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„Ausrufezeichen“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt das Satzzeichen ''Ausrufezeichen''. Zur Kurzgeschichte von Anton Tschechow siehe [[Das Ausrufezeichen]], zum Schmetterling siehe [[Ausrufungszeichen]].}}
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Das '''Ausrufezeichen''' ([[Bundesdeutsches Hochdeutsch|bundesdeutsches]] und [[Schweizer Hochdeutsch]]) bzw. '''Rufzeichen''' ([[österreichisches Hochdeutsch]]), in Deutschland zum Teil auch ''Ausrufungszeichen'' und seltener ''Rufezeichen'' genannt,<ref name="Variantenwörterbuch">[[Ulrich Ammon]], [[Hans Bickel (Linguist)|Hans Bickel]], [[Jakob Ebner (Sprachwissenschaftler)|Jakob Ebner]], Ruth Esterhammer, [[Markus Gasser]], Lorenz Hofer, Birte Kellermeier-Rehbein, [[Heinrich Löffler (Germanist)|Heinrich Löffler]], Doris Mangott, [[Hans Moser (Germanist)|Hans Moser]], [[Robert Schläpfer]], Michael Schloßmacher, Regula Schmidlin, [[Günter Vallaster]]: ''[[Variantenwörterbuch des Deutschen]]. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol''. Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2004; S.&nbsp;75, 644, 645.</ref><ref name="AtlasAlltagssprache">{{Internetquelle |url=https://www.atlas-alltagssprache.de/r8-f3k-2/ |titel=Ausrufezeichen |werk=Atlas zur deutschen Alltagssprache |hrsg=[[Universität Salzburg]], [[Universität Lüttich]] |abruf=2020-03-06}}</ref> ist ein Satzzeichen, das nach Ausrufe-, Wunsch- und Aufforderungssätzen sowie nach Ausrufewörtern steht.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.studysmarter.de/schule/deutsch/rechtschreibregeln/ausrufezeichen/ |titel=Ausrufezeichen: Bedeutung & Wirkung kurz erklärt! |sprache=en-US |abruf=2023-11-06}}</ref> Es wird durch das Zeichen ('''!''') dargestellt. Der Begriff »Ausrufezeichen« leitet sich als [[Lehnübersetzung]] von „{{laS|signum exclamationis}}“ ab. In Österreich ist es gängig, bei [[Brief]]anreden ein Rufzeichen zu setzen, während es in dieser Verwendung in Deutschland überwiegend durch ein [[Komma]] abgelöst worden ist. Das Zeichen symbolisiert nicht nur Ausrufe, Wünsche und Aufforderungen, sondern auch wichtige Sachverhalte und kann weitere unterschiedliche Bedeutungen repräsentieren.
Das '''Ausrufezeichen''' '''„!“''' (auch ''Ausrufungszeichen'' (selten) und ''Ausrufzeichen'' (österr. und schweiz.)) ist ein [[Satzzeichen]], und steht nach Ausrufe-, Wunsch- u. [[Imperativ|Aufforderung]]ssätzen sowie nach Ausrufewörtern und nach bedingten indirekten Fragen (irrealis). Im deutschsprachigen Raum wurde es früher auch in der Anrede von [[Brief|Briefen]] verwendet.

== Entstehung ==
Das früheste Zeugnis in Deutschland ist wohl der Erstdruck von [[Johann Fischart]]s „Ehezuchtbüchlein“ ''Flöhhatz''<ref>''Flöh-Hatz/Weiber-Tratz. der wunder unrichtige und spottwichtige Rechtshändel der Flöh mit den weybern'', Aufl. Straßburg 1601 ({{Google Buch |BuchID=_n46AAAAcAAJ |SeitenID=PP5 |Linktext=Digitalisat}}).</ref> von 1573.<ref>''Duden Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen. Mit umfangreicher Beispielsammlung'', Dudenverlag, 1998, S. 9.</ref> Als offizielles Satzzeichen wurde es dann im 17. Jahrhundert allgemein anerkannt unter der Bezeichnung „Rufzeichen“.

Bei einem [[Diachronie|diachronen]] Vergleich von Ausgaben der [[Lutherbibel]] entdeckte der Linguist [[Hartmut Günther (Linguist)|Hartmut Günther]] ([[Universität zu Köln]]) das erste Ausrufezeichen ''in einer gedruckten Ausgabe'' von 1797. Schon zu dieser Zeit hatte es grammatikalische Funktionen und war nicht, wie bis dahin angenommen, lediglich eine Information zur Intonation.<ref>{{Internetquelle |autor=Wolfgang Mathias |url=http://www.uni-koeln.de/pi/i/2002.127.htm |titel=Presse-Information 127/2002 – Die Entwicklung der deutschen Zeichensetzung |hrsg=Universität zu Köln |datum=2002-08-19 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110606153001/http://www.uni-koeln.de/pi/i/2002.127.htm |archiv-datum=2011-06-06 |abruf=2013-02-28}}</ref>

== Verwendung ==
=== Als Satzzeichen ===
==== Deutsch ====
Als Satzzeichen steht das Ausrufezeichen in unabhängigen Sätzen, Wortgruppen oder nach Einzelwörtern (auch in Überschriften und ähnlichem), und zwar nach Ausrufen, Anrufen, Befehlen, Aufforderungen, Warnungen, Verboten, Wünschen, Grüßen und nachdrücklichen Behauptungen. Beim Sprechen fällt die Tonhöhe zum Satzende hin ab. Das Ausrufezeichen wird ohne [[Leerzeichen]] an das letzte Wort des Satzes geschrieben. Ein Ausrufezeichen in einer Klammer „(!)“ informiert darüber, dass die Angabe unmittelbar vor der Klammer dem Verfasser des Satzes bemerkenswert erscheint.


Beispiele:
Beispiele:
* „Nein!“
* Das darfst du nicht!
* „Das darfst du nicht!“
* Betreten verboten!
* „Betreten verboten!“
* Halt!
* „Halt!“
* Was geschieht mit dir? Moritz!
* „Die Wikipedia enthält {{NUMBEROFARTICLES}} (!) Artikel.“
* Max frage, warum er denn nicht nur etwas Geld hätte!

Anders als in den meisten romanischen und angelsächsischen Ländern wird im deutschen Sprachgebrauch das Ausrufezeichen nicht nur nach direkter Anrufung, sondern auch zur Bekräftigung verwendet. Diese Entwicklung ist jedoch umgangssprachlich begründet und entstand in den Anfangsjahren des [[Internet]]s. Neben der Verwendung sogenannter [[Emoticon]]s wurde die Mehrfachverwendung von Ausrufezeichen und Fragezeichen (z.&nbsp;B. „Sag mir wie????“) als zusätzliche Betonung in [[Internetforum|Internetforen]] und [[Newsgroup]]s verwendet, ohne dass es dafür einen geschichtlichen Hintergrund gab. Durch die Mehrfachverwendung des Ausrufezeichens kann es jedoch zu einer Überbetonung kommen.

===== Aufregezeichen =====
Aus diesem Kontext heraus ist auch die ironische Überhöhung ''!!11einseinseinself'' stellvertretend für sehr viele Ausrufezeichen entstanden, deren Ursprung auf Tippfehler auf der deutsch-österreichischen Tastatur zurückzuführen ist (die Ziffer&nbsp;1 und das Ausrufezeichen befinden sich auf derselben Taste, siehe in [[Leetspeak#Überhöhung|Leetspeak&nbsp;– Überhöhung]]). In [[Soziales Netzwerk (Internet)|sozialen Netzwerken]] kann dieses Element verwendet werden, um die Empörung sogenannter [[Wutbürger]] zu parodieren.<ref>{{Literatur |Autor=Matthias Knopp, Necle Bulut, Kathrin Hippmann, Simone Jambor-Fahlen, Markus Linnemann, Sabine Stephany |Titel=Sprachliche Bildung in der digitalisierten Gesellschaft: Was wir in Zukunft wissen und können müssen |Verlag=Waxmann Verlag |Datum=2022 |ISBN=978-3-8309-4555-0 |Seiten=151}}</ref> Die Zeichenkombination wird in der Linguistik als „Aufregezeichen“ bezeichnet.<ref>Jannis Androutsopoulos: „Interpunktion und Stilisierung im digitalen Diskurs: Struktur, Registrierung und Pragmatik des ‚Aufregezeichens‘“, in: Florian Busch, Pepe Droste und Elisa Wessels (hg.): ''Sprachreflexive Praktiken – Empirische Perspektiven auf Metakommunikation'', Stuttgart: Metzler, 2022, S. 23–49.</ref>

Es ist auch wichtig, zu beachten, dass das Ausrufezeichen in der schriftlichen Kommunikation wie E-Mail, SMS und Chat verwendet wird, um Emotionen auszudrücken, insbesondere in Fällen von Überraschung, Freude, Wut, Aufregung und so weiter. Es ist auch in der Programmierung und in Informations- und technischen Dokumenten verbreitet, um besondere Aufmerksamkeit auf wichtige Informationen oder Warnungen zu lenken. Es wird auch in der Mathematik und in der Wissenschaft als Symbol für die [[Fakultät (Mathematik)|Fakultät]] verwendet.

{{Zeichen|՜}}

==== Armenisch ====
In der [[Armenisches Alphabet|armenischen Schrift]] gibt es das {{lang|hy|բացականչական նշան}} ({{lang|hy-Latn|''batsaganchakan nshan''}}; [[Unicode]] U+055C {{Kapitälchen|armenian exclamation mark}}). Es wird ähnlich einem [[Diakritisches Zeichen|diakritischen Zeichen]] auf den betonten Vokal der Aussage gesetzt; bei der Eingabe am Computer wird es nach diesem Vokal eingegeben.

==== Französisch ====
Im [[Französische Sprache|Französischen]] wird vor dem Ausrufezeichen nach dem letzten Wort des Satzes ein Leerzeichen eingefügt. Um einen Zeilenumbruch zu vermeiden, soll es mit einem (schmalen) [[Geschütztes Leerzeichen|geschützten Leerzeichen]] gesetzt werden.

Beispiel:
* ''Attention&nbsp;! La voiture quitte le garage.'' „(Achtung! Das Auto verlässt die Garage.)“
Wenn mehrfache Ausrufezeichen erwünscht sind, wird ebenso ein Leerzeichen nach dem letzten Wort des Satzes eingefügt:
* ''Ouah&nbsp;!!! C’est une jolie photo.'' „(O ja!!! Das ist ein hübsches Foto.)“

==== Spanisch: „¡“ ====
{{Zeichen|¡}}
{{Hauptartikel|Umgekehrtes Frage- und Ausrufezeichen}}
[[Datei:Billboard at Montjuïc, Barcelona (detail).jpg|mini|Dreisprachige Werbetafel in [[Barcelona]] (Detail). Das öffnende Ausrufezeichen wird nur im Spanischen verwendet, nicht in der Regionalsprache ([[Katalanische Sprache|Katalanisch]]).]]
Im [[Spanische Sprache|Spanischen]] existiert das Ausrufezeichen, das hier ''signo de exclamación'' genannt wird, jedoch manchmal auch ''signo de admiración'' („Bewunderungszeichen“), in zwei Formen. Neben dem auch in anderen Sprachen üblichen, einen Satz abschließenden Zeichen „!“ gibt es das öffnende Ausrufezeichen „¡“, das betonten Sätzen oder Wörtern vorangestellt wird:
* ''¡Atención!''

Wenn Ausrufezeichen mehrmals erwünscht sind, wird das öffnende Ausrufezeichen so oft geschrieben wie das schließende:
* ''¡¡¡Atención!!!''

Bei einer höflichen Aufforderung wird&nbsp;– analog der Sprache&nbsp;– zwar betont, aber nicht laut gerufen, also nur das Betonungszeichen gesetzt:
* ''¡Por favor llame.'' („Bitte klingeln“)

=== Als Lautzeichen ===
* in Schriftsprachen einiger [[Khoisansprachen]] für den [[Klick (Phonetik)|postalveolaren Klicklaut]]
* ebenso im [[Internationales Phonetisches Alphabet|Internationalen Phonetischen Alphabet]] (IPA) für den postalveolaren Klicklaut

=== Deskriptorsymbole ===
* [[Fakultät (Mathematik)]] und [[Subfakultät]], mathematische Funktionen
* ''Not'', die [[Negation]] in vielen [[Programmiersprache]]n, auch in Kombination mit anderen [[Operator (Mathematik)|Operatoren]] (etwa: „!=“ entspricht „nicht gleich, ungleich“)
* „#!“ ist bei unixartigen Betriebssystemen das [[Shebang]]
* in der [[Schachnotation]]
** „(!)“ hinreichend guter Zug
** „!“ guter Zug
** „!!“ brillanter Zug
** „![[Fragezeichen|?]]“ interessanter Zug
** „?!“ fragwürdiger Zug
** „??“ grober Fehler, Patzer

=== Symbolische Bedeutungen ===
Das Ausrufezeichen steht allgemein für „wichtig“, insbesondere für eine [[Warnung]] („Achtung“), oder für „[[Gefahr]]“ und „[[Gefährdung]]“.
<gallery>
Vienna Convention road sign Aa-32-V1.svg|Warnzeichen im Straßenverkehr nach dem [[Wiener Übereinkommen über Straßenverkehrszeichen]] ([[Vergleich europäischer Verkehrszeichen|In Europa üblich]])
ISO 7010 W001.svg|Allgemeine Warnung vor Gefahren (ISO 7010)
GHS-pictogram-exclam.svg|Achtung, gemäß dem [[Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien|GHS]] von 2009, (GHS 07)
</gallery>

=== Weitere Verwendungen ===
Bei Studentenverbindungen kann das Ausrufezeichen Teil des Verbindungszirkels sein.

{{Siehe auch|Zirkel (Studentenverbindung)#Das Ausrufezeichen|titel1=„Das Ausrufezeichen“ im Artikel Zirkel (Studentenverbindung)}}


== Zeichenkodierung und Tastatureingabe ==
Beim Sprechen fällt die Tonhöhe dabei zum Satzende hin ab.
Das Ausrufezeichen liegt im [[ASCII-Zeichensatz]] auf 21 hexadezimal ([[Unicode]] U+0021; dezimal 33); es ist das erste sichtbare Zeichen nach den [[Steuerzeichen]] und wird daher je nach Sortieralgorithmus an erster Stelle sortiert.
Das Ausrufezeichen steht im typografischen Gebrauch immer ohne Leerstelle unmittelbar nach dem letzten Buchstaben, allerdings wird oft ein Leerraum mit der Länge eines [[Geviert (Typografie)|Viertelgevierts]] zur besseren optischen Trennung eingeschoben. Die mehrmalige Verwendung des Ausrufezeichens (z. B. "Das stimmt nicht!!!") soll die Betonung noch steigern, wirkt aber oft aggressiv/gedankenlos und sollte deshalb vermieden werden.


Das umgekehrte Ausrufezeichen für die [[Spanische Sprache]] liegt in [[ISO 8859-1]] und Unicode auf Code&nbsp;161 (U+00A1) und lässt sich unter Windows auf jeder Tastatur über {{Taste|Alt}}&nbsp;+ {{Taste|0}}{{Taste|1}}{{Taste|6}}{{Taste|1}} beziehungsweise {{Taste|Alt}}&nbsp;+ {{Taste|1}}{{Taste|7}}{{Taste|3}} auf dem Nummernblock erzeugen. Bei einem Macintosh wird dieses durch {{Taste|Alt}}&nbsp;+ {{Taste|1/!}} erzeugt, unter Linux/X11 durch {{Taste|Shift}}&nbsp;+ {{Taste|Alt Gr}}&nbsp;+ {{Taste|1/!}}.
Befindet sich im Satz ein Ausrufezeichen in einer Klammer (!), dann möchte der Autor darauf hinweisen, dass die Angabe vor der Klammer korrekt ist. Dies kann notwendig sein, wenn es sich um ein Zitat handelt (dann ist eine Form des [[sic]]) oder wenn die Angabe widersprüchlich oder unglaubhaft wirkt.


Das doppelte Ausrufezeichen („‼“) wird in Unicode als U+203C kodiert.
* Wikipedia enthält {{NUMBEROFARTICLES}} (!) Artikel


In HTML kann das Ausrufezeichen auch durch folgende Codes erzeugt werden<ref name="entities">{{HTML5 Entity List}}</ref>:
{{Vorlage:Zeichen|¡}}Im Spanischen existiert neben dem gewöhnlichen, schließenden Ausrufezeichen „!“ auch das öffnende Ausrufezeichen „¡“, das betonten Sätzen oder Wörtern vorangestellt wird:
{| class="wikitable"
|- class="hintergrundfarbe6"
! colspan="2"| Kodierung
|-
| dezimal
| <code>&amp;#33;</code>
|-
| hexadezimal
| <code>&amp;#x21;</code>
|-
| benannte [[HTML-Entität|Entität]]
| <code>&amp;excl;</code>
|}


== Statistisches ==
* ¡Atención!
Hazrat berichtet, dass bei einer sehr umfänglichen Untersuchung von 9000 Werken der Fanfiction im Schnitt 392 Ausrufezeichen je 100000 Wörtern gefunden wurden. Die Verwendungshäufigkeit schwankt bei den verschiedenen Autoren erheblich, wie Erhebungen zu Salman Rushdie und Tom Wolfe zeigen.<ref>Hazrat, S. 99–102.</ref>


== Siehe auch ==
Wenn das Ausrufezeichen mehrmals erwünscht ist, wird das öffnende Ausrufezeichen so oft geschrieben wie das schließende:
* [[Umgekehrtes Frage- und Ausrufezeichen]]


== Literatur ==
* ¡¡¡Atención!!!
* {{Literatur |Autor=Florence Hazrat |Titel=Das Ausrufezeichen. Eine rebellische Geschichte |Auflage= |Verlag=Harper Collins |Ort=Hamburg |Datum=2024 |ISBN=978-3-365-00488-3 |Originaltitel=An admirable point, a brief history of the exclamation mark! |Originalsprache=en |Originaljahr=2023 |Originalort=Boston |Übersetzer=Stephan Pauli |VerlagEA=Godine}}


== Weblinks ==
=== Verwendung in anderen Bereichen ===
{{Commonscat|Exclamation marks|Ausrufezeichen|suffix=Mediensammlung}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|!}}
* {{DNB-Portal|1296064166}}


== Einzelbelege ==
* In der [[Mathematik]] steht das Ausrufezeichen für die [[Fakultät (Mathematik)|Fakultät]].
<references />
* In manchen [[Programmiersprache|Programmiersprachen]] dient das Ausrufezeichen als logischer Negationsoperator (nicht, z. B. !wahr = nicht wahr = falsch). Die Kombination von Ausrufezeichen und [[Gleichheitszeichen]] "!=" (nicht gleich) entspricht in vielen Programmiersprachen dem Ungleich-[[Vergleichsoperator]].
* In anderen Programmiersprachen wie [[Prolog_%28Programmiersprache%29|Prolog]] dient ! als Unterbrecher für das [[Backtracking]] und wird als Cut bezeichnet.
* Im [[Schach]] steht ein Ausrufezeichen in der Notation hinter einem Zug für einen starken Zug, z.B. Dd1-d4! Hinter einem besonders starken Zug stehen zwei Ausrufezeichen.


{{Normdaten|TYP=s|GND=1296064166}}
[[Kategorie:Schriftzeichen]] [[Kategorie:Typografie]]


[[Kategorie:Satzzeichen]]
[[da:Udråbstegn]]
[[Kategorie:Quantitative Linguistik]]
[[en:Exclamation mark]]
[[eo:Krisigno]]
[[es:Signo de exclamación]]
[[et:Hüüumärk]]
[[eu:Harridura-marka]]
[[fi:Huutomerkki]]
[[fr:Point d'exclamation]]
[[he:סימן קריאה (פיסוק)]]
[[ja:感嘆符]]
[[nl:Uitroepteken]]
[[no:Utropstegn]]
[[pl:Wykrzyknik]]
[[pt:Ponto de exclamação]]
[[ru:Восклицательный знак]]
[[sl:Klicaj]]
[[sv:Utropstecken]]
[[zh:叹号]]

Aktuelle Version vom 9. Mai 2025, 12:41 Uhr

!
Interpunktionszeichen
Komma, Beistrich ,
Strichpunkt, Semikolon ;
Doppelpunkt, Kolon :
Punkt .
Auslassungspunkte
Mittelpunkt ·
Aufzählungszeichen
Fragezeichen ?
Ausrufe‑, Ausruf‑, Rufzeichen !
Apostroph, Hochkomma
‐ - Bindestrich; Trennstrich;
Ergänzungsstrich
Gedankenstrich; Bis-Strich
Anführungszeichen„ “ » « / « »
‚ ‘  › ‹ / ‹ › 
Schrägstrich; Backslash / \
Klammern ( ) [ ]

Das Ausrufezeichen (bundesdeutsches und Schweizer Hochdeutsch) bzw. Rufzeichen (österreichisches Hochdeutsch), in Deutschland zum Teil auch Ausrufungszeichen und seltener Rufezeichen genannt,[1][2] ist ein Satzzeichen, das nach Ausrufe-, Wunsch- und Aufforderungssätzen sowie nach Ausrufewörtern steht.[3] Es wird durch das Zeichen (!) dargestellt. Der Begriff »Ausrufezeichen« leitet sich als Lehnübersetzung von „lateinisch signum exclamationis“ ab. In Österreich ist es gängig, bei Briefanreden ein Rufzeichen zu setzen, während es in dieser Verwendung in Deutschland überwiegend durch ein Komma abgelöst worden ist. Das Zeichen symbolisiert nicht nur Ausrufe, Wünsche und Aufforderungen, sondern auch wichtige Sachverhalte und kann weitere unterschiedliche Bedeutungen repräsentieren.

Das früheste Zeugnis in Deutschland ist wohl der Erstdruck von Johann Fischarts „Ehezuchtbüchlein“ Flöhhatz[4] von 1573.[5] Als offizielles Satzzeichen wurde es dann im 17. Jahrhundert allgemein anerkannt unter der Bezeichnung „Rufzeichen“.

Bei einem diachronen Vergleich von Ausgaben der Lutherbibel entdeckte der Linguist Hartmut Günther (Universität zu Köln) das erste Ausrufezeichen in einer gedruckten Ausgabe von 1797. Schon zu dieser Zeit hatte es grammatikalische Funktionen und war nicht, wie bis dahin angenommen, lediglich eine Information zur Intonation.[6]

Als Satzzeichen

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Als Satzzeichen steht das Ausrufezeichen in unabhängigen Sätzen, Wortgruppen oder nach Einzelwörtern (auch in Überschriften und ähnlichem), und zwar nach Ausrufen, Anrufen, Befehlen, Aufforderungen, Warnungen, Verboten, Wünschen, Grüßen und nachdrücklichen Behauptungen. Beim Sprechen fällt die Tonhöhe zum Satzende hin ab. Das Ausrufezeichen wird ohne Leerzeichen an das letzte Wort des Satzes geschrieben. Ein Ausrufezeichen in einer Klammer „(!)“ informiert darüber, dass die Angabe unmittelbar vor der Klammer dem Verfasser des Satzes bemerkenswert erscheint.

Beispiele:

  • „Nein!“
  • „Das darfst du nicht!“
  • „Betreten verboten!“
  • „Halt!“
  • „Die Wikipedia enthält 3.014.974 (!) Artikel.“

Anders als in den meisten romanischen und angelsächsischen Ländern wird im deutschen Sprachgebrauch das Ausrufezeichen nicht nur nach direkter Anrufung, sondern auch zur Bekräftigung verwendet. Diese Entwicklung ist jedoch umgangssprachlich begründet und entstand in den Anfangsjahren des Internets. Neben der Verwendung sogenannter Emoticons wurde die Mehrfachverwendung von Ausrufezeichen und Fragezeichen (z. B. „Sag mir wie????“) als zusätzliche Betonung in Internetforen und Newsgroups verwendet, ohne dass es dafür einen geschichtlichen Hintergrund gab. Durch die Mehrfachverwendung des Ausrufezeichens kann es jedoch zu einer Überbetonung kommen.

Aus diesem Kontext heraus ist auch die ironische Überhöhung !!11einseinseinself stellvertretend für sehr viele Ausrufezeichen entstanden, deren Ursprung auf Tippfehler auf der deutsch-österreichischen Tastatur zurückzuführen ist (die Ziffer 1 und das Ausrufezeichen befinden sich auf derselben Taste, siehe in Leetspeak – Überhöhung). In sozialen Netzwerken kann dieses Element verwendet werden, um die Empörung sogenannter Wutbürger zu parodieren.[7] Die Zeichenkombination wird in der Linguistik als „Aufregezeichen“ bezeichnet.[8]

Es ist auch wichtig, zu beachten, dass das Ausrufezeichen in der schriftlichen Kommunikation wie E-Mail, SMS und Chat verwendet wird, um Emotionen auszudrücken, insbesondere in Fällen von Überraschung, Freude, Wut, Aufregung und so weiter. Es ist auch in der Programmierung und in Informations- und technischen Dokumenten verbreitet, um besondere Aufmerksamkeit auf wichtige Informationen oder Warnungen zu lenken. Es wird auch in der Mathematik und in der Wissenschaft als Symbol für die Fakultät verwendet.

՜

In der armenischen Schrift gibt es das բացականչական նշան (batsaganchakan nshan; Unicode U+055C armenian exclamation mark). Es wird ähnlich einem diakritischen Zeichen auf den betonten Vokal der Aussage gesetzt; bei der Eingabe am Computer wird es nach diesem Vokal eingegeben.

Im Französischen wird vor dem Ausrufezeichen nach dem letzten Wort des Satzes ein Leerzeichen eingefügt. Um einen Zeilenumbruch zu vermeiden, soll es mit einem (schmalen) geschützten Leerzeichen gesetzt werden.

Beispiel:

  • Attention ! La voiture quitte le garage. „(Achtung! Das Auto verlässt die Garage.)“

Wenn mehrfache Ausrufezeichen erwünscht sind, wird ebenso ein Leerzeichen nach dem letzten Wort des Satzes eingefügt:

  • Ouah !!! C’est une jolie photo. „(O ja!!! Das ist ein hübsches Foto.)“

Spanisch: „¡“

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¡
Dreisprachige Werbetafel in Barcelona (Detail). Das öffnende Ausrufezeichen wird nur im Spanischen verwendet, nicht in der Regionalsprache (Katalanisch).

Im Spanischen existiert das Ausrufezeichen, das hier signo de exclamación genannt wird, jedoch manchmal auch signo de admiración („Bewunderungszeichen“), in zwei Formen. Neben dem auch in anderen Sprachen üblichen, einen Satz abschließenden Zeichen „!“ gibt es das öffnende Ausrufezeichen „¡“, das betonten Sätzen oder Wörtern vorangestellt wird:

  • ¡Atención!

Wenn Ausrufezeichen mehrmals erwünscht sind, wird das öffnende Ausrufezeichen so oft geschrieben wie das schließende:

  • ¡¡¡Atención!!!

Bei einer höflichen Aufforderung wird – analog der Sprache – zwar betont, aber nicht laut gerufen, also nur das Betonungszeichen gesetzt:

  • ¡Por favor llame. („Bitte klingeln“)

Als Lautzeichen

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Deskriptorsymbole

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Symbolische Bedeutungen

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Das Ausrufezeichen steht allgemein für „wichtig“, insbesondere für eine Warnung („Achtung“), oder für „Gefahr“ und „Gefährdung“.

Weitere Verwendungen

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Bei Studentenverbindungen kann das Ausrufezeichen Teil des Verbindungszirkels sein.

Zeichenkodierung und Tastatureingabe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ausrufezeichen liegt im ASCII-Zeichensatz auf 21 hexadezimal (Unicode U+0021; dezimal 33); es ist das erste sichtbare Zeichen nach den Steuerzeichen und wird daher je nach Sortieralgorithmus an erster Stelle sortiert.

Das umgekehrte Ausrufezeichen für die Spanische Sprache liegt in ISO 8859-1 und Unicode auf Code 161 (U+00A1) und lässt sich unter Windows auf jeder Tastatur über Alt + 0161 beziehungsweise Alt + 173 auf dem Nummernblock erzeugen. Bei einem Macintosh wird dieses durch Alt + 1/! erzeugt, unter Linux/X11 durch Shift + Alt Gr + 1/!.

Das doppelte Ausrufezeichen („‼“) wird in Unicode als U+203C kodiert.

In HTML kann das Ausrufezeichen auch durch folgende Codes erzeugt werden[9]:

Kodierung
dezimal &#33;
hexadezimal &#x21;
benannte Entität &excl;

Hazrat berichtet, dass bei einer sehr umfänglichen Untersuchung von 9000 Werken der Fanfiction im Schnitt 392 Ausrufezeichen je 100000 Wörtern gefunden wurden. Die Verwendungshäufigkeit schwankt bei den verschiedenen Autoren erheblich, wie Erhebungen zu Salman Rushdie und Tom Wolfe zeigen.[10]

  • Florence Hazrat: Das Ausrufezeichen. Eine rebellische Geschichte. Harper Collins, Hamburg 2024, ISBN 978-3-365-00488-3 (englisch: An admirable point, a brief history of the exclamation mark! Boston 2023. Übersetzt von Stephan Pauli, Erstausgabe: Godine).
Commons: Ausrufezeichen – Mediensammlung
Wiktionary: Ausrufezeichen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: ! – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner, Ruth Esterhammer, Markus Gasser, Lorenz Hofer, Birte Kellermeier-Rehbein, Heinrich Löffler, Doris Mangott, Hans Moser, Robert Schläpfer, Michael Schloßmacher, Regula Schmidlin, Günter Vallaster: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2004; S. 75, 644, 645.
  2. Ausrufezeichen. In: Atlas zur deutschen Alltagssprache. Universität Salzburg, Universität Lüttich, abgerufen am 6. März 2020.
  3. Ausrufezeichen: Bedeutung & Wirkung kurz erklärt! Abgerufen am 6. November 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. Flöh-Hatz/Weiber-Tratz. der wunder unrichtige und spottwichtige Rechtshändel der Flöh mit den weybern, Aufl. Straßburg 1601 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  5. Duden Komma, Punkt und alle anderen Satzzeichen. Mit umfangreicher Beispielsammlung, Dudenverlag, 1998, S. 9.
  6. Wolfgang Mathias: Presse-Information 127/2002 – Die Entwicklung der deutschen Zeichensetzung. Universität zu Köln, 19. August 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2011; abgerufen am 28. Februar 2013.
  7. Matthias Knopp, Necle Bulut, Kathrin Hippmann, Simone Jambor-Fahlen, Markus Linnemann, Sabine Stephany: Sprachliche Bildung in der digitalisierten Gesellschaft: Was wir in Zukunft wissen und können müssen. Waxmann Verlag, 2022, ISBN 978-3-8309-4555-0, S. 151.
  8. Jannis Androutsopoulos: „Interpunktion und Stilisierung im digitalen Diskurs: Struktur, Registrierung und Pragmatik des ‚Aufregezeichens‘“, in: Florian Busch, Pepe Droste und Elisa Wessels (hg.): Sprachreflexive Praktiken – Empirische Perspektiven auf Metakommunikation, Stuttgart: Metzler, 2022, S. 23–49.
  9. W3C (World Wide Web Consortium): Character entity reference chart
  10. Hazrat, S. 99–102.