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„Emmauskirche (Berlin)“ – Versionsunterschied

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{| class="wikitable float-right" id="Infobox_Kirche" summary="Infobox Kirche" style="font-size:90%; max-width:250px;"
[[Bild:Berlin-kreuzberg emmauskirche 20050309 380.jpg|thumb|Emmauskirche am Lausitzer Platz]]
|- class="hintergrundfarbe7"
Die '''Emmauskirche''' (auch '''Emmaus-Kirche'''), nach Plänen und unter Leitung von [[August Orth]] 1890 bis 1893 am [[Lausitzer Platz]] in [[Berlin-Kreuzberg]] erbaut, war bis zur Zerstörung des Kirchenschiffs im Zweiten Weltkrieg die Kirche mit den meisten Sitzplätzen in [[Berlin]]. Sie hatte über 2000 Sitzplätze und bildete mit dem gegenüber liegenden, ebenfalls von August Orth geplanten, [[Görlitzer Bahnhof]] ein Ensemble.
!colspan="2" style="font-size:110%;"| Emmauskirche
|-
|colspan="2" style="text-align:center"| [[Datei:Berlin-kreuzberg emmauskirche 20050309 380.jpg|250px]]
|- class="toptextcells"
| '''Adresse'''
| [[Berlin-Kreuzberg]],<br />[[Lausitzer Platz]]
|-
|'''Konfession'''|| evangelisch
|-
|'''Gemeinde'''|| Evangelische Kirchengemeinde Kreuzberg
|-
|'''Aktuelle Nutzung'''|| Gemeindekirche; Kulturort
|- class="hintergrundfarbe7"
!colspan="2" style="text-align:center; font-size:110%;"|Alte Kirche
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|'''Baubeginn '''|| 1891
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| '''Fertigstellung''' ||1893
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| '''Einweihung''' || 27. August 1893
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|'''Stil'''|| [[Rundbogenstil]]
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| '''Architekt''' || [[August Orth]]
|- class="hintergrundfarbe7"
!colspan="2" style="text-align:center; font-size:110%;"|Neues Kirchenschiff
|-
|'''Baubeginn '''|| 1957
|-
| '''Fertigstellung''' ||1959
|-
| '''Einweihung''' || 6. Dezember 1959
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|'''Stil'''|| [[Nachkriegsmoderne]]
|-
| '''Architekten''' || Werner und Ludolf v.&nbsp;Walthausen
|}

Die '''Emmauskirche''' (auch: '''Emmaus-Kirche''') der Evangelischen Emmaus-Ölberg-Kirchengemeinde im [[Kirchenkreis Berlin Stadtmitte]] der [[Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz|Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz]] wurde nach Plänen und unter Leitung von [[August Orth]] von 1890 bis 1893 am [[Lausitzer Platz]] im [[Berlin]]er Ortsteil [[Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]] erbaut. Sie bildete mit dem gegenüberliegenden, ebenfalls von August Orth geplanten [[Görlitzer Bahnhof]] ein [[Bauensemble]].

Das im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstörte [[Kirchenschiff]] wurde abgetragen, ebenso die [[Annex (Architektur)|Annexe]] des [[Kirchturm]]s. Ende der 1950er Jahre wurde ein neues Kirchenschiff gebaut.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Emmaus-Gemeinde war zunächst eine Tochter der [[St.-Thomas-Kirche (Berlin)|St.-Thomas-Gemeinde]]. 1872 wurde zunächst eine [[Notkirche]] auf dem Lausitzer Platz aufgebaut, um der künftigen neuen Gemeinde eine eigene Gottesdienstmöglichkeit zu bieten. Am 1.&nbsp;April 1887 trennte sich die Gemeinde formell von der St.-Thomas-Gemeinde. Bei der Gründung hatte die Emmaus-Gemeinde rund 70.000 Mitglieder.
[[Bild:Berlin-kreuzberg_emmauskirche_20050309_376.jpg|thumb|Portal der Emmauskirche]]

[[Bild:Berlin-kreuzberg_emmauskirche_20050309_377.jpg|thumb|Mosaik im Portal]]
Die Wahlen zum Reichstag 1877 brachten einen Stimmenzuwachs für die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|Sozialdemokraten]] in diesem Stadtgebiet. Dies führten die [[Herrscher |Herrschenden]] auf die sinkende Bindung des Volkes zur Kirche zurück. Die zunehmende [[Armut]] und [[Proletariat|Proletarisierung]] der Bevölkerung hatte massenhafte [[Kirchenaustritt]]e zur Folge. Die Herrschenden versuchten ihren Einfluss durch Unterstützung der [[Kirche der Altpreußischen Union]] wieder zu verstärken und förderten deshalb den Bau großer Kirchen. Die [[Kreissynode]] stellte 200.000&nbsp;[[Mark (1871)|Mark]] (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund {{Inflation|DE|0.2|1890|r=2}}&nbsp;Millionen Euro) für den Bau einer Kirche zur Verfügung, der [[Magistrat von Berlin|Magistrat]] übernahm die gleiche Summe und stellte das Grundstück auf dem Lausitzer Platz zur Verfügung. Am 5.&nbsp;Juni 1890 war die [[Grundsteinlegung]]. Wegen Einspruchs der für die Prüfung der [[Baustatik]] zuständigen [[Bauakademie]] und der [[Bauaufsichtsbehörde|Baupolizei]] musste die [[Bauausführung]] bis zum Frühjahr 1891 ausgesetzt werde. Am 27.&nbsp;August 1893 war die [[Kirchweihe|Einweihung]] der Kirche. Auf den [[Kirchengestühl#Kirchenbänke|Kirchenbänken]] fanden 2400 Personen Platz. Beim [[Gottesdienst]] sang der [[Königlicher Hof- und Domchor|Königliche Hof- und Domchor]].
Schon 1887 trennte sich die Gemeinde aufgrund ihrer Größe von der Gemeinde der St.-Thomas-Kirche. Bei der Gründung hatte sie ca. 70.000 Mitglieder, 1895 waren es dann 100.634.

Aufgrund der starken Zunahme der Bevölkerung überall in Berlin und der schwierigen Stimmung bei den neuen Bürgern der entstehenden Großstadt setzten die Herrscher auf die preußisch-protestantische Kirche als beruhigenden Pol und integrierendes Element für die Massen. Sie unterstützten den Bau großer Kirchen und so entstand auch die Emmaus-Kirche, mit deren Architektur August Orth beauftragt wurde. Er entwarf eine [[Kirchenschiff|einschiffige]] Backsteinkirche im [[Rundbogenstil]], die mit überwiegend [[Romanik|romanische]] Stilelementen geschmückt war. Das Kirchenschiff war ein achteckiger Zentralraum, dem ein Eingangsbereich mit 74 Meter hohem Turm vorgelagert war. Über dem Eingang entstand ein Mosaikbild mit Christus und den [[Emmaus]]-Jüngern und dem Spruch: ''Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden'', das vermutlich von Paul Mohn (1842–1911) gestaltet wurde. Das Mosaik wurde gefertigt von der ''Deutschen Glasmosaik-Gesellschaft Puhl & Wagner'', damals in [[Rixdorf]]. Am 25. August 1893 wurde die Kirche eingeweiht.
Im Jahr 1944 wurden durch die [[Detonation]]en von Bomben in der Nähe der Kirche deren Fenster zerstört. Im Winter war sie dadurch unbenutzbar. Am 3.&nbsp;Februar 1945 brannte das Kirchenschiff nach einem [[Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|alliierten Luftangriff]] vollständig aus. Die Gottesdienste fanden nun im [[Luftschutzkeller]] der Kirche statt. Seit dem 1.&nbsp;Juli 1949 wurde das Kirchenschiff und die Annexe des Turms wegen Einsturzgefahr abgetragen. Nur der Turm mit dem Mosaik über dem Eingangsportal blieb erhalten.

Von 1957 bis 1959 wurde ein neues Kirchenschiff mit nur noch 500 Plätzen errichtet, das am 6.&nbsp;Dezember 1959 eingeweiht wurde. Die [[Vorplanung]] machte Werner v.&nbsp;Walthausen, die Bauausführung lag in den Händen von Ludolf v.&nbsp;Walthausen. Von 1990 bis 1995 wurde nach Plänen von Wulf Eichstädt der Kirchturm für Gemeindeaktivitäten, Büros und eine Pfarrdienstwohnung umgebaut. Am 27.&nbsp;August 1995 fusionierte die Emmaus-Gemeinde mit der naheliegenden [[Ölbergkirche (Kreuzberg)|Ölberg-Gemeinde]] zur Emmaus-Ölberg Kirchengemeinde. Am 1. Januar 2022 ging diese fusionierte Gemeinde in der Evangelischen Kirchengemeinde Kreuzberg auf.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.evangelisch-kreuzberg.de |titel=Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Kreuzberg |abruf=7.1.2022 |offline=ja }}</ref>

Seit September 2001 findet in der Kirche im Rahmen der traditionellen Liturgie am ersten Sonntag eines jeden Monats der ökumenische Gottesdienst der [[Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche|Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche]] (HuK) statt.<ref>{{cite web |author= |url=https://www.huk.org/wer-wir-sind/regional/berlin/|website=www.huk.org|title=Regionalgruppe Berlin|accessdate=2024-09-09 |date= |format= |publisher= |pages= |language=de |quote= |comment= |archiveurl= |archivedate= |url-status= }}</ref>

== Architektur ==
=== Alte Kirche ===
Orth entwarf ein [[Kirche (Bauwerk)|Kirchengebäude]], das eine Synthese aus [[Longitudinalbau|Längs-]] und [[Zentralbau]] war. Den ganzen Raum, außer dem [[Chor (Architektur)|Chor]], füllten [[Empore]]n auf zwei Ebenen. Den Kern des Baus bildete ein [[Oktogon (Architektur)|Oktogon]], in dessen Mitte die [[Kanzel]] angeordnet war. Auf acht freistehenden [[Bündelpfeiler]]n ruhte eine [[Kuppel]], durch deren seitliche Fenster [[Tageslicht]] fiel. Eine kleine [[Laterne (Architektur)|Laterne]] zierte die Kuppel außen. An fünf Seiten des Achtecks schlossen sich [[Apsis|Apsiden]] an. Die mittlere in [[Achse (Architektur)|Längsachse]] der Kirche war der [[Chor (Architektur)|Altarraum]]. An den drei übrigen Seiten des Oktogons schloss sich ein [[Kirchenschiff|dreischiffiges]] [[Langhaus (Kirche)|Langhaus]] von vier Achsen an. Diesem war der 74&nbsp;Meter hohe, von polygonalen [[Gebäudetrakt]]en eingefasste Turm mit dem [[Portal (Architektur)|Portal]] vorgelagert. Über dem Eingang gestaltete [[Paul Mohn]] ein [[Mosaik]] mit Christus und den [[Emmaus]]-Jüngern und dem Spruch: „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden“. Gefertigt wurde es von der ''[[Puhl & Wagner|Deutschen Glasmosaik-Gesellschaft Puhl & Wagner]]'', damals in [[Berlin-Neukölln|Rixdorf]].
[[Datei:Emmauskirche (Berlin-Kreuzberg) Kirchsaal nordwest.JPG|mini|Innenraum (2016)]]

=== Neues Kirchenschiff ===
Zwischen 1957 und 1959 entstand nach Plänen von Werner von Walthausen eine [[Saalkirche]] mit abgestumpften Stirnwänden in axialer Ausrichtung. Sie ist nach Norden vom Turm abgerückt. Ihre [[Grundfläche (Architektur)|Grundfläche]] entspricht annähernd der des alten Kirchenschiffs. Mit dem Turm ist sie nur durch eine [[Galerie (Architektur)|Galerie]] verbunden. Der [[Dachfirst]] des [[Satteldach]]s bleibt mit 16&nbsp;Metern unter der Höhe des Portals. Die Seitenwände sind durch schmale, [[Dachtraufe|traufhohe]] Fensterbänder gestaffelt, die schräg angeordnet sind. Im Sommer 1998 wurden die Kirchenbänke durch Stühle ersetzt.

== Ausstattung ==

=== Orgel ===
[[Datei:Emmauskirche (Berlin-Kreuzberg) Orgel.JPG|mini|hochkant|Orgel]]
[[Datei:Berlin-Kreuzberg, Emmauskirche (03).jpg|mini|links|Spieltisch der Orgel]]
[[Datei:Bwv542-2-emmausbln.mp3|mini|links|[[Johann Sebastian Bach|J. S. Bach]]: Fuge g-Moll BWV 542/2 (Live-Konzertmitschnitt; nur Pfeifenregister)]]
Die Emmauskirche besitzt eine besondere [[Orgel]], bei der eine Pfeifenorgel mit einer [[Elektronische Orgel#Digitale Sakralorgel|elektronischen Orgel]] kombiniert wurde.

Die [[Orgel|Pfeifenorgel]] wurde 2002 eingeweiht. Sie wurde 1960 von dem Orgelbauer G.&nbsp;A.&nbsp;C. de Graaf für die Noach-Kerk in [[Amsterdam]] gebaut, nach deren Profanierung nach Berlin verkauft und durch Michael Fischaleck umgesetzt. Das Instrument hat 22 [[Register (Orgel)|Register]] auf zwei [[Manual (Musik)|Manualen]] und [[Pedal (Orgel)|Pedal]]. Das erste Manual ist ein [[Koppel (Orgel)#Koppelmanual|Koppelmanual]]. In den Jahren 2002–2004 wurde die Orgel durch die Firma Hoffrichter um 24 [[Elektronische Orgel|elektronische Register]] erweitert.<ref>[https://www.emmaus.de/orgel.html ''Eine neue Orgel in Emmaus'']</ref><ref>[https://organindex.de/index.php?title=Berlin/Kreuzberg,_Emmauskirche Orgelbeschreibung auf Organ index], abgerufen am 23. August 2023</ref> Die [[Disposition (Orgel)|Disposition]] lautet:
{| class="toptextcells" cellspacing="24" cellpadding="18" style="border-collapse:collapse;"
|-
|
{|
|-
|colspan="16"| '''II Hauptwerk''' C–g<sup>3</sup>
----
|-
| 1. || Prestant || {{0}}8′
|-
| 2. || Rohrflöte || {{0}}8′
|-
| 3. || Viola di Gamba || {{0}}8′
|-
| 4. || Oktave || {{0}}4′
|-
| 5. || Flöte || {{0}}4′
|-
| 6. || Nasard || {{0}}{{Bruch|2|2|3}}′
|-
| 7. || Gemshorn || {{0}}2′
|-
| 8. || Mixtur IV
|-
| 9. || Trompete || {{0}}8′
|}
|
{|
|-
|colspan="16"| '''III Brustwerk''' C–g<sup>3</sup>
----
|-
| 10. || Holpijp || {{0}}8′
|-
| 11. || Spielflöte || {{0}}4′
|-
| 12. || Prestant || {{0}}2′
|-
| 13. || Quinte || {{0}}{{Bruch|1|1|3}}′
|-
| 14. || Tertz || {{0}}{{Bruch|1|3|5}}′
|-
| 15. || Oktave || {{0}}1′
|-
| 16. || Krummhorn || {{0}}8′
|-
| || ''Tremulant''
|}
|
{|
|-
|colspan="16"| '''Pedal''' C–g<sup>1</sup>
----
|-
| 17. || Subbass || 16′
|-
| 18. || Gemshorn || {{0}}8′
|-
| 19. || Nachthorn || {{0}}4′
|-
| 20. || Spitzgedeckt || {{0}}2′
|-
| 21. || Fagott || 16′
|-
| 22. || Klaroen || {{0}}4′
|}
|
{|
|-
|colspan="16"| '''HW elektronisch'''
----
|-
| ''Sektion A''
|-
| Bordun || 16′
|-
| Hohlflöte || {{0}}8′
|-
| Gedackt || {{0}}4′
|-
| Trompete en ch. || 16′
|-
| Trompete || {{0}}4′
|-
| ''Sektion B''
|-
| Bordun || 16′
|-
| Konzertflöte || {{0}}8′
|-
| Spitzflöte || {{0}}4′
|-
| Trompete || 16′
|-
| Cornett V
|}
|
{|
|-
|colspan="16"| '''BW elektronisch'''
----
|-
| ''Sektion A''
|-
| Prinzipal || {{0}}8′
|-
| Oktave || {{0}}4′
|-
| Gemshorn || {{0}}2′
|-
| Mixtur III
|-
| Dulcian || 16′
|-
| ''Sektion B''
|-
| Flauto traverso || 16′
|-
| Holzflöte || {{0}}8′
|-
| Gambe || {{0}}8′
|-
| Salizional || {{0}}8′
|-
| Flauto traverso || {{0}}4′
|}
|
{|
|-
|colspan="16"| '''Pedal elektronisch'''
----
|-
| Contrabass || 32′
|-
| Prinzipal || 16′
|-
| Bombarde || 32′
|-
| Regal || 16′
|}
|}
* ''[[Koppel (Orgel)|Koppeln]]:'' Koppelmanual für die Pfeifenorgel (II/I, III/I), II/P, III/P
Des Weiteren besitzt die Kirchengemeinde eine Truhenorgel von [[Klop Early Keyboard Instruments|Henk Klop]].

=== Glocken ===
Im Turm hängen drei [[Gussstahl]]glocken der Glockengießerei [[Bochumer Verein]]. In einer Inventarliste der Gießerei sind folgende Angaben zu finden: das dreistimmige Geläut kam in je eine Glockenstube, die nebeneinander angeordnet sind und ein regelmäßiges Achteck ergeben. Die Herstellung aller drei Glocken samt Zubehör wie Klöppel, Achsen, Lager und Läutehebel kostete 7160&nbsp;Mark.<ref name="Plan">''Zusammenstellung der nach Berlin und Umgegend gelieferten Geläute''. Bochumer Verein, um 1900. Im Archiv der Köpenicker Kirche St.&#8239;Josef, eingesehen am 6. August 2019.</ref>

{| class="wikitable center zebra toptextcells"
|-
! Größe !! Gießjahr !! [[Schlagton|Schlag&shy;ton]] !! Gewicht (kg) !! unterer Durch&shy;messer (mm) !! Höhe (mm) !! Inschrift !! Anmerkung
|-
| größte || 1892 || b<sup>0</sup> || 2550 || 1885 || 1655 || EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE / UND FRIEDE AUF ERDEN / UND DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN.||
|-
| mittlere || 1964 || des<sup>1</sup> || 2010<br />(1560) || 1680<br />(1570) || 1380 || + KOMMT, DENN<br /> ES IST ALLES BEREIT + ||Die erste mittlere Glocke wurde ebenfalls 1892 hergestellt (Daten in Klammern) und musste offenbar später erneuert werden.<ref name="Plan" />
|-
| kleinste || 1892 || f<sup>1</sup> || 1019 || 1385 || 1185 || EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT / SEIN REICH MUSS DOCH BLEIBEN. ||
|}

=== Gemeindehaus ===
Das ehemalige Gemeindehaus der Emmaus-Kirchengemeinde steht in der Wrangelstraße&nbsp;31. Der Architekt war&nbsp;– wie beim modernen Kirchenschiff am Lausitzer Platz&nbsp;– ebenfalls Ludolf von Walthausen. Das im Stil des [[Brutalismus]] entworfene Gebäude entstand 1971–1972 und steht unter [[Denkmalschutz]].<ref>{{LDLBerlin|09031099|Denkmaldatenbank – Gemeindezentrum der Ev. Emmaus-Kirchengemeinde}}</ref>

== Literatur ==
* Marina Wesner: ''Kreuzberg und seine Gotteshäuser: Kirchen – Moscheen – Synagogen – Tempel''. Berlin 2007
* [[Christine Goetz]], Matthias Hoffmann-Tauschwitz: ''Kirchen Berlin Potsdam''. Berlin 2003
* {{LuiseBMS |Autor=Klaus Duntze |Titel=Martha und der Drache |ID=prod |Nr=12 |Jahr=1998 |Seite=21–32}}
* ''Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten''. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin, Berlin 1997
* {{LuiseBMS |Autor=Angela Nickel |Titel=Ein Architekt im Übergang |ID=pora |Nr=3 |Jahr=1996 |Seite=}}
* Klaus-Dieter Wille: ''Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar''. Berlin 1987
* Günther Kühne, Elisabeth Stephani: ''Evangelische Kirchen in Berlin''. Berlin 1978


== Weblinks ==
Am 3. Februar 1945 brannte das Kirchenschiff der Kirche nach einem Luftangriff aus, der Turm mit dem Mosaik über dem Eingangsportal blieb jedoch erhalten. Am 1. Juli 1949 wurden Teile der Kirche wegen Einsturzgefahr gesprengt und abgetragen.
{{Commonscat|Emmauskirche (Berlin)}}
* [https://evkgk.de/page/3850/emmaus-kirche Emmauskirche] auf der Website der Evangelischen Kirchengemeinde Kreuzberg
* [https://www.emmaus.de/emmaus.html Beschreibung der Kirche] auf der Website der Emmaus-Ölberg Kirchengemeinde
* [https://www.emmaus.de/chronik/index.html Geschichte der Gemeinde] auf der Website der Emmaus-Ölberg Kirchengemeinde
* [https://architekturmuseum.ub.tu-berlin.de/index.php?set=1&p=61&D1=Orth&D2=August&D3=Emmauskirche%2C+Berlin-Kreuzberg Architekturmuseum TU-Berlin] – alte Pläne zur Emmauskirche


== Einzelnachweise ==
1957 bis 1959 entstand ein vielseitig genutztes, neues und wesentlich kleineres Kirchenschiff nach Plänen von Werner von Walthausen. Anfang der 1990er Jahre wurde die Kirche im Innern nach Entwürfen von Wulf Eichstett komplett umgestaltet. Am 22. Februar 2002 wurde eine neue Orgel eingeweiht.
<references responsive />


{{Coordinate |NS=52/29/59.45/N |EW=13/25/51.67/E |type=landmark |region=DE-BE}}
== Weblinks und Quellen ==
{{commons|Emmauskirche (Berlin)}}
* http://www.luise-berlin.de/Bms/BMSTEXT/9812PROD.HTM
* http://www.luise-berlin.de/Bms/BMSTXT96/9603PORA.HTM


{{Navigationsleiste Kirchen im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte}}


[[Kategorie:Kirchengebäude in Berlin]]
[[Kategorie:Berlin-Kreuzberg|Emmauskirche]]
[[Kategorie:Neuromanisches Bauwerk in Berlin|Emmauskirche]]
[[Kategorie:Kirchengebäude des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte|Emmaus]]
[[Kategorie:Erbaut in den 1890er Jahren|Emmauskirche]]
[[Kategorie:Emmauskirche|Berlin]]
[[Kategorie:Disposition einer Orgel|Berlin, Emmaus]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Berlin|Emmaus]]
[[Kategorie:Neuromanisches Kirchengebäude|Berlin Emmaus]]
[[Kategorie:Bauwerk von August Orth]]
[[Kategorie:Bauwerk des Rundbogenstils in Berlin]]
[[Kategorie:Kirchengebäude in Europa|Berlin]]

Aktuelle Version vom 23. Januar 2025, 11:37 Uhr

Emmauskirche
Adresse Berlin-Kreuzberg,
Lausitzer Platz
Konfession evangelisch
Gemeinde Evangelische Kirchengemeinde Kreuzberg
Aktuelle Nutzung Gemeindekirche; Kulturort
Alte Kirche
Baubeginn 1891
Fertigstellung 1893
Einweihung 27. August 1893
Stil Rundbogenstil
Architekt August Orth
Neues Kirchenschiff
Baubeginn 1957
Fertigstellung 1959
Einweihung 6. Dezember 1959
Stil Nachkriegsmoderne
Architekten Werner und Ludolf v. Walthausen

Die Emmauskirche (auch: Emmaus-Kirche) der Evangelischen Emmaus-Ölberg-Kirchengemeinde im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz wurde nach Plänen und unter Leitung von August Orth von 1890 bis 1893 am Lausitzer Platz im Berliner Ortsteil Kreuzberg erbaut. Sie bildete mit dem gegenüberliegenden, ebenfalls von August Orth geplanten Görlitzer Bahnhof ein Bauensemble.

Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kirchenschiff wurde abgetragen, ebenso die Annexe des Kirchturms. Ende der 1950er Jahre wurde ein neues Kirchenschiff gebaut.

Die Emmaus-Gemeinde war zunächst eine Tochter der St.-Thomas-Gemeinde. 1872 wurde zunächst eine Notkirche auf dem Lausitzer Platz aufgebaut, um der künftigen neuen Gemeinde eine eigene Gottesdienstmöglichkeit zu bieten. Am 1. April 1887 trennte sich die Gemeinde formell von der St.-Thomas-Gemeinde. Bei der Gründung hatte die Emmaus-Gemeinde rund 70.000 Mitglieder.

Die Wahlen zum Reichstag 1877 brachten einen Stimmenzuwachs für die Sozialdemokraten in diesem Stadtgebiet. Dies führten die Herrschenden auf die sinkende Bindung des Volkes zur Kirche zurück. Die zunehmende Armut und Proletarisierung der Bevölkerung hatte massenhafte Kirchenaustritte zur Folge. Die Herrschenden versuchten ihren Einfluss durch Unterstützung der Kirche der Altpreußischen Union wieder zu verstärken und förderten deshalb den Bau großer Kirchen. Die Kreissynode stellte 200.000 Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 1,64 Millionen Euro) für den Bau einer Kirche zur Verfügung, der Magistrat übernahm die gleiche Summe und stellte das Grundstück auf dem Lausitzer Platz zur Verfügung. Am 5. Juni 1890 war die Grundsteinlegung. Wegen Einspruchs der für die Prüfung der Baustatik zuständigen Bauakademie und der Baupolizei musste die Bauausführung bis zum Frühjahr 1891 ausgesetzt werde. Am 27. August 1893 war die Einweihung der Kirche. Auf den Kirchenbänken fanden 2400 Personen Platz. Beim Gottesdienst sang der Königliche Hof- und Domchor.

Im Jahr 1944 wurden durch die Detonationen von Bomben in der Nähe der Kirche deren Fenster zerstört. Im Winter war sie dadurch unbenutzbar. Am 3. Februar 1945 brannte das Kirchenschiff nach einem alliierten Luftangriff vollständig aus. Die Gottesdienste fanden nun im Luftschutzkeller der Kirche statt. Seit dem 1. Juli 1949 wurde das Kirchenschiff und die Annexe des Turms wegen Einsturzgefahr abgetragen. Nur der Turm mit dem Mosaik über dem Eingangsportal blieb erhalten.

Von 1957 bis 1959 wurde ein neues Kirchenschiff mit nur noch 500 Plätzen errichtet, das am 6. Dezember 1959 eingeweiht wurde. Die Vorplanung machte Werner v. Walthausen, die Bauausführung lag in den Händen von Ludolf v. Walthausen. Von 1990 bis 1995 wurde nach Plänen von Wulf Eichstädt der Kirchturm für Gemeindeaktivitäten, Büros und eine Pfarrdienstwohnung umgebaut. Am 27. August 1995 fusionierte die Emmaus-Gemeinde mit der naheliegenden Ölberg-Gemeinde zur Emmaus-Ölberg Kirchengemeinde. Am 1. Januar 2022 ging diese fusionierte Gemeinde in der Evangelischen Kirchengemeinde Kreuzberg auf.[1]

Seit September 2001 findet in der Kirche im Rahmen der traditionellen Liturgie am ersten Sonntag eines jeden Monats der ökumenische Gottesdienst der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) statt.[2]

Orth entwarf ein Kirchengebäude, das eine Synthese aus Längs- und Zentralbau war. Den ganzen Raum, außer dem Chor, füllten Emporen auf zwei Ebenen. Den Kern des Baus bildete ein Oktogon, in dessen Mitte die Kanzel angeordnet war. Auf acht freistehenden Bündelpfeilern ruhte eine Kuppel, durch deren seitliche Fenster Tageslicht fiel. Eine kleine Laterne zierte die Kuppel außen. An fünf Seiten des Achtecks schlossen sich Apsiden an. Die mittlere in Längsachse der Kirche war der Altarraum. An den drei übrigen Seiten des Oktogons schloss sich ein dreischiffiges Langhaus von vier Achsen an. Diesem war der 74 Meter hohe, von polygonalen Gebäudetrakten eingefasste Turm mit dem Portal vorgelagert. Über dem Eingang gestaltete Paul Mohn ein Mosaik mit Christus und den Emmaus-Jüngern und dem Spruch: „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden“. Gefertigt wurde es von der Deutschen Glasmosaik-Gesellschaft Puhl & Wagner, damals in Rixdorf.

Innenraum (2016)

Neues Kirchenschiff

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1957 und 1959 entstand nach Plänen von Werner von Walthausen eine Saalkirche mit abgestumpften Stirnwänden in axialer Ausrichtung. Sie ist nach Norden vom Turm abgerückt. Ihre Grundfläche entspricht annähernd der des alten Kirchenschiffs. Mit dem Turm ist sie nur durch eine Galerie verbunden. Der Dachfirst des Satteldachs bleibt mit 16 Metern unter der Höhe des Portals. Die Seitenwände sind durch schmale, traufhohe Fensterbänder gestaffelt, die schräg angeordnet sind. Im Sommer 1998 wurden die Kirchenbänke durch Stühle ersetzt.

Orgel
Spieltisch der Orgel
J. S. Bach: Fuge g-Moll BWV 542/2 (Live-Konzertmitschnitt; nur Pfeifenregister)

Die Emmauskirche besitzt eine besondere Orgel, bei der eine Pfeifenorgel mit einer elektronischen Orgel kombiniert wurde.

Die Pfeifenorgel wurde 2002 eingeweiht. Sie wurde 1960 von dem Orgelbauer G. A. C. de Graaf für die Noach-Kerk in Amsterdam gebaut, nach deren Profanierung nach Berlin verkauft und durch Michael Fischaleck umgesetzt. Das Instrument hat 22 Register auf zwei Manualen und Pedal. Das erste Manual ist ein Koppelmanual. In den Jahren 2002–2004 wurde die Orgel durch die Firma Hoffrichter um 24 elektronische Register erweitert.[3][4] Die Disposition lautet:

II Hauptwerk C–g3
1. Prestant 08′
2. Rohrflöte 08′
3. Viola di Gamba 08′
4. Oktave 04′
5. Flöte 04′
6. Nasard 0223
7. Gemshorn 02′
8. Mixtur IV
9. Trompete 08′
III Brustwerk C–g3
10. Holpijp 08′
11. Spielflöte 04′
12. Prestant 02′
13. Quinte 0113
14. Tertz 0135
15. Oktave 01′
16. Krummhorn 08′
Tremulant
Pedal C–g1
17. Subbass 16′
18. Gemshorn 08′
19. Nachthorn 04′
20. Spitzgedeckt 02′
21. Fagott 16′
22. Klaroen 04′
HW elektronisch
Sektion A
Bordun 16′
Hohlflöte 08′
Gedackt 04′
Trompete en ch. 16′
Trompete 04′
Sektion B
Bordun 16′
Konzertflöte 08′
Spitzflöte 04′
Trompete 16′
Cornett V
BW elektronisch
Sektion A
Prinzipal 08′
Oktave 04′
Gemshorn 02′
Mixtur III
Dulcian 16′
Sektion B
Flauto traverso 16′
Holzflöte 08′
Gambe 08′
Salizional 08′
Flauto traverso 04′
Pedal elektronisch
Contrabass 32′
Prinzipal 16′
Bombarde 32′
Regal 16′
  • Koppeln: Koppelmanual für die Pfeifenorgel (II/I, III/I), II/P, III/P

Des Weiteren besitzt die Kirchengemeinde eine Truhenorgel von Henk Klop.

Im Turm hängen drei Gussstahlglocken der Glockengießerei Bochumer Verein. In einer Inventarliste der Gießerei sind folgende Angaben zu finden: das dreistimmige Geläut kam in je eine Glockenstube, die nebeneinander angeordnet sind und ein regelmäßiges Achteck ergeben. Die Herstellung aller drei Glocken samt Zubehör wie Klöppel, Achsen, Lager und Läutehebel kostete 7160 Mark.[5]

Größe Gießjahr Schlag­ton Gewicht (kg) unterer Durch­messer (mm) Höhe (mm) Inschrift Anmerkung
größte 1892 b0 2550 1885 1655 EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE / UND FRIEDE AUF ERDEN / UND DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN.
mittlere 1964 des1 2010
(1560)
1680
(1570)
1380 + KOMMT, DENN
ES IST ALLES BEREIT +
Die erste mittlere Glocke wurde ebenfalls 1892 hergestellt (Daten in Klammern) und musste offenbar später erneuert werden.[5]
kleinste 1892 f1 1019 1385 1185 EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT / SEIN REICH MUSS DOCH BLEIBEN.

Das ehemalige Gemeindehaus der Emmaus-Kirchengemeinde steht in der Wrangelstraße 31. Der Architekt war – wie beim modernen Kirchenschiff am Lausitzer Platz – ebenfalls Ludolf von Walthausen. Das im Stil des Brutalismus entworfene Gebäude entstand 1971–1972 und steht unter Denkmalschutz.[6]

Commons: Emmauskirche (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Kreuzberg. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Januar 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.evangelisch-kreuzberg.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  2. Regionalgruppe Berlin. In: www.huk.org. Abgerufen am 9. September 2024.
  3. Eine neue Orgel in Emmaus
  4. Orgelbeschreibung auf Organ index, abgerufen am 23. August 2023
  5. a b Zusammenstellung der nach Berlin und Umgegend gelieferten Geläute. Bochumer Verein, um 1900. Im Archiv der Köpenicker Kirche St. Josef, eingesehen am 6. August 2019.
  6. Denkmaldatenbank – Gemeindezentrum der Ev. Emmaus-Kirchengemeinde

Koordinaten: 52° 29′ 59,4″ N, 13° 25′ 51,7″ O