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„Sylt“ – Versionsunterschied

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{{Begriffsklärungshinweis}}
[[Bild:SyltSat.jpg|thumb|250px|Sylt aus dem Weltraum.]]
{{Infobox Insel
'''Sylt''' ([[Dänische Sprache|dänisch]]: ''Sild'', [[Friesische Sprache|friesisch]]: ''Söl'') ist die größte der [[Nordfriesische Inseln|Nordfriesischen Inseln]]. Sie befindet sich im [[Kreis Nordfriesland]] in [[Schleswig-Holstein]].
|BILD1= 13-09-29-nordfriesisches-wattenmeer-RalfR-05.jpg
|BILD1-TEXT= Sylt von Südwest
|BILD2= Sylt.png
|BILD2-TEXT= Karte der Insel Sylt
|GEWAESSER= Nordsee
|GRUPPE= [[Nordfriesische Inseln]]
|BREITENGRAD= 54/54/57/N
|LAENGENGRAD= 8/19/51/E
|REGION-ISO= DE-SH
|KARTE=
|POSKARTE=
|LAENGE= 38
|BREITE= 12.6
|FLAECHE= 99.14
|ERHEBUNG= [[Uwe-Düne]]
|HOEHE= 52.5
|HOEHE-BEZUG= DE-NN
|HAUPTORT= [[Westerland]], [[Sylt (Gemeinde)|Gemeinde Sylt]]
|EINWOHNER= 18299
|ZENSUS= 2023
}}


[[Datei:DLR Sylt.jpg|mini|[[Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt]]: [[Satellitenfoto]] der Inseln [[Amrum]], [[Föhr]] und Sylt, Oktober 2007]]
== Geographie ==

'''Sylt''' ({{daS|'''Sild'''}}, {{frrS|'''Söl'''}}) ist die größte [[Nordfriesische Inseln|nordfriesische Insel]]. Sie erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vor der Nordseeküste [[Schleswig-Holstein]]s und [[Dänemark]]s. Bekannt ist die nördlichste deutsche Insel vor allem durch ihre [[Kurort]]e [[Westerland]], [[Kampen (Sylt)|Kampen]] und [[Wenningstedt-Braderup (Sylt)|Wenningstedt]], für verbreitetes [[#Freikörperkultur und Nacktbaden|Nacktbaden]] und durch den circa 40 Kilometer langen Weststrand.

== Geografie ==
=== Lage ===
=== Lage ===
[[Bild:Sylt Strand1.jpg|thumb|Blick vom [[Rotes Kliff|Roten Kliff]] auf den Sylter Strand.]]
[[Datei:Rotes Kliff Sylt (24237231827).jpg|mini|links|Blick auf das [[Rotes Kliff|Rote Kliff]] bei [[Kampen (Sylt)|Kampen]]]]

Sylt hat eine Größe von 99,14 km² und ist damit die viertgrößte deutsche [[Insel]] und die größte Nordseeinsel [[Deutschland]]s.
Sylt ist mit 99,14 Quadratkilometern nach [[Rügen]], [[Usedom]] und [[Fehmarn]] die [[Liste deutscher Inseln|viertgrößte Insel Deutschlands]] und die größte deutsche [[Nordsee]]­insel. Sylt liegt zwischen 9 und 16 Kilometer vor der Küste des Festlands, mit dem sie seit 1927 über den elf Kilometer langen [[Hindenburgdamm]] verbunden ist. Südöstlich von Sylt befinden sich die Inseln [[Amrum]] und [[Föhr]], nördlich liegt die dänische Insel [[Rømø]]. In der Nähe der Sylter Nordspitze liegt die Insel [[Uthörn]].
Zur Westseite erstreckt sich ein knapp 40 km langer weißer [[Strand|Sandstrand]], an den die [[Nordsee]] brandet, zur Ostseite liegt das Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteinisches-[[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer]]. Bei [[Niedrigwasser]] liegt zwischen der Insel und dem [[Festland]] der [[Meeresboden]] weitgehend frei und bietet [[Wattvogel|Watt]]- und [[Meeresvögel]]n einen Rast- und Futterplatz.

Sylt erstreckt sich über 38,0 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am [[Königshafen]] bei [[List auf Sylt]], nur etwa 320 Meter breit. An ihrer breitesten Stelle, von [[Westerland]] im Westen bis zur Nössespitze bei [[Morsum (Sylt)|Morsum]] im Osten, misst sie 12,6 Kilometer. Der südliche Teil der Insel ist ebenfalls schmal. An der West- und Nordwestseite Sylts erstreckt sich ein knapp 40 Kilometer langer [[Strand|Sandstrand]], zur Ostseite liegt das [[Watt (Küste)|Wattenmeer]], das zum [[Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer]] gehört und bei [[Niedrigwasser]] weitgehend trockenfällt.

[[Datei:Sylt Küste Strand Dünen.JPG|mini|Typische Küstenlandschaft auf Sylt]]

Die Form der Insel ist fortgesetzten Veränderungen unterworfen. Wegen ihrer exponierten Lage in der Nordsee kommt es zu kontinuierlichen Landverlusten bei [[Sturmflut]]en. Der nördliche und der südliche [[Nehrung]]shaken der Insel bestehen ausschließlich aus [[Sand]]ablagerungen, während der Mittelteil der Insel im Bereich der ehemaligen Gemeinden Westerland, [[Wenningstedt-Braderup (Sylt)|Wenningstedt]] und [[Sylt-Ost]] auf einem [[Geest]]kern ruht, der von See aus in Form des [[Rotes Kliff|Roten Kliffs]] sichtbar ist. Der dem Wattenmeer zugewandte Teil des Geestkerns geht im Bereich der ehemaligen Gemeinde Sylt-Ost in relativ fruchtbares [[Marschland]] über. Nach heute als gesichert angesehenen Quellen ist Sylt seit der [[Zweite Marcellusflut|Zweiten Marcellusflut]] von 1362 eine Insel. Ihre höchste Erhebung ist die [[Uwe-Düne]] in Kampen mit {{Höhe|52.5|DE-NHN|link=1}}.

=== Klimatische Verhältnisse ===
[[Datei:Klimadiagramm-List (Sylt)-Deutschland-metrisch-deutsch.png|mini|Klimadiagramm von List auf Sylt]]

Auf Sylt herrscht ein vom [[Golfstrom]] beeinflusstes [[Seeklima]]. Die Wintermonate sind mit durchschnittlich etwa 2&#8239;°C etwas milder als auf dem benachbarten Festland, die Sommermonate dagegen mit durchschnittlich 17&#8239;°C, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler. Im Jahresdurchschnitt hat Sylt täglich 4,6&nbsp;Stunden Sonnenschein.<ref name="kontor">{{Internetquelle |url=https://www.wetterkontor.de/de/klima/klima2.asp?land=de&stat=10020 |titel=Das Klima in List / Sylt |werk=wetterkontor.de |abruf=2017-12-01 |kommentar=Die Klimadaten beziehen sich überwiegend auf den Zeitraum 1961 bis 1990.}}</ref>

Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,7&#8239;°C. Der Wind weht im Jahresdurchschnitt mit 6,7&nbsp;m/s vorwiegend aus westlichen Richtungen. Die Jahresniederschlagsmenge liegt bei rund 734&nbsp;mm<ref>{{Internetquelle |autor=Bernhard Mühr |url=https://www.klimadiagramme.de/Deutschland/list2.html |titel=List auf Sylt |titelerg=Klimadiagramm |werk=klimadiagramme.de |datum=2007-06-01 |abruf=2018-02-06}}</ref> bzw. 747&nbsp;mm.<ref name="kontor" /> Aktuelle Klima- und Wetterdaten liefern seit 1937 die mittlerweile automatisierte nördlichste [[Wetterstation]] des [[Deutscher Wetterdienst|Deutschen Wetterdienstes]] auf einer Düne bei List und einige Stationen kommerzieller Wetterbeobachter wie [[MeteoGroup Schweiz]], ebenfalls in List.

{{Klimatabelle
| TABELLE =
| DIAGRAMM TEMPERATUR =
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG =
| DIAGRAMM NIEDERSCHLAG HÖHE = 200
| QUELLE =<ref name="kontor" />
| Überschrift =
| Ort = [[List auf Sylt]]
<!-- durchschnittliche Höchsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C -->
| hmjan = 2.6
| hmfeb = 2.6
| hmmär = 4.8
| hmapr = 8.9
| hmmai = 14.1
| hmjun = 17.2
| hmjul = 18.5
| hmaug = 19.1
| hmsep = 16.3
| hmokt = 12.4
| hmnov = 7.9
| hmdez = 4.5
<!-- durchschnittliche Niedrigsttemperatur für den jeweiligen Monat in °C -->
| lmjan = −0.9
| lmfeb = −1.0
| lmmär = 0.8
| lmapr = 3.5
| lmmai = 8.0
| lmjun = 11.5
| lmjul = 13.4
| lmaug = 13.9
| lmsep = 11.7
| lmokt = 8.5
| lmnov = 4.2
| lmdez = 0.9
<!-- durchschnittliche Temperatur für den jeweiligen Monat in °C -->
| avjan =
| avfeb =
| avmär =
| avapr =
| avmai =
| avjun =
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| avaug =
| avsep =
| avokt =
| avnov =
| avdez =
<!-- durchschnittliche Niederschlagsmenge für den jeweiligen Monat in mm -->
| nbjan = 57
| nbfeb = 35
| nbmär = 45
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| nbjul = 62
| nbaug = 72
| nbsep = 83
| nbokt = 89
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| nbdez = 72
<!-- durchschnittliche Anzahl täglicher Sonnenstunden für den jeweiligen Monat in h/d -->
| shjan = 1.5
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| shapr = 5.8
| shmai = 7.8
| shjun = 8.0
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| shaug = 7.4
| shsep = 4.8
| shokt = 3.2
| shnov = 1.8
| shdez = 1.4
<!-- durchschnittliche Wassertemperatur (Meere, Seen u.ä.) für den jeweiligen Monat in °C -->
| wtjan = 4
| wtfeb = 3
| wtmär = 4
| wtapr = 6
| wtmai = 10
| wtjun = 13
| wtjul = 16
| wtaug = 17
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<!-- durchschnittliche Regentage für den jeweiligen Monat in d -->
| rdjan = 12
| rdfeb = 8
| rdmär = 10
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| rdmai = 8
| rdjun = 9
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| rdaug = 11
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| rdnov = 16
| rddez = 13
<!-- durchschnittliche Luftfeuchtigkeit für den jeweiligen Monat in % -->
| lfjan = 90
| lffeb = 88
| lfmär = 86
| lfapr = 81
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| lfjun = 76
| lfjul = 78
| lfaug = 77
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| lfokt = 84
| lfnov = 86
| lfdez = 88
}}

=== Formung und Bedrohung durch das Meer ===
[[Datei:13-09-29-nordfriesisches-wattenmeer-RalfR-27.jpg|mini|Ellenbogen]]

Die Insel Sylt in ihrer jetzigen Gestalt existiert erst seit etwa vierhundert Jahren. Sie entstand wie die [[Geest|Festlandgeest]] aus [[Alt- und Jungmoräne|Altmoränen]] und hat deshalb einen [[Geschiebemergel]]kern, der heute in der Mitte und im Westen der Insel mit Kliff, Dünen und Sandstrand sichtbar ist. Dieser Geestkern erodierte, nachdem ihn der Anstieg des Meeresspiegels vor 8000 Jahren der starken Strömung entlang des steilen Inselsockels aussetzte. Dabei lagerten sich die [[Sedimentation|Sedimente]] südlich und nördlich an. Die Westkante, die ursprünglich zehn Kilometer vor der heutigen Küste lag, verlagerte sich so stetig nach Osten, während gleichzeitig die Insel im Norden wie im Süden länger wurde. Um diesen Geestkern lagerte sich nach der [[Würm-Kaltzeit|letzten Eiszeit]] Marschland an.<ref>{{Internetquelle |autor=Matthias Maluck |url=http://www.lancewadplan.org/Cultural%20atlas/SH/Sylt/sylt.htm |titel=Cultural Entities (Schleswig-Holstein) – Sylt |werk=lancewadplan.org |sprache=en |abruf=2018-03-27}}</ref>

Zwar wird Sylt bereits 1141 als Insel bezeichnet, doch gehörte sie vor der ersten [[Zweite Marcellusflut|Großen Mandränke]] 1362 zu einer von [[Priel]]en durchzogenen Landschaft und war zumindest bei Niedrigwasser trockenen Fußes vom Festland erreichbar.<ref>[https://web.archive.org/web/20110810065509/http://lv-twk.oekosys.tu-berlin.de/project/lv-twk/002-sylt.htm Alte Karten, die den Wandel des Umrisses Sylts zeigen]</ref> Vermutlich erst nach dieser Flut entwickelte sich durch die Bildung von [[Nehrung]]shaken aus dem von den Meeresströmungen verdrifteten abgetragenen Material die gegenwärtige charakteristische Gestalt. Dabei waren und sind besonders die nördlichen und südlichen Enden der Insel großen Veränderungen unterworfen. So war Listland im 14.&nbsp;Jahrhundert für einige Zeit vom Rest der Insel getrennt, und durch die Entstehung des [[Ellenbogen (Sylt)|Ellenbogens]] versandete der ''Königshafen'' bei List ab der zweiten Hälfte des 17.&nbsp;Jahrhunderts.<ref name="Fallstudie">[http://www.iczm.de/geomarab.pdf ''Klimaänderung und Küste – Fallstudie Sylt''] (PDF; 2,6&nbsp;MB) Projekt des Forschungszentrums für marine Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Paläo-Ozeanologie, Teilprojekt: ''Klimabedingte Veränderung der Gestalt der Insel Sylt''</ref>


[[Datei:Mejers Sylt.jpg|mini|Sylt auf einer Karte des [[Johannes Mejer (Kartograf)|Johannes Mejer]] von 1648. Gut zu erkennen sind der ''Königshafen'' bei List und die heute untergegangenen damaligen [[Kirchspiel]]e, darunter die alte Kirche von [[Eidum]].]]
Die Insel erstreckt sich über 38,0 km in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am [[Königshafen]] bei [[List (Sylt)|List]], und südlich von [[Rantum (Sylt)|Rantum]] nur circa 380 Meter schmal. An ihrer breitesten Stelle, von der Stadt [[Westerland]] im Westen bis zur Nössespitze bei [[Morsum (Sylt)|Morsum]] im Osten, misst sie 12,6 km.


Zusätzlich zum schleichenden Landschwund belastete die Einwohner während der sogenannten [[Kleine Eiszeit|Kleinen Eiszeit]] der Sandflug. Die nach Osten wandernden [[Wanderdüne|Dünen]] bedrohten Land und Siedlungen, weshalb sie ab dem 18.&nbsp;Jahrhundert durch die Bepflanzung mit [[Gewöhnlicher Strandhafer|Strandhafer]] befestigt wurden. Das hatte jedoch zur Folge, dass abbrechendes Material vermehrt abdriftete und die Inselsubstanz weiter abnahm.
Die Form der Insel hat sich im Lauf der Zeit ständig verändert, ein Prozess, der auch heute noch im Gange ist. Der nördliche und der südliche [[Nehrung]]shaken ([[Ellenbogen (Sylt)|Ellenbogen]] und „Odde“) der Insel bestehen ausschließlich aus [[Sand]], während der Mittelteil der Insel, im Bereich der Ortschaften Westerland, [[Wenningstedt-Braderup (Sylt)|Wenningstedt]] und [[Sylt-Ost]], auf einem [[Geest]]kern ruht. Seeseitig ist dieser Geestkern in Form des [[Rotes Kliff|Roten Kliffs]] sichtbar. Sylt ist seit der [[Mandränke]] von [[1362]] eine Insel, ihre höchste [[Berg|Erhebung]] ist die Uwe-Düne mit 52,5 Metern über dem Meeresspiegel.


Ab 1870 existieren Aufzeichnungen des jährlichen Küstenrückgangs. Demnach verlor Sylt in den Jahren 1870–1951 jährlich durchschnittlich 0,4&nbsp;Meter im nördlichen und 0,7&nbsp;Meter im südlichen Küstenabschnitt. 1951 bis 1984 steigerte sich die Rate auf 0,9 bzw. 1,4&nbsp;Meter, während die Küstenlinie an den Inselenden bei [[Hörnum (Sylt)|Hörnum]] und List noch größeren Veränderungen unterworfen ist.<ref>''Umweltatlas Wattenmeer&nbsp;– Band I – Nordfriesisches und Dithmarscher Wattenmeer.'' Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Umweltbundesamt (Hrsg.). Stuttgart 1998, S. 38.</ref>
===Klimatische Verhältnisse===
Das [[Seeklima]] auf der Nordseeinsel Sylt wird vom [[Golfstrom]] beeinflusst. Die Wintermonate sind mit durchschnittlich etwa 2 °C etwas milder als auf dem [[Festland]], die Sommermonate dagegen mit durchschnittlich 17 °C, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler. Im Durchschnitt hat Sylt täglich 4,4 Stunden Sonnenschein. Dass Sylt mit durchschnittlich 1.790 Stunden rund 170 Stunden mehr Sonnenschein als der Bundesdurchschnitt hat, ist mit dem geringen Relief der [[Küste]] zu begründen. Wolken können sich nicht so schnell stauen und - wenn Wolken entstanden sind - werden diese in der Regel durch den permanenten Wind vertrieben.


Durch schwere Sturmfluten in den letzten Jahrzehnten ist Sylt immer wieder in Gefahr, auseinanderzubrechen. So trennte die [[Sturmflut 1962]] Hörnum vorübergehend vom Rest der Insel. Besonders gefährdet ist dabei eine nur rund 500&nbsp;Meter breite Schmalstelle südlich von [[Rantum]].
Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,5 °C. Der Wind weht im Jahresdurchschnitt mit 6,7 m/s vorwiegend aus westlichen Richtungen. Die Jahresniederschlagsmenge liegt bei ca. 650 mm.


=== Anstieg Meeresspiegel ===
Aktuelle Klima- und Wetterdaten liefern sowohl seit 1937 die nördlichste [[Wetterstation]] des [[Deutscher Wetterdienst|Deutschen Wetterdienstes]] auf einer Düne bei List als auch einige Stationen kommerzieller Wetterbeobachter, wie [[Meteomedia AG|Meteomedia]] - ebenfalls in List.
Die Nordseeküste besitzt eines der dichtesten Pegel-Netzwerke der Welt, dessen Daten 100 Jahre und mehr zurückreichen. An Pegeln wird die sogenannte relative Meeresspiegeländerung gemessen, d.&nbsp;h. die Veränderung des Meeresspiegelniveaus im Verhältnis zum angrenzenden Land. Seit 1992 sind Satelliten in der Lage, die geozentrischen oder absoluten Veränderungen des Meeresspiegels im Verhältnis zum Erdmittelpunkt zu bestimmen. Der stärkste relative Meeresspiegelanstieg in der Nordsee ereignete sich seit Beginn der Satellitenbeobachtung mit 6,6 mm/Jahr bei Hörnum auf Sylt. Global hat sich die Rate des Anstieg (AR6) seit 1970 fast verdreifacht. Bis zum Ende des Jahrhunderts kommen weitere 30 bis 80 Zentimeter dazu.<ref>{{Internetquelle |url=https://bildungsserver.hamburg.de/themenschwerpunkte/klimawandel-und-klimafolgen/europa-745632 |titel=Meeresspiegelanstieg in der Nordsee |sprache=de |abruf=2024-12-06}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.helmholtz-klima.de/aktuelles/die-nordsee-im-klimawandel-hier-steigt-das-wasser |titel=Die Nordsee im Klimawandel: Hier steigt das Wasser {{!}} Helmholtz-Klima-Initiative |datum=2023-01-18 |sprache=de |abruf=2024-12-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.ipcc.ch/2022/09/09/media-advisory-revised-schedule-ar6-synthesis-report/ |titel=Revised schedule of the IPCC Synthesis Report — IPCC |abruf=2024-12-26}}</ref>
Was für die Skandinavier die [[Mitternachtssonne]], sind für die Sylter die ''[[weiße Nächte|weißen Nächte]]''. Sie entstehen in den Wochen um die [[Sommersonnenwende]], wenn die Sonne nach Sonnenuntergang nur knapp hinter dem Horizont verschwindet und so über den nördlichen Horizont der Insel einen Silberstreif zieht. Es ist in diesen Nächten merklich heller - ähnlich einer permanenten [[Nautische Dämmerung|Dämmerung]]. Die Tage um die ''weißen Nächte'' haben eine Dauer von über 17 Stunden, dazu kommen noch jeweils circa eine Stunde Abend- und Morgendämmerung. Somit dauern die „weißen Nächte“ nur etwa fünf Stunden, bis die echte Morgendämmerung wieder eintritt.


=== Küstenschutz ===
=== Küstenschutz ===
[[Bild:2002-07_Sylt_-_Groyne.jpg|thumb|Eine Buhne im Norden von Westerland.]]
[[Datei:Kueste Tetrapoden.jpg|mini|Tetrapoden am Strand von Hörnum]]
[[Bild:Sandvorspuelung.jpg|thumb|Abbruchkante einer Sandvorspülung am Strand von Westerland.]]
[[Datei:2002-07 Sylt - Groyne.jpg|links|mini|Eine Stahlbetonbuhne bei Westerland]]
[[Bild:Concrete tetrapods (Westerland).jpg|thumb|Tetrapoden am Strand vor der Promenade in Westerland .]]
Als Schutzmaßnahmen gegen die stetige [[Erosion]] an den [[Küste]]n der Insel Sylt begann man schon im [[19. Jahrhundert]] mit der Errichtung von [[Buhne|Holzpfahlbuhnen]]. Diese wurden rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebaut. Später wurden sie von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Diese Bauwerke erzielten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, die durch Querströmungen verursachte Erosion zu stoppen. Die „[[Luv und Lee|Lee]]-[[Erosion]]“, also die auf der wind- und strömungsabgewandten Seite der Buhnen, verhinderte nachhaltige [[Sand]]ablagerungen.


Als [[Küstenschutz]]maßnahmen gegen die stetige [[Erosion (Geologie)|Erosion]] wurden schon im 19.&nbsp;Jahrhundert [[Buhne]]n aus Holzpfählen errichtet. Diese rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebauten Anlagen wurden später von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Doch erzielten diese Bauwerke langfristig nicht den gewünschten Erfolg. Sie können die durch Querströmungen verursachte Erosion nicht stoppen, da die auf der wind- und strömungsabgewandten Seite einer Buhne auftretende „[[Luv und Lee|Lee]]-Erosion“ nachhaltige Sandablagerungen verhindert.
In den 60er Jahren des [[20. Jahrhundert]]s versuchte man durch die so genannten [[Tetrapode]]n, die am Fuße der Dünen ähnlich wie die Buhnen ins Meer hinaus verlegt wurden, die Meeresgewalten zu stoppen - vergeblich. Die tonnenschweren, in [[Frankreich]] entwickelten vierfüßigen Betonelemente waren für den Sylter Strand zu schwer - sie versanken zum Teil im Sand und konnten die Erosion ebenfalls nicht aufhalten. Vor dem Hörnumer Weststrand sind ab Mitte 2005 Tetrapoden-Schutzwerke wieder entfernt worden, da diese im Rückblick keinen Nutzen gegen die fortschreitende Erosion geboten hatten.


In den 1960er Jahren kamen sogenannte [[Tetrapode (Stein)|Tetrapoden]] („Vierfüßer“) zum Einsatz und wurden dem Fuße der Dünen entlang oder&nbsp;– ähnlich wie die Buhnen&nbsp;– ins Meer hinaus verlegt. Aber die rund sechs Tonnen schweren vierfüßigen Betonelemente waren für die am Sylter Strand herrschenden Verhältnisse zu schwer und konnten die Erosion nicht aufhalten. Vor dem Hörnumer Weststrand sind sie deshalb ab Mitte 2005 zum Teil wieder entfernt worden.<ref>Vgl. Fallstudie Sylt Teilprojekt ''Strategien und Optionen der Küstenschutzplanung für die Insel Sylt'' {{Webarchiv |url=http://www.auf.uni-rostock.de/uiw/b7/Projekte/iwr_fallstudie_sylt_abschlussbericht.pdf |text=auf.uni-rostock.de |wayback=20070810121605}} (PDF) S. 52, wo die Vorteile und die Risiken der starren Küstenschutzbauwerke dargestellt werden.</ref>
Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wird - als zurzeit einzig wirksame Waffe gegen die Erosion - [[Sand]] vor die Küsten der Insel gespült. [[Baggerschiff]]e pumpen ein Wasser-Sand-Gemisch an den Strand, an dem es von [[Bulldozer]]n verteilt wird. Dadurch wird bei [[Sturmflut]]en lediglich der vorgespülte Sand abgetragen - die eigentliche natürliche Küstenlinie wird somit geschützt und die Erosion wesentlich verlangsamt. Negativ sind die immensen Kosten der [[Sandvorspülung]]en zu beurteilen, der Bedarf von jährlich einigen Millionen Euro wird zurzeit von Bundes-, Landes- und EU-Mitteln gedeckt. Parallel dazu hat man an einigen Strandabschnitten damit begonnen, die oben erwähnten - sich als völlig nutzlos im Küstenschutz erwiesenen - Buhnen mit großem Aufwand abzutragen. Dieser Maßnahme ist auch die wohl berühmteste Buhne der Insel, die ''BUHNE 16'', zum Opfer gefallen.


Seit Anfang der 1970er Jahre wird, als bislang einzig wirksames Mittel gegen die Erosion, Sand vor die Küsten der Insel gespült. [[Baggerschiff]]e, sogenannte „[[Hopperbagger]]“, nehmen aus einem ihnen speziell zugewiesenen Gebiet, das weit vor der Küste liegt, Sand in ihren Laderaum auf. Sie fahren dann in die Nähe der Küste und spülen durch Rohrleitungen ein Wasser-Sand-Gemisch an den Strand. Durch [[Planierraupe]]n wird der Sand verteilt. Dabei soll lediglich das bei [[Sturmflut]]en abgetragene, [[Sandvorspülung|vorgespülte Sanddepot]] ersetzt werden&nbsp;– die eigentliche natürliche [[Küstenlinie]] wird somit geschützt und die Erosion verlangsamt. Diese Vorgehensweise ist mit erheblichen Kosten verbunden. Der Bedarf von jährlich bis zu 10&nbsp;Millionen Euro wird derzeit von Mitteln des [[Bundesebene (Deutschland)|Bundes]], des Landes und der [[Europäische Union|Europäischen Union]] gedeckt. Seit 1972 wurden etwa 60&nbsp;Millionen Kubikmeter Sand vorgespült und aufgeschüttet. Diese Maßnahmen haben zusammen bisher über 143&nbsp;Millionen Euro gekostet, sollen aber nach Berechnungen von Forschern ausreichen, um für mindestens drei Jahrzehnte größere Landverluste zu verhindern. In Hinsicht auf die Wirtschaftslage der Insel könnte daher der überwiegend privat gezogene Nutzen größer sein als die Kosten.<ref>Achim Daschkeit, Horst Sterr: ''Klimawandel und Küstenschutz: Hat Sylt eine Zukunft?'' In: Bernhard Glaeser (Hrsg.): ''Küste, Ökologie und Mensch – Integriertes Küstenmanagement als Instrument nachhaltiger Entwicklung.'' 2005 {{Webarchiv |url=http://www.sterr.geographie.uni-kiel.de/Daschkeit/downloads/Daschkeit-Sterr-2005-Sylt.pdf |text=sterr.geographie.uni-kiel.de |wayback=20091127233718 |archiv-bot=2023-01-17 22:36:30 InternetArchiveBot}} (PDF; 216&nbsp;kB) S. 278.</ref> In der Studie ''Klimafolgen für Mensch und Küste am Beispiel der Nordseeinsel Sylt'' von 1995 heißt es: „Hätte Sylt nicht das Image einer attraktiven Ferieninsel, gäbe es den Küstenschutz in der bestehenden Form gewiss nicht.“<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sueddeutsche.de/wissen/kuestenschutz-durch-klimawandel-sturmfluten-auf-sylt-werden-heftiger-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-241118-930-292224 |titel=Durch Klimawandel - Sturmfluten auf Sylt werden heftiger |datum=2024-11-18 |sprache=de |abruf=2025-03-08}}</ref><ref>[https://www.welt.de/print-welt/article389436/Sylt-zwischen-Natur-und-Profit.html ''Sylt zwischen Natur und Profit.''] In: ''[[Die Welt]]''</ref>
Das [[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer]], östlich zwischen Sylt und dem Festland gelegen, ist seit [[1935]] [[Naturschutz|Natur]]- und [[Vogelschutzgebiet]] und ein Teil des [[Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer|Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer]]. [[Lahnung]]en im Uferbereich des [[Watt (Küste)|Watts]] sollen die Sedimentation fördern und der [[Landgewinnung]] dienen. [[Wattwanderung]]en werden in den meisten Orten angeboten.


[[Datei:Sylt@SandaufspHopperbagger.jpg|mini|hochkant=1.4|Prinzip der Sandaufnahme und Übergabe des Hopperbaggers]]
Neben der kontinuierlichen Sandvorspülung gibt es auch weitere Ansätze zum dauerhaften Küstenschutz. Eine davon ist das Prinzip der Strandentwässerung ([[Drainage (Boden)|Stranddrainage]]), das an einigen Strandabschnitten in Dänemark bereits seine Wirksamkeit bewiesen hat und nun versuchsweise auch am Weststrand der Insel Sylt eingesetzt werden soll.
[[Datei:Sylt@Sandaufspuelung.jpg|mini|Sandaufspülung, Verteilung durch eine Planierraupe, auf See der Hopperbagger]]


Als Alternative wird die Verstärkung eines natürlichen [[Riff (Geographie)|Riffs]] vor der Küste diskutiert. Ein entsprechender Versuch wurde in den Jahren 1996 und 2003 unternommen.<ref>Matthias Bleck: ''Funktionale Bemessung künstlicher Riffe für aktiven und sanften Küstenschutz'' {{Webarchiv |url=http://www.stiftung-deutscher-kuestenschutz.de/pdf/bleck_kuenstliche_riffe.pdf |text=Matthias Bleck: ''Funktionale Bemessung künstlicher Riffe für aktiven und sanften Küstenschutz.'' |wayback=20151101031831}} (PDF)</ref> Die auf dänischen Inseln erfolgreiche „Sanddrainage“ ist wegen der Versteilung des untermeerischen Hangs vor Sylt nicht erfolgversprechend.<ref>[[Jürgen Newig]]:'' Sand auf Sylt.'' [http://www.uni-kiel.de/med-klimatologie/pdftexte/sand.pdf uni-kiel.de] (PDF; 3,9&nbsp;MB)</ref>
===Fauna===


[[Datei:Sand flushing (Westerland).jpg|links|mini|Sandvorspülung mit Tetrapoden am Weststrand]]
Die [[Fauna]] der Insel Sylt ist geprägt von der ursprünglichen Kargheit des Landes. Große Heideflächen im Ostteil der Insel sind Lebensraum vieler seltener Tiere. Die Heideökosysteme bieten einer großen Zahl von Lebewesen, die den extremen Bedingungen (Trockenheit, Wärme, Wind) angepasst sind, Platz: Ca. 2.500 Tierarten konnten bisher nachgewiesen werden, knapp die Hälfe davon ist vom Aussterben bedroht. Beachtlich ist die Zahl von über 600 verschiedenen Schmetterlingsarten, die in den [[Heide]]flächen leben, darunter z.&nbsp;B. Fuchs-, Zitronen-, [[Distelfalter]] und [[Pfauenauge]]n.
[[Ornithologie|Ornithologische]] Besonderheiten sind die vielen seltenen Wasser- und Küstenvögel, die auf der Insel ihre Brutreviere haben, wie z.&nbsp;B. der [[Kiebitz]], der kleine [[Sandregenpfeifer]], die Ufer[[seeschwalbe]], aber auch die [[Feldlerche]] oder die [[Brandgans]] sind typische Sylter Bewohner.
Bei den Landsäugetieren gibt es keine erheblichen Abweichungen gegenüber den benachbarten Festlandgebieten Nordddeutschlands. Primär sind [[Fuchs|Füchse]], [[Hase]]n, [[Kaninchen]] und [[Reh]]wild zu nennen, die auf der Insel auch bejagt werden.


Parallel zu den Sandvorspülungen wurden die Buhnen, die sich für den Küstenschutz als weitgehend nutzlos erwiesen hatten, an einigen Strandabschnitten mit großem Aufwand wieder abgetragen. Dieser Maßnahme ist auch die wohl bekannteste Buhne der Insel, die ''BUHNE&nbsp;16'', Namensgeberin des gleichnamigen Nacktbade-Strandes, zum Opfer gefallen.
== Ortschaften auf Sylt ==
{| align="right" border="1" width="1" style="margin:0 0 1ex 1ex"
| [[Bild:Sylt.png]]
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| 1. List. 2. Kampen. 3. Braderup. 4. Wenningstedt. 5. Munkmarsch. 6. Keitum. 7. Westerland. 8. Morsum. 9. Archsum. 10. Rantumer Becken. 11. Rantum. 12. Hörnum.
|----
|}


Einige Experten fürchten trotz all dieser Maßnahmen, dass Sylt bis Mitte des 21.&nbsp;Jahrhunderts erhebliche Landverluste hinnehmen müsse. Die voranschreitende [[globale Erwärmung]] werde zu vermehrter Sturmaktivität führen, was erhöhte Landverluste und als erste Konsequenz den Verlust zum Beispiel der [[Versicherbarkeit]] von Eigentum zur Folge haben könnte. So haben Messungen ergeben, dass sich die Wellenenergie nicht mehr wie früher am Vorstrand erschöpft, sondern ihre zerstörerische Wirkung auch auf den Strand ausweitet. Das führt zu einem Sedimentverlust von rund 1,1&nbsp;Millionen&nbsp;m³ jährlich.<ref name="Fallstudie" />
Die Insel Sylt ist in zwei Verwaltungsbereiche unterteilt. Das [[Amt Landschaft Sylt]] verwaltet alle Inselorte mit Ausnahme der selbstständigen Stadt Westerland. Die Verwaltung des Amt Landschaft Sylt befindet sich in [[Keitum]].


Die Dünengebiete der Insel stehen unter Naturschutz und dürfen nur auf gekennzeichneten Wegen betreten werden. Sogenannte „wilde“ Wege leisten der Erosion Vorschub und dürfen nicht begangen werden. Dort, wo die Vegetation zertreten wird und keine Wurzeln den Sand festhalten, wird er von Wind und Wasser abgetragen.
Die Insel hat aktuell (Stand 2004) 27.219 Einwohner, davon leben 10.488 in Westerland. Zu beachten ist, dass in diesen Zahlen die Zweitwohnungsbesitzer nicht enthalten sind.


Das Errichten von [[Lahnung]]en im Uferbereich des [[Watt (Küste)|Watts]] soll die Sedimentation fördern und der [[Landgewinnung]] dienen. Auch die Beweidung der Deiche und der Heideflächen durch Schafe dient letztlich dem [[Küstenschutz]], da die Tiere den Bewuchs kurz halten und mit ihren Klauen die [[Grasnarbe]] verdichten. So fördern sie die Entwicklung einer kompakteren Deichoberfläche, die bei einer Sturmflut den Wellen weniger Angriffsfläche bietet.
=== Hörnum ===
Der südlichste Ort Sylts, [[Hörnum (Sylt)|Hörnum]], wurde erst zu Beginn des [[20. Jahrhundert]]s gegründet. Er bestand zunächst lediglich aus Hafengebäuden der HAPAG sowie dem [[Leuchtturm Hörnum]], der im Jahr [[1907]] errichtet wurde. Der Ort war bis [[1970]] über die Inselbahn mit Westerland verbunden. Aber schon in früherer Zeit soll die unbesiedelte Südspitze der Insel Seeräubern als Unterschlupf gedient haben. Aus dieser Zeit soll die noch heute verwendete Flurbezeichung „Budersand“ stammen; sie bezeichnet eine große Düne an der Ostseite des Ortes, auf der in früheren Zeiten „Buden“ - also Hütten - gestanden haben sollen.


=== Flora und Fauna ===
Ab 1907 verzeichnete der abgelegene Ort einen großen Aufschwung. Nicht nur der Tourismus, auch die Wehrmacht bzw. Bundeswehr prägten diesen Ort; letztere hat sich unlängst aus den Kasernen zurückgezogen, sodass der Tourismus heute
[[Datei:Flower dsc05303.jpg|links|mini|Die als ''Syltrose'' bekannte [[Kartoffel-Rose]]]]
den Ort beherrscht.


Die [[Flora]] der Insel Sylt ist geprägt von der ursprünglichen Kargheit des Landes. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Sylt eine fast baumlose Insel. Erst durch gezielte Aufforstungen und Anpflanzungen entstanden kleinere Wald- und Buschgebiete. Noch heute ist beispielsweise in den Waldgebieten „Friedrichshain“ und „Südwäldchen“ in Westerland die planmäßige Anlage des Bewuchses erkennbar: die Bäume stehen weitgehend in Reih und Glied. Auch die weit verbreitete [[Kartoffel-Rose]] (''Rosa rugosa''), die auf der Insel auch als ''Syltrose'' bezeichnet wird, ist erst durch Menschenhand als Zierpflanze auf die Insel gelangt. Sie stammte ursprünglich von [[Kamtschatka]]. Die genügsame Rose fand auf der Insel ideale Lebensbedingungen und verbreitete sich rasch, so dass sie heute zum typischen Bild der Insel zählt. Ihre Verbreitung wird aus biologischer Sicht mit Sorge betrachtet, da sie seltene und schützenswerte einheimische Pflanzen, insbesondere auf den Heideflächen, mehr und mehr zu verdrängen droht.<ref name="Braderuper Heide">{{Internetquelle |url=http://www.naturschutz-sylt.de/braderuper-heide-info |titel=Interessantes über die Braderuper Heide |werk=naturschutz-sylt.de |abruf=2018-05-07}}</ref>
Von ständigen Sandverlusten ist die Südspitze der Insel, die so genannte „Odde“, gezeichnet; Jahr für Jahr werden große Teile der Dünenlandschaft durch Sturmfluten und Gezeiten abgetragen. Auch Küstenschutzbauwerke erzielten keine Wirkung, so dass auch in Zukunft zu erwarten ist, dass die „Odde“ weiter schrumpfen wird. Gefährdet sind dadurch bereits erste Ortsteile von Hörnum, insbesondere die so genannte „Kersig-Siedlung“ - eine Siedlung von Sommerhäusern in den südwestlichen Dünen von Hörnum.


Die großen [[Heide (Landschaft)|Heideflächen]] auf der Wattseite der Insel sind Lebensraum vieler seltener Tiere. Das Heide-[[Ökosystem]] bietet einer großen Zahl von Lebewesen Platz, die den extremen Bedingungen (Trockenheit, Wärme, Wind) angepasst sind: Etwa 2500 Tierarten und 150 Pflanzenarten konnten bisher nachgewiesen werden. Von diesen Pflanzenarten stehen 45&nbsp;Prozent auf der [[Rote Liste gefährdeter Arten|Roten Liste]].<ref name="Braderuper Heide" /> Beachtlich ist die Zahl von über 600 verschiedenen [[Schmetterlinge|Schmetterlingsarten]], die in den Heideflächen leben, darunter [[Kleiner Fuchs]], [[Zitronenfalter|Zitronen-]] und [[Distelfalter]] sowie [[Tagpfauenauge]]n.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.naturschutz-sylt.de/morsum-kliff-info |titel=Interessantes über das Morsum Kliff |werk=naturschutz-sylt.de |abruf=2018-05-07}}</ref>
=== Kampen ===
An der Westküste liegt das [[Rotes Kliff|Rote Kliff]]. Zwischen [[Kampen (Sylt)|Kampen]] und Wenningstedt, auf der hohen [[Geest]], steht seit [[1855]] der markante 38 Meter oder 179 Treppenstufen hohe, schwarz-weiße [[Leuchtturm Kampen]]. Er ist der älteste der Insel. Bei guter Sicht ist sein 62 Meter über NN gelegenes Licht 25 [[Seemeile]]n (etwa 45 km) weit zu sehen. Seit [[1977]] wird er - wie alle vier Sylter Leuchtfeuer - ferngesteuert. Ein weiterer Leuchtturm in Kampen ist der [[Leuchtturm Rotes Kliff]]. Bei diesem handelt es sich jedoch genaugenommen um ein altes „Quermarkenfeuer“, das seit den 1970er Jahren schon außer Betrieb ist. In Kampen befindet sich mit der Uwe-Düne der höchste Punkt der Insel. Diese Düne - benannt nach dem friesischen [[Freiheitskämpfer]] [[Uwe Jens Lornsen]] - erhebt sich bis auf 52,5 Meter über NN. Sie ist als Aussichtsdüne zu erklimmen. Kampen galt vor allem in den 1950er und 1960er Jahren als der Prominententreff in Deutschland. In Kampen befindet sich das Atelier des [[Maler]]s [[Siegward Sprotte]], welches in den Sommermonaten besucht werden kann.


[[Datei:Sylt02 ellenbogen.jpg|mini|Heidelandschaft am Ellenbogen im Norden]]
=== List ===
[[List (Sylt)|List]] ist ein [[Seebad]] an der Nordspitze der Insel Sylt und zugleich der nördlichste Ort in Deutschland. Er ist von einer spektakulären [[Landschaft]] aus Wanderdünen, [[Heide (Landschaft)|Heide]] und [[Salzwiese]]n umgeben. Diese auch als ''Listland'' bezeichnete Landschaft befindet sich in Privatbesitz einer Erbengemeinschaft.
List hat an seiner Ostseite einen Schutzhafen. Dort liegen Ausflugsschiffe der Adler-Reederei. Auch kann man von dort mit der Fähre der „Sylt-Express“, einer modernen Auto- und Personenfähre der Rømø-Sylt-Linie die [[Dänemark|dänische]] Nachbarinsel [[Rømø]] mit dem Hafenort Havneby erreichen.
Das gesamte Hafengelände ist in den Jahren 2003/04 vollständig umgestaltet und den touristischen Anforderungen angepasst worden.<br>
Das heutige Ortsbild von List geht in weiten Teilen auf Baumaßnahmen während des Dritten Reiches zurück. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden mit dem Bau der Kaserne im Zentrum des Ortes ganze Straßenzüge errichtet.


Die in Deutschland in ihrem Bestand gefährdete [[Kreuzkröte]] hat im Dünengürtel von Sylt mit tausenden Individuen eines ihrer größten deutschen Vorkommen. Ihre Laichplätze sind vernässte Dünentäler und flache, kurzlebige Tümpel. Als Landlebensräume dienen ihr vegetationsarme Sandlandschaften. Bedroht ist diese Art auf Sylt insbesondere durch den Straßenverkehr.<ref>{{Umweltanwendungen-SH|pfad=nuis/upool/gesamt/amphibien/rl_amphibien.pdf|titel=Die Amphibien und Reptilien Schleswig-Holsteins. Rote Liste. 3. Fass., Dez. 2003}} (PDF; 587&nbsp;kB) Landesamt für Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.)</ref>
=== Rantum ===
[[Bild:2003-05 Sylt - Strandgras (2).jpg|thumb|Strandhafer, hier südlich der Nordseeklinik in Westerland.]]
Der Ort [[Rantum (Sylt)|Rantum]] liegt an einer der schmalsten Stellen der Insel, teilweise liegen zwischen Nordsee und Wattenmeer nur 300 bis 400 Meter. Der Ort selbst musste in den vergangenen Jahrhunderten stets gegen die fortschreitende Versandung ankämpfen. Nicht wenige Höfe und sogar eine Kirche mussten den damals noch unbefestigten [[Wanderdüne]]n weichen. Erst mit der Anpflanzung von Dünengras ([[Strandhafer]]) wurde diese Gefahr gebannt.


[[Ornithologie|Ornithologische]] Besonderheiten sind die vielen seltenen Wasser- und Küstenvögel, die auf der Insel ihre Brutreviere haben oder als [[Vogelzug|Zugvögel]] nur zeitweise auf Sylt leben bzw. rasten. Sylt hat zwei bedeutende Vogelbrutgebiete: im Norden den [[Königshafen]] mit der in ihm liegenden Insel [[Uthörn]] und im Südosten das [[Rantumbecken]]. Auf Sylt brüten unter anderem [[Lachmöwe]]n, [[Küstenseeschwalbe]]n, [[Säbelschnäbler]], [[Rotschenkel]], [[Sturmmöwe]]n, [[Austernfischer]], [[Kiebitz (Art)|Kiebitze]], [[Brandgans|Brandgänse]] und [[Reiherente]]n. Während des Vogelzugs ist Sylt Rastplatz für tausende von [[Ringelgans|Ringel-]] und Brandgänsen, [[Pfeifente|Pfeif-]] und [[Eiderente]]n sowie für [[Pfuhlschnepfe]]n, [[Knutt]]s, [[Alpenstrandläufer]] und [[Goldregenpfeifer]]. Weniger zahlreich besuchen [[Sandregenpfeifer]], [[Bekassine]]n und [[Kampfläufer]] die Insel.<ref>{{BibISBN|3-490-16418-0}}</ref>
Eine weitere Gefahr waren die [[Sturmflut]]en. Auf Grund seiner Lage an einer schmalen Stelle der Insel bedrohte die Bewohner nicht nur die Nordsee von Westen her, sondern auch das Wattenmeer von Osten. Insbesondere die auf den fruchtbaren [[Marsch (Schwemmland)|Marschen]] im Osten des Ortes gelegenen Häuser der [[Salzwiese]]n von Rantum-Inge waren regelmäßig von den Sturmfluten betroffen.


Bei den Vorkommen der Land[[säugetiere]] gibt es heute keine erheblichen Abweichungen gegenüber den benachbarten Festlandgebieten Norddeutschlands. Nachdem die Insel mit dem Eisenbahndamm eine Festlandverbindung erhalten hatte, sind hier primär [[Feldhase]]n, [[Wildkaninchen|Kaninchen]] und [[Reh]]wild zu nennen, die auf der Insel auch bejagt werden. Durch den Zuzug von Raubtieren wie [[Rotfuchs]] und [[Europäischer Dachs|Dachs]] wurden die bis zu der Zeit weit verbreiteten [[Bodenbrüter]] fast vollständig verdrängt. Ein im Mai und Juni 2025 nachgewiesener [[Goldschakal]] machte Probleme mit Schafsrissen (die Schafe sind für die Deichpflege eingesetzt).<ref>https://www.rtl.de/news/zum-abschuss-freigegeben-wie-kam-der-goldschakal-nach-sylt-id4397491.html</ref>
[[1936]] wurde das [[Rantum-Becken]] mit einem 5 km langen [[Deich]] vom Wattenmeer abgeteilt, um einen [[Seeflughafen]] zu schaffen. Nachdem sich das Rantum-Becken dafür als untauglich erwiesen hatte, wurde es als [[Abwasserbecken]] von [[Westerland]] verwendet und steht seit [[1962]] als [[Vogelschutzgebiet]] (''Vogelkoje'') mit über 50 Vogelarten unter [[Naturschutz]].


Westlich von Sylt liegt eine Kinderstube der [[Gewöhnlicher Schweinswal|Schweinswale]]. Daneben leben in dem Seegebiet vor Sylt und den vorgelagerten Sandbänken größere Populationen von [[Seehund]]en sowie von den in deutschen Gewässern relativ selten vorkommenden [[Kegelrobbe]]n. Die früher zahlreich vor Sylt lebende [[Europäische Auster]] ist um 1950 wegen [[Überfischung]] ausgestorben. Mitte der 1980er Jahre wurde als Ersatz die [[Pazifische Auster]] zwischen List und Kampen kultiviert, die sich schnell stark über die ursprüngliche Kulturfläche hinaus ausbreitete.
Rantum ist Standort einer [[Sendeanlage]] für das auf der [[Langwelle]]nfrequenz 100&nbsp;kHz arbeitende Funknavigationssystem [[LORAN-C]]. Als [[Sendeantenne]] kommt ein 193 Meter hoher, gegen [[Erdung|Erde]] isolierter, [[Selbststrahlender Sendemast|selbststrahlender Stahlfachwerkmast]] zum Einsatz, der in 60,52 m, 120,87 m und 154,95 m abgespannt ist.


Früher war die [[Kreuzkröte]] im Dünengürtel mit einigen tausend Tieren häufig. Ebenfalls in den Dünen lebte der [[Moorfrosch]]. Beide Arten gehen stark zurück wegen Veränderungen im Wasserhaushalt. [[Erdkröte]] und [[Grasfrosch]] kommen verbreitet in Teichen und [[Koog]]en vor. Der [[Teichmolch]] ist bereits ausgestorben. Die [[Waldeidechse]] ist noch flächendeckend vorhanden. Die [[Zauneidechse]] ist ebenfalls ausgestorben. Einzelne Nachweise von [[Blindschleiche]], [[Kreuzotter]] und [[Ringelnatter]] gehen vermutlich auf Einschleppungen durch Materiallieferungen zurück.<ref name="Rana">Wolf-Rüdiger Grosse, Christian Winkler, Henrik Bringsøe: ''Die Herpetofauna der Nordfriesischen Inseln Dänemarks und Deutschlands'' Rana 2015/H. 16, S. 9–24.</ref>
=== Sylt-Ost ===
[[Sylt-Ost]] ist eine [[Großgemeinde]] auf der [[Nössehalbinsel]] und hat ca. 5.500 Einwohner. Sie ist ein Zusammenschluss von [[Tinnum]], Munkmarsch, [[Archsum]], [[Morsum (Sylt)|Morsum]] mit [[Keitum]] als Verwaltungsmittelpunkt.


==== Tinnum ====
=== Naturschutz ===
Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn [[Naturschutzgebiet (Deutschland)|Naturschutzgebiete]] (NSG), darunter Dünen- und Heidelandschaften, Kliffs und Binnengewässer (siehe auch: [[Liste der Naturschutzgebiete in Schleswig-Holstein]]). Die NSG [[Nord-Sylt]] und [[Morsum-Kliff]] bestehen bereits seit 1923 und sind damit die ältesten Naturschutzgebiete Schleswig-Holsteins.<ref>{{Umweltanwendungen-SH|pfad=nuis/upool/gesamt/jahrbe98/75jahr/75jahr.htm|titel=75 Jahre Naturschutzgebiete auf umweltdaten.landsh.de|abruf=2016-07-06}}</ref> Zusammen haben die zehn Gebiete eine Fläche von 3599 Hektar. Weitere Teile der Insel sind als [[Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)|FFH-Gebiete]], [[Natura 2000]]-Gebiete oder [[Landschaftsschutzgebiet]]e deklariert. Sylt grenzt ferner an den [[Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer]] sowie die zwischen Sylt und dem Festland gelegenen NSG [[Wattenmeer nördlich des Hindenburgdammes]] und [[Nordfriesisches Wattenmeer]], die beiden größten schleswig-holsteinischen Naturschutzgebiete.
[[Tinnum]] wird von bösen Zungen als Vorort von Westerland bezeichnet und grenzt tatsächlich mittlerweile nahtlos an die Stadt. Tinnum profitiert jedoch auch von der unmittelbaren Nähe zur Inselmetropole; so befinden sich in Tinnum heute viele attraktive Wohngebiete, einige mit endlosem Blick über die Tinnumer Wiesen gen Süden. Alte Bausubstanz ist in Tinnum eher selten zu finden, lediglich ein paar alte Höfe, sowie die [[1649]] erbaute ''[[Alte Landvogtei]]'', ehemals Sitz der Sylter [[Landvogt|Landvögte]], zeugen von friesischer Tradition des Ortes. Die ''[[Tinnumburg]]'', südwestlich des Ortes gelegen, ist ein kreisförmiger [[Wall]] mit einem Durchmesser von 120 Metern und einer Höhe von 8 Metern. Sie wurde etwa im [[1. Jahrhundert v. Chr.]] errichtet, vermutlich als heidnische [[Kultstätte]] oder Wehranlage gegen Angriffe von Mensch und Meer.


Um die Erforschung und den Schutz der bedrohten Tier und Pflanzenarten bemühen sich zahlreiche Vereine und Verbände, die mit Niederlassungen auf der Insel vertreten sind. Dazu zählen unter anderem das [[Alfred-Wegener-Institut]], die ''Söl’ring Foriining,'' der [[Verein Jordsand]], die [[Schutzstation Wattenmeer]] und die [[Naturschutzgemeinschaft Sylt]]. Auch das [[Umweltbundesamt (Deutschland)|Umweltbundesamt]] betreibt eine Mess- und Forschungsstelle in den Dünen nördlich von Westerland.
==== Keitum ====
[[Bild:Keitum Wattenmeer.jpg|thumb|Das Wattenmeer bei Keitum.]]
[[Keitum]] (friesisch: ''Kairem'') ist einer der ältesten Orte der Insel und war über Jahrhunderte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihr Hauptort. Erst mit dem einsetzenden Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts verlor er nach und nach seine zentrale Bedeutung. Lediglich als Verwaltungssitz des [[Amt Landschaft Sylt]] ist ein Teil der Bedeutung heute noch präsent. Aber auch das Ende dieser Verwaltung ist absehbar - es gibt Bestrebungen zu einer einzigen insularen Verwaltung (Amtsmodell oder Stadt Sylt). In beiden Fällen würde wohl der Verwaltungssitz nach Westerland verlegt.


Ein Ziel der Sylter Naturschützer ist es, durch Öffentlichkeitsarbeit wie Führungen, [[Flugblatt|Flugblätter]] und Internetangebote sowie politische Intervention für ein nachhaltigeres Vorgehen und [[Sanfter Tourismus|sanften Tourismus]] zu sensibilisieren.
Typisch für Keitum sind die alten Kapitänshäuser. Sie zeugen vom Wohlstand der Sylter Kapitäne, die vor allem auf Hamburger, aber auch holländischen Schiffen fuhren. Nicht wenige befehligten Walfänger, die jedes Frühjahr auf ihren gefährlichen Weg ins Nordmeer aufbrachen. Markantes Bauwerk ist die alte St.- Severin-Kirche (ca. [[1200]]); sie erhielt [[1450]] einen neuen Turm, der teilweise als Seezeichen und Gefängnis diente. Sie wurde [[1544]] evangelisch-lutherisch.
Langjähriger Pastor der Kirche war Traugott Giesen. Er galt als Institution, bis er im Juni 2005 nach über 20 Jahren Dienst in den Ruhestand ging.
Der Friedhof dieser Kirche ist bekannt für seine schönen alten Grabplatten und -tafeln, auf denen sich viele alte Sylter Namen wiederfinden. Nahezu alle Angehörigen der großen Keitumer Seefahrer- und Kapitänsfamilien liegen hier begraben, aber auch Auswärtige wie [[Rudolf Augstein]] ließen sich hier beisetzen.


== Siedlungsstruktur ==
Unweit des so genannten [[Grünes Kliff|Grünen Kliffs]] zum Wattenmeer lag der alte Keitumer Hafen. Heute ist er längst versandet, nur noch das alte Haus des letzten Postschiffers Thomas Selmer mit seiner imposanten Freitreppe erinnert an diese Zeiten. Die hölzernen Hafenanlagen sind in den letzten hundert Jahren vollständig im Wattenboden verschwunden.
Sylt hat 17.713 Einwohner (Stand: 2014), davon lebt annähernd die Hälfte in [[Westerland]]. In diesen Zahlen sind die [[Nebenwohnung]]sbesitzer nicht enthalten. Die Insel Sylt ist in zwei Verwaltungsbereiche unterteilt. Die neugegründete [[Sylt (Gemeinde)|Gemeinde Sylt]] umfasst die ehemals selbstständigen Orte Westerland, [[Sylt-Ost]] und [[Rantum]]. Das [[Amt Landschaft Sylt]] mit Sitz in der Gemeinde Sylt verwaltet die Inselorte, die nicht zur Gemeinde Sylt gehören.


Die Gemeinde ''Sylt-Ost'' war 1970 aus den Gemeinden [[Keitum]] (mit [[Munkmarsch]]), [[Tinnum]], [[Morsum (Sylt)|Morsum]] und [[Archsum]] gebildet worden. Per [[Bürgerentscheid]] im Mai 2008 wurde der Zusammenschluss der Gemeinde Sylt-Ost mit der Stadt Westerland zum 1. Januar 2009 beschlossen.<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrike Bergmann |url=http://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/westerland-sylt-ost-und-rantum-fusionieren-id477626.html |titel=Westerland und Sylt-Ost fusionieren |hrsg=[[Sylter Rundschau]] |datum=2008-05-26 |abruf=2009-12-11}}</ref> Angestrebt wird jedoch von unterschiedlichen Interessengruppen eine Fusion aller Inselgemeinden zu einer [[Verwaltungseinheit]].<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrike Bergmann |url=http://www.shz.de/nachrichten/lokales/sylter-rundschau/artikeldetails/article/789/der-fahrplan-zur-teilfusion-so-geht-es-jetzt-weiter.html |titel=Der Fahrplan zur Teilfusion: So geht es jetzt weiter |hrsg=[[Sylter Rundschau]] |datum=2008-05-27 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120216145331/http://www.shz.de/nachrichten/lokales/sylter-rundschau/artikeldetails/article/789/der-fahrplan-zur-teilfusion-so-geht-es-jetzt-weiter.html |archiv-datum=2012-02-16 |abruf=2009-12-11}}</ref>
Keitum ist die Heimat des friesischen [[Freiheitskämpfer]]s und Nationalhelden [[Uwe Jens Lornsen]]. Ihm ist in der Ortsmitte ein Denkmal gewidmet. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das „Altfriesische Haus“ und das Heimatmuseum. Beide geben interessante Einblicke in das Leben der Sylter vor Einsetzen des Tourismus.


=== Die Orte entlang der Westküste ===
Das Hünengrab [[Harhoog]] findet sich am Rande Keitums auf der Wattseite.
[[Datei:List Sylt Faehranleger.jpg|mini|Hafen und Fähranleger in [[List auf Sylt|List]]]]


Entlang der Sylter Westküste liegen sechs Orte. Die Gemeinde [[List auf Sylt]], ganz im Norden der Insel gelegen und damit die nördlichste Gemeinde Deutschlands, bewahrte durch ihre entfernte Lage zum damaligen Hauptort Keitum und ihre lange Zugehörigkeit zu [[Dänemark]] eine größere Eigenständigkeit. An ihrer Ostseite liegt der Schutzhafen, von dem neben Ausflugsschiffen auch die Fähre „Sylt-Express“ der [[FRS Syltfähre]] nach [[Havneby]] auf der dänischen Nachbarinsel Rømø verkehrt. Die Leuchttürme [[Leuchtturm List West|List West]] und [[Leuchtturm List Ost|List Ost]] stehen auf dem Gemeindegebiet. [[Wenningstedt-Braderup (Sylt)|Wenningstedt]] bildete mit [[Kampen (Sylt)|Kampen]] und Braderup gemeinsam die Verwaltungsgemeinschaft der „[[Norddörfer]]“ – einen früheren interkommunalen Zweckverband auf der Insel, von dem heute noch der Schulverband existiert. Während Kampen vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren als der Prominententreff in Deutschland galt, ist Wenningstedt seit über 100 Jahren als „Familienbad“ bekannt. Zwischen Kampen und Wenningstedt, auf der hohen Geest, steht seit 1855 der markante 38 Meter hohe schwarz-weiße [[Leuchtturm Kampen]]. Er ist der älteste der Insel. Das abgeschaltete [[Quermarkenfeuer Rotes Kliff]] steht ebenfalls bei Kampen. Östlich des Leuchtturms Kampen liegt das Naturschutzgebiet „Braderuper Heide“. Unmittelbar südlich von Wenningstedt beginnt das Siedlungsgebiet der Inselmetropole Westerland.
==== Munkmarsch ====
Der Name „[[Sylt-Ost|Munkmarsch]]“ soll der Überlieferung nach die Bedeutung „Mönchsmarsch“ haben. Es hat sich somit bei den Wiesen um fruchtbares [[Marsch (Schwemmland)|Marschland]] gehandelt, welches in irgendeiner Weise mit einem (Mönchs-)Kloster auf dem Festland verbunden war.


Nachdem die [[Allerheiligenflut 1436|Allerheiligenflut]] am 1. November 1436 den Ort [[Eidum]] zerstört hatte, gründeten die Überlebenden nordöstlich einen neuen Ort ''Westerland''.<ref>Söl’ring: ''Wäästerlön'' oder ''Weesterlön''</ref> Dieser wurde 1462 erstmals urkundlich erwähnt. 1855 wurde das [[Seebad]] gegründet, 50&nbsp;Jahre später erhielt Westerland die [[Stadtrecht]]e. 1949 wurde es schließlich als [[Heilbad]] anerkannt. Die Stadt hatte Ende des Jahres 2007 9.072 Einwohner und ist heute Verwaltungssitz der [[Sylt (Gemeinde)|Gemeinde Sylt]]. Südlich von Westerland läuft die Insel als schmaler Nehrungshaken etwa 15&nbsp;Kilometer an einer fiktiven Flut-Ebbe-Grenze vor dem Festland entlang, bis sie vom aus dem Wattgebiet östlich der Südhälfte der Insel heraus ablaufenden Gezeitenstrom, dem ''[[Hörnumtief|Hörnum-Tief]]'', abgeschnitten wird. Dort liegt der Ort [[Rantum]]. Dieser Ort musste, wie kaum ein anderer auf Sylt, in den vergangenen Jahrhunderten stets gegen die fortschreitende Versandung ankämpfen. Nicht wenige Höfe und eine Kirche mussten den damals noch unbefestigten, sich allmählich nach Osten bewegenden [[Wanderdüne]]n weichen. Erst mit der Anpflanzung von Dünengras ([[Strandhafer]]) wurde diese Gefahr gebannt. Dieser Nehrungshaken wird vor allem durch den vom Westwind aufgebauten Dünenwall geprägt. Nach Osten finden sich vereinzelt schmale Marschlandstreifen. [[Hörnum (Sylt)]] nahe der Südspitze gilt als jüngster Ort der Insel: erst kurz nach 1900 wurde er dauerhaft besiedelt. Aber schon in früherer Zeit soll die Südspitze der Insel Fischern und Seeräubern als vorübergehender Unterschlupf gedient haben. Aus dieser Zeit soll die noch heute verwendete Flurbezeichnung [[Budersand]] stammen. Dies bezeichnet eine mächtige Düne an der Ostseite des Ortes, auf der in früheren Zeiten „Buden“&nbsp;– also Hütten&nbsp;– gestanden haben sollen.<ref>Max Pahl: ''Hörnum. Heimat am Horn – Querschnitt und Streifzüge durch Geschichte, Leben und Landschaft des Nordseebades Hörnum auf Sylt.'' Lunden, Verlagsdruckerei Schallhorn, 1983.</ref> In Hörnum steht der [[Leuchtturm Hörnum]], so dass Sylt insgesamt fünf Leuchttürme aufweist. Von ständigen Sandverlusten ist die Südspitze der Insel, die so genannte [[Hörnum-Odde|„Odde“]], gezeichnet. Jahr für Jahr werden große Teile der Dünenlandschaft durch Sturmfluten und Gezeiten abgetragen. Auch Küstenschutzbauwerke erzielten keine nachhaltige Wirkung, so dass auch in Zukunft zu erwarten ist, dass die „Odde“ weiter schrumpfen wird.
Wenige Kilometer nördlich des alten Hauptortes Keitum gelegen, erlangte die alte Bauerschaft Munkmarsch erst Bedeutung, als der alte Keitumer Hafen mehr und mehr versandete und man beschloss, Mitte des 19. Jahrhunderts den Haupthafen der Insel auf Grund günstigerer Wasserbedingungen nach Munkmarsch zu verlegen.


=== Die Nössehalbinsel ===
Bis zum Bau des [[Hindenburgdamm]]es war der Hafen von Munkmarsch der wichtigste Ankunftshafen für die Gäste, die per Postschiff [[Raddampfer]] von Hoyer-Schleuse (heute dänisch) anreisten. Weiter nach Westerland ging es ab [[1888]] mit einer Schmalspurbahn. Hafen und Bahn verloren [[1927]] mit der Fertigstellung des Hindenburgdammes an Bedeutung. Die Bahn wurde abgebaut und anstelle des Fährhafens befindet sich dort heute ein privater [[Marina|Yachthafen]]. Das alte Fährhaus des letzten Postschiffers Thomas Selmer beherbergt heute ein erstklassiges Hotel.
[[Datei:Tinnumburg.jpg|links|mini|Tinnumburg]]


Der Osten der Insel bildete bis zum Zusammenschluss mit Westerland 2009 kommunalpolitisch die [[Großgemeinde]] [[Sylt-Ost]] mit rund 5500 Einwohnern. Sie war ein Zusammenschluss der zuvor selbstständigen Dörfer der so genannten ''Nössehalbinsel'': [[Tinnum]], [[Archsum]], [[Morsum (Sylt)|Morsum]] mit [[Keitum]] (einschl. [[Munkmarsch]]) als Verwaltungsmittelpunkt. Die [[Weide (Tierhaltung)|Weiden]] der Marsch prägen bis heute das Landschaftsbild und boten über viele Jahrhunderte die Grundlage für den Broterwerb in diesen Dörfern. Die Siedlungsgrenzen von Tinnum gehen mittlerweile fast unmerklich in das Siedlungsgebiet von Westerland über und so profitiert Tinnum von der unmittelbaren Nähe zur Inselmetropole. Die ''[[Tinnumburg]]'', südwestlich des Ortes gelegen, ist ein kreisförmiger [[Wallburg|Wall]] mit einem Durchmesser von 120 Metern und einer Höhe von 8&nbsp;Metern. Sie wurde etwa im ersten Jahrhundert v.&nbsp;Chr. errichtet, vermutlich als heidnische [[Kultstätte]] oder Wehranlage gegen Angriffe von Mensch und Meer.
==== Archsum ====
Bei [[Archsum]] handelt es sich um einen alten friesischen Bauernort. Er weist mit der ''Archsum-Burg'' eines der ältesten Siedlungszeugnisse der Insel auf. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts entdeckte der Tourismus diesen Ort. Es entstanden jedoch keine Appartementanlagen, sodass die dörfliche Struktur weitgehend erhalten blieb. Ferienwohnungen entstanden in renovierten Altbauten oder angepassten kleineren Neubauten. Eine Versorgung durch Einzelhandel wird durch die Nachbarorte Keitum und Morsum gesichert.


[[Datei:Morsum-Kliff im Mai 2023.jpg|mini|Das [[Morsum-Kliff]]]]
==== Morsum ====
[[Morsum (Sylt)|Morsum]] liegt an der 1,8 km langen und bis zu 21 m hohen Steilküste [[Morsum-Kliff]] in einer Heidelandschaft. Am Morsum-Kliff (''Buntes Kliff'') kann die [[Historische Geologie|geologische Geschichte]] der Region der letzten fünf Millionen Jahre studiert werden. Es steht seit [[1923]] unter Naturschutz. Die [[romanik|spätromanische]] Kirche [[St. Martin]] wurde im 13. Jahrhundert aus Granitquadern und Feldsteinen erbaut. Statt eines Turms hat sie einen hölzernen Glockenstapel, also einen gedrungenen Turm abseits der Kirche.


Auf dem Gemeindegebiet von Tinnum liegt auch der ''[[Flughafen Sylt]]'' (IATA: GWT), ein ehemaliger [[Luftwaffe (Bundeswehr)|Luftwaffenstützpunkt]], der nun ausschließlich zivil genutzt wird. Der Name „Munkmarsch“ soll der Überlieferung nach die Bedeutung „Mönchsmarsch“ haben. Es hat sich somit bei den Wiesen um fruchtbares [[Marschland]] gehandelt, welches ab ca. 1200 zu einem (Mönchs-)Kloster – vermutlich einem der vier Klöster in [[Ribe]] – gehörte. Wenige Kilometer nördlich des alten Hauptortes Keitum gelegen, erlangte die alte Bauerschaft Munkmarsch erst Bedeutung, als der alte Keitumer Hafen mehr und mehr versandete und man Mitte des 19. Jahrhunderts beschloss, den Haupthafen der Insel nach Munkmarsch zu verlegen. Bis zum Bau des Hindenburgdammes war der Hafen von Munkmarsch der wichtigste Ankunftshafen für die Gäste, die mit der [[Sylter Dampfschiffahrtsgesellschaft]] per Postschiff [[Raddampfer]] von [[Højer Sogn|Hoyer]]-Schleuse (heute dänisch) anreisten. Weiter nach Westerland ging es ab 1888 mit einer Schmalspurbahn. Hafen und Bahn verloren 1927 mit der Fertigstellung des Hindenburgdammes an Bedeutung. Die Bahn wurde abgebaut und anstelle des Fährhafens befindet sich dort heute ein privater [[Marina (Hafen)|Yachthafen]].
===Wenningstedt-Braderup (Sylt)===
[[Bild:Kirche Weningstedt 1.jpg|thumb|Die Friesenkapelle in Wenningstedt]]
'''[[Wenningstedt-Braderup (Sylt)|Wenningstedt]]''' (friesisch: ''Wonningstair'') hat eine Gemeindefläche von 637 [[Hektar]], 1.590 Einwohner und über 1.800 Zweitwohnungsbesitzer ([[2001]]). Zur Ostseite des Ortes liegt das [[Weißes Kliff|Weiße Kliff]]. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das [[Großsteingrab]] ''[[Denghoog]]'', ein begehbares [[Familiengrab]] unter einem [[Hügel]], mit großen Steinplatten ausgekleidet, aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Der Sage nach befand sich einige Meter vor der heutigen Küste der Alte Ort „Wendingstedt“ mit einem alten Friesenhafen zur Westküste. Ob dieser Hafen jemals bestand, ist jedoch fraglich, da die geografische Lage an der rauen Westküste der Insel keinen bevorzugten Ankerplatz geboten haben dürfte.


Keitum ({{Friesisch|''Kairem''}}) ist einer der ältesten Orte der Insel und war über Jahrhunderte bis zum Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts ihr Hauptort. Erst mit dem einsetzenden Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts verlor er nach und nach seine zentrale Bedeutung. Typisch für Keitum sind die erhaltenen alten Kapitänshäuser sowie die baumbestandenen Straßen im Ortszentrum. Markantes Bauwerk ist die alte, nordwestlich des Ortskerns stehende St.-Severin-Kirche aus dem frühen 13. Jahrhundert. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das sogenannte ''[[Altfriesisches Haus|Altfriesische Haus]]'' und das ''[[Sylter Heimatmuseum]]''. Beide Museen geben Einblicke in das Leben der Sylter vor Einsetzen des Tourismus.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand der Ort aus acht Stavenplätzen (= Höfen). Seit [[1859]] ist er [[Seebad]], seit [[1960]] „Nordseeheilbad“. [[1914]] wurde die protestantische Friesenkapelle am Dorfteich errichtet.


Das ganz im Osten der Insel gelegene Morsum ({{lang|fy|''Muasem''}}) liegt an der 1,8&nbsp;Kilometer langen und bis zu 21&nbsp;Meter hohen Steilküste ''Morsum-Kliff'' in einer Heidelandschaft. Am [[Morsum-Kliff]] ''(Buntes Kliff)'' kann die [[Historische Geologie|geologische Geschichte]] der Region der letzten fünf Millionen Jahre studiert werden. Der Nachbarort Archsum ist ein alter friesischer Bauernort. Er weist mit der ''[[Archsum-Burg]]'' eines der ältesten Siedlungszeugnisse der Insel auf.
Wenningstedt bildete mit Kampen und Braderup die „Norddörfer“ - einen früher interkommunalen Zweckverband auf der Insel. Noch heute zeugt die „Norddörfer Schule“ zwischen Wenningstedt und Kampen von diesem Verband, der sich kurz nach dem Ersten Weltkrieg auflöste. Der Begriff „Norddörfer“ entstand zu der Zeit, als die eigentlich nördlichste Gemeinde/Siedlung der Insel, nämlich List, noch zum dänischen Königreich gehörte und somit Wenningstedt, Kampen und Braderup die deutschen „Norddörfer“ waren.
[[Bild:Braderup Heide.jpg|thumb|Blick vom Weißen Kliff auf die Braderuper Heide.]]


== Vorgeschichte und Geschichte ==
Das Dorf '''Braderup''' ist seit jeher mit den übrigen „Norddörfern“ Wenningstedt und Kampen eng verbunden. Es weist keinen eigentlichen alten Ortskern auf, sondern war bis Mitte des 19. Jahrhunderts lediglich eine Bauernschaft mit wenigen Höfen. Rege Bautätigkeit setzte erst im 20. Jahrhundert ein, als der Fremdenverkehr den ruhigen Ort an der [[Watt (Küste)|Wattseite]] der Insel Sylt für sich entdeckte. Nordöstlich des Ortes befindet sich die [[Braderuper Heide]]. Diese urwüchsige Heidelandschaft wurde bereits in den 1920er Jahren zum [[Naturschutzgebiet]] erklärt und zählt heute zu den natürlichen Attraktionen der Insel.


=== Vorgeschichte ===
Braderup ist heute Teil der Gemeinde Wenningstedt, die seit dem Jahr 2003 offiziell den Doppelnamen „Wenningstedt-Braderup (Sylt)“ führt.
{{Hauptartikel|Vor- und Frühgeschichte auf Sylt}}


Von der jägerischen Urbevölkerung wurden keine Relikte gefunden. In der [[Jungsteinzeit]] zog das höher gelegene Gelände bäuerliche Siedler an, die sich vor dem sukzessiv steigenden Meeresspiegel zurückzogen. In der Bronzezeit war das Gebiet dicht besiedelt und die Bevölkerung verhältnismäßig wohlhabend, wie aus reichen Grabfunden geschlossen werden kann.
=== Westerland ===
[[Bild:Westerland Friederichstrasse.jpg|thumb|Die Fussgängerzone in Westerland; Blick vom Kurzentrum gen Osten]]
Nachdem die [[Allerheiligenflut 1436|Allerheiligenflut]] am [[1. November]] [[1436]] den Ort [[Eidum]] vollständig zerstört hatte, gründeten die Überlebenden nordöstlich einen neuen Ort [[Westerland]](Söl'ring: ''Wäästerlön'' oder ''Weesterlön''). Dieser wurde [[1462]] erstmals urkundlich erwähnt. [[1855]] wurde das [[Heilbad]] gegründet. [[1905]] erhielt Westerland die [[Stadtrecht]]e und [[1949]] die Anerkennung als [[Heilbad]]. Die Stadt hat ca. 10.400 Einwohner (Stand [[2004]]) und einen [[Flugplatz]]. Das erste Hotel des Ortes war die 1858 eröffnete „Dünenhalle“, später „Hotel Union“ an der Deckerstraße. Dieses Haus überlebte die Zeiten, bis es im Jahr [[2002]] abgerissen wurde.
Seit 1927 ist Westerland mit seinem Kopfbahnhof Endstation der [[Marschbahn]], einer Regelspurstrecke der Deutschen Bahn AG, die die Insel über den [[Hindenburgdamm]] mit dem Festland verbindet. Auch endet hier der [[Autozug Sylt]], der im Pendelverkehr auf der Relation [[Niebüll]]- Westerland Kraftfahrzeuge jeglicher Art und Größe auf die Insel befördert. Westerland wuchs damit schnell zum Hauptumschlagplatz für die Touristen und entwickelte sich rasch zum Zentrum der Insel. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hatte es [[Keitum]] als Hauptort der Insel abgelöst.


Die Landabbrüche im Temperaturoptimum nach der Zeitenwende verkleinerten die Siedlungsfläche weiter, und parallel zur Abwanderung der Angeln ist ab etwa 400 n.&nbsp;Chr. kaum noch Besiedlung nachzuweisen.
== Geschichte ==
[[Bild:Sylt Strand2.jpg|thumb|Schäumende Brandung am Zentral-Strand von Westerland.]]
Vor etwa einer Million Jahren bedeckte Eis ganz [[Nordeuropa]]. Das spätere Abschmelzen hinterließ vom Eis mitgeführtes Material, etwa das markante [[Rotes Kliff|Rote Kliff]] an der Westküste der Insel zwischen Wenningstedt und Kampen, das nun seit Jahrhunderten von Meer und Erosion langsam abgetragen wird.


==== Steinzeit ====
Der Name „Silt“ oder „Sild“ wurde erstmalig um [[1141]] urkundlich erwähnt. Über die Herkunft der Namensbezeichnung „Sylt“ gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, der Name „Sylt“ stamme aus dem angelsächsischen Sprachraum und sei mit dem heutigen englischen Wort für Schwelle (engl.: ''sill'') verwand, hätte also die Bedeutung „Landschwelle“. Aus angelsächsischer Sicht war die nordfriesische Küste bei Sylt für gen [[Osten]] fahrenden Seeleute die erste Landschwelle des europäischen Festlandes.
[[Datei:Wenningstedt Denghoog (lower entry).jpg|mini|hochkant|Denghoog]]
Ein anderer Ansatz geht vom Ursprung des Namens im dänischem Wort für Hering „Sild“ aus, da die Sylter Seefahrer ehemals sehr aktiv den Heringsfischfang betrieben. Für die damals große Bedeutung des Herings für die Insel spricht, dass bereits im Jahre 1668 der Hering als Wappentier auf Sylt nachgewiesen ist.


Insgesamt sind auf Sylt 47 [[Megalith]]anlagen in Langbetten und Rundhügeln nachgewiesen, die aber weitgehend ausgegangen sind. Während der [[Urdolmen]] fehlt, sind [[Zugang zu Megalithanlagen|ganglose]], erweiterte [[Rechteckdolmen|Dolmen]] nördlich von Kampen, westlich von Archsum (Nössemarsch) und östlich von Keitum (der [[Harhoog]]) erhalten. Auch [[Polygonaldolmen]] in Rundhügeln und, was in Deutschland selten ist, in [[Langbett|Hünenbetten]] sind nachgewiesen. Erhalten ist eines nördlich des Bahnhofs von Kampen. Zerstört wurden ein Bett mit drei Polygonaldolmen in der Nähe des Leuchtturms und eines, das sich im Strumphoog befand. Teilweise wurden [[bronzezeit]]liche Nachbestattungen und [[eisenzeit]]liche [[Bestattungsurne|Urnengräber]] in den Kammern und Hügeln gefunden. Unter den lokalen [[Ganggrab|Ganggräbern]] ragen der [[Denghoog]] von Wenningstedt und der [[Merelmerskhoog]] bei Archsum heraus. Das Grab im Kolkingehoog wurde bei der Sturmflut von 1825 zerstört. Andere am Kliff gelegene Anlagen hatten ein ähnliches Schicksal oder wurden verlegt. Die neolithischen Siedlungen, insbesondere auf der Archsumer [[Geest]] nachgewiesen, wurden bei der Vermarschung des Gebietes überlagert. Die Gruppe der kleinen Grabhügel, die der [[Schnurkeramische Kultur|Schnurkeramischen Kultur]] zuzuordnen sind, stellen die letzte Form der steinzeitlichen Monumente dar. Das frühneolithische Erdgrab von Tinnum, aus der Gruppe der Thinghügel, lässt erstmals Bezüge zu den späteren Hünengräbern erkennen. Statt der [[Findling]]e umgibt noch ein rechteckiger Steinrahmen eine Körperbestattung im Holzsarg.
Sylt war bis zur großen Sturmflut („[[Mandränke]]“) von [[1362]] ein Teil des Festlandes und gehörte zu [[Jütland]], das seit dem [[8. Jahrhundert]] von [[Friesen]] besiedelt worden war.


==== Bronze- und Eisenzeit ====
Im Jahre [[1386]] wurde Sylt zwischen dem [[Herzogtum Schleswig]] und dem [[Königreich Dänemark]] aufgeteilt, bevor die Insel [[1435]] bis auf [[List (Sylt)|List]] und [[Umgebung]] ganz in den Besitz Schleswigs überging.
In der [[Bronzezeit]], die im Norden spät einsetzte, entstanden die großen, reich ausgestatteten [[Hügelgrab|Grabhügel]], die meist fünf Meter, unter Umständen aber auch sieben Meter hoch, in fünf großen Gruppen die Insel zu beherrschen scheinen. Viele dieser Denkmäler wurden in den vergangenen Jahrhunderten abgetragen oder durch Bebauung oder Landwirtschaft eingeebnet; einer der seltenen noch erhaltenen bronzezeitlicher Langhügel liegt nördlich von Kampen zwischen den runden Krockhoogen. Auch im Watt östlich der Insel finden sich Siedlungsspuren.


Aus der [[Eisenzeit]] stammt die gut erhaltene [[Tinnumburg]] und die fast verschwundenen Burgen bei Archsum und Rantum. Wozu sie zu ihrer Erbauungszeit genutzt wurden, kann nicht rekonstruiert werden, vielleicht waren es Heiligtümer. Bei der Wiederbesiedlung Sylts im 8.&nbsp;Jahrhundert nutzten die neuen Siedler die umwallten Plätze zur Anlegung eines Dorfes, das jedoch schon bald wieder aufgegeben wurde.<ref>Arthur Dähn: ''Ringwälle und Turmhügel. Mittelalterliche Burgen in Schleswig-Holstein.'' Husum 2001, S.&nbsp;148–152.</ref>
Um [[1640]] wird erstmals wird von einer Sylter [[Schule]] berichtet.


Die Spuren der [[Wikingerzeit]] sind wesentlich unspektakulärer und bestehen aus Fundstellen mit [[Geschichte der Besiedlung der Marschen|Siedlungsresten]] und einer großen Zahl von [[Tell (Archäologie)|tellartigen]] Wohnhügeln, den [[Warft]]en.
Im [[15. Jahrhundert]] entstanden vermutlich die ersten [[Düne]]n, die ab dem Beginn des 19. Jahrhundesrts planmäßig bepflanzt wurden um ein Versanden der Ackerböden zu verhindern.


=== Geschichte ===
[[Walfang]], [[Seefahrt]] und [[Austernzucht]] sorgten im [[17._Jahrhundert|17.]] und [[18. Jahrhundert]] für bescheidenen [[Wohlstand]] bei Teilen der Bevölkerung, während diejenigen, die als Kleinbauern und Landarbeiter auf dem kargen Boden arbeiteten, oftmals in großer Armut lebten.


==== Name ====
Die Insel hatte bei einer [[Volkszählung]] im Jahre [[1769]] 2.814 Einwohner.
Der Name ''Sild'' wurde erstmals um das Jahr 1141 im Schenkungsbuch des Klosters [[Odense]] urkundlich erwähnt; im [[Waldemar-Erdbuch|Erdbuch]] des dänischen Königs [[Waldemar II. (Dänemark)|Waldemar&nbsp;II.]] von 1231 findet sich der Name ''Syld'' und im Register des [[Domkapitel]]s zu [[Bistum Schleswig|Schleswig]] werden im 14. und 15.&nbsp;Jahrhundert die Namen ''Syld'' und ''Sylt'' verwandt. Dabei wurde in älteren Schreibweisen nicht immer zwischen ''i'' und ''y'' unterschieden. Erst zu Beginn des 19.&nbsp;Jahrhunderts setzte sich die einheitliche und noch heute gültige Schreibweise durch.<ref>[[Wolfgang Laur]]: ''Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein.'' 2. Auflage. Neumünster 1992.</ref>


Über die Herkunft des Namens Sylt gibt es verschiedene Theorien. Die erste besagt, dass der Name mit dem englischen Wort ''sill'' („Schwelle“) oder dem dänischen Wort ''syld'' (altdänisch: ''syll'' „Schwelle, Fundamentstein“)<ref>Niels Åge Nielsen: ''Dansk Etymologisk Ordbog.'' 1966, 1989.</ref> verwandt sei; er hätte also die Bedeutung „Landschwelle“.
Wohlhabende [[Kapitän]]e ließen sich in Keitum nieder, das bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der [[Hauptort]] der [[Insel]] war. In der Mitte des [[19. Jahrhundert]]s begann der [[Tourismus]] und Westerland löste Keitum als Hauptort der Insel ab.


Eine andere Erklärung deutet den Namen als das [[Urgermanische Sprache|urgermanische]] *''Selhiþō'' („Robbenort“), aus *''selha'' („Robben“; {{daS|sæl}}, {{enS|seal}}) und dem Suffix ''-iþō''. Vom selben Ursprung sei der norwegische Inselname Sild (im [[Hardangerfjord]]), verwandt sei [[Seeland (Dänemark)|Sjælland]].<ref>''Nudansk Ordbog.'' Politikens Forlag, Kopenhagen 1986.</ref>
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde Sylt zwar vom [[Militär]] besetzt - zuerst durch das [[Infanterie]]-[[Regiment]] 162, später vom [[Landwehr]]-Regiment 85 - wurde aber nie zum Kriegsschauplatz.


Nach einer dritten Erklärung ist der Name von dem alten dänischen Wort ''sylt'' („[[Salzwiese]]“ oder „[[Brackwasser]]“) abgeleitet.<ref>Det Danske Sprog- og Litteraturselskab: [http://ordnet.dk/ods/opslag?opslag=sylt ''Sylt.''] In: ''[[Ordbog over det danske Sprog]]'', abgerufen am 10. Dezember 2011 (dänisch)</ref> Dieser Wortstamm findet sich im skandinavischen Sprachraum in zahlreichen Ortsbezeichnungen wieder, zum Beispiel in: ''Sylten'' in Nordost[[jütland]], ''Syltemade'' auf [[Fünen]] und ''Syltholm'' auf [[Lolland]] bzw. [[Hellesylt]] in [[Norwegen]].
[[1927]] wurde der 11 km lange, nach Reichspräsident [[Paul von Hindenburg]] benannte [[Hindenburgdamm]] eröffnet, über den die [[Marschbahn]] führt. In den [[1930er]] Jahren galt die Insel auch unter vielen Nazis als chic. So hatte [[Hermann Göring]] z. B. ein eigenes Haus am südwestlichen Ortsrand von Wenningstedt, er nannte es ''Min Lütten'' - dieses Haus steht heute noch nahezu unverändert. Sylt war zwar nie eine Hochburg des [[Nationalsozialismus]], dennoch gewannen nationalsozialistische Ideologien nach und nach an Boden. Viele Hoteliers und Gastwirte passten sich sehr schnell an und bezeichneten ihr Haus als „judenfrei“ oder erklärten jüdische Gäste für unerwünscht. Auch die Nazi-Organisation [[KDF]] nahm Sylt für sich als Urlaubsort ein. Und so wehten in Westerland schnell in fast allen Strandburgen und Vorgärten die [[Hakenkreuz]]flaggen. Aber auch unter den Personen, die den [[Nazis]] sehr kritisch gegenüber standen, war die Insel beliebt. Insbesondere das [[intellektuelle]] Kampen zog stets freigeistige [[Künstler]] und Literaten an. Einer der Treffpunkte war das Haus ''Kliffende'' in der Kampener Heide. Auch ein Aufmarsch der [[SA]] konnte die damalige Pensionswirtin Clara Tiedemann nicht beeindrucken - sie hisste die Hakenkreuzflagge nicht.


Ein vierter Ansatz geht vom Ursprung des Namens im dänischen/skandinavischen Wort ''Sild'' für [[Atlantischer Hering|Hering]] aus, da die Sylter Seefahrer ehemals sehr aktiv den Heringsfischfang betrieben. Die damals große Bedeutung des Herings für die Insel zeigt sich auch darin, dass er bereits 1668 als Wappentier auf Sylt nachgewiesen ist. Jedoch kam es durchaus auch umgekehrt vor, dass solche Wappenmotive aus einer [[Volksetymologie|volksetymologischen]] Deutung der Landschaftsnamen entstanden.
[[1938]] erfolgte die [[Eindeichung]] des [[Rantum-Becken]]s durch den RAD ([[Reichsarbeitsdienst]]). Man wollte einen tidenunabhängigen Wasserflugplatz errichten, der jedoch bei seiner Fertigstellung nicht mehr als „kriegswichtig“ eingestuft wurde. Das Rantum-Becken dient heute als Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.
[[Image:2003-05_Sylt_-_Remains_of_WW2_bunker_%28closeup%29.jpg|thumb|Eine Bunkeranlage im Süden von Westerland.]]
Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde Sylt zum [[Sperrgebiet]] erklärt. Es wurden massive [[Bunker (Militär)|Bunkeranlage]]n und Seezielbatterien mit schweren Geschützen in den [[Düne]]n vom „[[Ellenbogen (Halbinsel)|Ellenbogen]]“ bis nach [[Hörnum (Sylt)|Hörnum]] gebaut, die der Stationierung von 10.000 Soldaten auf der Insel dienen sollten. Man erwartete eine mögliche Invasion der Alliierten über die Nordsee - diese geschah jedoch in der Normandie, so dass Sylt weitgehend von kriegerischen Handlungen verschont blieb. Dennoch fielen die ersten Bomben auf deutschen Boden in Hörnum auf Sylt, abgeworfen von englischen Bombern. Im weiteren Kriegsverlauf jedoch sorgten lediglich einige Bomberverbände auf dem Weg über die Nordsee Richtung Hamburg, Kiel und Berlin mit gelegentlichen Bombenabwürfen für Unruhe in der Bevölkerung. Gezielte Bombenangriffe erfolgten am [[7. September]] [[1939]], [[8. September]] 1939, [[3. Dezember]] 1939, [[19. März]] [[1940]] und [[17. Dezember]] 1940 durch englische Verbände.
In den letzten Kriegstagen fand die Invasion durch die Engländer mit Panzern und Fahrzeugen über den [[Hindenburgdamm]] statt. Es kam zur [[Kapitulation]] ohne Gegenwehr.


==== Bis zum 19. Jahrhundert ====
[[1945]] wurden [[Heimatvertriebene]] der ehemaligen deutschen Ostgebiete in den alten Wehrmachtswohnungen und Lagern aufgenommen. Dies führte zeitweise dazu, dass mehr Heimatvertriebene als gebürtige Sylter auf der Insel lebten. Ein Großteil der zunächst in Lagern Untergebrachten fand Arbeit auf Sylt und blieb dort; so ist es nicht verwunderlich, dass man auf Sylt noch viele typisch ostpreußische Familiennamen findet.
Um das Jahr 460&nbsp;n.&nbsp;Chr. wies das Gebiet westlich der heutigen Insel, damals Teil einer Marschenlandschaft, einen wohl bedeutenden Hafen auf. Unbestätigten Überlieferungen zufolge sollen die [[Angeln (Volk)|anglischen]] Heerführer [[Horsa]] und [[Hengest]] im 5.&nbsp;Jahrhundert vom damaligen Weststrand der „Insel“ zu ihrem Feldzug gegen die [[Romano-Briten]] und [[Kelten]] aufgebrochen sein.<ref>[[Beda Venerabilis]]: ''[[s:en:Ecclesiastical History of the English Nation (Jane)/Book 1#15|Ecclesiastical History of the English Nation/Book 1]]'' ([[Wikisource]])</ref> In den folgenden Jahrhunderten waren die nordfriesischen [[Uthlande]] kaum besiedelt.


Münzfunde aus der Merowingerzeit lassen darauf schließen, dass sich zu dieser Zeit [[Friesen]] auf der Flucht vor der Expansion des [[Fränkisches Reich|fränkischen Reichs]] im Gebiet der nordfriesischen Inseln niederließen.<ref>Bantelmann: ''Landschaft und Besiedlung Nordfrieslands in vorgeschichtlicher Zeit.'' In: ''Geschichte Nordfrieslands.'' ISBN 3-8042-0759-6, S.&nbsp;13–56.</ref>
Eine kleine Gruppe Heimatvertriebener stellte die von ihrer Insel vertriebenen Helgoländer dar. Die Engländer erklärten nach 1945 die Insel Helgoland zum Sperrgebiet und nutzten sie als Bombenabwurfplatz, so dass die Insel bis [[1952]] unbewohnbar blieb.
Einige Helgoländer siedelten sich auf Sylt an - besonders in Hörnum, von wo aus sie mit ihren Fischkuttern und Booten weiterhin ihre heimatlichen Gewässer anfahren konnten und so den Kontakt zu Helgoland und zur Nordsee behielten. Anders als die Heimatvertriebenen der ehemaligen deutschen Ostgebiete konnten die Helgoländer unmittelbar nach der Freigabe „ihrer“ Insel zurückkehren. Diese Chance ließ sich kaum ein Exil-Helgoländer entgehen, so dass heute kaum noch ehemalige Helgoländer zur Sylter Bevölkerung zählen.


[[Datei:Severinskirche Keitum.jpg|mini|Kirche [[St. Severin (Keitum)|St.&nbsp;Severin]] in [[Keitum]]]]
In den 1950 und 1960er Jahren stiegen mit der zunehmenden Reiselust der Deutschen die Übernachtungszahlen wieder stark an. Die Insel veränderte durch zahlreiche Baumaßnahmen zusehends ihr Gesicht und es entstand ab Mitte der 1960er Jahre das für Westerland prägende „Neue Kurzentrum“ mit seinen drei Appartementblöcken unmittelbar am Meer.
Durch den erheblich angestiegenen Individualverkehr wurden verkehrsberuhigende Maßnahmen nötig, die [[Fussgängerzone]]n und Bereiche mit Nachtfahrverbot in Westerland entstanden.


Die älteste Kirche, die [[St. Severin (Keitum)|Keitumer Kirche]], wurde um 1020 angeblich von [[Knut der Große|Knut dem Großen]] an der Stelle eines früheren [[Odin]]heiligtums errichtet.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.st-severin.de/Kirche/Geschichte.html |text=Kirche St. Severin |wayback=20120315021505}}</ref> Sie gehörte seit 1100 zum Kloster von [[Odense]] und wurde 1188 den Heiligen [[Knut IV. (Dänemark)|Knut]] und Ketel geweiht. Der Baumeister, der gleichzeitig mit der heutigen, 1216 erbauten, Kirche auch die Kirchen auf [[Pellworm]] und Föhr errichtete, soll an einem Tag zu Pferde von einer Baustelle zur anderen gelangt sein.<ref name="Fallstudie" /> Auch der König von Dänemark griff nach der ''Kielholt-Chronik'' um diese Zeit Sylt zu Wasser und zu Land an.<ref name="Kielholtz">Peter Schmidt-Eppendorf: ''Sylt. Memoiren einer Insel. Dokumente, Chroniken, Berichte aus 1001 Jahren.'' Husum 1977, S. 13.</ref> Im 12. Jahrhundert gab es bereits vier Kirchen auf Sylt: in Keitum, Morsum, Eidum und Rantum.
Parallel zu den seit den 1950er Jahren stark ansteigenden Touristenzahlen, gingen andere Wirtschaftszweige erheblich zurück. [[Landwirtschaft]] und Seefahrt spielen seit Mitte der 1970er Jahre nahezu keine Rolle mehr in der [[Sozialstruktur]] der Insel. Auch das einzige verbliebene [[Industrie]]unternehmen, die ''Beyschlag Werke'', verließen aufgrund steigender Grundstückspreise und der für sie ungünstigen Verkehrsanbindung die Insel. Sylt hat sich nahezu vollständig zu einer Touristenhochburg entwickelt.


1231 wird „Syld“ im [[Waldemar-Erdbuch]] erwähnt. Das Gebiet zahlte etwas geringere Abgaben als etwa die Wiedingharde oder Föhr und damit nicht einmal die Hälfte der Steuer der [[Edomsharde]] mit [[Rungholt]].
Aktuell gibt es Bestrebungen, die Insel auch politisch zu einer Verwaltungseinheit zusammenzufassen; nach dem Vorbild der Insel [[Fehmarn]] sollen alle noch selbständigen Gemeinden zu einer [[Gemeinde]] „Stadt Sylt“ oder einer [[Amtsverwaltung]] „Amt Sylt“ zusammengefasst werden.


In der [[Zweite Marcellusflut|Zweiten Marcellusflut]] im Jahr 1362 verlor Sylt große Marschflächen mit mehreren [[Kirchspiel]]en im Osten und wurde damit zur Insel. Um 1400 wurde auch das Listland abgerissen und war eine Zeit lang eine eigene Insel. In der [[Allerheiligenflut 1436]] ging [[Eidum]], das westlich von Westerland gelegene Kirchspiel, unter. Rantum versank unter den Dünen.
==Wirtschaft==
===Tourismus===
Der Tourismus ist auf Sylt von großer Bedeutung. Einen Boom erlebte die Tourismusindustrie in den [[1960er|60er]] Jahren. Das Ortsbild der Stadt Westerland erfuhr eine tiefgreifende Umgestaltung. Prägten bisher neben traditionellen Friesenhäusern und wilhelminischen Bäderwillen einige größere Hotels das Stadtbild, entstanden nun mit dem „neuen Kurzentrum“ Appartementanlagen mit bis zu 14 Stockwerken. Nach und nach verdrängten diese modernen Appartementanlagen (auch Touristenschubladen genannt) die wilhelminischen Villen und Logierhäuser. Diese Appartementanlagen der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts prägen heute den Innenstadtbereich von Westerland, während die übrigen Inselorte weitgehend von dieser intensiven Bebauung verschont blieben. Heute hat die Insel 21.600 [[Einwohner]] und über 60.000 Gästebetten. Zur Westseite der Insel erstreckt sich ein 38,3 km langer [[Strand|Sandstrand]] mit über 13.000 [[Strandkorb|Strandkörben]], der zu Wanderungen, zum Schwimmen und zu Strandgymnastik einlädt. An der Ostseite der Insel liegt das Nordfriesische [[Wattenmeer (Nordsee)|Wattenmeer]]. Eine bekannte Tour für [[Wattwanderung]]en liegt auf dem leicht zu begehenden Sandwatt zwischen den Orten Rantum und Hörnum. Vor den Orten Keitum und Morsum befindet sich Schlickwatt. Das Begehen ist recht mühselig und ist eher geübten Sportlern vorbehalten. Geführte Wanderungen werden von den Gemeinden, privaten Wattführern oder Naturschutzverbänden wie der [[Schutzstation Wattenmeer]] während der Saison angeboten.


Am 15. August 1386 überließ Königin [[Margarethe I.]] Sylt dem Grafen von Holstein-Rendsburg [[Gerhard VI. (Holstein-Rendsburg)|Gerhard&nbsp;VI.]] mit dem [[Herzogtum Schleswig]]. List, das bereits seit 1292 im Besitz der Stadt [[Ribe|Ripen]] war, blieb beim [[Königreich Dänemark]]. 1422 kamen über 100 Sylter Seeleute in Hamburger Gefangenschaft, als [[Hanse|Hansische]] Kriegsschiffe eine dänische Flotte des Königs [[Erik VII. (Dänemark)|Erich von Pommern]] besiegten. Wenig später fiel der Vogt Claus Lembek, dem Sylt und Osterland-Föhr unterstanden, vom König ab. 1426 schloss Sylt gemeinsam mit den übrigen Uthlanden die [[Siebenhardenbeliebung]], ein Ausdruck ihrer Autonomie gegenüber dem König. 1435 im [[Frieden von Vordingborg (1435)|Frieden von Vordingborg]] blieben List und das angrenzende Listland, wo sich der [[Königshafen]], der wichtigste Hafen zwischen Elbe und Skagen befand, wie Westerland-Föhr, Amrum und der Süden von Rømø [[Königliche Enklaven|königliche Enklave]].
Die Wirtschaft der Insel ist nahezu vollständig unmittelbar oder mittelbar vom Tourismus abhängig. Somit sind sowohl Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen als auch das Handwerk auf die Bedürfnisse der Gäste und Vermieter zugeschnitten.
Es ist keine Branche der insularen Wirtschaft zu nennen, die nicht zumindest mittelbar vom Fremdenverkehr abhängig ist.
Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer täglich vom Festland per Zug auf die Insel; somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus.


Der beim Amt [[Tønder|Tondern]] verbleibende Hauptteil behielt seine relative Unabhängigkeit bei. Auch die Land- und Strandvögte, welche die Obrigkeit auf der Insel vertraten, waren durchweg Sylter. Zum Teil wurden die Ämter über Generationen in einer Familie weitergegeben.
===Medienlandschaft===
Neben einer eigenen Tageszeitung, der „Sylter Rundschau“, die im SHZ-Verlag erscheint, existieren auf Sylt durch Werbung finanzierte und kostenlos verteilte Wochenblätter. In den Sommermonaten wird an die anreisenden Gäste eine saisonal aktuelle (Hör-)CD kostenfrei verteilt, die unter dem Titel „SYLT-FM“ regelmäßig erscheint und neben Werbung allgemeine Informationen und aktuelle Sylt-Nachrichten enthält. Eigene TV- oder Hörfunkprogramme, wie sie in Urlaubsregionen und Ballungszentren verbreitet sind, finden sich auf Sylt nicht.


Zwischen der um 1450 entstandenen ''Kielholt-Chronik'' und der Chronik des Morsumer Küsters Muchel Madis ab der zweiten Hälfte des 16.&nbsp;Jahrhunderts sind keine schriftlichen Quellen bekannt. Daher kann auch die Einführung der Reformation auf Sylt nicht sicher datiert werden.
===Windenergie===
Auf der Insel gibt es, im Gegensatz zum schleswig-holsteinischen Festland, keine [[Windenergieanlage]]n. Das Projekt ''Butendiek'' plant jedoch, einen [[Offshore]]-Windpark mit 80 Anlagen zu je drei [[Megawatt]] Nennleistung einige [[Seemeile]]n (ca. 35 km) vor der Küste in der Nordsee westlich von Sylt zu errichten. Über Sinn und Nutzen dieses [[Windpark]]s wird heftig gestritten. Man befürchtet neben der optischen Beeinträchtigung auch einen erheblichen Eingriff in den Lebensraum der vor Sylt lebenden [[Gewöhnlicher Schweinswal|Schweinswal]]e und [[Seehund]]e. (Andererseits ertrinken jedes Jahr mehrere Tausend junge Schweinswale in traditionellen Stellnetzen, die im flachen Wasser seit Jahren aufgestellt werden.) Ferner wird eine Gefährdung der [[Schifffahrt]] durch die über 70 Meter hohen Windenergieanlagen gesehen. Als [[GAU]] stellt man sich die Havarie eines Tankers an einem der Türme vor. Dennoch hat die damalige rot-grüne Landesregierung im Jahr 2004 grünes Licht für die Realisierung dieses Offshore-Windparks gegeben. Andererseits gibt es auch Stimmen, die in diesem Windparkprojekt eine Touristenattraktion sehen, wenn z. B. Fahrten zum Windpark angeboten werden können.


Der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]] berührte Sylt, als 1628 rund 400 [[Kaiserliche Armee (HRR)|kaiserliche Soldaten]] die Insel betraten, jedoch bald wieder abzogen. Im folgenden Jahr erreichte die [[Pest]] Sylt.
==Verkehrsinfrastruktur==
[[Bild:Hindenburgdamm.jpg|thumb|Hindenburgdamm.]]
[[Bild:Hindenburgdamm01.JPG|thumb|Eine Überfahrt auf dem Hindenburgdamm im Autoreisezug.]]
Auf Sylt ist - wie auch auf den nordfriesischen Nachbarinseln - motorisierter Individualverkehr zugelassen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes [[Straßennetz]], sowie ausreichend strandnahe Parkplätze, die in der Regel jedoch kostenpflichtig sind. Mit dem PKW erreicht man die Insel entweder per DB-[[Autozug]] mit dem ''Sylt-Shuttle'' über den [[Hindenburgdamm]], oder mit der ''Römö-Sylt-Linie'' per [[Autofähre]] von der dänischen Nachbarinsel [[Rømø]], die durch einen [[Damm (Wall)|Autodamm]] mit dem Festland verbunden ist. Die Römö-Sylt-Linie hat am [[12. Juli]] [[2005]] eine neue Doppelend-Fähre - die „SYLT-EXPRESS“ - in Dienst gestellt, die in Ihrer Kapazität die beiden ausgemusterten Fährschiffe „Vikingland“ und „Westerland“ erheblich übertrifft.


1644 fand am Königshafen eine Seeschlacht zwischen einer dänischen und einer holländisch-schwedischen Flotte statt. Um 1700 versandete der Hafen.
Neben den [[Autozug|Autozügen]] verkehren über den [[Hindenburgdamm]] Nah- und Fernverkehrszüge (IC/EC). Die Bahnhöfe der Insel sind (von Ost nach West): Morsum (Sylt), Keitum und Westerland. Der Hauptbahnhof liegt im Zentrum in der Inselmetropole Westerland.


Um 1640 wurde erstmals von einer Sylter Schule im Kirchspiel Keitum berichtet. [[Walfang]], [[Seefahrt]], [[Austernzucht]] und der Entenfang in [[Vogelkoje]]n sorgten im 17. und 18.&nbsp;Jahrhundert für bescheidenen [[Wohlstand]] bei Teilen der Bevölkerung, während diejenigen, die als Kleinbauern und Landarbeiter auf dem kargen Boden arbeiteten, oftmals in großer Armut lebten. Die [[Verkoppelung]]sverordnung von 1766, die eine Aufteilung der früheren [[Allmende]] ermöglichte und auf dem Festland oft zu größeren Erträgen führte, trug bei den oft kleinen und unfruchtbaren Flurstücken auf Sylt nicht unwesentlich zur Verarmung bei. Die Insel hatte bei einer [[Volkszählung]] im Jahre 1769 2814 Einwohner.
Per Flugzeug lässt sich Sylt über den [[Flughafen Sylt]] sowohl im Linien- als auch im Charterverkehr erreichen.


1855 wurde Westerland zum ersten Sylter Seebad. Nach dem [[Deutsch-Dänischer Krieg|Deutsch-Dänischen Krieg]] kam Sylt 1866 an [[Königreich Preußen|Preußen]] und wurde in die [[Provinz Schleswig-Holstein]] eingegliedert. In jener Zeit wurde die Insel von Künstlern besucht, erst von dem Holsteiner Hans-Peter Feddersen und [[Hinrich Wrage]], dann von Eugene Dücker und [[Eugen Bracht]]. Sie alle hielten sich regelmäßig auf Sylt auf, um dort zu malen, Bracht brachte später auch seine Studenten mit.<ref>Ulrich Schulte-Wülwer: ''Künstlerkolonie Ekensund am Nordufer der Flensburger Förde.'' S. 200.</ref> Seit dieser Zeit nahm auch der Fremdenverkehr langsam zu; die Kurgäste kamen per Postschiff von [[Tønder|Tondern]] oder mit dem Schnelldampfer von [[Hamburg]] über [[Helgoland]]. In der Saison 1911 hatte das Seebad Westerland die bisherigen Modebäder der schleswig-holsteinischen Westküste [[Wyk auf Föhr]] und [[Büsum]] in der Beliebtheit und der Zahl der Übernachtungen überflügelt; die Seebäder Helgoland und [[Norderney]] zählten aber noch mehr Gäste.
Auf der Insel wird der [[ÖPNV]] durch die Linien- und Charterbusse der ''Sylter Verkehrsgesellschaft'' (SVG) -vormals Ruy Prahl- sichergestellt. Die Busse der SVG fahren auf vier Linien in relativ enger Taktung sämtliche Inselorte an. Innerhalb Westerlands verkehren zusätzlich so genannte ''Stadtbusse''


==== 20. Jahrhundert bis zum Ende der Weimarer Republik ====
Als [[Radfahrer]] kann man auf ein hervorragend ausgebautes [[Radweg]]enetz zurückgreifen, welches alle Inselgemeinden erschließt. Es gibt kaum eine Stelle, die nicht bequem per [[Fahrrad|Rad]] erreicht werden kann.
[[Datei:13-09-29-nordfriesisches-wattenmeer-RalfR-37.jpg|mini|[[Hindenburgdamm]]]]
[[Datei:Haus Kliffende in Kampen.jpg|mini|Haus Kliffende in [[Kampen (Sylt)|Kampen]]]]


Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde auf Sylt mit der sogenannten „Inselwache“ zwar [[Deutsches Heer (Deutsches Kaiserreich)|deutsches Militär]] einquartiert (5000 Soldaten<ref>[http://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/den-feind-bekamen-sie-auf-sylt-nie-zu-gesicht-id7293786.html ''Den Feind bekamen sie auf Sylt nie zu Gesicht.''] In: ''Sylter Rundschau'', 1. August 2014.</ref>), die Insel wurde aber nie zum Kriegsschauplatz. Baracken, Geschützstellungen und [[Kaserne]]n wurden nach dem Kriegsende entweder ziviler Nutzung zugeführt oder abgerissen.
Sylt verfügt ferner über vier [[Häfen]], von denen der nördlichste in List und der südlichste in Hörnum öffentlich und allgemein nutzbar sind. Von diesen Häfen fahren Passagierschiffe zu Nachbarinseln und zu Kurzseefahrten in das Wattenmeer; auch ist dort eine touristische Infrastruktur mit Fischbuden etc. entstanden . Diese Häfen bieten als [[Schutzhafen|Schutzhäfen]] daneben Anlegeplätze für [[Sportboot]]e. Fahrzeuge der Krabben- oder [[Muschelfischer]] machen gelegentlich in Hörnum fest.
Die Häfen in Munkmarsch und Rantum sind im Eigentum von [[Yachtclub]]s und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.


Nach dem Krieg stimmten die Sylter bei einer der [[Volksabstimmungen infolge des Versailler Vertrags]] mit einer Mehrheit von 88&nbsp;Prozent für die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland. Der damalige Hauptverbindungshafen [[Højer Sogn|Hoyer]] lag nun jedoch in Dänemark, so dass die Anreise zur Insel für deutsche Gäste eine umständliche Auslandsreise wurde. Auch vor diesem Hintergrund wurde das Projekt eines Eisenbahndammes vom deutschen Festland durchs Wattenmeer vorangetrieben. Im Jahr 1927 wurde der elf Kilometer lange, nach [[Reichspräsident]] [[Paul von Hindenburg]] benannte [[Hindenburgdamm]] eröffnet, über den bis heute die [[Marschbahn]] führt. Die Fährverbindung nach Hoyer konnte gleichzeitig eingestellt werden.
==Die Sylter Inselbahn==
Von [[1888]] bis [[1970]] verfügte die Insel Sylt über [[Schmalspurbahn]]en mit 1.000 mm [[Spurweite (Eisenbahn)|Spurweite]], die anfangs von mehreren Gesellschaften gebaut und betrieben wurden. Die erste Strecke der [[Sylter Inselbahn]] befuhr ab [[1888]] in den Sommermonaten die etwa 4,2 km lange Strecke vom Hafen Munkmarsch in die Inselmetropole Westerland.


==== 1933 bis 1945 ====
Während der beiden [[Weltkrieg]]e ergänzte die Wehrmacht dieses Streckennetz um einige Kilometer, um ihre oft abgelegenen Lager und Geschützstellungen anzubinden. So wurden große Teile des [[Ellenbogen (Sylt)|Ellenbogens]] bei List mit einem Schienennetz versehen. Diese Strecken wurden jedoch unmittelbar nach dem [[2. Weltkrieg]] vollständig abgebaut.
[[Datei:13-09-29-nordfriesisches-wattenmeer-RalfR-28.jpg|mini|Bombenkrater im Norden von Sylt]]


In den 1930er-Jahren galt die Insel auch unter vielen prominenten Anhängern des [[Nationalsozialismus]] wie [[Hermann Göring]] als schick. Die nationalsozialistische Ideologie gewann rasch an Boden. Der [[Antisemitismus im Tourismus|Bäder-Antisemitismus]] griff nun auch im zuvor als liberal geltenden Seebad Westerland um sich.<ref>Frank Bajohr: ''Unser Hotel ist judenfrei – Bäder-Antisemitismus im 19. und 20.&nbsp;Jahrhundert.'' Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15796-X.</ref> Viele Hoteliers und Gastwirte passten sich schnell an: Sie bezeichneten ihr Haus als „[[judenfrei]]“ und erklärten jüdische Gäste für unerwünscht. Auch die Nazi-Organisation [[Kraft durch Freude]] (KDF) nutzte Sylt als Urlaubsort. So kam es, dass in Westerland bald in zahlreichen Strandburgen und Vorgärten [[Hakenkreuzflagge]]n wehten. Im Gegensatz dazu zog das intellektuelle Kampen weiterhin Künstler und Literaten an, die dem Nationalsozialismus kritisch gegenüberstanden. Einer der Treffpunkte war das Haus ''Kliffende'' in der Kampener Heide. Auch ein Aufmarsch der [[Sturmabteilung|SA]] konnte die damalige Pensionswirtin Clara Tiedemann nicht beeindrucken&nbsp;– sie weigerte sich standhaft, die Hakenkreuzflagge zu hissen.<ref name="Voigt">So {{BibISBN|3-88007-189-6}}</ref>
In den 1950er Jahren erlebte die Inselbahn einen erneuten Aufschwung und es wurden unter anderem im Jahre [[1957]] fünf der für diese Inselbahn so typischen Leichttriebwagen (LT) eingesetzt. Dabei handelte es sich um eine Sylter Eigenentwicklung, bei der [[Borgward]]-Sattelschlepper zu [[Schienenbus]]sen umgebaut wurden. Diese Umbauten erfolgten nach eigenen Plänen und in der Werkstatt der Inselbahn. Hintergrund dieser Eigenentwicklung war die Tatsache, dass sich die zugekauften Triebwagen oftmals als zu schwer für die in den losen Sand verlegten Gleise erwiesen. Neben diesen Leichttriebwagen verrichteten unzählige neu oder gebraucht angeschaffte [[Triebwagen]], [[Draisine]]n, [[Lokomotive]]n und Anhänger auf der Insel ihren Dienst.


Im Jahr 1938 erfolgte zusammen mit dem Bau des [[Nössedeich]]s die [[Eindeichung]] des [[Rantumbecken]]s durch den [[Reichsarbeitsdienst]]. Man wollte einen tidenunabhängigen Wasserflugplatz errichten, der jedoch schon bei seiner Fertigstellung nicht mehr als „kriegswichtig“ eingestuft wurde. Das Rantumbecken dient heute als Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.
Den Siegeszug des [[Individualverkehr]]s auf Sylt konnte dies jedoch auch nicht aufhalten, und so wurden Nord- und Südbahn am [[29. Dezember]] [[1970]] stillgelegt. Den Personenverkehr übernahmen nun die Busse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG). Heute gehört die SVG dem Reeder Sven Paulsen, der auch mit seiner Adler-[[Reederei (Unternehmen)|Reederei]] Ausflugsschiffe auf Nord- und Ostsee betreibt.


[[Datei:2003-05 Sylt - Remains of WW2 bunker (closeup).jpg|mini|Eine Bunkeranlage im Süden von [[Westerland]]]]
Ein Großteil der alten [[Trasse]] der Bahn dient heute als landschaftlich reizvoller [[Radweg|Rad]]- und [[Wanderweg]], der die gesamte Insel in Nord-Süd-Richtung erschließt. Von den Bahnhofsgebäuden ist lediglich der ehemals „nördlichste Bahnhof Deutschlands“ in List erhalten geblieben. Die übrigen Gebäude und Betriebshöfe mussten allesamt dem Straßenbau oder Appartementhäusern weichen.


Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde Sylt zum [[Sperrgebiet]] erklärt und der Fremdenverkehr kam vollständig zum Erliegen. Man erwartete eine mögliche Invasion der Alliierten über die Nordsee. Daher wurden massive [[Bunker]]anlagen und Seezielbatterien mit schweren Geschützen in den Dünen gebaut, die von bis zu 10.000 Soldaten besetzt werden sollten. Ab 1940 war das [[Marine-Flak#14. Marine-Flak-Regiment – Westerland|Marine-Flak-Regiment 14]] auf Sylt stationiert. Sylt blieb jedoch weitgehend von kriegerischen Handlungen verschont. Gezielte Bombenangriffe erfolgten am 7.&nbsp;September 1939, 8.&nbsp;September 1939, 3.&nbsp;Dezember 1939, 19.&nbsp;März 1940 und 17.&nbsp;Dezember 1940 durch britische Verbände. An Zivilgebäuden entstanden dabei jedoch nur geringe Schäden.
Ein Leichttriebwagen ist bis heute erhalten geblieben; er steht heute stark sanierungsbedürftig im Hannoverschen [[Museumsstraßenbahn|Straßenbahn-Museum]] in [[Sehnde|Sehnde-Wehmingen]] bei [[Hannover]]. Der übrige Fuhrpark dieser Bahn ist entweder sofort verschrottet oder an andere Kleinbahnen abgegeben worden. Vor dem Westerländer DB-Bahnhof erinnert eine Tafel vor einem kleinen Stück Gleisbett noch an diese Bahn.


Einige Tage nach der [[Bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht|bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht]] besetzten die Briten, mit Panzern und Radfahrzeugen über den Hindenburgdamm kommend, kampflos die Insel.<ref name="Voigt" /><ref>[[Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag]]: [http://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/wir-sollten-den-hindenburgdamm-restlos-sprengen-id9654116.html Kriegsende auf Sylt: Wir sollten den Hindenburgdamm restlos sprengen], vom: 8. Mai 2015; abgerufen am: 3. Mai 2017</ref>
== Kultur ==
===Religion===
Von alters her waren die Sylter Friesen nicht nur ein freisinniges, sondern vor allem ein heidnisches Volk. Die Christianisierung der Friesen erreichte um 1150 auch Sylt, sodass anzunehmen ist, dass die ersten christlichen Gotteshäuser in dieser Zeit entstanden. Um 1240 entstand die noch heute bestehende mächtige St.-Severin-Kirche zu Keitum, der Turm wurde um 1450 aus Ziegel- und Feldsteinen errichtet. Weithin sichtbar auf einer Anhöhe und an der Stelle einer alten heidnischen Kultstätte nördlich von Keitum gelegen, galt sie nicht nur als Seezeichen, sondern sollte das neue Selbstbewusstsein der Kirche demonstrieren.
In den 1520er Jahren erreichten die Ausläufer der Reformation die Insel, sodass ab dieser Zeit alle Gotteshäuser zu protestantischen Kirchen wurden.


==== Nach 1945 ====
Die Friesen selbst nahmen wohl den protestantischen Glauben an, behielten sich jedoch weiterhin vor, ihre eigenen heidnischen Rituale fortzusetzen; eines davon ist das [[Biikebrennen]].
1945 wurden [[Heimatvertriebener (Bundesvertriebenengesetz)|Heimatvertriebene]] der ehemaligen deutschen Ostgebiete, vorwiegend aus [[Ostpreußen]], in den alten [[Wehrmacht]]swohnungen, Lagern und Kasernen aufgenommen. Dadurch verdoppelte sich die Bevölkerung auf rund 25.000 Einwohner. Ein Großteil der Heimatvertriebenen fand beim Wiederaufbau des Fremdenverkehrs Arbeit auf Sylt und blieb.
Lange Zeit blieb diese protestantische Monokultur erhalten. Erst mit dem Einsetzen des Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts kamen nach und nach einige Katholiken auf die Insel, teils als Gäste, teils als neue Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts trug man diesen Veränderungen Rechnung und errichtete in der Neuen Strasse in [[Westerland]] eine kleine katholische Kapelle. 1957 war diese längst zu klein geworden und mit der Christopherus-Kirche wurde ein neues Gotteshaus geweiht, das im Jahre [[1998]] wiederum durch einen Neubau an alter Stelle ersetzt wurde.
Heute bestehen auf Sylt folgende Kirchen:
*Evangelische Kirche: List, Wenningstedt, Westerland, Keitum, Morsum, Rantum und Hörnum.
*Katholische Kirche: List, Westerland und Hörnum.
*Dänische Kirche: Westerland
Daneben haben in Westerland freikirchliche Gemeinden und andere Glaubensgemeinschaften Ihre Gemeindehäuser errichtet.


Eine kleine Gruppe Heimatvertriebener stellten die von ihrer Insel vertriebenen Helgoländer dar. Großbritannien erklärte 1945 die Insel [[Helgoland]] zum Sperrgebiet und nutzte sie als Bombenabwurfplatz, sodass die Insel bis 1952 unbewohnbar blieb. Einige der Helgoländer siedelten sich in Hörnum an, von wo aus sie mit ihren Fischkuttern und Booten weiterhin ihre heimatlichen Gewässer anfahren konnten und so den Kontakt zu Helgoland und zur Nordsee behielten. Sie konnten unmittelbar nach der Freigabe „ihrer“ Insel zurückkehren. Diese Chance ließ sich kaum ein Exil-Helgoländer entgehen, so dass heute nur noch wenige ehemalige Helgoländer zur Sylter Bevölkerung zählen.<ref>Kurt Friedrichs: ''Umkämpftes Helgoland – Der Leidensweg eines Inselvolkes.'' Helgoland 1988.</ref>
===Jöölboom===
Erst um 1850 wurden die ersten Weihnachtsbäume auf der Insel aufgestellt – bis dahin musste man sich zur Weihnachtszeit auf der fast baumlosen Insel mit dem Jöölboom behelfen: Es handelte sich dabei um ein kleineres Holzgestell, an den ein Kranz aus immergrünen Zweigen gebunden wurde.


In den 1950er- und 1960er-Jahren stiegen mit der zunehmenden Reiselust der Bundesdeutschen die Übernachtungszahlen wieder stark an. Die Insel veränderte durch zahlreiche Baumaßnahmen zusehends ihr Gesicht. Ab Mitte der 1960er Jahre entstand das Westerlands Silhouette prägende „Neue Kurzentrum“ mit seinen drei bis zu 14-geschossigen Appartementblöcken unmittelbar am Meer. Zahlreiche weitere mehrgeschossige Appartementhäuser folgten. Durch den erheblich angestiegenen Individualverkehr wurden verkehrsberuhigende Maßnahmen nötig, die [[Fußgängerzone]]n und Bereiche mit Nachtfahrverbot in Westerland entstanden.
Der Jöölboom ruht auf einem Sockel mit dem Abbild von Adam und Eva unter einem (Apfel-)Baum mit der Schlange. Darüber sind ein Pferd, ein Hund und ein Hahn dargestellt. Die aus Salzteig gefertigten Figuren besitzen allesamt symbolische Bedeutung: Adam und Eva mit der Schlange sollen für die Erkenntnis stehen und bilden gleichzeitig den biblischen Bezug. Das Pferd soll für Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer stehen. Der Hund steht für die Treue. Der zuoberst platzierte Hahn soll Wachsamkeit ausdrücken. Je nach Geschmack und Tradition wurden weitere Naturprodukte als Dekorationsgaben hinzugefügt. Mittlerweile hat sich durchgesetzt, dass an diesem Gestell vier Kerzen befestigt werden, welche ähnlich denen eines Adventskranzes vor Weihnachten entzündet werden.


Die [[Bundeswehr]] nutzte die Kasernen, den Fliegerhorst und Wohnhäuser der Wehrmacht für ihre Einrichtungen weiter. In List befand sich die [[Marineversorgungsschule]] (MVS), in Tinnum ein Fliegerhorst der Marine, und es waren unter anderem eine Kompanie des [[Luftwaffenausbildungsregiment (Verband)|Luftwaffenausbildungregiments]] eine Marinefliegerlehrgruppe sowie eine Reservelazarettgruppe auf der Insel stationiert.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.oelixdorfer.de/downloads/bundeswehr.pdf |text=''Lazarett-Gruppe verabschiedet.'' |wayback=20131202232117}} (PDF; 221&nbsp;kB) Auf: oelixdorfer.de</ref> 2007 wurde die letzte militärische Einrichtung geschlossen.<ref>[http://www.sylt-2000.de/Aktuelles/Spekulation/Standort_geschlossen/standort_geschlossen.html ''Standort geschlossen.''] Auf: ''sylt-2000.de''</ref> Im Zusammenhang mit dem Verkauf der bundeseigenen Immobilien kam es zu erheblichem Dissens mit den betroffenen Gemeinden und zu Verwerfungen am Markt. Pläne, auf dem Gelände der ehemaligen MVS einen Bildungseinrichtung mit angeschlossenem Internat zu gründen, wurden bislang nicht verwirklicht.<ref>[https://www.abendblatt.de/region/norddeutschland/article106741378/Campus-Universitaet-Sylt-ist-weiter-im-Wartestand.html ''Campus-Universität Sylt ist weiter im Wartestand.''] Auf: abendblatt.de am 25. Januar 2009.</ref>
=== Friesenhäuser ===
Im Unterschied zu den [[Friesenhaus|Friesenhäusern]] auf dem Festland weisen die so genannten [[Utlandfriesisches Haus|''Utlandfriesischen Häuser'']] einen spitzen Giebel über der Eingangstür auf, welcher sich bis knapp unter den First erstreckt. Die Friesenhäuser des Festlandes haben einen breiteren, weniger spitzen Giebel (Backengiebel). Diese Giebel (breit oder spitz) wurden angelegt, damit bei einem Feuer das brennende [[Reet]] des Daches nicht vor die Eingangstür rutscht sondern durch den Giebel gelenkt rechts und links davon herabfällt. Der Rettungsweg bleibt somit stets frei.


Aktuell gibt es in unterschiedlichen politischen Gremien Bestrebungen, die Insel auch verwaltungspolitisch zu einer [[Gebietskörperschaft (Deutschland)|Gebietskörperschaft]] zusammenzufassen. So [[Gemeindefusionen in Deutschland#Schleswig-Holstein|fusionierten]] am 1.&nbsp;Januar 2009 die beiden größten Gemeinden Sylt-Ost und Westerland zusammen mit [[Rantum]] zur ''[[Sylt (Gemeinde)|Gemeinde Sylt]]''. Ob und wann sich die restlichen Inselgemeinden dieser Fusion anschließen, ist in den jeweiligen politischen Gremien umstritten.
Die [[Statik]] dieser Häuser beruht auf einem Ständerwerk, das bedeutet, dass die Last des Daches und des Heubodens auf hölzernen Ständern ruht, die innerhalb der nichttragenden Außenmauern liegen. Die Außenmauern dienen somit nur dem Wetterschutz und konnten somit aus statischer Sicht relativ schwach ausgelegt werden.


== Wirtschaft ==
Das Fundament der in der Regel nicht unterkellerten Häuser besteht aus Feldsteinen. In einigen Häusern befindet sich unter der Küche ein nicht begehbarer Vorratsraum, der mit Feldsteinen ausgemauert in den Boden eingelassen ist.
[[Datei:Westerland Friederichstrasse.jpg|mini|hochkant|Die Fußgängerzone in Westerland; Blick vom Kurzentrum gen Osten]]


Parallel zu den seit den 1950er Jahren stark ansteigenden Touristenzahlen gingen andere Wirtschaftszweige erheblich zurück. Die Wirtschaft der Insel ist nahezu vollständig unmittelbar oder mittelbar vom Tourismus abhängig. Somit sind sowohl Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen als auch das Handwerk auf die Bedürfnisse der Gäste und Vermieter zugeschnitten. [[Landwirtschaft]] und Seefahrt spielen seit Mitte der 1970er Jahre eine zunehmend geringere Rolle in der [[Sozialstruktur]] der Insel; allein in Sylt-Ost finden sich nach wie vor arbeitende Betriebe der Land-, Vieh- und Holzwirtschaft. Auch das einzige verbliebene Industrieunternehmen, die ''Beyschlag Werke,'' verließen im Jahr 1974 aufgrund steigender Grundstückspreise und der für sie ungünstigen Verkehrsanbindung die Insel.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sylt-2000.de/Aktuelles/Beyschlag/beyschlag.html |titel=Dr. Bernhard Beyschlag |titelerg=Über die Geschichte der Beyschlag-Werke |werk=sylt-2000.de |hrsg=Holger Bernau |abruf=2018-12-13}}</ref> Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer, rund 4500 Personen, täglich vom Festland per Zug und Fähre auf die Insel;<ref>{{Webarchiv |url=http://www.kn-online.de/News/Aktuelle-Nachrichten-Schleswig-Holstein/Schleswig-Holstein/Immobilienmarkt-Sylt-sucht-echte-Bewohner |text=''Sylt sucht echte Bewohner.'' |wayback=20160820162624 |archiv-bot=2023-01-17 22:36:30 InternetArchiveBot}} In: ''[[Kieler Nachrichten]]'', 28. Februar 2016, abgerufen am 7. Juli 2016</ref> somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus.
Die Häuser stehen nahezu alle in Ost-West-Richtung, um dem vorherrschenden Westwind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Im dem Wetter zugewandten Westteil der Häuser befanden sich die Ställe, sodass der Wohnbereich auf der geschützteren Ostseite lag. Die Dachgeschosse der alten Häuser wurden in der Regel nicht zum Wohnen genutzt, sondern dienten als Heu- und Vorratslager. Dazu befand sich in dem oben erwähnten Friesengiebel eine Heuluke.


=== Gentrifizierung ===
Weiteres Merkmal dieser utlandfriesischen Häuser ist die [[Klöntür]]. Diese Tür ist horizontal zweigeteilt, so dass die obere Hälfte geöffnet werden konnte um z. B. zu lüften. Die geschlossene untere Hälfte verhinderte, dass Kleintiere, die oft rund ums Haus gehalten wurden, in die Stube gelangen konnten. Durch die somit halb geöffnete Tür ließ sich vortrefflich mit den Nachbarn schwatzen. Schwatzen = Syltfriesisch „Klöön“ (Plattdeutsch „Klönen“); daher der Name dieser Türart.
Die große Wirtschaftskraft zieht nicht nur Arbeitnehmer an, sie ist gleichzeitig Grund für einen Wegzug von Sylter Familien, soweit für sie die hohen Mieten<ref name="frank">{{Internetquelle |autor=Bernhard Honnigfort |url=https://www.fr.de/politik/teuer-11345675.html |titel=Sylt: Teuer und tot |hrsg=Frankfurter Rundschau |datum=2013-02-18 |abruf=2016-07-03 |zitat=Sylt hat die höchsten Immobilienpreise in ganz Deutschland. Doch die vermögenden Hausbesitzer sind selten da. Und die Einheimischen ziehen weg, weil ihre Heimat für sie längst unbezahlbar geworden ist.}}</ref> und hohe [[Lebenshaltungskosten]] nicht mehr tragbar sind. Damit verliert auch die örtliche Gemeinschaft, da die meisten Zweitwohnungsbesitzer nur zeitweise auf Sylt leben.<ref name="frank" />


Die Zahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz auf Sylt betrug Ende 2014 17.713,<ref>Summe der Einwohnerzahlen der Gemeinde [[Sylt (Gemeinde)|Sylt]] und des Amts [[Amt Landschaft Sylt|Landschaft Sylt]] per 31. Dezember 2014</ref> nachdem sie 2003 noch knapp unter 20.000 gelegen hatte.<ref>[https://www.welt.de/print-welt/article279517/Sylt-muss-Einwohnerzahl-korrigieren.html ''Sylt muss Einwohnerzahl korrigieren.''] [[Die Welt]] vom 12. Dezember 2003, abgerufen am 7. Juli 2016</ref> 2014 waren nur noch 14&nbsp;Prozent der Einwohner mit Hauptwohnsitz unter 20&nbsp;Jahre alt.<ref>[https://taz.de/Gentrifizierung-auf-Sylt/!5025658/ ''Gentrifizierung auf Sylt: In den Keller oder aufs Festland.''] In: ''[[Die Tageszeitung]]'', 19. Dezember 2014, abgerufen am 6. Juli 2016</ref> 2014 wurde die Geburtsstation des Krankenhauses geschlossen.<ref>Andrea Scharpen: ''Insulaner wollen wieder Babys.'' In: ''[[Die Tageszeitung]] – taz.nord –'', 10. Oktober 2016, S. 21</ref>
Die Insel war ursprünglich auf Grund der Kargheit des Landes und der Unwirtlichkeit des Wetters recht dünn besiedelt. So standen um [[1800]] in Wenningstedt acht Friesenhäuser, in List zwei Höfe. Hörnum war bis etwa [[1900]] völlig unbesiedelt.


=== Tourismus ===
Bis heute erhaltene Friesenhäuser stehen nahezu ausnahmslos unter Denkmalschutz, dennoch wurden fast alle Häuser mit mehr oder weniger starken baulichen Veränderungen zu reinen Wohn- oder Appartmenthäusern umgewandelt. Lediglich das als Museum betriebene so genannte „Altfriesiche Haus“ in Keitum zeigt die ursprüngliche Nutzungs- und Bauform dieser Gebäude weiterhin auf.

==== Geschichte des Tourismus ====
[[Datei:Sylt Postkarte 007.jpg|mini|Badegast, historische Postkarte]]
[[Datei:Westerland Casino.jpg|mini|hochkant|Das repräsentative ehemalige Kurhaus von Westerland, heute Rathaus]]

Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum [[Seebad]] wurde. [[Kur]]en auf Sylt entwickelte sich schnell zur Mode der Ober- und Mittelschicht und führte zur wirtschaftlichen Neuorientierung der Sylter. In den ersten Jahrzehnten blieben die Gäste meist mehrere Wochen wegen der Heilwirkung des [[Reizklima]]s und erwarteten während dieser Zeit ein entsprechendes Unterhaltungsprogramm, das seinerseits ein entsprechendes Publikum anzog. Abseits der Hauptorte wurden nach Ende des Ersten Weltkrieges in ehemaligen Kasernenanlagen [[Landerziehungsheim|Landschulheime]] für Kinder aus den Großstädten eingerichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Insel zum Sperrgebiet erklärt und der Tourismus kam völlig zum Erliegen. Die unmittelbaren Nachkriegsjahre waren geprägt von Hunger und Arbeitslosigkeit. Leerstehende Hotels waren oft mit Kriegs[[flüchtling]]en belegt, und der Kurbetrieb ruhte vollständig. Erst nach der [[Währungsreform 1948 (Westdeutschland)|Währungsreform]] konnten in der Sommersaison 1949 die ersten Nachkriegs-Kurgäste verzeichnet werden. Seitdem stiegen die Übernachtungszahlen stetig an. Um 1960 erlebte der Tourismus einen Aufschwung. Außer den bisherigen wohlhabenden Kurgästen zog Sylt nun auch größere Massen an. Das Ortsbild der Stadt Westerland erfuhr eine tiefgreifende Umgestaltung. Prägten bisher, neben traditionellen Friesenhäusern und wilhelminischen Bädervillen, nur einige größere Hotels das Stadtbild, entstanden nun mit dem „neuen Kurzentrum“ Appartementanlagen mit bis zu 14 Stockwerken. Nach und nach verdrängten diese modernen Anlagen die Villen und Logierhäuser. Diese Appartementanlagen der 1960er- und 1970er-Jahre prägen heute den Innenstadtbereich von Westerland, während die übrigen Inselorte weitgehend von dieser intensiven Bebauung verschont blieben.

==== Tourismus heute ====
Heute hat die Insel über 62.000 Gästebetten und im Jahr 900.000 Gäste mit etwa 6,8&nbsp;Millionen Übernachtungen (Stand: 2023), also durchschnittlich 7,50 Übernachtungen je Gast (Stand: 2022).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sylt.de/fileadmin/Mediendatenbank/10_SMG/Presse/Pressemappe_2024.pdf |titel=Sylt |werk=Pressemappe der Insel |hrsg=Sylt Marketing GmbH |datum=2024-05 |format=PDF |sprache=de |abruf=2025-04-24}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.sylt.de/fileadmin/Mediendatenbank/10_SMG/Presse/UEbernachtungen_Inselorte_2023.pdf |titel=Übernachtungen gesamt 2023 |hrsg=Sylt Marketing GmbH |datum=2023 |format=PDF |sprache=de |abruf=2024-04-24}}</ref> Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel.<ref name="frank" /> In der Nebensaison von Oktober bis März wurden knapp 29&nbsp;Prozent der Übernachtungen registriert.<ref name="shz">[http://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/gaestestatistik-2014-es-geht-aufwaerts-id9291736.html ''Gästestatistik 2014: Es geht aufwärts.''] Bei: ''shz.de'', abgerufen am 5. Juli 2016</ref> Die Zahl der Kurgäste, die tatsächlich Kuranwendungen in Anspruch nehmen, ist dabei auf weniger als ein Zehntel zurückgegangen.

Beachtlich ist auf Sylt die hohe Dichte an Restaurants mit gehobenem gastronomischem Angebot und mit durch Fachpresse sowie Restaurantführer ausgezeichneter Küche. Drei Restaurants weisen [[Guide Michelin|Michelin]]-Sterne (Stand 2022) auf und zahlreiche Restaurants sind im ''[[Gault-Millau]]'' verzeichnet.

Nachteile des Tourismus auf Sylt sind die zunehmende [[Flächenversiegelung]] durch Neubauten,<ref name=":0">{{Literatur |Hrsg=Achim Daschkeit, Peter Schottes |Titel=Klimafolgen für Mensch und Küste: am Beispiel der Nordseeinsel Sylt |Auflage=Softcover reprint of the hardcover 1st edition 2002 |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Berlin Heidelberg |Datum=2002 |ISBN=3-642-56369-4 |Seiten=58–59 |Zitat=In Anlehnung an Matusek (1997) lassen sich die gegenwärtigen Konflikte in die Bereiche Landwirtschaft, Versiegelung, Siedlungswesen, Tourismus und sonstige unterteilen.}}</ref> ein hohes Verkehrsaufkommen durch die große Anzahl auf die Insel gebrachter Personenkraftwagen<ref name=":0" /> sowie Störungen in den Natur- und Vogelschutzgebieten.<ref>{{Internetquelle |autor=Umweltdaten Land Schleswig-Holstein |url={{Umweltanwendungen-SH}}/public/natura/pdf/gebietssteckbriefe/0916-491.pdf |titel=Ramsar-Gebiet S-H Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete (EGV DE 0916-491) |hrsg=Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume |format=PDF |abruf=2016-07-03 |zitat=Für die Dünengebiete der Nordfriesischen Inseln ist die Erhaltung der Brutvogelbestände das wesentlichste Schutzziel. Wichtige Voraussetzungen für die Erhaltung bzw. die Entwicklungsmöglichkeiten der dortigen Brutvogelbestände sind die Erhaltung der Störungsarmut, der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen sowie der natürlichen Bodendynamik und Dünenbildungsprozesse.}}</ref> Zugleich tragen die Einnahmen aus dem Tourismus dazu bei, die Naturschutzmaßnahmen zu finanzieren.

==== Freizeiteinrichtungen ====
[[Datei:2003-05 Sylt - Beach chair.jpg|mini|Strandkörbe am Westerländer Hauptstrand]]

Das Freizeitangebot wird zu einem großen Teil durch die Natur bestimmt. Der 40&nbsp;Kilometer lange [[Strand|Sandstrand]] im Westen der Insel mit über 12.000 [[Strandkorb|Strandkörben]] ist in weiten Bereichen nur gegen [[Kommunalabgaben|Kurabgabe]] zugänglich. An der geschützteren Ostseite der Insel, am Wattenmeer, liegen ebenfalls mehrere Badestellen, etwa in List, Braderup, Munkmarsch, Morsum, Rantum und Hörnum. Geführte [[Wattwanderung]]en werden von den Gemeinden, privaten Wattführern oder Naturschutzverbänden wie der ''[[Naturschutzgemeinschaft Sylt]] e.&nbsp;V.'' und der [[Schutzstation Wattenmeer]] während der Saison angeboten. In Westerland befindet sich direkt an der Strandpromenade ein Meerwasser-[[Wellenbad]], die ''Sylter Welle''. Im Jahr 2004 eröffnete das ''[[Sylt Aquarium]]''<ref>{{Internetquelle |url=https://www.syltaquarium.de/ |titel=Sylt Aquarium |sprache=de-DE |abruf=2023-01-30}}</ref> und 2009 das ''[[Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt]]'' in List.<ref>{{Internetquelle |autor=Frank Walensky-Schweppe |url=https://naturgewalten-sylt.de/ |titel=Erlebniszentrum Naturgewalten in List auf Sylt |datum=2016-04-05 |sprache=de-DE |abruf=2023-01-30}}</ref> Zusammen mit dem ''Tierpark Tinnum'' können sich Besucher hier über die heimische [[Flora]] und [[Fauna]] informieren. Die Insel verfügt über vier [[Golfplatz|Golfplätze]], von denen der bislang jüngste in Hörnum seit dem Jahr 2008 bespielbar ist. Darüber hinaus bieten zahlreiche [[Funsport]]anbieter saisonale Aktivitäten an, zum Beispiel [[Fallschirmspringen]], Touren auf [[Segway Personal Transporter|Segways]] oder geführte Wanderungen.

==== Freikörperkultur und Nacktbaden ====
Zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts waren die Badestrände nach Geschlechtern in „Damenbad“ und „Herrenbad“ getrennt; es wurde in langen Badekleidern gebadet. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich&nbsp;– ausgehend vom freideutschen Jugendlager [[Klappholttal]] und den Intellektuellen und Künstlern im Dorf [[Kampen (Sylt)|Kampen]]&nbsp;– eine Bewegung, die ein Strandleben ohne Bekleidung pflegte. 1920 wurde auf Sylt der erste Nacktbadestrand eröffnet. Nacktbaden und -sonnen verbreiteten sich über die gesamte Insel. Mit „Sylt“ wurde Nacktbaden verbunden und das ideale Umfeld für Anhänger der [[Freikörperkultur]] (FKK). Seit den 1960er-Jahren gibt es am gesamten Weststrand ausgewiesene Nacktbadestrände mit Namen wie „Abessinien“,<ref>Der Name „Abessinien“ für einen Strandabschnitt bei Buhne&nbsp;31 zwischen Kampen und Wenningstedt kam übrigens auf, als dort am 19.&nbsp;Oktober 1935 der französische Frachtdampfer „Adrar“, angeblich mit einer Waffenladung für Abessinien (Äthiopien) an Bord strandete. Im Sylter Volksmund wurde der betreffende Strand bald „Abessinien“ genannt, und dieser Name wurde&nbsp;– zum Ärger von kaiserlich-abessinischen Diplomaten&nbsp;– ein Synonym für das dortige Nacktbadeleben. Tatsächlich hatte die Adrar keine Waffen an Bord, am 17.&nbsp;August 1936 kam sie wieder frei, aber der Name hielt sich bis heute.</ref> „Samoa“ oder „Sansibar“. Zum wohl berühmtesten Sylter Nacktbadestrand wurde durch regelmäßige Berichterstattung in den [[Boulevard (Medien)|Boulevardmedien]] der von „Buhne&nbsp;16“ in Kampen. Heute verwischen die Abgrenzungen zwischen Nacktbade- und Textilstrand mehr und mehr. Während die Nacktbadestrände ein wenig an Popularität verloren haben, ist es nicht mehr ungewöhnlich oder aufsehenerregend, an „normalen“ Stränden ohne Bekleidung zu baden oder zu sonnen.

==== Veranstaltungen ====
[[Datei:Robby Naish a-1.jpg|mini|Die „Windsurflegende“ [[Robby Naish]] vor Sylt]]

Das „Meerkabarett“, seit 2007 im „kunst:raum sylt quelle“<ref name="kabarett">{{Internetquelle |url=http://www.kunstraum-syltquelle.de/ |titel=Kunst, Wasser, Meer |abruf=2009-12-11}}</ref> in [[Rantum]] beheimatet, präsentiert seit 1994 im Juli und August [[Komiker]], [[Kabarett]]isten und Musiker.<ref name="kabarett" />

Am „Syltlauf“ über 33,333&nbsp;Kilometer nehmen jährlich bis zu 1500 Läufer teil.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.welt.de/print-welt/article507987/Syltlauf-In-knapp-zwei-Stunden-um-die-Insel.html |titel=Syltlauf - In knapp zwei Stunden um die Insel - WELT |sprache=de |abruf=2023-01-30}}</ref> Darüber hinaus finden zahlreiche [[Regatta|Regatten]] und Wassersportwettbewerbe statt – vornehmlich vor dem Westerländer Weststrand. Dazu zählen der [[Windsurf World Cup Sylt|''Windsurf-Worldcup'']], die ''Kitesurf-Trophy'' sowie der ''Deutsche Windsurfcup,''<ref>{{Internetquelle |url=https://www.windsurfcup.de/ |titel=DWC-Info: Deutscher Windsurf Cup (DWC) |abruf=2009-12-11}}</ref> und das ''Cat Festival Sylt'', eine Veranstaltung, die mehrere [[Katamaran]]-Regatten umfasst.

=== Medienlandschaft ===
Neben einer eigenen Tageszeitung, der ''Sylter Rundschau'', die im [[Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag|Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag]] erscheint, existieren auf Sylt durch Werbung finanzierte und kostenlos verteilte Wochenblätter. Zusätzlich gibt es den 14-täglich erscheinenden und einzig offiziellen Veranstaltungskalender ''Dein Sylt'', welcher im Auftrag der Tourismusservices von der ''Medienmanufaktur Sylt'' herausgebracht wird. Für die Verbreitung terrestrisch empfangbarer Radio- und Fernsehprogramme stehen auf der Insel zwei Sendeanlagen zur Verfügung, der [[Sender Morsum]] und der [[Sender Westerland]]. Seit 2011 sendet der private Radiosender ''[[Antenne Sylt]]'' im Kabelnetz auf der Insel und dem angrenzenden Festland auf UKW 89,8&nbsp;MHz. Von 2016 bis 2019 sendete zudem der Sender ''[[Syltfunk]]'' auf UKW 88,1&nbsp;MHz.<ref>[https://www.radioszene.de/91474/sendestart-von-syltfunk-soelring-radio-auf-ukw.html ''Sendestart von Syltfunk/Söl’ring Radio auf UKW.''] radioszene.de, abgerufen am 2. März 2017</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Tom Sprenger & Stephan Munder |url=https://www.radiowoche.de/auffangkonzept-fuer-sylter-lokalradio-steht-antenne-sylt-startet-morgen-auf-ukw/ |titel=Auffangkonzept für Sylter Lokalradio steht: Antenne Sylt startet morgen auf UKW |werk=radioWOCHE – Aktuelle Radionews, UKW/DAB+ News und Radiojobs |datum=2019-02-10 |sprache=de-DE |abruf=2019-03-22}}</ref> Mit ''Sylt1'' gibt es einen Fernsehsender, der neben Nachrichten und Wetterberichten Veranstaltungstipps und Berichte rund um die Insel ausstrahlt. Der Sender wird deutschlandweit über das Kabelnetz sowie im Internet verbreitet.<ref>{{Internetquelle |autor=Sylt1-Das Sylter Fernsehen |url=https://www.sylt1.tv/ueber-uns/ |titel=Über uns |werk=Sylt1 – Das Sylter Fernsehen |sprache=de-DE |abruf=2020-09-10}}</ref> Das Onlinemagazin ''Sylt24.TV'' berichtet in Text- und Videoformaten über Sylt und das Inselleben.<ref>{{Internetquelle |url=https://sylt24.tv/ |titel=Sylt-News |sprache=de-DE |abruf=2023-09-01}}</ref>

=== Medizinische Versorgung ===
Neben zahlreichen niedergelassenen Ärzten stellt vor allem die ''Asklepios Nordseeklinik Westerland'' die medizinische Grundversorgung sicher. Ab 1937 existierte auf einem großen Gelände an der Nordgrenze von Westerland ein „Kurlazarett für Luftstreitkräfte“. Nach dem Krieg übernahm das Landesversorgungsamt Schleswig-Holstein dieses [[Lazarett]] für Kurbehandlungen von Kriegsversehrten. Ab 1951 führte der [[Arbeiterwohlfahrt]]sverband (AWO) Hamburg hier „Kurmaßnahmen“ durch. Mitte der 1950er Jahre schloss das Städtische Krankenhaus Westerland, das sich an der „Rote-Kreuz-Straße“ befand. Der AWO Hamburg integrierte die Akutversorgung in die umbenannte „Nordseeklinik“.<ref>{{Literatur |Autor=H. Lantzsch, S. Kappes, N. Buhles |Titel=Geschichte der Klinik für Dermatologie und Allergologie in der Nordseeklinik/Sylt |Sammelwerk=Aktuelle Dermatologie |Band=43 |Nummer=03 |Datum=2017-03-03 |ISSN=0340-2541 |Seiten=113–114 |Online=[https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0043-102796 E-Journal] |Abruf=2017-12-27 |DOI=10.1055/s-0043-102796}}</ref> 1953 wurde dort der öffentliche Krankenhausbetrieb aufgenommen, seit 1974 ist die Nordseeklinik in die [[Krankenhausplanung]] von Schleswig-Holstein aufgenommen; 2017 wurde die Anzahl der Planbetten durch die Behörde von 112 auf 95 reduziert.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/K/krankenhaeuser/Downloads/Krankenhausplan_2017_BesondererTeil.pdf?__blob=publicationFile&v=8 |titel=Krankenhausplan 2017 |hrsg=Land Schleswig-Holstein |format=PDF |abruf=2017-12-27}}</ref> 1992 übernahm die [[Asklepios Kliniken|Asklepios-Kliniken-Gruppe]] das Krankenhaus. Die Nordseeklinik gliedert sich in ein Akutkrankenhaus und eine Rehabilitationsklinik.

Die Insel Sylt ist wegen ihres allergenarmen [[Reizklima]]s Standort für mehrere [[Rehabilitation]]seinrichtungen, vor allem für Krankheiten der Atmungsorgane und der Haut.

Für die Atemwege bzw. die Lunge ist besonders die jodhaltige Meeresluft durch [[Maritim (Adjektiv)|maritime]] [[Aerosol]]e und das damit verbundene Reizklima aus Sonne, Wind und Salz zu nennen. Aufgrund des überwiegenden Westwinds und des geringen Baumbestands ist die Luft pollenarm.<ref>[http://www.pollenflug-nord.de/Sylt%20aktuell/Sylt.htm Vergleichsdaten] bei ''pollenflug-nord.de'', abgerufen am 27. Dezember 2017</ref>

Die größte Einrichtung ist mit rund 300 Betten die Nordseeklinik, sie deckt die Bereiche „Dermatologische Rehabilitation“, „Pneumologische Rehabilitation“, „Onkologische Rehabilitation“ und „Orthopädische Rehabilitation“ ab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.asklepios.com/sylt/reha/abteilungen/abteilungen/ |titel=Abteilungen der Rehaklinik Nordseeklinik |abruf=2017-12-27}}</ref> Außerdem bestehen zwei große Rehabilitationskliniken für Kinder in Form der Fachklinik Sylt (Träger: [[Deutsche Rentenversicherung Nord|Deutsche Rentenversicherung]]) sowie der Sylt Klinik (Träger: [[Stiftung Deutsche KinderKrebshilfe|Deutsche Kinderkrebsstiftung]]).

Es bestehen zudem zwei Einrichtungen zur [[Mutter-Kind-Kur|Mutter-/Vater-Kind-Kur]] in der Insel-Klinik Sylt sowie dem Louise-Schroeder-Haus.

Im Sommer 2022 eröffnete darüber hinaus in List der sogenannte „Lanserhof Sylt“ als Teil der Lanserhof Group mit Hauptsitz im österreichischen Lans. Es ist ein ganzheitliches Gesundheitsresort, dessen Fokus auf einem naturheilkundlichen Ansatz liegt. Daneben werden Behandlungen der kardiologischen Rehabilitation bei akuten und chronischen Erkrankungen angeboten.<ref>{{Internetquelle |url=https://lanserhof.com/de/lanserhof-sylt/ |titel=Lanserhof Sylt - Gesundheitsresort Sylt |sprache=de-DE |abruf=2024-02-04}}</ref>

=== Windkraftanlagen ===
Auf der Insel gibt es, im Gegensatz zum schleswig-holsteinischen Festland, keine [[Windkraftanlage]]n. Der [[Offshore-Windpark Butendiek]] wurde mit 80&nbsp;Anlagen etwa 35&nbsp;Kilometer vor der Küste in der Nordsee, westlich von Sylt, errichtet.

[[Datei:Sylt@AutozugHindenburgdamm.jpg|mini|Autozug auf dem Hindenburgdamm Richtung Festland]]
[[Datei:Intercity mit zwei Diesellokomotiven der Baureihe DB 218 in Sylt.jpg|mini|[[Intercity (Deutschland)|Intercity]] mit zwei Diesel&shy;lokomotiven der [[DB-Baureihe 218|Baureihe 218]] erreicht Sylt]]
[[Datei:Syltfähre.jpg|mini|Fähre der FRS Syltfähre]]

=== Transatlantische Seekabel ===
An der Westküste von Sylt enden zwei transatlantische [[Seekabel]], zum einen bei Rantum das 14.000&nbsp;Kilometer lange Datenkabel [[Atlantic Crossing 1|AC-1]] (Atlantic Crossing) von [[Brookhaven (New York)|Brookhaven]] in den [[Vereinigte Staaten|USA]] kommend, zum anderen am Ellenbogen bei List das von [[Kanada]] kommende 8.000&nbsp;Kilometer lange Seekabel [[CANTAT]]-3.<ref>[http://www.iscpc.org/cabledb/Atlantic_Cable_db.htm Liste von Seekabeln] (englisch), abgerufen am 7. Dezember 2010.</ref>

=== Weinbau ===
Der nördlichste [[Weinberg]] Schleswig-Holsteins (und somit auch Deutschlands) liegt in [[Keitum]] auf Sylt an der Munkmarscher Chaussee {{Coordinate|NS=54.900078|EW= 8.365583|type=landmark|dim=1000|region=DE-SH|text=(Lage)|name=Weingut}} in der Nähe von [[St. Severin (Keitum)|St.&nbsp;Severin]]. Unweit südlich befinden sich weitere Rebflächen, die von einem weiteren Weingutbetreiber gepflegt werden. Die Sylter Anbauflächen liegen zudem etwas weiter nördlich als die Weinberge auf Föhr.<ref>{{Literatur |Autor=Pierre Bohm |Titel=Sylter Winzer: „Wir bauen den nördlichsten Wein an“ |Sammelwerk=[[Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag|shz]] |Datum=2015-07-11 |Online=[https://www.shz.de/10193676]}}</ref>

Der Sylter Weißwein namens „Sölviin“ basiert auf der Rebsorte „[[Solaris (Rebsorte)|Solaris]]“ und wird in [[Ökologischer Weinbau|ökologischer Bewirtschaftung]] angebaut. 2009 wurden erstmals 2700 Rebstöcke gesetzt und 2018 um 6000 Rebstöcke erweitert.<ref>{{Internetquelle |url=https://klippo.de/sylterwein/infos-zum-weinberg/index.html |titel=www.SylterWein.com |abruf=2023-01-30}}</ref>

== Verkehr ==

=== Wege nach Sylt ===
Mit Kraftfahrzeugen ist die Insel vom deutschen Festland aus nur mit [[Autozugverkehr Niebüll–Westerland|Autozügen]] zu erreichen. Diese werden durch zwei Anbieter, die [[DB Fernverkehr]] ''(Sylt Shuttle)'' und die [[Railroad Development Corporation|RDC Deutschland]] ''(Autozug Sylt)'', angeboten. Die Fahrzeuge werden in [[Bahnhof Niebüll|Niebüll]] [[Autoverladung#Autoverladung per Zug|auf Züge verladen]] und über die [[Marschbahn]] bzw. den [[Hindenburgdamm]] nach Westerland gefahren. Neben den Autozügen verkehren über den Hindenburgdamm Nahverkehrszüge der [[DB Regio Schleswig-Holstein]] und Fernverkehrszüge ([[Intercity (Deutschland)|IC]]) der [[Deutsche Bahn|Deutschen Bahn]]. Die Bahnhöfe der Insel sind (von Ost nach West): [[Morsum (Sylt)#Verkehrsanbindung|Morsum]], Keitum und [[Bahnhof Westerland (Sylt)|Westerland]] [[Endbahnhof]]. Letztgenannter liegt als Verkehrsknoten mit [[Busbahnhof|ZOB]] im Zentrum des Inselhauptortes und ist zudem die nördlichste Bahnstation Deutschlands.

Zwischen der dänischen Nachbarinsel Rømø und dem Hafen in List besteht eine Verbindung mit den beiden Fahrzeug- und Personenfähren der [[FRS Syltfähre]]. Diese verkehren bis zu sechzehn mal täglich und ist nach dem sogenannten „Sylt-Shuttle“ die zweitwichtigste Verbindung für Kraftfahrzeuge. Weitere Schiffsverbindungen bestehen im Personenverkehr saisonal mit der [[Adler-Express]], die von [[Cuxhaven]] aus, jeweils an den Tagen Donnerstag bis Sonntag [[Hörnum (Sylt)|Hörnum]] erreicht.

Sylt ist über den [[Flughafen Sylt]] per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen, die seit Ende der 1990er-Jahre erheblich an Bedeutung gewannen. In der Sommersaison bestehen mehrmals täglich direkte Flugverbindungen von und zu deutschen Großstädten und Ballungsräumen; 2019 wurden hier 140.000 Fluggäste gezählt.

Als die [[Deutsche Bahn]] 1995 das [[Schönes-Wochenende-Ticket]] einführte, fühlten sich einige gut betuchte Gäste bedroht und gestört. So konnten mit der Fahrkarte bis zu fünf Personen zum Preis von 15 D-Mark im [[Regionalverkehr]] befördert werden. Auf der Insel kam man auf die Idee, die Kurtaxe bereits am Bahnhof zu verlangen und nicht erst am Strand. Einige Hamburger [[Kiez]]-Bewohner sowie [[Autonome]] mobilisierten sich und machten sich auf den Weg nach Sylt. So kam es zu den „Politischen Chaostagen“.

2022 fürchtete man durch das [[9-Euro-Ticket]] in den Sommermonaten Juni, Juli und August eine Überlastung der Bahnverbindungen, die Sylt mit dem Festland verbindet.<ref name="rdn.de">{{Internetquelle |url=https://www.rnd.de/reise/9-euro-ticket-sorge-auf-sylt-sorgt-fuer-spott-auf-twitter-CGOFRYJGLFD6XO7J36HX4ECKFI.html |titel=9-Euro-Ticket: Sorge auf Sylt sorgt für Spott auf Twitter |hrsg=rnd.de |abruf=2022-05-13}}</ref>

=== Verkehr auf Sylt ===
[[Datei:Bahnhofwesterland.JPG|mini|Bahnhof Westerland auf Sylt]]

Auf Sylt ist, wie auch auf den nordfriesischen Nachbarinseln, motorisierter Individualverkehr zugelassen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz sowie große strandnahe Parkplätze, die zum Teil kostenpflichtig sind.

Auf der Insel wird der [[Öffentlicher Personennahverkehr|öffentliche Personennahverkehr]] durch die Linien- und Charterbusse der [[Sylter Verkehrsgesellschaft]] (SVG) sichergestellt. Die rund 30 [[Linienbus]]se der SVG fahren auf fünf Linien mit vergleichsweise kurzen Taktzeiten sämtliche Inselorte an. Zentraler [[Busbahnhof]], der von allen Linien der Insel angefahren wird, ist der ZOB am [[Bahnhof Westerland (Sylt)|Westerländer Bahnhof]].

Radfahrer können auf ein landschaftlich reizvolles und gut ausgebautes [[Radverkehrsanlage|Radwegenetz]] von rund 200&nbsp;Kilometern Gesamtlänge<ref>{{Internetquelle |url=https://www.sylt.de/entdecken/sport/radfahren.html |titel=Fahrradfahren auf Sylt |hrsg=Sylt Marketing GmbH |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20190512034536/https://www.sylt.de/entdecken/sport/radfahren.html |archiv-datum=2019-05-12 |abruf=2019-10-30}}</ref> zurückgreifen, das alle Inselgemeinden erschließt. Es gibt kaum eine Stelle, die nicht per Fahrrad erreicht werden kann. Als nahezu durchgehender Radweg dient die Trasse der ehemaligen [[Sylter Inselbahn]], die Sylt außer in Westerland von Nord nach Süd durchquert. In Westerland gibt es eine autoarme Fahrradverbindung entlang der westlich gelegenen Dünen. Alle SVG-Linienbusse sind mit Fahrradträgern ausgestattet und erlauben damit eine [[Fahrradmitnahme]]<ref>{{Internetquelle |url=https://www.svg-busreisen.de/die-svg/neuigkeiten/fahrradmitnahme/ |titel=Fahrradmitnahme |hrsg=Sylter Verkehrsgesellschaft |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210328201421/https://www.svg-busreisen.de/die-svg/neuigkeiten/fahrradmitnahme/ |archiv-datum=2021-03-28 |abruf=2021-03-28}}</ref> von bis zu fünf Rädern. Sylts Fahrradfreundlichkeit<ref>{{Internetquelle |url=http://www.raderfahrungen.de/fahrradfreundlichkeit_urlaubsorte/sylt.html |titel=Fahrradfreundlichkeit Sylt |hrsg=rader''fahr''ungen |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210328215124/http://www.raderfahrungen.de/fahrradfreundlichkeit_urlaubsorte/sylt.html |archiv-datum=2021-03-28 |abruf=2021-03-28}}</ref> wurde beim sogenannten „[[Fahrradklimatest]]“ im Jahr 2020 des [[ADFC|Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs]] (ADFC) mit einer Gesamtbewertung von 4,0<ref>{{Internetquelle |url=https://fkt.object-manager.com/data/2020/Sylt_1054168_FKT2020.pdf |titel=Fahrradklima-Test 2020, Ergebnis Sylt |hrsg=ADFC |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20210316221256/https://fkt.object-manager.com/data/2020/Sylt_1054168_FKT2020.pdf |archiv-datum=2021-03-16 |abruf=2021-03-28}}</ref> (nach Schulnotenprinzip) benotet, das bedeutet im Vergleich zu den Durchführungen 2016 (Gesamtbewertung 4,1<ref>{{Internetquelle |url=https://object-manager.com/om_map_fahrrad_if_2016/data/2016/Sylt.pdf |titel=Fahrradklima-Test 2016, Ergebnis Sylt |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20191017071331/https://object-manager.com/om_map_fahrrad_if_2016/data/2016/Sylt.pdf |archiv-datum=2019-10-17 |abruf=2019-10-30}}</ref>) und 2018 (Gesamtbewertung 4,2<ref>{{Internetquelle |url=https://object-manager.com/om_map_fahrrad_if_2018/data/2018/Sylt.pdf |titel=Fahrradklima-Test 2018, Ergebnis Sylt |format=PDF |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20191017071132/https://object-manager.com/om_map_fahrrad_if_2018/data/2018/Sylt.pdf |archiv-datum=2019-10-17 |abruf=2019-10-30}}</ref>) eine marginale Verbesserung.

Sylt verfügt insgesamt über vier Häfen, von denen der nördlichste in List und der südlichste in Hörnum öffentlich sind. Beide Häfen sind Liegeplätze von Seenotrettungsschiffen der [[Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger|Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger]] (DGzRS). Von diesen Häfen fahren [[Seebäderschiff]]e und Ausflugsdampfer in das Wattenmeer und zu den Seehundbänken. Von Hörnum aus verkehren die Seebäderschiffe auch zu den Nachbarinseln Amrum, Föhr und den [[Hallig]]en sowie nach [[Helgoland]]. Darüber hinaus verkehrt vom Lister Fähranleger die [[FRS Syltfähre]]. Zusätzlich hat sich dort eine touristische Infrastruktur mit Restaurants, Fischbuden und Souvenirläden entwickelt. Diese Häfen bieten außerdem als Schutzhäfen Anlegeplätze für [[Sportboot]]e; aber auch Fahrzeuge der [[Krabben]]- oder [[Muscheln|Muschelfischer]] machen hier fest. Zwei weitere Häfen, der ehemalige Fährhafen [[Munkmarsch]] sowie der in den 1930er Jahren am damaligen Seefliegerhorst entstandene [[Hafen Rantum]], sind im Privatbesitz von [[Yachtclub]]s und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

=== Die Sylter Inselbahn ===
{{Hauptartikel|Sylter Inselbahn}}

[[Datei:W Dreesen - Sylt. Ostbahn in der Munkmarscher Heide (1894 b129).jpg|mini|Sylter Inselbahn (1894)]]

Von 1888 bis 1970 verfügte die Insel Sylt über [[Schmalspurbahn]]en mit 1000&nbsp;Millimetern [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]], die anfangs von mehreren Gesellschaften gebaut und betrieben wurden. Die erste Strecke der [[Sylter Inselbahn]] befuhr ab 1888 in den Sommermonaten die etwa 4,2&nbsp;Kilometer lange Strecke vom Hafen Munkmarsch in die Inselmetropole Westerland, weitere Strecken von Westerland nach Hörnum im Süden der Insel und von Westerland nach List im Norden folgten ab 1903 bzw. 1907.

Während des Ersten und des Zweiten Weltkrieges ergänzte das Militär dieses Streckennetz um einige Kilometer, um ihre oft abgelegenen Lager und Geschützstellungen anzubinden. So wurden große Teile des [[Ellenbogen (Sylt)|Ellenbogens]] bei List mit einem Schienennetz versehen. In den 1940er Jahren verfügte Sylt über die Inselbahn mit dem längsten Streckennetz in Deutschland. Diese Strecken wurden jedoch unmittelbar nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] vollständig abgebaut.

In den 1950er-Jahren erlebte die Inselbahn durch den Fremdenverkehr einen erneuten Aufschwung, der den Siegeszug des [[Individualverkehr]]s auf Sylt jedoch auch nicht aufhalten konnte. So wurden Nord- und Südbahn am 29.&nbsp;Dezember 1970 stillgelegt; die alte Ostbahn von 1888 war bereits im Sommer 1927 aufgegeben worden.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.luftschutz-bunker.de/vergessene-orte/index.php?option=com_content&task=view&id=15&Itemid=38 |titel=Sylter Inselbahn |hrsg=vergessene-orte.de |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20070927203444/http://www.luftschutz-bunker.de/vergessene-orte/index.php?option=com_content&task=view&id=15&Itemid=38 |archiv-datum=2007-09-27 |abruf=2009-12-11}}</ref> Den Personenverkehr verlegte die [[Sylter Verkehrsgesellschaft]] (SVG) von nun an ausschließlich auf [[Regionalbusverkehr|Linienbusse]].

== Religion ==
Über Religion und Bräuche der Sylter Friesen vor der [[Christianisierung]] ist nur wenig überliefert. Die im 15.&nbsp;Jahrhundert entstandene ''Kielholtz-Chronik''<ref name="Kielholtz" /> berichtet von heidnischen Praktiken, die der Chronist selbst erlebt haben will. Die Christianisierung der Friesen erreichte im 11.&nbsp;Jahrhundert auch Sylt. Die frühen christlichen Gotteshäuser dieser Zeit sind nicht erhalten. Um 1240 entstand die noch heute bestehende mächtige [[St. Severin (Keitum)|St.-Severin-Kirche zu Keitum]], der Turm wurde um 1450 aus Ziegel- und Feldsteinen errichtet. Zu dieser Zeit waren die Friesen auch kirchlich sehr unabhängig, zahlten lange keinen [[Zehnt]]en, bestimmten ihre Prediger selbst und lehnten den [[Zölibat]] der [[Priester (Christentum)|Priester]] ab.

[[Datei:Westerland st niels altar 20071110.jpg|mini|Altarbild in der Kirche St.&nbsp;Niels]]
[[Datei:Westerland St. Christophorus.jpg|mini|links|[[St. Christophorus (Westerland)|St.-Christophorus-Kirche in Westerland]]]]

In den 1520er Jahren erreichte die [[Reformation]] die Insel, Sylt wurde evangelisch-lutherisch. Heute gehören 69,2&nbsp;Prozent (Stand: 2020) der Bevölkerung dieser Konfession an.<ref name="Rel_Statistik">{{Internetquelle |url=https://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/dieter-lankes-ueber-die-herausforderungen-als-inselpastor-id28860847.html |titel=Katholische Kirche Sylt: Dieter Lankes über die Herausforderungen als Inselpastor |hrsg=[[Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag|Sylter Rundschau]] |abruf=2021-02-08}}</ref> Erst mit dem Einsetzen des Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts kamen nach und nach einige Katholiken auf die Insel, teils als Gäste, teils als neue Einwohner. Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts trug man diesen Veränderungen Rechnung und errichtete 1903 in der ''Neuen Straße'' in Westerland eine kleine katholische Kapelle. 1957 war diese längst zu klein geworden und mit der Christophorus-Kirche wurde nun ein neues Gotteshaus geweiht, das im Jahre 1998 wiederum durch einen Neubau an alter Stelle ersetzt wurde. Der Anteil der Katholiken an der Sylter Bevölkerung beträgt 6,4&nbsp;Prozent (Stand: 2020).<ref name="Rel_Statistik" />

Heute gibt es auf Sylt die [[Evangelische Kirche|evangelischen Kirchengemeinden]]<ref>{{Internetquelle |url=http://www.kirche-auf-sylt.de/ |titel=Kirche auf Sylt. Ökumenische Website der Kirchengemeinden auf der Insel Sylt |abruf=2009-12-11}}</ref> List, Norddörfer (Norddörferkapelle in Wenningstedt), Westerland ([[St. Nicolai (Westerland)|Stadtkirche St.&nbsp;Nicolai]] und Dorfkirche St.&nbsp;Niels), [[St. Severin (Keitum)|Keitum (St.&nbsp;Severin)]], [[St. Martin (Morsum)|Morsum (St.&nbsp;Martin)]] sowie [[St. Thomas (Hörnum)|Rantum-Hörnum (St.&nbsp;Thomas)]]. Die ebenfalls evangelisch-lutherische [[Dänische Kirche in Südschleswig]] ist mit einer Gemeinde in Westerland ''(Den danske Menighed på Sild)'' vertreten, kirchlicher Mittelpunkt der dänischen Gemeinde ist die [[Staldkirken]] in Westerland.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dks-folkekirken.dk/pastorater/nordfriesland/sild/ |titel=Den danske Menighed på Sild |hrsg=Dansk Kirk i Sydslesvig |abruf=2013-11-21}}</ref>

Die [[Römisch-katholische Kirche in Deutschland|katholische Kirche]] unterhält neben der [[St. Christophorus (Westerland)|St.-Christophorus-Kirche in Westerland]] eine Filialkirche in List (St.&nbsp;Raphael). Die ehemalige katholische St.-Joseph-Kirche in Hörnum wurde 2008 profaniert.

Darüber hinaus unterhalten in Westerland neben verschiedenen freikirchlichen Gemeinden auch Glaubensgemeinschaften wie die [[Neuapostolische Kirche]], die [[Baptisten]] und [[Zeugen Jehovas]] sowie [[orthodoxe Kirchen]] ihre Gemeinde-, Bet- und Versammlungsräume.

Im Jahr 1904 baute der Berliner Arzt [[Paul Dahlke (Buddhist)|Paul Dahlke]] einen buddhistischen Theravada-Tempel in Wenningstedt. Im Frühjahr 1920 errichtete er außerdem in der Braderuper Heide eine [[Stupa]], die 1939 im Zuge der Flughafenerweiterung eingeebnet wurde. Nach dem Bau des Hindenburgdamms verlagerte er seine Aktivität nach [[Berlin]], weil er auf Sylt sein Ziel eines abgeschiedenen buddhistischen Kulturzentrums als nicht mehr realisierbar ansah.<ref>[http://das-buddhistische-haus.de/pages/en/gallery/das-buddhistische-haus-hist das-buddhistische-haus.de]</ref>

Auf Sylt existiert seit 1992 ein Zentrum des Tibetischen Buddhismus in Westerland.<ref>[http://www.buddhismus-sylt.de// buddhismus-sylt.de]</ref>

Die wachsende muslimische Gemeinde auf Sylt verfügt derzeit über kein Gemeindezentrum oder Gebetsraum (Stand 2015).<ref>[http://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/auf-der-suche-nach-einem-gebetsraum-id9948266.html ''Auf der Suche nach einem Gebetsraum.''] shz.de</ref>

== Kultur und Bräuche ==

=== Sprachen ===
[[Datei:20150323 xl 3529-Sylt Bahnhof Westerland Sylt Weesterloen Soel zweisprachiges Bahnhofsschild Stationsschild.JPG|mini|Zweisprachiges Bahnhofsschild (deutsch/friesisch) in Westerland]]

Zu den einheimischen Sprachen der Insel Sylt zählt zum einen das [[Nordfriesische Sprache|Nordfriesische]] in der Variante [[Sölring]]. Mit den Mundarten von Föhr, Amrum und [[Helgoland]] bildet sie die inselnordfriesische Dialektgruppe, die deutlich von der festlandnordfriesischen abweicht. Sölring unterscheidet sich von den anderen Inselmundarten unter anderem durch die größere Anzahl von [[Dänische Sprache|dänischen]] Lehnwörtern. Die Sylter Mundart kennt auch eine eigene [[Orthographie|Rechtschreibung]], die sich von derjenigen, die von den anderen nordfriesischen Mundarten verwendet wird, in mancherlei Hinsicht abhebt (so kennt sie zum Beispiel die Großschreibung der Substantive). Heute sprechen nur noch einige hundert Menschen Sölring. Infolge des Massentourismus und der Zuwanderung von Arbeitskräften vom Festland sowie der Abwanderung von Sylter Familien von der Insel ist die friesische Sprache auf Sylt besonders stark aus dem Alltagsleben verdrängt worden.

Gestärkt wird die friesische Sprache durch das sogenannte „[[Friesisch-Gesetz]]“ aus dem Jahre 2004, danach wird die alte Sprache wieder gefördert. So können beispielsweise [[Ortstafel (Deutschland)|Ortstafel]] und Beschriftungen an öffentlichen Gebäuden zweisprachig (friesisch und deutsch) gestaltet werden. Beispiele dazu sind: Die Ortstafeln „Kampen-Kaamp“ bzw. „Keitum-Kairem“ oder das „Kaamp-Hüs“&nbsp;– die Kurverwaltung. Auch wird der Friesisch-Unterricht an Schulen und in der Erwachsenenbildung gefördert.

Zum anderen ist traditionell der Sylter Norden, das sogenannte ''Listland,'' das über viele Jahrhunderte zur [[Dänemark|Dänischen Krone]] gehörte, dänischsprachig. Auch wenn die deutsche Sprache heute im Alltagsleben dominiert, so findet sich auf der Insel dennoch eine [[Dänische Minderheit in Deutschland|dänische Minderheit]], die ihre Sprache und Tradition in Vereinen und Schulen lebendig hält. Neben der dänischen Kirche, der ''Vesterland Danske Kirke''<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dks-folkekirken.dk/pastorater/nordfrisland/sild/information-og-nyheder/ |titel=Information og nyheder |hrsg=Dansk Kirk i Sydslesvig |abruf=2013-11-21}}</ref> in Westerland, existiert eine dänische Inselschule mit Abteilungen in Westerland und Keitum, eine dänische Kindertagesstätte sowie ein Freizeitheim in Westerland<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sdu.de/boerne-ungdomshuse/boerne-og-ungdomshusene/vesterland/ |titel=Vesterland Fritidshjem |hrsg=Sydslesvigs danske Ungdomdsforeninger |abruf=2013-11-21}}</ref> und das dänische Kulturzentrum ''List Kulturhus''. Westerland und Keitum werden von [[Fahrbibliothek|Bücherbussen]] der [[Dänische Zentralbibliothek für Südschleswig|Dansk Centralbibliotek]] in Flensburg angefahren.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.dcbib.dk/om-biblioteket/bogbusserne |titel=Bogbusserne |hrsg=Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig |abruf=2013-11-21}}</ref>

In dem ländlicher strukturierten [[Sylt-Ost]] ist in einigen Familien noch die [[niederdeutsche Sprache]] verbreitet.

=== Bildung ===
In den Orten Westerland, Tinnum und Wenningstedt befinden sich Schulen der Primarstufe. Bis in die 1950er Jahre existierte in Hörnum eine [[Einklassenschule|Zwergschule]], die ihren Unterrichtsraum im [[Leuchtturm Hörnum|Hörnumer Leuchtturm]] hatte. Im Jahr 2007 wurde die ehemalige [[Boy Lornsen|Boy-Lornsen]]-Schule in Keitum geschlossen und aufgrund sinkender Schülerzahlen mit der Schule in [[Tinnum]] zusammengelegt. In Westerland und Keitum befinden sich die beiden Abteilungen der vom [[Dänischer Schulverein für Südschleswig|Dänischen Schulverein für Südschleswig]] betriebenen Inselschule ''(Vesterland-Kejtum Danske Skole)'',<ref>{{Internetquelle |url=http://www.skoleforeningen.org/institutioner/skoler/vesterland-kejtum-danske-skole |titel=Vesterland-Kejtum Danske Skole |hrsg=Dansk Skoleforeing for Sydslesvig |abruf=2013-11-21}}</ref> daneben gibt es in Westerland auch eine dänische Kindertagesstätte.

Die einzige [[weiterführende Schule]], das Gymnasium mit Gemeinschaftsschulteil des Schulverbandes Sylt, ist in Westerland angesiedelt. Auf dem Festland ist die Berufsschule Niebüll.

Im Norden der Insel befindet sich zwischen Kampen und List in einem Dünengebiet unmittelbar hinter dem Strand die [[Volkshochschule Klappholttal]], eine der ältesten Volkshochschulen Schleswig-Holsteins.

In List gab es im Jahr 2011 konkrete Planungen, auf dem ehemaligen Kasernengelände der [[Marineversorgungsschule]] neben einer [[Internat]]sschule, dem der [[Sekundarstufe I|Sekundarstufen&nbsp;I]] und&nbsp;[[Sekundarstufe II|II]] auch einen Universitätscampus zu errichten.<ref>[http://www.abendblatt.de/daten/2007/02/09/685501.html ''Private Universität auf Sylt geplant.''] In: ''[[Hamburger Abendblatt]]''</ref> Allerdings scheiterte dies an der Finanzierung.<ref>{{Internetquelle |autor=Frank Deppe |url=https://www.welt.de/regionales/hamburg/article107282528/Sylter-Elite-Internat-steht-vor-dem-Aus.html |titel=Sylter Elite-Internat steht vor dem Aus |werk=Welt online |datum=2012-06-27 |abruf=2014-06-03}}</ref>

=== Friesenhäuser ===
{{Hauptartikel|Geesthardenhaus}}

[[Datei:Geesthardenhaus.png|mini|Raumaufteilung des Uthlandfriesischen Hauses im Vergleich]]
[[Datei:KeitumFriesenhaus1784.jpg|mini|Friesenhaus von 1784 in Keitum, umgeben vom [[Friesenwall (Mauer)|Friesenwall]]]]

Die Insel war ursprünglich aufgrund der Kargheit des Landes und des unwirtlichen Klimas recht dünn besiedelt. So existierten um 1800 in Wenningstedt gerade einmal acht Stavenplätze und in List nur zwei Höfe. Hörnum war bis etwa 1900 völlig unbesiedelt und der Ort Rantum musste zeitweise völlig vor dem starken Sandflug kapitulieren, der Höfe, Weideland und Felder unter sich begrub. Die lange vorherrschende Bauform waren die [[Reetdach|reetgedeckten]], niedrigen [[Uthlandfriesisches Haus|uthlandfriesischen Häuser]], eine spezielle Form der [[Geesthardenhaus|Geesthardenhäuser]]. Im Unterschied zu den Häusern auf dem Festland weisen sie meist einen spitzen [[Zwerchhaus|Zwerchgiebel]] über der Eingangstür auf, der sich bis knapp unter den First erstreckt.

Die Häuser stehen fast alle in Ost-West-Richtung, um dem vorherrschenden Westwind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Im dem Wetter zugewandten Westteil der Häuser befanden sich die Ställe, sodass der Wohnbereich auf der geschützteren Ostseite lag. Die Dachgeschosse der alten Häuser wurden nicht zum Wohnen genutzt, sondern dienten als Heu- und Vorratslager, das über eine Heuluke in dem oben erwähnten Friesengiebel erreichbar war.

Bis heute erhaltene Friesenhäuser stehen nahezu ausnahmslos unter [[Denkmalschutz]], dennoch wurden fast alle Häuser mit mehr oder weniger starken baulichen Veränderungen zu reinen Wohn- oder Appartementhäusern umgewandelt. Dabei wurde insbesondere durch den nachträglichen Einbau von Dachgauben sowie den Umbau des ehemaligen Stallteils zu Wohnzwecken das äußere Bild des Hauses stark verändert. Lediglich das vom ''Söl’ring Foriining'' schon seit 1907 als Museum betriebene sogenannte „[[Altfriesisches Haus|Altfriesische Haus]]“ in Keitum aus dem Jahre 1737 zeigt die ursprüngliche Nutzungs- und Bauform dieser Gebäude weiterhin auf. Erhalten sind neben der eigentlichen Bausubstanz auch viele typische Ausstattungsgegenstände und Möbel, wie der in die Wand eingelassenen [[Alkoven (Bettnische)|Alkoven]] mit dem nur 1,75&nbsp;Meter langen Bettkasten, die ''[[Rauchküche]]'' mit offenem Herd und Feuerstelle für den in der ''Kööv'' (=&nbsp;''Döns'') gelegenen Ofen. Ein weiteres im Originalzustand belassenes Haus befindet sich im [[Freilichtmuseum Molfsee – Landesmuseum für Volkskunde]].


=== Biikebrennen ===
=== Biikebrennen ===
{{Hauptartikel|Biikebrennen}}
In der Nacht des [[21. Februar]] eines jeden Jahres werden in vielen Inselorten große Feuer angezündet. Die Geschichte des [[Biike]]brennens geht in die vorchristliche Zeit zurück und kann etwa als Vertreibung der Wintergeister gedeutet werden; es gibt auch Quellen, die vermuten lassen, dass diese Feuer zu Ehren nordischer Gottheiten entzündet wurden. Später dienten sie der Verabschiedung der Grönlandfahrer. Das waren jene Sylter, die als Kapitäne oder Besatzung der [[Wale|Walfänger]] im Frühjahr ins [[Nordmeer]] zogen. Wiederbelebt hat diesen Brauch der Sylter Chronist C. P. Hansen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Seitdem werden wieder die [[Biikebrennen|Biiken]] an den althergebrachten Orten aufgeschichtet und am Vorabend des [[Petritag]]es entzündet. Der Petritag ist auf der gesamten Insel Feiertag - alle Schulen und viele Büros und Geschäfte haben geschlossen.

In der Nacht des 21. Februar, dem Vorabend des [[Petritag]]es, werden in vielen Inselorten große Feuer entzündet. Die Geschichte des Biikebrennens geht als heidnischer Brauch bis weit in die vorchristliche Zeit zurück. Später dienten die Feuer der Verabschiedung der Grönlandfahrer. Das waren jene Sylter, die als Kapitäne oder Besatzung der [[Walfänger]] im Frühjahr ins [[Europäisches Nordmeer|Nordmeer]] zogen. Wiederbelebt hat diesen Brauch der Sylter Chronist C. P. Hansen gegen Ende des 19.&nbsp;Jahrhunderts.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.brauchtumsseiten.de/a-z/b/biikebrennen/home.html |titel=Biikebrennen |hrsg=www.brauchtumsseiten.de |abruf=2009-12-11}}</ref> Seitdem werden wieder jährlich die Biiken an den althergebrachten Orten aufgeschichtet und entzündet. Der Petritag ist auf der gesamten Insel Feiertag&nbsp;– alle Schulen und viele Büros und Geschäfte haben geschlossen.

=== Jöölboom ===
{{Hauptartikel|Jöölboom}}

Auf der fast baumlosen Insel wurde zur [[Weihnachten|Weihnachtszeit]] anstelle eines [[Weihnachtsbaum]]es traditionell der ''Jöölboom'' aufgestellt, ein kleineres Holzgestell, an den ein Kranz aus immergrünen Zweigen gebunden wurde. Er ruht auf einem Sockel mit dem Abbild von Adam und Eva unter einem (Apfel-)Baum mit der Schlange. Darüber sind ein Pferd, ein Hund und ein Hahn dargestellt. Die aus Salzteig gefertigten Figuren besitzen allesamt symbolische Bedeutung: [[Adam und Eva]] mit der Schlange stellen die durch den [[Sündenfall]] gewonnene Erkenntnis von Gut und Böse dar. Das Pferd soll für Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer stehen, der Hund für die Treue. Der zuoberst platzierte Hahn soll wie auf den Kirchtürmen nach den [[Simon Petrus|Petruserzählungen]] des Neuen Testaments die Wachsamkeit ausdrücken. Je nach Geschmack und Tradition wurden weitere Naturprodukte als Dekorationsgaben hinzugefügt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sh-tourist.de/radderge/braeuche/weihnachten/joelboom_friesen.htm |titel=„Jöölboom“ – der friesische Weihnachtsbaum |hrsg=sh-tourist.de |abruf=2009-12-11}}</ref> Nach dem Aufkommen des Adventskranzes hat sich durchgesetzt, dass an diesem Gestell vier Kerzen befestigt werden, die ähnlich denen eines Adventskranzes nach und nach vor dem Heiligen Abend entzündet werden. Auf Sylt lange Zeit in Vergessenheit geraten, wurde der Jöölboom ab Mitte des 20.&nbsp;Jahrhunderts durch einige Sylter Familien wieder zu neuem Leben erweckt und erfreut sich inzwischen auch über die Insel hinaus wachsender Beliebtheit.

=== Maskenloop ===
Das Maskenlaufen ([[Nordfriesische Sprache|nordfriesisch]]: ''Maskenloop'')<ref>{{Literatur |Autor=Harry Kunz und Thomas Steensen |Hrsg= [[Nordfriisk Instituut]] |Titel=Sylt-Lexikon |Verlag=Wachholtz |Ort=Neumünster |Datum=2002 |ISBN=3-529-05518-2 |Seiten=221}}</ref> ist eine Sylter Art des in Nordfriesland verbreiteten „[[Rummelpottlaufen]]s“. Dieser Brauch wird vor allem noch in den Dörfern von Sylt-Ost gepflegt. Zu [[Silvester]] ziehen kleinere Gruppen von Erwachsenen und Kindern, mit [[Maske]]n verkleidet, von Haus zu Haus. Die so verkleideten ''Omtaakelten'' tragen derbe Lieder und Gedichte in friesischer oder teilweise mittlerweile auch in niederdeutscher Sprache vor, oft geht es darin um lokale Ereignisse des vergangenen Jahres. Diese Umzüge enden erst weit nach Mitternacht. Auf den Nachbarinseln [[Amrum]] und [[Föhr]] ist die Tradition als [[Hulken|Ütj tu hulkin]] (Amrum) bzw. ''Ütj tu kenknin'' (Föhr) bekannt.

Das „Raketenschießen“ und Böllern ist wegen der hohen Brandgefahr aufgrund der vielen reetgedeckten Häuser und der trockenen Heide- und Dünenflächen auf der ganzen Insel untersagt.

=== Eierwerfen (''Aier smiten'') ===
Ein auf Sylt zu [[Ostern]] verbreiteter Brauch ist das Eierwerfen (nordfriesisch: ''Aier smiten''), bei dem in einem Wettbewerb der gewinnt, der ein Osterei am weitesten wirft, ohne dass es beim Aufprall zerbricht. Möglich ist auch, die Eier zu rollen statt sie zu werfen. Geeignete Plätze zum ''Aier smiten'' sind Plätze mit weichem Gras oder Moos wie am [[Grünes Kliff|Keitumer Kliff]] oder an der [[Tinnumburg]]<ref>{{Literatur |Autor=Harry Kunz und Thomas Steensen |Hrsg= [[Nordfriisk Instituut]] |Titel=Sylt-Lexikon |Verlag=Wachholtz |Ort=Neumünster |Datum=2002 |ISBN=3-529-05518-2 |Seiten=72 f.}}</ref>. Bräuche des Eierwerfens oder -rollens sind auch in anderen Regionen wie zum Beispiel in [[Mittelhessen]] verbreitet (→[[Ostereierschieben]]), in [[Ostfriesland]] ist der Brauch als [[Eiertrullern]], im benachbarten [[Dänemark]] als Æggekast und Æggerulning bekannt.


=== Nis Puk und die Önereesken ===
===Maskenlauf===
[[Datei:Sagnskov Sild Nis Puk 4.jpg|mini|Figur des Nis Puk (Sylter Friesisch ''Nes Pük'') im Sylter Sagenwald]]
Das Maskenlaufen ist eine Sylter Art des in Nordfriesland verbreiteten „Rummelpottlaufens“. Dieser Brauch wird vor allem in den Sylt-Oster Dörfern noch gepflegt. Zu [[Silvester]] ziehen kleinere Gruppen von Erwachsenen und [[Kind]]ern, mit [[Maske]]n verkleidet, von Haus zu Haus. Die so verkleideten „Omtaakelten“ tragen Lieder und Gedichte in friesischer Sprache vor, oft geht es darin um lokale Ereignisse des vergangenen Jahres. So mancher Bewohner bekommt von den bis zur Unkenntlichkeit Verkleideten schon ganz schön sein Fett weg! Dass bei diesen Umzügen auch ein wenig dem Nationalgetränk der Sylter - dem Rum - (mit heißem Wasser verdünnt oder pur) zugesprochen wird, muss nicht erwähnt werden. Somit enden diese Umzüge erst weit nach Mitternacht, indem sich die Umherziehenden noch auf einige Gläser treffen.
Mit der Insel Sylt sind auch Sagenfiguren wie der [[Nis Puk]] (im Sylter Friesisch ''Nes Pük'') und die [[Önereersk|Önereesken]] aus dem Bereich der [[Volkssage|Volksmythologie]] verbunden<ref>{{Literatur |Autor=Harry Kunz und Thomas Steensen |Hrsg= [[Nordfriisk Instituut]] |Titel=Sylt-Lexikon |Verlag=Wachholtz |Ort=Neumünster |Datum=2002 |ISBN=3-529-05518-2 |Seiten=249 (Nis Puk) und 253 (Önereesken)}}</ref>. Die Figur des Nis Puk ist im gesamten deutsch-dänischen Grenzraum verbreitet und entspricht dem skandinavischen [[Nisse]]. Der in Keitum geborene Schriftsteller [[Boy Lornsen]] hat den Sagensstoff um Nis Puk in mehrere Kinderbüchern aufgenommen und weiterentwickelt. Bei Kampen hat Nis Puk auch Eingang in den Themenwald ''Sylter Sagenwald'' gefunden<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kampen.de/aktuelles/sylter-sagenwald-geschichten |titel=Sylter Sagenwald in Kampen |hrsg=Gemeinde kampen |abruf=2022-11-27}}</ref>. Die Vorstellung von unter den [[Hügelgrab|Grabhügeln]] lebenden nordfriesischen Unterirdischen (Önereesken) findet sich auch auf den Nachbarinseln Amrum und Föhr, wo diese als [[Onerbäänke|Onerbäänkin]] bzw. Oterbaankin bekannt sind.


=== Persönlichkeiten ===
Das klassische „Raketenschießen“ und Böllern ist auf der ganzen Insel untersagt - der Grund ist die hohe Brandgefahr auf Grund der vielen reetgedeckten Häuser und des trockenen Dünengrases. Dies hindert jedoch einige Touristen - vor allem in Westerland - nicht daran, es trotzdem zu versuchen.
{{Hauptartikel|Liste Sylter Persönlichkeiten}}


[[Datei:Straßenschild Henriette Hirschfeld-Tiburtius.jpg|mini|Straßenschild in Sylt-Westerland zu Ehren von [[Henriette Hirschfeld-Tiburtius]] (1834–1911), erste zugelassene Zahnärztin in Deutschland]]
===Sprachen===
Die einheimische Sprache der Insel Sylt ist das [[Friesische Sprache|Friesisch]]e. Die Sylter Mundart wird [[Sölring]] genannt. Mit den Mundarten von [[Föhr]], [[Amrum]] und [[Helgoland]] bildet sie die inselnordfriesische [[Dialekt]]gruppe, die sich deutlich vom Festlandnordfriesischen abtrennt. Sölring unterscheidet sich von den anderen Inselmundarten durch die größere Anzahl von [[Dänische Sprache|dänischen]] Lehnwörtern. Die üblichen nordfriesischen [[Rechtschreibung|Rechtschreibregeln]] werden nicht für die Sylter Mundart verwendet. Nur einige hundert Menschen sprechen heute noch das Sylter Friesisch. In Folge des Massentourismus und der Zuwanderung von Arbeitskräften vom Festland, ist das [[Sölring]] auf Sylt besonders stark aus dem Alltagsleben verdrängt worden.


Die Insel wurde von Menschen geprägt und prägte gleichermaßen viele Menschen, die auf der Insel lebten oder sich mit ihr befassten. So begann der in Keitum geborene Freiheitskämpfer [[Uwe Jens Lornsen]] seine politische Karriere auf Sylt, und [[Theodor Storm]] verfasste nach einem Aufenthalt auf der Insel im August 1887 die durch seinen Tod unvollendet gebliebene ''Sylter Novelle''. Nach dem Westerländer Kapitän Dirk Meinerts Hahn ist das Auswandererdorf [[Hahndorf (South Australia)|Hahndorf]] in [[Australien]] benannt.<ref>[http://www.shz.de/lokales/sylter-rundschau/sylter-graeber-erzaehlen-geschichte-id4153876.html Sylter Gräber erzählen Geschichte] In: ''[[Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag|Sylter Rundschau]]'', abgerufen am 20. Dezember 2013.</ref> In den Liedtexten des Liedermachers [[Reinhard Mey]] finden sich gelegentlich Bezüge zur Insel&nbsp;– so etwa in seinem Lied ''Rüm Hart''.
Gestärkt wird die friesische Sprache durch das so genannte „[[Friesisch-Gesetz]]“ aus dem Jahre 2004, danach wird die alte [[Sprache]] wieder gefördert. So können z.&nbsp;B. Ortstafeln und Beschriftungen an öffentlichen Gebäuden zweisprachig (friesisch und deutsch) gestaltet werden. Beispiele dazu sind: Die Ortstafeln „Kampen-Kaamp“, bzw. „Keitum-Kairem“ oder das „Kaamp-Hüs“ - die Kurverwaltung. Auch soll der Friesisch-Unterricht an [[Schulen]] und in der Erwachsenenbildung gefördert werden.


Dass das alte Sylt nicht in Vergessenheit geriet, wurde schon vor über 100&nbsp;Jahren durch den Keitumer Lehrer und Heimatkundler [[Christian Peter Hansen]] sichergestellt, der als bedeutendster Chronist der Insel gilt. Nach dessen Tod führte der Heimatforscher [[Christian Jensen (Heimatforscher)|Christian Jensen]] seine Arbeit fort.
In dem ländlicher strukturierten [[Sylt-Ost]] ist zudem in vielen Familien zudem noch die [[plattdeutsch]]e Sprache sehr verbreitet. Auf der Insel findet sich zudem eine [[Dänen|dänische]] Minderheit. In Westerland und List bestehen zum Beispiel zwei dänische Schulen sowie dänische Kindergärten. Insbesondere der Norden und der Süden sind ansonsten fast rein [[deutsche Sprache|Standarddeutsch]].


Seit Aufkommen des Tourismus Mitte des 19.&nbsp;Jahrhunderts lockte die Insel Künstler an. Insbesondere [[Kampen (Sylt)|Kampen]] war zu Beginn des 20.&nbsp;Jahrhunderts so etwas wie eine [[Künstlerkolonie]]. Neben den Verlegern [[Ferdinand Avenarius]] und [[Peter Suhrkamp]] kamen zahlreiche Kunstschaffende auf die Insel, darunter Dichter und Denker wie [[Thomas Mann]] oder Kunst-, Tanz-, Film- und Theaterleute wie [[Gret Palucca]] und [[Will Grohmann]] oder Journalisten wie [[Rudolf Augstein]] (in Keitum begraben).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.lebensmut.de/show.php?inhalt=inhalt/predigt_augstein.html |titel=:: www.lebensmut.de :: |abruf=2020-09-10}}</ref>
=== Kunst und Künstler===
Seit jeher lockte die Insel [[Künstler]] an. Insbesondere [[Kampen]] war zu Beginn des 20. Jahrhunderts so etwas wie eine [[Künstlerkolonie]]. Neben den Verlegern [[Ferdinand Avenarius]] und [[Peter Suhrkamp]] kamen zahlreiche bekannte und weniger bekante Kunstschaffende auf die Insel. Maler wie [[Emil Nolde]] aber auch [[Dichter]] und [[Denker]] wie [[Thomas Mann]] zog es in den Sommermonaten nach Sylt. Auch wenn ''Sylt'' nicht immer als unmittelbares Thema in die Werke einging, so prägte es dennoch oftmals den Stil dieser Künstler.
Noch heute weist Sylt – vor allem in den Sommermonaten - eine beachtliche Dichte an Künstlern, [[Galerie]]n, [[Ausstellung]]en und [[Lesung]]en auf.
Seit 2001 lädt ein [[Mäzen]] jedes Jahr einen so genannten „Inselschreiber“ ein; in der Regel junge Autoren aus aller Welt, die auf der Insel für einige Monate leben und arbeiten können.


=== Freikörperkultur ===
=== Sylt in der Malerei ===
Unter den ersten Malern, die Sylt als [[Sujet]] entdeckten, waren [[Eugen Dücker]], [[Eugen Bracht]], [[Hinrich Wrage]], [[Julius Bodenstein]] und [[Hans Peter Feddersen (Maler)|Hans Peter Feddersen]]. [[Franz Korwan]] und [[Jacob Alberts]] folgten ihnen.
Waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Badestrände noch nach Geschlechtern strikt in „Damenbad“ und „Herrenbad“ getrennt und badete man züchtig in langen Badekleidern, so entwickelte sich - ausgehend vom intellektuellen [[Kampen (Sylt)|Kampen]] - ab Mitte der 1920er Jahre eine Bewegung, die ein Sonnenbaden ohne Bekleidung pflegte - die [[Freikörperkultur]], kurz FKK. Während diese FKK-Bewegung bis in die 1950er Jahre lediglich einen kleinen Anhängerkreis hatte, verbreitete sie sich spätestens mit der [[sexuelle Revolution|sexuellen Revolution]] über die gesamte Insel. Schnell verband jeder mit dem Namen „Sylt“ das etwas anrüchige ''Nacktbaden''. Seit den 1960er Jahren gibt es am gesamten Weststrand ausgewiesene FKK-Strände, mit so klingenden Namen wie „Abessinien“, „Samoa“ oder „Sansibar“. Der wohl berühmteste von ihnen - nicht zuletzt durch regelmäßige Berichterstattung in den Boulevard-Medien - ist wohl der Strand an „Buhne 16“, der FKK-Strand von Kampen an dem sich die so genannten ''Reichen und Schönen'' hüllenlos zeigten.
Bis heute verwischen die strikten Abgrenzungen zwischen FKK- und Textilstrand mehr und mehr. Wenn auch die eigentlichen FKK-Strände ein wenig an Popularität verloren haben, so ist es nicht mehr ungewöhnlich , an „normalen“ Stränden ohne Bekleidung zu baden oder sich zu sonnen.


Der Maler [[Andreas Dirks]] wurde 1865 in [[Tinnum]] auf Sylt geboren. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und in Weimar, lebte seit 1895 in Düsseldorf, nahm dort 1916 eine Professur an und unterhielt gleichzeitig in Westerland ein Atelier.
== Sylter Originale ==


[[Ulrich Schulte-Wülwer]] bezeichnete ihn als „…&nbsp;die stärkste künstlerische Begabung, die die Insel hervorgebracht hat“. [[Carl Arp]] kam 1903, [[Alf Bachmann]] 1905 erstmals nach Sylt. [[Carl Christian Feddersen|C.C. Feddersen]] ließ sich 1920 in Keitum nieder, [[Hugo Köcke]] 1921 in Westerland, er behielt sein Atelier in Berlin bei.
Sylt war schon seit Beginn des Badetourismus Mitte des 19. Jahrhunderts Anziehungspunkt vieler Glücksritter und Originale, die auf vielfache Weise versuchten und versuchen, auf Sylt ihr Glück zu machen.


Malerinnen und Maler wie [[Emil Nolde]], [[Helene Varges]], [[Ingwer Paulsen]], [[Erich Heckel]], [[Anita Rée]], [[Albert Aereboe]], [[Ernst Mollenhauer]] und [[Magnus Weidemann]] (beide in Keitum begraben), [[Siegward Sprotte]], [[Otto Eglau]], [[Dieter Röttger]], [[Wilhelm Ludwig Lehmann]] und [[Karl-Heinz Berndt-Elbing]] zog es nach Sylt. Zu den zeitgenössischen Künstlern gehören die in Berlin und auf Sylt lebenden Maler und Bildhauer [[Rainer Fetting]] und [[Ingo Kühl]].
Kaum ein Tourist kommt an den „Fischtempeln“ und Buden von ''Jürgen Gosch'' vorbei. Dabei hat auch dieser äußerst erfolgreiche Unternehmer, der mittlerweile ein Fisch''imperium'' in ganz Deutschland besitzt, einmal ganz bescheiden angefangen: Als Maurergeselle kam der junge Jürgen Gosch aus [[Tönning]] auf die Insel und begann nebenbei Aale und Krabben an die vom Strand heimkehrenden Touristen zu verkaufen. Da dieses Geschäft immer besser lief, kaufte er sich Anfang der 1970er Jahre einen kleinen Verkaufswagen und verkaufte von nun an seinen Fisch am Lister Hafen. Aus dieser ehemals „nördlichsten Fischbude Deutschlands“ wurde mit viel Einsatz, Witz und kaufmännischem Geschick ein Unternehmen mit einigen Hundert Mitarbeitern, das neben Restaurants und Fischständen auf der Insel und in den deutschen Metropolen auch einen erfolgreichen Fischversand bietet. Trotz dieser Entwicklung findet man Jürgen Gosch noch immer regelmäßig in seiner mittlerweile neu erbauten „Fischbude“ am Lister Hafen.


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Die christliche Kirche hatte bei den als heidnisch und seit jeher eigenbrötlerisch verschrienen Sylter Friesen nie einen leichten Stand. Dennoch gab es mit dem aus Berlin stammenden Pastor ''Traugott Giesen'' der St.-Severin-Kirche zu Keitum einen Mann, der gegen den Trend stets vor vollen Bänken predigte. Seine sehr persönliche und unkonventionelle Art hatte ihm beachtlichen Ruhm eingebracht. Kritiker sahen in Traugott Giesen einen Showmaster oder Schaumschläger, der sich nach ihrem Geschmack zu weit von der christlichen Lehre entfernt hatte. Seine Gottesdienstbesucher - Sylter und Gäste - jedoch schätzten ihn sehr.
1872 Feddersen Hünengräber auf Sylt anagoria.JPG|[[Hans Peter Feddersen (Maler)|Hans Peter Feddersen]] ''Hünengräber auf Sylt'', 1872, Öl auf Leinwand 27&nbsp;cm ×&nbsp;68,5&nbsp;cm, [[Kunsthalle zu Kiel]]
Ende Mai 2005 verabschiedete sich Traugott Giesen nach über 20 Jahren von seiner Gemeinde und trat in den Ruhestand. Jedoch bleibt er der Insel als Einwohner erhalten.
Sylt Dünen 01.jpg|[[Fritz Stoltenberg]] ''Sylt Dünen'', 1874, Zeichnung
Heimat der heimatlosen.jpg|[[Julius Bodenstein]] ''Heimat der Heimatlosen'' auf Sylt, 1889
Wille Dünen von Sylt@Albert König Museum20160904.jpg|[[Fritz von Wille]], ''Dünen von Sylt'', Öl auf Hartfaserplatte, 1894, [[Albert-König-Museum]]
Eugen Felix Prosper Bracht Küste auf Sylt.jpg|[[Eugen Bracht]] ''Küste auf Sylt'' ([[Morsum-Kliff]]), 1897, Öl auf Leinwand 61,5&nbsp;cm ×&nbsp;50,5&nbsp;cm
1902 Wrage Morsumkliff, Sylt anagoria.JPG|[[Hinrich Wrage]] ''Morsumkliff, Sylt'', 1902, Öl auf Leinwand 115&nbsp;cm ×&nbsp;220&nbsp;cm, [[Museumsberg Flensburg]]
Korwan-Winter.jpg|[[Franz Korwan]] ''Winter auf Sylt'', Öl auf Holz 24&nbsp;cm ×&nbsp;38&nbsp;cm, ohne Jahr
1905 Arp Küstenlandschaft auf Sylt (Morsumkliff) anagoria.JPG|[[Carl Arp]] ''Küstenlandschaft auf Sylt (Morsumkliff)'' 1905, Öl auf Leinwand 47,5&nbsp;cm ×&nbsp;59,5&nbsp;cm, Museumsberg Flensburg
1910 Hablik Landschaft auf Sylt anagoria.JPG|[[Wenzel Hablik]] ''Landschaft auf Sylt'' 1910, Öl auf Leinwand, Museumsberg Flensburg
Hugo Mühlig Partie auf Sylt 1911.jpg|[[Hugo Mühlig]], ''Partie auf Sylt'', 1911, Mischtechnik auf Karton 11,5&nbsp;cm ×&nbsp;18&nbsp;cm
Wenzel Hablik Sylt Sonnenuntergang Dünen 1912.jpg|Wenzel Hablik ''Sylt Sonnenuntergang Dünen'', 1912, Museumsberg Flensburg
1921 Feddersen Alte Häuser in Braderup anagoria.JPG|Hans Peter Feddersen ''Alte Häuser in Braderup'', 1921, Öl auf Leinwand
Andreas Dirks - Munkmarschener Hafenansicht auf Sylt (1922).jpg|[[Andreas Dirks]] ''Munkmarschener Hafenansicht auf Sylt'', 1922, Öl auf Leinwand
Helene Varges Dünen.jpg|[[Helene Varges]] ''Düneneinschnitt'', ohne Jahr, Pastell auf Papier 24&nbsp;cm ×&nbsp;32&nbsp;cm
Anita Rée Oase in Kampen.jpg|[[Anita Rée]] ''Die Oase in Kampen'', 1932/33, Aquarell 39&nbsp;cm ×&nbsp;49&nbsp;cm
Ingo Kühl - HAUS AM WATT VIII, Öl auf Leinwand 150 x 200 cm, WV 10-15.jpg|[[Ingo Kühl]] ''Haus am Watt'', 2015, Öl auf Leinwand 150&nbsp;cm ×&nbsp;200&nbsp;cm, Privatbesitz
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=== Kunstwerke im öffentlichen Raum ===
In den 1980er und 1990er Jahren gab es kaum eine Promi-Party auf Sylt, auf der nicht ''Butler John'' zugegen war. Seine Dienste bot er als Miet-[[Diener|Butler]] für betuchte Kunden an. Er servierte z. B. in seiner Livree und weißen Handschuhen Champagner am Strand. Durch seine vielen Partyeinsätze und seine Persönlichkeit wurde er jedoch schnell selbst zum „Promi“. In den letzten Jahren wurde es ruhiger um diesen Mann, altersbedingt zog er sich mehr und mehr vom Partygeschehen zurück.
Auf Sylt befinden sich zahlreiche frei zugängliche Kunstwerke, s. [[Liste von Kunstwerken im öffentlichen Raum auf Sylt]]. Die Spannweite reicht von eher unauffälligen Verschönerungen zu kontrovers diskutierten modernen Skulpturen, wobei letztere auf Sylt eher selten zu finden sind. Ein Beispiel für wohlwollende Rezeption ist die Wilhelmine, die nicht nur in der Wilhelmstraße, sondern auch auf zahlreichen Postkarten zu sehen ist. Ebenfalls häufig betrachtet werden die junge Frau, die Möwe und die Seerobbe, wie sie an der Strandpromenade in Westerland aufs Meer blicken und mehr Umweltschutz (S.O.S – Save Our Seas) anmahnen.


Doch die Verbindung zwischen Kunst und Natur entstehen besondere Erlebnisse. Ein herausragende Beispiel hierfür ist die Stiftung KUNST:RAUM SYLT QUELLE, die eine Sammlung von zeitgenössischen Kunstwerken unterhält<ref>{{Internetquelle |url=https://www.krsq.de/de/sammlung/index.php.html |titel=kunst:raum sylt quelle – Sammlung |abruf=2022-01-21}}</ref>. Ein ebenfalls beeindruckendes Beispiel war das Meertor im Avarius-Park, das wurde 2018 entfernt.
==Siehe auch==
* [[Portal:Schleswig-Holstein]]
* [[Ekke Nekkepenn]]


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==Literatur==
Lesende Kinder, 1960- - 01.jpg|''Lesende Kinder'' vor der Sankt Nicolai Schule.
* Hans Jessel: ''Das große Sylt Buch''. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2000. ISBN 3-89234-531-7
Reisende Riesen im Wind, 1971 - Skulptur, Wolke Martin -1.jpg|Die ''Reisenden Riesen im Wind'' von [[Martin Wolke]] begrüßen in Westerland die Touristen.
* Harry Kunz, Thomas Steensen: ''Das Sylt-Lexikon''. Wachholtz Verlag, Neumünster 2002. ISBN 3-529-05518-2
Wilhelmine von Westerland, 1980-Hensel-Krüger Ursula, Skulptur-01.jpg|''Wilhelmine'' badet seelenruhig dort, wo andere einkaufen: in der Wilhelmstraße.
* Stöver, Hans-Jürgen: ''Von der Inselbahn und den Bäderschiffen Sylts''. Schleswig (Schleswiger Druck- u. Verlagshaus), 1979. ISBN 3-88242-043-X
S.O.S. – Save our Seas, 1989- Mangin Serge, Skulptur- 02.jpg|Die ''Bronze-Frau'' ist Sinnbild für die bedrohte Erde, die Möwe für die Luft und die Robbe für das Wasser. Gemeinsam fordern sie mehr Umweltschutz.
* Stöver, Hans-Jürgen: ''Westerland auf Sylt. Das Bad im Wandel der Zeiten''. ISBN 3-88042-101-3
Watermark (flood), 2003-Skulptur, Tipping Richard Kelly-02.jpg|Im Kunst:raum (Sylter Quelle, Rantum) geht unter anderem die Flut unter…
* Sven Simon (Hrsg.): ''Sylt - Abenteuer einer Insel''. ISBN 3-455-08920-8
Meertor, 2004-Plickat Jörg, Skulptur-01.jpg|Ein prominentes Beispiel für abgebaute Kunst ist das ''Meertor'' von [[Jörg Plickat]], das von 2011 bis 2018 im Avenarius-Park, Kampen aufgestellt war.
Architektur-Skulptur_vorm_Atelier_Ingo_K%C3%BChl_in_Keitum_auf_Sylt.jpg|Die ''Architektur-Skulptur'' 2023 von [[Ingo Kühl]] ist von der Keitumer Süderstraße aus vor seinem Atelier in Keitum zu besichtigen.
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=== Weitere kulturelle Aspekte ===
==Weblinks==
Des Öfteren war Sylt Drehort für Spielfilme. So drehte schon [[Friedrich Wilhelm Murnau]] einen großen Teil der Außenaufnahmen seines frühen Stummfilmes ''[[Der Gang in die Nacht]]'' im August 1920 auf der Insel bei Kampen. Im Frühjahr 2009 drehte [[Roman Polański]] zahlreiche Außenaufnahmen zu seinem [[Hollywood]]-Film ''[[Der Ghostwriter]]'' in List und Munkmarsch. Die Filmreihe [[Nord Nord Mord]] des [[ZDF]] spielt auch auf der Insel.


Sylt weist vor allem in den Sommermonaten eine beachtliche Dichte an Künstlern, Galerien, Ausstellungen und Lesungen auf. Seit 2001 schreibt die Stiftung ''kunst:raum sylt quelle'' jährlich ein [[Literaturstipendium]] unter dem Namen ''[[Inselschreiber]]'' aus. Bewerben können sich deutschsprachige Schriftsteller, die bereits in Buchform publiziert haben.
* [http://www.amtlandschaftsylt.de/ Homepage der Sylter Amtsverwaltung (Verwaltet alle Inselgemeinden außer Westerland)]
* [http://www.westerland.de/ Homepage der Stadt Westerland]
* [http://www.lauritzen-hamburg.de/fotos_sylt.html Historische Fotos von Sylt]
* [http://www.bilder-sylt.de/ Aktuelle Fotos von Sylt]
* [http://www.svg-sylt.de/ Busfahrpläne der Sylter Verkehrsgesellschaft]


[[Datei:"Tisch am Kliff" zum Thema "5000 Jahre Sylter Geschichte" 2019 aufgestellt am Sylt Museum in Keitum auf Sylt.jpg|mini|''Tisch am Kliff'' in Keitum]]


Im Juni 2019 wurde das Kunstobjekt ''Tisch am Kliff'' am Sylt Museum am [[Grünes Kliff|Grünen Kliff]] dauerhaft aufgestellt. Die Künstler [[Ingo Kühl]], Hans Joachim Pohl, Edda Raspé, Walter vom Hove und Hans Jürgen Westphal gestalteten zum Thema ''5000 Jahre Sylter Geschichte'' je zwei Bronzereliefs, die zu einer Tischplatte zusammengefügt wurden. Der Tisch lädt zum Verweilen mit Blick auf das Wattenmeer ein.
{{Commons|Sylt}}


== Literatur ==
{{Koordinate Artikel|54_54_57_N_8_19_51_E_type:isle_region:DE-SH|54° 54′ 57“ N, 8° 19′ 51“ O}}
* Anke Bleicken (Hrsg.): ''Mein Sylt''. Kehrer Verlag, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-96900-108-0.
* [[Silke von Bremen]]: ''Gebrauchsanweisung für Sylt.'' Piper, München 2010, ISBN 978-3-492-27600-9.
* Peter Carstensen: ''Das alte Sylt.'' Ellert & Richter, Hamburg 1997, ISBN 3-89234-750-6.
* [[Norbert Fischer (Historiker)|Norbert Fischer]] u.&#8239;a. (Hrsg.): ''Friedhof am Meer – Der St. Severin-Kirchhof auf Keitum und der Tod auf Sylt''. Husum 2016, ISBN 978-3-89876-750-7.
* Werner Irro: ''Sylt literarisch „An diesem erschütternden Meere habe ich tief gelebt“'', mit Aquarellen von [[Ingo Kühl]], Ellert & Richter, Hamburg 2021, ISBN 978-3-8319-0806-6.
* [[Hans Jessel]]: ''Das große Sylt-Buch.'' Ellert & Richter, Hamburg 2000, ISBN 3-89234-531-7.
* Ekkehard Klatt: ''Sylt – Geologie einer Nordseeinsel.'' Wachholtz, Neumünster 2013, ISBN 978-3-529-05006-0.
* [[Linde Knoch]], Ingo Kühl: ''Die [[Onerbäänke|Önereersken]] von Sylt – Sagen und Märchen von Nordfriesland und anderswo – neu erzählt von Linde Knoch – Bilder von Ingo Kühl'', Wachholtz, Neumünster 2008, ISBN 978-3-529-03528-9.
* Harry Kunz, [[Thomas Steensen]]: ''Taschenlexikon Sylt.'' Wachholtz, Neumünster 2014, ISBN 978-3-529-05525-6.
* [[Dirk Meier (Prähistoriker)|Dirk Meier]]: ''Sylt: Eine Landschaftsgeschichte.'' Boyens, Heide 2018, ISBN 978-3-8042-1482-8.
* {{BibISBN|3-88042-037-8}}
* [[Ulrich Schulte-Wülwer]]: ''Künstlerinsel Sylt.'' Boyens, Heide 2005, ISBN 3-8042-1171-2.
* Ulrich Schulte-Wülwer: ''Sylt in der Kunst.'' Boyens, Heide 2018, ISBN 978-3-8042-1481-1.
* Kurt Struve: ''Sylt. Ein Bilder- und Lesebuch.'' Rasch und Röhring, Hamburg 1986, ISBN 3-89136-068-1.
* [[Manfred Wedemeyer]]: ''Kleine Geschichte der Insel Sylt'', Verlag Peter Pomp, Essen 1993, ISBN 3-89355-084-4.


== Weblinks ==
{{Exzellent}}
{{Schwesterprojekte |commonscat=Sylt |wikt=Sylt |voy=Sylt |d=Q3107}}
* {{dmoz|World/Deutsch/Regional/Europa/Deutschland/Schleswig-Holstein/Regionen/Inseln_und_Halligen/Sylt/|Sylt}}
* [https://gemeinde-sylt.de/ Webpräsenz der Gemeinde Sylt]
* [https://www.amtlandschaftsylt.de/ Webpräsenz des Amtes Landschaft Sylt]


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== Einzelnachweise und Anmerkungen ==
<references responsive />


{{Navigationsleiste Nordfriesische Inseln}}
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{{Exzellent|16. Juni 2008|47283904}}
[[Kategorie:Geographie (Schleswig-Holstein)]]
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[[Kategorie:Nordfriesland]]
[[Kategorie:FKK Bademöglichkeit in Deutschland]]


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[[sv:Sylt (ö)]]

Aktuelle Version vom 12. Juni 2025, 04:08 Uhr

Sylt

Sylt von Südwest
Gewässer Nordsee
Inselgruppe Nordfriesische Inseln
Geographische Lage 54° 55′ N, 8° 20′ OKoordinaten: 54° 55′ N, 8° 20′ O
Sylt (Schleswig-Holstein)
Sylt (Schleswig-Holstein)
Länge 38 km
Breite 12,6 km
Fläche 99,14 km²
Höchste Erhebung Uwe-Düne
52,5 m ü. NN
Einwohner 18.299 (2023)
185 Einw./km²
Hauptort Westerland, Gemeinde Sylt
Karte der Insel Sylt
Karte der Insel Sylt
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt: Satellitenfoto der Inseln Amrum, Föhr und Sylt, Oktober 2007

Sylt (dänisch Sild, nordfriesisch Söl) ist die größte nordfriesische Insel. Sie erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung vor der Nordseeküste Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Bekannt ist die nördlichste deutsche Insel vor allem durch ihre Kurorte Westerland, Kampen und Wenningstedt, für verbreitetes Nacktbaden und durch den circa 40 Kilometer langen Weststrand.

Blick auf das Rote Kliff bei Kampen

Sylt ist mit 99,14 Quadratkilometern nach Rügen, Usedom und Fehmarn die viertgrößte Insel Deutschlands und die größte deutsche Nordsee­insel. Sylt liegt zwischen 9 und 16 Kilometer vor der Küste des Festlands, mit dem sie seit 1927 über den elf Kilometer langen Hindenburgdamm verbunden ist. Südöstlich von Sylt befinden sich die Inseln Amrum und Föhr, nördlich liegt die dänische Insel Rømø. In der Nähe der Sylter Nordspitze liegt die Insel Uthörn.

Sylt erstreckt sich über 38,0 Kilometer in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am Königshafen bei List auf Sylt, nur etwa 320 Meter breit. An ihrer breitesten Stelle, von Westerland im Westen bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten, misst sie 12,6 Kilometer. Der südliche Teil der Insel ist ebenfalls schmal. An der West- und Nordwestseite Sylts erstreckt sich ein knapp 40 Kilometer langer Sandstrand, zur Ostseite liegt das Wattenmeer, das zum Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gehört und bei Niedrigwasser weitgehend trockenfällt.

Typische Küstenlandschaft auf Sylt

Die Form der Insel ist fortgesetzten Veränderungen unterworfen. Wegen ihrer exponierten Lage in der Nordsee kommt es zu kontinuierlichen Landverlusten bei Sturmfluten. Der nördliche und der südliche Nehrungshaken der Insel bestehen ausschließlich aus Sandablagerungen, während der Mittelteil der Insel im Bereich der ehemaligen Gemeinden Westerland, Wenningstedt und Sylt-Ost auf einem Geestkern ruht, der von See aus in Form des Roten Kliffs sichtbar ist. Der dem Wattenmeer zugewandte Teil des Geestkerns geht im Bereich der ehemaligen Gemeinde Sylt-Ost in relativ fruchtbares Marschland über. Nach heute als gesichert angesehenen Quellen ist Sylt seit der Zweiten Marcellusflut von 1362 eine Insel. Ihre höchste Erhebung ist die Uwe-Düne in Kampen mit 52,5 m ü. NHN.

Klimatische Verhältnisse

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Klimadiagramm von List auf Sylt

Auf Sylt herrscht ein vom Golfstrom beeinflusstes Seeklima. Die Wintermonate sind mit durchschnittlich etwa 2 °C etwas milder als auf dem benachbarten Festland, die Sommermonate dagegen mit durchschnittlich 17 °C, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler. Im Jahresdurchschnitt hat Sylt täglich 4,6 Stunden Sonnenschein.[1]

Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,7 °C. Der Wind weht im Jahresdurchschnitt mit 6,7 m/s vorwiegend aus westlichen Richtungen. Die Jahresniederschlagsmenge liegt bei rund 734 mm[2] bzw. 747 mm.[1] Aktuelle Klima- und Wetterdaten liefern seit 1937 die mittlerweile automatisierte nördlichste Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes auf einer Düne bei List und einige Stationen kommerzieller Wetterbeobachter wie MeteoGroup Schweiz, ebenfalls in List.


Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für List auf Sylt
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 2,6 2,6 4,8 8,9 14,1 17,2 18,5 19,1 16,3 12,4 7,9 4,5 10,8
Mittl. Tagesmin. (°C) −0,9 −1,0 0,8 3,5 8,0 11,5 13,4 13,9 11,7 8,5 4,2 0,9 6,2
Niederschlag (mm) 57 35 45 40 42 56 62 72 83 89 94 72 Σ 747
Sonnenstunden (h/d) 1,5 2,4 3,9 5,8 7,8 8,0 7,4 7,4 4,8 3,2 1,8 1,4 4,6
Regentage (d) 12 8 10 9 8 9 11 11 13 13 16 13 Σ 133
Wassertemperatur (°C) 4 3 4 6 10 13 16 17 15 13 9 6 9,7
Luftfeuchtigkeit (%) 90 88 86 81 77 76 78 77 79 84 86 88 82,5
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
2,6
−0,9
2,6
−1,0
4,8
0,8
8,9
3,5
14,1
8,0
17,2
11,5
18,5
13,4
19,1
13,9
16,3
11,7
12,4
8,5
7,9
4,2
4,5
0,9
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
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d
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s
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h
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g
57
35
45
40
42
56
62
72
83
89
94
72
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: [1]

Formung und Bedrohung durch das Meer

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Ellenbogen

Die Insel Sylt in ihrer jetzigen Gestalt existiert erst seit etwa vierhundert Jahren. Sie entstand wie die Festlandgeest aus Altmoränen und hat deshalb einen Geschiebemergelkern, der heute in der Mitte und im Westen der Insel mit Kliff, Dünen und Sandstrand sichtbar ist. Dieser Geestkern erodierte, nachdem ihn der Anstieg des Meeresspiegels vor 8000 Jahren der starken Strömung entlang des steilen Inselsockels aussetzte. Dabei lagerten sich die Sedimente südlich und nördlich an. Die Westkante, die ursprünglich zehn Kilometer vor der heutigen Küste lag, verlagerte sich so stetig nach Osten, während gleichzeitig die Insel im Norden wie im Süden länger wurde. Um diesen Geestkern lagerte sich nach der letzten Eiszeit Marschland an.[3]

Zwar wird Sylt bereits 1141 als Insel bezeichnet, doch gehörte sie vor der ersten Großen Mandränke 1362 zu einer von Prielen durchzogenen Landschaft und war zumindest bei Niedrigwasser trockenen Fußes vom Festland erreichbar.[4] Vermutlich erst nach dieser Flut entwickelte sich durch die Bildung von Nehrungshaken aus dem von den Meeresströmungen verdrifteten abgetragenen Material die gegenwärtige charakteristische Gestalt. Dabei waren und sind besonders die nördlichen und südlichen Enden der Insel großen Veränderungen unterworfen. So war Listland im 14. Jahrhundert für einige Zeit vom Rest der Insel getrennt, und durch die Entstehung des Ellenbogens versandete der Königshafen bei List ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.[5]

Sylt auf einer Karte des Johannes Mejer von 1648. Gut zu erkennen sind der Königshafen bei List und die heute untergegangenen damaligen Kirchspiele, darunter die alte Kirche von Eidum.

Zusätzlich zum schleichenden Landschwund belastete die Einwohner während der sogenannten Kleinen Eiszeit der Sandflug. Die nach Osten wandernden Dünen bedrohten Land und Siedlungen, weshalb sie ab dem 18. Jahrhundert durch die Bepflanzung mit Strandhafer befestigt wurden. Das hatte jedoch zur Folge, dass abbrechendes Material vermehrt abdriftete und die Inselsubstanz weiter abnahm.

Ab 1870 existieren Aufzeichnungen des jährlichen Küstenrückgangs. Demnach verlor Sylt in den Jahren 1870–1951 jährlich durchschnittlich 0,4 Meter im nördlichen und 0,7 Meter im südlichen Küstenabschnitt. 1951 bis 1984 steigerte sich die Rate auf 0,9 bzw. 1,4 Meter, während die Küstenlinie an den Inselenden bei Hörnum und List noch größeren Veränderungen unterworfen ist.[6]

Durch schwere Sturmfluten in den letzten Jahrzehnten ist Sylt immer wieder in Gefahr, auseinanderzubrechen. So trennte die Sturmflut 1962 Hörnum vorübergehend vom Rest der Insel. Besonders gefährdet ist dabei eine nur rund 500 Meter breite Schmalstelle südlich von Rantum.

Anstieg Meeresspiegel

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Die Nordseeküste besitzt eines der dichtesten Pegel-Netzwerke der Welt, dessen Daten 100 Jahre und mehr zurückreichen. An Pegeln wird die sogenannte relative Meeresspiegeländerung gemessen, d. h. die Veränderung des Meeresspiegelniveaus im Verhältnis zum angrenzenden Land. Seit 1992 sind Satelliten in der Lage, die geozentrischen oder absoluten Veränderungen des Meeresspiegels im Verhältnis zum Erdmittelpunkt zu bestimmen. Der stärkste relative Meeresspiegelanstieg in der Nordsee ereignete sich seit Beginn der Satellitenbeobachtung mit 6,6 mm/Jahr bei Hörnum auf Sylt. Global hat sich die Rate des Anstieg (AR6) seit 1970 fast verdreifacht. Bis zum Ende des Jahrhunderts kommen weitere 30 bis 80 Zentimeter dazu.[7][8][9]

Tetrapoden am Strand von Hörnum
Eine Stahlbetonbuhne bei Westerland

Als Küstenschutzmaßnahmen gegen die stetige Erosion wurden schon im 19. Jahrhundert Buhnen aus Holzpfählen errichtet. Diese rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebauten Anlagen wurden später von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Doch erzielten diese Bauwerke langfristig nicht den gewünschten Erfolg. Sie können die durch Querströmungen verursachte Erosion nicht stoppen, da die auf der wind- und strömungsabgewandten Seite einer Buhne auftretende „Lee-Erosion“ nachhaltige Sandablagerungen verhindert.

In den 1960er Jahren kamen sogenannte Tetrapoden („Vierfüßer“) zum Einsatz und wurden dem Fuße der Dünen entlang oder – ähnlich wie die Buhnen – ins Meer hinaus verlegt. Aber die rund sechs Tonnen schweren vierfüßigen Betonelemente waren für die am Sylter Strand herrschenden Verhältnisse zu schwer und konnten die Erosion nicht aufhalten. Vor dem Hörnumer Weststrand sind sie deshalb ab Mitte 2005 zum Teil wieder entfernt worden.[10]

Seit Anfang der 1970er Jahre wird, als bislang einzig wirksames Mittel gegen die Erosion, Sand vor die Küsten der Insel gespült. Baggerschiffe, sogenannte „Hopperbagger“, nehmen aus einem ihnen speziell zugewiesenen Gebiet, das weit vor der Küste liegt, Sand in ihren Laderaum auf. Sie fahren dann in die Nähe der Küste und spülen durch Rohrleitungen ein Wasser-Sand-Gemisch an den Strand. Durch Planierraupen wird der Sand verteilt. Dabei soll lediglich das bei Sturmfluten abgetragene, vorgespülte Sanddepot ersetzt werden – die eigentliche natürliche Küstenlinie wird somit geschützt und die Erosion verlangsamt. Diese Vorgehensweise ist mit erheblichen Kosten verbunden. Der Bedarf von jährlich bis zu 10 Millionen Euro wird derzeit von Mitteln des Bundes, des Landes und der Europäischen Union gedeckt. Seit 1972 wurden etwa 60 Millionen Kubikmeter Sand vorgespült und aufgeschüttet. Diese Maßnahmen haben zusammen bisher über 143 Millionen Euro gekostet, sollen aber nach Berechnungen von Forschern ausreichen, um für mindestens drei Jahrzehnte größere Landverluste zu verhindern. In Hinsicht auf die Wirtschaftslage der Insel könnte daher der überwiegend privat gezogene Nutzen größer sein als die Kosten.[11] In der Studie Klimafolgen für Mensch und Küste am Beispiel der Nordseeinsel Sylt von 1995 heißt es: „Hätte Sylt nicht das Image einer attraktiven Ferieninsel, gäbe es den Küstenschutz in der bestehenden Form gewiss nicht.“[12][13]

Prinzip der Sandaufnahme und Übergabe des Hopperbaggers
Sandaufspülung, Verteilung durch eine Planierraupe, auf See der Hopperbagger

Als Alternative wird die Verstärkung eines natürlichen Riffs vor der Küste diskutiert. Ein entsprechender Versuch wurde in den Jahren 1996 und 2003 unternommen.[14] Die auf dänischen Inseln erfolgreiche „Sanddrainage“ ist wegen der Versteilung des untermeerischen Hangs vor Sylt nicht erfolgversprechend.[15]

Sandvorspülung mit Tetrapoden am Weststrand

Parallel zu den Sandvorspülungen wurden die Buhnen, die sich für den Küstenschutz als weitgehend nutzlos erwiesen hatten, an einigen Strandabschnitten mit großem Aufwand wieder abgetragen. Dieser Maßnahme ist auch die wohl bekannteste Buhne der Insel, die BUHNE 16, Namensgeberin des gleichnamigen Nacktbade-Strandes, zum Opfer gefallen.

Einige Experten fürchten trotz all dieser Maßnahmen, dass Sylt bis Mitte des 21. Jahrhunderts erhebliche Landverluste hinnehmen müsse. Die voranschreitende globale Erwärmung werde zu vermehrter Sturmaktivität führen, was erhöhte Landverluste und als erste Konsequenz den Verlust zum Beispiel der Versicherbarkeit von Eigentum zur Folge haben könnte. So haben Messungen ergeben, dass sich die Wellenenergie nicht mehr wie früher am Vorstrand erschöpft, sondern ihre zerstörerische Wirkung auch auf den Strand ausweitet. Das führt zu einem Sedimentverlust von rund 1,1 Millionen m³ jährlich.[5]

Die Dünengebiete der Insel stehen unter Naturschutz und dürfen nur auf gekennzeichneten Wegen betreten werden. Sogenannte „wilde“ Wege leisten der Erosion Vorschub und dürfen nicht begangen werden. Dort, wo die Vegetation zertreten wird und keine Wurzeln den Sand festhalten, wird er von Wind und Wasser abgetragen.

Das Errichten von Lahnungen im Uferbereich des Watts soll die Sedimentation fördern und der Landgewinnung dienen. Auch die Beweidung der Deiche und der Heideflächen durch Schafe dient letztlich dem Küstenschutz, da die Tiere den Bewuchs kurz halten und mit ihren Klauen die Grasnarbe verdichten. So fördern sie die Entwicklung einer kompakteren Deichoberfläche, die bei einer Sturmflut den Wellen weniger Angriffsfläche bietet.

Flora und Fauna

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Die als Syltrose bekannte Kartoffel-Rose

Die Flora der Insel Sylt ist geprägt von der ursprünglichen Kargheit des Landes. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Sylt eine fast baumlose Insel. Erst durch gezielte Aufforstungen und Anpflanzungen entstanden kleinere Wald- und Buschgebiete. Noch heute ist beispielsweise in den Waldgebieten „Friedrichshain“ und „Südwäldchen“ in Westerland die planmäßige Anlage des Bewuchses erkennbar: die Bäume stehen weitgehend in Reih und Glied. Auch die weit verbreitete Kartoffel-Rose (Rosa rugosa), die auf der Insel auch als Syltrose bezeichnet wird, ist erst durch Menschenhand als Zierpflanze auf die Insel gelangt. Sie stammte ursprünglich von Kamtschatka. Die genügsame Rose fand auf der Insel ideale Lebensbedingungen und verbreitete sich rasch, so dass sie heute zum typischen Bild der Insel zählt. Ihre Verbreitung wird aus biologischer Sicht mit Sorge betrachtet, da sie seltene und schützenswerte einheimische Pflanzen, insbesondere auf den Heideflächen, mehr und mehr zu verdrängen droht.[16]

Die großen Heideflächen auf der Wattseite der Insel sind Lebensraum vieler seltener Tiere. Das Heide-Ökosystem bietet einer großen Zahl von Lebewesen Platz, die den extremen Bedingungen (Trockenheit, Wärme, Wind) angepasst sind: Etwa 2500 Tierarten und 150 Pflanzenarten konnten bisher nachgewiesen werden. Von diesen Pflanzenarten stehen 45 Prozent auf der Roten Liste.[16] Beachtlich ist die Zahl von über 600 verschiedenen Schmetterlingsarten, die in den Heideflächen leben, darunter Kleiner Fuchs, Zitronen- und Distelfalter sowie Tagpfauenaugen.[17]

Heidelandschaft am Ellenbogen im Norden

Die in Deutschland in ihrem Bestand gefährdete Kreuzkröte hat im Dünengürtel von Sylt mit tausenden Individuen eines ihrer größten deutschen Vorkommen. Ihre Laichplätze sind vernässte Dünentäler und flache, kurzlebige Tümpel. Als Landlebensräume dienen ihr vegetationsarme Sandlandschaften. Bedroht ist diese Art auf Sylt insbesondere durch den Straßenverkehr.[18]

Ornithologische Besonderheiten sind die vielen seltenen Wasser- und Küstenvögel, die auf der Insel ihre Brutreviere haben oder als Zugvögel nur zeitweise auf Sylt leben bzw. rasten. Sylt hat zwei bedeutende Vogelbrutgebiete: im Norden den Königshafen mit der in ihm liegenden Insel Uthörn und im Südosten das Rantumbecken. Auf Sylt brüten unter anderem Lachmöwen, Küstenseeschwalben, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Sturmmöwen, Austernfischer, Kiebitze, Brandgänse und Reiherenten. Während des Vogelzugs ist Sylt Rastplatz für tausende von Ringel- und Brandgänsen, Pfeif- und Eiderenten sowie für Pfuhlschnepfen, Knutts, Alpenstrandläufer und Goldregenpfeifer. Weniger zahlreich besuchen Sandregenpfeifer, Bekassinen und Kampfläufer die Insel.[19]

Bei den Vorkommen der Landsäugetiere gibt es heute keine erheblichen Abweichungen gegenüber den benachbarten Festlandgebieten Norddeutschlands. Nachdem die Insel mit dem Eisenbahndamm eine Festlandverbindung erhalten hatte, sind hier primär Feldhasen, Kaninchen und Rehwild zu nennen, die auf der Insel auch bejagt werden. Durch den Zuzug von Raubtieren wie Rotfuchs und Dachs wurden die bis zu der Zeit weit verbreiteten Bodenbrüter fast vollständig verdrängt. Ein im Mai und Juni 2025 nachgewiesener Goldschakal machte Probleme mit Schafsrissen (die Schafe sind für die Deichpflege eingesetzt).[20]

Westlich von Sylt liegt eine Kinderstube der Schweinswale. Daneben leben in dem Seegebiet vor Sylt und den vorgelagerten Sandbänken größere Populationen von Seehunden sowie von den in deutschen Gewässern relativ selten vorkommenden Kegelrobben. Die früher zahlreich vor Sylt lebende Europäische Auster ist um 1950 wegen Überfischung ausgestorben. Mitte der 1980er Jahre wurde als Ersatz die Pazifische Auster zwischen List und Kampen kultiviert, die sich schnell stark über die ursprüngliche Kulturfläche hinaus ausbreitete.

Früher war die Kreuzkröte im Dünengürtel mit einigen tausend Tieren häufig. Ebenfalls in den Dünen lebte der Moorfrosch. Beide Arten gehen stark zurück wegen Veränderungen im Wasserhaushalt. Erdkröte und Grasfrosch kommen verbreitet in Teichen und Koogen vor. Der Teichmolch ist bereits ausgestorben. Die Waldeidechse ist noch flächendeckend vorhanden. Die Zauneidechse ist ebenfalls ausgestorben. Einzelne Nachweise von Blindschleiche, Kreuzotter und Ringelnatter gehen vermutlich auf Einschleppungen durch Materiallieferungen zurück.[21]

Zahlreiche Gebiete auf und um Sylt sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Auf der Insel gibt es allein zehn Naturschutzgebiete (NSG), darunter Dünen- und Heidelandschaften, Kliffs und Binnengewässer (siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete in Schleswig-Holstein). Die NSG Nord-Sylt und Morsum-Kliff bestehen bereits seit 1923 und sind damit die ältesten Naturschutzgebiete Schleswig-Holsteins.[22] Zusammen haben die zehn Gebiete eine Fläche von 3599 Hektar. Weitere Teile der Insel sind als FFH-Gebiete, Natura 2000-Gebiete oder Landschaftsschutzgebiete deklariert. Sylt grenzt ferner an den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sowie die zwischen Sylt und dem Festland gelegenen NSG Wattenmeer nördlich des Hindenburgdammes und Nordfriesisches Wattenmeer, die beiden größten schleswig-holsteinischen Naturschutzgebiete.

Um die Erforschung und den Schutz der bedrohten Tier und Pflanzenarten bemühen sich zahlreiche Vereine und Verbände, die mit Niederlassungen auf der Insel vertreten sind. Dazu zählen unter anderem das Alfred-Wegener-Institut, die Söl’ring Foriining, der Verein Jordsand, die Schutzstation Wattenmeer und die Naturschutzgemeinschaft Sylt. Auch das Umweltbundesamt betreibt eine Mess- und Forschungsstelle in den Dünen nördlich von Westerland.

Ein Ziel der Sylter Naturschützer ist es, durch Öffentlichkeitsarbeit wie Führungen, Flugblätter und Internetangebote sowie politische Intervention für ein nachhaltigeres Vorgehen und sanften Tourismus zu sensibilisieren.

Siedlungsstruktur

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Sylt hat 17.713 Einwohner (Stand: 2014), davon lebt annähernd die Hälfte in Westerland. In diesen Zahlen sind die Nebenwohnungsbesitzer nicht enthalten. Die Insel Sylt ist in zwei Verwaltungsbereiche unterteilt. Die neugegründete Gemeinde Sylt umfasst die ehemals selbstständigen Orte Westerland, Sylt-Ost und Rantum. Das Amt Landschaft Sylt mit Sitz in der Gemeinde Sylt verwaltet die Inselorte, die nicht zur Gemeinde Sylt gehören.

Die Gemeinde Sylt-Ost war 1970 aus den Gemeinden Keitum (mit Munkmarsch), Tinnum, Morsum und Archsum gebildet worden. Per Bürgerentscheid im Mai 2008 wurde der Zusammenschluss der Gemeinde Sylt-Ost mit der Stadt Westerland zum 1. Januar 2009 beschlossen.[23] Angestrebt wird jedoch von unterschiedlichen Interessengruppen eine Fusion aller Inselgemeinden zu einer Verwaltungseinheit.[24]

Die Orte entlang der Westküste

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Hafen und Fähranleger in List

Entlang der Sylter Westküste liegen sechs Orte. Die Gemeinde List auf Sylt, ganz im Norden der Insel gelegen und damit die nördlichste Gemeinde Deutschlands, bewahrte durch ihre entfernte Lage zum damaligen Hauptort Keitum und ihre lange Zugehörigkeit zu Dänemark eine größere Eigenständigkeit. An ihrer Ostseite liegt der Schutzhafen, von dem neben Ausflugsschiffen auch die Fähre „Sylt-Express“ der FRS Syltfähre nach Havneby auf der dänischen Nachbarinsel Rømø verkehrt. Die Leuchttürme List West und List Ost stehen auf dem Gemeindegebiet. Wenningstedt bildete mit Kampen und Braderup gemeinsam die Verwaltungsgemeinschaft der „Norddörfer“ – einen früheren interkommunalen Zweckverband auf der Insel, von dem heute noch der Schulverband existiert. Während Kampen vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren als der Prominententreff in Deutschland galt, ist Wenningstedt seit über 100 Jahren als „Familienbad“ bekannt. Zwischen Kampen und Wenningstedt, auf der hohen Geest, steht seit 1855 der markante 38 Meter hohe schwarz-weiße Leuchtturm Kampen. Er ist der älteste der Insel. Das abgeschaltete Quermarkenfeuer Rotes Kliff steht ebenfalls bei Kampen. Östlich des Leuchtturms Kampen liegt das Naturschutzgebiet „Braderuper Heide“. Unmittelbar südlich von Wenningstedt beginnt das Siedlungsgebiet der Inselmetropole Westerland.

Nachdem die Allerheiligenflut am 1. November 1436 den Ort Eidum zerstört hatte, gründeten die Überlebenden nordöstlich einen neuen Ort Westerland.[25] Dieser wurde 1462 erstmals urkundlich erwähnt. 1855 wurde das Seebad gegründet, 50 Jahre später erhielt Westerland die Stadtrechte. 1949 wurde es schließlich als Heilbad anerkannt. Die Stadt hatte Ende des Jahres 2007 9.072 Einwohner und ist heute Verwaltungssitz der Gemeinde Sylt. Südlich von Westerland läuft die Insel als schmaler Nehrungshaken etwa 15 Kilometer an einer fiktiven Flut-Ebbe-Grenze vor dem Festland entlang, bis sie vom aus dem Wattgebiet östlich der Südhälfte der Insel heraus ablaufenden Gezeitenstrom, dem Hörnum-Tief, abgeschnitten wird. Dort liegt der Ort Rantum. Dieser Ort musste, wie kaum ein anderer auf Sylt, in den vergangenen Jahrhunderten stets gegen die fortschreitende Versandung ankämpfen. Nicht wenige Höfe und eine Kirche mussten den damals noch unbefestigten, sich allmählich nach Osten bewegenden Wanderdünen weichen. Erst mit der Anpflanzung von Dünengras (Strandhafer) wurde diese Gefahr gebannt. Dieser Nehrungshaken wird vor allem durch den vom Westwind aufgebauten Dünenwall geprägt. Nach Osten finden sich vereinzelt schmale Marschlandstreifen. Hörnum (Sylt) nahe der Südspitze gilt als jüngster Ort der Insel: erst kurz nach 1900 wurde er dauerhaft besiedelt. Aber schon in früherer Zeit soll die Südspitze der Insel Fischern und Seeräubern als vorübergehender Unterschlupf gedient haben. Aus dieser Zeit soll die noch heute verwendete Flurbezeichnung Budersand stammen. Dies bezeichnet eine mächtige Düne an der Ostseite des Ortes, auf der in früheren Zeiten „Buden“ – also Hütten – gestanden haben sollen.[26] In Hörnum steht der Leuchtturm Hörnum, so dass Sylt insgesamt fünf Leuchttürme aufweist. Von ständigen Sandverlusten ist die Südspitze der Insel, die so genannte „Odde“, gezeichnet. Jahr für Jahr werden große Teile der Dünenlandschaft durch Sturmfluten und Gezeiten abgetragen. Auch Küstenschutzbauwerke erzielten keine nachhaltige Wirkung, so dass auch in Zukunft zu erwarten ist, dass die „Odde“ weiter schrumpfen wird.

Die Nössehalbinsel

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Tinnumburg

Der Osten der Insel bildete bis zum Zusammenschluss mit Westerland 2009 kommunalpolitisch die Großgemeinde Sylt-Ost mit rund 5500 Einwohnern. Sie war ein Zusammenschluss der zuvor selbstständigen Dörfer der so genannten Nössehalbinsel: Tinnum, Archsum, Morsum mit Keitum (einschl. Munkmarsch) als Verwaltungsmittelpunkt. Die Weiden der Marsch prägen bis heute das Landschaftsbild und boten über viele Jahrhunderte die Grundlage für den Broterwerb in diesen Dörfern. Die Siedlungsgrenzen von Tinnum gehen mittlerweile fast unmerklich in das Siedlungsgebiet von Westerland über und so profitiert Tinnum von der unmittelbaren Nähe zur Inselmetropole. Die Tinnumburg, südwestlich des Ortes gelegen, ist ein kreisförmiger Wall mit einem Durchmesser von 120 Metern und einer Höhe von 8 Metern. Sie wurde etwa im ersten Jahrhundert v. Chr. errichtet, vermutlich als heidnische Kultstätte oder Wehranlage gegen Angriffe von Mensch und Meer.

Das Morsum-Kliff

Auf dem Gemeindegebiet von Tinnum liegt auch der Flughafen Sylt (IATA: GWT), ein ehemaliger Luftwaffenstützpunkt, der nun ausschließlich zivil genutzt wird. Der Name „Munkmarsch“ soll der Überlieferung nach die Bedeutung „Mönchsmarsch“ haben. Es hat sich somit bei den Wiesen um fruchtbares Marschland gehandelt, welches ab ca. 1200 zu einem (Mönchs-)Kloster – vermutlich einem der vier Klöster in Ribe – gehörte. Wenige Kilometer nördlich des alten Hauptortes Keitum gelegen, erlangte die alte Bauerschaft Munkmarsch erst Bedeutung, als der alte Keitumer Hafen mehr und mehr versandete und man Mitte des 19. Jahrhunderts beschloss, den Haupthafen der Insel nach Munkmarsch zu verlegen. Bis zum Bau des Hindenburgdammes war der Hafen von Munkmarsch der wichtigste Ankunftshafen für die Gäste, die mit der Sylter Dampfschiffahrtsgesellschaft per Postschiff Raddampfer von Hoyer-Schleuse (heute dänisch) anreisten. Weiter nach Westerland ging es ab 1888 mit einer Schmalspurbahn. Hafen und Bahn verloren 1927 mit der Fertigstellung des Hindenburgdammes an Bedeutung. Die Bahn wurde abgebaut und anstelle des Fährhafens befindet sich dort heute ein privater Yachthafen.

Keitum (friesisch Kairem) ist einer der ältesten Orte der Insel und war über Jahrhunderte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihr Hauptort. Erst mit dem einsetzenden Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts verlor er nach und nach seine zentrale Bedeutung. Typisch für Keitum sind die erhaltenen alten Kapitänshäuser sowie die baumbestandenen Straßen im Ortszentrum. Markantes Bauwerk ist die alte, nordwestlich des Ortskerns stehende St.-Severin-Kirche aus dem frühen 13. Jahrhundert. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das sogenannte Altfriesische Haus und das Sylter Heimatmuseum. Beide Museen geben Einblicke in das Leben der Sylter vor Einsetzen des Tourismus.

Das ganz im Osten der Insel gelegene Morsum (Muasem) liegt an der 1,8 Kilometer langen und bis zu 21 Meter hohen Steilküste Morsum-Kliff in einer Heidelandschaft. Am Morsum-Kliff (Buntes Kliff) kann die geologische Geschichte der Region der letzten fünf Millionen Jahre studiert werden. Der Nachbarort Archsum ist ein alter friesischer Bauernort. Er weist mit der Archsum-Burg eines der ältesten Siedlungszeugnisse der Insel auf.

Vorgeschichte und Geschichte

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Von der jägerischen Urbevölkerung wurden keine Relikte gefunden. In der Jungsteinzeit zog das höher gelegene Gelände bäuerliche Siedler an, die sich vor dem sukzessiv steigenden Meeresspiegel zurückzogen. In der Bronzezeit war das Gebiet dicht besiedelt und die Bevölkerung verhältnismäßig wohlhabend, wie aus reichen Grabfunden geschlossen werden kann.

Die Landabbrüche im Temperaturoptimum nach der Zeitenwende verkleinerten die Siedlungsfläche weiter, und parallel zur Abwanderung der Angeln ist ab etwa 400 n. Chr. kaum noch Besiedlung nachzuweisen.

Denghoog

Insgesamt sind auf Sylt 47 Megalithanlagen in Langbetten und Rundhügeln nachgewiesen, die aber weitgehend ausgegangen sind. Während der Urdolmen fehlt, sind ganglose, erweiterte Dolmen nördlich von Kampen, westlich von Archsum (Nössemarsch) und östlich von Keitum (der Harhoog) erhalten. Auch Polygonaldolmen in Rundhügeln und, was in Deutschland selten ist, in Hünenbetten sind nachgewiesen. Erhalten ist eines nördlich des Bahnhofs von Kampen. Zerstört wurden ein Bett mit drei Polygonaldolmen in der Nähe des Leuchtturms und eines, das sich im Strumphoog befand. Teilweise wurden bronzezeitliche Nachbestattungen und eisenzeitliche Urnengräber in den Kammern und Hügeln gefunden. Unter den lokalen Ganggräbern ragen der Denghoog von Wenningstedt und der Merelmerskhoog bei Archsum heraus. Das Grab im Kolkingehoog wurde bei der Sturmflut von 1825 zerstört. Andere am Kliff gelegene Anlagen hatten ein ähnliches Schicksal oder wurden verlegt. Die neolithischen Siedlungen, insbesondere auf der Archsumer Geest nachgewiesen, wurden bei der Vermarschung des Gebietes überlagert. Die Gruppe der kleinen Grabhügel, die der Schnurkeramischen Kultur zuzuordnen sind, stellen die letzte Form der steinzeitlichen Monumente dar. Das frühneolithische Erdgrab von Tinnum, aus der Gruppe der Thinghügel, lässt erstmals Bezüge zu den späteren Hünengräbern erkennen. Statt der Findlinge umgibt noch ein rechteckiger Steinrahmen eine Körperbestattung im Holzsarg.

Bronze- und Eisenzeit

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In der Bronzezeit, die im Norden spät einsetzte, entstanden die großen, reich ausgestatteten Grabhügel, die meist fünf Meter, unter Umständen aber auch sieben Meter hoch, in fünf großen Gruppen die Insel zu beherrschen scheinen. Viele dieser Denkmäler wurden in den vergangenen Jahrhunderten abgetragen oder durch Bebauung oder Landwirtschaft eingeebnet; einer der seltenen noch erhaltenen bronzezeitlicher Langhügel liegt nördlich von Kampen zwischen den runden Krockhoogen. Auch im Watt östlich der Insel finden sich Siedlungsspuren.

Aus der Eisenzeit stammt die gut erhaltene Tinnumburg und die fast verschwundenen Burgen bei Archsum und Rantum. Wozu sie zu ihrer Erbauungszeit genutzt wurden, kann nicht rekonstruiert werden, vielleicht waren es Heiligtümer. Bei der Wiederbesiedlung Sylts im 8. Jahrhundert nutzten die neuen Siedler die umwallten Plätze zur Anlegung eines Dorfes, das jedoch schon bald wieder aufgegeben wurde.[27]

Die Spuren der Wikingerzeit sind wesentlich unspektakulärer und bestehen aus Fundstellen mit Siedlungsresten und einer großen Zahl von tellartigen Wohnhügeln, den Warften.

Der Name Sild wurde erstmals um das Jahr 1141 im Schenkungsbuch des Klosters Odense urkundlich erwähnt; im Erdbuch des dänischen Königs Waldemar II. von 1231 findet sich der Name Syld und im Register des Domkapitels zu Schleswig werden im 14. und 15. Jahrhundert die Namen Syld und Sylt verwandt. Dabei wurde in älteren Schreibweisen nicht immer zwischen i und y unterschieden. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich die einheitliche und noch heute gültige Schreibweise durch.[28]

Über die Herkunft des Namens Sylt gibt es verschiedene Theorien. Die erste besagt, dass der Name mit dem englischen Wort sill („Schwelle“) oder dem dänischen Wort syld (altdänisch: syll „Schwelle, Fundamentstein“)[29] verwandt sei; er hätte also die Bedeutung „Landschwelle“.

Eine andere Erklärung deutet den Namen als das urgermanische *Selhiþō („Robbenort“), aus *selha („Robben“; dänisch sæl, englisch seal) und dem Suffix -iþō. Vom selben Ursprung sei der norwegische Inselname Sild (im Hardangerfjord), verwandt sei Sjælland.[30]

Nach einer dritten Erklärung ist der Name von dem alten dänischen Wort sylt („Salzwiese“ oder „Brackwasser“) abgeleitet.[31] Dieser Wortstamm findet sich im skandinavischen Sprachraum in zahlreichen Ortsbezeichnungen wieder, zum Beispiel in: Sylten in Nordostjütland, Syltemade auf Fünen und Syltholm auf Lolland bzw. Hellesylt in Norwegen.

Ein vierter Ansatz geht vom Ursprung des Namens im dänischen/skandinavischen Wort Sild für Hering aus, da die Sylter Seefahrer ehemals sehr aktiv den Heringsfischfang betrieben. Die damals große Bedeutung des Herings für die Insel zeigt sich auch darin, dass er bereits 1668 als Wappentier auf Sylt nachgewiesen ist. Jedoch kam es durchaus auch umgekehrt vor, dass solche Wappenmotive aus einer volksetymologischen Deutung der Landschaftsnamen entstanden.

Bis zum 19. Jahrhundert

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Um das Jahr 460 n. Chr. wies das Gebiet westlich der heutigen Insel, damals Teil einer Marschenlandschaft, einen wohl bedeutenden Hafen auf. Unbestätigten Überlieferungen zufolge sollen die anglischen Heerführer Horsa und Hengest im 5. Jahrhundert vom damaligen Weststrand der „Insel“ zu ihrem Feldzug gegen die Romano-Briten und Kelten aufgebrochen sein.[32] In den folgenden Jahrhunderten waren die nordfriesischen Uthlande kaum besiedelt.

Münzfunde aus der Merowingerzeit lassen darauf schließen, dass sich zu dieser Zeit Friesen auf der Flucht vor der Expansion des fränkischen Reichs im Gebiet der nordfriesischen Inseln niederließen.[33]

Kirche St. Severin in Keitum

Die älteste Kirche, die Keitumer Kirche, wurde um 1020 angeblich von Knut dem Großen an der Stelle eines früheren Odinheiligtums errichtet.[34] Sie gehörte seit 1100 zum Kloster von Odense und wurde 1188 den Heiligen Knut und Ketel geweiht. Der Baumeister, der gleichzeitig mit der heutigen, 1216 erbauten, Kirche auch die Kirchen auf Pellworm und Föhr errichtete, soll an einem Tag zu Pferde von einer Baustelle zur anderen gelangt sein.[5] Auch der König von Dänemark griff nach der Kielholt-Chronik um diese Zeit Sylt zu Wasser und zu Land an.[35] Im 12. Jahrhundert gab es bereits vier Kirchen auf Sylt: in Keitum, Morsum, Eidum und Rantum.

1231 wird „Syld“ im Waldemar-Erdbuch erwähnt. Das Gebiet zahlte etwas geringere Abgaben als etwa die Wiedingharde oder Föhr und damit nicht einmal die Hälfte der Steuer der Edomsharde mit Rungholt.

In der Zweiten Marcellusflut im Jahr 1362 verlor Sylt große Marschflächen mit mehreren Kirchspielen im Osten und wurde damit zur Insel. Um 1400 wurde auch das Listland abgerissen und war eine Zeit lang eine eigene Insel. In der Allerheiligenflut 1436 ging Eidum, das westlich von Westerland gelegene Kirchspiel, unter. Rantum versank unter den Dünen.

Am 15. August 1386 überließ Königin Margarethe I. Sylt dem Grafen von Holstein-Rendsburg Gerhard VI. mit dem Herzogtum Schleswig. List, das bereits seit 1292 im Besitz der Stadt Ripen war, blieb beim Königreich Dänemark. 1422 kamen über 100 Sylter Seeleute in Hamburger Gefangenschaft, als Hansische Kriegsschiffe eine dänische Flotte des Königs Erich von Pommern besiegten. Wenig später fiel der Vogt Claus Lembek, dem Sylt und Osterland-Föhr unterstanden, vom König ab. 1426 schloss Sylt gemeinsam mit den übrigen Uthlanden die Siebenhardenbeliebung, ein Ausdruck ihrer Autonomie gegenüber dem König. 1435 im Frieden von Vordingborg blieben List und das angrenzende Listland, wo sich der Königshafen, der wichtigste Hafen zwischen Elbe und Skagen befand, wie Westerland-Föhr, Amrum und der Süden von Rømø königliche Enklave.

Der beim Amt Tondern verbleibende Hauptteil behielt seine relative Unabhängigkeit bei. Auch die Land- und Strandvögte, welche die Obrigkeit auf der Insel vertraten, waren durchweg Sylter. Zum Teil wurden die Ämter über Generationen in einer Familie weitergegeben.

Zwischen der um 1450 entstandenen Kielholt-Chronik und der Chronik des Morsumer Küsters Muchel Madis ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind keine schriftlichen Quellen bekannt. Daher kann auch die Einführung der Reformation auf Sylt nicht sicher datiert werden.

Der Dreißigjährige Krieg berührte Sylt, als 1628 rund 400 kaiserliche Soldaten die Insel betraten, jedoch bald wieder abzogen. Im folgenden Jahr erreichte die Pest Sylt.

1644 fand am Königshafen eine Seeschlacht zwischen einer dänischen und einer holländisch-schwedischen Flotte statt. Um 1700 versandete der Hafen.

Um 1640 wurde erstmals von einer Sylter Schule im Kirchspiel Keitum berichtet. Walfang, Seefahrt, Austernzucht und der Entenfang in Vogelkojen sorgten im 17. und 18. Jahrhundert für bescheidenen Wohlstand bei Teilen der Bevölkerung, während diejenigen, die als Kleinbauern und Landarbeiter auf dem kargen Boden arbeiteten, oftmals in großer Armut lebten. Die Verkoppelungsverordnung von 1766, die eine Aufteilung der früheren Allmende ermöglichte und auf dem Festland oft zu größeren Erträgen führte, trug bei den oft kleinen und unfruchtbaren Flurstücken auf Sylt nicht unwesentlich zur Verarmung bei. Die Insel hatte bei einer Volkszählung im Jahre 1769 2814 Einwohner.

1855 wurde Westerland zum ersten Sylter Seebad. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg kam Sylt 1866 an Preußen und wurde in die Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert. In jener Zeit wurde die Insel von Künstlern besucht, erst von dem Holsteiner Hans-Peter Feddersen und Hinrich Wrage, dann von Eugene Dücker und Eugen Bracht. Sie alle hielten sich regelmäßig auf Sylt auf, um dort zu malen, Bracht brachte später auch seine Studenten mit.[36] Seit dieser Zeit nahm auch der Fremdenverkehr langsam zu; die Kurgäste kamen per Postschiff von Tondern oder mit dem Schnelldampfer von Hamburg über Helgoland. In der Saison 1911 hatte das Seebad Westerland die bisherigen Modebäder der schleswig-holsteinischen Westküste Wyk auf Föhr und Büsum in der Beliebtheit und der Zahl der Übernachtungen überflügelt; die Seebäder Helgoland und Norderney zählten aber noch mehr Gäste.

20. Jahrhundert bis zum Ende der Weimarer Republik

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Hindenburgdamm
Haus Kliffende in Kampen

Im Ersten Weltkrieg wurde auf Sylt mit der sogenannten „Inselwache“ zwar deutsches Militär einquartiert (5000 Soldaten[37]), die Insel wurde aber nie zum Kriegsschauplatz. Baracken, Geschützstellungen und Kasernen wurden nach dem Kriegsende entweder ziviler Nutzung zugeführt oder abgerissen.

Nach dem Krieg stimmten die Sylter bei einer der Volksabstimmungen infolge des Versailler Vertrags mit einer Mehrheit von 88 Prozent für die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland. Der damalige Hauptverbindungshafen Hoyer lag nun jedoch in Dänemark, so dass die Anreise zur Insel für deutsche Gäste eine umständliche Auslandsreise wurde. Auch vor diesem Hintergrund wurde das Projekt eines Eisenbahndammes vom deutschen Festland durchs Wattenmeer vorangetrieben. Im Jahr 1927 wurde der elf Kilometer lange, nach Reichspräsident Paul von Hindenburg benannte Hindenburgdamm eröffnet, über den bis heute die Marschbahn führt. Die Fährverbindung nach Hoyer konnte gleichzeitig eingestellt werden.

Bombenkrater im Norden von Sylt

In den 1930er-Jahren galt die Insel auch unter vielen prominenten Anhängern des Nationalsozialismus wie Hermann Göring als schick. Die nationalsozialistische Ideologie gewann rasch an Boden. Der Bäder-Antisemitismus griff nun auch im zuvor als liberal geltenden Seebad Westerland um sich.[38] Viele Hoteliers und Gastwirte passten sich schnell an: Sie bezeichneten ihr Haus als „judenfrei“ und erklärten jüdische Gäste für unerwünscht. Auch die Nazi-Organisation Kraft durch Freude (KDF) nutzte Sylt als Urlaubsort. So kam es, dass in Westerland bald in zahlreichen Strandburgen und Vorgärten Hakenkreuzflaggen wehten. Im Gegensatz dazu zog das intellektuelle Kampen weiterhin Künstler und Literaten an, die dem Nationalsozialismus kritisch gegenüberstanden. Einer der Treffpunkte war das Haus Kliffende in der Kampener Heide. Auch ein Aufmarsch der SA konnte die damalige Pensionswirtin Clara Tiedemann nicht beeindrucken – sie weigerte sich standhaft, die Hakenkreuzflagge zu hissen.[39]

Im Jahr 1938 erfolgte zusammen mit dem Bau des Nössedeichs die Eindeichung des Rantumbeckens durch den Reichsarbeitsdienst. Man wollte einen tidenunabhängigen Wasserflugplatz errichten, der jedoch schon bei seiner Fertigstellung nicht mehr als „kriegswichtig“ eingestuft wurde. Das Rantumbecken dient heute als Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.

Eine Bunkeranlage im Süden von Westerland

Im Zweiten Weltkrieg wurde Sylt zum Sperrgebiet erklärt und der Fremdenverkehr kam vollständig zum Erliegen. Man erwartete eine mögliche Invasion der Alliierten über die Nordsee. Daher wurden massive Bunkeranlagen und Seezielbatterien mit schweren Geschützen in den Dünen gebaut, die von bis zu 10.000 Soldaten besetzt werden sollten. Ab 1940 war das Marine-Flak-Regiment 14 auf Sylt stationiert. Sylt blieb jedoch weitgehend von kriegerischen Handlungen verschont. Gezielte Bombenangriffe erfolgten am 7. September 1939, 8. September 1939, 3. Dezember 1939, 19. März 1940 und 17. Dezember 1940 durch britische Verbände. An Zivilgebäuden entstanden dabei jedoch nur geringe Schäden.

Einige Tage nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht besetzten die Briten, mit Panzern und Radfahrzeugen über den Hindenburgdamm kommend, kampflos die Insel.[39][40]

1945 wurden Heimatvertriebene der ehemaligen deutschen Ostgebiete, vorwiegend aus Ostpreußen, in den alten Wehrmachtswohnungen, Lagern und Kasernen aufgenommen. Dadurch verdoppelte sich die Bevölkerung auf rund 25.000 Einwohner. Ein Großteil der Heimatvertriebenen fand beim Wiederaufbau des Fremdenverkehrs Arbeit auf Sylt und blieb.

Eine kleine Gruppe Heimatvertriebener stellten die von ihrer Insel vertriebenen Helgoländer dar. Großbritannien erklärte 1945 die Insel Helgoland zum Sperrgebiet und nutzte sie als Bombenabwurfplatz, sodass die Insel bis 1952 unbewohnbar blieb. Einige der Helgoländer siedelten sich in Hörnum an, von wo aus sie mit ihren Fischkuttern und Booten weiterhin ihre heimatlichen Gewässer anfahren konnten und so den Kontakt zu Helgoland und zur Nordsee behielten. Sie konnten unmittelbar nach der Freigabe „ihrer“ Insel zurückkehren. Diese Chance ließ sich kaum ein Exil-Helgoländer entgehen, so dass heute nur noch wenige ehemalige Helgoländer zur Sylter Bevölkerung zählen.[41]

In den 1950er- und 1960er-Jahren stiegen mit der zunehmenden Reiselust der Bundesdeutschen die Übernachtungszahlen wieder stark an. Die Insel veränderte durch zahlreiche Baumaßnahmen zusehends ihr Gesicht. Ab Mitte der 1960er Jahre entstand das Westerlands Silhouette prägende „Neue Kurzentrum“ mit seinen drei bis zu 14-geschossigen Appartementblöcken unmittelbar am Meer. Zahlreiche weitere mehrgeschossige Appartementhäuser folgten. Durch den erheblich angestiegenen Individualverkehr wurden verkehrsberuhigende Maßnahmen nötig, die Fußgängerzonen und Bereiche mit Nachtfahrverbot in Westerland entstanden.

Die Bundeswehr nutzte die Kasernen, den Fliegerhorst und Wohnhäuser der Wehrmacht für ihre Einrichtungen weiter. In List befand sich die Marineversorgungsschule (MVS), in Tinnum ein Fliegerhorst der Marine, und es waren unter anderem eine Kompanie des Luftwaffenausbildungregiments eine Marinefliegerlehrgruppe sowie eine Reservelazarettgruppe auf der Insel stationiert.[42] 2007 wurde die letzte militärische Einrichtung geschlossen.[43] Im Zusammenhang mit dem Verkauf der bundeseigenen Immobilien kam es zu erheblichem Dissens mit den betroffenen Gemeinden und zu Verwerfungen am Markt. Pläne, auf dem Gelände der ehemaligen MVS einen Bildungseinrichtung mit angeschlossenem Internat zu gründen, wurden bislang nicht verwirklicht.[44]

Aktuell gibt es in unterschiedlichen politischen Gremien Bestrebungen, die Insel auch verwaltungspolitisch zu einer Gebietskörperschaft zusammenzufassen. So fusionierten am 1. Januar 2009 die beiden größten Gemeinden Sylt-Ost und Westerland zusammen mit Rantum zur Gemeinde Sylt. Ob und wann sich die restlichen Inselgemeinden dieser Fusion anschließen, ist in den jeweiligen politischen Gremien umstritten.

Die Fußgängerzone in Westerland; Blick vom Kurzentrum gen Osten

Parallel zu den seit den 1950er Jahren stark ansteigenden Touristenzahlen gingen andere Wirtschaftszweige erheblich zurück. Die Wirtschaft der Insel ist nahezu vollständig unmittelbar oder mittelbar vom Tourismus abhängig. Somit sind sowohl Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen als auch das Handwerk auf die Bedürfnisse der Gäste und Vermieter zugeschnitten. Landwirtschaft und Seefahrt spielen seit Mitte der 1970er Jahre eine zunehmend geringere Rolle in der Sozialstruktur der Insel; allein in Sylt-Ost finden sich nach wie vor arbeitende Betriebe der Land-, Vieh- und Holzwirtschaft. Auch das einzige verbliebene Industrieunternehmen, die Beyschlag Werke, verließen im Jahr 1974 aufgrund steigender Grundstückspreise und der für sie ungünstigen Verkehrsanbindung die Insel.[45] Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer, rund 4500 Personen, täglich vom Festland per Zug und Fähre auf die Insel;[46] somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus.

Gentrifizierung

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Die große Wirtschaftskraft zieht nicht nur Arbeitnehmer an, sie ist gleichzeitig Grund für einen Wegzug von Sylter Familien, soweit für sie die hohen Mieten[47] und hohe Lebenshaltungskosten nicht mehr tragbar sind. Damit verliert auch die örtliche Gemeinschaft, da die meisten Zweitwohnungsbesitzer nur zeitweise auf Sylt leben.[47]

Die Zahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz auf Sylt betrug Ende 2014 17.713,[48] nachdem sie 2003 noch knapp unter 20.000 gelegen hatte.[49] 2014 waren nur noch 14 Prozent der Einwohner mit Hauptwohnsitz unter 20 Jahre alt.[50] 2014 wurde die Geburtsstation des Krankenhauses geschlossen.[51]

Geschichte des Tourismus

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Badegast, historische Postkarte
Das repräsentative ehemalige Kurhaus von Westerland, heute Rathaus

Der Tourismus ist seit über 100 Jahren auf Sylt von erheblicher Bedeutung, seit Westerland 1855 zum Seebad wurde. Kuren auf Sylt entwickelte sich schnell zur Mode der Ober- und Mittelschicht und führte zur wirtschaftlichen Neuorientierung der Sylter. In den ersten Jahrzehnten blieben die Gäste meist mehrere Wochen wegen der Heilwirkung des Reizklimas und erwarteten während dieser Zeit ein entsprechendes Unterhaltungsprogramm, das seinerseits ein entsprechendes Publikum anzog. Abseits der Hauptorte wurden nach Ende des Ersten Weltkrieges in ehemaligen Kasernenanlagen Landschulheime für Kinder aus den Großstädten eingerichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Insel zum Sperrgebiet erklärt und der Tourismus kam völlig zum Erliegen. Die unmittelbaren Nachkriegsjahre waren geprägt von Hunger und Arbeitslosigkeit. Leerstehende Hotels waren oft mit Kriegsflüchtlingen belegt, und der Kurbetrieb ruhte vollständig. Erst nach der Währungsreform konnten in der Sommersaison 1949 die ersten Nachkriegs-Kurgäste verzeichnet werden. Seitdem stiegen die Übernachtungszahlen stetig an. Um 1960 erlebte der Tourismus einen Aufschwung. Außer den bisherigen wohlhabenden Kurgästen zog Sylt nun auch größere Massen an. Das Ortsbild der Stadt Westerland erfuhr eine tiefgreifende Umgestaltung. Prägten bisher, neben traditionellen Friesenhäusern und wilhelminischen Bädervillen, nur einige größere Hotels das Stadtbild, entstanden nun mit dem „neuen Kurzentrum“ Appartementanlagen mit bis zu 14 Stockwerken. Nach und nach verdrängten diese modernen Anlagen die Villen und Logierhäuser. Diese Appartementanlagen der 1960er- und 1970er-Jahre prägen heute den Innenstadtbereich von Westerland, während die übrigen Inselorte weitgehend von dieser intensiven Bebauung verschont blieben.

Tourismus heute

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Heute hat die Insel über 62.000 Gästebetten und im Jahr 900.000 Gäste mit etwa 6,8 Millionen Übernachtungen (Stand: 2023), also durchschnittlich 7,50 Übernachtungen je Gast (Stand: 2022).[52][53] Im Sommer befinden sich täglich rund 150.000 Menschen auf der Insel.[47] In der Nebensaison von Oktober bis März wurden knapp 29 Prozent der Übernachtungen registriert.[54] Die Zahl der Kurgäste, die tatsächlich Kuranwendungen in Anspruch nehmen, ist dabei auf weniger als ein Zehntel zurückgegangen.

Beachtlich ist auf Sylt die hohe Dichte an Restaurants mit gehobenem gastronomischem Angebot und mit durch Fachpresse sowie Restaurantführer ausgezeichneter Küche. Drei Restaurants weisen Michelin-Sterne (Stand 2022) auf und zahlreiche Restaurants sind im Gault-Millau verzeichnet.

Nachteile des Tourismus auf Sylt sind die zunehmende Flächenversiegelung durch Neubauten,[55] ein hohes Verkehrsaufkommen durch die große Anzahl auf die Insel gebrachter Personenkraftwagen[55] sowie Störungen in den Natur- und Vogelschutzgebieten.[56] Zugleich tragen die Einnahmen aus dem Tourismus dazu bei, die Naturschutzmaßnahmen zu finanzieren.

Freizeiteinrichtungen

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Strandkörbe am Westerländer Hauptstrand

Das Freizeitangebot wird zu einem großen Teil durch die Natur bestimmt. Der 40 Kilometer lange Sandstrand im Westen der Insel mit über 12.000 Strandkörben ist in weiten Bereichen nur gegen Kurabgabe zugänglich. An der geschützteren Ostseite der Insel, am Wattenmeer, liegen ebenfalls mehrere Badestellen, etwa in List, Braderup, Munkmarsch, Morsum, Rantum und Hörnum. Geführte Wattwanderungen werden von den Gemeinden, privaten Wattführern oder Naturschutzverbänden wie der Naturschutzgemeinschaft Sylt e. V. und der Schutzstation Wattenmeer während der Saison angeboten. In Westerland befindet sich direkt an der Strandpromenade ein Meerwasser-Wellenbad, die Sylter Welle. Im Jahr 2004 eröffnete das Sylt Aquarium[57] und 2009 das Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt in List.[58] Zusammen mit dem Tierpark Tinnum können sich Besucher hier über die heimische Flora und Fauna informieren. Die Insel verfügt über vier Golfplätze, von denen der bislang jüngste in Hörnum seit dem Jahr 2008 bespielbar ist. Darüber hinaus bieten zahlreiche Funsportanbieter saisonale Aktivitäten an, zum Beispiel Fallschirmspringen, Touren auf Segways oder geführte Wanderungen.

Freikörperkultur und Nacktbaden

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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Badestrände nach Geschlechtern in „Damenbad“ und „Herrenbad“ getrennt; es wurde in langen Badekleidern gebadet. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich – ausgehend vom freideutschen Jugendlager Klappholttal und den Intellektuellen und Künstlern im Dorf Kampen – eine Bewegung, die ein Strandleben ohne Bekleidung pflegte. 1920 wurde auf Sylt der erste Nacktbadestrand eröffnet. Nacktbaden und -sonnen verbreiteten sich über die gesamte Insel. Mit „Sylt“ wurde Nacktbaden verbunden und das ideale Umfeld für Anhänger der Freikörperkultur (FKK). Seit den 1960er-Jahren gibt es am gesamten Weststrand ausgewiesene Nacktbadestrände mit Namen wie „Abessinien“,[59] „Samoa“ oder „Sansibar“. Zum wohl berühmtesten Sylter Nacktbadestrand wurde durch regelmäßige Berichterstattung in den Boulevardmedien der von „Buhne 16“ in Kampen. Heute verwischen die Abgrenzungen zwischen Nacktbade- und Textilstrand mehr und mehr. Während die Nacktbadestrände ein wenig an Popularität verloren haben, ist es nicht mehr ungewöhnlich oder aufsehenerregend, an „normalen“ Stränden ohne Bekleidung zu baden oder zu sonnen.

Veranstaltungen

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Die „Windsurflegende“ Robby Naish vor Sylt

Das „Meerkabarett“, seit 2007 im „kunst:raum sylt quelle“[60] in Rantum beheimatet, präsentiert seit 1994 im Juli und August Komiker, Kabarettisten und Musiker.[60]

Am „Syltlauf“ über 33,333 Kilometer nehmen jährlich bis zu 1500 Läufer teil.[61] Darüber hinaus finden zahlreiche Regatten und Wassersportwettbewerbe statt – vornehmlich vor dem Westerländer Weststrand. Dazu zählen der Windsurf-Worldcup, die Kitesurf-Trophy sowie der Deutsche Windsurfcup,[62] und das Cat Festival Sylt, eine Veranstaltung, die mehrere Katamaran-Regatten umfasst.

Medienlandschaft

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Neben einer eigenen Tageszeitung, der Sylter Rundschau, die im Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag erscheint, existieren auf Sylt durch Werbung finanzierte und kostenlos verteilte Wochenblätter. Zusätzlich gibt es den 14-täglich erscheinenden und einzig offiziellen Veranstaltungskalender Dein Sylt, welcher im Auftrag der Tourismusservices von der Medienmanufaktur Sylt herausgebracht wird. Für die Verbreitung terrestrisch empfangbarer Radio- und Fernsehprogramme stehen auf der Insel zwei Sendeanlagen zur Verfügung, der Sender Morsum und der Sender Westerland. Seit 2011 sendet der private Radiosender Antenne Sylt im Kabelnetz auf der Insel und dem angrenzenden Festland auf UKW 89,8 MHz. Von 2016 bis 2019 sendete zudem der Sender Syltfunk auf UKW 88,1 MHz.[63][64] Mit Sylt1 gibt es einen Fernsehsender, der neben Nachrichten und Wetterberichten Veranstaltungstipps und Berichte rund um die Insel ausstrahlt. Der Sender wird deutschlandweit über das Kabelnetz sowie im Internet verbreitet.[65] Das Onlinemagazin Sylt24.TV berichtet in Text- und Videoformaten über Sylt und das Inselleben.[66]

Medizinische Versorgung

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Neben zahlreichen niedergelassenen Ärzten stellt vor allem die Asklepios Nordseeklinik Westerland die medizinische Grundversorgung sicher. Ab 1937 existierte auf einem großen Gelände an der Nordgrenze von Westerland ein „Kurlazarett für Luftstreitkräfte“. Nach dem Krieg übernahm das Landesversorgungsamt Schleswig-Holstein dieses Lazarett für Kurbehandlungen von Kriegsversehrten. Ab 1951 führte der Arbeiterwohlfahrtsverband (AWO) Hamburg hier „Kurmaßnahmen“ durch. Mitte der 1950er Jahre schloss das Städtische Krankenhaus Westerland, das sich an der „Rote-Kreuz-Straße“ befand. Der AWO Hamburg integrierte die Akutversorgung in die umbenannte „Nordseeklinik“.[67] 1953 wurde dort der öffentliche Krankenhausbetrieb aufgenommen, seit 1974 ist die Nordseeklinik in die Krankenhausplanung von Schleswig-Holstein aufgenommen; 2017 wurde die Anzahl der Planbetten durch die Behörde von 112 auf 95 reduziert.[68] 1992 übernahm die Asklepios-Kliniken-Gruppe das Krankenhaus. Die Nordseeklinik gliedert sich in ein Akutkrankenhaus und eine Rehabilitationsklinik.

Die Insel Sylt ist wegen ihres allergenarmen Reizklimas Standort für mehrere Rehabilitationseinrichtungen, vor allem für Krankheiten der Atmungsorgane und der Haut.

Für die Atemwege bzw. die Lunge ist besonders die jodhaltige Meeresluft durch maritime Aerosole und das damit verbundene Reizklima aus Sonne, Wind und Salz zu nennen. Aufgrund des überwiegenden Westwinds und des geringen Baumbestands ist die Luft pollenarm.[69]

Die größte Einrichtung ist mit rund 300 Betten die Nordseeklinik, sie deckt die Bereiche „Dermatologische Rehabilitation“, „Pneumologische Rehabilitation“, „Onkologische Rehabilitation“ und „Orthopädische Rehabilitation“ ab.[70] Außerdem bestehen zwei große Rehabilitationskliniken für Kinder in Form der Fachklinik Sylt (Träger: Deutsche Rentenversicherung) sowie der Sylt Klinik (Träger: Deutsche Kinderkrebsstiftung).

Es bestehen zudem zwei Einrichtungen zur Mutter-/Vater-Kind-Kur in der Insel-Klinik Sylt sowie dem Louise-Schroeder-Haus.

Im Sommer 2022 eröffnete darüber hinaus in List der sogenannte „Lanserhof Sylt“ als Teil der Lanserhof Group mit Hauptsitz im österreichischen Lans. Es ist ein ganzheitliches Gesundheitsresort, dessen Fokus auf einem naturheilkundlichen Ansatz liegt. Daneben werden Behandlungen der kardiologischen Rehabilitation bei akuten und chronischen Erkrankungen angeboten.[71]

Windkraftanlagen

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Auf der Insel gibt es, im Gegensatz zum schleswig-holsteinischen Festland, keine Windkraftanlagen. Der Offshore-Windpark Butendiek wurde mit 80 Anlagen etwa 35 Kilometer vor der Küste in der Nordsee, westlich von Sylt, errichtet.

Autozug auf dem Hindenburgdamm Richtung Festland
Intercity mit zwei Diesel­lokomotiven der Baureihe 218 erreicht Sylt
Fähre der FRS Syltfähre

Transatlantische Seekabel

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An der Westküste von Sylt enden zwei transatlantische Seekabel, zum einen bei Rantum das 14.000 Kilometer lange Datenkabel AC-1 (Atlantic Crossing) von Brookhaven in den USA kommend, zum anderen am Ellenbogen bei List das von Kanada kommende 8.000 Kilometer lange Seekabel CANTAT-3.[72]

Der nördlichste Weinberg Schleswig-Holsteins (und somit auch Deutschlands) liegt in Keitum auf Sylt an der Munkmarscher Chaussee (Lage) in der Nähe von St. Severin. Unweit südlich befinden sich weitere Rebflächen, die von einem weiteren Weingutbetreiber gepflegt werden. Die Sylter Anbauflächen liegen zudem etwas weiter nördlich als die Weinberge auf Föhr.[73]

Der Sylter Weißwein namens „Sölviin“ basiert auf der Rebsorte „Solaris“ und wird in ökologischer Bewirtschaftung angebaut. 2009 wurden erstmals 2700 Rebstöcke gesetzt und 2018 um 6000 Rebstöcke erweitert.[74]

Mit Kraftfahrzeugen ist die Insel vom deutschen Festland aus nur mit Autozügen zu erreichen. Diese werden durch zwei Anbieter, die DB Fernverkehr (Sylt Shuttle) und die RDC Deutschland (Autozug Sylt), angeboten. Die Fahrzeuge werden in Niebüll auf Züge verladen und über die Marschbahn bzw. den Hindenburgdamm nach Westerland gefahren. Neben den Autozügen verkehren über den Hindenburgdamm Nahverkehrszüge der DB Regio Schleswig-Holstein und Fernverkehrszüge (IC) der Deutschen Bahn. Die Bahnhöfe der Insel sind (von Ost nach West): Morsum, Keitum und Westerland Endbahnhof. Letztgenannter liegt als Verkehrsknoten mit ZOB im Zentrum des Inselhauptortes und ist zudem die nördlichste Bahnstation Deutschlands.

Zwischen der dänischen Nachbarinsel Rømø und dem Hafen in List besteht eine Verbindung mit den beiden Fahrzeug- und Personenfähren der FRS Syltfähre. Diese verkehren bis zu sechzehn mal täglich und ist nach dem sogenannten „Sylt-Shuttle“ die zweitwichtigste Verbindung für Kraftfahrzeuge. Weitere Schiffsverbindungen bestehen im Personenverkehr saisonal mit der Adler-Express, die von Cuxhaven aus, jeweils an den Tagen Donnerstag bis Sonntag Hörnum erreicht.

Sylt ist über den Flughafen Sylt per Linien- und Charterverbindungen zu erreichen, die seit Ende der 1990er-Jahre erheblich an Bedeutung gewannen. In der Sommersaison bestehen mehrmals täglich direkte Flugverbindungen von und zu deutschen Großstädten und Ballungsräumen; 2019 wurden hier 140.000 Fluggäste gezählt.

Als die Deutsche Bahn 1995 das Schönes-Wochenende-Ticket einführte, fühlten sich einige gut betuchte Gäste bedroht und gestört. So konnten mit der Fahrkarte bis zu fünf Personen zum Preis von 15 D-Mark im Regionalverkehr befördert werden. Auf der Insel kam man auf die Idee, die Kurtaxe bereits am Bahnhof zu verlangen und nicht erst am Strand. Einige Hamburger Kiez-Bewohner sowie Autonome mobilisierten sich und machten sich auf den Weg nach Sylt. So kam es zu den „Politischen Chaostagen“.

2022 fürchtete man durch das 9-Euro-Ticket in den Sommermonaten Juni, Juli und August eine Überlastung der Bahnverbindungen, die Sylt mit dem Festland verbindet.[75]

Verkehr auf Sylt

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Bahnhof Westerland auf Sylt

Auf Sylt ist, wie auch auf den nordfriesischen Nachbarinseln, motorisierter Individualverkehr zugelassen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz sowie große strandnahe Parkplätze, die zum Teil kostenpflichtig sind.

Auf der Insel wird der öffentliche Personennahverkehr durch die Linien- und Charterbusse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG) sichergestellt. Die rund 30 Linienbusse der SVG fahren auf fünf Linien mit vergleichsweise kurzen Taktzeiten sämtliche Inselorte an. Zentraler Busbahnhof, der von allen Linien der Insel angefahren wird, ist der ZOB am Westerländer Bahnhof.

Radfahrer können auf ein landschaftlich reizvolles und gut ausgebautes Radwegenetz von rund 200 Kilometern Gesamtlänge[76] zurückgreifen, das alle Inselgemeinden erschließt. Es gibt kaum eine Stelle, die nicht per Fahrrad erreicht werden kann. Als nahezu durchgehender Radweg dient die Trasse der ehemaligen Sylter Inselbahn, die Sylt außer in Westerland von Nord nach Süd durchquert. In Westerland gibt es eine autoarme Fahrradverbindung entlang der westlich gelegenen Dünen. Alle SVG-Linienbusse sind mit Fahrradträgern ausgestattet und erlauben damit eine Fahrradmitnahme[77] von bis zu fünf Rädern. Sylts Fahrradfreundlichkeit[78] wurde beim sogenannten „Fahrradklimatest“ im Jahr 2020 des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) mit einer Gesamtbewertung von 4,0[79] (nach Schulnotenprinzip) benotet, das bedeutet im Vergleich zu den Durchführungen 2016 (Gesamtbewertung 4,1[80]) und 2018 (Gesamtbewertung 4,2[81]) eine marginale Verbesserung.

Sylt verfügt insgesamt über vier Häfen, von denen der nördlichste in List und der südlichste in Hörnum öffentlich sind. Beide Häfen sind Liegeplätze von Seenotrettungsschiffen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Von diesen Häfen fahren Seebäderschiffe und Ausflugsdampfer in das Wattenmeer und zu den Seehundbänken. Von Hörnum aus verkehren die Seebäderschiffe auch zu den Nachbarinseln Amrum, Föhr und den Halligen sowie nach Helgoland. Darüber hinaus verkehrt vom Lister Fähranleger die FRS Syltfähre. Zusätzlich hat sich dort eine touristische Infrastruktur mit Restaurants, Fischbuden und Souvenirläden entwickelt. Diese Häfen bieten außerdem als Schutzhäfen Anlegeplätze für Sportboote; aber auch Fahrzeuge der Krabben- oder Muschelfischer machen hier fest. Zwei weitere Häfen, der ehemalige Fährhafen Munkmarsch sowie der in den 1930er Jahren am damaligen Seefliegerhorst entstandene Hafen Rantum, sind im Privatbesitz von Yachtclubs und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Sylter Inselbahn

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Sylter Inselbahn (1894)

Von 1888 bis 1970 verfügte die Insel Sylt über Schmalspurbahnen mit 1000 Millimetern Spurweite, die anfangs von mehreren Gesellschaften gebaut und betrieben wurden. Die erste Strecke der Sylter Inselbahn befuhr ab 1888 in den Sommermonaten die etwa 4,2 Kilometer lange Strecke vom Hafen Munkmarsch in die Inselmetropole Westerland, weitere Strecken von Westerland nach Hörnum im Süden der Insel und von Westerland nach List im Norden folgten ab 1903 bzw. 1907.

Während des Ersten und des Zweiten Weltkrieges ergänzte das Militär dieses Streckennetz um einige Kilometer, um ihre oft abgelegenen Lager und Geschützstellungen anzubinden. So wurden große Teile des Ellenbogens bei List mit einem Schienennetz versehen. In den 1940er Jahren verfügte Sylt über die Inselbahn mit dem längsten Streckennetz in Deutschland. Diese Strecken wurden jedoch unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig abgebaut.

In den 1950er-Jahren erlebte die Inselbahn durch den Fremdenverkehr einen erneuten Aufschwung, der den Siegeszug des Individualverkehrs auf Sylt jedoch auch nicht aufhalten konnte. So wurden Nord- und Südbahn am 29. Dezember 1970 stillgelegt; die alte Ostbahn von 1888 war bereits im Sommer 1927 aufgegeben worden.[82] Den Personenverkehr verlegte die Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG) von nun an ausschließlich auf Linienbusse.

Über Religion und Bräuche der Sylter Friesen vor der Christianisierung ist nur wenig überliefert. Die im 15. Jahrhundert entstandene Kielholtz-Chronik[35] berichtet von heidnischen Praktiken, die der Chronist selbst erlebt haben will. Die Christianisierung der Friesen erreichte im 11. Jahrhundert auch Sylt. Die frühen christlichen Gotteshäuser dieser Zeit sind nicht erhalten. Um 1240 entstand die noch heute bestehende mächtige St.-Severin-Kirche zu Keitum, der Turm wurde um 1450 aus Ziegel- und Feldsteinen errichtet. Zu dieser Zeit waren die Friesen auch kirchlich sehr unabhängig, zahlten lange keinen Zehnten, bestimmten ihre Prediger selbst und lehnten den Zölibat der Priester ab.

Altarbild in der Kirche St. Niels
St.-Christophorus-Kirche in Westerland

In den 1520er Jahren erreichte die Reformation die Insel, Sylt wurde evangelisch-lutherisch. Heute gehören 69,2 Prozent (Stand: 2020) der Bevölkerung dieser Konfession an.[83] Erst mit dem Einsetzen des Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts kamen nach und nach einige Katholiken auf die Insel, teils als Gäste, teils als neue Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts trug man diesen Veränderungen Rechnung und errichtete 1903 in der Neuen Straße in Westerland eine kleine katholische Kapelle. 1957 war diese längst zu klein geworden und mit der Christophorus-Kirche wurde nun ein neues Gotteshaus geweiht, das im Jahre 1998 wiederum durch einen Neubau an alter Stelle ersetzt wurde. Der Anteil der Katholiken an der Sylter Bevölkerung beträgt 6,4 Prozent (Stand: 2020).[83]

Heute gibt es auf Sylt die evangelischen Kirchengemeinden[84] List, Norddörfer (Norddörferkapelle in Wenningstedt), Westerland (Stadtkirche St. Nicolai und Dorfkirche St. Niels), Keitum (St. Severin), Morsum (St. Martin) sowie Rantum-Hörnum (St. Thomas). Die ebenfalls evangelisch-lutherische Dänische Kirche in Südschleswig ist mit einer Gemeinde in Westerland (Den danske Menighed på Sild) vertreten, kirchlicher Mittelpunkt der dänischen Gemeinde ist die Staldkirken in Westerland.[85]

Die katholische Kirche unterhält neben der St.-Christophorus-Kirche in Westerland eine Filialkirche in List (St. Raphael). Die ehemalige katholische St.-Joseph-Kirche in Hörnum wurde 2008 profaniert.

Darüber hinaus unterhalten in Westerland neben verschiedenen freikirchlichen Gemeinden auch Glaubensgemeinschaften wie die Neuapostolische Kirche, die Baptisten und Zeugen Jehovas sowie orthodoxe Kirchen ihre Gemeinde-, Bet- und Versammlungsräume.

Im Jahr 1904 baute der Berliner Arzt Paul Dahlke einen buddhistischen Theravada-Tempel in Wenningstedt. Im Frühjahr 1920 errichtete er außerdem in der Braderuper Heide eine Stupa, die 1939 im Zuge der Flughafenerweiterung eingeebnet wurde. Nach dem Bau des Hindenburgdamms verlagerte er seine Aktivität nach Berlin, weil er auf Sylt sein Ziel eines abgeschiedenen buddhistischen Kulturzentrums als nicht mehr realisierbar ansah.[86]

Auf Sylt existiert seit 1992 ein Zentrum des Tibetischen Buddhismus in Westerland.[87]

Die wachsende muslimische Gemeinde auf Sylt verfügt derzeit über kein Gemeindezentrum oder Gebetsraum (Stand 2015).[88]

Kultur und Bräuche

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Zweisprachiges Bahnhofsschild (deutsch/friesisch) in Westerland

Zu den einheimischen Sprachen der Insel Sylt zählt zum einen das Nordfriesische in der Variante Sölring. Mit den Mundarten von Föhr, Amrum und Helgoland bildet sie die inselnordfriesische Dialektgruppe, die deutlich von der festlandnordfriesischen abweicht. Sölring unterscheidet sich von den anderen Inselmundarten unter anderem durch die größere Anzahl von dänischen Lehnwörtern. Die Sylter Mundart kennt auch eine eigene Rechtschreibung, die sich von derjenigen, die von den anderen nordfriesischen Mundarten verwendet wird, in mancherlei Hinsicht abhebt (so kennt sie zum Beispiel die Großschreibung der Substantive). Heute sprechen nur noch einige hundert Menschen Sölring. Infolge des Massentourismus und der Zuwanderung von Arbeitskräften vom Festland sowie der Abwanderung von Sylter Familien von der Insel ist die friesische Sprache auf Sylt besonders stark aus dem Alltagsleben verdrängt worden.

Gestärkt wird die friesische Sprache durch das sogenannte „Friesisch-Gesetz“ aus dem Jahre 2004, danach wird die alte Sprache wieder gefördert. So können beispielsweise Ortstafel und Beschriftungen an öffentlichen Gebäuden zweisprachig (friesisch und deutsch) gestaltet werden. Beispiele dazu sind: Die Ortstafeln „Kampen-Kaamp“ bzw. „Keitum-Kairem“ oder das „Kaamp-Hüs“ – die Kurverwaltung. Auch wird der Friesisch-Unterricht an Schulen und in der Erwachsenenbildung gefördert.

Zum anderen ist traditionell der Sylter Norden, das sogenannte Listland, das über viele Jahrhunderte zur Dänischen Krone gehörte, dänischsprachig. Auch wenn die deutsche Sprache heute im Alltagsleben dominiert, so findet sich auf der Insel dennoch eine dänische Minderheit, die ihre Sprache und Tradition in Vereinen und Schulen lebendig hält. Neben der dänischen Kirche, der Vesterland Danske Kirke[89] in Westerland, existiert eine dänische Inselschule mit Abteilungen in Westerland und Keitum, eine dänische Kindertagesstätte sowie ein Freizeitheim in Westerland[90] und das dänische Kulturzentrum List Kulturhus. Westerland und Keitum werden von Bücherbussen der Dansk Centralbibliotek in Flensburg angefahren.[91]

In dem ländlicher strukturierten Sylt-Ost ist in einigen Familien noch die niederdeutsche Sprache verbreitet.

In den Orten Westerland, Tinnum und Wenningstedt befinden sich Schulen der Primarstufe. Bis in die 1950er Jahre existierte in Hörnum eine Zwergschule, die ihren Unterrichtsraum im Hörnumer Leuchtturm hatte. Im Jahr 2007 wurde die ehemalige Boy-Lornsen-Schule in Keitum geschlossen und aufgrund sinkender Schülerzahlen mit der Schule in Tinnum zusammengelegt. In Westerland und Keitum befinden sich die beiden Abteilungen der vom Dänischen Schulverein für Südschleswig betriebenen Inselschule (Vesterland-Kejtum Danske Skole),[92] daneben gibt es in Westerland auch eine dänische Kindertagesstätte.

Die einzige weiterführende Schule, das Gymnasium mit Gemeinschaftsschulteil des Schulverbandes Sylt, ist in Westerland angesiedelt. Auf dem Festland ist die Berufsschule Niebüll.

Im Norden der Insel befindet sich zwischen Kampen und List in einem Dünengebiet unmittelbar hinter dem Strand die Volkshochschule Klappholttal, eine der ältesten Volkshochschulen Schleswig-Holsteins.

In List gab es im Jahr 2011 konkrete Planungen, auf dem ehemaligen Kasernengelände der Marineversorgungsschule neben einer Internatsschule, dem der Sekundarstufen I und II auch einen Universitätscampus zu errichten.[93] Allerdings scheiterte dies an der Finanzierung.[94]

Raumaufteilung des Uthlandfriesischen Hauses im Vergleich
Friesenhaus von 1784 in Keitum, umgeben vom Friesenwall

Die Insel war ursprünglich aufgrund der Kargheit des Landes und des unwirtlichen Klimas recht dünn besiedelt. So existierten um 1800 in Wenningstedt gerade einmal acht Stavenplätze und in List nur zwei Höfe. Hörnum war bis etwa 1900 völlig unbesiedelt und der Ort Rantum musste zeitweise völlig vor dem starken Sandflug kapitulieren, der Höfe, Weideland und Felder unter sich begrub. Die lange vorherrschende Bauform waren die reetgedeckten, niedrigen uthlandfriesischen Häuser, eine spezielle Form der Geesthardenhäuser. Im Unterschied zu den Häusern auf dem Festland weisen sie meist einen spitzen Zwerchgiebel über der Eingangstür auf, der sich bis knapp unter den First erstreckt.

Die Häuser stehen fast alle in Ost-West-Richtung, um dem vorherrschenden Westwind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Im dem Wetter zugewandten Westteil der Häuser befanden sich die Ställe, sodass der Wohnbereich auf der geschützteren Ostseite lag. Die Dachgeschosse der alten Häuser wurden nicht zum Wohnen genutzt, sondern dienten als Heu- und Vorratslager, das über eine Heuluke in dem oben erwähnten Friesengiebel erreichbar war.

Bis heute erhaltene Friesenhäuser stehen nahezu ausnahmslos unter Denkmalschutz, dennoch wurden fast alle Häuser mit mehr oder weniger starken baulichen Veränderungen zu reinen Wohn- oder Appartementhäusern umgewandelt. Dabei wurde insbesondere durch den nachträglichen Einbau von Dachgauben sowie den Umbau des ehemaligen Stallteils zu Wohnzwecken das äußere Bild des Hauses stark verändert. Lediglich das vom Söl’ring Foriining schon seit 1907 als Museum betriebene sogenannte „Altfriesische Haus“ in Keitum aus dem Jahre 1737 zeigt die ursprüngliche Nutzungs- und Bauform dieser Gebäude weiterhin auf. Erhalten sind neben der eigentlichen Bausubstanz auch viele typische Ausstattungsgegenstände und Möbel, wie der in die Wand eingelassenen Alkoven mit dem nur 1,75 Meter langen Bettkasten, die Rauchküche mit offenem Herd und Feuerstelle für den in der Kööv (= Döns) gelegenen Ofen. Ein weiteres im Originalzustand belassenes Haus befindet sich im Freilichtmuseum Molfsee – Landesmuseum für Volkskunde.

In der Nacht des 21. Februar, dem Vorabend des Petritages, werden in vielen Inselorten große Feuer entzündet. Die Geschichte des Biikebrennens geht als heidnischer Brauch bis weit in die vorchristliche Zeit zurück. Später dienten die Feuer der Verabschiedung der Grönlandfahrer. Das waren jene Sylter, die als Kapitäne oder Besatzung der Walfänger im Frühjahr ins Nordmeer zogen. Wiederbelebt hat diesen Brauch der Sylter Chronist C. P. Hansen gegen Ende des 19. Jahrhunderts.[95] Seitdem werden wieder jährlich die Biiken an den althergebrachten Orten aufgeschichtet und entzündet. Der Petritag ist auf der gesamten Insel Feiertag – alle Schulen und viele Büros und Geschäfte haben geschlossen.

Auf der fast baumlosen Insel wurde zur Weihnachtszeit anstelle eines Weihnachtsbaumes traditionell der Jöölboom aufgestellt, ein kleineres Holzgestell, an den ein Kranz aus immergrünen Zweigen gebunden wurde. Er ruht auf einem Sockel mit dem Abbild von Adam und Eva unter einem (Apfel-)Baum mit der Schlange. Darüber sind ein Pferd, ein Hund und ein Hahn dargestellt. Die aus Salzteig gefertigten Figuren besitzen allesamt symbolische Bedeutung: Adam und Eva mit der Schlange stellen die durch den Sündenfall gewonnene Erkenntnis von Gut und Böse dar. Das Pferd soll für Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer stehen, der Hund für die Treue. Der zuoberst platzierte Hahn soll wie auf den Kirchtürmen nach den Petruserzählungen des Neuen Testaments die Wachsamkeit ausdrücken. Je nach Geschmack und Tradition wurden weitere Naturprodukte als Dekorationsgaben hinzugefügt.[96] Nach dem Aufkommen des Adventskranzes hat sich durchgesetzt, dass an diesem Gestell vier Kerzen befestigt werden, die ähnlich denen eines Adventskranzes nach und nach vor dem Heiligen Abend entzündet werden. Auf Sylt lange Zeit in Vergessenheit geraten, wurde der Jöölboom ab Mitte des 20. Jahrhunderts durch einige Sylter Familien wieder zu neuem Leben erweckt und erfreut sich inzwischen auch über die Insel hinaus wachsender Beliebtheit.

Das Maskenlaufen (nordfriesisch: Maskenloop)[97] ist eine Sylter Art des in Nordfriesland verbreiteten „Rummelpottlaufens“. Dieser Brauch wird vor allem noch in den Dörfern von Sylt-Ost gepflegt. Zu Silvester ziehen kleinere Gruppen von Erwachsenen und Kindern, mit Masken verkleidet, von Haus zu Haus. Die so verkleideten Omtaakelten tragen derbe Lieder und Gedichte in friesischer oder teilweise mittlerweile auch in niederdeutscher Sprache vor, oft geht es darin um lokale Ereignisse des vergangenen Jahres. Diese Umzüge enden erst weit nach Mitternacht. Auf den Nachbarinseln Amrum und Föhr ist die Tradition als Ütj tu hulkin (Amrum) bzw. Ütj tu kenknin (Föhr) bekannt.

Das „Raketenschießen“ und Böllern ist wegen der hohen Brandgefahr aufgrund der vielen reetgedeckten Häuser und der trockenen Heide- und Dünenflächen auf der ganzen Insel untersagt.

Eierwerfen (Aier smiten)

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Ein auf Sylt zu Ostern verbreiteter Brauch ist das Eierwerfen (nordfriesisch: Aier smiten), bei dem in einem Wettbewerb der gewinnt, der ein Osterei am weitesten wirft, ohne dass es beim Aufprall zerbricht. Möglich ist auch, die Eier zu rollen statt sie zu werfen. Geeignete Plätze zum Aier smiten sind Plätze mit weichem Gras oder Moos wie am Keitumer Kliff oder an der Tinnumburg[98]. Bräuche des Eierwerfens oder -rollens sind auch in anderen Regionen wie zum Beispiel in Mittelhessen verbreitet (→Ostereierschieben), in Ostfriesland ist der Brauch als Eiertrullern, im benachbarten Dänemark als Æggekast und Æggerulning bekannt.

Nis Puk und die Önereesken

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Figur des Nis Puk (Sylter Friesisch Nes Pük) im Sylter Sagenwald

Mit der Insel Sylt sind auch Sagenfiguren wie der Nis Puk (im Sylter Friesisch Nes Pük) und die Önereesken aus dem Bereich der Volksmythologie verbunden[99]. Die Figur des Nis Puk ist im gesamten deutsch-dänischen Grenzraum verbreitet und entspricht dem skandinavischen Nisse. Der in Keitum geborene Schriftsteller Boy Lornsen hat den Sagensstoff um Nis Puk in mehrere Kinderbüchern aufgenommen und weiterentwickelt. Bei Kampen hat Nis Puk auch Eingang in den Themenwald Sylter Sagenwald gefunden[100]. Die Vorstellung von unter den Grabhügeln lebenden nordfriesischen Unterirdischen (Önereesken) findet sich auch auf den Nachbarinseln Amrum und Föhr, wo diese als Onerbäänkin bzw. Oterbaankin bekannt sind.

Persönlichkeiten

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Straßenschild in Sylt-Westerland zu Ehren von Henriette Hirschfeld-Tiburtius (1834–1911), erste zugelassene Zahnärztin in Deutschland

Die Insel wurde von Menschen geprägt und prägte gleichermaßen viele Menschen, die auf der Insel lebten oder sich mit ihr befassten. So begann der in Keitum geborene Freiheitskämpfer Uwe Jens Lornsen seine politische Karriere auf Sylt, und Theodor Storm verfasste nach einem Aufenthalt auf der Insel im August 1887 die durch seinen Tod unvollendet gebliebene Sylter Novelle. Nach dem Westerländer Kapitän Dirk Meinerts Hahn ist das Auswandererdorf Hahndorf in Australien benannt.[101] In den Liedtexten des Liedermachers Reinhard Mey finden sich gelegentlich Bezüge zur Insel – so etwa in seinem Lied Rüm Hart.

Dass das alte Sylt nicht in Vergessenheit geriet, wurde schon vor über 100 Jahren durch den Keitumer Lehrer und Heimatkundler Christian Peter Hansen sichergestellt, der als bedeutendster Chronist der Insel gilt. Nach dessen Tod führte der Heimatforscher Christian Jensen seine Arbeit fort.

Seit Aufkommen des Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts lockte die Insel Künstler an. Insbesondere Kampen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts so etwas wie eine Künstlerkolonie. Neben den Verlegern Ferdinand Avenarius und Peter Suhrkamp kamen zahlreiche Kunstschaffende auf die Insel, darunter Dichter und Denker wie Thomas Mann oder Kunst-, Tanz-, Film- und Theaterleute wie Gret Palucca und Will Grohmann oder Journalisten wie Rudolf Augstein (in Keitum begraben).[102]

Sylt in der Malerei

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Unter den ersten Malern, die Sylt als Sujet entdeckten, waren Eugen Dücker, Eugen Bracht, Hinrich Wrage, Julius Bodenstein und Hans Peter Feddersen. Franz Korwan und Jacob Alberts folgten ihnen.

Der Maler Andreas Dirks wurde 1865 in Tinnum auf Sylt geboren. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und in Weimar, lebte seit 1895 in Düsseldorf, nahm dort 1916 eine Professur an und unterhielt gleichzeitig in Westerland ein Atelier.

Ulrich Schulte-Wülwer bezeichnete ihn als „… die stärkste künstlerische Begabung, die die Insel hervorgebracht hat“. Carl Arp kam 1903, Alf Bachmann 1905 erstmals nach Sylt. C.C. Feddersen ließ sich 1920 in Keitum nieder, Hugo Köcke 1921 in Westerland, er behielt sein Atelier in Berlin bei.

Malerinnen und Maler wie Emil Nolde, Helene Varges, Ingwer Paulsen, Erich Heckel, Anita Rée, Albert Aereboe, Ernst Mollenhauer und Magnus Weidemann (beide in Keitum begraben), Siegward Sprotte, Otto Eglau, Dieter Röttger, Wilhelm Ludwig Lehmann und Karl-Heinz Berndt-Elbing zog es nach Sylt. Zu den zeitgenössischen Künstlern gehören die in Berlin und auf Sylt lebenden Maler und Bildhauer Rainer Fetting und Ingo Kühl.

Kunstwerke im öffentlichen Raum

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Auf Sylt befinden sich zahlreiche frei zugängliche Kunstwerke, s. Liste von Kunstwerken im öffentlichen Raum auf Sylt. Die Spannweite reicht von eher unauffälligen Verschönerungen zu kontrovers diskutierten modernen Skulpturen, wobei letztere auf Sylt eher selten zu finden sind. Ein Beispiel für wohlwollende Rezeption ist die Wilhelmine, die nicht nur in der Wilhelmstraße, sondern auch auf zahlreichen Postkarten zu sehen ist. Ebenfalls häufig betrachtet werden die junge Frau, die Möwe und die Seerobbe, wie sie an der Strandpromenade in Westerland aufs Meer blicken und mehr Umweltschutz (S.O.S – Save Our Seas) anmahnen.

Doch die Verbindung zwischen Kunst und Natur entstehen besondere Erlebnisse. Ein herausragende Beispiel hierfür ist die Stiftung KUNST:RAUM SYLT QUELLE, die eine Sammlung von zeitgenössischen Kunstwerken unterhält[103]. Ein ebenfalls beeindruckendes Beispiel war das Meertor im Avarius-Park, das wurde 2018 entfernt.

Weitere kulturelle Aspekte

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Des Öfteren war Sylt Drehort für Spielfilme. So drehte schon Friedrich Wilhelm Murnau einen großen Teil der Außenaufnahmen seines frühen Stummfilmes Der Gang in die Nacht im August 1920 auf der Insel bei Kampen. Im Frühjahr 2009 drehte Roman Polański zahlreiche Außenaufnahmen zu seinem Hollywood-Film Der Ghostwriter in List und Munkmarsch. Die Filmreihe Nord Nord Mord des ZDF spielt auch auf der Insel.

Sylt weist vor allem in den Sommermonaten eine beachtliche Dichte an Künstlern, Galerien, Ausstellungen und Lesungen auf. Seit 2001 schreibt die Stiftung kunst:raum sylt quelle jährlich ein Literaturstipendium unter dem Namen Inselschreiber aus. Bewerben können sich deutschsprachige Schriftsteller, die bereits in Buchform publiziert haben.

Tisch am Kliff in Keitum

Im Juni 2019 wurde das Kunstobjekt Tisch am Kliff am Sylt Museum am Grünen Kliff dauerhaft aufgestellt. Die Künstler Ingo Kühl, Hans Joachim Pohl, Edda Raspé, Walter vom Hove und Hans Jürgen Westphal gestalteten zum Thema 5000 Jahre Sylter Geschichte je zwei Bronzereliefs, die zu einer Tischplatte zusammengefügt wurden. Der Tisch lädt zum Verweilen mit Blick auf das Wattenmeer ein.

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Einzelnachweise und Anmerkungen

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  1. a b c Das Klima in List / Sylt. In: wetterkontor.de. Abgerufen am 1. Dezember 2017 (Die Klimadaten beziehen sich überwiegend auf den Zeitraum 1961 bis 1990.).
  2. Bernhard Mühr: List auf Sylt. Klimadiagramm. In: klimadiagramme.de. 1. Juni 2007, abgerufen am 6. Februar 2018.
  3. Matthias Maluck: Cultural Entities (Schleswig-Holstein) – Sylt. In: lancewadplan.org. Abgerufen am 27. März 2018 (englisch).
  4. Alte Karten, die den Wandel des Umrisses Sylts zeigen
  5. a b c Klimaänderung und Küste – Fallstudie Sylt (PDF; 2,6 MB) Projekt des Forschungszentrums für marine Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Paläo-Ozeanologie, Teilprojekt: Klimabedingte Veränderung der Gestalt der Insel Sylt
  6. Umweltatlas Wattenmeer – Band I – Nordfriesisches und Dithmarscher Wattenmeer. Landesamt für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und Umweltbundesamt (Hrsg.). Stuttgart 1998, S. 38.
  7. Meeresspiegelanstieg in der Nordsee. Abgerufen am 6. Dezember 2024.
  8. Die Nordsee im Klimawandel: Hier steigt das Wasser | Helmholtz-Klima-Initiative. 18. Januar 2023, abgerufen am 26. Dezember 2024.
  9. Revised schedule of the IPCC Synthesis Report — IPCC. Abgerufen am 26. Dezember 2024.
  10. Vgl. Fallstudie Sylt Teilprojekt Strategien und Optionen der Küstenschutzplanung für die Insel Sylt auf.uni-rostock.de (Memento vom 10. August 2007 im Internet Archive) (PDF) S. 52, wo die Vorteile und die Risiken der starren Küstenschutzbauwerke dargestellt werden.
  11. Achim Daschkeit, Horst Sterr: Klimawandel und Küstenschutz: Hat Sylt eine Zukunft? In: Bernhard Glaeser (Hrsg.): Küste, Ökologie und Mensch – Integriertes Küstenmanagement als Instrument nachhaltiger Entwicklung. 2005 sterr.geographie.uni-kiel.de (Memento des Originals vom 27. November 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sterr.geographie.uni-kiel.de (PDF; 216 kB) S. 278.
  12. Durch Klimawandel - Sturmfluten auf Sylt werden heftiger. 18. November 2024, abgerufen am 8. März 2025.
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