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„Blutkreislauf“ – Versionsunterschied

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{{Dieser Artikel|behandelt den Blutkreislauf im gesamten Tierreich. Für Mensch und Säugetiere siehe [[Blutkreislauf des Menschen und der Säugetiere]].}}
Der '''Blutkreislauf''' ist das Strömungssystem des [[Blut]]es, das vom [[Herz]]en und, wenn vorhanden, einem Netz aus [[Blutgefäß]]en (''kardiovaskuläres System'') gebildet wird.
[[Datei:Blutkreislauf im Tierreich.svg|mini|hochkant=1.5|Schemata verschiedener Kreislaufsysteme. Links offener Kreislauf, zum Beispiel bei Spinnen, danach geschlossene Kreislaufsysteme verschiedener Wirbeltiergruppen. ]]
Der '''Blutkreislauf''', auch '''Kreislauf''', '''Blutzirkulation''' und kurz '''Zirkulation''', '''Blutgefäßsystem''' oder '''Blutbahn''' genannt, ist das Strömungssystem des [[Blut]]es im Körper des [[Mensch]]en und der meisten [[Tier]]e, ausgehend vom [[Herz]]en zu den Organen und wieder zurück zum Herzen. Herz und Blutkreislauf zusammen bilden das '''Herz-Kreislauf-System''' ('''kardiovaskuläres System'''). Seine Aufgabe ist die Versorgung der Organe mit Nährstoffen, Signalstoffen und anderem, die Entsorgung von Stoffwechselprodukten und bei den meisten Gruppen mit Kreislauf auch die Versorgung mit [[Sauerstoff]] und der Abtransport von [[Kohlenstoffdioxid|Kohlendioxid]]. Je nach Tiergruppe können weitere Aufgaben hinzu kommen.


[[Blutgefäß]]e, die Blut zum Herzen leiten, werden als [[Vene]]n (Blutadern) bezeichnet; diejenigen Gefäße, die Blut vom Herzen zu den Organen leiten, nennt man [[Arterie]]n (Schlagadern). Diese Bezeichnungen gelten unabhängig davon, ob das Blut im jeweiligen Gefäß sauerstoffarm oder sauerstoffreich ist.
Er sichert das Überleben des Organismus, indem er den Stoffwechsel jeder einzelnen [[Zelle (Biologie)|Körperzelle]] versorgt und die chemischen und [[Physiologie|physiologischen]] Eigenschaften der [[Körperflüssigkeit]]en aufrecht erhält. Zum einen transportiert das Blut [[Sauerstoff]] aus den [[Lungen]] zu den Zellen und [[Kohlendioxid]] in entgegengesetzter Richtung (siehe auch [[Atmung]]). Zum anderen werden aus der [[Verdauung]] gewonnene Nährstoffe wie [[Lipide|Fette]], [[Kohlenhydrate|Zucker]] oder [[Proteine|Eiweiße]] aus dem [[Verdauungstrakt]] in die einzelnen Gewebe transportiert, um dort je nach Bedarf verbraucht, weiterverarbeitet oder gespeichert zu werden. Die entstandenen [[Stoffwechsel]]- oder Abfallprodukte (zum Beispiel [[Harnstoff]] oder [[Harnsäure]]) werden dann in anderes Gewebe oder zu den Ausscheidungsorganen ([[Niere]]n und [[Dickdarm]]) transportiert. Außerdem verteilt das Blut auch Botenstoffe wie zum Beispiel [[Hormone]], Zellen der [[Immunsystem|Körperabwehr]] und Teile des [[Blutgerinnung|Gerinnungssystems]] innerhalb des Körpers.
Je stärker sich die Blutgefäße verzweigen, desto kleiner wird ihr Durchmesser. Bei Tieren mit einem geschlossenen Kreislaufsystem werden Arterien zuerst zu [[Arteriole]]n und diese zu [[Kapillare (Anatomie)|Kapillaren]], in welchen der größte Teil des Stoffaustausches mit den Geweben stattfindet. Diese führen wiederum zusammen und bilden die postkapillären [[Venole]]n, die sich zu Venen vereinigen.


Bei Tieren mit einem offenen Kreislaufsystem ergießt sich die Flüssigkeit, die hier nicht Blut, sondern [[Hämolymphe]] genannt wird, aus arteriellen Blutgefäßen in die Körperhöhle, um die Organe zu umfließen. Durch die Körperhöhle fließt sie zu venösen Gefäßen oder direkt zurück zum Herzen.
[[Bild:grafik_blutkreislauf.jpg|right|thumb|Blutkreislauf beim Menschen. Rot bezeichnet [[Arterie]]n, blau [[Vene]]n.]]


== Formen ==
== Funktion ==
=== Stofftransport ===
Bedingt durch die Entwicklungsgeschichte der [[Tiere]] gibt es unterschiedlich ausgeprägte Arten von Kreisläufen:
Bei etlichen Gruppen der [[Vielzellige Tiere|vielzelligen Tiere]] sichert ein Kreislauf das Überleben des [[Organismus]], indem er Stoffwechsel in allen Teilen des Körpers ermöglicht und die chemischen und [[Physiologie|physiologischen]] Eigenschaften der [[Körperflüssigkeit]]en aufrechterhält.
* Manche Tiere, wie die zu den [[Strudelwürmer]]n gehörenden [[Plattwürmer]] besitzen keinerlei Kreislaufsystem. Ihr Mund führt direkt in ein verästeltes Verdauungssystem, aus dem Nährstoffe wegen der Flachheit des Wurmes direkt in alle Zellen [[Diffusion|diffundieren]] können. Sauerstoff diffundiert aus dem Wasser in die Zellen.
* Bei einer Reihe von wirbellosen Tieren wie den [[Gliederfüßer]]n und [[Weichtier]]en findet man einen '''offenen Kreislauf''', bei dem das Blut in den [[Körperhöhle]]n kreist. Hier wird die Körperflüssigkeit, die man als [[Hämolymphe]] bezeichnet, vom Herzen in kurze Gefäße und von dort in alle Körperhöhlen gepumpt, bis es schließlich ins Herz zurückfließt. Die Hämolymphe fließt dabei langsam und mit geringem Druck.
* Bei [[Ringelwürmer]]n wie dem [[Regenwurm]] existiert ein '''geschlossener Kreislauf''', bei dem die blutähnliche Körperflüssigkeit durch kontraktile Gefäße in Bewegung gehalten wird.
* Auch [[Wirbeltiere]] haben einen '''geschlossenen Kreislauf'''. Hier fließt das [[Blut]], welches sich von der Hämolymphe unterscheidet, immer durch ein geschlossenes Netz aus Blutgefäßen, das alle lebenden [[Zelle (Biologie)|Zellen]] erreicht. Herz, Blutgefäße und Blut bildet dabei das so genannte Herz-Kreislauf-System. Dieses teilt sich entwicklungsgeschichtlich noch einmal auf und unterscheidet die [[Wechselwarmes Tier|wechselwarmen]] von den [[Homoiothermie|gleichwarmen]] Wirbeltieren.
** Bei den wechselwarmen Tieren ('''poikilotherme'''), also [[Fische]]n, [[Amphibien]] und [[Reptilien]], findet eine Vermischung von arteriellem und venösem Blut im Herzen aufgrund nur einer einzelnen oder zwei unvollständig getrennten Herzkammern statt.
** Bei den gleichwarmen Tieren ('''homoiotherme'''), den [[Vögel]]n und [[Säugetiere]]n, besteht das Herz aus zwei Vorhöfen und zwei Kammern, so dass eine vollständige Trennung von sauerstoffreichem und sauerstoffarmen Blut besteht.


Bei den meisten Tieren mit Kreislauf dient er zum Transport der Atemgase [[Sauerstoff]] und [[Kohlenstoffdioxid]] (Ausnahme: Insekten). Dann transportiert er sauerstoffreiches Blut oder Hämolymphe aus den Atmungsorganen ([[Lunge]]n, [[Kieme]]n oder [[Haut]]) in die [[Gewebe (Biologie)|Gewebe]] und sauerstoffarme, kohlendioxidreiche Flüssigkeit zurück zu den Atmungsorganen (siehe auch [[Atmung]]). Zur Unterstützung dieser Prozesse können [[Sauerstofftransporter]] vorhanden sein; bei den Wirbeltieren ist dies [[Hämoglobin]], das in den [[Erythrozyt|roten Blutzellen]] verpackt ist.
== Allgemeines zum geschlossenem Blutkreislauf ==
=== Aufbau ===
Der Blutkreislauf besteht aus dem Herzen und den [[Blutgefäß]]en. Blutgefäße, die zum Herzen führen, werden als [[Vene]]n bezeichnet, diejenigen, die vom Herz wegführen, als [[Arterie]]n. Je weiter die Blutgefäße vom Herzen entfernt sind, um so verzweigter werden sie, und umso kleiner wird auch ihr Durchmesser. Arterien werden zuerst zu [[Arteriole]]n und diese zu [[Kapillare]]n, welche das Gewebe versorgen. Diese führen wiederum zusammen und bilden die postkapillaren [[Venole]]n, die zu Venen werden.


Aus der [[Verdauung]] gewonnene Nährstoffe wie [[Lipide|Fette]], [[Kohlenhydrate|Zucker]] oder [[Protein|Eiweiße]] werden aus dem [[Verdauungstrakt]] in die einzelnen Gewebe transportiert, um dort je nach Bedarf verbraucht, weiterverarbeitet oder gespeichert zu werden. Die entstandenen [[Stoffwechsel]]- oder Abfallprodukte (zum Beispiel [[Harnstoff]] oder [[Harnsäure]]) werden in andere Gewebe oder zu den Ausscheidungsorganen (bei Wirbeltieren [[Niere]] und [[Leber]]) transportiert.
=== Blutgefäße ===
Blutgefäße werden auf Grund ihres Aufbaus und ihrer Funktion in mehrere Arten unterteilt. Die '''Arterien''' transportieren das Blut unter hohem Druck und mit hoher Fließgeschwindigkeit, deswegen besitzen sie eine dicke Gefäßwand. Durch sie gelangt das Blut aus dem Herzen in die verschiedenen Gewebe. Von den Arterien gehen die '''Arteriolen''' ab, sie dienen als Kontrollventile, und haben deswegen starke muskuläre Wände, die die Gefäße verschließen ([[Vasokonstriktion]]) oder weiten ([[Vasodilation]]) können. Sie verzweigen sich weiter zu den '''Kapillaren''', die den Austausch von Flüssigkeiten, Nährstoffen, Elektrolyten, Hormonen und anderen Stoffen zwischen Blut und Gewebe vornehmen und deswegen mit einer dünnen Gefäßwand (nur [[Endothel]]) ausgestattet sind, die für geringmolekulare Stoffe [[Permeabilität|permeabel]] (durchlässig) ist. In einigen Organen ([[Leber]], [[Milz]]) sind die Kapillaren erweitert, dann spricht man von [[Sinusoid (Blutgefäß)|Sinusoid]]en.


Außerdem kann ein Transport von Botenstoffen wie [[Hormon]]en, Zellen der [[Immunsystem|Körperabwehr]] und Bestandteilen des [[Hämostase|Gerinnungssystems]] stattfinden. Über die gleichmäßige Verteilung des Blutes oder der Hämolymphe durch den Körper wird auch der [[pH-Wert]], die extrazelluläre Ionenkonzentration und die [[Osmotische Konzentration|Osmolarität]] der Körperflüssigkeiten reguliert ([[Homöostase]]).
'''Venolen''' haben nur eine dünne Gefäßwand. Sie sammeln das Blut aus den Kapillaren, um es wieder den '''Venen''' zuzuführen, die es von der Peripherie zurück zum Herzen transportieren. Weiterhin dienen sie als Blutspeicher. Sie haben dünne, muskuläre Wände, die das Weiten oder Verschließen der Gefäße erlauben. Ein Teil der Flüssigkeit tritt im Kapillargebiet aus den Gefäßen aus und wird über [[Lymphgefäß]]e abtransportiert. Die großen [[Lymphsammelstamm|Lymphsammelstämme]] münden nahe des Herzens wieder in das Venensystem.


=== Andere Funktionen ===
Benachbarte Blutgefäße mit gleichem Zielgebiet werden als [[Kollaterale]] bezeichnet. In fast allen Köperregionen gibt es Verbindungen zwischen diesen benachbarten Blutgefäßen, sogenannte [[Anastomose]]n. Diese sorgen dafür, dass bei einer Verlegung (z. B. [[Thrombose]]) oder Verletzung eines Blutgefäßes, die Versorgung durch das Nachbargefäß übernommen werden kann. Arterien die keine Anastomosen aufweisen nennt man '''Endarterien'''. Kommt es zu einer Verlegung einer Endarterie, so wird der entsprechende Gewebsabschnitt nicht mehr mit Blut versorgt und stirbt ab ([[Infarkt]]). Die Anastomosen können aber auch zu schwach sein, um eine vollständige Kompensation eines Ausfalls zu ermöglichen. In diesem Fall spricht man von ''funktionellen Endarterien''. Eine Verstopfung oder Verletzung dieser Arterien führt zu einer Minderdurchbutung ([[Ischämie]]).
In manchen Tiergruppen werden vom Kreislaufsystem neben dem Stofftransport noch weitere Funktionen erfüllt. Hierzu gehören eine Temperaturregulation innerhalb des Körpers ([[Thermoregulation]]) und sehr verschiedene hydraulische Funktionen. Beispiele sind das Strecken der Beine bei Spinnen durch hydrostatischen Druck<ref name=campbell1246>{{Literatur |Autor=Neil A. Campbell, Jane B. Reece |Titel=Biologie |Auflage=8 |Verlag=Pearson Deutschland |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-8273-7287-1 |Seiten=1246}}</ref> und die [[Erektion]] der Geschlechtsorgane bei Wirbeltieren durch die erhöhte Blutmenge in [[Schwellkörper]]n sowie die Bereitstellung des Drucks für die Filtration des [[Urin|Harns]] in der [[Niere]].<ref name=evol>{{Literatur |Autor=Rita Monahan-Earley, Ann M. Dvorak and William C. Aird |Titel=Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium |Sammelwerk=J Thromb Haemost |Band=11 |Nummer=Suppl 1 |Datum=2013 |Seiten=46–66 |DOI=10.1111/jth.12253|PMC=5378490}}</ref>


=== Aufgaben und Funktionen ===
== Formen von Kreislaufsystemen ==
[[Diffusion]] ist über längere Entfernungen sehr langsam, da die Dauer mit dem Quadrat der Entfernung zunimmt. Beispielsweise braucht ein [[Glucose]]molekül über acht Minuten, um bei 37&nbsp;°C in Wasser über einen Millimeter zu diffundieren. Daher haben alle [[Vielzellige Tiere|vielzelligen Tiere]], die mehr als nur wenige Zellschichten dick sind, Möglichkeiten entwickelt, einen Flüssigkeitsstrom zu erzeugen,<ref name=pearson>{{Literatur |Autor=Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte |Titel=Tierphysiologie |Originaltitel=Principles of Animal Physiology|Originaljahr=2006 |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-38273-7270-3 |Seiten=377–381}}</ref> der einen Transport per [[Konvektion]] erlaubt.
Blut erfüllt im Körper verschiedene Aufgaben. Es transportiert sauerstoffreiches Blut aus den Lungen zum Gewebe und mit Kohlenstoffdioxid angereichertes Blut zurück. Weiterhin wird das Gewebe mit Nährstoffen aus dem Verdauungstrakt versorgt und von entstandenen Stoffwechsel- und Abfallprodukten befreit, die zu den Ausscheidungsorganen ([[Niere]] und [[Darm]]) transportiert werden. Blut dient zudem als wichtiges Medium für den Transport von Hormonen zwischen einzelnen Organsystemen und Komponenten der Immunabwehr und der Blutgerinnung zu Orten im Körper an denen sie gebraucht werden.<br />
Der Blutkreislauf dient demzufolge letztendlich dazu, dem Blut zu ermöglichen, sich durch den gesamten Körper zu bewegen. Weiterhin spielt der Blutkreislauf eine wichtige Rolle bei der [[Thermoregulation]]. Über den Grad der Durchblutung der [[Haut]] wird die Wärmeabgabe über die Körperoberfläche reguliert.


=== Tiere ohne Blutkreislauf ===
== Blutkreislauf der wechselwarmen Wirbeltiere ==
[[Datei:Dugesia Turbellaria wm (12) anterior.jpg|mini|Gastrovascularsystem (dunkel) beim Plattwurm ''[[Dugesia]]''.]]
=== Fische ===
Die Tiergruppen der [[Schwämme]], [[Nesseltiere]], [[Fadenwürmer]] und [[Plattwürmer]] können auch ohne Kreislaufsystem einen Flüssigkeitsstrom kreieren. Schwämme erzeugen mit Hilfe von sich bewegenden [[Flagellum|Flagellen]] einen Strom durch die Körperhöhle. Nesseltieren gelingt dies durch Muskelkontraktionen. Plattwürmer setzen ihre [[Gewebsflüssigkeit]] mit der Hilfe von [[Zilie]]n in Bewegung. Bei den Nesseltieren und Plattwürmern kommen weitverzweigte Darmsysteme vor, die als Gastrovascularsysteme („Magengefäßsystem“) bezeichnet werden, und die das Fehlen eines Blutgefäßsystems zum Teil ausgleichen können.<ref>{{Literatur |Titel=Kurzes Lehrbuch der Zoologie |Autor=[[Adolf Remane]], [[Volker Storch]], [[Ulrich Welsch]] |Auflage=5 |Verlag=Gustav Fischer Verlag |Ort=Stuttgart / New York |Datum= |ISBN=3-437-20337-1 |Seiten=184}}</ref> Fadenwürmer setzen ihre innere Flüssigkeit durch Muskelkontraktionen in Bewegung.<ref name=pearson/>
[[Bild:Blutkreislauf Fische.svg|thumb|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Fische<br />Rot = Sauerstoffreiches Blut,<br />Blau = Sauerstoffarmes Blut]]
Das Herz der [[Fische]] ist das am einfachsten gebaute unter den Wirbeltieren, denn es besteht nur aus einem dünnwandigem Vorhof und einer dickwandigen, muskulösen Kammer. Zwischen den beiden befindet sich eine einzelne Klappe, die einen Rückstrom des Blutes verhindert. Ebenso wie das Herz ist auch der Blutkreislauf selbst relativ einfach strukturiert. Das venöse Blut wird aus dem Herzen in die [[Kiemen]] gepumpt (''Kiemenkreislauf''), in denen es mit Sauerstoff aus dem Wasser angereichert wird. Anschließend wird das sauerstoffreiche Blut in den ''Körperkreislauf'' weitertransportiert. In den [[Kapillaren]] gibt es den Sauerstoff ab und nimmt dafür Kohlendioxid auf. Neben dem Herz nimmt auch die Muskulatur der Kiemen am Pumpvorgang teil. Der Nachteil dieser Konstruktion ist, dass der [[Blutdruck]] im Kapillarnetz des Kiemenkreislaufs stark abfällt, der Blutstrom durch den Körper also relativ langsam erfolgt. Zudem haben Fische ein geringes Blutvolumen. Es macht weniger als ein Zehntel des Körpergewichts aus. Außerdem liegt der Sauerstoffgehalt im Blut eines Fisches weit unter dem des menschlichen Blutes.


Zu den Tieren, die keinen Kreislauf haben, gehören auch einige Vielborster und Egel (beides Gruppen der Ringelwürmer), viele [[Ruderfußkrebse]], [[Rankenfußkrebse]] und [[Pfeilwürmer]], die alle die Flüssigkeit in der sekundären Leibeshöhle ([[Coelom]]) wie die Fadenwürmer durch Kontraktion der Körperwandmuskulatur in Bewegung bringen. [[Hüpferlinge]] dagegen nutzen hierfür die Bewegung der Gliedmaßen, der Vielborster ''Tomopteris'' (siehe [[Phyllodocida]]) macht dies durch Flimmerung. Man spricht in diesen Fällen von einem Coelomkreislauf.<ref name=penzlin>{{Literatur |Autor=Heinz Penzlin |Titel=Lehrbuch der Tierphysiologie |Auflage=7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2009 |ISBN=978-3-8274-2114-2 |Seiten=313}}</ref>
=== Amphibien ===
==== Doppelter Kreislauf ====
[[Bild:Blutkreislauf Amphibien.svg|thumb|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Amphibien<br />Rot = Sauerstoffreiches Blut,<br />Blau = Sauerstoffarmes Blut<br />Rosa = Mischblut]]
Bei den [[Amphibien]] (Lurche) besteht das Herz aus einer Kammer und zwei Vorhöfen. Der Gasaustausch findet sowohl in der Lunge als auch in der [[Haut]] statt. Die beiden Kreisläufe der Amphibien werden daher als ''Lungen-Haut-Kreislauf'' und ''Körperkreislauf'' bezeichnet. Da sie, im Gegensatz zu Fischen, nicht hintereinander geschaltet sind, spricht man von einem ''doppelten Kreislauf''.


=== Unterscheidung von offenen und geschlossenen Kreislaufsystemen ===
Der linke Vorhof empfängt mit Sauerstoff angereichertes Blut aus der Lunge und der Haut, der rechte Vorhof sauerstoffarmes Blut aus dem Körper. Beide Vorhöfe pumpen das Blut in die einheitliche Kammer. Diese Kammer besitzt einen Ausflusstrakt (''Truncus'' oder ''Conus arteriosus''), der sich in jeweils einen Stamm für die beiden Kreisläufe teilt. Eine leistenartige Erhebung im Ventrikel und im [[Lumen (Biologie)|Lumen]] des Ausflusstrakts sorgt dafür, dass das Blut relativ „sortenrein“ durch das Herz fließt, sauerstoffarmes und -reiches Blut sich also nur wenig vermischen. Das sauerstoffreichere Blut wird zum überwiegenden Teil in die Halsschlagadern und die Aorta gepumpt, während das sauerstoffärmere Blut in die Lungen-Haut-Arterie gelenkt wird. Wie Reptilien und Vögel besitzen die Amphibien bereits einen [[Pfortader#Nierenpfortader|Nierenpfortaderkreislauf]].
Bei anderen mehrzelligen Tiergruppen gibt es zwei Typen von Kreislaufsystemen. Bei geschlossenen Kreislaufsystemen fließt Blut vom Herzen über [[Arterie]]n, [[Kapillare (Anatomie)|Kapillaren]] und [[Vene]]n zurück zum Herzen in Blutgefäßen. Bei offenen Kreislaufsystemen verlässt die Flüssigkeit, die dann nicht Blut, sondern [[Hämolymphe]] genannt wird, die Gefäße, um über unterschiedlich lange Strecken durch Lückensysteme zwischen den Geweben zurück zum Herzen zu fließen.<ref name=penzlin>{{Literatur |Autor=Heinz Penzlin |Titel=Lehrbuch der Tierphysiologie |Auflage=7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2009 |ISBN=978-3-8274-2114-2 |Seiten=313}}</ref>


Die genaue Abgrenzung ist in der Literatur uneinheitlich. In einem Lehrbuch von 2009<ref name=penzlin/> findet sich die Aussage, dass bei geschlossenen Kreislaufsystemen das Blut ausschließlich durch mit [[Endothel]] ausgekleidete Blutgefäße fließe. Als Beispiele für einen geschlossenen Kreislauf werden unter anderen Schnurwürmer, einige Ringelwürmer und alle Wirbeltiere erwähnt. Bei den Kopffüßern sei der Kreislauf „nahezu“ geschlossen. In einer Übersichtsarbeit von 2012<ref name=evol/> heißt es dagegen, dass echtes Endothel nur bei Wirbeltieren vorkomme und die Gefäße der Wirbellosen von [[Extrazelluläre Matrix|extrazellulärer Matrix]] ausgekleidet seien. Zwar würden auch hier bei manchen Arten Zellen innerhalb der [[Basalmembran]] vorkommen, die Auskleidung sei jedoch unvollständig und diese Zellen hätten keine Verbindungskanäle ([[Gap Junction]]s) zueinander, es sei demnach kein echtes Endothel vorhanden.
==== Entwicklung ====
Amphibien haben ursprünglich vier paarige [[Kiemenbogen]]arterien, die zu beiden Seiten aus der Aorta entspringen. Bei ausgewachsenen Lurchen entwickelt sich die erste zur ''Arteria carotis'', die den Kopf versorgt. Die Arterien des zweiten Bogens vereinigen sich zur ''Aorta descendens'', der absteigenden Aorta. Die dritte Kiemenbogenarterie bildet sich zurück, und aus den vierten entwickelt sich der paarige Aortenbogen.


Auch in dieser Arbeit wird allen Wirbeltieren ein geschlossenes Kreislaufsystem zugesprochen, aber auch einigen Wirbellosen, namentlich Ringelwürmern und Kopffüßern. Es wird ausdrücklich erwähnt, dass die Abgrenzung zwischen offenen und geschlossenen Kreislaufsystemen nicht immer eindeutig und eine zu starke Vereinfachung sei. Denn bei manchen Tieren mit offenem Kreislauf wie dem [[Hummer]] (siehe [[Blutkreislauf#Krebstiere (Crustacea)|unten]]) oder der marinen [[Seeohren]] (''Haliotis''), bei der die Hinterleibsarterien in kapillar-ähnliche Gefäße verzweigen, gäbe es durchaus auch Merkmale eines geschlossenen Kreislaufes. Und auch bei geschlossenen Kreisläufen der Wirbeltiere gäbe es Gefäßbereiche, wo es direkten Kontakt des Blutes mit dem Interstitium gäbe (siehe auch unten). Ein weiteres Lehrbuch von 2008<ref name=pearson-oc>{{Literatur |Autor=Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte |Titel=Tierphysiologie |Originaltitel=Principles of Animal Physiology |Originaljahr=2006 |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-38273-7270-3 |Seiten=383–386}}</ref> führt wiederum aus, dass eine Gruppe der Wirbeltiere, nämlich die [[Kieferlose]]n ([[Schleimaale]] und [[Neunaugen]]), im Gegensatz zu den anderen Wirbeltieren ein teilweise offenes Kreislaufsystem haben, bei dem sich das Blut in einigen Körperbereichen in offene Lakunen entleert. Den höheren Kopffüßern (Kalmare und Kraken) wird ein geschlossenes Kreislaufsystem zugesprochen.
=== Reptilien ===
[[Bild:Blutkreislauf Reptilien.svg|thumb|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Reptilien<br />Rot = Sauerstoffreiches Blut,<br />Blau = Sauerstoffarmes Blut<br />Rosa = Mischblut]]
Die zu den [[Reptilien]] zusammengefassten [[Taxon|Taxa]] besitzen ein Herz, das ebenso aus zwei Vorhöfen und einer Kammer besteht. Diese ist jedoch nahezu vollständig durch eine Scheidewand in zwei Hälften geteilt. Aus dem Körper strömt sauerstoffarmes Blut in den rechten Vorhof, aus den Lungen mit Sauerstoff angereichertes Blut fließt in den linken Vorhof. Beide Vorhöfe pumpen das Blut in die Herzkammer, aus der drei Schlagadern abgehen. In der rechten fließt sauerstoffarmes Blut zur Lunge, in der linken sauerstoffreiches Blut zum Kopf und in den Körper. Da die Trennung der Herzkammer jedoch nicht vollständig ist, kommt es zur Bildung von Mischblut (circa 10 bis 40 Prozent). Dieses fließt durch die mittlere Schlagader in den Körper.


=== Offene Kreislaufsysteme ===
Eine Besonderheit stellen die [[Krokodile]] dar, bei ihnen sind die beiden Herzkammern komplett getrennt. Zwischen der linken und der rechten Schlagader besteht bei ihnen mit dem ''Foramen Panizzae'' eine Verbindung. Dabei entspringt die linke Aorta an der rechten Herzkammer und die rechte an der linken. Durch das Fenster vermischt sich das sauerstoffreiche Blut der rechten Kammer mit dem sauerstoffarmen der linken Kammer im Bereich der rechten Aorta, so dass Mischblut in den Körperkreislauf geführt wird und dabei vor allem in die peripheren Bereiche des Körpers gelangt. Zugleich fördert die linke Aorta sauerstoffreiches Blut in den Körper und vor allem in den Kopf des Tieres. Beim Tauchvorgang schließt sich das Foramen Panizzae vollständig, so dass die rechte Aorta nur noch mit sauerstoffarmem Blut versorgt wird, der Kopf jedoch weiterhin sauerstoffreiches Blut bekommt.
==== Hämolymphe als einheitliche Körperflüssigkeit ====
[[Datei:Offener Blutkreislauf.svg|mini|Offener Kreislauf: [[Hämolymphe]] wird nur teilweise in Gefäßen geführt, teilweise umfließt sie die Gewebe.]]
Bei verschiedenen Gruppen wirbelloser Tiere findet man ein offenes Kreislaufsystem, bei dem die Hämolymphe vom Herzen in mehr oder weniger kurze Arterien und von dort in die Körperhöhlen gepumpt wird. Kapillaren fehlen meist, stattdessen umströmt die Hämolymphe die Gewebe, bis es schließlich in offene Venen und durch diese zum Herzen zurück fließt oder direkt aus der Körperhöhle ins Herz zurückkehrt. Die Hämolymphe fließt dabei langsam und mit geringem Druck. Das bewegte Flüssigkeitsvolumen ist relativ groß, da die [[Extrazellularflüssigkeit|extrazelluläre Flüssigkeit]] fast vollständig am Kreislauf beteiligt ist. Bei Schnecken entspricht es etwa 50 % des Körpervolumens.<ref name=remane>{{Literatur |Autor=Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch |Titel= Kurzes Lehrbuch der Zoologie|Auflage= 5. Auflage|Verlag=Gustav Fischer Verlag |Ort=Stuttgart |Datum=1985 |ISBN=3-437-20337-1 |Seiten=186–188}}</ref>


Bei der als [[Kalifornischer Seehase]] (''Aplysia californica'') bekannten Schneckenart liegt der Anteil der Hämolymphe am Körpergewicht sogar bei 79,3 %, bei der [[Gemeine Strandkrabbe|Gemeinen Strandkrabbe]] (''Carcinus maenas'') bei 37 % und bei der [[Amerikanische Großschabe|Amerikanischen Großschabe]] (''Periplaneta americana'') bei 19,5 %. Generell macht sie bei Insekten 15–40 % des Gewichts aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Flüssigkeitsmenge die gesamte extrazelluläre Flüssigkeit beinhaltet. Bei Tieren mit geschlossenem Kreislauf gehört zur Vergleichsmenge daher nicht nur das Blutvolumen, sondern auch Gewebsflüssigkeit und die Lymphe.<ref name=penzlin350>{{Literatur |Autor=Heinz Penzlin |Titel=Lehrbuch der Tierphysiologie |Auflage=7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2009 |ISBN=978-3-8274-2114-2 |Seiten=3550-351}}</ref>
Auch bei den Dinosauriern lag vermutlich eine vollständige Trennung der Herzkammern vor, was sie zu quasi-gleichwarmen Tieren machen würde und somit deren langes Überleben erklären könnte (s. [[Thermoregulation#Warum Thermoregulation?|Thermoregulation]]). Dies ergibt sich aufgrund ihrer Position im Stammbaum zwischen den Krokodilen und den Vögeln, die beide eine durchgängige Trennwand im Herzen besitzen.
<!-- Erst wenn im Herzen keine Mischung von sauerstoffarmen und sauerstoffreichem Blut mehr stattfindet, ist das Lebewesen nicht mehr wechselwarm, sondern gleichwarm.-->


==== Konsequenzen und Vorteile eines offenen Kreislaufsystems ====
== Blutkreislauf der gleichwarmen Wirbeltiere ==
Die langsame Zirkulation der Hämolymphe ist vermutlich ein Grund dafür, warum die Körpergröße von Tieren mit offenem Kreislauf im Vergleich zu Wirbeltieren beschränkt ist.<ref name=penzlin350/>
=== Anatomie ===
[[Bild:Blutkreislauf Gleichwarme.svg|right|thumb|250px|Schematischer Aufbau eines doppelten Blutkreislaufs.<br />Rot = sauerstoffreiches Blut<br />Blau = sauerstoffarmes Blut]]


Ein geschlossenes Kreislaufsystem erfordert für die Durchblutung einen höheren Blutdruck und somit einen stärkeren Herzmuskel als ein offenes System, bei dem für die langsamere Durchblutung mit niedrigerem Druck ein dünnwandiges Herz genügt.<ref name=held>{{Literatur |Titel=Vergleichende Tierphysiologie |Autor=Gerhard Heldmaier, Gerhard Neuweiler, Wolfgang Rössler |Verlag=Springer Spektrum, Springer Verlag |Auflage=2. |Ort=Berlin/Heidelberg |Datum=2013 |ISBN=978-3-642-25154-2 |DOI=|Seiten=258–262}}</ref>
Im Gegensatz zu den wechselwarmen Tieren ist das [[Herz]] der gleichwarmen Tiere, und damit auch das des [[Mensch]]en, vollständig in zwei Kammern geteilt. Deshalb kann es als in zwei Hälften geteilt betrachtet werden, obwohl es sich im gesamten um ein einziges [[Organ]] handelt. Jede dieser Hälften besteht aus einem Vorhof und einer Kammer, die jeweils als Einheit arbeiten. Während die rechte Herzhälfte das Blut durch den '''Lungenkreislauf''' pumpt, der das Blut mit Sauerstoff anreichert, pumpt die linke Herzhälfte das Blut durch den '''Körperkreislauf''', um die Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen.


Die Herztätigkeit hat eine nur geringe Auswirkung auf den sehr variablen Druck. Stattdessen hängt dieser von der Bewegung anderer Muskeln, der Körperhaltung und der Position der inneren Organe ab. Er kann beispielsweise durch Füllung des Darms mit Luft oder Wasser gesteigert werden, was bei [[Häutung]]en und bei der Entfaltung von Flügeln oder anderen Körperteilen nach dem Schlüpfen der erwachsenen Tiere ([[Imago (Zoologie)|Imago]]) aus der [[Puppe (Insekt)|Puppe]] oder dem letzten [[Larve]]nstadium eine Rolle spielen kann. Bei den Insekten haben außerdem die Atembewegungen des Hinterleibs ([[Abdomen (Gliederfüßer)|Abdomen]]) eine Wirkung auf den Druck.<ref name=penzlin349>{{Literatur |Autor=Heinz Penzlin |Titel=Lehrbuch der Tierphysiologie |Auflage=7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2009 |ISBN=978-3-8274-2114-2 |Seiten=349}}</ref>
Diese beiden Kreisläufe sind in Reihe geschaltet, so dass das gesamte Blut immer durch den Lungenkreislauf fließen muss. Im Unterschied dazu sind die Organe im Körperkreislauf parallel geschaltet.


==== Verbreitung ====
Die Existenz zweier Blutkreisläufe (Körper- und Lungenkreislauf) hat wichtige Vorteile:
Offene Kreislaufsysteme kommen vor bei [[Schnecken]], [[Muscheln]], [[Gliederfüßer]]n, [[Manteltiere]]n und manchen [[Ringelwürmer]]n.
* Der Druck kann in beiden Kreisläufen unterschiedlich sein. Im Lungenkreislauf ist er erheblich niedriger, so dass eine geringere Wanddicke in den Lungen für einen besseren [[Gasaustausch]] möglich ist.
* Die Lunge mit ihren Kapillaren funktioniert als Filter gegen Blutgerinnsel ([[Thrombus|Thromben]]) u.&nbsp;ä., bevor das Blut von der linken Herzseite u.&nbsp;a. zum Gehirn gepumpt wird. Die Lunge hat dazu thrombenlösende Eigenschaften.


=== {{Anker|Geschlossen}} Geschlossene Kreislaufsysteme ===
Im [[Lungenkreislauf]] verlässt das Blut die rechte Herzkammer über den ''Lungenstamm'' (lat. [[Truncus pulmonalis]]) in Richtung der [[Lunge]]n, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Dann wird es von der ''Lungenvene'' (lat.''Vena pulmonalis'' ) in den linken Herzvorhof gepumpt. Vom linken Vorhof gelangt es in die linke Kammer, von wo aus es durch die [[Aorta]] in den [[Körperkreislauf]] gepumpt wird. Während bei den Säugern die Aorta auf der linken Körperseite verläuft, liegt sie bei Vögeln auf der rechten. Nach der Versorgung der Organe kehrt das nun mit [[Kohlendioxid]] angereicherte Blut durch die obere bzw. die untere [[Hohlvene]] in den rechten Vorhof zurück. Mit dem Übergang vom rechten Vorhof in die rechte Kammer beginnt der Kreislauf von neuem.
==== Geschlossen bedeutet nicht abgeschlossen: Stoffaustausch ====
Wie erwähnt wird als geschlossenes Kreislaufsystem ein System bezeichnet, bei dem das Blut vom Herzen zu den Organen und zurück durch Blutgefäße fließt.<ref name=penzlin/> „Geschlossen“ in diesem Sinne bedeutet nicht, dass das Blut im Gefäßsystem vom restlichen Körper hermetisch abgeschlossen ist. Ein Stoffaustausch findet besonders in den [[Kapillare (Anatomie)|Kapillaren]] statt, aber nicht nur dort.


[[Datei:2104 Three Major Capillary Types de.jpg|mini|hochkant=1.5|Die drei Kapillartypen des Menschen. Rechts die Kapillare mit diskontinuierlichem Endothel, die in der Leber und im Knochenmark vorkommt.]]
Eine Besonderheit stellt das [[Pfortader|Pfortadersystem]] dar. Blut, das von den Organen des [[Verdauungstrakt]]s kommt, wird in der Pfortader gesammelt und gelangt in die Leber, wo die aufgenommenen [[Nährstoff]]e verwertet werden. Auch die ''Hirnanhangsdrüse'' ([[Hypophyse]]), bei Vögeln (und Reptilien) auch die [[Niere]]n besitzen ein Pfortadersystem.
Beispielhaft sollen einige der Stellen erwähnt werden, bei denen bei Wirbeltieren intensiver Stoffaustausch oder Stoffübertritt stattfindet. In deren [[Leber]], [[Knochenmark]] und [[Lymphknoten]] kommen Kapillaren mit diskontinuierlichem Endothel ([[Sinusoid (Blutgefäß)|Sinusoide]]) vor.<ref name=penzlin333>{{Literatur |Autor=Heinz Penzlin |Titel=Lehrbuch der Tierphysiologie |Auflage=7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2009 |ISBN=978-3-8274-2114-2 |Seiten=333}}</ref> Öffnungen mit bis zu einem Mikrometer Größe zwischen den Endothelzellen der Gefäßwand erleichtern den Stoffaustausch und den Übertritt von Blutzellen.<ref>{{Literatur |Autor=Emile L. Boulpaep |Titel=The Micorcirculation |Hrsg=Walter F. Boron, Emile L. Boulpaep |Sammelwerk=Medical Physiology |Auflage=Third edition |Verlag=Elsevier |Ort=Philadelphia, PA |Datum=2017 |ISBN=978-1-4557-4377-3 |Seiten=462}}</ref>
In den [[Lebersinusoid]]en bestehen große Lücken in der Auskleidung.<ref>{{Internetquelle |autor=Rolf Kötter |url=http://www.anatomie.net/Unterricht/Skripte/Lebersinusoide.pdf |titel=Wand der Leber-Sinusoide |hrsg=Anatomie.net |datum= |format=PDF |sprache=de |abruf=2014-06-11 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20160304091134/http://www.anatomie.net/Unterricht/Skripte/Lebersinusoide.pdf |archiv-datum=2016-03-04 |offline=ja }}</ref><ref>A. Koo, I. Y. Lang: ''Microvascular filling pattern in rat liver sinusoids during vagal stimulation.'' In: ''The Journal of Physiology.'' Band 295, Nr. 1, 1979, S. 191–199, {{doi|10.1113/jphysiol.1979.sp012961}}.</ref>
So können sinusoidale und extravasale Volumina in der Leber des Hundes differenziert werden.<ref>Carl A. Goresky: ''A linear method for determining liver sinusoidal and extravascular volumes.'' In: ''American Journal of Physiology-Legacy Content.'' Band 204, Nr. 4, April 1963, S. 626–640, {{doi|10.1152/ajplegacy.1963.204.4.626}}.</ref>
Auch zum [[Lymphatisches System|Lymphgefäßsystem]] gibt es bei den Wirbeltieren einen oder mehrere offene Übergänge (siehe [[Ductus thoracicus]]).<ref>{{Literatur |Titel=Systematische Zoologie |Autor=Volker Storch, Ulrich Welsch |Auflage=6. Auflage |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg/Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-8274-1112-2 |Seiten=559–560}}</ref>
In der hämochorialen Plazenta (z.&nbsp;B. bei Primaten) münden die mütterlichen Spiralarterien offen und das Blut wird in ein Plazentalabyrinth freigesetzt, wo es die Chorionzotten umspült und von den Spiraladern entwässert wird.


==== Vorteile eines geschlossenen Kreislaufsystems ====
=== Blutdruck und -volumen ===
Trotz dieser Übergänge zu anderen Systemen wird ein solches Kreislaufsystem als geschlossen bezeichnet,<ref>Rita Monahan-Earley, Ann M. Dvorak, William C. Aird: ''Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium.'' In: ''Journal of Thrombosis and Haemostasis.'' Band 11, Supplement 1, Juni 2013, S. 46–66, {{doi|10.1111/jth.12253}}, {{PMC|5378490}}.</ref> denn das Blut fließt im Gegensatz zu offenen Kreislaufsystemen nicht durch die Körperhöhle oder Spalten zwischen den Geweben zurück zum Herzen und durchmischt sich auch nicht vollständig mit der [[Gewebsflüssigkeit]] wie bei offenen Kreislaufsystemen.
Man unterscheidet zwischen dem so genannten Niederdruck- und dem Hochdrucksystem. Zum '''Niederdrucksystem''' gehören die Arteriolen, Kapillaren und Venen des Körperkreislaufs, das rechte Herz und die Gefäße des Lungenkreislaufs. Das '''Hochdrucksystem''' beinhaltet die Arterien des Körperkreislaufs.


Durch die Trennung von Blut und Gewebsflüssigkeit ist das zu transportierende Flüssigkeitsvolumen vergleichsweise klein. Beispielsweise entspricht es bei [[Tintenfische]]n etwa 15 % des Körpervolumens, beim Menschen nur 6–8 %.<ref name=remane/> Beim Riesenerdwurm ''Glossoscolex giganteus'' (ein Ringelwurm) beträgt es 6,1 %, beim Kraken ''Octopus honkongensis'' 5,8 % und beim [[Teichfrosch]] (''Rana esculenta'') 5,6 %.<ref name=penzlin350/>
Die Hauptaufgabe des Niederdrucksystems ist seine Blutspeicherfunktion, denn 80 Prozent des im Körper zirkulierenden Blutes (etwa sieben Prozent der fettfreien Körpermasse, beim Menschen circa vier bis fünf Liter) findet man dort. Diese Funktion wird durch die hohe Dehnbarkeit und die große Kapazität der Gefäße begünstigt. Im Falle eines Blutverlustes kann das Volumen durch Verengung ([[Vasokonstriktion]]) der Venen bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden. Im umgekehrten Fall, der zum Beispiel bei [[Bluttransfusion]]en auftritt, ändert sich hauptsächlich das Volumen des Niederdrucksystems. Deshalb ist im Normalfall der ''zentrale Venendruck'' (Normalwert etwa drei bis neun [[mmHg]]) ein guter Indikator für das Blutvolumen. Im Gegensatz dazu ist die Hauptaufgabe des Hochdrucksystems die Versorgung der Organe.


Geschlossene Kreislaufsysteme haben sich in mehreren Tierstämmen unabhängig voneinander entwickelt. Meist kommen sie bei sehr aktiven oder bei in sauerstoffarmen Umgebungen lebenden Tieren vor. Die Entwicklung erfolgte parallel zu [[Sauerstofftransporter]]n im Blut. Dadurch müssen nur geringe Blutmengen bewegt werden, um den Sauerstoffbedarf zu stillen.<ref name=pearson382>{{Literatur |Autor=Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte |Titel=Tierphysiologie |Originaltitel=Principles of Animal Physiology|Originaljahr=2006 |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-38273-7270-3 |Seiten=382}}</ref>
Der [[Blutdruck]] ist im Verlauf des Systems großen Änderungen unterworfen. Beträgt er noch in der Aorta und den großen Arterien ca. 100 [[mmHg]], fällt er in den Arterienästen auf 40 mmHg ab, und beträgt in den Kapillaren nur noch 25 mmHg. In den Venolen beträgt er 20 mmHg, in den Pfortadern letztendlich nur noch drei mmHg. Im Lungenkreislauf schwankt der Druck zwischen 15 und 20 mmHg in der [[Arteria pulmonalis]] und zwischen 2 und 5 mmHg in der ''Vena pulmonalis''.


Wichtige Vorteile geschlossener Systeme für Tiere mit aktivem Lebensstil sind die effektive Verteilung des Bluts in alle Körperregionen und die Möglichkeit zur gezielten Regulation der Durchblutungssteuerung der Organe, um besonders hohen Bedarf an einer Stelle decken zu können, ohne die Gesamtmenge des bewegten Blutes unnötig zu erhöhen. Auch eine parallele Durchblutung der Organe (statt serieller Durchblutung) und somit Durchblutung aller Organe mit sauerstoffreichem Blut ist nur mit einem geschlossenen System möglich.<ref name=evol/>
Spricht man umgangssprachlich vom [[Blutdruck]], so meint man den Blutdruck der Arterien im Körperkreislauf. Dieser schwankt zwischen [[Systole]] (der Auswurfphase des Herzens) und [[Diastole]] (der Füllungsphase), und wird als Doppelwert dieser beiden Phasen angegeben, wobei zuerst der systolische und dann der diastolische Wert genannt wird. Durchschnittlich liegen diese Werte für die Diastole zwischen 60 und 90 mmHg und für die Systole zwischen 100 und 140 mmHg. Der Unterschied zwischen dem systolischen und dem diastolischen Blutdruck wird als '''Blutdruckamplitude''' bezeichnet.


=== Blutfluss ===
==== Verbreitung ====
Geschlossene Kreislaufsysteme kommen vor bei [[Ringelwürmer]]n, [[Seegurken]], [[Schädellose]]n, [[Wirbeltiere]]n und [[Kopffüßer]]n, aber nicht notwendigerweise bei allen Vertretern der Gruppe.
Trotz der großen Druckunterschiede zwischen Systole und Diastole fließt das Blut relativ gleichmäßig durch den Körper. Dies liegt an der so genannten [[Windkesselfunktion]] der Aorta und der großen Arterien. Während der Systole dehnt sich die Gefäßwand aus und nimmt so einen Teil des ausgeworfenen Blutes auf, und gibt ihn in der Diastole, in der kein Blut aus dem Herzen austritt, wieder ab. Diese Volumendehnbarkeit ([[Compliance (Physiologie)|Compliance]]) wandelt also das stoßweise austretende Blut in einen gleichmäßigen Strom um. Würde der Druck nicht durch die elastischen Gefäße gespeichert werden können, so würde der Druck in der Aorta wesentlich dramatischer schwanken. Interessanterweise würde im zeitlichen Mittel aber wesentlich weniger Blut durch die Gefäße strömen, da viel Strömungsenergie für das ständige Beschleunigen des Blutes aufgezehrt würde.


== Weichtiere (Mollusca) ==
Die Druckwelle bewegt sich beim jungen, erwachsenen [[Mensch]]en mit etwa 6 Meter pro Sekunde, beim alten Menschen verdoppelt sich die Geschwindigkeit. Da mit zunehmenden Lebensalter die [[Gefäß (Anatomie)|Gefäß]]wände immer unelastischer werden, vermindert sich der Druckspeichereffekt mit dem Lebensalter immer mehr und der [[Volumen]]strom reduziert sich.
[[Datei:Viviparus contectus circulatory system labelled.png|mini|hochkant=1.5|Das offene Kreislaufsystem der [[Spitze Sumpfdeckelschnecke|spitzen Sumpfdeckelschnecke]] aus [[Karl Hescheler|Hescheler]], 1900. Blau: Gefäße mit sauerstoffarmer Hämolymphe (zur Kieme hin). Rot: Gefäße mit sauerstoffreicher Hämolymphe (von Kieme zu Herz und in den Körper). Komponenten in Flussrichtung der Hämolymphe, beginnend in der Körperhöhle. 5 zuführendes Kiemengefäß. 4 Kieme (Ctenidium). 3 abführendes Kiemengefäß (Kiemenvene). 9 Vorhof. 8 Herzkammer. 7 Aorta Visceralis. 10 Aorta cephalica.]]
Bei den [[Weichtiere]] haben [[Schnecken]], [[Muscheln]] und der urtümliche [[Kopffüßer]] ''Nautilus'' (ein [[Perlboote|Perlboot]]) ein offenes Kreislaufsystem. Die meisten Kopffüßer haben jedoch ein geschlossenes.<ref name=pearson383>{{Literatur |Autor=Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte |Titel=Tierphysiologie |Originaltitel=Principles of Animal Physiology|Originaljahr=2006 |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-38273-7270-3 |Seiten=383–384}}</ref>


=== Schnecken und Muscheln ===
Während der Blutfluss in den Arterien allein von der Pumpkraft des Herzens realisiert wird, spielen bei Venen verschiedene Faktoren eine Rolle. Zu einem gewissen Grad wirkt die Pumpkraft über das Kapillarbett hinaus auch auf die Venen (sog. ''vis a tergo'', „Kraft von hinten“). In den Venen wird das Blut vor allem schubweise über von außen wirkende Kräfte zurück zum Herz transportiert. Zu diesem Zweck befinden sich in ihrem Inneren [[Venenklappe]]n. Die äußeren Kräfte sind vor allem die Kontraktionen umliegender [[Skelettmuskel]]n, bei den großen Venen im Körperinneren die Druckschwankungen durch die Atmung (Erweiterung der Venen durch den Unterdruck bei der [[Inspiration]]). Die Venenklappen verhindern, dass in den Pausen dieser äußeren Massagewirkung das Blut nicht wieder der Schwerkraft folgend zurück fließt. Der Ansaugdruck durch die Erweiterung der Vorhöfe des Herzens spielt nur bei den herznahen großen Venen eine Rolle.
Muscheln und Schnecken haben ein kräftiges Herz, das meist aus zwei Abschnitten besteht, Vorhof und Kammer. Der erzeugbare Druck und damit die Flussgeschwindigkeit ist für offene Kreislaufsysteme vergleichsweise hoch. Bei der Weinbergschnecke kann er während der Kontraktion 19 mmHg (2,5 kPa) erreichen. Bei ihr wird das Blut über lange Gefäße transportiert, bevor es in die Körperhöhle ([[Haemocoel|Hämocoel]]) austritt.
Manche Muscheln nutzen den hohen Druck zur Bewegung des Fußes und damit zur Fortbewegung. Mit dem Blut werden auch die Atemgase transportiert.<ref name=held/>


=== Regulation ===
=== Kopffüßer ===
Die meisten Kopffüßer, nämlich [[Kalmare]], [[Kraken]] und [[Sepien]], haben ein geschlossenes Kreislaufsystem. Dieses hat sich vermutlich aus einem offenen entwickelt, wie es bei ''Nautilus'' vorkommt. Der geschlossene Kreislauf der Kalmare und Kraken hat drei gekammerte Herzen. Vom Körperherz fließt sauerstoffreiches Blut in die Organe, von dort das sauerstoffarme Blut zu den beiden Kiemenherzen, die es zu den Kiemen leiten. Von dort kehrt das Blut zum Körperherz zurück.<ref name=pearson383/>
Unabhängig von Umgebungs- und Belastungsbedingungen muss die Blutversorgung zu jedem Zeitpunkt aufrechterhalten bleiben. Es muss sichergestellt werden, dass Herzaktion und Blutdruck immer bestmöglich reguliert werden, alle Organe ein Mindestmaß an Blut erhalten und der Blutstrom entsprechend den Bedürfnissen von den ruhenden hin zu den aktiven Organen verteilt wird, da eine Maximalversorgung aller Organe zur gleichen Zeit nicht möglich ist. Würden alle Organe gleichzeitig maximalversorgt werden, so würde der Blutdruck stark abfallen und zum [[Schock (Medizin)|Schock]] führen, weil die Gesamtblutmenge dafür nicht ausreicht.


Bei manchen Arten wurden zusätzliche [[Peristaltik|peristaltische]] Kontraktionen in den Gefäßen der Kiemen, in den Armen oder in der [[Hohlvene]] beobachtet.
Der Körperkreislauf besteht daher aus vielen parallel geschalteten Kreisläufen, die je nach Aktivität zu- oder abgeschaltet werden können. So wird z.&nbsp;B. nach der Nahrungsaufnahme der [[Verdauungsapparat]] vorrangig versorgt, andere [[Organsystem]]e werden gedrosselt, Hochleistungssport ist dann nicht möglich. Die Realisierung dieser Zu- und Abschaltungen erfolgt über mehrere Wege:
Entsprechend ihrer beweglicheren Lebensweise haben Kopffüßer deutlich höhere Drücke im Kreislauf als Schnecken und diese wiederum höhere als Muscheln. Beim Kraken ''[[Octopus dofleini]]'' (siehe [[Oktopusse]]) wurde in der Aorta ein [[Blutdruck]] von 45 zu 30 mmHg (6 und 4 kPa) gemessen. Bei dem [[Gewöhnlicher Krake|Gewöhnlichen Kraken]] (''Octopus vulgaris'') wurde gezeigt, dass die Kiemenherzen synchronisiert jeweils kurz nach dem Körperherz schlagen. Außerdem wurde beobachtet, dass Atembewegungen den Kreislauf zusätzlich antreiben.<ref name=penzlin340>{{Literatur |Autor=Heinz Penzlin |Titel=Lehrbuch der Tierphysiologie |Auflage=7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2009 |ISBN=978-3-8274-2114-2 |Seiten=340–341}}</ref>
* Die Gefäßweite (''das [[Lumen (Biologie)|Lumen]]'') der '''Arterien''' wird durch den Spannungszustand ([[Tonus]]) der [[Glatte Muskulatur|glatten Muskulatur]] in der Gefäßwand gesteuert. Sind die Gefäße erweitert, fließt mehr Blut in das entsprechende Gebiet.
* '''Arteriovenöse Anastomosen''': [[Anastomose]]n sind Verbindungen zwischen kleineren Blutgefäßen, in diesem Fall zwischen Arterie und zugehöriger Vene. Diese arteriovenösen Anastomosen sind verschließbar, in diesem Fall nimmt das Blut den gewohnten Weg durch die Kapillaren. Öffnen sich diese Verbindungen, so strömt ein Großteil des Blutes aufgrund des geringeren [[Strömungswiderstand]]es von der Arterie durch die Abkürzung direkt in die Vene, das Kapillarbett bekommt also weniger Blut.
* '''vorkapilläre Schließmuskeln''': Normale Arterien können zwar ihr Lumen verengen, aber nicht bis zu einem vollständigen Verschluss. In den kleinsten Arteriolen gibt es dagegen spezielle Bildungen der mittleren Wandschicht, die als ''Sphincter precapillaris'' bezeichnet werden. Diese können das Lumen verschließen und somit den Blutfluss im sich anschließenden Kapillarbett reduzieren.
* '''Sperrarterien''': Sperrarterien sind Arterien, die ebenfalls ihr Lumen verschließen können. Solche Sperrarterien gibt es am [[Penisschwellkörper]]. Sie sind normalerweise geschlossen und erst ihre Öffnung löst einen Blutfluss und damit die Schwellkörperfüllung ([[Erektion]]) aus.
* '''Drosselvenen''': Drosselvenen sind Venen, die ihr Lumen einengen können. Sie kommen vor allem in der [[Schleimhaut]] des [[Darm]]es vor. Bei einer Einengung wird der Blutabfluss aus dem Darm verlangsamt und damit die Blutmenge vergrößert und die Zeit zum Übertritt der [[Resorption|resorbierten]] Nährstoffe in das Blut verlängert.


== Ringelwürmer (Annelida) ==
Kreislaufregulatorische Einrichtungen werden durch
[[Datei:Schematics of the general morphology of Glyphidrilus - ZooKeys-265-001-g005 clipping de.jpg|mini|Schema des Wenigborsters ''[[Glyphidrilus]]'' (siehe [[Almidae]]). ]]
* lokale Steuerung,
Bei den [[Ringelwürmer]]n kommen sowohl offene als auch geschlossene Kreislaufsysteme vor. In beiden enthält die Flüssigkeit [[Sauerstofftransporter]].
* [[Hormon|hormonale Signale]] und
* [[Nerv|neuronale Signale]] beeinflusst.


=== Regenwürmer und andere Wenigborster ===
==== Lokale Steuerung ====
[[Wenigborster]] wie der [[Regenwürmer|Regenwurm]] haben einen geschlossenen Kreislauf mit einem Haupt-Bauchgefäß und einem Haupt-Rückengefäß, die beide längs des Tiers verlaufen. Sie sind durch kleinere Gefäße verbunden. Das Rückengefäß kann sich rhythmisch-[[Peristaltik|peristaltisch]] zusammen ziehen und dadurch das Blut Richtung Vorderende bewegen. Dort sind mehrere Ringgefäße mit Lateralherzen, die eine Strömung zum Bauchgefäß erzeugen, in welchem ein Fluss zum Hinterende herrscht. Durch die erwähnten kleineren verbindenden Gefäße kehrt das Blut zurück in das Rückengefäß.<ref name=pearson383/>
Die lokale Steuerung oder auch Autoregulation stellt zum einen das Gleichbleiben der Organdurchblutung auch bei wechselndem Blutdruck sicher, zum anderen passt sie die Durchblutung den Stoffwechselbedingungen des Organs an (zum Beispiel steigt die Durchblutung des [[Magen-Darm-Trakt]]es während der [[Verdauung]]). Dies findet auf unterschiedlichen Wegen statt.
* Beim [[Bayliss-Effekt]] findet eine Kontraktion der Gefäßmuskulatur als Antwort auf eine Gefäßweitung durch eine Blutdruckerhöhung statt. Er tritt in [[Gehirn]], [[Niere]] [[Verdauungstrakt]] auf, nicht aber in der [[Haut]] oder der [[Lunge]].
* Sauerstoffmangel löst eine Gefäßweitung aus, die daraus resultierende Mehrversorgung mit Blut wirkt diesem entgegen. (In der Lunge findet das genaue Gegenteil statt, eine geringe Sauerstoffsättigung hat eine Gefäßverengung zur Folge.)
* Außerdem löst das Vorkommen gewisser Stoffe im Blut lokal eine Gefäßweitung aus. Dieser ''lokal-metabolische'' Effekt wird besonders durch eine erhöhte Konzentration von [[Kohlendioxid]], [[Adenosindiphosphat|ADP]], [[Adenosinmonophosphat|AMP]], [[Adenosin]], [[Wasserstoff]]- und [[Kalium]]-Ionen hervorgerufen. Die daraus resultierende bessere Durchblutung begünstigt den Abtransport dieser Stoffe. Besonders wichtig ist diese Art der Steuerung im [[Myokard]] und im Gehirn.


Es gibt demnach als Besonderheit bei den Ringelwürmern kein zentrales Herz, sondern mehrere kontrahierende Abschnitte im Blutgefäßsystem. Gasaustausch mit der Luft findet über die Haut statt. Sauerstoffarmes Blut wird durch kleinere Gefäße vom Bauchgefäß zur gut durchbluteten Haut geleitet und von dort weiter zum Rückengefäß.<ref name=held/>
==== Hormonale Steuerung ====
Hormone wirken entweder direkt auf die Muskulatur der Gefäßwand (z.&nbsp;B. [[Adrenalin]]), oder sie bewirken vor Ort die Freisetzung von gefäßaktiven Substanzen (z.&nbsp;B. [[Stickstoffmonoxid]], [[Endothelin]]), die dann lokal wirksam werden.
* Stickstoffmonoxid (NO) hat eine gefäßerweiternde Wirkung. Es wird aus dem [[Endothel]] (der Gefäßwand auskleidenden Zellschicht) ausgeschüttet, wenn diese durch [[Acetylcholin]], [[Adenosintriphosphat|ATP]], [[Endothelin|Endothelin-1]] oder [[Histamin]] stimuliert wird.
* Endothelin-1 stimuliert zum einen die Freisetzung von NO, zum anderen wirkt es lokal direkt auf die Gefäßmuskulatur, dann aber gefäßverengend. Es wird vom Endothel nach Stimulation durch [[Angiotensin|Angiotensin II]] und [[Vasopressin]] freigesetzt.
* Adrenalin wirkt je nach vor Ort überwiegenden Rezeptoren gefäßverengend (&alpha;<sub>1</sub>-Adrenorezeptoren, zum Beispiel in Haut und Niere) oder gefäßweitend (&beta;<sub>2</sub>-Adrenorezeptoren, zum Beispiel in Skelettmuskel, Myokard und Leber). &beta;-Rezeptoren sind empfindlicher als &alpha;-Rezeptoren, werden aber beide Rezeptoren gleichzeitig ausgelöst so dominieren die &alpha;-Rezeptoren.
* [[Eikosanoide]] haben unterschiedliche Effekte auf die Gefäße. Während [[Prostaglandin]] F<sub>2</sub> und [[Thromboxan]]e A<sub>2</sub> und B<sub>2</sub> gefäßverengend wirken, haben Prostaglandin E und [[Prostacyclin]] gefäßerweiternde Wirkungen.
* [[Bradykinin]], [[Kallidin]] und [[Histamin]] wirken gefäßerweiternd. Außerdem setzt die Stimulation des Endothels durch Bradykinin den [[EDHF]] (''endothel-derived hyperpolarizing factor'', hyperpolarisierender Faktor des Endothels) frei, der Gefäßmuskelzellen hyperpolarisiert.
* [[Serotonin]] bewirkt eine Gefäßverengung, und erhöht außerdem die Durchlässigkeit der Kapillaren.
* [[Angiotensin II]] wirkt innerhalb des [[Renin-Angiotensin-Aldosteron-System]]s gefäßverengend, ebenso [[Vasopressin]]. Diese Gefäßverengung findet im Rahmen der Regulation des [[Wasserhaushalt]]s durch die [[Niere]] statt.


Gut untersucht ist der Riesenerdwurm ''[[Glossoscolex giganteus]]'' (siehe [[Glossoscolecidae]]), der bei einem Durchmesser von 2–3 cm eine Länge von 1,2 Metern und ein Gewicht von 0,5 bis 0,6 Kilogramm erreicht. Die peristaltischen Kontraktionen des Rückengefäßes können einen Druck von 10–18 mmHg (1,4–2,4 kPa) aufbauen. Die in der Regel synchron schlagenden 5 Paare der Lateralherzen können im Bauchgefäß einen Druck von 80 mmHg oder über 10 kPa aufbauen, ein Wert der dem arteriellen Blutdruck der Wirbeltiere nahe kommt. Dieser hohe Druck dient zur Durchblutung des Hautmuskelschlauches und der [[Nephridium|Metanephridien]]. Der Blutdruck ändert sich während der Bewegung des Tiers sehr stark. Die höchsten Werte werden erreicht, wenn es sich streckt, um während der Verkürzung des Tieres auf etwa halbe Werte zu sinken.<ref name=held/>
==== Neuronale Steuerung ====
Die neuronale Steuerung findet hauptsächlich durch den [[Sympathikus]] statt, und setzt an den kleinen Arterien und den Arteriolen oder den Venen und deren Rückstrom zum Herzen an. Der [[Ganglion|postganglionäre]] [[Neurotransmitter]] ist das [[Noradrenalin]], das an die &alpha;<sub>1</sub>-Rezeptoren anbindet, und deswegen gefäßverengend wirkt. Eine Gefäßweitung wird durch Nachlassen des Sympathikotonus erreicht. Ausgenommen hiervon ist die vom [[Parasympathikus]] innervierte Weitung der Gefäße der [[Speicheldrüse]]n und der [[Geschlechtsorgan]]e ([[Erektion]]). Als Transmitter wirken NO und Bradykinin. Die Steuerung durch Sympathikus und Parasympathetikus findet auf zwei Arten statt: zum einen über eine Art Bedarfsmeldung der Organe, zum anderen durch eine neuronale Mitinnervation, bei der das Gehirn neben der Aktivierung bestimmter Organe gleichzeitig deren Durchblutung steuert. Durch eine Verletzung von Nerven oder deren Fehlfunktion kann es zu einem spinalen oder neurogenen [[Schock]] kommen.


Die Anzahl der Kontraktionswellen im Rückengefäß von ''Glossoscolex giganteus'' lag in Ruhe bei etwa acht pro Minute, beim [[Gemeiner Regenwurm|Gemeinen Regenwurm]] (''Lumbricus terrestris'') bei etwa 11 pro Minute. Die Rate wird erhöht bei körperlicher Anstrengung und beeinflusst von der Füllmenge des Gefäßes. Die Füllmenge beeinflusst auch die Kraftentwicklung der Kontraktion.
==== Zentrale Kreislaufsteuerung ====
In [[Elektronenmikroskop|elektronenmikroskopischen]] Bildern von Blutgefäßen des gemeinen Regenwurms sieht man diese angefüllt mit [[Hämoglobin]]-Partikeln, die frei im Blut schwimmen.<ref name=evol/>
Neben der Einflussnahme auf den Tonus der Gefäße findet auch noch eine zentrale Kreislaufsteuerung in der [[Medulla oblongata]] und der [[Pons]] statt. Dabei werden Informationen von Kreislaufsensoren ausgewertet, die den arteriellen Blutdruck, die Pulsfrequenz, den Füllungsdruck des Niederdrucksystems und den [[pH-Wert]], [[Kohlendioxid]]- und [[Sauerstoff]]-[[Partialdruck]] des Blutes messen.

=== Vielborster ===
[[Vielborster]], meist im Meer lebende Tiere, haben ein ähnliches Kreislaufsystem wie die Wenigborster, jedoch haben die Blutgefäße oft eine dünnere Wand. Nicht immer sind die Gefäße mit Endothel (oder je nach Definition mit endothel-ähnlichen Zellen) ausgekleidet, daher ist es nach einer möglichen Definition ein offenes Kreislaufsystem. Bei manchen Arten kommen zusätzliche Nebenherzen in der Peripherie des Tieres vor, besonders an den Kiemen.<ref name=held/>

=== Egel ===
Bei der dritten Gruppe der Ringelwürmer, den [[Egel]]n, kommt nur bei den [[Rüsselegel]]n ein echtes Blutgefäßsystem vor. Bei den anderen Egeln ist es reduziert, die Transport- und Versorgungsaufgaben werden von einem geschlossenen [[Coelom]]system übernommen. Dessen Seitengefäße und Bauchgefäß können sich rhythmisch zusammenziehen. In der Flüssigkeit ist [[Hämoglobin]] gelöst. Beim gut untersuchten [[Medizinischer Blutegel|Blutegel]] (''Hirudo medicinalis'') wirken die Seitengefäße als sich peristaltisch kontrahierende Herzen, die einen Blutstrom Richtung Vorderende und einen Druck bis zu 100&nbsp;mmHg erzeugen. [[Venenklappe|Klappen]] und [[Schließmuskel|Sphinkter]] an den Enden verhindern einen Rückfluss. In Rücken- und Bauchgefäß herrscht Fluss Richtung Hinterende.<ref>{{Literatur |Titel=Systematische Zoologie |Autor=Volker Storch, Ulrich Welsch |Auflage=6. Auflage |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg/Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-8274-1112-2 |Seiten=238}}</ref>

== Schnurwürmer (Nemertea oder Nemertini) ==
[[Datei:Malacobdella vascular system.png|mini|Gefäßsystem eines männlichen Schnurwurms der Gattung ''Malacobdella''. Links vom Rücken und rechts vom Bauch aus gesehen.]]
Bei den [[Schnurwürmer]]n, einer Gruppe im Meer lebender Arten, kommt ein Gefäßsystem vor, das zwar oft als Blutgefäßsystem bezeichnet wird, jedoch wahrscheinlich eine Abwandlung des [[Coelom]]s darstellt, also eine Bildung der sekundären Leibeshöhle. Es ist somit nicht dem primären Blutgefäßsystem der [[Bilateria]] [[Homologie (Biologie)|homolog]]. Die Hauptgefäße liegen seitlich der Länge nach im Tier, die am Vorderende und in der Nähe des Afters bauchseits verbunden sind. Manche Arten haben außerdem ein Rückengefäß oder eine Aufspaltung der Hauptgefäße. Die größeren Gefäße können sich zusammen ziehen, zur Flüssigkeitsbewegung trägt auch die Körpermuskulatur bei.<ref>{{Literatur |Titel=Systematische Zoologie |Autor=Volker Storch, Ulrich Welsch |Auflage=6. Auflage |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg/Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-8274-1112-2 |Seiten=126}}</ref>

== Gliederfüßer (Arthropoda) ==
[[Gliederfüßer]], zu denen [[Insekten]], [[Tausendfüßer]], [[Krebstiere]] und [[Spinnentiere]] gehören, haben alle ein offenes Kreislaufsystem.<ref name=pearson384>{{Literatur |Autor=Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte |Titel=Tierphysiologie |Originaltitel=Principles of Animal Physiology|Originaljahr=2006 |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-38273-7270-3 |Seiten=384–386}}</ref>

=== Krebstiere (Crustacea) ===
[[Datei:Annales des sciences naturelles (1826) (18221234840).jpg|mini|Zeichnung des arteriellen Systems des [[Hummer]]s von 1826. Hummer gehören zu den Zehnfußkrebsen.]]
Bei den Krebstieren reicht die Spanne der Kreislaufsysteme von sehr einfach bis sehr komplex. Die wahre Beschaffenheit der Blutzirkulation bei den Krebstieren (und bei den Insekten) erkannte der Mediziner und Naturforscher [[John Hunter (Mediziner)|John Hunter]].<ref>[[Georg Fischer (Mediziner)|Georg Fischer]]: ''Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie.'' Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel ''Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876'' und mit einem Vorwort von [[Rolf Winau]]: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 289.</ref> Der [[Kiemenfußkrebse|Kiemenfußkrebs]] ''[[Branchinecta paludosa|Branchinecta]]'' hat ein röhrenförmiges Herz, welches fast den ganzen Körper durchzieht, und vergleichsweise wenige Gefäße.

==== Zehnfußkrebse ====
Eine Besonderheit kommt bei den [[Zehnfußkrebse]]n vor. Diese haben zwar ebenfalls anatomisch gesehen ein offenes Kreislaufsystem, jedoch funktionell viele Aspekte eines geschlossenen Systems: kleine Blutgefäße entsprechen Kapillaren und die Hämolymphe fließt durch definierte Kanäle durch das Gewebe zum Herz zurück, die bei einigen Arten so klein sind, dass sie Blutgefäßen funktionell entsprechen. Zahlreiche Blutgefäße haben muskulöse Ventile, mit deren Hilfe die Durchblutung der nachgeschalteten Organe reguliert wird.
Das Herz ist eine muskulöse, kontraktile Kammer und liegt in einem Sack, dem Perikardialsinus oder Perikard. Die Hämolymphe fließt über mehrere Arterien von dort in zahlreiche Körperregionen, um schließlich tief im Gewebe aus den Gefäßen auszutreten. Ein Sinus auf der Bauchseite sammelt die Hämolymphe und führt sie zu den Kiemen. Nach Sauerstoffaufnahme gelangt sie über Venen zum Perikardialsinus, wo sie durch kleine Öffnungen, die [[Ostium|Ostien]], zurück ins Herz gelangt.<ref name=pearson/><ref name=pearson384>{{Literatur |Autor=Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte |Titel=Tierphysiologie |Originaltitel=Principles of Animal Physiology|Originaljahr=2006 |Verlag=Pearson Studium |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-38273-7270-3 |Seiten=384–386}}</ref>

Das Herz dieser Krebse kann Drücke von 8–15 mmHg (1–2 kPa), beim Hummer bis zu 20 mmHg,<ref name=evol/> erzeugen und auch beim Erschlaffen des Herzmuskels sinkt der Druck in der Aorta nicht auf null, sondern bleibt durch einen [[Windkesseleffekt]] der großen Gefäße bei etwa 1,5 mmHg (0,2 kPa) und damit höher als in der offenen Körperhöhle (Hämocoel), so dass ein kontinuierlicher Flüssigkeitsstrom gewährleistet wird. Dadurch erreicht ein [[Hummer]] ein [[Herzzeitvolumen|Herzminutenvolumen]] von 10–30 ml pro Minute und eine Umlaufzeit seiner Hämolymphe von 2–8 Minuten.<ref name=held/>

Der Herzschlag wird von Nervenzellen gesteuert (neurogenes Herz), und nicht durch spezialisierte Muskelzellen wie bei den Wirbeltieren. Das Herzganglion liegt rückenwärts am Herzen auf und wird seinerseits vom Zentralnervensystem gesteuert.<ref name=held/>

Bei Hummern wurden Herzfrequenzen zwischen 61 und 83 Schlägen pro Minute beobachtet. In seiner Hämolymphe gelöst ist der kupferhaltige Sauerstofftransporter [[Hämocyanin]] und es wurden drei bis elf morphologisch unterscheidbare [[Blutkörperchen|Haemocyten]] gefunden, deren Aufgaben vermutlich in der [[Angeborene Immunantwort|angeborenen Immunantwort]] und der [[Hämostase|Blutstillung]] liegen.<ref name=evol/>

==== Andere Krebstiere ====
Innerhalb der Krebstiere wurde außer bei den Zehnfußkrebsen Fluss in Gefäßen über weite Strecken nur bei den [[Asseln]] beobachtet. Bei den [[Daphnien]] ähnelt das Herz dem der Zehnfußkrebse, es sind jedoch keine Gefäße vorhanden. Das Röhrenherz der [[Kiemenfüßer]], zu denen ''[[Artemia]]'' gehört, ähnelt eher dem der Insekten. Bei den [[Rankenfußkrebse]]n, darunter [[Seepocken]] und [[Entenmuscheln]], gibt es kein Herz im eigentlichen Sinn. Die Muskulatur des [[Thorax (Gliederfüßer)|Thorax]] übernimmt die Pumpfunktion.<ref name=held/>

=== Insekten (Insecta) ===
[[Datei:Insect anatomy diagram.svg|mini|Schema der Insektenanatomie. Herz und Aorta sind am Rücken dunkelrot eingezeichnet und mit der Nummer 7 markiert.]]
Insekten haben trotz einer hohen Stoffwechselrate ein eher einfaches, offenes, in seiner Beschaffenheit von dem Mediziner und Naturforscher John Hunter entdecktes<ref>[[Georg Fischer (Mediziner)|Georg Fischer]]: ''Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie.'' Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel ''Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876'' und mit einem Vorwort von [[Rolf Winau]]: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 289.</ref> Kreislaufsystem. Dies ist möglich, weil Insekten im Gegensatz zu den meisten Tieren mit Kreislauf diesen nicht zum Atemgastransport nutzen, sondern nur zum Transport von Nährstoffen, Immunzellen, Signalmolekülen und dergleichen. Der Gasaustausch geschieht über ein [[Trachee (Wirbellose)|Tracheensystem]], hohle Röhren, die von der Körperoberfläche direkt an die Gewebe heranführen.<ref name=pearson384/>

Bei vielen Insekten besteht das Gefäßsystem nur aus einem entlang dem Rücken liegenden langen Herzen, das hinten verschlossen ist und nach vorne in die Aorta übergeht. Kontraktionswellen treiben die Hämolymphe Richtung Kopf, wo sie in einen Sinus austritt und zu einem weiteren Sinus sickert, um durch diesen zurück in den Körper zu fließen. Körperbewegungen halten den Fluss in Gang, so dass wie bei anderen Arthropoden ein Übergang über Ostien zurück ins Herz erfolgt. Wenn das Herz erschlafft, wird es durch elastische Fasern des Aufhängeapparats gedehnt, so dass die Hämolymphe durch Unterdruck einströmt. Bei der Kontraktion werden die Ostien durch Klappen aus Bindegewebe verschlossen. Bei der [[Wanderheuschrecken|Wanderheuschrecke]] ''[[Europäische Wanderheuschrecke|Locusta migratoria]]'' wurde ein maximaler Druck von nur etwa 7 mmHg (0,9 kPa) gemessen.<ref name=pearson384/><ref name=held/>

Häufig kommen in den Antennen, Flügeln und Beinen zusätzliche, einfache Herzen vor, bei manchen Arten können es mehrere Dutzend sein. Sie dienen der Versorgung von besonders stoffwechselaktiven Geweben und werden auch Nebenherzen oder pulsatile Organe genannt.<ref name=pearson384/><ref name=held/>

Um auch die Enden der langen, dünnen Gliedmaßen durchfließen zu können, sind diese der Länge nach durch Septen in zwei Bereiche unterteilt. Nur am Ende der Extremität findet sich eine Öffnung, so dass die Hämolymphe auf der einen Seite hinein und auf der anderen wieder zurück strömt.<ref name=held/>

Bei einigen Arten der [[Schmetterlinge]], bei der [[Schmeißfliegen|Schmeißfliege]] ''[[Calliphora vicina|Calliphora]]'', den [[Goliathkäfer]]n und dem [[Nashornkäfer (Art)|Nashornkäfer]] wurde beobachtet, dass sich die Schlagrichtung des Herzens umkehren kann. Das Herz hat bei diesen Arten hinten eine oder zwei Öffnungen, durch die die Hämolymphe dann austreten kann. Meist wird häufiger Blut nach vorne gefördert als nach hinten. Durch die abwechselnde Richtung kann die Hämolymphe zwischen Vorder- und Hinterteil pendeln, was auch zu einer verstärkten Belüftung der Tracheen führt.<ref name=penzlin349>{{Literatur |Autor=Heinz Penzlin |Titel=Lehrbuch der Tierphysiologie |Auflage=7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg |Datum=2009 |ISBN=978-3-8274-2114-2 |Seiten=349}}</ref>

Im Gegensatz zu allen anderen wirbellosen Tieren haben Insekten eine effektive Blut-Hirn-Schranke entwickelt. Die Diffusion von wasserlöslichen Molekülen von der Hämolymphe in die unmittelbare Umgebung der Nervenzellen ist dadurch stark eingeschränkt.<ref name=penzlin349/>

=== Spinnentiere (Arachnida) ===
[[Datei:Spider internal anatomy-de.svg|mini|Anatomisches Schema einer [[Webspinnen|Webspinne]], das offene Kreislaufsystem in rot. ]]
Im Gegensatz zu den Insekten müssen [[Spinnentiere]] (darunter [[Webspinnen|Spinnen]], [[Milben]], [[Skorpione]]) wie die Krebstiere nicht nur Nährstoffe, sondern auch Atemgase mit der Hämolymphe transportieren. Das im Hinterleib (Opisthosoma) am Rücken liegende Röhrenherz ist dem der Insekten ähnlich. Gefäße erlauben eine gezielte Durchblutung der [[Buchlunge]]. Eine Besonderheit liegt bei Spinnen vor, da sie ihre Beine nicht mit Muskelkraft strecken, sondern hydraulisch über einen relativ hohen Druck der Hämolymphe, die über eigene Blutgefäße dorthin gelangt.<ref name=held/><ref name=campbell1246>{{Literatur |Autor=Neil A. Campbell, Jane B. Reece |Titel=Biologie |Auflage=8 |Verlag=Pearson Deutschland |Ort=München |Datum=2009 |ISBN=978-3-8273-7287-1 |Seiten=1246}}</ref>

== Stachelhäuter (Echinodermata) ==
[[Datei:Beiträge zur Histologie der Echinodermen (1889) (20336762836)-Fig7.jpg|mini|Schema eines [[Schlangensterne|Schlangensterns]] (''Ophiura'') von der Rückenseite von 1889. Ambulacralsystem in blau-grün, Blutlakunensystem (also der aborale Gefäßring) in rot. Genitalröhren gelb. ''BLR'', Blutlakunenring. ''WGR'', Wassergefäßring. ]]
[[Datei:Ophiura albida - Heller Schlangenstern.jpg|mini|''[[Heller Schlangenstern|Ophiura albida]]'', Bild zur Veranschaulichung der Körperform.]]
[[Stachelhäuter]] sind die einzigen ursprünglich bilateralen Tiere, die eine Fünfersymmetrie entwickelt haben. Die Larven sind jedoch bilateral. Alle zugehörigen Gruppen leben ausschließlich im Meer, darunter [[Seesterne]], [[Seeigel]], [[Schlangensterne]] und [[Seegurken]]. Die Stachelhäuter haben zwei Gefäßsysteme.
Ein wesentliches Merkmal ist ihr [[Ambulacralsystem]], manchmal auch als Wassergefäßsystem bezeichnet. Es enthält jedoch kein Meerwasser, sondern eine Körperflüssigkeit. Es hat einen ringförmigen Zentralkanal, von dem je ein Radiärkanal in die fünf Körperstrahlen abgeht. Dieses Gefäßsystem ist eine Neubildung der Stachelhäuter und entspricht nicht dem Blutgefäßsystem der anderen Tiergruppen.<ref>{{Literatur |Titel=Systematische Zoologie |Autor=Volker Storch, Ulrich Welsch |Auflage=6. Auflage |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg/Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-8274-1112-2 |Seiten=447–448}}</ref>

Daneben gibt es das Blutgefäßsystem, das bei den Stachelhäutern auch als Blutlakunensystem oder Haemallakunensystem bezeichnet wird. Endothel kommt nicht vor, manche Gefäßwände enthalten Myofilamente. Die Gefäße enthalten eine hohe Konzentration von [[Glykoproteine|Glykoproteinpartikeln]] und Blutzellen, sogenannte Amöbocyten und Coelomocyten. Der größere Anteil dieser Zellen befindet sich jedoch in Coelomräumen und im Bindegewebe. Einige Blutzellen sind [[Phagocytose|phagozytierend]], andere transportieren Sauerstoff. Bei den Seegurken kommen scheibenartige, hämoglobinhaltige Zellen vor. Unklar ist, ob, wie stark, in welche Richtung und wie regelmäßig das Blut in den Gefäßen fließt. Mindestens teilweise fließt es wohl gar nicht oder wenig.<ref name=sysz453>{{Literatur |Titel=Systematische Zoologie |Autor=Volker Storch, Ulrich Welsch |Auflage=6. Auflage |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg/Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-8274-1112-2 |Seiten=453–454}}</ref>

Wesentliche Teile des Blutgefäßsystems sind ein „oraler Gefäßring“, der um den Mund herum läuft (im Tier unten oder vorne) und ein „aboraler Gefäßring“, die Entsprechung am anderen Körperende (siehe Abbildung). Beide sind durch das Axialorgan verbunden, eine Struktur, die viele Blutgefäße und Blutzellen enthält und durch letztere häufig dunkel gefärbt ist. Ihm angelagert ist die Dorsalblase, die pulsiert und vermutlich die Funktion eines Herzens übernimmt. Sie ist auch mit den Gefäßen des Darms und der [[Gonade]]n verbunden. Das Axialorgan hat auch Ausscheidungsfunktionen und ist vermutlich den [[Glomerulum|Glomeruli]] der Wirbeltierniere homolog.<ref name=sysz453/>

== Chordatiere (Chordata) ==
=== Urchordaten ===
Die [[Manteltiere]] (Tunicata) und die [[Schädellose]]n ([[Lanzettfischchen]]), die wie die [[Wirbeltiere]] zu den [[Chordatiere]]n gehören, haben ebenfalls ein offenes Kreislaufsystem. Ein einfaches, röhrenförmiges Herz geht in zahlreiche wohldefinierte Kanäle über, die aber keine Gefäßwände haben, und daher nicht als Blutgefäße angesehen werden. Bei manchen Manteltieren, zum Beispiel ''Ciona'', kann sich die Richtung der peristaltischen Kontraktionen des Herzens umkehren, und somit auch die Flussrichtung. Bei den Lanzettfischchen ist der Kreislauf weitgehend geschlossen, die Gefäße münden nur in wenige Lakunen.<ref name=pearson/><ref name=pearson384/>

Das Lanzettfischchen ''Branchiostoma lanceolatum'' hat keine Blutzellen und kein Hämoglobin oder andere Sauerstofftransporter. Ein zentrales Herz gibt es nicht, das Blut wird durch mehrere kontraktile Blutgefäße angetrieben. Am Bauch fließt es nach vorne und am Rücken zurück.<ref name=evol/>

=== Rundmäuler – kieferlose Fische (Cyclostomata, Agnatha) ===
Auch eine Gruppe von Wirbeltieren hat ein teilweise offenes Kreislaufsystem, und zwar die [[Rundmäuler]], zu denen die kieferlosen Fische gehören, [[Neunaugen]] und [[Schleimaale]]. Vom systemischen Herzen kommend verbleibt das Blut in manchen Geweben wie bei anderen Wirbeltieren in Blutgefäßen, aber in anderen Geweben tritt es in offene Blutlakunen über. Die Schleimaale haben in manchen Bereichen des Körpers noch zusätzliche, akzessorische Herzen. Wie bei den anderen Wirbeltieren sind die Blutgefäße mit [[Endothel]] ausgekleidet.<ref name=pearson384/>

Von allen Wirbeltieren haben Schleimaale den niedrigsten arteriellen Blutdruck (6–10 mmHg) und das höchste relative Blutvolumen (18 % der Körpermasse). Schleimaale haben mehrere Sinuse, die mit den Blutgefäßen in Verbindung stehen. Der größte liegt am Rücken und zieht sich von der Schnauze bis zur Schwanzflosse. Er liegt zwischen Skelettmuskulatur und Haut. Das Sinussystem kann bis zu 30 % des gesamten Blutvolumens aufnehmen. Vermutlich kann durch Kontraktion von Skelettmuskeln ein aktiver Übertritt in die Blutgefäße erzeugt werden.<ref name=evol/>

Das Herz der Schleimaale hat einen Vorhof und eine Kammer, aber keine [[Koronargefäß]]e für die eigene Sauerstoffversorgung. Stattdessen durchströmt das Blut im Herzen Kanäle und Lakunen in der Herzwand. Die [[Herzfrequenz|Herzschlagfrequenz]] liegt bei 20–30 Schlägen pro Minute. Das [[Herzzeitvolumen]] erreicht mit 8–9 ml pro Minute und Kilogramm Körpergewicht Werte, die sich denen der [[Echte Knochenfische|echten Knochenfische]] annähern. Das Herz hat einen [[Frank-Starling-Mechanismus]], wird aber nicht über regulatorische Nerven beeinflusst, wie das bei den anderen Wirbeltieren der Fall ist. Ein zweites gekammertes Herz, das ebenfalls aus [[Herzmuskel]]zellen aufgebaut ist, transportiert Blut vom Darm in die [[Pfortader|Portalvene]] der Leber. Es schlägt in einem anderen Rhythmus als das systemische Herz.<ref name=evol/>

Das Kreislaufsystem der Neunaugen ähnelt jenem der kiefertragenden Fische: Blut gelangt vom Herzventrikel in die Aorta ventralis von dort in die Kiemenarterien, weiter in die Aorta dorsalis, in der es Richtung Schwanz fließt. Von dieser gehen Arteriolen und schließlich Kapillaren ab, durch Venen geschieht der Rückfluss zum Herzen.<ref name=pearson384/>

=== Gemeinsamkeiten der kiefertragenden Wirbeltiere (Gnathostomata) ===
{{Siehe auch|Herz|Herz#Herzen der Wirbeltiere|titel2=Herzen der Wirbeltiere}}
Kiefertragende [[Wirbeltiere]] ([[Kiefermäuler]]) besitzen einen geschlossenen Kreislauf. Hier fließt das [[Blut]] durch ein kontinuierliches Netz aus Blutgefäßen, das alle [[Organ (Biologie)|Organe]] erreicht. Die [[Kapillare (Anatomie)|Kapillar]]-Endothelien der Wirbeltiere können kontinuierlich, fenestriert<ref>Margit Pavelka, Jürgen Roth: ''Functional Ultrastructure. An Atlas of Tissue Biology and Pathology.'' Springer, 2005, S. 232.</ref> oder diskontinuierlich sein. Diese Kreisläufe sind in den folgenden Abschnitten beschrieben.

=== Fische ===
[[Datei:Blutkreislauf Fische.svg|mini|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Fische:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut]]
Das Herz-Kreislauf-System der [[Fische]] ist unter den kiefertragenden Wirbeltieren das am einfachsten gebaute. Das Herz besteht aus vier Räumen, zwei einleitenden dünnwandigen, ''Sinus venosus'' und Vorhof, einer dickwandigen, muskulösen Kammer und dem abschließenden ''Bulbus'' oder ''Conus arteriosus''.<!--ref name="Tierphys" /--> Zwischen Vorhof und Kammer befindet sich eine Klappe, die einen Rückstrom des Blutes verhindert. Ebenso wie das Herz ist auch der Blutkreislauf selbst relativ einfach strukturiert. Das sauerstoffarme Blut wird aus dem Herzen in die [[Kieme]]n gepumpt, in denen es mit Sauerstoff aus dem Wasser angereichert wird. Anschließend wird das sauerstoffreiche Blut in den Körper weiter transportiert. In den Kapillaren gibt es den Sauerstoff ab und nimmt dafür Kohlendioxid auf. Neben dem Herz nimmt auch die Muskulatur der Kiemen am Pumpvorgang teil. Der Nachteil dieser Konstruktion ist, dass der [[Blutdruck]] im Kapillarnetz des Kiemenkreislaufs stark abfällt, der Blutstrom durch den Körper also relativ langsam ist. Das Blutvolumen macht weniger als ein Zehntel des Körpergewichts aus. Der Sauerstoffgehalt im Blut der Fische liegt weit unter dem des menschlichen Blutes.

Bei den meisten Fischen sind Herz und Kiemen wie beschrieben in Serie geschaltet. Eine Vermischung von sauerstoffarmen mit sauerstoffreichem Blut findet nicht statt. Der [[Australischer Lungenfisch|Australische Lungenfisch]] besitzt wie die [[Landwirbeltiere]] einen separaten [[Lungenkreislauf]].<ref>Warren W. Burggren, Kjell Johansen: ''Circulation and respiration in lungfishes (Dipnoi).'' In: ''[[Journal of Morphology]].'' Band 190, Nr. S1, 1986, S. 217–236, {{doi|10.1002/jmor.1051900415}}.</ref>

=== Amphibien ===
==== Doppelter Kreislauf ====
Bei den [[Amphibien]] (Lurchen) besteht das Herz aus einer Kammer und zwei Vorhöfen. Der Gasaustausch findet sowohl in der Lunge als auch in der [[Haut]] statt. Die beiden Kreisläufe der Amphibien werden daher als ''Lungen-Haut-Kreislauf'' und ''Körperkreislauf'' bezeichnet. Da sie, im Gegensatz zu Fischen, nicht hintereinander geschaltet sind, spricht man von einem ''doppelten Kreislauf''.

Der [[linker Vorhof|linke Vorhof]] empfängt mit Sauerstoff angereichertes Blut aus der Lunge, der rechte Vorhof eine Mischung von sauerstoffarmem Blut aus dem Körper und sauerstoffreichem Blut aus der Haut.<!--ref name="Tierphys" /--> Beide Vorhöfe pumpen das Blut in die einheitliche Kammer. Diese Kammer besitzt einen Ausflusstrakt (''Truncus'' oder ''Conus arteriosus''), der sich in jeweils einen Stamm für die beiden Kreisläufe teilt. Eine leistenartige Erhebung im Ventrikel und im [[Lumen (Biologie)|Lumen]] des Ausflusstrakts sorgt dafür, dass das Blut relativ „sortenrein“ durch das Herz fließt, das Blut aus den beiden Vorhöfen sich also nur wenig vermischt. Das sauerstoffreichere Blut wird zum überwiegenden Teil in die Halsschlagadern und die Aorta gepumpt, während das sauerstoffärmere Blut in die Lungen-Haut-Arterie gelenkt wird. Wie Reptilien und Vögel besitzen die Amphibien bereits einen [[Nierenpfortader]]kreislauf.

==== Entwicklung ====
Amphibien haben ursprünglich vier paarige [[Kiemenbogen]]arterien, die zu beiden Seiten aus der Aorta entspringen. Bei ausgewachsenen Lurchen entwickelt sich die erste zur ''Arteria carotis'', die den Kopf versorgt. Die Arterien des zweiten Bogens vereinigen sich zur ''Aorta descendens'', der absteigenden Aorta. Die dritte Kiemenbogenarterie bildet sich zurück, und aus den vierten entwickelt sich der paarige [[Aortenbogen]].

=== Reptilien ===
[[Datei:Blutkreislauf Reptilien.svg|mini|250px|Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Reptilien:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut<br />rosa = Mischblut]]
Die meisten zu den [[Reptilien]] zusammengefassten [[Taxon|Taxa]] besitzen ein Herz, das wie das der Amphibien aus zwei Vorhöfen und einer Kammer besteht. Diese ist jedoch nahezu vollständig durch eine Scheidewand in zwei Hälften geteilt. Aus dem Körper strömt sauerstoffarmes Blut in den rechten Vorhof, aus den Lungen mit Sauerstoff angereichertes Blut fließt in den [[Linker Vorhof|linken Vorhof]]. Beide Vorhöfe pumpen das Blut in die Herzkammer, aus der drei Schlagadern abgehen. In der rechten fließt sauerstoffarmes Blut zur Lunge, in der linken sauerstoffreiches Blut zum Kopf und in den Körper. Da die Trennung der Herzkammer jedoch nicht vollständig ist, kommt es zur Bildung von Mischblut (circa 10 bis 40&nbsp;Prozent). Dieses fließt durch die mittlere Schlagader in den Körper.


Eine Besonderheit liegt bei den [[Krokodile]]n vor, bei denen zwei Herzkammern komplett getrennt sind. Aber zwischen der linken und der rechten Schlagader besteht mit dem ''Foramen Panizzae'' ein Verbindungsfenster. Die linke Aorta entspringt an der rechten Herzkammer, die rechte an der linken. Durch das Fenster vermischt sich das sauerstoffreiche Blut der rechten Kammer mit dem sauerstoffarmen der linken Kammer im Bereich der rechten Aorta, so dass Mischblut in den Körperkreislauf (den peripheren Kreislauf<ref>[[Herbert Reindell]], Helmut Klepzig: ''Krankheiten des Herzens und der Gefäße.'' In: [[Ludwig Heilmeyer]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 450–598, hier: S. 454 f. (''Der periphere Kreislauf'').</ref>) geführt wird und dabei vor allem in die peripheren Bereiche des Körpers gelangt. Zugleich fördert die linke Aorta sauerstoffreiches Blut in den Körper und vor allem in den Kopf des Tieres. Beim Tauchvorgang schließt sich das ''Foramen Panizzae'' vollständig, so dass die rechte Aorta nur noch mit sauerstoffarmem Blut versorgt wird, der Kopf jedoch weiterhin sauerstoffreiches Blut bekommt.
Diese Drucksensoren befinden sich in der Wand der Aorta und der [[Arteria carotis|inneren Halsschlagader]] (Dehnungs- und Druckrezeptoren im [[Sinus caroticus]]) und im Niederdrucksystem in den Hohlvenen und den Vorhöfen (Dehnungssensoren). Diese Regulation wirkt aber nur akuten Blutdruckänderungen entgegen, wie zum Beispiel beim Aufstehen aus dem Liegen. Ist der Blutdruck jedoch immer auf einem erhöhten (oder erniedrigten) Niveau, so erfolgt eine Anpassung und der „neue“ Blutdruck wird gleich gehalten.


Auch bei den Dinosauriern lag vermutlich eine vollständige Trennung der Herzkammern vor. Dies ergibt sich aufgrund ihrer Position im Stammbaum zwischen den Krokodilen und den Vögeln, die beide eine durchgängige Trennwand im Herzen besitzen.
Die Gaspartialdrücke und der pH-Wert werden von spezialisierten Sensoren (sog. Chemorezeptoren) in [[Paraganglion|Paraganglien]] erfasst, die ebenfalls an der Halsschlagader ([[Glomus caroticum]]), der Aorta (''Paraganglion supracardiale'', Syn. ''Glomus aorticum'') und der Lungenarterie liegen.


=== Blutkreislauf der Vögel und Säugetiere ===
Die Informationen dieser Sensoren werden an das Kreislaufzentrum im Nachhirn ([[Medulla oblongata]]) übermittelt.
[[Datei:Blutkreislauf Gleichwarme.svg|250px|mini|Schematischer Aufbau eines doppelten Blutkreislaufs:<br />rot = sauerstoffreiches Blut<br />blau = sauerstoffarmes Blut]]
{{Hauptartikel|Blutkreislauf des Menschen und der Säugetiere}}
Das [[Herz]] der Vögel und Säugetiere, also auch das des [[Mensch]]en, ist vollständig in zwei Hälften geteilt, obwohl es sich um ein [[Organ (Biologie)|Organ]] handelt. Jede dieser Hälften besteht aus einem Vorhof und einer Kammer, die jeweils als Einheit arbeiten. Insgesamt gibt es also vier Räume. Während die rechte Herzhälfte das Blut durch den (erstmals im 13. Jahrhundert von [[Ibn an-Nafīs]] erwähnten<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 16.</ref>) [[Lungenkreislauf]] pumpt, der das Blut mit Sauerstoff anreichert, pumpt die linke Herzhälfte das Blut durch den [[Körperkreislauf]], um die Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen.


Diese beiden Kreisläufe sind in Reihe geschaltet, so dass das gesamte Blut durch die Lunge fließen muss. Die Organe im Körperkreislauf werden parallel durchströmt.
=== Lymphsystem ===
Das [[Lymphsystem]] dient dazu, Wasser und darin gelöste Stoffe aus dem Körpergewebe wieder dem Blutkreislauf zuzuführen. In Umgebung der Kapillaren wird das Gewebe auf Grund des [[Osmotischer Druck|osmotischen Drucks]] von Flüssigkeit aus dem Blut durchtränkt. Am Ende kehrt diese Flüssigkeit wieder in die Blutgefäße zurück. Da dieser Prozess aber nicht hundertprozentig effektiv ist, sammeln [[Lymphbahn]]en diese Flüssigkeit, jetzt Lymphe genannt, und führen sie den Venen in der Nähe des Herzens wieder zu. Auf dem Weg dorthin fließt die Lymphe durch [[Lymphknoten]], in denen sie gefiltert wird.


Ein wichtiger Vorteil eines eigenen, getrennten Lungenkreislaufs ist, dass in diesem ein deutlich geringer Druck herrschen kann als im Körperkreislauf. Bei einem gleich hohen Druck wie im Körperkreislauf würde in der Lunge vermehrt Flüssigkeit aus dem Blut in die Luft übertreten und dadurch den [[Gasaustausch]] behindern. Außerdem fungiert die Lunge mit ihren Kapillaren als Filter gegen Blutgerinnsel ([[Thrombus|Thromben]]) u.&nbsp;ä., bevor das Blut von der linken Herzseite unter anderem zum Gehirn gepumpt wird. Die Lunge hat dazu thrombenlösende Eigenschaften.
== Der Blutkreislauf der Säugetiere vor der Geburt ==
=== Entwicklung beim Embryo ===
Der Blutkreislauf ist eines der am frühesten angelegten Organsysteme des [[Embryo]]s. Die Blutgefäße entwickeln sich, vom [[Dottersack]] ausgehend, aus sogenannten „Blutinseln“ im [[Mesenchym|embryonalen Bindegewebe]]. Durch die Verschmelzung der beiden Endokardschläuche am Kopfende des Embryos, verschiedene Krümmungsvorgänge und Bildung von [[Septum|Scheidewänden]] entsteht daraus das Herz mit seinen beiden Vorhöfen und Herzkammern. Das Herz gelangt erst mit dem Längenwachstum des Embryos in seine definitive Lage in der [[Brusthöhle]].


Im Lungenkreislauf verlässt das Blut die rechte Herzkammer über den ''Lungenstamm'' (lat. ''[[Truncus pulmonalis]]'') in Richtung der [[Lunge]]n, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Dann wird es durch die [[Lungenvene]]n (lat. ''Venae pulmonales'') in den [[Linker Vorhof|linken Herzvorhof]] geführt. Vom linken Vorhof gelangt es in die linke Kammer, von wo aus es durch die [[Aorta]] in den Körperkreislauf gelangt. Während bei den Säugern die Aorta auf der linken Körperseite verläuft, liegt sie bei Vögeln auf der rechten. Nach der Versorgung der Organe kehrt das nun mit [[Kohlenstoffdioxid]] angereicherte Blut durch die vordere (beim Menschen: [[Vena cava superior|obere]]) und die hintere (beziehungsweise [[Vena cava inferior|untere]]) Hohlvene in den rechten Vorhof zurück. Wenn das Blut vom rechten Vorhof in die rechte Kammer kommt, beginnt der Kreislauf von neuem.
In der Frühphase der Entwicklung des Blutkreislaufes gibt es im vorderen Bereich des Embryos zunächst vier Aorten, zwei rückenseitige (''dorsale Aorten'') und zwei bauchseitige (''ventrale Aorten''). Die dorsalen Aorten besitzen pro [[Somit|embryonalen Körpersegment]] jeweils Abgänge nach dorsal (rückenwärts) und ventral (bauchwärts), im Bereich der [[Urniere]] auch nach lateral (seitlich), die als ''Segmentarterien'' bezeichnet werden. Die Dorso- und Ventralaorten sind im Bereich der [[Kiemenbogen]] untereinander durch die sechs Kiemenbogenarterienpaare miteinander verbunden.


Eine Besonderheit stellt das [[Pfortader]]system der Leber dar. Blut, das von den Organen des [[Verdauungstrakt]]s kommt, wird in der Pfortader gesammelt und gelangt in die Leber, wo die aufgenommenen [[Nährstoff]]e verwertet werden. Das Blut strömt dadurch nacheinander durch zwei Kapillarsysteme, bevor es zum Herzen zurückkommt. Auch die Hirnanhangsdrüse ([[Hypophyse]]) hat ein [[Hypophysenpfortader|Pfortadersystem]]. Vögel haben wie Reptilien zudem eine [[Nierenpfortader]].
Nun finden im vorderen Embryonalbereich komplexe Umbildungen statt. Die ersten fünf lateralen Segmentarterien sowie die erste, zweite und fünfte Kiemenbogenarterie verschließen sich beidseitig, die dorsalen Aorten zwischen viertem und fünftem Kiemenbogen. Der Vorderabschnitt der ventralen Aorten wird damit zur definitiven äußeren Halsschlagader (''Arteria carotis externa''), aus der dritten Kiemenbogenarterie und dem Vorderabschnitt der dorsalen Aorten beidseitig die innere Halsschlagader (''Arteria carotis interna'').


== Entwicklung der Kreislaufsysteme ==
Die rechte dorsale Aorta verschließt sich hinter der sechsten lateralen Segmentarterie und wird zusammen mit der vierten rechten Kiemenbogenarterie zur späteren rechten Schlüsselbeinarterie ([[Arteria subclavia|Arteria subclavia dextra]]). Die linke Schlüsselbeinarterie entsteht dagegen nur aus der sechsten lateralen Segmentarterie.
=== Phylogenese: Gemeinsamer evolutionärer Ursprung aller Kreislaufsysteme ===
Kreislaufsysteme finden sich in der Evolution erstmals bei den [[Bilateria]], also Tieren, die zwei klar definierbare mehr oder weniger spiegelbildliche Hälften (rechts und links) haben. Die Bilateria umfassen alle Tiergruppen von [[Würmer]]n bis zu den [[Insekten]] und [[Wirbeltiere]]n, nicht aber die [[Schwämme]] und [[Nesseltiere]].<ref>{{Literatur |Titel=Systematische Zoologie |Autor=Volker Storch, Ulrich Welsch |Auflage=6. Auflage |Verlag=Spektrum Akademischer Verlag |Ort=Heidelberg/Berlin |Datum=2004 |ISBN=3-8274-1112-2 |Seiten=80}}</ref>


Der letzte gemeinsame Vorfahr all dieser Gruppen lebte vor etwa 600 bis 700 Millionen Jahren und es wird angenommen, dass es sich um ein [[Segmentierung (Biologie)|segmentiertes]], bilaterales Tier handelte.
Die vierte linke Kiemenbogenarterie entwickelt zum Aortenbogen (''Arcus aortae''), die definitive Aorta entsteht aus dessen Fortsetzung in die linke ventrale Aorta. Der Anfangsabschnitt der rechten ventralen Aorta bildet sich zum Arm-Kopf-Stamm (''Truncus brachiocephalicus'') um.
Ein erstes Blutgefäßsystem hat sich womöglich schon zu dieser Zeit entwickelt, möglicherweise um die Trennwände zwischen den Segmenten zu überwinden. Der Fluss wäre durch sich [[Peristaltik|peristaltisch]] kontrahierende Gefäße in Gang gesetzt worden, vielleicht ähnlich den Rückengefäßen der heutigen [[Ringelwürmer]]. Blut wäre vermutlich durch Spalten in der extrazellulären Matrix gesickert, ähnlich einem primitiven geschlossenen Kreislaufsystem. Dieses Modell würde die [[Homologie (Biologie)|Homologie]] aller Kreislaufsysteme im Tierreich bedeuten, die sich alle von diesem ursprünglichen Typus ausgehend entwickelt hätten und demnach einen gemeinsamen [[Phylogenese|phylogenetischen]] Ursprung hätten. In manchen Tierstämmen hätte sich das Kreislaufsystem vollständig zurück gebildet, etwa bei den Plattwürmern und Fadenwürmern. In anderen Abstammungslinien hätte es sich zu einem offenen Kreislaufsystem entwickelt. Bei einem frühen Kopffüßer wiederum wandelte sich das offene zurück zu einem geschlossenen Kreislaufsystem. Energieverluste bei der Strömung durch Rückfluss und dergleichen führten zu einem Selektionsdruck Richtung der Entwicklung gekammerter Herzen (etwa bei Weichtieren und Wirbeltieren), bei denen diese Problematik vermieden wird.<ref name=evol/>


Der Befund, dass viele [[Gen]]e und [[Signaltransduktion|Signalwege]] eine Rolle bei der [[Entwicklungsbiologie|Entwicklung]] des Herz-Kreislaufsystems sowohl bei der Taufliege ''[[Drosophila melanogaster]]'' als auch bei Wirbeltieren spielen, hat ebenfalls Spekulationen gestützt, dass es einen gemeinsamen Ursprung aller Blutkreislaufsysteme gäbe, die auf einen gemeinsamen bilateralen Vorfahren zurückgehen. Zu den gemeinsamen Signalmolekülen gehören [[Knochenmorphogenetische Proteine]], [[Fibroblasten-Wachstumsfaktor]], [[Wnt-Signalweg|Wnt]] und [[Notch-Signalweg|Notch]]. Beispielsweise löst der Notch-Signalweg in [[Hämangioblast]]en bei Wirbeltieren und bei ''[[Drosophila melanogaster|Drosophila]]'' die Bildung von [[Hämatopoetische Stammzelle|Blutstammzellen]] aus.<ref name=hartenstein>{{Literatur |Autor=Volker Hartenstein und Lolitika Mandal |Titel=The blood/vascular system in a phylogenetic perspective |Sammelwerk=BioEssays |Band=28 |Nummer=12 |Datum=2006 |Seiten=1203–1210 |DOI=10.1002/bies.20497}}</ref>
Die beiden sechsten Kiemenbogenarterie wachsen in die Lungenanlage ein und werden zu den Lungenarterien ([[Arteria pulmonalis|Arteriae pulmonales]]). Rechts verliert sie ihre Verbindung zur ventralen Aorta, aus ihrem Anfangsabschnitt entsteht der Lungenstamm (''Truncus pulmonalis''). Die sechste linke Kiemenbogenarterie erhält jedoch ihre Verbindung zur linken ventralen, also definitiven Aorta bei. Sie bildet damit eine Kurzschlussverbindung zwischen Lungen- und Körperkreislauf, den [[Ductus arteriosus]] (Ductus Botalli). Durch die Bildung eines spiraligen Septums (''Septum aorticopulmonale'') im Ursprung des unpaarigen Anfangsabschnitts der dorsalen Aorten erhält die definitive Aorta Anschluss an die linke Herzkammer, der Truncus pulmonalis an die rechte Herzkammer. Diese sehr komplizierten Umbauvorgänge des Herzens und der herznahen Arterien führen gelegentlich zu Missbildungen (z. B. [[Fallot-Trilogie]], [[Fallot-Tetralogie]], [[Fallot-Pentalogie]]).


=== Ontogenese: Kreislaufsysteme werden vom Mesoderm gebildet ===
Die ursprünglichen ventralen Segmentarterien der nun definitiven Aorta bilden sich bis auf drei unpaare Hauptstämme ([[Truncus celiacus]], [[Arteria mesenterica superior]] und [[Arteria mesenterica inferior]]) in der [[Bauchhöhle]] zurück. Die lateralen Segmentarterien werden zu den Nieren- ([[Arteria renalis]]) und Keimdrüsenarterien ([[Arteria testicularis]] bzw. [[Arteria ovarica]]). Lediglich die dorsalen Segmentarterien behalten ihr ursprüngliches segmentales Abgangsverhalten und bilden die Zwischenrippenarterien (''Arteriae intercostales superiores'') bzw. Lendenarterien (''Arteriae lumbales'').
Die meisten [[Triploblast|Coelomata]] (Tiere mit Coelom) haben ein Gefäßsystem. Dessen Wände entstehen während der Entwicklung des Individuums, der [[Ontogenese]], aus dem Mesothel, bisweilen auch [[Bauchfell|Peritoneum]] (Bauchfell) genannt. Das Mesothel ist die [[Mesoderm|mesodermale]] Auskleidung der Körperhöhle (des [[Coelom]]s), also eine epitheliale Zellschicht. In Gefäßwänden finden sich kontraktile Myofibrillen, die in manchen Fällen den Blutfluss auslösen. Bei Wirbeltieren und einigen Wirbellosen sind die Blutgefäße mit nicht-muskulärem Endothel ausgekleidet, das von einer Muskelzellschicht umgeben ist.
Zwar haben bei den Gliederfüßern und einigen anderen [[Urmünder]]n (Protostomia) die erwachsenen Tiere kein geschlossenes Coelom, Teile des embryonal angelegten Mesothels überdauern jedoch und bilden epithelial ausgekleidete Gefäßräume.
Verglichen mit der oben beschriebenen Situation beim ursprünglichen bilateralen Tier ging ein kontinuierliches Mesothel bei der Entwicklung der Arthropoden in den erwachsenen Tieren verloren. Mesotheliale Zellen bildeten jedoch weiterhin das Röhrenherz am Rücken und die anschließende Aorta.<ref name=hartenstein/>


Bei den Wirbeltieren ist die ontogenetische Entwicklung komplexer. Aus dem embryonalen Mesothel entstehen mehrere Gruppen von [[Progenitorzelle|Vorläuferzellen]], aus denen sich die verschiedenen Gewebeschichten des Herz-Kreislauf-Systems entwickeln, darunter [[Endothel]]/[[Endokard]], [[Herzmuskel|Myokard]] und [[Blutkörperchen|Blutzellen]]. Diesen Überlegungen zufolge wäre das ''Drosophila''-Herz mit dem Myokard der Wirbeltiere genauso verwandt wie mit dem Endokard und dem Endothel in den Blutgefäßen im Allgemeinen.<ref name=hartenstein/>
=== Blutkreislauf beim Fötus ===
[[Bild:Fetal circulation.png|200px|thumb|Blutkreislauf eines menschlichen Fötus]]
Ab dem 21. Tag nach der Empfängnis schlägt das Herz des Embryos, in den folgenden Wochen wird auch die Lunge angelegt.
Da die Lungen des [[Fetus|Fötus]] im Mutterleib noch funktionslos sind, bezieht er sein sauerstoffreiches Blut über die [[Nabelschnur]] aus der [[Plazenta]]. Das sauerstoffreiche Blut gelangt aus der Nabelvene in der Nabelschnur über den [[Ductus venosus]] in die untere Hohlvene und umgeht damit zum Großteil die Leber, ein kleinerer Teil versorgt über die Pfortader die Leber mit sauerstoffreichem Blut. Dann gelangt es durch die untere Hohlvene in den rechten Vorhof. Schon in der Hohlvene mischt es sich mit dem sauerstoffarmen Blut aus dem Körperkreislauf und wird zu Mischblut. Ein Teil strömt durch das [[Foramen ovale]] in den linken Vorhof, wird in die linke Herzkammer gepumpt und verlässt das Herz durch die Aorta, um zuerst das Gehirn, dass am empfindlichsten auf Sauerstoffmangel reagiert, und den oberen Teil des Körpers zu versorgen. Aus der rechten Kammer gelangt das übrige Blut in den Truncus pulmonalis, ein Teil (etwa ein Drittel) wird in die noch nicht entfalteten Lungen gepumpt. Durch die geringe Sauerstoffversorgung der Lunge sind die Lungengefäße verengt, was den Fließwiderstand erhöht. Die restlichen zwei Drittel des sauerstoffangereicherten Blutes gelangen vom Truncus pulmonaris noch vor der Lunge über den [[Ductus arteriosus]] in die Aorta (Rechts-Links-[[Shunt (Medizin)|Shunt]]) hinter den Abgängen zum Gehirn und umgehen damit ebenfalls den Lungenkreislauf. Dieses Mischblut versorgt den unteren Teil des Körpers, bis der größte Teil über die von den inneren Beckenarterien abgehenden Nabelarterien wieder in die Plazenta fließt, wo er mit Sauerstoff angereichert wird.


=== Verwandtschaft von Blutgefäßen, Blutzellen und Ausscheidungsorganen ===
=== Umbildungen nach der Geburt ===
Embryologische und molekulare Hinweise deuten darauf hin, dass Gefäßwandzellen und Blutzellen entwicklungsbiologisch eng miteinander verwandt sind und sich beide aus [[Hämangioblast]]en entwickeln.
Bei der [[Geburt]] endet die Versorgung durch die Plazenta. Dies lässt den Kohlendioxidgehalt im Blut ansteigen, was durch Chemorezeptoren einen starken Anreiz zum Atmen erzeugt. Durch das Heben des Brustkorbs sinkt der Druck innerhalb des Brustkorbes. Dies führt zum Leersaugen von Plazenta und Nabelvene und zur Entfaltung der Lungen. Da diese nun das Blut mit Sauerstoff anreichern, weiten sich die Gefäße in der Lunge, was den Gefäßwiderstand reduziert. Deshalb gelangt mehr Blut in die Lungen, die Flussrichtung im Ductus arteriosus kehrt sich um. Bis zu dessen Schließung wird die Lunge noch kurze Zeit mit Aortenblut versorgt. Nach dem Verschluss wird der Ductus arteriosus zum ''Ligamentum arteriosum''. Während die Blutmenge im rechten Vorhof durch den Wegfall des Zuflusses aus der Plazenta abnimmt, steigt sie im linken Vorhof durch die Versorgung der Lunge. Das resultierende Druckgefälle und die Verringerung gefäßverengender [[Prostaglandine]] führen dazu, dass sich das Foramen ovale ebenfalls innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Geburt verschließt. Ebenso verschließt sich der Ductus venosus.
Auch Nephrocyten ([[Podozyt]]en) sind wohl eng mit den genannten Zelltypen verwandt. Die entsprechenden Systeme für Blutgefäße, Blutzellen und [[Ausscheidung]] gehen alle auf das dritte [[Keimblatt]], das Mesoderm zurück, welches bei den frühen Bilateria oder [[Triploblast]]en zum ersten Mal auftritt.<ref name=hartenstein/>


Einige heutige Tierstämme der Bilateria haben kein Coelom ([[Acoelomata]], die Plattwürmer) oder kein echtes Coelom ([[Pseudocoelomata]], Fadenwürmer und andere) und kein Gefäßsystem. Auch sie haben jedoch spezielle Ausscheidungsorgane, die [[Nephridium|Protonephridien]]. Diese scheinen daher die ältesten epithelialen Gewebe zu sein, die bei den frühen Bilateria aus mesodermalem [[Parenchym]] gebildet wurden. Protonephridien bilden ein verzweigtes Röhrensystem, das innen von [[Zilie|bewimpertem]] Epithel und Nephrocyten (hier auch Cyrtocyten genannt) ausgekleidet wird und das entweder nach außen oder in den Verdauungstrakt mündet. Durch den Wimpernschlag wird Flüssigkeit abtransportiert und dadurch ein Unterdruck erzeugt, der weitere Flüssigkeit aus der Körperhöhle ansaugt.<ref name=hartenstein/>
== Krankheiten des Kreislaufsystems ==
Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen heute in den Industrienationen die Todesursachenstatistik mit Abstand an. In Deutschland werden mit leicht abfallender Tendenz knapp die Hälfte aller Todesfälle auf Krankheiten des Kreislaufsystems zurückgeführt.


=== Aufbau der ersten Kreislaufsysteme ===
Während bei Kindern und jungen Erwachsenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen selten sind und die angeborenen [[Herzfehler]] im Vordergrund stehen, führt hauptsächlich die mit dem Alter zunehmende [[Arteriosklerose]] zu einem altersabhängigen Anstieg der [[Prävalenz]] für [[Herzinfarkt]]e, [[Schlaganfall|Schlaganfälle]] und andere [[Durchblutungsstörung]]en. Unter den Herzerkrankungen (vgl. [[Kardiologie]]) sind Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (''[[Koronare Herzkrankheit]]'') und [[Herzklappenfehler]] am häufigsten anzutreffen, bei den Gefäßerkrankungen (vgl. [[Angiologie]]) sind es die [[Arterielle Verschlusskrankheit|arterielle Verschlusskrankheit]] (AVK) der Arterien und das [[Krampfader]]leiden (''Varikosis'') sowie die [[Thrombose]] bei den Venen. Der [[Hypertonie|Bluthochdruck]] (''arterielle Hypertonie'') gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Er ist die zweithäufigste Diagnose bei [[Hausarzt|Hausärzten]] und gilt als bedeutsamster [[Risikofaktor]] für Herz-Kreislauf- und [[Niere]]nerkrankungen.
Die Coelomata haben in der Regel ein gut ausgebildetes Kreislaufsystem. Die namengebende Körperhöhle, das Coelom, ist meist in mehrere Abschnitte unterteilt (bei Wirbeltieren etwa der [[Peritonealraum]], der [[Pleurahöhle|Pleuraraum]] und der [[Herzbeutel]].) Bei einigen zugehörigen wirbellosen Gruppen werden die Gefäße in Spalten zwischen den mesothelialen Trennwänden gebildet, etwa bei Ringelwürmern, [[Kiemenlochtiere]]n und den [[Lanzettfischchen]]. Möglicherweise ist dies die ursprüngliche Bauweise, wie bei den Ringelwürmern, bei denen die beiden Coelom-Räume, die jeweils die linke und rechte Hälfte eines Segmentes um den Darm herum auskleiden, sich am Rücken und Bauch treffen. Auch die Wände der Räume zwischen benachbarten Segmenten treffen sich, zwischen den beiden Mesothelien bleiben jedoch offene Bereiche, die sich verbinden, um Blutgefäße zu bilden. Daraus ergibt sich, dass im Gegensatz zu anderen Röhren oder Öffnungen im Körper, das Innere der primitiven Blutgefäße von der basalen Seite des umgebenden [[Epithel]]s umgeben wird, und nicht von der apikalen, „äußeren“ Seite. Tatsächlich lässt sich bei den wirbellosen Tiergruppen eine dem Lumen zugewandte, ausgeprägte [[Basalmembran]] nachweisen, ''das'' Kennzeichen der basalen Seite eines Epithels.<ref name=hartenstein/>


Der Ursprung des Kreislaufsystems wird also bei einem frühen bilateralen Tier vermutet, bei dem das Kreislaufsystem gegenwärtigen [[Vielborster]]n unter den Ringelwürmern ähnelte. Hier entwickelte sich eine Gruppe mesodermaler Zellen in ein Mesothel, das das Coelom auskleidete und Gefäße bildete. Mesotheliale Zellen differenzierten sich dann zu kontraktilen Gefäßzellen, Nephrozyten oder zu Blutvorläuferzellen. Derartige mesotheliale Zellen wären dann eine Art Vorläufer heutiger Hämangioblasten. Auch das Kreislaufsystem der [[Lanzettfischchen]] ähnelt dem des angenommenen ursprünglichen bilateralen Tiers.<ref name=hartenstein/>
== Forschungsgeschichte ==
Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurden die Herzklappen durch einen Arzt der [[Hippokrates von Kós|hippokratischen Schule]] entdeckt. Ihre Funktion wurde aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkannt. Da sich Blut nach dem Tod in den Venen sammelt, erscheinen Arterien leer. Deswegen vermuteten antike Anatomen dass sie mit Luft gefüllt waren und eine Rolle im Lufttransport spielten.
[[Herophilos von Chalkedon]] unterschied bereits zwischen Venen und Arterien, glaubte aber, dass der Puls selbstständig durch Letztere erzeugt würde. [[Erasistratus]] beobachtete, dass am Lebenden durchtrennte Arterien bluten. Er vermutete, dass entweichende Luft durch aus kleinen Verbindungsadern zwischen Venen und Arterien nachströmendes Blut ersetzt wird. Somit war er der erste, der Kapillaren postulierte, aber mit entgegengesetztem Blutfluss.
Im 2. Jahrhundert wusste [[Galenus]] (129–199) bereits, dass Blutgefäße Blut transportieren und unterschied dunkleres venöses von arteriellem Blut, welches heller und dünner ist. Beiden schrieb er verschiedene Aufgaben zu. Wachstum und Energie kämen von in der Leber aus Galle gebildetem venösen Blut, während aus dem Herz kommendes, arterielles Blut Vitalität durch enthaltene Luft brachte. Das Blut floss laut seinen Vorstellungen aus beiden Organen in alle Teile des Körpers, wo es verbraucht wurde, ohne dass ein Rückstrom zu Herz oder Leber stattfand. Das Herz selbst hat keine Pumpfunktion, sondern saugt das Blut in der Diastole ein. Der Bluttransport selbst findet durch die Pulsierungen der Arterien statt. Galen glaubte, dass arterielles Blut aus venösem Blut gebildet wird, welches durch „Poren“ in der Scheidewand zwischen den Kammern aus der rechten in die linke Herzkammer sickert.


=== Wirbeltiere ===
Im 13. Jahrhundert entdeckte [[Ibn an-Nafis]], ein arabischer Arzt und Anatom (1210/1213–1288), als Erster, dass das Blut in einem Kreislauf durch die Lunge fließt. Seine Erkenntnisse, die als Zeichnungen bis in die heutige Zeit überliefert sind, gelangten jedoch nicht bis in den [[Europa|europäischen]] Raum. 1552 beschrieb [[Michael Servetus]] (1511–1553) dasselbe Phänomen wie Ibn an-Nafis, das durch [[Realdo Colombo]] bewiesen wurde. Doch auch diese Ergebnisse wurden von der Allgemeinheit nicht anerkannt.
Das Kreislaufsystem der Wirbeltiere unterscheidet sich davon. Die Gefäße sind von [[Endothel]] ausgekleidet und von Muskelzellen umgeben. Im Gegensatz zu den wirbellosen Coelomata trägt das Mesothel bei Wirbeltieren nicht zu den Gefäßen in den ausgewachsenen Tieren bei. Während der [[Embryogenese]] lässt sich die Verwandtschaft jedoch noch beobachten. Im frühen Embryo bildet das seitliche Mesoderm das Mesothel, das das Coelom umgibt. Das innere Blatt des Mesothels, die [[Splanchnopleura]], bildet die Vorgängerzellen, die zu Endothel und Blutzellen werden (siehe [[AGM-Region]]) und auch die glatten Muskelzellen der Blutgefäßwände. Direkt neben der Splanchnopleura liegt das intermediäre Mesoderm, aus dem sich das Ausscheidungssystem entwickelt. Beim [[Zebrabärbling]] ''Danio rerio'' überlappen beide Regionen sogar.<ref name=hartenstein/>


Die Vorläuferzellen der Blutgefäße und Blutzellen migrieren von der Splanchnopleura um die ersten Blutgefäße zu bilden. Endothelzellen beginnen mit der Bildung von Herz, Aorta, den großen Venen, sowie Verbindungen zwischen Aorta und Venen. Anschließend lagern sich mesodermale Zellen an, um die Muskelschicht aufzubauen. [[Hämatopoetische Stammzelle|Blutstammzellen]] sondern sich im frühen Embryo vom Endothel der Aorta und anderer Gefäße ab. Weitere Blutstammzellen entstehen zumindest bei Säugetieren vermutlich im [[Dottersack]] und der [[Plazenta]].<ref name=hartenstein/>
1628 wurde durch [[William Harvey]] (1578–1657) der Blutkreislauf erstmalig korrekt beschrieben, nachdem für 14 Jahrhunderte die Lehre [[Galenus|Galen]]s die medizinische Lehrmeinung bestimmt hatte. Harvey stellte seine Überlegungen auf Grund der Entdeckung der hydraulischen Funktionsweise der [[Vene|Venenklappen]] durch seinen Lehrer, den Italiener [[Hieronymus Fabricius Aquapendente]] an, da er eine Verbindung zur Funktion des Herzens suchte. Er fand sie in der Kreislauftheorie, die er 1628 veröffentlichte. Diese Arbeit begann, die Fachwelt zu überzeugen. Wie das Blut vom arteriellen in den venösen Schenkel kommt, konnte allerdings erst [[Marcellus Malpighi]] mit seiner Entdeckung der [[Kapillare]]n erklären.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Uwe Gille: ''Herz-Kreislauf- und Abwehrsystem, Angiologia.'' In: Franz-Viktor Salomon u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 404–463.
* N. A. Campbell, J. B. Reece: ''Biologie''. Pearson Studium, München 2006 (6. Aufl.). ISBN 3827371805
* Rita Monahan-Earley, Ann M. Dvorak, William C. Aird: ''Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium.'' In: ''Journal of Thrombosis and Haemostasis.'' Band 11, Supplement 1, Juni 2013, S. 46–66, {{doi|10.1111/jth.12253}}, {{PMC|5378490}}.
* J. R. Levick: ''Physiologie des Herz-Kreislauf-Systems.'' UTB, Stuttgart 1998. ISBN 3825281299
* F.-V. Salomon, H. Geyer, U. Gille: ''Anatomie für die Tiermedizin''. Enke, Stuttgart 2004. ISBN 3830410077
* Stefan Silbernagl, Agamemnon Despopoulos: ''Taschenatlas der Physiologie.'' Thieme, Stuttgart 2003. ISBN 3135677060


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Cardiovascular system|Kardiovaskuläres System}}
* [http://www.angiologie-online.de/blutkrei.htm Kreislauf des Blutes]
{{Wiktionary}}
* [http://www.modernealtenpflege.de/Anatomie/Blutkreislauf/blutkreislauf.html Blutkreislauf und Blut]
* [http://www.eduvinet.de/mallig/bio/Repetito/Evolut3.html Vergleich der verschiedenen Blutkreisläufe der Wirbeltiere]
* [https://www.eduvinet.de/mallig/bio/Repetito/Evolut3.html Vergleich der verschiedenen Blutkreisläufe der Wirbeltiere]
* [https://xonk.de/biologie/zoologie-evodevo/themen/das-cardiovaskulaere-system-der-vertebraten-am-beispiel-des-zebrafisches/ Artikel zur Bedeutung des Zebrabärblings (''Danio rerio'') und verschiedener transgener Linien bei der Erforschung des kardiovaskulären Systems der Vertebraten]
* [http://www.auburn.edu/academic/classes/zy/0301/Topic12/Topic12.html Sehr gute englische Seite zur vergleichenden Anatomie des Kreislaufsystems]


== Einzelnachweise ==
[[Kategorie:Kreislaufsystem|!]]
<references responsive/>


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[[simple:Circulatory system]]
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[[sr:Крвни систем]]
[[tr:Dolaşım sistemi]]
[[vi:Hệ tuần hoàn]]

Aktuelle Version vom 4. April 2025, 12:55 Uhr

Schemata verschiedener Kreislaufsysteme. Links offener Kreislauf, zum Beispiel bei Spinnen, danach geschlossene Kreislaufsysteme verschiedener Wirbeltiergruppen.

Der Blutkreislauf, auch Kreislauf, Blutzirkulation und kurz Zirkulation, Blutgefäßsystem oder Blutbahn genannt, ist das Strömungssystem des Blutes im Körper des Menschen und der meisten Tiere, ausgehend vom Herzen zu den Organen und wieder zurück zum Herzen. Herz und Blutkreislauf zusammen bilden das Herz-Kreislauf-System (kardiovaskuläres System). Seine Aufgabe ist die Versorgung der Organe mit Nährstoffen, Signalstoffen und anderem, die Entsorgung von Stoffwechselprodukten und bei den meisten Gruppen mit Kreislauf auch die Versorgung mit Sauerstoff und der Abtransport von Kohlendioxid. Je nach Tiergruppe können weitere Aufgaben hinzu kommen.

Blutgefäße, die Blut zum Herzen leiten, werden als Venen (Blutadern) bezeichnet; diejenigen Gefäße, die Blut vom Herzen zu den Organen leiten, nennt man Arterien (Schlagadern). Diese Bezeichnungen gelten unabhängig davon, ob das Blut im jeweiligen Gefäß sauerstoffarm oder sauerstoffreich ist. Je stärker sich die Blutgefäße verzweigen, desto kleiner wird ihr Durchmesser. Bei Tieren mit einem geschlossenen Kreislaufsystem werden Arterien zuerst zu Arteriolen und diese zu Kapillaren, in welchen der größte Teil des Stoffaustausches mit den Geweben stattfindet. Diese führen wiederum zusammen und bilden die postkapillären Venolen, die sich zu Venen vereinigen.

Bei Tieren mit einem offenen Kreislaufsystem ergießt sich die Flüssigkeit, die hier nicht Blut, sondern Hämolymphe genannt wird, aus arteriellen Blutgefäßen in die Körperhöhle, um die Organe zu umfließen. Durch die Körperhöhle fließt sie zu venösen Gefäßen oder direkt zurück zum Herzen.

Bei etlichen Gruppen der vielzelligen Tiere sichert ein Kreislauf das Überleben des Organismus, indem er Stoffwechsel in allen Teilen des Körpers ermöglicht und die chemischen und physiologischen Eigenschaften der Körperflüssigkeiten aufrechterhält.

Bei den meisten Tieren mit Kreislauf dient er zum Transport der Atemgase Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid (Ausnahme: Insekten). Dann transportiert er sauerstoffreiches Blut oder Hämolymphe aus den Atmungsorganen (Lungen, Kiemen oder Haut) in die Gewebe und sauerstoffarme, kohlendioxidreiche Flüssigkeit zurück zu den Atmungsorganen (siehe auch Atmung). Zur Unterstützung dieser Prozesse können Sauerstofftransporter vorhanden sein; bei den Wirbeltieren ist dies Hämoglobin, das in den roten Blutzellen verpackt ist.

Aus der Verdauung gewonnene Nährstoffe wie Fette, Zucker oder Eiweiße werden aus dem Verdauungstrakt in die einzelnen Gewebe transportiert, um dort je nach Bedarf verbraucht, weiterverarbeitet oder gespeichert zu werden. Die entstandenen Stoffwechsel- oder Abfallprodukte (zum Beispiel Harnstoff oder Harnsäure) werden in andere Gewebe oder zu den Ausscheidungsorganen (bei Wirbeltieren Niere und Leber) transportiert.

Außerdem kann ein Transport von Botenstoffen wie Hormonen, Zellen der Körperabwehr und Bestandteilen des Gerinnungssystems stattfinden. Über die gleichmäßige Verteilung des Blutes oder der Hämolymphe durch den Körper wird auch der pH-Wert, die extrazelluläre Ionenkonzentration und die Osmolarität der Körperflüssigkeiten reguliert (Homöostase).

Andere Funktionen

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In manchen Tiergruppen werden vom Kreislaufsystem neben dem Stofftransport noch weitere Funktionen erfüllt. Hierzu gehören eine Temperaturregulation innerhalb des Körpers (Thermoregulation) und sehr verschiedene hydraulische Funktionen. Beispiele sind das Strecken der Beine bei Spinnen durch hydrostatischen Druck[1] und die Erektion der Geschlechtsorgane bei Wirbeltieren durch die erhöhte Blutmenge in Schwellkörpern sowie die Bereitstellung des Drucks für die Filtration des Harns in der Niere.[2]

Formen von Kreislaufsystemen

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Diffusion ist über längere Entfernungen sehr langsam, da die Dauer mit dem Quadrat der Entfernung zunimmt. Beispielsweise braucht ein Glucosemolekül über acht Minuten, um bei 37 °C in Wasser über einen Millimeter zu diffundieren. Daher haben alle vielzelligen Tiere, die mehr als nur wenige Zellschichten dick sind, Möglichkeiten entwickelt, einen Flüssigkeitsstrom zu erzeugen,[3] der einen Transport per Konvektion erlaubt.

Tiere ohne Blutkreislauf

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Gastrovascularsystem (dunkel) beim Plattwurm Dugesia.

Die Tiergruppen der Schwämme, Nesseltiere, Fadenwürmer und Plattwürmer können auch ohne Kreislaufsystem einen Flüssigkeitsstrom kreieren. Schwämme erzeugen mit Hilfe von sich bewegenden Flagellen einen Strom durch die Körperhöhle. Nesseltieren gelingt dies durch Muskelkontraktionen. Plattwürmer setzen ihre Gewebsflüssigkeit mit der Hilfe von Zilien in Bewegung. Bei den Nesseltieren und Plattwürmern kommen weitverzweigte Darmsysteme vor, die als Gastrovascularsysteme („Magengefäßsystem“) bezeichnet werden, und die das Fehlen eines Blutgefäßsystems zum Teil ausgleichen können.[4] Fadenwürmer setzen ihre innere Flüssigkeit durch Muskelkontraktionen in Bewegung.[3]

Zu den Tieren, die keinen Kreislauf haben, gehören auch einige Vielborster und Egel (beides Gruppen der Ringelwürmer), viele Ruderfußkrebse, Rankenfußkrebse und Pfeilwürmer, die alle die Flüssigkeit in der sekundären Leibeshöhle (Coelom) wie die Fadenwürmer durch Kontraktion der Körperwandmuskulatur in Bewegung bringen. Hüpferlinge dagegen nutzen hierfür die Bewegung der Gliedmaßen, der Vielborster Tomopteris (siehe Phyllodocida) macht dies durch Flimmerung. Man spricht in diesen Fällen von einem Coelomkreislauf.[5]

Unterscheidung von offenen und geschlossenen Kreislaufsystemen

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Bei anderen mehrzelligen Tiergruppen gibt es zwei Typen von Kreislaufsystemen. Bei geschlossenen Kreislaufsystemen fließt Blut vom Herzen über Arterien, Kapillaren und Venen zurück zum Herzen in Blutgefäßen. Bei offenen Kreislaufsystemen verlässt die Flüssigkeit, die dann nicht Blut, sondern Hämolymphe genannt wird, die Gefäße, um über unterschiedlich lange Strecken durch Lückensysteme zwischen den Geweben zurück zum Herzen zu fließen.[5]

Die genaue Abgrenzung ist in der Literatur uneinheitlich. In einem Lehrbuch von 2009[5] findet sich die Aussage, dass bei geschlossenen Kreislaufsystemen das Blut ausschließlich durch mit Endothel ausgekleidete Blutgefäße fließe. Als Beispiele für einen geschlossenen Kreislauf werden unter anderen Schnurwürmer, einige Ringelwürmer und alle Wirbeltiere erwähnt. Bei den Kopffüßern sei der Kreislauf „nahezu“ geschlossen. In einer Übersichtsarbeit von 2012[2] heißt es dagegen, dass echtes Endothel nur bei Wirbeltieren vorkomme und die Gefäße der Wirbellosen von extrazellulärer Matrix ausgekleidet seien. Zwar würden auch hier bei manchen Arten Zellen innerhalb der Basalmembran vorkommen, die Auskleidung sei jedoch unvollständig und diese Zellen hätten keine Verbindungskanäle (Gap Junctions) zueinander, es sei demnach kein echtes Endothel vorhanden.

Auch in dieser Arbeit wird allen Wirbeltieren ein geschlossenes Kreislaufsystem zugesprochen, aber auch einigen Wirbellosen, namentlich Ringelwürmern und Kopffüßern. Es wird ausdrücklich erwähnt, dass die Abgrenzung zwischen offenen und geschlossenen Kreislaufsystemen nicht immer eindeutig und eine zu starke Vereinfachung sei. Denn bei manchen Tieren mit offenem Kreislauf wie dem Hummer (siehe unten) oder der marinen Seeohren (Haliotis), bei der die Hinterleibsarterien in kapillar-ähnliche Gefäße verzweigen, gäbe es durchaus auch Merkmale eines geschlossenen Kreislaufes. Und auch bei geschlossenen Kreisläufen der Wirbeltiere gäbe es Gefäßbereiche, wo es direkten Kontakt des Blutes mit dem Interstitium gäbe (siehe auch unten). Ein weiteres Lehrbuch von 2008[6] führt wiederum aus, dass eine Gruppe der Wirbeltiere, nämlich die Kieferlosen (Schleimaale und Neunaugen), im Gegensatz zu den anderen Wirbeltieren ein teilweise offenes Kreislaufsystem haben, bei dem sich das Blut in einigen Körperbereichen in offene Lakunen entleert. Den höheren Kopffüßern (Kalmare und Kraken) wird ein geschlossenes Kreislaufsystem zugesprochen.

Offene Kreislaufsysteme

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Hämolymphe als einheitliche Körperflüssigkeit

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Offener Kreislauf: Hämolymphe wird nur teilweise in Gefäßen geführt, teilweise umfließt sie die Gewebe.

Bei verschiedenen Gruppen wirbelloser Tiere findet man ein offenes Kreislaufsystem, bei dem die Hämolymphe vom Herzen in mehr oder weniger kurze Arterien und von dort in die Körperhöhlen gepumpt wird. Kapillaren fehlen meist, stattdessen umströmt die Hämolymphe die Gewebe, bis es schließlich in offene Venen und durch diese zum Herzen zurück fließt oder direkt aus der Körperhöhle ins Herz zurückkehrt. Die Hämolymphe fließt dabei langsam und mit geringem Druck. Das bewegte Flüssigkeitsvolumen ist relativ groß, da die extrazelluläre Flüssigkeit fast vollständig am Kreislauf beteiligt ist. Bei Schnecken entspricht es etwa 50 % des Körpervolumens.[7]

Bei der als Kalifornischer Seehase (Aplysia californica) bekannten Schneckenart liegt der Anteil der Hämolymphe am Körpergewicht sogar bei 79,3 %, bei der Gemeinen Strandkrabbe (Carcinus maenas) bei 37 % und bei der Amerikanischen Großschabe (Periplaneta americana) bei 19,5 %. Generell macht sie bei Insekten 15–40 % des Gewichts aus. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Flüssigkeitsmenge die gesamte extrazelluläre Flüssigkeit beinhaltet. Bei Tieren mit geschlossenem Kreislauf gehört zur Vergleichsmenge daher nicht nur das Blutvolumen, sondern auch Gewebsflüssigkeit und die Lymphe.[8]

Konsequenzen und Vorteile eines offenen Kreislaufsystems

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Die langsame Zirkulation der Hämolymphe ist vermutlich ein Grund dafür, warum die Körpergröße von Tieren mit offenem Kreislauf im Vergleich zu Wirbeltieren beschränkt ist.[8]

Ein geschlossenes Kreislaufsystem erfordert für die Durchblutung einen höheren Blutdruck und somit einen stärkeren Herzmuskel als ein offenes System, bei dem für die langsamere Durchblutung mit niedrigerem Druck ein dünnwandiges Herz genügt.[9]

Die Herztätigkeit hat eine nur geringe Auswirkung auf den sehr variablen Druck. Stattdessen hängt dieser von der Bewegung anderer Muskeln, der Körperhaltung und der Position der inneren Organe ab. Er kann beispielsweise durch Füllung des Darms mit Luft oder Wasser gesteigert werden, was bei Häutungen und bei der Entfaltung von Flügeln oder anderen Körperteilen nach dem Schlüpfen der erwachsenen Tiere (Imago) aus der Puppe oder dem letzten Larvenstadium eine Rolle spielen kann. Bei den Insekten haben außerdem die Atembewegungen des Hinterleibs (Abdomen) eine Wirkung auf den Druck.[10]

Offene Kreislaufsysteme kommen vor bei Schnecken, Muscheln, Gliederfüßern, Manteltieren und manchen Ringelwürmern.

Geschlossene Kreislaufsysteme

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Geschlossen bedeutet nicht abgeschlossen: Stoffaustausch

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Wie erwähnt wird als geschlossenes Kreislaufsystem ein System bezeichnet, bei dem das Blut vom Herzen zu den Organen und zurück durch Blutgefäße fließt.[5] „Geschlossen“ in diesem Sinne bedeutet nicht, dass das Blut im Gefäßsystem vom restlichen Körper hermetisch abgeschlossen ist. Ein Stoffaustausch findet besonders in den Kapillaren statt, aber nicht nur dort.

Die drei Kapillartypen des Menschen. Rechts die Kapillare mit diskontinuierlichem Endothel, die in der Leber und im Knochenmark vorkommt.

Beispielhaft sollen einige der Stellen erwähnt werden, bei denen bei Wirbeltieren intensiver Stoffaustausch oder Stoffübertritt stattfindet. In deren Leber, Knochenmark und Lymphknoten kommen Kapillaren mit diskontinuierlichem Endothel (Sinusoide) vor.[11] Öffnungen mit bis zu einem Mikrometer Größe zwischen den Endothelzellen der Gefäßwand erleichtern den Stoffaustausch und den Übertritt von Blutzellen.[12] In den Lebersinusoiden bestehen große Lücken in der Auskleidung.[13][14] So können sinusoidale und extravasale Volumina in der Leber des Hundes differenziert werden.[15] Auch zum Lymphgefäßsystem gibt es bei den Wirbeltieren einen oder mehrere offene Übergänge (siehe Ductus thoracicus).[16] In der hämochorialen Plazenta (z. B. bei Primaten) münden die mütterlichen Spiralarterien offen und das Blut wird in ein Plazentalabyrinth freigesetzt, wo es die Chorionzotten umspült und von den Spiraladern entwässert wird.

Vorteile eines geschlossenen Kreislaufsystems

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Trotz dieser Übergänge zu anderen Systemen wird ein solches Kreislaufsystem als geschlossen bezeichnet,[17] denn das Blut fließt im Gegensatz zu offenen Kreislaufsystemen nicht durch die Körperhöhle oder Spalten zwischen den Geweben zurück zum Herzen und durchmischt sich auch nicht vollständig mit der Gewebsflüssigkeit wie bei offenen Kreislaufsystemen.

Durch die Trennung von Blut und Gewebsflüssigkeit ist das zu transportierende Flüssigkeitsvolumen vergleichsweise klein. Beispielsweise entspricht es bei Tintenfischen etwa 15 % des Körpervolumens, beim Menschen nur 6–8 %.[7] Beim Riesenerdwurm Glossoscolex giganteus (ein Ringelwurm) beträgt es 6,1 %, beim Kraken Octopus honkongensis 5,8 % und beim Teichfrosch (Rana esculenta) 5,6 %.[8]

Geschlossene Kreislaufsysteme haben sich in mehreren Tierstämmen unabhängig voneinander entwickelt. Meist kommen sie bei sehr aktiven oder bei in sauerstoffarmen Umgebungen lebenden Tieren vor. Die Entwicklung erfolgte parallel zu Sauerstofftransportern im Blut. Dadurch müssen nur geringe Blutmengen bewegt werden, um den Sauerstoffbedarf zu stillen.[18]

Wichtige Vorteile geschlossener Systeme für Tiere mit aktivem Lebensstil sind die effektive Verteilung des Bluts in alle Körperregionen und die Möglichkeit zur gezielten Regulation der Durchblutungssteuerung der Organe, um besonders hohen Bedarf an einer Stelle decken zu können, ohne die Gesamtmenge des bewegten Blutes unnötig zu erhöhen. Auch eine parallele Durchblutung der Organe (statt serieller Durchblutung) und somit Durchblutung aller Organe mit sauerstoffreichem Blut ist nur mit einem geschlossenen System möglich.[2]

Geschlossene Kreislaufsysteme kommen vor bei Ringelwürmern, Seegurken, Schädellosen, Wirbeltieren und Kopffüßern, aber nicht notwendigerweise bei allen Vertretern der Gruppe.

Weichtiere (Mollusca)

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Das offene Kreislaufsystem der spitzen Sumpfdeckelschnecke aus Hescheler, 1900. Blau: Gefäße mit sauerstoffarmer Hämolymphe (zur Kieme hin). Rot: Gefäße mit sauerstoffreicher Hämolymphe (von Kieme zu Herz und in den Körper). Komponenten in Flussrichtung der Hämolymphe, beginnend in der Körperhöhle. 5 zuführendes Kiemengefäß. 4 Kieme (Ctenidium). 3 abführendes Kiemengefäß (Kiemenvene). 9 Vorhof. 8 Herzkammer. 7 Aorta Visceralis. 10 Aorta cephalica.

Bei den Weichtiere haben Schnecken, Muscheln und der urtümliche Kopffüßer Nautilus (ein Perlboot) ein offenes Kreislaufsystem. Die meisten Kopffüßer haben jedoch ein geschlossenes.[19]

Schnecken und Muscheln

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Muscheln und Schnecken haben ein kräftiges Herz, das meist aus zwei Abschnitten besteht, Vorhof und Kammer. Der erzeugbare Druck und damit die Flussgeschwindigkeit ist für offene Kreislaufsysteme vergleichsweise hoch. Bei der Weinbergschnecke kann er während der Kontraktion 19 mmHg (2,5 kPa) erreichen. Bei ihr wird das Blut über lange Gefäße transportiert, bevor es in die Körperhöhle (Hämocoel) austritt. Manche Muscheln nutzen den hohen Druck zur Bewegung des Fußes und damit zur Fortbewegung. Mit dem Blut werden auch die Atemgase transportiert.[9]

Die meisten Kopffüßer, nämlich Kalmare, Kraken und Sepien, haben ein geschlossenes Kreislaufsystem. Dieses hat sich vermutlich aus einem offenen entwickelt, wie es bei Nautilus vorkommt. Der geschlossene Kreislauf der Kalmare und Kraken hat drei gekammerte Herzen. Vom Körperherz fließt sauerstoffreiches Blut in die Organe, von dort das sauerstoffarme Blut zu den beiden Kiemenherzen, die es zu den Kiemen leiten. Von dort kehrt das Blut zum Körperherz zurück.[19]

Bei manchen Arten wurden zusätzliche peristaltische Kontraktionen in den Gefäßen der Kiemen, in den Armen oder in der Hohlvene beobachtet. Entsprechend ihrer beweglicheren Lebensweise haben Kopffüßer deutlich höhere Drücke im Kreislauf als Schnecken und diese wiederum höhere als Muscheln. Beim Kraken Octopus dofleini (siehe Oktopusse) wurde in der Aorta ein Blutdruck von 45 zu 30 mmHg (6 und 4 kPa) gemessen. Bei dem Gewöhnlichen Kraken (Octopus vulgaris) wurde gezeigt, dass die Kiemenherzen synchronisiert jeweils kurz nach dem Körperherz schlagen. Außerdem wurde beobachtet, dass Atembewegungen den Kreislauf zusätzlich antreiben.[20]

Ringelwürmer (Annelida)

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Schema des Wenigborsters Glyphidrilus (siehe Almidae).

Bei den Ringelwürmern kommen sowohl offene als auch geschlossene Kreislaufsysteme vor. In beiden enthält die Flüssigkeit Sauerstofftransporter.

Regenwürmer und andere Wenigborster

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Wenigborster wie der Regenwurm haben einen geschlossenen Kreislauf mit einem Haupt-Bauchgefäß und einem Haupt-Rückengefäß, die beide längs des Tiers verlaufen. Sie sind durch kleinere Gefäße verbunden. Das Rückengefäß kann sich rhythmisch-peristaltisch zusammen ziehen und dadurch das Blut Richtung Vorderende bewegen. Dort sind mehrere Ringgefäße mit Lateralherzen, die eine Strömung zum Bauchgefäß erzeugen, in welchem ein Fluss zum Hinterende herrscht. Durch die erwähnten kleineren verbindenden Gefäße kehrt das Blut zurück in das Rückengefäß.[19]

Es gibt demnach als Besonderheit bei den Ringelwürmern kein zentrales Herz, sondern mehrere kontrahierende Abschnitte im Blutgefäßsystem. Gasaustausch mit der Luft findet über die Haut statt. Sauerstoffarmes Blut wird durch kleinere Gefäße vom Bauchgefäß zur gut durchbluteten Haut geleitet und von dort weiter zum Rückengefäß.[9]

Gut untersucht ist der Riesenerdwurm Glossoscolex giganteus (siehe Glossoscolecidae), der bei einem Durchmesser von 2–3 cm eine Länge von 1,2 Metern und ein Gewicht von 0,5 bis 0,6 Kilogramm erreicht. Die peristaltischen Kontraktionen des Rückengefäßes können einen Druck von 10–18 mmHg (1,4–2,4 kPa) aufbauen. Die in der Regel synchron schlagenden 5 Paare der Lateralherzen können im Bauchgefäß einen Druck von 80 mmHg oder über 10 kPa aufbauen, ein Wert der dem arteriellen Blutdruck der Wirbeltiere nahe kommt. Dieser hohe Druck dient zur Durchblutung des Hautmuskelschlauches und der Metanephridien. Der Blutdruck ändert sich während der Bewegung des Tiers sehr stark. Die höchsten Werte werden erreicht, wenn es sich streckt, um während der Verkürzung des Tieres auf etwa halbe Werte zu sinken.[9]

Die Anzahl der Kontraktionswellen im Rückengefäß von Glossoscolex giganteus lag in Ruhe bei etwa acht pro Minute, beim Gemeinen Regenwurm (Lumbricus terrestris) bei etwa 11 pro Minute. Die Rate wird erhöht bei körperlicher Anstrengung und beeinflusst von der Füllmenge des Gefäßes. Die Füllmenge beeinflusst auch die Kraftentwicklung der Kontraktion. In elektronenmikroskopischen Bildern von Blutgefäßen des gemeinen Regenwurms sieht man diese angefüllt mit Hämoglobin-Partikeln, die frei im Blut schwimmen.[2]

Vielborster, meist im Meer lebende Tiere, haben ein ähnliches Kreislaufsystem wie die Wenigborster, jedoch haben die Blutgefäße oft eine dünnere Wand. Nicht immer sind die Gefäße mit Endothel (oder je nach Definition mit endothel-ähnlichen Zellen) ausgekleidet, daher ist es nach einer möglichen Definition ein offenes Kreislaufsystem. Bei manchen Arten kommen zusätzliche Nebenherzen in der Peripherie des Tieres vor, besonders an den Kiemen.[9]

Bei der dritten Gruppe der Ringelwürmer, den Egeln, kommt nur bei den Rüsselegeln ein echtes Blutgefäßsystem vor. Bei den anderen Egeln ist es reduziert, die Transport- und Versorgungsaufgaben werden von einem geschlossenen Coelomsystem übernommen. Dessen Seitengefäße und Bauchgefäß können sich rhythmisch zusammenziehen. In der Flüssigkeit ist Hämoglobin gelöst. Beim gut untersuchten Blutegel (Hirudo medicinalis) wirken die Seitengefäße als sich peristaltisch kontrahierende Herzen, die einen Blutstrom Richtung Vorderende und einen Druck bis zu 100 mmHg erzeugen. Klappen und Sphinkter an den Enden verhindern einen Rückfluss. In Rücken- und Bauchgefäß herrscht Fluss Richtung Hinterende.[21]

Schnurwürmer (Nemertea oder Nemertini)

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Gefäßsystem eines männlichen Schnurwurms der Gattung Malacobdella. Links vom Rücken und rechts vom Bauch aus gesehen.

Bei den Schnurwürmern, einer Gruppe im Meer lebender Arten, kommt ein Gefäßsystem vor, das zwar oft als Blutgefäßsystem bezeichnet wird, jedoch wahrscheinlich eine Abwandlung des Coeloms darstellt, also eine Bildung der sekundären Leibeshöhle. Es ist somit nicht dem primären Blutgefäßsystem der Bilateria homolog. Die Hauptgefäße liegen seitlich der Länge nach im Tier, die am Vorderende und in der Nähe des Afters bauchseits verbunden sind. Manche Arten haben außerdem ein Rückengefäß oder eine Aufspaltung der Hauptgefäße. Die größeren Gefäße können sich zusammen ziehen, zur Flüssigkeitsbewegung trägt auch die Körpermuskulatur bei.[22]

Gliederfüßer (Arthropoda)

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Gliederfüßer, zu denen Insekten, Tausendfüßer, Krebstiere und Spinnentiere gehören, haben alle ein offenes Kreislaufsystem.[23]

Krebstiere (Crustacea)

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Zeichnung des arteriellen Systems des Hummers von 1826. Hummer gehören zu den Zehnfußkrebsen.

Bei den Krebstieren reicht die Spanne der Kreislaufsysteme von sehr einfach bis sehr komplex. Die wahre Beschaffenheit der Blutzirkulation bei den Krebstieren (und bei den Insekten) erkannte der Mediziner und Naturforscher John Hunter.[24] Der Kiemenfußkrebs Branchinecta hat ein röhrenförmiges Herz, welches fast den ganzen Körper durchzieht, und vergleichsweise wenige Gefäße.

Eine Besonderheit kommt bei den Zehnfußkrebsen vor. Diese haben zwar ebenfalls anatomisch gesehen ein offenes Kreislaufsystem, jedoch funktionell viele Aspekte eines geschlossenen Systems: kleine Blutgefäße entsprechen Kapillaren und die Hämolymphe fließt durch definierte Kanäle durch das Gewebe zum Herz zurück, die bei einigen Arten so klein sind, dass sie Blutgefäßen funktionell entsprechen. Zahlreiche Blutgefäße haben muskulöse Ventile, mit deren Hilfe die Durchblutung der nachgeschalteten Organe reguliert wird. Das Herz ist eine muskulöse, kontraktile Kammer und liegt in einem Sack, dem Perikardialsinus oder Perikard. Die Hämolymphe fließt über mehrere Arterien von dort in zahlreiche Körperregionen, um schließlich tief im Gewebe aus den Gefäßen auszutreten. Ein Sinus auf der Bauchseite sammelt die Hämolymphe und führt sie zu den Kiemen. Nach Sauerstoffaufnahme gelangt sie über Venen zum Perikardialsinus, wo sie durch kleine Öffnungen, die Ostien, zurück ins Herz gelangt.[3][23]

Das Herz dieser Krebse kann Drücke von 8–15 mmHg (1–2 kPa), beim Hummer bis zu 20 mmHg,[2] erzeugen und auch beim Erschlaffen des Herzmuskels sinkt der Druck in der Aorta nicht auf null, sondern bleibt durch einen Windkesseleffekt der großen Gefäße bei etwa 1,5 mmHg (0,2 kPa) und damit höher als in der offenen Körperhöhle (Hämocoel), so dass ein kontinuierlicher Flüssigkeitsstrom gewährleistet wird. Dadurch erreicht ein Hummer ein Herzminutenvolumen von 10–30 ml pro Minute und eine Umlaufzeit seiner Hämolymphe von 2–8 Minuten.[9]

Der Herzschlag wird von Nervenzellen gesteuert (neurogenes Herz), und nicht durch spezialisierte Muskelzellen wie bei den Wirbeltieren. Das Herzganglion liegt rückenwärts am Herzen auf und wird seinerseits vom Zentralnervensystem gesteuert.[9]

Bei Hummern wurden Herzfrequenzen zwischen 61 und 83 Schlägen pro Minute beobachtet. In seiner Hämolymphe gelöst ist der kupferhaltige Sauerstofftransporter Hämocyanin und es wurden drei bis elf morphologisch unterscheidbare Haemocyten gefunden, deren Aufgaben vermutlich in der angeborenen Immunantwort und der Blutstillung liegen.[2]

Andere Krebstiere

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Innerhalb der Krebstiere wurde außer bei den Zehnfußkrebsen Fluss in Gefäßen über weite Strecken nur bei den Asseln beobachtet. Bei den Daphnien ähnelt das Herz dem der Zehnfußkrebse, es sind jedoch keine Gefäße vorhanden. Das Röhrenherz der Kiemenfüßer, zu denen Artemia gehört, ähnelt eher dem der Insekten. Bei den Rankenfußkrebsen, darunter Seepocken und Entenmuscheln, gibt es kein Herz im eigentlichen Sinn. Die Muskulatur des Thorax übernimmt die Pumpfunktion.[9]

Insekten (Insecta)

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Schema der Insektenanatomie. Herz und Aorta sind am Rücken dunkelrot eingezeichnet und mit der Nummer 7 markiert.

Insekten haben trotz einer hohen Stoffwechselrate ein eher einfaches, offenes, in seiner Beschaffenheit von dem Mediziner und Naturforscher John Hunter entdecktes[25] Kreislaufsystem. Dies ist möglich, weil Insekten im Gegensatz zu den meisten Tieren mit Kreislauf diesen nicht zum Atemgastransport nutzen, sondern nur zum Transport von Nährstoffen, Immunzellen, Signalmolekülen und dergleichen. Der Gasaustausch geschieht über ein Tracheensystem, hohle Röhren, die von der Körperoberfläche direkt an die Gewebe heranführen.[23]

Bei vielen Insekten besteht das Gefäßsystem nur aus einem entlang dem Rücken liegenden langen Herzen, das hinten verschlossen ist und nach vorne in die Aorta übergeht. Kontraktionswellen treiben die Hämolymphe Richtung Kopf, wo sie in einen Sinus austritt und zu einem weiteren Sinus sickert, um durch diesen zurück in den Körper zu fließen. Körperbewegungen halten den Fluss in Gang, so dass wie bei anderen Arthropoden ein Übergang über Ostien zurück ins Herz erfolgt. Wenn das Herz erschlafft, wird es durch elastische Fasern des Aufhängeapparats gedehnt, so dass die Hämolymphe durch Unterdruck einströmt. Bei der Kontraktion werden die Ostien durch Klappen aus Bindegewebe verschlossen. Bei der Wanderheuschrecke Locusta migratoria wurde ein maximaler Druck von nur etwa 7 mmHg (0,9 kPa) gemessen.[23][9]

Häufig kommen in den Antennen, Flügeln und Beinen zusätzliche, einfache Herzen vor, bei manchen Arten können es mehrere Dutzend sein. Sie dienen der Versorgung von besonders stoffwechselaktiven Geweben und werden auch Nebenherzen oder pulsatile Organe genannt.[23][9]

Um auch die Enden der langen, dünnen Gliedmaßen durchfließen zu können, sind diese der Länge nach durch Septen in zwei Bereiche unterteilt. Nur am Ende der Extremität findet sich eine Öffnung, so dass die Hämolymphe auf der einen Seite hinein und auf der anderen wieder zurück strömt.[9]

Bei einigen Arten der Schmetterlinge, bei der Schmeißfliege Calliphora, den Goliathkäfern und dem Nashornkäfer wurde beobachtet, dass sich die Schlagrichtung des Herzens umkehren kann. Das Herz hat bei diesen Arten hinten eine oder zwei Öffnungen, durch die die Hämolymphe dann austreten kann. Meist wird häufiger Blut nach vorne gefördert als nach hinten. Durch die abwechselnde Richtung kann die Hämolymphe zwischen Vorder- und Hinterteil pendeln, was auch zu einer verstärkten Belüftung der Tracheen führt.[10]

Im Gegensatz zu allen anderen wirbellosen Tieren haben Insekten eine effektive Blut-Hirn-Schranke entwickelt. Die Diffusion von wasserlöslichen Molekülen von der Hämolymphe in die unmittelbare Umgebung der Nervenzellen ist dadurch stark eingeschränkt.[10]

Spinnentiere (Arachnida)

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Anatomisches Schema einer Webspinne, das offene Kreislaufsystem in rot.

Im Gegensatz zu den Insekten müssen Spinnentiere (darunter Spinnen, Milben, Skorpione) wie die Krebstiere nicht nur Nährstoffe, sondern auch Atemgase mit der Hämolymphe transportieren. Das im Hinterleib (Opisthosoma) am Rücken liegende Röhrenherz ist dem der Insekten ähnlich. Gefäße erlauben eine gezielte Durchblutung der Buchlunge. Eine Besonderheit liegt bei Spinnen vor, da sie ihre Beine nicht mit Muskelkraft strecken, sondern hydraulisch über einen relativ hohen Druck der Hämolymphe, die über eigene Blutgefäße dorthin gelangt.[9][1]

Stachelhäuter (Echinodermata)

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Schema eines Schlangensterns (Ophiura) von der Rückenseite von 1889. Ambulacralsystem in blau-grün, Blutlakunensystem (also der aborale Gefäßring) in rot. Genitalröhren gelb. BLR, Blutlakunenring. WGR, Wassergefäßring.
Ophiura albida, Bild zur Veranschaulichung der Körperform.

Stachelhäuter sind die einzigen ursprünglich bilateralen Tiere, die eine Fünfersymmetrie entwickelt haben. Die Larven sind jedoch bilateral. Alle zugehörigen Gruppen leben ausschließlich im Meer, darunter Seesterne, Seeigel, Schlangensterne und Seegurken. Die Stachelhäuter haben zwei Gefäßsysteme. Ein wesentliches Merkmal ist ihr Ambulacralsystem, manchmal auch als Wassergefäßsystem bezeichnet. Es enthält jedoch kein Meerwasser, sondern eine Körperflüssigkeit. Es hat einen ringförmigen Zentralkanal, von dem je ein Radiärkanal in die fünf Körperstrahlen abgeht. Dieses Gefäßsystem ist eine Neubildung der Stachelhäuter und entspricht nicht dem Blutgefäßsystem der anderen Tiergruppen.[26]

Daneben gibt es das Blutgefäßsystem, das bei den Stachelhäutern auch als Blutlakunensystem oder Haemallakunensystem bezeichnet wird. Endothel kommt nicht vor, manche Gefäßwände enthalten Myofilamente. Die Gefäße enthalten eine hohe Konzentration von Glykoproteinpartikeln und Blutzellen, sogenannte Amöbocyten und Coelomocyten. Der größere Anteil dieser Zellen befindet sich jedoch in Coelomräumen und im Bindegewebe. Einige Blutzellen sind phagozytierend, andere transportieren Sauerstoff. Bei den Seegurken kommen scheibenartige, hämoglobinhaltige Zellen vor. Unklar ist, ob, wie stark, in welche Richtung und wie regelmäßig das Blut in den Gefäßen fließt. Mindestens teilweise fließt es wohl gar nicht oder wenig.[27]

Wesentliche Teile des Blutgefäßsystems sind ein „oraler Gefäßring“, der um den Mund herum läuft (im Tier unten oder vorne) und ein „aboraler Gefäßring“, die Entsprechung am anderen Körperende (siehe Abbildung). Beide sind durch das Axialorgan verbunden, eine Struktur, die viele Blutgefäße und Blutzellen enthält und durch letztere häufig dunkel gefärbt ist. Ihm angelagert ist die Dorsalblase, die pulsiert und vermutlich die Funktion eines Herzens übernimmt. Sie ist auch mit den Gefäßen des Darms und der Gonaden verbunden. Das Axialorgan hat auch Ausscheidungsfunktionen und ist vermutlich den Glomeruli der Wirbeltierniere homolog.[27]

Chordatiere (Chordata)

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Die Manteltiere (Tunicata) und die Schädellosen (Lanzettfischchen), die wie die Wirbeltiere zu den Chordatieren gehören, haben ebenfalls ein offenes Kreislaufsystem. Ein einfaches, röhrenförmiges Herz geht in zahlreiche wohldefinierte Kanäle über, die aber keine Gefäßwände haben, und daher nicht als Blutgefäße angesehen werden. Bei manchen Manteltieren, zum Beispiel Ciona, kann sich die Richtung der peristaltischen Kontraktionen des Herzens umkehren, und somit auch die Flussrichtung. Bei den Lanzettfischchen ist der Kreislauf weitgehend geschlossen, die Gefäße münden nur in wenige Lakunen.[3][23]

Das Lanzettfischchen Branchiostoma lanceolatum hat keine Blutzellen und kein Hämoglobin oder andere Sauerstofftransporter. Ein zentrales Herz gibt es nicht, das Blut wird durch mehrere kontraktile Blutgefäße angetrieben. Am Bauch fließt es nach vorne und am Rücken zurück.[2]

Rundmäuler – kieferlose Fische (Cyclostomata, Agnatha)

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Auch eine Gruppe von Wirbeltieren hat ein teilweise offenes Kreislaufsystem, und zwar die Rundmäuler, zu denen die kieferlosen Fische gehören, Neunaugen und Schleimaale. Vom systemischen Herzen kommend verbleibt das Blut in manchen Geweben wie bei anderen Wirbeltieren in Blutgefäßen, aber in anderen Geweben tritt es in offene Blutlakunen über. Die Schleimaale haben in manchen Bereichen des Körpers noch zusätzliche, akzessorische Herzen. Wie bei den anderen Wirbeltieren sind die Blutgefäße mit Endothel ausgekleidet.[23]

Von allen Wirbeltieren haben Schleimaale den niedrigsten arteriellen Blutdruck (6–10 mmHg) und das höchste relative Blutvolumen (18 % der Körpermasse). Schleimaale haben mehrere Sinuse, die mit den Blutgefäßen in Verbindung stehen. Der größte liegt am Rücken und zieht sich von der Schnauze bis zur Schwanzflosse. Er liegt zwischen Skelettmuskulatur und Haut. Das Sinussystem kann bis zu 30 % des gesamten Blutvolumens aufnehmen. Vermutlich kann durch Kontraktion von Skelettmuskeln ein aktiver Übertritt in die Blutgefäße erzeugt werden.[2]

Das Herz der Schleimaale hat einen Vorhof und eine Kammer, aber keine Koronargefäße für die eigene Sauerstoffversorgung. Stattdessen durchströmt das Blut im Herzen Kanäle und Lakunen in der Herzwand. Die Herzschlagfrequenz liegt bei 20–30 Schlägen pro Minute. Das Herzzeitvolumen erreicht mit 8–9 ml pro Minute und Kilogramm Körpergewicht Werte, die sich denen der echten Knochenfische annähern. Das Herz hat einen Frank-Starling-Mechanismus, wird aber nicht über regulatorische Nerven beeinflusst, wie das bei den anderen Wirbeltieren der Fall ist. Ein zweites gekammertes Herz, das ebenfalls aus Herzmuskelzellen aufgebaut ist, transportiert Blut vom Darm in die Portalvene der Leber. Es schlägt in einem anderen Rhythmus als das systemische Herz.[2]

Das Kreislaufsystem der Neunaugen ähnelt jenem der kiefertragenden Fische: Blut gelangt vom Herzventrikel in die Aorta ventralis von dort in die Kiemenarterien, weiter in die Aorta dorsalis, in der es Richtung Schwanz fließt. Von dieser gehen Arteriolen und schließlich Kapillaren ab, durch Venen geschieht der Rückfluss zum Herzen.[23]

Gemeinsamkeiten der kiefertragenden Wirbeltiere (Gnathostomata)

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Kiefertragende Wirbeltiere (Kiefermäuler) besitzen einen geschlossenen Kreislauf. Hier fließt das Blut durch ein kontinuierliches Netz aus Blutgefäßen, das alle Organe erreicht. Die Kapillar-Endothelien der Wirbeltiere können kontinuierlich, fenestriert[28] oder diskontinuierlich sein. Diese Kreisläufe sind in den folgenden Abschnitten beschrieben.

Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Fische:
rot = sauerstoffreiches Blut
blau = sauerstoffarmes Blut

Das Herz-Kreislauf-System der Fische ist unter den kiefertragenden Wirbeltieren das am einfachsten gebaute. Das Herz besteht aus vier Räumen, zwei einleitenden dünnwandigen, Sinus venosus und Vorhof, einer dickwandigen, muskulösen Kammer und dem abschließenden Bulbus oder Conus arteriosus. Zwischen Vorhof und Kammer befindet sich eine Klappe, die einen Rückstrom des Blutes verhindert. Ebenso wie das Herz ist auch der Blutkreislauf selbst relativ einfach strukturiert. Das sauerstoffarme Blut wird aus dem Herzen in die Kiemen gepumpt, in denen es mit Sauerstoff aus dem Wasser angereichert wird. Anschließend wird das sauerstoffreiche Blut in den Körper weiter transportiert. In den Kapillaren gibt es den Sauerstoff ab und nimmt dafür Kohlendioxid auf. Neben dem Herz nimmt auch die Muskulatur der Kiemen am Pumpvorgang teil. Der Nachteil dieser Konstruktion ist, dass der Blutdruck im Kapillarnetz des Kiemenkreislaufs stark abfällt, der Blutstrom durch den Körper also relativ langsam ist. Das Blutvolumen macht weniger als ein Zehntel des Körpergewichts aus. Der Sauerstoffgehalt im Blut der Fische liegt weit unter dem des menschlichen Blutes.

Bei den meisten Fischen sind Herz und Kiemen wie beschrieben in Serie geschaltet. Eine Vermischung von sauerstoffarmen mit sauerstoffreichem Blut findet nicht statt. Der Australische Lungenfisch besitzt wie die Landwirbeltiere einen separaten Lungenkreislauf.[29]

Doppelter Kreislauf

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Bei den Amphibien (Lurchen) besteht das Herz aus einer Kammer und zwei Vorhöfen. Der Gasaustausch findet sowohl in der Lunge als auch in der Haut statt. Die beiden Kreisläufe der Amphibien werden daher als Lungen-Haut-Kreislauf und Körperkreislauf bezeichnet. Da sie, im Gegensatz zu Fischen, nicht hintereinander geschaltet sind, spricht man von einem doppelten Kreislauf.

Der linke Vorhof empfängt mit Sauerstoff angereichertes Blut aus der Lunge, der rechte Vorhof eine Mischung von sauerstoffarmem Blut aus dem Körper und sauerstoffreichem Blut aus der Haut. Beide Vorhöfe pumpen das Blut in die einheitliche Kammer. Diese Kammer besitzt einen Ausflusstrakt (Truncus oder Conus arteriosus), der sich in jeweils einen Stamm für die beiden Kreisläufe teilt. Eine leistenartige Erhebung im Ventrikel und im Lumen des Ausflusstrakts sorgt dafür, dass das Blut relativ „sortenrein“ durch das Herz fließt, das Blut aus den beiden Vorhöfen sich also nur wenig vermischt. Das sauerstoffreichere Blut wird zum überwiegenden Teil in die Halsschlagadern und die Aorta gepumpt, während das sauerstoffärmere Blut in die Lungen-Haut-Arterie gelenkt wird. Wie Reptilien und Vögel besitzen die Amphibien bereits einen Nierenpfortaderkreislauf.

Amphibien haben ursprünglich vier paarige Kiemenbogenarterien, die zu beiden Seiten aus der Aorta entspringen. Bei ausgewachsenen Lurchen entwickelt sich die erste zur Arteria carotis, die den Kopf versorgt. Die Arterien des zweiten Bogens vereinigen sich zur Aorta descendens, der absteigenden Aorta. Die dritte Kiemenbogenarterie bildet sich zurück, und aus den vierten entwickelt sich der paarige Aortenbogen.

Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Reptilien:
rot = sauerstoffreiches Blut
blau = sauerstoffarmes Blut
rosa = Mischblut

Die meisten zu den Reptilien zusammengefassten Taxa besitzen ein Herz, das wie das der Amphibien aus zwei Vorhöfen und einer Kammer besteht. Diese ist jedoch nahezu vollständig durch eine Scheidewand in zwei Hälften geteilt. Aus dem Körper strömt sauerstoffarmes Blut in den rechten Vorhof, aus den Lungen mit Sauerstoff angereichertes Blut fließt in den linken Vorhof. Beide Vorhöfe pumpen das Blut in die Herzkammer, aus der drei Schlagadern abgehen. In der rechten fließt sauerstoffarmes Blut zur Lunge, in der linken sauerstoffreiches Blut zum Kopf und in den Körper. Da die Trennung der Herzkammer jedoch nicht vollständig ist, kommt es zur Bildung von Mischblut (circa 10 bis 40 Prozent). Dieses fließt durch die mittlere Schlagader in den Körper.

Eine Besonderheit liegt bei den Krokodilen vor, bei denen zwei Herzkammern komplett getrennt sind. Aber zwischen der linken und der rechten Schlagader besteht mit dem Foramen Panizzae ein Verbindungsfenster. Die linke Aorta entspringt an der rechten Herzkammer, die rechte an der linken. Durch das Fenster vermischt sich das sauerstoffreiche Blut der rechten Kammer mit dem sauerstoffarmen der linken Kammer im Bereich der rechten Aorta, so dass Mischblut in den Körperkreislauf (den peripheren Kreislauf[30]) geführt wird und dabei vor allem in die peripheren Bereiche des Körpers gelangt. Zugleich fördert die linke Aorta sauerstoffreiches Blut in den Körper und vor allem in den Kopf des Tieres. Beim Tauchvorgang schließt sich das Foramen Panizzae vollständig, so dass die rechte Aorta nur noch mit sauerstoffarmem Blut versorgt wird, der Kopf jedoch weiterhin sauerstoffreiches Blut bekommt.

Auch bei den Dinosauriern lag vermutlich eine vollständige Trennung der Herzkammern vor. Dies ergibt sich aufgrund ihrer Position im Stammbaum zwischen den Krokodilen und den Vögeln, die beide eine durchgängige Trennwand im Herzen besitzen.

Blutkreislauf der Vögel und Säugetiere

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Schematischer Aufbau eines doppelten Blutkreislaufs:
rot = sauerstoffreiches Blut
blau = sauerstoffarmes Blut

Das Herz der Vögel und Säugetiere, also auch das des Menschen, ist vollständig in zwei Hälften geteilt, obwohl es sich um ein Organ handelt. Jede dieser Hälften besteht aus einem Vorhof und einer Kammer, die jeweils als Einheit arbeiten. Insgesamt gibt es also vier Räume. Während die rechte Herzhälfte das Blut durch den (erstmals im 13. Jahrhundert von Ibn an-Nafīs erwähnten[31]) Lungenkreislauf pumpt, der das Blut mit Sauerstoff anreichert, pumpt die linke Herzhälfte das Blut durch den Körperkreislauf, um die Organe mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen.

Diese beiden Kreisläufe sind in Reihe geschaltet, so dass das gesamte Blut durch die Lunge fließen muss. Die Organe im Körperkreislauf werden parallel durchströmt.

Ein wichtiger Vorteil eines eigenen, getrennten Lungenkreislaufs ist, dass in diesem ein deutlich geringer Druck herrschen kann als im Körperkreislauf. Bei einem gleich hohen Druck wie im Körperkreislauf würde in der Lunge vermehrt Flüssigkeit aus dem Blut in die Luft übertreten und dadurch den Gasaustausch behindern. Außerdem fungiert die Lunge mit ihren Kapillaren als Filter gegen Blutgerinnsel (Thromben) u. ä., bevor das Blut von der linken Herzseite unter anderem zum Gehirn gepumpt wird. Die Lunge hat dazu thrombenlösende Eigenschaften.

Im Lungenkreislauf verlässt das Blut die rechte Herzkammer über den Lungenstamm (lat. Truncus pulmonalis) in Richtung der Lungen, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Dann wird es durch die Lungenvenen (lat. Venae pulmonales) in den linken Herzvorhof geführt. Vom linken Vorhof gelangt es in die linke Kammer, von wo aus es durch die Aorta in den Körperkreislauf gelangt. Während bei den Säugern die Aorta auf der linken Körperseite verläuft, liegt sie bei Vögeln auf der rechten. Nach der Versorgung der Organe kehrt das nun mit Kohlenstoffdioxid angereicherte Blut durch die vordere (beim Menschen: obere) und die hintere (beziehungsweise untere) Hohlvene in den rechten Vorhof zurück. Wenn das Blut vom rechten Vorhof in die rechte Kammer kommt, beginnt der Kreislauf von neuem.

Eine Besonderheit stellt das Pfortadersystem der Leber dar. Blut, das von den Organen des Verdauungstrakts kommt, wird in der Pfortader gesammelt und gelangt in die Leber, wo die aufgenommenen Nährstoffe verwertet werden. Das Blut strömt dadurch nacheinander durch zwei Kapillarsysteme, bevor es zum Herzen zurückkommt. Auch die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) hat ein Pfortadersystem. Vögel haben wie Reptilien zudem eine Nierenpfortader.

Entwicklung der Kreislaufsysteme

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Phylogenese: Gemeinsamer evolutionärer Ursprung aller Kreislaufsysteme

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Kreislaufsysteme finden sich in der Evolution erstmals bei den Bilateria, also Tieren, die zwei klar definierbare mehr oder weniger spiegelbildliche Hälften (rechts und links) haben. Die Bilateria umfassen alle Tiergruppen von Würmern bis zu den Insekten und Wirbeltieren, nicht aber die Schwämme und Nesseltiere.[32]

Der letzte gemeinsame Vorfahr all dieser Gruppen lebte vor etwa 600 bis 700 Millionen Jahren und es wird angenommen, dass es sich um ein segmentiertes, bilaterales Tier handelte. Ein erstes Blutgefäßsystem hat sich womöglich schon zu dieser Zeit entwickelt, möglicherweise um die Trennwände zwischen den Segmenten zu überwinden. Der Fluss wäre durch sich peristaltisch kontrahierende Gefäße in Gang gesetzt worden, vielleicht ähnlich den Rückengefäßen der heutigen Ringelwürmer. Blut wäre vermutlich durch Spalten in der extrazellulären Matrix gesickert, ähnlich einem primitiven geschlossenen Kreislaufsystem. Dieses Modell würde die Homologie aller Kreislaufsysteme im Tierreich bedeuten, die sich alle von diesem ursprünglichen Typus ausgehend entwickelt hätten und demnach einen gemeinsamen phylogenetischen Ursprung hätten. In manchen Tierstämmen hätte sich das Kreislaufsystem vollständig zurück gebildet, etwa bei den Plattwürmern und Fadenwürmern. In anderen Abstammungslinien hätte es sich zu einem offenen Kreislaufsystem entwickelt. Bei einem frühen Kopffüßer wiederum wandelte sich das offene zurück zu einem geschlossenen Kreislaufsystem. Energieverluste bei der Strömung durch Rückfluss und dergleichen führten zu einem Selektionsdruck Richtung der Entwicklung gekammerter Herzen (etwa bei Weichtieren und Wirbeltieren), bei denen diese Problematik vermieden wird.[2]

Der Befund, dass viele Gene und Signalwege eine Rolle bei der Entwicklung des Herz-Kreislaufsystems sowohl bei der Taufliege Drosophila melanogaster als auch bei Wirbeltieren spielen, hat ebenfalls Spekulationen gestützt, dass es einen gemeinsamen Ursprung aller Blutkreislaufsysteme gäbe, die auf einen gemeinsamen bilateralen Vorfahren zurückgehen. Zu den gemeinsamen Signalmolekülen gehören Knochenmorphogenetische Proteine, Fibroblasten-Wachstumsfaktor, Wnt und Notch. Beispielsweise löst der Notch-Signalweg in Hämangioblasten bei Wirbeltieren und bei Drosophila die Bildung von Blutstammzellen aus.[33]

Ontogenese: Kreislaufsysteme werden vom Mesoderm gebildet

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Die meisten Coelomata (Tiere mit Coelom) haben ein Gefäßsystem. Dessen Wände entstehen während der Entwicklung des Individuums, der Ontogenese, aus dem Mesothel, bisweilen auch Peritoneum (Bauchfell) genannt. Das Mesothel ist die mesodermale Auskleidung der Körperhöhle (des Coeloms), also eine epitheliale Zellschicht. In Gefäßwänden finden sich kontraktile Myofibrillen, die in manchen Fällen den Blutfluss auslösen. Bei Wirbeltieren und einigen Wirbellosen sind die Blutgefäße mit nicht-muskulärem Endothel ausgekleidet, das von einer Muskelzellschicht umgeben ist. Zwar haben bei den Gliederfüßern und einigen anderen Urmündern (Protostomia) die erwachsenen Tiere kein geschlossenes Coelom, Teile des embryonal angelegten Mesothels überdauern jedoch und bilden epithelial ausgekleidete Gefäßräume. Verglichen mit der oben beschriebenen Situation beim ursprünglichen bilateralen Tier ging ein kontinuierliches Mesothel bei der Entwicklung der Arthropoden in den erwachsenen Tieren verloren. Mesotheliale Zellen bildeten jedoch weiterhin das Röhrenherz am Rücken und die anschließende Aorta.[33]

Bei den Wirbeltieren ist die ontogenetische Entwicklung komplexer. Aus dem embryonalen Mesothel entstehen mehrere Gruppen von Vorläuferzellen, aus denen sich die verschiedenen Gewebeschichten des Herz-Kreislauf-Systems entwickeln, darunter Endothel/Endokard, Myokard und Blutzellen. Diesen Überlegungen zufolge wäre das Drosophila-Herz mit dem Myokard der Wirbeltiere genauso verwandt wie mit dem Endokard und dem Endothel in den Blutgefäßen im Allgemeinen.[33]

Verwandtschaft von Blutgefäßen, Blutzellen und Ausscheidungsorganen

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Embryologische und molekulare Hinweise deuten darauf hin, dass Gefäßwandzellen und Blutzellen entwicklungsbiologisch eng miteinander verwandt sind und sich beide aus Hämangioblasten entwickeln. Auch Nephrocyten (Podozyten) sind wohl eng mit den genannten Zelltypen verwandt. Die entsprechenden Systeme für Blutgefäße, Blutzellen und Ausscheidung gehen alle auf das dritte Keimblatt, das Mesoderm zurück, welches bei den frühen Bilateria oder Triploblasten zum ersten Mal auftritt.[33]

Einige heutige Tierstämme der Bilateria haben kein Coelom (Acoelomata, die Plattwürmer) oder kein echtes Coelom (Pseudocoelomata, Fadenwürmer und andere) und kein Gefäßsystem. Auch sie haben jedoch spezielle Ausscheidungsorgane, die Protonephridien. Diese scheinen daher die ältesten epithelialen Gewebe zu sein, die bei den frühen Bilateria aus mesodermalem Parenchym gebildet wurden. Protonephridien bilden ein verzweigtes Röhrensystem, das innen von bewimpertem Epithel und Nephrocyten (hier auch Cyrtocyten genannt) ausgekleidet wird und das entweder nach außen oder in den Verdauungstrakt mündet. Durch den Wimpernschlag wird Flüssigkeit abtransportiert und dadurch ein Unterdruck erzeugt, der weitere Flüssigkeit aus der Körperhöhle ansaugt.[33]

Aufbau der ersten Kreislaufsysteme

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Die Coelomata haben in der Regel ein gut ausgebildetes Kreislaufsystem. Die namengebende Körperhöhle, das Coelom, ist meist in mehrere Abschnitte unterteilt (bei Wirbeltieren etwa der Peritonealraum, der Pleuraraum und der Herzbeutel.) Bei einigen zugehörigen wirbellosen Gruppen werden die Gefäße in Spalten zwischen den mesothelialen Trennwänden gebildet, etwa bei Ringelwürmern, Kiemenlochtieren und den Lanzettfischchen. Möglicherweise ist dies die ursprüngliche Bauweise, wie bei den Ringelwürmern, bei denen die beiden Coelom-Räume, die jeweils die linke und rechte Hälfte eines Segmentes um den Darm herum auskleiden, sich am Rücken und Bauch treffen. Auch die Wände der Räume zwischen benachbarten Segmenten treffen sich, zwischen den beiden Mesothelien bleiben jedoch offene Bereiche, die sich verbinden, um Blutgefäße zu bilden. Daraus ergibt sich, dass im Gegensatz zu anderen Röhren oder Öffnungen im Körper, das Innere der primitiven Blutgefäße von der basalen Seite des umgebenden Epithels umgeben wird, und nicht von der apikalen, „äußeren“ Seite. Tatsächlich lässt sich bei den wirbellosen Tiergruppen eine dem Lumen zugewandte, ausgeprägte Basalmembran nachweisen, das Kennzeichen der basalen Seite eines Epithels.[33]

Der Ursprung des Kreislaufsystems wird also bei einem frühen bilateralen Tier vermutet, bei dem das Kreislaufsystem gegenwärtigen Vielborstern unter den Ringelwürmern ähnelte. Hier entwickelte sich eine Gruppe mesodermaler Zellen in ein Mesothel, das das Coelom auskleidete und Gefäße bildete. Mesotheliale Zellen differenzierten sich dann zu kontraktilen Gefäßzellen, Nephrozyten oder zu Blutvorläuferzellen. Derartige mesotheliale Zellen wären dann eine Art Vorläufer heutiger Hämangioblasten. Auch das Kreislaufsystem der Lanzettfischchen ähnelt dem des angenommenen ursprünglichen bilateralen Tiers.[33]

Das Kreislaufsystem der Wirbeltiere unterscheidet sich davon. Die Gefäße sind von Endothel ausgekleidet und von Muskelzellen umgeben. Im Gegensatz zu den wirbellosen Coelomata trägt das Mesothel bei Wirbeltieren nicht zu den Gefäßen in den ausgewachsenen Tieren bei. Während der Embryogenese lässt sich die Verwandtschaft jedoch noch beobachten. Im frühen Embryo bildet das seitliche Mesoderm das Mesothel, das das Coelom umgibt. Das innere Blatt des Mesothels, die Splanchnopleura, bildet die Vorgängerzellen, die zu Endothel und Blutzellen werden (siehe AGM-Region) und auch die glatten Muskelzellen der Blutgefäßwände. Direkt neben der Splanchnopleura liegt das intermediäre Mesoderm, aus dem sich das Ausscheidungssystem entwickelt. Beim Zebrabärbling Danio rerio überlappen beide Regionen sogar.[33]

Die Vorläuferzellen der Blutgefäße und Blutzellen migrieren von der Splanchnopleura um die ersten Blutgefäße zu bilden. Endothelzellen beginnen mit der Bildung von Herz, Aorta, den großen Venen, sowie Verbindungen zwischen Aorta und Venen. Anschließend lagern sich mesodermale Zellen an, um die Muskelschicht aufzubauen. Blutstammzellen sondern sich im frühen Embryo vom Endothel der Aorta und anderer Gefäße ab. Weitere Blutstammzellen entstehen zumindest bei Säugetieren vermutlich im Dottersack und der Plazenta.[33]

  • Uwe Gille: Herz-Kreislauf- und Abwehrsystem, Angiologia. In: Franz-Viktor Salomon u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 404–463.
  • Rita Monahan-Earley, Ann M. Dvorak, William C. Aird: Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium. In: Journal of Thrombosis and Haemostasis. Band 11, Supplement 1, Juni 2013, S. 46–66, doi:10.1111/jth.12253, PMC 5378490 (freier Volltext).
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Wiktionary: Blutkreislauf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Neil A. Campbell, Jane B. Reece: Biologie. 8. Auflage. Pearson Deutschland, München 2009, ISBN 978-3-8273-7287-1, S. 1246.
  2. a b c d e f g h i j Rita Monahan-Earley, Ann M. Dvorak and William C. Aird: Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium. In: J Thromb Haemost. Band 11, Suppl 1, 2013, S. 46–66, doi:10.1111/jth.12253, PMC 5378490 (freier Volltext).
  3. a b c d Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte: Tierphysiologie. Pearson Studium, München 2008, ISBN 978-3-8273-7270-3, S. 377–381 (Originaltitel: Principles of Animal Physiology. 2006.).
  4. Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch: Kurzes Lehrbuch der Zoologie. 5. Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart / New York, ISBN 3-437-20337-1, S. 184.
  5. a b c d Heinz Penzlin: Lehrbuch der Tierphysiologie. 7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2114-2, S. 313.
  6. Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte: Tierphysiologie. Pearson Studium, München 2008, ISBN 978-3-8273-7270-3, S. 383–386 (Originaltitel: Principles of Animal Physiology. 2006.).
  7. a b Adolf Remane, Volker Storch, Ulrich Welsch: Kurzes Lehrbuch der Zoologie. 5. Auflage. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-437-20337-1, S. 186–188.
  8. a b c Heinz Penzlin: Lehrbuch der Tierphysiologie. 7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2114-2, S. 3550-351.
  9. a b c d e f g h i j k l Gerhard Heldmaier, Gerhard Neuweiler, Wolfgang Rössler: Vergleichende Tierphysiologie. 2. Auflage. Springer Spektrum, Springer Verlag, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-25154-2, S. 258–262.
  10. a b c Heinz Penzlin: Lehrbuch der Tierphysiologie. 7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2114-2, S. 349.
  11. Heinz Penzlin: Lehrbuch der Tierphysiologie. 7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2114-2, S. 333.
  12. Emile L. Boulpaep: The Micorcirculation. In: Walter F. Boron, Emile L. Boulpaep (Hrsg.): Medical Physiology. Third edition Auflage. Elsevier, Philadelphia, PA 2017, ISBN 978-1-4557-4377-3, S. 462.
  13. Rolf Kötter: Wand der Leber-Sinusoide. (PDF) Anatomie.net, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 11. Juni 2014.
  14. A. Koo, I. Y. Lang: Microvascular filling pattern in rat liver sinusoids during vagal stimulation. In: The Journal of Physiology. Band 295, Nr. 1, 1979, S. 191–199, doi:10.1113/jphysiol.1979.sp012961.
  15. Carl A. Goresky: A linear method for determining liver sinusoidal and extravascular volumes. In: American Journal of Physiology-Legacy Content. Band 204, Nr. 4, April 1963, S. 626–640, doi:10.1152/ajplegacy.1963.204.4.626.
  16. Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2004, ISBN 3-8274-1112-2, S. 559–560.
  17. Rita Monahan-Earley, Ann M. Dvorak, William C. Aird: Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium. In: Journal of Thrombosis and Haemostasis. Band 11, Supplement 1, Juni 2013, S. 46–66, doi:10.1111/jth.12253, PMC 5378490 (freier Volltext).
  18. Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte: Tierphysiologie. Pearson Studium, München 2008, ISBN 978-3-8273-7270-3, S. 382 (Originaltitel: Principles of Animal Physiology. 2006.).
  19. a b c Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte: Tierphysiologie. Pearson Studium, München 2008, ISBN 978-3-8273-7270-3, S. 383–384 (Originaltitel: Principles of Animal Physiology. 2006.).
  20. Heinz Penzlin: Lehrbuch der Tierphysiologie. 7. Auflage von 2005, unveränderter Nachdruck. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2114-2, S. 340–341.
  21. Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2004, ISBN 3-8274-1112-2, S. 238.
  22. Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2004, ISBN 3-8274-1112-2, S. 126.
  23. a b c d e f g h Christopher D. Moyes, Patricia M. Schulte: Tierphysiologie. Pearson Studium, München 2008, ISBN 978-3-8273-7270-3, S. 384–386 (Originaltitel: Principles of Animal Physiology. 2006.).
  24. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 289.
  25. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 289.
  26. Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2004, ISBN 3-8274-1112-2, S. 447–448.
  27. a b Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2004, ISBN 3-8274-1112-2, S. 453–454.
  28. Margit Pavelka, Jürgen Roth: Functional Ultrastructure. An Atlas of Tissue Biology and Pathology. Springer, 2005, S. 232.
  29. Warren W. Burggren, Kjell Johansen: Circulation and respiration in lungfishes (Dipnoi). In: Journal of Morphology. Band 190, Nr. S1, 1986, S. 217–236, doi:10.1002/jmor.1051900415.
  30. Herbert Reindell, Helmut Klepzig: Krankheiten des Herzens und der Gefäße. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 450–598, hier: S. 454 f. (Der periphere Kreislauf).
  31. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 16.
  32. Volker Storch, Ulrich Welsch: Systematische Zoologie. 6. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin 2004, ISBN 3-8274-1112-2, S. 80.
  33. a b c d e f g h i Volker Hartenstein und Lolitika Mandal: The blood/vascular system in a phylogenetic perspective. In: BioEssays. Band 28, Nr. 12, 2006, S. 1203–1210, doi:10.1002/bies.20497.