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„Stuhl (Möbel)“ – Versionsunterschied

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[[Datei:099 Josepinism Style Furniture.jpg|mini|Stühle aus [[Nussbaumholz|Nussholz]] geschnitzt, Mittelteile der Rückenlehnen englischen Vorbildern (Hepplewhite) nachempfunden; [[Josephinischer Stil|josephinisch]], Ende 18. Jh.]]
[[Image:Chair.png|thumb|Stuhl]]
Ein '''Stuhl''' (in [[Österreich]] oft '''Sessel''') ist ein in vielen Varianten ausgeführtes [[Sitzen|Sitz]][[möbel]] für (meist) eine Person, das sich in der Regel aus einem Fußgestell, einer einfachen oder [[Polsterung|gepolsterten]] Sitzfläche und einer Rückenlehne zusammensetzt und sich von dem einfachen [[Schemel]] ohne Lehne und dem gepolsterten Arm[[sessel]] unterscheidet. Die ideale Höhe der Sitzfläche liegt für die meisten Erwachsenen bei 42–48 cm. Sonderformen sind unter anderem [[Klappstuhl|Klapp-]] und [[Faltstuhl|Faltstühle]], der [[Schaukelstuhl]] und der [[Kniestuhl]]. Die Herstellung von Stuhlmöbeln oblag bis ins 20. Jahrhundert der Berufsgruppe der [[Stuhlmacher]].
[[Bild:Stuhl.jpg|thumb|Stuhl vom Ende des [[20. Jahrhundert]]]]
[[Bild:Hocker fcm.jpg|thumb|Einfacher Hocker aus Holz]]
Ein '''Stuhl''' ist wie der Sessel ein [[Möbel]]stück zum [[Sitzen]] einer Person, meist an einem [[Tisch]]. Die Mehrzahl aller Stühle hat vier [[Bein]]e, eine Sitzfläche mit einer Sitzhöhe von 42-48 cm und eine [[Lehne]]. Wegen der großen Bedeutung des Stuhls als Möbelstück ist eine Vielzahl an Varianten, auch als [[Design]]objekte entstanden.


== Etymologie ==
Der mit 27 [[Meter|m]] Höhe größte Stuhl der Welt steht seit 2004 in der Möbelstadt [[Lucena]], Spanien.
Das Wort Stuhl – {{gohS|stuol|Sitz, Thron}} (8. Jahrhundert), {{gmhS|stuol}} (auch ‚Stuhlgang‘), [[Altsächsische Sprache|altsächsisch]] / [[Mittelniederdeutsche Sprache|mittelniederdeutsch]] ''stōl'', [[Mittelniederländische Sprache|mittelniederländisch]] / {{nlS|stoel}}, {{angS|stōl}}, {{enS|stool}}, {{nonS|stōll}}, {{svS|stol}}, [[gotische Sprache|gotisch]] ''stōls'' (germanisch ''*stōla-'') und {{ltS|pastõlas}} ‚Gestell, Ständer‘, [[Altkirchenslawische Sprache|altslawisch]] {{lang|ru|столъ|de=Sitz, Thron}}, {{ruS|стол|stol|de=Tisch, Mahl, Büro, Zarenthron}} – ist mit ''l''-[[Suffix]] zur [[Indoeuropäische Ursprache|indoeuropäischen]] Wurzel ''*stā-, *stǝ-'' ‚stehen, stellen‘ gebildet.


Ausgehend von einer Bedeutung ‚Gestell‘ (bewahrt in [[Dachstuhl|Dach-]], [[Glockenstuhl|Glocken-]], [[Aufzuganlage|Fahr-]], [[Webstuhl]]) entwickelt sich der Ausdruck im Germanischen zur Bezeichnung für ‚Hoch-, Ehrensitz, [[Thron]]‘ (eines Herrschers, Richters etc. – siehe auch [[Lehrstuhl]], [[Stuhlherr]] oder [[Heiliger Stuhl]]).<ref>[[Wolfgang Pfeifer (Etymologe)|Wolfgang Pfeifer]]: ''Etymologisches Wörterbuch des Deutschen.'' 5.&nbsp;Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 2000, S.&nbsp;1386.</ref>
Das Deutsche Stuhlbaumuseum befindet sich in [[Rabenau (Sachsen)]].


== Stühle in der Moderne ==
== Geschichte des Sitzens ==
[[Datei:Dreierstuhl.JPG|mini|Dreierstuhl]]
Ursprünglich saßen die Menschen auf dem nackten Erdboden, auf Felsen oder auf umgekippten Baumstämmen<!-- quelle fehlt -->; in kälteren Regionen legte man Tierfelle unter, flocht [[Matte (Unterleger)|Matten]], webte Decken oder knüpfte [[Teppich]]e. In einigen Kulturen Afrikas und Asiens saß man auch wie heute noch längere Zeit in einer Art „Hockstellung“.


Im Alten Ägypten saßen die [[Pharao]]nen auf einem [[Thron]], wie Grabbeigaben, Wandgemälde und Steinskulpturen zeigen. Ebenso thronten die Könige des [[Vorderer Orient|Vorderen Orients]] und die Kaiser von China auf steinernen oder hölzernen Sitzmöbeln als Zeichen ihres Machtstatus. In einfacheren Kreisen nutzte man – wenn überhaupt – einfache Handwerkerschemel mit einem geflochtenen Sitzbett.
'''Arbeitsstühle''' (Bürodrehstühle) haben 5 Rollen (harte mit Kunststoffrollen für weiche Böden wie Teppiche oder weiche [[Rad|Rollen]] für harte Böden wie [[Holz]], [[Fliese]]n, aber auch [[Polyvinylchlorid|PVC]]). Arbeitsstühle müssen höhenverstellbar sein. Wenn es eine Armlehne gibt, muss auch diese angepasst werden können. Die Lehne sollte sich ebenfalls anpassen lassen. Bei modernen Arbeitsstühlen kann die Arretierung der Lehne und Sitzflache gelöst werden. Der Widerstand der Rückenlehne kann dann, durch Änderung der Spannung einer Feder, angepasst werden.


Als Vorläufer des ''[[Stabelle|Brettstuhls]]'' kann der in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v.&nbsp;Chr. in Ägypten aufgekommene Arbeits-Schemel mit drei [[Zapfen (Technik)|eingezapften]] Beinen bezeichnet werden. Doch auch von höheren Gesellschaftsschichten wurden um 1400 v.&nbsp;Chr. dreifüßige Schemel benutzt. Von Ägypten aus verbreitete sich der Dreibeinschemel in andere Kulturen, wie die des antiken Griechenlands und Roms. Auf römischen Darstellungen zeigt sich die Herausbildung einer vierfüßigen Variante mit viereckigem Sitz. Bis ins Mittelalter hinein war der Schemel mit eingezapften Füßen jedoch meist eine Sitzgelegenheit der unteren sozialen Schichten.<ref>Klára K. Csilléry: ''Zur Geschichte des Brettstuhls: Eine soziokulturelle Untersuchung.'' Redaktionell überarbeitet von Hans Dünninger. In: ''[[Jahrbuch für Volkskunde]].'' Neue Folge, 10, 1987, S. 216–240, hier S. 216–219.</ref>
Eine besondere Art des Arbeitsstuhls bietet der sogenannte ''Melkschemel''. Er besitzt lediglich '''ein''' Bein und wird mit einem Gurt um den Leib geschnallt. Dies ist von Vorteil, da man beim Melken des [[Kuh|Milchviehs]] keine Hände frei hat, um den Melkstuhl zu verrücken.


Die weitere Verbreitung der Sitzhaltung vollzog sich, beginnend mit den Thronen der Könige und Fürsten, an den Plätzen weltlicher und geistlicher Macht, in Herrscherhäusern und Klöstern (z.&nbsp;B. auf Holzbänken in [[Rittersaal|Rittersälen]] oder auf Steinbänken in [[Kapitelsaal|Kapitelsälen]]). Einzelstühle blieben jedoch für hochrangige Personen reserviert.
== Geschichte des Stuhls ==


In der Folge, etwa ab dem 16. Jahrhundert, wurde die Praxis des Sitzens auf Stühlen vom erstarkenden Bürgertum oder von Gutsherren übernommen. Erst ab dem 18./19. Jahrhundert wurde das Sitzen auf Stühlen in weiten Bevölkerungskreisen allmählich zum Normalfall, wobei jedoch lange Zeit noch zwischen einem dem Hausherren vorbehaltenen [[Armstuhl]] und einfacheren Sitzmöbeln (Bänke, Hocker etc.) für die übrigen Familienangehörigen oder gar fürs [[Gesinde]] unterschieden wurde.
Die Anfänge des "Homo sedativus" liegen zirka achttausend Jahre zurück. Aus den Jahren/Jahrzehnten um 5750 v. Chr., stammen einige, in Catal Hüyük in Südanatolien gefundene Tonstatuetten von
Göttinnen, die (im Körperbau vergleichbar der Venus von Willendorf) eine
Hockstellung eingenommen haben und so, als hockende Übermütter mit ausladenden, den Boden berührenden Hinterbacken, nicht nur "das Verhältnis von Fruchtbarkeit und Kosmos" symbolisieren. Zugleich nehmen die Göttinnen aufgrund ihrer mächtigen Leibesmitte (oft sind sie Schwangere oder Gebärende) eine Körperhaltung ein, die dem Sitzen ähnelt. Kommen noch zwei Löwen dazu, deren Köpfe Armstützen und deren Schweife eine Lehne abgeben, dann zeigt sich die Große Göttin von Catal Hüyük laut Hajo Eickhoff als "Urbild" der ersten Throne. Von späteren Herrschern und Herrschergebilden, ob Pharao, König oder Papst, unterscheidet sie ein Charakteristikum: "Sie hält sich in und
durch sich selbst".
Im alten Ägypten ließ man nur die Pharaonen thronen, was bedeutete: sie waren die einzigen im Land, die sitzen mußten, wo es üblich und bequem
war, sich auf dem Boden niederzulassen. (In manchen Gegenden Afrikas gab es auch sakrale Hocker, die nicht einmal der Stammeshäuptling mit seiner verlängerten Rückseite streifte: sie gehörten allein den Ahnen.) Die Ambivalenz der königlichen Rolle: wer auf einem Thron zum Sitzen gebracht wird, befindet sich einerseits hoch über seinen Untertanen, die sich von ihm (seltener: ihr) befehlen lassen - die ihn aber im Gegenzug, sei es wegen anhaltender Dürre oder
unablässigem Regen, wieder absetzen und töten können. Die Herrscherposition
vereinigt Macht mit größter Abhängigkeit. Bei zunehmender Verbreitung der Sitzhaltung, die mit dem Thronen begann und zunächst an den Plätzen
weltlicher und religiöser Macht, in Herrscherhäusern und Klöstern gepflegt und in der Folge (etwa ab dem 16. Jahrhundert) vom erstarkenden Bürgertum übernommen wurde, gewöhnte man sich in Europa nicht nur an das Kulturgerät Stuhl, sondern zugleich an eine vielleicht hiermit verbundene, statische, ja am besten "gesetzt" zu bezeichnende Denk- und Lebensweise. Querdenker
wie den Philosophen Friedrich Nietzsche, der nicht nur dichtend in der Tradition der altgriechischen Peripatetiker darauf bestand, im Gehen seine Ideen zu finden, mag es im Laufe dieser Tradition immer gegeben haben. Auch Bohemiens, denen es liegend einfiel, oder Stehpultschreiberinnen. Doch der (kleinere) Teil der Erdbevölkerung, der sich für besonders "zivilisiert" hält, sitzt, hat den Schutz des gekauften, also rechtmäßig besetzten Eigentums im Bürgerlichen Gesetzbuch dreifach fest verankert, und wünscht sich, sich auf eigenen
Immobilien zur Ruhe zu setzen.
Stühle dienen deshalb auch als Statussymbol. Im Büro erkennen wir den Chefsessel sofort an Umfang, Größe, Exklusivität der Armlehnen, der suggerierten
Aura von Schwere, Unverrückbarkeit usw. Charlie Chaplin nutzte diese in seinem Film "Der große Diktator" anlässlich einer Begegnung zwischen Hitler und Mussolini, indem er jeden der beiden bestrebt sein ließ, höher als der andere zu sitzen.
Als gälte es, die ägyptische Statik der Körper beim Sitzen unter Zuhilfenahme weiterer Geräte, Apparaturen oder Maschinen zu kompensieren, verbindet sich diese die Sitzhaltung im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert – dem Zeitalter des rasenden Stillstandes – schließlich mit äußerster Mobilität. Wer sich schnell fortbewegen will, nimmt Platz und verhält sich ruhig. Autos werden unter der Optik eigenkörperlicher Beweglichkeit zu Rollstühlen, in denen wir angeschnallt festsitzen und uns lediglich trauen, Hände und Füße zu rühren. Flugzeuge, Busse, Züge, Straßenbahnen: überall paart sich Vorwärtskommen mit der Bedingung, möglichst starr auf engem Raum zu warten, bis das Ziel erreicht ist. Derweil rauscht im Sitzen die Landschaft vorbei, die Straßen, Gassen oder Wolken, unwirklich wie ein Fernsehbild, das wir ebenfalls im Sitzen konsumieren (wie auch Internet und Cyberspace zumeist).
Wenn ursprünglich der Körper durch Stühle ruhig gehalten werden sollte, damit sich idealerweise geistige Kapriolen schlagen ließen oder Inspirationen einstellten, so scheint es, als würde uns derzeit das Sitzen zur bodenfernen, kurzfristigen - doch überall angebotenen - Aufenthaltsmöglichkeit inmitten einer unbegreifbaren und ungreifbaren Welt.


== Aufbau und Funktion ==
[[Datei:2020-06-04 Präsidentenpalast.jpg|mini|Stuhl des [[Präsident (Osttimor)|Präsidenten von Osttimor]]]]


Der normale oder einfache Stuhl besteht heute in der Regel aus den vier Stuhlbeinen, der Sitzfläche und der Rückenlehne. Entscheidend ist jedoch nicht nur deren Funktion, sondern auch deren Qualität. Hier spielen u.&nbsp;a. die Baugruppe der Stuhlfüße, das Material, die Stuhl[[Feder|federn]] und das Polster bezüglich der Haltbarkeit eine entscheidende Rolle.
== Arten von Stühlen==

* [[Dreibeiner|Stühle mit 3 Beinen]]
Sowohl Stuhlbeine als auch Sitzfläche und Lehne können von geringer, aber auch hoher Qualität sein. Ein hochwertiger Stuhl kann ein Leben lang halten, während ein völlig gleich aussehender Stuhl minderer Qualität unter Umständen schon nach einem Jahr ein defektes Polster oder ein gebrochenes Stuhlbein aufweist. Auch können Stühle mit minderwertigen, zu scharfkantigen Stuhlfüßen den Teppich, auf dem sie stehen, zerstören.

Folglich ist besonders für [[übergewicht]]ige Menschen und Menschen mit Einschränkungen die Wahl des richtigen Stuhles eine anspruchsvolle Aufgabe. Es ist darauf hinzuweisen, dass Stühle in der Regel, vom Kinderstuhl und Spezialanfertigungen abgesehen, nicht für alle Gewichtsklassen konzipiert werden.

Ein Polster puffert den Stuhl ab; hierzu werden oft sogenannte Zick-Zack-Federn verwendet, die das gesamte Polster nach unten elastisch machen und so zur gleichmäßigen Gewichtsverteilung beitragen. Zudem findet man hierauf auch nochmals [[Sprungfeder]]n, die verhindern, dass der Sitzende das Polster bis auf Höhe des Rahmens eindrückt.

Sieht man nach Umdrehen des Stuhls nur einen Rost, auf dem das Polster ruht, ist dieser Stuhl eher von minderer Qualität, sofern keine Sprungfedern auf dem Rost befestigt sind. Kann man nur ein [[Sperrholz]]brett ausmachen, ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass sich der Hersteller hier nur auf die Füllung der Polsterung verlässt. Die Belastung eines Stuhls ist aber eine andere als die eines Kopfkissens – ein ähnlicher Aufbau wirkt der Nachhaltigkeit des Stuhls daher auch deutlich entgegen.

Für den Stuhlbau haben sich heutzutage Materialien wie [[Aluminium]] und [[Stahl]] bewährt, da hier viele Nachteile des Holzes vermieden werden, siehe auch [[Holzschutz]]. Dennoch wirken Stühle aus diesen Materialien subjektiv oft kälter und unbehaglicher als Holzstühle.
{{Großes Bild|MHS ekspozycja krzesel p.jpg|500|Stühle aus dem Heimatmuseum von [[Sanok]], Polen, davon ein Schreibtischstuhl (Übereckstuhl)}}

== Deutsche Normen für Stuhl-Design und Sicherheit ==
{{Staatslastig|DE}}
* [[DIN EN]] 1335 Büromöbel – Büro-Arbeitsstuhl
* DIN EN 1728 Möbel – Sitzmöbel – Prüfverfahren zur Bestimmung der Festigkeit und Dauerhaltbarkeit
* DIN 68878 Stühle für den Wohnbereich – Gebrauchseigenschaften – Anforderungen und Prüfverfahren

== Zweckmäßigkeit und Statussymbol ==
Für die Ausstattung gastronomischer Betriebsstätten und Publikumseinrichtungen ist eine flexible Bestuhlung für verschiedene Besucherzahlen wichtig, auch für Privatpersonen mit Sitzmöglichkeiten im Freien. Dabei ist eine Stapelbarkeit der Stühle wichtig, damit der Stauraum bei Nichtnutzung klein bleibt.

Stühle dienen auch als [[Sozialer Status|Statussymbol]]. In einem Büro sticht oft ein „Chef[[sessel]]“ sofort durch Umfang, Größe, Exklusivität der [[Armlehne]]n, der suggerierten Aura von Schwere, Unverrückbarkeit usw. heraus. [[Charlie Chaplin]] baute darauf in seinem Film ''[[Der große Diktator]]'' auf, indem Adenoid Hynkel in einem übertrieben riesigen Sessel an einem überdimensionierten Schreibtisch Benzino Napoloni auf einem übertrieben kleinen Stuhl zu empfangen versucht.

== Überzug ==
Zum Schutz kostbarer Stühle vor Verschmutzung und Abnutzung, zur optischen Aufwertung und Vereinheitlichung unterschiedlicher Modelle, sowie zur Raumgestaltung werden Stühle gelegentlich mit dekorativem Stoff überzogen. Der Fachbegriff für solche Möbelüberzüge heißt [[Husse]] (von {{frS|la housse|de=Überwurf, Decke, Überzug, Schutzhülle}}).

== Sonstige Stuhltypen ==
[[Datei:Santa Maria de la Tossa de Montbui - 06 Cadires.JPG|mini|Holzklotzstühle aus der Kirche [[Santa Maria de la Tossa de Montbui]], [[Provinz Barcelona]]]]

=== Nach der Bauweise ===
* [[Freischwinger]], ohne Hinterbeine
* [[Freischwinger]], ohne Hinterbeine
* [[Schemel]]
* [[Hocker]], ohne [[Lehne]]
** [[Taburett]], vierbeiniger, gepolsterter Hocker mit Armlehnen, besonders im [[18. Jahrhundert]] in [[Frankreich]] beliebt. Die Beine des Hockers sind sichtbar.
* [[Barhocker]], ohne/mit Lehne
* Sitzschaukel ist ganz ohne Beine
* [[Klappstuhl]]
* [[Drehstuhl]]
* [[Bürostuhl]]
* [[Liegestuhl]]
* [[Schaukelstuhl]]
* [[Schaukelstuhl]]
* [[Schemel]] oder Hocker, ohne Rückenlehne
* [[Klappstuhl]], [[Schwedenstuhl]]
* [[Stapelstuhl]]
* [[Sattelstuhl]]
* [[Kniestuhl]]
* [[Windsor-Stuhl]]
* [[Voyeuse]], auch „Konversationsstuhl“ oder „Spielstuhl“


=== Nach der Funktion ===

* [[Bürostuhl]] (Drehstuhl, Arbeitsstuhl, [[Sattelstuhl]])
==Siehe auch==
*[[Autositz]],
* [[Thron]], [[kurulischer Stuhl]]
* [[Clubsessel]], [[Korbsessel]]
* [[Ottomane]]
* [[Sperrsitz]]
* [[Schwedenstuhl]]
* [[Kathedra]], [[Heiliger Stuhl]]
* [[Beichtstuhl]]
* [[Thonet]]
* [[Elektrischer Stuhl]]
* [[Elektrischer Stuhl]]
* [[Liegestuhl]]
* [[Kinderstuhl]]
* [[Friseurstuhl]], [[Zahnarztstuhl]]
* [[Kirchenstuhl]]
* [[Geburtsstuhl]]
* [[Autositz]]
* [[Reinraumstuhl]]
* [[Rollstuhl]]

== Designklassiker ==
<gallery>
Thonet Bugholzstuhl.jpg|Rechts: Kaffeehausstuhl von [[Michael Thonet]] (1851)
Rietveld chair 1.JPG|Rot-blauer Stuhl von [[Gerrit Rietveld]] (1917)
Bauhaus Chair Breuer.png|[[Clubsessel B 3]] von [[Marcel Breuer]] (1925)
MAKK Hans Coray Stuhl "Landi".jpg|[[Landi-Stuhl]] von [[Hans Coray]] (1939)
AJ 3101 ant.jpg|[[Arne Jacobsen]]: Stuhl ''3100'', ''[[Die Ameise| Ameisenstuhl]]'' genannt (1950)
Chair 5709.jpg|[[Arne Jacobsen]]: Stuhl ''[[Model 3107|3107]]'' (1955)
Kreuzschwinger.jpg|[[Kreuzschwinger]] von [[Till Behrens]] (1960)
Bofinger Chair red.JPG|[[Bofinger-Stuhl]] (1964/1966)
Sedia universale 4867, joe colombo, 1965.JPG|Stuhl ''Universale 4867'' von [[Joe Colombo]], Kunststoff, zweiteilig, höhenverstellbar und stapelbar. Vorgänger des einteiligen Monobloc-Stuhls (1965)
Panton Stuhl.jpg|[[Verner Panton]] (Modell von 1967)
</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Kurulischer Stuhl]]
* [[Stabelle]]
* [[Stabelle]]
* [[Sammlung Löffler]]
* [[Stuhl (Bibel)]]


== Literatur ==
[[Kategorie:Sitzmöbel]]
* Hermann Brauer: ''Die Entstehung eines Stuhles.'' In: ''Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.'' 2. Jg. 1903–1904, S. 60–64, [[doi:10.11588/diglit.6374#0068]] ([https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/mwkgv1903_1904/0068 Digitalisat]).
* [[Hansjürgen Bulkowski]]: ''Liebe zur Sache. Die Dinge, mit denen wir leben.'' Kulturverlag Kadmos, Berlin 2010, S. 103–107: „Stuhl“.
* Klára K. Csilléry: ''Zur Geschichte des Brettstuhls: Eine soziokulturelle Untersuchung.'' Redaktionell überarbeitet von Hans Dünninger. In: ''[[Jahrbuch für Volkskunde]].'' Neue Folge, 10, 1987, S. 216–240.
* Hajo Eickhoff: ''Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens.'' Carl Hanser Verlag, München/Wien 1993.
* Charlotte J. Fiell, Peter M. Fiell: ''1000 Chairs.'' Taschen Verlag, Köln 2000, ISBN 3-8228-5760-2.


== Weblinks ==
[[ca:Cadira]]
{{Commonscat|Chairs|Stuhl}}
[[en:Chair]]
{{Wiktionary}}
[[eo:Seĝo]]
{{Wiktionary|Sessel}}
[[es:Silla]]
* [https://deutsches-stuhlbaumuseum.de/ deutsches-stuhlbaumuseum.de] – [[Deutsches Stuhlbaumuseum]] in [[Rabenau (Sachsen)]]
[[fi:Tuoli]]
* [https://www.antike-tischkultur.de/sitzmoebelroemisch.html Antike Tisch-Kultur.de] – Stühle der Antike
[[fr:Chaise]]
[[it:Sedia]]
[[ja:椅子]]
[[nl:Stoel]]
[[nn:Stol]]
[[no:Stol]]
[[pl:Krzesło]]
[[ru:Стул]]
[[sv:Stol]]
[[zh:椅]]


== Literatur ==
== Einzelnachweise ==
<references />
Hajo Eickhoff: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens, Carl Hanser Verlag, München u. Wien 1993.

{{Normdaten|TYP=s|GND=4058247-4}}

{{SORTIERUNG:Stuhl (Mobel)}}
[[Kategorie:Sitzmöbel]]

Aktuelle Version vom 15. Juni 2025, 01:15 Uhr

Stühle aus Nussholz geschnitzt, Mittelteile der Rückenlehnen englischen Vorbildern (Hepplewhite) nachempfunden; josephinisch, Ende 18. Jh.

Ein Stuhl (in Österreich oft Sessel) ist ein in vielen Varianten ausgeführtes Sitzmöbel für (meist) eine Person, das sich in der Regel aus einem Fußgestell, einer einfachen oder gepolsterten Sitzfläche und einer Rückenlehne zusammensetzt und sich von dem einfachen Schemel ohne Lehne und dem gepolsterten Armsessel unterscheidet. Die ideale Höhe der Sitzfläche liegt für die meisten Erwachsenen bei 42–48 cm. Sonderformen sind unter anderem Klapp- und Faltstühle, der Schaukelstuhl und der Kniestuhl. Die Herstellung von Stuhlmöbeln oblag bis ins 20. Jahrhundert der Berufsgruppe der Stuhlmacher.

Das Wort Stuhl – althochdeutsch stuol ‚Sitz, Thron‘ (8. Jahrhundert), mittelhochdeutsch stuol (auch ‚Stuhlgang‘), altsächsisch / mittelniederdeutsch stōl, mittelniederländisch / niederländisch stoel, altenglisch stōl, englisch stool, altnordisch stōll, schwedisch stol, gotisch stōls (germanisch *stōla-) und litauisch pastõlas ‚Gestell, Ständer‘, altslawisch столъ ‚Sitz, Thron‘, russisch стол stol, deutsch ‚Tisch, Mahl, Büro, Zarenthron‘ – ist mit l-Suffix zur indoeuropäischen Wurzel *stā-, *stǝ- ‚stehen, stellen‘ gebildet.

Ausgehend von einer Bedeutung ‚Gestell‘ (bewahrt in Dach-, Glocken-, Fahr-, Webstuhl) entwickelt sich der Ausdruck im Germanischen zur Bezeichnung für ‚Hoch-, Ehrensitz, Thron‘ (eines Herrschers, Richters etc. – siehe auch Lehrstuhl, Stuhlherr oder Heiliger Stuhl).[1]

Geschichte des Sitzens

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Dreierstuhl

Ursprünglich saßen die Menschen auf dem nackten Erdboden, auf Felsen oder auf umgekippten Baumstämmen; in kälteren Regionen legte man Tierfelle unter, flocht Matten, webte Decken oder knüpfte Teppiche. In einigen Kulturen Afrikas und Asiens saß man auch wie heute noch längere Zeit in einer Art „Hockstellung“.

Im Alten Ägypten saßen die Pharaonen auf einem Thron, wie Grabbeigaben, Wandgemälde und Steinskulpturen zeigen. Ebenso thronten die Könige des Vorderen Orients und die Kaiser von China auf steinernen oder hölzernen Sitzmöbeln als Zeichen ihres Machtstatus. In einfacheren Kreisen nutzte man – wenn überhaupt – einfache Handwerkerschemel mit einem geflochtenen Sitzbett.

Als Vorläufer des Brettstuhls kann der in der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends v. Chr. in Ägypten aufgekommene Arbeits-Schemel mit drei eingezapften Beinen bezeichnet werden. Doch auch von höheren Gesellschaftsschichten wurden um 1400 v. Chr. dreifüßige Schemel benutzt. Von Ägypten aus verbreitete sich der Dreibeinschemel in andere Kulturen, wie die des antiken Griechenlands und Roms. Auf römischen Darstellungen zeigt sich die Herausbildung einer vierfüßigen Variante mit viereckigem Sitz. Bis ins Mittelalter hinein war der Schemel mit eingezapften Füßen jedoch meist eine Sitzgelegenheit der unteren sozialen Schichten.[2]

Die weitere Verbreitung der Sitzhaltung vollzog sich, beginnend mit den Thronen der Könige und Fürsten, an den Plätzen weltlicher und geistlicher Macht, in Herrscherhäusern und Klöstern (z. B. auf Holzbänken in Rittersälen oder auf Steinbänken in Kapitelsälen). Einzelstühle blieben jedoch für hochrangige Personen reserviert.

In der Folge, etwa ab dem 16. Jahrhundert, wurde die Praxis des Sitzens auf Stühlen vom erstarkenden Bürgertum oder von Gutsherren übernommen. Erst ab dem 18./19. Jahrhundert wurde das Sitzen auf Stühlen in weiten Bevölkerungskreisen allmählich zum Normalfall, wobei jedoch lange Zeit noch zwischen einem dem Hausherren vorbehaltenen Armstuhl und einfacheren Sitzmöbeln (Bänke, Hocker etc.) für die übrigen Familienangehörigen oder gar fürs Gesinde unterschieden wurde.

Aufbau und Funktion

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Stuhl des Präsidenten von Osttimor

Der normale oder einfache Stuhl besteht heute in der Regel aus den vier Stuhlbeinen, der Sitzfläche und der Rückenlehne. Entscheidend ist jedoch nicht nur deren Funktion, sondern auch deren Qualität. Hier spielen u. a. die Baugruppe der Stuhlfüße, das Material, die Stuhlfedern und das Polster bezüglich der Haltbarkeit eine entscheidende Rolle.

Sowohl Stuhlbeine als auch Sitzfläche und Lehne können von geringer, aber auch hoher Qualität sein. Ein hochwertiger Stuhl kann ein Leben lang halten, während ein völlig gleich aussehender Stuhl minderer Qualität unter Umständen schon nach einem Jahr ein defektes Polster oder ein gebrochenes Stuhlbein aufweist. Auch können Stühle mit minderwertigen, zu scharfkantigen Stuhlfüßen den Teppich, auf dem sie stehen, zerstören.

Folglich ist besonders für übergewichtige Menschen und Menschen mit Einschränkungen die Wahl des richtigen Stuhles eine anspruchsvolle Aufgabe. Es ist darauf hinzuweisen, dass Stühle in der Regel, vom Kinderstuhl und Spezialanfertigungen abgesehen, nicht für alle Gewichtsklassen konzipiert werden.

Ein Polster puffert den Stuhl ab; hierzu werden oft sogenannte Zick-Zack-Federn verwendet, die das gesamte Polster nach unten elastisch machen und so zur gleichmäßigen Gewichtsverteilung beitragen. Zudem findet man hierauf auch nochmals Sprungfedern, die verhindern, dass der Sitzende das Polster bis auf Höhe des Rahmens eindrückt.

Sieht man nach Umdrehen des Stuhls nur einen Rost, auf dem das Polster ruht, ist dieser Stuhl eher von minderer Qualität, sofern keine Sprungfedern auf dem Rost befestigt sind. Kann man nur ein Sperrholzbrett ausmachen, ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass sich der Hersteller hier nur auf die Füllung der Polsterung verlässt. Die Belastung eines Stuhls ist aber eine andere als die eines Kopfkissens – ein ähnlicher Aufbau wirkt der Nachhaltigkeit des Stuhls daher auch deutlich entgegen.

Für den Stuhlbau haben sich heutzutage Materialien wie Aluminium und Stahl bewährt, da hier viele Nachteile des Holzes vermieden werden, siehe auch Holzschutz. Dennoch wirken Stühle aus diesen Materialien subjektiv oft kälter und unbehaglicher als Holzstühle.

Stühle aus dem Heimatmuseum von Sanok, Polen, davon ein Schreibtischstuhl (Übereckstuhl)

Deutsche Normen für Stuhl-Design und Sicherheit

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  • DIN EN 1335 Büromöbel – Büro-Arbeitsstuhl
  • DIN EN 1728 Möbel – Sitzmöbel – Prüfverfahren zur Bestimmung der Festigkeit und Dauerhaltbarkeit
  • DIN 68878 Stühle für den Wohnbereich – Gebrauchseigenschaften – Anforderungen und Prüfverfahren

Zweckmäßigkeit und Statussymbol

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Für die Ausstattung gastronomischer Betriebsstätten und Publikumseinrichtungen ist eine flexible Bestuhlung für verschiedene Besucherzahlen wichtig, auch für Privatpersonen mit Sitzmöglichkeiten im Freien. Dabei ist eine Stapelbarkeit der Stühle wichtig, damit der Stauraum bei Nichtnutzung klein bleibt.

Stühle dienen auch als Statussymbol. In einem Büro sticht oft ein „Chefsessel“ sofort durch Umfang, Größe, Exklusivität der Armlehnen, der suggerierten Aura von Schwere, Unverrückbarkeit usw. heraus. Charlie Chaplin baute darauf in seinem Film Der große Diktator auf, indem Adenoid Hynkel in einem übertrieben riesigen Sessel an einem überdimensionierten Schreibtisch Benzino Napoloni auf einem übertrieben kleinen Stuhl zu empfangen versucht.

Zum Schutz kostbarer Stühle vor Verschmutzung und Abnutzung, zur optischen Aufwertung und Vereinheitlichung unterschiedlicher Modelle, sowie zur Raumgestaltung werden Stühle gelegentlich mit dekorativem Stoff überzogen. Der Fachbegriff für solche Möbelüberzüge heißt Husse (von französisch la housse ‚Überwurf, Decke, Überzug, Schutzhülle‘).

Sonstige Stuhltypen

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Holzklotzstühle aus der Kirche Santa Maria de la Tossa de Montbui, Provinz Barcelona

Nach der Bauweise

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Nach der Funktion

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Designklassiker

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  • Hermann Brauer: Die Entstehung eines Stuhles. In: Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins. 2. Jg. 1903–1904, S. 60–64, doi:10.11588/diglit.6374#0068 (Digitalisat).
  • Hansjürgen Bulkowski: Liebe zur Sache. Die Dinge, mit denen wir leben. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2010, S. 103–107: „Stuhl“.
  • Klára K. Csilléry: Zur Geschichte des Brettstuhls: Eine soziokulturelle Untersuchung. Redaktionell überarbeitet von Hans Dünninger. In: Jahrbuch für Volkskunde. Neue Folge, 10, 1987, S. 216–240.
  • Hajo Eickhoff: Himmelsthron und Schaukelstuhl. Die Geschichte des Sitzens. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1993.
  • Charlotte J. Fiell, Peter M. Fiell: 1000 Chairs. Taschen Verlag, Köln 2000, ISBN 3-8228-5760-2.
Commons: Stuhl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Stuhl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Sessel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 5. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 2000, S. 1386.
  2. Klára K. Csilléry: Zur Geschichte des Brettstuhls: Eine soziokulturelle Untersuchung. Redaktionell überarbeitet von Hans Dünninger. In: Jahrbuch für Volkskunde. Neue Folge, 10, 1987, S. 216–240, hier S. 216–219.