Zum Inhalt springen

„Kunsthalle Mannheim“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
K Direktoren: Tippfehler korrigiert
 
(214 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:Mannheim-Kunsthalle.JPG|thumb|Kunsthalle (Erweiterungsbau)]]
[[Datei:Mannheim-2014-Kunsthalle-MA-051-053.jpg|mini|Portal des Altbaus (Billing-Bau), 2014]]
[[Datei:KUNSTHALLE MANNHEIM.jpg|mini|Neubau (Hector-Bau), 2018]]
[[Image:Kunsthalle Mannheim Ausgang.jpg|thumb|Kunsthalle (Portal)]]
Die '''Kunsthalle Mannheim''' ist ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in [[Mannheim]]. Sie liegt am zentralen [[Friedrichsplatz (Mannheim)|Friedrichsplatz]] und prägt seit über 100 Jahren das kulturelle Leben der Industriestadt am Rhein mit. Deutschlandweit zählt sie mit Werken von [[Édouard Manet]] bis [[Francis Bacon (Maler)|Francis Bacon]] und einem Skulpturenschwerpunkt – im Spektrum von [[Auguste Rodin]] und [[Wilhelm Lehmbruck]] über [[Henry Moore]] und [[Marino Marini]] bis zu [[Mario Merz]] und [[Richard Long]] – zu den angesehensten bürgerschaftlichen Sammlungen der deutschen und internationalen Moderne bis zur Gegenwart.<!--sagt wer??--> Am 1.&nbsp;Juni 2018 wurde der Erweiterungsbau offiziell eröffnet.
Die '''Kunsthalle Mannheim''' ist eine bedeutende Kunstsammlung in [[Mannheim]].

Ein traditioneller Schwerpunkt der Sammlung ist die deutsche und französische Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts sowie die internationalen Skulpturen des 20. Jahrhunderts. Hinzu kommt ein umfangreiches Kupferstichkabinett, eine graphische Sammlung, Plakate, Werkkunst und aus der neueren Zeit Fotografien und Videoinstallationen.


== Sammlung ==
== Sammlung ==
[[Datei:Edouard Manet 022.jpg|mini|[[Édouard Manet]]: ''[[Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko (Manet)|Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko]]'']]
Die Kunsthalle Mannheim besitzt herausragende Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu den bedeutendsten Künstlern zählen [[Caspar David Friedrich|Friedrich]], [[Johan Christian Clausen Dahl|Dahl]], [[Édouard Manet|Manet]], [[Alfred Sisley|Sisley]], [[Théodore Géricault|Géricault]], [[Eugène Delacroix|Delacroix]], [[Camille Pissarro|Pissarro]], [[Paul Cézanne|Cézanne]], [[Hans von Marées|von Marées]], [[Carl Schuch|Schuch]], [[Oskar Kokoschka|Kokoschka]], [[Christian Rohlfs|Rohlfs]], [[Erich Heckel|Heckel]], [[Karl Schmidt-Rottluff|Schmidt-Rottluff]], [[Edvard Munch|Munch]], [[August Macke|Macke]], [[Robert Delaunay|Delaunay]], [[Max Beckmann|Beckmann]], [[George Grosz|Grosz]], [[Francis Bacon (Maler)|Bacon]], [[Karl Otto Götz|Götz]] und [[Franz Xaver Fuhr|Fuhr]].


Neben ca. 2.150 Gemälden und 840 Skulpturen umfasst die Sammlung einen Bestand von ca. 33.000 Blatt Handzeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken sowie eine Werkkunstabteilung. Neben der ständigen Sammlungspräsentation werden jährlich Sonderausstellungen internationaler zeitgenössischer Kunst gezeigt.
Die Skulpturensammlung ist besonders in Bezug auf das 20. Jahrhundert von Bedeutung. Sie enthält Werke von [[Honoré Daumier|Daumier]], [[Auguste Rodin|Rodin]], [[Medardo Rosso|Rosso]], [[Ernst Barlach|Barlach]], [[Edgar Degas|Degas]], [[Wilhelm Lehmbruck|Lehmbruck]], [[Alexander Archipenko|Archipenko]], [[Hans Arp|Arp]], [[Constantin Brancusi|Brancusi]], [[Barbara Hepworth|Hepworth]], [[Henri Matisse|Matisse]], [[Marino Marini|Marini]], [[Henry Moore|Moore]], [[Alberto Giacometti|Giacometti]], [[Otto Herbert Hajek|Hajek]], [[Ossip Zadkine|Zadkine]], [[Eduardo Chillida|Chillida]], [[Hans Uhlmann|Uhlmann]], [[Thomas Lenk (Bildhauer)|Lenk]], [[George Segal (Künstler)|Segal]], [[Gustav Seitz|Seitz]], [[Ulrich Rückriem|Rückriem]] und [[Erich Hauser|Hauser]]


Die Kunsthalle Mannheim besitzt Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu den bedeutendsten Künstlern zählen [[Caspar David Friedrich|Friedrich]], [[Johan Christian Clausen Dahl|Dahl]], [[Édouard Manet|Manet]], [[Alfred Sisley|Sisley]], [[Théodore Géricault|Géricault]], [[Eugène Delacroix|Delacroix]], [[Camille Pissarro|Pissarro]], [[Paul Cézanne|Cézanne]], [[Hans von Marées|von Marées]], [[Carl Schuch|Schuch]], [[Oskar Kokoschka|Kokoschka]], [[Christian Rohlfs|Rohlfs]], [[Erich Heckel|Heckel]], [[Karl Schmidt-Rottluff|Schmidt-Rottluff]], [[Edvard Munch|Munch]], [[August Macke|Macke]], [[Robert Delaunay|Delaunay]], [[Otto Dix|Dix]], [[Max Beckmann|Beckmann]], [[George Grosz|Grosz]], [[Francis Bacon (Maler)|Bacon]], [[Karl Otto Götz|Götz]], [[Barbara Heinisch | Heinisch]] und [[Franz Xaver Fuhr|Fuhr]].
Die graphische Sammlung wurde mit Rücksicht auf die finanziellen Mittel nicht im Hinblick auf Vollständigkeit angelegt sondern setzt bewusst Schwerpunkte. Hervorzuheben sind die Zeichnungen der Romantiker und Klassizisten, der Neuen Sachlichkeit und die Sammlung von Bildhauerzeichnungen. Hinzu kommt die europäische Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts, darunter [[Albrecht Dürer|Dürer]] und [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]].


Die Skulpturensammlung ist besonders in Bezug auf das 20. Jahrhundert von Bedeutung. Sie enthält Werke von [[Rudolf Belling|Belling]], [[Eberhard Bosslet|Bosslet]], [[Constantin Brâncuși|Brâncuși]], [[ Abraham David Christian| Christian]], [[Honoré Daumier|Daumier]], [[Auguste Rodin|Rodin]], [[Medardo Rosso|Rosso]], [[Ernst Barlach|Barlach]], [[Edgar Degas|Degas]], [[Wilhelm Lehmbruck|Lehmbruck]], [[Alexander Archipenko|Archipenko]], [[Philipp Harth|Harth]], [[Hans Arp|Arp]], [[Barbara Hepworth|Hepworth]], [[Henri Matisse|Matisse]], [[Marino Marini|Marini]], [[Henry Moore|Moore]], [[Alberto Giacometti|Giacometti]], [[Otto Herbert Hajek|Hajek]], [[Richard Serra|Serra]], [[Ossip Zadkine|Zadkine]], [[Eduardo Chillida|Chillida]], [[Hans Uhlmann (Bildhauer)|Uhlmann]], [[Thomas Lenk (Bildhauer)|Lenk]], [[George Segal (Künstler)|Segal]], [[Gustav Seitz|Seitz]], [[Ulrich Rückriem|Rückriem]], [[Erich Hauser|Hauser]], [[Wolf Vostell|Vostell]], [[Heiner Thiel]] und [[Martin Mayer (Bildhauer)|Mayer]]. Seit den 1930er-Jahren gibt es die Außenausstellung von Werken der zeitgenössischen Bildhauerei im [[Skulpturengarten der Kunsthalle Mannheim]].<ref>Inge Herold, ''Skulpturen. Kunsthalle Mannheim, Neuerwerbungen seit 1989.'' Kunsthalle Mannheim, 1995, ISBN 3-89165-094-9.</ref>
<gallery>

Bild:Edouard Manet 022.jpg|[[Édouard Manet]]: Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko
Die graphische Sammlung wurde mit Rücksicht auf die finanziellen Mittel nicht im Hinblick auf Vollständigkeit angelegt, sondern setzt einzelne Schwerpunkte. Diese sind die Zeichnungen der Romantiker und Klassizisten, der [[Neue Sachlichkeit (Kunst)|Neuen Sachlichkeit]] und die Sammlung von Bildhauerzeichnungen. Hinzu kommt die europäische Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts, darunter [[Albrecht Dürer|Dürer]] und [[Rembrandt van Rijn|Rembrandt]].
Bild:Caspar David Friedrich 001.jpg|[[Caspar David Friedrich]]: Abend (Wolken)
<div style="clear:right;"></div>
Bild:Alfred Sisley 059.jpg|[[Alfred Sisley]]: Marktplatz in Marly

Bild:Camille Pissarro 020.jpg|[[Camille Pissarro]]: Die Brücke
<gallery class="center">
Caspar David Friedrich - Abend (1824).jpg|[[Caspar David Friedrich]]: ''Abend (Wolken)''
Alfred Sisley 059.jpg|[[Alfred Sisley]]: ''Marktplatz in Marly''
Camille Pissarro 020.jpg|[[Camille Pissarro]]: ''Die Brücke''
Vincent Willem van Gogh 123.jpg|[[Vincent van Gogh]]: ''Stillleben mit Rosen und Sonnenblumen''
Paul Cézanne, Le fumeur accoude, Kunsthalle Mannheim.jpg|[[Paul Cézanne]]: ''Der Raucher mit aufgestütztem Arm''
Franz Marc Drei Tiere.jpg|[[Franz Marc]]: ''Drei Tiere''
Lovis Corinth Meer bei La Spezia 1914.jpg|[[Lovis Corinth]]: ''Meer bei La Spezia''
</gallery>
</gallery>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[File:Max Beckmann Kunsthalle Mannheim 1928.jpg|thumb|hochkant|Beckmann-Ausstellung 1928]]
Die Kunsthalle wurde [[1907]] zum 300. Mannheimer Stadtjubiläum im Rahmen einer internationalen Kunst- und Gartenbauausstellung eröffnet. Den Grundstock der Sammlung begründeten die hinterlassenen Werke des großherzoglichen Galeriedirektors [[Carl Kuntz]]. Hinzu kamen 91 Gemälde aus dem Nachlass von James Emden (u.a. Feuerbach und Spitzweg). [[1909]] wurde Fritz Wichert als Leiter nach Mannheim geholt. Er erweiterte die Sammlung um französische Malerei.
Die Kunsthalle wurde 1907 zum 300. Mannheimer Stadtjubiläum im Rahmen einer internationalen Kunst- und Gartenbauausstellung eröffnet. Die [[Juden|jüdischen]] Eheleute Julius (1841–1895) und Henriette Aberle (1847–1901) stifteten 236.250 [[Goldmark]] für die Errichtung der Kunsthalle. Den Grundstock der Sammlung begründeten die hinterlassenen Werke des großherzoglichen Galeriedirektors [[Carl Kuntz (Maler)|Karl Kuntz]]. Hinzu kamen 91 Gemälde aus dem Nachlass von James Emden (u.&nbsp;a. Feuerbach und Spitzweg). 1909 wurde [[Fritz Wichert]] als Leiter nach Mannheim geholt. Er erweiterte die Sammlung um französische Malerei.


[[1923]] wurde [[Gustav Friedrich Hartlaub]] Direktor. Er zeigte [[1925]] eine Ausstellung zeitgenösischer Kunst mit dem Titel "[[Neue Sachlichkeit]]", die damit einer ganzen Stilrichtung ihren Namen gab. [[1933]] wurde Hartlaub von den Nationalsozialisten abgesetzt, die eine Ausstellung "Kulturbolschewistische Bilder" veranstalteten. In der Folgezeit, insbesondere mit der [[1937]] verfügten "Reinigung der Museen von entarteter Kunst", verlor die Kunsthalle viele ihrer bedeutendsten Werke. Einige gelangten [[1939]] zur Versteigerung und gehören heute ausländische Museen (u.a. [[Basler Kunstmuseum]], Musée des Beaux-Arts Lüttich, [[Guggenheim-Museum]] und [[Museum of Modern Art]] New York), viele sind aber bis heute verschollen.
1923 wurde [[Gustav Friedrich Hartlaub]] Direktor. Er zeigte 1925 eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst mit dem Titel [[Neue Sachlichkeit (Ausstellung)|Neue Sachlichkeit]], die damit einer ganzen Stilrichtung ihren Namen gab. Bedeutende Werke von Dix, Grosz oder Beckmann wurden unter seiner Ägide angeschafft. 1933 wurde Hartlaub von den Nationalsozialisten abgesetzt, die eine Ausstellung „Kulturbolschewistische Bilder“ veranstalteten. Ihm folgte 1936 [[Walter Passarge]] nach, der sich 1937 der „Reinigung der Museen von [[Entartete Kunst|entarteter Kunst]]“ ausgesetzt sah. In dieser zweiten Welle von Beschlagnahmungen seit 1933 gingen der Kunsthalle 102 Gemälde, 8 Skulpturen, 491 grafische Arbeiten und 59 Mappenwerke verloren, von denen viele auf Dauer verschollen blieben. Einige gelangten 1939 zur Versteigerung und gehören heute ausländischen Museen (u.&nbsp;a. [[Kunstmuseum Basel]], [[La Boverie|Musée des Beaux-Arts]] [[Lüttich]], [[Solomon R. Guggenheim Museum|Guggenheim-Museum]] und [[Museum of Modern Art]], beide New York). Während des Krieges wurden die Bestände zum größten Teil ausgelagert. Ab 1949 konnten Teile der Sammlung nach der Instandsetzung des schwer beschädigten Hauptbaus wieder gezeigt werden.


[[Datei:Mannheim Kunsthalle Skulpturengarten Erich Hauser 6-77 a.jpg|mini|Skulptur ''6/77'' von [[Erich Hauser]]]]
Walter Passarge gelang es bis [[1958]] die in die Sammlung gerissenen Lücken einigermaßen zu schließen. Danach konnte sich das Museum wieder der zeitgenössischen Kunst der Gegenwart widmen. Behutsam wurde die Sammlung kontinuierlich erweitert und [[1983]] konnte der große Erweiterungsbau eröffnet werden. [[1999]] vergrößerte ein umgebauter ehemaliger Bunker die Ausstellungsfläche weiter.
Walter Passarge verlagerte den Schwerpunkt des Hauses in seiner Dienstzeit bis 1945 auf das politisch weniger verfängliche Kunstgewerbe. Nach 1945 gelang es ihm sowie seinem ab 1959 amtierenden Nachfolger [[Heinz Fuchs (Kunsthistoriker)|Heinz Fuchs]], die in die Sammlung gerissenen Lücken einigermaßen zu schließen, wobei sich Passarge insbesondere der deutschen und modernen Kunst sowie der dem 19. und 20.&nbsp;Jahrhundert gewidmeten Sammlungen annahm. Systematisch wurde außerdem die Plastiksammlung ausgebaut.


1983 wurde der große Erweiterungsbau (Mitzlaff-Bau) eröffnet. Von 1984 an übernahm [[Manfred Fath]] die Leitung, der 1999 – dank einer großzügigen Stiftung – mit dem umgebauten angrenzenden ehemaligen Bunker die Ausstellungsfläche erweitern durfte.
Seit [[2003]] wagte Rolf Lauter einen radikalen Schnitt. Die strenge Trennung der Ausstellungsräume nach Malerei, Plastik und Grafik wurde aufgelöst. Stattdessen wurde die Sammlung themenbezogen neu präsentiert und um Fotografien und Videoinstallationen erweitert.

Ab 2003 hob [[Rolf Lauter]] die chronologische Präsentation der Sammlung auf. Stattdessen wurde diese themenbezogen neu präsentiert und um Fotografien und Videoinstallationen erweitert. Im Herbst 2007 wurde er vom Gemeinderat wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten von der Leitung der Kunsthalle entbunden.<ref>Peter W. Ragge: ''[https://www.mannheimerliste.de/news_full_79.html Rolf Lauter darf nicht mehr für die Kunsthalle sprechen.]'' In: ''[[Mannheimer Morgen]]'', 20.&nbsp;September 2007. <br /> &nbsp;&nbsp;Ulrich Raphael Firsching: ''[http://www.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id186846-/news_detail.html Rolf Lauter nicht mehr in Diensten der Stadt Mannheim.]'' In: ''kunstmarkt.com'', 24.&nbsp;Juni 2009.</ref> Die kommissarische Leitung hatte die langjährige Kuratorin an der Kunsthalle Inge Herold.

2008 übernahm die Kunsthistorikerin [[Ulrike Lorenz]] die Leitung der Kunsthalle. Am 30. Oktober 2018 wurde Lorenz zur Präsidentin der [[Klassik Stiftung Weimar]] gewählt. Sie trat ihr Amt im August 2019 an.<ref>[[dpa]]: ''[https://www.tagesspiegel.de/kultur/klassik-stiftung-weimar-ulrike-lorenz-wird-chefin-der-klassik-stiftung-weimar/23585572.html Ulrike Lorenz wird Chefin der Klassik Stiftung Weimar.]'' In: ''[[Der Tagesspiegel]]'', 6.&nbsp;November 2018.</ref> Ihr Nachfolger als Leiter der Kunsthalle Mannheim ist der dänische Kurator [[Johan Holten]].<ref>[[dpa]]: ''[https://www.monopol-magazin.de/johan-holten-wird-chef-der-kunsthalle-mannheim Personalie. Johan Holten wird Chef der Kunsthalle Mannheim.]'' In: ''[[Monopol (Zeitschrift)|Monopol]]'', 23.&nbsp;März 2019.</ref>

2009 wurde nach einer Neuhängung im Jugendstilgebäude der Kunsthalle die Mannheimer Schausammlung eröffnet. Hierfür unterteilte man die Sammlung in zwölf Themenräume verschiedener Epochen der Kunstgeschichte von der Romantik bis zum Realismus.<ref>''Staatsanzeiger,'' Nr.&nbsp;14, 17.&nbsp;April 2009, Seite&nbsp;27.</ref>

Bis 2018 wurde der Mitzlaff-Bau abgerissen und durch den größeren Hector-Bau ersetzt. Am 1.&nbsp;Juni 2018 fand die Neueröffnung der Kunsthalle mit einem „Grand Opening“ und einer Ausstellung von Fotografien des Kanadiers [[Jeff Wall]] statt.<ref>{{Internetquelle |autor=bb/gri, [[dpa]], kuma.art |url=http://p.dw.com/p/2yqIW |titel=Kunsthalle Mannheim eröffnet |werk=[[Deutsche Welle]] |hrsg= |datum=2018-06-02 |zugriff=2018-08-12 |sprache=}}</ref>


== Architektur ==
== Architektur ==
Die Kunsthalle wurde bis [[1907]] vom Architekten [[Hermann Billing]] erbaut. Obwohl sie der Stadt als Prestigeobjekt diente, wurde sie nicht direkt an den prächtigen Friedrichsplatz gestellt, sondern nach hinten versetzt an die Moltkestraße. Die Freifläche war geplant für das [[Reiss-Engelhorn-Museen|Reiss-Museum]]. Der Grundriss bildet eine dreiflügelige T-Form. Der Mittelbau wird von einer Kuppel gekrönt. Die Fassade wurde im Jugendstil gestaltet und korrespondiert mit ihrem roten Sandstein mit der bereits vorhandenen Bebauung am Friedrichsplatz.
Die Kunsthalle wurde bis 1907 von dem Architekten [[Hermann Billing]] erbaut. Obwohl sie der Stadt als Prestigeobjekt diente, wurde sie nicht direkt an den prächtigen [[Friedrichsplatz (Mannheim)|Friedrichsplatz]] gestellt, sondern etwas vom Platz weg mit dem Haupteingang an die Moltkestraße versetzt. Die Freifläche war für das später andernorts errichtete [[Reiss-Engelhorn-Museen|Reiss-Museum]] vorgesehen.


Eine dreiflügelige T-Form bildet den Grundriss. Der Mittelbau wird von einer Kuppel gekrönt. Die Fassade wurde im [[Jugendstil]] gestaltet und korrespondiert mit ihrem roten Sandstein mit der bereits vorhandenen Bebauung am Friedrichsplatz.
Nachdem das Reiss-Museum im Zeughaus eingerichtet wurde, plante man ab [[1960]] auf der Freifläche einen Erweiterungsbau der Kunsthalle. Hierzu wurde das Architekten-Büro Lange, Mitzlaff, Böhm und Müller beauftragt. Nach mehreren Planungsänderungen und Finanzierungsschwierigkeiten konnte der Neubau 1983 eröffnet werden. An der Fassade wurde bewusst auf Schnörkel verzichtet, weil die Kunstwerke ungestört zu Geltung kommen sollten. Durch den roten Kunstsandstein verschmelzen aber Alt- und Neubau zu einer Einheit.

Nachdem das Reiss-Museum im [[Zeughaus (Mannheim)|Zeughaus]] eingerichtet worden war, plante man ab 1960 auf der Freifläche einen Erweiterungsbau der Kunsthalle. Hierzu wurde das Architekten-Büro Lange, [[Hans Mitzlaff|Mitzlaff]], Böhm und Müller beauftragt. Nach mehreren Planungsänderungen und Finanzierungsschwierigkeiten wurde der Neubau 1983 eröffnet. An der neuen Fassade wurde auf Schnörkel verzichtet, weil die Skulpturen ungestört zu Geltung kommen sollten. Durch den roten Sandstein verschmolzen aber Alt- und Neubau zu einer Einheit. Und nun öffnete sich das Haus mit dem Haupteingang hin zum [[Mannheimer Wasserturm|Wasserturm]] auf dem Friedrichsplatz.

Von 2010 bis 2013 wurde das Jugendstilgebäude der Kunsthalle generalsaniert. Im Haus am Friedrichsplatz lief der Museumsbetrieb währenddessen weiter. Im Billing-Bau gibt es mehrere Geschosssprünge, die nicht barrierefrei saniert wurden. Die hohe Freitreppe ist für Rollstuhlfahrer nicht überwindbar; Rampen oder Aufzüge konnten nicht realisiert werden.

<gallery widths="190" heights="140" class="center">
Mannheim-2014-Kunsthalle-MA-127-129.jpg|Billing-Bau
Datei:Mannheim-Kunsthalle.JPG|Mitzlaff-Bau 1983–2014
Datei:Mannheim - Kunsthalle 2014-10-06 (4).JPG|Abriss des Mitzlaff-Baus, 2014
</gallery>

== Neubau ==
[[Datei:Kunsthalle Mannheim 36.jpg|mini|Kunsthalle Mannheim, Neubau, 2018]]
Da sowohl der Mitzlaff-Bau als auch der darunter liegende [[Tiefbunker]], der als Kunstlager diente, gravierende bauliche Mängel aufwiesen, wurden sowohl eine Sanierung als auch ein Neubau des betroffenen Gebäudetrakts in Betracht gezogen. Die Leitung der Kunsthalle sprach sich für den Neubau mit geschätzten 67,8&nbsp;Millionen Euro als die beste und nachhaltigere Variante aus.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.kunsthalle-mannheim.eu/generalsanierung341/ | wayback=20131012001224 | text=''Generalsanierung.''}}. In: ''Kunsthalle Mannheim'', April 2012.</ref>

Im Juli 2011 sagten der [[SAP]]-Gründer [[Hans-Werner Hector]] und seine Frau Josephine eine Spende von 50&nbsp;Millionen Euro für einen Neubau zu.<ref>Susanne Schreiber: ''[https://www.handelsblatt.com/panorama/kultur-kunstmarkt/hector-stiftung-50-millionen-spende-fuer-kunsthalle-mannheim/4423316.html Hector-Stiftung: 50 Millionen-Spende für Kunsthalle Mannheim.]'' In: ''[[Handelsblatt]]'', 22.&nbsp;Juli 2011.</ref><ref>Peter W. Ragge: {{Webarchiv | url=https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-mannheim-grosser-maezen-mag-kein-grosses-aufsehen-_arid,618921.html | archive-is=20180812215223 | text=''Geburtstag – SAP-Mitgründer Hans-Werner Hector wird 75. Großer Mäzen mag kein großes Aufsehen.''}}. In: ''Mannheimer Morgen'', 17.&nbsp;Januar 2015.</ref> Nach einer weiteren Finanzierungszusage der Stadt wurde 2012 ein Architektenwettbewerb durchgeführt, an dem zahlreiche Architekturbüros teilnahmen.<ref>{{Webarchiv | url=http://stiftung-kunsthalle-mannheim.de/neubau-news/architekten-planungswettbewerb | wayback=20121028213537 | text=''Die Architekten des Planungswettbewerbs.''}}. In: ''Stiftung Kunsthalle Mannheim''.</ref> In der ersten Runde wurden drei erste Preise an die Entwürfe der Architekten [[Volker Staab]], Peter Pütz sowie [[Gerkan, Marg und Partner]] (gmp) vergeben. Nach entsprechenden Nachverhandlungen in den Detailplanungen wurde das Büro Gerkan, Marg und Partner als Sieger bestimmt.<ref>''[https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-gmp_sollen_Kunsthalle_Mannheim_bauen_3026461.html Museumsstadt in Metall. gmp sollen Kunsthalle Mannheim bauen.]'' In: ''[[BauNetz]]'', 6.&nbsp;Dezember 2012.</ref> Verantwortlicher Architekt war [[Nikolaus Goetze]].<ref>Stefan M. Dettlinger (dms): {{Webarchiv | url=https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-kultur-das-gebaeude-ist-ein-zeichen-in-die-zukunft-_arid,1258056.html | archive-is=20180812210434 | text=''„Das Gebäude ist ein Zeichen in die Zukunft.“''}}. In: ''Mannheimer Morgen'', 1.&nbsp;Juni 2018, Interview mit [[Nikolaus Goetze]].</ref> Mit seinem Bau versuchte er, die Idee einer „Stadt in der Stadt“ umzusetzen.

== Direktoren ==
* 1909–1923: [[Fritz Wichert]]
* 1923–1933: [[Gustav Friedrich Hartlaub]]
* 1933–1958: [[Walter Passarge]]
* 1959–1983: [[Heinz Fuchs (Kunsthistoriker)|Heinz Fuchs]]
* 1984–2002: [[Manfred Fath]]
* 2002–2007: [[Rolf Lauter|Rolf D. Lauter]]
* 2008–2019: [[Ulrike Lorenz]]
* seit 2019: [[Johan Holten]] (ab 1. Juni 2025 stellvertretende Direktorin [[Luisa Heese]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-regionale-kultur-kunsthalle-mannheim-heese-und-schallock-im-fuehrungsteam-_arid,2294598.html?&npg |titel=Kunsthalle Mannheim: Heese und Schallock im Führungsteam |werk=[[Mannheimer Morgen]] |datum=2025-03-28 |abruf=2025-03-31}}</ref>)

== Filme ==
* ''Kunst für alle – Die neue Mannheimer Kunsthalle.'' Dokumentarfilm, Deutschland, 2018, 44:40&nbsp;Min., Buch und Regie: Eberhard Reuß, Produktion: [[SWR]], Reihe: ''kulturmatinée'', Erstausstrahlung: 10.&nbsp;Juni 2018.<ref>{{Webarchiv | url=https://www.swr.de/film/mannheim-kunsthalle-neu-doku/-/id=5791128/did=21809894/nid=5791128/r68gee/index.html | wayback=20180812201420 | text=Kunst für alle – Die neue Mannheimer Kunsthalle}}.</ref>
* ''Die Kunsthalle Mannheim'' (= ''[[Museums-Check]].'' Folge 52). Reportage, 30 Min., Moderation: [[Markus Brock]], Produktion: [[3sat]]. Erstausstrahlung: 5. August 2018.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fernsehserien.de/museums-check-mit-markus-brock/folgen/52-die-kunsthalle-mannheim-1215760 |titel=Die Kunsthalle Mannheim (= Museums-Check. Folge 52) |werk=Fernsehserien.de |abruf=2025-01-15}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
*Heinz Fuchs: ''Kunsthalle Mannheim: Verzeichnis der Skulpturensammlung''. Mannheim 1967
* Heinz Fuchs: ''Kunsthalle Mannheim: Verzeichnis der Skulpturensammlung.'' Mannheim 1967.
*Heinz Fuchs: ''Meisterwerke der Kunst in der Kunsthalle Mannheim: Malerei des 19. Jahrhunderts''. Mannheim 1969
* Heinz Fuchs: ''Meisterwerke der Kunst in der Kunsthalle Mannheim: Malerei des 19. Jahrhunderts.'' Mannheim 1969.
*Heinz Fuchs: ''Städtische Kunsthalle Mannheim''. Braunschweig 1983
* Heinz Fuchs: ''Städtische Kunsthalle Mannheim.'' Braunschweig 1983.
* Hans-Jürgen Buderer: ''Entartete Kunst: Beschlagnahmeaktionen in der Städtischen Kunsthalle Mannheim 1937.'' Städtische Kunsthalle, Mannheim 1987, ISBN 3-89165-046-9.
*Karoline Hille: ''Kunsthalle Mannheim''. München 1994, ISBN 3791314211
* Karoline Hille: ''Kunsthalle Mannheim.'' Prestel, München 1994, ISBN 3-7913-1421-1.
* Inge Herold: ''Skulpturen. Kunsthalle Mannheim, Neuerwerbungen seit 1989.'' Kunsthalle Mannheim, 1995, ISBN 3-89165-094-9.
* Gerhard Kabierske: ''Der Architekt Hermann Billing (1867–1946): Leben und Werk.'' In: ''Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte.'' Jg. 7. KIT Scientific Publications, Karlsruhe 1996, {{ISSN|0940-578X}}.
* Inge Herold, Christmut Präger: ''100 Jahre Kunsthalle Mannheim 1907–2007.'' Mannheim 2007, ISBN 978-3-89165-210-7.
* [[Meinhard von Gerkan]], [[Nikolaus Goetze]]: ''Kunsthalle Mannheim.'' Jovis, Berlin 2018, ISBN 978-3-86859-530-7.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
[http://www.kunsthalle-mannheim.com Webseite der Kunsthalle]
* {{DNB-Portal|2022808-9}}
* [https://www.kuma.art/ Webpräsenz der Kunsthalle Mannheim]
* [[Christian Saehrendt]]: ''[https://www.nzz.ch/die-sammlung-ist-der-star-1.18153763 Die Sammlung ist der Star. Ein Plädoyer für die Plastik in der Kunsthalle Mannheim.]'' In: ''[[Neue Zürcher Zeitung]]'', 21.&nbsp;September 2013, mit [http://degustibus-ebmeier.blogspot.com/2013/09/nur-skulptur-aus-nzz-21.html Exponaten.]

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Coordinate |NS=49.48275 |EW=8.47532 |type=landmark |region=DE-BW}}

{{Normdaten|TYP=k|GND=2022808-9|LCCN=n81080107|VIAF=277630832}}


[[Kategorie: Kunstmuseum in Deutschland]]
[[Kategorie:Kunsthalle Mannheim| ]]
[[Kategorie: Kunstmuseum (Moderne)]]
[[Kategorie:Kunsthalle in Deutschland|Mannheim]]
[[Kategorie: Kultur (Mannheim)]]
[[Kategorie:Kunstmuseum in Baden-Württemberg|Mannheim]]
[[Kategorie: Gebäude (Mannheim)]]
[[Kategorie:Kunstmuseum (Moderne)|Mannheim]]
[[Kategorie:Museum in Mannheim]]
[[Kategorie:Bauwerk des Jugendstils in Mannheim|Mannheim]]
[[Kategorie:Kulturdenkmal in Mannheim]]
[[Kategorie:Hermann Billing]]
[[Kategorie:Architektur von Gerkan, Marg und Partner]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1900er Jahren]]
[[Kategorie:Museumsgründung 1907]]

Aktuelle Version vom 31. März 2025, 16:05 Uhr

Portal des Altbaus (Billing-Bau), 2014
Neubau (Hector-Bau), 2018

Die Kunsthalle Mannheim ist ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Mannheim. Sie liegt am zentralen Friedrichsplatz und prägt seit über 100 Jahren das kulturelle Leben der Industriestadt am Rhein mit. Deutschlandweit zählt sie mit Werken von Édouard Manet bis Francis Bacon und einem Skulpturenschwerpunkt – im Spektrum von Auguste Rodin und Wilhelm Lehmbruck über Henry Moore und Marino Marini bis zu Mario Merz und Richard Long – zu den angesehensten bürgerschaftlichen Sammlungen der deutschen und internationalen Moderne bis zur Gegenwart. Am 1. Juni 2018 wurde der Erweiterungsbau offiziell eröffnet.

Édouard Manet: Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko

Neben ca. 2.150 Gemälden und 840 Skulpturen umfasst die Sammlung einen Bestand von ca. 33.000 Blatt Handzeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken sowie eine Werkkunstabteilung. Neben der ständigen Sammlungspräsentation werden jährlich Sonderausstellungen internationaler zeitgenössischer Kunst gezeigt.

Die Kunsthalle Mannheim besitzt Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu den bedeutendsten Künstlern zählen Friedrich, Dahl, Manet, Sisley, Géricault, Delacroix, Pissarro, Cézanne, von Marées, Schuch, Kokoschka, Rohlfs, Heckel, Schmidt-Rottluff, Munch, Macke, Delaunay, Dix, Beckmann, Grosz, Bacon, Götz, Heinisch und Fuhr.

Die Skulpturensammlung ist besonders in Bezug auf das 20. Jahrhundert von Bedeutung. Sie enthält Werke von Belling, Bosslet, Brâncuși, Christian, Daumier, Rodin, Rosso, Barlach, Degas, Lehmbruck, Archipenko, Harth, Arp, Hepworth, Matisse, Marini, Moore, Giacometti, Hajek, Serra, Zadkine, Chillida, Uhlmann, Lenk, Segal, Seitz, Rückriem, Hauser, Vostell, Heiner Thiel und Mayer. Seit den 1930er-Jahren gibt es die Außenausstellung von Werken der zeitgenössischen Bildhauerei im Skulpturengarten der Kunsthalle Mannheim.[1]

Die graphische Sammlung wurde mit Rücksicht auf die finanziellen Mittel nicht im Hinblick auf Vollständigkeit angelegt, sondern setzt einzelne Schwerpunkte. Diese sind die Zeichnungen der Romantiker und Klassizisten, der Neuen Sachlichkeit und die Sammlung von Bildhauerzeichnungen. Hinzu kommt die europäische Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts, darunter Dürer und Rembrandt.

Beckmann-Ausstellung 1928

Die Kunsthalle wurde 1907 zum 300. Mannheimer Stadtjubiläum im Rahmen einer internationalen Kunst- und Gartenbauausstellung eröffnet. Die jüdischen Eheleute Julius (1841–1895) und Henriette Aberle (1847–1901) stifteten 236.250 Goldmark für die Errichtung der Kunsthalle. Den Grundstock der Sammlung begründeten die hinterlassenen Werke des großherzoglichen Galeriedirektors Karl Kuntz. Hinzu kamen 91 Gemälde aus dem Nachlass von James Emden (u. a. Feuerbach und Spitzweg). 1909 wurde Fritz Wichert als Leiter nach Mannheim geholt. Er erweiterte die Sammlung um französische Malerei.

1923 wurde Gustav Friedrich Hartlaub Direktor. Er zeigte 1925 eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst mit dem Titel „Neue Sachlichkeit“, die damit einer ganzen Stilrichtung ihren Namen gab. Bedeutende Werke von Dix, Grosz oder Beckmann wurden unter seiner Ägide angeschafft. 1933 wurde Hartlaub von den Nationalsozialisten abgesetzt, die eine Ausstellung „Kulturbolschewistische Bilder“ veranstalteten. Ihm folgte 1936 Walter Passarge nach, der sich 1937 der „Reinigung der Museen von entarteter Kunst“ ausgesetzt sah. In dieser zweiten Welle von Beschlagnahmungen seit 1933 gingen der Kunsthalle 102 Gemälde, 8 Skulpturen, 491 grafische Arbeiten und 59 Mappenwerke verloren, von denen viele auf Dauer verschollen blieben. Einige gelangten 1939 zur Versteigerung und gehören heute ausländischen Museen (u. a. Kunstmuseum Basel, Musée des Beaux-Arts Lüttich, Guggenheim-Museum und Museum of Modern Art, beide New York). Während des Krieges wurden die Bestände zum größten Teil ausgelagert. Ab 1949 konnten Teile der Sammlung nach der Instandsetzung des schwer beschädigten Hauptbaus wieder gezeigt werden.

Skulptur 6/77 von Erich Hauser

Walter Passarge verlagerte den Schwerpunkt des Hauses in seiner Dienstzeit bis 1945 auf das politisch weniger verfängliche Kunstgewerbe. Nach 1945 gelang es ihm sowie seinem ab 1959 amtierenden Nachfolger Heinz Fuchs, die in die Sammlung gerissenen Lücken einigermaßen zu schließen, wobei sich Passarge insbesondere der deutschen und modernen Kunst sowie der dem 19. und 20. Jahrhundert gewidmeten Sammlungen annahm. Systematisch wurde außerdem die Plastiksammlung ausgebaut.

1983 wurde der große Erweiterungsbau (Mitzlaff-Bau) eröffnet. Von 1984 an übernahm Manfred Fath die Leitung, der 1999 – dank einer großzügigen Stiftung – mit dem umgebauten angrenzenden ehemaligen Bunker die Ausstellungsfläche erweitern durfte.

Ab 2003 hob Rolf Lauter die chronologische Präsentation der Sammlung auf. Stattdessen wurde diese themenbezogen neu präsentiert und um Fotografien und Videoinstallationen erweitert. Im Herbst 2007 wurde er vom Gemeinderat wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten von der Leitung der Kunsthalle entbunden.[2] Die kommissarische Leitung hatte die langjährige Kuratorin an der Kunsthalle Inge Herold.

2008 übernahm die Kunsthistorikerin Ulrike Lorenz die Leitung der Kunsthalle. Am 30. Oktober 2018 wurde Lorenz zur Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar gewählt. Sie trat ihr Amt im August 2019 an.[3] Ihr Nachfolger als Leiter der Kunsthalle Mannheim ist der dänische Kurator Johan Holten.[4]

2009 wurde nach einer Neuhängung im Jugendstilgebäude der Kunsthalle die Mannheimer Schausammlung eröffnet. Hierfür unterteilte man die Sammlung in zwölf Themenräume verschiedener Epochen der Kunstgeschichte von der Romantik bis zum Realismus.[5]

Bis 2018 wurde der Mitzlaff-Bau abgerissen und durch den größeren Hector-Bau ersetzt. Am 1. Juni 2018 fand die Neueröffnung der Kunsthalle mit einem „Grand Opening“ und einer Ausstellung von Fotografien des Kanadiers Jeff Wall statt.[6]

Die Kunsthalle wurde bis 1907 von dem Architekten Hermann Billing erbaut. Obwohl sie der Stadt als Prestigeobjekt diente, wurde sie nicht direkt an den prächtigen Friedrichsplatz gestellt, sondern etwas vom Platz weg mit dem Haupteingang an die Moltkestraße versetzt. Die Freifläche war für das später andernorts errichtete Reiss-Museum vorgesehen.

Eine dreiflügelige T-Form bildet den Grundriss. Der Mittelbau wird von einer Kuppel gekrönt. Die Fassade wurde im Jugendstil gestaltet und korrespondiert mit ihrem roten Sandstein mit der bereits vorhandenen Bebauung am Friedrichsplatz.

Nachdem das Reiss-Museum im Zeughaus eingerichtet worden war, plante man ab 1960 auf der Freifläche einen Erweiterungsbau der Kunsthalle. Hierzu wurde das Architekten-Büro Lange, Mitzlaff, Böhm und Müller beauftragt. Nach mehreren Planungsänderungen und Finanzierungsschwierigkeiten wurde der Neubau 1983 eröffnet. An der neuen Fassade wurde auf Schnörkel verzichtet, weil die Skulpturen ungestört zu Geltung kommen sollten. Durch den roten Sandstein verschmolzen aber Alt- und Neubau zu einer Einheit. Und nun öffnete sich das Haus mit dem Haupteingang hin zum Wasserturm auf dem Friedrichsplatz.

Von 2010 bis 2013 wurde das Jugendstilgebäude der Kunsthalle generalsaniert. Im Haus am Friedrichsplatz lief der Museumsbetrieb währenddessen weiter. Im Billing-Bau gibt es mehrere Geschosssprünge, die nicht barrierefrei saniert wurden. Die hohe Freitreppe ist für Rollstuhlfahrer nicht überwindbar; Rampen oder Aufzüge konnten nicht realisiert werden.

Kunsthalle Mannheim, Neubau, 2018

Da sowohl der Mitzlaff-Bau als auch der darunter liegende Tiefbunker, der als Kunstlager diente, gravierende bauliche Mängel aufwiesen, wurden sowohl eine Sanierung als auch ein Neubau des betroffenen Gebäudetrakts in Betracht gezogen. Die Leitung der Kunsthalle sprach sich für den Neubau mit geschätzten 67,8 Millionen Euro als die beste und nachhaltigere Variante aus.[7]

Im Juli 2011 sagten der SAP-Gründer Hans-Werner Hector und seine Frau Josephine eine Spende von 50 Millionen Euro für einen Neubau zu.[8][9] Nach einer weiteren Finanzierungszusage der Stadt wurde 2012 ein Architektenwettbewerb durchgeführt, an dem zahlreiche Architekturbüros teilnahmen.[10] In der ersten Runde wurden drei erste Preise an die Entwürfe der Architekten Volker Staab, Peter Pütz sowie Gerkan, Marg und Partner (gmp) vergeben. Nach entsprechenden Nachverhandlungen in den Detailplanungen wurde das Büro Gerkan, Marg und Partner als Sieger bestimmt.[11] Verantwortlicher Architekt war Nikolaus Goetze.[12] Mit seinem Bau versuchte er, die Idee einer „Stadt in der Stadt“ umzusetzen.

  • Kunst für alle – Die neue Mannheimer Kunsthalle. Dokumentarfilm, Deutschland, 2018, 44:40 Min., Buch und Regie: Eberhard Reuß, Produktion: SWR, Reihe: kulturmatinée, Erstausstrahlung: 10. Juni 2018.[14]
  • Die Kunsthalle Mannheim (= Museums-Check. Folge 52). Reportage, 30 Min., Moderation: Markus Brock, Produktion: 3sat. Erstausstrahlung: 5. August 2018.[15]
  • Heinz Fuchs: Kunsthalle Mannheim: Verzeichnis der Skulpturensammlung. Mannheim 1967.
  • Heinz Fuchs: Meisterwerke der Kunst in der Kunsthalle Mannheim: Malerei des 19. Jahrhunderts. Mannheim 1969.
  • Heinz Fuchs: Städtische Kunsthalle Mannheim. Braunschweig 1983.
  • Hans-Jürgen Buderer: Entartete Kunst: Beschlagnahmeaktionen in der Städtischen Kunsthalle Mannheim 1937. Städtische Kunsthalle, Mannheim 1987, ISBN 3-89165-046-9.
  • Karoline Hille: Kunsthalle Mannheim. Prestel, München 1994, ISBN 3-7913-1421-1.
  • Inge Herold: Skulpturen. Kunsthalle Mannheim, Neuerwerbungen seit 1989. Kunsthalle Mannheim, 1995, ISBN 3-89165-094-9.
  • Gerhard Kabierske: Der Architekt Hermann Billing (1867–1946): Leben und Werk. In: Materialien zu Bauforschung und Baugeschichte. Jg. 7. KIT Scientific Publications, Karlsruhe 1996, ISSN 0940-578X.
  • Inge Herold, Christmut Präger: 100 Jahre Kunsthalle Mannheim 1907–2007. Mannheim 2007, ISBN 978-3-89165-210-7.
  • Meinhard von Gerkan, Nikolaus Goetze: Kunsthalle Mannheim. Jovis, Berlin 2018, ISBN 978-3-86859-530-7.
Commons: Kunsthalle Mannheim – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Inge Herold, Skulpturen. Kunsthalle Mannheim, Neuerwerbungen seit 1989. Kunsthalle Mannheim, 1995, ISBN 3-89165-094-9.
  2. Peter W. Ragge: Rolf Lauter darf nicht mehr für die Kunsthalle sprechen. In: Mannheimer Morgen, 20. September 2007.
      Ulrich Raphael Firsching: Rolf Lauter nicht mehr in Diensten der Stadt Mannheim. In: kunstmarkt.com, 24. Juni 2009.
  3. dpa: Ulrike Lorenz wird Chefin der Klassik Stiftung Weimar. In: Der Tagesspiegel, 6. November 2018.
  4. dpa: Personalie. Johan Holten wird Chef der Kunsthalle Mannheim. In: Monopol, 23. März 2019.
  5. Staatsanzeiger, Nr. 14, 17. April 2009, Seite 27.
  6. bb/gri, dpa, kuma.art: Kunsthalle Mannheim eröffnet. In: Deutsche Welle. 2. Juni 2018, abgerufen am 12. August 2018.
  7. Generalsanierung. (Memento vom 12. Oktober 2013 im Internet Archive). In: Kunsthalle Mannheim, April 2012.
  8. Susanne Schreiber: Hector-Stiftung: 50 Millionen-Spende für Kunsthalle Mannheim. In: Handelsblatt, 22. Juli 2011.
  9. Peter W. Ragge: Geburtstag – SAP-Mitgründer Hans-Werner Hector wird 75. Großer Mäzen mag kein großes Aufsehen. (Memento vom 12. August 2018 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 17. Januar 2015.
  10. Die Architekten des Planungswettbewerbs. (Memento vom 28. Oktober 2012 im Internet Archive). In: Stiftung Kunsthalle Mannheim.
  11. Museumsstadt in Metall. gmp sollen Kunsthalle Mannheim bauen. In: BauNetz, 6. Dezember 2012.
  12. Stefan M. Dettlinger (dms): „Das Gebäude ist ein Zeichen in die Zukunft.“ (Memento vom 12. August 2018 im Webarchiv archive.today). In: Mannheimer Morgen, 1. Juni 2018, Interview mit Nikolaus Goetze.
  13. Kunsthalle Mannheim: Heese und Schallock im Führungsteam. In: Mannheimer Morgen. 28. März 2025, abgerufen am 31. März 2025.
  14. Kunst für alle – Die neue Mannheimer Kunsthalle (Memento vom 12. August 2018 im Internet Archive).
  15. Die Kunsthalle Mannheim (= Museums-Check. Folge 52). In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 15. Januar 2025.

Koordinaten: 49° 28′ 57,9″ N, 8° 28′ 31,2″ O