„Duewag MGT6D“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
(251 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Infobox Schienenfahrzeug |
|||
[[Bild:Mh_HSB_MGT6D_272_in_eppelheim.jpg|thumb|MGT6D in Heidelberg]] |
|||
| Baureihe = Niederflur-Gelenktriebwagen MGT6D |
|||
[[Bild:SWB9470 Puetzstrasse.jpg|thumb|NGT6 in Bonn]] |
|||
| Farbe1 = EADEBD |
|||
Der '''MGT6D''' ist ein [[Straßenbahn]]-[[Gelenktriebwagen]] mit einem [[Niederflur|Niederfluranteil]] von 70%. Er ist unter anderem in Erfurt, Halle und Düsseldorf im Einsatz. |
|||
| Farbe2 = 000000 |
|||
| Abbildung = Duewag-Niederflurwagen collage.jpg |
|||
| Name = von links nach rechts: Rostocker 6NGTWDE (6N1), Brandenburger MGT6D, Heidelberger MGT6D, Hallescher MGT6D, Bochumer MGT6D (NF6D), Erfurter MGT6DE |
|||
| Anzahl = 258 Triebwagen |
|||
| Hersteller = [[DUEWAG|Duewag]], [[Siemens Mobility|Siemens]], [[Deutsche Waggonbau|DWA]], [[ADtranz]] |
|||
| Baujahre = 1992 bis 2001 |
|||
| Länge = 28{{nnbsp}}620 / 30{{nnbsp}}400{{nnbsp}}mm |
|||
| Breite = 2300{{nnbsp}}mm |
|||
| Höhe = 3377 mm |
|||
| Sitzplätze = 72 (ZR) |
|||
| Stehplätze = 99 (ZR) |
|||
| Achsformel = Bo’1’1’Bo’ |
|||
| Stundenleistung = 420 kW |
|||
| Stromsystem = 600/750{{nnbsp}}V = |
|||
| Stromübertragung = [[Oberleitung]] |
|||
| Höchstgeschwindigkeit = 70 km/h |
|||
| Besonderheiten = Angaben beziehen sich meist auf die Bochumer Serie |
|||
}} |
|||
Der '''MGT6D''' ([[Meterspur|'''M'''eterspur]]-[[Gelenkwagen (Straßenbahn)|'''G'''elenk]]-[[Triebwagen|'''T'''riebwagen]] mit '''sechs''' Radpaaren und [[Drehstromantrieb (Eisenbahn)|'''D'''rehstromantrieb]]) ist ein von 1992 bis 2001 gebauter, [[Niederflurtechnik|niederfluriger]] [[Straßenbahn]]-[[Baureihe (Eisenbahn)|Fahrzeugtyp]] des Herstellers [[Duewag]]. Er basiert auf dem zuvor für die [[Straßenbahn Kassel]] entwickelten [[NGT6C]]. Es handelt sich um dreiteilige [[Gelenkwagen (Straßenbahn)#Gelenkwagen mit aufgesattelten Endwagen|Gelenkwagen mit aufgesattelten Endwagen]] und einem langen Mittelteil, das auf zwei [[Einzelrad-Einzelfahrwerk]]en (EEF) läuft. Der Niederfluranteil beträgt ungefähr 63 bis 70 Prozent. MGT6D wurden für die Straßenbahnen [[Straßenbahn Bochum/Gelsenkirchen|Bochum/Gelsenkirchen]], [[Straßenbahn Brandenburg an der Havel|Brandenburg an der Havel]], [[Straßenbahn Erfurt|Erfurt]], [[Straßenbahn Halle (Saale)|Halle (Saale)]], [[Straßenbahn Heidelberg|Heidelberg]] und [[Straßenbahn Mülheim/Oberhausen|Mülheim/Oberhausen]] gebaut. Als Gebrauchtwagen gelangten sie auch zu den Straßenbahnen [[Straßenbahn Schöneiche bei Berlin|Schöneiche bei Berlin]] und [[Straßenbahn Łódź|Łódź]]. |
|||
== Einsatz == |
|||
===Meterspur (MGT6/MGT6D)=== |
|||
{| {{prettytable}} border=1 |
|||
|----- bgcolor="#FFDEAD" |
|||
!Stadt |
|||
!Einrich-<br>tungstyp |
|||
!Zweirich-<br>tungstyp |
|||
!Gesamt |
|||
|- |
|||
|[[Halle (Saale)]] |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|24 |
|||
|align="right"|24 |
|||
|- |
|||
|[[Erfurt]] |
|||
|align="right"|12 |
|||
|align="right"|4 |
|||
|align="right"|16 |
|||
|- |
|||
|[[Heidelberg]] |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|11 |
|||
|align="right"|11 |
|||
|- |
|||
|[[Bochum]]/[[Gelsenkirchen]] |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|42 |
|||
|align="right"|42 |
|||
|- |
|||
|[[Brandenburg an der Havel]] |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|4 |
|||
|align="right"|4 |
|||
|- |
|||
|[[Mülheim an der Ruhr]] <br>([[Stadtwerke Oberhausen]]) |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|10 |
|||
|align="right"|10 |
|||
|- |
|||
|'''Gesamt''' |
|||
!align="right"|12 |
|||
!align="right"|95 |
|||
!align="right"|107 |
|||
|} |
|||
Für die Straßenbahnen [[Straßenbahn Rostock|Rostock]] (Typ 6NGTWDE), [[Straßenbahn Leipzig|Leipzig]] ([[LVB-Typ 36|Typ 36]]), [[Straßenbahn Bonn|Bonn]] ([[SWB-Typ R1.1|Typ R1.1]]) und [[Straßenbahn Düsseldorf|Düsseldorf]] ([[Rheinbahn-Typ NF6|Typ NF6]]) wurden ähnliche Fahrzeuge gebaut, auf welche die Bezeichnung MGT6D jedoch nicht zutrifft und die teilweise keine EEF haben. |
|||
===Normalspur=== |
|||
{| {{prettytable}} border=1 |
|||
|----- bgcolor="#FFDEAD" |
|||
!Stadt |
|||
!Einrich-<br>tungstyp |
|||
!Zweirich-<br>tungstyp |
|||
!Gesamt |
|||
|- |
|||
|[[Bonn]] (NGT6/R1.1) |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|24 |
|||
|align="right"|24 |
|||
|- |
|||
|[[Düsseldorf]] (NGT6D/NF6) |
|||
|align="right"|48 |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|48 |
|||
|- |
|||
|[[Kassel]] (NGT6C) |
|||
|align="right"|25 |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|25 |
|||
|- |
|||
|[[Leipzig]] (NGT8)* |
|||
|align="right"|56 |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|56 |
|||
|- |
|||
|[[Rostock]] (6NGTWDE) |
|||
|align="right"|40 |
|||
|align="right"|0 |
|||
|align="right"|40 |
|||
|- |
|||
|'''Gesamt''' |
|||
!align="right"|169 |
|||
!align="right"|24 |
|||
!align="right"|193 |
|||
|} |
|||
''*Mittelteil läuft nicht auf Einzelrad-Einzelfahrwerken (EEF) sondern auf Laufdrehgestellen mit kleineren Rädern.'' |
|||
== |
== Technik == |
||
=== Allgemeines === |
|||
Der grundsätzliche Aufbau der MGT6D entspricht dem ab 1988 für die [[Kasseler Verkehrs-Gesellschaft]] entwickelten NGT6C. Das Fahrzeug besteht aus einem Mittelteil mit zwei EEF und zwei darauf aufgesattelten Endteilen mit je einem zweiachsigen [[Triebdrehgestell]]. Während die Kasseler Fahrzeuge noch einen klassischen Gleichstrom-[[Tandemantrieb]] mit [[Chopper-Steuerung]] erhielten, wurden die MGT6D mit Drehstromantrieb ausgeführt. Durch den geringeren Platzbedarf der Drehstrommotoren konnte damit der Fußboden über den Triebdrehgestellen niedriger (560 mm)<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=Die Entwicklung der Niederflur- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen |TitelErg=Folge 13, Teil II |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=1/2000 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=2000 |Seiten=24}}</ref> ausgeführt werden als für Kassel und es gibt jeweils nur eine statt zwei Stufen zwischen Nieder- und Hochflurbereich. Die Fußbodenhöhe im Niederflurbereich beträgt 350 mm.<ref name=":1" /> Die asymmetrische Front der Kasseler Fahrzeuge wurde nicht wieder aufgegriffen. Die Fahrzeuge sind stets 2,3 Meter breit und ungefähr 29 Meter lang. Die [[Wagenkasten|Wagenkästen]] sind [[Schweißen|geschweißt]] und bestehen aus [[Nichtrostender Stahl|nichtrostendem Stahl]].<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=ÖPNV-Niederflur-Schienenfahrzeuge im Kommen |TitelErg=Folge 5 |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=2/1993 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=1993 |Seiten=11 f., 14}}</ref> |
|||
Die Triebdrehgestellen haben eine Gummi-/Metall-Primärfederung und [[Schraubenfeder]]n als Sekundärfederung. Die [[Radsatz|Radsätze]] werden von jeweils einem abgefederten, quer angeordneten Motor angetrieben. Im Gegensatz zum NGT6C erhielten die EEF der MGT6D von Anfang eine Primärfederung und die [[Bremsscheibe]]n sind auch bei Betriebsbremsungen aktiv.<ref name=":2" /> Bei den EEF tritt prinzipbedingt beim Befahren von Gleisbögen eine Verengung des [[Spurmaß]]es auf. Die Herzstücke einiger [[Weiche (Schienenverkehr)|Weichen]] mussten deshalb leicht angepasst werden, um den Einsatz von MGT6D zu ermöglichen.<ref name=":3323322">{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=ÖPNV-Niederflur-Schienenfahrzeuge im Kommen |TitelErg=Folge 10, Teil 1 |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=1/1996 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=1996 |Seiten=18, 19}}</ref> |
|||
=== Zweirichtungsvariante === |
|||
=== Varianten === |
|||
*Länge: 28.620 mm |
|||
==== Bogestra ==== |
|||
*Breite: 2.300 mm |
|||
Die erste und am weitesten verbreitete MGT6D-Variante, zuerst von der [[Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG]] (Bogestra) bestellt, ist als [[Zweirichtungswagen]] ausgeführt. Der Radstand zwischen den beiden EEF beträgt 6200 mm. Der mittlere Wagenteil ist 9100 mm lang.<ref name=":33232">{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=ÖPNV-Niederflur-Schienenfahrzeuge im Kommen |TitelErg=Folge 9, Teil II |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=3/1995 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=1995 |Seiten=9}}</ref> In jedem Wagenteil ist beidseitig eine zweiflüglige Schwenkschiebetür mit einer lichten Weite von etwa 1250 mm angeordnet, die direkt in den Niederflurbereich führt. Die Einstiegshöhe beträgt 290 mm. Über den Triebdrehgestellen verbleibt auf Bodenhöhe eine Gangbreite von lediglich 380 mm, in Sitzhöhe 530 mm. Die elektrische Ausrüstung, deren [[Wechselrichter]] mit [[GTO-Thyristor]]en arbeiten, wurde von [[Siemens Mobility|Siemens]] geliefert. Beide Motoren eines Drehgestells werden dabei von einem Wechselrichter gespeist. Jeder der luftgekühlten [[Drehstrom-Asynchronmaschine|Drehstrom-Asynchronmotoren]] hat eine [[Dauerleistung]] von 105 kW. Die Fahrzeuge verfügen über eine [[Vielfachsteuerung]] und bei den meisten Einsatzbetrieben über nicht abgedeckte, stets hervorstehende [[Scharfenbergkupplung]]en für den Einsatz in [[Doppeltraktion]]. Die Fahrzeuge sind mit einer [[Spurkranzschmierung]] ausgestattet.<ref name=":2" /> |
|||
==== Heidelberg ==== |
|||
*Höhe: 3.377 mm |
|||
Die für die Straßenbahn Heidelberg gebaute Variante ist ebenfalls als Zweirichtungswagen ausgeführt. Der Radstand zwischen den beiden EEF beträgt 6250 mm. Der mittlere Wagenteil ist 9150 mm lang.<ref name=":33232" /> Gegenüber der Bogestra-Variante gibt es an den Wagenenden zusätzlich beidseitige Einzeltüren, die direkt in den Hochflurbereich führen. Die Einstiegshöhe beträgt 300 mm.<ref name=":2" /> Über den Triebdrehgestellen verbleibt auf Bodenhöhe eine Gangbreite von lediglich 365 mm, in Sitzhöhe 460 mm.<ref name=":3323322" /> In den Endteilen gibt es jeweils zwischen Doppeltür und Gelenk auf einer Seite nur ein statt zwei Fenster. Die elektrische Ausrüstung wurde von [[ABB (Unternehmen)|ABB]] geliefert.<ref name=":2" /> Die Motoren haben dabei jeweils eine Dauerleistung von 95 kW.<ref name=":1" /> Außerdem ist die Front anders als bei allen anderen MGT6D in Anlehnung an den [[Stadtbahnwagen Typ M/N]] gestaltet. |
|||
==== Halle (Saale) ==== |
|||
*Sitzplätze: 72 |
|||
Für die Straßenbahn Halle (Saale) wurde eine Variante entwickelt, die sich von der Bogestra-Variante hauptsächlich durch das Hinzufügen von Fahrertüren unterscheidet. Den Bau der Wagenkästen und die Montage übernahm der [[Waggonbau Bautzen]] (Teil von [[Deutsche Waggonbau]] bzw. später [[Bombardier Transportation|Bombardier]]) statt der Duewag. Außerdem erhielten sie ihre elektrische Ausrüstung mit [[IGBT]] statt GTO-Thyristoren von [[Adtranz]], wobei Siemens die Motoren nach [[AEG]]-Entwürfen baute.'''<ref name=":332311">{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=10 Jahre Niederflurstraßenbahnen |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=9/1997 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=1997 |Seiten=25 f.}}</ref>'''<ref>{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=Die Entwicklung der Niederflur- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen |TitelErg=Folge 13, Teil I |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=11-12/1999 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=1999 |Seiten=24}}</ref> |
|||
==== Erfurt ==== |
|||
*Stehplätze: 99 |
|||
Für die Straßenbahn Erfurt wurde eine Variante entwickelt, die sich von der Bogestra-Variante hauptsächlich durch die Ausführung als [[Einrichtungswagen]] statt Zweirichtungswagen unterscheidet. Außerdem wurde die elektrische Ausrüstung von Adtranz geliefert.<ref name=":1" /> Die Kupplungen sind an den nicht gekuppelten Wagenenden eingezogen und abgedeckt. |
|||
=== Ähnliche Fahrzeuge === |
|||
*Hersteller: [[DUEWAG]] |
|||
==== Rostock ==== |
|||
*Achsfolge: Bo'+1'1'+Bo' |
|||
Die Einrichtungswagen des Typs 6NGTWDE für die Straßenbahn Rostock unterscheiden sich von den MGT6D im Wesentlichen durch die Ausführung für [[Normalspur|Normal-]] statt Meterspur. Außerdem sind die in den Endwagenteilen angeordneten Doppeltüren bei diesen Wagen so weit von den Triebdrehgestellen entfernt, dass statt der üblichen Stufe eine lange Rampe realisiert werden konnte. Auch insgesamt sind die Fahrzeuge etwas länger. |
|||
==== Ohne EEF ==== |
|||
*Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h |
|||
{{Hauptartikel|LVB-Typ 36|SWB-Typ R1.1|Rheinbahn-Typ NF-GT-L}} |
|||
Die Einrichtungswagen des Typs 36 der Straßenbahn Leipzig haben zweiachsige Kleinraddrehgestelle statt der EEF, sind kürzer, schmaler und für eine Spurweite von 1458 mm ausgeführt. Die Zweirichtungswagen des Typs R1.1 der Straßenbahn Bonn sowie die Einrichtungswagen des Typs NF6 der Straßenbahn Düsseldorf haben einachsige, mechanisch von den Gelenken aus gesteuerte Drehgestelle statt der EEF, sind breiter und normalspurig. |
|||
*Türenfolge: 2-2-2 |
|||
*Niederfluranteil: 70 % |
|||
== Einsatz == |
|||
Nach der Auslieferung an [[Straßenbahn Kassel|Kassel]] in [[Normalspur]] ab 1990 bestellte die Bogestra eine [[meterspur]]ige Version. Bereits während der Bauphase der Bochumer Wagen wurden zwei Fahrzeuge der Bogestra-Variante an die [[Hallesche Verkehrs-AG|HAVAG]] in Halle an der Saale ausgeliefert, die danach Fahrzeuge der für sie angepassten Variante beschaffte. |
|||
Neben diesen zwei Betrieben wurden MGT6D der Bogestra-Variante auch nach Brandenburg an der Havel, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen und Erfurt geliefert. Für Erfurt folgten später noch Fahrzeuge der Einrichtungsvariante. Nur Heidelberg erhielt keine Wagen der Bogestra-Variante, sondern ausschließlich diejenigen der eigenen Anpassung. |
|||
=== Einrichtungsvariante === |
|||
Durch die Übernahme gebrauchter Fahrzeuge gelangen die Fahrzeuge inzwischen nicht mehr nur in [[Deutschland]] zum Einsatz, sondern auch in [[Polen]] bei der Straßenbahn Łódź (ehemalige Bogestra-Fahrzeuge). |
|||
*Länge: 28.710 mm |
|||
Die MGT6D werden überwiegend einzeln eingesetzt. Einsätze in [[Doppeltraktion]] mit einem Fassungsvermögen von fast 350 Fahrgästen gibt oder gab es jedoch bei der Bogestra, in Erfurt, in Halle sowie in Oberhausen. |
|||
*Breite: 2.300 mm Höhe: 3.377 mm |
|||
{| class="wikitable" |
|||
*Sitzplätze: 85 |
|||
|- style="background:#EADEBD;" |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Betrieb |
|||
*Stehplätze: 90 |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Typbezeichnung<br />des Betreibers |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Variante |
|||
*Hersteller: DUEWAG/[[Siemens]] |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Spurweite<br /><sub>in mm</sub> |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Baujahr |
|||
*Achsfolge: Bo'+1'1'+Bo' |
|||
! style="background:#EADEBD;"| aktuelle Anzahl |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Wagennr. |
|||
*Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Wagenlänge<br /><sub>in m</sub> |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Besonderheiten |
|||
*Türenfolge: 2-2-2 |
|||
! style="background:#EADEBD;"| Bild |
|||
|- |
|||
| [[Bogestra]] [[Straßenbahn Bochum/Gelsenkirchen|Bochum, Gelsenkirchen]]||NF6D||Bogestra||1000||1992–1994||0||401–442||28,62|| sechs verschrottet (410, 415, 425, 434, 435, 442)<br />Wagen 432 2016 als Ersatzteilspender nach Mülheim an der Ruhr verkauft, später dort verschrottet<br />alle weiteren 2017–2020 nach Łódź verkauft |
|||
| [[Datei:Tram bochum5.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| rowspan="2" | [[Straßenbahn Brandenburg an der Havel|Brandenburg an der Havel]]||MGT6D||Bogestra||1000||1995||4||100–103||28,62|| ||[[Datei:BRB Tram 08-13 img4.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| MGT6D||Bogestra||1000||1992/1993||2||104+105||28,62||März 2014 ex Halle 500+501|| |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| rowspan="2" | [[Erfurter Verkehrsbetriebe|EVAG]] [[Straßenbahn Erfurt|Erfurt]]||[[Straßenbahn Erfurt#MGT6D|MGT6D]]||Bogestra||1000||1994||4||601–604||28,62|| ||[[Datei:J21 518 Anger, ET 602.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| MGT6DE||Erfurt||1000||1996–1998||12||605–616||28,62|| ||[[Datei:SWE EVAG 608.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| rowspan="2" | [[HAVAG]] [[Straßenbahn Halle (Saale)|Halle (Saale)]]||MGT6D||Bogestra||1000||1992/1993||0||500+501||28,62||der Bochumer Serie entnommen; die Wagen besaßen bei ihrer Lieferung zwei [[Stromabnehmer]] an den Wagenenden, die auch beide im Betrieb angelegt waren, später wurde einer in die Mitte verlegt. <br> Im März 2014 nach Brandenburg verkauft ||[[Datei:Strassenbahn Halle Tw 500.JPG|80px]] |
|||
|- |
|||
| MGT6D||Halle||1000||1996–2001||59||601–660||28,62||Fahrerstandstüren; Wagen 621 nach Unfall (2022) im November 2024 verschrottet.||[[Datei:J30 220 Hp Kirchfährendorf, ET 649.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| [[Rhein-Neckar-Verkehr|rnv]] [[Straßenbahn Heidelberg|Heidelberg]]||MGT6D||Heidelberg||1000||1994/1995||3||3261–3272<br />ex 261–272||28,93||zwei verschrottet (3263, 3272), drei abgestellt (3266, 3267, 3270), „M-Wagen“-Front, Fahrgasteinzeltür vorn/hinten; 2024 wurden die verbliebenen sechs Triebwagen an die Straßenbahn Schöneiche bei Berlin verkauft.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://blog.rnv-online.de/der-fuhrpark-im-wandel/ |titel=rnv-Blog "Hiekumme - Hämkumme": Der Fuhrpark im Wandel |sprache=de |abruf=2024-10-26}}</ref>||[[Datei:mh HSB MGT6D 272 in eppelheim.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
| |
|||
|- |
|||
|[[Straßenbahn Schöneiche bei Berlin]] |
|||
|MGT6D |
|||
|Heidelberg |
|||
|1000 |
|||
|1994/1995 |
|||
|4 |
|||
|61, 64, 67, 69 |
|||
|28,93 |
|||
|Seit September 2024 im Zulauf.<ref name=":0" /> ex. RNV (3261, 3264, 3269, 3271) |
|||
| |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| [[Mülheimer Verkehrsgesellschaft|MVG]] [[Straßenbahn Mülheim/Oberhausen|Mülheim an der Ruhr]], jetzt [[Ruhrbahn]]||NF6D||Bogestra||1000||1995/1996||4||201–204||28,62|| außerdem 2016 einen Wagen aus Bochum als Ersatzteilspender übernommen, später verschrottet ||[[Datei:Ruhrbahn 201 Oberhausen Hbf 170917.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| [[Rostocker Straßenbahn AG|RSAG]] [[Straßenbahn Rostock|Rostock]]||6NGTWDE||Rostock||1435||1994–1996||38||651–690||30,4||stufenloser Innenraum durch versetzte Türen und längere Endwagen; Wagen 661 und 686 nach Unfall an der Stadthalle 2022 verschrottet||[[Datei:Tram Rostock.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| [[STOAG Stadtwerke Oberhausen|STOAG]] [[Straßenbahn Mülheim/Oberhausen|Oberhausen]]||NF6D||Bogestra||1000||1996||6||205–210||28,62||gemeinsamer Einsatz mit den Mülheimer Wagen||[[Datei:STOAG MGT6D 208 Schloss Broich.jpg|80px]] |
|||
|- |
|||
| colspan="10" | |
|||
|- |
|||
| MPK [[Straßenbahn Łódź|Łódź (Polen)]]||NF6D||Bogestra||1000||1992–1994||35||1751, 1861–1874, 1951–1960, 1051–1060 |
|||
|28,62||zwischen November 2017 und 2020 von der Bogestra gekauft<br /> |
|||
1751 (441),<br/> 1861 (403), 1862 (405), 1863 (402), 1864 (406), 1865 (408), 1866 (412), 1867 (409), 1868 (426), 1869 (411), 1870 (428), 1871 (413), 1872 (414), 1873 (419), 1874 (420),<br/> 1951 (423), 1952 (424), 1953 (429), 1954 (430), 1955 (431), 1956 (433), 1957 (436), 1958 (437), 1959 (438), 1960 (439),<br />1051 (404), 1052 (440), 1053 (407), 1054 (417), 1055 (418), 1056 (422), 1057 (416), 1058 (427), 1059 (401), 1060 (421) |
|||
|[[Datei:NF6D Łódź 2021 (3).jpg|80px]] |
|||
|} |
|||
=== Rhein-Neckar === |
|||
In den frühen 1990er Jahren hatten auch die [[MV Mannheimer Verkehr|Mannheimer MVV]], die [[Verkehrsbetriebe Ludwigshafen]] (VBL) und die [[Rhein-Haardtbahn GmbH]] (RHB) MGT6D bei der Duewag und ABB bestellt. Es sollte sich um Einrichtungswagen mit fünf Doppeltüren (im vorderen und hinteren Wagenteil jeweils zwei) handeln. Die Front sollte wie beim NGT6C asymmetrisch und mit einer Einzeltür ausgeführt werden. Die Wagenbreite war mit 2,4 Metern etwas breiter als bei den anderen MGT6D vorgesehen. Die MVV sollte 50, die VBL 16 und die RHB drei Fahrzeuge erhalten.<ref>{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=ÖPNV-Niederflur-Fahrzeuge im Kommen |TitelErg=Folge 3, Teil I |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=3/1992 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=1992 |Seiten=35}}</ref> Es wurden bereits Werbemittel ausgegeben, die die Zeichnung eines MGT6D in der damals aktuellen grünen Mannheimer Farbgebung zeigten. Die RHB wünschte jedoch auch die Möglichkeit zur Beschaffung einer auf ungefähr 40 Meter verlängerten Variante. Auf Grundlage des MGT6D wäre dazu ein weiterer Wagenteil mit einem EEF eingefügt worden. Die Duewag konnte dabei jedoch nicht garantieren, dass die auf der [[Bahnstrecke Bad Dürkheim–Ludwigshafen-Oggersheim|Rhein-Haardtbahn]] maximal zulässige Belastung von fünf Tonnen pro Rad eingehalten würde. Deshalb wurde der Auftrag 1992 auf die vollkommen anders aufgebauten [[Multigelenkwagen]] des Typs [[6MGT/8MGT]] geändert.<ref>{{Literatur |Autor=Harry Hondius |Titel=ÖPNV-Niederflur-Fahrzeuge im Kommen |TitelErg=Folge 4 |Sammelwerk=[[Stadtverkehr (Zeitschrift)|Stadtverkehr]] |Nummer=9/1992 |Verlag=[[EK-Verlag]] |Ort=Freiburg |Datum=1992 |Seiten=7}}</ref> |
|||
=== Nachfolger === |
|||
*Niederfluranteil: 70 % |
|||
Mit seinem Aufbau des [[Wagenkasten]]s kann der [[Bombardier Flexity Classic]] in der achtachsigen Version als Nachfolger des MGT6D gelten. |
|||
Auch bei diesem Typ war Kassel der erste Besteller. |
|||
== |
== Probleme == |
||
Die bei der Bogestra ab 1992 eingesetzten Wagen vom Typ NF6D waren tatsächlich erst im Sommer 2006 voll verfügbar, zeigten aber schon bald durch Rissbildung an Fenster- und Türecken der Wagenkästen sowie im Sommer 2014 durch den Bruch einer Achsbrücke neue Schwachstellen. Der Fund eines weiteren Wagens mit Anrissen in den gegossenen Achsbrücken der Einzelradlaufwerke im Januar 2015 führte zur Entscheidung der technischen Aufsichtsbehörde, diesen Wagentyp nur noch mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30{{nnbsp}}km/h weiter zu betreiben. Die gegossenen Einzelradfahrwerke wurden ab 2015 schrittweise durch geschmiedete Fahrwerke ersetzt, wie sie auch bei späteren Baulosen eingesetzt wurden. Nach dem Ersatz der Achsbrücken bleibt die Höchstgeschwindigkeit auf 50{{nnbsp}}km/h beschränkt. Ab 2016 sollen die NF6D dann vorzeitig durch Neuanschaffungen ersetzt werden. Ursprünglich waren 35 Jahre Einsatzdauer anstelle der nun erreichten 23 Jahre vorgesehen.<ref>Marc Keiterling: [http://www.lokalkompass.de/bochum/politik/mehr-als-200-millionen-euro-42-neue-strassenbahnen-d525973.html ''Mehr als 200 Millionen Euro – 42 neue Straßenbahnen. Bogestra sieht sich nach Fahrwerk-Desaster zu vorzeitigen Neuanschaffungen gezwungen.'' In: Stadtspiegel Bochum], 12. März 2015, S.{{nnbsp}}3.</ref> Am 13. November 2020 sind die letzten beiden Triebwagen aus dem Liniendienst ausgeschieden und werden wie der Großteil dieser Wagen nach Łódź gebracht. |
|||
== Weblinks == |
|||
*[http://www.erfurter-strassenbahn.de/MGT6D/mgt6d.htm www.erfurter-strassenbahn.de] |
|||
{{Commonscat|Düwag MGT6D|MGT6D}} |
|||
== |
== Einzelnachweise == |
||
<references /> |
|||
*[http://www.tram2000.com/Fahrzeug-Technik/start%20technik%20mgt6d.htm Technik MGT6D/NF6D Familie] |
|||
[[Kategorie: |
[[Kategorie:Straßenbahnfahrzeug (DUEWAG)]] |
||
[[Kategorie:Straßenbahnfahrzeug (Siemens)]] |
|||
[[Kategorie:Schienenfahrzeug (Spurweite 1000 mm)]] |
Aktuelle Version vom 1. Juli 2025, 08:05 Uhr
Niederflur-Gelenktriebwagen MGT6D | |
---|---|
![]() von links nach rechts: Rostocker 6NGTWDE (6N1), Brandenburger MGT6D, Heidelberger MGT6D, Hallescher MGT6D, Bochumer MGT6D (NF6D), Erfurter MGT6DE
| |
Anzahl: | 258 Triebwagen |
Hersteller: | Duewag, Siemens, DWA, ADtranz |
Baujahr(e): | 1992 bis 2001 |
Achsformel: | Bo’1’1’Bo’ |
Länge: | 28 620 / 30 400 mm |
Höhe: | 3377 mm |
Breite: | 2300 mm |
Höchstgeschwindigkeit: | 70 km/h |
Stundenleistung: | 420 kW |
Stromsystem: | 600/750 V = |
Stromübertragung: | Oberleitung |
Sitzplätze: | 72 (ZR) |
Stehplätze: | 99 (ZR) |
Besonderheiten: | Angaben beziehen sich meist auf die Bochumer Serie |
Der MGT6D (Meterspur-Gelenk-Triebwagen mit sechs Radpaaren und Drehstromantrieb) ist ein von 1992 bis 2001 gebauter, niederfluriger Straßenbahn-Fahrzeugtyp des Herstellers Duewag. Er basiert auf dem zuvor für die Straßenbahn Kassel entwickelten NGT6C. Es handelt sich um dreiteilige Gelenkwagen mit aufgesattelten Endwagen und einem langen Mittelteil, das auf zwei Einzelrad-Einzelfahrwerken (EEF) läuft. Der Niederfluranteil beträgt ungefähr 63 bis 70 Prozent. MGT6D wurden für die Straßenbahnen Bochum/Gelsenkirchen, Brandenburg an der Havel, Erfurt, Halle (Saale), Heidelberg und Mülheim/Oberhausen gebaut. Als Gebrauchtwagen gelangten sie auch zu den Straßenbahnen Schöneiche bei Berlin und Łódź.
Für die Straßenbahnen Rostock (Typ 6NGTWDE), Leipzig (Typ 36), Bonn (Typ R1.1) und Düsseldorf (Typ NF6) wurden ähnliche Fahrzeuge gebaut, auf welche die Bezeichnung MGT6D jedoch nicht zutrifft und die teilweise keine EEF haben.
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der grundsätzliche Aufbau der MGT6D entspricht dem ab 1988 für die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft entwickelten NGT6C. Das Fahrzeug besteht aus einem Mittelteil mit zwei EEF und zwei darauf aufgesattelten Endteilen mit je einem zweiachsigen Triebdrehgestell. Während die Kasseler Fahrzeuge noch einen klassischen Gleichstrom-Tandemantrieb mit Chopper-Steuerung erhielten, wurden die MGT6D mit Drehstromantrieb ausgeführt. Durch den geringeren Platzbedarf der Drehstrommotoren konnte damit der Fußboden über den Triebdrehgestellen niedriger (560 mm)[1] ausgeführt werden als für Kassel und es gibt jeweils nur eine statt zwei Stufen zwischen Nieder- und Hochflurbereich. Die Fußbodenhöhe im Niederflurbereich beträgt 350 mm.[1] Die asymmetrische Front der Kasseler Fahrzeuge wurde nicht wieder aufgegriffen. Die Fahrzeuge sind stets 2,3 Meter breit und ungefähr 29 Meter lang. Die Wagenkästen sind geschweißt und bestehen aus nichtrostendem Stahl.[2]
Die Triebdrehgestellen haben eine Gummi-/Metall-Primärfederung und Schraubenfedern als Sekundärfederung. Die Radsätze werden von jeweils einem abgefederten, quer angeordneten Motor angetrieben. Im Gegensatz zum NGT6C erhielten die EEF der MGT6D von Anfang eine Primärfederung und die Bremsscheiben sind auch bei Betriebsbremsungen aktiv.[2] Bei den EEF tritt prinzipbedingt beim Befahren von Gleisbögen eine Verengung des Spurmaßes auf. Die Herzstücke einiger Weichen mussten deshalb leicht angepasst werden, um den Einsatz von MGT6D zu ermöglichen.[3]
Varianten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bogestra
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste und am weitesten verbreitete MGT6D-Variante, zuerst von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (Bogestra) bestellt, ist als Zweirichtungswagen ausgeführt. Der Radstand zwischen den beiden EEF beträgt 6200 mm. Der mittlere Wagenteil ist 9100 mm lang.[4] In jedem Wagenteil ist beidseitig eine zweiflüglige Schwenkschiebetür mit einer lichten Weite von etwa 1250 mm angeordnet, die direkt in den Niederflurbereich führt. Die Einstiegshöhe beträgt 290 mm. Über den Triebdrehgestellen verbleibt auf Bodenhöhe eine Gangbreite von lediglich 380 mm, in Sitzhöhe 530 mm. Die elektrische Ausrüstung, deren Wechselrichter mit GTO-Thyristoren arbeiten, wurde von Siemens geliefert. Beide Motoren eines Drehgestells werden dabei von einem Wechselrichter gespeist. Jeder der luftgekühlten Drehstrom-Asynchronmotoren hat eine Dauerleistung von 105 kW. Die Fahrzeuge verfügen über eine Vielfachsteuerung und bei den meisten Einsatzbetrieben über nicht abgedeckte, stets hervorstehende Scharfenbergkupplungen für den Einsatz in Doppeltraktion. Die Fahrzeuge sind mit einer Spurkranzschmierung ausgestattet.[2]
Heidelberg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die für die Straßenbahn Heidelberg gebaute Variante ist ebenfalls als Zweirichtungswagen ausgeführt. Der Radstand zwischen den beiden EEF beträgt 6250 mm. Der mittlere Wagenteil ist 9150 mm lang.[4] Gegenüber der Bogestra-Variante gibt es an den Wagenenden zusätzlich beidseitige Einzeltüren, die direkt in den Hochflurbereich führen. Die Einstiegshöhe beträgt 300 mm.[2] Über den Triebdrehgestellen verbleibt auf Bodenhöhe eine Gangbreite von lediglich 365 mm, in Sitzhöhe 460 mm.[3] In den Endteilen gibt es jeweils zwischen Doppeltür und Gelenk auf einer Seite nur ein statt zwei Fenster. Die elektrische Ausrüstung wurde von ABB geliefert.[2] Die Motoren haben dabei jeweils eine Dauerleistung von 95 kW.[1] Außerdem ist die Front anders als bei allen anderen MGT6D in Anlehnung an den Stadtbahnwagen Typ M/N gestaltet.
Halle (Saale)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Straßenbahn Halle (Saale) wurde eine Variante entwickelt, die sich von der Bogestra-Variante hauptsächlich durch das Hinzufügen von Fahrertüren unterscheidet. Den Bau der Wagenkästen und die Montage übernahm der Waggonbau Bautzen (Teil von Deutsche Waggonbau bzw. später Bombardier) statt der Duewag. Außerdem erhielten sie ihre elektrische Ausrüstung mit IGBT statt GTO-Thyristoren von Adtranz, wobei Siemens die Motoren nach AEG-Entwürfen baute.[5][6]
Erfurt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Straßenbahn Erfurt wurde eine Variante entwickelt, die sich von der Bogestra-Variante hauptsächlich durch die Ausführung als Einrichtungswagen statt Zweirichtungswagen unterscheidet. Außerdem wurde die elektrische Ausrüstung von Adtranz geliefert.[1] Die Kupplungen sind an den nicht gekuppelten Wagenenden eingezogen und abgedeckt.
Ähnliche Fahrzeuge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rostock
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einrichtungswagen des Typs 6NGTWDE für die Straßenbahn Rostock unterscheiden sich von den MGT6D im Wesentlichen durch die Ausführung für Normal- statt Meterspur. Außerdem sind die in den Endwagenteilen angeordneten Doppeltüren bei diesen Wagen so weit von den Triebdrehgestellen entfernt, dass statt der üblichen Stufe eine lange Rampe realisiert werden konnte. Auch insgesamt sind die Fahrzeuge etwas länger.
Ohne EEF
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einrichtungswagen des Typs 36 der Straßenbahn Leipzig haben zweiachsige Kleinraddrehgestelle statt der EEF, sind kürzer, schmaler und für eine Spurweite von 1458 mm ausgeführt. Die Zweirichtungswagen des Typs R1.1 der Straßenbahn Bonn sowie die Einrichtungswagen des Typs NF6 der Straßenbahn Düsseldorf haben einachsige, mechanisch von den Gelenken aus gesteuerte Drehgestelle statt der EEF, sind breiter und normalspurig.
Einsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Auslieferung an Kassel in Normalspur ab 1990 bestellte die Bogestra eine meterspurige Version. Bereits während der Bauphase der Bochumer Wagen wurden zwei Fahrzeuge der Bogestra-Variante an die HAVAG in Halle an der Saale ausgeliefert, die danach Fahrzeuge der für sie angepassten Variante beschaffte.
Neben diesen zwei Betrieben wurden MGT6D der Bogestra-Variante auch nach Brandenburg an der Havel, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen und Erfurt geliefert. Für Erfurt folgten später noch Fahrzeuge der Einrichtungsvariante. Nur Heidelberg erhielt keine Wagen der Bogestra-Variante, sondern ausschließlich diejenigen der eigenen Anpassung.
Durch die Übernahme gebrauchter Fahrzeuge gelangen die Fahrzeuge inzwischen nicht mehr nur in Deutschland zum Einsatz, sondern auch in Polen bei der Straßenbahn Łódź (ehemalige Bogestra-Fahrzeuge).
Die MGT6D werden überwiegend einzeln eingesetzt. Einsätze in Doppeltraktion mit einem Fassungsvermögen von fast 350 Fahrgästen gibt oder gab es jedoch bei der Bogestra, in Erfurt, in Halle sowie in Oberhausen.
Betrieb | Typbezeichnung des Betreibers |
Variante | Spurweite in mm |
Baujahr | aktuelle Anzahl | Wagennr. | Wagenlänge in m |
Besonderheiten | Bild |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bogestra Bochum, Gelsenkirchen | NF6D | Bogestra | 1000 | 1992–1994 | 0 | 401–442 | 28,62 | sechs verschrottet (410, 415, 425, 434, 435, 442) Wagen 432 2016 als Ersatzteilspender nach Mülheim an der Ruhr verkauft, später dort verschrottet alle weiteren 2017–2020 nach Łódź verkauft |
![]() |
Brandenburg an der Havel | MGT6D | Bogestra | 1000 | 1995 | 4 | 100–103 | 28,62 | ![]() | |
MGT6D | Bogestra | 1000 | 1992/1993 | 2 | 104+105 | 28,62 | März 2014 ex Halle 500+501 | ||
EVAG Erfurt | MGT6D | Bogestra | 1000 | 1994 | 4 | 601–604 | 28,62 | ![]() | |
MGT6DE | Erfurt | 1000 | 1996–1998 | 12 | 605–616 | 28,62 | ![]() | ||
HAVAG Halle (Saale) | MGT6D | Bogestra | 1000 | 1992/1993 | 0 | 500+501 | 28,62 | der Bochumer Serie entnommen; die Wagen besaßen bei ihrer Lieferung zwei Stromabnehmer an den Wagenenden, die auch beide im Betrieb angelegt waren, später wurde einer in die Mitte verlegt. Im März 2014 nach Brandenburg verkauft |
|
MGT6D | Halle | 1000 | 1996–2001 | 59 | 601–660 | 28,62 | Fahrerstandstüren; Wagen 621 nach Unfall (2022) im November 2024 verschrottet. | ![]() | |
rnv Heidelberg | MGT6D | Heidelberg | 1000 | 1994/1995 | 3 | 3261–3272 ex 261–272 |
28,93 | zwei verschrottet (3263, 3272), drei abgestellt (3266, 3267, 3270), „M-Wagen“-Front, Fahrgasteinzeltür vorn/hinten; 2024 wurden die verbliebenen sechs Triebwagen an die Straßenbahn Schöneiche bei Berlin verkauft.[7] | ![]() |
Straßenbahn Schöneiche bei Berlin | MGT6D | Heidelberg | 1000 | 1994/1995 | 4 | 61, 64, 67, 69 | 28,93 | Seit September 2024 im Zulauf.[7] ex. RNV (3261, 3264, 3269, 3271) | |
MVG Mülheim an der Ruhr, jetzt Ruhrbahn | NF6D | Bogestra | 1000 | 1995/1996 | 4 | 201–204 | 28,62 | außerdem 2016 einen Wagen aus Bochum als Ersatzteilspender übernommen, später verschrottet | ![]() |
RSAG Rostock | 6NGTWDE | Rostock | 1435 | 1994–1996 | 38 | 651–690 | 30,4 | stufenloser Innenraum durch versetzte Türen und längere Endwagen; Wagen 661 und 686 nach Unfall an der Stadthalle 2022 verschrottet | ![]() |
STOAG Oberhausen | NF6D | Bogestra | 1000 | 1996 | 6 | 205–210 | 28,62 | gemeinsamer Einsatz mit den Mülheimer Wagen | ![]() |
MPK Łódź (Polen) | NF6D | Bogestra | 1000 | 1992–1994 | 35 | 1751, 1861–1874, 1951–1960, 1051–1060 | 28,62 | zwischen November 2017 und 2020 von der Bogestra gekauft 1751 (441), |
![]() |
Rhein-Neckar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den frühen 1990er Jahren hatten auch die Mannheimer MVV, die Verkehrsbetriebe Ludwigshafen (VBL) und die Rhein-Haardtbahn GmbH (RHB) MGT6D bei der Duewag und ABB bestellt. Es sollte sich um Einrichtungswagen mit fünf Doppeltüren (im vorderen und hinteren Wagenteil jeweils zwei) handeln. Die Front sollte wie beim NGT6C asymmetrisch und mit einer Einzeltür ausgeführt werden. Die Wagenbreite war mit 2,4 Metern etwas breiter als bei den anderen MGT6D vorgesehen. Die MVV sollte 50, die VBL 16 und die RHB drei Fahrzeuge erhalten.[8] Es wurden bereits Werbemittel ausgegeben, die die Zeichnung eines MGT6D in der damals aktuellen grünen Mannheimer Farbgebung zeigten. Die RHB wünschte jedoch auch die Möglichkeit zur Beschaffung einer auf ungefähr 40 Meter verlängerten Variante. Auf Grundlage des MGT6D wäre dazu ein weiterer Wagenteil mit einem EEF eingefügt worden. Die Duewag konnte dabei jedoch nicht garantieren, dass die auf der Rhein-Haardtbahn maximal zulässige Belastung von fünf Tonnen pro Rad eingehalten würde. Deshalb wurde der Auftrag 1992 auf die vollkommen anders aufgebauten Multigelenkwagen des Typs 6MGT/8MGT geändert.[9]
Nachfolger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit seinem Aufbau des Wagenkastens kann der Bombardier Flexity Classic in der achtachsigen Version als Nachfolger des MGT6D gelten. Auch bei diesem Typ war Kassel der erste Besteller.
Probleme
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bei der Bogestra ab 1992 eingesetzten Wagen vom Typ NF6D waren tatsächlich erst im Sommer 2006 voll verfügbar, zeigten aber schon bald durch Rissbildung an Fenster- und Türecken der Wagenkästen sowie im Sommer 2014 durch den Bruch einer Achsbrücke neue Schwachstellen. Der Fund eines weiteren Wagens mit Anrissen in den gegossenen Achsbrücken der Einzelradlaufwerke im Januar 2015 führte zur Entscheidung der technischen Aufsichtsbehörde, diesen Wagentyp nur noch mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h weiter zu betreiben. Die gegossenen Einzelradfahrwerke wurden ab 2015 schrittweise durch geschmiedete Fahrwerke ersetzt, wie sie auch bei späteren Baulosen eingesetzt wurden. Nach dem Ersatz der Achsbrücken bleibt die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h beschränkt. Ab 2016 sollen die NF6D dann vorzeitig durch Neuanschaffungen ersetzt werden. Ursprünglich waren 35 Jahre Einsatzdauer anstelle der nun erreichten 23 Jahre vorgesehen.[10] Am 13. November 2020 sind die letzten beiden Triebwagen aus dem Liniendienst ausgeschieden und werden wie der Großteil dieser Wagen nach Łódź gebracht.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Harry Hondius: Die Entwicklung der Niederflur- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen. Folge 13, Teil II. In: Stadtverkehr. Nr. 1/2000. EK-Verlag, Freiburg 2000, S. 24.
- ↑ a b c d e Harry Hondius: ÖPNV-Niederflur-Schienenfahrzeuge im Kommen. Folge 5. In: Stadtverkehr. Nr. 2/1993. EK-Verlag, Freiburg 1993, S. 11 f., 14.
- ↑ a b Harry Hondius: ÖPNV-Niederflur-Schienenfahrzeuge im Kommen. Folge 10, Teil 1. In: Stadtverkehr. Nr. 1/1996. EK-Verlag, Freiburg 1996, S. 18, 19.
- ↑ a b Harry Hondius: ÖPNV-Niederflur-Schienenfahrzeuge im Kommen. Folge 9, Teil II. In: Stadtverkehr. Nr. 3/1995. EK-Verlag, Freiburg 1995, S. 9.
- ↑ Harry Hondius: 10 Jahre Niederflurstraßenbahnen. In: Stadtverkehr. Nr. 9/1997. EK-Verlag, Freiburg 1997, S. 25 f.
- ↑ Harry Hondius: Die Entwicklung der Niederflur- und Mittelflur-Straßen- und Stadtbahnen. Folge 13, Teil I. In: Stadtverkehr. Nr. 11-12/1999. EK-Verlag, Freiburg 1999, S. 24.
- ↑ a b rnv-Blog "Hiekumme - Hämkumme": Der Fuhrpark im Wandel. Abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ Harry Hondius: ÖPNV-Niederflur-Fahrzeuge im Kommen. Folge 3, Teil I. In: Stadtverkehr. Nr. 3/1992. EK-Verlag, Freiburg 1992, S. 35.
- ↑ Harry Hondius: ÖPNV-Niederflur-Fahrzeuge im Kommen. Folge 4. In: Stadtverkehr. Nr. 9/1992. EK-Verlag, Freiburg 1992, S. 7.
- ↑ Marc Keiterling: Mehr als 200 Millionen Euro – 42 neue Straßenbahnen. Bogestra sieht sich nach Fahrwerk-Desaster zu vorzeitigen Neuanschaffungen gezwungen. In: Stadtspiegel Bochum, 12. März 2015, S. 3.