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„Aurobindo Ghose“ – Versionsunterschied

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[[Image:Stamp India 1964 15p Aurobindo.jpg|thumb|220px|right|Aurobindo auf einer Briefmarke]]
[[Datei:Sri aurobindo.jpg|mini|hochkant|Aurobindo Ghose (um 1900)
[[Datei:Sri-Aurobindo-Signature-Transparent.jpg.png|rahmenlos|150px|zentriert|klasse=skin-invert-image|Unterschrift von Sri Aurobindo]]]]
'''Aurobindo''' ([[bengali]]: অরবিন্দ ঘোষ, ''Arabinda Ghosh'') (* [[15. August]] [[1872]] in [[Kolkata]]; † [[5. Dezember]] [[1950]] in [[Pondicherry]]) war ein [[Indien|indischer]] [[Philosoph]], [[Hinduismus|Hindu]]-[[Mystiker]] und [[Guru]]. Er steht in der Tradition der Indischen Seher, die durch das wirken, was sie sind.

'''Aurobindo Ghose''' ({{bnS|অরবিন্দ ঘোষ}}, {{IAST|Arabinda Ghoṣ}}, ''Arabinda Ghosh''; * [[15. August]] [[1872]] in [[Kolkata]]; † [[5. Dezember]] [[1950]] in [[Puducherry]]) war ein [[Indien|indischer]] [[Politiker]], [[Philosoph]], [[Hinduismus|Hindu]]-[[Mystiker]], [[Yoga|Yogi]] und [[Guru]]. Seine Briefe, Gedichte und philosophischen Schriften sind mit '''Sri Aurobindo''' unterschrieben und unter diesem Namen veröffentlicht. Er verbindet in seiner Person die humanistische Bildung und das Wissen des Westens mit den Weisheitslehren und spirituellen Traditionen Indiens.

== Leben ==
== Leben ==
=== Kindheit in Khulna, Darjiling und Manchester (1872–1884) ===
[[Datei:Aurobindo.family.jpg|mini|hochkant|Aurobindo mit seinem Vater K. D. Ghose, seiner Mutter Swarnalotta Devi und vier Geschwistern: von links nach rechts: Barin Ghose, Sarojini, Aurobindo und Manmohan Ghose. In England, ca. 1879.]]


Aurobindo Ghose wurde am 15. August 1872 in [[Kolkata]] (Kalkutta) geboren. Seine frühe Kindheit verlebte er in [[Khulna]] in [[Bengalen]]. Sein Vater Krishna Dhan Ghose war 1864 mit neunzehn Jahren mit der damals zwölfjährigen Swarnalata Bose verheiratet worden. Seine Eltern wurden nach den Riten des [[Brahmo Samaj]], einer Reformbewegung des [[Hinduismus]], getraut. Nach Aussage von Aurobindo war sein Vater aber [[Atheismus|Atheist]]. Er war durch seine anglisierte Geisteshaltung, gefördert durch einen zweijährigen Aufenthalt in England (1869–1871) zur Weiterbildung in Medizin, der [[Bengalen|bengalischen]] und [[Indien|indischen]] Kultur entfremdet. Folgerichtig versuchte er, seine Kinder von indischen Einflüssen fernzuhalten und ihnen eine ausschließlich europäische Ausbildung zu geben. So besuchten Aurobindo und seine Geschwister in den Jahren 1877–1879 zunächst die Loreto-Klosterschule in [[Darjiling]]. Aurobindo hatte vier Geschwister: zwei ältere Brüder, Benoy Bhushan und Mono Mohan, und eine jüngere Schwester mit Namen Sarojini; ein dritter Bruder, Barindra, wurde 1879 in Croydon in England geboren.
=== Kindheit und Jugend ===
Sein Vater hieß Dr. K. D. Ghose und seine Mutter Swarnalata Devi. Der Vater, der selbst in [[England]] gelebt hatte, wollte für seine Kinder eine westliche Ausbildung und schickte Aurobindo und seine Geschwister auf die Loretto-Klosterschule in [[Darjiling]]. Im Alter von sieben Jahren kam Aurobindo an die St. Paul's School in [[London]]. Dort lernte er [[Latein]], [[Griechische Sprache|Griechisch]] und die klassischen westlichen Schulfächer. Während seiner Zeit an der St. Paul's School erhielt er den Butterworth Prize für Literatur, den Bedford Prize für Geschichte und ein Stipendium für die [[Universität Cambridge]]. Im Jahr [[1893]] kehrte er nach Indien zurück.


Laut Aurobindo hatte sein Vater, der sich wünschte, dass alle seine Söhne bedeutende Persönlichkeiten werden sollten, ihm in einer plötzlichen Inspiration den Namen Aurobindo gegeben, den bis dahin noch niemand in Indien oder der ganzen Welt erhalten hatte, damit er später unter den Großen der Welt einzigartig mit seinem Namen dastünde. Doch die Ironie der Welt wollte es, dass der Vater starb, bevor Aurobindo nach Indien zurückkehrte und die Bekanntheit seines Namens im Umfeld der indischen Freiheitsbemühungen zu einer häufigen Verwendung dieses Vornamens führte.<ref>Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 207.</ref>
In den folgenden Jahren arbeitete Aurobindo für den [[Gaekwar von Baroda, Maharaja Sayajin Rao]] erst in der Verwaltung des Fürstentums Baroda (Varodada) und schließlich am Baroda-College als Französisch-Lehrer, später als Professor für Englisch und dann als Vorstand des Colleges. In [[Baroda]] lernte er [[Sanskrit]] und verschiedene andere indische Sprachen, besonders [[Bengali]], [[Marathi]] und [[Gujarati]].
Während der Baroda-Zeit, im April 1901, heiratete Sri Aurobindo Mrinalini Bose, die 1918 einen frühen Tod starb.


Im Alter von sieben Jahren wurde Aurobindo 1879 mit seinen Brüdern nach England geschickt. Sie wohnten in [[Manchester]] bei dem Geistlichen William H. Drewett. Während seine Brüder zur Schule gingen, wurde er von Reverend Drewett in Englisch, Latein und Griechisch und von dessen Mutter, Mrs. Drewett, in Geschichte, Geografie, Arithmetik und Französisch unterrichtet.
1906 verließ Aurobindo Baroda und ging nach [[Kolkata]] - als Vorstand des neugegründeten "Nationalen Bengalischen College".
Ebenfalls 1906 begann Aurobindo mit der Herausgabe des Journals, "Bande Mataram", das zum Sprachrohr der "Nationalist Party" wurde. Er wollte die Idee der Unabhängigkeit im Denken seiner Landsleute festigen und gleichzeitig eine Partei und schließlich die ganze Nation zu intensiver und organisierter politischer Aktivität bewegen, die zur Verwirklichung dieses Ideals führen sollte. Sri Aurobindos erstes Anliegen in dem Journal war, die vollständige Unabhängigkeit Indiens als politisches Ziel offen und nachhaltig zu propagieren; er war der erste Politiker in Indien, der den Mut aufbrachte, dies öffentlich zu tun.
Diese Tätigkeit als Herausgeber von Bande Mataram brachte ihn ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Von da an war er, was er faktisch schon eine zeitlang gewesen war, nämlich der prominenteste Führer der Partei.
Während dieser Zeit politischer Aktivität wandte sich Sri Aurobindo verstärkt der Ausübung und des Studiums der indischen [[Yoga]]-Lehren und Yoga-Übungen zu.
Eine entscheidende Wende nahm dieses Kennenlernen des Yoga, als er im Dezember 1907 mit dem Guru [[Vishnu Bhaskar Lele]] aus Maharashtra zusammentraf. Durch dessen Hilfe vertiefte sich Aurobindos Kenntnis und Erfahrungsweite der Yoga-Inhalte so sehr, dass er nun seiner eigenen Idee der Yoga-Entwicklung folgte.
:Nachdem Aurobindo 1908 unter der Anklage der Aufwiegelung ins Gefängnis kam, schrieb Rabindranath eines seiner schönsten Gedichte, in dem er Aurobindo als einen vom Himmel entsandten Befreier pries:


=== Jugend in London (1884–1890) ===
::''Vor dir, o Aurobindo, neigt Rabindranath sich tief!''
[[Datei:Sri Aurobindo's Home St Stephen's Avenue London 1884-1887.JPG|mini|hochkant|Aurobindos Wohnung in St. Stephen’s Avenue, London 1884–1887, mit blauem „[[English Heritage]]“-Schild.]]
::''O Freund, Freund meiner Heimat, aus dem Indien's Seele rief,''
::''In dir verkörpert und befreit. Dein Los ist nicht gekrönt''
::''Von trägem Ruhm. Bequemlichkeit und Lohn hast du verpönt,''


1884 siedelten die Brüder unter der Obhut von Frau Drewett nach [[London]] um. Aurobindo besuchte dort fünf Jahre lang die St. Paul’s School in West [[Kensington (London)|Kensington]]. Die alte Frau Drewett war eine glühende Missionarin und versuchte die drei Jungen zum christlichen Glauben zu bekehren. Als dies nicht gelang, mussten sie ihr Haus verlassen. Es folgte nun eine Zeit bitterer Armut. Die Geldsendungen des Vaters, die nicht hoch waren und nur unregelmäßig eintrafen, reichten oft zum Leben kaum aus. Obwohl sie sparsam lebten, hatten sie oft nichts zu essen, ihre Kleidung war nicht warm genug für den Winter und die Wohnungen, in denen sie lebten, waren feucht und kalt. Trotz dieser äußeren Bedingungen entwickelte sich Aurobindo zu einem guten Schüler. Wenn er seine Hausaufgaben erledigt hatte, las er englische und französische Literatur, Werke über die Geschichte Europas und lernte Italienisch, etwas Deutsch und ein wenig Spanisch. Viel Zeit verwendete er auf seine eigenen Dichtungen. Er gewann Preise in Geschichte und Literatur.
::''Das mut'ge Herz, auf dornenreichen Pfaden aufwärts steigend;''
::''Vor deren Flamme die Nachlässigkeit, beschämt sich neigend,''
::''Das Haupt dem Strahlenglanze niederbeugt, und wo der Tod''
::''Die Furcht vergißt ...''


=== Konversion zum Yogi ===
=== Studium in Cambridge (1890–1892) ===
Aurobindo erhielt von der St. Paul’s School ein Stipendium von 80 Pfund jährlich, das ihm den Besuch des King’s College in [[Cambridge]] ermöglichte. Wegen der oft fehlenden Geldzuwendungen vonseiten seines Vaters war auch diese Zeit äußerlich von großer Armut geprägt. Wie seine Zeugnisse bestätigten, betrieb Aurobindo dennoch seine akademischen Studien mit regem Interesse und großen Erfolgen. So erhielt er zahlreiche Preise und einer seiner Professoren bezeichnete ihn als „einen brillanten jungen [[Altphilologie|Altphilologen]]“.


Nach Abschluss seiner Studien sollte er auf Wunsch seines Vaters die Beamtenlaufbahn einschlagen. Durch Kontakte mit der Familie des Gouverneurs von Bengalen hatte der Vater bereits eine gute Stelle für seinen Sohn im Arrah-Distrikt ausfindig gemacht.
Seine endgültige [[Konversion]] von einem aktiven [[Nationalist]]en in einen großen Hindu-[[Weiser|Weisen]] und [[Seher]] geschah während des einen Jahres in dem er im Alipur Gefängnis in Kalkutta in der Provinz Bengalen inhaftiert war. Während der Haft las und [[Meditation|meditierte]] er über die [[Bhagavad Gita]]. Dies ließ ihn die zentrale [[Wahrheit]] der Hindu–Religion begreifen: "Das ist die Religion, die zum Heil der Menschheit in der Abgeschlossenheit dieses Landes seit alters wertgehalten worden ist. Diese Religion zu vermitteln, dazu erhebt sich Indien. Indien erhebt sich nicht, wie andere Länder es tun, um seiner selbst willen oder um die Schwachen niederzutreten, wenn es stark geworden ist. Indien erhebt sich, um das ewige Licht, das ihm anvertraut ist, über die Welt auszubreiten."


Der Sohn legte dem Vater zuliebe die Aufnahmeprüfung für die Beamtenlaufbahn ab. Später jedoch verabscheute er eine entsprechende Tätigkeit. So kam es, dass er, trotz guter Noten in den schriftlichen Prüfungen, dem Test im Reiten immer wieder auswich, bis [[John Wodehouse, 1. Earl of Kimberley|Lord Kimberley]] ihn schließlich als Kandidat für den indischen Staatsdienst disqualifizierte.
Der [[Prozess]], für den er in Untersuchungshaft kam und dabei viele Monate in einer Einzelzelle verbringen musste, war einer der bedeutendsten Prozesse für die Indische Nationale Bewegung. 49 Personen waren angeklagt und 206 [[Zeuge]]n geladen. 400 Dokumente wurden zu den Akten genommen und 5.000 Beweisstücke vorgelegt, einschließlich Bomben und Revolver. Der Englische Richter C.B. Beechcroft war ein Student von Aurobindo in Cambridge gewesen.
Die [[Verteidigung]] für Aurobindo wurde von Chittaranjan Das geführt, der seine Gesundheit opferte, um ihn vor dem [[Galgen]] zu retten. Der Prozess dauerte ein volles Jahr. Aurobindo wurde als einziger Angeklagter freigesprochen.


Zu dieser Entscheidung trug sicher auch die Tatsache bei, dass Aurobindo keineswegs wie sein Vater von England begeistert war. Er war tief berührt worden von englischer und westlicher Literatur, von [[Philosophie]] und Geschichtsschreibung, aber nicht von den Menschen, denen er begegnete.
=== Ashram in Pondicherry ===
Als Mitglied und zeitweilig als Sekretär der „Indischen Majlis“, eines nationalen Studentenverbandes, hielt er revolutionäre Reden, die mit dazu beitrugen, dass er vom Staatsdienst ausgeschlossen wurde.


1893 kehrte er nach Indien zurück. Vierzehn seiner einundzwanzig Jahre hatte der junge Aurobindo in England verbracht.
1910 fuhr Aurobindo nach [[Pondicherry]] in Südindien, wo er bis zu seinem Ableben am 5. Dezember 1950 blieb.
Sein Vater verstarb kurz vor der Ankunft des Schiffes an Herzversagen.
Er begann nun den "Integralen Yoga" zu entwickeln, im Sinne einer modernen, zukunftsweisenden, umfassenden Bewusstseinsentwicklung (Integral = umfassend; Yoga = Bewusstseinsentwicklung).


=== Berufliche und politische Aktivitäten (1893–1908) ===
1914 machte er die Bekanntschaft mit [[Mira Alfassa]] und ihrem Ehemann Paul Richard. Gemeinsam mit ihnen brachte er die philosophische Zeitschrift "Arya" heraus, in der bis 1920 die meisten seiner Hauptwerke zum ersten Mal veröffentlicht wurden.
[[Datei:Sri Aurobindo presiding over a meeting of the Nationalists after the Surat Congress, with Tilak speaking, 1907.jpg|mini|hochkant|Aurobindo Ghose präsidiert bei einem Treffen der Nationalisten 1907; [[Bal Gangadhar Tilak|Tilak]] spricht.]]


Da Aurobindo nicht zum englischen Staatsdienst in Indien zugelassen war, vermittelte ein wohlgesinnter Verwandter des Gouverneurs von Bengalen ihm einen Posten in der Verwaltung des [[Fürstenstaat]]s [[Baroda (Staat)|Baroda]]. Hier war er zunächst in der Abteilung für Briefmarken, Steuern und Post zuständig, bevor er auf eigenen Wunsch 1900 zum Professor für Englisch und Englische Literatur am Baroda College ernannt wurde. Er wurde schließlich Vice-Principal (stellvertretender Rektor) dieser Einrichtung. Daneben war Aurobindo Sekretär und Redenschreiber des [[Maharadscha]]s. In [[Vadodara|Baroda]] lernte er [[Sanskrit]] und verschiedene andere indische Sprachen, besonders [[Marathi]], [[Gujarati]] und seine Muttersprache [[Bengalische Sprache|Bengalisch]].
1920 kam [[Mira Alfassa]], nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Japan, zu Aurobindo in [[Pondicherry]] und blieb dort bis zu ihrem Ableben am 17. November 1973.


Während der Baroda-Zeit, im April 1901, heiratete Aurobindo Ghose Mrinalini Bose, die 1918 einen frühen Tod starb.
Nach 1920 leitete sie den Haushalt, der sich um [[Sri]] Aurobindo gebildet hatte.
Während dieser Jahre begannen die Mitglieder des Haushalts und der Gemeinschaft [[Mira Alfassa]] mehr und mehr "Die Mutter" zu nennen, so dass sie im Laufe der Zeit allgemein als "Die Mutter" bekannt wurde.


1906 verließ Aurobindo Baroda und ging als Vorstand des neu gegründeten „Nationalen Bengalischen College“ nach [[Kolkata]].
Dieser Haushalt wuchs bis 1926 zu einer kleinen Gemeinschaft heran, die ab dem 24. November 1926 Sri Aurobindo [[Ashram]] genannt wurde. Am 24. November 1926 verwirklichte Sri Aurobindo – nach seiner eigenen Aussage – die Bewusstseinsebene des Overmind (Übergeistes). Dieser Tag wurde fortan "Siddhi Day" genannt. Der Ashram zählte zu dieser Zeit nicht mehr als 24 Schüler.
Ebenfalls 1906 begann Aurobindo mit der Herausgabe des Journals „Bande Mataram“, das zum Sprachrohr der „Nationalist Party“ wurde. Er wollte die Idee der Unabhängigkeit im Denken seiner Landsleute festigen und gleichzeitig eine Partei und schließlich die ganze Nation zu intensiver und organisierter politischer Aktivität bewegen, die zur Verwirklichung dieses Ideals führen sollte. Aurobindos erstes Anliegen in dem Journal war, die vollständige Unabhängigkeit Indiens als politisches Ziel offen und nachhaltig zu propagieren; er war der erste Politiker in Indien, der den Mut aufbrachte, dies öffentlich zu tun.
Aurobindo entschied im Dezember des gleichen Jahres, sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Er übertrug die volle Verantwortung für den Ashram auf Mirra Richard, die er mit der Göttlichen Mutter identifizierte. Im Jahr 1927 zogen Sri Aurobindo und "Die Mutter" in die Rue Francoi Martin, wo sie für die restlichen Tage ihres Lebens blieben.
Diese Tätigkeit als Herausgeber von Bande Mataram brachte ihn ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Von da an war er, was er faktisch schon eine Zeit lang gewesen war, der prominenteste Führer der Partei.


Während dieser Zeit politischer Aktivität wandte sich Aurobindo verstärkt der Ausübung und dem Studium der indischen [[Yoga]]-Lehren und Yoga-Übungen zu. Eine entscheidende Entwicklung nahmen diese Bemühungen, als er im Dezember 1907 mit dem Guru Vishnu Bhaskar Lele aus [[Maharashtra]] zusammentraf. Durch dessen Hilfe vertieften sich seine Kenntnisse und Erfahrungen der Yoga-Inhalte so sehr, dass er fortan seiner eigenen Idee der Yoga-Entwicklung folgte.
Der Ashram zählte 1928 ca. 80 Mitglieder, davon nur wenige Kinder und es ging "ruhig" zu. Erst ab 1940, als die Zahl der Einwohner stieg und immer mehr Eltern mit Kindern aufgenommen wurden, wurde der "geräuschlose Gang des Ashramlebens" merklich durch Kinderlärm "gestört".


Nachdem Aurobindo 1908 unter der Anklage der Aufwiegelung ins Gefängnis gekommen war, schrieb [[Rabindranath Tagore]] ein Gedicht, in dem er Aurobindo als einen vom Himmel entsandten Befreier pries:
Während der Zeit des deutschen [[Nationalsozialismus]] und des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wandten sich Aurobindo und [[Mira Alfassa]] entschieden gegen Hitler und die Nazi-Ideologie, hinter denen sie zutiefst unmenschliche Kräfte und die Mächte des Bösen sahen, "deren Sieg die Versklavung der Menschheit an die Tyrannei des Bösen bedeutet hätte und einen Rückschritt auf dem Weg der [[Evolution]], und besonders der spirituellen Evolution der Menschheit, der nicht nur zur Versklavung Europas, sondern auch von Asien und damit von Indien führen würde ..." (Aurobindo). Da es nach Aurobindos Ansicht um eine Verteidigung der Zivilisation ging, trat er für die [[Alliierte]]n ein, obschon [[Indien]] damals von [[England]] beherrscht wurde. Er erhoffte sich nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eine Ära von Frieden und Union unter den Nationen.


: ''Vor dir, o Aurobindo, neigt Rabindranath sich tief!''
Sri Aurobindo sah es als seine Aufgabe an, das "Supramentale" (den Übergeist) in das Erdbewusstsein herabzubringen oder diese Herabkunft zumindest zu ermöglichen.
: ''O Freund, Freund meiner Heimat, aus dem Indien’s Seele rief,''
: ''In dir verkörpert und befreit. Dein Los ist nicht gekrönt''
: ''Von trägem Ruhm. Bequemlichkeit und Lohn hast du verpönt,''


: ''Das mut'ge Herz, auf dornenreichen Pfaden aufwärts steigend;''
Nach 1945 besprachen Aurobindo und [[Mira Alfassa]] zukünftige Pläne für eine internationale Sri-Aurobindo-Universität und die Konzeption des Modells einer zukunftsorientierten Stadt geistiger Freiheit, die eine Heimat für Menschen aus aller Welt sein sollte, die ein Leben des Friedens und der bewussten Selbstentwicklung führen wollen.
: ''Vor deren Flamme die Nachlässigkeit, beschämt sich neigend,''
: ''Das Haupt dem Strahlenglanze niederbeugt, und wo der Tod''
: ''Die Furcht vergißt …''


=== Konversion zum Yogi in Alipur (1908–1909) ===
Aurobindo verstarb im Dezember 1950, nach kurzer Krankheit. Zu dieser Zeit lebten im Ashram ca. 800 Menschen.
Seine endgültige [[Konversion (Religion)|Konversion]] vom aktiven [[Nationalist]]en zum Hindu-Weisen und [[Seher]] geschah während des einen Jahres, in dem er im Gefängnis in [[Alipur]] bei [[Kalkutta]] inhaftiert war. Aurobindo hatte seinen Yoga 1904 ohne einen [[Guru]] begonnen; 1908 hatte er eine bedeutende Hilfe von einem Mahratta Yogi erhalten und die Grundlagen seiner eigenen [[Sadhana]] entdeckt. Er [[Meditation|meditierte]] im Gefängnis inmitten von Lärm und Geschrei abseits und in Stille und ohne, dass irgendeiner der übrigen Gefangenen daran teilnahm. Er hatte die [[Bhagavad Gita]] und die [[Upanischaden]] bei sich; er praktizierte den Yoga der Gita und meditierte mithilfe der Upanischaden. Dies waren die einzigen Bücher, in denen er Anleitung und Führung fand. Dies brachte ihn zu folgender Aussage über das Wesen der Hindu-Religion: „Das ist die Religion, die zum Heil der Menschheit in der Abgeschlossenheit dieses Landes seit alters wertgehalten worden ist. Diese Religion zu vermitteln, dazu erhebt sich Indien. Indien erhebt sich nicht, wie andere Länder es tun, um seiner selbst willen oder um die Schwachen niederzutreten, wenn es stark geworden ist. Indien erhebt sich, um das ewige Licht, das ihm anvertraut ist, über die Welt auszubreiten.“


Der seiner Untersuchungshaft in einer Einzelzelle folgende [[Prozess (Recht)|Prozess]] war eines der bedeutendsten Verfahren für die indische nationale Bewegung. 49 Personen waren angeklagt und 206 Zeugen geladen, 400 Dokumente wurden zu den Akten genommen und 5.000 Beweisstücke vorgelegt, einschließlich Bomben und Revolver. Der englische Richter C. B. Beechcroft war wie Aurobindo Student in Cambridge gewesen.
In ihrer [[Agenda]], Band 1. S. 69, schreibt Mirra Richard, dass am 29. Februar 1956 (dem Goldenen Tag) das Tor aufbrach, welches das Universum vom Göttlichen trennt und es der "Supramentalen Kraft" erlaubte, in einem ununterbrochenen Fluss zur Erde zu strömen.
Die Strafverteidigung Aurobindos wurde von [[Chittaranjan Das]] übernommen. Der Prozess dauerte ein volles Jahr. Aurobindo wurde als einziger Angeklagter am 6. Mai 1909 freigesprochen.


=== Ashram in Pondicherry (1910–1945) ===
== Lehre ==
Als Herausgeber des ''Karmayogin'' war er den Behörden ein „[[Dorn (Botanik)#Dornen in der Kunst|Dorn im Auge]]“. Um der drohenden Verhaftung zu entgehen, verließ er Britisch-Indien auf einem Schiff und gelangte zunächst nach [[Chandannagar]] in Französisch-Indien; dann nach [[Puducherry|Pondicherry]] in Südindien, das er am 4. April 1910 an Bord der ''Dupleix'' erreichte. Hier entwickelte er den [[Integraler Yoga|„Integralen Yoga“]] (Integral = umfassend; Yoga = Bewusstseinsentwicklung) im Sinne einer modernen, zukunftsweisenden, umfassenden Bewusstseinsentwicklung.
Aurobindo strebte auf Grundlage des [[Vedanta]] eine neue [[Synthese]] indischer und abendländischer Gotteserkenntnis an. Er selbst bezeichnete seine Lehre als reinen [[Monismus]]; dieser weicht von [[Shankara]]s [[Vedanta|Advaita]] erheblich ab, da sein Monismus die als real anerkannte [[Pluralität]] nicht ausschließt. Shankaras Advaita nennt er ''Mayavada'', den Weg der [[Illusion]]. Er steht dem ''Bedhabedha'' näher, also der [[Philosophie]], die Einheit in Verschiedenheit lehrt. Das zwar unbeschreibliche, aber nicht vollständig unerkennbare [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] ist ''nirguna'' (ohne Qualitäten), ''saguna'' (mit Qualitäten) und über diese [[Polarität]] erhaben. Das unpersönliche Göttliche (''nirguna Brahman'') und das persönliche Göttliche (''saguna Brahman'') sind gleichwertige und koexistente Aspekte des Ewigen, wofür er die Bezeichnung des Vedanta ''Sachchidananda'' verwendet. Dieses ''Sachchidananda'' ist das "Unbekannte, Allgegenwärtige, Unentbehrliche, das das menschliche Bewusstsein in seinem Erkennen und Fühlen, in Empfinden und Handeln ewiglich sucht".


Im Jahr 1914 kamen [[Mirra Alfassa]] und ihr Ehemann Paul Richard nach Pondicherry. Auf dessen Idee hin brachte er die philosophische Zeitschrift ''Arya'' heraus, in der er bis 1920 die meisten seiner Hauptwerke zum ersten Mal veröffentlichte.<ref>Otto Wolf, Sri Aurobindo, Rowohlts Monographien S. 66.</ref> Die letzte Ausgabe des ''Arya'' erschien am 15. Januar 1921. In dieser Zeit begann er, seine Briefe und Artikel mit „Sri Aurobindo“ zu unterzeichnen.
Die phänomenale Welt, eine Selbstmanifestation des Ewigen, sei real, wiewohl sie nicht die gesamte [[Realität]] umfasst. Das göttliche Wesen wohne im Menschen, in ihren tiefsten Wesen. Das Verhältnis von Absolutem und Relativem wird also nicht als kontradiktorisch angesehen, sondern als [[Identität]] in der Verschiedenheit. Die Antwort auf die Frage, weshalb das Eine die Vielheit wurde, warum das in Brahman integrierte Universum [[Transformation|transformiert]] wurde, sucht auch Aurobindo im göttlichen Spiel. Desintegration und Umwandlung sieht er als den notwendigen Ausdruck von Brahmans wesentlicher Macht.
1920 – nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Japan – kam Mirra Alfassa zu Aurobindo nach Pondicherry zurück und blieb für den Rest ihres Lebens dort. Sie leitete den Haushalt, der sich um Sri Aurobindo gebildet hatte und ab 24. November 1926 [[Sri Aurobindo Ashram]] genannt wurde. An diesem Tag hatte sich für Sri Aurobindo – nach seiner eigenen Aussage – die Bewusstseinsebene des Overmind (Übermentals) <small>(siehe Abschnitt: Lehre, Methode, Bewusstseinsebenen)</small> verwirklicht. Der Tag wurde fortan „Siddhi Day“ genannt. Der Ashram zählte zu dieser Zeit nicht mehr als 24 Schüler. Aurobindo entschied im Dezember des gleichen Jahres, sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Er übertrug die volle Verantwortung für den Ashram auf Mirra Alfassa, die er mit der Göttlichen Mutter identifizierte.
1927 zogen Sri Aurobindo und „Die Mutter“ in die Rue Francois Martin, wo sie für die restliche Zeit ihres Lebens blieben. Im Jahr 1928 zählte der [[Ashram]] rund 80 Mitglieder, davon nur wenige Kinder.
Seit 1926 beantwortete Sri Aurobindo die Fragen seiner Schüler in einer ausführlichen Korrespondenz.
1928 erfolgte die Herausgabe des Buches ''The Mother'' (Die Mutter); 1933 die Veröffentlichung von ''The Riddle of the World'' (Das Rätsel dieser Welt), eine Auswahl aus den Briefen.
Im Jahre 1938 verletzte sich Aurobindo bei einem Sturz sein rechtes Bein. Der regelmäßige Briefwechsel mit vielen Yogaschülern fand ein Ende.
Erst ab 1940 stieg die Zahl der Einwohner wieder merklich an und es wurden auch immer mehr Eltern mit Kindern aufgenommen.
Am 2. Dezember 1943 wurde die Ashram-Schule gegründet.


=== Einsatz für die Alliierten (1939–1945) ===
Wesentliches Anliegen von Aurobindos Philosophie ist die Evolution der niedrigen Formen zu den höheren. Es sei die irdische Aufgabe des Menschen, die [[Identität]] mit dem Absoluten zu erreichen und zwar dadurch, dass er über die Sphäre des [[Geist]]igen hinaussteigt.
Während der [[Zeit des Nationalsozialismus]] und des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] wandten sich Aurobindo und Mirra Alfassa entschieden gegen [[Hitler]] und den [[Nationalsozialismus]], hinter denen sie zutiefst unmenschliche Kräfte und die Mächte des Bösen sahen, „deren Sieg die Versklavung der Menschheit an die Tyrannei des Bösen bedeutet hätte und einen Rückschritt auf dem Weg der [[Evolution]], und besonders der spirituellen Evolution der Menschheit, der nicht nur zur Versklavung Europas, sondern auch von Asien und damit von Indien führen würde …“
Sri Aurobindo erklärte öffentlich, auf der Seite der Alliierten zu stehen. Im Gegensatz zu vielen anderen ließ er sich von der Person Adolf Hitler nicht täuschen. Er sagte in einem Gespräch zu seinen Schülern: „Menschen wie Hitler können sich nicht ändern, man muss sie ins Jenseits befördern. Es gibt keine Chance, dass sie sich in diesem Leben ändern...“ Diese Aussage wurde am 8. Januar 1939 in Puranis ''Abendgesprächen'' aufgezeichnet. Er nannte den Zweiten Weltkrieg den „Krieg der Mutter“, und trotz der angespannten finanziellen Lage in ihrem Ashram steuerten sie großzügig zu den verschiedenen Kriegsfonds bei (10.000 Französische Francs waren zu jener Zeit eine äußerst freigiebige Geste) – all dies im Angesicht militanter antibritischer Gefühle in ganz Indien und sogar im Ashram. Er ermutigte Ratsuchende in die Armee einzutreten oder sich auf andere Weise für den Krieg einzusetzen.<ref>Maggi Lidchi-Grassi: ''Das Licht, das in den Abgrund schien'' S. 54.</ref> An einen seiner Schüler, der sein Mitkämpfer für die Unabhängigkeit Indiens gewesen war, schrieb er: "''Ich betone noch einmal mit allem Nachdruck, dass dies der Krieg Der Mutter ist. Du solltest ihn nicht als einen Kampf einzelner Nationen gegeneinander betrachten...es ist ein Kampf für ein Ideal, das sich auf Erden im Leben der Menschheit etablieren muss, für eine Wahrheit, die sich erst noch voll verwirklichen muss, und gegen eine Dunkelheit und Falschheit, die versuchen, in der unmittelbaren Zukunft die Erde und die Menschen zu überwältigen. Man muss die Kräfte, die hinter der Schlacht stehen, sehen, und nicht diesen oder jenen oberflächlichen Umstand. ... Es kann nicht den kleinsten Zweifel daran geben, dass wenn die eine Seite gewinnt, all solche Freiheit und Hoffnung auf Licht und Wahrheit ein Ende finden wird, und das Werk, das zu tun ist, würde Bedingungen unterworfen werden, die es menschlich unmöglich machen würden; Falschheit und Dunkelheit werden regieren, eine grausame Unterdrückung und Erniedrigung des größten Teils der Menschenrasse, so wie sie sich die Menschen in diesem Land nicht erträumen, und wie sie sich überhaupt nicht vorstellen können.''<ref>Maggi Lidchi-Grassi: ''Das Licht das in den Abgrund schien'' S. 54.</ref> Seit dem Zeitpunkt der Schlacht von [[Schlacht von Dünkirchen|Dünkirchen]], als jedermann den sofortigen Fall Englands erwartete, stellte er im Stillen seine spirituelle Kraft den Alliierten zur Verfügung. Er erklärte: „Gewiss meine Kraft ist nicht auf den Ashram und seine Verhältnisse begrenzt. Wie du weißt, wird sie zum großen Teil dazu verwendet, der richtigen Entwicklung des Krieges und dem Wandel in der menschlichen Welt zu helfen. Sie wird auch für individuelle Zwecke außerhalb des Bereiches des Ashram und der Yogapraxis eingesetzt; doch wird dies natürlich stillschweigend getan und hauptsächlich durch ein spirituelles Wirken.“<ref>Maggi Lidchi-Grassi: ''Das Licht, das in den Abgrund schien'' S. 79.</ref>


=== Unabhängigkeit Indiens (15. August 1947) ===
=== Der integrale Yoga ===
Auszüge aus einer Radio-Botschaft, die Sri Aurobindo am Vorabend der Befreiung Indiens und seines 75. Geburtstages über die All India-Station Trichinopoly gab:


„Der 15. August 1947 ist der Geburtstag des freien Indiens. … Der 15. August ist auch mein eigener Geburtstag. Es erfüllt mich natürlich mit Freude, dass dieser Tag eine so weite Bedeutung erlangt hat. Ich fasse dieses Zusammentreffen nicht als Zufall auf. … Ich kann heute wahrnehmen, wie sich fast alle Bemühungen der Welt, von denen ich gehofft hatte, dass sie noch zu meinen Lebzeiten erfolgreich sein würden, ihrer Vollendung nähern oder auf dem Wege dorthin sind, auch wenn sie damals wie unerfüllbare Träume ausgesehen haben. …
Der integrale Yoga ist die praktische Anwendung von Aurobindos Philosophie. Es handelt sich jedoch nicht um eine Form des Yoga mit fest definierten Übungen, wie z.B [[Hatha Yoga]] oder [[Raja Yoga]]. Viel wesentlicher als [[Asana]]s ist nach Aurobindo, dass man in völliger Hingabe alle Taten, Worte und Gedanken dem [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] widmet. Dieser Yoga heißt "integral", weil die traditionellen Disziplinen ''[[Jnana Yoga]]'', ''[[Karma Yoga]]'' und ''[[Bhakti Yoga]]'' miteinander verknüpft werden, wie Aurobindo es in der ''Synthese des Yoga'' beschreibt. Integral sei er aber auch deshalb, weil er die Welt nicht ablehnt oder überwinden will, sondern sie mit dem Göttlichen zu durchdringen sucht. Dazu müssen alle Wesensteile des Menschen umgewandelt und dem Göttlichen dargebracht werden. Diese Wesensteile sind:


In all diesen Entwicklungen kann das freie Indien wahrhaftig eine große Rolle spielen und eine führende Stellung einnehmen.
*'''Physis''' (Körper)
In meinem ersten Traum sah ich eine revolutionäre Entwicklung, die ein freies und geeintes Indien schaffen sollte. Heute ist Indien zwar frei, aber es hat seine Einheit nicht erlangt. …die Trennung muss verschwinden, die Einheit muss und wird zustande kommen! …
**innere, wahre Physis (''Annamaya [[Purusha]]'', ihre ursprüngliche evolutionäre Kraft)
*'''Vital''' (Emotionen, Gefühle, Triebe)
**inneres, wahres Vital (''Pranamaya Purusha'')
*'''Mental''' / Geist (Gedankenfabrik, höhere mentale Ebenen siehe unten)
**inneres, wahres Mental (''Manomaya Purusha'')
*'''Inneres Wesen''' (''Antarãtman'')
*'''individuelle Seele''' ( das [[Atman|Jivãtman]] des [[Vedanta]])


Mein anderer Traum galt dem Wiederaufstieg und der Befreiung der Völker Asiens… Hier braucht nur noch wenig getan zu werden; und das wird heute oder morgen geschehen. …
Während sich mentale, vitale und physische Impulse in ihren äußeren Aspekten vermischen, sind sie in ihrem inneren, wahren Aspekten getrennt. Diese Trennung herbeizuführen hat der integrale Yoga mit dem klassischen Yoga gemeinsam. Das Innere, Wahre des Mentals, Vitals oder der Physis stehen nach Aurobindo in direkter Verbindung mit dem Inneren Wesen (Antarãtman), und werden manchmal mit ihm verwechselt. Das zentrale Wesen , der [[Jivatman]] ist erhaben über Geburt und Tod, immer derselbe, das individuelle Selbst oder ãtman. Er ist das ewige wahre Wesen des Individuums. Das zentrale Wesen wird nicht geboren und durchläuft keine Evolution. Vielmehr lenkt es die individuelle Geburt und Evolution.


Mein dritter Traum zeigte mir eine Welt-Vereinigung, die die äußere Grundlage für ein gerechteres, glücklicheres und edleres Leben für die gesamte Menschheit bilden soll. Diese Vereinigung der Menschheit ist auf dem Wege. …
Es reicht nicht, wenn die Seele aufsteigt und sich mit dem Göttlichen vereint, oder der Geist im ''[[Nirvana]]'' aufgeht. Für Aurobindo steht das Nirvana nur am Anfang des Weges. Er selbst hatte die Erfahrung des Nirvana ungewollt bereits nach 3 Tagen intensiven [[Sadhana]]s mit ''[[Vishnu Bhaskar Lele]]'' gemacht, in dem er die Welt losgelöst und leer wie einen Kinofilm sah. Er hatte jedoch festgestellt, dass sein Weg weiterführte, so dass er die Welt später nicht mehr leer, sondern vergöttlicht wahrnahm. Ein Aufstieg zum Göttlichen allein kann nicht das Ziel sein; eine Herabkunft des Göttlichen in die Welt muss folgen.


Ein weiterer Traum hat bereits begonnen praktisch Gestalt anzunehmen. Indiens Spiritualität dringt in Europa und Amerika in zunehmendem Maße vor. Diese Bewegung wird weiter wachsen. …
Damit aber die Welt transformiert werden kann, dürfen keine Stufen des Weges übersprungen werden. Nur wer die Stufen der gesamten Leiter geht, also alle Persönlichkeitsanteile bewusst dem Göttlichen zuwendet, kann auch wieder den Weg zurückkehren, und das Göttliche in die Welt bringen. Traditionelle Methoden der Yogapraxis können beim [[Sadhana]] des integralen Yoga benutzt werden. Am Anfang steht dabei die Entdeckung des ''seelischen Wesens'', das als individualisierter Gotteskern im Menschen bezeichnet wird.


Meine letzte Vision beinhaltet eine Stufe in der Evolution, welche den Menschen zu einem höheren und umfassenderen Bewusstsein erhebt und so die Lösung der Probleme einleitet, welche den Menschen bedrängen und gequält haben, seitdem er zu denken begann… .“
=== Die Bedeutung der Seele ===


=== Die Zeit nach 1945 ===
Die Entdeckung des psychischen Wesens ( die Seele) ist für Sri Aurobindo der zentrale Ausgangspunkt jeglicher Entwicklung im Integralen Yoga. So schreibt er: ''"Die psychische Entität, die Seele innerhalb der Natur, deren Entfaltung der erst Schritt auf eine spirituelle Wandlung hin ist, ist anfänglich ein völlig verhüllter Teil unserer selbst, obwohl sie es ist, durch die wir als individuelles Wesen innerhalb der Natur existieren und bestehen. Die anderen Teile unserer natürlichen Struktur sind nicht nur wandelbar, sondern auch vergänglich. Dieses spirituelle Wesen ist unbefleckt und leuchtend, und weil es vollkommen leuchtend ist, darum ist es unmittelbar, intim und direkt der Wahrheit des Seins und der Wahrheit der Natur gewahr. Es weiß zutiefst um das Wahre, das Gute und das Schöne, denn das Gute und das Schöne sind seinem eigenen ursprünglichen Charakter verwandt, sie sind Gestalten von etwas, das seiner eigenen Substanz inhärent ist. Es ist auch all dessen gewahr, das jenen entgegensteht, das von seinem eigenen ursprünglichen Charakter abirren läßt, der Falschheit, des Übels, des Hässlichen und des Ungehörigen."'' (Live Divine)
Sri Aurobindo sah es als seine Aufgabe an, das „Supramentale“<ref>Engl. Supermind. Der Begriff wird z.&nbsp;T. auch mit „Übergeist“ wiedergegeben.</ref> in das Erdbewusstsein herabzubringen oder diese Herabkunft zumindest zu ermöglichen.
Nach 1945 entwickelten Aurobindo und Mirra Alfassa Pläne für eine internationale Sri-Aurobindo-Universität und konzipierten das Modell einer zukunftsorientierten Stadt geistiger Freiheit, die eine Heimat für Menschen aus aller Welt sein sollte, die ein Leben des Friedens und der bewussten Selbstentwicklung führen wollen.
Und an anderer Stelle: ''"Das psychische Wesen ist immer da, aber es wird nicht gefühlt, weil es überdeckt ist durch den Geist und das Vitale. Wenn es nicht mehr überdeckt ist, dann nennt man es erwacht. Wenn es erwacht ist, dann beginnt es , den Rest des Seins unter seine Herrschaft zu nehmen, ihn zu beeinflussen und zu wandeln, so dass alles der wahre Ausdruck der inneren Seele werden möge. Es ist dieser Wandel, der die innere Bekehrung genannt wird. Es gibt keine Bekehrung ohne das Erwachen des psychischen Wesens."''
An Sri Aurobindos 75. Geburtstag, am 15. August 1947, erlangte Indien die Unabhängigkeit.
Wie radikal Aurobindo diesen Aspekt seines Yogas betont zeigen folgende Zeilen: ''"Man kann Yoga praktizieren und Erleuchtungen empfangen im Geist und in der Vernunft. Man kann Kraft erringen und in reicher Fülle alle Arten von Erfahrungen im Vitalen haben. Man kann sogar im Physischen überraschende Wunderleistungen zustande bringen. Wenn aber die wahre hintergründige Seelenkraft sich nicht manifestiert, wenn die psychische Natur nicht in den Vordergrund tritt, dann ist überhaupt nichts Wesentliches getan."'' (Lights on Yoga , 1953 )
Aurobindo verstarb am 5. Dezember 1950 nach kurzer Krankheit. Die Beisetzung seines Körpers im Hof des Ashrams erfolgte am 9. Dezember. Zu dieser Zeit lebten im Ashram ca. 800 Menschen.
Am 29. Februar 1956, dem „Goldenen Tag“, hatte Mirra Alfassa nach eigenen Berichten während einer Meditation auf dem Ashram-Sportplatz eine innere Erfahrung, welche für sie das Ereignis der „Supramentalen Manifestation auf Erden“ symbolisierte. In dieser Vision sah sie, wie sie einem massiven goldenen Tor gegenüberstand, das die Welt vom Göttlichen trennte. Dann zertrümmerte sie das Tor mit einem einzigen Schlag, woraufhin das supramentale Licht und die supramentale Kraft in einem beständigen Fluss auf die Erde herabströmten.<ref>Wilfried, Die Mutter – Eine Kurzbiographie (Pondicherry, Sri Aurobindo Society 1986), S.&nbsp;86–87.</ref> Mirra Alfassa stellte jedoch klar, dass es weiterhin große Widerstände in der Welt gebe und dass daher künftig keine plötzlichen Wunder zu erwarten seien, aber doch ein beschleunigter und stabilisierter evolutionärer Prozess möglich sei.


== Philosophische und spirituelle Werke ==
Die dreifache Anstrengung ist '''Streben nach dem Göttlichen''' ohne Vorbedingungen, '''Zurückweisung von Ideen''', Vorlieben, Stolz des Geistes, oder der niedrigen vitalen Natur, und '''Hingabe an das Göttliche''', die ohne Bedingungen des Ego oder persönlichen Gewinnstreben zu geschehen hat. Letztlich kann nur das Göttliche selbst diese Umwandlung bewirken, was ein Zurücktreten des Individuums voraussetzt. Die dreifache Wandlung ist die '''psychische Transformation''', bei der ''alles durch das seelische Wesen in Verbindung mit Gott steht'', die '''spirituelle Transformation''', ''in der alles durch das kosmische Bewusstsein in Gott versenkt wird'', und schließlich die '''supramentale Transformation''', ''in der alles im göttlichen gnostischen Bewusstsein supramentalisiert wird.'' Nur mit letzterer könne die vollständige Transformation von Körper, Leben und Geist beginnen.
=== Zentrale Werke ===
Auf Anregung von Paul Richard begann Sri Aurobindo 1914 die philosophische Zeitschrift ''Arya'' herauszugeben. In dieser 64 Seiten starken Monatszeitschrift veröffentlichte er die nächsten sechs Jahre die meisten seiner bedeutenden Werke in Folgen. Diese Werke sind:
''The Life Divine'' (Das Göttliche Leben), ''The Synthesis of Yoga'' (Synthese des Yoga),'' Essays on the Gita'' (Essays über die Gita), ''The Secret of The Veda'' (Das Geheimnis des Veda), ''Hymns to the Mystic Fire'', ''The Upanishads'', ''The Foundations of Indian Culture'' (Die Grundlagen der Indischen Kultur), ''War and Self-determination'' (Heraklit; Krieg und Selbstbestimmung), ''The Human Cycle'' (Zyklus der menschlichen Entwicklung), ''The Ideal of Human Unity'' (Das Ideal einer geeinten Menschheit) und ''The Future Poetry'' (Die Dichtung der Zukunft).
Bevor sie in Buchform erschienen, wurden einige dieser Titel von Sri Aurobindo überarbeitet.


=== Epos ''Savitri'' ===
Das '''Supramental''' stellt Aurobindo als einen Bereich zwischen der höheren Triade, ''Sat'' (Sein), ''Chit'' (Bewusstsein), ''Ananda'' (Seligkeit) und der niederen ''Mental'' (Geist), ''Vital'' (Leben, Emotionen) und ''Physis'' (Körper). Das Supramental vereint in sich alle Gegensätze und besitzt ein inneres Wissen um alle Dinge, ein Wissen durch Identität. Aurobindo postuliert eine Supramentalisierung allen Lebens auf der Erde, die die nächste Stufe der Evolution darstelle. Das Supramental würde sich seine eigenen Instrumente im Menschen und auf der Welt schaffen, doch dafür sei ein Streben des Menschen zum Göttlichen nötig.
Nach dieser intensiven Arbeitsphase gab es außer einigen Gedichten und Aufsätzen nur noch ein literarisches Werk, sein rund 24.000 Verse beziehungsweise Zeilen umfassendes, episches Gedicht [[Savitri (Gedicht)|Savitri]], an dem er bis zu seinem Lebensende arbeitete und das weltweit als umfangreichstes episches Werk in englischer Sprache gilt. Viele Äußerungen Sri Aurobindos machen deutlich, dass er „Savitri“ für sein wichtigstes Werk hielt. Nirodbaran hat in seinem Buch „Zwölf Jahre mit Sri Aurobindo“ ausführlich die Entstehungsgeschichte des Epos beschrieben und dargelegt, wie Sri Aurobindo den Text mit viel Zeitaufwand immer neu redigiert und verbessert hat.


Auch die Mutter sah „Savitri“ als seine bedeutendste literarische Schöpfung an. Sie sagte: „Lies ein paar Zeilen, und das genügt, um einen Kontakt mit deinem innersten Wesen herzustellen… Sri Aurobindo hat das ganze Weltall in ein einziges Buch gepackt. Alles ist darin, Mystik, Okkultismus, Philosophie, die Geschichte der Evolution, die des Menschen, der Götter, der Schöpfung, der Natur, wie die Welt geschaffen wurde, warum, zu welcher Bestimmung. Alle Geheimnisse, die der Mensch besitzt, und auch alle, die in der Zukunft auf ihn warten, sind in den Tiefen von Savitri zu finden....“<ref>Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 289.</ref>
===Bewusstseinsebenen===


Das zugrundeliegende Motiv des Epos ist eine gleichnamige Legende aus dem [[Mahabharata]]: Die Prinzessin Savitri heiratet den Prinzen Satyavan, obwohl der Götterbote [[Narada]] ihr sagt, dass ihr Gemahl in genau einem Jahr sterben werde. Als der Zeitpunkt gekommen ist und der Todesgott Yama erscheint, fordert Savitri ihn in einem mutigen Dialog heraus und erreicht schließlich, dass Yama Satyavans Seele wieder freigibt.
Unterhalb des Supramental gibt es noch verschiedene geistige Ebenen:


Sri Aurobindo greift diese Legende auf und unterlegt sie als Grundmotiv seinem Epos, welches in großen Teilen eine Beschreibung seiner eigenen spirituellen Erfahrungen darstellt und in dichterischer Form sein Anliegen einer Transformation des Lebens behandelt. Im Verlaufe dieser Transformation sollen, nach seiner Vision, die Kräfte der Unwissenheit und des Todes überwunden und in Kräfte des Lichts und des Lebens verwandelt werden. Aber Sri Aurobindo spricht in dem Epos auch viele weitere Themen an aus dem Bereich von Religion, Mythologie, Geschichte, Philosophie und traditionellen Yoga-Wegen.
*Das '''normale Mental''': das ist die Ausgangsbasis, die Denkfabrik des Menschen. Der Mensch muss den andauernden Fluss von Gedanken und Assoziationen, das mentale Gefängniss, verlassen um zu höheren geistigen Ebenen aufzusteigen.
*Das '''höhere Mental''': dies ist der Geist der Philosophen und Denker. Hier findet man abstraktes, höheres Denken, ein Denken das jedoch noch in Fragmente geteilt ist. Nur gelegentlich findet man hier blitzartige höhere Einsichten.
*Das '''erleuchtete Mental''': nimmt das höhere Mental Ruhe und Stille an, so führt das zu wachsender geistiger Klarheit. Die nur gelegentlichen Einsichten werden zu einem steten Strom des Lichts der sich zur Flut auswächst, zu einer ''leuchtenden Invasion''. Dies kann sich auf verschiedene Weise äußern, in der künstlerische Kreativität eines Dichters oder Musikers, den Erkenntnissen eines Wissenschaftlers, oder aber einfach in religiöser Erkenntnis und Hingabe. Aurobindo selbst war ein Dichter (sein größtes Werk war ''Savitri''), und er förderte Dichtung und Kunst unter seinen Schülern.
*Das '''intuitive Mental''': hier kommt die Klarheit und Erkenntnis direkt aus der Stille, direkt, blitzartig, und ohne die mentale Übersetzung, die noch im erleuchteten Mental eine Rolle spielt. Es ist kein Strom mehr, der von außen kommt, oben und unten verschmelzen zu einer Einheit. Der Sucher versucht weniger seine Erkenntnisse poetisch auszudrücken, sondern bewahrt die Stille und innere Klarheit.
*Der '''Overmind''' (Übergeist): hier ist das Bewusstsein ''eine Masse stabilen Lichts'', die zu einer ungebrochenen universalen Vision führt; das Bewusstsein sieht hier nicht Punkt für Punkt, mit einem einzigen Blick sieht man eine ''große Weite von Zeit und Raum''. Er ist voll von Lichtern und Kräften. Er ''entbindet Millionen von Gottheiten, jede mit der Kraft seine eigene Welt zu kreieren''. Doch von hier beginnt auch die Trennung verschiedener Wahrheitsaspekte.
*Das '''Supramental''': die supramentale Sicht ist eine globale Vision. Während der Übergeist alle Aspekte fragmentierter Sichtweisen des Geistes zu einem einzigen Strahl bündelt, endet dieser Strahl doch in nur einem Punkt, und man sieht alles unter diesem einem Aspekt; er ist universell und einheitlich, weil er andere Blickwinkel ausklammert oder einfach angliedert. Das ''Supramental'' hingegen sieht alles in einer einzigen Vision, der alle Strahlen ohne Widersprüchlichkeit verbindet, und gleichzeitig den Blickwinkel jeder einzelnen Sache sieht - eine abgerundete Vision die nicht in einem zentralen Punkt endet, sondern in einer Myriade von Punkten: ''ein einziger unzähliger Blick..'' (Savitri)


„Savitri“ wurde in Blankvers geschrieben, d.&nbsp;h. ohne Reim, aber mit einem bestimmten „mantrischen“ Rhythmus, wie Sri Aurobindo es nannte. Es liegen drei vollständige deutsche Übersetzungen des teils sehr schwierigen englischen Originaltextes vor, von Peter Steiger (1975 / 2005), Heinz Kappes (1985), und Wilfried Huchzermeyer (in 2 Bänden, 2021/22).<ref>Siehe Abschnitt 8, Werke / Hauptwerke</ref>
===Chakren oder Zentren===


=== Korrespondenz: ''Briefe über Yoga'' ===
Die zentralen Begriffe in Aurobindos yogischer Psychologie lassen sich zum traditionellen [[Chakra]] System des [[Tantra]] in Beziehung setzen. Aurobindos Yoga unterscheidet sich jedoch dadurch, daß sein Weg - etwas verallgemeinert - von '''oben nach unten''' die Chakren langsam entwickelt, und nicht von unten nach oben, wie im klassischen [[Kundalini]] Yoga. Die göttliche Kraft steigt durch das Lid im Sahasrada herab, und verwandelt dann das Gefäß, den menschlichen Körper, der wie im Tantra ein Abbild der kosmischen Kräfte ist.
Die beschränkte Korrespondenz, die Sri Aurobindo nach 1926 mit seinen Jüngern aufgenommen hatte, nimmt während des Zeitraumes von 1930 bis 38 sehr großen Umfang an.
Die meisten dieser mehr als tausend Briefe wurden später in drei Bänden, genannt ''Letters on Yoga'' (deutsch: Briefe über Yoga, vier Bände), veröffentlicht.
Der Briefwechsel mit seinem Schüler [[Nirodbaran]] aus den Jahren 1930 bis 1938 wurde von diesem in einem eigenen Buch veröffentlicht.
Zahlreiche Auszüge aus Briefen Aurobindos finden sich auch in den Werken von [[Dilip Kumar Roy]].


=== Glossarium zum Verständnis der Fachbegriffe ===
<center>
Sri Aurobindo hat fast all seine Werke in englischer Sprache verfasst. Während der Zeit seiner politischen Tätigkeit schrieb er auch eine Reihe von Artikeln in Bengali, hinzu kommen einige wenige Texte auf Sanskrit. Seine englischen Werke enthalten zahlreiche Sanskrit-Begriffe und Sanskrit-Zitate (insbesondere aus der Bhagavad Gita), zu deren Erklärung der Sri Aurobindo Ashram 1978 ein Glossar („Glossary of Terms in Sri Aurobindo’s Writings“) herausgab.
{|{{prettytable}}
!colspan=3|Chakren und Begriffe in Aurobindos Yoga
|-
!Chakra-name !!Zuordnung zu Aurobindos Terminologie !! Höhere Aspekte
|-
|'''Sahasrara''' - Tausendblättriger Lotus||Höheres Mental, erleuchtetes Mental ||Öffnet hin zum intuitiven Mental und dem Übergeist (Overmind), die über dem Kopf liegen
|-
|'''Ajna''' - Stirn Zentrum|| Dynamisches Mental, Wille und Vision ||Inneres, wahres Mental
|-
|'''Vishudda''' - Hals Zentrum||colspan=2| Ausgedrücktes und externes Mental
|-
|'''Hridaya''' - Herz Zentrum||Ego, emotionales Wesen ||Psychisches Wesen, Seele
|-
|'''Manipura''' - Nabel Zentrum||Größeres Vital, Wünsche, Leidenschaften || Inneres, wahres Vital
|-
|'''Svadhishtana''' - unteres Nabelzentrum||colspan=2|Sinnliches Vitalzentrum - ''regiert kleine vitale Bewegungen, Gier, Lust, kleine Wünsche, und Sinneseindrücke''
|-
|'''Muladhara''' - Basis Zentrum||Regiert das Physische bis hinab zum Unterbewussten||Innere, wahre Physis
|}
</center>


=== Übersetzungen der Hauptwerke ===
== Aussagen zu anderen Lehren ==
Seine Hauptwerke wurden später in viele Sprachen übersetzt, in indische Sprachen wie Hindi, Bengali, Oriya, Gujarati, Marathi, Sanskrit, Tamil, Telugu, Kannada und Malayalam, aber auch in Französisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch, Spanisch, Chinesisch, Portugiesisch, Slowenisch und Russisch. Viele seiner Arbeiten sind auch online in russischer Übersetzung erhältlich. Für den deutschsprachigen Raum sind seit 1972 die englischen Hauptschriften Sri Aurobindos nach und nach (beginnend mit „Die Synthese des Yoga“) durch den 1988 verstorbenen früheren Leiter des deutschsprachigen Zweigs der Internationalen Sri-Aurobindo-Gesellschaft, den Pfarrer i.&nbsp;R. [[Heinz Kappes]], Karlsruhe, ins Deutsche übersetzt und in Zusammenarbeit mit dem Verlag Hinder + Deelmann, Bellnhausen über Gladenbach (Hessen), in Buchform publiziert worden.


== Lehre ==
*Seine '''Toleranz''' gegenüber anderen Meinungen zeigt folgende Aussage:
=== Vorbemerkungen ===
**'' "Das spirituelle Leben ist keine Sache, die man mittels einer engstirnigen Definition darstellen kann oder die gebunden ist an eine starre mentale Regel; es ist ein weiter Entfaltungsbereich, ein immenses Königreich, das in seinem Potenzial größer als die niederen Königreiche ist, das Hunderte von Provinzen, Tausende von Arten, Stufen, Formen, Wege und Variationen des spirituellen Ideals, der Grade spirituellen Fortschritts aufweist. Von der Grundlage dieser Wahrheit aus, ....muss man Fragen bezüglich der Spiritualität und ihrer Anhänger behandeln, wenn man es mit Wissen tun will. Nur durch diese Art zu verstehen, kann man Spiritualität wirklich begreifen, sei es in ihrer Vergangenheit oder Zukunft , oder kann an ihre Stelle die spirituellen Menschen der Vergangenheit und der Gegenwart stellen oder die verschiedenen Ideale, Stufen usw. vergleichen, die im Laufe der spirituellen Evolution des Menschen entstanden sind" ''(D.K.Roy :Sri Aurobindo kam zu mir S. 193).
„Alles Leben ist Yoga“, ist einer der zentralen Sätze Sri Aurobindos.
Demzufolge berühren seine Aussagen, die in den Briefen an seine Schüler zu finden sind, alle Bereiche des Lebens. Seine literarischen Werke umfassen die vier großen Bereiche:<br />
Yoga und Philosophie,<br />
Indische Literatur,<br />
Literatur, Kunst, Kultur, Erziehung usw.<br />
Soziale und Politische Themen.<br />
Als seine persönliche Aufgabe sah er es an, eine bisher „verschlossene Tür zu öffnen“ und ein Bewusstsein in der Natur der Erde erfahrbar zu machen, welches er das '''Supramentale Bewusstsein''' nannte.


==== Überschreitung bisheriger Grenzen ====
*Über den '''Scheincharakter der Welt''' sagt er:
Aurobindos Lehre geht – nach seiner eigenen Aussage – über das Wissen der Vergangenheit hinaus.
**''"Zu einem frühen Zeitpunkt wich der Aspekt einer illusorischen Welt einem anderen, in dem Illusion nur ein geringes Oberflächenphänomen ist, mit einer immensen göttlichen Realität dahinter und einer höchsten göttlichen Realität darüber und einer intensiven göttlichen Realität im Herzen eines jeden Dinges, das zuerst nur als kinomatische Form oder Schatten erschienen war.''
In seinen Anfängen war Aurobindo vor allem durch die Bhagavad Gita beeinflusst.<ref>Otto Wolf, Sri Aurobindo, S. 55.</ref> Zu einem späteren Zeitpunkt analysierte und kommentierte er die Bhagavad Gita, die Upanishaden und den Veda. So sehr er auch die spirituelle Vergangenheit von Indien schätzte, erkannte er doch, dass spirituelles Wissen niemals für alle Zeiten festgelegt sein kann. Die geistige Entwicklung der Menschheit sah er als einen fortdauernden Prozess an. Er begründete diese Aussage mit der Bemerkung, dass die Entdeckung der Wahrheit ein unendlicher Vorgang sei, der es notwendig mache, dass Personen zu allen Zeiten unterschiedliche Erkenntnisse haben. Sri Aurobindo verstand es als seine Aufgabe, der Menschheit einen neuen Weg aufzuzeigen.
**''Das ist also die ganze Schwierigkeit , in der ich mich befinde, wenn ich zu der Lehre Stellung nehme, nach der die sichtbare Welt nur eine Täuschung der Sinne sein soll.''
Ziel seiner eigenen Entwicklung war es, das ''Supramentale Bewusstsein'' für den Menschen erreichbar zu machen (siehe: Bewusstseinsebenen).
**''Ich erhebe keinen Widerspruch, wenn jemand die Lehre vom Scheincharakter des Seins als seines Geistes und seiner Seele Wahrheit annimmt, oder als den Ausweg aus der Schwierigkeit des kosmischen Problems. Ich erhebe nur Widerspruch, wenn jemand versucht, mir oder der Welt jene Lehre als die einzig mögliche, befriedigende und allumfassende Erklärung der Dinge die Kehle hinabzupressen. Denn das ist sie ganz und gar nicht"''(Otto Wolf: Der integrale Yoga S.11,12).
Er selbst sagte, dass er das Wesentliche der alten Yoga-Wege in seine Lehre aufgenommen habe, sein Standpunkt, seine Ziele und die Ganzheit seiner Methode aber neu seien.
Christliche Gottesvorstellungen nehmen in der Lehre Aurobindos nur einen geringen Platz ein.


=== Was ist das Supramentale Bewusstsein ? ===
*Über den '''Abscheu vor der Welt ( vairagya)''' äußerte er sich so:
In seinem Hauptwerk '''The Life Divine''', das 1939 und 1940 in Buchform herausgegeben wurde und zuerst in der Zeitschrift '''Arya''' zwischen 1914 und 1919 erschienen war, schreibt er hierzu, dass der Höchste Spirit, das [[Sat-Chit-Ananda|satccidananda]] [[Brahman (Philosophie)|Brahmans]] eine zeit- und raumlose Seligkeit darstelle.<br />
**''Wie du weißt, kümmere ich mich persönlich nicht um vairagya. Ich habe immer den Weg der '''samatva - des Gleichmuts '''- vorgezogen, der in der Gita beschrieben ist, bei dem man an nichts verhaftet oder gefesselt durch irgendwas ist."''(D.K.Roy Sri Aurobindo kam zu mir S. 238,239)
''Der Kosmos sei jedoch eine Ausdehnung in Zeit und Raum und eine Bewegung, Ausarbeitung und Entfaltung von Beziehungen und Möglichkeiten durch Kausalität. Der wahre Name für diese Kausalität ist Göttliches Gesetz. Das Wesentliche dieses Gesetzes ist eine unbeirrbare Selbst-Entfaltung der Wahrheit der Sache, die als Idee im wahren Wesen dessen enthalten ist, was entwickelt wird.''<ref>Sri Aurobindo: The Life Divine, S. 168.</ref><br />
Diese bewusste Kraft könne nicht das Mental sein, denn dieses lenke und bestimme dieses Gesetz nicht.<br />''Außerdem muss dieser Wissens-Wille, der alles zur Entwicklung bringt, im Besitz der Einheit der Dinge sein und aus ihr deren Vielfalt manifestieren. Das Mental aber ist nicht im Besitz jener Einheit.''<ref>Sri Aurobindo: The Life Divine, S. 169.</ref><br />
Er führt weiter aus, dass dieses Verbindungsglied zwischen dem Unbeweglichen Höchsten Sein und dem Kosmos existieren müsse:<br />''Wir nennen es das Supramentale oder das Wahrheitsbewusstsein, weil es ein der Mentalität übergeordnetes Prinzip ist und in der fundamentalen Wahrheit und in der Einheit der Dinge…existiert, handelt und vorwärtsgeht. Die Existenz des Supramentals ist eine logische Notwendigkeit.''<ref>Sri Aurobindo: The Life Divine, S. 168.</ref>


=== Eine radikal monistische Lehre ===
*Zu '''Askese, Kasteiung (Tapas oder Tapasya)''' sagte er in einem persönlichen Gespräch zu D.K. Roy am 4. Februar 1943:
Die Lehre Sri Aurobindos ist [[monistisch]]. Er stimmt dabei mit den alten Lehren des Hinduismus überein, dass es ein Sein gibt, das raum- und zeitlos ist (welches [[Sat-Chit-Ananda|Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit]] oder [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] genannt wird). Er führt dann – und dies ist neu – aus, dass es ein '''Supramentales Bewusstsein''' geben muss, das von diesem stammt und in Raum und Zeit wirke. Dieses Bewusstsein habe in sich selbst drei Grundformen:<br />
**.. es gibt im Wesentlichen zwei Wege. Einer ist der des Buddha, der, wie du weißt, der Ansicht war, dass, obgleich du eine gewisse Hilfe oder Anleitung von anderen erhalten kannst, gleichgültig ob sie ein Guru sind oder nicht, du deinen Weg doch allein gehen musst; das heißt, mittels deiner eigenen Bemühung den Weg durch das Unterholz schlagen musst; anders gesagt, ist dies der Uralte Pfad der '''Tapasya (intensiver spiritueller Übungen)'''. Der andere Weg ist, den Guru als Stellvertreter des Göttlichen anzusehen, der den Weg kennt und darum klarerweise in der Lage ist, anderen dabei helfen , ihn zu finden. Das ist der Weg , dem die hiesigen Aspiranten im Ashram folgen - der Weg der '''Guruvad'''.
''Die erste begründet die unveränderliche Einheit der Dinge. Die zweite modifiziert diese Einheit, um die Manifestation der Vielen im Einen und des Einen in Vielen zu fördern und zu erhalten. Die dritte modifiziert es noch weiter, um die Evolution einer unterschiedlichen Individualität zu unterstützen, die in uns, durch das Wirken der Unwissenheit, auf einer niederen Ebene zur Illusion des gesonderten Ichs wird.''<ref>Sri Aurobindo: ''Das Göttliche Leben.'' Bd. 1, S. 171.</ref>


==== Das Eine und die Entwicklung der Welt ====
* über die '''Psychoanalyse''' schrieb er:
Gemäß Sri Aurobindo ist der Kosmos aus dem Einen entstanden und wird in allumfassender und durchdringender Weise von ihm regiert.<br />
**Moderne Psychologie ist eine Wissenschaft in den Kinderschuhen, gleichzeitig vorschnell, unbeholfen und grob. Wie jede Wissenschaft , die noch in den Kinderschuhen steckt, läuft hier die weitverbreitete Angewohnheit des menschlichen Verstandes, eine beschränkt oder in Einzelfällen zutreffende Wahrheit unzulässig zu verallgemeinern und damit einen ganzen Bereich der Natur zu erklären, vollkommen Amok. Die Psychoanalyse (vor allem die von [[Freud]]) nimmt einen bestimmten Teil, und zwar den dunkelsten, gefährlichsten, ungesundesten Teil der Natur, die unterbewusste Schicht des inferioren Vitals, betrachtet einige seiner morbidesten Erscheinungsformen isoliert und misst ihm Auswirkungen bei, die in keinem Verhältnis mehr zu ihrem wirklichen Stellenwert innerhalb der menschlichen Natur stehen... Es verfrüht oder in unangemessener Weise zum Zwecke der Erfahrung an die Oberfläche zu bringen, bedeutet das Risiko einzugehen, dass die bewussten Teile ebenfalls von ihrem dunklen und trüben Magma durchflutet werden und damit das ganze Vital und selbst die mentale Natur vergiften. Man sollte deshalb in jedem Fall mit einer positiven und nicht mit einer negativen Erfahrung beginnen, indem man etwas von der göttlichen Natur – Ruhe, Licht, Gleichmut, Reinheit, göttliche Stärke – herabbringt in jene Teile des bewussten Wesens, die verändert werden müssen. Erst wenn das in ausreichender Weise getan ist und so eine solide Grundlage besteht, lassen sich die verborgenen, unterbewussten widrigen Elemente gefahrlos an die Oberfläche des Bewusstseins bringen, um sie dort durch die göttliche Ruhe, Leuchtkraft, Stärke und Weisheit auszusondern und zu zerstören. ..Man muss das Ganze kennen, bevor man ein Teil kennen kann, und das Höchste, bevor man wirklich das Niederste verstehen kann. Das ist die Verheißung der größeren Psychologie der Zukunft, die ihre Stunde erwartet und der gegenüber dieses unergiebige Im-Dunkeln-Tappen verschwinden und sich in Nichts auflösen wird.
''Das ist also die Natur des Göttlichen Bewusstseins, das in sich selbst alle Dinge durch eine Bewegung seiner bewussten Kraft erschafft und ihre Entwicklung durch Selbst-Evolution mittels eines eingeborenen Wissens-Willens der Wahrheit des Seins oder der Real-Idee regiert, die jene gebildet hat. Das Wesen, das auf diese Weise um sich selbst weiß, nennen wir Gott. Offensichtlich muss Er allgegenwärtig, allwissend und allmächtig sein''<ref>Sri Aurobindo: ''Das Göttliche Leben.'' Bd. 1, S. 170.</ref><br />
Außerhalb dieses Bewusstseins kann sonst nichts existieren:<br />
''Gegen sie kann kein anderer Wille, keine andere Kraft und kein anderes Bewusstsein von außen oder innen her Widerspruch erheben, denn es gibt kein Bewusstsein und keine Kraft, die außerhalb von dem Einen wäre, und alle Energien und Gestaltungen von Wissen in ihm sind nichts anderes als das Eine.''<ref>Sri Aurobindo: ''Das Göttliche Leben.'' Bd. 1, S. 170.</ref>


==== Die Realität der phänomenalen Welt ====
== Zitate ==
Die phänomenale Welt, die der Mensch täglich erlebt, sei eine Selbstmanifestation des Ewigen; sie sei nicht so sehr [[Maya (Mythologie)|Maya]], eine Scheinwelt oder ein Trugbild, dem ein höher zu bewertendes [[Nirwana|Nirvana]] gegenüberstehe, sondern sie sei real, wiewohl sie jedoch nicht die gesamte [[Realität]] umfasse.<br />
In einem Brief an einen Schüler schreibt er: „Doch wenn wir die Welt sehen, wie sie wirklich ist, eine teilweise und sich entwickelnde Manifestation des [[Brahman (Philosophie)|Brahman]], dann kann sie nicht länger als Illusion beschrieben werden, sondern vielmehr als das Spiel, die ''[[Lila (Hinduismus)]]''. Er aber ist mehr als sein Spiel; Er ist in ihm und es ist in Ihm; es ist keine Illusion.“<ref>Sri Aurobindo: Briefe über den Yoga, Bd. 1, S. 48.</ref>


=== Methode ===
:''Wenn dein Ziel groß ist und deine Mittel klein, handle trotzdem''.
→ &nbsp; ''Hauptartikel mit zugehöriger, weiterführender Literatur'': &nbsp; [[Integraler Yoga]]
:''Durch dein Handeln allein werden auch deine Mittel wachsen.'' <br /> <small>Sri Aurobindo </small>


'''Der integrale Yoga''' ist die praktische Anwendung von Aurobindos Philosophie. Es handelt sich jedoch nicht um eine Form des Yoga mit fest definierten Übungen wie z.&nbsp;B. im [[Hatha Yoga]].
:''Der erste Prozess im Yoga ist der: entschieden sich selbst hingeben wollen. Lege dich mit deinem ganzen Herzen und all deiner Kraft in Gottes Hände. Mache keine Bedingungen, bitte um nichts, nicht einmal um Vollkommenheit im Yoga, um überhaupt gar nichts außer um das eine, dass in dir und durch dich sein Wille direkt getan werden möge. Denen, die etwas von ihm wollen, gibt Gott, was sie wollen, denen aber, die sich selbst geben und nichts verlangen, gibt er alles, worum sie sonst vielleicht gebeten oder was sie gebraucht hätten, und sich selbst und die spontanen Gaben seiner Liebe gibt er noch dazu.'' <br /> <small>Sri Aurobindo in ''Essays in Philosophy and Yoga''. Übersetzung: Otto Wolff</small>
Wesentlicher als Asanas ist nach Aurobindo die vollkommene Hingabe, in der der Übende oder [[Sadhak]] alle seine Handlungen, Worte und Gedanken dem Göttlichen widmet. Dieser Yoga heißt ''integral'', weil die traditionellen Disziplinen ''[[Jnana Yoga]]'', ''[[Karma-Yoga]]'' und ''[[Bhakti Yoga]]'' miteinander verknüpft werden.<ref>wie Aurobindo es in seinem Hauptwerk ''Synthese des Yoga'' beschreibt</ref> Integral sei er aber auch deshalb, weil er die Welt nicht ablehnt oder überwinden will, sondern sie mit dem Göttlichen zu durchdringen sucht. Dazu müssen alle Wesensteile des Menschen umgewandelt und von der göttlichen [[Shakti]] erfüllt werden.
* Bei den folgenden Wesensteilen werden jeweils ein äußerer und ein innerer, eigentlicher Bereich unterschieden, der hinter dem äußeren und diesem zugrunde liegt:<ref>Licht auf Yoga S. 20–25.</ref>
:* Physis,
:* Vitale Ebene,
:* Mentale Ebene.
Über und hinter diesen Ebenen steht nach Aurobindo das „Zentrale Wesen“, der [[Antaratman]]. In seinem Aspekt als ewiges Selbst, über den drei Ebenen stehend, wird er [[Jivatman]] genannt. Hinter Mental, Leben und Körper stehend und deren Evolution fördernd, wird er als psychisches Wesen bezeichnet.
* Die dreifache Anstrengung zur Transformation des Menschen äußert sich in:
:* Streben nach dem Göttlichen ohne Vorbedingungen,
:* Zurückweisung von Ideen, Vorlieben usw.,
:* Hingabe an das Göttliche.
Letztlich kann nur das Göttliche selbst diese Umwandlung bewirken, was ein Zurücktreten des Individuums voraussetzt.
* Die dreifache Wandlung ist:
:* die psychische Transformation,
:* die spirituelle Transformation,
:* die supramentale Transformation.
Nur mit letzterer könne die vollständige Transformation von Körper, Leben und Geist beginnen.


'''Die Bewusstseinsebenen''': in Aurobindos Stufenmodell gibt es verschiedene geistige Ebenen:
:''Die Realität des Bewusstseins ist die Essenz der Existenz. Wenn es sich selbst in der Form vergisst, wird es zum Elektron, dem Atom, dem materiellen Objekt. In Wahrheit ist es immer noch Bewusstsein, das in der Energie wirkt und die Form bestimmt. Wenn es sich selbst evolutionär aus der Materie befreit, tritt es als Leben, als Tier, als Mensch hervor, und kann sich auch noch weiter entwickeln. Befreit es sich von den Grenzen des Körpers, so kann es andere Welten oder Weltregionen betreten und dort wirken. Es kann zu kosmischem Bewusstsein aufsteigen und direkt die Kräfte erkennen und auf sie wirken. So wie das Mental ein permanenter Bewusstseinszustand der Menschheit ist, so möchten wir eine Rasse schaffen, in der der Supermind ein permanenter Bewusstseinszustand ist.'' <small> Sri Aurobindo</small>
* das normale Mental, das höhere Mental, das erleuchtete Mental, das intuitive Mental
* das Übermental (Overmind)
* das Supramental, das alles in einer einzigen Vision und zugleich den Blickwinkel jeder einzelnen Sache sieht; auf diese Weise soll es das Göttliche auf neue Art mit seiner Schöpfung verbinden.


'''Chakren oder Zentren''': die zentralen Begriffe in Aurobindos yogischer Psychologie lassen sich zum traditionellen [[Chakra]]-System des [[Tantra]] in Beziehung setzen. Aurobindos Yoga unterscheidet sich jedoch dadurch, dass sein Weg – etwas verallgemeinert – von '''oben nach unten''' die Chakren langsam entwickelt, und nicht von unten nach oben wie im klassischen [[Kundalini-Yoga]].
== Entwicklungen nach Aurobindos Tod ==
[[Image:Auroville dome.jpg|thumb|220px|Das "Matrimandir" in Auroville]]
1951 gründete [[Mira Alfassa]] die Internationale Sri Aurobindo Universität in [[Pondicherry]].


'''Die Psychische Transformation''': nach Aurobindo steht die Seele (das Psychische Wesen) hinter der Persönlichkeit des Menschen. Sie ist der Träger von Körper, Leben und Mental. Es ist deshalb die Aufgabe des [[Sadhak]]s, die Kräfte des Körpers, des Vitalen und Mentalen unter den seelischen Einfluss zu bringen und nach und nach sich immer mehr dem Psychischen Wesen zu überantworten.
1956 gründete Mira Alfassa gemeinsam mit dem Inder Surendranath Jauhar den Sri Aurobindo [[Ashram]] in Delhi.


'''Die Bedeutung der Tat''': Sri Aurobindo fordert in seinem Yoga ein Tätigsein für den [[Ishvara]], den Herrn der Schöpfung, in der Welt. Die Tat soll ohne Anhaften an den Erfolg und in vollkommener Gelassenheit erfolgen. In einer letzten Stufe sollen die Handlungen des Sadhak ganz und gar den göttlichen Willen ausdrücken.
[[1968]] gründete Mira Alfassa in Zusammenarbeit mit dem französischen Architekten Roger Anger das Stadtprojekt Auroville als Ausweitung des Sri Aurobindo Ashrams in [[Pondicherry]].


=== Evolution des Bewusstseins ===
1969 machte der Künstler, Philosoph und Musiker [[Michel Montecrossa]] die Bekanntschaft mit Mira Alfassa, die sich zu einer kreativen Freundschaft entwickelte. Aus dieser Begegnung und den gemeinsamen Gesprächen entwickelten sich, in der Zeit von 1969 bis 1973, die Grundlagen für [[Mirapuri]] die Stadt des Friedens und des Zukunftsmenschen in Italien.
Nach Aurobindo soll das jetzige, mentale Bewusstsein der Menschheit nicht die letzte Stufe der Evolution sein. Ähnlich wie in der Vergangenheit über das vitale Bewusstsein des Tieres hinaus das mentale Bewusstsein durch den Menschen in der Evolution auftauchte, soll in der Zukunft ein nunmehr das mentale Bewusstsein des Menschen überschreitendes, neues Bewusstsein möglich sein, das er als Wahrheitsbewusstsein oder Supramentales Bewusstsein bezeichnete.
Er sah es als seine eigentliche Lebensaufgabe an, dieses Supramentale Bewusstsein zur Erde herabzubringen oder wenigstens für die Zukunft zu ermöglichen.<ref>Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 241.</ref>


Das '''Supramental''' stellt laut Aurobindo einen Bereich zwischen der höheren Triade, ''[[Sat-Chit-Ananda|Sat – Chit – Ananda]]'' (‚Sein‘ – ‚Bewusstsein‘ – ‚Seligkeit‘), die Kennzeichen des [[Brahman (Philosophie)|Brahman]] sind, und der niederen Triade, ''Mental – Vital – Physis'' (‚Geist‘ – ‚Leben, Emotionen‘ – ‚Körper‘) dar.<br /> Das Supramental soll alle Gegensätze in sich vereinen und ein inneres Wissen um alle Dinge besitzen. Aurobindo postuliert eine Supramentalisierung allen Lebens auf der Erde, die die nächste Stufe der Evolution darstelle. Das Supramental würde sich seine eigenen Instrumente im Menschen und auf der Welt schaffen, doch dafür sei ein Streben des Menschen zum Göttlichen hin notwendig. Die Konzeption eines geeigneten Instrumentes auf der Ebene des Menschen bezeichnete Aurobindo als ''Übermensch''.
=== Die Aurobindo-Bewegung in Europa ===


=== Der Übermensch bei Aurobindo ===
[[Michel Montecrossa]] gründete am 15. August 1978 [[Mirapuri]] in Norditalien und einige Jahre später [[Miravillage]] in [[Gauting]] bei München als erste Zweigstelle von Mirapuri.
Zukünftiger Träger und Instrument eines dem ''Supramental'' geöffneten Bewusstseins nach Aurobindo soll der „Übermensch“ sein, der mittels des ''Superminds'' als individualisiertes supramentales Bewusstsein der über dem Mental liegenden supramentalen Bewusstseinssphäre Ausdruck verleiht. In seiner Zeitschrift ''Arya'' veröffentlichte Aurobindo 1920 einen Artikel mit dem Titel ''Der Übermensch'': dort stellte er dem [[Übermensch]] [[Friedrich Nietzsche|Nietzsches]] seine Darstellung und Konzeption eines Übermenschen (engl. superman) der »integralen Selbsttranszendenz« gegenüber, der »in Einheit mit aller Welt lebt und alle Dinge akzeptiert, um sie zu verwandeln.« Wichtig dabei sei es, die eigenen egoistischen Instinkte zu überwinden. Gelinge das, würde der transzendente Mensch Wissen nicht durch mühsame, mit Irrtum verbundene Forschung ausschließlich durch den Verstand erwerben, sondern durch Identität erlangen; er würde somit die Gesetzmäßigkeit im Handeln der anderen Lebewesen unmittelbar erlebend erkennen und sie von innen heraus verstehen. Aus diesem Verständnis wachse dann Mitgefühl, weil er in ihnen auch einen Teil von sich selbst erkenne.
: '' Man darf das aber nicht mit vergangenen oder gegenwärtigen Vorstellungen von Übermenschentum verwechseln. Denn in der mentalen Vorstellung besteht das Übermenschentum darin, dass ein Mensch über die normale menschliche Stufe hinauskommt, und zwar nicht durch eine höhere Art, sondern nur durch einen höheren Grad derselben Art: durch ausgeweitete Persönlichkeit, ein vergrößertes und übertriebenes Ich, vermehrte Macht des Mentals, erhöhte Vitalkraft und verfeinerte oder verdichtete und massive Übertreibung der Kräfte der menschlichen Unwissenheit… Das wäre ein Übermenschentum vom Typus Nietzsches. Es wäre keine Evolution, sondern ein Rückfall in die alte verbissen-gewalttätige Barbarei…Was jetzt hervortreten muss, ist etwas viel Schwierigeres und zugleich etwas viel Einfacheres. Es ist ein Wesen, das sein Selbst verwirklicht; es baut auf das spirituelle Selbst auf; die Seele wird stärker, und es wächst ihr Drängen; ihr Licht, ihre Macht und ihre Schönheit werden entbunden und gewinnen an Souveränität. Das ist kein ichhaftes Übermenschentum, das sich durch mentale und vitale Herrschaft über die Menschheit durchsetzt, sondern die Souveränität des Geistes gegenüber seinen eigenen Werkzeugen.... Das ist die einzige wahre Möglichkeit für einen Schritt nach vorn in der evolutionären Natur.'' <small>Sri Aurobindo in ''Das Göttliche Leben'' (''The Life Divine'' 1951), Übersetzung Heinz Kappes, Schlusskapitel, S. 498 f.</small><br />
Aurobindo verurteilt eindeutig die im [[NS-Staat|Nazi-Deutschland]] propagierte Vorstellung eines 'Herrenmenschentums’ über 'Untermenschen'. Die Frage, wie das Zusammenleben zwischen »Übermenschen« und anderen Menschen funktionieren und gestaltet werden soll, beantwortet er allerdings nicht.


=== Aussagen zu anderen Lehren ===
Mirapuri, sich auf das Werk von Aurobindo und Mira Alfassa berufend, ist ein futuristisch ausgerichtetes Lebensgemeinschafts- und Stadtprojekt in Norditalien an dem Menschen teilnehmen können, die sich "den Traum eines freudigen, kreativen und innerlich wie äußerlich erfüllenden Lebens verwirklichen wollen". Innere Grundlage ist dabei der von Aurobindo und Mira Alfassa entwickelte Integrale Yoga.
* Seine Toleranz gegenüber anderen Meinungen zeigt folgende Aussage:
Das Ziel des Integralen Yoga von Sri Aurobindo und Mira Alfassa und das Ziel von Mirapuri und Miravillage ist es, "die bewusste Einheit von Geist und Materie zu leben und alle Entwicklungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben in Frieden, Freiheit und Weltoffenheit zu verkörpern".


{{Zitat
Auroville, sowie auch der Sri Aurobindo Ashram, grenzen sich klar von Mirapuris Interpretation des Integralen Yogas ab.
|Text=Das spirituelle Leben ist keine Sache, die man mittels einer engstirnigen Definition darstellen kann oder die gebunden ist an eine starre mentale Regel; es ist ein weiter Entfaltungsbereich, ein immenses Königreich, .... Nur durch diese Art zu verstehen, kann man Spiritualität wirklich begreifen, sei es in ihrer Vergangenheit oder Zukunft, oder kann an ihre Stelle die spirituellen Menschen der Vergangenheit und der Gegenwart stellen oder die verschiedenen Ideale, Stufen usw. vergleichen, die im Laufe der spirituellen Evolution des Menschen entstanden sind.
|Autor=D. K. Roy
|Quelle=Sri Aurobindo kam zu mir, S. 193}}


* Über die Lehre vom '''Scheincharakter der Welt''' sagte er:
== Aurobindo und Nationalismus ==


{{Zitat
Aurobindo war ein (anfangs revolutionärer) Kämpfer für die indische Unabhängigkeit und als solcher Nationalist. In seinen Veröffentlichungen trat er unter anderem für den Boykott ausländischer Waren, für passiven Widerstand und Nicht-Zusammenarbeit ein. Auch als Philosoph und Guru war er Nationalist: er forderte eine »nationale Erziehung«, sah die Nationen als natürliche Organisationsformen der Menschen an und sprach jeder Nation eine Seele zu. Dass sich Konflikte in den Menschen als Kriege zwischen Nationen manifestieren, fand er natürlich und unabdingbar – solange nicht alle Menschen Erleuchtung erlangt haben. Auch hegte er eine große Verehrung für Deutschland als Kulturnation, und so kam es, dass er sich in seinem während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] begonnenen und nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] überarbeiteten Buch [[The Human Cycle]] (dt. [[1952]] als ''Der Menschliche Zyklus'') auch sehr eingehend und kritisch mit dem deutschen Faschismus auseinandersetzte. Auch dieser habe die ''Subjektivierung'' zum Ziel gehabt – ein zentraler Begriff in Aurobindos Philosophie –, sei aber beim Streben danach vom rechten Weg abgekommen. Den Wahlspruch der Nazis »Der Zweck heiligt die Mittel« lehnt Aurobindo ab. (Quelle zu diesem Abschnitt: Kapitel 5 im genannten Werk; online: [http://www.searchforlight.org/The_Mother_BY_Sri%20Aurobindo/Human%20cycle/Human%20Cycle%2CSri%20Aurobindo%2Cchap5.htm ''True and False Subjectivism'']).
|Text=Ich erhebe keinen Widerspruch, wenn jemand die Lehre vom Scheincharakter des Seins als seines Geistes und seiner Seele Wahrheit annimmt, oder als den Ausweg aus der Schwierigkeit des kosmischen Problems. Ich erhebe nur Widerspruch, wenn jemand versucht, mir oder der Welt jene Lehre als die einzig mögliche, befriedigende und allumfassende Erklärung der Dinge die Kehle hinabzupressen. Denn das ist sie ganz und gar nicht.
|Autor=Otto Wolf
|Quelle=Der integrale Yoga, S. 11, 12}}


* Zu Askese, Kasteiung (Tapas oder Tapasya) sagte er in einem persönlichen Gespräch zu D.K. Roy am 4. Februar 1943:
In seiner Zeitschrift »Arya« veröffentlichte Aurobindo [[1920]] einen Artikel mit dem Titel ''Der Übermensch''. Aurobindo stellt dem [[Übermensch]] [[Friedrich Nietzsche|Nietzsches]] einen Menschen der »integralen Selbsttranszendenz« gegenüber, der »in Einheit mit aller Welt lebt und alle Dinge akzeptiert, um sie zu verwandeln.« Wichtig dabei sei es, die eigenen egoistischen Instinkte zu überwinden. Gelinge das, würde der transzendente Mensch die Gesetzmäßigkeit im Handeln der anderen Lebewesen erkennen und sie von innen heraus verstehen. Aus diesem Verständnis wachse dann Mitgefühl, weil er in ihnen auch einen Teil von sich selbst erkenne. Offen bleibt die Frage, wie das Zusammenleben zwischen »Übermenschen« und anderen Menschen funktionieren soll.


{{Zitat
==Rezeption von Aurobindos Werk==
|Text=… es gibt im Wesentlichen zwei Wege. Einer ist der des Buddha, der, wie du weißt, der Ansicht war, dass, obgleich du eine gewisse Hilfe oder Anleitung von anderen erhalten kannst, gleichgültig ob sie ein Guru sind oder nicht, du deinen Weg doch allein gehen musst; das heißt, mittels deiner eigenen Bemühung den Weg durch das Unterholz schlagen musst; anders gesagt, ist dies der Uralte Pfad der Tapasya (intensiver spiritueller Übungen). Der andere Weg ist, den Guru als Stellvertreter des Göttlichen anzusehen, der den Weg kennt und darum klarerweise in der Lage ist, anderen dabei zu helfen, ihn zu finden. Das ist der Weg, dem die hiesigen Aspiranten im Ashram folgen – der Weg des Guruvad.}}


* Über die Psychoanalyse schrieb er:
Die Nobelpreisträgerinnen [[Gabriela Mistral]] und [[Pearl S. Buck]] schlugen Sri Aurobindo 1950 für den Literatur-Nobelpreis vor und erklärten, Sri Aurobindo sei einer, "der zu der Familie der Seher und Weisen der Welt gehört."


{{Zitat
Rabindranath Tagore schrieb nach einer Begegnung, Aurobindo habe "die Seele gesucht und gefunden". Er nannte ihn ferner einen "Hindu-Seher", und man warte darauf, das "Wort" von ihm zu empfangen.
|Text=Moderne Psychologie ist eine Wissenschaft in den Kinderschuhen, gleichzeitig vorschnell, unbeholfen und grob. Wie jede Wissenschaft, die noch in den Kinderschuhen steckt, läuft hier die weitverbreitete Angewohnheit des menschlichen Verstandes, eine beschränkt oder in Einzelfällen zutreffende Wahrheit unzulässig zu verallgemeinern und damit einen ganzen Bereich der Natur zu erklären, vollkommen Amok. Die Psychoanalyse (vor allem die von [[Sigmund Freud|Freud]]) nimmt einen bestimmten Teil, und zwar den dunkelsten, gefährlichsten, ungesundesten Teil der Natur,… und misst ihm Auswirkungen bei, die in keinem Verhältnis mehr zu ihrem wirklichen Stellenwert innerhalb der menschlichen Natur stehen…}}


== Schüler ==
Der französische Dichter Romain Rolland erklärte, Sri Aurobindo sei "der größte Interpret Indiens", der die vollkommenste Synthese realisiert habe, welche das Genie des Westens und des Ostens wohl überhaupt erreichen könne.
Die folgenden Autoren und Schüler führen ihr intellektuelles Erbe auf Sri Aurobindo und Die Mutter zurück oder sind in hohem Maße von ihnen beeinflusst worden.


:* [[Nolini Kanta Gupta]] (1889–1984) war einer der ersten Schüler Aurobindos. Er schrieb zahlreiche Werke in englischer Sprache über Philosophie, Mystizismus und spirituelle Evolution.
In einem Interview mit der Zeitschrift ''Auroville Today'' erklärte der Dalai Lama im Dezember 1994, die Atmosphäre seiner Begegnung mit der Mutter (1973) sei angenehm und bedeutungsvoll gewesen, er habe mit ihr über die Zukunft seines Landes gesprochen.


:* [[Pavitra]] (1894–1969), (Philippe Barbier Saint-Hilaire; * 1894 in Paris; † 16. Mai 1969 in Puducherry) war einer der ersten Schüler Aurobindos und der Mutter. Er war Ingenieur, hatte im Ersten Weltkrieg als Offizier der Artillerie die Grausamkeiten des Kriegs kennengelernt und sich nach diesen Erfahrungen auf die Suche nach den spirituellen Wahrheiten Asiens aufgemacht. 1925 kam er nach Puducherry. Sri Aurobindo nahm ihn als Schüler an und gab ihm den Namen Pavitra, (d.&nbsp;h. „fromm, heilig, klar“). 1951 wurde er Direktor der neu gegründeten ''Sri Aurobindo International University'' sowie Sekretär des [[Sri Aurobindo Ashram]]s. Ein Teil seiner Aufzeichnungen von Gesprächen mit der Mutter und Sri Aurobindo aus den Jahren 1925 bis 1926 wurde 1972 unter dem Titel ''Conversation avec Pavitra'' veröffentlicht.
Über Auroville sagte er, die umfassenden Erfahrungen, die dort mit der Aufforstung gewonnen wurden, könnten vielleicht eines Tages auch für eine Hochgebirgsregion wie Ladakh oder ein künftiges Tibet genutzt werden.


:* [[Dilip Kumar Roy]] (1897–1980) war Sänger und Schriftsteller
Er würdigte den Gemeinschaftssinn und die Vision der Aurovillianer ebenso wie deren "klare Akzeptanz des Wertes spiritueller Dinge". Man habe eine gute Synthese von praktischem Fortschritt und von Spiritualität gefunden. Das Schulsystem in Auroville sei ein "wunderbares Experiment".


:* [[Nirodbaran]] (1903–2006), der einen Doktortitel in Medizin besaß, veröffentlichte seine ausführliche Korrespondenz mit Sri Aurobindo über die zahlreichen Aspekte des Integralen Yogas.
Quelle: ''Yoga Abenteuer Meditation - die besten Artikel aus internationalen Zeitschriften'' (ISBN 3-931172-09-0), S. 94-103


:* [[Medhananda]] (1908–1994), erforschte Bewusstseinsstrukturen und spirituelle Symbolik; übersetzte einige Texte Sri Aurobindos ins Deutsche.
== Werke ==


:* [[M. P. Pandit]] (1918–1993), Sekretär Der Mutter und des Ashrams, beschäftigte sich in seinen umfangreichen Schriften und Vorträgen unter anderem mit Themen des Yogas, der Veden, des Tantra-Yogas und mit Sri Aurobindos Dichtung ''Savitri''.
=== Auswahl an Werken Aurobindos ===


:* [[Sri Chinmoy]] (1931–2007) trat dem Ashram 1944 bei. Später schrieb er über das Leben von 'Sri Aurobindo: Descent of the Blue' und das Buch 'Infinite: Sri Aurobindo.<ref>srichinmoylibrary.com: {{Webarchiv|url=http://www.srichinmoylibrary.com/spiritual/sri_aurobindo |wayback=20141011003456 |text=Sri Chinmoy’s writings on Sri Aurobindo |archiv-bot=2023-03-11 12:47:17 InternetArchiveBot }}, abgerufen im Februar 2014.</ref> Er war Autor, Komponist, Künstler und Sportler auch war er bekannt für seine öffentlichen Veranstaltungen wie [[Peace Run]], Konzerte, Meditationen und Sportveranstaltungen.<ref>Shyam Dua: '' Das leuchtende Leben Sri Chinmoys.'' The Golden Shore, 2006, ISBN 3-89532-121-4, S. 18–34.</ref>
Titel in deutscher Sprache:


:* [[Satprem]] (1923–2007), Bernard Enginger (* [[30. Oktober]] [[1923]] in [[Paris]]; † [[9. April]] [[2007]]) war ein französischer [[Autor]] und bedeutender Schüler von [[Mirra Alfassa]], genannt ''Die Mutter''.
* Sri Aurobindo: ''Das Göttliche Leben'' 3 Bände zus. 1213 Seiten ISBN 3-87348-141-3, Bd 1 ISBN 3-87348-144-8, Bd 2 ISBN 3-87348-145-6, Bd 3 ISBN 3-87348-146-4
* Sri Aurobindo: ''Die Synthese des Yoga'' (Verlag Hinder + Deelmann) ISBN 3-87348-148-0
* Sri Aurobindo: ''Die Dichtung der Zukunft.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-03-1
* Sri Aurobindo: ''Tagebuch einer Gefangenschaft.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-12-0
* Sri Aurobindo: ''Über sich selbst.'' (Verlag Hinder und Deelmann)
* Sri Aurobindo: ''Wenn die Seele singt'' ,Gedichte, ( Patmos Verlag) ISBN 3-491-72159-8
Titel Englisch-Deutsch


== Entwicklungen nach Sri Aurobindos Tod ==
* ''Sri Aurobindo und die Mutter. Englisch-Deutsch, Volume I, Bd. I.'' (edition- sawitri.de) ISBN 3-931172-23-6
[[Datei:Auroville dome.jpg|mini|Das „Matrimandir“ in Auroville]]


1952 gründete [[Mirra Alfassa]] in Puducherry das ''Sri Aurobinhdo International University Centre'', das 1959 umbenannt wurde in ''Sri Aurobindo International Centre of Education''.
Titel Deutsch-Sanskrit


1956 gründete Mirra Alfassa gemeinsam mit dem Inder Surendranath Jauhar den Sri Aurobindo [[Ashram]] in Delhi.
* Sri Aurobindo: ''Sriaravindopanishad'' (Savitri Bhavan Dtld. - savitri.de) ISBN 3-937701-03-6


1968 gründete Mirra Alfassa das Stadtprojekt [[Auroville]] als Ausweitung des [[Sri Aurobindo Ashram]]s in Puducherry. Der renommierte Pariser Architekt Roger Anger leitete die Stadtplanung.


1972 „Sein Rang ist heute weltweit anerkannt, was sich soeben in der Entscheidung der UNESCO niederschlug, 1972 zum 'Sri-Aurobindo-Jahr' zu erklären.“ (Die WELT vom 4. August 1972)
Titel in englischer Sprache:
* ''Bases of Yoga'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-77-9
* ''Bhagavad Gita and Its Message'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-78-7
* ''Dictionary of Sri Aurobindo's Yoga'', (compiled by M.P. Pandit), Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-74-4
* ''Essays on the Gita'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-914955-18-7 (Essays über die Gita)
* ''The Future Evolution of Man'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-940985-55-1
* ''[[The Human Cycle]]: The Psychology of Social Development'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-914955-44-6
* ''Hymns to the Mystic Fire'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-914955-22-5
* ''The Ideal of Human Unity'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-914955-43-8
* ''The Integral Yoga: Sri Aurobindo's Teaching and Method of Practice'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-76-0
* ''The Life Divine'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-61-2 (Das göttliche Leben)
* ''The Mind of Light'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-940985-70-5
* ''The Mother'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-79-5
* ''Rebirth and Karma'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-63-9
* ''Savitri: A Legend and a Symbol'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-80-9
* ''Secret of the Veda'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-914955-19-5 (Das Geheimnis des Veda)
* ''Sri Aurobindo Primary Works Set 12 vol. US Edition'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-93-0
* ''Sri Aurobindo Selected Writings Software CD Rom'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-914955-88-8
* ''The Synthesis of Yoga'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-65-5
* ''The Upanishads'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-914955-23-3
* ''Vedic Symbolism'', Lotus Press, Twin Lakes, Wisconsin ISBN 0-941524-30-2


2008 Abschluss der Arbeiten am [[Matrimandir]], dem spirituellen Zentrum Aurovilles.
=== Literatur ===
* Richard Beiderbeck: ''[http://www.kroi.de/Yogi.htm Die Übermenschen von Pondicherry]'' (Vergleich von Nietzsches Begriff mit den Vorstellungen vom Übermenschen bei Aurobindo, Mirra Alfassa, ihrem Schüler Bernard Enginger (genannt Satprem) und bei der [[Transzendentale Meditation|Transzendentalen Meditation]], [[John Humphrey Noyes]] und [[George Bernard Shaw]])
* [[Jutta Ditfurth]]: ''Feuer in die Herzen. Gegen die Entwertung des Menschen.'' Konkret Literatur Verlag, Neuausgabe 1997, ISBN 3-89458-159-X
* Wilfried Huchzermeyer: ''Der Übermensch bei Friedrich Nietzsche und Sri Aurobindo.''(Verlag Hinder und Deelmann) ISBN 3-87348-123-5
* Wilfried Huchzermeyer: ''Die Mutter - Eine Kurzbiographie.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-18-X
* Michel Montecrossa: ''Mirapuri, Stadt des Friedens und des Zukunftsmenschen in Europa, Italien. Band 1: Grundlage im Werk von Sri Aurobindo und Mira Alfassa in der Zeit von 1872–1950.'' Mirapuri-Verlag, 2001, ISBN 3-922800-72-6
* Nirodbaran: ''Zwölf Jahre mit Sri Aurobindo.'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-02-3
* Nirodbaran: ''Gespräche mit Sri Aurobindo. Teil I-IV'' (edition-sawitri.de) ISBN 3-931172-01-5
* Otto Wolff: ''Sri Aurobindo'', Rowohlt, Reinbek 1988 (zuerst 1967), ISBN 3-499-50121-X
* Willers, Christiane: ''Die Aurobindo-Bewegung. Bestandsaufnahme und Strukturen in feldtheoretischer Perspektive.'' (Dissertation Univ. Tübingen 1987; Europäische Hochschulschriften 23/332) Lang, Frankfurt am Main (u.a.) 1988, ISBN 3-8204-1179-8


=== Die Sri-Aurobindo-Bewegung in Europa ===
* [[Dilip Kumar Roy]]: ''Sri Aurobindo kam zu mir''. Fischer Taschenbuch ISBN 3-596-23377-1
In einigen Ländern bestehen Zweigorganisationen der in Puducherry beheimateten Sri Aurobindo Society.
* Otto Wolff: ''Sri Aurobindo Der Integrale Yoga'' Rowohlt 1957 Taschenbuch, ISBN 3-499-45024-0
Die Praxis des Integralen Yogas ist auch Thema des weltweiten [[Auroville International]] Netzwerkes. In Europa sind derzeit AVI Center in Spanien, Italien, Großbritannien, Niederlande, Schweiz, Frankreich, Deutschland, Schweden, Norwegen und Russland.


Der Musiker und Künstler [[Michel Montecrossa]] (früher Michel Klostermann) gründete am 15. August 1978 [[Mirapuri]] als „europäische Friedensstadt“ in Norditalien und einige Jahre später [[Miravillage]] in [[Gauting]] bei München als erste Zweigstelle von Mirapuri. Beide Orte werden rechtlich durch den eingetragenen Verein der Mirapuri Freunde vertreten. Mirapuri gründet sich auf das Werk von Sri Aurobindo und [[Mirra Alfassa]] und ist ein Lebensgemeinschafts- und Stadtprojekt in Norditalien.
* Satprem: ''Sri Aurobindo oder Das Abenteuer des Bewußtseins'' O.W.Barth Verlag 1982 ISBN 3870412291 und Neuauflage 2003 Hinder & Deelmann ISBN 3873481472


Neben Gruppen, die sich im engeren Sinne auf Sri Aurobindo beziehen, werden Aurobindos Impulse und Erkenntnisse zunehmend auch von anderen Denkern und Schulen aufgenommen und auch in akademische Bereiche integriert. Sie spielten unter anderem eine inspirierende Rolle für die Entwicklung der integrierten [[Sozialökologie (Sozialforschung)|Sozialökologie]] durch [[Rudolf Bahro]] und [[Maik Hosang]].
== Weblinks ==


== Aurobindo und Nationalismus ==
*Einrichtungen / Organisationen
Aurobindo war ein (anfangs revolutionärer) Kämpfer für die indische Unabhängigkeit und als solcher indischer Nationalist. In seinen Veröffentlichungen trat er unter anderem für den Boykott ausländischer Waren, für passiven Widerstand und Nicht-Zusammenarbeit ein. Auch als Philosoph und Guru war er Nationalist. Er forderte eine »nationale Erziehung«, sah die Nationen als natürliche Organisationsformen der Menschen an und sprach jeder Nation eine Seele zu. Dass sich Konflikte in den Menschen als Kriege zwischen Nationen manifestieren, fand er in der Natur des Menschen liegend und unabdingbar – solange nicht alle Menschen Erleuchtung erlangt haben.
**Auroville[http://www.auroville.org/]
**Sri Aurobindo Ashram [http://www.sriaurobindoashram.org]
***Auroville International[http://www.auroville-international.org/germany]
**Savitri Bhavan Dtld. [http://www.savitri.de]
***Sri Aurobindo Buchhandel [http://www.sriaurobindo-buchhandel.de]
**Sri Aurobindo Society Dtld. [http://www.sriaurobindosociety.de]


Er hegte bereits damals eine große Verehrung für Deutschland als Kulturnation und las einige der deutschen Klassiker im deutschen Original. Dieses Interesse veranlasste ihn, sich in seinem während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] begonnenen und nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] überarbeiteten Buch [[The Human Cycle]] (dt. 1952 als ''Der Menschliche Zyklus'') nunmehr sehr eingehend und kritisch mit dem deutschen [[Nationalsozialismus]] auseinanderzusetzen, dessen Entwicklung er sehr genau verfolgt und dessen Gefahrenpotential er ebenso genau beschrieben hatte. Dieser habe zwar auch die ''Subjektivierung'' zum Ziel gehabt – ein zentraler Begriff in Aurobindos Philosophie –, sei aber beim Streben danach vom rechten Weg abgekommen und habe ihn in sein Gegenteil verkehrt. Mit Aufrufen an die indische Bevölkerung und Politiker zur finanziellen Unterstützung der Engländer bei ihren Verteidigungs- und Kriegskosten unternahm er alle in seinen Kräften stehenden Anstrengungen, die [[Alliierte]]n in ihrem Kampf gegen den Hitler-Faschismus zu unterstützen.<ref>vgl. Georges van Vrekhem: ''Hitler and his God – The Background to the Hitler phenomenon.'' 2006.</ref>


== Rezeption von Aurobindos Werk ==
* Biografisches
Die Nobelpreisträgerinnen [[Gabriela Mistral]] und [[Pearl S. Buck]] schlugen Sri Aurobindo 1950 für den Literatur-Nobelpreis vor und erklärten, Sri Aurobindo sei einer, „der zu der Familie der Seher und Weisen der Welt gehört“.
**Biografien von Aurobindo Ghose (auch Sri Aurobindo genannt) [http://www.sriaurobindosociety.de/html/sri_aurobindo.html] [http://www.kroi.de/whoauro.htm]
**Biografien von Mira Alfassa (auch bekannt als Mira Richard) [http://www.sriaurobindosociety.de/html/die_mutter.html] [http://www.kroi.de/whomirra.htm]
**[http://www.mirapuri-enterprises.com/SriAurobindo-Mira-Biography/index.shtml Sri Aurobindo und Mira Alfassa - Die Mutter Biografie]


[[Rabindranath Tagore]] schrieb nach einer Begegnung, Aurobindo habe „die Seele gesucht und gefunden“. Er nannte ihn ferner einen „Hindu-Seher“, und man warte darauf, das „Wort“ von ihm zu empfangen.
* Werke
**[http://www.evolutionsforschung.org/SA.htm Wichtige Werke]
**[http://www.aurobindo.de/Aurobindo/deutschland.html Aurobindo über Deutschland]
**[http://www.here-now4u.de/online.htm Aurobindo (Deutsch)]
**[http://integral-yoga.narod.ru/IntegralYoga/etc/contents-short.html Viele Bücher Aurobindos online (English|Russ.Seite)]
**[http://www.searchforlight.org/index.html Weitere Texte Aurobindos online (English)]
**[http://www.mirapuri-enterprises.com/Filmaur/Catalog/MeditationsOnSavitri.shtml Meditations On Savitri]


Der französische [[Dichter]] [[Romain Rolland]] erklärte, Sri Aurobindo sei „der größte Interpret Indiens“, der die vollkommenste Synthese realisiert habe, welche das Genie des Westens und des Ostens wohl überhaupt erreichen könne.
* Literatur
**[http://www.here-now4u.de/die_integrale_philosophie_sri_.htm Vortrag über seine Philosophie]
**[http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/51/26a.htm Jutta Ditfurth zitiert Sri Aurobindo aus dem Zusammenhang gerissen] in einem Nachruf auf [[Rudolf Bahro]]
**[http://www.relinfo.ch/aurobindo/ Die Evangelische Informationsstelle Kirchen-Sekten-Religionen über die Sri-Aurobindo-Bewegung]
**[http://www.transformationundatem.de/ Transformation und Atem]


Die Philosophen [[Jean Gebser]] und [[Ken Wilber]] sind von Aurobindo inspiriert worden.
[[Kategorie:Mann|Aurobindo, Sri]]


In einem Interview mit der Zeitschrift ''Auroville Today'' erklärte der [[Dalai Lama]] im Dezember 1994, bei einer Begegnung mit [[Mirra Alfassa]] im Jahr 1973 habe eine bedeutungsvolle Atmosphäre geherrscht, er habe mit ihr über die Zukunft seines Landes gesprochen. Über [[Auroville]] sagte er, die umfassenden Erfahrungen, die dort mit der Aufforstung gewonnen worden seien, könnten vielleicht eines Tages auch für eine Hochgebirgsregion wie Ladakh oder Tibet genutzt werden. Er würdigte den Gemeinschaftssinn und die Vision der Aurovillaner ebenso wie deren „klare Akzeptanz des Wertes spiritueller Dinge“. Man habe dort eine gute Synthese von praktischem Fortschritt und Spiritualität gefunden. Das Schulsystem in Auroville sei ein „wunderbares Experiment“.<ref>Quellen: Otto Wolff, Sri Aurobindo, S. 148–9; ''Yoga Abenteuer Meditation – die besten Artikel aus internationalen Zeitschriften'' ISBN 3-931172-09-0, S. 94–103.</ref>
[[Kategorie:Philosoph (20. Jh.)|Aurobindo, Sri]]
[[Kategorie:Person des Hinduismus|Aurobindo, Sri]]
[[Kategorie:Yoga]]
[[Kategorie:Esoteriker|Aurobindo, Sri]]
[[Kategorie:Geboren 1872|Aurobindo, Sri]]
[[Kategorie:Gestorben 1950|Aurobindo, Sri]]


Der dänische Schriftsteller und Künstler [[Johannes Hohlenberg]] veröffentlichte 1916 nach einer Begegnung mit Sri Aurobindo in Pondicherry einen der ersten Yoga-Buch-Titel in Europa und brachte später u.&nbsp;a. zwei Essays von Sri Aurobindo sowie einen Auszug aus ''The Life Divine'' in dänischer Übersetzung heraus.<ref>Klaus J. Bracker: ''Veda und lebendiger Logos. Anthroposophie und Integraler Yoga im Dialog.'' Frankfurt 2014, S. 227.</ref>
{{Personendaten|

NAME=Aurobindo, Śrī
== Werke (Auswahl) ==
|ALTERNATIVNAMEN=अरविन्द घोष
'''Gesamtwerk'''
|KURZBESCHREIBUNG=[[Indien|indischer]] [[Philosoph]] und [[Guru]]

|GEBURTSDATUM=[[15. August]] [[1872]]
Anlässlich des hundertsten Geburtstages Sri Aurobindos gab der Sri Aurobindo Ashram Trust 1972 eine gesammelte Ausgabe seiner Werke in Englisch unter dem Titel ''Sri Aurobindo Birth Centenary Library'' heraus, die 30 Bände mit ca. 16.000 Seiten einschließlich eines Indexes umfasst. Seit 1997 wird eine neue Gesamtausgabe in 37 Bänden mit Register und Glossar herausgegeben, die ''Complete Works of Sri Aurobindo'' (CWSA). 36 Bände liegen z.&nbsp;Zt. vor.

'''Hauptwerke'''
* ''Das Göttliche Leben.'' 3 Bände. ISBN 3-87348-141-3. (Bd. 1: ISBN 3-87348-144-8, Bd. 2: ISBN 3-87348-145-6, Bd. 3: ISBN 3-87348-146-4)
* ''Savitri – Legende und Sinnbild.'' Epos in der Übersetzung von Heinz Kappes. Verlag Hinder+Deelmann, Gladenbach 1985, ISBN 3-87348-119-7.
* ''Savitri – Eine Legende und ein Gleichnis.'' Erster Teil. Dt. Übers. von Wilfried Huchzermeyer. edition sawitri, Karlsruhe 2021, ISBN 978-3-931172-39-8.
* ''Savitri – Eine Legende und ein Gleichnis.'' Zweiter Teil. Dt. Übers. von Wilfried Huchzermeyer. edition sawitri, Karlsruhe 2022, ISBN 978-3-931172-40-4
* '' Sawitri – Eine Sage und ein Gleichnis.'' Dt. Übers. von Peter Steiger. Sri Aurobindo Ashram, Pondicherry 2005 (deutsch-englisch; 1. dt. Aufl. 1975).
* ''Die Synthese des Yoga.'' 2. Auflage. Verlag Hinder + Deelmann, Gladenbach 1976, ISBN 3-87348-082-4.

'''Anthologien'''
* ''Sri Aurobindo: Vorbote eines neuen Zeitalters.'' Eine Einführung und Werkauswahl von Robert McDermott. Aquamarin Verlag, Grafing 1991, ISBN 3-89427-004-7.

'''Aphorismen'''
* ''Gedanken und Aphorismen mit Erläuterungen der Mutter.'' Verlag Sri Aurobindo Ashram, Publication Department, Puducherry 1979, o.&nbsp;ISBN.

'''Übersetzungen'''
* Aus dem Sanskrit ins Englische: ''Bhagavadgita.'' (Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche). Verlag Hinder+Deelmann, Gladenbach 1981, ISBN 3-87348-110-3.

'''Autobiographische Aufzeichnungen'''
* ''Über sich selbst.'' Verlag Hinder und Deelmann, Gladenbach 1994, ISBN 3-87348-157-X.
* ''Tagebuch einer Gefangenschaft.'' edition-sawitri.de, Karlsruhe, ISBN 3-931172-12-0.

'''Biographische Darstellungen'''
* ''Die Mutter – Mit Briefen über die Mutter.'' übers. v. Th. Karnasch u. A. Bitzos. Sri Aurobindo Ashram, Pondicherry (sic!) 2014, ISBN 978-81-7058-971-6<!-- auch mit falscher ISBN 979-81-7058-042-2 -->.

'''Titel Deutsch-Sanskrit'''
* ''Sriaravindopanishad'' (Savitri Bhavan Dtld. – savitri.de) ISBN 3-937701-03-6.

== Literatur ==
'''Biografische Darstellungen'''
* Wolfgang Gantke: ''Aurobindos Philosophie interkulturell gelesen.'' Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-232-4 <small>Religionswissenschaftliche, biographische Darstellung Aurobindos Philosophie unter Bezugnahme auf Aurobindos Potential zur Bewältigung aktueller Krisen. </small>
* [[Wilfried Huchzermeyer]]: ''Sri Aurobindo – Leben und Werk.'' edition sawitri, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-931172-29-9 <small>Aktuelle Biographie unter Einbeziehung der Auswertungen seines Yoga-Tagebuches, das erstmals 2001 als Buch (engl.) veröffentlicht wurde. Die Biographie legt explizit die Werke Aurobindos dar und setzt sie in den Kontext der Lebensabschnitte; Ergänzung durch 20 Seiten s/w- und Farbfotos, Aussagen Aurobindos über Deutschland, Zeugnisse über sein Wirken hinsichtlich Indien und Europa, Symbol-Erläuterung, Zeittafel, Glossar, Literatur (haupts. dt. Publ.), Internet-Adressen und Register. </small>
* [[Georges van Vrekhem]]: ''Über den Menschen hinaus – Leben und Werk von Sri Aurobindo und Mutter.'' Dt. Übers. v. Ellen Tessloff. Aquamarin Verlag, Grafing 2014, ISBN 978-3-89427-678-2 (engl. OA: ''Beyond Man – The Life and Work of Sri Aurobindo and The Mother'', HarperCollins Publishers India, New Delhi 1999, ISBN 81-7223-327-2). <small> Doppelbiographie auf der Basis der bis 1999 neu hinzugekommenen und freigegebenen Quellen. Leben und Werk werden in biographischem, politischem, philosophischem und yogischem Kontext gesehen. </small>
* Otto Wolff: ''Sri Aurobindo.'' Monographie, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1988 (Erstaufl. 1967), ISBN 3-499-50121-X <small>Grundlegende Darstellung innerhalb der Monographien-Reihe des Verlages mit Zitaten aus den Werken, Quellennachweisen, Zeittafel, Zeugnisse/Einschätzungen von Zeitgenossen, Bibliographie (Stand:1967) sowie Namenregister; der Band enthält ca. 70 s/w-Fotos und ist nur noch antiquarisch erhältlich (Stand: Februar 2024). </small>

'''Entwicklung des Menschen'''
* Wilfried Huchzermeyer: ''Der Übermensch bei Friedrich Nietzsche und Sri Aurobindo.''(Verlag Hinder und Deelmann) ISBN 3-87348-123-5 <small>'Der Übermensch’ bei Aurobindo spielt eine zentrale Rolle in seinem Werk. Der Begriff wird hier abgesetzt gegen die Vorstellungen Nietzsches.</small>
* Maggi Lidchi-Grassi: ''Das Licht, das in den Abgrund schien.'' Sri Aurobindo Ashram Press, 1994, ISBN 81-7058-517-1. <small>Darlegungen der Zielvorstellungen Aurobindos von der geistig-spirituellen Höherentwicklung des Menschen in der Konfrontation mit und vor dem Hintergrund der Nazi-Ideen eines 'Herrenmenschentums'. </small>
* Jürgen Axer: ''Integrale Erziehung – Ein pädagogisches Konzept auf der Grundlage der Philosophie Sri Aurobindos.'' Dissertation. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983, ISBN 3-8046-8621-4.
* [[Dilip Kumar Roy]], Indira Devi ''Der Weg der großen Yogis – ein autobiographischer Bericht.'' Wilhelm Heyne Verlag, München 1987, ISBN 3-453-02450-8.
* [[Hugo M. Enomiya-Lassalle]]: ''Am Morgen einer besseren Welt. Der Mensch im Durchbruch zu einem neuen Bewusstsein.'' Herder, Freiburg / Basel / Wien 1984, ISBN 3-451-08164-4 <small>(mit Bezug auf Sri Aurobindo und Auroville insbesondere S. 96 bis 115)</small>

'''Philosophie'''
* Andries Gustav Barnard: ''The Religious Philosophy of Consciousness of Sri Aurobindo.'' [https://uir.unisa.ac.za/bitstream/handle/10500/1993/thesis.pdf?sequence=1 Dissertation], University of South Africa 2005. (<small>Spiegelt die Theorie des Bewusstseins an den Philosophen [[Alfred North Whitehead]] und [[William James]]</small>)
* Wilfried Huchzermeyer: ''Sri Aurobindo und die europäische Philosophie.'' edition sawitri, Karlsruhe 2015, ISBN 978-3-931172-31-2 <small>(Vergleiche u.&nbsp;a. mit Platon, Schelling, Hegel, Bergson, Teilhard de Chardin und Gebser) </small>
* Eric M. Weiss: ''The Doctrine of the Subtle Worlds. Sri Aurobindo’s Cosmology, Modern Science and the Metaphysics of Alfred North Whitehead.'' [https://www.ericweiss.com/papers/pdf/THE%20DOCTRINE%20OF%20THE%20SUBTLE%20WORLDS.pdf Dissertation] (PDF; 1,3&nbsp;MB), California Institute of Integral Studies, San Francisco 2003 (<small>Sri Aurobindos Kosmologie und Whiteheads Theorie von Raum und Zeit werden mit modernen Weltbildern der Wissenschaften konfrontiert.</small>)
* Günter Rager: ''Sri Aurobindo. Philosophie der Person.'' [[Verlag Karl Alber]], Freiburg/München 2018, ISBN 978-3-495-48994-9.

'''[[Glossar]]'''
* ''Glossary of Terms in Sri Aurobindo’s Writings.'' 1. Auflage. Sri Aurobindo Ashram (Hrsg.), Puducherry 1978. <small> Sämtliche wichtigen Begriffe in Aurobindos Werk werden hier alphabetisch erläutert und z.&nbsp;T. durch Abschnittszitate in ihren Bezügen und Zusammenhängen verdeutlicht. </small>

== Weblinks ==
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{{Wikiquote|Aurobindo Ghose}}
{{Wikisource}}
* {{DNB-Portal|118505157}}
* {{DDB|Person|118505157}}
* [https://www.savitri.center/ Savitri - Sri Aurobindos großes spirituelles Epos] (deutsch und englisch)
* [https://www.evolutionsforschung.org/SA.htm Wichtige Werke]
* [http://www.aurobindo.de/Aurobindo/deutschland.html Aurobindo über Deutschland]
* [https://www.sriaurobindoashram.org/sriaurobindo/writings.php Aurobindos Bücher] (englisch, PDF)

== Quellen ==
<references />

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|ALTERNATIVNAMEN=অরবিন্দ ঘোষ (bengalisch); Sri Aurobindo; Arabinda Ghoṣ (Transliteration); Arabinda Ghosh (Transkription)
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Aktuelle Version vom 7. März 2025, 15:11 Uhr

Aurobindo Ghose (um 1900)
Unterschrift von Sri Aurobindo
Unterschrift von Sri Aurobindo

Aurobindo Ghose (bengalisch অরবিন্দ ঘোষ, Arabinda Ghoṣ, Arabinda Ghosh; * 15. August 1872 in Kolkata; † 5. Dezember 1950 in Puducherry) war ein indischer Politiker, Philosoph, Hindu-Mystiker, Yogi und Guru. Seine Briefe, Gedichte und philosophischen Schriften sind mit Sri Aurobindo unterschrieben und unter diesem Namen veröffentlicht. Er verbindet in seiner Person die humanistische Bildung und das Wissen des Westens mit den Weisheitslehren und spirituellen Traditionen Indiens.

Kindheit in Khulna, Darjiling und Manchester (1872–1884)

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Aurobindo mit seinem Vater K. D. Ghose, seiner Mutter Swarnalotta Devi und vier Geschwistern: von links nach rechts: Barin Ghose, Sarojini, Aurobindo und Manmohan Ghose. In England, ca. 1879.

Aurobindo Ghose wurde am 15. August 1872 in Kolkata (Kalkutta) geboren. Seine frühe Kindheit verlebte er in Khulna in Bengalen. Sein Vater Krishna Dhan Ghose war 1864 mit neunzehn Jahren mit der damals zwölfjährigen Swarnalata Bose verheiratet worden. Seine Eltern wurden nach den Riten des Brahmo Samaj, einer Reformbewegung des Hinduismus, getraut. Nach Aussage von Aurobindo war sein Vater aber Atheist. Er war durch seine anglisierte Geisteshaltung, gefördert durch einen zweijährigen Aufenthalt in England (1869–1871) zur Weiterbildung in Medizin, der bengalischen und indischen Kultur entfremdet. Folgerichtig versuchte er, seine Kinder von indischen Einflüssen fernzuhalten und ihnen eine ausschließlich europäische Ausbildung zu geben. So besuchten Aurobindo und seine Geschwister in den Jahren 1877–1879 zunächst die Loreto-Klosterschule in Darjiling. Aurobindo hatte vier Geschwister: zwei ältere Brüder, Benoy Bhushan und Mono Mohan, und eine jüngere Schwester mit Namen Sarojini; ein dritter Bruder, Barindra, wurde 1879 in Croydon in England geboren.

Laut Aurobindo hatte sein Vater, der sich wünschte, dass alle seine Söhne bedeutende Persönlichkeiten werden sollten, ihm in einer plötzlichen Inspiration den Namen Aurobindo gegeben, den bis dahin noch niemand in Indien oder der ganzen Welt erhalten hatte, damit er später unter den Großen der Welt einzigartig mit seinem Namen dastünde. Doch die Ironie der Welt wollte es, dass der Vater starb, bevor Aurobindo nach Indien zurückkehrte und die Bekanntheit seines Namens im Umfeld der indischen Freiheitsbemühungen zu einer häufigen Verwendung dieses Vornamens führte.[1]

Im Alter von sieben Jahren wurde Aurobindo 1879 mit seinen Brüdern nach England geschickt. Sie wohnten in Manchester bei dem Geistlichen William H. Drewett. Während seine Brüder zur Schule gingen, wurde er von Reverend Drewett in Englisch, Latein und Griechisch und von dessen Mutter, Mrs. Drewett, in Geschichte, Geografie, Arithmetik und Französisch unterrichtet.

Jugend in London (1884–1890)

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Aurobindos Wohnung in St. Stephen’s Avenue, London 1884–1887, mit blauem „English Heritage“-Schild.

1884 siedelten die Brüder unter der Obhut von Frau Drewett nach London um. Aurobindo besuchte dort fünf Jahre lang die St. Paul’s School in West Kensington. Die alte Frau Drewett war eine glühende Missionarin und versuchte die drei Jungen zum christlichen Glauben zu bekehren. Als dies nicht gelang, mussten sie ihr Haus verlassen. Es folgte nun eine Zeit bitterer Armut. Die Geldsendungen des Vaters, die nicht hoch waren und nur unregelmäßig eintrafen, reichten oft zum Leben kaum aus. Obwohl sie sparsam lebten, hatten sie oft nichts zu essen, ihre Kleidung war nicht warm genug für den Winter und die Wohnungen, in denen sie lebten, waren feucht und kalt. Trotz dieser äußeren Bedingungen entwickelte sich Aurobindo zu einem guten Schüler. Wenn er seine Hausaufgaben erledigt hatte, las er englische und französische Literatur, Werke über die Geschichte Europas und lernte Italienisch, etwas Deutsch und ein wenig Spanisch. Viel Zeit verwendete er auf seine eigenen Dichtungen. Er gewann Preise in Geschichte und Literatur.

Studium in Cambridge (1890–1892)

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Aurobindo erhielt von der St. Paul’s School ein Stipendium von 80 Pfund jährlich, das ihm den Besuch des King’s College in Cambridge ermöglichte. Wegen der oft fehlenden Geldzuwendungen vonseiten seines Vaters war auch diese Zeit äußerlich von großer Armut geprägt. Wie seine Zeugnisse bestätigten, betrieb Aurobindo dennoch seine akademischen Studien mit regem Interesse und großen Erfolgen. So erhielt er zahlreiche Preise und einer seiner Professoren bezeichnete ihn als „einen brillanten jungen Altphilologen“.

Nach Abschluss seiner Studien sollte er auf Wunsch seines Vaters die Beamtenlaufbahn einschlagen. Durch Kontakte mit der Familie des Gouverneurs von Bengalen hatte der Vater bereits eine gute Stelle für seinen Sohn im Arrah-Distrikt ausfindig gemacht.

Der Sohn legte dem Vater zuliebe die Aufnahmeprüfung für die Beamtenlaufbahn ab. Später jedoch verabscheute er eine entsprechende Tätigkeit. So kam es, dass er, trotz guter Noten in den schriftlichen Prüfungen, dem Test im Reiten immer wieder auswich, bis Lord Kimberley ihn schließlich als Kandidat für den indischen Staatsdienst disqualifizierte.

Zu dieser Entscheidung trug sicher auch die Tatsache bei, dass Aurobindo keineswegs wie sein Vater von England begeistert war. Er war tief berührt worden von englischer und westlicher Literatur, von Philosophie und Geschichtsschreibung, aber nicht von den Menschen, denen er begegnete. Als Mitglied und zeitweilig als Sekretär der „Indischen Majlis“, eines nationalen Studentenverbandes, hielt er revolutionäre Reden, die mit dazu beitrugen, dass er vom Staatsdienst ausgeschlossen wurde.

1893 kehrte er nach Indien zurück. Vierzehn seiner einundzwanzig Jahre hatte der junge Aurobindo in England verbracht. Sein Vater verstarb kurz vor der Ankunft des Schiffes an Herzversagen.

Berufliche und politische Aktivitäten (1893–1908)

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Aurobindo Ghose präsidiert bei einem Treffen der Nationalisten 1907; Tilak spricht.

Da Aurobindo nicht zum englischen Staatsdienst in Indien zugelassen war, vermittelte ein wohlgesinnter Verwandter des Gouverneurs von Bengalen ihm einen Posten in der Verwaltung des Fürstenstaats Baroda. Hier war er zunächst in der Abteilung für Briefmarken, Steuern und Post zuständig, bevor er auf eigenen Wunsch 1900 zum Professor für Englisch und Englische Literatur am Baroda College ernannt wurde. Er wurde schließlich Vice-Principal (stellvertretender Rektor) dieser Einrichtung. Daneben war Aurobindo Sekretär und Redenschreiber des Maharadschas. In Baroda lernte er Sanskrit und verschiedene andere indische Sprachen, besonders Marathi, Gujarati und seine Muttersprache Bengalisch.

Während der Baroda-Zeit, im April 1901, heiratete Aurobindo Ghose Mrinalini Bose, die 1918 einen frühen Tod starb.

1906 verließ Aurobindo Baroda und ging als Vorstand des neu gegründeten „Nationalen Bengalischen College“ nach Kolkata. Ebenfalls 1906 begann Aurobindo mit der Herausgabe des Journals „Bande Mataram“, das zum Sprachrohr der „Nationalist Party“ wurde. Er wollte die Idee der Unabhängigkeit im Denken seiner Landsleute festigen und gleichzeitig eine Partei und schließlich die ganze Nation zu intensiver und organisierter politischer Aktivität bewegen, die zur Verwirklichung dieses Ideals führen sollte. Aurobindos erstes Anliegen in dem Journal war, die vollständige Unabhängigkeit Indiens als politisches Ziel offen und nachhaltig zu propagieren; er war der erste Politiker in Indien, der den Mut aufbrachte, dies öffentlich zu tun. Diese Tätigkeit als Herausgeber von Bande Mataram brachte ihn ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Von da an war er, was er faktisch schon eine Zeit lang gewesen war, der prominenteste Führer der Partei.

Während dieser Zeit politischer Aktivität wandte sich Aurobindo verstärkt der Ausübung und dem Studium der indischen Yoga-Lehren und Yoga-Übungen zu. Eine entscheidende Entwicklung nahmen diese Bemühungen, als er im Dezember 1907 mit dem Guru Vishnu Bhaskar Lele aus Maharashtra zusammentraf. Durch dessen Hilfe vertieften sich seine Kenntnisse und Erfahrungen der Yoga-Inhalte so sehr, dass er fortan seiner eigenen Idee der Yoga-Entwicklung folgte.

Nachdem Aurobindo 1908 unter der Anklage der Aufwiegelung ins Gefängnis gekommen war, schrieb Rabindranath Tagore ein Gedicht, in dem er Aurobindo als einen vom Himmel entsandten Befreier pries:

Vor dir, o Aurobindo, neigt Rabindranath sich tief!
O Freund, Freund meiner Heimat, aus dem Indien’s Seele rief,
In dir verkörpert und befreit. Dein Los ist nicht gekrönt
Von trägem Ruhm. Bequemlichkeit und Lohn hast du verpönt,
Das mut'ge Herz, auf dornenreichen Pfaden aufwärts steigend;
Vor deren Flamme die Nachlässigkeit, beschämt sich neigend,
Das Haupt dem Strahlenglanze niederbeugt, und wo der Tod
Die Furcht vergißt …

Konversion zum Yogi in Alipur (1908–1909)

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Seine endgültige Konversion vom aktiven Nationalisten zum Hindu-Weisen und Seher geschah während des einen Jahres, in dem er im Gefängnis in Alipur bei Kalkutta inhaftiert war. Aurobindo hatte seinen Yoga 1904 ohne einen Guru begonnen; 1908 hatte er eine bedeutende Hilfe von einem Mahratta Yogi erhalten und die Grundlagen seiner eigenen Sadhana entdeckt. Er meditierte im Gefängnis inmitten von Lärm und Geschrei abseits und in Stille und ohne, dass irgendeiner der übrigen Gefangenen daran teilnahm. Er hatte die Bhagavad Gita und die Upanischaden bei sich; er praktizierte den Yoga der Gita und meditierte mithilfe der Upanischaden. Dies waren die einzigen Bücher, in denen er Anleitung und Führung fand. Dies brachte ihn zu folgender Aussage über das Wesen der Hindu-Religion: „Das ist die Religion, die zum Heil der Menschheit in der Abgeschlossenheit dieses Landes seit alters wertgehalten worden ist. Diese Religion zu vermitteln, dazu erhebt sich Indien. Indien erhebt sich nicht, wie andere Länder es tun, um seiner selbst willen oder um die Schwachen niederzutreten, wenn es stark geworden ist. Indien erhebt sich, um das ewige Licht, das ihm anvertraut ist, über die Welt auszubreiten.“

Der seiner Untersuchungshaft in einer Einzelzelle folgende Prozess war eines der bedeutendsten Verfahren für die indische nationale Bewegung. 49 Personen waren angeklagt und 206 Zeugen geladen, 400 Dokumente wurden zu den Akten genommen und 5.000 Beweisstücke vorgelegt, einschließlich Bomben und Revolver. Der englische Richter C. B. Beechcroft war wie Aurobindo Student in Cambridge gewesen. Die Strafverteidigung Aurobindos wurde von Chittaranjan Das übernommen. Der Prozess dauerte ein volles Jahr. Aurobindo wurde als einziger Angeklagter am 6. Mai 1909 freigesprochen.

Ashram in Pondicherry (1910–1945)

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Als Herausgeber des Karmayogin war er den Behörden ein „Dorn im Auge“. Um der drohenden Verhaftung zu entgehen, verließ er Britisch-Indien auf einem Schiff und gelangte zunächst nach Chandannagar in Französisch-Indien; dann nach Pondicherry in Südindien, das er am 4. April 1910 an Bord der Dupleix erreichte. Hier entwickelte er den „Integralen Yoga“ (Integral = umfassend; Yoga = Bewusstseinsentwicklung) im Sinne einer modernen, zukunftsweisenden, umfassenden Bewusstseinsentwicklung.

Im Jahr 1914 kamen Mirra Alfassa und ihr Ehemann Paul Richard nach Pondicherry. Auf dessen Idee hin brachte er die philosophische Zeitschrift Arya heraus, in der er bis 1920 die meisten seiner Hauptwerke zum ersten Mal veröffentlichte.[2] Die letzte Ausgabe des Arya erschien am 15. Januar 1921. In dieser Zeit begann er, seine Briefe und Artikel mit „Sri Aurobindo“ zu unterzeichnen. 1920 – nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Japan – kam Mirra Alfassa zu Aurobindo nach Pondicherry zurück und blieb für den Rest ihres Lebens dort. Sie leitete den Haushalt, der sich um Sri Aurobindo gebildet hatte und ab 24. November 1926 Sri Aurobindo Ashram genannt wurde. An diesem Tag hatte sich für Sri Aurobindo – nach seiner eigenen Aussage – die Bewusstseinsebene des Overmind (Übermentals) (siehe Abschnitt: Lehre, Methode, Bewusstseinsebenen) verwirklicht. Der Tag wurde fortan „Siddhi Day“ genannt. Der Ashram zählte zu dieser Zeit nicht mehr als 24 Schüler. Aurobindo entschied im Dezember des gleichen Jahres, sich gänzlich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Er übertrug die volle Verantwortung für den Ashram auf Mirra Alfassa, die er mit der Göttlichen Mutter identifizierte. 1927 zogen Sri Aurobindo und „Die Mutter“ in die Rue Francois Martin, wo sie für die restliche Zeit ihres Lebens blieben. Im Jahr 1928 zählte der Ashram rund 80 Mitglieder, davon nur wenige Kinder. Seit 1926 beantwortete Sri Aurobindo die Fragen seiner Schüler in einer ausführlichen Korrespondenz. 1928 erfolgte die Herausgabe des Buches The Mother (Die Mutter); 1933 die Veröffentlichung von The Riddle of the World (Das Rätsel dieser Welt), eine Auswahl aus den Briefen. Im Jahre 1938 verletzte sich Aurobindo bei einem Sturz sein rechtes Bein. Der regelmäßige Briefwechsel mit vielen Yogaschülern fand ein Ende. Erst ab 1940 stieg die Zahl der Einwohner wieder merklich an und es wurden auch immer mehr Eltern mit Kindern aufgenommen. Am 2. Dezember 1943 wurde die Ashram-Schule gegründet.

Einsatz für die Alliierten (1939–1945)

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Während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs wandten sich Aurobindo und Mirra Alfassa entschieden gegen Hitler und den Nationalsozialismus, hinter denen sie zutiefst unmenschliche Kräfte und die Mächte des Bösen sahen, „deren Sieg die Versklavung der Menschheit an die Tyrannei des Bösen bedeutet hätte und einen Rückschritt auf dem Weg der Evolution, und besonders der spirituellen Evolution der Menschheit, der nicht nur zur Versklavung Europas, sondern auch von Asien und damit von Indien führen würde …“ Sri Aurobindo erklärte öffentlich, auf der Seite der Alliierten zu stehen. Im Gegensatz zu vielen anderen ließ er sich von der Person Adolf Hitler nicht täuschen. Er sagte in einem Gespräch zu seinen Schülern: „Menschen wie Hitler können sich nicht ändern, man muss sie ins Jenseits befördern. Es gibt keine Chance, dass sie sich in diesem Leben ändern...“ Diese Aussage wurde am 8. Januar 1939 in Puranis Abendgesprächen aufgezeichnet. Er nannte den Zweiten Weltkrieg den „Krieg der Mutter“, und trotz der angespannten finanziellen Lage in ihrem Ashram steuerten sie großzügig zu den verschiedenen Kriegsfonds bei (10.000 Französische Francs waren zu jener Zeit eine äußerst freigiebige Geste) – all dies im Angesicht militanter antibritischer Gefühle in ganz Indien und sogar im Ashram. Er ermutigte Ratsuchende in die Armee einzutreten oder sich auf andere Weise für den Krieg einzusetzen.[3] An einen seiner Schüler, der sein Mitkämpfer für die Unabhängigkeit Indiens gewesen war, schrieb er: "Ich betone noch einmal mit allem Nachdruck, dass dies der Krieg Der Mutter ist. Du solltest ihn nicht als einen Kampf einzelner Nationen gegeneinander betrachten...es ist ein Kampf für ein Ideal, das sich auf Erden im Leben der Menschheit etablieren muss, für eine Wahrheit, die sich erst noch voll verwirklichen muss, und gegen eine Dunkelheit und Falschheit, die versuchen, in der unmittelbaren Zukunft die Erde und die Menschen zu überwältigen. Man muss die Kräfte, die hinter der Schlacht stehen, sehen, und nicht diesen oder jenen oberflächlichen Umstand. ... Es kann nicht den kleinsten Zweifel daran geben, dass wenn die eine Seite gewinnt, all solche Freiheit und Hoffnung auf Licht und Wahrheit ein Ende finden wird, und das Werk, das zu tun ist, würde Bedingungen unterworfen werden, die es menschlich unmöglich machen würden; Falschheit und Dunkelheit werden regieren, eine grausame Unterdrückung und Erniedrigung des größten Teils der Menschenrasse, so wie sie sich die Menschen in diesem Land nicht erträumen, und wie sie sich überhaupt nicht vorstellen können.[4] Seit dem Zeitpunkt der Schlacht von Dünkirchen, als jedermann den sofortigen Fall Englands erwartete, stellte er im Stillen seine spirituelle Kraft den Alliierten zur Verfügung. Er erklärte: „Gewiss meine Kraft ist nicht auf den Ashram und seine Verhältnisse begrenzt. Wie du weißt, wird sie zum großen Teil dazu verwendet, der richtigen Entwicklung des Krieges und dem Wandel in der menschlichen Welt zu helfen. Sie wird auch für individuelle Zwecke außerhalb des Bereiches des Ashram und der Yogapraxis eingesetzt; doch wird dies natürlich stillschweigend getan und hauptsächlich durch ein spirituelles Wirken.“[5]

Unabhängigkeit Indiens (15. August 1947)

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Auszüge aus einer Radio-Botschaft, die Sri Aurobindo am Vorabend der Befreiung Indiens und seines 75. Geburtstages über die All India-Station Trichinopoly gab:

„Der 15. August 1947 ist der Geburtstag des freien Indiens. … Der 15. August ist auch mein eigener Geburtstag. Es erfüllt mich natürlich mit Freude, dass dieser Tag eine so weite Bedeutung erlangt hat. Ich fasse dieses Zusammentreffen nicht als Zufall auf. … Ich kann heute wahrnehmen, wie sich fast alle Bemühungen der Welt, von denen ich gehofft hatte, dass sie noch zu meinen Lebzeiten erfolgreich sein würden, ihrer Vollendung nähern oder auf dem Wege dorthin sind, auch wenn sie damals wie unerfüllbare Träume ausgesehen haben. …

In all diesen Entwicklungen kann das freie Indien wahrhaftig eine große Rolle spielen und eine führende Stellung einnehmen. In meinem ersten Traum sah ich eine revolutionäre Entwicklung, die ein freies und geeintes Indien schaffen sollte. Heute ist Indien zwar frei, aber es hat seine Einheit nicht erlangt. …die Trennung muss verschwinden, die Einheit muss und wird zustande kommen! …

Mein anderer Traum galt dem Wiederaufstieg und der Befreiung der Völker Asiens… Hier braucht nur noch wenig getan zu werden; und das wird heute oder morgen geschehen. …

Mein dritter Traum zeigte mir eine Welt-Vereinigung, die die äußere Grundlage für ein gerechteres, glücklicheres und edleres Leben für die gesamte Menschheit bilden soll. Diese Vereinigung der Menschheit ist auf dem Wege. …

Ein weiterer Traum hat bereits begonnen praktisch Gestalt anzunehmen. Indiens Spiritualität dringt in Europa und Amerika in zunehmendem Maße vor. Diese Bewegung wird weiter wachsen. …

Meine letzte Vision beinhaltet eine Stufe in der Evolution, welche den Menschen zu einem höheren und umfassenderen Bewusstsein erhebt und so die Lösung der Probleme einleitet, welche den Menschen bedrängen und gequält haben, seitdem er zu denken begann… .“

Die Zeit nach 1945

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Sri Aurobindo sah es als seine Aufgabe an, das „Supramentale“[6] in das Erdbewusstsein herabzubringen oder diese Herabkunft zumindest zu ermöglichen. Nach 1945 entwickelten Aurobindo und Mirra Alfassa Pläne für eine internationale Sri-Aurobindo-Universität und konzipierten das Modell einer zukunftsorientierten Stadt geistiger Freiheit, die eine Heimat für Menschen aus aller Welt sein sollte, die ein Leben des Friedens und der bewussten Selbstentwicklung führen wollen. An Sri Aurobindos 75. Geburtstag, am 15. August 1947, erlangte Indien die Unabhängigkeit. Aurobindo verstarb am 5. Dezember 1950 nach kurzer Krankheit. Die Beisetzung seines Körpers im Hof des Ashrams erfolgte am 9. Dezember. Zu dieser Zeit lebten im Ashram ca. 800 Menschen. Am 29. Februar 1956, dem „Goldenen Tag“, hatte Mirra Alfassa nach eigenen Berichten während einer Meditation auf dem Ashram-Sportplatz eine innere Erfahrung, welche für sie das Ereignis der „Supramentalen Manifestation auf Erden“ symbolisierte. In dieser Vision sah sie, wie sie einem massiven goldenen Tor gegenüberstand, das die Welt vom Göttlichen trennte. Dann zertrümmerte sie das Tor mit einem einzigen Schlag, woraufhin das supramentale Licht und die supramentale Kraft in einem beständigen Fluss auf die Erde herabströmten.[7] Mirra Alfassa stellte jedoch klar, dass es weiterhin große Widerstände in der Welt gebe und dass daher künftig keine plötzlichen Wunder zu erwarten seien, aber doch ein beschleunigter und stabilisierter evolutionärer Prozess möglich sei.

Philosophische und spirituelle Werke

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Auf Anregung von Paul Richard begann Sri Aurobindo 1914 die philosophische Zeitschrift Arya herauszugeben. In dieser 64 Seiten starken Monatszeitschrift veröffentlichte er die nächsten sechs Jahre die meisten seiner bedeutenden Werke in Folgen. Diese Werke sind: The Life Divine (Das Göttliche Leben), The Synthesis of Yoga (Synthese des Yoga), Essays on the Gita (Essays über die Gita), The Secret of The Veda (Das Geheimnis des Veda), Hymns to the Mystic Fire, The Upanishads, The Foundations of Indian Culture (Die Grundlagen der Indischen Kultur), War and Self-determination (Heraklit; Krieg und Selbstbestimmung), The Human Cycle (Zyklus der menschlichen Entwicklung), The Ideal of Human Unity (Das Ideal einer geeinten Menschheit) und The Future Poetry (Die Dichtung der Zukunft). Bevor sie in Buchform erschienen, wurden einige dieser Titel von Sri Aurobindo überarbeitet.

Nach dieser intensiven Arbeitsphase gab es außer einigen Gedichten und Aufsätzen nur noch ein literarisches Werk, sein rund 24.000 Verse beziehungsweise Zeilen umfassendes, episches Gedicht Savitri, an dem er bis zu seinem Lebensende arbeitete und das weltweit als umfangreichstes episches Werk in englischer Sprache gilt. Viele Äußerungen Sri Aurobindos machen deutlich, dass er „Savitri“ für sein wichtigstes Werk hielt. Nirodbaran hat in seinem Buch „Zwölf Jahre mit Sri Aurobindo“ ausführlich die Entstehungsgeschichte des Epos beschrieben und dargelegt, wie Sri Aurobindo den Text mit viel Zeitaufwand immer neu redigiert und verbessert hat.

Auch die Mutter sah „Savitri“ als seine bedeutendste literarische Schöpfung an. Sie sagte: „Lies ein paar Zeilen, und das genügt, um einen Kontakt mit deinem innersten Wesen herzustellen… Sri Aurobindo hat das ganze Weltall in ein einziges Buch gepackt. Alles ist darin, Mystik, Okkultismus, Philosophie, die Geschichte der Evolution, die des Menschen, der Götter, der Schöpfung, der Natur, wie die Welt geschaffen wurde, warum, zu welcher Bestimmung. Alle Geheimnisse, die der Mensch besitzt, und auch alle, die in der Zukunft auf ihn warten, sind in den Tiefen von Savitri zu finden....“[8]

Das zugrundeliegende Motiv des Epos ist eine gleichnamige Legende aus dem Mahabharata: Die Prinzessin Savitri heiratet den Prinzen Satyavan, obwohl der Götterbote Narada ihr sagt, dass ihr Gemahl in genau einem Jahr sterben werde. Als der Zeitpunkt gekommen ist und der Todesgott Yama erscheint, fordert Savitri ihn in einem mutigen Dialog heraus und erreicht schließlich, dass Yama Satyavans Seele wieder freigibt.

Sri Aurobindo greift diese Legende auf und unterlegt sie als Grundmotiv seinem Epos, welches in großen Teilen eine Beschreibung seiner eigenen spirituellen Erfahrungen darstellt und in dichterischer Form sein Anliegen einer Transformation des Lebens behandelt. Im Verlaufe dieser Transformation sollen, nach seiner Vision, die Kräfte der Unwissenheit und des Todes überwunden und in Kräfte des Lichts und des Lebens verwandelt werden. Aber Sri Aurobindo spricht in dem Epos auch viele weitere Themen an aus dem Bereich von Religion, Mythologie, Geschichte, Philosophie und traditionellen Yoga-Wegen.

„Savitri“ wurde in Blankvers geschrieben, d. h. ohne Reim, aber mit einem bestimmten „mantrischen“ Rhythmus, wie Sri Aurobindo es nannte. Es liegen drei vollständige deutsche Übersetzungen des teils sehr schwierigen englischen Originaltextes vor, von Peter Steiger (1975 / 2005), Heinz Kappes (1985), und Wilfried Huchzermeyer (in 2 Bänden, 2021/22).[9]

Korrespondenz: Briefe über Yoga

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Die beschränkte Korrespondenz, die Sri Aurobindo nach 1926 mit seinen Jüngern aufgenommen hatte, nimmt während des Zeitraumes von 1930 bis 38 sehr großen Umfang an. Die meisten dieser mehr als tausend Briefe wurden später in drei Bänden, genannt Letters on Yoga (deutsch: Briefe über Yoga, vier Bände), veröffentlicht. Der Briefwechsel mit seinem Schüler Nirodbaran aus den Jahren 1930 bis 1938 wurde von diesem in einem eigenen Buch veröffentlicht. Zahlreiche Auszüge aus Briefen Aurobindos finden sich auch in den Werken von Dilip Kumar Roy.

Glossarium zum Verständnis der Fachbegriffe

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Sri Aurobindo hat fast all seine Werke in englischer Sprache verfasst. Während der Zeit seiner politischen Tätigkeit schrieb er auch eine Reihe von Artikeln in Bengali, hinzu kommen einige wenige Texte auf Sanskrit. Seine englischen Werke enthalten zahlreiche Sanskrit-Begriffe und Sanskrit-Zitate (insbesondere aus der Bhagavad Gita), zu deren Erklärung der Sri Aurobindo Ashram 1978 ein Glossar („Glossary of Terms in Sri Aurobindo’s Writings“) herausgab.

Übersetzungen der Hauptwerke

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Seine Hauptwerke wurden später in viele Sprachen übersetzt, in indische Sprachen wie Hindi, Bengali, Oriya, Gujarati, Marathi, Sanskrit, Tamil, Telugu, Kannada und Malayalam, aber auch in Französisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch, Spanisch, Chinesisch, Portugiesisch, Slowenisch und Russisch. Viele seiner Arbeiten sind auch online in russischer Übersetzung erhältlich. Für den deutschsprachigen Raum sind seit 1972 die englischen Hauptschriften Sri Aurobindos nach und nach (beginnend mit „Die Synthese des Yoga“) durch den 1988 verstorbenen früheren Leiter des deutschsprachigen Zweigs der Internationalen Sri-Aurobindo-Gesellschaft, den Pfarrer i. R. Heinz Kappes, Karlsruhe, ins Deutsche übersetzt und in Zusammenarbeit mit dem Verlag Hinder + Deelmann, Bellnhausen über Gladenbach (Hessen), in Buchform publiziert worden.

„Alles Leben ist Yoga“, ist einer der zentralen Sätze Sri Aurobindos. Demzufolge berühren seine Aussagen, die in den Briefen an seine Schüler zu finden sind, alle Bereiche des Lebens. Seine literarischen Werke umfassen die vier großen Bereiche:
Yoga und Philosophie,
Indische Literatur,
Literatur, Kunst, Kultur, Erziehung usw.
Soziale und Politische Themen.
Als seine persönliche Aufgabe sah er es an, eine bisher „verschlossene Tür zu öffnen“ und ein Bewusstsein in der Natur der Erde erfahrbar zu machen, welches er das Supramentale Bewusstsein nannte.

Überschreitung bisheriger Grenzen

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Aurobindos Lehre geht – nach seiner eigenen Aussage – über das Wissen der Vergangenheit hinaus. In seinen Anfängen war Aurobindo vor allem durch die Bhagavad Gita beeinflusst.[10] Zu einem späteren Zeitpunkt analysierte und kommentierte er die Bhagavad Gita, die Upanishaden und den Veda. So sehr er auch die spirituelle Vergangenheit von Indien schätzte, erkannte er doch, dass spirituelles Wissen niemals für alle Zeiten festgelegt sein kann. Die geistige Entwicklung der Menschheit sah er als einen fortdauernden Prozess an. Er begründete diese Aussage mit der Bemerkung, dass die Entdeckung der Wahrheit ein unendlicher Vorgang sei, der es notwendig mache, dass Personen zu allen Zeiten unterschiedliche Erkenntnisse haben. Sri Aurobindo verstand es als seine Aufgabe, der Menschheit einen neuen Weg aufzuzeigen. Ziel seiner eigenen Entwicklung war es, das Supramentale Bewusstsein für den Menschen erreichbar zu machen (siehe: Bewusstseinsebenen). Er selbst sagte, dass er das Wesentliche der alten Yoga-Wege in seine Lehre aufgenommen habe, sein Standpunkt, seine Ziele und die Ganzheit seiner Methode aber neu seien. Christliche Gottesvorstellungen nehmen in der Lehre Aurobindos nur einen geringen Platz ein.

Was ist das Supramentale Bewusstsein ?

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In seinem Hauptwerk The Life Divine, das 1939 und 1940 in Buchform herausgegeben wurde und zuerst in der Zeitschrift Arya zwischen 1914 und 1919 erschienen war, schreibt er hierzu, dass der Höchste Spirit, das satccidananda Brahmans eine zeit- und raumlose Seligkeit darstelle.
Der Kosmos sei jedoch eine Ausdehnung in Zeit und Raum und eine Bewegung, Ausarbeitung und Entfaltung von Beziehungen und Möglichkeiten durch Kausalität. Der wahre Name für diese Kausalität ist Göttliches Gesetz. Das Wesentliche dieses Gesetzes ist eine unbeirrbare Selbst-Entfaltung der Wahrheit der Sache, die als Idee im wahren Wesen dessen enthalten ist, was entwickelt wird.[11]
Diese bewusste Kraft könne nicht das Mental sein, denn dieses lenke und bestimme dieses Gesetz nicht.
Außerdem muss dieser Wissens-Wille, der alles zur Entwicklung bringt, im Besitz der Einheit der Dinge sein und aus ihr deren Vielfalt manifestieren. Das Mental aber ist nicht im Besitz jener Einheit.[12]
Er führt weiter aus, dass dieses Verbindungsglied zwischen dem Unbeweglichen Höchsten Sein und dem Kosmos existieren müsse:
Wir nennen es das Supramentale oder das Wahrheitsbewusstsein, weil es ein der Mentalität übergeordnetes Prinzip ist und in der fundamentalen Wahrheit und in der Einheit der Dinge…existiert, handelt und vorwärtsgeht. Die Existenz des Supramentals ist eine logische Notwendigkeit.[13]

Eine radikal monistische Lehre

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Die Lehre Sri Aurobindos ist monistisch. Er stimmt dabei mit den alten Lehren des Hinduismus überein, dass es ein Sein gibt, das raum- und zeitlos ist (welches Sein-Bewusstsein-Glückseligkeit oder Brahman genannt wird). Er führt dann – und dies ist neu – aus, dass es ein Supramentales Bewusstsein geben muss, das von diesem stammt und in Raum und Zeit wirke. Dieses Bewusstsein habe in sich selbst drei Grundformen:
Die erste begründet die unveränderliche Einheit der Dinge. Die zweite modifiziert diese Einheit, um die Manifestation der Vielen im Einen und des Einen in Vielen zu fördern und zu erhalten. Die dritte modifiziert es noch weiter, um die Evolution einer unterschiedlichen Individualität zu unterstützen, die in uns, durch das Wirken der Unwissenheit, auf einer niederen Ebene zur Illusion des gesonderten Ichs wird.[14]

Das Eine und die Entwicklung der Welt

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Gemäß Sri Aurobindo ist der Kosmos aus dem Einen entstanden und wird in allumfassender und durchdringender Weise von ihm regiert.
Das ist also die Natur des Göttlichen Bewusstseins, das in sich selbst alle Dinge durch eine Bewegung seiner bewussten Kraft erschafft und ihre Entwicklung durch Selbst-Evolution mittels eines eingeborenen Wissens-Willens der Wahrheit des Seins oder der Real-Idee regiert, die jene gebildet hat. Das Wesen, das auf diese Weise um sich selbst weiß, nennen wir Gott. Offensichtlich muss Er allgegenwärtig, allwissend und allmächtig sein[15]
Außerhalb dieses Bewusstseins kann sonst nichts existieren:
Gegen sie kann kein anderer Wille, keine andere Kraft und kein anderes Bewusstsein von außen oder innen her Widerspruch erheben, denn es gibt kein Bewusstsein und keine Kraft, die außerhalb von dem Einen wäre, und alle Energien und Gestaltungen von Wissen in ihm sind nichts anderes als das Eine.[16]

Die Realität der phänomenalen Welt

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Die phänomenale Welt, die der Mensch täglich erlebt, sei eine Selbstmanifestation des Ewigen; sie sei nicht so sehr Maya, eine Scheinwelt oder ein Trugbild, dem ein höher zu bewertendes Nirvana gegenüberstehe, sondern sie sei real, wiewohl sie jedoch nicht die gesamte Realität umfasse.
In einem Brief an einen Schüler schreibt er: „Doch wenn wir die Welt sehen, wie sie wirklich ist, eine teilweise und sich entwickelnde Manifestation des Brahman, dann kann sie nicht länger als Illusion beschrieben werden, sondern vielmehr als das Spiel, die Lila (Hinduismus). Er aber ist mehr als sein Spiel; Er ist in ihm und es ist in Ihm; es ist keine Illusion.“[17]

→   Hauptartikel mit zugehöriger, weiterführender Literatur:   Integraler Yoga

Der integrale Yoga ist die praktische Anwendung von Aurobindos Philosophie. Es handelt sich jedoch nicht um eine Form des Yoga mit fest definierten Übungen wie z. B. im Hatha Yoga. Wesentlicher als Asanas ist nach Aurobindo die vollkommene Hingabe, in der der Übende oder Sadhak alle seine Handlungen, Worte und Gedanken dem Göttlichen widmet. Dieser Yoga heißt integral, weil die traditionellen Disziplinen Jnana Yoga, Karma-Yoga und Bhakti Yoga miteinander verknüpft werden.[18] Integral sei er aber auch deshalb, weil er die Welt nicht ablehnt oder überwinden will, sondern sie mit dem Göttlichen zu durchdringen sucht. Dazu müssen alle Wesensteile des Menschen umgewandelt und von der göttlichen Shakti erfüllt werden.

  • Bei den folgenden Wesensteilen werden jeweils ein äußerer und ein innerer, eigentlicher Bereich unterschieden, der hinter dem äußeren und diesem zugrunde liegt:[19]
  • Physis,
  • Vitale Ebene,
  • Mentale Ebene.

Über und hinter diesen Ebenen steht nach Aurobindo das „Zentrale Wesen“, der Antaratman. In seinem Aspekt als ewiges Selbst, über den drei Ebenen stehend, wird er Jivatman genannt. Hinter Mental, Leben und Körper stehend und deren Evolution fördernd, wird er als psychisches Wesen bezeichnet.

  • Die dreifache Anstrengung zur Transformation des Menschen äußert sich in:
  • Streben nach dem Göttlichen ohne Vorbedingungen,
  • Zurückweisung von Ideen, Vorlieben usw.,
  • Hingabe an das Göttliche.

Letztlich kann nur das Göttliche selbst diese Umwandlung bewirken, was ein Zurücktreten des Individuums voraussetzt.

  • Die dreifache Wandlung ist:
  • die psychische Transformation,
  • die spirituelle Transformation,
  • die supramentale Transformation.

Nur mit letzterer könne die vollständige Transformation von Körper, Leben und Geist beginnen.

Die Bewusstseinsebenen: in Aurobindos Stufenmodell gibt es verschiedene geistige Ebenen:

  • das normale Mental, das höhere Mental, das erleuchtete Mental, das intuitive Mental
  • das Übermental (Overmind)
  • das Supramental, das alles in einer einzigen Vision und zugleich den Blickwinkel jeder einzelnen Sache sieht; auf diese Weise soll es das Göttliche auf neue Art mit seiner Schöpfung verbinden.

Chakren oder Zentren: die zentralen Begriffe in Aurobindos yogischer Psychologie lassen sich zum traditionellen Chakra-System des Tantra in Beziehung setzen. Aurobindos Yoga unterscheidet sich jedoch dadurch, dass sein Weg – etwas verallgemeinert – von oben nach unten die Chakren langsam entwickelt, und nicht von unten nach oben wie im klassischen Kundalini-Yoga.

Die Psychische Transformation: nach Aurobindo steht die Seele (das Psychische Wesen) hinter der Persönlichkeit des Menschen. Sie ist der Träger von Körper, Leben und Mental. Es ist deshalb die Aufgabe des Sadhaks, die Kräfte des Körpers, des Vitalen und Mentalen unter den seelischen Einfluss zu bringen und nach und nach sich immer mehr dem Psychischen Wesen zu überantworten.

Die Bedeutung der Tat: Sri Aurobindo fordert in seinem Yoga ein Tätigsein für den Ishvara, den Herrn der Schöpfung, in der Welt. Die Tat soll ohne Anhaften an den Erfolg und in vollkommener Gelassenheit erfolgen. In einer letzten Stufe sollen die Handlungen des Sadhak ganz und gar den göttlichen Willen ausdrücken.

Evolution des Bewusstseins

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Nach Aurobindo soll das jetzige, mentale Bewusstsein der Menschheit nicht die letzte Stufe der Evolution sein. Ähnlich wie in der Vergangenheit über das vitale Bewusstsein des Tieres hinaus das mentale Bewusstsein durch den Menschen in der Evolution auftauchte, soll in der Zukunft ein nunmehr das mentale Bewusstsein des Menschen überschreitendes, neues Bewusstsein möglich sein, das er als Wahrheitsbewusstsein oder Supramentales Bewusstsein bezeichnete. Er sah es als seine eigentliche Lebensaufgabe an, dieses Supramentale Bewusstsein zur Erde herabzubringen oder wenigstens für die Zukunft zu ermöglichen.[20]

Das Supramental stellt laut Aurobindo einen Bereich zwischen der höheren Triade, Sat – Chit – Ananda (‚Sein‘ – ‚Bewusstsein‘ – ‚Seligkeit‘), die Kennzeichen des Brahman sind, und der niederen Triade, Mental – Vital – Physis (‚Geist‘ – ‚Leben, Emotionen‘ – ‚Körper‘) dar.
Das Supramental soll alle Gegensätze in sich vereinen und ein inneres Wissen um alle Dinge besitzen. Aurobindo postuliert eine Supramentalisierung allen Lebens auf der Erde, die die nächste Stufe der Evolution darstelle. Das Supramental würde sich seine eigenen Instrumente im Menschen und auf der Welt schaffen, doch dafür sei ein Streben des Menschen zum Göttlichen hin notwendig. Die Konzeption eines geeigneten Instrumentes auf der Ebene des Menschen bezeichnete Aurobindo als Übermensch.

Der Übermensch bei Aurobindo

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Zukünftiger Träger und Instrument eines dem Supramental geöffneten Bewusstseins nach Aurobindo soll der „Übermensch“ sein, der mittels des Superminds als individualisiertes supramentales Bewusstsein der über dem Mental liegenden supramentalen Bewusstseinssphäre Ausdruck verleiht. In seiner Zeitschrift Arya veröffentlichte Aurobindo 1920 einen Artikel mit dem Titel Der Übermensch: dort stellte er dem Übermensch Nietzsches seine Darstellung und Konzeption eines Übermenschen (engl. superman) der »integralen Selbsttranszendenz« gegenüber, der »in Einheit mit aller Welt lebt und alle Dinge akzeptiert, um sie zu verwandeln.« Wichtig dabei sei es, die eigenen egoistischen Instinkte zu überwinden. Gelinge das, würde der transzendente Mensch Wissen nicht durch mühsame, mit Irrtum verbundene Forschung ausschließlich durch den Verstand erwerben, sondern durch Identität erlangen; er würde somit die Gesetzmäßigkeit im Handeln der anderen Lebewesen unmittelbar erlebend erkennen und sie von innen heraus verstehen. Aus diesem Verständnis wachse dann Mitgefühl, weil er in ihnen auch einen Teil von sich selbst erkenne.

Man darf das aber nicht mit vergangenen oder gegenwärtigen Vorstellungen von Übermenschentum verwechseln. Denn in der mentalen Vorstellung besteht das Übermenschentum darin, dass ein Mensch über die normale menschliche Stufe hinauskommt, und zwar nicht durch eine höhere Art, sondern nur durch einen höheren Grad derselben Art: durch ausgeweitete Persönlichkeit, ein vergrößertes und übertriebenes Ich, vermehrte Macht des Mentals, erhöhte Vitalkraft und verfeinerte oder verdichtete und massive Übertreibung der Kräfte der menschlichen Unwissenheit… Das wäre ein Übermenschentum vom Typus Nietzsches. Es wäre keine Evolution, sondern ein Rückfall in die alte verbissen-gewalttätige Barbarei…Was jetzt hervortreten muss, ist etwas viel Schwierigeres und zugleich etwas viel Einfacheres. Es ist ein Wesen, das sein Selbst verwirklicht; es baut auf das spirituelle Selbst auf; die Seele wird stärker, und es wächst ihr Drängen; ihr Licht, ihre Macht und ihre Schönheit werden entbunden und gewinnen an Souveränität. Das ist kein ichhaftes Übermenschentum, das sich durch mentale und vitale Herrschaft über die Menschheit durchsetzt, sondern die Souveränität des Geistes gegenüber seinen eigenen Werkzeugen.... Das ist die einzige wahre Möglichkeit für einen Schritt nach vorn in der evolutionären Natur. Sri Aurobindo in Das Göttliche Leben (The Life Divine 1951), Übersetzung Heinz Kappes, Schlusskapitel, S. 498 f.

Aurobindo verurteilt eindeutig die im Nazi-Deutschland propagierte Vorstellung eines 'Herrenmenschentums’ über 'Untermenschen'. Die Frage, wie das Zusammenleben zwischen »Übermenschen« und anderen Menschen funktionieren und gestaltet werden soll, beantwortet er allerdings nicht.

Aussagen zu anderen Lehren

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  • Seine Toleranz gegenüber anderen Meinungen zeigt folgende Aussage:

„Das spirituelle Leben ist keine Sache, die man mittels einer engstirnigen Definition darstellen kann oder die gebunden ist an eine starre mentale Regel; es ist ein weiter Entfaltungsbereich, ein immenses Königreich, .... Nur durch diese Art zu verstehen, kann man Spiritualität wirklich begreifen, sei es in ihrer Vergangenheit oder Zukunft, oder kann an ihre Stelle die spirituellen Menschen der Vergangenheit und der Gegenwart stellen oder die verschiedenen Ideale, Stufen usw. vergleichen, die im Laufe der spirituellen Evolution des Menschen entstanden sind.“

D. K. Roy: Sri Aurobindo kam zu mir, S. 193
  • Über die Lehre vom Scheincharakter der Welt sagte er:

„Ich erhebe keinen Widerspruch, wenn jemand die Lehre vom Scheincharakter des Seins als seines Geistes und seiner Seele Wahrheit annimmt, oder als den Ausweg aus der Schwierigkeit des kosmischen Problems. Ich erhebe nur Widerspruch, wenn jemand versucht, mir oder der Welt jene Lehre als die einzig mögliche, befriedigende und allumfassende Erklärung der Dinge die Kehle hinabzupressen. Denn das ist sie ganz und gar nicht.“

Otto Wolf: Der integrale Yoga, S. 11, 12
  • Zu Askese, Kasteiung (Tapas oder Tapasya) sagte er in einem persönlichen Gespräch zu D.K. Roy am 4. Februar 1943:

„… es gibt im Wesentlichen zwei Wege. Einer ist der des Buddha, der, wie du weißt, der Ansicht war, dass, obgleich du eine gewisse Hilfe oder Anleitung von anderen erhalten kannst, gleichgültig ob sie ein Guru sind oder nicht, du deinen Weg doch allein gehen musst; das heißt, mittels deiner eigenen Bemühung den Weg durch das Unterholz schlagen musst; anders gesagt, ist dies der Uralte Pfad der Tapasya (intensiver spiritueller Übungen). Der andere Weg ist, den Guru als Stellvertreter des Göttlichen anzusehen, der den Weg kennt und darum klarerweise in der Lage ist, anderen dabei zu helfen, ihn zu finden. Das ist der Weg, dem die hiesigen Aspiranten im Ashram folgen – der Weg des Guruvad.“

  • Über die Psychoanalyse schrieb er:

„Moderne Psychologie ist eine Wissenschaft in den Kinderschuhen, gleichzeitig vorschnell, unbeholfen und grob. Wie jede Wissenschaft, die noch in den Kinderschuhen steckt, läuft hier die weitverbreitete Angewohnheit des menschlichen Verstandes, eine beschränkt oder in Einzelfällen zutreffende Wahrheit unzulässig zu verallgemeinern und damit einen ganzen Bereich der Natur zu erklären, vollkommen Amok. Die Psychoanalyse (vor allem die von Freud) nimmt einen bestimmten Teil, und zwar den dunkelsten, gefährlichsten, ungesundesten Teil der Natur,… und misst ihm Auswirkungen bei, die in keinem Verhältnis mehr zu ihrem wirklichen Stellenwert innerhalb der menschlichen Natur stehen…“

Die folgenden Autoren und Schüler führen ihr intellektuelles Erbe auf Sri Aurobindo und Die Mutter zurück oder sind in hohem Maße von ihnen beeinflusst worden.

  • Nolini Kanta Gupta (1889–1984) war einer der ersten Schüler Aurobindos. Er schrieb zahlreiche Werke in englischer Sprache über Philosophie, Mystizismus und spirituelle Evolution.
  • Pavitra (1894–1969), (Philippe Barbier Saint-Hilaire; * 1894 in Paris; † 16. Mai 1969 in Puducherry) war einer der ersten Schüler Aurobindos und der Mutter. Er war Ingenieur, hatte im Ersten Weltkrieg als Offizier der Artillerie die Grausamkeiten des Kriegs kennengelernt und sich nach diesen Erfahrungen auf die Suche nach den spirituellen Wahrheiten Asiens aufgemacht. 1925 kam er nach Puducherry. Sri Aurobindo nahm ihn als Schüler an und gab ihm den Namen Pavitra, (d. h. „fromm, heilig, klar“). 1951 wurde er Direktor der neu gegründeten Sri Aurobindo International University sowie Sekretär des Sri Aurobindo Ashrams. Ein Teil seiner Aufzeichnungen von Gesprächen mit der Mutter und Sri Aurobindo aus den Jahren 1925 bis 1926 wurde 1972 unter dem Titel Conversation avec Pavitra veröffentlicht.
  • Nirodbaran (1903–2006), der einen Doktortitel in Medizin besaß, veröffentlichte seine ausführliche Korrespondenz mit Sri Aurobindo über die zahlreichen Aspekte des Integralen Yogas.
  • Medhananda (1908–1994), erforschte Bewusstseinsstrukturen und spirituelle Symbolik; übersetzte einige Texte Sri Aurobindos ins Deutsche.
  • M. P. Pandit (1918–1993), Sekretär Der Mutter und des Ashrams, beschäftigte sich in seinen umfangreichen Schriften und Vorträgen unter anderem mit Themen des Yogas, der Veden, des Tantra-Yogas und mit Sri Aurobindos Dichtung Savitri.
  • Sri Chinmoy (1931–2007) trat dem Ashram 1944 bei. Später schrieb er über das Leben von 'Sri Aurobindo: Descent of the Blue' und das Buch 'Infinite: Sri Aurobindo.[21] Er war Autor, Komponist, Künstler und Sportler auch war er bekannt für seine öffentlichen Veranstaltungen wie Peace Run, Konzerte, Meditationen und Sportveranstaltungen.[22]

Entwicklungen nach Sri Aurobindos Tod

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Das „Matrimandir“ in Auroville

1952 gründete Mirra Alfassa in Puducherry das Sri Aurobinhdo International University Centre, das 1959 umbenannt wurde in Sri Aurobindo International Centre of Education.

1956 gründete Mirra Alfassa gemeinsam mit dem Inder Surendranath Jauhar den Sri Aurobindo Ashram in Delhi.

1968 gründete Mirra Alfassa das Stadtprojekt Auroville als Ausweitung des Sri Aurobindo Ashrams in Puducherry. Der renommierte Pariser Architekt Roger Anger leitete die Stadtplanung.

1972 „Sein Rang ist heute weltweit anerkannt, was sich soeben in der Entscheidung der UNESCO niederschlug, 1972 zum 'Sri-Aurobindo-Jahr' zu erklären.“ (Die WELT vom 4. August 1972)

2008 Abschluss der Arbeiten am Matrimandir, dem spirituellen Zentrum Aurovilles.

Die Sri-Aurobindo-Bewegung in Europa

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In einigen Ländern bestehen Zweigorganisationen der in Puducherry beheimateten Sri Aurobindo Society. Die Praxis des Integralen Yogas ist auch Thema des weltweiten Auroville International Netzwerkes. In Europa sind derzeit AVI Center in Spanien, Italien, Großbritannien, Niederlande, Schweiz, Frankreich, Deutschland, Schweden, Norwegen und Russland.

Der Musiker und Künstler Michel Montecrossa (früher Michel Klostermann) gründete am 15. August 1978 Mirapuri als „europäische Friedensstadt“ in Norditalien und einige Jahre später Miravillage in Gauting bei München als erste Zweigstelle von Mirapuri. Beide Orte werden rechtlich durch den eingetragenen Verein der Mirapuri Freunde vertreten. Mirapuri gründet sich auf das Werk von Sri Aurobindo und Mirra Alfassa und ist ein Lebensgemeinschafts- und Stadtprojekt in Norditalien.

Neben Gruppen, die sich im engeren Sinne auf Sri Aurobindo beziehen, werden Aurobindos Impulse und Erkenntnisse zunehmend auch von anderen Denkern und Schulen aufgenommen und auch in akademische Bereiche integriert. Sie spielten unter anderem eine inspirierende Rolle für die Entwicklung der integrierten Sozialökologie durch Rudolf Bahro und Maik Hosang.

Aurobindo und Nationalismus

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Aurobindo war ein (anfangs revolutionärer) Kämpfer für die indische Unabhängigkeit und als solcher indischer Nationalist. In seinen Veröffentlichungen trat er unter anderem für den Boykott ausländischer Waren, für passiven Widerstand und Nicht-Zusammenarbeit ein. Auch als Philosoph und Guru war er Nationalist. Er forderte eine »nationale Erziehung«, sah die Nationen als natürliche Organisationsformen der Menschen an und sprach jeder Nation eine Seele zu. Dass sich Konflikte in den Menschen als Kriege zwischen Nationen manifestieren, fand er in der Natur des Menschen liegend und unabdingbar – solange nicht alle Menschen Erleuchtung erlangt haben.

Er hegte bereits damals eine große Verehrung für Deutschland als Kulturnation und las einige der deutschen Klassiker im deutschen Original. Dieses Interesse veranlasste ihn, sich in seinem während des Ersten Weltkriegs begonnenen und nach dem Zweiten Weltkrieg überarbeiteten Buch The Human Cycle (dt. 1952 als Der Menschliche Zyklus) nunmehr sehr eingehend und kritisch mit dem deutschen Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, dessen Entwicklung er sehr genau verfolgt und dessen Gefahrenpotential er ebenso genau beschrieben hatte. Dieser habe zwar auch die Subjektivierung zum Ziel gehabt – ein zentraler Begriff in Aurobindos Philosophie –, sei aber beim Streben danach vom rechten Weg abgekommen und habe ihn in sein Gegenteil verkehrt. Mit Aufrufen an die indische Bevölkerung und Politiker zur finanziellen Unterstützung der Engländer bei ihren Verteidigungs- und Kriegskosten unternahm er alle in seinen Kräften stehenden Anstrengungen, die Alliierten in ihrem Kampf gegen den Hitler-Faschismus zu unterstützen.[23]

Rezeption von Aurobindos Werk

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Die Nobelpreisträgerinnen Gabriela Mistral und Pearl S. Buck schlugen Sri Aurobindo 1950 für den Literatur-Nobelpreis vor und erklärten, Sri Aurobindo sei einer, „der zu der Familie der Seher und Weisen der Welt gehört“.

Rabindranath Tagore schrieb nach einer Begegnung, Aurobindo habe „die Seele gesucht und gefunden“. Er nannte ihn ferner einen „Hindu-Seher“, und man warte darauf, das „Wort“ von ihm zu empfangen.

Der französische Dichter Romain Rolland erklärte, Sri Aurobindo sei „der größte Interpret Indiens“, der die vollkommenste Synthese realisiert habe, welche das Genie des Westens und des Ostens wohl überhaupt erreichen könne.

Die Philosophen Jean Gebser und Ken Wilber sind von Aurobindo inspiriert worden.

In einem Interview mit der Zeitschrift Auroville Today erklärte der Dalai Lama im Dezember 1994, bei einer Begegnung mit Mirra Alfassa im Jahr 1973 habe eine bedeutungsvolle Atmosphäre geherrscht, er habe mit ihr über die Zukunft seines Landes gesprochen. Über Auroville sagte er, die umfassenden Erfahrungen, die dort mit der Aufforstung gewonnen worden seien, könnten vielleicht eines Tages auch für eine Hochgebirgsregion wie Ladakh oder Tibet genutzt werden. Er würdigte den Gemeinschaftssinn und die Vision der Aurovillaner ebenso wie deren „klare Akzeptanz des Wertes spiritueller Dinge“. Man habe dort eine gute Synthese von praktischem Fortschritt und Spiritualität gefunden. Das Schulsystem in Auroville sei ein „wunderbares Experiment“.[24]

Der dänische Schriftsteller und Künstler Johannes Hohlenberg veröffentlichte 1916 nach einer Begegnung mit Sri Aurobindo in Pondicherry einen der ersten Yoga-Buch-Titel in Europa und brachte später u. a. zwei Essays von Sri Aurobindo sowie einen Auszug aus The Life Divine in dänischer Übersetzung heraus.[25]

Werke (Auswahl)

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Gesamtwerk

Anlässlich des hundertsten Geburtstages Sri Aurobindos gab der Sri Aurobindo Ashram Trust 1972 eine gesammelte Ausgabe seiner Werke in Englisch unter dem Titel Sri Aurobindo Birth Centenary Library heraus, die 30 Bände mit ca. 16.000 Seiten einschließlich eines Indexes umfasst. Seit 1997 wird eine neue Gesamtausgabe in 37 Bänden mit Register und Glossar herausgegeben, die Complete Works of Sri Aurobindo (CWSA). 36 Bände liegen z. Zt. vor.

Hauptwerke

  • Das Göttliche Leben. 3 Bände. ISBN 3-87348-141-3. (Bd. 1: ISBN 3-87348-144-8, Bd. 2: ISBN 3-87348-145-6, Bd. 3: ISBN 3-87348-146-4)
  • Savitri – Legende und Sinnbild. Epos in der Übersetzung von Heinz Kappes. Verlag Hinder+Deelmann, Gladenbach 1985, ISBN 3-87348-119-7.
  • Savitri – Eine Legende und ein Gleichnis. Erster Teil. Dt. Übers. von Wilfried Huchzermeyer. edition sawitri, Karlsruhe 2021, ISBN 978-3-931172-39-8.
  • Savitri – Eine Legende und ein Gleichnis. Zweiter Teil. Dt. Übers. von Wilfried Huchzermeyer. edition sawitri, Karlsruhe 2022, ISBN 978-3-931172-40-4
  • Sawitri – Eine Sage und ein Gleichnis. Dt. Übers. von Peter Steiger. Sri Aurobindo Ashram, Pondicherry 2005 (deutsch-englisch; 1. dt. Aufl. 1975).
  • Die Synthese des Yoga. 2. Auflage. Verlag Hinder + Deelmann, Gladenbach 1976, ISBN 3-87348-082-4.

Anthologien

  • Sri Aurobindo: Vorbote eines neuen Zeitalters. Eine Einführung und Werkauswahl von Robert McDermott. Aquamarin Verlag, Grafing 1991, ISBN 3-89427-004-7.

Aphorismen

  • Gedanken und Aphorismen mit Erläuterungen der Mutter. Verlag Sri Aurobindo Ashram, Publication Department, Puducherry 1979, o. ISBN.

Übersetzungen

  • Aus dem Sanskrit ins Englische: Bhagavadgita. (Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche). Verlag Hinder+Deelmann, Gladenbach 1981, ISBN 3-87348-110-3.

Autobiographische Aufzeichnungen

Biographische Darstellungen

  • Die Mutter – Mit Briefen über die Mutter. übers. v. Th. Karnasch u. A. Bitzos. Sri Aurobindo Ashram, Pondicherry (sic!) 2014, ISBN 978-81-7058-971-6.

Titel Deutsch-Sanskrit

Biografische Darstellungen

  • Wolfgang Gantke: Aurobindos Philosophie interkulturell gelesen. Bautz, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-232-4 Religionswissenschaftliche, biographische Darstellung Aurobindos Philosophie unter Bezugnahme auf Aurobindos Potential zur Bewältigung aktueller Krisen.
  • Wilfried Huchzermeyer: Sri Aurobindo – Leben und Werk. edition sawitri, Karlsruhe 2010, ISBN 978-3-931172-29-9 Aktuelle Biographie unter Einbeziehung der Auswertungen seines Yoga-Tagebuches, das erstmals 2001 als Buch (engl.) veröffentlicht wurde. Die Biographie legt explizit die Werke Aurobindos dar und setzt sie in den Kontext der Lebensabschnitte; Ergänzung durch 20 Seiten s/w- und Farbfotos, Aussagen Aurobindos über Deutschland, Zeugnisse über sein Wirken hinsichtlich Indien und Europa, Symbol-Erläuterung, Zeittafel, Glossar, Literatur (haupts. dt. Publ.), Internet-Adressen und Register.
  • Georges van Vrekhem: Über den Menschen hinaus – Leben und Werk von Sri Aurobindo und Mutter. Dt. Übers. v. Ellen Tessloff. Aquamarin Verlag, Grafing 2014, ISBN 978-3-89427-678-2 (engl. OA: Beyond Man – The Life and Work of Sri Aurobindo and The Mother, HarperCollins Publishers India, New Delhi 1999, ISBN 81-7223-327-2). Doppelbiographie auf der Basis der bis 1999 neu hinzugekommenen und freigegebenen Quellen. Leben und Werk werden in biographischem, politischem, philosophischem und yogischem Kontext gesehen.
  • Otto Wolff: Sri Aurobindo. Monographie, Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1988 (Erstaufl. 1967), ISBN 3-499-50121-X Grundlegende Darstellung innerhalb der Monographien-Reihe des Verlages mit Zitaten aus den Werken, Quellennachweisen, Zeittafel, Zeugnisse/Einschätzungen von Zeitgenossen, Bibliographie (Stand:1967) sowie Namenregister; der Band enthält ca. 70 s/w-Fotos und ist nur noch antiquarisch erhältlich (Stand: Februar 2024).

Entwicklung des Menschen

  • Wilfried Huchzermeyer: Der Übermensch bei Friedrich Nietzsche und Sri Aurobindo.(Verlag Hinder und Deelmann) ISBN 3-87348-123-5 'Der Übermensch’ bei Aurobindo spielt eine zentrale Rolle in seinem Werk. Der Begriff wird hier abgesetzt gegen die Vorstellungen Nietzsches.
  • Maggi Lidchi-Grassi: Das Licht, das in den Abgrund schien. Sri Aurobindo Ashram Press, 1994, ISBN 81-7058-517-1. Darlegungen der Zielvorstellungen Aurobindos von der geistig-spirituellen Höherentwicklung des Menschen in der Konfrontation mit und vor dem Hintergrund der Nazi-Ideen eines 'Herrenmenschentums'.
  • Jürgen Axer: Integrale Erziehung – Ein pädagogisches Konzept auf der Grundlage der Philosophie Sri Aurobindos. Dissertation. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1983, ISBN 3-8046-8621-4.
  • Dilip Kumar Roy, Indira Devi Der Weg der großen Yogis – ein autobiographischer Bericht. Wilhelm Heyne Verlag, München 1987, ISBN 3-453-02450-8.
  • Hugo M. Enomiya-Lassalle: Am Morgen einer besseren Welt. Der Mensch im Durchbruch zu einem neuen Bewusstsein. Herder, Freiburg / Basel / Wien 1984, ISBN 3-451-08164-4 (mit Bezug auf Sri Aurobindo und Auroville insbesondere S. 96 bis 115)

Philosophie

  • Andries Gustav Barnard: The Religious Philosophy of Consciousness of Sri Aurobindo. Dissertation, University of South Africa 2005. (Spiegelt die Theorie des Bewusstseins an den Philosophen Alfred North Whitehead und William James)
  • Wilfried Huchzermeyer: Sri Aurobindo und die europäische Philosophie. edition sawitri, Karlsruhe 2015, ISBN 978-3-931172-31-2 (Vergleiche u. a. mit Platon, Schelling, Hegel, Bergson, Teilhard de Chardin und Gebser)
  • Eric M. Weiss: The Doctrine of the Subtle Worlds. Sri Aurobindo’s Cosmology, Modern Science and the Metaphysics of Alfred North Whitehead. Dissertation (PDF; 1,3 MB), California Institute of Integral Studies, San Francisco 2003 (Sri Aurobindos Kosmologie und Whiteheads Theorie von Raum und Zeit werden mit modernen Weltbildern der Wissenschaften konfrontiert.)
  • Günter Rager: Sri Aurobindo. Philosophie der Person. Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2018, ISBN 978-3-495-48994-9.

Glossar

  • Glossary of Terms in Sri Aurobindo’s Writings. 1. Auflage. Sri Aurobindo Ashram (Hrsg.), Puducherry 1978. Sämtliche wichtigen Begriffe in Aurobindos Werk werden hier alphabetisch erläutert und z. T. durch Abschnittszitate in ihren Bezügen und Zusammenhängen verdeutlicht.
Commons: Sri Aurobindo – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wikisource: Aurobindo Ghose – Quellen und Volltexte
  1. Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 207.
  2. Otto Wolf, Sri Aurobindo, Rowohlts Monographien S. 66.
  3. Maggi Lidchi-Grassi: Das Licht, das in den Abgrund schien S. 54.
  4. Maggi Lidchi-Grassi: Das Licht das in den Abgrund schien S. 54.
  5. Maggi Lidchi-Grassi: Das Licht, das in den Abgrund schien S. 79.
  6. Engl. Supermind. Der Begriff wird z. T. auch mit „Übergeist“ wiedergegeben.
  7. Wilfried, Die Mutter – Eine Kurzbiographie (Pondicherry, Sri Aurobindo Society 1986), S. 86–87.
  8. Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 289.
  9. Siehe Abschnitt 8, Werke / Hauptwerke
  10. Otto Wolf, Sri Aurobindo, S. 55.
  11. Sri Aurobindo: The Life Divine, S. 168.
  12. Sri Aurobindo: The Life Divine, S. 169.
  13. Sri Aurobindo: The Life Divine, S. 168.
  14. Sri Aurobindo: Das Göttliche Leben. Bd. 1, S. 171.
  15. Sri Aurobindo: Das Göttliche Leben. Bd. 1, S. 170.
  16. Sri Aurobindo: Das Göttliche Leben. Bd. 1, S. 170.
  17. Sri Aurobindo: Briefe über den Yoga, Bd. 1, S. 48.
  18. wie Aurobindo es in seinem Hauptwerk Synthese des Yoga beschreibt
  19. Licht auf Yoga S. 20–25.
  20. Dilip Kumar Roy, Sri Aurobindo kam zu mir, S. 241.
  21. srichinmoylibrary.com: Sri Chinmoy’s writings on Sri Aurobindo (Memento des Originals vom 11. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.srichinmoylibrary.com, abgerufen im Februar 2014.
  22. Shyam Dua: Das leuchtende Leben Sri Chinmoys. The Golden Shore, 2006, ISBN 3-89532-121-4, S. 18–34.
  23. vgl. Georges van Vrekhem: Hitler and his God – The Background to the Hitler phenomenon. 2006.
  24. Quellen: Otto Wolff, Sri Aurobindo, S. 148–9; Yoga Abenteuer Meditation – die besten Artikel aus internationalen Zeitschriften ISBN 3-931172-09-0, S. 94–103.
  25. Klaus J. Bracker: Veda und lebendiger Logos. Anthroposophie und Integraler Yoga im Dialog. Frankfurt 2014, S. 227.