„Blues“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
K Foermat |
|||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Dieser Artikel|behandelt die Musikform; zu weiteren Bedeutungen siehe [[Blues (Begriffsklärung)]].}} |
|||
'''Blues''' ist eine vokale und instrumentale [[Stilrichtungen der Musik|Musikform]], die sich in der [[Afroamerikaner|afroamerikanischen]] Gesellschaft in den [[Vereinigte Staaten|USA]] Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. |
|||
{{Belege fehlen|2=Dieser Artikel|1=Gemessen am Umfang des Artikels ist ein einzelner Beleg zu wenig. Ob die aufgeführte Literatur überhaupt konsultiert wurde, läßt sich ohne konkrete Einzelnachweise nicht nachvollzehen. In der aktuellen Version sind die meisten Aussagen daher unbelegte Spekulationen bzw. [[Wikipedia:Keine Theoriefindung|TF]].}} |
|||
[[Datei:Cannon'sJugStompers.jpg|mini|Eine typische Blues-Combo der 1920er Jahre: Die [[Cannon’s Jug Stompers]]]] |
|||
'''Blues''' ist eine vokale und instrumentale [[Musik]]form, die sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in der [[Afroamerikaner|afroamerikanischen]] Gesellschaft der [[Vereinigte Staaten|USA]] entwickelt hat. Der Blues bildet die Wurzel eines Großteils der [[Popularmusik|populären Musik]]; [[Jazz]], [[Rockmusik|Rock]], [[Rock ’n’ Roll]] und [[Soul]] sind nah mit dem Blues verwandt. Der [[Country Blues]] war eine seiner frühesten Formen, und auch heute finden sich beispielsweise im [[Hip-Hop]] Elemente des Blues. |
|||
Die verbreitetste Bluesform hat zwölf [[Takt (Musik)|Takte]]; die Melodie wird mit drei [[Akkord]]en begleitet. Ein wichtiges Element sind die in den Melodien verwendeten [[Blue Notes]]. Blues als Genre ist aber ebenso charakterisiert durch die [[Basslinie]]n, die Instrumentierung und die verwendeten Texte. Erst im Verlauf der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bildete sich die heute meist verwendete Form, das 12-taktige AAB-Muster, heraus, bei dem der Text zweimal wiederholt (AA) und anschließend eine Art Auflösung präsentiert wird (B). |
|||
Der Blues bildet die Wurzel eines Großteils der populären US-amerikanischen Musik. [[Jazz]], [[Rock (Musik)|Rock]] und [[Soul]] sind eng mit dem Blues verwandt. Selbst in aktuellen Stilrichtungen wie [[Hip Hop]] ist ein Nachhall des Blues zu spüren. |
|||
Im frühen Blues war die lose Erzählform gängig. Die Texte waren zumeist geprägt durch [[Rassismus in den Vereinigten Staaten|die Rassendiskriminierung]] und andere Herausforderungen der Afroamerikaner. Das Wort ''Blues'' leitet sich von der bildhaften englischsprachigen Gemütslage ''I’ve got the Blues'' bzw. ''I feel blue'' („ich bin traurig“, einer [[Dysphorie]] oder [[Melancholie]]) ab. |
|||
== Geschichte== |
|||
Frühe Formen des Blues entstanden in den südlichen Teilen der Vereinigten Staaten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Der Blues (Plural: die Blues) ist eine eigenständige Form schwarzer US-amerikanischer [[Folklore]], die sowohl Elemente ursprünglich afrikanischer Musik als auch europäischer Musik beinhaltet. Frühe Blues-Formen sind bereits in [[Vaudeville]]- und [[Minstrel]]-Shows des späten 19. Jahrhunderts dokumentiert. Die Ursprünge des Blues lassen sich nicht auf andere afroamerikanische Musikformen wie [[Gospel]], [[Negro Spiritual]], [[Worksong]]s (dazu gehören auch ''Fieldholler'') zurückführen. |
|||
== Wurzeln, Geschichte, Entwicklung == |
|||
In der Frühphase war der Blues nur ein Teil des Repertoires afroamerikanischer Musiker. Er wurde ergänzt durch Tages-[[Schlager]], [[Ragtime]], [[Country]]-Songs und zeitgenössische [[Popmusik]]. Die Musiker dieser Zeit waren "Songster" denn "Blueser". Blues war Unterhaltungsmusik der Schwarzen und seine Interpreten spielten auf House- und Rent-Partys oder anderweitigen öffentlichen Veranstaltungen. Erst mit der einsetzenden Kommerzialisierung durch die [[Schallplatte|Plattenlabels]] in den 1920er Jahren erfolgte eine Spezialisierung auf Blues-Songs. |
|||
[[Datei:Slave dance to banjo, 1780s.jpg|mini|Afroamerikanische Sklaven tanzen zu [[Banjo]]- und [[Perkussion (Musik)|Perkussionsbegleitung]], um 1780]] |
|||
Frühe Formen des Blues entstanden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in den [[Südstaaten]] der USA. Der Blues ist eine eigenständige Form afroamerikanischer US-amerikanischer [[Folklore]], die sich nicht ausschließlich auf Musikformen wie [[Gospel]], [[Negro Spiritual]] und [[Worksong]] (dazu gehören auch ''Fieldholler'') zurückführen lässt. Er enthält Elemente [[Traditionelle afrikanische Musik|afrikanischer]], europäischer und [[Karibik|karibischer]] Musik. Frühe Blues-Formen sind bereits im [[Vaudeville-Blues]]- und in den [[Minstrel]]-Shows des späten 19. Jahrhunderts dokumentiert. |
|||
Das häufig gezeichnete Bild des einsamen Blues-Sängers, der nur von seiner Gitarre begleitet den Blues singt, ist ein Klischee. Gemeinsame Auftritte mit anderen Blues-Sängern waren genau so häufig wie Soloauftritte. Dabei waren die Songs oft so aufgebaut, dass der Sänger eine Zeile sang und die Gitarre dann darauf antwortete (call and response). |
|||
In der Frühphase war der Blues nur ein Teil des [[Repertoire]]s afroamerikanischer Musiker. Er wurde ergänzt durch damals aktuelle [[Schlager]], [[Ragtime]], [[Country]]-Songs und zeitgenössische [[Popmusik]]. Die Musiker dieser Zeit waren eher „Songster“ als „Blueser“. Blues war Unterhaltungsmusik der Afroamerikaner, und seine Interpreten spielten auf House- und [[Rent-Party]]s oder öffentlichen Veranstaltungen. Erst mit der einsetzenden Kommerzialisierung durch die [[Schallplatte|Plattenlabels]] in den 1920er und 1930er Jahren erfolgte eine Spezialisierung auf Blues-Songs. |
|||
Um 1910 hatte sich das Wort 'Blues' zum allgemeinen Sprachgebrauch entwickelt. Sängerinnen wie [[Bessie Smith]], [[Ma Rainey]] oder [[Alberta Hunter]] machten den Blues unter den Afroamerikanern sehr populär. Der schwarze Musiker und Komponist [[W.C. Handy]] (1873-1958) trug wesentlich dazu bei, den Blues populär zu machen. In der Zeit von 1911-1914 wurde durch die Veröffentlichung von Handys „Memphis Blues“ (1912) und besonders dem „St. Louis Blues“ (1914) das Interesse vieler Menschen geweckt. Als einer der Ersten notierte und arrangierte er Bluesstücke für Musiker und Sänger. Aufgrund der [[Migration]] vieler Schwarzer aus dem Süden in den Norden der USA, vor allem in die großen Städte wie [[Chicago]] und [[Detroit]], wurde der dort populäre [[Jazz]] durch den Blues entscheidend geprägt und erweitert. In den 1940ern und den 1950ern kam es in den großen Städten des Nordens - vor allem in Chicago - umgekehrt auch zu einer zunehmenden Verfeinerung des in den Südstaaten populären [[Country Blues]]. Zu stilistischen Weiterentwicklungen führte hier auch der Einsatz von Verstärkern (elektrischer Blues), der für Künstler wie [[Muddy Waters]], [[John Lee Hooker]] und [[Howlin' Wolf]] charakteristisch war. |
|||
Um 1910 hatte sich das Wort „Blues“ zum allgemeinen Sprachgebrauch entwickelt. Sängerinnen wie [[Bessie Smith]], [[Ma Rainey]] oder [[Alberta Hunter]] sowie der schwarze Musiker und Komponist [[W. C. Handy]] (1873–1958) trugen wesentlich dazu bei, den Blues populär zu machen. In der Zeit von 1911 bis 1914 wurde durch die Veröffentlichung von Handys ''[[The Memphis Blues|Memphis Blues]]'' (1912) und besonders seines [[St. Louis Blues (Lied)|''St. Louis Blues'']] (1914) das Interesse vieler Menschen geweckt. Als einer der ersten notierte und arrangierte er Bluesstücke für Musiker und Sänger. [[Morton Harvey]] nahm den ''Memphis Blues'' als erste Vokal-Bluesplatte bei [[Victor Talking Machine Company|Victor Records]] (Nr. 17657) auf, begleitet von den [[New Yorker Philharmoniker]]n und veröffentlicht im Januar 1915. |
|||
In den 1950er Jahren war der archaische, akustische [[Country Blues]] in der [[Folk]]bewegung wieder populär geworden. Großen Einfluss auf den wachsenden Bekanntheitsgrad des Blues in Europa hatte das [[American Folk Blues Festival]] bei dem Größen wie [[John Lee Hooker]], [[T-Bone Walker]] und [[Jimmy Reed]] auftraten. Aber der elektrische, aktuelle Blues wurde seit Mitte der 1940er Jahre in den USA auch von Radio-DJs, besonders [[Alan Freed]], in ihren Sendungen gespielt. Über das Radio erreichte er auch weiße Jugendliche, die ihn sonst aufgrund der [[Segregation]] nicht zu hören bekamen. Aus einer Verschmelzung mit raueren Spielformen des Country wie [[Honky Tonk]] entstand schließlich der [[Rock and Roll]]. |
|||
Als erste Bluesaufnahme eines afroamerikanischen Interpreten gilt ''That Thing Called Love'' von [[Mamie Smith]], die vom [[Okeh Records|Okeh-Plattenlabel]] im Februar 1920 herausgebracht wurde. Im August 1920 nahm Smith den Titel ''Crazy Blues'' auf, der sich als erster gesungener Bluestitel in den Hitparaden platzieren konnte und zu einem Millionenseller wurde. Im ersten Monat wurden rund 75.000 Platten verkauft, und damit wurde der Begriff ''Blues'' weit verbreitet.<ref>{{Literatur|Autor=Hans Heinrich Eggebrecht|Titel=Terminologie der Musik im 20. Jahrhundert|Verlag=Franz Steiner Verlag|Ort=|Jahr=1995|Seiten=|ISBN=978-3-515-06659-4|Online=[https://books.google.com/books?id=knwefzuoaa0C#v=onepage&q&f=false books.google.com]}}</ref> |
|||
Die gesellschaftliche Veränderung in den 1960er Jahren führte besonders unter den jungen US-Amerikanern, aber auch jungen Briten zu einem verstärkten Interesse an afroamerikanischer Musik, und der Blues wurde auch für weiße Musiker interessant. Viele [[Rockband]]s der 1960er Jahre, besonders in Großbritannien, nahmen den Blues als Basis für ihre Musik und reimportierten ihn während der so genannten "[[British Invasion]]" Mitte der 1960er Jahre in die USA. Auch hier wurde er wieder von zumeist weißen Rockmusikern aufgegriffen. Populäre Musiker wie [[Jimi Hendrix]], [[Eric Clapton]] und [[Alvin Lee]] waren sowohl vom akustischen als auch vom elektrischen Blues beeinflusst und leiteten davon ihren eigenen Stil ab, den [[Bluesrock]]. |
|||
1927 nahm [[Big Bill Broonzy]] seine erste Schallplatte auf und war neben [[Blind Lemon Jefferson]], [[Tampa Red]] und [[Blind Blake]] wegweisend für den gitarrenlastigen [[Folk Blues]] der folgenden Jahre. Als wichtigste Gestalt des [[Delta Blues]] gilt vielfach [[Robert Johnson (Bluesmusiker)|Robert Johnson]], allerdings war er innerhalb des [[Country Blues]] eine bedeutungslose Figur, sein Ruhm geht ausschließlich zurück auf die Phase der Wiederentdeckung des Blues durch das weiße Publikum in den 1950er und 1960er Jahren. Als Vater des Delta Blues und zentrale Figur wird jedoch häufig [[Charley Patton]] angeführt, der viele spätere Interpreten entscheidend beeinflusste. |
|||
In Deutschland führten in den frühen 1970ern z. B. [[Al Jones Bluesband]], [[Frankfurt City Blues Band]] und [[Das dritte Ohr]] die Tradition von [[Muddy Waters]] oder [[B.B. King]] fort. Später wurden Bands wie die [[Mojo Blues Band]] (aus Wien / Österreich) oder die [[Blues Company]] populär. Die 1968 gegründete Band [[Das dritte Ohr]] war eine der ersten Bands, die den Blues in deutscher Sprache vortrug. |
|||
Aufgrund der [[Migrationssoziologie|Migration]] vieler Schwarzer aus dem Süden in den Norden der USA, vor allem in die großen Städte wie [[Chicago]] und [[Detroit]], wurde der dort populäre [[Jazz]] durch den [[Urban Blues]] entscheidend geprägt und erweitert. In den 1940ern und den 1950ern kam es in den großen Städten des Nordens – vor allem in Chicago – umgekehrt auch zu einer zunehmenden Verfeinerung des in den Südstaaten populären [[Country Blues]]. Zu stilistischen Weiterentwicklungen (z. B. zum [[Rhythm and Blues]]) führte hier auch der Einsatz von Verstärkern (elektrischer Blues), der für Künstler wie [[Memphis Minnie]], [[Muddy Waters]], [[John Lee Hooker]] und [[Howlin’ Wolf]] charakteristisch war. |
|||
Der Blues ist in der afroamerikanischen Community als populäre Musikform längst von anderen Stilen wie [[Soul]], [[Hip Hop]] oder [[R&B]] abgelöst worden, jedoch lebt er in der Arbeit von weißen wie auch von afroamerikanischen Künstlern wie [[Robert Cray]], [[Stevie Ray Vaughan]], [[Bonnie Raitt]] und anderen weiter. |
|||
In den 1950er Jahren war der archaische, akustische Country Blues in der Folkbewegung wieder populär geworden. Großen Einfluss auf den wachsenden Bekanntheitsgrad des Blues in Europa hatte das ''[[American Folk Blues Festival]]'', bei dem Größen wie [[John Lee Hooker]], [[T-Bone Walker]] und [[Jimmy Reed]] auftraten. Aber der [[Electric Blues (Musikrichtung)|elektrische Blues]] wurde seit Mitte der 1940er Jahre in den USA auch von Radio-DJs, besonders [[Alan Freed]], in ihren Sendungen gespielt. Über das Radio erreichte er auch weiße Jugendliche, die ihn sonst aufgrund der [[Rassentrennung|Segregation]] nicht zu hören bekamen. Aus einer Verschmelzung mit raueren Spielformen des Country wie [[Honky Tonk (Country-Musik)|Honky Tonk]] entstand schließlich der [[Rock ’n’ Roll]]. |
|||
[[Datei:JohnLeeHooker1997.jpg|mini|[[John Lee Hooker]] (1997)]] |
|||
Die gesellschaftliche Veränderung in den 1960er Jahren führte besonders unter den jungen US-Amerikanern, aber auch jungen Briten zu einem verstärkten Interesse an afroamerikanischer Musik, und der Blues wurde auch für weiße Musiker interessant. Dabei spielten neben den zahlreicher werdenden Live-Auftritten auch in dieser Zeit neu gegründete [[Musiklabel]] eine Rolle, die in den 1920er bis 1940er Jahren auf 78 rpm-Schallplatten aufgenommene Einspielungen auf [[Kompilation (Musik)|Plattensamplern]] ([[Langspielplatte|LPs]]) wiederveröffentlichten (z. B. [[Origin Jazz Library]] (ab 1960), später auch [[Mamlish Records|Mamlish]], [[Yazoo Records|Yazoo]]) oder Neuaufnahmen ‚wiederentdeckter‘ Künstler veröffentlichten (z. B. [[Arhoolie Records|Arhoolie]], Biograph, [[Blue Goose Records|Blue Goose]], Prestige/Bluesville, Delmark). |
|||
Viele [[Rockband]]s der 1960er Jahre, besonders in Großbritannien, nahmen den Blues als Basis für ihre Musik und reimportierten ihn während der so genannten „[[British Invasion]]“ Mitte der 1960er Jahre in die USA. Auch hier wurde er wieder von zumeist weißen Rockmusikern aufgegriffen (z. B. [[Butterfield Blues Band]], [[Canned Heat]] und [[Johnny Winter]]), die daraus die verschiedenen Spielarten des [[Bluesrock]] entwickelten. Populäre Musiker und Bands wie [[The Doors]], [[Led Zeppelin]], [[Jimi Hendrix]], [[Eric Clapton]], [[Alvin Lee]], [[Peter Green]], [[The Rolling Stones]] und [[Rory Gallagher]] waren sowohl vom akustischen als auch vom elektrischen Blues beeinflusst und leiteten davon ihren jeweiligen eigenen Stil ab. |
|||
In Deutschland führten in den frühen 1970er Jahren z. B. [[Al Jones Bluesband]], [[Frankfurt City Blues Band]] und [[Das dritte Ohr]] die Tradition von [[Muddy Waters]] oder [[B. B. King]] fort. Später wurden Bands wie die [[Mojo Blues Band]] aus [[Wien]] oder die [[Blues Company]] populär. Die 1968 gegründete Band Das dritte Ohr war eine der ersten Bands, die den Blues in deutscher Sprache vortrug. Besonders in der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] wurde deutschsprachiger Blues gepflegt, so zum Beispiel von [[Hansi Biebl]], [[Jürgen Kerth]], [[Klaus Renft]] und der Gruppe [[Engerling (Band)|Engerling]] (siehe auch [[Blueserszene]]). |
|||
Der Blues ist in der afroamerikanischen Community als populäre Musikform längst von anderen Stilen wie [[Soul]], [[Hip-Hop]] oder [[Contemporary R&B|R'n'B]] abgelöst worden, jedoch lebt er in der Arbeit sowohl weißer als auch afroamerikanischer Künstler weiter, etwa [[Susan Tedeschi]], [[Ana Popović]], [[Buddy Guy]], [[Robert Cray]], [[Luther Allison]], [[John Primer]], [[Stevie Ray Vaughan]], [[Bonnie Raitt]], [[Joe Bonamassa]], [[The Black Keys]], [[Jack White (Musiker)|Jack White]]. |
|||
== Texte == |
== Texte == |
||
Bluestexte sind in der Regel in der [[Ich-Erzähler|Ich-Form]] verfasst, das heißt, der Autor oder Sänger erzählt von tatsächlichen oder [[Fiktion|fiktiven]] eigenen Erlebnissen. Diese sind aber meist so stark verallgemeinert, dass eine Identifikation des Hörers mit dem Sänger ermöglicht wird. Häufig handeln die Texte von Diskriminierung, Verrat, Verbrechen, [[Resignation]], unerwiderter Liebe, Arbeitslosigkeit, Hunger, finanzieller Not, [[Heimweh]], Einsamkeit und Untreue. Oft handelt es sich dabei jedoch um formelhafte Wendungen, die der Sänger dem gegebenen Anlass anpasst und verändert. |
|||
Doch das thematische Spektrum der Blues ist weitaus größer und facettenreicher. Thematisiert werden auch Religion, Politik (so z.B. der Hitler Blues, den „The Florida Kid“ Ernest Blunt im Jahr 1940 bei Bluebrid Records einspielte), Frauenrechte, tyrannische Vorgesetze und auch derber Sexismus. Diese letzte Spielart des derb-vulgären Blues entstand in den 20er und 30er Jahren und wird als Hokum-Blues bezeichnet. Er wurde oft in den Work-Camps des amerikanischen Südens von reisenden Musikern zur Unterhaltung der Arbeiter gesungen. Zu den Hokum-Bluesern zählen u.a. Bo Carter, dessen Song „Please warm my Weiner“ (1935) auch der Titel eines Hokum Blues-Samplers des Yazoo-Labels ist und die Hokum Boys (Tampa Red und Georgia Tom), die mit dem Titel „It’s tight like that“ einen Hit in den 20ern landen konnten. |
|||
Das Klischee vom Blues als vor allem trauriger Musik, das er in der Zeit der Wiederentdeckung in den 50er und 60er Jahren durch das neue weiße Publikum erfuhr, hängt dem Blues bis heute nach. Tatsächlich ist die Mehrzahl aller Bluesstücke jedoch eher beschwingt und tanzbar und artikuliert in den Texten ebenso häufig negative wie positive Stimmungen. So gibt es auch viele heitere, witzige und optimistische Bluesstücke. Noch 1919 sprach W.C. Handy von Bluesstücken als „happy-go-lucky songs“. |
|||
Die frühen Bluesstücke waren von unregelmäßiger Rhythmik und folgten der Sprechrhythmik. |
|||
<!-- Eine Textzeile wie |
|||
Eine Strophe im frühen Blues besteht meist aus drei Zeilen. Die erste Zeile wird wiederholt und wird meist in der gleichen oder einer ähnlichen Melodie gesungen. In der dritten Zeile findet sich eine Art inhaltliche Reaktion: eine Antwort, Erklärung oder Begründung, und die Melodie ist eine andere, z.B. |
|||
„I've dealin' with the devil“ wird keiner für reale oder autobiographische Tatsache ansehen. Das Gefühl, die Stimmung welche diese Textzeile ausdrücken soll, wird allerdings jeder schon einmal erfahren haben. [Das ist reine Vermutung. Johnson z. B. hat den Mythos Crossroad bewusst geschürt,] --> |
|||
:Woke up this morning with the blues down in my soul |
|||
:Woke up this morning with the blues down in my soul |
|||
:Saying "My baby gone and left me, got a heart as black as coal" |
|||
Doch das thematische Spektrum des Blues ist weitaus größer und facettenreicher. Thematisiert werden ebenso Religion, Politik (so z. B. der ''[[Hitler]] Blues'', den „The Florida Kid“ Ernest Blunt im Jahr 1940 bei Bluebird Records einspielte), Frauenrechte, tyrannische Vorgesetzte, Sex und herber [[Sexismus]]. Diese letzte Spielart des derb-vulgären Blues entstand in den 20er und 30er Jahren und wird als [[Hokum]]-Blues bezeichnet. Er wurde oft in den Work-Camps des amerikanischen Südens von reisenden Musikern zur Unterhaltung der Arbeiter gesungen. Zu den Hokum-Blues-Musikern zählen u. a. [[Bo Carter]] und die Hokum Boys ([[Tampa Red]] und [[Thomas A. Dorsey|Georgia Tom]]), die mit dem Titel ''It’s Tight Like That'' einen Hit in den 20ern landen konnten. |
|||
Die Wiederholung der ersten Zeile hat den Zweck, dem Sänger mehr Zeit für die dritte Zeile zu geben. Außerdem wird hiermit ein Spannungsverhältnis aufgebaut, das sich erst mit der verzögert gesungenen dritten Zeile auflöst. Der Text scheint oft nicht zur Musik zu passen, doch der Sänger kann bestimmte Silben hervorheben und andere unterdrücken, so dass der Rhythmus stimmt. Der Sänger kann die Töne ebenfalls so variieren, dass sie zum Bass und zur Begleitung passen. |
|||
[[Datei:Bessie Smith (1936) by Carl Van Vechten.jpg|mini|hochkant|Eine der einflussreichsten Sängerinnen des Blues: [[Bessie Smith]] (1936)]] |
|||
== Das Blues-Schema == |
|||
Die frühen Bluesstücke waren von unregelmäßiger Rhythmik und folgten dem Sprachrhythmus. Eine Strophe im frühen Blues besteht meist aus drei Zeilen. Die erste Zeile wird wiederholt und wird meist in der gleichen oder einer ähnlichen Melodie gesungen. In der dritten Zeile findet sich eine Art inhaltlicher Reaktion: eine Antwort, Erklärung oder Begründung, und die Melodie ist eine andere: |
|||
Das Standard-Blues-Schema ist der 12-[[Takt (Musik)|taktige]] Blues (12-bar blues) und basiert auf den Akkordfolgen der I. Stufe [[Tonika]], der IV. Stufe [[Subdominante|Subdominante]] und der V. Stufe [[Dominante|Dominante]]. Auf vier Takte Tonika folgen je zwei Takte Subdominante und Tonika, je ein Takt Dominante und Subdominante und wieder zwei Takte Tonika. |
|||
: Well now, baby meet me in the bottom, bring me my running shoes |
|||
: Well now, baby meet me in the bottom, bring me my running shoes |
|||
: Well, I’ll come out the window, won’t have time to lose. |
|||
: (''Howlin’ Wolf, „Down In The Bottom“'') |
|||
<!-- |
|||
: Woke up this morning with the blues down in my soul |
|||
: Woke up this morning with the blues down in my soul |
|||
: Saying “My baby gone and left me, got a heart as black as coal” |
|||
Gibt es eigentlich für diesen -eher langweiligen- Text eigentlich eine Quelle? Sonst würde ich den gern auswechseln, zumal er doch wieder das oben bemängelte Vorurteil vom traurigen Blues wiederkäut. Wie wärs mit Howlin' Wolfs „Down at the Bottom“ --> |
|||
Die Wiederholung der ersten Zeile hat den Zweck, dem Sänger bei Stegreifinterpretationen mehr Zeit für die Erfindung der dritten Zeile zu geben. Außerdem wird damit ein Spannungsverhältnis aufgebaut, das sich erst mit der verzögert gesungenen dritten Zeile auflöst. Die Texte in Bluesstücken scheinen oft nicht zur Musik zu passen, doch der Sänger kann bestimmte Silben hervorheben und andere unterdrücken, so dass der Rhythmus stimmt. Auch kann er die Töne so variieren, dass sie zum Bass und zur Begleitung passen. |
|||
== Das Blues-Schema == |
|||
Das Standard-Blues-Schema ist der 12-[[Takt (Musik)|taktige]] Blues (englisch ''12-bar Blues'')<!-- das gilt doch nur für den Blues der frühesten zwanziger a la Bessie Smith und ähnliche. Das hat doch schon Blind Lemon Jefferson nicht mehr. --> der in der [[Barform]] AAB verfasst ist: Die erste Zeile des Songs dauert vier Takte; sie wird in den nächsten vier Takten wiederholt, bevor dann die abschließende Zeile in den letzten vier Takten erfolgt. Das Schema basiert auf den Akkordfolgen der I. Stufe [[Tonika]], der IV. Stufe [[Subdominante]] und der V. Stufe [[Dominante]]. Auf vier Takte Tonika folgen je zwei Takte Subdominante und Tonika, je ein Takt Dominante und Subdominante und wieder zwei Takte Tonika. Das Schema in Form eines [[Chordsheet]]s: |
|||
:|| '''I''' | '''I''' | '''I''' | '''I''' | '''IV''' | '''IV''' | '''I''' | '''I''' | '''V''' | '''IV''' | '''I''' | '''I''' || |
:|| '''I''' | '''I''' | '''I''' | '''I''' | '''IV''' | '''IV''' | '''I''' | '''I''' | '''V''' | '''IV''' | '''I''' | '''I''' || |
||
Als drittletzter Akkord kann statt der Subdominante auch die Dominante gespielt werden. |
|||
Dieses Schema wurde im Laufe der Zeit stark erweitert und modifiziert. Neben der zwölftaktigen Standardform gibt es sehr viele weitere Bluesschemen. Beispiele dafür sind das 8-Takt-Blues-Schema, das 12-Takt-Moll-Blues-Schema oder das 12-Takt-Standard-Jazz-Blues-Schema. |
|||
Dieses Schema wurde im Laufe der Zeit stark erweitert und modifiziert. Neben der zwölftaktigen Standardform gibt es sehr viele weitere Bluesschemata. Beispiele sind das 8-Takt-Blues-Schema, das 12-Takt-Melodisch-Moll-Blues-Schema, bei dem Tonika und Subdominante jeweils Moll-Akkorde sind, die Dominante allerdings ein Dur-[[Dominantseptakkord]], oder das 12-Takt-Standard-Jazz-Blues-Schema. |
|||
'''Quick Change''' |
'''Quick Change''' |
||
Zeile 46: | Zeile 76: | ||
'''Turnaround''' |
'''Turnaround''' |
||
Der Turnaround kündigt das Ende des Blues-Schemas an und führt melodisch und rhythmisch zum Anfang des Schemas zurück. Der Turnaround kann entweder 1-taktig oder 2-taktig gespielt werden. Bei einem 2-taktigen Turnaround wird häufig in Takt 12 die Dominante anstatt der Tonika gespielt. |
Der [[Turnaround (Jazz)|Turnaround]] kündigt das Ende des Blues-Schemas an und führt melodisch und rhythmisch zum Anfang des Schemas zurück. Der Turnaround kann entweder 1-taktig oder 2-taktig gespielt werden. Bei einem 2-taktigen Turnaround wird häufig in Takt 12 die Dominante anstatt der Tonika gespielt. |
||
:… | '''I''' | '''V''' || |
|||
'''Blues im Jazz''' |
|||
== Melodik/Instrumentierung == |
|||
Der melodische Aufbau einer Strophe entspricht dem inhaltlichen. Typisch sind die so genannten [[Blue Note]]s. Diese Töne haben im chromatischen zwölftönigen System keinen Platz, weil sie aus der afrikanischen Pentatonik kommen. Es handelt sich im Wesentlichen um zwei Töne: ein Ton zwischen kleiner und großer [[Terz (Musik)|Terz]] und einer zwischen verminderter und reiner [[Quinte]], jeweils bezogen auf den [[Grundton]]. Die kleine Septime ist strenggenommen keine ''blue note''. Siehe dazu auch den Artikel über die [[Bluestonleiter]]. |
|||
{{Hauptartikel|Jazzblues}} |
|||
Das griechische Wort ''penta'' bedeutet fünf und kennzeichnet somit eine fünftönige Tonleiter. Diese wird durch die ''flatted fifth'', die verminderte Quinte erweitert, so dass eine Tonleiter aus sechs Tönen entsteht. Bezogen auf den Grundton ist diese folgendermaßen aufgebaut: |
|||
1 - k3 - 4 - v5 - 5 - k7 - 8 |
|||
Im Jazz ist der Blues eigentlich nur noch als Harmoniefolge bekannt. Häufig wird die klassische Blues-Form um die gängige Jazz-[[Kadenz (Harmonielehre)|Kadenz]] [[II-V-I]] und um Jazz-Akkorde erweitert und verändert. |
|||
Mit Beginn der 1920er Jahre entwickelte sich die (akustische) [[Gitarre]] zum stilprägenden Instrument des [[Delta-Blues]]. Bis dahin wurden Blues häufig von Tanz-Orchestern gespielt. Bei der Besetzung gab es offenbar keine festen Vorgaben, wenn auch die [[Klarinette]], die [[Fiddle]] sowie das [[Banjo]] in vielen Orchestern dieser Art vertreten gewesen sein dürften. Für die Basslage wurde entweder eine [[Tuba]], ein Tonnenbass oder der [[Jug(Instrument) | Jug]] eingesetzt. |
|||
Am nächsten kamen sich Jazz und Blues Anfang der 1940er Jahre. Insbesondere [[Charlie Christian]] auf Jazz-Seite und [[T-Bone Walker]] als Vertreter des Blues brachten diese beiden Musikstile sehr eng zusammen. |
|||
Gitarren wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts durch die industrielle Produktion und den Versandhandel selbst im rückständigen Delta erschwingliche Begleitinstrumente. Hinzu kam, dass Gitarren mit den klimatischen Extrembedingungen im feucht-heißen Süden der USA besser zurecht kamen als bspw. ein Piano oder ein Banjo. Gespielt wurden fast ausschließlich [[offene Stimmungen (Gitarre)|offene Stimmungen]]. Die heutige [[Standardstimmung (Gitarre)|Standardstimmung]] der Saiten nach E-A-D-G-H-E begann sich erst später bei den Blues-Musikern durchzusetzen. |
|||
== Melodik/Instrumentierung == |
|||
[[Datei:B.B. King, 2006-06-26.jpg|mini|hochkant|Bluesgitarrist [[B. B. King]] bei einem Konzert im [[Weißes Haus|Weißen Haus]] am 26. Juni 2006]] |
|||
Der melodische Aufbau einer Strophe entspricht dem inhaltlichen. Typisch sind die so genannten [[Blue Note]]s. Diese Töne haben im chromatischen zwölftönigen System keinen Platz, weil sie aus der afrikanischen Pentatonik kommen. Es handelt sich im Wesentlichen um zwei Töne: ein Ton zwischen kleiner und großer [[Terz (Musik)|Terz]] und einer zwischen verminderter und reiner [[Quinte]], jeweils bezogen auf den [[Grundton]]. Die kleine Septime ist streng genommen keine ''blue note''. Siehe dazu auch den Artikel über die [[Bluestonleiter]]. |
|||
Seit Beginn der 1920er Jahre entwickelte sich die (akustische) [[Gitarre]] zum stilprägenden Instrument des [[Delta Blues]]. Bis dahin wurde Blues häufig von Tanzorchestern gespielt. Bei der Besetzung gab es offenbar keine festen Vorgaben, wenn auch die [[Klarinette]], die [[Fiddle]] sowie das [[Banjo]] in vielen Orchestern dieser Art vertreten gewesen sein dürften. Für die Basslage wurde entweder eine [[Tuba]], ein Tonnenbass oder der [[Jug (Instrument)|Jug]] eingesetzt. |
|||
Das häufig gezeichnete Bild des einsamen Blues-Sängers, der nur von seiner Gitarre begleitet den Blues singt, ist ein Klischee. Gemeinsame Auftritte mit anderen Blues-Sängern waren genau so häufig wie Soloauftritte. |
|||
Gitarren wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts durch die industrielle Produktion und den Versandhandel selbst im rückständigen [[Mississippi River|Mississippi]]-[[Flussdelta|Delta]] erschwingliche Begleitinstrumente. Dazu kam, dass Gitarren mit den klimatischen Bedingungen im feucht-heißen Süden der USA besser zurechtkamen als bspw. Piano oder Banjo. Gespielt wurden fast ausschließlich [[offene Stimmung]]en. Die heutige Standardstimmung der Saiten nach E-A-d-g-h-e' begann sich erst später bei den Blues-Musikern durchzusetzen. |
|||
== Musiker == |
== Musiker == |
||
*[[:Kategorie:Blues-Musiker|Blues-Musiker]] |
* [[:Kategorie:Blues-Musiker|Blues-Musiker]] |
||
*[[Blues Hall of Fame]] |
* [[Blues Hall of Fame]] |
||
* [[Liste von Pianisten#Boogie-Woogie-, Rhythm-and-Blues- und Bluespianisten|Liste von Boogie-Woogie-, R&B-, Bluespianisten]] |
|||
== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
||
{{Portal|Blues}} |
|||
*[[Liste bekannter Bluesmusiker]] |
|||
*[[Boogie-Woogie]] |
* [[Boogie-Woogie]] |
||
*[[Blues Harp]] |
* [[Mundharmonika|Blues Harp]] |
||
* [[Blues News]] |
|||
* [[Liste der klassischen Bluessängerinnen]] |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
* |
* [[Amiri Baraka]] (2003): ''Blues People – Von der Sklavenmusik zum Bebop'', Orange Presse, ISBN 3-936086-08-7. |
||
* [[Bruce Bastin]] (1986): „Red River Blues – The Blues Tradition in the Southeast“, Univ. of Illinois Press, ISBN 0-252-01213-5. |
|||
*Amiri Baraka (2003): ''Blues People - Von der Sklavenmusik zum Bebop'', Orange Presse, ISBN 3936086087 |
|||
* [[Samuel Charters|Samuel B. Charters]] (1959, deutsche Ausgaben 1962 und 1982): ''Der Country Blues: Songs und Geschichten'', Rowohlt Verlag, ISBN 3-499-17492-8. |
|||
*Robert Palmer (1995), ''Deep Blues: A Musical and Cultural History of the Mississippi Delta'', Penguin Books, ISBN 0140062238 |
|||
* [[Angela Davis]]: ''Blues Legacies and Black Feminism: Gertrude "Ma" Rainey, Bessie Smith, and Billie Holiday'', New York : Pantheon Books, 1998 |
|||
*Carl-Ludwig Reichert (2001): ''Blues - Geschichte und Geschichten. Mit Audio-CD'' ISBN 3423242590. |
|||
*[[ |
* [[Alfons M. Dauer|Alfons Michael Dauer]] (1983): ''Blues aus 100 Jahren, 43 Beispiele zur Typologie der vokalen Bluesformen'', ISBN 3-596-22952-9. |
||
* [[Ted Gioia]] (2008): ''Delta Blues. The Life and Times of the Mississippi Masters Who Revolutionized American Music'', W. W. Norton, ISBN 978-0-393-06258-8. |
|||
* David Harrison (1993, deutsche Ausgabe 1994): ''Die Welt des Blues'', Karl-Müller-Verlag, ISBN 3-86070-132-0. |
|||
* Janheinz Jahn (1964): ''Blues und worksongs'' (mit Melodienotierungen und einem Essay von Alfons Michael Dauer) Fischer Bücherei. |
|||
* [[Theo Lehmann (Pfarrer)|Theo Lehmann]] (2001): ''Blues and trouble, Zur Geschichte des Blues'', Aussaat Verlag, ISBN 3-7615-5088-X (erste Auflage 1960 bei Henschel-Verlag, Berlin/DDR) |
|||
* Haide Manns: ''Bluesfrauen – Starke Stimmen und ihre Geschichten.'' Song Bücherei, Heupferd Musik Verlag, Dreieich 2022, ISBN 978-3-923445-51-6. |
|||
* [[Manfred Miller]]: ''Um Blues und Groove – Afroamerikanische Musik im 20. Jahrhundert.'' Song Bücherei, Heupferd Musik Verlag, Dreieich 2017, ISBN 978-3-923445-18-9. |
|||
* Peter C. Muir: ''Long Lost Blues. Popular Blues in America, 1850–1920''. University of Illinois Press, Urbana/Illinois 2010, ISBN 978-0-252-07676-3. |
|||
* [[Robert Palmer (Musikkritiker)|Robert Palmer]] (1995), ''Deep Blues: A Musical and Cultural History of the Mississippi Delta'', Penguin Books, ISBN 0-14-006223-8. |
|||
* Carl-Ludwig Reichert (2001): ''Blues – Geschichte und Geschichten. Mit Audio-CD'', ISBN 3-423-24259-0. |
|||
* Luc Sante: ''The Invention of the Blues'' (englisch); in: [[Greil Marcus]] und [[Werner Sollors]] (Herausgeber): ''A new literary history of America''. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge / London 2009, ISBN 978-0-674-06410-2, darin: S. 478–482. |
|||
* [[Elijah Wald]] (2004, deutsche Ausgabe 2012): ''Vom Mississippi zum Mainstream. Robert Johnson und die Erfindung des Blues'', Rogner & Bernhard, ISBN 978-3-8077-1079-2. |
|||
* [[Bill Wyman]] (2001): ''Blues – Geschichte, Stile, Musiker, Songs & Aufnahmen'', ISBN 3-88472-525-4. |
|||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
{{Commonscat}} |
|||
{{Wiktionary|Blues}} |
|||
{{Wiktionary}} |
|||
{{Wikibooks|Gitarre: Inhaltsübersicht#Bluesgitarre|Bluesgitarre}} |
{{Wikibooks|Gitarre: Inhaltsübersicht#Bluesgitarre|Bluesgitarre}} |
||
* |
* [https://www.loc.gov/collections/blues-gospel-and-the-fort-valley-music-festivals/about-this-collection/ Zahlreiche Noten- und Hörbeispiele aus der Frühzeit von Blues, Worksong und Fieldholler] |
||
* [https://www.pbs.org/theblues/ www.pbs.org] 7-teilige Serie „[[The Blues|Martin Scorsese präsentiert The Blues]]“ für das [[Public Broadcasting Service|öffentlich-rechtliche Fernsehen der USA]] 2003 (englisch) |
|||
*[http://www2.worldbook.com/features/aamusic/html/intro.htm Heart And Soul: A Celebration Of African American Music] |
|||
* [http://www.bluesroots.net/map.htm Die Geschichte des Blues] |
|||
* [http://www.pbs.org/theblues/ www.pbs.org] 8-teilige Serie über den Blues für das [[Public Broadcasting Service|öffentlich-rechtliche Fernsehen der USA]] 2003, produziert von [[Martin Scorsese]] (engl.) |
|||
* [http://www.rockzirkus.de/lexikon/bilder/s/sampler/theblues.htm www.rockzirkus.de] Begleitende Texte zu den CDs zur Filmreihe von Martin Scorsese, "The Blues", mit weiterführenden Informationen (dt.) |
|||
* [http://www.blueslessons.de www.blueslessons.de] Eine umfassende Seite für jeden Gitarristen, der den Blues lernen will. Lektionen mit Tabulaturen, Downloads und mehr. (dt.) |
|||
* [http://www.bluessource.de www.bluessource.de] Der Blues und seine Geschichte, Biographien von Blueslegendenden, Lexikon mit der Entwicklung des Blues, Bluesstile und mehr. (dt.) |
|||
*http://www.bluesroots.de/ - Geschichte des Blues |
|||
*http://www.renesenn.de/blu-the1.htm - einige Bluesschemen |
|||
*[http://www.Blues4U.de BLUES4U: Umfangreiche Rundbriefsammlung mit aktuellem Konzertkalender, Rezensionen und Links] |
|||
== Einzelnachweise == |
|||
[[Kategorie:Musikgenre]] |
|||
<references /> |
|||
[[Kategorie:Blues]][[Kategorie:Jazz]] |
|||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4132568-0|LCCN=sh/85/015115|NDL=00970020}} |
|||
[[bg:Блус]] |
|||
[[ca:Blues]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Musikgenre]] |
||
[[ |
[[Kategorie:Blues| ]] |
||
[[ |
[[Kategorie:Jazz]] |
||
[[Kategorie:Country-Musik]] |
|||
[[es:Blues]] |
|||
[[ |
[[Kategorie:Volksmusik]] |
||
[[fi:Blues]] |
|||
[[fr:Blues]] |
|||
[[fy:Blues]] |
|||
[[gl:Blues]] |
|||
[[he:בלוז]] |
|||
[[hu:Blues]] |
|||
[[id:Blues]] |
|||
[[it:Blues]] |
|||
[[ja:ブルース]] |
|||
[[nds:Blues]] |
|||
[[nl:Blues]] |
|||
[[no:Blues]] |
|||
[[pl:Blues]] |
|||
[[pt:Blues]] |
|||
[[ru:Блюз]] |
|||
[[scn:Blues]] |
|||
[[simple:Blues]] |
|||
[[sv:Blues]] |
|||
[[tr:Blues]] |
|||
[[vi:Nhạc Blues]] |
|||
[[wa:Blouze]] |
|||
[[zh:布鲁斯]] |
Aktuelle Version vom 27. April 2025, 14:36 Uhr

Blues ist eine vokale und instrumentale Musikform, die sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in der afroamerikanischen Gesellschaft der USA entwickelt hat. Der Blues bildet die Wurzel eines Großteils der populären Musik; Jazz, Rock, Rock ’n’ Roll und Soul sind nah mit dem Blues verwandt. Der Country Blues war eine seiner frühesten Formen, und auch heute finden sich beispielsweise im Hip-Hop Elemente des Blues.
Die verbreitetste Bluesform hat zwölf Takte; die Melodie wird mit drei Akkorden begleitet. Ein wichtiges Element sind die in den Melodien verwendeten Blue Notes. Blues als Genre ist aber ebenso charakterisiert durch die Basslinien, die Instrumentierung und die verwendeten Texte. Erst im Verlauf der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts bildete sich die heute meist verwendete Form, das 12-taktige AAB-Muster, heraus, bei dem der Text zweimal wiederholt (AA) und anschließend eine Art Auflösung präsentiert wird (B).
Im frühen Blues war die lose Erzählform gängig. Die Texte waren zumeist geprägt durch die Rassendiskriminierung und andere Herausforderungen der Afroamerikaner. Das Wort Blues leitet sich von der bildhaften englischsprachigen Gemütslage I’ve got the Blues bzw. I feel blue („ich bin traurig“, einer Dysphorie oder Melancholie) ab.
Wurzeln, Geschichte, Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Frühe Formen des Blues entstanden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in den Südstaaten der USA. Der Blues ist eine eigenständige Form afroamerikanischer US-amerikanischer Folklore, die sich nicht ausschließlich auf Musikformen wie Gospel, Negro Spiritual und Worksong (dazu gehören auch Fieldholler) zurückführen lässt. Er enthält Elemente afrikanischer, europäischer und karibischer Musik. Frühe Blues-Formen sind bereits im Vaudeville-Blues- und in den Minstrel-Shows des späten 19. Jahrhunderts dokumentiert.
In der Frühphase war der Blues nur ein Teil des Repertoires afroamerikanischer Musiker. Er wurde ergänzt durch damals aktuelle Schlager, Ragtime, Country-Songs und zeitgenössische Popmusik. Die Musiker dieser Zeit waren eher „Songster“ als „Blueser“. Blues war Unterhaltungsmusik der Afroamerikaner, und seine Interpreten spielten auf House- und Rent-Partys oder öffentlichen Veranstaltungen. Erst mit der einsetzenden Kommerzialisierung durch die Plattenlabels in den 1920er und 1930er Jahren erfolgte eine Spezialisierung auf Blues-Songs.
Um 1910 hatte sich das Wort „Blues“ zum allgemeinen Sprachgebrauch entwickelt. Sängerinnen wie Bessie Smith, Ma Rainey oder Alberta Hunter sowie der schwarze Musiker und Komponist W. C. Handy (1873–1958) trugen wesentlich dazu bei, den Blues populär zu machen. In der Zeit von 1911 bis 1914 wurde durch die Veröffentlichung von Handys Memphis Blues (1912) und besonders seines St. Louis Blues (1914) das Interesse vieler Menschen geweckt. Als einer der ersten notierte und arrangierte er Bluesstücke für Musiker und Sänger. Morton Harvey nahm den Memphis Blues als erste Vokal-Bluesplatte bei Victor Records (Nr. 17657) auf, begleitet von den New Yorker Philharmonikern und veröffentlicht im Januar 1915.
Als erste Bluesaufnahme eines afroamerikanischen Interpreten gilt That Thing Called Love von Mamie Smith, die vom Okeh-Plattenlabel im Februar 1920 herausgebracht wurde. Im August 1920 nahm Smith den Titel Crazy Blues auf, der sich als erster gesungener Bluestitel in den Hitparaden platzieren konnte und zu einem Millionenseller wurde. Im ersten Monat wurden rund 75.000 Platten verkauft, und damit wurde der Begriff Blues weit verbreitet.[1]
1927 nahm Big Bill Broonzy seine erste Schallplatte auf und war neben Blind Lemon Jefferson, Tampa Red und Blind Blake wegweisend für den gitarrenlastigen Folk Blues der folgenden Jahre. Als wichtigste Gestalt des Delta Blues gilt vielfach Robert Johnson, allerdings war er innerhalb des Country Blues eine bedeutungslose Figur, sein Ruhm geht ausschließlich zurück auf die Phase der Wiederentdeckung des Blues durch das weiße Publikum in den 1950er und 1960er Jahren. Als Vater des Delta Blues und zentrale Figur wird jedoch häufig Charley Patton angeführt, der viele spätere Interpreten entscheidend beeinflusste.
Aufgrund der Migration vieler Schwarzer aus dem Süden in den Norden der USA, vor allem in die großen Städte wie Chicago und Detroit, wurde der dort populäre Jazz durch den Urban Blues entscheidend geprägt und erweitert. In den 1940ern und den 1950ern kam es in den großen Städten des Nordens – vor allem in Chicago – umgekehrt auch zu einer zunehmenden Verfeinerung des in den Südstaaten populären Country Blues. Zu stilistischen Weiterentwicklungen (z. B. zum Rhythm and Blues) führte hier auch der Einsatz von Verstärkern (elektrischer Blues), der für Künstler wie Memphis Minnie, Muddy Waters, John Lee Hooker und Howlin’ Wolf charakteristisch war.
In den 1950er Jahren war der archaische, akustische Country Blues in der Folkbewegung wieder populär geworden. Großen Einfluss auf den wachsenden Bekanntheitsgrad des Blues in Europa hatte das American Folk Blues Festival, bei dem Größen wie John Lee Hooker, T-Bone Walker und Jimmy Reed auftraten. Aber der elektrische Blues wurde seit Mitte der 1940er Jahre in den USA auch von Radio-DJs, besonders Alan Freed, in ihren Sendungen gespielt. Über das Radio erreichte er auch weiße Jugendliche, die ihn sonst aufgrund der Segregation nicht zu hören bekamen. Aus einer Verschmelzung mit raueren Spielformen des Country wie Honky Tonk entstand schließlich der Rock ’n’ Roll.

Die gesellschaftliche Veränderung in den 1960er Jahren führte besonders unter den jungen US-Amerikanern, aber auch jungen Briten zu einem verstärkten Interesse an afroamerikanischer Musik, und der Blues wurde auch für weiße Musiker interessant. Dabei spielten neben den zahlreicher werdenden Live-Auftritten auch in dieser Zeit neu gegründete Musiklabel eine Rolle, die in den 1920er bis 1940er Jahren auf 78 rpm-Schallplatten aufgenommene Einspielungen auf Plattensamplern (LPs) wiederveröffentlichten (z. B. Origin Jazz Library (ab 1960), später auch Mamlish, Yazoo) oder Neuaufnahmen ‚wiederentdeckter‘ Künstler veröffentlichten (z. B. Arhoolie, Biograph, Blue Goose, Prestige/Bluesville, Delmark).
Viele Rockbands der 1960er Jahre, besonders in Großbritannien, nahmen den Blues als Basis für ihre Musik und reimportierten ihn während der so genannten „British Invasion“ Mitte der 1960er Jahre in die USA. Auch hier wurde er wieder von zumeist weißen Rockmusikern aufgegriffen (z. B. Butterfield Blues Band, Canned Heat und Johnny Winter), die daraus die verschiedenen Spielarten des Bluesrock entwickelten. Populäre Musiker und Bands wie The Doors, Led Zeppelin, Jimi Hendrix, Eric Clapton, Alvin Lee, Peter Green, The Rolling Stones und Rory Gallagher waren sowohl vom akustischen als auch vom elektrischen Blues beeinflusst und leiteten davon ihren jeweiligen eigenen Stil ab.
In Deutschland führten in den frühen 1970er Jahren z. B. Al Jones Bluesband, Frankfurt City Blues Band und Das dritte Ohr die Tradition von Muddy Waters oder B. B. King fort. Später wurden Bands wie die Mojo Blues Band aus Wien oder die Blues Company populär. Die 1968 gegründete Band Das dritte Ohr war eine der ersten Bands, die den Blues in deutscher Sprache vortrug. Besonders in der DDR wurde deutschsprachiger Blues gepflegt, so zum Beispiel von Hansi Biebl, Jürgen Kerth, Klaus Renft und der Gruppe Engerling (siehe auch Blueserszene).
Der Blues ist in der afroamerikanischen Community als populäre Musikform längst von anderen Stilen wie Soul, Hip-Hop oder R'n'B abgelöst worden, jedoch lebt er in der Arbeit sowohl weißer als auch afroamerikanischer Künstler weiter, etwa Susan Tedeschi, Ana Popović, Buddy Guy, Robert Cray, Luther Allison, John Primer, Stevie Ray Vaughan, Bonnie Raitt, Joe Bonamassa, The Black Keys, Jack White.
Texte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bluestexte sind in der Regel in der Ich-Form verfasst, das heißt, der Autor oder Sänger erzählt von tatsächlichen oder fiktiven eigenen Erlebnissen. Diese sind aber meist so stark verallgemeinert, dass eine Identifikation des Hörers mit dem Sänger ermöglicht wird. Häufig handeln die Texte von Diskriminierung, Verrat, Verbrechen, Resignation, unerwiderter Liebe, Arbeitslosigkeit, Hunger, finanzieller Not, Heimweh, Einsamkeit und Untreue. Oft handelt es sich dabei jedoch um formelhafte Wendungen, die der Sänger dem gegebenen Anlass anpasst und verändert.
Das Klischee vom Blues als vor allem trauriger Musik, das er in der Zeit der Wiederentdeckung in den 50er und 60er Jahren durch das neue weiße Publikum erfuhr, hängt dem Blues bis heute nach. Tatsächlich ist die Mehrzahl aller Bluesstücke jedoch eher beschwingt und tanzbar und artikuliert in den Texten ebenso häufig negative wie positive Stimmungen. So gibt es auch viele heitere, witzige und optimistische Bluesstücke. Noch 1919 sprach W.C. Handy von Bluesstücken als „happy-go-lucky songs“.
Doch das thematische Spektrum des Blues ist weitaus größer und facettenreicher. Thematisiert werden ebenso Religion, Politik (so z. B. der Hitler Blues, den „The Florida Kid“ Ernest Blunt im Jahr 1940 bei Bluebird Records einspielte), Frauenrechte, tyrannische Vorgesetzte, Sex und herber Sexismus. Diese letzte Spielart des derb-vulgären Blues entstand in den 20er und 30er Jahren und wird als Hokum-Blues bezeichnet. Er wurde oft in den Work-Camps des amerikanischen Südens von reisenden Musikern zur Unterhaltung der Arbeiter gesungen. Zu den Hokum-Blues-Musikern zählen u. a. Bo Carter und die Hokum Boys (Tampa Red und Georgia Tom), die mit dem Titel It’s Tight Like That einen Hit in den 20ern landen konnten.

Die frühen Bluesstücke waren von unregelmäßiger Rhythmik und folgten dem Sprachrhythmus. Eine Strophe im frühen Blues besteht meist aus drei Zeilen. Die erste Zeile wird wiederholt und wird meist in der gleichen oder einer ähnlichen Melodie gesungen. In der dritten Zeile findet sich eine Art inhaltlicher Reaktion: eine Antwort, Erklärung oder Begründung, und die Melodie ist eine andere:
- Well now, baby meet me in the bottom, bring me my running shoes
- Well now, baby meet me in the bottom, bring me my running shoes
- Well, I’ll come out the window, won’t have time to lose.
- (Howlin’ Wolf, „Down In The Bottom“)
Die Wiederholung der ersten Zeile hat den Zweck, dem Sänger bei Stegreifinterpretationen mehr Zeit für die Erfindung der dritten Zeile zu geben. Außerdem wird damit ein Spannungsverhältnis aufgebaut, das sich erst mit der verzögert gesungenen dritten Zeile auflöst. Die Texte in Bluesstücken scheinen oft nicht zur Musik zu passen, doch der Sänger kann bestimmte Silben hervorheben und andere unterdrücken, so dass der Rhythmus stimmt. Auch kann er die Töne so variieren, dass sie zum Bass und zur Begleitung passen.
Das Blues-Schema
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Standard-Blues-Schema ist der 12-taktige Blues (englisch 12-bar Blues) der in der Barform AAB verfasst ist: Die erste Zeile des Songs dauert vier Takte; sie wird in den nächsten vier Takten wiederholt, bevor dann die abschließende Zeile in den letzten vier Takten erfolgt. Das Schema basiert auf den Akkordfolgen der I. Stufe Tonika, der IV. Stufe Subdominante und der V. Stufe Dominante. Auf vier Takte Tonika folgen je zwei Takte Subdominante und Tonika, je ein Takt Dominante und Subdominante und wieder zwei Takte Tonika. Das Schema in Form eines Chordsheets:
- || I | I | I | I | IV | IV | I | I | V | IV | I | I ||
Als drittletzter Akkord kann statt der Subdominante auch die Dominante gespielt werden.
Dieses Schema wurde im Laufe der Zeit stark erweitert und modifiziert. Neben der zwölftaktigen Standardform gibt es sehr viele weitere Bluesschemata. Beispiele sind das 8-Takt-Blues-Schema, das 12-Takt-Melodisch-Moll-Blues-Schema, bei dem Tonika und Subdominante jeweils Moll-Akkorde sind, die Dominante allerdings ein Dur-Dominantseptakkord, oder das 12-Takt-Standard-Jazz-Blues-Schema.
Quick Change Wird im 2. Takt des Blues-Schemas anstelle der Tonika die Subdominante gespielt, so spricht man von einem Quick Change.
- || I | IV | I | I | . . .
Turnaround Der Turnaround kündigt das Ende des Blues-Schemas an und führt melodisch und rhythmisch zum Anfang des Schemas zurück. Der Turnaround kann entweder 1-taktig oder 2-taktig gespielt werden. Bei einem 2-taktigen Turnaround wird häufig in Takt 12 die Dominante anstatt der Tonika gespielt.
- … | I | V ||
Blues im Jazz
Im Jazz ist der Blues eigentlich nur noch als Harmoniefolge bekannt. Häufig wird die klassische Blues-Form um die gängige Jazz-Kadenz II-V-I und um Jazz-Akkorde erweitert und verändert.
Am nächsten kamen sich Jazz und Blues Anfang der 1940er Jahre. Insbesondere Charlie Christian auf Jazz-Seite und T-Bone Walker als Vertreter des Blues brachten diese beiden Musikstile sehr eng zusammen.
Melodik/Instrumentierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der melodische Aufbau einer Strophe entspricht dem inhaltlichen. Typisch sind die so genannten Blue Notes. Diese Töne haben im chromatischen zwölftönigen System keinen Platz, weil sie aus der afrikanischen Pentatonik kommen. Es handelt sich im Wesentlichen um zwei Töne: ein Ton zwischen kleiner und großer Terz und einer zwischen verminderter und reiner Quinte, jeweils bezogen auf den Grundton. Die kleine Septime ist streng genommen keine blue note. Siehe dazu auch den Artikel über die Bluestonleiter. Seit Beginn der 1920er Jahre entwickelte sich die (akustische) Gitarre zum stilprägenden Instrument des Delta Blues. Bis dahin wurde Blues häufig von Tanzorchestern gespielt. Bei der Besetzung gab es offenbar keine festen Vorgaben, wenn auch die Klarinette, die Fiddle sowie das Banjo in vielen Orchestern dieser Art vertreten gewesen sein dürften. Für die Basslage wurde entweder eine Tuba, ein Tonnenbass oder der Jug eingesetzt. Das häufig gezeichnete Bild des einsamen Blues-Sängers, der nur von seiner Gitarre begleitet den Blues singt, ist ein Klischee. Gemeinsame Auftritte mit anderen Blues-Sängern waren genau so häufig wie Soloauftritte.
Gitarren wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts durch die industrielle Produktion und den Versandhandel selbst im rückständigen Mississippi-Delta erschwingliche Begleitinstrumente. Dazu kam, dass Gitarren mit den klimatischen Bedingungen im feucht-heißen Süden der USA besser zurechtkamen als bspw. Piano oder Banjo. Gespielt wurden fast ausschließlich offene Stimmungen. Die heutige Standardstimmung der Saiten nach E-A-d-g-h-e' begann sich erst später bei den Blues-Musikern durchzusetzen.
Musiker
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Amiri Baraka (2003): Blues People – Von der Sklavenmusik zum Bebop, Orange Presse, ISBN 3-936086-08-7.
- Bruce Bastin (1986): „Red River Blues – The Blues Tradition in the Southeast“, Univ. of Illinois Press, ISBN 0-252-01213-5.
- Samuel B. Charters (1959, deutsche Ausgaben 1962 und 1982): Der Country Blues: Songs und Geschichten, Rowohlt Verlag, ISBN 3-499-17492-8.
- Angela Davis: Blues Legacies and Black Feminism: Gertrude "Ma" Rainey, Bessie Smith, and Billie Holiday, New York : Pantheon Books, 1998
- Alfons Michael Dauer (1983): Blues aus 100 Jahren, 43 Beispiele zur Typologie der vokalen Bluesformen, ISBN 3-596-22952-9.
- Ted Gioia (2008): Delta Blues. The Life and Times of the Mississippi Masters Who Revolutionized American Music, W. W. Norton, ISBN 978-0-393-06258-8.
- David Harrison (1993, deutsche Ausgabe 1994): Die Welt des Blues, Karl-Müller-Verlag, ISBN 3-86070-132-0.
- Janheinz Jahn (1964): Blues und worksongs (mit Melodienotierungen und einem Essay von Alfons Michael Dauer) Fischer Bücherei.
- Theo Lehmann (2001): Blues and trouble, Zur Geschichte des Blues, Aussaat Verlag, ISBN 3-7615-5088-X (erste Auflage 1960 bei Henschel-Verlag, Berlin/DDR)
- Haide Manns: Bluesfrauen – Starke Stimmen und ihre Geschichten. Song Bücherei, Heupferd Musik Verlag, Dreieich 2022, ISBN 978-3-923445-51-6.
- Manfred Miller: Um Blues und Groove – Afroamerikanische Musik im 20. Jahrhundert. Song Bücherei, Heupferd Musik Verlag, Dreieich 2017, ISBN 978-3-923445-18-9.
- Peter C. Muir: Long Lost Blues. Popular Blues in America, 1850–1920. University of Illinois Press, Urbana/Illinois 2010, ISBN 978-0-252-07676-3.
- Robert Palmer (1995), Deep Blues: A Musical and Cultural History of the Mississippi Delta, Penguin Books, ISBN 0-14-006223-8.
- Carl-Ludwig Reichert (2001): Blues – Geschichte und Geschichten. Mit Audio-CD, ISBN 3-423-24259-0.
- Luc Sante: The Invention of the Blues (englisch); in: Greil Marcus und Werner Sollors (Herausgeber): A new literary history of America. The Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge / London 2009, ISBN 978-0-674-06410-2, darin: S. 478–482.
- Elijah Wald (2004, deutsche Ausgabe 2012): Vom Mississippi zum Mainstream. Robert Johnson und die Erfindung des Blues, Rogner & Bernhard, ISBN 978-3-8077-1079-2.
- Bill Wyman (2001): Blues – Geschichte, Stile, Musiker, Songs & Aufnahmen, ISBN 3-88472-525-4.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zahlreiche Noten- und Hörbeispiele aus der Frühzeit von Blues, Worksong und Fieldholler
- www.pbs.org 7-teilige Serie „Martin Scorsese präsentiert The Blues“ für das öffentlich-rechtliche Fernsehen der USA 2003 (englisch)
- Die Geschichte des Blues
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Heinrich Eggebrecht: Terminologie der Musik im 20. Jahrhundert. Franz Steiner Verlag, 1995, ISBN 978-3-515-06659-4 (books.google.com).