„Unterbrechungsfreie Wiedergabe“ – Versionsunterschied
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'''Unterbrechungsfreie Wiedergabe''' (auch ''lückenlose Wiedergabe'' bzw. {{enS|Gapless Playback}}) bezeichnet die unterbrechungsfreie Wiedergabe von aufeinanderfolgenden [[Audiodatei]]en. |
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'''Gapless Playback''' (auch ''Seamless Playback'') ist ein Begriff der im Zusammenhang mit neueren Dateiformaten der [[Audiokompression]] eine größere Rolle in der Weiterentwicklung spielt. Ein gaplessfähiges Dateiformat ermöglicht es, die musikalischen Inhalte ohne durch das Format bedingte Zwangspausen (engl. ''gaps'') an den Titelübergängen wiederzugeben. |
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Im Notenbild werden Stücke, die ohne Pause aufeinander folgen sollen, mit [[Attacca]] notiert; ein populäres Beispiel ist der Übergang vom 3. zum 4. Satz in [[5. Sinfonie (Beethoven)|Beethovens 5. Sinfonie]]. Es hängt nun vom Herausgeber ab, ob diese als einzelner Track oder separat auf die CD kopiert werden. Nur im letzteren Fall kann ein Problem bei der Wiedergabe entstehen. |
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Diese Pausen sind nicht Bestandteil der Originalaufnahme, sondern technisch bedingt und stellen ein Defizit alter Dateiformate wie z. B. [[MP3]] dar. Solche Pausen entstehen dadurch, dass diese Dateiformate allesamt auf Datenblöcken mit fester Größe basieren. Endet eine Audioaufnahme in einer solche Datei vor dem Ende des letzten Datenblocks werden die restlichen [[Bit]]s des Blocks mit Nullen aufgefüllt, die dann als Stille zu hören sind. Besonders störend ist diese Tatsache beim Hören durchgängigen Musikaufnahmen (wie insb. Klassische Werke und DJ-Mixe) oder Hörbüchern von gerippten CDs, bei denen [[Track]]-Marken ursprünglich nur zum besseren Auffinden von Abschnitten gesetzt wurden. |
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Ohne Unterbrechungsfreie Wiedergabe sind stets Unterbrechungen zwischen den Tracks wahrnehmbar, was beim Abspielen von entsprechenden Musikstücken oder bei [[Livealbum|Livealben]] mit durchgehend zu hörendem [[Publikum]] als störend empfunden wird. |
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Fehlendes Gapless Playback ist fast ausschließlich bei kommerziellen verlustbehafteten Formaten wie etwa [[Advanced Audio Coding|AAC]], MP3 und [[WMA]] anzutreffen. Das neuere [[Opensource]]-Audio-Format Ogg [[Vorbis]] hingegen beherrscht Gapless-Playback von Haus aus. |
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Bestimmte Software-Player wie [[Foobar2000|foobar2000]] ermöglichen dennoch eine softwareseitige Umsetzung eine Gapless Playback für solche Formate, hardwareseitig aber auch bei nahezu allen mobilen Playern und DVD-Abspielgeräten aus dem Heim-Videobereich. Bei Hardware sind zusätzlich wahrgenommene Pausen mitunter auch durch ein mangelbehaftetes Zwischenspeichermanagement bedingt, dass aufgrund der Dekomprimierung der Dateien nötig ist. |
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Dieser Artikel behandelt primär Probleme der unterbrechungsfreien Wiedergabe, die in der Definition des zugrundeliegenden [[Dateiformat]]s (beispielsweise [[MP3]]) begründet und somit quasi prinzipbedingt sind. Daneben bestehen vielfach [[Programmfehler|Mängel]] in der [[Mediaplayer|Abspiel-Software]] bzw. [[Firmware]] des [[MP3-Player|Abspielgeräts]], die dazu führen, dass keine unterbrechungsfreie Wiedergabe erfolgt, auch wenn das zugrundeliegende Medien-Dateiformat unterbrechungsfreie Wiedergabe mitbringt. |
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Gapless Playback ist eines der wenigen Dinge die man dem proprietären Format [[Adaptive Transform Acoustic Coding|ATRAC]] zugute halten muss. Der [[Adaptive Transform Acoustic Coding|ATRAC]] Codec wird mittlerweile beinahe ausschließlich vom Entwickler und Lizenzhalter Sony in Walkmans integriert. Der Atrac [[Codec]] war der erste Musikcodec, der Gapless Playback unterstützte. Ursprünglich wurde der [[Codec]] für die Aufnahme von Musik auf [[MiniDisc]] entwickelt. Um die Wiedergabe der unterteilten aufgenommenen Stücke nicht zu beeinträchtigen, war die Integrierung einer unterbrechungsfreien Wiedergabe quasi ein Muss. |
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== Schwächen in den Dateiformaten == |
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== Siehe auch == |
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Die besagten Pausen sind nicht Bestandteil der Originalaufnahme, sondern entstehen dadurch, dass Audio-Datenformate auf Blöcken fester Dauer basieren, den sogenannten ''Frames.'' Endet eine Audioaufnahme beim Erstellen einer solchen Datei vor dem Ende des letzten Frames, wird der Rest des Frames mit Stille gefüllt. Die Dauer eines Frames liegt im Bereich von zig Millisekunden, beispielsweise bei MP3-Dateien mit 44.100 [[Samplerate|Samples je Sekunde]] etwa 26,1 ms, sodass die zusätzliche Pause im ungünstigsten Fall fast ebenso lang ist. Daneben entsteht durch den Kodiervorgang eine Verzögerung, die zu einer Pause zu Beginn der Aufführung führt; sie liegt in etwa im Bereich einer halben Frame-Dauer.<ref>{{Internetquelle |url=https://wiki.hydrogenaud.io/index.php?title=Gapless_playback |titel=Gapless playback |werk=Hydrogenaudio Knowledgebase |hrsg=HAK Community |datum=2015-01-12 |abruf=2015-06-07}}</ref> |
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Der erste Audiocodec, der Gapless Playback unterstützt, ist [[Adaptive Transform Acoustic Coding|ATRAC]]. Das proprietäre Format wurde von Sony ursprünglich ausschließlich für die [[MiniDisc]] entwickelt. Neuere Audioformate wie [[Vorbis]], [[Musepack]], [[Speex]] und [[Windows Media Audio]] sowie alle verlustlosen Kompressionsverfahren (z. B. [[Free Lossless Audio Codec|FLAC]]) unterstützen Gapless Playback von Haus aus, indem neben den bloßen Audiodaten auch Informationen über die genaue Länge der Audiodaten und der Encoder-Verzögerung gespeichert werden. |
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* [[Audiokompression]] |
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* [[Advanced Audio Coding|AAC]], [[MP3]], [[Musepack]], [[Vorbis]], [[Adaptive Transform Acoustic Coding|ATRAC]] |
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Frühere Audioformate beherrschten noch keine unterbrechungsfreie Wiedergabe. Dazu zählen der erste [[MP3]]-Codec der [[Fraunhofer-Gesellschaft]] und [[Advanced Audio Coding|AAC]]. Allerdings gibt es Erweiterungen: Im [[Open Source|Open-Source]]-Encoder [[LAME]] für das MP3-Format ist eine Funktion implementiert, die den erzeugten Dateien Informationen für das Gapless Playback hinzufügt. Geeignete Abspielgeräte oder -Software, beispielsweise [[foobar2000]], [[VUPlayer]] oder [[mpg123]], können unter Nutzung dieser Informationen die Fülldaten des letzten Frames unterdrücken sowie die Kodierverzögerung umgehen und so Gapless Playback ermöglichen. Dieses Verfahren ist nicht durch den MP3-Standard abgedeckt. Die notwendigen Informationen werden in einem Frame zu Beginn der Datei gespeichert, der so präpariert ist, dass er zu Stille dekodiert wird.<ref>{{Internetquelle |url=https://wiki.hydrogenaud.io/index.php?title=MP3#VBRI.2C_XING.2C_and_LAME_headers |titel=MP3 |titelerg=VBRI, XING, and LAME headers |werk=Hydrogenaudio Knowledgebase |hrsg=HAK Community |datum=2013-01-29 |abruf=2015-06-07}}</ref> Player, die nicht mit dieser Erweiterung zurechtkommen, geben mitunter diesen Frame wieder, wodurch sich die Unterbrechung vergrößert. |
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== Schwächen in der Abspiel-Soft- bzw. -firmware == |
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Von oben genannten Tatsachen zu unterscheiden sind zusätzlich entstehende Pausen bei manchen [[MP3-Player]]n. Diese entstehen beispielsweise durch ungenügendes Zwischenspeichermanagement, d. h. der nächste Titel wird zu spät zum Abspielen in den Speicher geladen. |
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Hardwareseitig bieten die wenigsten Geräte – ob mobile Player oder DVD-Abspielgeräte aus dem Heimvideo-Bereich – eine Lösung für Audioformate, die unterbrechungsfreie Wiedergabe von Haus aus nicht unterstützen. Einige Modelle unterstützen lückenlose Wiedergabe durch die Verwendung alternativer [[Firmware]] wie [[Rockbox]]. Ähnliches gilt für den [[TrekStor]] Vibez, der allerdings einer höheren Preisklasse angehört. Billigere Geräte verfügen oft höchstens über eine kaum brauchbare Überblendfunktion. Die lückenlose Wiedergabe von AAC- und MP3-Dateien auf einem [[iPod]] wird durch Aufbereitung in der zur Übertragung genutzten Software iTunes realisiert. |
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== Compact Discs == |
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Bei [[CD-R|gebrannten]] [[Audio-CD]]s tritt ein ähnlicher Effekt auf, wenn die CDs im [[Track-At-Once]]-Verfahren geschrieben wurden. |
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== Weblinks == |
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* [https://wiki.hydrogenaud.io/index.php?title=Gapless_playback Gapless playback] in der [[Hydrogenaudio]] Knowledgebase, ''(englisch).'' |
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* [https://pretentiousname.com/mp3players/ MP3 players: Buyer beware] – Gapless-Playback-Fähigkeiten diverser Abspielgeräte, Stand ca. 2008, ''(englisch).'' |
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Aktuelle Version vom 4. August 2023, 10:43 Uhr
Unterbrechungsfreie Wiedergabe (auch lückenlose Wiedergabe bzw. englisch Gapless Playback) bezeichnet die unterbrechungsfreie Wiedergabe von aufeinanderfolgenden Audiodateien.
Im Notenbild werden Stücke, die ohne Pause aufeinander folgen sollen, mit Attacca notiert; ein populäres Beispiel ist der Übergang vom 3. zum 4. Satz in Beethovens 5. Sinfonie. Es hängt nun vom Herausgeber ab, ob diese als einzelner Track oder separat auf die CD kopiert werden. Nur im letzteren Fall kann ein Problem bei der Wiedergabe entstehen.
Ohne Unterbrechungsfreie Wiedergabe sind stets Unterbrechungen zwischen den Tracks wahrnehmbar, was beim Abspielen von entsprechenden Musikstücken oder bei Livealben mit durchgehend zu hörendem Publikum als störend empfunden wird.
Dieser Artikel behandelt primär Probleme der unterbrechungsfreien Wiedergabe, die in der Definition des zugrundeliegenden Dateiformats (beispielsweise MP3) begründet und somit quasi prinzipbedingt sind. Daneben bestehen vielfach Mängel in der Abspiel-Software bzw. Firmware des Abspielgeräts, die dazu führen, dass keine unterbrechungsfreie Wiedergabe erfolgt, auch wenn das zugrundeliegende Medien-Dateiformat unterbrechungsfreie Wiedergabe mitbringt.
Schwächen in den Dateiformaten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die besagten Pausen sind nicht Bestandteil der Originalaufnahme, sondern entstehen dadurch, dass Audio-Datenformate auf Blöcken fester Dauer basieren, den sogenannten Frames. Endet eine Audioaufnahme beim Erstellen einer solchen Datei vor dem Ende des letzten Frames, wird der Rest des Frames mit Stille gefüllt. Die Dauer eines Frames liegt im Bereich von zig Millisekunden, beispielsweise bei MP3-Dateien mit 44.100 Samples je Sekunde etwa 26,1 ms, sodass die zusätzliche Pause im ungünstigsten Fall fast ebenso lang ist. Daneben entsteht durch den Kodiervorgang eine Verzögerung, die zu einer Pause zu Beginn der Aufführung führt; sie liegt in etwa im Bereich einer halben Frame-Dauer.[1]
Der erste Audiocodec, der Gapless Playback unterstützt, ist ATRAC. Das proprietäre Format wurde von Sony ursprünglich ausschließlich für die MiniDisc entwickelt. Neuere Audioformate wie Vorbis, Musepack, Speex und Windows Media Audio sowie alle verlustlosen Kompressionsverfahren (z. B. FLAC) unterstützen Gapless Playback von Haus aus, indem neben den bloßen Audiodaten auch Informationen über die genaue Länge der Audiodaten und der Encoder-Verzögerung gespeichert werden.
Frühere Audioformate beherrschten noch keine unterbrechungsfreie Wiedergabe. Dazu zählen der erste MP3-Codec der Fraunhofer-Gesellschaft und AAC. Allerdings gibt es Erweiterungen: Im Open-Source-Encoder LAME für das MP3-Format ist eine Funktion implementiert, die den erzeugten Dateien Informationen für das Gapless Playback hinzufügt. Geeignete Abspielgeräte oder -Software, beispielsweise foobar2000, VUPlayer oder mpg123, können unter Nutzung dieser Informationen die Fülldaten des letzten Frames unterdrücken sowie die Kodierverzögerung umgehen und so Gapless Playback ermöglichen. Dieses Verfahren ist nicht durch den MP3-Standard abgedeckt. Die notwendigen Informationen werden in einem Frame zu Beginn der Datei gespeichert, der so präpariert ist, dass er zu Stille dekodiert wird.[2] Player, die nicht mit dieser Erweiterung zurechtkommen, geben mitunter diesen Frame wieder, wodurch sich die Unterbrechung vergrößert.
Schwächen in der Abspiel-Soft- bzw. -firmware
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von oben genannten Tatsachen zu unterscheiden sind zusätzlich entstehende Pausen bei manchen MP3-Playern. Diese entstehen beispielsweise durch ungenügendes Zwischenspeichermanagement, d. h. der nächste Titel wird zu spät zum Abspielen in den Speicher geladen.
Hardwareseitig bieten die wenigsten Geräte – ob mobile Player oder DVD-Abspielgeräte aus dem Heimvideo-Bereich – eine Lösung für Audioformate, die unterbrechungsfreie Wiedergabe von Haus aus nicht unterstützen. Einige Modelle unterstützen lückenlose Wiedergabe durch die Verwendung alternativer Firmware wie Rockbox. Ähnliches gilt für den TrekStor Vibez, der allerdings einer höheren Preisklasse angehört. Billigere Geräte verfügen oft höchstens über eine kaum brauchbare Überblendfunktion. Die lückenlose Wiedergabe von AAC- und MP3-Dateien auf einem iPod wird durch Aufbereitung in der zur Übertragung genutzten Software iTunes realisiert.
Compact Discs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei gebrannten Audio-CDs tritt ein ähnlicher Effekt auf, wenn die CDs im Track-At-Once-Verfahren geschrieben wurden.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gapless playback in der Hydrogenaudio Knowledgebase, (englisch).
- MP3 players: Buyer beware – Gapless-Playback-Fähigkeiten diverser Abspielgeräte, Stand ca. 2008, (englisch).
Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gapless playback. In: Hydrogenaudio Knowledgebase. HAK Community, 12. Januar 2015, abgerufen am 7. Juni 2015.
- ↑ MP3. VBRI, XING, and LAME headers. In: Hydrogenaudio Knowledgebase. HAK Community, 29. Januar 2013, abgerufen am 7. Juni 2015.