischen Belagerern (Belagerung von Leiden). Gemeinsam formulierten alle Siebzehn Provinzen ihre Forderungen nach Abzug der spanischen Truppen und religiöser Toleranz in der „Genter Pazifikation“ (1576). Sie wurde von den Generalstaaten in Antwerpen ratifiziert. Der neue spanische Statthalter Don Juan de Austria, ein Halbbruder des Königs Philipp II., akzeptierte die Forderungen formal, trotzdem gingen die Unruhen weiter. Die Genter Pazifikation sollte die letzte gemeinsame Handlung der Siebzehn niederländischen Provinzen sein.
Der lange Weg zum Frieden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1579 zerbrach die in der Genter Pazifikation dokumentierte Einheit der niederländischen Provinzen an konfessionellen Gegensätzen. Einige südliche, überwiegend französischsprachige Provinzen schlossen sich am 6. Januar zur (katholischen) Union von Arras (niederländisch: Atrecht) zusammen. Die nördlichen Provinzen mit überwiegend calvinistischer Bevölkerung schlossen sich dagegen am 23. Januar zur Utrechter Union zusammen. Auch die Staaten Flanderns und Brabants waren Mitglied der Utrechter Union. Sie opponierten weiter gegen Spanien und verlangten das Recht auf freie Religionsausübung. Am 24. Juli 1581 bildeten die Provinzen der Utrechter Union die Republik der Vereinigten Niederlande, erklärten im Plakkaat van Verlatinghe ihre Unabhängigkeit vom König und ernannten Wilhelm I. von Oranien zum Statthalter in den verschiedenen Staaten. Als treibende Kraft hinter der Utrechter Union und der Unabhängigkeitserklärung gilt die Provinz Holland. Die Trennung der Niederlande in die „Generalstaaten“ und die „Spanischen Niederlande“ war nun besiegelt. Aus dem Aufstand der Niederlande gegen die spanischen Besatzer, der im Süden seinen Anfang nahm, wurde jetzt ein Kampf um Unabhängigkeit der Generalstaaten.
Die nicht der „Union von Arras“ beigetretenen Teile der südlichen Provinzen wurden zwischen 1581 und 1585, teils nach schwierigen Belagerungen, von den Spaniern unter dem neuen Statthalter Alexander Farnese, dem Sohn Margaretes von Parma, unterworfen. Auch große Teile der nordöstlichen Niederlande wurden in diesen Jahren von den Spaniern erobert, aber diese Eroberungen wurden nach 1589 von den Rebellen rückgängig gemacht. Erfolgreich verlief am Ende nur der Unabhängigkeitskrieg im Norden. Zwar wurde Wilhelm 1584 vom Katholiken Balthasar Gérard ermordet, die Generalstaaten konnten sich jedoch relativ schnell auf Wilhelms Sohn Moritz von Oranien als Nachfolger einigen. Als Alexander Farnese 1585 Antwerpen eroberte, waren die Provinzen der Utrechter Union auf das Höchste gefährdet. Es gelang jedoch dem Landesadvokaten der Provinz Holland, Johan van Oldenbarnevelt, 1596 einen Pakt der Generalstaaten mit England auszuhandeln. Mit dessen finanzieller und militärischer Unterstützung wurde der Krieg gegen Spanien weitergeführt. Gleichzeitig reformierte Moritz von Oranien das niederländische Heer (Oranische Heeresreform), welches so schon bald der militärischen Übermacht der Spanier Paroli bieten konnte.
Im Jahre 1598 starb Philipp II. von Spanien. Damit gingen die südlichen, das heißt die „Spanischen Niederlande“ in die Hände seiner Tochter Isabella und ihres Ehemannes, des Erzherzogs Albrecht von Österreich, über. Im Jahre 1601 begannen die spanischen Truppen mit der verlustreichen Belagerung von Ostende, die unter Ambrosio Spinola 1604 erfolgreich beendet wurde. Die Niederländer verloren somit ihren letzten Stützpunkt in Flandern. Am 12. April 1609 − zwei Jahre nach der Seeschlacht bei Gibraltar − konnten sich beide Seiten in Antwerpen auf einen zwölfjährigen Waffenstillstand einigen.

1621 brach der Krieg im Rahmen des Dreißigjährigen Krieges erneut aus. In den Jahren 1624 und 1625 war er fast ganz auf die Belagerung und den vergeblichen Entsatz von Breda konzentriert. Er verlief zunächst ergebnislos, bis es den Niederländern unter Piet Pieterszoon Heyn gelang, die gesamte spanische Silberflotte zu erbeuten. Mit einem Teil der Beute finanzierte Friedrich Heinrich, Bruder und Nachfolger des Moritz von Nassau, unter anderem die Eroberung von ’s-Hertogenbosch (1629) und von Maastricht (1632). Eine Allianz mit Frankreich im Jahre 1635 zur Eroberung der Spanischen Niederlande war wenig erfolgreich, sondern führte im Gegenteil zum Verlust von Venlo, Roermond und anderen Städten an die Spanier.
Spanien strebte Frieden mit den Niederlanden an, um seine übrigen Kräfte auf den Krieg gegen Frankreich konzentrieren zu können. Auch in den Niederlanden, und hier vor allem in der Provinz Holland, formte sich im Laufe der 1640er Jahre eine republikanisch-patriziatische Elite, die für diesen Frieden eintrat. Hier waren vor allem die Amsterdamer Patrizier Andries und Cornelis Bicker, Cornelis und Andries de Graeff,[2] sowie Jacob de Witt aus Dordrecht, die für eine Beendigung des Krieges sowie für eine Reduzierung der Landstreitkräfte eintraten.[3] Dieser andauernde Kriegszustand verhinderte das wirtschaftliche Wachstum und die gesellschaftliche Entwicklung der Vereinigten Niederlande. Ebenfalls stärkte dieser Kriegszustand die Macht des Statthalters als Oberbefehlshaber der Streitkräfte, was nicht im Sinne der Republikaner war. Dies verstärkte den Konflikt zwischen ihnen und Statthalter Friedrich Heinrich von Oranien sowie den Reformierten Hollands.
Nach dem Tod Friedrich Heinrichs 1647 setzte die Provinz Holland zusammen mit drei weiteren Provinzen die Verhandlungen mit Spanien gegen den Widerstand von Friedrich Heinrichs Sohn Wilhelm II. fort. 1648 schlossen die Vereinigten Niederlande aufgrund des immensen politischen Drucks des gesamten Bicker-De Graeff Clans[4] die Friedensverhandlungen mit Spanien ab, die im Frieden von Münster mündeten.[5] Diese Verhandlungen waren ein separater Teil des Westfälischen Friedenskongresses, der das Ende des Dreißigjährigen Krieges und des Achtzigjährigen Krieges bedeutete und zugleich die internationale Anerkennung der Republik der Vereinigten Niederlande brachte.
Kampfhandlungen in den Kolonien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab dem Jahre 1600 drangen wiederholt niederländische Kaperfahrer in die Gewässer der Philippinen ein und störten die Handelsrouten empfindlich. Das erste Aufeinandertreffen von spanischen und niederländischen Galeonen in den Gewässern der Philippinen fand am 12. Dezember 1600 statt und endete mit der Versenkung der San Diego. Mit dem Erstarken der Niederländer in Südostasien versuchten diese im Jahre 1646 den Archipel der Philippinen zu erobern. Dieser Angriff auf die spanische Oberhoheit wurde in den fünf Seeschlachten der La Naval de Manila abgewehrt.[6]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Goethes Trauerspiel Egmont spielt in der Stadt Brüssel während des Aufstands der Niederländer 1566–1568 gegen die spanische Herrschaft; das Ende des Trauerspiels entspricht historisch dem Anfang des Achtzigjährigen Krieges.
Friedrich Schiller beschäftigte sich in seiner historischen Abhandlung Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung mit dem Krieg. Sein dramatisches Gedicht Don Karlos, das teilweise auf diesen historischen Recherchen beruht, spielt vor dem Hintergrund des Achtzigjährigen Krieges.
Später schilderte Wilhelm Raabe den Kampf der Wassergeusen in seiner Novelle Die schwarze Galeere.
Charles de Coster schildert in seinem Ulenspiegel den Aufstand der Geusen gegen die spanischen Unterdrücker.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Patricia Bobak, Horst Carl: Außer Rand und Band? Frühneuzeitliche Söldner als Gewaltgemeinschaften im niederländisch-spanischen Krieg, in: Winfried Speitkamp (Hrsg.): Gewaltgemeinschaften. Von der Spätantike bis ins 20. Jahrhundert. V&R unipress, Göttingen 2013, S. 163–184, ISBN 978-3-8471-0063-8.
- Michael Erbe: Belgien, Niederlande, Luxemburg: Geschichte des niederländischen Raumes. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln 1993, ISBN 3-17-010976-6.
- Anton van der Lem: Opstand! Der Aufstand in den Niederlanden. Wagenbach, Berlin 1996, ISBN 3-8031-2259-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carl-Josef Virnich: Der „Achtzigjährige Krieg“. In: historicum.net (2006).
- Der Unabhängigkeitskrieg der Niederlande
- Spanisch-Niederländischer Friedensvertrag
- Der Aufstand in den Niederlanden (Nieuws op het gebied van de Tachtigjarige Oorlog of De Bello Belgico ( vom 7. März 2018 im Internet Archive)) – Universität Leiden
- Die Niederlande - Der Aufstand der Geusen (ab 1566)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Edward Peters: Inquisition. University of California Press, Berkeley 1989, S. 152; J. S. Bromley/E. H. Kossmann: Britain and the Netherlands. Volume V: Some political mythologies. Martinus Nijhoff, Den Haag 1975, Springer 2012, S. 41 f.; Gerd Schwerhoff: Die Inquisition: Ketzerverfolgung in Mittelalter und Neuzeit. C.H. Beck, München 2004, S. 124–125; s. a. Evelyn Mischung: Entdeckungsreise in die spanische Vergangenheit. BoD Norderstedt 2016, S. 348; Dirk Maczkiewitz: Der niederländische Aufstand gegen Spanien (1568–1609). Eine kommunikationswissenschaftliche Analyse. Waxmann, New York/München/Berlin 2007, S. 262.
- ↑ Amsterdam: a brief life of the city. Von Geert Mak, Harvill Press (1999), Seite 123
- ↑ Oliver Krause: Die Variabilität frühneuzeitlicher Staatlichkeit. Die niederländische „Staats“-Formierung der Statthaltosen Epoche (1650–1672) als interkontinentales Regiment (Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2018)
- ↑ Amsterdam: a brief life of the city. Von Geert Mak, Harvill Press (1999), Seite 123
- ↑ Buitenplaatsen in de Gouden Eeuw: De rijkdom van het buitenleven in de Republik. Herausgegeben von Y. Kuiper, Ben Olde Meierink, Elyze Storms-Smeets, S. 71 (2015)
- ↑ The Philippine Islands, 1493–1803 Überblick über die Philippinische Geschichte S. 216