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„Phan Thị Kim Phúc“ – Versionsunterschied

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Der von mir gelöschte Satz suggeriert, dass das Foto nicht von Nick Ut erstellt worden ist. Associated Press bestätigt aber seine Urheberschaft.
 
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{{Infobox Gemälde
'''Kim Phúc Phan Thị''' (* [[1963]] in [[Trang Bang|Trảng Bàng]], Provinz [[Tay Ninh|Tây Ninh]], [[Vietnam]]) erlitt bei einem [[Napalm]]-Angriff am 8. Juni [[1972]] schwere Verbrennungen. Während sie nackt aus dem Ort floh, wurde sie vom Pressefotografen [[Nick Út]] fotografiert. Das [http://www.iraqwar.co.uk/kimphuc2.jpg Foto] ist eines der bekanntesten Fotos aus dem [[Vietnamkrieg]] (2. Indochina-Krieg); Út wurde dafür mit dem [[Pulitzer-Preis]] ausgezeichnet.
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| titel = The Terror of War
|künstler = Nick Út
| jahr = 1972
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'''Phan Thị Kim Phúc''', [[Order of Ontario|O.Ont]] (* [[2. April]] [[1963]] in [[Trảng Bàng]], [[Tây Ninh (Provinz)|Provinz Tây Ninh]], [[Vietnam]]) ist ein Opfer des [[Vietnamkrieg]]es. Sie erlitt bei einem [[Napalm]]-Angriff südvietnamesischer Flugzeuge<ref name="kimfound">The Kim Phuc Foundation: [http://www.kimfoundation.com/modules/contentpage/index.php?file=story.htm&ma=10&subid=101 ''Kim's Story'']</ref><ref>[[Gerhard Paul (Historiker)|Gerhard Paul]]: ''Die Geschichte hinter dem Foto. Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung eines Bildes aus dem Vietnamkrieg''. In: ''[[Zeithistorische Forschungen|Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History]]''. 2 (2005), H.&nbsp;2, S.&nbsp;224–245 ([http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Paul-2-2005 online], abgerufen am 16.&nbsp;Juni 2011).</ref> am 8.&nbsp;Juni 1972 schwere Verbrennungen. Während die damals Neunjährige nackt aus dem Ort Trảng Bàng floh, wurde sie vom Pressefotografen [[Nick Út]] fotografiert. Das Foto (mit dem Titel ''[[The Terror of War]]''<ref>Christopher H. Sterling (Herausgeber): ''Encyclopedia of Journalism'', SAGE Publications, 2009, S.&nbsp;1067, Eintrag ''Huynh Cong (Nick) Ut''</ref>) ist neben der Erschießung von [[Nguyễn Văn Lém]] eines der bekanntesten Fotos aus dem Vietnamkrieg (Zweiter Indochinakrieg) und wurde zum [[Pressefoto des Jahres]] 1972 gewählt. Út wurde dafür mit dem [[Pulitzer-Preis]] ausgezeichnet.
Auf dem Weg nach [[Saigon]] brachte Út Kim in ein Krankenhaus. Dort lag sie dann drei Tage ohne medizinische Versorgung, in einem Raum für sterbende Kinder. Als ihre Eltern sie fanden, war sie mehr tot als lebendig. Ihre Mutter flehte eine Krankenschwester an, ihrer Tochter zu helfen. Kim wurde in ein anderes Krankenhaus gebracht und operiert. 30 % ihrer Körperoberfläche war verbrannt, fast ihr ganzer Rücken, der Nacken und ihr ganzer linker Arm. Ihre linke Wange und beide Ohren waren versengt. Täglich mussten ihre Brandwunden gesäubert werden, laut Aussage eines Artztes verursacht das Schmerzen als ob man die Haut abgezogen bekäme. Als einmal Kims Schwester zu Besuch kam, wurde sie bei den Schreien von Kim ohnmächtig. Doch dies war nicht die einzige schmerzhafte Prozedur, die Kim über sich ergehen lassen musste. Die Hauttransplantation war genauso schmerzhaft, da an der Stelle wo das Transplantat herausgeschnitten wurde, später das offene Gewebe mit der Luft in Berührung kam. Als die Transplantationswunden abgeheilt waren, wurde Kim in einen Streckverband gelegt und in einem Gipskorsett ruhig gelegt (damit die Haut nicht an falschen Stellen festwuchs). Zuletzt musste Kim Physiotherapie machen, damit die neue Haut geschmeidig blieb. Die Devise lautete: "Je größer der Schmerz, desto größer der Erfolg".
Nach 6 Monaten durfte sie nach Hause zurück. Doch schon bald wurde sie von heftigen Schmerzanfällen geplagt und musste ins Rehabilitationszentrum. Doch nach 13 Monaten durfte sie endgültig nach Hause zurückkehren.


== Leben nach dem Angriff ==
Als Studentin wurde Kim Phúc von den örtlichen Behörden zu Propagandazwecken eingesetzt und so häufig zu Interviews und öffentlichen Auftritten gedrängt, dass sie ihr Studium nicht ernsthaft betreiben konnte. Vom [[Caodaismus]], der Religion ihrer Familie, konvertierte sie zum [[Christentum]]. Der damalige Premierminister von Vietnam, [[Pham Van Dong|Phạm Văn Ðồng]], wurde ihr Freund und Mentor und sorgte dafür, dass sie in relativer Ruhe ihr Studium fortsetzen konnte - in [[Kuba]]. Dort heiratete sie einige Jahre später einen vietnamesischen Kommilitonen, Bui Huy Tuan. Auf der Rückreise von ihrer Hochzeitsreise nach [[Moskau]] nutzten die beiden einen Tankstop ihres Flugzeugs in Gander, [[Neufundland]], und beantragten [[politisches Asyl]] in [[Kanada]]. Kim Phúc lebt mit ihrer Familie in [[Toronto]].
[[Datei:Karte Trangbang.jpg|mini|300px|Karte Vietnams]]
Nick Út brachte Kim in ein Krankenhaus.<ref>Horst Faas, Marianne Fulton: [http://digitaljournalist.org/issue0008/submenu_coverstory.htm ''The Survivor – Phan Thi Kim Phuc and the photographer Nick Ut'']. The Digital Journalist, August 2000, S.&nbsp;3</ref> Sie war so stark verletzt, dass man nicht annahm, dass sie überleben würde. 30 % ihrer Körperoberfläche waren verbrannt, fast ihr ganzer Rücken, der Nacken und ihr linker Arm. Erst nach zwei Jahren, nach 17 Operationen binnen 14 Monaten, Hauttransplantationen und Therapie konnte sie 1973 nach Hause zurückkehren.<ref name="kimfound" /><ref>Sven Felix Kellerhoff, ''17 Operationen waren nötig, um das „Napalm-Mädchen“ Kim Phúc zu retten'', In: [[DIE WELT]] vom 7. Juni 2021</ref> Ihre vorläufig letzte Operation hatte sie 2022 in Miami.<ref>[https://www.theguardian.com/world/2022/jul/01/napalm-girl-vietnam-war-phan-thi-kim-phuc-final-burn-treatment ‘Napalm girl’ Phan Thi Kim Phuc receives final burn treatment after 50 years], [[The Guardian]], Rebecca Ratcliffe, 1. Juli 2022</ref>


Jahrelang wurde Kim Phuc in Vietnam von der Regierung für die kommunistische Propaganda als Kriegsopfer des Vietnamkriegs vorgeführt.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Kim Son Hoang |url=https://www.derstandard.at/story/2000136369038/das-napalm-girl-das-kein-opfer-mehr-sein-will |titel=Das Napalm Girl, das kein Opfer mehr sein will |werk=Der Standard |datum=2022-06-08 |sprache=de-AT |abruf=2022-06-11}}</ref> Erst 1982 konnte sie sich wieder vollständig bewegen, nachdem sie in der [[Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen|Unfallklinik Ludwigshafen]] operiert worden war.<ref>[https://www.merkur.de/welt/jahre-danach-geht-esdem-napalm-maedchen-heute-2344857.html ''So geht es dem Napalm-Mädchen heute''] auf merkur-online.de, 6.&nbsp;Juni 2012</ref> Der damalige vietnamesische Premierminister [[Phạm Văn Đồng]] sorgte dafür, dass sie in relativer Ruhe ihr Medizinstudium fortsetzen konnte. Dies tat sie 1986 in [[Kuba]]. Dort heiratete sie 1992 den vietnamesischen Kommilitonen Bùi Huy Toàn. Auf dem Flug ihrer Hochzeitsreise nach [[Moskau]] nutzten die beiden den Zwischenstopp in [[Neufundland]] und beantragten [[Asyl|politisches Asyl]] in [[Kanada]], das ihnen gewährt wurde.<ref>{{Internetquelle |url=http://arts.lgontario.ca/lestweforget/essays/kim-phuc-phan-thi/ |titel=Kim Phuc Phan Thi |werk=Lest We Forget |datum=2014-07-22 |sprache=en-CA |abruf=2022-06-08}}</ref>
1996 traf sie auf einem Vietnam-Veteranentreffen den Offizier John Plummer, der den Luftangriff auf ihr Dorf geleitet hatte, und drückte ihm ihre [[Vergebung]] aus. Außerdem traf sie die [[Chirurgie|Chirurgen]], die ihr Leben gerettet hatten.


Heute lebt sie mit ihrem Mann Toàn und ihren 1994 und 1997 geborenen Söhnen in [[Toronto]]. Bereits 1982 war sie vom [[Caodaismus]] zum Christentum konvertiert. Im Oktober 2015 begann für Phúc eine Behandlung in einer Spezialklinik für Brandverletzte in [[Miami]], nachdem ihr die [[Hautärztin]] Jill Waibel eine kostenlose Laserbehandlung offerierte, um die Schmerzen durch die Spannungen der vernarbten Haut zu lindern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.fr.de/politik/phuc-kann-wieder-hoffen-11049731.html |titel=Kim Phuc kann wieder hoffen |datum=2015-10-26 |abruf=2020-04-18 |sprache=de}}</ref>
Kim Phúc hat zweimal [[Deutschland]] besucht, [[1984]] auf Einladung des [[Stern_(Zeitschrift)|Stern]] und [[1992]] auf Einladung des [[ZDF]].


Über sich selbst sagte Kim Phuc, als sie 2022 den Papst traf: „Ich bin nicht mehr ein Opfer des Krieges. Ich bin Mutter, Großmutter und eine Überlebende, die zum Frieden aufruft.“<ref name=":0" />
Wegen ihres Einsatzes für Aussöhnung und Frieden wurde Kim Phúc am 10. November 1997 zur ehrenamtlichen [[United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization|UNESCO]]-Botschafterin des guten Willens (Goodwill Ambassador) berufen.


== Nachwirkungen ==
Am 22. Oktober 2004 erhielt Thi die Ehrendoktorwürde in Rechtswissenschaften von der York University in Toronto für ihren weltweiten Einsatz für die Kinder unter den Kriegsopfern.
In Deutschland berichtete insbesondere der Stern-Reporter [[Perry Kretz]] über ihr Schicksal. Kim Phúc besuchte [[Deutschland]] 1984 auf Einladung des [[Stern (Zeitschrift)|Stern]] und 1992 auf Einladung des [[ZDF]].
Heute lebt Kim mit ihrem Mann Toan und ihren ihren beiden Söhnen Thomas (* 1994) und Stephen (* 1997) in Toronto/Kanada. Nur noch selten bekommt sie rasende Kopfschmerzen und Atemprobleme (beides bedingt durch ihre Verbrennungen).

1996 traf sie auf einem Vietnam-Veteranentreffen den Offizier John Plummer, der behauptete, am Luftangriff auf ihr Dorf beteiligt gewesen zu sein, und drückte ihm ihre [[Vergebung]] aus. Später wurde jedoch nachgewiesen, dass Plummer in keiner Weise am Luftangriff beteiligt gewesen war.<ref>Gerhard Paul (Online-Ausgabe), [http://www.zeithistorische-forschungen.de/site/40208413/default.aspx#pgfId-1033446 Abschnitt 13-14]</ref><ref>Faas/Fulton, S. 5</ref><ref name="kimfound" />

Wegen ihres Einsatzes für Aussöhnung und Frieden wurde sie am 10.&nbsp;November 1994 zur ehrenamtlichen [[UNESCO]]-Botschafterin des guten Willens (Goodwill Ambassador) berufen. Am 22.&nbsp;Oktober 2004 erhielt sie die [[Ehrendoktorwürde]] in Rechtswissenschaften von der [[York University]] in Toronto für ihren weltweiten Einsatz für die Kinder unter den Kriegsopfern. Am 11. Februar 2019 wurde sie mit dem [[Dresden-Preis]] geehrt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dresden-preis-fuer-napalm-girl-100.html |titel=Dresden-Preis für Napalm-Mädchen {{!}} MDR.DE |datum=2019-04-02 |offline= |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190402015418/https://www.mdr.de/sachsen/dresden/dresden-preis-fuer-napalm-girl-100.html |archiv-datum=2019-04-02 |abruf=2022-06-08}}</ref>

== Kim Phuc Foundation ==
1997 gründete sie in den USA die „Kim Phuc Foundation“, die sich für medizinische und psychologische Hilfe für Kinder einsetzt, die Kriegsopfer wurden. Später wurde daraus die „Kim Phuc Foundation International“.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.kimfoundation.com/modules/contentpage/index.php?file=intro.htm |titel=The KIM Foundation International : Healing Children of War |abruf=2022-06-08}}</ref>

== Dokumentarfilm ==
* ''Das Mädchen und das Foto'', Regie [[Marc Wiese]], [[Westdeutscher Rundfunk Köln|WDR]]/[[ARTE]], Deutschland 2009, 53 Min.

== Literatur ==
* Denise Chong: ''Das Mädchen hinter dem Foto. Die Geschichte der Kim Phuc''. Übersetzt von Sabine Schulte. [[Hoffmann und Campe]], Hamburg 2001, ISBN 3-455-09330-2<br />(Taschenbuchausgabe erschienen 2003 bei [[Bastei Lübbe]], ISBN 3-404-61515-8).
* [[Gerhard Paul (Historiker)|Gerhard Paul]]: ''Die Geschichte hinter dem Foto. Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung eines Bildes aus dem Vietnamkrieg''. In: ''[[Zeithistorische Forschungen|Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History]]''. 2 (2005), H.&nbsp;2, S.&nbsp;224–245 ([http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Paul-2-2005 online], abgerufen am 16.&nbsp;Juni 2011).
* Horst Faas, Marianne Fulton: [http://digitaljournalist.org/issue0008/submenu_coverstory.htm ''The Survivor – Phan Thi Kim Phuc and the photographer Nick Ut'']. The Digital Journalist, August 2000.
* Kim Phuc Phan Thi: ''Ins Herz gebrannt – Wie ich die Schrecken des Krieges hinter mir ließ und Frieden, Vergebung und Hoffnung fand.'' übersetzt von Beate Zobel, [[Gerth Medien]], Asslar 2018, ISBN 978-3957345028.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Phan Thi Kim Phuc}}
*[http://portal.unesco.org/en/ev.php@URL_ID=9919&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html Biografie]
* {{IMDb|nm0679652|Thi Kim Phuc Phan}}
*[http://www.iraqwar.co.uk/kimphuc2.jpg Kim Phuc auf dem Foto, das [[1972]] um die Welt geht]
* [https://kimfoundation.com/ kimfoundation.com] (englisch)
*[http://www.di-landro.de/napalm.htm Kommentar mit Foto]
* [https://web.archive.org/web/20160529221556/http://portal.unesco.org/en/ev.php-URL_ID=9919&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html Biografie] (englisch, Archiv)
* [https://www.youtube.com/watch?v=yxj6PikaG74 Vietnam-Kriegsopfer - Kim Phuc], Interview mit [[Frank Elstner]] ([[YouTube]])


== Einzelnachweise ==
==Literatur==
<references />
* Denise Chong, Das Mädchen hinter dem Foto, die Geschichte der Kim Phuc, Hamburg: Hoffmann und Campe, 2001, ISBN 3-455-09330-2


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}}

[[en:Phan Thị Kim Phúc]]
[[tr:Kim Phuc]]

Aktuelle Version vom 11. Februar 2025, 19:02 Uhr

The Terror of War
Nick Út, 1972
Fotografie

Link zum Bild
(bitte Urheberrechte beachten)

Phan Thị Kim Phúc, O.Ont (* 2. April 1963 in Trảng Bàng, Provinz Tây Ninh, Vietnam) ist ein Opfer des Vietnamkrieges. Sie erlitt bei einem Napalm-Angriff südvietnamesischer Flugzeuge[1][2] am 8. Juni 1972 schwere Verbrennungen. Während die damals Neunjährige nackt aus dem Ort Trảng Bàng floh, wurde sie vom Pressefotografen Nick Út fotografiert. Das Foto (mit dem Titel The Terror of War[3]) ist neben der Erschießung von Nguyễn Văn Lém eines der bekanntesten Fotos aus dem Vietnamkrieg (Zweiter Indochinakrieg) und wurde zum Pressefoto des Jahres 1972 gewählt. Út wurde dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Leben nach dem Angriff

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Karte Vietnams

Nick Út brachte Kim in ein Krankenhaus.[4] Sie war so stark verletzt, dass man nicht annahm, dass sie überleben würde. 30 % ihrer Körperoberfläche waren verbrannt, fast ihr ganzer Rücken, der Nacken und ihr linker Arm. Erst nach zwei Jahren, nach 17 Operationen binnen 14 Monaten, Hauttransplantationen und Therapie konnte sie 1973 nach Hause zurückkehren.[1][5] Ihre vorläufig letzte Operation hatte sie 2022 in Miami.[6]

Jahrelang wurde Kim Phuc in Vietnam von der Regierung für die kommunistische Propaganda als Kriegsopfer des Vietnamkriegs vorgeführt.[7] Erst 1982 konnte sie sich wieder vollständig bewegen, nachdem sie in der Unfallklinik Ludwigshafen operiert worden war.[8] Der damalige vietnamesische Premierminister Phạm Văn Đồng sorgte dafür, dass sie in relativer Ruhe ihr Medizinstudium fortsetzen konnte. Dies tat sie 1986 in Kuba. Dort heiratete sie 1992 den vietnamesischen Kommilitonen Bùi Huy Toàn. Auf dem Flug ihrer Hochzeitsreise nach Moskau nutzten die beiden den Zwischenstopp in Neufundland und beantragten politisches Asyl in Kanada, das ihnen gewährt wurde.[9]

Heute lebt sie mit ihrem Mann Toàn und ihren 1994 und 1997 geborenen Söhnen in Toronto. Bereits 1982 war sie vom Caodaismus zum Christentum konvertiert. Im Oktober 2015 begann für Phúc eine Behandlung in einer Spezialklinik für Brandverletzte in Miami, nachdem ihr die Hautärztin Jill Waibel eine kostenlose Laserbehandlung offerierte, um die Schmerzen durch die Spannungen der vernarbten Haut zu lindern.[10]

Über sich selbst sagte Kim Phuc, als sie 2022 den Papst traf: „Ich bin nicht mehr ein Opfer des Krieges. Ich bin Mutter, Großmutter und eine Überlebende, die zum Frieden aufruft.“[7]

In Deutschland berichtete insbesondere der Stern-Reporter Perry Kretz über ihr Schicksal. Kim Phúc besuchte Deutschland 1984 auf Einladung des Stern und 1992 auf Einladung des ZDF.

1996 traf sie auf einem Vietnam-Veteranentreffen den Offizier John Plummer, der behauptete, am Luftangriff auf ihr Dorf beteiligt gewesen zu sein, und drückte ihm ihre Vergebung aus. Später wurde jedoch nachgewiesen, dass Plummer in keiner Weise am Luftangriff beteiligt gewesen war.[11][12][1]

Wegen ihres Einsatzes für Aussöhnung und Frieden wurde sie am 10. November 1994 zur ehrenamtlichen UNESCO-Botschafterin des guten Willens (Goodwill Ambassador) berufen. Am 22. Oktober 2004 erhielt sie die Ehrendoktorwürde in Rechtswissenschaften von der York University in Toronto für ihren weltweiten Einsatz für die Kinder unter den Kriegsopfern. Am 11. Februar 2019 wurde sie mit dem Dresden-Preis geehrt.[13]

Kim Phuc Foundation

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1997 gründete sie in den USA die „Kim Phuc Foundation“, die sich für medizinische und psychologische Hilfe für Kinder einsetzt, die Kriegsopfer wurden. Später wurde daraus die „Kim Phuc Foundation International“.[14]

Commons: Phan Thi Kim Phuc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c The Kim Phuc Foundation: Kim's Story
  2. Gerhard Paul: Die Geschichte hinter dem Foto. Authentizität, Ikonisierung und Überschreibung eines Bildes aus dem Vietnamkrieg. In: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History. 2 (2005), H. 2, S. 224–245 (online, abgerufen am 16. Juni 2011).
  3. Christopher H. Sterling (Herausgeber): Encyclopedia of Journalism, SAGE Publications, 2009, S. 1067, Eintrag Huynh Cong (Nick) Ut
  4. Horst Faas, Marianne Fulton: The Survivor – Phan Thi Kim Phuc and the photographer Nick Ut. The Digital Journalist, August 2000, S. 3
  5. Sven Felix Kellerhoff, 17 Operationen waren nötig, um das „Napalm-Mädchen“ Kim Phúc zu retten, In: DIE WELT vom 7. Juni 2021
  6. ‘Napalm girl’ Phan Thi Kim Phuc receives final burn treatment after 50 years, The Guardian, Rebecca Ratcliffe, 1. Juli 2022
  7. a b Kim Son Hoang: Das Napalm Girl, das kein Opfer mehr sein will. In: Der Standard. 8. Juni 2022, abgerufen am 11. Juni 2022 (österreichisches Deutsch).
  8. So geht es dem Napalm-Mädchen heute auf merkur-online.de, 6. Juni 2012
  9. Kim Phuc Phan Thi. In: Lest We Forget. 22. Juli 2014, abgerufen am 8. Juni 2022 (kanadisches Englisch).
  10. Kim Phuc kann wieder hoffen. 26. Oktober 2015, abgerufen am 18. April 2020.
  11. Gerhard Paul (Online-Ausgabe), Abschnitt 13-14
  12. Faas/Fulton, S. 5
  13. Dresden-Preis für Napalm-Mädchen | MDR.DE. 2. April 2019, archiviert vom Original am 2. April 2019; abgerufen am 8. Juni 2022.
  14. The KIM Foundation International : Healing Children of War. Abgerufen am 8. Juni 2022.